DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...

 
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DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
3/2021

DIAKONIE
FÜR SIE

DANKBARKEIT
DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
2   Editorial                                                                                                                                                                                                                      Inhalt     3

VORWORT
                Liebe Leserin, lieber Leser,                                   14    Dankbarkeit:
                                                                                     Was bedeutet Dankbarkeit
                sag bitte „Danke“! Zu meinen Kinderzeiten war das ein                für mich?
                ­klassischer Elternsatz. Das Wort DANKE sollte auch dann
                 ganz locker über die Lippen kommen, wenn wir keinen            7    Panorama:
                 Grund für ein DANKE sahen, z.B. ein Geschenk nicht gefiel.          Kurznachrichten aus
                 So streng wird das heute nicht mehr gehandhabt. Gut so!        1    dem ­Verband
                 Das Danken an sich, sollte damit aber nicht gleich mit über    1
                 Bord geworfen werden. Danken ist für mich eine Lebens­         8    Service
                 haltung, denn es wäre fatal, wenn ich nichts geschenkt
                 bekommen würde, sondern mir alles selbst erarbeiten            9    Ehrenamt:
                 müsste.                                                             Die Ausbildungsbrücke – Mento-
                                                                                     ring gegen Ausbildungsabbrüche
                Die Bibel spricht vom Menschen als einem „Geschöpf“
                Gottes! Durch Gottes Hand ist der Mensch geworden.             10    Ehrenamt:
                Unser Leben ist nicht unser Verdienst. Auch wenn wir uns             Ehrenamt inklusiv
                im Alltag vieles hart verdienen müssen, gilt trotzdem: Wir
                werden durch andere, was wir sind, durch ihre Zuwendung,
                                                                                                                                                                                                                                       S. 6
                ihr Vertrauen, durch Gott und Menschen an der Seite.
                Mein Leben wird durch das getragen, was andere mir aus
                Liebe oder aus Freundschaft einfach geschenkt haben: Zeit                                                            14 Diakonie vor Ort:
                und Aufmerksamkeit, aber auch so große Dinge wie Ver-                                                                   Wie die Diakonie Haltestelle
                gebung und Liebe. Wenn ich an Situationen zurückdenke,                                                                  entlastet
                wo ich in dieser Weise beschenkt wurde – unverdient und
                überraschend – dann kommt Dankbarkeit in mir auf und ich                                                S.12         16 Im Interview:
                möchte ganz einfach DANKE sagen.                                                                                        Neue Diakoniedirektorin
                                                                               12    Diakonie vor Ort:                                  Dr. Ursula Schoen
                In dieser Ausgabe haben wir ganz unterschiedliche Men-               Ein Rucksack von Wohnungs­-                                                                                                                      S.19
                schen gefragt, was Dankbarkeit für sie persönlich heißt. Ab          losen für Wohnungslose                          18 Brot für die Welt:
                Seite vier erfahren Sie, wie zum Beispiel der Musiker Detlef                                                            63. Aktion: Eine Welt. Ein
                Hutschenreuter Dankbarkeit in einem Hospiz der Diakonie        13   Diakonie vor Ort:                                   Klima. Eine Zukunft.
                erlebt oder wie Mohammad Imran Sagir, Geschäftsführer               Theologiestudium bei der
                des Muslimischen SeelsorgeTelefons, das Wort Dankbarkeit            Berliner Stadtmission                            20 Preisrätsel
                interpretiert.

                Vielleicht fallen Ihnen bei der Lektüre Lebenserfahrungen      Impressum
                und Lebensmomente ein, für die SIE dankbar sind und das        Diakonie für Sie · Herausgeber: Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e. V., Paulsenstraße 55/56, 12163 Berlin · Telefon: 030 8 20 97-0
                „DANKE“ Ihnen ganz leicht über die Lippen geht!                Verantwortlich: Verena Götze · Redaktion: Birgit Coldewey · Kontakt zur Redaktion: presse@dwbo.de · Gestaltung: waf.berlin · Druck: PIEREG Druck­
                                                                                center Berlin GmbH, gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung · Die Diakonie für Sie erscheint dreimal im Jahr und wird auf Wunsch
                                                                               ­kostenlos zugestellt. · Alle bisher erschienenen Ausgaben der Diakonie für Sie finden Sie auch zum Herunterladen auf www.diakonie-portal.de · Die nächste
                Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten.                       Aus­gabe erscheint am 12. Juni 2022

                                                                               Autorin: VG: Verena Götze

                                                                               Fotonachweise: Titel: Kinder beten in einem Waisenhaus von Myanmar des Projektträgers Kachin Baptist Convention (KBC), einer Partnerorganisation von Brot
                Direktorin des Diakonischen Werkes                             für die Welt. ©Thomas Lohnes/Brot für die Welt; S. 2 Portrait: ©Tamara Jung-König; S. 3 Rucksack: ©DWBO/Götze; S. 4 oben: ©Hermann Bredehorst/Brot für
                Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.                die Welt, unten: ©Berliner Stadtmission; S. 5 oben: ©PaulPomrehn/Lazarus Hospiz Berlin, mitte: ©privat, unten: ©Islamic Relief Deutschland; S. 6 oben: SozDia
                                                                               Stiftung Berlin, unten: ©Matthias Kauffmann/EKBO; S. 7 oben: ©DWBO/Walter Wetzler, mitte: ©Julia Ender, unten: Immanuel Seniorenzentrum/Immanuel
                                                                               ­Albertinen Diakonie; S. 8 oben: ©DWBO/Kummer, unten: ©Janine Marie Fritsch; S. 9 ©DWBO/Janina Jahrbeck; S. 10 ©DWBO/Irene Sang; S. 11 ©Peter
                                                                                ­Wohlleben; S. 12 ©DWBO/Götze; S. 13 oben: ©Jon Adrie Hoekstra 2020, unten: ©Berliner Stadtmission 2021; S. 14-15 ©Diakoniewerk Simeon; S. 16 ©DWBO/
                                                                                 Walter Wetzler; S. 18 ©Emtiaz Ahmed Dulu/Brot für die Welt; S. 19 ©Karin Schermbrucker/Brot für die Welt
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4   Dankbarkeit                                                                                                                                                                                                                     Dankbarkeit   5

                                                                                                                              VOM ZAUBER DER DANKBARKEIT
                                                                                                                              Dankbarkeit gehört für mich zu den bedeutungsvollsten Stimmungen des
                                                                                                                              menschlichen Herzens – vor allem dann, wenn sie im tiefsten Innern ent-

WAS BEDEUTET
                                                                                                                              springt, also an Gott gerichtet ist. Mit ganzer Seele, mit ganzem Geiste bin
                                                                                                                              ich dankbar, wenn ich weiß: Mein Leben und das meiner Nächsten ist
                                                                                                                              geborgen – aber genauso gut könnte es ganz anders sein. Wirklich dank-

­DANKBARKEIT FÜR MICH?
                                                                                                                              bar bin ich, wenn ich (etwa im Erleiden eines schweren Schicksalsschlages)
                                                                                                                              spüre: mein Leben erhält sich nicht durch eigene Hand – und doch bin ich
                                                                                                                              gehalten. Dankbarkeit hätte demnach immer auch etwas zu tun mit dem ganz
                                                                                                                              und gar unverfügbaren Bereich des menschlichen Lebens. Eine wundervolle,
                  Dankbarkeit ist ein Gefühl, eine tiefe Empfindung. Man kann Dankbarkeit zum Ausdruck bringen                demütig und zugleich zuversichtlich stimmende warme Energie – so fühlt sich
                  und Dankbarkeit lernen. In jedem Falle ist sie ausschließlich positiv belegt. Wofür bin ich dankbar?        für mich Dankbarkeit an.
                  Wir haben Mitarbeitende aus Diakonie und Kirche gefragt. Lesen Sie hier ein paar Impulse zum                Dr. Anne C. Weihe, Auszubildendenverantwortliche,
                  Thema Dankbarkeit.                                                                                          Altenpflegerin und Diakonin im Lazarus Haus Berlin

                                                                                                                                                                   DAS HERZ SO VOLL
                                                                                                                                                                   Ich war eine Woche – genau zwischen den Jahren 2020/21 – in Niesky,
          DANK                                                                                                                                                     um zu helfen, ein bisschen Musik zu machen und um das Leben in der
                                                                                                                                                                   Diakonissenanstalt Emmaus Niesky kennenzulernen. Der schönste Ort
          Danken tut der Seele gut. Danken für das Gute in meinem                                                                                                  im ­ganzen „Ensemble“ war für mich das Hospiz. Ein bemerkenswerter
          Leben, danken für Begegnungen, danken dafür, dass es                                                                                                      Ort – fürs Leben und fürs Sterben. Natürlich hatte ich gemischte Erwar-
          meinen Lieben gut geht. Danke-Tagebücher werden immer                                                                                                      tungen, als die Oberin mir mitteilte, dass ich im Hospiz arbeiten werde.
          beliebter – täglich ein paar konkrete Anlässe notieren, für                                                                                                Dank allen, die dieses Haus planten und bauten und denen, die heute
          die ich dankbar sein kann. Auch das tut der Seele gut. Doch                                                                                                daraus einen Ort des Lebens machen. Wirklich. Es wird gemeinsam
          Dankbarkeit sollte auch ein Gegenüber haben. Ich bin meiner                                                                                               geredet, auch geschwiegen und manchmal geweint. Ich hätte nicht
          Familie, meinen Freund:innen, meinen Nachbar:innen und mei-                                                                                              geglaubt, dass man in einem Hospiz zu Silvester singen, lachen und
          nen Kolleg:innen dankbar. Und ich danke Gott für mein Leben und                                                                                          auch tanzen kann. Als ich wegfuhr, war das Herz voll, wie man so schön
          lobe ihn. Aber ich klage auch, wenn ich Leid, Verlust und Schmerz                                                                                        sagt. Ich habe mir vorgenommen wiederzukommen – zum Helfen und
          erfahre. Auch das gehört zum Glauben dazu. Wir bei Brot für die Welt kön-                                                                                zum Musikmachen!
          nen in das Tagebuch der Projekte fast täglich einen Dank für Erfolge schrei-                                                                             Detlef Hutschenreuter (63 J.), Musiker
          ben, die möglich sind, weil Sie helfen. Deshalb ein großer Dank an Sie alle
          in den Gemeinden für Ihre Unterstützung.
          Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt
                                                                                                                                            „ES IST DIE DANKBARKEIT, DIE FEHLT.“
                                                                                                                                            Dieser Satz beeindruckt mich immer wieder, denn ich höre
                                                     „ICH WOLLTE ETWAS ZURÜCKGEBEN“                                                         ­diesen immer, wenn ich mich bei einem Freund der Familie
                                                                                                                                             nach seinem Wohlbefinden erkundige. Üblicherweise ant-
                                                     Ich bin dankbar dafür, dass mein Leben sich zum Guten gewendet                          worten Muslime auf diese Frage mit der arabischen Formel
                                                     hat. Nach dem Tod meiner Eltern vor 13 Jahren bin ich in Berlin                         Alhamdulillah (Alles Lob gebührt A­ lllah), die in diesem
                                                     gestrandet. Zuerst in einem Hostel, dann auf der Straße. Ich war nicht                  Zusammenhang im Sinne von „Gott sei Dank“ benutzt wird.
                                                     nur obdachlos, sondern auch drogenabhängig. Die Berliner Stadtmis-                      Unser Freund benutzt aber nach dem Alhamdulillah immer
                                                     sion hat mir Mut gemacht, mein Leben in die Hand zu nehmen. Ich                         auch diesen Satz. Er bringt mich zum Nachdenken. Denn der
                                                     wohne jetzt in einer betreuten WG und mache eine Ausbildung zum                         Freund möchte allen in Erinnerung rufen, dass wir uns bewusster
                                                     Tierpfleger. Als ich selbst bedürftig war, habe ich versprochen, etwas                  sein sollten für die Gaben und Segnungen Gottes.
                                                     zurückzugeben. Ich helfe im Winter in der Notübernachtung, gebe                         Der Prophet Mohammed sagte: Wer den Menschen nicht dankbar ist, ist
                                                     dort Essen aus und helfe beim Duschen. Besonders dankbar bin ich,                       Allah nicht dankbar. Ich sollte mich also darin üben, Menschen dankbar zu sein
                                                     weil ich bei der Berliner Stadtmission nicht nur Kolleg:innen gefunden                  und ihnen meine Dankbarkeit auch zeigen, um mich auch Gott in Dankbarkeit
                                                     habe, sondern auch eine Ersatz-Familie.                                                 zu nähern. Möge der Barmherzige mir mehr Dankbarkeit ermöglichen.
                                                     Falko (31 J.), ehemals Gast in der Notübernachtung,                                     Mohammad Imran Sagir, Geschäftsführer des Muslimischen
                                                     heute dort ehrenamtlich tätig                                                           SeelsorgeTelefons (MuTeS)
DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
6   Dankbarkeit                                                                                                                                                                                                                Panorama   7

                                                                                                                                                                                                                              KURZNACHRICHTEN
                                                                                                                                                            Neue Diakonie-Direktorin ins Amt eingeführt
                                                                                                                                                            Mit einem Gottesdienst mit Bischof Christian Stäblein
                                                                                                                                                            am 10. Oktober 2021 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-
                                                                                                                                                            Kirche wurde die Theologin Dr. Ursula Schoen als neue
        „DIE WOLLEN WIRKLICH HELFEN“                                                                                                                        Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Branden-
                                                                                                                                                            burg-schlesische Oberlausitz feierlich eingeführt.

                                                                                                                                                                                                                           AUS DEM VERBAND
        „Durch die SozDia habe ich Sicherheit bekommen und Unterstützung erfahren.                                                                          Zuletzt war sie als Prodekanin des Ev. Stadtdekanats
        Ich konnte Mut fassen und stehe jetzt stabil mit beiden Füßen auf dem Boden.                                                                        in Frankfurt am Main und Offenbach tätig. Für Schoen
        Alleine hätte ich es nicht geschafft. Ich habe allen Bekannten und Verwandten                                                                       sind Inklusion und Teilhabe zentrale Begriffe für die
        von Ihnen erzählt und gesagt: Die wollen wirklich helfen. In Zukunft                                                                                diakonisch-politische Arbeit. Sie wolle gesellschaftliche
        möchte ich meine Schulden mit Unterstützung regulieren und eine                                                                                     Spaltungen nicht einfach hinnehmen, sondern gemein-
        eigene Wohnung finden.“ Diese Worte stammen von einer 59-jäh-                                                                                       sam mit anderen gesellschaftlichen Akteuren und sozial-
        rigen Klientin unserer Wohnungsnotfallhilfe in Berlin-Schöneberg                                                                                    politisch Verantwortlichen in Berlin, Brandenburg und
        und stehen nun auf einem Plakat, das hoffentlich weiteren                                                                                           Sachsen Brücken schlagen und Wege eröffnen.
        Menschen Mut macht, Unterstützung anzunehmen. Diese
        Bereitschaft und das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum
        für alle ist umso wichtiger, weil Wohnen die Grundlage für eine
        Teilhabe an der Gesellschaft bildet. Solche Erfolge und die von
        unseren Klient:innen zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung                                                                                                          Diakonie führt Richtlinien zum Schutz
        und Dankbarkeit motivieren mich.                                                                                                                                   vor sexualisierter Gewalt ein
        Juliane Laubichler, Sozialarbeiterin, Wohnungs­notfallhilfe                                                                                                        Bei der Mitgliederversammlung des
        Schöneberg der SozDia Stiftung Berlin                                                                        Neue Kuhrasse in der Lobetaler Landwirt-              ­Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-
                                                                                                                     schaft reduziert CO2-Ausstoß                           schlesische Oberlausitz am 27.10.2021
                                                                                                                     Seit April sind im Lobetaler Kuhstall neue Bewoh-      haben die rund 170 Delegierten einstimmig
                                                                                                                     nerinnen eingezogen. Die rotbraun-gefleckte Kuh-       Richtlinien gegen sexualisierte Gewalt
                                                                                                                     rasse ernährt sich ausschließlich von Ackergras        beschlossen. Bis Ende 2022 haben die
                                                                                                                     und Klee- oder Luzerne-Gras-Mischungen und             400 Mitgliedseinrichtungen Zeit, ein indivi-
                                           NICHTS IST SELBSTVERSTÄNDLICH                                             setzt diese sehr gut in Milchleistung um. Außer-       dualisiertes Schutzkonzept zu entwickeln.
                                                                                                                     dem ist ihr Methanausstoß gering. Die Klee- oder       Der Landesverband der Diakonie wird
                                           Weihnachten ist ja die Gelegenheit, öfter als sonst zu danken. Es gibt    Luzernegrasbestände lagern – im Gegensatz zu           dafür demnächst eine ausführliche Hand-
                                           viele wunderbare Weisen zu danken: Mit Jubel, Jauchzen, Staunen.          Mais – Stickstoff und Kohlenstoff in den Boden         reichung zur Verfügung stellen und bietet
                                           Klappt bei mir besonders gut mit Weihnachtsliedern. Die sind ein ein-     ein. Das wirkt sich positiv auf die Bodenfrucht-       Beratung bei der Implementierung an. Die
                                           ziges großes Dankorchester zum Wunder der Nacht von Betlehem.             barkeit und letztlich auf die Folgekultur aus          Arbeitshilfe enthält Bausteine wie Analysen
                                           Die Dunkelheit kann noch so dunkel sein – Gott rettet, hilft, holt ins    und verbessert die CO2-Bilanz. Gedüngt wird            der möglichen Gefahrenpotenziale, Prä-
                                           Licht – dich und mich. Immer wieder neu. Was da geschieht, ist mit        ausschließlich mit dem, was die Tiere an Mist          ventions- und Interventionsmaßnahmen,
                                           Worten nicht zu fassen. Mit Liedern vielleicht ein klein bisschen mehr,   produzieren. So ernährt das Tier den Acker und         Vorlagen und Informationen zu rechtlichen
                                           so geheimnisvoll es bleibt. Dankbarer als dankbar, demütig bin ich,       der Acker ernährt das Tier. Die Lobetaler Land-        Grundlagen.
                                           denke ich an alle, die gar nicht erst zum Singen gemeinsam kommen,        wirtschaft leistet damit einen aktiven Beitrag zur
                                           weil auch in der Heiligen Nacht gepflegt, operiert, transportiert,        Bewahrung der Schöpfung.
                                           getröstet werden muss. Viele Familien, Freunde und Partner tragen
                                           mit, dass ihre Liebsten auch in der Heiligen Nacht Dienst tun. Nichts
                                           ist selbstverständlich! Aber wunderbar, liebe Angehörige, dass ihr                                              Auszeichnung für kultursensible Pflege
                                           wartet, bis eure Liebsten kommen, euch in die Arme nehmen und                                                   Das Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg in Berlin erhält ­den
                                           sagen: Frohe Weihnachten.                                                                                       2021 erstmalig verliehenen Korian Stiftungsaward für Vielfalt und
                                            Dr. Christina-Maria Bammel, Pröpstin der EKBO                                                                  Respekt in der Pflege für sein Engagement für LSBTI-kultursen-
                                                                                                                                                           sible Pflege (lesbische, schwule, bisexuelle, transgender und
                                                                                                                                                           intergeschlechtliche Menschen). Mitarbeitende des Senioren-
                                                                                                                                                           zentrums bilden sich regelmäßig zum Thema diversitätssensible
                                                                                                                                                           Pflege fort. Außerdem werden interne Evaluationen durchge-
                                                                                                                                         führt, um sicher zu stellen, dass die Maßnahmen nachwirken. Das Haus arbeitet
                                                                                                                                         eng mit Verbänden und Vereinen zusammen, um nachhaltig gesellschaftliche
                                                                                                                                         Offenheit und Akzeptanz zu erwirken. Das gelingt dem Seniorenzentrum, indem
                                                                                                                                         es unter anderem in seiner Nachbarschaft über das Thema LSBTI aufklärt. ­
                                                                                                                                         Dieses Gesamtkonzept hat die Jury einstimmig überzeugt.
DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
8   Service                                                                                                                                                                                                                                 Ehrenamt   9

SERVICE          Telefonseelsorge:

                 AUCH AN WEIHNACHTEN
                                                                                                                      Azubi-Mentoring:

                                                                                                                      „ICH WILL NOCH MAL EINE CHANCE“
                                                    Weihnachten ist das Fest der Familie. Aber was ist, wenn die      Im Iran ist Mahdi E. (22 J.) in ständiger Furcht vor der Polizei aufgewachsen. In Berlin hilft ihm
                                                    Familie zerbrochen ist, wenn man einsam zu Hause sitzt oder       Polizist Andreas W. einen Traum zu verwirklichen – auch wenn Mahdi Umwege in Kauf nehmen muss.
                                                    Streit den Alltag bestimmt?                                       Das Azubi-Mentoring hat beide zusammengebracht.

                                                    Sie befinden sich in einer Krise, fühlen sich hilflos, traurig,
                                                    gelähmt, verzweifelt?                                                                                                                                          Welchen Grund gibt es, junge Men-
                                                    Die Kirchliche TelefonSeelsorge ist ein Notruf für die Seele,                                                                                                  schen nicht zu unterstützen?“ Gemein-
                                                    24 Stunden erreichbar, jeden Tag und jede Nacht, 365 Tage im                                                                                                   sam haben sie einen strengen Arbeits-
                                                    Jahr – auch an Weihnachten.                                                                                                                                    plan und lernen jede Woche Deutsch.
                                                                                                                                                                                                                   Doch Mahdi besteht die Prüfung nicht,
                                                    Kostenfrei und mit garantierter Anonymität.                                                                                                                    kann die Ausbildung nicht fortsetzen.
                                                    Ausgebildete Telefonseelsorger:innen nehmen sich Zeit für ein                                                                                                  Nach dem FSJ in der Kita ist die Prü-
                                                    seelsorgerliches Gespräch und suchen gemeinsam mit Ihnen                                                                                                       fung immer noch zu schwer. Ein Tief-
                                                    nach einer Lösung.                                                                                                                                             schlag.

                                                    Zögern Sie nicht und rufen Sie an!                                                                                                                             Auf Umwegen zum Ziel
                                                    0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222                                                                                                                             Mahdi macht jetzt eine Ausbildung
                                                                                                                                                                                                                   zum Landschaftsgärtner. Mit Andreas
                                                                                                                                                                                                                   lernt er nun Bodenaufbau und Wetter-
                                                                                                                                                                                                                   kreislauf. Und natürlich Deutsch.
                 Kältehilfe:                                                                                                                                                                                       Seinen Traum aber gibt er nicht auf,

                 OBDACHLOSE PERSONEN
                                                                                                                                                                                                                   will es nach dem Abschluss wieder
                                                                                                                                                                                                                   als Erzieher versuchen: „Ich will noch

                 BRAUCHEN IHRE HILFE!
                                                                                                                      Das Azubi-Mentoring hat Mahdi (links) und Andreas zusammengebracht.                          eine Chance!“ Andreas bestärkt ihn:
                                                                                                                      Mahdi gehört dem Stamm der Hazara an. Ca. 1.6 Mio. Hazara leben im Iran.
                                                                                                                                                                                                                   „Viele Kitas werden sehr dankbar sein.
                                                                                                                                                                                                                   Männer sind da sehr gefragt!“ Sie
                 Wenn Sie einen Menschen sehen, der           nicht ansprechbar ist oder sich oder andere             Erzieher sein – das ist sein Traum.               Ein strenger Plan                          verabreden sich für die kommende
                 ungewollt und ungeschützt im Freien          möglicherweise in eine akute Gefahren­                  ­Mahdis Augen strahlen, als er vom                „Die Ausbildungsbrücke“ vermittelt         Woche zum Lernen. Andreas sagt:
                 schläft, dann helfen Sie!                    situation bringt, können Sie von einer Notfall­          ­Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in einer       ihm deshalb Andreas als Mentor. „Erst      „Ich bin erst zufrieden, wenn Mahdi als
                                                              situation ausgehen. Hier muss der Rettungs-               Kita erzählt: „Mit Kindern zu arbeiten,         war ich aufgeregt, weil Andreas Polizist   Erzieher hier seinen Lebensunterhalt
                 Wenn Sie vermuten, dass eine Person unter    dienst unter der 112 alarmiert werden.                    macht mir Spaß! Ich habe viel mit ihnen         ist. Aber hier muss ich keine Angst vor    verdient.“ Mahdi nickt: „Wir wollen
                 den Witterungsbedingungen leidet, spre-                                                                gebastelt, auch einen Kletter-Parcours          der Polizei haben.“ Andreas ist als        genauso weitermachen.“
                                  chen Sie sie höflich an     Wenn betroffene Personen Hilfe annehmen                   im G
                                                                                                                           ­ arten gebaut.“                             Sohn eines Kantors und einer Tierärz-
                                  und fragen, ob sie etwas    möchten, rufen Sie das Kältehilfetelefon an.                                                              tin in Berlin aufgewachsen. Er sagt:       JANINA JAHRBECK
                                  braucht oder ob sie Hilfe   Das Kältehilfetelefon ist an 7 Tage die Woche           Mahdis Kindheit als jüngstes von acht             „Als junger Mensch bin ich immer           Projekt Ausbildungsbrücke – Mentoring
                                  annehmen will. Sehen Sie    von 19–23 Uhr erreichbar.                               Geschwistern einer afghanischen Fami-             Erwachsenen begegnet, die mir Wege         gegen Ausbildungsabbrüche
                                  bitte nicht weg, wenn Sie                                                           lie im iranischen Exil ist schwer. Nur            eröffnet haben. Dafür bin ich dankbar.
                                  eine Erfrierungsgefahr              Kältehilfe Berlin: 030 34 39 71 40              drei Jahre lang lernt er in einer Koran-
                                  vermuten. Von November                                                              schule lesen, schreiben und rechnen,
                                  bis März sind jeden         Oder laden Sie sich die kostenfreie ­                   arbeitet als Heranwachsender auf Bau-               „Die Ausbildungsbrücke – Mentoring gegen Ausbildungsabbrüche“
                                  Abend bis in die Nacht-     Berliner Kältehilfe-App auf Ihr Handy!                  stellen. Die Familie ist im Iran vielen             ver­mittelt seit 2013 Mentor:innen an ­Auszubildende in Gesundheits-,
                                  stunden Kälte- und Wär-                                                             Anfeindungen ausgesetzt. Mit 16 flieht              Pflege- und Dienstleistungsberufe.
                 mebusse in Berlin unterwegs, um Men-         Alle Infos zum Hilfenetzwerk und wie Sie mit            Mahdi allein nach Deutschland, beginnt
                 schen ohne Unterkunft aufzusuchen, zu        Sach- und Geldspenden helfen können,                    nach ersten Deutschkursen die Ausbil-               Kontakt:
                 versorgen und kostenfrei in Notunterkünfte   finden Sie auch unter:                                  dung zum Sozialassistenten. Schnell                 Telefon: 030 68 08 85 11
                 zu bringen. Wenn die Person hilflos wirkt,   www.kaeltehilfe-berlin.de                               wird klar: Sein Deutsch ist noch nicht              E-Mail: regie@ausbildungsbruecke.de
                                                                                                                      gut genug.                                          www.azubimentoring.de
DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
10   Ehrenamt                                                                                                                                                                                                                           Ehrenamt    11

                                                                                                                                                                                                                          In 3 Stunden und 16 Minuten
                                                                                                                                                                                                                          hat Peter Wohlleben in diesem
                                                                                                                                                                                                                          Jahr seinen 15. Berlin-Mara­
                                                                                                                                                                                                                          thon mit dem Handbike ab-
                                                                                                                                                                                                                          solviert. Ebenso ausdauernd
Ehrenamt inklusiv:                                                                                                                                                                                                        wie beim Marathon engagiert
                                                                                                                                                                                                                          er sich ehrenamtlich in ver-

EHRENAMT BRAUCHT
                                                                                                                            Wie inklusiv ist das Ehrenamt heute?                                                          schiedenen Projekten des
                                                                                                                            In den Gemeinden und unter dem Dach der Diakonie                                              DWBO. Als langjähriger Men-
                                                                                                                                                                                                                          tor für Azubis bei „Die Aus-
                                                                                                                            ­engagieren sich Tausende ehrenamtlich: In der Telefon­
                                                                                                                                                                                                                          bildungsbrücke“ und im Pro-

MEHR INKLUSION
                                                                                                                             seelsorge und Obdachlosenhilfe, bei Laib und Seele, als                                      jekt „Jobbrücke Inklusion“
                                                                                                                             Familienpat:innen oder Mentor:innen für Geflüchtete.                                         weiß er, dass Durchhaltever-
                                                                                                                                                                                                                          mögen, Teamgeist und Freu-
                                                                                                                             Längst nicht überall können Menschen mit Beeinträchti-
                                                                                                                                                                                                                          de der Schlüssel zum Erfolg
                                                                                                                             gungen dabei sein. Konrad ­Müller leitet den Arbeitsbereich                                  sind – auch wenn der Weg
                                                                                                                             „Ehrenamt und Engagement“ beim DWBO. Er weiß: „Es                                            lang werden kann.

Viele Menschen mit Einschränkungen zögern, ehren-            vorbei­geradelt. Dann steigt sie doch ab: Sie ist gehbehin-     wäre schön, wenn wir nicht mehr darüber reden müssten,
amtlich tätig zu werden. Was können Einrichtungen tun,       dert und erzählt, wie oft ihre berufliche Kompetenz deshalb     wie die Inklusion ge­lingt. Leider liegt noch ein weiter Weg
damit sie sich willkommen fühlen und das Ehrenamt            angezweifelt wird. Nach einem Gespräch in den barriere-         vor uns. Es braucht viele kleine Schritte zum Gelingen.“
inklusiver wird?                                             freien Räumen der Diakonie in der Schönhauser Allee ent-                                                                          Drei Fragen an Peter Wohlleben
                                                             scheidet sie sich und hilft nun einer angehenden Erzieherin,   Deshalb initiierte er mit der Freiwilligenagentur Charisma im
„Haben Sie einen Moment Zeit? Wir suchen Ehrenamt-           geflüchtet aus dem Iran, beim Schreiben der Facharbeit. Für    Rahmen von „Berlin – Europäische Freiwilligenhauptstadt            Peter Wohlleben fuhr erst zur See, später als
liche.“ – „Aber nicht mich!“ Die junge Frau ist schon fast   eine Doktorandin in Kulturwissenschaften kein Problem.         2021“ einen Austausch sozialer Einrichtungen: Wie können           LKW- und Busfahrer quer durch Europa. Eine
                                                                                                                            wir uns besser einstellen auf Menschen mit Einschrän-              Knochenerkrankung führte zum Leben mit dem
                                                                                                                            kungen, geringen Deutschkenntnissen oder Geflüchtete?              Rollstuhl. Er wurde Familienpfleger,
                                                                                                                            Wie können wir sie zum Ehrenamt einladen? Am Anfang                ­Sozialfachwirt und Kommunikationstrainer.
                                                                                                                            steht die Bestandsaufnahme: Sind unsere Räume barriere-             Er ist Inklusionsberater – ausgebildet bei Kopf,
                                                                                                                            frei? Wie kommunizieren wir? Wie sind unsere Abläufe?               Hand und Fuß e.V. und der Humboldt-Uni­
                                                                                                                                                                                                versität Berlin.
                                                                                                                            Die Freiwilligenagentur hat sich auf den Weg gemacht: Ihre
                                                                                                                            Webseite ist jetzt barrierefreier gestaltet, Inhalte lassen sich   Wie kann das Ehrenamt für Menschen
                                                                                                                            per Klick in viele Sprachen übersetzen, Schriftgröße und           mit Einschränkungen attraktiver werden?
                                                                                                                            Kontrast können verändert werden. Aber es gibt mehr zu             Peter Wohlleben: Fragen ist das Allerwichtigste!
                                                                                                                            tun: Eine Vorleseoption fehlt leider noch, Beratung gibt es        Was brauchen Sie, um hier aktiv zu sein?
                                                                                                                            nur auf Deutsch und Englisch. Mit einfacher Sprache wür-
                                                                                                                            den mehr Menschen erreicht werden. Leiterin Irene Sang             Viele sind im Kontakt mit Menschen mit
                                                                                                                            betont: „Bewusstsein und Veränderungsbereitschaft wach-            Beeinträchtigungen unsicher. Was können
                                                                                                                            sen, wenn Einrichtungen besser Bescheid wissen, was                wir tun?
                                                                                                                            inklusives Arbeiten ausmacht.“                                     Respekt und Zeit für mein Gegenüber sind
                                                                                                                                                                                               der Schlüssel: Menschen mit ­Sprech­­störungen
                                                                                                                            Wie profitiert das Ehrenamt von Inklusion?                         ausreden lassen, Gehörlose ansehen, nicht die
                                                                                                                            Eine erste Umfrage unter Projektverantwortlichen ergab:            Gebärdendolmetscherin, selbstverständlich
                                                                                                                            Selbst Betroffene haben wertvolles Expertenwissen. Je              auch mit Blinden im Gespräch Augen­kontakt
                                                                                                                            inklusiver die Angebote, umso bereichernder ist das Ehren-         halten.
                                                                                                                            amt für Hilfesuchende UND Engagierte.
                                                                                                                                                                                               Beratungsräume inklusiv gestalten ist
                                                                                                                            Konrad Müller möchte seine Mitarbeitenden mit Inklusions-          ­aufwändig und teuer …
                                                                                                                            beratungen sensibilisieren. Und er will auch in einfacher           Das stimmt. Und auch wieder nicht. Impro­
                                                                                                                            Sprache über das Ehrenamt informieren. Zwei von vielen              visieren Sie! Mit Ziegelsteinen kann ein Tisch für
                                                                                                                            kleinen Schritten auf dem Weg zu mehr Inklusion.                    Rollstuhlfahrende auf die richtige Höhe
                                                                                                                                                                                                gebracht werden. Bewegungsmelder sorgen für
                                                                                                                            JANINA JAHRBECK                                                     Licht in langen Gängen – wichtig für Menschen
                                                                                                                            Projekt Ausbildungsbrücke – Mentoring                               mit psychischen Problemen. Und was nützt eine
                                                                                                                            gegen Ausbildungsabbrüche                                           große Behindertentoilette, wenn ich erst
Konrad Müller, Leiter des                                                                                                                                                                       irgendwo den Schlüssel holen muss? Moderne
Arbeitsbereiches „Ehrenamt                                                                                                  Weitere Informationen:                                              Schließsysteme kosten nicht so viel.
und Engagement“ am DWBO
                                                                                                                            https://freiwilligenagentur-charisma.de/willkommen-
(links) und Jobpate Peter
Wohlleben.                                                                                                                  bei-charisma/charisma/inklusives-ehrenamt                          Die Fragen stellte Konrad Müller
DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
12   Diakonie vor Ort                                                                                                                                                                                                                                 Diakonie vor Ort   13

                                                                                                                                       „DAS THEOLOGIESTUDIUM
                                                                                                                                        IST MEIN WEG
                                                                                                                                        UND MEINE BERUFUNG“
                                                                                                                                       Dort wo Jonas herkommt, kennt
                                                                                                                                       jeder jeden. Gemütlich geht es zu in
                                                                                                                                       der kleinen Gemeinde Naila in Ober-
                                                                                                                                       franken. Trotzdem wollte er nach
                                                                                                                                       dem Abitur raus aus dem Dorf und
                                                                                            Werkstattbesuch im Rambler Studio:         rein in die Großstadt, um etwas
                                                                                            Referentin Ina Zimmermann, Diakonie-       Neues zu erleben – und landete nach
                                                                                            Direktorin Dr. Ursula Schoen, Rainer von
                                                                                            Dziegielewski und Studio-Leitung Sarah     einem Informationswochenende zur
                                                                                            Skala (v.l.n.r.).                          Obdachlosenarbeit bei der Berliner
                                                                                                                                       Stadtmission. Die Berufsperspektive
                                                                                                                                       Theologie hat unter jungen Leuten in
Hilfe für wohnungslose Menschen:                                                                                                       den letzten zwei Jahrzehnten an

EIN RUCKSACK VON WOHNUNGS-
                                                                                                                                       Attraktivität eingebüßt. Das möchte
                                                                                                                                       das Theologische Studienzentrum

LOSEN FÜR WOHNUNGSLOSE
                                                                                                                                       Berlin (TSB) ändern.

                                                                                                                                       „Ich war schon als Kind viel in unserer
                                                                                                                                       Gemeinde unterwegs und habe mich
                                                                                                                                                                                    Das Foto zeigt eine Studiensituation
Wer wohnungslos ist, steht täglich vor vielen Herausforderungen: Dazu gehört, das eigene Hab und Gut sicher zu                         beim Christlichen Verein Junger Men-         aus der Vor-Pandemie Zeit.
verstauen und transportieren zu können. Im Rambler Studio Berlin haben Menschen, die selbst Obdachlosigkeit                            schen (CVJM) engagiert“, erzählt
erfahren haben, in Zusammenarbeit mit einer Designerin einen Multifunktions-Outdoor-Rucksack entwickelt, der                           Jonas. 2016 bis 2017 arbeitete der
speziell auf die Bedürfnisse von obdachlosen Menschen zugeschnitten ist. Zukünftig soll der Rucksack allen                             junge Mann bei der Berliner Stadtmis-       lischen Hochschule Tabor in Marburg          Kirchencafé, das von Dorf zu Dorf
­Menschen, die in Berlin auf der Straße leben, zugänglich gemacht werden.                                                              sion, kümmerte sich um Menschen             durchgeführt. Exkursionen, handlungs-        fährt, aufbauen und begleiten.
                                                                                                                                       ohne Obdach und unterstützte die            und erlebnisorientierte Kurse sowie
„Handelsübliche Taschen und Rucksä-         Lebensphase haben. Professionelle         für Wohnungslosenhilfe und Soziale               Arbeit der Jungen Kirche Berlin in          Praktika runden das Studium ab.              BARBARA BREUER
cke erfüllen häufig nicht die Anforde-      Designer:innen arbeiten mit den jungen    Dienste beim Diakonischen Werk Ber-              Lichtenberg.                                                                             Pressesprecherin Berliner
rungen wohnungsloser Menschen. Da           Menschen an der Förderung ihrer krea-     lin-Brandenburg-schlesische Oberlau-                                                         Der inzwischen 24-jährige Jonas ist froh,    ­Stadtmission
wir im Rambler Studio zusammen mit          tiven Fähigkeiten und der Entwicklung     sitz (DWBO). Das DWBO hat mit eige-              In dieser Zeit haben sich auch Ver-         genau so einen Studiengang gewählt zu
wohnungslosen Menschen Kleidung             von Mode-Designs. Mit dabei: Sozial­      nen finanziellen Mitteln die Entwicklung         tretende verschiedener Gemein-              haben, weil Theologie sein Weg und           Mehr Informationen:
designen, war es naheliegend einen          arbeiter:innen mit niedrigschwelligen     des Designs und die Anfertigung von              schaftsverbände, unterschiedlicher          seine Berufung ist. Wenn Theologie zu        https://tsberlin.org
Rucksack für das Leben auf der Straße       Hilfsangeboten. Mit diesem innovati-      fünf Prototypen ermöglicht. Nun soll             Ausbildungsstätten und der Berliner         sehr in der Tradition verharre, könne sich
zu entwerfen“, erzählt Sarah Skala,         ven Setting, insbesondere über die        das Projekt weitergeführt werden. Ers-           Stadtmission getroffen: Sie alle wollten,   nichts Neues entwickeln, sagt er. Vor
Leiterin des Rambler Studios Berlin.        kreativen Angebote, spricht das Studio    tes Etappenziel: Die Produktion von              dass der Nachwuchs sich zukunfts-           allem die Innovation sei in den Landes-
                                            benachteiligte junge Menschen an, die     3.000 Rambler-Rucksäcken, um diese               weisend dafür qualifizieren kann,           kirchen in den letzten Jahrzehnten defi-
Das Rambler Studio wird seit 2016           von den üblichen Regelangeboten der       kostenlos an obdachlose Menschen in              Gemeinden innovativ und orientiert am       nitiv zu kurz gekommen. Nun ist er als
vom Diakonie-Mitglied Neue Chance           Hilfesysteme nicht erreicht werden.       Berlin zu verteilen.                             entsprechenden Sozialraum zu ent­           Absolvent des TSB dabei, die evange-
Berlin e.V. betrieben und ist ein Projekt                                                                                              wickeln. Und so haben sie gemeinsam         lische Landeskirche in Bayern zu moder-
der Jugendsozialarbeit mit zusätzli-        „Es ist nicht die Absicht des Projekts,                                                    das Konzept für einen neuen Studien­        nisieren. Dort wird vier Jahre lang in
chem Design-Kreativ-Angebot. Die            mit dem Rucksack den Verbleib auf         Weitere Informationen:                           gang konzipiert: „Theologie, Sozial-        kirchliche Erprobungsräume investiert.
Angebote des Studios richten sich an        der Straße zu fördern, sondern ob­-       www.neuechanceberlin.de/de/                      raum und Innovation“. Das Studium
junge Menschen im Alter von 16 bis 27       dachlosen Menschen eine Erleichte-        standorte/rambler-studio-berlin/                 ist sehr praxisbezogen, eine Mischung       Jonas, der nun auch noch Religionspä-
Jahren, die von Obdachlosigkeit             rung in ihrem sowieso schon schwie­       backpack.html                                    aus Theologie, Sozialwissenschaften         dagogik studiert, wird als Werkstudent        Jonas ist Absolvent des Theologischen
bedroht sind oder andere Probleme           rigen Alltag zu bieten“, stellt Ina                                                        und Innovationsmanagement und wird          Projekte wie Graffitiworkshops, kirch-        Studienzentrums Berlin (TSB) der
bei der Bewältigung ihrer aktuellen         Zimmermann klar. Sie ist Referentin       VG                                               in enger Kooperation mit der evange-        liche YouTube-Kanäle oder ein rollendes       Berliner Stadtmission.
DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
14   Diakonie vor Ort                                                                                                                                      Diakonie vor Ort   15

                                           Mit allen Kräften wehrt sich Monika Lebek-Fichtner                 Noch kann die ehemalige Psychotherapeutin ihren Zustand
                                           gegen das Fortschreiten ihrer Demenz. Noch kann die                erfassen. Ein großes Glück, wie sie in langsamen Worten
     Die Diakonie Haltestelle entlastet:   ehemalige Psychotherapeutin den Zustand reflektieren.              erklärt: „Als Therapeutin weiß ich ja, dass wir unsere
                                           Mit ihrem Mann sucht sie Unterstützung – und findet                schmerzlichen Erfahrungen gerne verdrängen möchten.

     WENN DER KOPF
                                           einen „echten Schatz“.                                             Aber letzten Endes wissen wir auch, dass das auf Dauer
                                                                                                              nicht gelingt. Die Angst vor dem, was kommt, tickert mich
                                           Ein Streit war der Auslöser, sich Hilfe zu suchen: Voller Wut      total an. Doch mein Anteil besteht darin, mich zu trauen,

     RUNTERFÄHRT
                                           und ohne nachvollziehbaren Grund hatte sich Monika                 meine Angst und Scham zu überwinden. Ich bin überzeugt,
                                           Lebek-Fichtner im Badezimmer eingeschlossen. Ihr Mann              dass man damit die besten Chancen hat, den Verlauf der
                                           stand ratlos vor der Tür. „An diesem Punkt musste ich mir          Krankheit so weit wie möglich hinauszuzögern.“
                                           eingestehen, dass wir das nicht mehr alleine hinkriegen“,
                                           sagt der 80-Jährige, der seine demenzkranke Ehefrau seit           Aktiv und möglichst selbstständig will sie bleiben – „so
                                           mehreren Jahren begleitet.                                         lange es eben geht“ – auch durch die Treffen mit Ellen
                                                                                                                                         ­Saftig-Perder. Für sie ist die Frei-
                                           Das Paar wendet sich an die                                                                    willige „ein echter Schatz“. „Wir
                                           Diakonie Haltestelle Neukölln-Süd                                                              spielen, essen gerne Kuchen
                                           und findet eine besondere Unter-                                                               und sprechen vor allem sehr viel.
                                           stützung: Ellen Saftig-Perder. Seit                                                            Dabei kommen meine Synapsen
                                           mehr als zwölf Jahren schenkt sie                                                              richtig ins Springen. Mir fallen
                                           als freiwillig Engagierte Menschen                                                             Dinge wieder ein – auch von frü-
                                           mit einem Pflegegrad Zeit. Dafür                                                               her, von meinem Beruf. Ohne sie
                                           wurde sie speziell geschult und                                                                wäre es traurig, wäre es dunkel“,
                                           fortlaufend durch eine Fachkraft                                                               sagt die 70-Jährige.
                                           begleitet. Ihre Besuche richten sich
                                           nach den Menschen: „Wenn sie                                                                         Für Angehörige sind die
                                                                                    „Ein echter Schatz“ ist die Freiwillige Ellen Saftig-Perder
                                           spielen, spazieren oder einfach          (rechts) für Monika Lebek-Fichtner, die mit Anfang 60 die   Besuche eine entlastende Zeit:
                                           dösen wollen, machen wir das. Es         Diagnose   Demenz  erhielt.                                 Hobbys nachgehen, in Ruhe
                                           geht darum, Freude und eine gute                                                                     Erledigungen machen, ein paar
                                           Zeit zu schenken und darum, die                                                                      Stunden für sich haben. Pause
                                           Angehörigen zu entlasten.“ Dass ihr Gegenüber sie beim                 vom Pflegealltag. Dieter Fichtner schätzt vor allem, dass er
                                           nächsten Mal nicht wieder erkennt, spielt für sie keine Rolle: seine Frau gut aufgehoben weiß: „Es ist eine Ablenkung von
                                           „Lebendigkeit und Dankbarkeit zeigen sich im Moment des                der Krankheit. Wenn Ellen da ist, kann meine Frau runter-
                                           Beisammenseins.“                                                       fahren und entspannen.“

                                           Die ersten Symptome bemerkt Monika Lebek-Fichtner mit             THERESA ALBIG
                                           Anfang 60. Zu der Zeit ist sie noch berufstätig. Als Psycho-      Referentin Presse-/Öffentlichkeitsarbeit,
                                           therapeutin kennt sie die Krankheitsbilder – und will schnell     Diakoniewerk Simeon
                                           Gewissheit. Nach Beratungsgesprächen, CT, MRT und
                                           Lumbalpunktion erfährt sie: es ist
                                           eine Mischform aus Alzheimer- und
                                           vaskulärer Demenz. Sie vergisst, wo            „Freiwillige gesucht“
                                           das Auto steht, verliert immer öfter          So wertvoll ist Freiwilligenarbeit
                                           die Orientierung: „Plötzlich ist es,
15 Jahre Diakonie Haltestelle
                                           als ob der Plan weg ist. Ich will in          Sich in einer Haltestelle zu engagieren bedeutet:
im Diakoniewerk Simeon:
                                           den 2. Stock, aber der Plan, wie ich          • pflegebedürftige Menschen zuhause ­besuchen oder eine Gruppe
Zum Diakoniewerk Simeon gehören
                                           das mache, ist einfach weg.“                     betreuen
­Diakonie H
          ­ altestellen für die
                                                                                         • das Gedächtnis trainieren, singen, spielen oder spazieren gehen
 Standorte Tempelhof-Schöneberg,
                                                                                         • vor sozialer Isolation bewahren und eine schöne Zeit schenken
 Neukölln und Treptow
                                                                                         • Angehörige und Familien entlasten
Seit der Eröffnung 2006 haben                                                            • Verlässlichkeit, Einfühlungsvermögen und Verständnis zeigen
256 frei­willig ­Engagierte                                                              • von einer Fachkraft begleitet werden
553 Menschen mit einem Pflege-                                                           • vor dem Einsatz eine Schulung durchlaufen
grad, ­insbesondere mit einer                                                            • im Team von Freiwilligen arbeiten, sich austauschen und gemeinsam
Demenz, begleitet.                                                                          Feste feiern
DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
16   Interview                                                                                                                               Interview   17

                           Seit September ist Dr. Ursula              dingungen gestaltet und gefördert           be­droht, wenn sie alleinstehend sind
                           Schoen die neue Direktorin des             ­werden. Gerade mit Blick auf Sozial­       und Kinder erziehen. Die Armuts-
                           Diakoni­schen Werkes Berlin-Bran-           raum­orientierung und die Stärkung         schleife zieht sich dann bis in die
                           denburg-schlesische Oberlausitz e.V.        ambulanter Versorgungsangebote gilt        Rentenansprüche hinein weiter. Für
                           (DWBO). Die 59-jährige Pfarrerin zog        es vor Ort politisch auszuloten, wie       Migrantinnen wird diese Situation zu-
                           von Frankfurt am Main nach Berlin.          Hilfe lebens- und menschennah gestal-      sätzlich erschwert, weil die Möglich-
                           Mit der „Diakonie für Sie“ sprach sie       tet werden kann. Eine gute Grundver-       keiten, Deutsch zu lernen und sich
                           über ihre neue Aufgabe.                     sorgung im Quartier schafft eine gute      dadurch beruflich zu integrieren, oft-
                                                                       partizipative und solidarische Kultur      mals nicht mit ihrem Alltag kompatibel
                           Frau Dr. Schoen, wir freuen uns,            und bezieht auch die mit ein, die finan-   sind.
                           dass Sie unsere neue Direktorin             ziell oder persönlich mit besonderen
                           sind! Zuletzt waren Sie als Prode­          Belastungen leben müssen, wie etwa         Sie bringen auch Erfahrung aus
                           kanin in Hessen tätig. Was reizt Sie        Alleinerziehende oder Langzeiter-          dem Ausland mit, unter anderem
                           jetzt an der Diakonie?                      krankte, aber auch viele andere.           aus Abidjan in Westafrika. Wie prägt
                           Dr. Ursula Schoen: Die Diakonie hat                                                    das Ihren Blick auf soziale Fragen
                           mich als kirchliches Arbeitsfeld schon     Zu unserem Landesverband gehören            hier?
                           immer besonders interessiert. Ich bin      großstädtische und sehr ländliche           Schoen: Ich bin überall im Ausland
                           früh mit der Diakonie in Kontakt ge­-      Bereiche. Wie bringen Sie das               sehr herzlich aufgenommen worden.
                           kommen. Meine Mutter war Mitgrün­          zusammen?                                   Es ist mein Wunsch, dass meine
                           derin einer Sozialstation in Bonn. In      Schoen: Ich habe mir vorgenommen,           Gesellschaft hier, für die ich als deut-
                           den siebziger Jahren war das ein völlig    so viel wie möglich vor Ort zu sein.        sche Staatsbürgerin Verantwortung
                           neues Modell diakonischer Arbeit.          Ich möchte die Einrichtungen, die zu        trage, von anderen auch so erlebt
                           Nach dem Studium habe ich drei Jahre       unserem Verband gehören, kennenler-         wird. Willkommenskultur ist wichtig,
                           am Diakoniewissenschaftlichen Institut     nen und mit den Verantwortlichen vor        wie auch die Selbstverständlichkeit,
                           in Heidelberg gearbeitet. Auch später      Ort ins Gespräch kommen. Da werden          dass Menschen unterschiedlicher
                           im Pfarramt und als Dekanin bin ich        die einzelnen Themen in Stadt und           ­Religionen, Nationalitäten und Kul-
                           diakonischen Themen treu geblieben.        Land, aber auch in Berlin sehr unter-        turen zusammenleben. Die Kirchen
                           Seit vielen Jahren engagiere ich mich      schiedlich sein. Wir müssen phantasie-       und die soziale Arbeit der Gemeinde
                           in der Flüchtlingsarbeit und war Vorsit-   voll und offener denken, je nachdem          basieren in Westafrika fast vollständig
                           zende des Kuratoriums des Frankfurter      wie die Herausforderungen vor Ort sind.      auf ehrenamtlichem Engagement.
                           Diakonissenhauses. Als die Anfrage         Uns alle in der Diakonie – in Stadt und      Auch in Deutschland leben Gesell-
                           aus Berlin kam, erschien mir dies die      Land – verbindet der christliche Auftrag     schaft und Kirche von dem, was Men-
                           ideale Herausforderung für die letzten     Menschen in schwierigen Lebenslagen          schen über das Gebotene hinaus ein-
                           sieben Berufsjahre. Auch die Verbin-       helfend und fördernd zur Seite zu ste-       bringen. Das freiwillige Engagement

DR. URSULA SCHOEN IST
                           dung zwischen Ost und West in Kirche       hen, auch im Landesverband.                  möchte ich gerne fördern.
                           und D­ iakonie reizt mich hier.
                                                                      Bei welchen Themen wird die                 Sie können nur ein einziges Buch

DIE NEUE ­DIREKTORIN DES   Was sind aus Ihrer Sicht die großen
                           Herausforderungen in der Sozial­
                           politik?
                                                                      Stimme der Diakonie künftig beson-
                                                                      ders deutlich zu hören sein?
                                                                      Schoen: Die Themen Armut und Bil-
                                                                                                                  auf eine einsame Insel mitnehmen,
                                                                                                                  welches wäre das?
                                                                                                                  Schoen: „Krieg und Frieden“ von Leo

­DIAKONISCHEN WERKES
                           Schoen: Fürsorge und Teilhabe zu för-      dung liegen mir besonders am Herzen.        Tolstoi. Ich kenne kein anderes Buch,
                           dern und durch verlässliche Strukturen     Die Lebenssituation von Kindern und         das so genau ganz unterschiedliche
                           und Kooperationen zwischen den ver-        Jugendlichen und von Frauen – insbe-        Lebensfragen und Überlebensstrate-
                           schiedenen Trägern sozialer Arbeit         sondere auch Migrantinnen – stehen          gien von Menschen in einer großen
                           abzusichern. Das Zusammenspiel zwi-        dabei für mich in besonderer Weise im       europäischen Umbruchssituation
                           schen Kommunen und freien Trägern          Fokus. Lebenswege von Kindern wer-          beschreibt und doch hoffnungsvoll
                           bei der Umsetzung des sozialstaatli-       den heute nach wie vor von den wirt-        auf eine neue Zeit bleibt.
                           chen Auftrags, das die Sozialpolitik in    schaftlichen Lagen ihrer Herkunfts­
                           Deutschland traditionell prägt, muss       familien bestimmt. Frauen sind auch         Das Interview führte Diakonie-Presse-
                           auch unter veränderten Rahmenbe­           in besonderer Weise von Armut               sprecherin Verena Götze
DIAKONIE FÜR SIE - DANKBARKEIT 3 /2021 - Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg ...
18   Brot für die Welt                                                                                                                                                                                                                                          Brot für die Welt   19

63. Aktion von Brot für die Welt:

EINE WELT. EIN KLIMA.
EINE ZUKUNFT.
Entweder viel zu viel oder viel zu wenig Wasser – das sind zwei Gesichter der gleichen globalen Krise. Und
seitdem die Wassermassen in Folge von Starkregen auch in vielen Regionen Deutschlands im Juli 2021 viele
Menschenleben gekostet und massive Zerstörungen angerichtet haben, erfahren auch wir die Folgen des
­Klimawandels nicht mehr nur als Trockenheit. Beide Gesichter der Klimakrise offenbaren schmerzhaft, dass
 das sensibel aufeinander abgestimmte Gesamtgefüge unserer Einen Welt mehr und mehr aus dem Takt gerät.

                                                                        Unsere Partner weltweit sind Vorbilder im Kampf
                                                                        gegen die Klimakrise
                                                                        Brot für die Welt hat den Kampf für Klimagerechtigkeit zu
                                                                        einem Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht. Unsere Part­
                                                                        nerorganisationen in Simbabwe, Kambodscha, Sambia,
                                                                        Bolivien und in zahlreichen anderen Ländern unterstützen
                                                                        die Menschen dabei, innovative Ideen zu entwickeln, um
                                                                        gegenüber Wetterextremen widerstandsfähiger zu werden:
                                                                        So verwenden beispielweise Kleinbauern traditionelles,
                                                                        robustes Saatgut und können so ihre Ernte verbessern.
                                                                        Andere halten ihr Land mit ausgeklügelt angelegten Stein-     Um zu verhindern, dass der Boden bei Starkregen weggeschwemmt wird, haben Gift Dirani und seine Frau auf ihren
                                                                        wällen feucht, anstatt vor vertrockneten Feldern zu stehen.   Feldern an der Ostgrenze ­Simbabwes mit Dutzenden von Steinreihen Terrassen angelegt. Die Region hat schwere Dür-
                                                                        Auf diese Weise entstehen Oasen des Lebens in verwü-          ren und extreme Regenfälle erlebt und ist vom Klimawandel stark betroffen. Mit finanzieller Unterstützung von Brot für
                                                                                                                                      die Welt hilft die Organisation TSURO Kleinbauernfamilien in Simbabwe, mit den Folgen des Klimawandels zu leben.
                                                                        steten Regionen. Das ist ein großer Schritt und er sichert
                                                                        den Menschen die tägliche Nahrung.
                                                                                                                                      im beherrschbaren Rahmen halten zu können. Als christ-                         kaum einer anderen Gegend der Welt. Jedes Jahr treffen
                                                                        Wir müssen jetzt gemeinsam handeln!                           liches Werk sehen wir es als unseren Auftrag, mit allen Mit-                   mehrere Wirbelstürme auf die Küste und erzeugen Flutwellen,
 In der Küstenregion von Bangladesch sind die Folgen des Klimawandels
 so heftig zu spüren wie in kaum einer anderen Gegend der Welt. Jedes   Die nächsten zehn Jahre sind entscheidend, um die Erd­        geschöpfen einen Lernweg zu gehen, um zukunftsfähiges                          die Böden und Grundwasser versalzen. Auf den Äckern
 Jahr treffen mehrere Wirbelstürme auf die Küste und erzeugen Flut­     erwärmung zu begrenzen und die Folgen des Klimawandels        Leben innerhalb der planetaren Grenzen unserer Erde zu                         gedeiht kaum noch etwas. Es mangelt an Wasser zum Trin-
 wellen, die Böden und Grundwasser versalzen. Auf den Äckern gedeiht                                                                  gestalten. Viele Menschen, darunter auch Initiativen aus                       ken und zur Bewässerung der Felder. Aklima Begum war
 kaum noch etwas. Schwimmende Gärten, hängende Gärten, Turm­
 technik – mit neuen Anbaumethoden und Saatgütern versuchen                                                                           ­Kirchen und Gemeinden, setzen sich seit Jahren dafür ein.                     froh, wenn ihre Kinder nicht hungrig ins Bett gehen mussten.
 die Menschen die Klimakrise zu überleben.                                                                                             Wir unterstützen und begleiten diese Anstrengungen solida-                    Mitarbeitende der Partnerorganisation CCDB gaben ihr salz-
                                                                                                                                       risch mit Fortbildungen und Workshops. Klimagerechtigkeit                     resistentes Saatgut, installierten vor ihrem Haus einen Regen-
                                                                                                                                       beginnt bei uns zu Hause durch ökologische und nachhal-                       wassertank und zeigten ihr, wie sie Gemüse in Hochbeeten
Die Klimakrise ist eine Gerechtigkeitskrise                                                                                            tige Ressourcennutzung, durch aktives Engagement und                          ziehen kann. „Für eine sichere Zukunft brauchen wir vor allem
Frühlingswärme im Winter, Hitzerekorde im Sommer, zer­                                                                                 durch Solidarität mit den Menschen im Globalen Süden.                         Wissen“, sagt Aklima Begum heute.
störerische Stürme, Regenfluten, anhaltende Dürre – wir alle
bemerken, dass sich das Klima ändert. Doch während die                                                                                Genug zum Leben trotz Klimawandel                                              Bitte helfen Sie uns dabei, Oasen des Lebens in vom Klima-
Folgen in Deutschland bisher vergleichsweise glimpflich                                                                               Bangladesch gehört zu den Ländern, die besonders schwer                        wandel betroffenen Regionen der Erde zu schaffen und
sind, bedrohen sie im Globalen Süden die Existenz von                                                                                 vom Klimawandel betroffen sind. In der Küstenregion von                        ­setzen Sie sich mit uns für Klimagerechtigkeit ein: Durch Ihr
­Millionen Menschen. Die Länder des Globalen Südens, die                                                                              Bangladesch, wo Aklima Begum mit ihrer Familie lebt, sind                       Gebet, durch eine solidarische Lebensweise und durch Ihre
 am wenigsten zur Verursachung beigetragen haben, sind                                                                                die Folgen des Klimawandels so heftig zu spüren wie in                          Spende für Brot für die Welt!
 zurzeit am stärksten betroffen. Der Klimawandel, auch
 ­Klimakrise genannt, ist somit im Kern eine Gerechtigkeits-
                                                                                                                                      Sie möchten das Projekt von                      Haben Sie Fragen?
  krise. Sie stellt uns und unserer Lebensweise die unbe-
                                                                                                                                      Brot für die Welt unterstützen?                  Dann wenden Sie sich gerne an:
  queme Frage nach der Beziehung zu unseren elementaren                                                                               Dann überweisen Sie bitte Ihre Spende            Christiane Albrecht
  Lebensgrundlagen: nach unserem Verständnis von einem                                                                                auf folgendes Konto: Brot für die Welt           Telefon: 030 820 97 203
  erfüllten Leben und zukunftsfähigen Wirtschaften in einem                                                                           IBAN: DE10 1006 1006 0500 5005 00                E-Mail: Albrecht.C@dwbo.de
  begrenzten planetaren System mit natürlichen Ressourcen.                                                                            BIC: GENODED1KDB                                 www.diakonie-portal.de/brot-fuer-die-welt
                                                                                                                                      Bank für Kirche und Diakonie
PREISRÄTSEL                                                                                     Helfen Sie
                                                                                                mit Ihrer Spende.
Liebe Rätselfreundinnen und Rätselfreunde,
wir haben ein Adventgedicht von Theodor Fontane lückenhaft abgedruckt.                          Kontenübersicht
Raten Sie mit! Ziehen Sie die fehlenden Buchstaben in der richtigen
Reihenfolge zu einem Lösungswort zusammen. Auf die:den Gewinner:in                              Diakonische Aufgaben
wartet ein toller Buchpreis.                                                                    Diakonisches Werk
                                                                                                Berlin-Brandenburg-
Die Lösung bitte auf dem Postweg an:
                                                                                                schlesische Oberlausitz e.V.
Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz,
                                                                                                IBAN:
z. H. Birgit Coldewey, Postfach 332014, 14180 Berlin
                                                                                                DE18 1002 0500 0003 2019 00
oder per E-Mail an: coldewey.b@dwbo.de
                                                                                                BIC:
Einsendeschluss ist der 30. Dezember 2021.
                                                                                                BFSWDE33BER
                                                                                                Bank für Sozialwirtschaft

             Verse zum Advent

       Noch ist       7     erbst nicht ganz entflohn,

                      Aber als     4   necht Ruprecht schon                                     Brot für die Welt – Evangeli-
       Kommt der Winter hergeschritten,                                                         scher Entwicklungsdienst
                                                                                                Evangelisches Werk für
          Und als       3    ald aus Schnees Mitten                                             Diakonie und Entwicklung e.V.
                                                                                                IBAN:
                  Klingt des Schlittenglöckleins Ton.                                           DE10 1006 1006 0500 5005 00
                                                                                                BIC:
                                                                                                GENODED1KDB
       Und was jüngst noch, fern und nah,                                                       Bank für Kirche und Diakonie
             Bu   9     t auf uns herniedersah,
                                                                                                Diakonie Katastrophenhilfe
                          Weiß sind Türme, Dä          6   her, Zweige,                         Evangelisches Werk für

       Und das Jahr geht auf die N         2       ige,
                                                                                                Diakonie und Entwicklung e.V.
                                                                                                IBAN:
             Und das schönste Fest ist da.                                                      DE68 5206 0410 0000 5025 02
                                                                                                BIC:
                                                                                                GENODEF1EK1
       Tag du der Geb         5    rt des Herrn,                                                Evangelische Bank eG

             Heute bist du uns noch fern,

                             Aber Tannen, Enge            1   , Fahnen

         Lassen uns den Tag schon ahnen,

       Und wir sehen schon den St           8      rn.            Theodor Fontane (1819–1898)
                                                                    Quelle: www.aphorismen.de

Lösungswort:
1        2          3          4       5           6          7         8        9

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern
ein gesegnetes Weihnachtsfest.
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