Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)

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Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
 • Jürg Willi (1975, S. 61 ff.) betont fünf Aspekte dessen, was er als Kollusion bezeichnet:
 • „Kollusion meint ein uneingestandenes, voreinander verheimlichtes Zusammenspiel
   zweier oder mehrerer Partner aufgrund eines gleichartigen, unbewältigten
   Grundkonfliktes.
 • Der gemeinsame unbewältigte Grundkonflikt wird in verschiedenen Rollen ausgetragen,
   was den Eindruck entstehen lässt, der eine Partner sei geradezu das Gegenteil des
   anderen. Es handelt sich dabei aber lediglich um polarisierte Varianten des gleichen.
 • Die Verbindung im gleichartigen Grundkonflikt begünstigt in Paarbeziehungen beim einen
   Partner progressive (überkompensierende), beim anderen Partner regressive
   Selbstheilungsversuche.
 • Dieses progressive und regressive Abwehrverhalten bewirkt zu einem wesentlichen Teil
   die Anziehung und dyadische Verklammerung der Partner. Jeder hofft, von seinem
   Grundkonflikt durch den Partner erlöst zu werden. Beide glauben, in der Abwehr ihrer
   tiefen Ängste durch den Partner soweit gesichert zu sein, dass eine Bedürfnisbefriedigung
   in bisher nicht erreichte Maß zulässig und möglich wäre.
 • Im längeren Zusammenleben scheitert dieser kollusive Selbstheilungsversuch wegen der
   Wiederkehr des Verdrängten bei beiden Partnern. Die auf den Partner verlegten
   (delegierten oder externalisierten) Anteile kommen im eigenen Selbst wieder hoch.“        1
Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (3/3)
 • Auf Basis dieser konzeptiven Überlegungen unterscheidet Willi (1975, S. 61
   ff.) vier Grundmuster des unbewussten Zusammenspiels der Partner (diese
   werden auf den folgenden Folien ausführlicher dargestellt):

 •   Das narzisstische Beziehungsthema
 •   Das orale Beziehungsthema
 •   Das anal-sadistische Beziehungsthema
 •   Das phallisch-ödipale Beziehungsthema

      • Da es sich um ein unbewusstes Zusammenspiel handelt, ist es für ein Paar, das in ein
        solches gemeinsames Beziehungsthema verstrickt ist, nicht so einfach, sich dabei
        selbst auf die Schliche zu kommen. In den folgenden Abschnitten soll daher
        beschrieben werden, woran sich das Vorliegen einer kollusiven Beziehung erkennen
        lässt.
 • Merke:         Beide Partner agieren das Thema in gegengleichen Rollen aus.                 2
Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Das narzisstische Beziehungsthema (1/6)
 • Narzisstische Persönlichkeiten orientieren in übertriebener Form auf
   Selbstbestätigung.
 • Alles was getan wird, dient der Selbstdarstellung und der
   Selbstbestätigung.
 • Andere Menschen werden benutzt um sich vor ihnen zu produzieren
   oder mit ihnen zu schmücken.
 • Eine narzisstische Persönlichkeit entsteht, wenn der Ablösungsprozess
   von der Mutter in der Kindheit nicht gelungen ist.

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Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Das narzisstische Beziehungsthema (2/6)
 • In einer kollusiven narzisstischen Partnerschaft finden sich Menschen
   zusammen, die beide den Ablösungsprozess von der Mutter nicht gut
   bewältigen konnten.
 • Einer davon nimmt die progressive Position ein und gebärdet sich in
   der Beziehung als Narzisst.
 • Der andere nimmt eine degressive Position ein und betätigt sich als
   Komplementärnarzisst.
 • Der Narzisst sucht die Bewunderung und Verherrlichung seiner
   Person und der Komplementärnarzisst leistet diese Bewunderung und
   Verherrlichung im Übermaß.
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Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Das narzisstische Beziehungsthema (3/6)
 • Weil der Narzisst insgeheim an sich selbst zweifelt, braucht er die
   Bestätigung durch den Komplementärnarzissten.
 • Der Komplementärnarzisst identifiziert sich mit dem idealisierten
   Selbst seines Partners oder seiner Partnerin.
 • Der Narzisst ersetzt für ihn das eigene, als ungenügend empfundenen
   Selbst.
 • Im Zuge der Beziehungsdynamik identifiziert der
   Komplementärnarzisst den Partner immer mehr mit einem Bild des
   idealisierten selbst, dem zu entsprechen ist dem Nazissten immer
   weniger gelingt.
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Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Das narzisstische Beziehungsthema (4/6)
 • Der Narzisst fordert aber weiterhin Bewunderung ein, der
   Komplementärnarzisst hingegen hält an seinem Idealbild fest.
 • Dies führt zu Aggressionen beim Narzissten, weil er diesem Idealbild
   nicht entsprechen kann.
 • Diese Dynamik schaukelt sich in Beziehungen häufig so lange auf, bis
   die Konflikte ein Niveau erreicht haben, das zum Buch der Beziehung
   führt.
 • Nicht in jedem Fall führt eine solche Beziehungsdynamik zum Bruch
   der Beziehung.

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Das narzisstische Beziehungsthema (5/6)
 • Es kann auch zu einem Zusammenspiel aus einer gemäßigten Form
   von bewundern und bewundert werden wollen kommen, indem ein
   stabiles Gleichgewicht entsteht.
 • In solchen Beziehungen ist häufig das Wechselspiel zwischen Nähe
   und Distanz problematisch.
 • Es besteht der Wunsch nach Verschmelzung und gleichzeitig
   verhindert die Angst davor, dass Nähe entsteht.

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Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Das narzisstische Beziehungsthema (6/6)
 • Gleichzeitig leiden beide Partner an mangelnder Nähe.
 • Es treten häufig wechselseitige Verletzungen und Kränkungen auf, die
   die Funktion haben, allzu große Nähe zu vermeiden.
 • Um diese Beziehungsdynamik abzuschwächen wäre es Aufgabe
   beider Partner, jeweils ein eigenes stabiles Selbstwertgefühl zu
   entwickeln.

 • Merke:    Dem Narzissten geht es darum, bewundert zu werden und
             dem Komplementärnarzissten darum, zu bewundern.

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Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Das orale Beziehungsthema (1/4)
 • Die orale Persönlichkeit fokussiert besonders auf die Frage, wer
   umsorgt mich oder wen versorge ich?
 • Orale Charakterzüge resultieren aus Problemen in der frühen Mutter-
   Kind Beziehung, wenn die kindlichen Bedürfnisse nicht adäquat
   beantwortet wurden.
 • Der orale Charakter ist von der Sorge geplagt, nicht genug zu
   bekommen. Er sucht deshalb nach einem bedingungslos umsorgenden
   Partner.
 • Der Partner, der die Mutterrolle einnimmt, versucht die seinerseits in
   der Kindheit erlebten Defizite dadurch auszugleichen, dass er den
   früheren eigenen Mangel in der Partnerschaft am anderen gutmacht.
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Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner (2/3)
Das orale Beziehungsthema (2/4)
 • Der orale Mensch sehnt sich nach einem versorgenden Partner und stellt
   gleichzeitig die Verlässlichkeit dieser Versorgungshaltung in Zweifel.
 • Um diese Zweifel zu zerstreuen und Bestätigung für die sichere Versorgung
   zu erhalten, wird der Anspruch an das Ausmaß der Versorgungsleistung
   ständig erhöht.
 • Auf der anderen Seite versucht „die gute Mutter“ ihren Anspruch, eine
   sichere Versorgungsleistung zu bieten, auch in dieser Phase weiter aufrecht
   zu erhalten.
 • Dadurch, dass nur Sie diese Versorgungsleistung anbieten kann, entsteht
   auch eine gewisse Abhängigkeit des oralen Partners von dieser
   Unterstützung und eine gewisse Macht des versorgenden Teils in dieser
   Beziehung.                                                                10
Das orale Beziehungsthema (3/4)
 • Eine Aufschaukelung dieser Dynamik kann dazu führen, dass die
   Versorgungsansprüche immer unmäßiger werden und schließlich
   selbst die „gute Mutter“ überfordern.
 • Es kommt zur Zusammenbruch, die Versorgungsleistung kann nicht
   mehr erbracht werden.
 • Dadurch bestätigt sich die Befürchtung der oralen Persönlichkeit, das
   letztlich eben doch keine Versorgung verlässlich ist.
 • In dieser Phase scheitern viele derartige Beziehungen

                                                                           11
Das orale Beziehungsthema (4/4)
 • Weniger ausgeprägte Formen einer oralen Kollisionsbeziehung können
   auch langjährig stabil sein.
 • In solchen Beziehungen wird Liebe oft mit Fürsorglichkeit assoziiert, und
   zwar in einseitiger Form.
 • Ein Beziehungspartner stellt sich als der schwächere und hilfsbedürftigere
   und der andere als der stärkere und leistungsfähigere dar.
 • Daraus resultiert auch eine Ungleichverteilung der Macht, weil der eine
   den Zugang zu den Ressourcen des anderen kontrolliert.
 • In solchen Beziehungen sollte ein Gleichgewicht zwischen Geben und
   Nehmen angestrebt werden.
 • Merke:      Bei diesem Thema geht es um Hilfsbedürftigkeit und Helfen.
                                                                                12
Das anal-sadistische Beziehungsthema (1/5)
 • In den frühen Lebensjahren durchlebt ein Kind den Prozess der
   Entwicklung eigener Autonomie.
 • In dieser Phase wird der Wechsel zwischen dem Gefühl der Trennung
   von der Mutter und der Verbundenheit mit ihr als ambivalent
   empfunden.
 • Wenn dem Kind der Prozess des Selbständigwerdens erschwert wird,
   dann verfestigt sich dieses Gefühl der Ambivalenz zwischen Nähe und
   Distanz.
 • Dieses Gefühl ist durch die Ambivalenz folgender
   Gegensatzpaarungen gekennzeichnet:
                                                                     13
Das anal-sadistische Beziehungsthema (2/5)
 Ambivalente Gegensatzpaarungen in Beziehungen mit anal-sadistischem
 Beziehungsthema nach Jürg Willi (1975, S. 110):

                      „Aktivität steht gegen Passivität
       Autonomie (Selbständigkeit) gegen Heteronomie (Abhängigkeit)
              Eigensinn gegen unverpflichtete Nachgiebigkeit
                        Herrschen gegen Gefügigkeit
                       Sadismus gegen Masochismus
                    Sparsamkeit gegen Verschwendung
            Ordnungsliebe und Pedanterie gegen Nachlässigkeit
                  Sauberkeit gegen Verschmutzungslust“
                                                                       14
Das anal-sadistische Thema (3/5)
 • Der aktive anale Charakter hat Angst vor Unterlegenheit und
   Beherrschtwerden. Dem beugt er vor, indem er selbst Macht und Kontrolle
   in einer Beziehung ausübt.
 • Dies äußert sich beispielsweise durch ausgesprochene Ordnungsliebe,
   Pedanterie oder übertriebene Sparsamkeit.
 • Der passive anale Charakter verhält sich unterwürfig und überlässt die
   Macht dem Partner.
 • Diese regressive Form der Unterordnung ist aber nur eine vordergründige
   mit dem Ziel, aus dieser Position subtil Macht auf den anderen auszuüben.
 • Bei Sauberkeit und Ordnung z. B. versucht der regressive Teil den
   Machtanspruch durch Nachlässigkeit und Vergesslichkeit zu unterlaufen.
                                                                           15
Das anal-sadistische Beziehungsthema (4/5)
 • In dieser Beziehungsdynamik wird der Mächtige von der Angst
   geplagt, die Macht zu verlieren oder vom Partner beherrscht zu
   werden.
 • Dementsprechend steigert er das Machtgehabe gegenüber seinem
   Partner ständig, was diesen wiederum immer mehr dazu antreibt,
   sich dieser Machtausübung zu widersetzen.
 • Auch hier lässt sich eine eskalierende Beziehungsdynamik erkennen.

                                                                        16
Das anal-sadistische Thema (5/5)
 • Nicht jede derartige Form führt zu einem Zerbrechen der Beziehung.
 • In solchen Beziehungen werden unentwegt Machtkämpfe
   ausgetragen.
 • Aber es gelingt beiden Partnern, eine stabile Gleichgewichtssituation
   zu bewahren.
 • In den Konflikten geht es darum, Recht zu behalten und sich
   durchzusetzen. Sie eskalieren oft, beruhigen sich aber wieder, bevor
   die Beziehung zerbricht.
 • In solchen Beziehungen sollte versucht werden, die Rollen zwischen
   dem der bestimmt und dem, der sich unterordnet immer wieder zu
   wechseln.
 • Merke:     Hier geht es um Herrschaft und Unterwerfung.               17
Das phallisch-ödipale Beziehungsthema (1/3)
 • Menschen mit diesem Beziehungsthema hatten in der Kindheit
   Schwierigkeiten, sich in die eigene geschlechtliche Rolle einzufinden.
 • Sie erlebten die Beziehung zum gegengeschlechtlichen Elternteils als
   problematisch und fanden in gleichgeschlechtlichen Elternteil kein
   passendes Vorbild.
 • In den vorstehenden drei Formen von Kollusion können beide Rollen
   jeweils vom Mann oder von der Frau übernommen werden.
 • Bei dieser Form gibt es zwei geschlechtstypische Ausformungen:
    • Frauen mit hysterischem Charakter und
    • Hysterophile Männer
                                                                            18
Das phallisch-ödipale Beziehungsthema (2/3)
 • Frauen mit hysterischem Charaktersuchen sich schwache Männer, die
   sie durch das vortäuschen eigener Hilflosigkeit und Schwäche in die
   Rolle eines Retters bringen und die ihnen Sicherheit und Vertrauen
   bieten können.
 • Die Frau will den Mann stark sehen und verleugnet seine Schwäche.
   Dies deckt sich auch mit den Bedürfnissen des Mannes. Er entwickelt
   einen überzogenen Anspruch an seine Stärke, den er selbst nicht
   erfüllen kann.
 • Wenn er unter den eigenen Anforderungen zusammenbricht, wird er
   von der Frau für seine Schwäche gedemütigt und empfindet das auch
   noch als gerechte Strafe für sein schwach werden.
 • Er verfällt in Lethargie, die Frau demütigt ihn umso mehr.
                                                                     19
Das phallisch-ödipale Beziehungsthema (3/3)
 • Beide Teile leben ihre in der Kindheit erworbene konflikthafte
   Beziehung zur männlichen Rolle in unterschiedlichen Positionen aus.
 • Diese Dynamik kann sich bis zum Beziehungsabbruch steigern oder
   auch in der Beziehung chronifizieren.
 • Diese Dynamik kann gelindert werden, wenn beide Teile ihre
   verfestigten geschlechtlichen Rollenbilder relativieren und
   anerkennen, dass der Mann nicht immer eine starke und die Frau
   nicht immer eine schwache Position ein nehmen muss.

 • Merke:    Hier geht es um die männliche
             und die weibliche Rolle.
                                                                         20
Unbewusstes Zusammenspiel zweier Partner
 • Diese vorstehend ausführlich beschriebenen vier Formen eines
   unbewussten Zusammenspiels sind bei Beziehungskrisen häufig zu
   beobachten.
 • Als allererstes ist es für die Beteiligten wichtig, eine solche Dynamik
   zu verstehen und die eigenen Anteile daran anzuerkennen.
 • Erst dann können gezielte Schritte in Richtung Ausstieg aus dieser
   Dynamik gesetzt werden.

 • Merke:     Beide sollten ihre Beteiligung an diesem
              Zusammenspiel erkennen.
                                                                             21
Veränderungsprojekte (1/3)
 • In der ersten Phase einer Beziehung, der Verliebtheitsphase,
   betrachten wir unseren Partner/unsere Partnerin durch eine rosa
   Brille.
 • Über all, wo wir etwas problematisches erkennen könnten, haben wir
   blinde Flecken. In unser Bewusstsein werden nur die Sonnenseiten
   dieses Menschen übertragen. Alle negativen Aspekte werden
   ausgeblendet.
 • Nach einigen Wochen oder Monaten endet die Verliebtheitsphase.
   Dann entwickeln wir einen realistischen Blick auf unser Gegenüber.
 • Es fallen uns all die negativen Eigenschaften auf, die man an jedem
   Menschen finden kann und wir beschließen, das zu ändern.
                                                                     22
Veränderungsprojekte (2/3)
 • Wir erklären, dass diese schlechten an Gewohnheiten ein Ende haben
   müssen.
 • Wir bezeichnen diese Verhinderung als alternativlos.
 • Wir kritisieren das negative Verhalten heftig jedes Mal, wenn es
   auftritt.
 • Wir nörgeln, wir schimpfen und wir streiten.
 • Und wir wundern uns, dass es nicht funktioniert
 • Den anderen ändern zu wollen ist eine Beziehungsfalle, weil sich ein
   Partner in einer Beziehung nicht ohne weiteres verändern lässt.

                                                                      23
Veränderungsprojekte (3/3)
 • Solche Veränderungsprojekte funktionieren nicht, aber sie lösen eine
   schädliche Dynamik in der Beziehung aus.
 • Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
    • Den Partner so zu akzeptieren, wie er ist oder
    • Selber eine Veränderung in die Beziehung einzubringen, die dazu führt, dass
      sich auch die Partnerin/der Partner anpasst
 • Wer in Beziehungen etwas verändern will der muss sein eigenes
   (Kommunikations-) Verhalten ändern.
 • Oft genügt eine kleine Veränderung um in einer Beziehung eine
   Dynamik entstehen zu lassen, die zu einer nachhaltigen Veränderung
   in der gesamten Beziehung führt.
 • Merke:     Du kannst den Partner nicht ändern, nur dich selbst.
                                                                                    24
Stress als Beziehungsfalle (1/3)
 • Guy Bodenmann (2004) identifiziert Stress als einen der
   bedeutendsten Beziehungskiller.
 • Ist ein Paar oder einer der Partner dauerhaft einem erhöhten Ausmaß
   an Stress ausgesetzt, so führt dies zu einer schleichenden
   Verschlechterung der Beziehung.
 • Bodenmann geht davon aus, dass die Qualität einer Beziehung durch
   das Ausmaß der kommunikativen Kompetenzen beider
   Beziehungspartner bestimmt ist.
 • In entspannten Zeiten können sich diese kommunikativen
   Kompetenzen voll entfalten.
 • Unter Einfluss von Stress sinkt das Niveau dieser Kompetenzen
   dramatisch.
                                                                     25
Stress als Beziehungsfalle (2/3)
 • Generell kann Stress als Ungleichgewicht zwischen den Inneren und
   äußeren Anforderungen an einen Menschen und dessen Fähigkeit,
   diese Anforderungen zu bewältigen, aufgefasst werden.
 • Stress tritt auf, wenn die Anforderungen deutlich höher sind als das,
   was sich jemand zutraut zu bewältigen.
 • Aber auch wenn das Anforderungsniveau wesentlich niedriger ist als
   das, welches ein Mensch leisten könnte, entsteht Stress, der
   sogenannte Unterforderungsstress.

                                                                           26
Stress als Beziehungsfalle (3/3)
 • Solange jemand das Gefühl hat, die Erwartungen an ihn, auch die
   eigenen Erwartungen, liegen auf einem Niveau, das er innerhalb der
   gesetzten Frist und unter den sonstigen Rahmenbedingungen erfüllen
   kann, entsteht kein negativer Stress.
 • Der Stress entsteht erst, sobald man sich von einer Situation
   überfordert fühlt und meint, nicht über ausreichende Ressourcen zur
   Bewältigung einer Problemlage zu verfügen.
 • Stress entsteht aber auch, wenn man den Eindruck hat, künftige
   Probleme nicht rechtzeitig vorhersehen zu können, nicht rechtzeitig
   reagieren zu können oder in einer Situation über keine
   Steuerungsmöglichkeiten zu verfügen.
 • Merke:     Stress ist ein Top-Beziehungskiller.
                                                                     27
Beispiel: Versuchsratten (1/2)
Zur Frage des Zusammenhangs zwischen
Steuerungsmöglichkeiten und Stress gibt es einen
beeindruckenden Laborversuch, in dem Ratten Stromstößen
ausgesetzt wurden. Es befanden sich zwei Tiere in zwei
unterschiedlichen Käfigen und die Stromstöße wurden durch
ein akustisches Signal kurz vorher angekündigt. Eine Ratte
hatte in ihrem Käfig einen Schalter. Wenn Sie diesen Schalter
nach dem Signalton drückte, so konnte sie dadurch
verhindern, dass der Stromstoß erfolgte. Dies hatte man
dieser Ratte beigebracht. Allerdings wurde der Abstand
zwischen Signal und Stromstoß so variiert, dass die Ratte nur
teilweise ausreichend Zeit hatte, den Knopf zu drücken.
                                                                28
Beispiel: Versuchsratten (2/2)
Manchmal war die Abfolge zwischen Signal und Stromstoß aber so
rasch, dass die Ratte auch bei sehr schneller Reaktion nicht mehr
rechtzeitig drücken und dadurch den Stromstoß nicht verhindern
konnte. In den Fällen, in denen die Ratte rechtzeitig gedrückt hat,
erfolgte in beiden Käfigen kein Stromstoß, wenn die Ratte nicht rasch
genug reagiert hatte, bekamen beide Tiere den elektrischen Impuls.
Obwohl beide Ratten also gleich viele und gleich starke Stromstöße
erhielten, konnte man nach einiger Zeit einen deutlichen Unterschied
der beiden Ratten erkennen. Das Niveau des Stresshormons Cortisol
war bei beiden Ratten erhöht, aber bei einer Ratte war es deutlich
höher. Und das war nicht die Ratte, die den Stress hatte, den Knopf
rechtzeitig zu drücken, sondern jene Ratte, die über keine
Steuerungsmöglichkeiten verfügte.
Merke:      Wer gestalten kann hat weniger Stress.                      29
Umgang mit Stress (1/4)
 • Eine der wichtigsten Strategien zur Bewältigung von Stress ist es
   daher, nach Möglichkeiten zu suchen, wie ich die Situation steuern
   kann.
 • Mit Stress reagieren wir aber nicht nur auf überfordernde äußere
   Ansprüche.
 • Eine wesentliche Ursache von Stress sind die eigenen Anforderungen
   und die eigene Erwartungshaltung an sich selbst.
 • Wer glaubt, nicht gut genug zu sein, der macht sich selber Stress.
 • Wer meint, jede Aufgabe perfekt erledigen zu müssen, für den
   werden auch harmlose äußere Anforderungen zu einer
   Stressbelastung.
 • Erhöhter Stress stellt eine erhebliche Gesundheitsgefährdung dar. 30
Umgang mit Stress (2/4)
 • Aaron Antonovsky (1997) entwickelte im Zusammenhang mit seiner Gesundheitsforschung das
   Konzept der Salutogenese, indem er nicht primär auf die krankmachenden Faktoren (z. B. Stress)
   fokussierte, sondern jene Aspekte zu beschreiben versuchte, die uns trotz unvermeidlichem
   Stress gesund erhalten.
 • Er fasst diese Faktoren unter dem Terminus Kohärenzgefühl zusammen.
 • Das Kohärenzgefühl besteht hauptsächlich aus zwei Aspekten:
 • Einerseits beinhaltet es das Gefühl, dass äußere Ereignisse irgendwie vorhersehbar sind, dass ich
   also in der Lage bin, Entwicklungen, die für mich wesentlich sind, rechtzeitig zu erkennen.
 • Andererseits bedeutet Kohärenzgefühl die Zuversicht, jede sich stellende Herausforderung
   irgendwie bewältigen zu können.
 • Ein dritter Faktor ist für das Kohärenzgefühl nur von mittelbarer Bedeutung, weil er sich auf die
   Entwicklung der beiden ersten Fähigkeiten auswirkt.
 • Bei diesem geht es um die Frage, ob jemand auf die äußere Welt und die Entwicklungen mit
   Neugierde und Interesse achtet oder ob jemand gegenüber den meisten Aspekten der äußeren
   Welt überwiegend indifferent eingestellt ist.
 • Wer sich für vieles interessiert, der lernt rechtzeitig zu erkennen, wenn sich relevante
   Entwicklungen anbahnen, und der hat sich ausreichende Ressourcen zur Bewältigung
   anstehender Probleme angeeignet und damit die Erfahrung gemacht, dass sich alle                   31
   Schwierigkeiten irgendwie lösen lassen.
Umgang mit Stress (3/4)
 • Diese Überlegungen decken sich auch mit den Aussagen von Bodenmann
   (2004, S. 39), wenn er meint, Stressprofis halten die Welt für
   bedeutungsvoll und interessant, sind neugierig, sehen das Positive in jeder
   Situation und halten sich in der Lage, in jeder Situation entsprechend
   Einfluss zu nehmen und jedes Problem mit ausreichender Anstrengung
   auch lösen zu können.
 • In einer Zeit ständiger Erhöhung des Leistungsdrucks am Arbeitsplatz
   verursacht die Erwerbsarbeit zunehmend mehr Stress.
 • Dabei spielt natürlich Zeitdruck eine Rolle, aber auch der Mangel an
   Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, Mangel an sozialer
   Einbindung in eine Arbeitsgruppe, Mangel an geeigneter Rückmeldung
   bezüglich meiner Arbeitsergebnisse, mangelhafte Führungsqualitäten oder
   ein Missverhältnis von Leistung und Gegenleistung.
 • Siegrist (1995) bezeichnet diese Situation als Gratifikationskrise.
                                                                             32
Umgang mit Stress (4/4)
 • Stress entsteht aber nicht ausschließlich im Zusammenhang mit
   Erwerbsarbeit
 • Auch die Überlagerung von beruflichen Anforderungen und Anforderungen
   im Privatleben können Stress verursachen.
 • So etwa die Dreifachbelastung Erwerbsarbeit, Hausarbeit, Kindererziehung
 • oder auch besondere Lebenssituationen, zum Beispiel Umzug, Geburt eines
   Kindes, Tod eines nahen Angehörigen oder das Auftreten einer schweren
   Erkrankung in der Familie.
 • Probleme in der Sexualität oder die Untreue eines Partners erhöhen
   zusätzlich den Stress in einer Partnerschaft, sind aber häufig bereits als
   Auswirkung eines erhöhten Stressniveaus in einer Beziehung zu sehen.
 • Merke:      Stressprofis sind neugierig, sehen das Positive und trauen sich
               zu, jedes Problem auch lösen zu können.                         33
Auswirkungen von Stress (1/2)
 • Beziehungen werden bei Auftreten von erhöhter Stressbelastung
   eines Partners dadurch in Mitleidenschaft gezogen, dass die
   kommunikativen Kompetenzen abnehmen.
 • Die Selbstregulierungsmechanismen regelmäßiger Kommunikation
   verschlechtern sich, weil nicht mehr genügend Energie zur
   Regulierung der in jeder Beziehung immer wieder und unvermeidbar
   auftretenden Irritationen vorhanden ist.
 • Probleme werden nicht angesprochen und Konflikte nicht
   ausgetragen.
 • Die Beziehung gerät in einen langsamen, aber stetig wirkenden
   Teufelskreis.
 • Probleme schaukeln sich auf und wirken sich auf andere Aspekte aus.
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Auswirkungen von Stress (2/2)
 • Die Sexualität, in einer funktionierenden Beziehung ein stabilisierender und
   bestätigender Faktor, verliert unter Einwirkung von Stress ihre Qualität.
 • Dadurch wird die Regulierungsfunktion der sexuellen Liebe und Erotik
   geschädigt.
 • Der Teufelskreis dreht sich weiter und mündet möglicherweise in einer
   Außenbeziehung, was wiederum die Stresssituation in der Beziehung
   zusätzlich verstärkt.
 • Auf diese Weise führt Stress in einer Beziehung zu fortschreitenden
   Erosionserscheinungen und mündet in letzter Konsequenz im Zerbrechen
   der Beziehung.
 • Aus diesem Grund sollten Paare die Entwicklung ihres Stresspegels
   außerhalb und in der Beziehung ständig beobachten und bei Auftreten von
   erhöhtem Stress rechtzeitig gegensteuern.
 • Merke: Stress reduziert die kommunikativen Problemlösungskompetenzen.
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Unklare Grenzen (1/2)
 • Berit Brockhausen (2012) macht deutlich, dass viele
   Beziehungskonflikte als Revierkämpfe zu verstehen sind, die dann
   auftreten, wenn die jeweiligen Hoheitsgebiete beider
   Beziehungspartner nicht respektiert werden.
 • Hoheitsgebiet bezeichnet demnach nicht nur eine räumliche
   Zuordnung, es geht auch um Besitz, um Kleinigkeiten, um Zeit, den
   eigenen Körper, die eigene Verantwortung, kurz um alles, wovon wir
   glauben, darauf einen Ausschließlichkeitsanspruch zu haben.
 • Sind diese Hoheitsgebiete nicht ausreichend geklärt oder werden sie
   nicht respektiert, dann sind Konflikte vorprogrammiert.

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Unklare Grenzen (2/2)
 • Vielfach gibt es die Meinung, dass durch das Eingehen einer
   Beziehung beide Hoheitsgebiete zu einem gemeinsamen Territorium
   verschmelzen.
 • Damit wird eine sehr effektive Beziehungsfalle installiert, welche mit
   ziemlicher Sicherheit zu einem Scheitern der Beziehung führt.
 • Hilfreicher ist sicher die Vorstellung, dass beide Hoheitsgebiete trotz
   Beziehung weiterhin bestehen bleiben und noch ein dritter Bereich
   hinzu kommt, nämlich das gemeinsame Territorium.
 • Merke:      Viele Beziehungsprobleme resultieren aus Revierkämpfen.

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Revierkonflikte (1/3)
 • Ein eigenes Zimmer ist bereits von der Schriftstellerin Virginia Woolf
   (1929) als Metapher dafür verwendet worden, dass jeder Mensch
   (und sie bezog diese Forderung damals natürlich auf Frauen) ein
   gewisses Mindestmaß an Privatsphäre braucht.
 • Für eine gemeinsame Wohnung bedeutet das, dass jeder Partner in
   der Wohnung über einen eigenen Raum oder zumindest über einen
   eigenen Platz verfügen sollte.
 • Wie dieser Platz gestaltet ist, ob er aufgeräumt ist, was dort passieren
   darf und welche Regeln dort gelten, das obliegt der ausschließlichen
   Entscheidung desjenigen, dem dieser Platz gehört. Beide Partner
   brauchen einen solchen Rückzugsraum.
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Revierkonflikte (2/3)
 • Und dann gibt es auch noch einen Bereich in der Wohnung, der beiden gehört.
 • Dieser Bereich kann nur im Einvernehmen beider Partner gestaltet werden, in
   ihm gelten nicht die Regeln des einen oder des anderen, sondern jene Regeln, die
   von beiden einvernehmlich festgelegt wurden.
 • Wenn also zum Beispiel einer von beiden Beziehungspartnern seine eigenen
   Vorstellungen bezüglich Ordnung und Sauberkeit im gemeinsamen Bereich
   durchsetzen will, so stellt auch das in gewisser Weise eine Grenzverletzung dar,
   weil er die Einhaltung seiner eigenen Regeln nur in seinem eigenen Revier
   verlangen kann.
 • Im gemeinsamen Bereich gelten nur jene Regeln, die gemeinsam vereinbart
   wurden. Auf die Einhaltung dieser Regeln kann von beiden Seiten gepocht
   werden.
 • Wenn es gelingt, die jeweils eigenen Territorien klar und nachvollziehbar
   abzugrenzen, dann wäre jedenfalls wechselseitig ein Verbot der
   Nichteinmischung strikt zu beachten und jede Einmischung sofort mit dem
   Hinweis auf das Territorium zurückzuweisen.
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Revierkonflikte (3/3)
 • Schwieriger ist der Umgang mit jenem Bereich, der das Gemeinsame
   in einer Beziehung markiert.
 • Hier gilt es, gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Dies ist in einer
   Beziehung eine sehr schwierige Aufgabe.
 • Denn sie wird weder dadurch gut gelöst, dass eine Seite durch
   Verzicht auf eigene Wünsche und Interessen dem anderen
   entgegenkommt, noch dadurch, dass als Kompromiss nur mehr der
   kleinste gemeinsame Nenner übrig bleibt, der von beiden Seiten als
   unbefriedigend empfunden wird.
 • Merke:       Wenn sich bei solchen Auseinandersetzungen einer
                durchsetzt, dann haben beide verloren.
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Das Nein in der Liebe (1/2)
 • Peter Schellenbaum (1984) identifiziert die Fähigkeit zur Abgrenzung,
   also das Neinsagenkönnen als wesentliches Merkmal für gelingende
   Beziehungen.
 • Es ist wichtig, dass in Liebesbeziehungen jeder zu seinen persönlichen
   Bedürfnissen steht und seine Grenzen unabhängig von den Wünschen
   der Partnerin oder des Partners wahrt.
 • Deshalb ist es wichtig, nein zu sagen, wenn die Partnerin oder der
   Partner versucht, die eigenen Vorstellungen im fremden
   Hoheitsgebiet durchzusetzen, oder wenn dies im gemeinsamen
   Bereich versucht wird.

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Das Nein in der Liebe (2/2)
 • In einer neuen Beziehung besteht oft die Vorstellung mit einem ersten
   kleinen Nein würde die Harmonie der Beziehung gefährdet.
 • Man gibt deshalb nach, oft auch weil man der Meinung ist, es würde sich
   ohnehin nur um eine Kleinigkeit handeln.
 • Aber mit jedem Mal nachgeben, mit jedem Mal, mit dem das innerlich
   gedachte Nein als zart gehauchtes Ja den Mund verlässt, wird die Beziehung
   immer unehrlicher.
 • Wer scheinbar großzügig dem anderen oft den Vortritt lässt, bei dem
   entsteht ein Eindruck der Unausgewogenheit, der in der Folge zu negativen
   Gefühlen und einem Abkühlen der Liebe führt.
 • Seine Grenzen klar zu benennen und im Bedarfsfall nein zu sagen, wenn
   etwas für mich nicht passt, ist also eine wichtige Voraussetzung für eine
   gelingende Beziehung.
 • Merke:      Nicht das ‚Nein‘ schadet der Beziehung, sondern dessen Fehlen.
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Faule Kompromisse (1/3)
 • Wenn jeder seine Grenzen wahrt und zu allem nein sagt, was nicht seinen
   Bedürfnissen entspricht, dann bleibt in einer Beziehung oft nur ein sehr
   kleiner gemeinsamer Nenner.
 • Wenn er gerne ans Meer und sie gerne in die Berge auf Urlaub fährt, dann
   kommt im Extremfall keiner dorthin auf Urlaub, wo er möchte und als
   Gemeinsamkeit bleiben dann vielleicht nur mehr Städteurlaube.
 • Es ist zwar richtig und wichtig, dass in einer Beziehung jeder sagt was er
   will und was er nicht will, aber die Konsequenz, nur mehr das zu tun, was
   beide gerne tun möchten, wäre falsch.
 • Nur das zu tun, was dem kleinsten gemeinsamen Nenner entspricht, führt
   dazu, dass sich letztlich keiner mehr mit dem Gemeinsamen identifiziert,
   weil sich die eigenen Wünsche darin oft nur zu einem sehr kleinen Teil
   abbilden.
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Faule Kompromisse (2/3)
 • Aktive Beziehungsgestaltung würde in diesem Zusammenhang
   bedeuten, ein ausgewogenes Verhältnis wechselseitiger
   Zugeständnisse zu vereinbaren, in dessen Rahmen es gelingen sollte,
   dass jeweils wechselseitig einer dem anderen aus Liebe
   entgegenkommt, damit letztlich beide in der Beziehung so weit
   kommen, dass sich ihre Wünsche verwirklichen lassen.
 • Wo dieses Entgegenkommen aus irgendwelchen Gründen nicht
   zugestanden werden kann, gibt es ja auch noch die Möglichkeit, dass
   sich ein Partner seine individuellen Wünsche im Rahmen seines
   eigenen Hoheitsgebietes erfüllt, also dass zum Beispiel jemand eben
   auch alleine dorthin auf Urlaub fährt, wo seine Partnerin/Ihr Partner
   auf gar keinen Fall hinfahren will.                                   44
Faule Kompromisse (3/3)
 • Damit es zu keinen faulen Kompromissen kommt, müssen
   unterschiedliche Bedürfnisse benannt und Lösungen ausverhandelt
   werden.
 • In deren Rahmen sollten auf beiden Seiten der Beziehung
   Zugeständnisse gemacht und Wünsche erfüllt werden.
 • Dabei ist es wichtig, dass bezüglich der wechselseitig gewährten
   Zugeständnisse auf beiden Seiten über einen längeren Zeitraum eine
   gefühlte Ausgeglichenheit entsteht.
 • Wenn Wünsche längerfristig nur einseitig erfüllt werden, dann
   entsteht eine weitere Beziehungsfalle: Unausgeglichene Konten.
 • Merke: Faule Kompromisse vermeiden: Raus aus der Komfortzone! 45
Unausgeglichene Verrechnungskonten (1/4)
 • Wie Helm Stierlin (2005) erläutert, basiert das Gefühl von Gerechtigkeit in
   nahen Beziehungen auf innerlich geführten Verrechnungskonten
 • In diesen werden alle positiven oder negativen Handlungen des Partners
   mit meinen eigenen positiven oder negativen Handlungen gegenüber
   meinem Partner aufgerechnet.
 • Besteht ein Gefühl der Ausgeglichenheit dieser Konten, so führt dies zu
   Zufriedenheit in und mit dieser Beziehung.
 • Stellt sich aber dieses Konto als zu meinen Lasten unausgeglichen dar, so
   entsteht das, was Stierlin (1997) als Verrechnungsnotstand bezeichnet hat.
 • Eine solche Situation führt zu Frustration, Wut und Verzweiflung.
 • In einer solchen Situation wird versucht, durch entsprechendes Handeln
   einen Ausgleich herzustellen, indem zum Beispiel in einem anderen Bereich
   der Beziehung etwas verweigert oder zurückgehalten wird.                    46
Unausgeglichene Verrechnungskonten (2/4)
 • Auch wenn Liebe etwas ist, das von seiner Logik her zumindest
   teilweise auf altruistisches Verhalten ausgelegt ist, so müssen wir
   doch feststellen das unser unbewusster Umgang mit wechselseitigen
   Handlungen und Zuwendungen ganz eindeutig einem ökonomischen
   Muster folgt:
 • Es wird immer ein Ausgleich angestrebt. Fritz B. Simon (und
   CONECTA, 1992) bringen es mit der einfachen Formel auf den Punkt:
   "Wer handelt, der handelt.“
 • Dementsprechend kann jede Handlung in einer Beziehung auch als
   Ware betrachtet werden, mit der ihrerseits Handel getrieben werden
   kann.
                                                                         47
Unausgeglichene Konten (3/4)
 • Jede Leistung ist daher entweder eine Gegenleistung, die eine
   vorhergehende Leistung beantwortet und damit das entsprechende
   Konto wieder ausgleicht, oder
 • es handelt sich um eine Vorleistung, welche bewirkt, dass eine
   Ungleichheit eines zuvor ausgeglichenen Verrechnungskontos
   entsteht und die daher nach einem Ausgleich verlangt.
 • Dementsprechend reagieren auch Menschen, deren Konto in der
   Beziehung ein starkes plus ausweist: Sie fühlen sich zu einer
   Gegenleistung verpflichtet und geraten möglicherweise in Stress, weil
   die „Rückzahlung“ nicht einfach möglich ist oder sie vielleicht
   überfordern würde.
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