UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte

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UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte
UmweltaktivistInnen
in Gefahr
Schützen wir ihre Menschenrechte!
Kampagnendossier

             Tag der Menschenrechte
                   10. Dezember 2020
UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte
10. Dezember 2020 l Tag der Menschenrechte

    VORWORT

    L   iebe Leserin, lieber Leser

    Die Zeichen stehen auf Sturm, auf Orkan,         JA zur Konzernver-
    auf Dürre und auf alle denkbaren Natur-          antwortungsinitiative
    katastrophen. Auch bei uns schwindet             bedeuten kann für
    das Eis, die Wälder vertrocknen. Lang-           Menschen, die wegen
    sam wird uns klar, dass die NIMBY-Per-           ihres Engagements
    spektive («not in my back yard» oder             für unseren Planeten
    «Hauptsache, mein eigener Hinterhof              bedroht werden.
    bleibt verschont») nicht reicht, um uns          Nebst Ihrem Ja zu dieser zukunftswei-
    und unseren Kindern eine friedliche,             senden Initiative braucht es auch Ihre
    glückliche Zukunft zu bescheren. Der Kli-        Unterschrift. Lesen Sie mehr zu unserer
    mawandel ist ein Problem der Mensch-             Menschenrechtstags-Petition für brasilia-
    heit als Ganzes.                                 nische Zwangsvertriebene auf Seite 7.
    Mit den zunehmenden Naturkatastro-               Ihr Engagement ist ein Licht der Hoff-
    phen steigt auch die Anzahl Verbrechen           nung in der Adventszeit, in welcher auch
    gegen Menschen, die den Klimawandel              der Menschenrechtstag stattfindet. Ein
    an der Wurzel anpacken und für unsere            Licht für die Zukunft unserer Kinder und
    Erde einstehen. Anlässlich des Tags der          unserer Umwelt.
    Menschenrechte 2020 gibt dieses Kam-
    pagnendossier einen Einblick in das
    Trauerspiel für die Menschenrechte, das
    aus der Diskreditierung von Umweltanlie-
    gen hervorgeht. Auf den nächsten Seiten           Katleen De Beukeleer
    lesen Sie, wo es besonders gefährlich ist,        Verantwortliche für Kampagnen und
    sich für die Umwelt zu engagieren.                Kommunikation

    Doch jede und jeder von uns kann dazu
    beitragen, dass das Trauerspiel ein Ende
    findet. Erfahren Sie ab Seite 8, was ein

    IMPRESSUM

    Herausgeberin ACAT-Schweiz (Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter, Kontaktangaben
    siehe Seite 12) l Redaktion Ruth Blum, Katleen De Beukeleer (Verantwortung, k.debeukeleer@acat.
    ch), Dominique Joris l Übersetzung Katleen De Beukeleer, Bettina Ryser Ndeye l Coverbild Ocean
    Cleanup Group / Unsplash.com l Gestaltung Katleen De Beukeleer l Druck Funke Lettershop AG,
    Zollikofen
    Der Tag der Menschenrechte ist der Gedenktag zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die
    am 10. Dezember 1948 durch die UNO-Vollversammlung verabschiedet wurde.
    Hinweis der Redaktion Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit bezeichnen wir Personengruppen in
    männlicher Form, wobei wir immer sowohl weibliche als auch männliche Personen meinen.
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UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte
Kampagnendossier l UmweltaktivistInnen in Gefahr – Schützen wir ihre Menschenrechte!

FOKUS

UmweltaktivistInnen
in Gefahr
          Der Schutz der Umwelt und die Verteidigung der Menschenrechte
          sind zunehmend miteinander verflochten. 2019 wurde eine
          Rekordzahl von Menschen wegen ihres Engagements für den
          Schutz von Umwelt, Klima oder natürlichen Ressourcen getötet.
          Text: Dominique Joris, Verantwortlicher für Interventionen und juristische Dossiers

N
       ach Angaben der NGO Global                       Im Durchschnitt werden seit Dezem-
       Witness wurden im vergangenen                    ber 2015, als das Pariser Klimaab-
       Jahr weltweit 212 Umweltver-                     kommen unterzeichnet wurde, jede
teidiger umgebracht. Die Regierun-                      Woche vier Aktivisten getötet. Viele
gen tragen eine grosse Verantwortung                    andere werden durch Übergriffe, sexu-
für diese Tragödien, weil sie nicht                     elle Gewalt, Morddrohungen, will-
imstande sind, die Opfer – oft Frauen –                 kürliche Verhaftungen und unfaire
zu schützen und die Täter zu verfolgen.                 Gerichtsverfahren zum Schweigen
Schlimmer noch: Einige Staaten, so die                  gebracht. Es sind oft indigene Akti-
Philippinen, nehmen die gewaltsame                      visten, die den höchsten Preis für ihr
Beseitigung von Umweltaktivisten                        Engagement zahlen.
gleich selber an die Hand oder geben                    Im Jahr 2019 waren 21 Länder betrof-
sie in Auftrag – dies unter dem Vor-                    fen. Kolumbien, die Philippinen, Brasi-
wand der Terrorismusbekämpfung. In                      lien, Mexiko, Honduras und Guatemala
vielen Fällen machen sich auch lokale                   stehen an der Spitze dieser düsteren
oder internationale Unternehmen mit-                    Bilanz. Der Bergbau (50 Opfer im Jahr
schuldig. Es gibt viele rechtliche Mittel,              2019), die Agrarindustrie (34) und die
um die jeweiligen Verantwortlichkeiten                  Forstwirtschaft (24) sind die tödlichs-
festzulegen. Sie alle haben das gleiche                 ten Sektoren. Genau diese Sektoren
Ziel: den Schutz der Umweltverteidiger,                 sind weitgehend für den Klimawan-
und damit unseres Planeten.                             del und die Zerstörung des Planeten
                                                        verantwortlich.
                                                                                                  3
UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte
10. Dezember 2020 l Tag der Menschenrechte

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                                                                                 Kaum sonstwo auf der Welt ist es so
                                                                                 riskant, sich für die Umwelt einzusetzen,

                                                                                                                                                           KARTE: ACAT-Schweiz
                                                                                 wie in der Provinz Cauca im Südwesten
                                                                                 Kolumbiens.
                                                                                 Die sich häufenden Morde an Aktivisten
                                                                                 scheinen eine Folge des Friedensabkom-
                                                                                 mens von 2016 zwischen der Regierung und
                                                                                 den FARC-Rebellen zu sein, das zahlreiche Fragen offenliess. Für viele
                                                                                 der dokumentierten Verbrechen werden kriminelle Banden und para-
                                                                                 militärische Gruppierungen verantwortlich gemacht, die von der FARC
                                                                                 verlassene Gebiete besetzen. Das Friedensabkommen sah auch Sub-
                                                                                 ventionen für Bauern vor, wenn sie sich bereit erklärten, ihre Koka-
                                                                                 plantagen durch andere Kulturen zu ersetzen. Wer zugestimmt hat,
                                                                                 bekommt oft Drohungen vom organisierten Verbrechen und von Para-
                                                                                 militärs, die vom Drogenhandel leben. Ein Klima der Verfolgung und
                                                                                 Bedrohung hat sich breitgemacht und flösst jenen Angst ein, die den
                                                                                 Mut hatten, ihre Stimme zu erheben.

                                                                                           Francia Marquez ist eine   64
BILD: GUE/NGL/CC BY-SA (creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)

                                                                                            der prominentesten
                                                                                                                       Im Jahr 2019 wurden in Kolum-
                                                                                             Umwelt- und Menschen-     bien 64 Umweltverteidiger
                                                                                             rechtsverteidigerinnen    getötet, vorwiegend in indige-
                                                                                             Kolumbiens. Für ihre      nen Gebieten. Laut Global Wit-
                                                                                            Umweltarbeit wurde sie     ness sind dies 30 Prozent aller
                                                                                           2018 mit dem angesehe-      Fälle weltweit im vergangenen
                                                                                        nen Goldman-Umweltpreis        Jahr. Indigene Aktivisten sind am
                                                                      ausgezeichnet. Im Mai 2019 wurden sie und        meisten gefährdet. Sie waren
                                                                      weitere Umweltbeauftragte während eines          in der Hälfte der Fälle betrof-
                                                                      Treffens in der Stadt Lomitas von bewaffne-      fen, obwohl die Indigenen nur
                                                                                                                       4,4 Prozent der Gesamtbevölke-
                                                                      ten Männern angegriffen. Der Angriff dauerte
                                                                                                                       rung Kolumbiens ausmachen.
                                                                      fünfzehn Minuten, und eine Granate wurde auf
                                                                                                                       Etwa ein Drittel der dokumen-
                                                                      die Gruppe geworfen. Glücklicherweise wurde      tierten Verbrechen sollen von
                                                                      niemand getötet. In der Vergangenheit wurde      denjenigen bewaffneten Banden
                                                                      Francia Marquez oft bedroht und schikaniert.     begangen worden sein, welche
                                                                      Schliesslich war sie gezwungen, ihr Haus zu      die FARC abgelöst haben. Angeb-
                                                                      verlassen.                                       lich werden 89 Prozent der Ver-
                                                                                                                       brechen nicht bestraft.

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UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte
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                             PHILIPPINEN
                             Die Philippinen sind das zweitgefährlichste Land der
                             Welt für Umweltaktivisten.

                                                                                                                             KARTE: ACAT-Schweiz
                             Der Grund dafür ist die zunehmende Kriminalisierung
                             ihrer Tätigkeit durch den Staat, der mit einer immer dra-
                             konischeren Gesetzgebung gegen sie vorgeht. Die Armee
                             beteiligt sich an der Unterdrückung indigener Bewegun-
                             gen, die versuchen, sich gegen die Ausbeutung ihres Lan-
                             des durch Abholzungs- oder Bergbauunternehmen zu wehren. Um die
                             Repression zu rechtfertigen, bezeichnet der Staat die Protestierenden
                             als «Rebellen», «Terroristen» oder «entwicklungsfeindliche Aktivisten».
                             Die philippinische Regierung will damit den betroffenen Gemeinschaf-
                             ten jegliche Legitimität absprechen. Präsident Dutertes hetzerische
                             Aufrufe, indigene Schulen zu bombardieren und Aktivisten zu töten, die
                             «die Justiz behindern», verschärfen diese Politik und bringen Umwelt­
                             aktivisten noch mehr in Gefahr.

                                  Um die Repression zu
                                  rechtfertigen, bezeichnet der
                                  Staat die Protestierenden
                                  als «Rebellen», «Terroristen»
                                  oder «entwicklungsfeindliche
                                  Aktivisten».
                                                                                 43
                                                                                     Für 2019 zählte Global Witness
                                                                                     43 Morde an Umweltaktivis-
                            Renee Karunungan erhielt                                 ten auf den Philippinen. Davon
                            2016 für ihre kritische                                  standen 26 im Zusammenhang
                            Haltung gegenüber                                        mit der Agrarindustrie. Seit dem
                            der Umweltpolitik des                                    Amtsantritt von Präsident Duter-
                            philippinischen Präsi-                                   te ist die Zahl der ermordeten
                                                                                     Aktivisten dramatisch angestie-
BILD: reneekarunungan.com

                            denten Duterte zahlrei-
                                                                                     gen – auf 119 zwischen 2016
                            che Drohungen in den                                     und 2019, fast doppelt so viele
                            sozialen Netzwerken: «Ich                                wie in den drei Jahren zuvor. Auf
                            werde dich an der Ecke deiner                            den Philippinen geht die Hälfte
                            Strasse ausfindig machen und dich vergewaltigen          der Morde an Aktivisten auf das
                            oder töten lassen» oder «Ich werde deine Familie         Konto der Armee oder paramili-
                            aufsuchen und wir werden sie töten».                     tärischer Gruppierungen.

                                                                                                                            5
UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte
10. Dezember 2020 l Tag der Menschenrechte

                                                                                  BRASILIEN
                                                                                  Die indigene Bevölkerung von Guaja-
                                                                                  jara kämpft gegen illegale Holzfäller im

                                                                                                                                                               KARTE: ACAT-Schweiz
                                                                                  Bundesstaat Maranhão. In den letzten
                                                                                  18 Jahren haben 42 Menschen dieses
                                                                                  Engagement mit ihrem Leben bezahlt.
                                                                                  Am 1. November 2019 wurde Paulo Paulino
                                                                                  Guajajara vom Stamm der Guajajara durch
                                                                                  fünf illegal tätige Holzfäller in einen Hinterhalt gelockt und getötet. Er
                                                                                  war Mitglied der «Waldwächter», einer Gruppierung, die gegen illegale
                                                                                  Abholzung auf indigenem Land kämpft. Zwischen 2000 und 2018 wur-
                                                                                  den 42 indigene Guajajara im Konflikt mit illegal tätigen Holzfällern
                                                                                  ermordet. Mit der zunehmenden Waldzerstörung und Präsident Bolso-
                                                                                  naros laxer Umweltpolitik haben die Drohungen gegen diese Gemein-
                                                                                  schaft zugenommen. Im April 2020 wurde ein weiterer Anführer der
                                                                                  Guajajara-Gemeinschaft getötet.

                                                                           «Der brasilianische

                                                                                                                      24
                                                                           Staat ist nicht in der
                                                                           Lage, ihre körperliche
                                                                           Unversehrtheit und ihr
BILD: GUE/NGL/CC BY-SA (creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)

                                                                                                                          Nach Angaben von Global Wit-
                                                                           Leben zu gewährleisten.»                       ness wurden 2019 in Bra-
                                                                           Claudelice Silva dos Santos                    silien 24 Umweltaktivisten
                                                                                                                          umgebracht.

                                                                                          «Der brasilianische Staat ist nicht in der Lage,
                                                                                           ihre körperliche Unversehrtheit und ihr Leben zu
                                                                                           gewährleisten», so Claudelice Silva dos Santos
                                                                                           aus der Region Para. Die Rede ist von ihrem Bru-
                                                                                          der José Ribeiro da Silva und seiner Frau Maria,
                                                                                        die 2011 ermordet wurden – und auch von den vie-
                                                                                     len anderen Aktivisten in Brasilien, die der Zerstörung
                                                                      ihrer Gemeinden durch illegale Abholzung und Bergbau den Kampf
                                                                      angesagt haben und deswegen bedroht oder ermordet wurden.

                                                                  6
UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte
Kampagnendossier l UmweltaktivistInnen in Gefahr – Schützen wir ihre Menschenrechte!

PETITION                              Petition :
                                        www.acat.ch > Aktiv werden > Menschenrechtstag

Brasilien: Zwangsvertreibung von
Bauernfamilien
Die Intervention zum Menschen-                         der Gemeinschaft bewohnten Grund-
rechtstag illustriert anhand eines                     stücks** an. Einige Familien wurden
typischen Beispiels die schweren                       jedoch ohne Gerichtsbeschluss vertrie-
Missbräuche, unter denen lokale                        ben. Zudem hatte das Gericht die Zer-
Gemeinschaften in Brasilien leiden.*                   störung der Schule und des Ackerlands
                                                       nicht angeordnet. Die Gemeinschaft
Zwischen dem 12. und 14. August                        wehrte sich friedlich, aber erfolglos
2020 wurden in der Gemeinde Campo                      gegen die Räumung.
do Meio (Minas Gerais, Südosten                        Drei brasilianische Menschenrechts­
von Brasilien) vierzehn Familien von                   institutionen beantragten bei den
einem imposanten Militärpolizei-Auf-                   lokalen Behörden einen Räumungs-
gebot gewaltsam vom Land vertrieben,                   aufschub. Dieser wurde abgelehnt.
auf dem sie seit rund zwanzig Jahren                   Die vertriebenen Familien stehen nun
lebten. Die Familien gehören der Qui-                  ohne Unterkunft und ohne Lebensun-
lombo Campo Grande-Gemeinschaft                        terhalt da. Wegen der aktuellen Pan-
der Bewegung der Landarbeiter ohne                     demie sind sie zudem einem hohen
Boden (Movimento dos Trabalhadores                     Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Seit
Rurais Sem Terra, MST) an. Die Poli-                   den Ereignissen mussten die vierzehn
zei vertrieb die Familien, zerstörte die               Familien in der Gemeinschaft unter-
Schule der Gemeinschaft und schloss                    gebracht werden. Der Staatsanwalt
ein Lagerhaus. Dabei setzte sie Trä-                   von Minas Gerais hat seinerseits am
nengas sowie zahlreiche Fahrzeuge                      24. September ein Dokument veröf-
und Hubschrauber ein. Unbekannte                       fentlicht, das zahlreiche Unregelmäs-
Täter steckten die Felder der Bauern                   sigkeiten bei der Zwangsräumung vom
in Brand. Die Quilombo Campo Gran-                     August auflistet.
de-Gemeinschaft hatte in der Region                    Die Petition fordert die brasiliani-
eine ökologische Landwirtschaft entwi-                 schen Behörden auf, die Vorfälle zu
ckelt, die Massstäbe setzt.                            untersuchen und Massnahmen zu
Die Räumung erfolgte nach einem                        ergreifen, um diese Gemeinschaft
Gerichtsbeschluss der Agrarkammer                      und andere Menschenrechts- und
des Gerichtshofs von Minas Gerais vom                  Umweltschützer in Brasilien zu res-
Februar 2020. Diese ordnete die Rück-                  pektieren und zu schützen.
gabe von insgesamt 52 Hektar des von
* Appell von OMCT/FIDH (Weltorganisation gegen Folter / Internationale Föderation für Menschenrechte)
** Das ursprünglich auf diesem Land tätige Unternehmen war in Konkurs gegangen und hatte das Grundstück
verlassen.
                                                                                                          7
UmweltaktivistInnen in Gefahr - Schützen wir ihre Menschenrechte! Tag der Menschenrechte
10. Dezember 2020 l Tag der Menschenrechte

                                                         STAATEN, UNTERNEHMEN UND MENSCHENRECHTE

                                                         Die Achtung der Menschenrechte:
                                                         die primäre Verantwortung der Staaten …
                                                         aber auch von Unternehmen

                                                         D
                                                                ie Vertragsstaaten verschiede- verletzungen an Umweltverteidigern oft
                                                                ner       Menschenrechtskonven- von Staaten begangen werden – das
                                                                tionen, wie zum Beispiel des heisst von ihren Amtsträgern, Streit-
                                                         UNO-Übereinkommens gegen Folter kräften, der Polizei, ... Es sind die
                                                         und andere grausame, unmenschli- Behörden der betreffenden Staaten,
                                                         che oder erniedrigende Behandlung die für ihre Handlungen (zum Beispiel
                                                         oder Strafe (CAT), des Internationalen Bombardierung einer Schule, Vertrei-
                                                         Pakts über bürgerliche und politische bung und Tötung von Bauern durch
                                                         Rechte (ICCPR) oder der UNO-Erklä- das Militär) oder Unterlassungen (Ver-
                                                         rung zu Menschenrechtsverteidigern, säumnis, die Täter zu ermitteln und
                                                         sind in erster Linie verpflichtet, die in strafrechtlich zu verfolgen) zur Rechen-
                                                         diesen Texten verankerten Rechte ein- schaft gezogen werden. Die für den
                                                         zuhalten. Geschädigte Opfer können 10. Dezember vorgeschlagene Peti-
                                                         diese Rechte gegenüber den Staa- tion ist deshalb an die brasilianischen
                                                         ten, die sie ratifiziert haben, einklagen. Behörden gerichtet. ACAT-Schweiz wird
                                                         Die Staaten sollen garantieren, dass Ihre Unterschriftenbogen sammeln
                                                         diese Rechte ohne jegliche Diskrimi- und im Frühjahr 2021 an die zuständi-
                                                         nierung für alle gelten. Gemäss eini- gen Adressaten senden.
                                                         gen dieser Texte (zum
                                                         Beispiel CAT) muss der
BILD: Carlos Latuff (latuffcartoons.wordpress.com)

                                                         Staat auch gesetzgebe-
                                                         rische, admini­strative
                                                         und gerichtliche Mass-
                                                         nahmen ergreifen, um
                                                         zu verhindern, dass
                                                         auf seinem Territorium
                                                         verbotene Handlungen
                                                         begangen werden.
                                                         Die Berichte aus Bra-
                                                         silien, Kolumbien und
                                                         den Philippinen zeigen,
                                                         dass Menschenrechts-
                                                     8
Kampagnendossier l UmweltaktivistInnen in Gefahr – Schützen wir ihre Menschenrechte!

 Auch Unternehmen müssen die             In all diesen Fällen müssen Unterneh-
 Menschenrechte respektieren             men zur Rechenschaft gezogen wer-
 Manchmal sind es Unternehmen den. Nebst Beschwerden gegen den
– lokale, ausländische oder multi- Staat und seine Beamten können auch
 nationale – die für schwere Menschen- rechtliche Schritte gegen Unternehmen
 rechtsverletzungen       verantwortlich angestrebt werden. Dies ist beson-
 sind, insbesondere gegen die indigene ders wichtig in Ländern, in denen das
 Bevölkerung. Vor allem Firmen, die in Justizsystem schwach, ineffizient oder
 der Rohstoffgewinnung tätig sind, wer- korrupt ist. Solche Klagen gegen Unter-
 den kritisiert. Die meisten dieser Fir- nehmen können strafrechtlicher Art
 men haben keine Skrupel, sich – oft (mit dem Ziel einer strafrechtlichen
 illegal – rohstoff- oder mineralienrei- Verurteilung des Unternehmens oder
 ches Land anzueignen, die indigene seiner Manager) oder zivilrechtlicher
 Bevölkerung mit Gewalt zu vertreiben Art sein (Anspruch der Opfer auf Ent-
 und Bodenschätze für ihren eigenen schädigung). Letztere Option wird dem
 Profit auszubeuten.                     Schweizer Volk mit der Konzernverant-
 Diese Vertreibungen und der anschlie- wortungsinitiative vorgeschlagen, über
 ssende Abbau sind häufig von Gewalt die es am 29. November abstimmen
 und schwerwiegenden Menschen- wird.
 rechtsverletzungen begleitet. Dazu
 zählen Tötungen oder Entführungen Die Konzernverantwortungsinitiative
 von Bauern, Menschenrechtsverteidi- Die Volksinitiative «Für verantwortungs-
 gern und Umweltaktivisten, Schikanen, volle Unternehmen – zum Schutz von
 körperliche Verletzungen und Drohun- Mensch und Umwelt» fordert, dass
 gen. Diese Übergriffe werden vielfach Konzerne mit Sitz in der Schweiz bei
 von Mittelspersonen wie Sicherheits- ihren Geschäftspraktiken im Ausland
 beamten, bewaffneten Banden, loka- die Menschenrechte und die Umwelt
 len Milizen oder paramilitärischen respektieren. Tun sie das nicht, sollen
 Gruppierungen verübt. Die betreffen- sie für Menschenrechtsverletzungen
 den Unternehmen beauftragen diese und Umweltschäden geradestehen, die
 mehr oder weniger offiziell oder lassen durch ihre Tochterunternehmen verur-
 sie gewähren, indem sie die Augen vor sacht wurden. Diese Initiative basiert
 den begangenen Missbräuchen ver- auf den UNO-Leitprinzipien für Wirt-
 schliessen. Oft werden zudem Land, schaft und Menschenrechte, die 2011
 Wasser und Luft in der Umgebung der- vom Menschenrechtsrat verabschiedet
 massen verschmutzt, dass die Gesund- wurden. Die Initiative schlägt vor, dass
 heit der lokalen Bevölkerung auf Jahre Menschen, die im Ausland durch multi-
 hinaus ernsthaft gefährdet ist.         nationale Unternehmen mit Sitz in der
                                         Schweiz geschädigt werden, hierzu-
                                         lande Gerechtigkeit erlangen können.

                                                                                              9
10. Dezember 2020 l Tag der Menschenrechte

               Die Initiative fordert eine Selbstverständlichkeit: Wenn Konzerne
               Trinkwasser verschmutzen oder ganze Regionen zerstören, sollen
               sie dafür geradestehen. Konkret zielt der Text der Initiative auf multi-
               nationale Unternehmen ab. KMU sind von der Initiative nicht betroffen,
               es sei denn, sie sind in einem Hochrisiko-Sektor tätig.
               ACAT-Schweiz unterstützt diese Initiative. Sie ist ein wichtiges Mittel,
               um die Achtung der Menschenrechte und des Umweltrechts zu verbes-
                                            sern in Ländern, in denen die Justiz ihrer
     Die Initiative wird die Arbeit         Aufgabe  nicht nachkommen kann.
                                            Diese Initiative ist kein Ersatz für Ak­­
     von NGOs wie ACAT im                   tionen gegen Staaten, die für Menschen-
     Kampf gegen Folter und                 rechtsverletzungen verantwortlich sind.
     andere Misshandlungen                  Sie ist vielmehr eine Ergänzung, welche
     erleichtern.                           die Arbeit von NGOs wie ACAT im Kampf
                                            gegen Folter und andere Misshandlungen
                                            erleichtern wird. ACAT-Schweiz lädt Sie
               ein, am 29. November ein Ja zur Konzernverantwortungsinitiative in
               die Urne zu legen, damit die Opfer von Menschenrechtsverletzungen
               und Umweltzerstörung besser geschützt werden.

                            konzern-initiative.ch

               Quellen: Global Witness / BBC / reneekarunungan.com / Weltorganisation gegen Folter
               (OMCT) – Internationale Föderation für Menschenrechte (FIDH) /
               Konzernverantwortungsinitiative

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Kampagnendossier l UmweltaktivistInnen in Gefahr – Schützen wir ihre Menschenrechte!

SPENDEN FÜR ACAT-SCHWEIZ

ACAT nimmt Regierungen in die Pflicht
Menschen, die sich gegen Lan-                 Kontaktieren Sie unsere Fundraising-
draub und Umweltzerstörung ein-               Verantwortliche Ruth Blum:
setzen, sind zu oft von Folter und            079 220 85 64 l r.blum@acat.ch
willkürlicher Hinrichtung bedroht.            ACAT-Schweiz l Speichergasse 29 l
ACAT-Schweiz ruft seit 40 Jahren              Postfach l 3001 Bern l www.acat.ch
gemeinsam mit ihren Mitgliedern               Spendenkonto:
und Anhängern Regierungen dazu                IBAN: CH16 0900 0000 1203 9693 7
auf, ihre menschenverachtenden                Postkonto: 12-39693-7
Handlungen und Machenschaften
sofort zu stoppen. Auch jetzt!
                                                 Muster-Kollektenansage
Zusammen mit weltweit tätigen NGOs               für Ihre Kirche oder Pfarrei
wie Global Witness geht ACAT den Fol-
                                                 Die heutige Kollekte ist bestimmt für ACAT-
gen von Rohstoffausbeutung, Konflik-
                                                 Schweiz, die Aktion der Christen für die
ten, Korruption, Umweltzerstörung und
                                                 Abschaffung der Folter.
den damit einhergehenden Menschen-
rechtsverletzungen nach.                         ACAT-Schweiz engagiert sich seit 40 Jahren
Im vergangenen Jahr wurden gemäss                für Gefolterte und zum Tod Verurteilte. Sie
Global Witness weltweit 212 Umwelt-              unterstützt auch jene Menschen, denen Fol-
                                                 ter und andere schwere Misshandlungen dro-
schützer getötet. In einigen Ländern
                                                 hen. Im Fokus der Arbeit von ACAT steht der
wie Kolumbien, den Philippinen und
                                                 Dienst am Nächsten.
Brasilien ist ihr Einsatz besonders
gefährlich.   Umweltaktivisten    wer-           Setzen Sie sich mit Ihrem Kollektenbeitrag
den häufig wegen ihres Engagements               für die Menschenwürde all jener ein, deren
gegen illegalen Bergbau oder Abhol-              Recht auf körperliche und psychische Integri-
zung ermordet. Zudem werden Umwelt-              tät von Staaten und ihren Vertretern mit Füs-
                                                 sen getreten wird.
schützer in vielen Ländern immer
wieder bedroht, verleumdet und vor               Aktuell beleuchtet ACAT-Schweiz aus Anlass
Gericht gebracht.                                des Menschenrechtstags (10. Dezember) die
Helfen Sie mit, das Unrecht öffentlich           zunehmende Verflechtung von Umweltschutz
zu machen und zu stoppen. Dafür bes-             und Menschenrechten. Die Zahlen sprechen
ten Dank – wie auch für Ihre Spenden             für sich: 2019 wurden weltweit 212 Aktivis-
                                                 ten wegen ihres Engagements für den Schutz
oder/und ihr allgemeines Engagement
                                                 von Umwelt, Klima oder natürlichen Ressour-
für ACAT.
                                                 cen getötet – eine Rekordzahl.
                                                 Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.
                    Muster-Kollektenansage online:
                    www.acat.ch (Aktiv werden > Menschenrechtstag)                          11
10. Dezember 2020 l Tag der Menschenrechte

      Petition

     Unterschreiben Sie jetzt unsere aktuelle Petition
     an die Regierung Brasiliens!
     www.acat.ch > Aktiv werden > Menschenrechtstag

                       Entzünden Sie ein Licht der Hoffnung!

                     Mit den ACAT-Lichttüten zaubern Sie ein helles Licht in dunk-
                     le Winternächte. Ideal für die Adventszeit zu Hause, für Ihren
                     Anlass in der Kirche, oder einfach als kleines Geschenk der Hoff-
                     nung an Freunde und Bekannte.
                     Die Lichttüten können Sie
                     bei der ACAT-Geschäftsstelle beziehen:
                     5 Stück		         CHF 10.–
                     10 Stück          CHF 13.–
                     ab 15 Stück       CHF 1.– / Stück
                     Preise inkl. Porto und Verpackung.
                     Versand mit Rechnung und Einzahlungsschein.

                  Zurzeit führt der Mensch einen Krieg gegen die Natur.
                             Wenn er gewinnt, ist er verloren.
                     (Hubert Reeves, kanadischer Atom- und Astrophysiker
                             und populärwissenschaftlicher Autor)

                     ACAT-Schweiz
                     Speichergasse 29 l Postfach l 3001 Bern
                     +41  (0)31  312  20  44
                     info@acat.ch l www.acat.ch l www.facebook.com/ACATSuisse
                     Postkonto: 12-39693-7 l IBAN: CH 16 0900 0000 1203 9693 7
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