Unsere Bäuerinnen. Unsere Bauern. Unsere Zukunft - Perspektiven für mehr Wertschöpfung und mehr Wertschätzung bis 2030
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Unsere Bäuerinnen. Unsere Bauern. Unsere Zukunft. Perspektiven für mehr Wertschöpfung und mehr Wertschätzung bis 2030
„Die Zukunft gehört denen, die die Möglichkeiten erkennen, bevor sie offensichtlich werden.“ Oscar Wilde
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 Perspektiven für mehr Wertschöpfung und mehr Wertschätzung bis 2030 Inhalt VO R WO R T E 4 UN S E R W E G Z U DE N P E R S P E KT IVE N BIS 2 03 0 8 Z IE L F ÜR 2 030 12 UN S E R W E G BE G IN N T ! 18 UN S E R E L AN D- UN D F O R ST W IR T S CHAF T HE U T E 22 HE R AUS F O R DE R UN G E N DE R Z UK UN F T 26 DA S P L ÄDOY E R DE R J UN G E N F ÜR DIE Z UK U NF T 30 E X P E R T IN N E N - UN D E X P E R T E NR AT 33 UN S E R E 8 KE R N FE L DE R 34 DAN K S AG UN G E N & IM P R E S S U M 62
VO RWORT Gemeinsam stark in die Zukunft Die Land- und Forstwirtschaft in Kärnten ist stark. Rund 17.500 bäuerliche Familien sor- gen dafür, dass die Bevölkerung ernährt und © Paul Gruber das Land gepflegt wird. Sie tragen damit über 1 Milliarde Euro zur Wertschöpfung bei. Jeder zehnte Arbeitsplatz in Kärnten steht direkt oder indirekt mit der Landwirtschaft in Ver- bindung. Das zeigt: Unser Land braucht seine Bäuerinnen und Bauern! „Wir wollen die Land- Wir wollen die Land- und Forstwirtschaft in und Forstwirtschaft Kärnten noch stärker machen. Dazu gilt es in Kärnten noch unseren bäuerlichen Familienbetrieben Chan- stärker machen!“ cen zu bieten und Perspektiven aufzuzeigen. Dieser Aufgabe hat sich die Landwirtschafts- kammer Kärnten mit einem Zukunftsprozess gestellt. Über 2.000 Bäuerinnen und Bauern, 4 Funktionärinnen und Funktionäre, Expertinnen ~ und Experten aus Wissenschaft und For- Auf dem Weg in die Zukunft wollen wir keine schung waren mit dabei und haben ihre Ideen Zeit verlieren. Deshalb wurden bereits wäh- eingebracht. Allen, die sich beteiligt haben, rend der Erarbeitung der Perspektiven bis sage ich einen großen Dank! 2030 gemeinsam mit Agrarlandesrat Martin Gruber erste Umsetzungsmaßnahmen auf Die nun vorliegenden 31 Perspektiven und den Weg gebracht. Viele weitere sollen und 151 Maßnahmen werden unsere Richtschnur werden in den nächsten Monaten und Jahren für die Arbeit in der Landwirtschaftskammer folgen. in den nächsten Jahren sein. Sie sind auch eine Einladung an alle Verantwortungsträger Ich lade Sie ein: Gehen wir gemeinsam in die im Land, sich daran zu orientieren, um die Zukunft. Damit auch unsere Kinder noch mit Land- und Forstwirtschaft zu stärken. Denn Freude und Leidenschaft Bäuerin und Bauer ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie sollen sein können! einen Beitrag zu mehr Wertschöpfung auf unseren Höfen und mehr Wertschätzung für Herzlichst Euer unsere Arbeit leisten. Siegfried Huber LK-Präsident
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 VO RWORT Heute die Weichen für morgen stellen Wir haben uns in einem breitangelegten Zu- kunftsprozess damit beschäftigt, wie wir die Land- und Forstwirtschaft in Kärnten für die ©LK/Ludwig Schedl Zukunft stark aufstellen können. Es macht mich stolz, dass so viele Bäuerinnen mit dabei waren und ihre Ideen für 2030 eingebracht haben. Besonders erfreulich war für mich, dass sich die Jugend so intensiv eingebracht hat, denn ihr gehört die Zukunft. „Wertschätzung ist wichtig, Der Blick in die Zukunft zeigt: Mit dem Mega- aber sie muss sich am trend Regionalität tut sich eine neue Wert- Ende des Tages haltung in der Gesellschaft auf, die viele neue auch in Wertschöpfung Perspektiven für mehr Wertschöpfung bietet. niederschlagen.“ Aber auch abseits der Lebensmittelproduktion tun sich in zusätzlichen Standbeinen neue Chancen auf. 5 Der Prozess hat aber auch gezeigt, wie ~ wichtig in Zukunft der Dialog mit der Gesell- Liebe Bäuerinnen und Bauern, mein tägliches schaft ist. Bäuerinnen und Bauern genießen Tun steht unter dem Motto: „Weil´s mitanond ein sehr großes Vertrauen in der Gesellschaft. leichter geht“. In diesem Sinne freue ich mich Dieses Vertrauen ist die Grundlage für den auf viele gemeinsame Schritte auf dem Weg Wunsch nach heimischen Lebensmitteln, und Richtung Zukunft. wir müssen sorgsam damit umgehen. Wir alle sind dabei gefordert, unsere Lebenswelt für die Konsumenten begreifbar zu machen, Astrid Brunner damit sie auch bereit sind, unsere Produkte Landesbäuerin zu einem fairen Preis zu kaufen. Denn Wert- schätzung ist zwar wichtig, aber sie muss sich am Ende des Tages auch in Wertschöpfung niederschlagen. Für mich zeigen die Ergeb- nisse des Zukunftsprozesses in Summe ganz klar, dass wir uns noch mehr als bisher auf unsere Stärken konzentrieren müssen. Dafür gilt es heute die Weichen für morgen zu stellen.
VO RWORT LandwirtSCHAFFT Zukunft Mit dem Prozess „Zukunft Land- und Forst- wirtschaft – Perspektiven 2030“ hat sich in © Büro LR Gruber/Bauer den letzten Monaten eine ganze Branche Ge- danken um ihre Zukunft gemacht und dabei Ideen, Perspektiven und Visionen entwickelt, um diese Zukunft aktiv zu gestalten. Die hohe Beteiligung am Prozess und das hohe Interes- se daran sind für mich sehr beeindruckend. Warum ist dieser Prozess so wichtig? Weil „Die Zukunft unseres Landes Kärnten und unsere Gesellschaft eine funk- hängt sehr stark mit der tionierende Land- und Forstwirtschaft und Zukunft unserer engagierte Land- und Forstwirte brauchen! Landwirtschaft zusammen.“ Sei es, um die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, Wertschöpfung in den Regionen zu ermöglichen, aber auch Dafür hat dieser Zukunftsprozess einen um Landschaften zu pflegen, die insbeson- wertvollen Beitrag geleistet. Auch ich werde 6 dere während der Coronakrise verstärkt zu die Ergebnisse in meine politische Arbeit als ~ einem Erholungsraum der Bevölkerung ge- Agrarreferent einfließen lassen, z. B. wenn es worden sind. darum geht, die Gemeinsame Agrarpolitik für die nächsten Jahre festzulegen, die Poten- In Kärnten haben wir schon vielfältige Vor- ziale des Rohstoffs Holz noch mehr zu nutzen arbeiten geleistet und sind in vielen Bereichen und für eine positive Entwicklung des länd- sehr gut aufgestellt. Ich denke hier an die lichen Raums zu sorgen. Erfolge der ARGE Regionalität oder die vielen starken Initiativen in Richtung Qualität und Die Land- und Forstwirtschaft betrifft nicht Herkunftssicherung im Kulinarik-Bereich, in nur uns Bauern, sondern jeden Einzelnen in der Verarbeitung oder im Dienstleistungs- seinem Alltag. Die Zukunft unseres Landes sektor, die sich bereits zu starken Marken hängt sehr stark mit der Zukunft unserer entwickelt haben. Damit wir unsere nach- Landwirtschaft zusammen. Deshalb bedanke haltige Landwirtschaft weiter absichern und mich bei der Landwirtschaftskammer Kärn- unsere Landwirte auch in Zukunft ein stabiles ten für die Initiative für diesen Prozess sowie Einkommen erwirtschaften können, braucht seine professionelle Umsetzung und bei allen, es aber eine vorausschauende Strategie und die sich aktiv beteiligt und ihre Meinung ein- einen gemeinsamen, mutigen Blick nach gebracht haben. vorne. Martin Gruber Landesrat
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 VO RWORT Zukunft Bauernhof! Im Frühsommer 2020 hat der Vorstand der Landwirtschaftskammer Kärnten entschie- den, einen Perspektiven-Prozess zu starten, © LK Kärnten der bis zum Jahr 2030 die wichtigsten Hand- lungsoptionen für die Kärntner Land- und Forstwirtschaft aufzeigen soll. Wir wollten bewusst die Krise nutzen um uns strategisch Gedanken über die Zukunft des Sektors in Kärnten zu machen. „Wir haben die COVID-Krise genutzt, um uns strategisch Im wegen der Pandemie hauptsächlich übers Gedanken über die Zukunft Internet durchgeführten Zukunftsprozess zu machen.“ haben sich viele Bäuerinnen und Bauern, viele Funktionärinnen und Funktionäre sowie Expertinnen und Experten mit ihrem Wissen Nur so wird es uns gelingen, unser wunder- und ihren Einschätzungen eingebracht. Ein schönes Land mit all seinen Menschen noch großes Dankeschön allen die mit dabei waren vielfältiger und lebenswerter zu machen. Wir 7 für ihre Beiträge! alle sind Kärntens Land- und Forstwirtschaft, ~ wir alle ernähren, versorgen und gestalten So wie die Beschäftigung mit der persönli- dieses Land, das wir von unseren Kindern chen und der betrieblichen Zukunft für jeden lediglich geliehen bekommen haben. einzelnen Bauernhof wichtig ist, so ist sie es das auch für das ganze Bundesland. Zukunft Die Zukunft ist viel zu wichtig, um deren Ge- wird von uns täglich gestaltet, ob wir uns staltung nicht selbst in die Hand zu nehmen. dessen bewusst sind oder nicht - Zukunft fin- Herzlichen Dank allen, die an den Perspekti- det statt. Sie aktiv mitzugestalten, das ist bis ven für Kärnten mitgearbeitet haben und ein 2030 und darüber hinaus unser Auftrag und Danke im Voraus an alle, die an deren Umset- unser aller Verantwortung. zung mitgestalten werden. Zukunft geht uns alle an, also gemma´s an! Hans Mikl Kammeramtsdirektor
ZUK UNF T SPROZE S S Unser Weg zu den Ein Rat aus Expertinnen und Experten begleitete den Zukunftsprozess (FETT). Vordere Reihe von links: Gerhard Perspektiven Hoffer (Leiter der Abt. 10, Ktn. Landesregierung), Johann Mößler (LK-Präsident a. D.), Barbara Wakonig (Obfrau Genussland Kärnten), Astrid Brunner (Landesbäuerin), Edith Weißnegger (Sprecherin Initiative Saugut), Michael Pachler (Landjugend- bis 2030 Leiter Kärnten); hintere Reihe von links: Sebastian Auernig (Obmann caRINDthia), Christian Kresse (Geschäftsführer Kärnten Werbung), Peter Granig (Rektor FH Kärnten), Wolfgang Feistritzer alias Petutschnig Hons (Bauer, Kabarettist Ein gemeinsamer und Social Media-Star), Hans Kreschischnig (Obmann Bio Austria Kärnten), Hannes Royer (Geschäftsführer „Land schafft Leben“), Johannes Thurn-Valsassina (Obmann Forstverein). Aufbruch in die Nicht am Bild: Josef Fradler (Obmann ARGE Rind a. D.), Sarah Krall (Landjugend-Leiterin Kärnten), Sepp Obweger (Obmann Zukunft unserer Land- Almwirtschaftsverein Kärnten) und Forstwirtschaft „Wohin soll sich die Kärntner Land- und Recherche und Auswertung: Forstwirtschaft in den nächsten zehn Zum vertieften Verständnis des Jahren entwickeln?“, war die Leitfrage, Ist-Standes der Land- und Forstwirt- die den Prozess von Anfang an begleitet schaft in Kärnten wurden verfügbare 8 hat. Gestellt wurde sie denjenigen Per- Daten analysiert und ausgewertet. ~ Daraus abgeleitet zeichneten sich die sonen, die hautnah die Veränderungen aktuellen Bedürfnisse, zukünftigen in der Land- und Forstwirtschaft mit- Herausforderungen und zentralen erleben und tagtäglich davon betroffen Themenfelder ab. Diese Informatio- sind: Kärntner Bäuerinnen und Bauern, nen bildeten das Fundament für den der bäuerlichen Jugend, den Hofüberneh- weiteren Prozess. mern, Verbänden sowie Expertinnen und Experten des Agrar- und Forstsek- tors. Sie alle haben im Rahmen einer breiten Beteiligung ihre persönlichen Ant- worten gegeben und wurden dadurch zu 20 ZUKUNFT Mitgestalterinnen und Mitgestaltern der EP 20 LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT S 2 30 Kärntner Land- und Forstwirtschaft. START
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 1. RECHERCHEPHASE Auftakt mit dem Expertinnen- Workshop der Landwirtschaftskammer- und Expertenrat: Führungskräfte: Aufbauend auf den vorhandenen Auf den vorhandenen Herausforderungen und Erkenntnissen wurde gemeinsam Kernfeldern aufbauend wurden alle Fachmitarbei- mit 15 Expertinnen und Experten aus terinnen und -mitarbeiter um ihre Inputs gebeten. dem landwirtschaftlichen Bereich ein Mit den Referats-, Stabstellen- und Außenstellen- Zukunftsbild definiert, das als Rich- leiterinnen und -leitern wurde in einem Workshop tungsweiser für künftige Entwick- ebenfalls an den Zukunftsthemen gearbeitet, und lungen dient. Leitplanken zur Frage Vorergebnisse wurden positiv- 9 „Wohin soll sich die Kärntner Land- kritisch durchleuchtet. ~ und Forstwirtschaft in den nächsten zehn Jahren entwickeln?“ konnten 2021 020 DEZ 2 dadurch bestimmt und die Kernfelder der Zukunft festgelegt werden. 0 V 202 NO 20 20 O KT Tiefeninterviews: Workshop mit Kammer- 10 namhafte Expertinnen und rätinnen und Kammerräten: Experten aus der Kärntner Land- Im Rahmen eines Workshops er- und Forstwirtschaft sowie alle gänzten die Kammerrätinnen und Fraktionssprecher der in der Voll- Kammerräte aller Fraktionen die versammlung vertretenen Parteien Kernfelder und Perspektiven. Mit füllten in ausführlichen Interviews Durchführung dieses Prozessschritts die Kernfelder mit Ideen und Pers- war die Recherche- und Diagnose- pektiven und gossen dadurch das phase abgeschlossen. Zukunftsbild in Form.
Z UKUNF T S P R OZE S S 2. BETEILIGUNGSPHASE Digitale Auftakt-Veranstaltung Die Online-Veranstaltung via Zoom und Facebook am 19. Jänner 2021 Kärntenweite Umfrage: erzielte eine Reichweite von über 550 Bäuerinnen und Bauern. Ge- meinsam kam man dem Weg in die Zukunft einen Schritt näher. Kärntner Bäuerinnen und Bauern haben an der Umfrage zum Zukunftsprozess teilgenommen und eine Vielzahl an Vorschlägen und Meinungen eingebracht – und so mitgeteilt, was ihnen in Zukunft wichtig ist. 2020 JÄN 2021 FEB 20 21 MÄR 202 10 1 ~ APR 202 1 MA I 2 587 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 9 Workshops Perspektiven-Sammlung Die agrarischen Verbände und Ge- nossenschaften wurden gebeten, ihre Perspektiven für die Zukunft schriftlich in den Prozess einzubrin- Aufbauend auf die Umfrageergebnisse wurde in 8 the- gen. Viele haben diese Möglichkeit menspezifischen, digitalen Workshops gemeinsam mit genutzt und damit das Zukunftsbild den Bäuerinnen und Bauern, Vertretern von Verbänden weiter bereichert. und Genossenschaften sowie Kammerrätinnen und Kammerräten intensiv an den Zukunftsperspektiven und Maßnahmen für 2030 gearbeitet. Die Jungbäue- rinnen und Jungbauern nahmen sich in einem wei- teren Workshop Zeit für ihren Blick auf die 8 Themen der Zukunft. Insgesamt brachten 587 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie 18 Expertinnen und Experten im Rahmen der Workshops ihre Inputs ein.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 3. VERDICHTUNGSPHASE Vielfältige Blickwinkel Beteiligungsformate erzielen eine Vielzahl an Ideen und Ergebnissen, da unterschiedliche Meinungen ZUKUNFT erfragt und vielfältige Sichtweisen LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT eingeholt werden. Die Ergebnisse aus der Recherche, den Interviews, der Umfrage sowie aus den Beteili- 2 30 gungs-Workshops wurden in dieser Phase zusammengefasst und aufbe- reitet. Danach wurde unter Einbeziehung des Rats aus Expertinnen und Experten der Abschlussbericht des Zukunftsprozesses erstellt. Richtung Dieser wurde im Rahmen Unsere Bä ue rin uern. nen. der Abschlussveranstal- Unsere Ba nft. Zukunft! Unsere Zu ku für mehr tung am 5. Juli 2021 Perspektivenng und mehr präsentiert. Wertschöpfu bis 2030 ng Wertschätzu 11 Die Zukunft ~ gehört jenen, 20 21 die sie selbst in JU N 20 21 die Hand nehmen! JU L HEUTE 8 Kernfelder 31 Perspektiven 151 Maßnahmen
ZI E L 2030 Ziel für 2030 Kärnten hat eine starke Land- und Forstwirtschaft. Ihr Herzstück sind die bäuerlichen Familienbetriebe. Sie sind das Modell der Zukunft – denn sie stehen für ein Wirtschaften mit Verantwortung – über Generationen hinweg. Unser gemeinsames Ziel für 2030 sind starke Familienbetriebe – und Bäuerinnen und Bauern, die mit Freude ihrer Berufung nachgehen können. Um das zu erreichen, braucht es Perspektiven für mehr Wertschöpfung auf unseren Höfen und mehr Wertschätzung für bäuerliche Arbeit. ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 12 2 30 Auf dem Weg dorthin wollen wir auf ~ unsere Stärken setzen und ausbauen, was uns noch stärker macht!
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 Das macht 1. Regionalität macht uns stark uns stark Eine Vielzahl an kulinarischen Initiativen und eine leistungsfähige Lebensmittelverarbei- tung stärken die Positionierung Kärntens als für 2030 Kulinarik-Destination. Der Trend zur Regionali- tät ist ungebrochen. Wir wissen: Der Anteil heimischer Lebensmittel am Inlands-Konsum liegt erst bei rund 30 Prozent. Jedes zusätz- liche Prozent an Absatz regionaler Produktion bedeutet zwei Millionen Euro zusätzliche Wertschöpfung für Kärntens Bäuerinnen und Bauern. Den Absatz und Konsum heimischer Lebensmittel zu erhöhen, ist daher das er- klärte Ziel. 1. Regionalität REGIONALITÄT WIR WOLLEN KÄRNTEN ZUM „VORZEIGELAND 2. Vielfalt FÜR REGIONALITÄT“ MACHEN UND BIS 2030 DEN ANTEIL HEIMISCHER LEBENSMITTEL AM 3. Holz INLANDSVERBRAUCH AUF 50 % ERHÖHEN. 4. Heimat Wir wollen gemeinsam mit unseren Verar- beitungs- und Vermarktungspartnern in der 13 5. Wertschätzung Wertschöpfungskette konsequent auf Qualität ~ setzen. Regionale Spezialitäten, Klimaschutz und Tierwohl sind Wünsche unserer Kundin- nen und Kunden, die wir mit Wertschöpfung für die Betriebe erfüllen. Wir wollen das Be- wusstsein für die Vorteile heimischer Lebens- mittel stärken und dazu die Herkunftskenn- zeichnung auf allen Ebenen ausbauen. Durch die Stärkung der kulinarischen Initiativen und intensivere Zusammenarbeit von Land- wirtschaft und Tourismus können heimische Erzeugnisse noch besser in Wert gesetzt werden. Für das alles spannt die konsequen- te Umsetzung der Regionalitäts-Charta des 1 % mehr an Absatz Landes den Bogen auf. Der heimische Erfolg an regionaler Produk- unterstützt die Positionierung der Marke tion bedeutet 2 Mio. Kärnten in Europa: Bis 2030 sollen heimische Euro mehr Wertschöp- Lebensmittel nicht nur in Kärnten, sondern in fung für Kärntens ganz Mitteleuropa noch besser punkten und Landwirtschaft. die Agrarhandelsbilanz klar verbessern.
Z IEL 2 0 3 0 2. Vielfalt macht uns stark Auf Grund seiner naturräumlichen Vorausset- zungen ist Kärntens Landwirtschaft bereits jetzt eine der vielfältigsten in ganz Europa. Diese Vielfalt macht sie stark und krisensi- cher. Die Trends zum nachhaltigen Tourismus und zum Konsum biologischer Lebensmittel, das Erfordernis einer nachhaltigen Energie- wende und der Bedarf an (sozialen) Dienst- leistungen am Land bieten neues Potenzial für noch mehr Vielfalt in der Wertschöpfung bis 2030. Auch der Ausbau von innovativen Nischen-Produkten oder regionalen Speziali- täten schafft Wertschöpfung, vor allem in der Direktvermarktung. Diese Chancen passen nicht auf jeden Betrieb. Dennoch gilt es sie zu WIR WOLLEN UNSERE LANDWIRTSCHAFT nutzen. NOCH VIELFÄLTIGER MACHEN UND BIS 2030 die Wertschöpfung in der Direktvermark- tung um mind. 1 Mio. Euro/Jahr steigern, einen Zuwachs von Urlaub am Bauernhof- Kärnten hat bereits Betrieben um 20 % erreichen, VIELFALT jetzt den höchsten den Bioanteil marktangepasst auf 14 Anteil an Betrieben mit 30 % ausbauen, ~ landwirtschaftlichen 3.000 bäuerliche Photovoltaik-Anlagen Nebentätigkeiten in auf Dachflächen haben. Osterreich. Wir wollen die sich bietenden Chancen für die Betriebe noch stärker als bisher vor den Vorhang holen und mit Bildung, Beratung und Anreiz-Offensiven dafür sorgen, dass be- stehende Potenziale genutzt werden können. Professionalität ist ein wichtiges Element, um die Kundinnen und Kunden mit unseren vielfältigen Leistungen begeistern zu können. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen, wie das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, lassen die Land- und Forstwirtschaft zu einem zentralen Player in der Energiewende werden.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 3. Holz macht uns stark In keinem anderen Bundesland hat die Forst- wirtschaft eine so große Bedeutung für die bäuerlichen Betriebe wie in Kärnten. Eine starke und innovative Säge- und Holzindustrie schafft die Basis für eine regionale Verwen- dung von heimischem Holz. Auf dem Weg zum Bioökonomie-Bundesland im Sinne des Standortmarketings wird Holz eine strategi- sche Ressource sein, die es zu nutzen gilt. Die Nutzung und Verwendung von heimischem Holz auszubauen ist daher ein Gebot der Stunde. Eine Steigerung der Wertschöpfung für die Betriebe, die Schaffung von Arbeits- plätzen im ländlichen Raum und ein Beitrag zum Klimaschutz müssen dabei Hand in Hand WIR WOLLEN KÄRNTEN ZUM HOLZBUNDES- gehen. LAND NUMMER 1 IN ÖSTERREICH MACHEN UND BIS 2030 die Holzverwendung am Bau von 0,68 Festmeter pro Kopf auf 1,0 Festmeter Mit durchschnittlich pro Kopf steigern, HOLZ 33 ha Wald je Betrieb den Anteil von Energie aus Biomasse liegt Kärnten im am Bruttoinlandsverbrauch von 32 % 15 österreichischen auf 45 % ausbauen. ~ Spitzenfeld. Wir wollen die Holzbau-Offensive voran- treiben, die Verwendung von Biomasse für die Strom- und Wärmeproduktion ausweiten und den Einstieg in die Holzdieselproduk- tion prüfen. Daneben gilt es die Walder- schließung zu verbessern und den Vorrang für heimisches Holz sicherzustellen. Dafür braucht es eine Kennzeichnung von heimi- schen Holzerzeugnissen zur Stärkung der heimischen Waldwirtschaft.
Z IEL 2 0 3 0 4. Eine lebenswerte Heimat macht uns stark Kärnten zählt im internationalen Vergleich zu den nachhaltigsten Regionen in Europa. Die Basis dafür legt die flächendeckend nach- haltige Land- und Forstwirtschaft. Dieser Verantwortung fühlen sich die Kärntner Bäuerinnen und Bauern auch in Zukunft ver- pflichtet. Gleichzeitig steht der ländliche Raum in Kärnten vor massiven Herausforderungen, die insbesondere auch die bäuerlichen Be- triebe fordern. Hier gilt es in Kooperation mit allen Partnerinnen und Partnern im ländlichen Raum an Lösungen für die Zukunft zu arbei- ten. Abseits der allgemeinen Daseinsvorsorge geht es darum, auch die für die Landwirtschaft WIR WOLLEN WEITERHIN DIE BASIS relevanten Bereich zu sichern (z. B. tierärztliche FÜR EIN LEBENSWERTES KÄRNTEN SEIN, Nutztiervesorgung). EINEN STARKEN BEITRAG ZUR POSITIVEN ENTWICKLUNG DES LÄNDLICHEN RAUMS LEISTEN UND BIS 2030 Lebensmittel aus die nachhaltige Bewirtschaftung der HEIMAT Kärnten haben schon Kulturlandschaft sicherstellen (85 % der 16 jetzt die beste Fläche im Agrarumweltprogramm) und ~ Treibhausgasbilanz die Abwanderung der bäuerlichen Jugend in der EU. hintanhalten und zukünftige Betriebsaus- richtungen stärken. Wir wollen die flächendeckende Bewirtschaf- tung sicherstellen und die Kreislaufwirtschaft ausbauen. Dazu gilt es die Instrumente der ländlichen Entwicklung für Kärnten best- möglich zu nutzen. Das hilft auch dabei, Arbeitsplätze am Land zu sichern. Die bessere Vernetzung der Land- und Forstwirtschaft mit den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbe- reichen stärkt regionale Kreisläufe. Die Aus- und Weiterbildung der bäuerlichen Jugend orientiert sich an den strategischen Bedürf- nissen der Zukunft. Starke Vereine, wie die Landjugend, dienen als „sozialer Anker“ für die bäuerliche Jugend.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 5. Wertschätzung macht uns stark 87 % der Kärntner Landesfläche werden von Bäuerinnen und Bauern bewirtschaftet und gepflegt. Die vielfältigen Leistungen der bäu- erlichen Betriebe für ein lebenswertes Kärn- ten verdienen Anerkennung und Wertschät- zung. Dazu braucht es ein neues Bewusstsein in der Gesellschaft für die wichtige Rolle der Land- und Forstwirtschaft sowie ein neues Bewusstsein für Respekt und Rücksicht für bäuerliches Eigentum. Weiterentwicklung von Naturschutz und touristischen Angeboten muss auf Augenhöhe und unter Ein- bindung von Grundeigentümerinnen WERTSCHÄTZUNG und Grundeigentümern von Anfang an (z. B. Vertragsnaturschutz) erfolgen. WIR WOLLEN DIE WERTSCHÄTZUNG FÜR DIE BÄUERLICHE LANDWIRTSCHAFT STÄRKEN UND BIS 2030 den Dialog mit der Gesellschaft intensi- vieren und professionalisieren, Wandern und Radfahren Respekt und Rücksicht vor bäuerlichem belegen Platz 2 und Platz Eigentum in der Gesellschaft stärken, 3 der Top-Aktivitäten von zu einem starken bäuerlichen Selbstver- 17 Sommergästen in Kärnten. ständnis beitragen. ~ Wir wollen die vielfältigen Leistungen der hei- mischen Bäuerinnen und Bauern noch stärker ins Bewusstsein rücken. Eigenverantwortung, Rücksicht und Respekt sollen zum Selbst- verständnis werden, wenn Menschen bäuer- lichen Grund und Boden betreten. Ein gutes Miteinander ist innerhalb klarer (gesetzlicher) Regelungen definiert. Wir selber gehen mit gutem Beispiel voran und bauen den aktiven Dialog mit der Gesellschaft aus. Die zwischen Tourismus und Land- und Forstwirtschaft geschaffenen Kommunikations-Strukturen ermöglichen bei touristischen Projekten einen Dialog unterschiedlicher Interessen von An- fang an.
D I E ER STEN PRO JEKTE Unser 2. Offensive für Selbstbedienungs- Hütten und Buschenschanken Weg Regionalität liegt voll im Trend. Die Nachfrage nach Produkten direkt vom Bauernhof ist hoch. beginnt! Kärntens Buschenschanken haben eine harte Zeit hinter sich, und bäuerliche Selbstbedie- nungshütten müssen sich vor der Konkurrenz der Handelskonzerne wappnen. Jeder Weg beginnt mit einem ersten UNSER PROJEKT: Schritt. Auch unser Weg in die Zukunft Mit dem Projekt In Kärnten gibt beginnt mit ersten konkreten Projekten „Selbstbedie- es ca. 200 SB-Hütten, und Maßnahmen. Sie markieren den nungsladen in denen rund 1.000 Beginn des Weges zu den Perspektiven professionell und Betriebe ihre Produkte 2030 mit mehr als 150 Vorhaben, die digital“ unterstüt- verkaufen! wir uns für die nächsten 10 Jahre vor zen wir Bäuerin- genommen haben. nen und Bauern Wir stellen vor: die ersten 10 Projekte - beim professionellen auf dem Weg zu mehr Wertschöpfung Aufbau ihrer SB-Hütte und und mehr Wertschätzung! helfen dabei, die ideale digitale Infrastruktur (Kassensystem) zu finden. Im Rahmen einer Buschenschank-Offensive werden Betriebe 18 1. Nachsaataktion für bei der Einführung eines Qualitäts- und Her- ~ klimafitte Wiesen kunftssicherungs-Systems unterstützt. Unser Grünland ist die Grundlage für die Produktion von Milch 1 % mehr Eiweiß und Fleisch. Der Klimawan- vom Grünland del bedeutet Stress für das bedeuten 1.500 to Grünland, insbesondere für weniger Soja- Klee und Co. Die Protein-Er- Importe! träge des Dauergrünlands sind auf Grund des Klimawan- dels in den letzten Jahren stark gesunken. Protein, das nicht vom Grünland geerntet werden kann, muss z. B. in Form von Soja zugekauft werden. UNSER PROJEKT: Durch eine Dauergrünland- Nachsaataktion machen wir das Grünland klimafit. Kleebetonte Mischungen helfen dabei, die Protein-Erträge wieder zu steigern.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 3. Humusgehalte steigern - 4. Regionalitäts-Kompetenz- Bodenuntersuchungsaktion Zentrum Kärnten Humus ist die Basis für die Der Trend zur Regionalität führt zu vermehrter Bodenfruchtbarkeit und Nachfrage nach heimischen Lebensmitteln. ein wichtiger CO2-Spei- 0,1 % mehr Es steigt aber auch der Bedarf an Information cher. Auf einer durch- Humus bindet für Kundinnen und Kunden sowie für bäuerli- schnittlichen Ackerflä- 8,2 to CO2 che Betriebe, u. a. auch in der Direktvermark- che in Kärnten werden pro Hektar! tung. Die Weiterentwicklung bestehender bereits jetzt rund 200 Strukturen kann einen Beitrag dazu leisten, Tonnen CO2 gespeichert. dieser verstärkten Nachfrage nachzukom- Humus wirkt sich auch men. günstig auf das Bodenleben, den Wärmehaushalt und das Wasserspeicher- UNSER PROJEKT: Gründung eines Regionali- vermögen aus. täts-Kompetenz-Zentrums, in dem sämtliche Agenden rund um Bildung, Beratung, Service UNSER PROJEKT: Mit einem Humus-Schwer- und Information zum Thema punkt in der LK Kärnten tragen wir dazu bei, heimische Lebensmittel die Humusgehalte der Kärntner Ackerböden für Produzentinnen nachhaltig zu steigern. Eine geförderte Bo- Für 35 % der und Produzenten denuntersuchungsaktion liefert Aufschluss Bevölkerung sind sowie Konsumen- über die Humusgehalte der Böden. Herkunft & Regionalität tinnen und Konsu- in der Ernährung menten gebündelt besonders wichtig. werden. 19 ~ 5. Notstromversorgung am Bauernhof Die Gefahr von Stromausfällen Notstrom- steigt, auch ein großflächi- versorgung trägt ger Blackout ist eine reale zur Versorgungs- Bedrohung. Die Land- und Sicherheit bei! Forstwirtschaft muss sich für diese Fälle rüsten. Dabei gilt es vor allem die Eigenstrom-Ver- sorgung am Bauernhof auszubauen und die Stromversorgung durch Notstroman- schlüsse auf Bauernhöfen abzusichern. UNSER PROJEKT: Ausbau der Versorgungs- Sicherheit durch einen Zuschuss für Um- bauten zur Notstromversorgung, damit die bäuerlichen Betriebe im Fall eines längeren Stromausfalls ihre systemrelevanten Funk- tionen aufrechterhalten können.
D IE ER S T E N P R O JE K T E : 7. Bildungs-Scheck für Jung-Übernehmerinnen und Jung-Übernehmer Fachliche und unterneh- merische Kompetenz Jährlich werden sind gefragt, um den 150 bis 200 Betriebe 6. Referat für Agrarkommunikation eigenen Betrieb übergeben. 100 % davon in der Landwirtschaftskammer erfolgreich in die Zu- brauchen eine klare kunft weiterentwickeln Strategie für ihre Durch eine professionelle Kommunikation zu können. Gerade Zukunft! kann das Bewusstsein für den Wert und Jung-Übernehmerinnen die Leistungen der bäuerlichen Land- und und Jung-Übernehmer Forstwirtschaft in der Gesellschaft gestärkt sind gefordert, eine klare Stra- werden. Die Landwirtschaftskammer als tegie für ihren Betrieb festzulegen. Interessenvertretung ist hier zweifach gefor- dert: indem man nach außen hin professionell UNSER PROJEKT: Ab Herbst 2021 erhalten kommuniziert und in der Berufsgruppe alle Hofübernehmerinnen und Hofüberneh- den Boden für mehr Dialog-Kom- mer im Zuge der Übergabeberatung einen petenz aufbereitet. Bildungsscheck im Wert von 200 Euro für Rund 30 % der spezifische Bildungsangebote zur Stärkung Bevölkerung haben UNSER PROJEKT: Bündelung der unternehmerischen Kompetenz. keinen direkten Kontakt der Öffentlichkeitsarbeit 20 zu einem Bauern oder und Stärkung der Kampag- ~ einer Bäuerin. nenfähigkeit durch die Einführung eines Referats 8. Machbarkeits-Studie für für Agrarkommunikation in der Holzdiesel-Produktion LK Kärnten. Durch den Klimawandel ist in Zukunft mit mehr Energieholz zu rechnen. Mittels Fischer- Tropsch-Verfahren kann dieses Holz zu Holz- diesel synthetisiert werden, der 90 % weniger CO2-Emissionen verursacht als herkömmli- cher Diesel und für Traktor-Motoren problem- los einsetzbar ist. Eine Studie der TU Wien (2020) zeigt, dass Österreichs Landwirtschaft sich mit 9 dezentralen Holzdieselanlagen selbst mit Treibstoff versorgen könnte. Aus 4 kg Holz kann 1 Liter UNSER PROJEKT: Im Rahmen einer Mach- Holzdiesel barkeits-Studie soll festgestellt werden, hergestellt ob eine genossenschaftliche Holzdiesel- werden. Anlage in Kärnten (und der Steiermark) sinnvoll wäre. Das trägt zur Positionierung Kärntens als Bioökonomie-Bundesland bei.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 9. Maßnahmenpaket „Tierärztinnen und Tierärzte am Land“ Wie die Statistik zeigt, droht Kärnten in den nächsten Von 17.475 10 Jahren eine Pensionie- Betrieben halten rungswelle bei Nutztier- mehr als 10.000 ärzten. Insbesondere in Nutztiere und sind auf entlegenen Regionen tierärztliche Versorgung wird die tierärztliche Ver- angewiesen. sorgung eine zunehmende Herausforderung bis 2030. UNSER PROJEKT: Gemeinsam mit allen Verantwortlichen wollen wir ein Maßnah- menpaket für auf den Weg bringen, das die flächendeckende tierärztliche Versorgung 10. Schutz des Eigentums stärken sicherstellt. Der Trend zum Wandern, Mountainbiken, Touren-Ski etc. birgt Konfliktpotenzial zwi- schen Freizeitsporttreibenden und Grund- besitzenden. Es braucht ein neues Bewusstsein in der Bevölke- 21 Eigentum rung, dass es Respekt und ~ braucht Schutz: Rücksicht braucht, wenn 87 % der Landesfläche das bäuerliche Eigentum werden von den – unsere Produktionsgrund- bäuerlichen Betrieben lage – betreten wird. bewirtschaftet. UNSER PROJEKT: Einrichtung der Plattform „Respektiere deine Grenzen“ für mehr Respekt und Rücksicht in Kooperation zwischen Land Kärnten, Landwirtschaftskammer, Jäger- schaft und alpinen Vereinen. „Die einen warten zu, dass sich die Zeiten wandeln, die anderen packen an und handeln.“ Dante Alighieri
S TAT US QUO Unsere Land- und Forstwirtschaft heute So vielfältig die heimische Land- und Forstwirt- schaft ist, so vielfältig sind auch die Herausforde- 67 % rungen, denen sich die Bäuerinnen und Bauern Bäuerinnen und Bauern täglich stellen müssen. Klimawandel, Wettbewerbs- arbeiten im Nebenerwerb. druck und steigende gesellschaftliche Ansprüche drängen viele Betriebe zum Um- bzw. Weiterden- ken. „Wie kann mein Betrieb zukünftig mithalten?“, fragen sich viele Bäuerinnen und Bauern. Klar ist, 5,1 Landwirtschaftsbericht 2019, Grüner Bericht 2020, KeyQuest, 2016 dass Regionalität und Qualität in der Bevölkerung einen immer höheren Stellenwert einnehmen, das stellt eine gute Ausgangsbasis dar. Diversifizierung, Personen leben im d. h. neue Produkte und Dienstleistungen, bieten Durchschnitt auf 22 Kärntens Höfen. Chancen für zusätzliche Wertschöpfung und Stabi- ~ lität des Betriebes. Ob im Voll- oder Nebenerwerb, bio oder konventionell, Ackerbau oder Viehhaltung – Kärntens Landwirtschaft ist von Vielfalt gekenn- zeichnet und von Qualität geprägt. 27 % weibliche Betriebsführerinnen 17.475 Österreichischer Durchschnitt: 31 % land- und forstwirtschaftliche Betriebe gemäß Agrarstruktur- Teilerhebung 2016 47 % 39.288 der befragten Bäuerinnen in Kärnten haben einen Matura- bzw. Hochschul Personen sind in der abschluss (österreichweit Land- und Forstwirtschaft tätig, nur 34 %). 88,5 % davon sind Familienarbeitskräfte.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 10.361 Neben der Urproduktion spielen auch der Frem- denverkehr (Urlaub am Bauernhof, Almhütten- INVEKOS-Betriebe, davon 1.869 vermietung, Freizeitaktivitäten), die Verarbeitung biologisch bewirtschaftet. Mehr und der Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse als zwei Drittel der Betriebe (Direktvermarktung in allen Variationen) sowie sind Bergbauernbetriebe, davon die Lohnarbeit (Maschinenring, Kommunaldienst, entfallen 36 % der INVEKOS-Be- Winterdienst) eine entscheidende Rolle. Kärnten triebe auf die hohe Erschwernis- hat den höchsten Anteil an Betrieben mit landwirt- kategorie 3 und 4. schaftlichen Nebentätigkeiten in Österreich. Die Rolle der Bäuerinnen auf den Kärntner Höfen ist zentral. Sie sind nicht nur oft (Teil-) Eigentümerinnen, sondern als Ehepartnerin/ Lebensgefährtin z. B. auch wahlberechtigt zur LK-Wahl. Rund 2/3 der Bäuerinnen sind aus- schließlich als Bäuerin tätig, und nur ca. 1/3 € 2.400 gehen einer außerbetrieblichen Tätigkeit nach. agrarische Wertschöpfung Rund die Hälfte der Kärntner Bäuerinnen en- je Hektar. Damit ist Kärnten gagiert sich ehrenamtlich in Organisationen. Schlusslicht in Österreich. 16 % 23 € 739,3 Mio. Betriebsformen der ~ Kärntner Land- und Forstwirtschaft 55 % Forstwirtschaft an Produktionswert erwirtschaftet die Kärnt- ner Land- und Forstwirtschaft (414,5 Mio. 29 % Futterbau Euro Landwirtschaft, 324,8 Mio. Euro Forst- Andere wirtschaft; Landwirtschaftsbericht 2019). Kärntens Landwirtschaft ist extensiv. Die Einkom- menssituation laut Buch- führungsergebnissen ist dadurch angespannt und liegt im langjährigen Ver- gleich unter dem Bundes- mittel.
STATUS QU O 57 % 144.374 ha der Agrarstrukturbetriebe sind viehhaltend. Da- Grünland inkl. Almfutterflächen und 59.273 ha von halten 38,8 % Rinder, 17,9 % Schweine, 11,8 % Ackerland bewirtschaften Kärntens Bäuerinnen Schafe, 5,7 % Ziegen und 31,9 % Hühner. Die und Bauern (INVEKOS 2019). Der Großteil der Flä- Mutterkuhhaltung nimmt in Kärnten seit 1998 chen dient als Futtergrundlage für die Tierhaltung. einen hohen Stellenwert ein: Von den gehalte- 37 % der Ackerflächen sind Feldfutterbau (13 % nen Kühen entfallen 57,5 % auf Mutterkühe und Silomais, 24 % sonstiger Feldfutterbau). Dominante 42,5 % auf Milchkühe. Die Geflügelmast gewinnt Kultur im Ackerbau ist der Körnermais (16.024 ha), zunehmend an Bedeutung. Von 2010 auf 2016 gefolgt von Futtergetreide (9.855 ha), Brotgetreide stieg die Anzahl der Mastgeflügelhalt um 29 % an. (4.369 ha) und Ölfrüchten (4.164 ha). 16 % der Landesfläche liegt im Almbereich. Von der gesamten Almfläche (151.000 ha) wird ein Drittel (50.249 ha) als Weidefläche ausgewiesen. 37 % der INVEKOS-Betriebe (3.810) treiben Tiere auf die Alm, davon entfallen rund 43 % (1.621) auf den Bezirk Spittal. Kärntens Agrar- 250 außenhandel 24 nach Ländern ~ 85 % 200 2018 (in Mio. EUR) 150 Import 100 Export Für 85 % der Bevölkerung ist der Beruf „Bäuerin/ Bauer“ für die Gesellschaft besonders wichtig. 50 Damit sind nur Ärztinnen/Ärzte mit 89 % relevan- ter für die Gesellschaft. DEU ITA SLO 94 % 4,6 % der Bevölkerung sehen Land- der Bruttowertschöpfung Kärntens werden durch wirtschaft als positiv an, davon die Land- und Forstwirtschaft ausgelöst. Rund 34 % sogar als sehr positiv. jeder zehnte Arbeitsplatz in Kärnten steht in Zu- Damit liegt Österreich im Ver- sammenhang mit dem Agrar- und Forstsektor. gleich mit anderen Ländern im Die öffentlichen Gelder für das Programm der Spitzenfeld. ländlichen Entwicklung (ca. 20 Mio. Euro) bewirken eine Bruttowertschopfung von ca. 260 Mio. Euro.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 44 % 53 % (324,8 Mio. Euro) des land- und forstwirt- der thermischen Energie Kärntens schaftlichen Produktionswertes entfallen auf stammen aus Biomasse. Bei der die Forstwirtschaft. Im zehnjährigen Durch- Verwendung von Holz als Energie- schnitt werden jährlich rund 2,5 Mio. Euro träger liegt Kärnten österreichweit im Erntefestmeter Holz geerntet. Das entspricht Spitzenfeld. nur rund 70 % des Zuwachses. Die Schadens- ereignisse und damit der Schadholzanfall nahmen in den letzten Jahren vermehrt zu, was zu ökonomischen Einbußen (schlechter Durchschnittspreis) führte. Kärnten verfügt über eine ausgesprochen potente, aber sehr konzentrierte Sägeindust- rie. Auch die holzverarbeitende Industrie (z. B. Leimbinder, 62 % KVH- und BSH-Holz) hat überregionale Bedeutung. Die Verwendung von Holz Mit 62 % der Landesfläche hat Kärn- am Bau ist ausbaufähig. ten nach der Steiermark den zweit- größten Waldanteil in Österreich. Der Wald wächst um ca. 1.000 Hektar pro Jahr. 25 Die Produktionsstruktur folgt den natur- ~ räumlichen Gegebenheiten und Produkti- onsbedingungen. Oberkärnten kennzeichnet die Alm- und Grünlandwirtschaft und damit verbunden die Haltung von Raufutterver- zehrern, insbesondere die Rinderhaltung. 150 Kärntens Agraraußen- Veredelungsbetriebe (Schweine, Geflügel) handel nach Produkten sowie Ackerbau verbunden mit Rinder- 125 2016 (in Mio. EUR) haltung prägen die Region Mittelkärnten. Unterkärnten charakterisiert neben man- 100 nigfaltiger Viehhaltung (Rinder, Schweine, Hühner...) der Obst- und Ackerbau, auch die 75 große Vielfalt, beispielsweise in Form von Spezialkulturen. 50 25 Import Export Fleisch- und Milch und Getreide Obst und Gemüse Fisch Schlachter- Milch- Nüsse zeugnisse erzeugnisse
HE RAUSF ORDERUNG EN Herausforderungen der Zukunft HERAUSFORDERUNG Die größten Herausforderun- gen für die Kärntner Land- und Klimawandel Forstwirtschaft – was bedeuten sie für unsere Bäuerinnen und Der Klimawandel ist eine der brennendsten Zu- Bauern? kunftsfragen für die Land- und Forstwirtschaft. Für Kärnten wird bis zur Mitte des Jahrhunderts eine doppelt so hohe Klimaerwärmung prog- nostiziert wie für den globalen Durchschnitt. Die dadurch verlängerte Vegetationsdauer und die deutliche Zunahme von Niederwasser und Hit- ze- und Trockenheitsperioden sowie Unwetter- ereignissen mit Schäden an land- und forstwirt- schaftlichen Kulturen und der Infrastruktur im ländlichen Raum sind zentrale Veränderungen. WAS HEISST DAS FÜR UNS 26 BÄUERINNEN UND BAUERN IN KÄRNTEN? ~ Wir Bäuerinnen und Bauern sehen uns im Kampf gegen den Klimawandel als wichtigen Teil der Lösung. Unsere heimischen Lebens- mittel haben schon jetzt die beste CO2-Bi- lanz Europas. Unser heimisches Holz ist der klimaneutrale Rohstoff der Zukunft. Unsere Flächen liefern Energie und Rohstoffe für eine Wirtschaft ohne Öl und Gas. In vielen Bereichen sind wir von den Veränderungen des Klimas direkt betroffen und müssen uns an die Auswirkungen des Klimawandels an- passen. Damit auch unsere nachfolgenden Generationen von unseren Tieren, Feldern und Wäldern leben können, brauchen wir klimafittes Grünland, klimafitten Ackerbau und klimafitte Wälder. Wir nehmen aber auch unsere Verantwortung wahr und leisten einen Beitrag im Kampf für eine klimafitte Zukunft.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 HERAUSFORDERUNG HERAUSFORDERUNG Versorgungssicherung Wettbewerbsfähigkeit Die Versorgungssicherung mit heimischen Le- Die heimischen Betriebe stehen wirtschaftlich bensmitteln ist mit der Coronakrise seit langem unter Druck: Die Globalisierung, die kleinen Be- wieder einmal in das gesellschaftliche Bewusst- triebsstrukturen mit oft extensiver Produktion sein gerückt. Es gibt viele Produktgruppen, bei im Nebenerwerb, die Lage in benachteiligten denen Kärnten eine geringe Selbstversorgung Gebieten, die nachteilige Stellung in der heimi- hat. Versorgungssicherheit bedeutet in Zeiten schen Wertschöpfungskette und hohe Auflagen des Klimawandels und möglicher Krisenszena- und Bürokratie bei gleichzeitig offenen Märkten rien jedoch auch eine möglichst hohe Selbstver- erschweren die Erwirtschaftung eines Haus- sorgung. Zu ihrer Absicherung braucht es ein haltseinkommens. klares Bekenntnis von Gesellschaft und Politik, sowie die Unterstützung bei Auflagen, Zulas- WAS HEISST DAS FÜR UNS sungen etc., um Versorgungssicherung auch zu BÄUERINNEN UND BAUERN IN KÄRNTEN? ermöglichen. Wir Bäuerinnen und Bauern brauchen ein Familieneinkommen zum Leben. Um den 27 WAS HEISST DAS FÜR UNS ständigen Wettbewerbsdruck zu mindern, ~ BÄUERINNEN UND BAUERN IN KÄRNTEN? braucht es entsprechende Rahmenbedingun- Wir Bäuerinnen und Bauern wollen einen we- gen auf österreichischer und europäischer sentlichen Beitrag zur Krisensicherheit leisten Ebene. Wir wollen den Trend zur Regionalität und die Kärntnerinnen und Kärntner mit qualita- noch besser in bäuerliche Wertschöpfung tiv hochwertigen Lebensmitteln und Rohstoffen umwandeln und heimische Lebensmittel ge- versorgen. Um die Versorgungssicherheit zu meinsam mit unseren Verarbeitungspartnern erhöhen, wollen wir als bäuerliche Familienbe- in Wert setzen. Wir setzen auf die landwirt- triebe ein breites Angebot regionaler Produkte schaftliche Diversifizierung und Innovation. anbieten und gezielt durch Nischenprodukte Gleichzeitig wollen wir den Dialog mit Kun- den Selbstversorgungsgrad erhöhen. Wir wol- dinnen und Kunden suchen, um die In-Wert- len bei der Bevölkerung noch mehr Bewusst- Setzung der Mehrleistungen unserer Land- sein für die Bedeutung und den Wert einer wirtschaft nachhaltig sicherzustellen. starken regionalen Landwirtschaft schaffen. In diesem Zusammenhang müssen auch wir Bäuerinnen und Bauern als Vorbild dienen und unsere Produkte selbst regional einkaufen. Mit einer kreislauforientierten Produktion auf eige- nem Grund und Boden und der Vorsorge gegen Energieausfälle wollen wir auch in Krisenfällen die Bevölkerung möglichst weitgehend aus den eigenen Ressourcen ernähren können.
H ER AU S F OR D E R U N GE N HERAUSFORDERUNG HERAUSFORDERUNG Lebensqualität Bauernhof Druck auf das Eigentum Hohe Arbeitsbelastung, wirtschaftlicher Der Druck auf das Eigentum steigt, der Res- Druck, familiäre Verhältnisse und das Gefühl, pekt vor fremdem Eigentum sinkt. Konflikte es der Bevölkerung nicht mehr recht ma- durch Freizeitaktivitäten wie Mountainbiking, chen zu können, führen zu Resignation und Tourengehen und Wandern (mit Hund) stehen mangelndem Selbstwert. Dazu kommen oft mittlerweile auf der Tagesordnung. Große Mehrfachbelastung durch Berufstätigkeit und Beutegreifer (Wolf/Bär) bedrohen die Bewirt- Nebenerwerb. schaftung der Almflächen. Ein weiterer Punkt ist die mangelnde Wertschätzung und aus- WAS HEISST DAS FÜR UNS baufähige finanzielle Abgeltung für die Arbeit BÄUERINNEN UND BAUERN IN KÄRNTEN? in der Pflege der Natur- und Kulturlandschaft. Auch wir Bäuerinnen und Bauern brauchen manchmal eine Auszeit und wollen auch WAS HEISST DAS FÜR UNS einmal durchatmen können. Die tägliche BÄUERINNEN UND BAUERN IN KÄRNTEN? 28 Arbeitsbelastung trägt sich leichter, wenn sie Wir Bäuerinnen und Bauern wollen auch in ~ gemeinsam geschultert wird. Dafür wollen Zukunft selbstbestimmt über unser Eigen- wir vermehrt auf Kooperationen und Zusam- tum an Grund und Boden verfügen, das als menarbeit mit anderen Betrieben in Produkti- Grundlage für unsere bäuerliche Familien- on, Veredelung und Vermarktung setzen. Mit landwirtschaft dient. Wir wollen unsere den Jungen wollen wir in guten Austausch wunderbare Kulturlandschaft auch weiterhin auf Augenhöhe treten, unsere Erfahrungen durch Bewirtschaftung pflegen und die na- teilen und Zutrauen in die nächste Genera- türlichen Lebensgrundlagen durch nachhal- tion haben, damit wir unsere Betriebe und tige Produktion schützen. Wir wollen dafür unser Lebenswerk einmal mit gutem Gewis- eine gerechte Anerkennung und ein neues sen übergeben und unseren wohlverdienten Bewusstsein für die erforderliche Rücksicht- Ruhestand genießen können. Die Wertschät- nahme, wenn Menschen auf unseren Eigen- zung für unsere tägliche Arbeit, die wir uns tumsflächen zu Gast sind. von der Gesellschaft wünschen, wollen wir uns auch selbst entgegenbringen und unsere Leistungen mit Stolz vor den Vorhang holen.
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 HERAUSFORDERUNG HERAUSFORDERUNG Trend zu neuen Ernährungsmustern Abwanderung und Demografie Die regionale Herkunft hat bei Konsumentin- Kärnten ist das einzige Bundesland, für das nen und Konsumenten in ihrer Kaufentschei- in Zukunft ein Bevölkerungsrückgang prog- dung einen immer größeren Stellenwert. Auch nostiziert wird. Bis 2040 wird nicht nur die die Themen Tierwohl und Bio werden immer Einwohnerzahl um 2,3 % sinken, sondern die wichtiger. Die Nachfrage nach Gemüse, Fisch, Gesellschaft auch zunehmend veralten, Junge Geflügel, Wild etc. ist steigend, aber nach wie wandern ab. Der demografische Wandel trifft vor ein Nischenmarkt. Auf der anderen Seite vor allem den ländlichen Raum – die Heimat geht jedoch die Nachfrage nach u. a. Schwei- der Land- und Forstwirtschaft. Die Daseins- nefleisch zurück, und die gestiegenen Qua- vorsorge am Land (Basisdienstleistungen, litäts- und Haltungsanforderungen werden Infrastruktur etc.) wird zunehmend in Frage finanziell nicht genügend honoriert. gestellt. WAS HEISST DAS FÜR UNS WAS HEISST DAS FÜR UNS BÄUERINNEN UND BAUERN IN KÄRNTEN? BÄUERINNEN UND BAUERN IN KÄRNTEN? 29 Wir Bäuerinnen und Bauern wollen die Wir Bäuerinnen und Bauern leben und ~ Herausforderung annehmen und den sich än- arbeiten im ländlichen Raum und sind in dernden Ansprüchen der Gesellschaft an eine unseren Regionen tief verwurzelt. Unsere gesunde und umweltverträgliche Form der Arbeitsplätze sind auch unser Zuhause. Als Nahrungserzeugung gerecht werden. Gleich- bäuerliche Familienbetriebe setzen wir alles zeitig fordern wir gegenüber der Gesellschaft daran, gleichwertige Lebensverhältnisse zu aber auch ein, dass dieser Mehraufwand schaffen. Wir wollen auch unseren Kindern finanziell honoriert wird und unsere Lebens- als jungen Hoffnungsträgerinnen und Hoff- mittel transparent gekennzeichnet wer- nungsträgern in den ländlichen Regionen den. Wir wollen mit neuen Produkten neue eine hohe Lebensqualität bieten. Dazu sind Ernährungstrends authentisch antizipieren wir bestrebt, gemeinsam mit der Bevölke- und Konsumentinnen und Konsumenten in rung geeignete Rahmenbedingungen für die Lebensmittelproduktion einbinden. Dazu einen attraktiven Lebensraum zu erarbeiten wollen wir aktiv den Dialog mit der Gesell- und umzusetzen. schaft suchen und bäuerliche Genussmittel in ihrer Vielfalt und Ursprünglichkeit der Be- völkerung zugänglich machen.
D I E JUG END Das Plädoyer der Jungen für die Zukunft Eine erfolgreiche Zukunft für Kärn- QUALITÄT: Unsere heimischen tens Land- und Forstwirtschaft Produkte sind die Besten! braucht die Tatkraft, den Mut und Regionale Qualität braucht mehr Wert- die Leidenschaft der bäuerlichen Ju- schätzung. Grundlage dafür ist noch mehr gend. Es ist daher besonders wich- Bewusstseinsbildung für den Mehrwert tig, die Stimme der Jungbäuerinnen heimischer Lebensmittel in der Gesellschaft. und Jungbauern genau zu hören Abgestimmt auf das Alter von Kindern und und damit den Boden für die Zu- Jugendlichen muss diese Bewusstseinsbil- kunft der Land- und Forstwirtschaft dung schon in der Schule beginnen. Ziel- in Kärnten zu bereiten. gerichtete Initiativen wie der Tag der offenen Stalltür, Urlaub oder Schule am Bauernhof eröffnen die Welt der Landwirtschaft auch für Gefragt nach den für sie persönlich wichtigsten jene, die sie nicht wie wir vor der Tür haben. drei Themen für die Zukunft der Kärntner Land- Mehr Aufklärung braucht es dafür auch in den und Forstwirtschaft wird die Vielfalt sichtbar, eigenen Reihen: Die Bedeutung der Direktver- über die sich die bäuerliche Jugend Gedanken marktung für die regionale Landwirtschaft, 30 macht. Regionalität und Heimat sind dabei die Verantwortung für die eigenen Produkte ~ zentrale Werte, auf die sie eine erfolgreiche auch nach dem Hoftor, der Stolz auf die ver- Zukunft aufbauen wollen. Mit viel Engagement edelten Produkte aus den eigenen Rohstoffen zeigen sie ihre Ziele und den Weg dahin auf. – all das sind klare Botschaften, mit denen wir
ZUKUNFT LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT 2 30 SCHÜTZEN PRODUKTIV HERAUSFORDERND EROSIONSSCHUTZ LEBENSMITTEL REGIONALITÄT BIODIVERSITÄT AUTHENTISCH BIOLOGISCH ZUSAMMENARBEIT DYNAMISCH HERKUNFTSKENNZEICHNUNG ESSENZIELL KLIMASCHUTZ HEIMAT VIELFALT POSITIV DENKEN INNOVATIV DIGITALISIERT BEWUSSTSEINSBILDUNG BILDUNG REGIONAL EXTENSIV LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NACHHALTIG SPANNEND KULTUR LANDJUGEND KLIMAAKTIV ZUKUNFTSSEKTOR NÜTZEN FREUDE WAHRNEHMUNG KLIMAFIT TIERWOHL MULTIFUNKTIONALITÄT ganz einfach schon in unserem Umfeld große Erfolgsmodell! Sie bringen Bäuerinnen und Effekte erzielen können. Wir Bäuerinnen und Bauern mit Konsumentinnen und Konsumen- Bauern selbst müssen die authentischen ten näher zusammen und ermöglichen uns, 31 Botschafterinnen und Botschafter für unsere unsere Geschichten zu erzählen: Storytelling, ~ heimischen Produkte sein! originelle Fotos, kurze Transportwege oder die offene Stalltür fördern die Glaubwürdigkeit, HERKUNFT: Mehr Wertschätzung das Flair und Ambiente für ein authentisches heißt mehr Wertschöpfung! Einkaufserlebnis. Daher dürfen sie nicht von Grundlage dafür ist die Erkennbarkeit von großen Handelsketten konterkariert werden! heimischen Lebensmitteln. Dazu braucht es eine verbesserte Herkunftskennzeichnung. KLIMASCHUTZ: Die Klimaveränderungen Ihre Einführung bei verarbeiteten Lebensmit- sind Herausforderung und Chance zugleich! teln, Gemeinschaftsverpflegung und Gastro- Der Klimawandel fordert uns im Wald, am nomie holt unsere Leistung und die Qualität Feld, im Stall. Mit klimaresistenten und stand- unserer Produkte vor den Vorhang. Konsu- ortangepassten Sorten und Arten sichern wir mentinnen und Konsumenten sind aufgeru- den Ertrag unserer Wiesen und Äcker und fen, transparente Herkunftskennzeichnung richten deshalb schon heute in Züchtung und einzufordern: Wer im Gasthaus nachfragt, Beratung unser Augenmerk auf wärmelieben- zeigt, dass das Interesse für die Herkunft vor- de Kulturen wie Soja, Wein und Gemüse. Auch handen ist! Und erst wer weiß, wer hinter den exotische Kulturen wie Melonen, Artischocken Produkten steckt, bekommt Lust, auch beim oder Ingwer halten Einzug auf Kärntens Fel- eigenen Einkauf noch mehr auf die Herkunft dern. Die neue Vielfalt auf den Ackerflächen zu achten. Selbstbedienungshütten, auch federt gleichzeitig klimabedingte Ertragsaus- als Kooperation mehrerer Betriebe, sind ein fälle ab. In der Forstwirtschaft begründen wir
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