VDBD - Praktische Anleitung zur Injektion bei Diabetes mellitus mit dem Pen

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VDBD - Praktische Anleitung zur Injektion bei Diabetes mellitus mit dem Pen
VDBD - Praktische Anleitung
zur Injektion bei Diabetes mellitus
            mit dem Pen
VDBD - Praktische Anleitung zur Injektion bei Diabetes mellitus mit dem Pen
VDBD - Praktische Anleitung zur Injektion bei Diabetes mellitus mit dem Pen
1. Auflage, März 2012
Verantwortlich für den Inhalt:
Birgit Cureu, Diabetesberaterin DDG
Evelyn Drobinski, Diabetesberaterin DDG
Dr. Jutta Liersch, Dipl. Ökotrophologin
Elisabeth Schnellbächer, Diabetesberaterin DDG
Harald Stäblein, Diabetesberater DDG
Kontakt:
VDBD-Geschäftsstelle
Am Eisenwald 16
66385 St. Ingbert
eMail: info@vdbd.de
Internet: www.vdbd.de

Wir danken der Firma Becton Dickinson GmbH
für ihre freundliche Unterstützung
VDBD - Praktische Anleitung zur Injektion bei Diabetes mellitus mit dem Pen
Vorwort
Der „Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland
e.V.“ (VDBD) ist eine Solidar- und Interessengemeinschaft von Diabetes-Bera-
tern/innen DDG, Diabetes-Assistenten/innen DDG und weiteren qualifizierten
Fachkräften, die sich gezielt für Menschen mit Diabetes engagieren. Durch
ihre tägliche Arbeit tragen die Schulungs- und Beratungsprofis des VDBD
dazu bei, der stetig wachsenden Anzahl von Betroffenen mehr Lebensqualität,
eine bessere Lebensperspektive und eine höhere Lebenserwartung zu ermög-
lichen.
Der Leitfaden „Die Injektion bei Diabetes mellitus“ liegt ganz auf der Linie
dieser Verbandsphilosophie. Sind doch bislang in Europa nur wenige formale
Richtlinien veröffentlicht worden, die bewährtes Wissen zur Insulininjektion
zusammenfassen. Eine Arbeitsgruppe des VDBD hat deshalb an Hand euro-
päischer Empfehlungen für Deutschland diesen Leitfaden erstellt. Der VDBD-
Leitfaden enthält die aktuellsten Empfehlungen zur Injektion bei Menschen
mit Diabetes, die auf den neuesten Studien und Publikationen in diesem
Bereich basieren. Während in der Vergangenheit viel Augenmerk auf die
Wirkweise der injizierbaren Substanzen gelegt wurde, widmete man verhält-
nismäßig wenig Aufmerksamkeit der Art und Weise wie diese verabreicht
werden sollten. Heute weiß man, dass insbesondere die richtige Injektions-
technik maßgeblich mitentscheidend für eine möglichst optimale Einstellung
des Blutzuckers ist.
Bei der hier vorliegenden Ausgabe des VDBD-Leitfadens handelt es sich, wie
von zahlreichen Schulungs- und Beratungsprofis gewünscht, um eine praxis-
orientiertere Version des 60-seitigen detaillierten Originalleitfadens, der in-
zwischen insbesondere bei Kassenverbänden, Gesundheitsämtern und
-ministerien, sowie Weiterbildungsstätten zum Einsatz kommt. Berücksichtigt
der Originalleitfaden die Injektion bei Kindern, Jugendlichen und Erwachse-
nen, so fokussiert sich die vorliegende Version ausschließlich auf erwachsene
Menschen mit Diabetes. Doch wie auch immer: Auf die richtige Injektions-
technik kommt es an. Damit das Wissen darüber auch tatsächlich bei denen,
die es wissen müssen, auf kurzem Wege ankommt, legt der VDBD nunmehr
diese Praxisversion des Originalleitfadens vor. Ein Wissen für mehr Lebens-
qualität, eine bessere Lebensperspektive und eine höhere Lebenserwartung
für Menschen mit Diabetes.

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VDBD - Praktische Anleitung zur Injektion bei Diabetes mellitus mit dem Pen
Der rund 60-seitige Originalleitfaden „Die Injektion bei Diabetes mellitus“
kann unter www.vdbd.de heruntergeladen werden.
Das Autorenteam, März 2012

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VDBD - Praktische Anleitung zur Injektion bei Diabetes mellitus mit dem Pen
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INHALT
Vorwort		                                                      4
1. 			 Psychische Barrieren bei der Injektionsgabe             9
2. 			 Auswahl der Injektionsstelle                           10
3. 			 Insulininjektion                                       12
		3.1 Vorbereitung der Injektion                              13
			 – Aufmischen von trübem Insulin
			 – Funktionskontrolle des Pens
		3.2 Durchführung der Injektion                              14
		3.3 Nach der Injektion                                      16
4. 			 Wissenswertes zur Injektion bei Diabetes mellitus      17
			 – Humaninsuline
			 – Mischinsuline
			 – Analoga
			 – GLP-1 Wirkstoffe
5. 			 Nadellänge                                             19
6. 			 Lipodystrophie                                         20
7. 			 Wechsel der Injektionsstellen                          22
8. 			 Injektion durch Pflegepersonal                         24
			 – Hygiene bei der Insulininjektion
			 – Sicherheitsprodukte für die Insulininjektion
Glossar		                                                     26
Häufig gestellte Fragen                                       27
Checklisten
   		 – Selbstinjektion von Insulin                      29 – 32
   		 – Insulininjektion mit Sicherheits-Pen-Nadeln      33 – 36
     – – in Krankenhaus und Pflege
Allgemeines                                                   38

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Bedeutung der Farbfelder

Grün = Handlungsempfehlungen

Rot   = Warnhinweise zur Sicherheit

      Checkliste zur Selbstinjektion von Insulin

      Checkliste zur Insulininjektion in Krankenhaus und Pflege

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1. Psychische Barrieren bei der Injektionsgabe
Der Schritt zu einer Insulintherapie ist bei vielen Menschen mit großen
Ängsten verbunden.

Die Gründe sind vielfältig, z. B.
• Angst sich Schmerzen zuzufügen
• Falsche Vorstellungen von einer „Insulinspritze“
• Negatives Image der Insulintherapie

Oft bestehen innerhalb der Bevölkerung große Vorbehalte - eine anstehende
Insulintherapie wird häufig mit „Diabetes im letzten Stadium“ verglichen.
Wichtig ist die Akzeptanz dieser Ängste. Gehen Sie mit Ihren Patienten
besonders einfühlsam mit dieser Situation um. Sorgen Sie für eine möglichst
störungsfreie Gesprächssituation und fragen Sie konkret nach den Ängsten.
Besprechen Sie die Vorteile einer Insulintherapie und informieren Sie über die
mögliche Handhabung.

Fragen Sie nach der Bereitschaft, die erste Injektion in der Praxis durchzu-
führen. So haben Sie die Möglichkeit behutsam den Vorgang der Injektion
gemeinsam durchzuführen und viele Vorbehalte und Ängste abzubauen.
Bieten Sie Hilfestellungen an. Muntern Sie Ihr Gegenüber zu einem Praxis-
besuch auf, wenn es Probleme mit der Injektion geben sollte. Sie vermitteln
so ein Sicherheitsgefühl und Ihr Patient fühlt sich nicht allein gelassen.

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2. Auswahl der Injektionsstelle
Bauch, Beine und Gesäß sind die bevorzugten Injektionbereiche (Abb. 1).

     *             *                     *

                                               Abbildung 1. Injektionsbereiche

                                               Ein (Selbst-)Verabreichen von Injektionen
                                               in den Oberarm(*) sollte erst nach Schulung
                                               durch die Diabetesberatung erfolgen, da eine
                                               sichere, subkutane Injektion hier wegen der
                                               geringeren Stärke des Unterhautfettgewebes
                                               und der schwer zugänglichen Injektionszone
                                               nicht einfach ist.

Regel: Gleiche Tageszeit – gleiche Zone.
Im Laufe des Tages sollte zur gleichen Tageszeit/zum gleichen Injektions-
zeitpunkt auch immer die gleiche Injektionszone benutzt werden, um eine
gleichmäßige, konstante Insulinwirkung zu erreichen. Innerhalb dieser Zonen
sollen die Spritzstellen regelmäßig gewechselt werden (s. Seite 22, „Wechsel
der Injektionsstellen“).

Beispiele:
a) Mischinsulin (Mischung aus schnell wirkendem Insulin und lang wirkendem
   Insulin; s. Seite 26, „Glossar“) morgens immer in den Bauch und Mischinsu-
   lin abends immer in den Oberschenkel injizieren. Sollte Mischinsulin auch
   am Mittag gespritzt werden, so ist der Bauch zu bevorzugen.
b) Mahlzeiteninsulin (schnell wirkendes Insulin) immer in den Bauch und
   basales NPH-Insulin (lang wirkendes Insulin) immer in den Oberschenkel
   injizieren.
c) Lang wirkendes Analoginsulin/analoges Basalinsulin kann auch in den
   Bauch gespritzt werden.
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Tabelle 1. Bevorzugte Injektionsbereiche
                    Normal-        Schnelles      NPH-         Langsames                  Mischinsulin
                    insulin        Analog-        Insulin      Analog-          Morgens Mittags          Abends
                    (Human-        insulin                     insulin
                    insulin)
 Bauch                   X              X                            X              X               X
 Oberschenkel                           X              X             X                                     X
 Gesäß                                  X              X             X                                     X
 Oberarm                 *               *                            *              *              *
* Ein (Selbst-)Verabreichen von Injektionen in den Oberarm(*) sollte erst nach Schulung durch die
* Diabetesberatung erfolgen.

Empfehlungen
 • Die Spritzstellen sind vor der Injektion zu überprüfen.
 • Es soll eine andere Stelle gewählt werden, wenn die ursprünglich ge-
   wählte Spritzstelle Anzeichen einer Lipodystrophie (s. Seite 20, „Lipodys-
   trophie“), Entzündung, Infektion oder eines Ödems aufweist.
 • In Narben, Haarwurzeln, Muttermale und andere Hautauffälligkeiten soll
   nicht injiziert werden.
 • Eine Injektion durch die Kleidung wird nicht empfohlen.
 • Die Injektion soll immer mit sauberen Händen in eine saubere Injektions-
   stelle erfolgen.
 • Außer im Krankenhaus, in Pflegeeinrichtungen oder in der ambulanten
   Pflege ist eine Desinfektion der Injektionsstelle üblicherweise nicht er-
   forderlich (s. Seite 24, „Injektion durch Pflegepersonal“).

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3. Insulininjektion
Es gibt zwei Arten von Injektionshilfen: Vorgefüllte Insulinpens (Fertigpens)
und wiederverwendbare Pens.
Vor Gebrauch muss bei einem Fertigpen lediglich eine Pen-Nadel aufge-
schraubt werden, in den wiederverwendbaren Pen muss vor dem Aufsetzen
der Nadel noch eine Insulinampulle eingelegt werden.
Beide Pen-Arten enthalten die gleiche Menge Insulin (3 ml = 300 Einheiten).
Auch die Injektionstechnik ist bei beiden Injektionshilfen gleich.

Pens dürfen immer nur personenbezogen verwendet werden, um eine Über-
tragung von Krankheiten zu verhindern.

Das Insulin soll vor der Injektion Raumtemperatur haben.

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3.1 Vorbereitung der Injektion
Aufmischen von trübem Insulin
NPH- und Mischinsuline sind an dem weißen Niederschlag (Bodensatz)
und/oder einer Trübung in der Insulinpatrone gut zu erkennen (Abb. 2).
Vor der Injektion muss der Niederschlag sorgfältig aufgemischt werden.

                            1. Dazu den Pen mindestens 20x langsam hin- und
                               herschwenken.
                            2. Erst nach dem vollständigen Aufmischen des
                               trüben Insulins (kontrollieren!) wird die Pen-Nadel
                               aufgeschraubt.
                            3. Klare Insuline (Normal-Insulin, Analoginsulin)
                               müssen nicht aufgemischt werden.
                            4. Kontrollieren Sie das Haltbarkeitsdatum auf der
                               Insulinpatrone. Das Insulin selbst soll in einwandfreiem
                               Zustand sein (keine Verfärbung, Ausflockung).

 Abbildung 2: Pen-Patrone mit NPH-Insulin
 als Bodensatz und aufgemischt

Funktionskontrolle
Der Pen soll vor jeder Injektion auf seine Funktionsfähigkeit geprüft werden.
Dazu werden bei senkrecht gehaltenem Pen (Nadel nach oben) 1 – 2 Ein-
heiten Insulin abgegeben. Gegebenenfalls ist der Vorgang zu wiederholen,
bis Insulin an der Nadelspitze austritt. Nur so wird sichergestellt, dass die
Pen-Nadel frei und das System entlüftet ist. Diese Funktionskontrolle muss
unbedingt durchgeführt werden, wenn eine neue Pen-Patrone oder ein neuer
Fertigpen verwendet werden. Nach erfolgter Funktionskontrolle kann die
gewünschte Dosis eingestellt und die Injektion verabreicht werden.

Der Pen wird zur Injektion mit der ganzen Hand umschlossen und der Injekti-
onsknopf mit dem Daumen heruntergedrückt.

Für jede Injektion eine neue Nadel verwenden!

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3.2 Durchführung der Injektion
Die Bildung einer Hautfalte ist in der Regel unnötig.
Nur wenn zu befürchten ist, dass der Abstand zwischen Hautoberfläche und
Muskel weniger als die gewählte Nadellänge beträgt, sollte die Bildung einer
Hautfalte erfolgen.
Tabelle 1 (s. Seite 19) gibt Empfehlungen zur Nadellänge und Injektionstech-
nik bei Erwachsenen.

Das Anheben einer Hautfalte im Bauchbereich und am Oberschenkel ist rela-
tiv einfach (außer bei einem sehr adipösen, angespannten Bauch). Im Bereich
des Gesäßes (wo es nur selten benötigt wird) ist es schwieriger, und am Arm
ist es praktisch unmöglich, ohne fremde Hilfe eine korrekte Hautfalte zu
bilden.

Eine Hautfalte wird zwischen Daumen und Zeigefinger (eventuell noch mit
dem Mittelfinger) gebildet. Das Greifen der Hautfalte mit der ganzen Hand
erhöht das Risiko den Muskel mitsamt dem subkutanen Gewebe anzuheben.
Dies kann zu Injektionen in den Muskel (intramuskulär) führen (Abb. 3).

Abbildung 3. Korrekte (links) und fehlerhafte (rechts) Hautfaltenbildung

14
Empfehlungen
 • Jede Injektionsstelle soll individuell darauf untersucht werden, inwieweit
   das Bilden einer Hautfalte bei gegebener Nadellänge notwendig ist.
 • Die Hautfalte soll unverkrampft und locker gehalten werden. Sie darf
   nicht so fest zusammengedrückt werden, dass es schmerzt oder die Haut
   weiß wird.
 • Die Nadel in einem 90°-Winkel zur Oberfläche der Hautfalte (Abb. 4) und
   mit einer zügigen Bewegung in die Haut einstechen. Die Injektion muss
   langsam und gleichmäßig erfolgen. Insulininjektionen sind schmerzfrei
   mit Ausnahme sehr seltener Fälle, in denen die Nadel in direkten Kontakt
   mit einem Nervenende kommt.
 • Der Injektionsknopf des Pens muss vollständig hineingedrückt werden.
 • Nach dem vollständigen Eindrücken des Injektionsknopfs soll langsam bis
   10 gezählt werden, bevor die Nadel aus der Haut gezogen wird. So wird
   die gesamte Dosis verabreicht und ein Rückfluss des Wirkstoffs aus der
   Einstichstelle vermieden. Bei höheren Dosierungen kann auch ein Zählen
   über 10 hinaus erforderlich sein.
 • Eine gebildete Hautfalte wird erst nach Herausziehen der Pen-Nadel gelöst.
 • Überprüfen, ob Insulin oder Blut an der Injektionsstelle austreten. Kommt
   dies häufiger vor, sollten Arzt/Ärztin oder Diabetesberater/in informiert
   werden, um die Ursachen zu ergründen.

                                                                                 90°

             90°

Abbildung 4. Senkrechte Injektion auf dem Scheitelkamm einer Hautfalte. Der Injektionswinkel beträgt von allen Seiten
90° (von oben: linkes Foto; seitlich: rechtes Foto)

                                                                                                                  15
3.3 Nach der Injektion
Pen-Nadeln sollen sofort nach Gebrauch abgeschraubt und entsorgt werden
und nicht auf dem Pen verbleiben.
So wird vermieden, dass Luft oder andere kontaminierende Substanzen in die
Pen-Patrone eindringen oder Wirkstoff ausläuft, was zu einer zunehmenden
Ungenauigkeit der Dosierung führen kann (insbesondere bei trüben Insulinen).

• Die äußere Schutzkappe vorsichtig und gerade auf die Nadel aufsetzen.
  Vorsicht - Gefahr von Stichverletzungen!
• Die Pen-Nadel mit Hilfe der äußeren Schutzkappe vom Insulinpen
  abschrauben und in einem sicheren Abwurfbehälter entsorgen. Scharfe
  oder spitze Materialien wie Injektionsnadeln dürfen auf keinen Fall offen
  im normalen Haushaltsmüll entsorgt werden!
• Abschließend die Pen-Kappe wieder auf den Insulinpen aufsetzen.
• Dosismenge der Injektion, Zeit und Insulinart dokumentieren
  (z. B. Diabetestagebuch).
• Rechtzeitig neue Patrone einlegen.

 Wichtig für Pflegekräfte!
 Das Wiederaufsetzen der Nadel-Schutzkappe („Recapping“) darf wegen der
 Gefahr von Nadelstichverletzungen nicht bei Injektionen durch Pflegekräfte
 erfolgen! Hier wird die Verwendung von Sicherheits-Pen-Nadeln empfoh-
 len, bei denen die Kanüle nach der Injektion abgeschirmt wird. Dies verrin-
 gert das Risiko von Nadelstichverletzungen.

 Wichtig!
 Stellen Sie sicher, dass nach der Injektion von kurz wirkendem Insulin und
 Mischinsulin Kohlenhydrate gegessen werden. Bei Gabe von lang wirken-
 dem Insulin muss nach der Injektion keine Mahlzeit zu sich genommen
 werden.

16
4. Wissenswertes zur Injektion bei Diabetes mellitus
Humaninsuline
• Die schnellste Resorption (Aufnahme) von klaren Humaninsulinen erfolgt
  am Bauch, der somit der bevorzugte Injektionsbereich ist.
• Kurz wirkendes Humaninsulin hat ein langsameres Resorptionsprofil als ein
  schnell wirkendes Insulinanalogon.
• Trübes Basalinsulin (NPH-Insulin) wird langsamer aufgenommen, wenn es
  in den Oberschenkel oder das Gesäß injiziert wird.
• Eine Injektion von Insulin in den Muskel soll vermieden werden.
• NPH-Insulin wird häufig vor dem Schlafengehen gespritzt, um das Risiko
  nächtlicher Unterzuckerungen zu reduzieren.

Mischinsuline
• Mischinsuline sollen am Morgen (und ggf. auch mittags) in den Bauch inji-
  ziert werden, um die Aufnahme des schnell wirkenden Anteils zusätzlich zu
  beschleunigen.
• Am Abend sollen Mischinsuline (mit einem hohen NPH-Anteil) in den
  Oberschenkel oder das Gesäß gespritzt werden, da sonst die Gefahr einer
  nächtlichen Unterzuckerung besteht, wenn der NPH-Anteil des Insulins zu
  schnell resorbiert wird.

 Wichtig!
 Stellen Sie sicher, dass trübe Insuline (NPH-Insuline) vor jeder Injektion gut
 und gleichmäßig aufgemischt sind (20x langsam hin- und herschwenken,
 s. Seite 13, „Vorbereitung der Injektion“).

Analoga
• Schnell und lang wirkende Insulinanaloga können an jeder
  beliebigen Injektionsstelle verabreicht werden.
• Insulinanaloga sollen nicht intramuskulär verabreicht werden.

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GLP-1 Wirkstoffe
• Vorbehaltlich weiterer Studien sollen Menschen mit Diabetes, die GLP-1
  Wirkstoffe (z. B. Exenatide, Byetta® oder Bydureon®; Liraglutide, Victoza®)
  injizieren, den Empfehlungen folgen, die sich bereits für die Insulininjektion
  hinsichtlich Nadellänge und Wechsel des Injektionsortes bewährt haben.
• GLP-1 Wirkstoffe können in jedem beliebigen Injektionsbereich verabreicht
  werden, da die Resorptionsraten offensichtlich nicht vom Injektionsbereich
  abhängig sind.

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5. Nadellänge
Ziel jeder Injektion ist es, den Wirkstoff (Insulin oder GLP-1) zuverlässig und
mit möglichst wenig Beschwerden in das Unterhautfettgewebe (subkutan) zu
bringen. Dazu ist die richtige Wahl der Nadellänge unabdingbar. Die Auswahl
der Nadellänge ist eine individuelle Entscheidung, die vom Menschen mit
Diabetes und der medizinischen Fachkraft gemeinsam unter Berücksichti-
gung diverser Faktoren wie körperlichen und psychologischen Gegebenheiten
getroffen wird.

Die Dicke der Haut an den Injektionsstellen bei Erwachsenen mit Diabetes
variiert nur wenig. Übergewichtige Menschen mit Diabetes haben ähnliche
Hautdicken (ca. 1,8 bis 2,4 mm) wie normalgewichtige und schlanke.
Insulin gelangt daher auch bei kurzen Nadeln (4 und 5 mm) sicher in das
Unterhautfettgewebe.
Selbst bei stark übergewichtigen (adipösen) Menschen mit Diabetes unter-
scheiden sich kurze Nadeln (4, 5 und 6 mm) bezüglich Wirksamkeit, Sicher-
heit und Verträglichkeit nicht von längeren Nadeln (8 mm bis 12,7 mm).

Es gibt keinen medizinischen Grund, Nadeln mit einer Länge von mehr als
8 mm für Erwachsene zu empfehlen.

Kürzere Nadeln sind hinsichtlich körperlicher und psychologischer Gegeben-
heiten sicherer und verträglicher.

Tabelle 2. Empfehlungen zur Nadellänge, Hautfalte und Injektionswinkel bei Erwachsenen
 Patientengruppe              Nadellänge            Hautfalte             Injektionswinkel
 Erwachsene                   4 und 5 mm            ohne1                 90° (senkrecht)
                              6 mm                  mit                   90° (senkrecht)2
                              8 mm                  mit                   90° (senkrecht)2
1 Bei der Injektion in den Oberschenkel und bei schlanken Personen auch im Bauchbereich
  kann die Bildung einer Hautfalte angezeigt sein.
2 Statt der Bildung einer Hautfalte ist auch eine Injektion im 45°-Winkel (schräg) möglich.

                                                                                              19
6. Lipodystrophie
Durch die Insulinapplikation ausgelöste Lipodystrophien (Veränderungen des
Unterhautfettgewebes) können auf zwei Arten auftreten.
Lipoatrophie
Hier tritt ein Schwund des Unterhautfettgewebes an den Injektionsstellen
auf. Lipoatrophien sind heutzutage eher selten. Vorbehaltlich weiterer
Erkenntnisse gilt die Empfehlung, nicht in Areale mit Lipoatrophie zu
injizieren.
Lipohypertrophie
Eine Lipohypertrophie ist eine „gummiartige“ Schwellung im subkutanen Ge-
webe, die bei vielen insulinpflichtigen Menschen mit Diabetes in den Injek-
tionsbereichen auftritt und eine große klinische Relevanz (Einfluss auf den
Erfolg der Insulintherapie) hat. Die Insulinresorption in diesen Regionen des
Unterhautfettgewebes kann verzögert und/oder stark schwankend und somit
nicht vorhersagbar sein.
Injektionen in bereits verändertes, lipohypertrophes Gewebe können die Lipo-
hypertrophie verstärken.
Bei einigen Menschen mit Diabetes können diese Läsionen (Veränderungen,
Störungen) auch hart oder narbenähnlich sein. Um eine Lipohypertrophie zu

Abbildung 5. Tastbare Lipohypertrophie: Normale Haut-       Abbildung 6. Sichtbare Lipohypertrophie am Bauch
falte (links, Pfeilspitzen nahe zusammen) und lipohyper-
trophes Gewebe (rechts, Pfeilspitzen weiter auseinander).
Foto mit freundlicher Genehmigung von Lourdes Saez-de
Ibarra und Ruth Gaspar, „Diabetes Nurses and Specialist
Educators“ aus dem La Paz Hospital, Madrid, Spanien.

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erkennen, muss man die Injektionsstellen sowohl in Augenschein nehmen als
auch abtasten, da einige Läsionen leichter zu fühlen (Abb. 5) als zu sehen
(Abb. 6) sind. So lässt sich beispielsweise normales Unterhautfettgewebe eng
zusammendrücken, was mit lipohypertrophen Läsionen nicht möglich ist.
Lipohypertrophien können bei Nadeln aller Längen und Durchmesser auftre-
ten. Ursachen können sein:
• unzureichender Wechsel der Injektionsstellen (Rotation)
• Verwendung kleiner Injektionszonen mit wiederholten Injektionen in die
  gleiche Injektionsstelle
• Wiederverwendung von Nadeln
• Dauer der Insulinbehandlung

Empfehlungen
 • Die Injektionsbereiche und Spritzstellen sollen bei jedem Arztbesuch/Pra-
   xistermin von der medizinischen Fachkraft inspiziert werden, besonders
   dann, wenn schon eine Lipohypertrophie vorhanden ist. Jeder Injektions-
   bereich soll mindestens einmal jährlich inspiziert werden.
 • Menschen mit Diabetes sollen lernen, ihre eigenen Injektionsbereiche
   und Spritzstellen zu inspizieren und Lipohypertrophien zu erkennen. Bei
   entdeckten Lipohypertrophien sollen Arzt/Ärztin oder Diabeteberater/in
   informiert werden.
 • Die Umstellung von Injektionen in Lipohypertrophien auf Injektionen in
   normales Gewebe erfordert oft eine Reduzierung der Insulindosis. Die In-
   sulinreduzierung ist individuell unterschiedlich und muss durch häufigere
   Blutglukosemessungen kontrolliert werden.
 • Menschen mit Diabetes sollen nicht in den Bereich einer Lipohypertro-
   phie injizieren bis sich das veränderte Gewebe wieder normalisiert hat
   (was Monate bis Jahre dauern kann).
 • Die beste gegenwärtige Strategie zur Vermeidung und zur Therapie von
   Lipohypertrophien sind:
   – der Wechsel der Injektionsstelle bei jeder Injektion
   – die Nutzung größerer Injektionszonen und
   – die Einmalverwendung der Pen-Nadel

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7. Wechsel der Injektionsstellen
Der beste Weg das Gewebe zu schützen ist der richtige und konsequent
durchgeführte Wechsel der Injektionsstelle. Menschen mit Diabetes sollen
gleich zu Beginn der Injektionstherapie auf ein leicht zu befolgendes Rota-
tionssystem eingewiesen werden.

Das einfachste Rotationsschema besteht darin, die Injektionszone in Quad-
ranten einzuteilen (oder Hälften, wenn es sich um Oberschenkel oder Gesäß
handelt) und den Quadranten im Uhrzeigersinn jede Woche zu wechseln
(Abb. 7).

Injektionen innerhalb einer Injektionszone sollen mindestens 2,5 cm vonein-
ander entfernt sein, um ein Gewebetrauma durch wiederholte Injektion in die
gleiche Einstichstelle zu vermeiden. Detailliertere Rotationsschemata helfen
dabei (Abb. 8).

Die medizinische Fachkraft soll sich davon überzeugen, dass das Rotations-
schema eingehalten wird und bei Bedarf den Menschen mit Diabetes entspre-
chend beraten. Das Prinzip der Rotation ist auch von Pflegekräften zu befol-
gen und zu dokumentieren.

Bei Injektion in eine Hautfalte verwenden Menschen mit Diabetes häufig eine
besonders eingeschränkte Injektionszone, was Lipohypertrophien begünstigt.

Abbildung 7. Rotationsmuster nach Quadranten am Bauch und an den Oberschenkeln

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Abbildung 8. Beispiele für Rotationsmuster mit detaillierterer Einteilung der Injektionsstellen am Bauch und an den
Oberschenkeln

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8. Injektion durch Pflegepersonal

 Hygiene bei der Insulininjektion
 Für Injektionen durch Pflegepersonal in Krankenhäusern, Pflegeheimen und
 in der ambulanten Pflege gelten die Empfehlungen der Deutschen Gesell-
 schaft für Krankenhaushygiene1 und des Robert Koch-Instituts2.
 Pen-Geräte sind stets patientenbezogen zu verwenden, d h. ein Insulinpen
 darf nur für eine Person verwendet werden. Für jede Insulininjektion ist
 eine neue Kanüle zu verwenden.
 Bei subkutanen Injektionen ist die Haut im Bereich der Einstichstelle
 sorgfältig mit Desinfektionsmittel (Hautantiseptikum) abzureiben und die
 notwendige Einwirkzeit zu beachten.
 Darüberhinaus haben Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Pflege-
 dienste in der Regel zusätzliche Hygienevorschriften für die Insulininjek-
 tion, nach denen zu verfahren ist. Es gilt die jeweilige Anweisung bzw. der
 Hygieneplan der Einrichtung.
 Wichtig!
 Stellen Sie sicher, dass nach der Injektion von kurz wirkendem Insulin
 und Mischinsulin Kohlenhydrate gegessen werden. Bei Gabe von lang
 wirkendem Insulin muss nach der Injektion keine Mahlzeit eingenommen
 werden.

Literatur:
1 Konsensus der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) Sektion „Hygiene in der ambulanten und
   stationären Kranken- und Altenpflege, Rehabilitation“, 05.2010.
   Download unter: http://www.dgkh.de/Nutzerdaten/File/empfehlungen/2010_09_01_pen_papier.pdf
2 Anforderungen an die Hygiene bei Punktionen und Injektionen – Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygi-
   ene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI). Bundesgesundheitsbl 2011 · 54:1135–1144.
   Download unter: http://www.rki.de/cln_153/nn_201414/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Kommission/
   Downloads/Punkt__Inj__Rili,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Punkt_Inj_Rili.pdf

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Sicherheitsprodukte für die Insulininjektion
  Nadelstichverletzungen sind bei medizinischen Fachkräften weit verbreitet.
  Die meisten Studien zeigen, dass die Meldung der Vorkommnisse aus einer
  Vielzahl von Gründen oft unterbleibt. Daher sollen alle Tätigkeiten, bei de-
  nen „Körperflüssigkeiten in infektionsrelevanter Menge übertragen werden
  können“ vom medizinischen Personal mit verletzungssicheren Instrumenten
  durchgeführt werden (TRBA 250)3.
  Sicherheits-Pen-Nadeln für die Injektion mit Pens sind verfügbar und hel-
  fen das Risiko von Verletzungen mit kontaminierten Nadeln zu minimieren.
  Fachkräfte sind zu schulen, um sicherzustellen, dass die derzeit verfügba-
  ren Sicherheitsprodukte richtig und effektiv eingesetzt werden.
  Benutzte Pen-Kanülen sind sicher in einem Abwurfbehälter zu entsorgen.
  So besteht keine Gefahr einer Verletzung und Exposition (Übertragung von
  Krankheitserregern) für Pflegekräfte und Personal.

Empfehlungen
 • Sicherheits-Pen-Nadeln sollen immer dann empfohlen werden, wenn das
   Risiko einer Stichverletzung mit einer kontaminierten Nadel besteht3
   (z. B. Krankenhaus, ambulante oder stationäre Pflege).

Literatur:
3 Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) 250. Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in
   der Wohlfahrtspflege. Gemeinsames Ministerialblatt Nr.4 v. 14.02.2008, S. 83.
   Download unter http://www.baua.de/nn_15116/de/Themen-von-A-Z/Biologische-Arbeitsstoffe/TRBA/pdf/TRBA-250.
   pdf

                                                                                                               25
Glossar
Normalinsulin
(Humaninsulin, der Begriff „Altinsulin“ ist nicht mehr gebräuchlich)
Normalinsulin entspricht in seiner chemischen Struktur dem menschlichen,
in den b-Zellen der Bauchspeicheldrüse produzierten Insulin. Das Insulin wird
gentechnisch hergestellt. Die Erbinformationen von bestimmten Bakterien
werden so verändert, dass Humaninsulin in großen Mengen produziert wer-
den kann. Normalinsulin liegt als klare Lösung vor.
Mischinsulin
Bei Mischinsulin handelt es sich um eine Zusammensetzung aus schnell und
lang wirkenden Insulinanteilen. Mischinsuline gibt es in unterschiedlichen
Mischungen z. B. 30% schnell und 70% lang wirkender Anteil. In der Regel
wird Mischinsulin 2x täglich vor dem Frühstück und vor dem Abendessen
gespritzt.
Mischinsulin ist ein trübes Insulin und muss vor der Injektion gut aufgemischt
werden.
Kurz und lang wirkende Insulinanaloga
Bei Insulinanaloga wurde im Vergleich zum menschlichen Insulin die chemi-
sche Struktur gezielt verändert. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Wirk-
weisen bei kurz und lang wirkenden Insulinanaloga. Der Wirkeintritt und die
Wirkdauer wurden verändert. In der Regel wirken kurz wirkende Insulinanalo-
ga schneller und kürzer als Normalinsulin und lang wirkende Insulinanaloga
länger als NPH Insulin. Kurz und lang wirkende Insulinanaloga sind klar und
müssen nicht gemischt werden.
NPH-Insulin (Neutrales Protamin Hagedorn)
NPH-Insulin ist ein Verzögerungsinsulin. Die Verzögerung erfolgt aufgrund
einer langsameren Freisetzung der Insulinmoleküle im Unterhautfettgewebe.
Dieses wird durch den Zusatz von Protamin zum Normalinsulin erreicht.
NPH-Insulin ist ein trübes Insulin und muss vor der Injektion gut aufgemischt
werden.
GLP-1-Wirkstoffe – Inkretine
Inkretine sind Hormone aus der Darmwand. Inkretine sind keine Insuline.
Vielmehr helfen sie dem Körper ausreichend körpereigenes Insulin zu bilden –
und zwar nur dann, wenn der Blutzuckerspiegel zu hoch ist.
Zu Beginn der Therapie können vorübergehend Völlegefühl, frühzeitige
Sättigung und Übelkeit auftreten.
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Häufig gestellte Fragen:
Was ist, wenn ich 10 Einheiten brauche und am Pen nur noch 6 Einheiten
einstellen kann?
Grundsätzlich ist ein rechtzeitiger Wechsel der Injektionpatrone zu empfeh-
len. Eine Injektion in zwei Schritten kann zu einer veränderten Insulinwirkung
führen.

Soll die Injektionsstelle massiert werden?
Das Massieren der Injektionsstelle vor oder nach der Injektion kann die Re-
sorptionsgeschwindigkeit des Insulins erhöhen und wird daher generell nicht
empfohlen.

Was bedeutet Blutaustritt aus der Injektionsstelle?
Nadeln treffen bei der Injektion gelegentlich ein Blutgefäß, was lokale Blu-
tungen oder Blutergüsse hervorruft. Das hat in der Regel keinen Einfluss auf
die Insulinwirkung. Injektionen in Blutgefäße sind extrem selten.
Eine Änderung der Nadellänge oder ein anderer Injektionsparameter schei-
nen die Häufigkeit von Blutungen oder Blutergüssen nicht zu beeinflussen,
obwohl Studien darauf hindeuten, dass diese weniger häufig auftreten, wenn
Pen-Nadeln von 5 mm und kürzer verwendet werden.

Was tun, wenn Insulin nach der Injektion aus der Haut oder der Pen-Nadel
austritt?
Wenn die Pen-Nadel nach vollständigem Eindrücken des Injektionsknopfs
nicht lange genug in der Haut bleibt (10 Sekunden!), kann es häufiger zu
Insulinaustritt aus der Haut oder der Pen-Nadel kommen. Auch Luftblasen
in der Insulinpatrone (Funktionskontrolle!) verlängern die Abgabedauer von
Insulin aus dem Pen in das Unterhautfettgewebe, was ebenfalls zu Insulin-
rückfluss aus der Haut oder Nachtropfen des Pens führen kann.

                                                                            27
Wie soll ich Insulin lagern?
• Das im Gebrauch befindliche Insulin (Fertigpen, Pen-Patrone) soll bei
  Raumtemperatur (25°C) aufbewahrt werden (höchstens einen Monat nach
  dem ersten Gebrauch und innerhalb des Verfalldatums).
• Insulinvorräte sollen an einer Stelle im Kühlschrank bei 2 – 8°C gelagert
  werden, wo sie nicht einfrieren können. Temperaturen unter 0° C und über
  40° C sind grundsätzlich zu vermeiden.
• Kaltes Insulin kann bei einer Injektion Schmerzen verursachen.
• Insulin nicht direktem Sonnenlicht aussetzen.
• Immer die Herstellerempfehlung beachten!

Was kann die Ursache sein, wenn bei der Funktionskontrolle kein Insulin
aus der Pen-Nadel austritt?
• Die Nadel ist verstopft g neue Nadel verwenden.
• Das penseitige Nadelende hat beim Aufsetzen der Nadel das Septum der
  Ampulle nicht durchstoßen g neue Nadel verwenden und gerade auf den
  Pen aufsetzen.
• Es ist noch Luft in der Ampulle g Funktionskontrolle wiederholen.
• Der Pen ist defekt g in der Gebrauchsanleitung des Pens nachschlagen.

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Checkliste: Selbstinjektion von Insulin
1. Spritzstellen überprüfen

2. NPH- und Mischinsulin (trübes Insulin/Boden-
   satz) gründlich aufmischen: Pen 20x langsam
   hin- und herschwenken. Das Insulin muss gleich-
   mäßig trüb sein
   Bei klaren Insulinen entfällt dieser Schritt!

3. Papiersiegel von der äußeren Schutzkappe der
   Pen-Nadel entfernen

4. Neue Kanüle senkrecht auf den Pen aufsetzen
   und aufschrauben

                                                     29
Checkliste: Selbstinjektion von Insulin
5. Äußere und innere
   Schutzkappe abziehen
   Wichtig: Äußere Schutz-
   kappe für das Abschrau-
   ben und die Entsorgung
   der Nadel bereithalten
   Die innere Schutzkappe
   wird nicht mehr benötigt!

6. Funktionskontrolle:
   1 – 2 Einheiten einstellen. Den Pen mit der Kanü-
   le nach oben halten und den Dosierknopf völlig
   eindrücken. Insulin muss an der Nadelspitze
   austreten
   Den Vorgang ggf. wiederholen bis Insulin austritt

7. Gewünschte Insulindosis einstellen

8. Pen mit der ganzen Hand greifen
   (Daumen noch nicht auf dem Dosierknopf)

30
Checkliste: Selbstinjektion von Insulin
9. Falls nötig, Hautfalte bilden

10. Pen-Nadel in einer zügigen Bewegung vollständig
    einstechen
11. Dosierknopf langsam und gleichmäßig bis zum
    Anschlag mit dem Daumen eindrücken
    Nach dem Drücken des Injektionsknopfes mit
    dem Herausziehen der Nadel noch 10 Sekunden
    warten
                                                      10 sek.
12. Pen-Nadel wieder gerade aus der Haut ziehen
    Ggf. Hautfalte danach lösen
13. Leere äußere Schutzkappe vorsichtig senkrecht
    aufsetzen und Pen-Nadel abschrauben

14. Pen-Nadel sicher entsorgen

                                                                31
Checkliste: Selbstinjektion von Insulin
15. Pen-Kappe wieder auf den Pen stecken und den
    Pen bei Raumtemperatur lagern

16. Dosismenge, Zeitpunkt der Injektion und Insulin-
    art notieren (z. B. im Diabetestagebuch)

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Checkliste: Insulininjektion mit Sicherheits-Pen-Nadeln
            in Krankenhaus und Pflege
1. Auf die geltenden Hygienevorschriften
   (Krankenhaus, Plegeeinrichtung, Pflegedienst,
   Praxis) achten
   Ggf. Einstichstelle und Septum der Insulinpatrone
   sorgfältig mit Hautantiseptikum bzw. Desinfekti-
   onsmittel behandeln und die notwendige Ein-
   wirkzeit beachten

2. Spritzstellen überprüfen

3. NPH- und Mischinsulin (trübes Insulin/Boden-
   satz) gründlich aufmischen: Pen 20x langsam
   hin- und herschwenken. Das Insulin muss gleich-
   mäßig trüb sein.
   Bei klaren Insulinen entfällt dieser Schritt!

4. Papiersiegel von der Schutzkappe der Sicher-
   heits-Pen-Nadel entfernen

                                                          33
Checkliste: Insulininjektion mit Sicherheits-Pen-Nadeln
            in Krankenhaus und Pflege
5. Sicherheits-Pen-Nadel senkrecht auf den Pen
   aufsetzen und aufschrauben

6. Schutzkappe der Sicherheits-Pen-Nadel abziehen

7. Funktionskontrolle:
   1 – 2 Einheiten einstellen. Den Pen mit der Kanü-
   le nach oben halten und den Dosierknopf völlig
   eindrücken. Insulin muss an der Nadelspitze
   austreten
   Den Vorgang ggf. wiederholen bis Insulin austritt

8. Gewünschte Insulindosis einstellen

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Checkliste: Insulininjektion mit Sicherheits-Pen-Nadeln
            in Krankenhaus und Pflege
9. Pen mit der ganzen Hand greifen
   (Daumen noch nicht auf dem Dosierknopf)

10. Falls nötig, Hautfalte bilden

11. Pen-Nadel in einer zügigen Bewegung vollständig
    senkrecht einstechen
    Bei der Verwendung von Sicherheits-Pen-Nadeln
    ist eine sorgfältige Durchführung der Injektion
                                                      10 sec.
    besonders wichtig! Hierzu die Empfehlungen des
    jeweiligen Herstellers beachten
12. Dosierknopf bis zum Anschlag mit dem Daumen
    eindrücken
    Nach dem Drücken des Injektionsknopfes mit
    dem Herausziehen der Nadel noch 10 Sekunden
    warten
13. Pen-Nadel wieder gerade aus der Haut ziehen
    Ggf. Hautfalte danach lösen

                                                            35
Checkliste: Insulininjektion mit Sicherheits-Pen-Nadeln
            in Krankenhaus und Pflege
14. Nach dem Herausziehen der
    Sicherheits-Pen-Nadel ist die
    Nadel durch einen automatischen
    Schutzschild verriegelt
    Ein roter Indikator zeigt den akti-
    vierten Schutz vor Nadelstichverlet-
    zungen an (s. Foto rechts und Anlei-
    tung des jeweiligen Herstellers)

15. Abschrauben der Sicherheits-Pen-Nadel
    Bei Sicherheits-Pen-Nadeln ist dabei ein Wieder-
    aufsetzen der Schutzkappe nicht nötig

16. Verriegelte Sicherheits-Pen-Nadel in einem
    Abwurfbehälter entsorgen

17. Pen-Kappe wieder auf den Pen stecken und den
    Pen bei Raumtemperatur lagern

18. Dosismenge, Zeitpunkt der Injektion und
    Insulinart dokumentieren

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Allgemeines

Mit Anregungen und Fragen wenden Sie sich bitte an die
VDBD-Geschäftsstelle:
Am Eisenwald 16
66386 St. Ingbert
eMail: info@vdbd.de

Download:
Die Broschüre „VDBD – Praktische Anleitung“ liegt als PDF auf www.vdbd.de
zum Herunterladen bereit.

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PM109 5-03/12

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