UMBAU UND ERWEITERUNG KULTURZENTRUM DIETRICH-BONHOEFFER-GYMNASIUM IN WIEHL - AUSLOBUNG Offener hochbaulich-freiraumplanerischer ...

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UMBAU UND ERWEITERUNG KULTURZENTRUM DIETRICH-BONHOEFFER-GYMNASIUM IN WIEHL - AUSLOBUNG Offener hochbaulich-freiraumplanerischer ...
Offener hochbaulich-freiraumplanerischer
Realisierungswettbewerb

UMBAU UND ERWEITERUNG
KULTURZENTRUM
DIETRICH-BONHOEFFER-GYMNASIUM
IN WIEHL
AUSLOBUNG
UMBAU UND ERWEITERUNG KULTURZENTRUM DIETRICH-BONHOEFFER-GYMNASIUM IN WIEHL - AUSLOBUNG Offener hochbaulich-freiraumplanerischer ...
Auftraggeber

Stadt Wiehl
Der Bürgermeister
Bahnhofstraße 1
51674 Wiehl

Verfahrenskoordination

büro luchterhandt
stadtplaner architekten landschaftsarchitekten

Daniel Luchterhandt,
Nils Polzin, David Senger
Shanghaiallee 6
20457 Hamburg
Telefon 040-707080-70
Fax     040-707080-780
buero@luchterhandt.de
www.luchterhandt.de

Hamburg, im Mai 2018
UMBAU UND ERWEITERUNG KULTURZENTRUM DIETRICH-BONHOEFFER-GYMNASIUM IN WIEHL - AUSLOBUNG Offener hochbaulich-freiraumplanerischer ...
Inhalt
1. Anlass und Zielsetzung                                           5

2. Der   Standort und seine Rahmenbedingungen                 		    7
   2.1    Lage                                                		    7
   2.2    Topografie und Freiraum                             		    7
   2.3    Gebäudebestand                                      		    9
   2.4    Erschließung                                              9
   2.5    Nutzungen                                                11

3. Das Vorhaben – Das neue Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium      		 13
   3.1 Konzeptionelle Überlegungen – Ergebisse der Phase 0       13
   3.2 Raum- und Funktionsprogramm – Die Funktionsbausteine      13

4. Entwurfsaufgabe                                            		 19
   4.1 Städtebauliches Aufgabenfeld                              19
   4.2 Hochbauliches Aufgabenfeld                                19
   4.3 Freiraumplanerisches Aufgabenfeld                         25
   4.4 Aufgabenfeld Wirtschaftlichkeit                           27

5. Standortdokumentation                                           28

6. Verfahren                                                       30
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1   Anlass und Zielsetzung

    Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) in der
    Stadt Wiehl soll zu einem innovativen und moder-
    nen Bildungs- und Kulturzentrum umgebaut wer-
    den und dabei eine neue, klar strukturierte und gut
    erkennbare Adresse erhalten. Die Stadt Wiehl be-
    absichtigt, das an einer Hauptstraße und östlich
    des Stadtzentrums gelegene Gymnasium mit ange-
    schlossener 3-Feld-Sporthalle und der Wiehltal-
    halle in Teilen zu erhalten und zu sanieren sowie
    durch Umbau und Neubau zu modernisieren. Da-
    für sind hochbauliche Maßnahmen im Sinne eines
    Umbaus und einer Erweiterung des Bildungs- und
    Kulturzentrums sowie Maßnahmen der Freianla-
    genplanung hinsichtlich der Umgestaltung der Au-
    ßenanlagen notwendig. Ungünstige Flächenzuschnit-
    te und mangelnde Barrierefreiheit des überwiegend
    aus den 1950er bis 1990er-Jahren stammenden
    Gebäudebestandes geben hierzu Anlass.

    Dem anstehenden Wettbewerb ist von September
    bis Dezember 2017 eine Planungsphase 0 voraus-
    gegangen, die zusätzlich zu den Untersuchungen
    und Studien zu vorhandenen Raumbedarfs- und Pä-
    dagogikkonzepten eine unter Beteiligung der Akteu-
    re zeitgemäße, zukunftsfähige und bedarfsgerech-
    te Planung für den Umbau und die Erweiterung des
    DBG gewährleisten soll. Die baulichen und struk-
    turellen Defizite des sehr heterogenen Gebäudeen-
    sembles haben eine verstärkte Interaktion mit dem
    umgebenden Stadtquartier sowohl städtebaulich als
    auch programmatisch hinsichtlich kultureller oder
    bürgernaher Veranstaltungen bisher erschwert. Mit
    einer städtebaulichen und funktionalen Neuplanung
    sollen die künftigen Bedarfe berücksichtigt, das ge-
    sellschaftliche und kulturelle Leben gefestigt sowie
    lokale Akteure eingebunden und vernetzt werden.
    Finanziert wird das Projekt in Teilen aus Geldern
    des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK)
    und somit aus Zuwendungen des Förderprogramms
    „Städtebauförderung 2008“.

    Foto: büro luchterhandt                                5
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Schulhof

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                                        onhoeffer-G
    Wiehltalhalle                                  ymnasium

                                                                     Spo
                                                                         rth   alle

                    Wiehltalstadtion

                                                              BPW Bergische Achsen Wiehl KG
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2           Der Standort und seine Rahmenbedingungen

2.1     Lage                                          2.2 Topografie und Freiraum
Das Grundstück des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasi-       Prägend ist die topographische Situation mit einem
ums mit über 24.000 qm liegt unmittelbar an der       deutlich von der Hauptstraße aus ansteigenden Hang
durch das Zentrum und östlich in Richtung Ober-       zur nördlich angrenzenden Ennenfeldstraße, die dem
wiehl verlaufenden Hauptstraße. An diesem Stand-      Schulstandort vor allem als fußläufige Erschlie-
ort bildet das Gebäudeensemble des DBG, beste-        ßung dient. Der Höhenunterschied ausgehend von
hend aus einem Ost-, West- und Mitteltrakt in         der Hauptstraße bis zur Ennenfeldstraße beträgt ca.
Verbindung mit dem nördlich gelegenen Oberstufen-     17m, so dass das bestehende Schulgebäude von un-
trakt, einer modernen 3-Feld-Sporthalle sowie der     terschiedlichen Niveaus erschlossen wird.
Wiehltalhalle mit Veranstaltungssaal und Mensa,       Ausläufer der nahegelegenen Forste und Naturräu-
den Eingang zur Altstadt mit restaurierten histori-   me münden hinter der östlich des Grundstücks ver-
schen Fachwerkhäusern. (Abbildung: Luftbild/Lage-     laufenden Puhler Straße an der Hauptstraße. Südlich
plan mit Bezeichnung der einzelnen Baukörper so-      der Hauptstraße befindet sich das Wiehltalstadion
wie Straßennamen) An das Wiehltalstadion grenzt       mit einem Sportplatz und einer Leichtathletikanlage
im Osten das Grundstück des Unternehmens BPW          mit Laufbahn.
Bergische Achsen KG, das an diesem Standort ihren
Hauptsitz hat.                                        Grünordnerische Festsetzungen aus einem Grünord-
                                                      nungsplan liegen für das Grundstück des DBG nicht
Der Flächennutzungsplan weist den Bereich des         vor. Der Baumbestand ist bis auf eine Linde zwi-
DBG als Gemeindebedarfsfläche aus. Ein Bebau-         schen dem nördlichen und südlichen Baukomplex
ungsplan besteht nur für den Bereich der Sporthal-    grundsätzlich nicht erhaltenswert.
le, ansonsten ist das Areal als unbeplanter Innen-
bereich nach § 34 BauGB zu werten.                    Die Innenhöfe auf dem Schulgelände sind teilweise
                                                      verwildert und bedürfen einer intensiven Pflege bzw.
Die Größe des Wettbewerbsgebiets beträgt ca.          Neuordnung.
17.000 qm mit einem vorgelagerten Außenbereich
bis zur Hauptstraße von rund 7.000 qm (weiße Li-      Für den Bereich der Wiehlaue wurde ein freiraum-
nie). Die Größe des erweiterten Wettbewerbsgebiets    planerischer Realisierungswettbewerb im September
(ohne verkehrsplanerischen Bereich) beträgt insge-    2017 entschieden. Dieses Wettbewerbsergebnis ist
samt rund 24.000 qm (blaue Linie).                    also auch bei der Freiraumplanung im Rahmen die-
                                                      ses Wettbewerbs einzubeziehen

Luftbild: Stadt Wiehl                                                                                     7
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2.3 Gebäudebestand                                     2.4 Erschließung
Das unmittelbare Umfeld des DBG ist durch klein-       Derzeit verfügt das Schulgrundstück über zwei we-
teilige Bebauungsstrukturen, insbesondere Einfa-       sentliche Zugangssituationen. Einen Haupteingang
milienhäuser mit großzügigen Gärten entlang der        an der Hautptstraße, wo derzeit auch die große
Ennenfeldstraße und der Puhler Straße geprägt.         Stellplatzanlage verortet ist und sich die Stadtbus-
Südlich der Hauptstraße hin zum Wiehltal befin-        haltestelle befindet. Zudem kann das Schulgrund-
det sich eine große Sportanlage mit einer Wett-        stück auch von der Ennenfeldstraße für Schüler be-
kampflaufbahn sowie Tennisplätze. Süd-östlich          treten werden. Diese Situation soll auch in Zukunft
schließt das große Areal der BPW Bergische Ach-        möglich sein – die Wegeverbindungen von Norden
sen KG an, das trotz der Lage im Tal durch die in-     nach Süden sollen aber insbesondere auch über die
dustriellen Großstrukturen markant wirkt.              Zeiten des klassischen Schulbetriebs hinaus auch
                                                       für die Öffentlichkeit weiter qualifiziert werden.
Der Gebäudebestand auf dem Schulgelän-
de zur Hauptstraße ist durch einen mäandrieren-        Nach aktuellem Planungsstand sind 124 Stellplät-
den Waschbetonriegel geprägt, der mit Ausnahme         ze und zusätzliche behindertengerechte Stellplät-
der Pausenhalle im EG und des Lehrerzimmers im         ze, sechs an der Wiehltalhalle und einer an der
1. OG durch eine klassische Mittelgangerschließung     Sporthalle, gefordert. Gegenwärtig werden über die
geprägt ist. Das 2. Obergeschoss wird im östlichen     Lehrerparkplätze an der Hauptstraße und der En-
und im westlichen Bereich dann durch die beiden        nenfeldstraße auch Stellplätze im öffentlichen Stra-
Treppenhauskerne erschlossen.                          ßenraum entlang der Hauptstraße sowie der Ennen-
                                                       feldstraße genutzt.
Der nördliche Bestandsbau ist als Klassenhaus ge-
nutzt und weist in der unteren Ebene lediglich süd-    Die Hauptstraße soll im Bereich des DBG im Rah-
orientierte Räume auf. In den drei weiteren auf-       men einer weiteren ISEK-Maßnahme umgestaltet
gehenden Geschossen sind Klassenräume nach             werden. Ziel ist es, dass die Innenstadt von Wiehl
Norden und Süden als Flurschule untergebracht.         von Durchgangsverkehren entlastet wird. Es ist
Östlich grenzt die 2-Feldhalle an. Begrenzt wird der   derzeit vorgesehen, dass das DBG zwar von Westen
Standort auf der westlichen Seite durch Wiehltal-      und Osten angefahren wird, ein Abfahren für den
halle sowie im Osten durch die 3-Feldhalle. An die-    MIV ist zukünftig jedoch lediglich nach Osten mög-
ser Stelle wird auch auf die der Anlage beigefügten    lich.
Grundrisse sowie die Bauzustandserfassung verwie-
sen.                                                   Die im Wettbewerb zu erstellende Freiraumkonzep-
                                                       tion wird in einem nachgelagerten Vergabeverfahren
                                                       für verkehrsplanerische Leistungen eingespeist.

Foto: büro luchterhandt                                                                                  9
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2.5 Nutzungen                                           Wiehltalhalle (Veranstaltungssaal)
Im Rahmen des Um- und Neubaus sind die Dritt-           Den Veranstaltungssaal der Wiehltalhalle nutzen
nutzungen in den verschiedenen Gebäudeteilen des        Wiehler Vereine und Träger unter anderem für die
DBG, der Wiehltalhalle und der 3-Feld-Sporthal-         Big Band DBG und Chorprojekte der Kirchengemein-
le unbedingt zu berücksichtigen sowie deren Be-         den. Außerdem wird sie für Firmenveranstaltungen
darfe in die Planung mit einzubeziehen, um auch in      (z. B. Volksbank Oberberg eG), Ehrungen und Aus-
Zukunft den bürgernahen Initiativen, Vereinen und       zeichnungen der Sportvereine, für Kultur- und Frei-
anderen kulturellen und sportlichen Trägern aus-        zeitveranstaltungen, die Wiehler Jazztage und pri-
reichend Raum und neue Möglichkeiten der Begeg-         vate Feierlichkeiten genutzt.
nung und des Dialogs anbieten zu können.
                                                        In der Wiehltalhalle befindet sich die Schulmensa,
Neben den schulischen Nutzungen sind in den oben        zukünftig auch eine Cafeteria, die vorwiegend mit
benannten Einrichtungen folgende Drittnutzungen         der schulischen Nutzung in Verbindung steht.
vorgesehen:
                                                        Wiehltalhalle (2-Feld-Sporthalle)
Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium                           Betriebssport (Badminton) der benachbarten BPW
Die Volkshochschule Oberberg strebt eine Zentra-        Bergische Achsen KG, Turnen und Badminton des
lisierung ihrer aktuell 11 dezentralen Veranstal-       TuS Wiehl, Tischtennis des TTC Wiehl, Handball und
tungsorte und eine Ausdehnung des Kursangebo-           Turnen des CVJM Oberwiehl, Fußball des FV Wiehl
tes an. Bisher besteht das Angebot überwiegend          2000 und Turnier- und Ligaveranstaltungen der
aus Sprachkursen und soll in Zukunft durch natur-       Vereine über das ganze Jahr verteilt, sind in der
wissenschaftlich-technische sowie kreativ-künst-        2-Feld-Sporthalle der Wiehltalhalle untergebracht.
lerische Kurse ergänzt werden. Ebenso sollen die
Kursangebote der Musikschule der Homburgischen          3-Feld-Sporthalle
Gemeinden e. V. optimiert und die teilweise noch        Die 3-Feld-Sporthalle wird ebenfalls von zahlrei-
extern stattfindende Flüchtlingshilfe und Angebo-       chen Vereinen sowie der Sparkasse Wiehl für sport-
te von amnesty international sowie des Frauencafés      liche Aktivitäten genutzt. Gymnastik und Turnen der
intensiviert werden. Zusätzlich ist ein Patenschafts-   Behindertensportgemeinschaft Wiehl, Leichtathletik
programm, das unter anderem eine Kooperation von        des Wiehltaler LC, Volleyball des VC Wiehl können
Wiehler Sportvereinen beinhaltet, für das DBG vor-      ergänzend zu den oben genannten Vereinen erwähnt
gesehen.                                                werden. Auch sind in der 3-Feld-Sporthalle ganz-
                                                        jährig Turnier- und Ligaveranstaltungen geplant.
Grundsätzlich soll die Nutzung allgemeiner Unter-
richtsräume durch Wiehler Vereine für Veranstal-
tungen, Projekte und Workshops ermöglicht und die
Kooperation mit Wiehler Unternehmen in Form von
Arbeitsgemeinschaften, insbesondere im MINT-Be-
reich, gewährleistet werden. Veranstaltungen und
kleine Dauerausstellungen über das Leben und Wir-
ken von Dietrich Bonhoeffer und bezüglich der
Schulpartnerschaft mit dem Ikarih Education Center
Uganda sind ebenfalls zu berücksichtigen. Allge-
mein soll die Pausenhalle mit Cafeteria außerhalb
der Schulzeiten kulturellen und bürgernahen Akti-
vitäten, insbesondere aus dem angrenzenden Stadt-
quartier zur Verfügung stehen.

Foto: büro luchterhandt                                                                                 11
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3           Das Vorhaben

3.1 Konzeptionelle Überlegungen – Leitbild            3.2 Raum- und Funktionsprogramm
    der Schule                                        Insgesamt soll das neue Dietrich-Bonhoeffer-Gym-
Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Wiehl sieht es      nasium folgende fünf Hauptfunktionsbereiche um-
als seine zentrale Aufgabe an, Schülerinnen und       fassen, die im Folgenden näher beschrieben wer-
Schüler so zu fördern und zu fordern, dass ihre in-   den sollen:
dividuellen Entwicklungspotentiale bestmöglich er-
kannt und entfaltet werden können – unabhängig        Haupteingang und Foyer
von Geschlecht, sozialer Herkunft und schulischer     (Adressbildung und Nutzfläche des Foyers)
Lernbiografie.                                        Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium soll sich als
                                                      Bildungs- und Kulturzentrum klar zu erkennen ge-
In der Schule wird Wert auf eine Schulkultur ge-      ben und hinsichtlich der Nutzungen auch als ei-
legt, die Gemeinschaft gestaltet, Demokratie erle-    ne Erweiterung des öffentlichen Raums verstan-
ben lässt, Kooperationen ermöglicht und in engem      den werden. Als zentraler Eingangsbereich bildet
Kontakt mit der Lebenswelt der Schülerinnen und       das Foyer die Schnittstelle aller funktionellen Be-
Schüler steht. Es ist ein besonderes Anliegen des     reiche (Funktionszusammenhänge, Anlage XX). Alles
DBG, dass sich alle an der Schule wohlfühlen und      was im Inneren der Schule erarbeitet wird, kann
in einem gesunden Lebensraum miteinander leben        an diesem Ort im Rahmen von Ausstellungen für
und lernen können.                                    die Nutzerinnen und Nutzer sichtbar werden. Dabei
                                                      soll man sich auch über einen längeren Zeitraum in
Daher wird der Lernprozess nachhaltig und zu-         diesem Bereich aufhalten können, dauerhafte Sitz-
kunftsorientiert begleitet, um die Schülerinnen und   gelegenheiten werden somit unverzichtbar. Auch
Schüler angemessen auf ihre zukünftige Lebenswelt     der Bonhoeffer-Gedenkraum soll sich im Foyer wie-
vorzubereiten. Das DBG sieht sich als eine Schu-      derfinden bzw. unmittelbar von diesem aus zugäng-
le, in der durch eine breit gefächerte Bildung und    lich sein. Grundsätzlich sind alle fünf Hauptfunkti-
Erziehung, fachliche und überfachliche Kompeten-      onsbereiche mit dem Foyer zu verknüpfen, aber wie
zen erfahrbar werden, welche alle Schülerinnen        stark die räumliche Beziehung jeweils ausgeprägt
und Schüler befähigen, sich der steigenden Kom-       sein soll, ist im Entwurf zu untersuchen.
plexität unserer Gesellschaft zu stellen. Im Zuge
der Bedarfsplanung wurden unterschiedliche Vorun-     Für Räume der Ganztagsbetreuung sowie der Ver-
tersuchungen zur Weiterentwicklung des Gebäude-       waltung mit dem Schulsekretariat soll eine direkte
bestands vorgenommen, um eine dem Leitbild und        Erreichbarkeit vom Foyer aus eine schnelle Orien-
den Zielen zeitgemäße Pädagogik in inspirierenden     tierung ermöglichen. Für fachraumbezogene Aus-
Räumen umzusetzen. Das Ergebnis der Phase 0 ist       stellungen und Veranstaltungen, beispielsweise im
ein mit allen Beteiligten abgestimmtes Raum- und      Spiegelsaalforum des musischen Fachbereiches,
Funktionsprogramm, das sowohl auf Einzelraume-        kann der repräsentative Charakter des Foyers ge-
bene Ansprüche und Ziele definiert als auch über-     nutzt werden. Direkt an das Foyer angrenzend bzw.
geordnete Funktionszusammenhänge beschreibt.          in gut auffindbarer Lage, steht ein Seminarraum
                                                      auch Dritten zur Nutzung für Bildungsveranstaltun-
                                                      gen offen. Eine Teeküche soll sowohl diesen Raum
                                                      als auch Besucherinnen und Besucher von Veran-
                                                      staltungen im Foyer versorgen.

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Verwaltung und Lehrkräfte                              Fachräume
Verwaltung, Beratung und Lehrkräfte sollen grund-      (Musische Fächer, Naturwissenschaften & Informatik)
sätzlich durch drei miteinander verknüpfte Teil-       Die Fachräume sind zwei Funktionsbereichen zu-
bereiche abgebildet werden, jedoch ist zu beto-        geordnet, dem Bereich der musischen Fächer und
nen, dass im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium das         dem der Naturwissenschaften & Informatik. Ne-
Konzept eines „dezentralen Lehrerzimmers“ ver-         ben den Unterrichtsräumen und den dazugehörigen
folgt werden soll. Als Arbeitsplätze für das Betreu-   Sammlungs-, Vorbereitungs- und Lagerrräumen soll
ungs- und Lehrpersonal sollen demnach dezentrale       im Bereich der Naturwissenschaften und Informatik
Teamstationen in den Jahrgangs- und Fachclustern       ein „Science Center“ als Lernlandschaft mit Lernin-
eingerichtet werden. Im allgemeinen Unterrichtsbe-     seln und Ausstellungsflächen zur offenen Begeg-
reich sind in der Sekundarstufe I diese Teamstatio-    nung und eigenständigem Lernen integriert werden.
nen jeweils in einem Jahrgangscluster verortet. Im     Diese Fläche soll gleichzeitig als repräsentatives
Cluster-Forum der Sekundarstufe II stehen sie in       Erschließungsfoyer für Naturwissenschaften und In-
funktionaler Beziehung zu allen vorgesehenen Kurs-     formatik die Schnittstelle zum allgemeinen Schulfo-
räumen. Der Ganztags- und der naturwissenschaft-       yer bilden. Hier grenzt auch die Teamstation für den
liche Bereich verfügt jeweils über eine Teamstation    naturwissenschaftlichen Funktionsbereich an, um
und der musische Fachbereich über zwei benach-         Schülerinnen und Schülern auch außerhalb des Un-
barteTeamstationen (Kunst/Musik).                      terrichts die Möglichkeit zu geben, mit dem Betreu-
                                                       ungs- und Lehrpersonal in Kontakt zu treten.
Der Funktionsbereich der Verwaltung umfasst Büros
für die Schulleitung und die stellvertretende Schul-   Die musischen Fächer stellen in ihrem Bereich an-
leitung sowie für das Orgateam. Hinzu kommen das       dere Anforderungen an das Raumprogramm. Der
Sekretariat als zentrale Anlaufstelle der Schulge-     Funktionsbereich gliedert sich in Räume für Musik
meinschaft, Räume für Besprechungen, ein Kran-         und Kunst. Die Schnittstelle zwischen den zwei Be-
kenzimmer, eine Teeküche und ein Kopierraum.           reichen soll mit dem von beiden Fächern genutzten
                                                       Foto-, Film- und Tonstudio, dem Laptoplager sowie
Räume der Beratung für Lernbetreuung und Berufs-       den beiden Teamstationen ausgebildet werden.
orientierung sowie die Büros der Fachkoordinatoren
werden im Funktionsbereich der Beratung zusam-         Für die Musik sind neben den Musik-Unterrichts-
mengebracht. Im zentralen Bereich für die Lehr-        räumen kleine Übezellen vorgesehen, um individuell
kräfte sind eine Lehrerlounge, ein Ruheraum und        oder in Gruppen zu musizieren. Sie sollen gleicher-
Besprechungsräume sowie Garderobe, Teeküche und        maßen von dem größeren Musikraum „Spiegelsaal-
Kopierraum vorgesehen, so dass Lehrkräfte aus ih-      forum“ erreichbar sein, welches sich für Aufführun-
ren jeweiligen Teamstationen hier zum Austausch        gen auch zum Foyer öffnen kann.
und in Arbeitspausen zusammenkommen können.
                                                       Der Kunst-Bereich umfasst drei Unterrichtsräume
                                                       mit angeschlossenen Vorbereitungsräumen sowie
                                                       einen Kunst-Werkraum. Dieser soll sich zu einem
                                                       nutzbaren Außenraum öffnen und direkt von außen
                                                       anzudienen sein.

                                                       Ein kurzer Weg aus dem musischen Funktionsbe-
                                                       reich in die als Aula genutzte Wiehltalhalle, ist
                                                       wünschenswert. Es ist anzustreben, dass die Funk-
                                                       tionsbereiche der musischen Fächer und der Natur-
                                                       wissenschaften & Informatik über Zugänge ins Freie
                                                       verfügen, die den Unterricht durch eine Nutzung der
                                                       Außenräume bereichern können.

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Ganztagsräume
Durch den Funktionsbereich für die Ganztagsbetreu-
ung, wird den Schülerinnen und Schülern die Mög-
lichkeit zum betreuten und selbstständigen Ler-
nen und Arbeiten angeboten. Um ein eigenes Foyer
mit Sitzgelegenheiten und Ausstellungsflächen sol-
len sich neben den Betreuungsräumen für Haus-
aufgaben und Aufenthalt außerdem die Schülerver-
tretung, die Streitschlichter, ein Schulsanitätsraum
sowie der auch für Dritte nutzbare Seminarraum
gruppieren. Ansprechpartner sind hier in einer
Teamstation gut aufzufinden.

Allgemeiner Unterrichtsbereich
(Unterschiede Sek. I/Sek. II)
Die allgemeinen Unterrichtsbereiche sind unter-
teilt in die Sekundarstufe I und Sekundarstufe II.
Die durchgängig 5-zügige Sek. I ist in sechs Clus-
ter nach Jahrgangsstufen gegliedert. Jedes Clus-
ter besteht aus Unterrichtsräumen (AUR), Differen-
zierungsbereichen zur individuellen Förderung, einer
Teamstation, Schließfächer sowie einem Lager für
Lehrmittel und Laptops, welche von einem Cluster-
Forum mit Lerninseln erschlossen werden. In je-
der Jahrgangsstufe bildet ein Zug eine Inklusions-
klasse.

Der Funktionsbereich der 7-zügigen Sekundarstu-
fe II besteht hingegen nicht mehr aus jahrgangsbe-
zogenen Unterrichtsräumen, sondern aus einer Viel-
zahl an Kursräumen, die sich zu einem zentralen
offenen Aufenthalts-, Begegnungs- und Lernbereich
öffnen. Aktive und ruhige Zonen sind in diesem Be-
reich genauso vorgesehen, wie ein Zugang zu Lehr-
mitteln, Laptops und drei Teamstationen. Eben-
so verfügt dieses zusammengefasste Cluster-Forum
über eine Infotafel, Garderobe und Schließfächer.
Der funktionelle Bezug zum Foyer soll bei beiden
Sekundarstufen gleichermaßen bestehen.

Nebenräume
Jeder Funktionsbereich verfügt über Zugänge zu
den für eine Schule üblichen Nebenräumen, zu de-
nen Sanitär-, Putzmittel-, Lager, Server- und Ar-
chivräume zählen.

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Funktionsschema
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4           Entwurfsaufgabe

Schule neu denken!                                     rung der Foyers zu erörtern. Im Zusammenspiel mit
Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl soll        der Wiehltalhalle und der Sporthalle ist zu erwä-
in jeder Hinsicht von herausragender Qualität sein     gen, welche jener schulischen Funktionen und Räu-
– funktional und wirtschaftlich, gestalterisch und     me, die auch von der Öffentlichkeit temporär ge-
ökologisch. Es soll Alt und Neu untereinander ver-     nutzt werden können, sich zum öffentlichen Raum,
binden. Die Außen- und Innenarchitektur sowie          v. a. zur Hauptstraße hin orientieren. Gesucht wer-
der Freiraum muss den aktuellen Lernanforderun-        den Grundrisskonzepte, die die stadtteilbezogenen
gen und -formen entsprechen und in seiner ästhe-       Funktionen der Schule als Erweiterung des öffentli-
tischen Gestaltung die Grundideen ihrer inhaltli-      chen Raums begreifen und die auch für Auswärtige
chen Konzepte zum Ausdruck bringen. Sie ist einer      leicht auffindbar sind. Im Hinblick auf ein behin-
der entscheidenden Faktoren, um handlungsorien-        dertengerechtes öffentliches Gebäude sind Ein-
tiertes Lernen von Kindern, Jugendlichen angemes-      gangssituationen so zu bestimmen, dass auch in
sen fördern und umsetzen zu können. Die konkrete       ihrer Mobilität eingeschränkte Personen von den
Herausforderung dieses Wettbewerbs besteht darin,      Kiss-and-Drop-Zonen auf kurzem Wege, ggf. in Be-
sich mit dem ambitionierten inhaltlichen Programm      gleitung, das Gebäude erreichen können. Nicht nur
für die Schule auseinanderzusetzen, eine Haltung zu    in diesem Zusammenhang ist zu diskutieren, welche
einer zukunftsweisenden Pädagogik zu entwickeln        Bedeutung künftig der Ennenfeldstraße als Zugang
und überzeugende Vorschläge für eine Umsetzung         zum DBG zuteil werden sollte und in welcher Weise
dieser Konzepte in konkrete hochwertige Architektur    die neue Schule dort in Erscheinung treten soll.
auszuarbeiten – noch dazu die innovativen pädago-
gischen Ansätze teilweise auch in den Bestands-        In die Konzeption der Zugangsbereiche ist bewusst
bauten umzusetzen.                                     auch die Sporthalle einzubeziehen, weil in dieser
                                                       neben Schulsport auch Vereinssport stattfindet. Ih-
4.1 Städtebauliches Aufgabenfeld                       re Zugangsbereiche müssen daher vom öffentli-
Präsenz zeigen!                                        chen Raum auch in Zukunft gut auffindbar sein. Aus
Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium ist schon heu-       städtebaulicher Sicht ist zu prüfen, in welcher Wei-
te mehr als eine Schule und von großer Bedeutung       se das Gebäudevolumen der Sporthalle städtebau-
für die Innenstadt von Wiehl. Mit der Wiehltalhal-     lich wirksam werden soll.
le an der Seite und inmitten der künftig zu entwi-
ckelnden Wiehltalaue gelegen, soll das DBG ins-        Schlüssige Verteilung der Baumassen!
besondere an der Hauptstraße eine der Bedeutung        Sämtliche geforderten Flächen sind vollends auf
dieser Bildungseinrichtung angemessene städtebau-      dem Schulgrundstück nachzuweisen. Wohlwissend,
liche Präsenz entfalten. Von den Teilnehmerinnen       dass der Platz dafür knapp bemessen ist und zu-
und Teilnehmern ist also eine Gebäudekonfigurati-      dem ein hinreichend großes Freiraumangebot ge-
on zu entwerfen, die sich in Lage, Ausrichtung und     schaffen werden soll, wird ein effektiver Umgang
Dimensionierung der Gebäude deutlich und selbst-       mit Flächen und Volumina erwartet – ohne da-
bewusst als Bildungsbau im öffentlichen Raum zu        bei das für eine innovative Pädagogik erforderliche
erkennen gibt. Neben der städtebaulichen Sichtbar-     Raumangebot einzuschränken. Es wird eine Gebäu-
keit wird es für eine gute funktionale Einbindung      destruktur erwartet, die kurze Wege zum Außen-
der Schule in den stadträumlichen Kontext auf eine     raum, zu Pausen- und Ganztagsbereichen sichert
sinnfällige Verortung des Eingangs resp. der Ein-      und die insgesamt die vielfältigen Funktionen der
gänge und damit auf eine alltagstaugliche Verknüp-     Schule nachvollziehbar verteilt und räumlich ab-
fung des (öffentlichen) Außenraums mit den Erd-        bildet. Besonders gründlich ist in die städtebauli-
geschosszonen der Schule ankommen. Im Rahmen           chen Überlegungen der Gebäudebestand mit seiner
der städtebaulichen Überlegungen zur Einbindung        heutigen Struktur einzubeziehen. Es ist eine städ-
der Schule in den Stadtteil sind die Funktionalität,   tebaulich-freiraumplanerische Idee herauszuarbei-
die präzise Lage und die räumliche Dimensionie-        ten, in die ein signifikanter Anteil des Gebäudebe-

Foto: büro luchterhandt                                                                                 19
stands auf selbstverständliche Weise eingebunden       mit Blick auf das eigene Konzept zu erörtern und
ist. Welche Gebäudeteile dies genau betrifft, ist im   der Bereich mit Fahrradstellplätzen entsprechend
Rahmen des Wettbewerbs eingehend zu erörtern.          auszustatten. Es ist ebenfalls zu berücksichtigen,
Von hervorstechender Bedeutung ist ferner die Lage     dass Wege auf dem Grundstück auch außerhalb der
am Hang, die sich nicht nur für die Gestaltung und     Schulzeiten eine Durchwegung für Fußgänger hin
Nutzbarkeit des Außenraums als Herausforderung         zur Hauptstraße ermöglichen sollen.
erweist, sondern als städtebaulich-landschaftlich
prägendes Charakteristikum das Potenzial besitzt,      4.2 Hochbauliches Aufgabenfeld
dem DBG eine für die Stadt Wiehl und dem Ober-         Inspirierende Lernorte entwickeln!
bergischen ein identitätsstiftendes Raumgefüge zu      Um motiviert lernen und lehren zu können, brau-
verleihen. Städtebaulich ist zu diskutieren, inwie-    chen Schulen inspirierende Räume. Ihr Zuschnitt
weit die Baumassen und Gebäudehöhen die Hang-          und ihre Anordnung zueinander müssen es Schü-
lage thematisieren, diese betonen oder egalisieren!?   ler- wie Lehrerschaft erleichtern, sich diese Räume
Es werden Konzepte erwartet, die in Beantwortung       anzueignen und sie nach eigenen Vorstellungen auf
dieser Frage selbstverständlich auch die angren-       ihre individuellen und kollektiven Bedürfnisse hin
zende Bebauung einbeziehen und ebenso behutsa-         anzupassen und zu gestalten. Kinder und Jugendli-
me wie selbstbewusste Haltungen vertreten.             che, auch Erwachsene, sollen hier einen Lern-, Le-
                                                       bens-, Bewegungs- und Entfaltungsraum vorfinden,
Nicht zuletzt ist ein städtebaulich-architektioni-     der hilft, die eigene Persönlichkeit und individuel-
sches Leitbild herauszuarbeiten, das überzeugend       le Kompetenzen zu entwickeln und zu stärken. Das
mit der funktionalen Idee für das DBG korrespon-       pädagogische Personal und die weiteren Fachkräfte
diert: Gliedert sich die neue Schule eher in Einzel-   finden Arbeitsplätze vor, die sie in der Umsetzung
baukörper mit jeweils eigenen Funktionalitäten oder    ihrer pädagogischen Konzepte unterstützen.
konzentrieren sich die Funktionsbereiche eher in ei-
nem zusammenhängenden Gebäudekomplex!? Für             Was für das Leben im Allgemeinen gilt, muss auch
diese Überlegungen spielt auch die abschnittsweise     für diese Schule gelten: Menschen brauchen eine
Realisierbarkeit und der Umbau im laufenden Be-        identifizierbare räumliche Einheit, zu der sie gehören!
trieb eine Rolle. Wie sich folglich die Umsetzung in   Die Qualität der Architektur muss sich daran messen
Bauphasen gliedert, ist konzeptionell mitzudenken      lassen, in welchem Maße die Nutzerinnen und Nutzer
und planerisch überzeugend darzulegen.                 die Räume als die ihrigen akzeptieren und sich für
                                                       diese verantwortlich fühlen. Daher sind Cluster von
Dezent erschließen!                                    überschaubarer Größe zu planen, die räumlich und
Der verkehrliche Rahmen für die Erschließung der       gestalterisch Eigenständigkeit erkennen lassen, ohne
Schule samt Wiehltalhalle und Sporthalle ist weit-     den Bezug zum großen Ganzen zu verlieren.
gehend vorgegeben. Die Hauptstraße wird im Be-
reich der Schule lediglich für Busse durchfahr-        Die Gestaltungsmöglichkeit von Schulräumen ist
bar bleiben, der Autoverkehr kann zwar von Osten       wesentlich für die Nutzungsqualität der Architektur.
und Westen das Gelände anfahren, jedoch aus-           Die Architektur muss Aneignungsprozesse ermög-
schließlich nach Osten abfahren.. Bei der Planung      lichen und sich als flexibel und robust in Struktur
der Schule wird besonderer Wert auf eine komfor-       und Gestaltung erweisen. Die Räume sind so anzu-
table Verknüpfung zwischen den Kiss-and-Drop-Zo-       ordnen und auszustatten, dass sich dezentrale Flä-
nen und den Eingangsbereichen gelegt. Die Flächen      chen und Zonen bilden lassen, die von Teams der
für die Anlieferung sind dezent zu verorten. Fahr-     Lehrenden bzw. Lerngruppen in Eigenverantwor-
radstellplätze sollten in überwiegender Anzahl nach    tung ausgestaltet und gepflegt werden können. Un-
Möglichkeit in der Nähe zu den Eingangsbereichen       terschiedliche Formen der Zusammenarbeit müssen
und wettergeschützt untergebracht werden, so dass      realisierbar sein – von der Einzelarbeit, über Klein-
sie in höchstem Maße für alle Radfahrenden at-         gruppen und Klassenverbände bis hin zu übergrei-
traktiv sind und „wildes Parken“ weitgehend unter-     fenden Stufenverbänden (Cluster) – und sich wan-
bleibt. Für den Rad- und Fußverkehr ist die Bedeu-     delnden Anforderungen flexibel anpassen lassen.
tung der Zugangssituation an der Ennenfeldstraße

20
Ein ganztägiger Lebensort!                              Bei der Grundrissgestaltung wird auf einen effizi-
Den anspruchsvollen städtebaulichen Herausforde-        enten Umgang mit den Verkehrs- und Nebenflächen
rungen entsprechend, sind im Rahmen dieses Wett-        gesteigerter Wert gelegt. Zukunftsorientierte Schul-
bewerbs hochbauliche Lösungsvorschläge zu ent-          bauten zeichnen sich durch große Lebendigkeit
werfen, die ebenfalls von herausragenden Qualitäten     dank einer uneingeschränkten Nutzbarkeit sämtli-
zeugen – funktional und wirtschaftlich, ökologisch      cher zur Verfügung stehenden Flächen und Räume
und energetisch sowie natürlich auch gestalterisch.     aus. Verkehrsflächen bilden dazu eine wichtige Res-
Gesucht wird eine Architektur, die zu den Lernan-       source. Es ist aufzuzeigen, wie sie über ihren ei-
forderungen und -formen passt und in ihrer Ästhetik     gentlichen Erschließungszweck hinaus als vollwer-
den inhaltlichen Grundideen des Gymnasiums Aus-         tige Nutzflächen ihre Wirkung im Gebäude entfalten
druck verleiht. Die Architektur ist als „dritter Päd-   können – als Kommunikations- und Aufenthalts-
agoge“ einer jener Faktoren, handlungsorientiertes      raum, als Ort zum Lernen und zur Kontemplation,
Lernen von Kindern, Jugendlichen und jungen Er-         als Versammlungs- und Bewegungsfläche. Es ist
wachsenen angemessen fördern und umsetzen zu            darzulegen, wie diese Flächen integraler Bestand-
können. Dies wird umso bedeutsamer, als im Ganz-        teil eines Grundrisskonzepts werden, die keinen
tag die Schule mehr denn je zum Lern- und Lebens-       Qualitätsunterschied zwischen Unterrichtsflächen
raum avanciert. Schülerinnen und Schüler verbrin-       und Verkehrsflächen mehr (erlebbar) macht.
gen oftmals mehr Zeit im Umfeld ihrer Schule, als
in ihrem eigenen Zuhause. Moderne Bildungseinrich-      Leben und Lernen gestalten lernen –
tungen sind damit längst nicht mehr nur Orte des        Räume inspirierter Aneignung!
konzentrierten Lernens, sondern brauchen Orte für       Der Unterricht findet in allen Jahrgängen in Jahr-
Konzentration und Entspannung, für Bewegung und         gangsclustern statt. Die Konzepte der Jahrgangs-
Ruhe, laute und leise Rückzugsbereiche, individuelle    cluster stehen für ein partnerschaftliches Miteinan-
und gemeinschaftliche Zonen. Schulen müssen den         der von Lernenden und Lehrenden. Die Lehrenden
Schülerinnen und Schülern ein Stück „Zuhause“ bie-      ordnen sich gleichberechtigt mit ihren Arbeitssta-
ten, Räume der Geborgenheit wie der freien Entfal-      tionen in den Alltag der Schülerinnen und Schüler
tung offerieren und dies auch atmosphärisch einlö-      ein und sind stets ansprechbar. Von den Teilneh-
sen. Auch wenn nur Teile der Schule neu zu planen       merinnen und Teilnehmern werden Grundrisskon-
sind – gemeinsam mit den neu errichteten Baustei-       zepte erwartet, die den Geist der Jahrgangscluster
nen gilt es, Schule neu zu denken und einen zu-         in differenzierte Raumkonzepte übersetzen, die weit
kunftsfähigen ganzheitlichen Lebensort zu schaffen.     mehr sind, als eine Reihung von Unterrichtsräumen,
                                                        die voller Inspiration und Spannung stecken, aber
Schülerinnen und Schüler, auch Lehrende, brauchen       auch die notwendige Ruhe und Klarheit vermitteln.
für ein motiviertes Arbeiten inspirierende Räume.       Sie sollen als im Gebäude identifizierbare Einheiten
Sie müssen die Möglichkeit erhalten, sich ihre Räu-     jeweils ihre eigene Atmosphäre versprühen können.
me anzueignen, sie auf ihre individuellen und kol-
lektiven Anforderungen hin anzupassen und zu ge-        Die Architektur soll Kinder und Jugendliche daher
stalten – weil sich so die Persönlichkeit und die       darin unterstützten, sich eigenständig so einzurich-
individuellen Kompetenzen noch besser entfalten         ten, dass sie gerne lernen. So sind Räume zu for-
können. Die Architektur soll Aneignungsprozesse er-     men, die informelles Lernen fördern, Möglichkeiten
möglichen, ästhetischen Veränderungen hinreichend       zum Rückzug bieten, Schutz und Ruhe für die Arbeit
Raum geben und keine „Angst vor den Nutzern“ ha-        in kleinen Teams oder alleine schaffen oder auch
ben. Es gilt, das Verantwortungsbewusstsein gegen-      hinreichend Fläche für größere Präsentationen, Pro-
über der Architektur, die Identifikation durch Nähe     ben und Aufführungen bieten. Die Architektur, die
und das Gefühl von Geborgenheit zu stärken.             mit vielfältigen Raumangeboten Selbstlernkräfte
                                                        freizusetzen vermag, soll nicht auf die Cluster be-
                                                        schränkt bleiben, sondern sich generell in der Qua-
                                                        lität der Aufenthalts- und Verkehrsflächen der Häu-
                                                        ser niederschlagen. Insgesamt ist ein Raumgefüge
                                                        zu entwickeln, das Funktionalität und Atmosphä-

                                                                                                         21
re mit den Zielen einer wirtschaftlichen, kosten-     Vor dem Hintergrund, dass außerhalb der regulären
bewussten und dem Brandschutz entsprechenden          Unterrichtszeiten ohnehin die Schule einer Nutzung
Bauweise zusammenführt. Daher wird von den Teil-      durch Dritte offen stehen sollte, ist eine gute intui-
nehmenden eine intensive Auseinandersetzung mit       tive Orientierung insgesamt sicherzustellen.
den Verkehrsflächen im Hinblick auf attraktive Auf-
enthaltsmöglichkeiten – insbesondere in den ver-      Besondere Funktionsanforderungen, die den Plane-
tikalen Erschließungszonen – und pädagogische         rinnen und Planern besonders viel Empathie für die
Nutzbarkeit gefordert.                                pädagogische Idee abfordern, sind das Cluster Na-
                                                      turwissenschaft & Informatik mit dem Service Cen-
Volle Funktionalität: Raum- und Funktionsprogramm     ter Lernlandschaft als räumlich offene und variable
mit Leben füllen!                                     Arbeits- und Lernumgebung sowie der Bereich für
Von den Architektinnen und Architekten wird erwar-    die Sekundarstufe II. Jene Oberstufe ist als enorm
tet, dass sie sich mit dem ambitionierten Raum-       großes Cluster aus einer Vielzahl an AUR zu ver-
und Funktionsprogramm auseinander und dieses in       stehen, die nicht mehr den Charakter von Unter-
eine überzeugende architektonische Haltung über-      richtsräumen tragen, sondern eher als thematische
setzen. Ziel ist ein im Sinne des beschriebenen Le-   Inputräume zu verstehen sind, die von allen Leh-
bensorts Schule effektives, inspirierendes und auf    renden und Lernenden der Sek. II genutzt werden.
die Lern- und Lehrsituationen wie das Leben im Ge-    Das Kurssystem der Oberstufe wird mit dem Kabi-
bäude insgesamt optimal zugeschnittenes Raumge-       nettsystem umgesetzt; umso wichtiger ist das Herz-
füge. Es soll hohe Aufenthaltsqualitäten besitzen,    stück mit dem Clusterforum, dem Lernbereich und
starken Aufforderungs- und Aneignungscharakter        der Schülerlounge. Die Nutzer sind ausgesprochen
ausstrahlen und sich nicht zuletzt durch kurze Wege   gespannt zu sehen, wie die Architektinnen und Ar-
auszeichnen, um möglichst wenig Zeitverlust durch     chitekten dieser Funktion eine spezifische räum-
den Wechsel zwischen den Funktionsbereichen oder      liche Form geben, die trotz ihrer Größe die nötige
in den Pausen hinnehmen zu müssen.                    Kleinteiligkeit und Überschaubarkeit behält.

Das funktionale Gefüge der Schule zeigt eine klare    Schlussendlich wird es bei der räumlichen Um-
Hierarchisierung von Funktionsbausteinen. Herzstück   setzung des Raum- und Funktionsprogramms dar-
und Adresse der Schule beschreibt das Foyer. Es       auf ankommen, den Anforderungen einer jeden Al-
ist weitaus mehr als nur Pausenhalle; es ist Prä-     tersgruppe entsprechend eine Heimat in der Schule
sentations- und Ausstellungsfläche der Schule, es     zu geben. Es ist herauszuarbeiten, wie Unter-, Mit-
beheimatet den Bonhoeffer-Gedenkraum, ist Ort der     tel- und Oberstufe als baulich-räumlich identifi-
Kommunikation, Information, Aktion und dient der      zierbare Einheiten den Gebäudekomplex architekto-
Orientierung im Hause. Vom Foyer aus sind idealer-    nisch gliedern. Es ist ein architektonisches Konzept
weise alle Funktionsbausteine der Schule zugäng-      vorzulegen, das die funktionalen Bezüge im Innern
lich. Der Ganztagsbereich mit seinen spezifischen     in eine sinnfällige Gebäudekonfiguration übersetzt
Raumanforderungen muss sehr gut aufzufinden           und diese in einer unverwechselbaren Form zusam-
sein. Auch die Verwaltungsbereiche müssen ser-        menführt.
viceorientiert zentral, wenn auch in weitaus ge-
schützteren Lagen liegen, um diese für alle Nutzer    Bestand in signifikantem Umfang erhalten!
niederschwellig zugänglich zu machen. Für die Öf-     Zu den größten Herausforderungen des Wettbe-
fentlichkeit ist zudem das Cluster der Musischen      werbs ist der Umgang mit dem Bestand zu zählen.
Fächer von Interesse; dieses ist funktional mit der   Aufgrund der für diese Maßnahme bereits geneh-
bestehenden und nicht umzuplanenden Wiehltalhal-      migten Städtebaufördermittel durch das Land NRW
le als Aula verknüpft. Von den Teilnehmenden ist      für einen teilweisen Abriss/Neubau sowie die Mo-
generell zu diskutieren, ob dieser Funktionsbereich   dernisierung des verbleibenden Gebäudebestands
nicht sogar als eigener Baustein architektonisch      besteht die Notwendigkeit, den Bestand in signifi-
und städtebaulich herausgearbeitet werden soll-       kantem Umfang zu erhalten und diesen Teil so zu
ten, ohne dabei die Funktionsbezüge zu den übrigen    sanieren, dass er den künftigen Anforderungen der
schulischen Bereichen zu schwächen.                   Schule optimal entspricht. Im Rahmen der vorge-

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schalteten Machbarkeitsstudie wurde (unter kon-       Anforderungen an Barrierefreiheit, Akustik und Be-
ventionellen Zielsetzungen für den Schulbau) auf-     lichtung Räume entwickeln, die das Thema konse-
gezeigt, dass etwa 50 % des Bestandes erhalten        quent funktional wie ästhetisch in hoher Qualität
werden können. Des Weiteren sehen die Machbar-        umsetzen. Die Grundrisse müssen die pädagogische
keitsstudie und das integrierte Handlungskonzept      Arbeit mit überzeugenden Raumzuschnitten kompro-
der Stadt Wiehl vor, dass insbesondere Räume im       misslos fördern.
Erdgeschoss – in Verbindung mit den Außenanla-
gen – für quartiersbezogene Nutzungen hergerichtet    Nicht nur innerhalb der Bauten sind die Anforde-
werden. Auf dieser Grundlage wurden die Städte-       rungen an die Barrierefreiheit uneingeschränkt um-
baufördermittel gewährt. Aufgabe der Wettbewerbs-     zusetzen, auch die Übergänge zwischen den Bauten
teilnehmerinnen und -teilnehmer ist es nunmehr,       sind barrierefrei und witterungsgeschützt auszu-
aus städtebaulicher, funktionaler und architektoni-   gestalten – angesichts der topografischen Situati-
scher Perspektive zu erörtern, welche Gebäudeteile    on eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die intensiv
erhalten und modernisiert werden sollen und wel-      bearbeitet werden muss. Mit Blick auf die funktio-
che Teile künftig zu ersetzen sind. Dazu ist es er-   nalen Verknüpfungen gilt es, eine klare und realis-
forderlich, sich mit den Gebäudestrukturen und ih-    tische Vorstellung von den Abläufen in der Schu-
ren Potenzialen bezogen auf die Umsetzung des         le über den Tagesablauf zu gewinnen, oft genutzte
Raum- und Funktionsprogramms und auf ihren bau-       Wegebeziehungen zu erkennen, sich sensibel in die
lichen Zustand (vgl. Anlage X: Bauzustandsbe-         altersspezifischen Anforderungen hinein zu vertie-
schreibung) hin zu analysieren und konzeptionell zu   fen, um daraus einen für die Schüler- und Lehren-
überprüfen. Erwartet werden stimmige architekto-      denschaft lebendigen Organismus Schule zu formen
nische Konzeptionen, die funktional vor allem hin-    – der für alle Menschen zu mehr Qualität im All-
sichtlich der angestrebten pädagogischen Qualitä-     tag führt.
ten möglichst geringe Kompromisse verlangen und
die zudem im Zusammenspiel mit den zu ergänzen-       Eine sinnliche Architektur!
den Neubauten eine funktional wie räumlich-ästhe-     Keine „Lehranstalt“, sondern ein menschlicher Lern-
tisch sinnfällige Gesamtkomposition des Lern- und     und Lebensort, in dem wichtige Prägungen für ein
Lebensorts DBG erwarten lassen.                       lebenslanges Lernen entstehen können, ist das Ziel.
                                                      Die Architektur nimmt hierauf wesentlichen Ein-
Die Teilnehmerinnen und -teilnehmer sind aufgeru-     fluss, denn sie schafft den atmosphärischen Rah-
fen, zur Sicherung der bereitstehenden Fördermittel   men für ein individuelles Wohlbefinden. Im Sin-
die Ertüchtigung und Modernisierung sowie die Eig-    ne eines integrierten Verständnisses von Architektur
nung für quartiersbezogene Nutzungen des Bestan-      sind selbstverständlich Gestalt- und Nutzungsqua-
des wohlwollend zu prüfen. Es ist mit kreativen Lö-   litäten überzeugend herauszuarbeiten. Beide Aspek-
sungsvorschlägen nachzuweisen, dass die Ziele des     te sind maßgeblich für ein sinnliches Erleben von
Integrierten Handlungskonzepts, die Finanzierung      Architektur, Städtebau und Freiraum und daher im
des Vorhabens und damit die Realisierbarkeit des      Zusammenhang zu entwickeln. Von den Teilnehmen-
eigenen Vorschlags nicht gefährdet wird. Die Aus-     den werden Konzeptansätze erbeten, die eine für
loberin ist ausdrücklich nicht festgelegt, welche     alle Menschen nahbare Architektur bietet und da-
Gebäude zu erhalten und welche Funktionsbaustei-      bei spezifisch auf die jeweiligen Schulen mit ihren
ne in den Bestandsbauten abzubilden sind, sondern     Profilen eingeht. Sie darf Prozesse auslösen, ohne
vertraut der Expertise der teilnehmenden Architek-    zu bevormunden, sie soll Lerneffekte erzielen, oh-
turbüros; sie ist neugierig auf fundierte, überzeu-   ne allwissend zu sein, sie soll zeitgemäß sein, ohne
gend dargestellte Planungsvorschläge.                 sich dabei modisch anbiedern zu müssen, sie soll
                                                      anecken dürfen, wenn sie dabei nicht nur formal
Eine barrierefreie Schule!                            argumentiert. Kurzum: so, wie insbesondere die Ju-
Für alle Nutzerinnen und Nutzer der Schule und der    gendlichen und Studierenden diese Schule als Men-
Sporthallen muss das Konzept der Barrierefreiheit     schen mit Haltung verlassen sollen, so soll auch
ganz selbstverständlich umgesetzt werden. Es sind     die Architektur für das sinnliche Erleben einer Hal-
Raumkonzepte vorzulegen, die aus den technischen      tung zu exzellenten Lebens- und Lernbedingungen

                                                                                                       23
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von Menschen stehen. Im Rahmen des Wettbewerbs        4.3 Freiraumplanerisches Aufgabenfeld
ist eine architektonische Haltung dazu zu bezie-      Altersgerechte Außenräume gestalten!
hen, in welchem gestalterischen Verhältnis Alt- und   Dem Freiraum als Pendant zur städtebaulichen
Neubauten zueinander stehen, ob sie „eine Sprache     Struktur ist von Beginn an große Beachtung zu
sprechen“ oder ob sie sich kontrastreich voneinan-    schenken. Das Programm wie die funktionalen An-
der absetzen. Auch gilt es, sich mit den baukultu-    forderungen der Schule an den Außenraum sind
rellen Besonderheiten der Region Oberberg zu be-      umfangreich. Aufgabe der Planerinnen und Planer
fassen und zu erörtern, ob die Architektursprache     ist es, zu einer sinnfälligen Zonierung von Schul-
darauf Bezug nehmen soll. Insgesamt muss die äs-      hofflächen zu gelangen, die dem Schulstandort ei-
thetische Gestaltung der Räume auf die Bedürfnisse    ne besonders angenehme Atmosphäre verleiht. Es
der Lernenden eingehen und zugleich klare Gestal-     ist unter Berücksichtigung der extremen Topografie
tungslinien erkennen lassen.                          ein attraktiver schulischer Außenraum zu entwer-
                                                      fen, der sich stimmig in den umliegenden Freiraum
Ferner sollen Aspekte von Nachhaltigkeit mit der      integriert. Insgesamt wird eine tragende freiraum-
Architektur erlebbar werden, beispielsweise über      planerische Idee für das DBG erwartet, die nicht an
die Materialien, ein Erfahrbarmachen des Lebenszy-    der Grundstücksgrenze Halt macht, sondern sich
klus’ eines Gebäudes. Gesucht wird also ein über-     insbesondere in das Konzept für die Wiehltalaue
zeugendes architektonisches Konzept, das zu die-      sinnfällig einfügt.
sem besonderen Standort mit seiner Atmosphäre
passt – in Materialität und Farbigkeit, Haptik und    Wesentlich für die Qualität des schulischen Außen-
Licht, Fassadengliederung und Oberflächenstruktur,    raums ist die Ausgestaltung der Grenzen und Über-
Raumdimensionen und Raumgefühl, innen wie au-         gänge in den öffentlichen Raum: Es sind eindeutige
ßen.                                                  Zugangssituationen zum Schulgrundstück und er-
                                                      kennbare Grenzen vorzusehen, auch wenn das Areal
Bauen verlangt über dies – gerade in Zeiten des       nicht einzuzäunen ist. Insgesamt gilt es, im Kontext
Klimawandels – einen bewussten Umgang mit den         der Wegebeziehungen der Nachbarschaft sinnfällig
eingesetzten Ressourcen. Bei der Wahl der zu ver-     die Anschlusspunkte zwischen Schulgrundstück und
wendenden Baumaterialien, ist auf ihre Herkunft       Stadtraum erkennbar herauszuarbeiten. Hier gilt
und Herstellungsprozesse, ihre Dauerhaftigkeit und    es, insbesondere auch eine Vernetzung von der En-
Revisionierbarkeit ebenso zu achten, wie auf ih-      nenfeldstraße hin zur Hauptstraße zu ermöglichen,
re energetische Qualität. Auch Fragen des Vorfer-     die auch außerhalb der Schulzeiten genutzt wer-
tigungsgrades und der Elementierbarkeit des Ge-       den kann.
bäudes und dem damit verbundenen zeitlichen und
finanziellen Aufwand bei der Errichtung des Gebäu-    Im Sinne eines spezifischen Freiraumangebots sind
des, ist Beachtung zu schenken. Ebenso wird gro-      im Zusammenwirken mit der städtebaulich-archi-
ßer Wert auf die Erfüllung eines nachhaltigen Ener-   tektonischen Konzeption gut gegliederte und funk-
giestandards gelegt.                                  tional differenzierte Räume mit nutzerfreundlichen,
                                                      altersgerechten Nutzungsangeboten und einer eben-
                                                      so hochwertigen wie robusten Gestaltung zu ent-
                                                      werfen. Dabei ist es durchaus gewünscht, dass die
                                                      jeweiligen Altersstufen jeweils eigene Außenberei-
                                                      che mit ihren eigenen Nutzungsangeboten erhalten.

Foto: büro luchterhandt                                                                                25
Hochwertige schulische Außenräume!                      Multifunktionale Außenflächen!
Eine qualitätsvolle Umsetzung des Raum- und             Im Rahmen des Wettbewerbs sind die wünschens-
Funktionsprogramms muss sich auch an einer gu-          werten Gestalt- und Nutzungsqualitäten für einen
ten Verknüpfung von Innenraum und Außenraum             anregenden schulischen Außenraum zu diskutie-
messen lassen. Ziel ist es, ein Maximum an Frei-        ren. Vergleichbar dem differenzierten Raumangebot
fläche für die Schülerinnen und Schüler auf dem         im Innern des Gebäudes ist auch für die Freiflä-
Schulgrundstück zu erzielen. Als Orientierungswert      chen eine Struktur zu entwerfen, die offene Flä-
sind 5 qm pro Schülerin/Schüler anzusetzen. Es ist      chen für bewegungsintensive Aktivitäten in gro-
eine Konzeption zu entwickeln, die Freiflächen auf      ßen Gruppen ebenso vorsieht wie Rückzugsbereiche
Erdgeschossniveau vorsieht, aber wegen der Lage         und leise Orte der Ruhe und Entspannung. Von den
am Hang auch Dachflächen in das Freiraumange-           Teilnehmenden ist über Materialitäten und Oberflä-
bot einbezieht, um angesichts begrenzter Flächen-       chenmodulation, über grüne und steinerne Elemen-
ressourcen ein Maximum an Freifläche zu erhal-          te, über Spielgerätschaften und Sportbewegungsfel-
ten. Wünschenswert ist einerseits ein differenziertes   der eine überzeugende Idee von einem Außenraum
und kleinteiliges, andererseits für die Nutzung in      zu entwerfen, der den Vorstellungen einer innovati-
Pausenzeiten ein großzügiges, zusammenhängendes         ven Schule entspricht. Und auch für die nicht allein
Freiraumangebot. In dem Zusammenhang ist zu be-         auf die Schülerschaft ausgerichteten Funktionsbe-
denken, dass eine Beaufsichtigung der Außenflä-         reiche sind hochwertige Außenräume in unmittel-
chen personell mit möglichst wenigen Aufsichts-         barer Verknüpfung mit und als Erweiterung des In-
kräften leistbar sein muss.                             nenraums vorzusehen – Angebote, die sich explizit
                                                        auch an den Stadtteil richten können und sollen.
Es ist konzeptionell zu erörtern, ob und ggf. wie
die Verbindung von Innen- und Außenraum mit der         Die Erlebbarkeit verschiedener Jahreszeiten soll-
Umsetzung von Brandschutzanforderungen (2. Ret-         te durch die Gestaltung mit Vegetation mit ihren
tungswege) Hand in Hand erfolgen kann und sich          unterschiedlichen Farben und Formen, Blüten und
damit aus einem technischen Erfordernis beson-          Früchten Beachtung finden. Begrünungen mit Sträu-
dere Nutzungsqualitäten ergeben können. Nicht zu-       chern und Stauden sowie weiche Oberflächen, wie
letzt sind eine wirtschaftlich tragfähige Lösung und    z. B. Staudenpflanzungen und Rasen, tragen zu-
ein sparsamer Umgang mit kostspieligen Freiflä-         dem wesentlich zur akustischen Pufferung und zum
chen gefordert.                                         Wohlbefinden im Freiraum bei. Vertikale Begrünun-
                                                        gen können bei knappen Flächen zu einem grünen
Pkw-Stellplätze und Fahrradabstellbereiche sind         Charakter beitragen. Die kreative Kompetenz kann
so anzuordnen, dass sie eher dezent in den Außen-       durch Angebote an vertiefenden elementaren Er-
raum integriert sind und in Position und Dimensio-      fahrungsfeldern, wie z. B. „urban gardening“, kind-
nierung nicht die Qualität der Schulhofflächen ein-     gemäß erweitert werden und zugleich das teilneh-
schränken. Es ist zu prüfen, inwiefern diese unter      mende Erleben von Pflanzenwachstum und Tierwelt
Ausnutzung der Topografie ganz selbstverständ-          fördern.
lich in das baulich-räumliche Gefüge der künftigen
Schule integriert werden können.                        Es ist ferner auf Aufenthaltsqualitäten für Kinder
                                                        wie für das Aufsichtspersonal zu achten (Lichtver-
                                                        hältnisse, Sitzgelegenheiten mit Blickbeziehungen u.
                                                        ä.). Zu berücksichtigen ist insbesondere, dass das
                                                        begrenzte Freiflächenangebot nicht zusätzlich durch
                                                        ungünstig positionierte technische Aufbauten redu-
                                                        ziert oder zerschnitten werden, sondern notwendige
                                                        technische Aufbauten möglichst kompakt auf dem
                                                        Dach geplant und in die Freiraumgestaltung integ-
                                                        riert werden.

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