UNERHÖRT! - JAHRES BERICHT 2018 - Diakonisches Werk im Evangelischen Kirchenkreis Tecklenburg e.V - Diakonisches Werk im Evangelischen ...
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JAHRESBERICHT 2018 INHALTS- VERZEICHNIS 03 Vorwort 12 Frauenberatungsstelle 04 Unerhört! Kampagne der Diakonie 13 Frauenhaus Rheine 05 Diakoniestationen 14 Jugendmigrationsdienst 06 Beratung bei Trennung 15 Offene Ganztagsgrundschule und Scheidung 16 Beratungsstelle für Schwangerschaft, 07 Diakonischer Betreuungsverein Schwangerschaftskonflikte, Familienplanung und Sexualität 08 Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche 17 Tagespflege Ibbenbüren 09 Bahnhofsmission Rheine 18 Beratungsstelle Sucht 10 Ferienwerk 19 Wohngruppe in Rheine 11 Flüchtlingsberatung 20 Zahlen und Daten IMPRESSUM Herausgeber Diakonisches Werk im Evangelischen Kirchenkreis Tecklenburg e.V. Sonnenwinkel 1 49545 Tecklenburg Telefon 0 54 82 / 68 - 0 Telefax 0 54 82 / 68 - 160 Gestaltung KonzeptMe Werbeagentur www.konzeptme.de Fotonachweise Seite 01: Arthimedes / Shutterstock.com Seite 14: Franz Pfluegl / stock.adobe.com Seite 04: Diakonie / Kathrin Harms Seite 15: drubig-photo / stock.adobe.com Seite 06: motorradcbr / stock.adobe.com Seite 16: Photographee.eu / stock.adobe.com Seite 07: Photographee.eu / stock.adobe.com Seite 17: pressmaster / stock.adobe.com Seite 09: Monkey Business / stock.adobe.com Seite 18: m.mphoto / stock.adobe.com Seite 11: Thomas Reimer / stock.adobe.com Seite 19: pressmaster / stock.adobe.com Seite 13: yupachingping / stock.adobe.com
VORWORT DES VORSTANDES Wir freuen uns, Ihnen den Jahresbericht 2018 des Diakonischen Werkes überreichen zu können. Am Anfang des Vorwortes steht der Dank. Wir danken Auf ihrer Homepage (www.diakonie.de) heißt es dazu: allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Diako- „Viele Menschen haben heute das Gefühl, nicht gehört nischen Werkes in den vielfältigen Arbeitsbereichen zu werden. Sie fühlen sich an den Rand gedrängt in für ihr engagiertes Wirken. Dieses Wirken steht vor einer immer unübersichtlicheren Welt, in der das Tempo allem anderen für das Ansehen der Diakonie in der steigt und Gerechtigkeit auf der Strecke zu bleiben Gesellschaft. In den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern droht. Doch jede Lebensgeschichte hat ein Recht da- begegnen die Menschen dem Diakonischen Werk, in rauf, gehört zu werden. Die Kampagne… will wachrüt- ihnen wird Diakonie sicht- und, im wahrsten Sinne des teln und zugleich aufzeigen, dass die Diakonie zuhört, Wortes, z.B. in der Pflege, spürbar. Wir sind froh, dass Lösungen bereithält und eintritt für eine offene und sich so viele Menschen bewusst dafür entschieden vielfältige Gesellschaft. Die Diakonie will diese Diskussi- haben, beim Diakonischen Werk zu arbeiten. Sie sind on anstoßen und führen als Plattform für einen Diskurs Diakonie. rund um soziale Teilhabe.“ Das aber ist auch eine Stelle, die uns an Grenzen kom- „Unerhörtes“ finden Sie deshalb auch in diesem Jah- men lässt. Auf der einen Seite wächst das Diakonische resbericht. Werk immer weiter. In Bereichen der Beratungsdienste, insbesondere in der Pflege und der hauswirtschaft- Mit einem Dank soll das Vorwort auch schließen. Wir lichen Betreuung kann den Anfragen kaum noch nach- danken allen, die an der Erstellung dieses Jahresbe- gekommen werden. Wenn es danach ginge, könnten richtes mitgewirkt haben. Wir danken allen, die sich wir noch viel mehr Menschen erreichen. Auf der ande- dem Diakonischen Werk anvertraut haben und sich von ren Seite fehlen uns aber leider die Mitarbeitenden, um uns auf unterschiedliche Weise haben begleiten lassen. diese Aufgaben erfüllen zu können. Der vielzitierte und Wir danken allen, die unsere Arbeit im vergangenen in allen Sparten spürbare Fachkräftemangel ist auch bei Jahr wieder auf vielfältige Weise unterstützt haben. Das uns ein großes Thema. Motto der Diakonie lautet „Diakonie – stark für andere“. Gemeinsam werden wir diesen Weg auch in der Zukunft Ein großes gemeinsames Thema, das Vorstand und weiter gehen. MAV noch einmal gemeinsam angegangen sind, ist der Bereich „Betriebliches Gesundheitsmanagement“. Viele neue Angebote konnten aufgenommen werden, einiges davon wird erst in diesem Jahr noch starten. Weitere Ideen stehen bereits an. Die Planungen für die neue Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt hat uns im letzten Jahr intensiv beschäftigt. In diesem Jahr kann es endlich losgehen. Beim Abend der Diakonie am 19. September 2018 hat uns Prof. Dr. Farid Vatanparast in einem eindrucksvollen Vortrag mit dem Titel „Durchboxen – ist das der Weg zur Integration?“ in sein Projekt „DurchIntegrationbo- xen“ mithineingenommen. Mehr dazu erfahren Sie über einen Link auf unserer Homepage www.dw-te.de. Dieses Thema führt uns zum Jahresthema der Diakonie, das uns von 2018 bis 2020 begleitet. Wer aufmerksam z.B. durch Ibbenbüren fährt, wird große Plakatwände entdecken, z.B. mit der Aufschrift: „UNERHÖRT! Diese PFARRER JÜRGEN NASS STEFAN ZIMMERMANN Migrantenkinder“. Mit der Kampagne „UNERHÖRT!“ Theologischer Vorstand Kaufmännischer Vorstand wirbt die Diakonie in Deutschland für eine offene Ge- sellschaft. 2–3
JAHRESBERICHT 2018 UNERHÖRT ZUHÖREN STATT VERURTEILEN Viele Menschen haben heute das Gefühl, nicht gehört zu werden. Sie fühlen sich an den Rand gedrängt in einer immer unübersichtlicheren Welt, in der das Tempo steigt und Gerechtigkeit auf der Strecke zu bleiben droht. Doch jede Lebensgeschichte hat ein Recht darauf, gehört zu werden. Die Kampagne will wachrütteln und zugleich aufzeigen, dass die Diakonie zuhört, Lösungen bereithält und eintritt für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Die Diakonie will diese Diskussion anstoßen und führen als Plattform für einen Diskurs rund um soziale Teilhabe. „Nur wer zuhört, kann ins Gespräch kommen und Antworten geben. Um die Verlassenen wieder in die Gesellschaft zu integrieren, müssen wir ihnen zuhören.” Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland Weitere Informationen und alle Geschichten von Unerhörten finden Sie im Internet: www.diakonie.de/unerhoert.
DIAKONIESTATIONEN Auch 2018 war in den Diakoniestationen ein Jahr der unterstützen werden. Pflegefachkräfte zu gewinnen Veränderung. wird immer schwieriger. Deshalb brauchen wir für die Fachkräfte entlastende Unterstützung. UNERHÖRT! sind viele Menschen, die in ihrer häus- UNERHÖRT! blieb auch nicht die Kritik aller Leistungs- lichen Umgebung Hilfe brauchen. Vermehrt nehmen wir erbringer, dass die Menge der Dokumentation erdrü- in der Arbeit wahr, dass Menschen sich der Herausfor- ckend ist. Wir konnten in allen Diakoniestationen nun derung nachlassender Kräfte alleine stellen müssen. das neue Dokumentationssystem „SIS – Strukturierte Viele der Menschen, die uns alltäglich in der Arbeit Informationssammmlung“ einführen. Dabei geht es im begegnen, bräuchten mehr Hilfe aus ihrem Umfeld, sei Wesentlichen darum, dass man mit den Menschen ins es direkte Nachbarschaft oder auch ehrenamtliche Hilfe Gespräch kommt und daraus einen umfassenden Plan aus den Kirchengemeinden. Oft braucht es nur eine erstellt. Nicht nur, dass die Pflegeversicherungen für helfende Hand oder ein wenig Zeit, um hilfreich zu sein. das wichtige Erstgespräch mehr Zeit zugestehen. Nein, tatsächlich konnte der Dokumentationsaufwand für alle Wir freuen uns, wenn sich Kirchengemeinden verstärkt spürbar reduziert werden. dieser Frage widmen und entweder gut funktionierende Besuchsdienste haben oder sich auf den Weg machen. UNERHÖRT! bleibt scheinbar, dass die Vergütungen für Mitarbeiter*innen in der Pflege deutlich besser sind UNERHÖRT! Das kann man vom Themenbereich Pflege als ihr Ruf. Na ja, stimmt ja leider auch nicht überall. nicht direkt sagen. In der Gesellschaft ist angekommen, Während Verdi für die Pflege einen Stundensatz von dass wir ein gesamtgesellschaftliches Problem ha- aktuell 16 € fordert, sind wir sehr stolz darauf, wenn ben, das nur mit Hilfe vieler Akteure und vor allem viel wir feststellen, dass examinierte Mitarbeitende in der Phantasie gemeistert werden kann. Ob die Maßnahmen Pflege in der Diakonie über 20 € bekommen und dazu ausreichen, die derzeit in der Politik diskutiert werden? noch besondere Sozialleistungen, wie z.B. kirchliche Zusatzversorgung, ein wichtiger Beitrag für die spätere Von vielen unbemerkt sind in 2018 Leistungskomplexe Rente. Pflege verdient zweifellos viel mehr Anerken- in der Pflegeversicherung eingeführt worden, die unsere nung. Sowohl gesellschaftlich als auch finanziell. Aber Arbeit wesentlich weiter gestalten helfen. Während es mit den Vergütungen in der Diakonie können wir uns im früher immer nicht ganz leicht war, Zeit für ein Ge- Vergleich mit den meisten dreijährigen Ausbildungen in spräch oder organisatorische Fragen im Haushalt zu anderen Berufszweigen durchaus gut messen. haben, kann dies nun ganz leicht vereinbart werden. Ein wichtiger Schritt, auf diesem Weg mehr Zeit für Men- Pflege ist nicht UNERHÖRT! Manchmal hat man al- schen in der Pflege zu haben. lerdings das Gefühl, dass man unterschiedliche Spra- Wir werden dabei in Zukunft verstärkt auch Mitarbei- chen spricht. Wir müssen miteinander auf Augenhöhe ter*innen beschäftigen, die über Schulungen und gute sprechen und aufmerksam machen. Nur so kann ein und qualifizierte Einarbeitung die Pflegefachkräfte gelingendes Miteinander geschaffen werden. 4–5
JAHRESBERICHT 2018 BERATUNG BEI TRENNUNG UND SCHEIDUNG Das Diakonische Werk Tecklenburg ist im Auftrag des Kreisjugendamtes Steinfurt tätig, welches die Aufgabe der Trennungs- und Scheidungsberatung an das Diakonische Werk übertragen hat. Die BTS kooperiert fachlich eng mit der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. Unser Zuständigkeitsbereich umfasst die Gemeinden Lengerich, Lienen, Lotte, Tecklenburg und Westerkappeln Unsere Aufgabengebiete: 1. Beratung in Fragen der Trennung und Scheidung (§ 17 KJHG) 2. Beratung und Unterstützung bei der Ausübung der Personensorge und des Umgangsrechts (§ 18 KJHG) 3. Mitwirkung in Verfahren vor den Familiengerichten (§ 50 KJHG i. V. mit dem FamFG) 4. Begleiteter Umgang Zu uns kommen Paare, die sich in Trennung befinden. zum Wohl der Kinder zu treffen. Dabei beziehen wir Es geht um den Aufenthalt, den Umgang und das auch die Kinder ein und geben diesen die Möglichkeit, Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder. Das Scheitern gegenüber einer neutralen Person ihre Sichtweisen und der Beziehung ist mit Kränkungen, Verletzungen und Wünsche zu äußern. Schuldgefühlen bei den Eltern gegenüber den Kindern verbunden. Oft geraten die Kinder dabei aus dem Blick. Besonders Familiengerichtsverfahren ziehen häufig Wir bieten den Eltern einen Rahmen, um wieder mit- längere Beratungsprozesse nach sich. Bei Bedarf be- einander ins Gespräch zu kommen, vom Gegenüber gleiten wir auch einzelne Umgangskontakte zwischen wieder gehört zu werden und Probleme zu klären. Wir Eltern und Kind. Die Eltern sollen in die Lage versetzt helfen ihnen, die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Kinder werden, selbstständig den gemeinsamen Umgang zu wahrzunehmen und einzuordnen, erarbeiten mit ihnen pflegen und konflikthafte Situationen eigenständig zu Lösungsmöglichkeiten und unterstützen sie, eigenver- lösen. antwortlich tragfähige und gütliche Vereinbarungen Anzahl der beratenen Familien aufgeschlüsselt nach Aufgabenbereich in 2018 Mitwirkung bei Gerichtsverfahren nach § 50 KJHG 163 Familien Beratung nach § 17/18 KJHG (Selbstmelder) 129 Familien Beratungsangebote nach § 17.3 KJHG 65 Familien Friedrich Thoss
DIAKONISCHER BETREUUNGSVEREIN So lasst uns das unerhörte hören, Egal in welcher Lage die oder der familiäre und außerfamiliäre Betreu- den Unerhörten zuhören und uns Betreute ist, über deren Kopf hin- er*innen durch den Betreuungsver- fragen: was sagst Du dazu? weg darf nicht gehandelt werden. ein gefunden. Der Betreuungsverein Es ist der Anspruch und die Ver- konnte den ehrenamtlichen Be- Es kann jedem passieren. pflichtung der drei Mitarbeiter*innen treuern*innen im vergangenen Jahr des Diakonischen Betreuungsver- jeweils umfangreiche Fortbildungen Aufgrund von Krankheit oder eins, die Selbstbestimmung zu wah- und Erfahrungsaustausche anbie- Behinderung können eigene Ange- ren und zu fördern, die Betreuten ten, um in allen Bereichen mögliche legenheiten nicht mehr ohne Hilfe „anzuhören“ und möglichst bei einer Hilfsangebote zu vermitteln und die geregelt weden. Dazu gehören Entscheidungsfindung zu unterstüt- Vorstellungen und Wünsche der finanzielle oder gesundheitliche zen. Rechtliche Fürsorge innerhalb Betroffenen, mit ihrem Fachwissen Belange. Vertretung der Interessen eines definierten Aufgabenkreises über soziale Hilfen, zu unterstützen. gegenüber Behörden und Gerich- soll dem psychisch kranken oder In vielen Einzelgesprächen wurden ten. Auch die engsten Angehörigen seelisch behinderten Menschen ehrenamtliche Betreuer*innen durch wie Ehepartner und Kinder haben die Selbstbestimmung so weit wie die Mitarbeite*innen des Diako- dann kein automatisches Vertre- möglich erhalten. Der Diakonische nischen Betreuungsvereins beraten. tungsrecht. Betreuungsverein „hört zu“. Eine weiterhin vom Gesetzgeber Von wem werden diese Menschen Der Diakonische Betreuungsver- geforderte Tätigkeit innerhalb der erhört? Hat der Einzelne vorgesorgt ein Rheine ist ebenso Dreh- und Querschnittsarbeit des Betreu- mit einer Vorsorgevollmacht, dann Angelpunkt für die vielen ehren- ungsvereins ist die Information zu gibt es einen Vertreter, der alle amtlich tätigen Betreuer*innen. Der Vorsorgevollmachten. Hierbei infor- Angelegenheiten regeln kann. Was grundlegenden Idee von Selbstbe- mieren und beraten Mitarbeite*innen ist mit den „unerhörten“ Menschen stimmung folgen auch diese, dem jeden Interessierten über Vorsor- unserer Gesellschaft? Wer trifft für Diakonischen Betreuungsverein gevollmachten sowie die mögliche sie rechtlich wirksame Entschei- zugehörigen, 109 ehrenamtlich Vollmachtsbeglaubigung. Auch dungen? bestellten Betreuer*innen. Es sind halten die hauptamtlich Tätigen meist Betreuungen in der eigenen entsprechende öffentliche Vorträge Das zuständige Amtsgericht be- Familie, die von den Ehrenamtlichen zu Vorsorgevollmachten und Be- stellt nach sorgfältiger Prüfung, ob übernommen werden. treuungsverfügungen. im Einzelfall für einen „Unerhörten“ ein gesetzlicher Betreuer bestellt Im Zuge der Querschnittsaufgaben Interessierte an der Führung dieses werden muss. Braucht jemand kommt dem Diakonischen Betreu- wertvollen Ehrenamtes, etwas für eine rechtliche Betreuung oder gibt ungsverein eine weitere Rolle zu. Es die „Unerhörten“ unserer Gesell- es noch andere Hilfen im Sozial- obliegt ihm die Aufgabe die plan- schaft zu tun, oder die Fragen zur system? Im Vorfeld wird in jedem mäßige Gewinnung nicht familiäre Vorsorgevollmachten haben, steht Einzelfall die persönliche, gesund- ehrenamtlicher Betreuer*innen und der Diakonische Betreuungsverein heitliche und soziale Situation des Beratung und Fortbildung aller eh- gerne zur Verfügung. Betroffenen sowie die Erforderlich- renamtlichen Betreuer*innen durch- keit einer Betreuung geprüft. zuführen. Stefanie Otten Friedhelm Jenny Kommt es zur Einrichtung einer Im vergangenen Jahr wurden durch rechtlichen Betreuung ist eines klar: Gewinnungsveranstaltungen neue 6–7
JAHRESBERICHT 2018 BERATUNGSSTELLE FÜR ELTERN, KINDER UND JUGENDLICHE Unsere Beratungsstelle soll ein sicherer und verlässlicher Ort sein, wo Kinder, Jugendliche, Eltern und andere Erziehungsberechtigte „Gehör“ finden, um ihre individuellen und familienbezogenen Fragestellungen zu klären und zu bewältigen. Sie sollen bei der Lösung von Erziehungsfragen sowie bei Trennung und Schei- dung unterstützt werden. Kinder und Jugendliche verschaffen sich bisweilen Unsere Angebote in diesen Zeitraum sind: durch sogenanntes „unerhörtes“ Verhalten Aufmerk- samkeit, um wieder beachtet werden. Vergessen wer- • FIPS, unsere Säuglings-Kleinkind-Elternberatung den dabei die „stillen und zurückgezogenen“ Kinder. • Familienhebammenarbeit direkt vor Ort zu Hause So wurde im Jahr 2018 das Trainingsprogramm „Mutig • Unterstützung durch Ehrenamtliche: wellcome für werden mit Til Tiger“ in der Beratungsstelle in 3 Grup- Familien mit Säuglingen und Familienpaten für El- pen mit insgesamt 18 Kindern angeboten. Dieses bietet tern mit Kindern von 1 bis zu 10 Jahren. schüchternen und ängstlichen Kindern im Alter von 5 bis 8 Jahren, die Möglichkeit in kleinen Schritten Neues Doch die Fragen werden nicht weniger: ob Eintritt in die auszuprobieren und mutiger zu werden. In angenehmer Kita, der Übergang in die Grund- oder weiterführende und ungezwungener Umgebung soll das Selbstvertrau- Schule, die turbulente Zeit der Pubertät. Es sind immer en der Kinder gesteigert werden. Sie lernen, selbst- wieder neue Entwicklungsaufgaben für die Kinder und bewusster mit anderen Kindern umzugehen und auch Jugendlichen sowie neue Erziehungsherausforderungen mal „nein“ zu sagen. Vermeidungstendenzen sollen für die Eltern zu leisten. abgebaut und neue praktische Handlungsstrategien eingeübt werden. Sie lernen, sich in angemessener Häufig steht eine Paarberatung im Vordergrund. Und Art und Weise mit ihren Belangen wieder „Gehör“ zu zwar dann, wenn die Beziehung der Eltern unter den verschaffen. hohen Anforderungen und Ansprüchen des Alltags in Gefahr gerät oder gar scheitert. Ein besonderer Schwerpunkt ist seit bald zwei Jahr- zehnten die Unterstützung von Eltern mit Säuglingen Aus folgenden Gründen suchten Ratssuchende unsere und Kleinkindern. Beratungsstelle auf: Beratungsanlässe nach Kategorien Anteil Schulische/berufliche Probleme des jungen Menschen 5,54 % Belastung des jungen Menschen durch familiäre Konflikte 25,90 % Auffälligkeiten im soz. Verhalten d. jung. Menschen 7,82 % Entwicklungsauffälligkeiten/seelische Probleme d. jung. Menschen 17,26 % Belastung des jungen Menschen durch Problemlage der Eltern 10,91 % Eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern / Personensorgeberechtigten 29,80 % Gefährdung des Kindeswohls 1,96 % Unzureichende Förderung / Betreuung / Versorgung des jungen Menschen 0,65 % Unversorgtheit des jungen Menschen 0,16 % Beratung findet nicht nur bei uns im Beratungszentrum statt, sondern wir gehen auch direkt in die Schulen, Fami- lienzentren und Kindertagesstätten. In Kooperation mit den Lehrkräften, Erzieher*innen, Eltern und je nach Alter auch mit den Kindern suchen wir nach Wegen für gute Entwicklungsmöglichkeiten. Erziehungsberatung in Anspruch zu nehmen, wird für unsere Ratsuchenden immer selbstverständlicher. So fanden im Jahr 2018 11,8 % mehr Personen den Weg in die Beratungsstelle.
Unsere Klienten werden von uns einzeln, als Paar, Familie oder Gruppe betreut. Für professionelle Kräfte bieten wir Fortbildungen wie „Gesprächsführung“, „Entwicklung unterstützen, Beziehung fördern bei Kindern von 0 bis 3 Jahren“, „Kollegiale Beratung“ sowie Fallsupervisionen an. Zuständig sind wir auch für die Beratung nach §8a/b bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung für alle, die beruflich mit Kindern und Ju- gendlichen tätig sind. Friedrich Thoss BAHNHOFSMISSION RHEINE EIN ORT, WO „UNERHÖRTE“ GEHÖR FINDEN. UNERHÖRT!, dass Menschen auf dem Bahnhof Fla- nischen Bahnhofsmission Rheine, dessen Träger das schen sammeln. Diakonische Werk Tecklenburg und die Caritas Rheine UNERHÖRT!, dass Obdachlose die wenigen Sitzgele- sind. Dabei begegnen den Mitarbeiter*innen auch genheiten auf dem Bahnhof besetzen. häufig Personen mit den unterschiedlichsten Problem- UNERHÖRT!, dass junge Menschen schon am frühen feldern und so Mancher erlebt sich als Randfigur der Morgen sich stundenlang im Bahnhof aufhalten. Gesellschaft. Oft reicht nur ein offenes Ohr oder ein UNERHÖRT!, die Leute mit ihren Bierflaschen in der tröstendes Wort, damit diese Personen sich wieder Hand. als Mensch und vollwertiges Mitglied der Gesellschaft Solche oder ähnliche Kommentare hören die Mitarbei- wahrgenommen fühlen. Manchmal gelingt es auch, tenden der Bahnhofsmission häufiger. Stolpersteine für diese Menschen aus dem Weg zu räu- Ja, es ist UNERHÖRT!, wenn alte Menschen im Müll men, so dass wieder eine Perspektive entsteht. herum wühlen müssen, weil ihre Rente nicht reicht. Es ist UNERHÖRT!, wenn Menschen, gerade in der Im Jahr 2018 hatten die Mitarbeiter*innen der Bahn- Winterzeit, kein Obdach haben und einfach nur ein hofsmission über 4.500 Kontakte: Angefangen von warmes Plätzchen suchen. Auskünften geben, Menschen mit Handicaps durch Ein- Es ist UNERHÖRT!, wenn junge Leute, die häufig schon / Aus- und Umstiegshilfen unterstützen, Hilfestellung einen langen Leidensweg hinter sich haben, abgestem- Reisender im Bahnverkehr über Vermittlung an andere pelt werden. soziale Einrichtungen, Erste Hilfe leisten bis hin zu den Es ist UNERHÖRT!, wenn gebrochene Lebensläufe in vielen Einzel- und Seelsorgegesprächen, und nicht zu- Aussichtslosigkeit und Alkoholismus führen. letzt, den „den Unerhörten Gehör zu verleihen“. Menschen im Bahnhof mit Rat und Tat zur Seite zu stehen ist Aufgabe der Mitarbeitenden in der ökume- Helena Buschmann 8–9
JAHRESBERICHT 2018 FERIENWERK An der südfranzösischen Atlantikküste liegt, etwa 30 km von Biarritz entfernt, der Badeort Vieux-Boucau. Hier hat das Diakonische Werk inmitten des größten Pinienwaldes Europas ein Feriencamp aufgeschlagen, in dem Jugendliche im Alter von 13 - 18 Jahren in den Sommerferien Fun und Sun genießen. 2018 sind fast 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie rund 40 weibliche und männliche Teamer & Begleiter in Südfrankreich gewesen. Das Camp des Diakonischen Werkes erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Spiel- und Sportangebote, Spaß und Spannung und vor allen Dingen eine tolle Gemeinschaft. Das zeichnet die Camps aus, die auch in 2018 bei genialem Wetter stattfanden und einen tristen Sommer in Deutschland schnell vergessen machten. Weit abseits vom Alltag gab es für die Jugendlichen viele Anregungen und Angebote in der Gruppe zusammenzuwachsen und gemeinsam spannende, neue Erfahrungen zu sammeln. Dabei wurden viele neue Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. „Im nächsten Jahr komme ich wieder“, war ein Satz, den die kompetenten Teamer des Diakonischen Werkes am Schluss oft hören durften.
FLÜCHTLINGSBERATUNG UNERHÖRT! – dieses Wort kann in zweifacher Weise ner entdeckt werden, fliehen sie, da in Bangladesh gedeutet werden. Zum einen meint es: eine Tatsa- Haftstrafen von 14 Jahren bis lebenslänglich drohen. che ist „UNERHÖRT!“, das heißt, empörend, zum Nach verschiedenen Fluchtstationen kommen beide Aufregen. Auf der anderen Seite heißt es aber auch, schließlich in Deutschland an und er stellt hier einen dass bestimmte Tatsachen oder Menschen und Asylantrag. Obwohl er bei seiner Anhörung vorm BAMF Schicksale einfach nicht gehört werden. Sie bleiben seine Homosexualität angibt, taucht das im Protokoll UNERHÖRT!, ihre Sorgen und Ängste werden nicht nicht auf und sein Asylantrag wird abgelehnt. In der wahrgenommen oder ignoriert. Begründung wird mit keinem Wort auf seine sexuelle Ausrichtung eingegangen. Er klagt dagegen. In der In der Flüchtlingsberatung haben wir mit beiden Ausle- Beratung wurden dann Argumente gesammelt, wobei gungen des Öfteren zu tun. Wenn wir uns anschauen, auch sein Partner und ein ehrenamtlicher Helfer mitge- wie Behörden teilweise mit Geflüchteten umgehen, holfen haben. Er und sein Partner leben an verschie- wie Gesetze verschärft und immer restriktiver ausge- denen Orten in Deutschland, also stellt er einen Antrag, legt werden, wie Menschen in Länder wie Afghanistan um zu ihm ziehen zu können, mit der Begründung, dass abgeschoben werden oder wie Rassismus sich weiter sie eine Beziehung führen. Dem wird stattgegeben. Von ausbreitet und fast schon wieder gesellschaftsfähig da an leben sie zusammen und erkundigen sich beim wird, so ist das UNERHÖRT! Wenn bestimmte Perso- Standesamt nach den Voraussetzungen, um heiraten zu nengruppen bis zu zwei Jahre in zentralen Unterbrin- können. Bei der später folgenden Gerichtsverhandlung gungseinrichtungen verbringen sollen, ohne Zugang zu sagt sogar sein Partner als Zeuge aus, trotzdem wird Sprachförderung, zum Arbeitsmarkt, teilweise auch zur ihm seine Homosexualität nicht geglaubt und seine Kla- Schule und mit eingeschränkter medizinischer Versor- ge negativ beschieden, er blieb im wahrsten Sinne des gung, so ist das UNERHÖRT! Wortes UNERHÖRT! Ein Beispiel dafür, welches sich auch auf die Bera- Die Angebote der Beratungsstelle sind im Wesentlichen tungssituation auswirkt, sind die seit 2018 im großen dieselben geblieben wie im Vorjahr. Hinzugekommen ist Stil stattfindenden Widerrufsverfahren. Das Bundesamt zweimal im Monat eine offene Sprechstunde in Lad- für Migration und Flucht (BAMF) hat 2018 mehr Wider- bergen, die nach kleinen Startschwierigkeiten sehr gut rufsverfahren als Asylverfahren betrieben. Es wurden angenommen wird. Die Anzahl der Klienten (Einzelper- 192.664 Verfahren eingeleitet und davon 85.052 bereits sonen, Paare, Familien) hat sich gegenüber dem Vorjahr entschieden. In nur knapp einem Prozent der Fälle wur- um circa 1/3 erhöht. Auch bei den Beratungen von de der Schutzstatus tatsächlich widerrufen oder herun- Ehrenamtlichen gab es nochmals einen Anstieg. tergesetzt! Trotzdem wird diese Praxis beibehalten und sogar noch ausgeweitet. Das führt bei den Menschen, Abschließend bleibt zu sagen, dass die Beratungsstelle die sich hier sicher glaubten, zu einer großen Verunsi- weiterhin sehr gut angenommen wird, wobei bei den cherung und erhöhtem Stress, insbesondere, da sie seit Themenschwerpunkten Verschiebungen stattgefun- dem 12.12.2018 verpflichtet sind, bei diesen Verfahren den haben. Da immer mehr Menschen inzwischen ihre mitzuwirken. Das heißt, erneute Anhörungen, die sie Familien nachkommen lassen dürfen, ist Familiennach- zwingen, sich ihre Fluchtgeschichte erneut vor Augen zug ein wichtiger Beratungsschwerpunkt geworden. zu führen, was die Gefahr einer Retraumatisierung bein- Während weniger Menschen neu kommen, die noch im halten kann. Für die Flüchtlingsberatung bedeutet das, Asylverfahren sind, steigt die Anzahl derer, die einen eine Vielzahl verunsicherter Klienten und zahlreiche Aufenthaltstitel haben und eher Fragen zu Arbeit, Aus- Vorbereitungen auf die erneuten Anhörungen. bildung, Anerkennung von ausländischen Schul- und Berufsqualifikationen und ähnlichem haben. Ein junger Mann aus Bangladesh ist homosexuell und lebt das im Verborgenen. Als er und sein Part- Saskia Münch 10 – 11
JAHRESBERICHT 2018 FRAUENBERATUNGSSTELLE UNERHÖRT! DIESE FRAUEN, DIESE KINDER Jede Lebensgeschichte hat ein Recht darauf, gehört zu werden. Die Lebensgeschichte, der • Frau, die gewürgt wurde und die Kinder anwesend waren… • Frau, die mit dem Tode bedroht wurde… • Frau, die nach einer Trennung (bei einem Umgangskontakt) grundlos ins Gesicht geschlagen wurde… (Diese Beispiele sind aus den Benachrichtigungen der Polizei [nach Interventionsfällen häuslicher Gewalt] ent- nommen, welche wir als Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle erhalten. Die Beschuldigten sind Ehemänner, Partner, Ex-Partner…) Viele Opfer schämen sich, fühlen sich oft allein gelassen, andauernde häusliche Gewalt zwingt Betroffene zu einem Leben in ständiger Angst vor dem nächsten, unkalkulierbaren Gewaltausbruch. Wir Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle hören zu, setzen uns für Frauen und Kinder ein. Wir wollen Frauen Mut machen, mit ihren Ängsten und Problemen nicht allein zu bleiben. Wir bieten professionelle, spezialisierte Bera- tung zu häuslicher Gewalt an. Bei der individuellen Unterstützung betroffener Frauen liegt der Fokus schwerpunktmäßig auf folgenden Aspekten: • Information • Entscheidungsfindung • Entmystifizierung des Täters und der Lebenssituation • Wegbegleitung • Planung von Schutzmaßnahmen Durch ressourcenorientierte, konkrete, aktive Beratungs- und Unterstützungsarbeit soll es den Frauen ermöglicht werden, die Kontrolle über ihr eigenes Leben wieder zu erlangen und ihren ganz persönlichen Weg zu finden. Unter diesen Voraussetzungen sind im Jahr 2018 über 400 Frauen/Beteiligte beraten und begleitet worden. Diese Frauen waren von physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt betroffen oder bedroht, sie hatten gesundheit- liche Probleme und/oder befanden sich in Krisensituationen. Durch die Unterstützung ist es Frauen gelungen, ein selbstbestimmtes Lebens zu führen und den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Erhört und unterstützt wurde unserer Antrag auf Erweiterung der Frauenberatungsstelle um eine Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Am 01.04.2019 wird diese neue Fachberatungsstelle ihre Tätigkeit aufnehmen und die bisherigen Aufgaben der Frauenberatungsstelle ergänzen und unterstützen. Die Mitarbeiterinnen werden konkrete Hilfen für Frauen nach sexualisierter Gewalt anbieten, und zwar durch akute Krisenintervention, psychosoziale Beratung, Begleitung zu Ärztinnen und Ärzten, Polizei, Gerichten und anderen Einrichtungen sowie Präventionsarbeit leisten. Agnes Denkler Ursula Stadelmayer
FRAUENHAUS RHEINE Die Not der misshandelten Frauen und Kinder blieb im raum war extrem schwierig und die Konkurrenz groß. Jahr 2018 auf breiter gesellschaftlicher Ebene immer Die Anmietung von Wohnraum gelang nur in Einzelfäl- seltener UNERHÖRT! Grund dafür ist die über Jahr- len. Bei der Wohnraumfrage blieb die Not der Frauen- zehnte gewachsene Zusammenarbeit zwischen Frauen- hausbewohnerinnen oftmals UNERHÖRT! Die Situation haus und Polizei, Frauenberatungsstelle, runder Tische auf dem Wohnungsmarkt macht alle hilflos und letztlich gegen häusliche Gewalt Kreis Steinfurt, Jugendämtern, ist das Ende dieser strukturellen Misere auch in den Institutionen des Gesundheitswesens, des Bildungs- nächsten Jahren nicht in Sicht. systems etc. Langjährige Kooperationsbündnisse haben den Blick für die Misshandlung geschärft und Auch wenn die Arbeit im Frauenhaus sich immer weiter die Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus verbessert. verdichtet und viele Rahmenbedingungen die Hilfe für Frauenhausarbeit ist nach 31 Betriebsjahren ein fester die Opfer von Gewalt schwieriger machen, darf die Bestandteil des sozialen Hilfesystems des Kreises Dankbarkeit der Frauen und Kinder für unsere Un- Steinfurt. terstützung nicht vergessen werden. Die Frauen und Kinder reden immer wieder von ihren mit uns erlebten Auch wir Mitarbeiterinnen des Frauenhauses ließen positiven Momenten, davon, dass sie nach langjähriger 2018 die Not der Frauen und Kinder nicht UNERHÖRT! Schlaflosigkeit zum ersten Mal im Frauenhaus wieder Wir waren Tag und Nacht in der Bereitschaft für ihre schlafen konnten, von der Möglichkeit, wieder essen zu Krisensituationen. 41 Frauen und 50 Kinder schützten können, wieder Gemeinschaft und Solidarität erleben sich im Frauenhaus. Die Einrichtung war über das ge- zu dürfen. Sie schätzen die Gespräche, die erhaltene samte Jahr zu 89 % belegt. Hilfe, den Trost und unser Engagement. Diese Rück- meldungen und die sich u.a. durch die Spendenbereit- 16 Frauen nutzten das Frauenhaus eine kurze Zeit schaft ausdrückende Wertschätzung der Öffentlichkeit und kehrten mit Aufenthaltszeiten unter 1 Monat in die tragen immer wieder zu unserer Motivation bei. Misshandlungsbeziehung zurück. Erfahrungen zei- gen, dass ein kurzfristiger Frauenhausaufenthalt die Ganz praktisch sind wir dankbar für die im Jahr 2018 Misshandlungsspirale nicht durchbricht. So ist davon durch viele Spenden mögliche Anschaffung eines neu- auszugehen, dass diese Frauen wiederholt Zuflucht in en Dienstwagens, der uns noch viele Jahre verlässlich Frauenhäusern suchen oder wenn die Kraft nicht reicht, zu allen Terminen und Außenangeboten begleiten wird. ein Leben mit Gewalt verbringen. So blieb auch unser Engagement im Jahr 2018 nicht Die restlichen 24 Familien kämpften um ihre Unabhän- UNERHÖRT! gigkeit und ein Leben ohne partnerschaftliche Gewalt. Bei ihnen waren die Aufenthaltszeiten im Jahr 2018 Sabine Fischediek länger als üblich. Die Suche nach preiswertem Wohn- 12 – 13
JAHRESBERICHT 2018 JUGENDMIGRATIONSDIENST Die Diakonie will den Menschen eine Stimme geben, die sonst nicht gehört werden. Migranten haben keine oder eine sehr leise Stimme. Im Mittelpunkt der JMD-Bera- tung stehen junge Menschen mit Migrationsgeschichte, die auf ihrem Weg in ein eigenständiges Leben besondere Hilfe und Unterstützung am Übergang Schule-Be- ruf und auf dem Weg in eine Ausbildung brauchen. Der JMD hört diesen Menschen zu, begleitet und unterstützt sie bei der Findung der Problemlösung. Die Jugendliche, die nach Deutschland kommen, sind z.B. Fördermöglichkeiten, hinsichtlich des Lernens eine sehr heterogene Gruppe. Die Bandbreite reicht oder der Finanzierung der Ausbildung. Letzteres betrifft von Analphabet*innen, die noch nie die Schule besucht diejenigen, die noch keine Anerkennung haben, also haben, bis zu jungen Erwachsenen, die ein Studium hauptsächlich junge Menschen aus Afghanistan und begonnen oder sogar abgeschlossen haben. Einige afrikanischen Ländern. Die ausbildungsbegleitende Hilfe Jugendliche sind gut angekommen und bereits in Aus- wird nur denjenigen mit Aufenthaltserlaubnis gewährt. bildung. Sie kommen in der Regel in den Betrieben gut Hier müsste eine Öffnung für alle stattfinden. klar. Aber unter ihnen haben viele Probleme in der Be- rufsschule, vor allem, wenn sie im Herkunftsland wenig Der JMD wird auch mit vielen anderen Fragen, die Schulbildung genossen haben. Der Berufsschulunter- nichts mit schulischer oder beruflicher Perspektive richt findet auf einem so hohen Niveau statt, dass einige zu tun haben, konfrontiert. Viele junge Menschen und dem Unterricht nicht folgen können und letztendlich die Familien sind auf Wohnungssuche, was sich als äußerst Ausbildung abbrechen. schwierig gestaltet, da der Wohnraum auch im länd- lichen Bereich, sehr knapp ist. Einige junge Menschen Ein großes Problem stellt das Fehlen der Bildungsmög- sind traumatisiert, weshalb sie häufig große Probleme in lichkeiten für nicht mehr Schulpflichtige, die im Asylver- der Schule oder in der Ausbildung haben. Einige haben fahren oder in der Duldung sind. Das Gleiche gilt auch finanzielle Probleme oder sind bereits verschuldet. für EU-Bürger*innen. Die Integrationskurse müssen von ihnen bezahlt werden. Im Jahr 2018 hat der JMD 192 Jugendliche beraten und begleitet. Viele sind als Geflüchtete vor einigen Jahren Nach wie vor benötigen viele der neu Zugewanderten nach Deutschland gekommen. Sie kamen aus 32 Län- Unterstützung. Dies betrifft schulische Fragen, Fra- dern, die meisten aus Syrien aber auch aus EU-Länder. gen nach Anerkennung von Schulzeugnissen aus dem Herkunftsland, Suche nach Ausbildungen oder Studien- möglichkeiten und vieles, was damit zusammenhängt, Valentina Stelmach
OFFENE GANZTAGSGRUNDSCHULE UNERHÖRT! DIESE KINDER Mit dem Eintritt in die Grundschule beginnt für die Kin- der. Ihnen werden Werte vermittelt und ein wertschät- der der Start ins Schulleben. Die Grundschule ist eine zender Umgang mit anderen gelehrt. Wäre das nicht gemeinsame Schule für alle Kinder. Hier begegnen sich ein ideales Feld um auch Kinder mit Förderbedarf in Kinder mit individuellen Begabungen, unterschiedlichen den Ganztag zu nehmen? Eine echte Chance – im sozialen, ethnischen Hintergründen und unterschied- Kleinen anfangen zu verstehen. Eigentlich sollte diese licher religiöser Überzeugung. Die Grundschule möchte Betreuung in der OGS von allen Kindern in Anspruch diese Vielfalt als Chance nutzen für das gemeinsame genommen werden können. Die Realität sieht anders Lernen, für das Lernen von- und miteinander. Miteinan- aus. Integrationshelfer werden nur im Vormittagsbe- der lernen schafft in besonderem Maße gegenseitiges reich eingesetzt. Hier findet eine 1:1 Betreuung statt. Im Verständnis. Ganztag wäre das Kind alleine. Wir betreuen in diesem Schuljahr ein gehbehindertes Kind – weil wir eine Eh- Auch Kinder mit formal festgestelltem Bedarf an renamtliche gefunden haben, die mit dem Schüler nach sonderpädagogischer Unterstützung (dies betrifft dem Mittagessen die Hausaufgaben macht und danach insbesondere Kinder mit einer Sinnesbehinderung, holen ihn seine Eltern ab. Ist das Teilhabe am norma- Körperbehinderung oder geistigen Behinderung), haben len Schulleben? Ein Schulkind mit einer emotionalen Anspruch auf Aufnahme in die von der Schulaufsicht Störung wird auf Wunsch der Eltern bei uns betreut. vorgeschlagene wohnortnächste Schule der gewünsch- Der Hauptwunsch ist Kontakte zu „normalen“ Kindern ten Schulart, an der gemeinsames Lernen eingerichtet herzustellen und das Erlernen sozialer Spielregeln. ist. Eine sehr gute Idee, auch politisch und menschlich Der Versuch scheitert – zu groß ist der Aufwand in der gewollt. Die zuständige Schulaufsicht bietet den Eltern Betreuung des Kindes. Ohne Integrationshelfer ist keine von Kindern mit sonderpädagogischem Unterstüt- Betreuung möglich. zungsbedarf mindestens eine geeignete allgemeine Schule an. Auch die Grundschule Lienen ist eine Schule UNERHÖRT! sind die Wünsche der Kinder mit Förder- des gemeinsamen Lernens. bedarf und des pädagogischen Personals nach zusätz- lichen Betreuungskräften um die Betreuung von allen Der Aufbau sozialer Kontakte, das Erlernen von ange- Kindern möglich zu machen. messenem Verhalten in Gruppen und die Befolgung erforderlichen Regeln im Miteinander ist ein wichtiges Margret Peters Ziel in der OGS. Die Kinder lernen soziales Miteinan- 14 – 15
JAHRESBERICHT 2018 BERATUNGSSTELLE FÜR SCHWANGERSCHAFT, SCHWANGERSCHAFTSKONFLIKTE, FAMILIENPLANUNG UND SEXUALITÄT Zuhören statt verurteilen – dies ist das Motto der Kam- Gruppen zu sexualpädagogischen Themen arbeiten. pagne UNERHÖRT! der Diakonie Deutschland und unter Es fällt Eltern, Multiplikatoren und Jugendliche häufig dieser Überschrift steht ebenfalls die Arbeit der Berate- schwer, im öffentlichen Raum über Sexualität zu spre- rinnen in der Schwangerenberatungsstelle in Lengerich. chen. Die Beraterinnen vermuten, dass dies zum Einem daran liegt, dass das Sprechen über Sexualität nur Häufig kommen Menschen in die Beratungsstelle, denen selten geübt wird und zum anderen die Sorge vor einer es nicht leichtfällt, über ihre Probleme zu sprechen. Sie Verurteilung besteht. Jugendliche haben beispielswei- haben Anliegen, die schambesetzt sind oder ihre Auf- se Angst, sich mit ihren Fragen zu Sexualität und den fassung von Normalität in Frage stellen. Und manchmal körperlichen und psychosozialen Veränderungen in der finden sie hierfür zunächst kein Gegenüber, mit dem sie Pubertät vor den Anderen zu blamieren. Sie schaffen es ihre Sorgen teilen können. Wenn Klient*innen beispiels- jedoch oft, ihre Unsicherheit zu überwinden, wenn sie weise in eine finanzielle Notsituation geraten und einen merken, dass ihnen im Rahmen der Gruppenarbeit mit Antrag auf Bundesstiftungsgelder stellen müssen, sie Respekt und Ernsthaftigkeit begegnet wird. Und auch vor der Entscheidung stehen, ihre Schwangerschaft Eltern müssen auf Elternveranstaltungen zum Thema nicht fortsetzen zu können oder wenn ihre geschlecht- „Kindliche Sexualität“ zunächst ihre Scheu verlieren. liche Identität nicht mit dem biologischen Geschlecht Die dann stattfindenden Diskussionen und Auseinander- übereinstimmt, dann braucht es eine einfühlsame und setzungen unter einander ermöglichen in den Gruppen- möglichst urteilsfreie Sprache. Es wird ein geschützter veranstaltungen sowohl mit Jugendlichen als auch mit Raum benötigt, um nach passenden und wirksamen Erwachsenen einen Zugang zum Thema „Sexualität“, Hilfen zu suchen. der u.a. von Wertschätzung, aber auch Leichtigkeit und Humor getragen wird. In der Beratung nach § 2/2a SchKG wurden 2018 insgesamt 116 Klient*innen mit ihren Partnern oder Im Jahr 2018 haben die Beraterinnen insgesamt 9 Angehörigen erreicht. Die Themen in den insgesamt sexualpädagogische Veranstaltungen angeboten. 327 Beratungen und 167 Infokontakten reichten von der Darunter finden sich ein Elternabend zum Thema Bearbeitung von Krisen und Konflikten, über Fragen zu „Kindliche Sexualität und Sexualerziehung“, eine Mul- Schwangerschaft und Geburt, Elterngeld und Elternzeit tiplikatoren-Schulung für Fachberater*innen aus den bis hin zu der Beantragung von Geldern aus öffentlichen Bereichen Erziehungs- und Schwangerenberatung und privaten Hilfefonds. sowie ein großes Projekt über 7 Wochen, in dem sich Jugendliche des 7. Jahrgangs mit dem Thema „Liebe, Der überwiegende Teil der ratsuchenden Frauen befand Freundschaft, Pubertät“ auseinandergesetzt haben. sich 2018 im Alter zwischen 27 und 34 Jahren (40,5 Die Rückmeldungen der Teilnehmenden macht dem Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Kli- Team der Beratungsstelle immer wieder die Sinnhaftig- ent*innen mit einer anderen Staatsangehörigkeit nahezu keit der sexualpädagogischen Veranstaltungen deutlich gleichgeblieben (45,8 % im Jahr 2017 zu 45,7 %). und ermutigt zum Ausbau der bestehenden Angebote. Ähnlich wie in den Beratungen, in denen sich die Bera- Inga Heinemann terinnen um eine achtsame und wertschätzende Haltung Sofia Pein bemühen, verhält es sich, wenn die Mitarbeiterinnen in
TAGESPFLEGE IBBENBÜREN Die Nachfrage bezüglich Unterstützung im häuslichen Bereich wird immer größer. Die Möglichkeiten diese Unterstützung, sei es Pflege, Hauswirtschaft oder Betreu- ung zu finanzieren, sind deutlich besser geworden. Manchmal hören wir in der Ta- gespflege bei Beratungsgesprächen „Ja, aber die Kasse zahlt das doch!“ Richtig, Vieles wird von der Pflegekasse anerkannt und die Kosten werden übernommen. Das Problem liegt darin, freie Kapazitäten zu finden. Als Einrichtung freuen wir uns darüber, vielen Men- Problematisch wird es, wenn ein Kranker Pflegehilfs- schen das Angebot der Tagespflege möglich machen mittel benötigt. Es gilt ein kompliziertes Verfahren zu zu können. Die Tagespflege Ibbenbüren an der Post- durchlaufen von der Verordnung, über die Bewilligung straße wurde 2018 monatlich von mehr als 50 Men- bis zur Auslieferung. UNERHÖRT! ist die Frage „Wer ist schen genutzt. Dabei waren alle Pflegegrade vertreten. denn hier zuständig?“. Es kostet Zeit und Kraft. Die meisten Menschen waren jedoch den Pflegegraden 2 und 3 zugeordnet. Ca. 50 % der Tagesgäste sind Problematisch wird es für viele ältere pflegende Ange- mehr oder weniger schwer an einer Demenz erkrankt. hörige. Durch die Pflegereformen sind deutlich mehr finanzielle Möglichkeiten geschaffen worden, jedoch ist Viele Angehörige oder auch Tagesgäste berichten, wie die Finanzierung von Pflege- und Betreuungsangeboten positiv sich die Anregung und Gesellschaft auf das nach wie vor ein kleiner Dschungel, den es zu durch- Wohlbefinden und sogar auf die Entwicklung mancher schauen gilt. Ohne begleitende Dienste bleiben die Erkrankungen auswirken. Tagespflege kann sowohl für Fragen Vieler UNERHÖRT! den Tagesgast als auch für die Angehörigen eine große Bereicherung im Leben sein. Entbürokratisierung in der Pflege wird vorangetrieben, täte jedoch auch den Verwaltungsfragen gut. Angebote Problematisch wird es, wenn unvorhergesehen ein für Akutsituationen werden dringend benötigt, ebenso größerer Hilfebedarf erforderlich wird, z.B. da die pfle- darf man für die nächste Pflegereform auf eine über- gende Person selbst erkrankt oder ein Tagesgast, der sichtliche und flexible Struktur hoffen. allein in seiner Wohnung lebt, durch ein akutes Ereignis nicht allein in seiner Häuslichkeit bleiben kann. Die Not- lagen dieser Familien scheinen UNERHÖRT! Kurzzeit- Maria Wulfert pflegeplätze sind ohnehin knapp und schon gar nicht kurzfristig zu bekommen. 16 – 17
JAHRESBERICHT 2018 BERATUNGSSTELLE SUCHT Das Team der Beratungsstelle Sucht betreut Er- Änderungen in der Betäubungsmittelverschreibungsord- wachsene, Jugendliche und Kinder, die von Sucht- nung im Jahr 2017 ist eine Inanspruchnahme der PsB für gefährdung oder Suchterkrankung und deren Substituierte nicht mehr verpflichtend. Diese Regelung, individuellen sowie sozialen Folgen betroffen sind. die Substituierten einerseits ein größeres Selbstbestim- Familien, Paare oder Einzelpersonen, Betroffene und mungsrecht übermittelt, bringt andererseits Schwierig- Mitbetroffene werden beraten oder befinden sich in keiten in der Suchtbegleitung dieser Klientel mit sich. ambulanter Behandlung. Eine gute Kooperation interdisziplinärer Fachkräfte ist an dieser Stelle gefragt und unbedingt angezeigt, um Die Beratungsstelle führt darüber hinaus eine Vielzahl den Kontakt zu substituierten Klienten adäquat auf- von Präventionsmaßnahmen mit Kindern, Jugendlichen rechterhalten zu können. Die von Jahr zu Jahr, vor allem und jungen Erwachsenen durch. Wir begleiten Men- in der PsB, relativ stark schwankenden Zahlen sind der schen auch dann, wenn sie nicht abstinent leben kön- Besonderheit der Klientel sowie den Bedingungen eines nen oder wollen, damit sie sozial, körperlich und psy- Flächenkreises geschuldet. chisch trotz der Erkrankung weitgehend stabil bleiben. Damit es gar nicht erst zu zum Missbrauch oder zum Mit den Selbsthilfegruppen des Blauen Kreuzes in der süchtigen Gebrauch kommt, unterstützen wir Kinder, Evangelischen Kirche (BKE), unabhängigen Selbsthilfe- Jugendliche und junge Erwachsene u.a. in den Schulen gruppen in Westerkappeln und Lotte sowie den Ano- und Jugendverbänden bei der Ausbildung der notwen- nymen Alkoholikern (AA), den AL Anon (Angehörige) und digen Stärken in der Persönlichkeit, um z.B. zur rechten der russischsprachigen SHG arbeiten wir eng zusam- Zeit „NEIN“ zu sagen. Die Prophylaxe gliedert sich auf men. in die universelle Prävention (allgemeine Bevölkerung; Förderung der Lebenskompetenzen), der selektiven Unsere Angebote gliedern sich auf in Grundversorgung, Prävention (gefährdete Risikogruppen), der indizierten Prophylaxe, Psychosoziale Begleitung Substituierter Prävention (Personen mit ersten Anzeichen einer Ab- (PsB), niedrigschwelliger Angebote wie dem „Café mit hängigkeitserkrankung) und der strukturellen Prävention Aussicht“ und dem „Offenen Wohnzimmer“ sowie der (z.B. Aufklärung und Vernetzung sozialer Partner). Ambulanten Rehabilitation Sucht (ARS). Um die Bera- tung weitgehend niedrigschwellig gestalten zu können, Über das „Café mit Aussicht“ und das „Offene Wohn- bieten wir Sprechstunden in den örtlichen Kliniken zimmer“ erreichen wir Frauen und Männer, die keine sowie Außensprechstunden in Westerkappeln, Lotte und Beratung oder Therapie möchten. Indem wir dies Wersen sowie in Einzelfällen auch Hausbesuche an. respektieren, kommen jedes Jahr doch auch Einzelne aufgrund eigener Motivation und über die Hilfe der Mit- Die Psychosoziale Begleitung (PsB) richtet sich an Men- arbeiter*innen im Café und Wohnzimmer in die Bera- schen, die mit einem Ersatzmittel, z.B. Methadon, sub- tung. Umgekehrt ist es auch so, dass wir kontaktscheue stituiert werden und in verschiedenen Lebensbereichen Menschen immer wieder in diese niedrigschwelligen Beratung oder sozialarbeiterische Hilfe anfragen. Im Angebote leiten. Rahmen der praktischen Durchführung der Psychoso- zialen Begleitung für Substituierte ergeben sich für die Heinrich Ahlers-Kremer Suchtberatung stetig neue Herausforderungen. Durch
WOHNGRUPPE „AN DER BASILIKA“ IN RHEINE Wir sind eine ambulant betreute Wohngruppe und bieten Platz für 11 Mieter*innen mit einer eingeschränkten Alltagskompetenz. Ein neues Zuhause – es fühlt sich an wie in einer Großfamilie. Angehörige haben es nicht immer leicht mit ihrer Ent- • Freunde/Bekannte ziehen sich zurück, man isoliert scheidung, ihren zu pflegenden Angehörigen in eine sich gesellschaftlich Pflegeeinrichtung zu geben. UNERHÖRT! von den An- • Ekel überwinden. Es ist nicht einfach der Mutter gehörigen - jetzt wird der alte Mensch in eine Pflegeein- oder dem Vater beim Toilettengang zu helfen oder richtung abgeschoben, der arme „Kerl“/die arme „Frau“. sie zu „säubern“ • Schwieriger Umgang mit Demenzkranken: Verwirrt- Der Druck aus der Gesellschaft, vielleicht sogar aus der heitszustände, Stimmungsschwankungen oder gar eigenen Verwandtschaft, ist oft für die pflegenden An- Aggressivität treten auf, die geistigen Fähigkeiten gehörigen so groß, dass man bis an seine psychischen lassen nach, können ihren Alltag nicht mehr selbst- und physischen Grenzen geht, bevor man sich dafür ständig regeln, man kann sie nicht alleine lassen, entscheidet, seinem an Demenz erkrankten Angehö- 24-Std.-Betreuung wird erforderlich rigen eine andere Versorgungsform zu ermöglichen. Schauen wir also mal auf die Probleme/Auswirkungen, Sich seine eigenen Defizite in der Versorgung eines die sich für den pflegenden Angehörigen aus der inten- demenzkranken Menschen einzugestehen und zu sagen siven Pflege ergeben. „ich kann nicht mehr“ erfordert also viel Mut. • Oft ist die Pflegeperson selbst schon erkrankt, wenn Sich frühzeitig um eine passende Versorgungssituation man das Durchschnittsalter der Pflegenden berück- zu kümmern, die man sich gemeinsam aussucht, mit sichtigt – es beläuft sich auf ein Durchschnittsalter der man sich identifizieren kann, in der man professio- von 60 Jahren nelle Hilfe bekommt, sorgt für Entlastung und wenn man • Berufliche Tätigkeit muss eingeschränkt werden, seinem demenzkranken Ehepartner, Elternteil begegnet, weniger Verdienst, vielleicht daraus resultierender dann in einer entspannten Atmosphäre und die gemein- Geldmangel und Unzufriedenheit same Zeit ist da, um sie zu genießen. • Das Familienleben leidet, es kommt zu Spannungen • Hobbies/Freizeitaktivitäten kommen zu kurz oder müssen ganz aufgeben werden Birgit Wanjek 18 – 19
JAHRESBERICHT 2018 ZAHLEN UND DATEN Der aktuelle Stand unserer Arbeit im Jahr 2018 (Vorjahreszahlen in Klammern). Wie immer erhalten Sie die Zahlen in der Kurzfassung zur Schnellinformation. Diakoniestationen Ibbenbüren, Lengerich, Lienen, Rheine, Westerkappeln Ambulante Kranken- und Altenpflege Patient*innen Ibbenbüren 324 (285) Lengerich 317 (305) Lienen 274 (262) Rheine 138 (119) Westerkappeln 290 (272) Bahnhofsmission Rheine Kontakt zu Hilfesuchenden weiblich männlich unter 18 Jahre 163 (188) 191 (237) bis 27 Jahre 350 (486) 310 (428) bis 65 Jahre 956 (897) 995 (990) über 65 Jahre 760 (928) 852 (822) Beratung bei Trennung und Scheidung Schwerpunkte: Beratungen insbesondere zu Fragen der elterlichen Sorge und des Umgangs, Mitwirkung in familiengerichtlichen Verfahren. Familien Fälle Beratung/Mitwirkung bei Gerichtsverfahren nach § 50 KJHG 163 (167) Beratung nach § 17/18 KJHG (Selbstmelder) 129 (127) Beratungsangebote nach § 17.3 (Scheidungsantrag) 65 (64) Hausnotruf Kunden am 01.01.2018 600 (556) Kunden am 31.12.2018 703 (600)
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Für Familien mit Kindern im Alter von 0-21 Jahren haben wir folgende Angebote: Erziehungsberatung, Einzel-, Paar- und Familienberatung/-therapie Für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern sind im Angebot: FIPS entwicklungspsychologische Beratung (0-3 Jahre), Familienhebammen (von der Schwangerschaft bis zum vollendeten Lebensjahr) Ehrenamtliche als Unterstützung für Familien werden vermittelt: „Wellcome“ (Kinder bis zu 1 Jahr), „Familienpaten“ (für Kinder von 1 bis 10 Jahre) Einbezogene Fachleute von Alle Kindergärten, beratende Schulen, Personen Jugendamt etc. Ladbergen 100 (93) 13 (24) Lengerich 540 (426) 102 (100) Lienen / Kattenvenne 152 (173) 26 (51) Lotte / Wersen 152 (175) 45 (68) Tecklenburg (einschl. Ledde, Leeden, Brochterbeck) 222 (185) 46 (33) Westerkappeln 313 (266) 80 (99) Sonstige (u.a. FIPS, Familienhebammenprojekt) 155 (148) 79 (82) Über präventive Veranstaltungen wurden zusätzlich ca. 727 (1.200) Personen erreicht. Frauenhaus Frauen Kinder Emsdetten 4 (3) 3 (4) Hörstel 1 (0) 2 (0) Hopsten 1 (0) 0 (0) Ibbenbüren 5 (3) 10 (4) Nordwalde 1 (1) 1 (3) Ochtrup 3 (1) 5 (2) Rheine 12 (17) 15 (21) Steinfurt 1 (1) 2 (0) Andere 13 (21) 12 (20) 20 – 21
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