Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich

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Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
Dossier
      Sportkanton Zürich

    Sport
braucht Raum
    Sportanlagen gut nutzen und betreiben

                Die ideale Sportanlage
Dr. Stefan Eckl erklärt, warum Anlagen den Bedürfnissen
         der Bevölkerung entsprechen müssen.

             Der richtige Rhythmus
Wie Uster und Bülach mehr Hallenkapazitäten schufen.

               Der trendige Treffpunkt
     Die Zürcher Freestyle-Szene organisierte sich
         für einen der grössten Parks Europas.

                 Das klare Konzept
    Wald nutzt das Gemeindesportanlagenkonzept
      zur effizienten Planung von Sporträumen.
Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
Inhalt

    Sportkanton Zürich
 4 Um Sport treiben zu können, braucht es Raum

    Sportanlagennutzung und Bedürfnisse
 8 Der Mix macht die ideale Sportanlage aus
10 Bülach – ein Beispiel für optimierte Sportanlagennutzung
12 Neue Frequenzen für bessere Auslastung in Uster
14 Vereins-Platzwart Marino Crivellaro will dem Sport etwas zurückgeben
15 Der Winterthurer Hauswart Rafael Frank profitiert mit «Optinutz»
16 Reportage aus der Sporthalle Hardau in Zürich
18 Ausserschulische Nutzung von kantonalen Sporthallen
20 Sportmaterial für alle. Mein Ball und dein Ball

    Erfolgsbeispiele
21 Eine gemeinsame Squash- und Kletterhalle in Uster gegen Raum-Engpass
22 Der Freestyle-Park in Zürich wurde vom Erfolg überrollt
23 Der Kunstrasenplatz Dürrbach in Wangen ist ein Bijou
24 Wald arbeitet effizient dank einem GESAK
26 Das Sportzentrum Kerenzerberg als Zürcher Erfolgsstory

    Tipps und Informationsquellen
29 Sportanlagenkonzepte
29 Fördergelder
30 Leitfaden «Sporthallen gut nutzen»
30 «cool and clean»
30 Weitere nützliche Links

                                                                      Sport braucht Raum – 3
Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
UM SP OR T TREIBEN ZU KÖNNEN, BR AUCHT ES SP OR TANL AGEN

Sporthallen öffnen heisst
Sport fördern
Sport braucht Raum – sei es in einer Halle,              Was sind die heutigen Anforderungen seitens der
                                                         Sportvereine an eine Sportanlage?
auf einer Wiese, in einem Keller. Nur wenn               Schötzau: Das Vereinsleben entwickelt und verändert
genügend Sporträume zur Verfügung                        sich. Sportarten wie Unihockey sind in den letzten 20
                                                         Jahren aufgekommen und gewachsen. Für sie ist es
stehen, kann die steigende Nachfrage nach                wichtig, sich entwickeln zu können. Wenn in der Ge-
Sportmöglichkeiten gedeckt werden.                       meinde die Hallen seit Jahren vergeben und ausge-
                                                         bucht sind, kann das nicht geschehen.
Der Sportkanton Zürich setzt sich für eine
optimierte Nutzung des Sportraums ein,                   Gottardi: Sport findet nicht nur in Sporthallen statt,
                                                         die aufgrund des Bildungsauftrages gebaut wurden.
ZKS-Geschäftsführerin Yolanda Gottardi                   Für Ruderer beispielsweise ist es schwierig, wenn
und Sportamtschef Stefan Schötzau im                     wegen des Mitgliederwachstums das Bootshaus
                                                         erweitert werden muss, aber der nötige Boden fehlt.
Interview erklären.                                             Tennisspieler, Pferdesportler, Fussballclubs,
                                                                  Schneesportler, Baseballspieler, Segelflieger
Sporthallen sind teuer, leere Sporthallen                          und viele mehr stehen bezüglich Sportanla-
sind noch teurer. Stefan Schötzau, Sie                              gen vor Herausforderungen wie Finanzie-
haben diesen Satz am Forum Sportkanton                                rung, Bau und Unterhalt, für die sie
Zürich geprägt.                                                         mit hohem Engagement selber
Stefan Schötzau: Die Hallen sind für den                                   Lösungen suchen müssen.
Sport gebaut worden. Deshalb sollten sie die                                 Gemeinden, in welchen
ganze Woche und jeden Tag möglichst lange                                      solche Anlagen ste-
genutzt werden. Dafür braucht es Transparenz,                                    hen, sind meist
was wann in jeder Halle läuft. Das verschafft den                                  gute Partner
Gemeinden und den Sportvereinen einen nützlichen
Überblick. Sporthallen wurden von den Steuerzahlern
bezahlt und in den meisten Fällen mit Swisslos-Geldern
aus dem Sportfonds des Kantons Zürich mitfinanziert.
Dementsprechend sollen sie von möglichst vielen Bür-
gern einer Gemeinde genutzt werden können.

Dazu braucht es das Umdenken in den Sportvereinen.
Wenn ein Verein seit vielen Jahren eine bestimmte
Hallenzeit hat, gibt er sie kaum freiwillig ab.          und unter-
Yolanda Gottardi: Es stellen sich seitens Sportanla-     stützen akti-
gennutzer folgende Fragen: Wer braucht die Sporthalle    ve Sportvereine
wirklich als Sporthalle und wann wird sie von welchen    finanziell und im
Gruppen genutzt? Sportarten, die keine Geräte benö-      Unterhalt.
tigen und weniger Platzbedarf haben wie zum Beispiel
Yoga, Entspannungstraining oder Gymnastik, können        Beim Bau von Sportanlagen ist es wichtig,
in einem Singsaal angeboten werden. Industriehallen      dass die Nutzergruppen schon bei der
und Kellerräume sind ebenfalls gute Trainingsräume.      Planung miteinbezogen werden. Einige
Sie werden bereits heute von Kampfsportvereinen          Gemeinden machen das vorbildlich.
umfunktioniert und genutzt. Zur nächsten Frage: Als      Sie gehen auf die Spor tvereine zu
Sportverein steht man gegenüber dem Eigentümer           und erkundigen sich nach den Wün-
und den anderen Nutzern in der Verantwortung. Grup-      schen. Im gemeinsamen Gespräch
pen, welche aufgrund der Grösse und des Alters nicht     werden Möglichkeiten und Gren-
auf die Topzeit, abends um 20 Uhr, angewiesen sind,      zen geklärt. Eine Interessenge-
sollten sich sportlich und flexibel gegenüber anderen    meinschaft der Vereine dient
Nutzern verhalten. Wichtig ist, dass die Beteiligten     den Gemeinden als kompe-
den Dialog suchen und zusammen gute Lösungen für         tenter Ansprechpartner. Die
alle finden.                                             Sportvereine brauchen eine
                                                         Gemeinde, die offen ist,

4 – Sport braucht Raum                                                                                            Sport braucht Raum – 5
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UM SP OR T TREIBEN ZU KÖNNEN, BR AUCHT ES SP OR TANL AGEN

                                         und die Gemeinde braucht Vereine,        Die gesellschaftlichen Verän­           Gleichzeitig ist es an den Sportle-     Wie kann der Sportkanton ­Zürich
                                         die engagiert sind.                      derungen der letzten Jahrzehnte         rinnen und Sportlern, gegenüber         helfen, dass das bestehende
                                                                                  haben sich auch in veränderten          den Gemeinden Dankbarkeit zu            ­Angebot optimal genutzt wird?
                                         Da gibt es in der Gemeinde Wald          Ansprüchen an eine Sportanlage          zeigen, wenn die Hallen grosszügig       Schötzau: Mit diesem Dossier
                                         ein gutes Beispiel, das wir in diesem    niedergeschlagen.                       geöffnet und zur Verfügung gestellt      machen das Sportamt und der ZKS
                                         Dossier auch vorstellen.                 Schötzau: Die Ansprüche sind ext-       werden. Ein grosser Dank gehört          auf gute Ideen aufmerksam. Das
                                         Gottardi: Wenn eine Gemeinde ein         rem gestiegen. In den Siebzigerjah-     den sportfreundlichen Hauswar-           Forum des Sportkantons Zürich im
                                         Sportanlagenkonzept erstellen will,      ren war der Sport in erster Linie auf   ten, die teilweise 365 Tage im Jahr      Dezember 2014 zum Thema «Sport
                                         ist eine engagierte und kompe-           Leistung ausgerichtet. Trainings        dafür besorgt sind, dass die Sport-      braucht Raum» hat ebenfalls viele
                                         tente Interessengemeinschaft der         waren am Abend, Wettkämpfe an           anlagen gepflegt und gewar tet           hilfreiche Ansätze geliefert. Das
                                         Verei­ne, wie es sie in Wald gibt, ein   Wochenenden. Heute findet Sport         werden und zur Verfügung stehen.         Sportamt unterstützt die Gemein-
                                         Ideal­f all. Die Vereine werden von      jederzeit und überall statt, und es     Dank einer guten Netzwerkpflege,         den, wenn sie Sportkoordinatoren
                                         der Gemeinde aktiv in die Erstel­        entstehen laufend neue Formen.          die über den Dialog, gemeinsame          einsetzen, und der ZKS unterstützt
                                         lung des Konzepts eingebunden.           Und die Frauen haben aufgeholt          Ziele und gegenseitiges Verständ-        Interessengemeinschaf ten von
Stefan Schötzau, heutiger Chef des       Sie können ihre Bedürfnisse an-          und sind heute im gleichen Mass         nis führt, kann für alle Parteien        Vereinen. Zudem unterstützt das        Yolanda Gottardi, ZKS-Geschäfts­
Sportamts des Kantons Zürich, kam        melden und auf allfällige Mängel         sportlich aktiv wie die Männer.         eine ideale Nutzung von Spor t­          Sportamt Gemeinden bei der An-         führerin, war aktive Kunstturnerin
als Jugendlicher über die Jugendriege    hinweisen. Vielleicht kann aus                                                   raum entstehen.                          schaffung einer Software, um ihre      und bereits mit 14 Jahren Leiterin.
zur Leichtathletik und entdeckte im      finanziellen Gründen nicht das gan-      Gottardi: Vor 45 Jahren, stellen Sie                                             Sportanlagen zentral und transpa-      Yolanda Gottardi ist heute in verschie-
freiwilligen Schulsport Volleyball und                                                                                    Die generelle Öffnung birgt auch         rent zu verwalten wie zum Beispiel     densten Räumen polysportiv aktiv
                                         ze Konzept umgesetzt, jedoch das         sich das vor, durften Frauen noch
Basketball. Dem Volleyball ist Stefan                                                                                                                                                                     und hat die Sportbegeisterung an ihre
                                         Optimum erreicht werden.                 keinen Marathon bestreiten! Und im      Gefahren.                                Bülach oder Uster, die in diesem
Schötzau bis heute treu geblieben.                                                                                                                                                                        Söhne weitergegeben. Beide sind
                                                                                  Eishockey und Fussball gab es kaum      Schötzau: Ja klar, die Gefahr, dass      Dossier vorgestellt werden.            über die Kinder- und Jugendjahre hinaus
                                         Wie viele Sportanlagen gibt es           Mädchenteams. Der Sport gehörte         mehr Spor t getrieben wird, ist                                                 im Fussballverein aktiv und da auch
                                         derzeit im Kanton Zürich?                damals zum militärischen Vorun-         gross. Spass bei Seite. Jede Me-        Gottardi: Die Sportanlagen im Kan-      ehrenamtlich tätig.
                                         Schötzau: Alles in allem sind es         terricht, womit sich die Abgren-        daille hat natürlich Kehrseiten.        ton Zürich werden mit Swisslos-
                                         rund 1700 Sportanlagen, davon ge-        zung gegenüber den Frauen wohl          Wenn Hallen von Montag bis Frei-        Geldern aus dem Sportfonds un-
                                         hören etwa zwei Drittel der öffent­      am besten erklären lässt. Mit den       tag jeden Abend und Samstag und         terstützt. Dem Sport steht jährlich
                                         lichen Hand. Verglichen mit ande-        Veränderungen konnten die Sport-        Sonntag auch tagsüber offen sind,       ein beträchtlicher Betrag zur Verfü-
                                         ren Kantonen haben wir eine höhere       anlagen unmöglich Schritt halten.       braucht es Menschen, die die Hal-       gung. Dieser wurde vom Parlament
                                         Dichte an Bädern. Dagegen hat der                                                len putzen und unterhalten. Aus fi-     eben erst erhöht. Ausserdem ist
                                         Kanton Bern pro 10 000 Einwohner         Schötzau: Es braucht getrennte          nanzieller Sicht betrachtet, ist dies   seit zehn Jahren in der Verfassung
                                         doppelt so viele Dreifachhallen wie      Garderoben für die Mädchen und          jedoch günstiger, als neue Hallen       des Kantons Zürich im Artikel 121
                                         der Kanton Zürich. Erwähnenswert         Knaben, die Schiedsrichterinnen         zu bauen und ebenfalls zu putzen        festgeschrieben, dass Kanton und
                                         sind überdies 5000 km ­Sportwege         und Schiedsrichter, die Lehrerin-       und zu unterhalten.                     Gemeinden den Sport fördern. Bei-
                                         (Wanderwege, Velowege usw.). Dazu        nen und Lehrer. Zudem ist heute ein                                             des zeigt, dass die gesellschaftli-
                                         kommen noch unzählige Quartier-          anderer Standard erforderlich als       Bei einigen älteren Hallen ist die      che und politische Bedeutung des
                                         wiesen und -plätze, auf denen auch       vor 20 Jahren. Früher hatten zum        Wohnung des Hauswarts an der            Sports anerkannt und wichtig ist.
                                         Sport getrieben wird.                    Beispiel die Türen der Turnhallen       Seitenwand der Turnhalle. Wenn
                                                                                  auf der Innenseite noch Türfallen.      dann am frühen Samstag- oder            Schötzau: Unsere Aufgabe ist es, die
                                         Gottardi: Seen und Flüsse gehören        Wegen der Verletzungsgefahr ist         Sonntagmorgen ein Ball an die           Zusammenarbeit zwischen privat-
                                         auch in diese Kategorie. Ebenso          das heute undenkbar. Gesetzliche        Wand knallt, ist das unzumutbar.        rechtlichem Sport und öffentlich-
                                         Keller und Industriehallen.              Vorschriften, Hygiene- und vor al-      Auf der anderen Seite ist es ärger-     rechtlichem Sport vorzuleben. Das
                                                                                  lem Sicherheitsanforderungen an         lich, wenn auf einer Schulhauswie-      machen wir mit dem Sportkanton
                                         Schötzau: Im Kanton Zürich gibt es       Sportbauten sind aufwendige neue        se bei schönem Wetter das Schild        Zürich. Wir wünschen uns, dass dies
                                         eigentlich fast alles.                   Herausforderungen und wirken sich       «Rasen gesperrt» aufgestellt ist.       auf lokaler Ebene ebenfalls ge-
                                                                                  auf die Baukosten aus.                                                          schieht und dass das Zusammenspiel
                                                                                                                          Die Wiese ist das eine, der normale     zum Gewinn aller gut funktioniert.
                                                                                  Die Veränderungen betreffen aber        Pausenplatz das andere.
                                                                                  nicht nur die Infrastruktur.            Gottardi: Wenn an einem Mittwoch-
                                                                                  Schötzau: Früher war man dank-          nachmittag, Samstag oder Sonntag         Sportkanton Zürich – wir bewegen
                                                                                  bar, wenn man eine Halle erhielt.       keine Kinder auf dem Pausenplatz         Der Sportkanton Zürich ist die
                                                                                  Für den Hauswart gab es als Dank        sind, finde ich das traurig. Im Dorf,    gemeinsame Plattform des ZKS –
                                                                                  eine Flasche Wein. Heute ist die An-    in dem meine Kinder aufgewachsen         Zürcher Kantonalverband für Sport
                                                                                  spruchshaltung höher, alles selbst-     sind, wurde auf der Schulhauswiese       und des kantonalen Sportamts.
                                                                                                                          permanent gespielt. Die Schulhaus-       Seit 2011 publiziert der Sportkanton
                                                                                  verständlicher.
                                                                                                                                                                   Zürich jährlich ein Dossier zu einem
                                                                                                                          wiese ist heute noch das Zentrum.
                                                                                                                                                                   Schwerpunktthema, das auch auf
                                                                                  Gottardi: Die gegenseitige Wert-        Kinder, Väter und Mütter spielen         der Webseite als Download zur
                                                                                  schätzung ist sehr wichtig. Die         Fussball, «Versteckis» oder Fangen.      Verfügung steht, und veranstaltet
                                                                                  meisten Gemeinden schätzen es                                                    im Dezember dazu das Forum
                                                                                  sehr und sind dankbar, dass sich                                                 Sportkanton Zürich.
                                                                                  Menschen freiwillig in einem Verein                                              www.sportkanton-zuerich.ch
                                                                                  zugunsten einer sportlichen und
                                                                                  sozialen Gesellschaft engagieren.

6 – Sport braucht Raum                                                                                                                                                                                                    Sport braucht Raum – 7
Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
DIE ANFORDERUNGEN AN EINE SP OR TANL AGE

Wie erfolgreich eine                   Sie haben in Winterthur das Projekt                                  Wie sieht aus Ihrer Sicht eine             ter- und Rutschmöglichkeiten oder
                                       «Raum für Bewegung und Sport»                                        perfekte Bewegungsanlage aus?              Wasserspielbereichen sind die Be-
Sportanlage genutzt wird,              begleitet. Konnten Sie Sportanlagen                                  Das ist eine Anlage, auf der Ver-          wegungsanreize und Möglichkeiten
hängt in erster Linie davon            zeigen, die noch nicht als solche                                    einsspor t oder Wettkampfspor t            so vielfältig, dass das Kind deutlich
                                       gesehen wurden?                                                      ausgeübt werden kann und die               länger spielt und sich austobt.
ab, ob sie den aktuellen               Am Anfang stand die Aussage: Wir                                     Möglichkeiten für den Freizeit-
Bedürfnissen der poten-                sind eine Gartenstadt. Der Gedan-                                    bereich mit Angeboten für kleine           Gilt das auch für Sportanlagen von
                                       ke, dass im Park Sport getrieben                                     Kinder, für Erwachsene bis hin zu          Schulhäusern?
ziellen Nutzer gerecht
                                                                               Der Mix macht
                                       werden darf, war eher untergeord-                                    den Älteren bietet. Der Mix aus den        Tatsächlich werden Pausenplätze
wird. Dr. Stefan Eckl vom              net. Erst durch das Projekt kam ei-                                  verschiedenen Angeboten macht              so gestaltet, dass Bewegungsan-

                                                                                    die ideale Anlage aus
                                       niges in Bewegung. Eine hochfunk-                                    die ideale Anlage aus. Wichtig aus         reize geschaffen werden. Vor allem
Stuttgarter Institut für               tionale und sehr teure Sportanlage                                   meiner Sicht ist, dass die Anlage          in der Primarschule ist das wichtig.
Kooperative Planung und                ist nicht immer nötig. Das Sportamt                                  auch angepasst werden kann, um             Je älter die Schüler werden, desto
                                       der Stadt Winterthur verfasste ein                                   auf Veränderungen im Sporttrend            schwieriger wird es, Bewegungs-
Sportentwicklung hilft als             Handbuch, das auch den anderen                                       zu reagieren.                              anreize zu setzen. Oft organisieren
externer Berater Gemein-               Verwaltungsbereichen als verbind-                                                                               Schulen auch Sportangebote für die
                                       licher Leitfaden für Planung, Bau                                    Wie erheben Sie die Bedürfnisse            schulfreie Zeit und zur Motivation
den bei der Entwicklung                und Unterhalt von öffentlichen,                                      der potenziellen Nutzer?                   für den Beitritt in einen Sportverein.
von Sporträumen.                       generationenübergreifenden Spiel-                                    Wir gingen in Winterthur mit Schü-
                                       und Bewegungsräumen dient. Ein                                       lern durch das Wohnquartier und            Was sind generell die Schwierig­
Herr Eckl, der Titel dieses Dossiers   Park ist nicht nur ein Garten, in dem                                schauten, wo sie am Nachmittag             keiten in der Umsetzung?
ist «Sport braucht Raum».              nichts berührt werden darf.                                          spielen und sich gefahrlos aufhal-         An Ideen mangelt es in den wenigs-
Wie muss dieser Raum aussehen?                                                                              ten können – und wo eben nicht.            ten Fällen, sei es in der Gemeinde
Dr. Stefan Eckl: Eine grüne Wiese      Reichen Handbücher und                                               Das Gleiche haben wir mit einer            oder bei den Spor tvereinen. Die
und zwei Pullover – schon kann         Weisungen, um dieses Bewusst­                                        Gruppe Senioren gemacht. Sie er-           Schwierigkeit liegt darin, dass die
man Fussball spielen. Viele Frei-      sein zu schärfen?                                                    zählten, wo die Grünphasen bei             Leute zusammenkommen und sich
zeitsportler brauchen keinen Sport-    Das Verständnis muss geweckt                                         Fussgängerampeln zu kurz sind              gegenseitig unterstützen. Als Ex-
raum im eigentlichen Sinn. Eine        werden. Bewegung ist nicht nur                                       oder wo eine Sitzbank fehlt.               terne können wir einen Planungs-
Strasse, auf der ich joggen oder       Spor t, das wäre zu eng gefasst.                                                                                prozess begleiten, Inputs bringen
Velo fahren kann, genügt. Die Be-      Deshalb betrifft die Fragestellung                                   Spielplätze sind auch Sportraum.           und Beispiele aufzeigen, wie an-
dingungen, dass ich Sport machen       nach Sportraum nicht nur Sportäm-                                    Wie sieht aus Ihrer Sicht ein idealer      dere Lösungen gefunden haben.
kann, sind an den meisten Orten        ter, sondern im Prinzip alle Fachbe-                                 Spielplatz aus?                            Vereine und Verwaltungen müssen
gegeben. Es braucht nicht nur die      reiche und Ämter. Alle Verwaltungen                                  Es gibt in Deutschland eine Unter-         Hand in Hand arbeiten.
typische Sporthalle für den Ver-       müssen in diesen Planungsprozess                                     suchung, dass auf Spielplätzen, die
eins- und Schulspor t oder den         involviert werden. Es braucht ne-                                    eine breite Palette an Spielgeräten
klassischen Sportplatz, sondern        ben der Vernetzung zwischen den                                      bieten, weniger und auch weniger
auch Bewegungsräume, die nicht         Sportvereinen und der Verwaltung                                     gravierende Unfälle passieren als
auf den ersten Blick als Sportraum     auch die Zusammenarbeit zwischen                                     auf Spielplätzen mit standardisier-
zu erkennen sind. Diese Diskussi-      den einzelnen Verwaltungsstellen.                                    ten Geräten. Untersuchungen zu
onen werden seit 15 bis 20 Jahren                                                                           Dauer und Nutzung zeigen ausser-
geführ t, trotzdem ist das Thema       Sie haben von Parks gesprochen,                                      dem, dass die Verweildauer auf
für viele neu. Das Bewusstsein         die Sport­ oder eher «Bewegungs­                                     Spielplätzen mit einer Schaukel,
fehlt of t noch.                       anlagen» sind. Was gibt                                              einer Rutschbahn und einem Sand-
                                       es für andere Empfehlungen?                                          kasten rund zwei Minuten pro Ge-
Wie können Sporttreibende diesen       Erholung bedeutete vor einigen                                       rät beträgt. Danach ist es für das
Sportraum erkennen?                    Jahrzehnten noch, die Natur zu be-                                   Kind uninteressant. Auf anders
Dazu braucht es nicht viel – Sport-    trachten. Heute heisst Erholung,                                     konzipierten Spielplätzen mit Klet-
treibende erkennen, ob sich ein        sich zu bewegen. Sportanlagen
Raum eignet oder nicht. Oder man       sollten deshalb so konzipiert sein,
gibt als Gemeinde Hilfestellung, in-   dass sie familienfreundliche und
dem man den Raum ausschildert.         generationenübergreifende Ange-                                             Dr. Stefan Eckl, Institut für Kooperative Planung und
Einige Signalisationen genügen,        bote haben. Beachanlage, Minigolf,                                   Sportentwicklung (ikps). Das ikps hat sich 2002 aus dem
um aus einem normalen Weg eine         Kinderspielplatz, Wasserspielgerä-                                      Institut für Sportwissenschaft der Universität Stutt-
Laufstrecke zu machen. Diese pu-       te, Streetballanlage, Skateanlage,                                    gart gebildet. Geschäftsführende Gesellschafter sind
                                       Inlineanlage – das kann alles auf                                       Dr. Stefan Eckl, Henrik Schrader, Dr. Jörg Wetterich
bliziert die Gemeinde zusätzlich in
                                                                                                              und Wolfgang Schabert. Der Schwerpunkt der Arbeit
einer Sportbroschüre oder im Inter-    einem Gelände kombiniert werden.
                                                                                                             ist die sozialwissenschaftliche Begleitung und Bera-
net. Mit wenig Aufwand können so       Wichtig ist dabei, dass die Konzepte                                     tung von sportpolitischen Veränderungsprozessen,
Sporträume selbst für Fremde ein-      nicht an einem Schreibtisch entste-                                   insbesondere in der kommunalen Sportentwicklungs-
fach ausgewiesen werden.               hen, sondern mit den späteren Nut-                                     planung. Eckl studierte an der Universität Stuttgart Poli-
                                       zern gemeinsam entwickelt wer-                                       tikwissenschaften, Germanistik und Sportwissenschaften.
                                       den. Partizipation ist entscheidend.

8 – Sport braucht Raum                                                                                                                                                     Sport braucht Raum – 9
Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
BÜL ACH – EIN BEISPIEL FÜR OPTIMIERTE SPORTANL AGENNUTZUNG

«Dank transparentem Reservationssystem                                                                           mehr Hallenkapazität»
Das Sportamt der Stadt Bülach brachte Sekundar- und Primarschule an einen Tisch,                                 einigte sich mit ihnen auf ein gemeinsames Reglement für die Nutzung der zehn
kommunalen Schulturnhallen und führte ein Online-Reservationssystem ein. Dies führte                             zu einer massiven Entspannung bei der stets knappen Hallenkapazität.

                                                                                                                  «Massgebend war, dass wir die Leute hinter das Pro-         von Hornstein. Vor der Einführung des neuen Systems
                                                                                                                  jekt brachten», ist er überzeugt. Die Schule wurde zum      war die Halle während der acht Monate, in denen
                                                                                                                  wichtigsten Partner. «Die Hauswarte mussten wir zu          der Verein draussen trainierte, leer geblieben. «Diese
                                                                                                                  Fans dieses Projekts machen, da sie befürchteten, dass      Zeit war schlicht verloren.»
                                                                                                                  die Mehrbelegung der Turnhallen für sie mehr Arbeit be-
                                                                                                                  deuten würde», so Christoph von Hornstein. «Richtig         Generell stellt Christoph von Hornstein eine hohe Aus-
                                                                                                                  organisiert ist das nicht der Fall. Der Hauswart muss       lastung fest. «Die Hallen sind voll. Die Zeiten werden
                                                                                                                  nämlich nicht unbedingt selber putzen, er muss die Rei-     reser vier t. Gerade an den Samstagen konnte ein
                                                                                                                  nigung nur quasi organisieren.» Die Mehrkosten dafür        riesiges Bedürfnis gedeckt werden.» Die höhere Ka-
                                                                                                                  werden über die Mehrbelegung finanziert.                    pazität auf dem Markt führte zu einer spürbar grös-
                                                                                                                                                                              seren Zufriedenheit bei den Vereinen. Weil auf einer
                                                                                                                  Das Bülacher Sportamt nahm gleichzeitig die Sport-          Plattform zehn Hallen geprüft werden können, hat
                                                                                                                  vereine in die Verantwor tung. «Wir haben mit den           sich für die Vereine die Suche nach freien Hallenzeiten
                                                                                                                  betroffenen Vereinen gesprochen und ihnen das Re-           vereinfacht. Mit der Einführung des Reservationssys-
                                                                                                                  servationssystem vorgestellt», sagt von Hornstein.          tems passten die Schulen auch die Preise leicht an.
                                                                                                                  Zu Beginn seien die Reaktionen skeptisch gewesen,           «Erwachsene bezahlen etwas mehr, dafür trainieren
                                                                                                                  weil der letzte Verein, der die Halle verlässt, letztlich   Kinder und Jugendliche kostenlos und rund drei Vier-
                                                                                                                  für Schäden und Verunreinigungen haftet. Dies fest-         tel der Hallenbenutzer sind Jugendliche», sagt von
                                                                                                                  zustellen hilft das elektronische Zutrittskontrollsys-      Hornstein. «Aus der Sicht der Jugendsportförderung
                                                                                                                  tem. «Wenn die ganze Nacht die Dusche läuft, das            ist das natürlich sensationell.»
                                                                                                                  Licht brennt oder sonst etwas zu beanstanden ist,
                                                                                                                  können wir auf den letzten Verein, der in der Halle         Als nächsten Schritt strebt Bülach eine Automati-
                                                                                                                  war, zugehen und diesen abmahnen.» Dabei sind Bus-          sierung bei der Programmierung der Badges an, über
                                                                                                                  sen und im Extremfall sogar Hallenverbote möglich.          die der Zugang geregelt wird. «Der automatisierte
                                                                                                                  «Die Vereine haben schnell erkannt, dass dies               ‹Crosstalk› als Verbindung zwischen Reservations-
                                                                                                                  ein faires Konzept ist, und sie halten ihre Mitglieder      und Zutrittskontrollsystem würde das Schulse-
                                                                                                                  dazu an, dem Hauswart das Leben nicht unnö-                         kretariat entlasten, das heute die Badges
                                                                                                                  tig schwer zu machen. Die Eigendynamik,                                noch von Hand programmieren muss»,
                                                                                                                  die dadurch in den Vereinen entstanden                                  erklärt Christoph von Hornstein. In ein
                                                                                                                  ist, ist sehr positiv und wertschätzend                                   bis zwei Jahren, so hofft er, werde das
                                                                                                                  gegenüber dem Hauswar t», erzählt er.                                      System laufen. Bis dann wird auch die
                                                                                                                  Vor allem merkten die Vereine, dass ihnen                                  neue Gross-Sporthalle Hirslen stehen
                                                                                                                  das neue System grössere Hallenkapa-                                       und ins Reser vationssystem integ-
Es gibt zu wenig Hallenzeit. So auch                                       Bestehendes zu optimieren, war         zitäten bringt. «Seit wir die tagesgenaue                                  riert. Eine mögliche Implementierung
in der Stadt Bülach. Einige Ver-                                             die andere Schiene, die Bülach       Belegung eingeführt haben, reserviert                                      der Hallen der Kantonsschule und der
eine mussten für das Trai-                                                      verfolgte. «Wir haben zehn        zum Beispiel der Fussballklub nur noch                                    Kasernenhalle gehe er an, wenn das
ning sogar in die Stadt Zürich                                                    Schulturnhallen, vier Hallen    die vier Monate im Winter, in denen er die                                System «wirklich reibungslos läuf t»,
aus weichen, wie Christoph                                                        der Kantonsschule sowie die     Halle wirklich braucht», betont Christoph                                sagt von Hornstein.
von Hornstein, Leiter Sport,                                                    Kasernenhalle. Um zu er-
Jugend und Veranstaltungen, berichtet. «Diese Er-        fahren, ob Hallenkapazitäten frei sind, mussten die
kenntnis ist schnell und belegbar auf dem Tisch»,        Vereine vier verschiedene Stellen anrufen», erzählt
sagt er. Vor der Einführung des Reservationssystems      Christoph von Hornstein.
basierte die Sporthallenbelegung auf einer Wochen-
planung. «Die Hallen waren voll und Spielräume kaum      Im ersten Schritt ging das Sportamt auf die Pri-
vorhanden. Wenn ein Verein eine Trainingseinheit zu-     mar- und die Sekundarschule zu, die zehn Hallen
rückgab, war diese Zeit schlagartig wieder weg», so      betreiben. «Wir überzeugten die Schulpflege mit                                                                                                     Christoph von Hornstein,
von Hornstein. Eine neue Halle zu planen, war ein Weg,   einem Konzept und dem Argument, dass von der                                                                                                        Leiter Sport, Jugend
den Bülach einschlug. «Wir brauchten aus Kapazi-         öffentlichen Hand finanzier te Infrastruktur auch                                                                                                    und Veranstaltungen der
tätsgründen eine Grossfeldhalle, was eine machbare,      maximal genutzt werden soll. Das Sportamt stellte                                                                                                    Stadt Bülach.
aber teure und aufwendige Schiene ist», sagt er. Zehn    Projektleitungsressourcen und gab eine Anschub-
Jahre dauerte es, bis das Projekt Gross-Sporthalle       finanzierung», erklärt von Hornstein. Teil des Kon-
Hirslen im Jahr 2014 auch noch die Hürde der Volks-      zepts war ein Online-Reservationssystem, das aus
abstimmung erfolgreich nahm.                             dem kantonalen Spor tfonds mitfinanzier t wurde.

10 – Sport braucht Raum                                                                                                                                                                                        Sport braucht Raum – 11
Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
NEUE FREQUENZEN FÜR BES SERE AUSL AST UNG

                                                                                                                   Brunner: Das war für die grossen         von einer anderen Stelle bewirt-        tem hin. Die Vereine machen davon
                                                                                                                   Vereine ein wichtiger Punkt. Sie         schaftet. Es ist aber Teil unseres      Gebrauch und die Rückmeldungen
                                                                                                                   können so ihre Trainings selber          Leistungsauftrages, die Turnhallen      bestätigen, dass es von allen Sei-
                                                                                                                   planen, und wir als Verwaltung sind      der Primarschule bei uns zu inte-       ten sehr geschätzt wird.
                                                                                                                   nicht mehr ins Sportgeschehen in-        grieren. Der administrative Ablauf
                                                                                                                   volviert. Zudem können die Vereine       ist dann an einem zentralen Ort.        Was sind die nächsten Schritte?
                                                                                                                   ihr sportartenspezifisches Materi-       Damit können frei werdende Trai-        Berger: Wir wollen die Vereine ak-
                                                                                                                   al an einem Trainingsort lagern und      ningseinheiten besser nach vorge-       tiv informieren können, wo etwas
                                                                                                                   müssen es nicht mehr von Halle zu        gebenen Kriterien an interessierte      frei ist – per E-Mail oder SMS, also
                                                                                                                   Halle transportieren.                    Vereine vergeben werden.                neue Kommunikationswege einbin-
                                                                                                                                                                                                    den. Displaysysteme oder die Ein-
                                                                                                                   Die Einführung des Reservations­         Brunner: Oft haben Sportvereine         bindung der Garderobeneinteilung
                                                                                                                   systems war der nächste Schritt.         Angst, sie würden die Einheit ver-      sind ein Thema. Wichtig ist, dass
                                                                                                                   Berger: Mit dem Reservationssys-         lieren, wenn sie diese für ein halbes   wir für jeden Schritt die Beteiligten
                                                                                                                   tem haben wir den Ist-Zustand on-        Jahr abmelden, und bezahlen lie-        ins Boot holen. Das beste System
                                                                                                                   line gestellt. Das ist ein Zusatznut-    ber die ganze Gebühr für die Halle.     nützt wenig, wenn es nicht akzep-
                                                                                                                   zen für die Vereine, weil die Belegung   Ich bin überzeugt, dass gerade im       tiert wird. Der Dialog mit den Verei-
                                                                                                                                                                Winter der ungebundene Sport        nen ist von grosser Bedeutung. Wir
                                                                                                                                                                        gerne einzelne Einhei-      testen im Moment Garderobenwa-
                                                                                                                                                                         ten belegen würde.         gen, um in diesem Bereich die Ka-
                                                                                                                                                                         Es braucht aber einen      pazität zu erweitern. Das hat auch
                                                                                                                                                                       entsprechenden Anreiz,       bauliche Konsequenzen. Diese Wa-
                                                                                                                            transparent ist. Die Vereine    damit die Vereine überschüssige         gen brauchen Platz, das sollte in
                                                                                                                   können rund um die Uhr Abklärungen       Einheiten zur Verfügung stellen.        Zukunft bei der Planung von Sport-
                                                                                                                   treffen und finden alle Informatio-      Wenn dies passiert, können andere       anlagen mitberücksichtigt werden.
                                                                                                                   nen über die Hallen. Und sie können      Sporttreibende profitieren. So wür-
                                                                                                                   direkt Reservationen vornehmen.          de die Auslastung weiter optimiert.     Brunner: Das bringt mich auf ein
                                                                                                                   Das ist kundenfreundlich.                                                        anderes Thema – den Reinigungs-

    Wie Uster die Kapazität
                                                                                                                                                            Haben Sie schon eine Bilanz, was        roboter. Dieser braucht auch Platz,
                                                                                                                   Wie funktioniert das Reserva­            das Reservationssystem in Bezug         der eingeplant werden muss. Für
                                                                                                                   tionssystem?                             auf die Auslastung gebracht hat?        die Auslastung einer Halle bringt
                                                                                                                   Berger: Das funktionier t wie bei        Berger: Wir haben das Reservati-        ein Reinigungsroboter grosse Vor-

    um 50 Prozent erhöhte                                                                                          der Buchung eines Hotelzimmers.
                                                                                                                   Die Nutzer prüfen online, welche
                                                                                                                   Halle frei ist, und buchen den Be-
                                                                                                                                                            onssystem am 1. April 2014 einge-
                                                                                                                                                            führt. Das ist ein noch zu kurzer
                                                                                                                                                            Zeitraum, um grosse Dynamik zu
                                                                                                                                                                                                    teile und er spar t Personal- und
                                                                                                                                                                                                    Betriebskosten. Nach der letzten
                                                                                                                                                                                                    Trainingseinheit verrichtet der Ro-
                                                                                                                   dürfnissen entsprechend. Die An-         verursachen. Die Hallenauslastung       boter seine Arbeit und am Morgen
    Die Stadt Uster ist bei der Optimierung der Hallennutzungen sehr                                               frage wird von uns anschliessend         ist in Uster generell schon sehr        verstaut ihn der Hauswart wieder.
    weit. Mit der Einführung des 3er-Rhythmus bei der Belegung der                                                 per E-Mail bestätigt. Für das Re-        hoch. Im Winter sind die Hallen zu
                                                                                                                   servationssystem verwenden wir           100 Prozent ausgelastet. Da ist
    Sporthallen schuf Uster 50 Prozent mehr Trainingseinheiten. Beat                                               ein standardisiertes Softwarepro-        auch mit dem Reservationssystem
    Berger, Leiter Geschäftsfeld Sport in Uster, und sein Vorgänger                                                dukt. Die Daten aus diesem Sys-          nicht viel mehr möglich.
    Daniel Brunner erklären, wie Uster seine Auslastung optimiert hat                                              tem dienen auch zur Abrechnung;
                                                                                                                   es passiert praktisch nichts mehr        Wo sehen Sie noch Möglichkeiten?
    und weiter optimiert.                                                                                          auf Papier. Die Administration wur-      Berger: Wir reden von einer mög-
                                                                                                                   de effizienter und wir können Res-       lichen Kapazitätserweiterung.
                                                                                                                   sourcen für anderes im Bereich           Es wäre eine Möglichkeit, den
                                                                                                                   Sportförderung einsetzen. So füh-        Rhy thmus nach oben aus-
                                                                                                                   ren wir ein drittes Sport- und Fun-      zudehnen und die Hallen bis
Uster hat vor einigen Jahren die       22 Uhr drei statt zwei Einheiten zu   Dennoch waren nicht alle zufrieden?   Camp ohne zusätzliches Personal          23 Uhr zu nutzen. In anderen
Frequenzen geändert und so mehr        realisieren. Dieser 3er-Rhythmus      Brunner: Zu Beginn gab es Ängste,     durch. Weitere Sportförderungs-          Städten funktioniert das gut.
Einheiten geschaffen. Wie kam          erschuf ohne baulichen Aufwand        dass etwas weggenommen werden         massnahmen sind in Planung.              Diese Massnahme könnte punk-
es dazu?                               50 Prozent mehr Trainingseinheiten    könnte. Die stärkste Kritik kam von                                            tuell für geeignete Hallen einge-
Daniel Brunner: Als ich im Jahr 2010   für die Vereine.                      den sogenannt Alteingesessenen.       Damit das System funktioniert,           führt werden.
Leiter Geschäftsfeld Sport wurde,                                                                                  müssen Vereine ihre Hallenzeiten,
gab es zu wenig Hallenkapazität.       An wen gingen diese zusätzlichen      Ist der 3er­Rhythmus noch ein         die Sie nicht brauchen, zurückge­        Wie wurde das Portal von den
Wir hatten eine Warteliste und ich     Einheiten?                            Diskussionsthema?                     ben. Wie steht es um die Abmelde­        Vereinen aufgenommen?                   Daniel Brunner,
wollte allen Spor tlerinnen und        Brunner: Die Vereine mussten ein-     Beat Berger: Nein. Die Basis, die     disziplin der Vereine?                   Berger: Für sie hat sich nicht viel     ehemaliger Leiter
Sportlern das Sporttreiben ermög-      geben, wie viele Trainingseinheiten   damals erarbeitet und umgesetzt       Berger: Bei der Sporthalle Buch-         geändert. Es gibt immer noch eine       Geschäftsfeld Sport
lichen. Für mich war klar, dass die    sie brauchen und wie viele davon      wurde, funktioniert einwandfrei.      holz pochen wir darauf, dass Ab-         Ansprechperson in unserem Ge-           der Stadt Uster und heute Betriebsleiter
Reduktion der Einheiten von 90 auf     für Junioren sind. Wir hatten das     Auch wurden die gleichen Sport-       meldungen gemacht werden. Die            schäftsfeld, die auch Telefonanru-      Sportbetriebe und Liegenschaften in
80 Minuten die richtige Lösung ist.    Glück, dass Angebot und Nachfrage     arten und Vereine auf jeweils eine    Turnhallen der Schulen sind weiter       fe beantwortet. Dabei weisen wir        Urdorf, und Beat Berger, aktueller Leiter
So war es möglich, zwischen 18 und     sich die Waage hielten.               Halle konzentriert.                   weg und werden momentan noch             auf das Online-Reservationssys-         Geschäftsfeld Sport in Uster.

12 – Sport braucht Raum                                                                                                                                                                                            Sport braucht Raum – 13
Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
DER HAUSWAR T UND SEINE ROLLE: VEREINS-PL AT Z WAR T MARINO CRIVELL ARO                                                                                                     DER HAUSWAR T UND SEINE ROLLE: HAUSWAR T R AFAEL FR ANK

In Wallisellen sorgen drei Vereins-Platz-
warte am Abend und am Wochenende für
                                                           einmal checken, wenn die Spieler draussen sind. Es
                                                           kann nicht sein, dass ich in die Kabine komme und vor      Optimaler Nutzen
                                                                                                                      dank «Optinutz»
                                                           einer grossen Unordnung stehe. Putzen und auf-
Entlastung bei den Sportanlagen-Haus-                      räumen gehören nicht zu meinen Aufgaben», erklärt
                                                           Crivellaro, der selber viele Jahre Trainer und techni-
warten. Marino Crivellaro ist mit Leib                     scher Leiter der D- und C-Junioren im FC Wallisellen
und Seele dabei – und ermöglicht so den                    war. «Der Fussball gab mir in meinem Leben so viel         Um Schulturnhallen auch am Abend und an
                                                           Halt, da gebe ich gerne etwas zurück», erklärt der         Wochenenden optimal zu nutzen, müssen Schule
Trainings- und Spielbetrieb.                               begeister te Fussballer. «Wenn jemand gebraucht
                                                           wird, bin ich da.»                                         und Vereine Hand in Hand arbeiten. Winterthur
Unter der blauen Schirmmütze mit der gelben Auf-                                                                      hat mit «Optinutz» einen Weg gefunden, die zusätz-
schrift «S’Drü» strahlen die Augen von Marino Cri-         Auch wenn nicht alles immer nach seinem Gusto
vellaro. Er ist seit acht Jahren Vereins-Platzwart         läuft, empfindet Marino Crivellaro die tägliche Arbeit     lichen Kosten zu optimieren und die Belastung
für den FC Wallisellen – und erhält dafür vom Verein       im «Spöde» als «sehr positiv». Die Zusammenarbeit          für die Hauswarte – trotz grösserer Auslastung
eine kleine Entschädigung. «Normalerweise beginnt          mit den Anlagewarten funktioniert einwandfrei. «Wir        durch die Vereine – zu reduzieren.
meine Arbeit so um 17 Uhr, wenn wir Vereins-Platz-         sprechen viel miteinander und diskutieren unsere An-
warte von den Hauswarten der Sportanlage die für           liegen. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig»,                                                                                      So wird man Hauswart
die Fussballer benötigte Infrastruktur übernehmen»,        sagt Crivellaro. Das Schönste ist für ihn aber die Freu-                                                                                   «Hauswart kann man nicht einfach
erklärt Crivellaro. Die Trainings auf den zwei Natur-      de der Kinder und Jugendlichen am Spieltag. Auch da                                                                                        nur lernen, man ist es mit Leib und
rasen- und zwei Kunstrasenplätzen dauern in der            steht er als Helfer in der Not gerne zur Verfügung.        Wenn Rafael Frank den Besucher          den Vereinen und dem städtischen        Seele», sagt Rafael Frank. Der
Regel bis 21.30 Uhr. «Dann beginnt die eigentliche         «Einmal wurde ich kurzfristig gefragt, ob ich ein Spiel    durch die verwinkelten Gänge des        Sportamt abgesprochen, ob jemand        gelernte Forstwart absolviert zur-
                                                                                                                                                                                                      zeit die rund zwei Jahre dauernde
Arbeit: Lichter löschen, kontrollieren, ob die Schuhe      pfeifen könne, weil der Schiedsrichter nicht gekom-        Winterthurer Schulhauses Gutschick      vom Hausdienst vor Ort benötigt
                                                                                                                                                                                                      Fachhochschule zum Hauswart mit
geputzt sind, wenn die Spielerinnen und Spieler von        men ist», erinnert er sich. Die Wertschätzung spürt        führ t, wird schnell klar, was die      wird. Der zusätzliche Aufwand wird      eidgenössischem Fachausweis an
den Naturrasenplätzen kommen. Zum Abschluss                Crivellaro auch im Alltag. «Wenn ich durch das Dorf        Herausforderungen für die Ver-          dem entsprechenden Verein in            der Gewerblichen Berufsschule in
mache ich noch einen Kontrollgang und schliesse alles      gehe, erkennen mich die Eltern oder Grosseltern der        mietung der beiden Turnhallen an        Rechnung gestellt.                      Wetzikon. «Die Anforderungen
ab», sagt der gelernte Maurer. Gegen 22.15 Uhr ist         Spieler und grüssen mich», erzählt er. «Das macht mir      ausserschulische Vereine sind.          Auch die Vereine selbst stehen in       haben sich in den letzten Jahren
sein Arbeitstag beendet.                                   Freude und ist für mich auch Lebensqualität.»              Die Halle F verfügt über einen ge-      der Verantwortung. «Bei ausserge-       stark verändert und sind gestie-
                                                                                                                      sonderten Zugang, nicht aber die        wöhnlichen Verschmutzungen wird         gen, deshalb ist die Ausbildung
Marino Crivellaro teilt sich die Abende und Wochen-                                                                   Halle E. Bauliche Veränderungen         der zusätzliche Aufwand dem Sport-      wichtig», erklärt Frank. Rund 30
enden mit den anderen zwei Vereins-Platzwarten.                                                                       sind nur bedingt möglich, weil die      amt weitergemeldet und dem ver-         bis 60 Prozent seines Jobs finden
                                                                                                                                                                                                      im Büro statt. «Ein Hauswart ist
«Ich muss flexibel reagieren, wenn am Samstagvor-                                                                     Anlage des Winter thurer Archi-         ursachenden Verein in Rechnung
                                                                                                                                                                                                      auch ein Manager: Wir müssen
mittag das Telefon läutet», erzählt er. Präsent zu sein,                                                              tekten Ulrich Baumgartner unter         ge stellt», sagt Frank. Im Fall der     administrativ immer mehr selber
ist für ihn wichtig. «Die Leute dürfen spüren,                                                                        Denkmalschutz steht. «Es gilt si-       Akrobatik- und Geräteturner im Gut-     machen. Den Unterhalt des
wenn ich nicht zufrieden bin», sagt er. «Die                                                                          cherzustellen, dass die Vereine nur     schick erhält der Verein Reinigungs-    Schul hauses koordinieren und

                                                                    Dem Sport
Wertschätzung gegenüber fremdem Eigen-                                                                                dor t Zutritt haben, wo es ihnen        material, um die Verschmutzungen        organisieren wir zum grössten Teil
tum ist gesunken», hält Marino Crivellaro                                                                             auch erlaubt ist, damit der Schul-      durch das Magnesium selber grob         selbstständig. Wir arbeiten mit
fest. «Wir nehmen die Trainer mit in die                                                                              betrieb nicht gestört wird», sagt       zu reinigen, damit die nachfolgen-      verschiedenen Abteilungen zusam-

                                                                    etwas
Verantwortung», sagt er. «Ich erwarte von                                                                             der Gutschick-Hauswart. Er steht        den Vereine dadurch nicht gestört       men und sind in vielen Belangen
den Trainern, dass sie die Garderobe noch                                                                             bis um 18 Uhr im Dienst der Schule,     werden.                                 die direkte Ansprechperson.» Die
                                                                                                                                                                                                      Vielfalt macht für Frank die Faszi-
                                                                                                                      danach übernehmen die Vereine die       Im Gutschick-Schulhaus ist der

                                                                   zurückgeben
                                                                                                                                                                                                      nation seiner Arbeit aus. «Es ist ein
                                                                                                                      Hallen. Geräteturnen, Akrobatik,        Zutritt für die Vereine über das
                                                                                                                                                                                                      Traumjob: Vergeht mir einmal die
                                                                                                                      Basketball, Volleyball, Unihockey,      Schliesssystem und eine Zeitschalt-     Lust an der Büroarbeit, gehe ich,
                                                                                                                      Kampfsport – die Palette an Sport-      uhr geregelt. Die Administration        wenn es möglich ist, die Toilette
                                                                                                                      arten, die in den beiden Gutschick-     läuft heute zentral über das städ-      reinigen – oder umgekehrt.»
                                                                                                                      Hallen betrieben werden, ist breit.     tische Sportamt, nur in den Früh-
                                                                                                                      «Die Zusammenarbeit mit den Ver-        lings- und Herbstferien müssen sich
                                                                                                                      einen klappt meistens gut», sagt        die Vereine direkt beim jeweiligen
                                                                                                                      Frank. «Es braucht während der          Hauswart melden, um die Hallen                Der Fachverband Zürcher

                                                                                                                                                                                                     ì
                                                                                                                      normalen Vereinstrainings keine         nutzen zu können. «Ich bin froh,              Hauswarte
                                                                                                                      Leute von uns vor Ort.» Hier setzt      ist alles belegt. Dafür wurden die            Der Fachverband Zürcher Haus-
                                                                                                                      «Optinutz» ein, das in Winterthur       Hallen auch gebaut», sagt Rafael       warte (FZH) hat über 600 Mitglieder und
                                                                                                                      seit 1998 angewendet wird. Je nach      Frank. Schule und Vereine profitie-    fördert die allseitige Anerkennung der
                                                                                                                      Anzahl Trainingseinheiten und Hal-      ren dabei voneinander. «Der Turn-      Berufsbilder Hauswart, Hausmeister und
                                                                                                                                                              verein Neue Sektion Winter thur        Fachmann/Fachfrau Betriebsunterhalt.
                                                                                                                      len steht dem Hauswart ein Stun-
                                                                                                                                                                                                     Der Berufsverband setzt sich überdies für
                                                                                                                      denbudget zur Verfügung, in dessen      schaffte neue Grossmatten an, die
                                                                                                                                                                                                     zeitgemässe und faire Arbeitsbedingun-
                                                                                                                      Rahmen er Personal für die Reini-       nun auch der Schule zur Verfügung      gen ein. Für seine Mitglieder bietet der
                                                                                                                      gung und Endkontrolle einstellen        stehen. Im Gegenzug ermöglichten       FZH Weiterbildungsmöglichkeiten und
                                                                                                                      kann. «Der Hauswart darf im Rahmen      wir ihnen, dass sie ihre Spezial-      Unterstützung in Rechtsfragen durch den
                                                                                                                      von ‹Optinutz› auch eine gewisse An-    geräte im Aussenraum verstauen         Schweizerischen Dachverband. Auf der
                                                                                                                      zahl Stunden im Jahr selber leisten»,   können», erzählt Frank. Der knappe     Webseite hauswart-zh.ch finden Interes-
                                                                                                                      erklärt Rafael Frank. Bei speziellen    Stauraum ist ein grosses Problem       sierte auch eine Jobbörse.
                                                                                                                      Grossanlässen wird vorgängig mit        in vielen Anlagen.                     www.hauswart-zh.ch

14 – Sport braucht Raum                                                                                                                                                                                             Sport braucht Raum – 15
Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
REP
KOPFOR TAGE AUS DER SP OR THALLE HARDAU IN ZÜRICH
     ZEILE

                                                                                                                                                                     Ab 19.30 Uhr gehört die Halle den Vereinen. Der
                                                                                                                                                                     Hallenwart richtet die Aula für den Theorieteil des
                                                                                                                                                                     UHC Dietlikon ein. Während die Unihockeyspiele-
                                                                                                                                                                     rinnen Videostudium betreiben, bleibt dem Hal-
                                                                                                                                                                      lenwart kurz Zeit, um den Hallenboden vor dem
                                                                                                                                                                      Training trocken zu wischen.

Gute Zusammenarbeit
erleichtert das Leben
Die Sporthalle Hardau nahe beim Zürcher Letzigrund ist Schulturnhalle, Heimat für Ver-
eine und öffnet spätabends die Türen für den ungebundenen Sport – dies dank der guten
Zusammenarbeit mit den Hallenwarten. Ein Augenschein an einem Donnerstagabend.

                                                                       Ein gewöhnlicher Donnerstag in
                                                                       der Hardau beginnt um 7.40 Uhr
                                                                       mit dem Schulsport und endet erst
                                                                        um Mitternacht. Nach dem Schul-
                                                                        sport trainieren ab 16.30 Uhr die
                                                                        Kinder im Rahmen von TALENT
                                                                         Zürich, dessen Ziel die spor t-
                                                                         motorische Ausbildung und leis-
                                                                         tungsorientierte, poly sportive
                                                                         Förderung von Sporttalenten ist.
                                                                          TALENT Zürich wird vom Verein
                                                                          zur Förderung von Sporttalenten
                                                                der Stadt Zürich mit Unterstützung des
                                                    Spor tamtes der Stadt Zürich und in Zusammen-
                                                    arbeit mit Stadtzürcher Vereinen durchgeführt.

                                                                      Der Hallenwart, der vom städtischen
                                                                      Sportamt für die Hardau angestellt
                                                                     ist, unterstützt die Kids beim Auf-
                                                                     räumen.

                                                                     Nach dem Training mit den TALENT-                   Gegen 23 Uhr betreten die bunt gekleideten Plausch-
                                                                     Kids bleibt für die Leiter Zeit, im    Fussballer der Gruppe «Junge Lait» die Halle. Die Kollegen sind
                                                                    Kraf traum der Hardau selber zu         nicht in einem Verein organisiert, haben sich aber mit dem Sportamt der
                                                                    trainieren.                             Stadt Zürich arrangiert und die späte Hallenzeit gebucht. Der Hallenwart ist eben fertig mit der Reini-
                                                                                                            gung der Garderoben, macht einen letzten Check und geht nach Hause. Die Fussballer spielen jeweils am
                                                                                                            Donnerstag bis Mitternacht und hinterlassen die Halle in perfektem Zustand, damit diese am nächsten Morgen
                                                                                                            wieder bereit ist für den Schulsport.

16 – Sport braucht Raum                                                                                                                                                                           Sport braucht Raum – 17
Sport braucht Raum - Dossier Sportkanton Zürich
AUS SERSCHULISCHE NU T ZUNG VON K ANTONALEN SP OR THALLEN

                                                                                   Während auf kommunaler Ebene            «Die Komplexität ist in Gemeinden      Dabei stellen sich nicht nur Prob-
                                                                                   viele Schulsporthallen dem Brei-        wie Bülach oder Urdorf, wo die         leme der Verfügbarkeit, sondern
                                                                                   tensport bereits offen stehen, ist      Wege etwas kürzer sind als in der      auch der Zugänglichkeit. «Teilweise
                                                                                   das bei den 85 kantonalen Hallen-       Stadt Zürich, sicher kleiner. Auch     muss man durch das halbe Schul-
                                                                                   einheiten noch nicht überall so.        in Winterthur existiert schon eine     haus gehen, um zur Spor thalle
                                                                                   Das Mittelschul- und Berufsbil-         Konzeption, die städtische und         zu kommen. Das ist historisch so
                                                                                   dungsamt (MBA) zeigt grosses Inte-      kantonale Liegenschaften integ-        entstanden und nicht ideal, wenn
                                                                                   resse an Optimierungen und aner-        riert.» Möglich ist deshalb, dass es   der Zugang auch ausserhalb der
                                                                                   kennt das Bedürfnis seitens des         keine einheitliche Lösung für alle     Schulzeiten gewährleistet werden
                                                                                   Sportamts. Gemeinsam haben die          85 Hallen geben wird. «Funktionie-     soll.» Für die zukünftige Planung
                                                                                   beiden Institutionen eine externe       rende Lösungen lassen wir im ers-      von Neubauten sei ein spezieller
                                                                                   Studie in Auftrag gegeben, um zu        ten Schritt vielleicht so weiterlau-   Halleneingang deshalb ein wich-
                                                                                   prüfen, wie die Liegenschaf ten         fen und kümmern uns primär um          tiges Traktandum. Vor allem weil
                                                                                   des Kantons dem ausserschu-             die Situation in der Stadt Zürich»,    Sporthallen an Wochenenden sehr
                                                                                   lischen Sport zur Verfügung ge-         sinniert Marc Kummer.                  attraktiv sind. «Das Thema ist
                                                                                   stellt werden können. «Wir haben                                               schon länger auf dem Tisch. Nun
                                                                                   ein Haus, das wir gerne dem Brei-       Hier stellt Kummer eine Unter-         wollen wir es konzeptionell ange-
                                                                                   tenspor t geben möchten», sagt          deckung an Hallen für Sportmög-        hen und gute organisatorische Lö-
                                                                                   Marc Kummer, Amtschef des MBA.          lichkeiten im schulischen Bereich      sungen finden.»
                                                                                   «Aber wir sind nicht in erster Linie    fest. Drohende Verluste sollen
                                                                                   ein Liegenschaftenvermieter. Wir        ersetzt und fehlende Infrastruktur     Schliesslich muss auch die Frage
                                                                                   sind ein Bildungsanbieter, der auch     ergänzt werden. «Es ist jedoch         geklärt sein, wer die zusätzliche
                                                                                   Raum hat und diesen gerne in der        schwierig, in der Stadt Zürich so      Hallenkapazität erhalten wird.
                                                                                   freien Zeit vermietet.»                 grosse Hallen oder Räumlichkeiten      «Ich kann das nicht entscheiden,
                                                                                                                           zu erhalten. Wir brauchen mitten       und über den Preis dürfen wir das
                                                                                   Das Sportamt und das MBA seien          in der grössten Stadt der Schweiz      auch nicht steuern. Wenn der Be-
                                                                                   sich im Grundsatz einig. «Wer bei       Raum, der wirtschaftlich gesehen       darf höher ist als das Angebot,
                                                                                   diesen Hallen welche Rolle über-        nicht rentabel ist. Für die Schulen    muss jemand entscheiden, wer in
                                                                                   nimmt, ist eine zentrale Frage»,        und die Vereine ist die Erschlies-     die Halle darf. Da brauchen wir die
                                                                                   erklärt Kummer. Die Ausgangslage        sung dafür mit der Nähe zum            Unterstützung von der Sportsei-
                                                                                   ist für ihn klar: «Wir haben eine       Hauptbahnhof ideal», umschreibt        te.» Marc Kummer schwebt vor,
                                                                                   Sportinfrastruktur und Angestellte      Marc Kummer das Dilemma.               dass das MBA zum Beispiel den
                                                                                   für unsere schulischen Bedürfnis-                                              Spor tämtern vor Or t Zeitfenster
                                                                                   se. Gerne stellen wir die Anlagen                                              freigibt und die Vereine diese über
                                                                                   in der Zeit, in der wir sie nicht für                                          ein zentrales Reservationssystem
                                                                                   die Bildung brauchen, für die aus-                                             buchen können. «Bildlich gespro-
                                                                                   serschulischen Bedürfnisse zur                                                 chen möchten wir für diesen Zeit-
                                                                                   Verfügung.»                                                                    raum den Schlüssel an den Sport
                                                                                                                                                                  abgeben und die Hallen wieder im
                                                                                   Eine externe Firma soll                                                        gleichen Zustand zurückerhalten.
                                                                                   helfen, Detailfragen zu                                                        Die Sportseite muss hier eine koor-
                                                                                   klären. Eine ausführli-                                                        dinierende Aufgabe wahrnehmen.»
                                                                                   che Analyse wird zur-
                                                                                   zeit erar beitet und                                                           Für Marc Kummer endet die Raum-

Gute organisatorische
                                                                                   wird die Basis sein,                                                           diskussion aber nicht an den Hal-
                                                                                   wie Strategie, Grund-                                    Marc Kummer,          lenwänden. «Für mich geht es auch
                                                                                   sätze und Organisati-                                    Amtschef des          um die Frage, ob der schulische
                                                                                   on umgesetzt werden                                     Mittelschul- und       Sport zwingend immer in einer Hal-

Lösungen finden
                                                                                   könnten. Teil des Auf-                                 Berufsbildungsamts      le stattfinden muss. Eine Sport-
                                                                                                                                         des Kantons Zürich.      lektion muss nicht per se eine
                                                                                   trags ist, eine Lösung für
                                                                                   die Optimierung der Gebüh-                                                     Halleneinheit bedeuten.» Somit
                                                                                   ren zu finden. Für Marc Kummer                                                 sieht der Amtschef des MBA ne-
                                                                                   ist wichtig: «Die Amortisation der                                             ben der gemeinsamen Nutzung von
                                                                                   Hallen muss nicht über den Sport                                               Liegenschaf ten in der Spor tent-
Von 762 Halleneinheiten im Kanton Zürich sind 85 kantonale Sporthallen. Oft sind   laufen, aber sicher die laufenden                                              wicklung weiteres Potenzial. «Der
                                                                                   Kosten.»                                                                       ausserschulische und der schu-
dies Gross-Sporthallen, wie sie gewisse Sportarten brauchen, um ihre Wettkämpfe                                                                                   lische Sport könnten noch mehr
austragen zu können. Um sie optimal zu nutzen, erarbeiten das Mittelschul- und                                                                                    ineinandergreifen. Es könnte eine
Berufsbildungsamt und das Sportamt des Kantons Zürich gemeinsame Regelungen.                                                                                      Schnittstelle zum Breiten- und Ver-
                                                                                                                                                                  einssport entstehen», beschreibt
                                                                                                                                                                  er seine Vision.

18 – Sport braucht Raum                                                                                                                                                        Sport braucht Raum – 19
SP OR TMATERIAL FÜR ALLE                                                                                           ERFOLGSBEISPIEL: SQUASH- UND KLE T TERHALLE IN USTER

                                                                                                                   Griffige Massnahme
                                                                                                                   gegen Raum-Engpass
                                                                                                                   Zwei unterschiedliche Sport arten mit gleichen Bedürfnissen.
                                                                                                                   So entstand in Uster auf private Initiative die kombinierte Anlage mit
                                                                                                                   der Kletterhalle «GRIFFIG» und der «Squash Arena».

                                                                                                                   Zwei Mitglieder des Squash Club Uster sind auch be-       Grösste Herausforderung war fraglos die Finanzierung
                                                                                                                   geisterte Kletterer. Dafür mussten die Zürcher Ober-      des Projekts. Rund 8 Millionen Franken kostete der ge-
                                                                                                                   länder jedoch ins Gaswerk nach Schlieren fahren. Dort     meinsame Bau, wobei der grössere Anteil (6,5 Millionen
                                                                                                                   kamen sie in Kontakt mit Martin Baumeler, ebenfalls       Franken) bei der Kletterhalle anfiel. «Wir hatten zehn
                                                                                                                   leidenschaftlicher Kletterer aus dem Zürcher Ober-        Genossenschafter mit einem Anteil von je 100 000 Fran-

Mein Ball und dein Ball                                                                                            land. Schnell merkten sie, dass beide Seiten auf der
                                                                                                                   Suche nach Raum waren. «Wir hatten die Idee für eine
                                                                                                                   eigene Halle im Hinterkopf. Dank Gesprächen mit den
                                                                                                                                                                             ken. Dazu kamen Darlehen, Sponsoren und ein Bei-
                                                                                                                                                                             trag an Swisslos-Geldern aus dem Sportfonds», sagt
                                                                                                                                                                             Martin Baumeler. 50 Prozent Eigenkapital forderte
                                                                                                                   Squash-Spielern, die dieselben Überlegungen anstell-      die Bank von den beiden Genossenschaften. Als die
                                                                                                                   ten, wurde es konkreter», erzählt Martin Baumeler.        Finanzierung gesichert und die Pläne fertig waren,
Ein bisschen komme ich mir schon      Es ist immer wieder spannend,         Nach knapp 45 Minuten ist der          «Wir merkten schnell, dass es im Zürcher Oberland         ging es schnell. Zwischen dem Spatenstich und der
vor wie ein Huhn in einer Lege-       wenn wir an den Materialkästen        Trubel vorbei. 13-mal knallte ich      nichts Geeignetes gab und es sinnvoll wäre, selber et-    Eröffnung im Oktober 2014 lag nur ein Jahr.
batterie. Links und rechts und        der Sportvereine vorbeigeschoben      gegen eine Holzkeule, dreimal wurde    was zu bauen», ergänzt Benno Stutz, Präsident des
oben und unten liegen meine ku-       werden. In einem liegen zusam-        ich durch die Gegend gekickt und       Squash Club Uster. Erste Projektideen, für die bereits    Nach den ersten Betriebsmonaten ziehen Baumeler
gelrunden Kollegen dicht gedrängt     mengeknüllt die Überzieher der        immerhin einmal von einem Mäd-         Investoren gefunden waren, verschwanden 2007 wie-         und Stutz eine positive Bilanz. «Wir sind im Business-
auf den beiden Plastikstangen.        Unihockeyaner. Das ist nichts für     chen lieb umarmt, als ich im letz-     der in der Schublade, als in Greifensee das Kletterzen-   plan und können eigentlich bereits jetzt sagen, dass
Glücklicherweise hatte ich einen      mein feines Riechventil. Da habe      ten Moment noch über ihre Keule        trum im Milandia eröffnet wurde.                          wir die Anlage rentabel betreiben können», sagt Mar-
ruhigen Schlaf und konnte mich        ich Mitleid mit den wunderschö-       hüpfte. Jetzt geht es zurück in den                                                              tin Baumeler. Die Anlagen bereiten auch ihren Nutzern
gut von den Strapazen des Vorta-      nen Bällen, die sich der Verein vor   grossen Materialraum. Ich habe         Ende 2009 kamen die beiden möglichen Partner wieder       Freude. «Dank dem Neubau konnten wir etwas Einma-
ges erholen. Ich habe von Lucarelli   einem Monat angeschafft hat.          den perfekten Blick in den ers-        ins Gespräch. Das neue Kletterzentrum stiess bereits      liges realisieren. Wir konnten 18 Meter hoch bauen,
geträumt, diesem wunderbaren          Bälle mit Noppen – nicht diese        ten Materialkasten der Vereine.        an seine Kapazitätsgrenze. Gemeinsam nahmen die           was für eine Kletterhalle sehr attraktiv ist. Dank Ober-
Aussenangreifer aus Brasilien.        abgenützten weissen Dinger, die       Hier liegt er – mein zweiter Lieb-     beiden Parteien Kontakt mit der Stadt Uster auf und       lichtern und Seitenfenstern ist es sehr hell und im
Doch gerade als dieser zum Smash      ich von meinem Platz aus in der       lingsbrasilianer. Brazuca zog erst     stiessen auf offene Ohren. Die Stadt war von der Idee     Sommer können wir ein 10 Meter breites und 15 Meter
ansetzen wollte, ging das Licht       grauen Kiste unter mir sehe. Die-     vor einigen Wochen hier ein – und      sogar begeistert. Klettern und Squash gründeten je        hohes Tor öffnen», erzählt Baumeler, dessen elfjähri-
an. Zusammen mit drei weiteren        se haben höchstens Dellen. Und        hat gleich alle Blicke auf sich. Die   eine Genossenschaft und präsentierten der Stadt den       ger Sohn nun mit Squash begonnen hat. Ein Bijou ist
Kollegen wirft mich die Lehrerin      von ihnen lassen die Unihockeya-      Schulkinder bleiben immer wieder       Businessplan und das konkrete Projekt. Im Gegen-          auch die «Squash Arena» mit sieben Courts inklusive
in diesen blauen Kasten mit Rä-       ner auch tunlichst die Finger und     stehen und versuchen, ihn durch        zug erhielten sie das Land auf dem Buchholz-Areal         des «zentralen Ganz-Glascourts als Magnet», sagt
dern. Ich ahne Böses. Unter mir       Stöcke. Dafür schliessen sie ihre     das Gitter mit ihren Fingern zu be-    im Baurecht.                                              Benno Stutz.
liegen Holzkeulen. Die Kinder         weis sen Prachtbälle weg – mit        rühren. Er bleibt jedoch unnahbar.
sind ja meistens nett mit mir, aber   den stinkenden Überziehern. Na ja.    Schade eigentlich.
Keulenball ... Ich bin zwar nur ein                                                                                                                                           So beantragen Vereine und Verbände Swisslos-Gelder
etwas mitgenommener Volleyball        Mein Leben als Volleyball ist nicht                                                                                                     aus dem kantonalen Sportfonds
der Schule, aber muss man sich        leicht. Es geht keine zwei Minuten,                                                                                                     Private Initiativen von Vereinen und Verbänden werden
wirklich alles gefallen lassen?!?     da werde ich schon ein erstes Mal                                                                                                       mit Swisslos-Geldern aus dem kantonalen Sportfonds
                                      als Fussball missbraucht – und die                                                                                                      unterstützt. Sportverbände und Sportvereine richten
                                      Lehrerin hat es nicht einmal gese-                                                                                                      ihre Gesuche noch vor Baubeginn online beim ZKS ein.
                                                                                                                                                                              Bauprojekte (Neubauten, Erneuerungen, Erweiterungen),
                                      hen. Es war der Junge da drüben
                                                                                                                                                                              die dem Jugend- und Breitensport zur Verfügung
                                      im königlich weissen Shirt mit der                                                                                                      stehen und deren langfristiger Betrieb gesichert ist,
                                      Nummer 7 auf dem Rücken. Für                                                                                                            werden grundsätzlich unterstützt.
                                      Fussball ist doch der gelbe, fil-
                                      zige Kerl da, der eine Etage unter
                                      mir wohnt. Aber der durfte heute
                                      liegen bleiben. Dabei haben wir
                                      ja schon am Abend unsere Ruhe,
                                      wenn die Sporttreibenden der
                                      Vereine neidisch in unser grosses
                                      Gehege blicken und gerne mit
                                      uns spielen würden – aber keinen
                                      Schlüssel haben.
20 – Sport braucht Raum                                                                                                                                                                                       Sport braucht Raum – 21
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