UWe Unser Weg Das BDKJ-Journal im Bistum Mainz
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UWe Das BDKJ-Journal im Bistum Mainz >> Unser Weg 04 I Oktober, November, Dezember 2019 I 65. Jahrgang G 12 896 I www.bdkj-mainz.de IENST AUSLANDSD Plätze frei Es sind noch in 2020! für ein SDFV * über Bethlehem LSBT*IQ zum Thema machen >> Seiten 04 – 21
02 EDITORIAL INHALT 03 EDITORIAL BRENNPUNKT 04 Leitartikel Queere Jugendliche zur Sprache bringen Liebe Leserin, 08 10 Interview „Jeder Mensch ist wichtig und sollte angesprochen werden“ Geschlecht und Jugendverbandsarbeit „Mann – Frau?“ lieber Leser! 12 Glossar Kommunikation ermöglichen und erleichtern 16 Poster Welcome >> Das Gendersternchen, das wir seit der letzten BDKJ-Diözesanversammlung 18 Statements Wie stehe ich zur gendergerechten Sprache? Simone Brandmüller verwenden, mag manche Leser*innen irritieren oder nerven weil es den Lese- fluss stört. Wir finden es dennoch wich- 04 20 21 Kommentar Stern* über Bethlehem Anzeige LGBT*Q in Deutschland – Bildungsurlaub in Hamburg Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit tig, den * zu setzen, um deutlich zu machen, dass im BDKJ Diözesanverband Mainz alle Jugendlichen und jungen Er- wachsenen unabhängig von ihrem Ge- schlecht und ihrer sexuellen Identität, angesprochen werden. Im Schwerpunkt „* über Bethlehem“ BDKJ machen wir LSBT*IQ zum Thema. Chris Hey-Nguyen (Landesstelle „Que- 22 Personalien Neue Mitarbeiter*innen ere Jugendarbeit“) zeigt im Leitartikel „Queere Jugendliche zur Sprache brin- 22 WfÄ-Teamwochenende Ziele brauchen Taten gen“ (Seite 4), wie Verbände Ausgren- 23 #N21C Netzwerk 21 Camp zung von queeren Menschen vermeiden können. 23 Netzwerktreffen Das Netzwerk zieht Bilanz Im Interview „Jeder Mensch ist wich- 24 SDFV in Bolivien „Ich genieße jeden Tag mit den Kindern und den Freiwilligen“ 24 tig und daher sollte jeder Mensch auch angesprochen werden“ (Seite 8) erzählt 26 Medienpreis Bambi 72-Stunden-Aktion ausgezeichnet Chris Berger (Queeres Zentrum Darm- 26 Jugendaktion 2020 „Gib Frieden!“ stadt), wann man mit queeren Jugend- lichen auf jeden Fall ins Gespräch kom- men sollte. Wie Geschlecht und Jugendverbands- arbeit funktionieren kann, erklärt Man- dy Lindner (Referentin für Geschlechter- pädagogik und Gender-Mainstreaming) am Beispiel der Katholischen jungen Ge- VERBÄNDE meinde (KjG) in ihrem Artikel „Mann – Frau?“ (Seite 10). 27 KLJB – Jubiläum 60 Jahre KLJB Mainz Um die Kommunikation rund um die 28 KJG – Strukturwandel in der Kirche „Steh auf und geh“ geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu erleichtern, gibt es ein Glossar (Seiten 28 KJG – #trashtalk Abend mit wastelandrebel zum Thema Zero Waste 12 bis 15). 29 KJG – International Erfolgreiche Jugendbegegnung mit Xavéri Rwanda Mit „Stern* über Bethlehem“ (Seite 20) gibt BDKJ-Diözesanpräses Mathias Berger einen weihnachtlich-theolog- ischen Kommentar zum Thema. 27 30 30 PSG – Jahresmotto NATÜRlich PSG – Pfadfinderinnen in IHREM Element PSG – Klausurtag Gemeinsamer Blick in die Zukunft Ich wünsche allen Leser*innen eine anregende Lektüre. Dass sich alle Jugendlichen und junge Erwachsenen in all ihrer Vielfalt bei den Angeboten des BDKJ Diözesanverband Mainz herz- II lich willkommen fühlen. INTERN 31 Termine Veranstaltungen und Ankündigungen 04.2019 I UWe – Unser Weg UWe – Unser Weg I 04.2019
04 BRENNPUNKT BRENNPUNKT 05 Queere >> Queere Menschen und vor allem queere Jugendliche erfahren liche auf. Sie führen einerseits dazu, dass die Jugendlichen Angst nach wie vor Ausgrenzung und Diskriminierung. Während manche haben, über ihre sexuelle Orientierung zu sprechen und anderer- Formen der Benachteiligung sehr offensichtlich sind, gibt es seits dazu, dass sich die Jugendlichen selbst mit diesen Stereo- auch Formen der Ausgrenzung, die unabsichtlich geschehen und typen konfrontieren und sie ggf. auch selbst verinnerlichen. auf den ersten Blick oft unbemerkt bleiben. Und um Probleme Der sogenannte Minderheitenstress, den LSBT*IQ-Jugendliche zu bemerken, braucht es oft jemanden, der sie zur Sprache erleben, setzt sich aus erlebten und erwarteten Diskriminie- bringt. Im Falle von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sind rungserfahrungen zusammen. Die Jugendlichen fühlen sich oft eine Tabuisierung und negativ erwartete Folgen von Coming- nicht sicher und in der Konfrontation mit Stereotypen kann das Jugendliche outs jedoch Faktoren, die Jugendliche oft davon abhalten, diese Selbstbild stark leiden, insbesondere, wenn die Stereotype ver- Probleme zur Sprache zu bringen. Viele queere Jugendliche ver- innerlicht werden. Dies kann in einigen Fällen auch dazu führen, heimlichen ihre sexuelle Orientierung und/oder geschlechtliche dass sich die Jugendlichen selbst abwerten und sorglos mit sich Identität oft mehrere Jahre lang, bevor sie ihr Coming-out haben selbst umgehen. Ein vierfach höheres Suizidrisiko und ein grö- und viele Jugendliche ziehen sich aus Milieus zurück, in denen ßeres Risiko für Drogenkonsum, kann auf diesen Minderheiten- sie Diskriminierung befürchten. stress zurückgeführt werden. Dieser Artikel will über die Lebenssituation von queeren Gegen die Verinnerlichung von Stereotypen und Selbstab- Jugendlichen informieren und Anregungen für einen Ausweg aus wertung hilft Selbstermächtigung und Selbstbewusstsein. Die dem Schweigen liefern. Jugendlichen müssen verinnerlichen, dass sie gut so sind, wie sie sind. Damit Jugendliche zu sich selbst stehen und für sich selbst einstehen können, ist ein Coming-out fast unumgänglich. Grundsituation queerer Jugendlicher Bildungsarbeit kann unterstützen, indem Stereotype, deren Her- zur Sprache Insofern man das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in kunft und Problematik thematisiert wird und die Jugendlichen den eigenen Verband und die Arbeit im Verband einbringen will, erkennen, dass nicht sie das Problem sind, sondern die gesell- ist es wichtig sich einen Überblick über Grundvoraussetzungen schaftlichen Verhältnisse. und die aktuelle Situation zu verschaffen. Queere Jugendliche wollen und brauchen genau das gleiche, Lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche gehen in ihrem wie heterosexuelle Jugendliche, nämlich u. a. andere Jugendliche Aufwachsen oft zunächst davon aus heterosexuell zu sein. Meist kennenlernen, Partnerschaften ausprobieren, sich verlieben, sind die Geschwister, Eltern, Großeltern und Freunde der Eltern flirten und sollten das ausleben können, ohne Angst vor Diskrimi- heterosexuell und alles, was nicht heterosexuell ist, wirkt ent- nierung haben zu müssen. weder sonderbar oder negativ. Vielleicht haben die eigenen Eltern schon mal kopfschüttelnder Weise über Homosexuelle gespro- chen und garantiert weiß man, dass das Wort „schwul“ auf dem Über das Thema sprechen Schulhof nichts Gutes bedeutet. Queere Jugendliche haben Am besten kann man beginnen, queere Jugendlichen im eigenen bringen dementsprechend oft keinen direkten Kontakt – oder zumindest Verband effektiv zu unterstützen, indem man das Thema sexu- keinen direkten positiven Kontakt – zum Thema, was ihnen auch eller und geschlechtlicher Vielfalt auf positive und wertschät- den Zugang zu sich selbst erschwert. zende Weise immer wieder anspricht. Je mehr Menschen sich im Auch in Filmen, Serien, Büchern und Unterrichtsmaterialien Umfeld von ungeouteten queeren Jugendlichen positiv äußern, werden queere Menschen zu selten oder gar nicht abgebildet. desto mehr Sicherheit empfinden queere Jugendliche und desto Den Jugendlichen fehlen somit einerseits Vorbilder und anderer- leichter fallen auch Coming-outs. seits fördert diese Unsichtbarkeit das Gefühl „unnormal“ zu sein. Den Jugendlichen muss vermittelt werden, dass sie sich in ei- Und schon auf der Ebene des Geschlechts sind meist nur ent- nem Umfeld befinden, in dem Menschen zu ihnen stehen, wenn weder klar-männliche oder klar-weibliche Rollenvorbilder sicht- sie sich zu ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orien- bar, bzw. werden Abweichungen davon gesellschaftlich sankti- tierung bekennen. Und sie brauchen Einzelpersonen, bei denen oniert. Ein Junge der sich „mädchenhaft“ verhält oder kleidet sie sich sicher sind, dass sie sich vertrauensvoll an sie wenden wird z. B. schnell ausgelacht, beschimpft oder angegriffen. können. Es ist für die Jugendlichen sehr hilfreich, wenn im Ver- Obwohl trans* Jugendlichen häufig schon sehr früh bewusst band eine oder mehrere Personen benannt werden, die explizit wird, dass sie sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, welches als Ansprechpartner*innen zur Verfügung stehen. Zudem ist es LSBT*IQ zum Thema machen ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, brauchen sie im Schnitt wahrscheinlicher, dass queere Jugendliche z. B. Beratungsange- oft noch länger als lesbische, bisexuelle und schwule Jugendliche, bote annehmen, wenn sie diese unbemerkt von Dritten in An- um zu ihrer queeren Identität zu stehen. Dies deckt sich mit spruch nehmen können. größeren Befürchtungen vor dem Coming-out und mehr erlebter Aufgehängte Poster, Regenbogenfahnen und ausliegende Post- Diskriminierung. karten, Broschüren, Bücher etc. können zudem deutlich machen, Text Chris Hey-Nguyen / Landesfachstelle „Queere Jugendarbeit“ Foto Sharon McCutcheon / Pixabay Stereotype verzögern nicht nur die Identitätsentwicklung wie offen der Verband als Organisation gegenüber den Jugend- vieler queerer Jugendlicher, sondern bergen auch wirkliche lichen ist und auch Signalwirkung haben, wenn nicht aktiv Gefahren für die Jugendlichen. Schwule seien u. a. angeblich darüber gesprochen wird. „krank“, „sexsüchtig“, „gefährlich“ sowie „ansteckend“. Lesben Besonders wichtig ist das aktive Besprechen von sexueller und „vermännlicht“, „sexuell traumatisiert“ und „männerfeindlich“. geschlechtlicher Vielfalt an Orten oder in Institutionen, denen Trans* Personen seien angeblich „krank“ und „wollen bloß Auf- nachgesagt wird nicht besonders LSBT*Q-freundlich zu sein. Hier merksamkeit“ und intersexuelle Menschen „ein extrem seltenes muss es die Erfahrung, welche die Jugendlichen an diesen Orten Phänomen“. Mit genau diesen Vorannahmen, die sich oft schon machen, schaffen, sich gegen die Vorannahmen durchzusetzen. über subtile Implikationen verbreiten, wachsen LSBT*IQ-Jugend- In diesem Zusammenhang ist es außerdem sinnvoll, klare und >> 04.2019 I UWe – Unser Weg UWe – Unser Weg I 04.2019
06 BRENNPUNKT BRENNPUNKT 07 „Um mit queeren Jugendlichen >> unmissverständliche Signale auszusenden. Kommuniziert man, vorhanden, dass Sprache das Potential hat zu diskriminieren. dass man die Vielfalt im Verband wertschätzt, bietet es sich an, Und wer begibt sich schon gerne in eine Situation, die von zudem klar zu benennen, dass der Verband auch für bisexuelle, Unsicherheit geprägt ist und in der man anderen schnell auf die schwule, lesbische und trans* Jugendliche offen ist, damit un- Füße tritt? im eigenen Verband ins Gespräch missverständlich deutlich wird, was mit „Vielfalt“ gemeint ist. Gerade in Strukturen, in denen das Thema weitestgehend un- Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Thema sexuelle sichtbar ist, aber eine positive Grundhaltung existiert, steht das und geschlechtliche Vielfalt sichtbar sein muss. Ganz konkret Risiko des „auf die Füße Tretens“ aber in keinem Verhältnis zum heißt dies, dass die Jugendlichen darauf aufmerksam werden großen möglichen Nutzen den es hat, das Thema zur Sprache zu kommen, braucht es müssen, wissen müssen, wo sie sich hinwenden können und ein zu bringen! Mit bestehenden Unsicherheiten kann man zunächst Konsens zu dem Thema im Verband erarbeitet wird. offen umgehen und anfangen sich langsam mehr Kenntnisse und das dazugehörige Vokabular anzueignen. Alleine im Internet finden sich etliche Glossare, Definitionen etc., die einen guten Wenn LSBT*Q untereinander sprechen Personen, die den ersten Stein Überblick darüber vermitteln, welche Worte genutzt werden LSBT*Q-Jugendliche profitieren auch maßgeblich davon, sich un- können. Durch eine Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten tereinander oder mit älteren LSBT*Q-Personen auszutauschen. besteht zudem immer die Chance, einen noch besseren Einblick Es hilft ihnen einen Ort zu haben, an dem sie sich z. B. über in die Lebenssituation von LSBT*Q Jugendlichen zu gewinnen. ins Rollen bringen.“ Diskriminierungserfahrungen austauschen können und dabei Guter Fortschritt kann z. B. auch erzielt werden, indem man umfangreich verstanden werden. Fachkräfte und Ehrenamtler*innen aus der queeren Community Gerade auch in Bezug auf die Identitätsfindung ist es sehr einlädt und Workshops anbietet. Die Landesfachstelle Hessen hilfreich, wenn LSBT*Q-Jugendliche Kontakt zu anderen LSBT*Q- „Queere Jugendarbeit“ im Hessischen Jugendring kann geeig- Personen haben können. Sie können sich dann andere zum nete Referent*innen empfehlen und bietet außerdem Beratung Vorbild nehmen, von den Erfahrungen anderer profitieren und sowie Grundlagenschulungen zu sexueller und geschlechtlicher lernen, unterschiedlichste Zugehörigkeiten aus dem LSBT*Q- Vielfalt an. Spektrum kennen. Besonders durch ein vielfältiges Umfeld kann Um zu verdeutlichen, wieso manche Wörter & Sprechweisen ständige Einigkeit darüber gibt, welcher Begriff zu bevorzugen Vor dem Hintergrund, dass sich trans* Personen meist sehr es den Jugendlichen gelingen die Selbstbezeichnung auszuma- ungeeignet sind, folgen nun einige Beispiele: ist, lässt sich jedoch festhalten, dass der Begriff „Transsexuali- früh bewusst sind trans* zu sein, muss man zudem davon ausge- chen, die am besten zu ihnen passt. Denn es gibt neben Schwu- tät“ gemieden werden sollte. Einerseits handelt es sich hierbei hen, dass trans* Personen auch schon lange vor ihrem Coming- len, Lesben und Bisexuellen ja z. B. auch noch Pansexuelle, um einen Begriff aus der Medizin – „trans*“ ist z. B. ein eher ak- out transident waren. Spricht man also über eine trans* Person Gynosexuelle, Asexuelle usw. Bi und „unentschlossen“ tivistisch geprägter Begriff – und zweitens hat Transgeschlecht- in der Vergangenheit, sollte man sie auch da als Mädchen be- LSBT*IQ-Jugendgruppen schaffen zudem einen alternativen Es kommt häufig vor, dass das Wort „unentschlossen“ scherz- lichkeit nichts mit Sexualität zu tun. Trans* Personen haben zwar zeichnen, auch wenn sie heute eine trans* Frau ist. Raum, an dem Heterosexualität die Stellung als Norm etwas ver- haft als Synonym für „bisexuell“ verwendet wird. Bedenkt man selbstverständlich eine sexuelle Orientierung, diese hat aber Durch den Einsatz von Unterstrichen oder Gendersternchen liert und oftmals die Chance geringer ist, mit z. B. Stereotypen jedoch, dass bisexuelle Menschen sich nicht „entschließen“, weil erstmal nichts mit ihrem Geschlecht zu tun. kann Sprache zudem geschlechtergerecht gestaltet werden. Mög- konfrontiert zu werden. In LSBT*IQ-Communities werden solche sie ihr sexuelles Begehren so wenig beeinflussen können wie Will man benennen, dass eine Person transident ist sollte liche genderdiverse Teilnehmer_innen (oder Teilnehmer*innen) Räume auch gerne als „Schutzräume“ bezeichnet. Sie vermitteln hetero- und homosexuelle Menschen, wird schnell deutlich, warum man sie auf keinen Fall als „Transe“ bezeichnen, sondern als an Veranstaltungen fühlen sich so schon im Vorfeld angesprochen ein (zuvor vielleicht unbekanntes) Gefühl von Sicherheit und Zu- das Wort ungeeignet ist. Zudem vermittelt „unentschlossen“, „trans* Person“, „trans* Mann“ oder „trans* Frau“. Dabei sollte und erwarten Sensibilität bei den Veranstalter*innen. Zudem gehörigkeit und stärken die Solidarität unter LSBT*IQ-Personen. dass es sich beim Bisexuell-Sein nur um eine „Phase“ handelt. man jedoch überlegen, ob es für das, was man aussagen will, werden sie in Anmeldeformularen mit mehr als zwei Optionen Wie solche Räume am besten gestaltet werden, lässt sich in Dies spricht Bisexuellen eine richtige und vollwertige sexuelle überhaupt relevant ist, dass die Person transident ist. Wenn es bzgl. des Geschlechts nicht dazu gezwungen, sich entweder als der Regel gut zusammen mit den queeren Jugendlichen erarbei- Orientierung ab und kann dadurch sehr verletzend sein. keine Rolle spielt, sollte man die Person einfach als Frau oder männlich oder weiblich anzumelden. ten. Hat man z. B. eine Gruppe von queeren Jugendlichen, in der Was sich für die einen wie ein harmloser Scherz anhört, ist für Mann bezeichnen und akzeptieren. schwule, lesbische und trans* Jugendliche aufeinandertreffen, andere vielleicht etwas, womit sie ständig konfrontiert werden. Es gibt auch trans* Personen, die sich nicht als Frau oder kann es vorkommen, dass z. B. trans* Jugendliche das Bedürfnis Mann verstehen, sondern z. B. dazwischen. Begriffe dafür sind Miteinander sprechen haben, sich nochmal gesondert untereinander zu treffen. Grund- „nicht-binär“ oder z. B. auch „genderqueer“. Oftmals wünschen Während zu Beginn eines Öffnungsprozesses viel Verantwortung sätzlich bedacht werden sollte hierbei, dass schwule, lesbische, Ist ja voll schwul! sich nicht-binäre trans* Personen mit anderen Pronomen (z. B. auf jenen liegt die das Thema einbringen, ist es mit Blick in die bisexuelle und trans* Jugendliche stellenweise unterschiedliche „Schwul“ ist auf ziemlich jedem Schulhof eine Beleidigung und „sier“ und „ihrm“ statt „sie“ und „ihr“) oder ohne Pronomen Zukunft sinnvoll, LSBT*Q-Jugendliche auch für sich selbst spre- Bedarfe haben, die dazu führen können, dass unterschiedliche wird häufig auch in Momenten verwendet, die überhaupt keinen angesprochen zu werden. Auch wenn dies am Anfang ungewohnt chen zu lassen. Gerade für Organisationen, die sich dem Thema Angebote gewünscht werden. Will man damit beginnen queere Bezug zum Thema sexuelle Orientierung haben. Die stetige erscheint und man schnell in gewohnte Sprechweisen zurück- erst nähern, kann die Partizipation von queeren Jugendlichen Jugendangebote anzubieten, spricht aber nichts dagegen, erst Verwendung des Begriffs mit negativer Bedeutung kann sich verfällt, sollte man unbedingt versuchen es umzusetzen. Nicht- großen Fortschritt bedeuten. Gleichzeitig sollten LSBT*IQ-Per- einmal queere Jugendliche ganz allgemein anzusprechen. auf schwule Jugendliche sehr schädlich auswirken. Beobachtet binäres Geschlecht ist genauso real, wie Frau oder Mann zu sein sonen nicht dazu gedrängt werden, sich dem Thema zu widmen Bedacht werden sollte aber, dass queere Jugendliche nicht man dies im Verband, bietet sich dadurch jedoch auch eine gute und man respektiert es ja auch, wenn Frauen als Frau und Män- und das Thema sollte nicht rein auf sie ausgelagert werden, nur Schutzräume brauchen, sondern auch Partizipationsmög- Gelegenheit das Thema zur Sprache zu bringen. Man könnte hier ner als Mann angesprochen werden wollen. denn geschlechtliche und sexuelle Vielfalt geht alle an. lichkeiten in Regelangeboten. direkt ansetzen und mit den Jugendlichen darüber diskutieren, Viele trans* Personen entscheiden sich zudem im Verlauf Um mit den queeren Jugendlichen im eigenen Verband ins warum sie das Wort auf diese Weise verwenden. ihres Coming-outs für einen neuen Namen. Häufig werden sie, Gespräch zu kommen, braucht es Personen die den ersten Stein Wichtig ist jedoch zu beachten, dass nicht versucht werden wenn sie sich mit ihrem Namen vorstellen, gefragt, wie denn ins Rollen bringen. Am einfachsten geschieht das, indem Offen- Richtig über das Thema sprechen sollte, das Wort „schwul“ ganz und gar zu vermeiden. Es sollte der Name ist, mit dem sie früher gerufen wurden. Doch auch heit sichtbar gemacht wird und Zielgruppen klar angesprochen Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Verband stärker zu the- eben nur richtig verwendet werden. wenn man wirklich neugierig ist und dies gern wissen will, muss werden. Am besten integriert man sexuelle und geschlechtliche matisieren, fällt vielen Menschen zunächst schwer. Die Erfah- man bedenken, dass diese Frage trans* Personen immer an die Vielfalt in die alltägliche Arbeit. Man kann in Workshops, Diskus- rung hat uns gezeigt, dass dies häufig nicht daran liegt, dass das Zeit erinnert, in der sie nicht ganz sie selbst sein konnten. Zu- sionsrunden und allgemeiner Bildungsarbeit immer mal wieder Thema nicht für wichtig erachtet wird, sondern viele Menschen Trans … und weiter? dem ist es in den allermeisten Fällen irrelevant und damit eine queere Themen integrieren und sich bei dementsprechenden zurückhaltend sind, weil sie nichts Falsches sagen wollen. Einer- Wird über trans* Jugendliche gesprochen fallen häufig auch überflüssige Frage. Schnell kann die Frage zudem den Eindruck Vorhaben auch Hilfestellung bei Fachberatungsstellen, queeren seits existiert eine gewisse Unsicherheit, bzw. Unvertrautheit, Begriffe wie „Transidentität“, „Transgeschlechtlichkeit“ oder erwecken, als würde man den selbst gewählten Namen nicht Vereinen und Akteuren queerer Jugendarbeit einholen. II im Umgang mit Begriffen und andererseits ist das Bewusstsein „Transsexualität“. Während es in trans* Communitys keine voll- ernst nehmen. Chris Hey-Nguyen ist Projektreferent beim Hessischen Jugendring (hjr), Landesfachstelle „Queere Jugendarbeit“ / hey@hessischer-jugendring.de 04.2019 I UWe – Unser Weg UWe – Unser Weg I 04.2019
08 BRENNPUNKT BRENNPUNKT 09 INTERVIEW „Jeder Mensch ist wichtig gesprochen zu sein. Ich erlebe oft, dass unsere Jugendlichen Texte kritisieren, die nicht ordentlich gegendert sind. Wichtig ist aber, nicht zu vergessen, ist wichtig und daher sollte jeder Mensch auch angesprochen werden. >> Wo siehst du besondere sprachliche sensibel sein und müssen nicht immer dominant und stark abgebildet werden. Genauso können Mädchen taff und selbst- bewusst sein. Es ist nicht mehr zeitge- und daher sollte jeder Mensch dass man diese schriftliche Offenheit Hürden und Knackpunkte hinsichtlich mäß und war unabhängig davon noch auch vor Ort zeigen sollte. Ansprech- einer geschlechtergerechten bzw. ge- nie gesund, unsere Jugendlichen in eine partner*innen sollten auch im Gespräch schlechtersensiblen Sprache? gesellschaftlich festgeschriebene Ge- auf ihren Sprachgebrauch achten und Chris Berger: Ich denke, dass der münd- schlechterrolle zu zwingen, die ihrem individuellen Charakter unter Umständen auch angesprochen werden“ zumindest das generische Maskulinum liche Gebrauch des Gender_Star* oder vermeiden. –Gap durchaus eine Hürde sein kann. Es überhaupt nicht entspricht. Grundlage hierfür ist aber, dass die ist anfangs äußerst ungewohnt, ihn auch Ansprechpartner*innen selbst auch aufge- in der gesprochenen Sprache zu benutzen >> Wohin können sich Menschen wenden, klärt sind. Das heißt natürlich nicht, dass und bedarf einer gewissen Zeit, bis man die noch weitere Fragen zu geschlechts- man eine umfangreiche Expertise mit- sich daran gewöhnt hat. Wenn man das sensibler und queerer Jugendarbeit Nachgefragt Chris Berger vom Queeren Zentrum Darmstadt über geschlechtergerechte Sprache bringen muss, aber ein gewisses „queeres Grundwissen“ sollte vorhanden sein. Zu- aber einmal verinnerlicht hat, geht einem das eigentlich leicht von der Zunge. Damit oder queeren Themen allgemein haben? Chris Berger: Es gibt verschiedene und wann man mit queeren Jugendlichen auf jeden Fall ins Gespräch kommen sollte. dem ist es auch wichtig, selbst hinter geht man dann auch schon einigen Proble- Anlaufstellen. Zum einen sind natürlich Grundsätzen wie Akzeptanz, Toleranz und men (generisches Maskulinum, Ausschluss meine Kollegin Annika Beer und ich vom Interview Anja Krieg / Referat Politische Bildung auch hinter dem Gebrauch von geschlech- durch nicht erwähnen, … ) aus dem Weg. Queeren Zentrum Darmstadt gerne be- tersensibler Sprache zu stehen. reit, bei Fragen zu helfen. Es gibt aber >> Das Queere Zentrum in Darmstadt bie- können. Hast du Tipps, worauf man bei Chris Berger: Schwierige Frage. Ich Ich gehe davon aus, dass man, wenn >> Der BDKJ-Beschluss bezieht sich auch ganz oft ehrenamtliche Angebote in tet queeren Jugendlichen und jungen klassischen Formaten wie Freizeiten kann da nur aus persönlicher Erfahrung man dies beachtet und auch authentisch auch auf Geschlechtervielfalt bei der der eigenen Stadt oder im näheren Um- Erwachsenen von 14 bis 27 Jahren Be- und Zeltlagern achten kann, damit das sprechen. Ich selbst war lange Zeit transportieren kann, als gute*r Ansprech- Nutzung visueller Bilder bspw. auf der feld, die meistens gern bereit sind zu ratung, offene Treffs und Möglichkeiten gelingt? Ministrant in meiner Pfarrei und die ab- partner*in – nicht nur von queeren Homepage, in Flyern oder in Gruppen- helfen und/oder zu kooperieren und auf zu Gruppentreffs. Warum ist dieser ge- Chris Berger: Freizeiten mit Über- lehnende Haltung der Kirche hat mich Jugendlichen – wahrgenommen werden räumen. Hast du Anregungen, was man einem hohen Niveau arbeiten. schützte Raum so wichtig? nachtungen sind oft problematische sehr mitgenommen. Ich war nie 100% re- kann. bei der Auswahl bedenken sollte? Chris Berger: Wir haben hier einen Situationen. Dabei angefangen, wie die ligiös, aber Kirche war für mich als Kind Chris Berger: Bei der Wahl von Bildern Herzlichen Dank für die spannenden Raum, in dem sie und ihre Identität und Zimmerverteilung sein wird, bis hin zur immer ein Ort der Zuflucht, der Gemein- >> Das generische Maskulinum soll ver- sollte man möglichst divers sein und mög- Einblicke, konkreten Inspirationen und Orientierung nicht als Phase abgetan, Benutzung von WC und Dusche. Bei Cis- samkeit und des Friedens. Umso härter mieden werden. Weshalb genügt es nicht, lichst darauf achten, keine – oder nicht hilfreichen Anregungen! II sondern ernst genommen werden. Sie Jugendlichen ist die rechtliche Lage ja hat es mich getroffen, als ich mich in zu wissen, dass man mitgemeint ist? nur – veraltete Stereotype zu reprodu- Chris Berger gehört zum pädagogischen Team des sind hier unter Jugendlichen, die einige noch klar formuliert, aber bei Trans*- und meinem Coming-out Prozess mit Kirche Chris Berger: Weil es wichtig ist, an- zieren. Es gibt natürlich Jugendliche, auf Queeren Zentrums in Darmstadt. Hier arbeitet er mit ihrer Probleme und Sorgen teilen und Inter*-Jugendlichen gibt es keine genaue und meinem „Schwulsein“ beschäftigt gesprochen zu werden. Wenn man nur die diese Stereotype passen, das ist auch queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen. können sich somit austauschen und auch Formulierung. habe. Bei mir ist es letztendlich darin mitgemeint wird, aber nie angesprochen in keinem Fall schlimm. Aber nicht alle Queeres Zentrum Darmstadt, fon: 0 61 51 . 97 15 632 gegenseitig unterstützen. Es ist ein Ort, Hier würde ich erst einmal mit der resultiert, dass ich mich weitestgehend wird, bekommt man nicht vermittelt, Mädchen mögen rosa, nicht jeder Junge http://www.vielbunt.org/ an dem queere Jugendliche sein können, Person selbst das Gespräch suchen. Ganz von der Kirche abgewandt habe. Mein wichtig und gewollt zu sein. Jeder Mensch spielt gerne Fußball. Auch Jungs können queeres-zentrum-darmstadt/ wer und wie sie sind. Bei uns müssen sie oft haben die Jugendlichen eine eigene Partner ist dabei in einem größeren „Es ist nicht mehr zeitgemäß keine Angst davor haben, diskriminiert, Vorstellung, mit der sie glücklich sind und Konflikt. Er hat durchaus sehr religiöse ausgeschlossen oder nicht ernst genom- die auch in der Realität gut umsetzbar ist. Ansichten und ist auch noch sehr gläubig. men zu werden. Ich habe erlebt, dass die Jugendlichen ein Es wurde bei uns schon öfter themati- Die oben genannten Erfahrungen ma- Einzelzimmer möchten, aber auch schon, siert, ob das – wer und wie wir sind – in unsere Jugendlichen in eine chen unsere Jugendlichen auch heute dass sie eine Gruppe Freund*innen haben, Ordnung ist. Es baut bei ihm oft einen leider noch viel zu oft. Es sind auch diese mit der sie gern das Zimmer teilen wollen. hohen Leidensdruck auf. Ich denke, dass Erfahrungen, die sie verunsichern, die Beim WC wird in der Regel das benutzt, einige Jugendliche einen ähnlichen Kon- Angst vor dem Coming-out steigern und das zur Geschlechtsidentität passt. Das flikt durchleben oder durchlebt haben. gesellschaftlich festgeschriebene dafür sorgen, dass sie sich als ganze Per- Duschen ist dann schon problematischer. son nicht ungehemmt im Ganzen erfahren Viele Jugendliche wollen nicht vor der >> Im Beschluss „Sprache schafft Reali- und erleben können. Die „queere Identi- Gruppe geoutet werden und somit ist tät. Geschlechtervielfalt in Wort, Bild tät“ wird oft vor anderen geheim gehal- eine offene Thematisierung schwierig. Je und Schrift!“ formuliert der BDKJ Geschlechterrolle zu zwingen, die ten. Bei uns haben sie die Möglichkeit – nach Anzahl ist die Einführung von festen Mainz, dass die Jugendverbände Zu- zumindest für ein paar Stunden – offen Duschzeiten möglich. Auch hier würde ich fluchtsort und Ansprechpartner*innen und frei sein zu können. Und im Idealfall erst einmal das Gespräch mit der*dem für alle Jugendlichen sein möchten. Was werden sie bei uns so gestärkt, dass sie Jugendlichen suchen und gemeinsam eine ist aus deiner Sicht nötig, damit queere ihrem individuellen Charakter un- auch in der „Außenwelt“ leichter zu sich Lösung erarbeiten. Jugendliche das für sich so erleben kön- selbst stehen können. nen und nutzen möchten? >> Weil wir katholische Jugendverbände Chris Berger: Ich denke, dass man >> Die katholische Jugend(verbands) sind, spielen Glaube und Spiritualität durch eine geschlechtergerechte/-sensib- arbeit ist Teil dieser „Außenwelt“. Auch ter Umständen nicht entspricht.“ eine Rolle in unserer Arbeit. Gibt es le Sprache bereits einen wichtigen Schritt queere Jugendliche sollen unsere Ange- hinsichtlich des Verhältnisses queerer geht. Bereits beim Lesen von Ankündigun- bote gerne nutzen, sich wohlfühlen und Jugendlicher zu Religion und Glaube gen, Einladungen oder Berichten entsteht erleben, dass sie zu sich selbst stehen etwas zu beachten? bei queeren Jugendlichen das Gefühl, an- 04.2019 I UWe – Unser Weg UWe – Unser Weg I 04.2019
10 BRENNPUNKT BRENNPUNKT 11 „Mann – Frau?“ „Die jüngsten Ent- hat der Verband doch auf Bundesebene gleich zwei Vielfaltsan- träge beschlossen: Zum einen den der „Geschlechtervielfalt in Rede, Wort und Bild“, welcher u.a. sprachlich der Geschlechter- wicklungen zeigen, vielfalt mit Hilfe des Gender Gaps in Form eines Sternchens (KjGler*innen) Rechnung trägt. Darüber hinaus wertschätzt der Beschluss zur „Sexuellen Vielfalt“ auch sexuelle Orientierungen Geschlecht und Jugendverbandsarbeit am Beispiel der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) dass der Fokus jenseits der „Norm“ und setzt ein klares Zeichen gegen Diskri- minierung und Ausschluss. Text Mandy Lindner / KjG Illustration Simone Brandmüller / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Das reichte der KjG aber noch nicht. Nun stand die Frage im Raum, wie Menschen diversen Geschlechts auch auf Wahlämter sich vielleicht kandidieren und in Gremien mitarbeiten können, ohne sich einer >> Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wollen als das ak- doch im Idealfall ein abwechslungsreiches und viele Facetten der binären Geschlechterkategorien zuordnen zu müssen. Nach zeptiert werden, was sie sind und/oder sein möchten: Egal ob und Bedürfnisse beleuchtendes Meinungsabbild. Die sogenannte einer intensiven Beschäftigung und der Erstellung eines Leitbildes Frau oder Mann, Mädchen oder Junge, blond oder brünett, dick Parität, also die Besetzung von Ämtern mit der gleichen Anzahl von als Grundlage des Verbandsverständnisses von Geschlechter- oder dünn. Jugendverbände begleiten diese jungen Menschen auf ihrem Weg und unterstützen sie darin, ihr Leben verant- wortlich zu gestalten und eigene Lebensperspektiven zu entwi- Frauen und Männern für Leitungsämter auf allen Verbandsebenen, sowie für Delegationen zur Bundeskonferenz, vervollständigte die Instrumentenpalette. vielfalt, kam uns schließlich die Einführung des Geschlechtsein- trages „divers“ im Geburtenregister 2018/19 zu Gute. Auf der Bundeskonferenz 2019 konnte so abschließend eines der vorge- verschoben hat, die Frage nach der ckeln. Jugendverbände greifen deren Fragen und Anliegen auf Ein weiterer großer Meilenstein in Richtung Gleichberech- legten Modelle beschlossen werden. Seitdem hat die KjG laut und vertreten sie in Gesellschaft, Politik und Kirche. Die Katho- tigung der Geschlechter war die Einführung der politischen Satzung in ihren Gremien und Delegationen (grob zusammen- lische junge Gemeinde setzt sich aktiv gegen jedwede Art der Strategie „Gender-Mainstreaming“ um die Jahrtausendwende. gefasst) pro bis zu 10 Personen eine zusätzliche Stelle für Men- Unterdrückung und Ausgrenzung von Menschen ein: Alle haben Die neue Strategie wollte nicht - wie viele dachten und noch schen diversen Geschlechts. 1 die gleichen Rechte und Pflichten. Geschlechtergerechtigkeit ist schon lange ein Thema in der KjG, seit 2014 um den Schwer- punkt Geschlechtervielfalt erweitert. Der Blick in die KjG- denken - die Geschlechter gleichmachen, sondern vielmehr die unterschiedlichen Situationen der Geschlechter berücksichtigen und somit allen gleiche Chancen auf Ressourcen wie Bildung, Diese jüngsten Entwicklungen zeigen, dass der Fokus sich vielleicht verschoben hat, die Frage nach der Gleichberechti- gung zwischen den Geschlechtern aber nach wie vor Relevanz Gleichberechtigung zwischen den Geschichte zeigt aber, dass ein langer Atem nötig ist, um Dinge Zeit, Geld, Rechte und vieles mehr ermöglichen. Parität, Rede- und aktuell durch die Beschäftigung mit allen Geschlechtern an zu verändern. fluss im Reißverschluss und geschlechtsgetrennte Konferenzen Bedeutung eher noch hinzugewonnen hat. sind Instrumente, die die KjG seit vielen Jahren verwendet. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie viel im Verband Darüber hinaus tragen auch flexible Arbeitszeitmodelle und diskutiert und gestritten wird über die Notwendigkeit der Die Anfänge: Von mono- zu koedukativ Geschlechtern aber geschlechtergerechte Sprache zum Erreichen dieses Ziels bei. Geschlechter-Instrumente und Genderfragen im Allgemeinen. Vor genau 46 Jahren schlossen sich zwei geschlechtshomogene Geschlechtsspezifische Angebote, wie Gruppenstunden nur Und dennoch wird unglaublich viel dazu beigetragen das Thema Verbände, die „Katholische Frauenjugendgemeinschaft“ (KFG) für Mädchen oder Jungen werden übrigens vom „Gender-Main- auf allen Ebenen wach zu halten, Kinder und Jugendliche zu nach wie vor Rele- sowie die „Katholische Jungmännergemeinschaft“ (KJG), zum streaming“ ganz ausdrücklich bejaht und als nach wie vor sehr sensibilisieren und mit grandiosen Methoden, sowie kleineren koedukativen Kinder- und Jugendverband „Katholische junge wichtig erachtet. und größeren Aktionen auch dafür zu begeistern. Gemeinde“ zusammen. Die Entscheidung, einen Verband zu Diese Motivation, sowie die Notwendigkeit des Themas für gründen, in dem sowohl Mädchen und Frauen, als auch Jungen den Verband und auch darüber hinaus muss zukünftig weiter- vanz und aktuell und Männer aktiv mitwirken, fiel ganz bewusst: Der Name getragen und auch neuen Verbandsmitgliedern positiv vermittelt „Katholische junge Gemeinde“ (KjG) wurde gewählt. Kritik und Widerstand werden. Denn es gibt weiterhin viel zu tun: Zeitnah wird z.B. das Lange Zeit stand „Gender-Mainstreaming“ jedoch mit geschlech- neu veröffentlichte Leitbild Geschlechtervielfalt auch in kind- terspezifischen pädagogischen Angeboten in einem „entweder- gerechter Sprache verfügbar sein. Darüber hinaus macht sich Neue Strukturen und Instrumente Eine aktive und vor allem gleichberechtigte Beteiligung und Mit- oder“-Diskurs. Auch, dass „Gender-Mainstreaming“ als Top-Down- Strategie der basisdemokratischen Struktur eines Kinder- und Jugendverbandes geradezu widersprach, trug mit Sicherheit die KjG auch in Zukunft stark für vielfältigste Lebensentwürfe und tritt entschieden gegen jegliche Art von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Identität ein - auch durch die Beschäf- tigung mit allen bestimmung aller Mitglieder – egal ob weiblich oder männlich – nicht zur Akzeptanz dieses neuen Ansatzes bei. Nichtsdestotrotz über Verbandsgrenzen hinaus. war den Verantwortlichen von Anfang an sehr wichtig. Gleich- wurde sich mit dieser Herausforderung auseinandergesetzt, Auch wenn die strukturellen Voraussetzungen geschaffen wur- berechtigt gestalten die Mitglieder Gruppenstunden, Sitzungen was die Schaffung eines entsprechenden Referats in der KjG- den, bis zu einer echten Gleichberechtigung aller Geschlechter und Konferenzen. Ganz wesentlichen Anteil an dieser Selbstver- Bundesstelle, sowie die Verabschiedung eines „Gender-Main- auf allen Ebenen braucht es einen nach wie vor langen Atem … II Geschlechtern an ständlichkeit haben Instrumente der Geschlechtergerechtigkeit, streaming-Leitbildes“ nach sich zog. Ein erfolgreiches Gender- Der Text wurde ursprünglich 2015 verfasst, ergänzt um aktuelle Entwicklungen. welche von 1986-1994 sukzessiv eingeführt wurden. Starter-Kit sowie eine Material- und Methodenmappe zu Gender Den Anfang machten geschlechtsgetrennte Konferenzen. Viele & „Gender-Mainstreaming“ folgten ebenfalls. MATERIALIEN & BESCHLÜSSE ZUR THEMATIK Bedeutung eher Frauen fühlten sich auch in der neugegründeten KjG struktu- Trotz vieler gelungener Angebote und Aktionen, wurde die rell benachteiligt oder nicht ernst genommen. Sie forderten Gender-Arbeit immer wieder hinterfragt. Es bedarf einer wieder- geschlechtshomogene Frei- und Denkräume ein, um sich zu holten Überprüfung der gängigsten gleichstellungspolitischen www.kjg.de/themen/geschlechterdemokratie/ vernetzen und gesellschaftspolitische Ereignisse unter Gesichts- Instrumente auf ihre Aktualität hin, auch bedeutet Geschlech- noch hinzu- punkten diskutieren zu können, die (junge) Frauen direkt betref- terarbeit, auf neue Entwicklungen zu reagieren. fen. Mit der Einführung der Bundesfrauenkonferenz im Jahr 1986 sowie der Bundesmännerkonferenz 3 Jahre später, wurde diesen Bedürfnissen Rechnung getragen. Der Fokus verschiebt sich Anfang der 1990er-Jahre folgte die Einführung des „Rede- fluss im Reißverschluss“, welches ein erfolgreiches Instrument der geschlechtergerechten Gesprächsführung ist, garantiert es Es gibt ständig neue Perspektiven und Entwicklungen, die viel- leicht nicht alle umgesetzt, wohl aber zur Kenntnis genommen werden sollten. 2014 war für die KjG ein revolutionäres Jahr, gewonnen hat.“ 1 Unser Verständnis von Geschlechtervielfalt stellen wir in unserem dazugehörigen Leitbild dar. 04.2019 I UWe – Unser Weg UWe – Unser Weg I 04.2019
12 BRENNPUNKT BRENNPUNKT 13 GLOSSAR >> DIVERS Ein Sammelbegriff für alle Geschlechter jenseits einer starren Geschlechtsbinari- • https://queer-lexikon.net/category/ queer-lexikon/glossar/ tät, der seit 2019 im Personenstands- Abrufdatum 22.11.2019 gesetz festgeschrieben ist. Als Selbst- bezeichnung wird er bspw. von interge- Kommunikation ermöglichen und erleichtern schlechtl. und nichtbinären Pers. genutzt. Zusammenstellung Anja Krieg / Referat Politische Bildung >> Um sich mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt auseinandersetzen und sich dazu austauschen zu können, sind erstens >> GESCHLECHTER- Die Vorstellung, dass es ausschließlich zwei Geschlechter (männlich und weib- • Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V.: Queeres Lexikon Begriffe und zweitens ein gemeinsames Begriffsverständnis notwendig. Wir möchten dabei nach Möglichkeit Worte nutzen, die keine Vorurteile bedienen oder/und abwertend sind. Aus diesem Grund berücksichtigen wir Selbstdefinitionen und -bezeichnungen, BINARITÄT lich) gibt, wird als (geschlechter)binäre www.queer-at-school.de/?page_id=88; Denkweise beschrieben. Abrufdatum: 11.11.2019 die sich auch immer wieder verändern (können). Dieses Glossar hat nicht zum Ziel Gruppen festzuschreiben oder zu kategori- sieren. Es soll vielmehr dabei helfen, Kommunikation und Austausch zum Thema zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. II >> ASEXUELL/ Wenig oder kein Bedürfnis an sexuellen • Jugendnetzwerk Lambda >> GESCHLECHTER- Bei der Geburt wird einem Kind nor- malerweise aufgrund körperlicher • Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V.: AROMANTISCH oder romantischen Kontakten mit anderen Menschen. Berlin-Brandenburg e.V.: Queeres Lexikon auf BILDER Merkmale (welche sehr unterschiedlich Queeres Lexikon auf www.queer-at-school.de/?page_id=88; sein können!) ein Geschlecht zugewie- www.queer-at-school.de/?page_id=88; Abrufdatum: 11.11.2019 sen. Mit dieser Einteilung gehen auch Abrufdatum: 11.11.2019 unterschiedliche Rollenvorstellungen und Erwartungen einher. Diese prägen Selbst- bild und Verhalten. >> BISEXUELL/ Menschen, die sich zu zwei unterschied- lichen Geschlechtern sexuell hingezogen BIROMANTISCH fühlen und/oder sich verlieben. >> GENDER Das biologische Geschlecht wird anhand körperlicher Merkmale festgestellt. • Die Bundesregierung 2003: Gender Mainstreaming. Was ist das? „Gender“ hingegen bezeichnet die Berlin, S.5 >> CIS/ gesellschaftlich, sozial und kulturell „Cis“ kommt aus dem lateinischen und • Jugendnetzwerk Lambda geprägten Geschlechterrollen. Gender- bedeutet „diesseits“. Damit ist gemeint, Berlin-Brandenburg e.V.: CIS-GESCHLECHTLICH/ dass das Geschlecht, das bei der Geburt Queeres Lexikon auf zugehörigkeit ist damit abhängig vom individuellen Empfinden und Verhalten. zugeschrieben wurde mit der gelebten www.queer-at-school.de/?page_id=88; CIS-GENDER Geschlechtsidentität übereinstimmt. Abrufdatum: 11.11.2019 Cis-Geschlechtlichkeit steht damit trans*- • Initiative intersektionale Pädagogik: Geschlechtlichkeit gegenüber und wird Glossar auf www.i-paed-berlin.de/de/ als Norm beschrieben. Glossar; Abrufdatum: 11.11.2019 >> GENDER- Der Begriff „Mainstreaming“ bedeutet so viel wie „etwas alltäglich machen“ • Katholische Studierende Jugend 2013: ICH DU WIR – FRAU MANN QUEER. MAINSTREAMING oder „ein Thema in alle Prozesse zu Köln, S.14 integrieren“. Wird der Begriff „Gender- >> COMING-OUT Oft erwarten Personen zunächst, dass andere Menschen (und auch sie selbst) • Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V.: Mainstreaming“ verwendet, geht es also darum, Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit von allen Personen heterosexuell und cis-geschlechtlich sind Queeres Lexikon auf in allen Bereichen zu fördern. Dann ist (>>Heteronormativität). Coming Out www.queer-at-school.de/?page_id=88; es egal, welchem Geschlecht sich eine bezeichnet erstens den Prozess des Abrufdatum: 11.11.2019 Person zuordnet. eigenen Bewusstwerdens (inneres Coming • Initiative intersektionale Pädagogik: Out) über die eigene geschlechtliche Glossar auf www,i-paed-berlin.de/de/ und/oder sexuelle Identität. Zweitens Glossar; sind damit auch die vielen Momente Abrufdatum: 11.11.2019 gemeint, in denen ein Mensch dies anderen mitteilt (äußere Coming Outs). >> GENDER- In der Computersprache dient das Stern- chen als Platzhalter für eine beliebige • Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V.: Dieser (fortwährende) Prozess kann STAR* Anzahl und Kombination von Buchstaben. Queeres Lexikon auf insbesondere aufgrund der heteronorma- In der Schriftsprache soll es verdeut- www.queer-at-school.de/?page_id=88; tiven Gesellschaft mit Ängsten und Druck lichen, dass alle verschiedenen Identi- Abrufdatum: 11.11.2019 verbunden sein. täten eingeschlossen sind. 04.2019 I UWe – Unser Weg UWe – Unser Weg I 04.2019
14 BRENNPUNKT BRENNPUNKT 15 >> GENDERN Wenn von „gendern“ gesprochen wird, meint es, dass in der Sprache darauf • Duden 2017: Richtig gendern – Wie Sie angemessen >> SEXUELLE Je nachdem zu welchen Menschen sich eine Person sexuell hingezogen fühlt, • Jugendnetzwerk Lambda Berlin- Brandenburg e.V.: Queeres Lexikon auf geachtet wird, dass alle Geschlechter und verständlich schreiben. IDENTITÄT gibt es verschiedene Begriffe, diese www.queer-at-school.de/?page_id=88; gleichberechtigt genannt und angespro- Berlin, S.5 Identitäten zu benennen wie bspw. Abrufdatum: 11.11.2019 chen werden. homo-, bi-, hetero- oder multisexuell. • Initiative intersektionale Pädagogik: Glossar auf www:i-paed-berlin.de/de/ Glossar; Abrufdatum: 11.11.2019 >> HETERO- Wird (grundsätzlich) davon ausgegangen, dass es ausschließlich zwei biologische • Initiative intersektionale Pädagogik: Glossar auf www.i-paed-berlin.de/de/ NORMATIVITÄT Geschlechter (männlich und weib- Glossar; Abrufdatum: 11.11.2019 >> TRANS* Trans* meint, dass die eigene • Jugendnetzwerk Lambda Berlin- lich) gibt, die immer mit dem sozialen Geschlechtsidentität nicht mit jener Brandenburg e.V.: Queeres Lexikon auf Geschlecht (gender) übereinstimmen übereinstimmt, welche bei der Geburt www.queer-at-school.de/?page_id=88; und gleichzeitig, dass Heterosexualität zugewiesen wurde. Da es sich um eine Abrufdatum: 11.11.2019 die Norm ist, bezeichnet man dies als Frage der Geschlechtsidentität und • Initiative intersektionale Pädagogik: heteronormativ. Liebe und Sexualität nicht der sexuellen Identität handelt, Glossar auf www.i-paed-berlin.de/de/ wird häufig vor allem heteronormativ sind Begriffe wie trans*, transident oder Glossar; Abrufdatum: 11.11.2019 verhandelt: Bilderbücher, Liebesfilme, transgender anstelle von Transsexualität aber auch persönliche Gespräche nach sinnvoll. Partner*innen sind Beispiele. >> LGBT*Q/ Die verschiedenen Buchstaben stehen >> INTER* Menschen, die mit Geschlechtsmerkma- len geboren werden, die den gewöhn- • Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V.: Queeres Lexikon LGBTI*Q/ als Abkürzungen für lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter* und queer. Das Sternchen symbolisiert, dass auch lichen Vorstellungen von männlich und weiblich nicht entsprechen und somit www.queer-at-school.de/?page_id=88; Abrufdatum: 11.11.2019 LSBTI*Q Menschen, die sich nicht in diesen nicht eindeutig zugeordnet werden kön- • Initiative intersektionale Pädagogik: Begrifflichkeiten zuordnen können, nen, werden unter den Begriff „Inter*“ Glossar auf www:i-paed-berlin.de/de/ aber eine sexuelle Identität oder gefasst. Alle gewählten Selbstbezeich- Glossar; Abrufdatum: 11.11.2019 geschlechtliche Identität jenseits der nungen hinsichtlich geschlechtlicher und Heteronormativität (er)leben, sexueller Identität sind möglich. gemeint sind. >> NON-BINÄR Non-binär kann eine Selbstbezeichnung von „Menschen sein, die sich außerhalb • Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V.: der Einteilung in zwei Geschlechter ver- Queeres Lexikon auf orten. Das kann bedeuten, dass sich ein www.queer-at-school.de/?page_id=88; „Ich danke dir dafür, Mensch weder weiblich noch männlich Abrufdatum: 11.11.2019 versteht oder nicht ausschließlich.“ >> QUEER Ursprünglich wurde „queer“ als Schimpf- wort für Menschen verwendet, die von der heteronormativen Norm abgewichen sind. Wird der Begriff heute genutzt, so • Jugendnetzwerk Lambda Berlin- Brandenburg e.V.: Queeres Lexikon auf www.queer-at-school.de/?page_id=88; Abrufdatum: 11.11.2019 dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; steht er für alle Geschlechts-identitäten • Initiative intersektionale Pädagogik: und sexuellen Identitäten jenseits der Glossar auf www:i-paed-berlin.de/de/ heteronormativen Vorstellungen. Glossar; Abrufdatum: 11.11.2019 • Bundesstelle d. KJG e.V.: Arbeitshilfe – das erkennt meine Seele.“ Nutzung des Gender Gab. Düsseldorf, S.3 Grundlegend genutzte Quellen: • Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V.: Queeres Lexikon auf www.queer-at-school.de/?page_id=88; Abrufdatum: 11.11.2019 • Initiative intersektionale Pädagogik: Glossar auf www.i-paed-berlin.de/de/Glossar; Abrufdatum: 11.11.2019 Psalm 139,14 04.2019 I UWe – Unser Weg UWe – Unser Weg I 04.2019
i c h „ „ e 18 BRENNPUNKT BRENNPUNKT 19 Wi e s te h zur gend e rg e re c hte n Als 2018 der Beschluss zur Geschlechtervielfalt in Wort, Bild und Schrift gefasst wurde, sorgte das für großen Jubel bei uns in der Diözesanleitung. Auch wenn es uns als reiner Mädchen- und Frauen- verband anfangs schwer gefallen ist, immer die weibliche Person beim Schreiben und Sprechen zu nutzen, hat sich dies mittlerweile in unserem Gebrauch etabliert. Oftmals werden wir heute dafür belächelt, wenn wir auf die weibliche Person hinweisen, uns gegenseitig verbessern oder uns ärgern, dass immer nur von „Pfadfindern“ gesprochen wird. Das zeigt gleichzeitig, dass auch Sprache? im Jahr 2019 Geschlechtervielfalt und -gerechtigkeit brisante Themen sind, die es gilt, gezielt anzugehen. „“ Als Pfadfinder*innen setzen wir uns derzeit auch auf Bundesebene mit dieser Thematik durch unser Jahresmotto „WIRklich gleICH?“ auseinander, wobei der Fokus deutlich auf Geschlechter- gerechtigkeit liegt. Mädchen und Frauen sollen nicht hinter Jungen und Männern gehen, sondern in allen Lebenslagen gleichgestellt werden – das auch beim Schreiben und Sprechen. So wurde eine Arbeitshilfe erstellt, die es ermöglicht, sich mit Gruppenkindern dieser Thematik zu nähern. Wir wollen gemeinsam auf Ungerechtigkeiten hinweisen, die im Alltag zwischen den Geschlech- tern weiterhin bestehen, für diese Thematik sensibilisieren, den Blick für Geschlechtergerechtig- keit schärfen und uns für Veränderungen einsetzen. Dieser Satz stand in unserer WhatsApp-Gruppe: „Wir brauchen dringend noch HelferInnen für morgen“. Noch am gleichen Tag kam ein Junge zu mir, warum wir denn nur weibliche Helferinnen Tine Rettig Diözesanvorsitzende suchen würden, er würde auch gerne helfen. Ups. der PSG Mainz „“ Und es zeigt etwas sehr deutlich: Wir können nicht erwarten, dass wenn wir die männliche Form benutzen, dass sich dann Mädchen, Jungen, Männer, Frauen und Diverse gleichermaßen an- gesprochen fühlen. Wenn wir mehr Redakteurinnen in Führungspositionen wollen, dann müssen wir diese Möglichkeit schon in unserer Sprache eröffnen. Ja, du kannst Chefin deiner eigenen Firma sein. Ja, du kannst Hausmann sein und dich um deine Kinder kümmern. Es gibt durchaus Gründe dafür, weil es zu dir passt, weil es dein Ding ist. Sprache kann dazu ein Türöffner sein. Leider lese ich in letzter Zeit vermehrt, ob man nicht zur besseren Lesbarkeit auf das Gendern verzichten könne. Meine Meinung: Nein! Die sogenannte Lesbarkeit ist eine Übungs- und Ge- wöhnungssache. Genauso wie wir uns antrainieren können der/die/das Joghurt oder der/die/das Jogurt zu schreiben, können wir uns auch an Gendersternchen, Gender-Gap oder an das Binnen-I gewöhnen. Ja, manchmal muss man ein bisschen knobeln, um einen lesbaren Text zu verfassen und den obigen Post hätte ich wohl auch besser mit einem Gendersternchen abgesendet. Anderer- seits hat sich so ein interessanter Gesprächsanlass entwickelt. In der J-GCL ist uns wichtig, aus unserer Jugendarbeit niemanden auszuschließen und vor allem Uns steht das ganze weite Feld unserer Sprache zur Verfügung. Warum sollten wir uns künstlich jeden Menschen mit der gleichen Achtung zu begegnen. Zwar ist das schon seit jeher unser einschränken? Bemühen, doch möchten wir mit der konsequenten Verwendung gendersensibler Sprache das Katharina Schuler Manifestieren und nach außen tragen. Vorstandsmitglied Ortsgruppe Dittelsheim-Heßloch, KLJB Mir persönlich geht es bei der gendersensiblen Sprache nicht nur darum, Gleichstellung zu “ leben. Mir geht es vor allem darum, ganz offen unsere Haltung zum Thema Gemeinschaft und Gleichberechtigung auszudrücken. Der große Vorteil der gendersensibler Sprache liegt meiner Meinung nach darin, dass in jedem Kontext auch die Haltung zum Thema Vielfalt und Gleichberechtigung unterschwellig mitschwingt. So weiss das Gegenüber auf jeden Fall: Gleichberechtigung ist mir wichtig! Doch obwohl besonders auf Regional- und Bundesebene wirklich konsequent gegendert wird, Ich wurde schon sehr früh von einer Freundin geprägt, auf eine geschlechtergerechte Sprache zu habe ich bisher wenig Resonanz von außerhalb der Verbände erfahren. Ob wir also auf diesem achten und zu hinterfragen, warum ich in meinen eigenen Wortlauten ganz oft nur die männliche Wege etwas in Richtung Toleranz und Gleichberechtigung nicht nur in den Jugendgruppen ver- Form verwende. Aus diesem Grund habe ich gespannt die Diskussion auf der BDKJ-Bundesebene ändern können, bleibt abzuwarten. zur gendergerechten Sprache verfolgt, auch zu dem für mich neuen Thema Gendergerechtigkeit im Bild. Ich finde es wichtig, dass sich gerade in der Kinder- und Jugendverbandsarbeit alle an- Henry Hiemenz gesprochen fühlen. Kinder und Jugendliche dürfen nicht auf Grund von Sprache ausgeschlossen Regionalleiter der GCL-JM Region West werden, die ihre eigene Identität gerade im Finden sind oder diese schon gefunden haben, dieses aber nicht mehr in das bisher bekannte Bild von Mann und Frau passt. Die Umstellung der Sprache war für mich gar nicht so einfach, es geht aber mittlerweile. Frage- zeichen habe ich immer wieder, wenn es um die Schrift geht. Hier gibt es für mich ordentliche Knackpunkte. In meinem beruflichen Kontext ist dies leider nicht gewollt. Hier bekomme ich eher ungläubiges Kopfschütteln, wenn ich mit Stern spreche und wenn ich mich an einem Text störe, der nur die Mitarbeiter meines Arbeitsplatzes meint. Daniela Hottenbacher Diözesanvorsitzende BDKJ Mainz 04.2019 I UWe – Unser Weg UWe – Unser Weg I 04.2019
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