Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...

Die Seite wird erstellt Kjell Wulf
 
WEITER LESEN
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
Verlagsprogramm Herbst 2018
Publishing Program Autumn 2018

                       GESCHICHTE
                         IM FOKUS
                        SPOTLIGHT
                       ON HISTORY
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
2   KOLUMNENTITEL                                                                                                                     EDITORIAL    3

    LIBRUM Publishers & Editors LLC   Kennen Sie das? Sie beschäftigen sich mit etwas         In der vergangenen Vorschau haben wir »große
    Laufenstrasse 33                  Neuem, und auf einmal begleitet sie das Thema auf       Dinge« angekündigt: Im diesjährigen Frühjahr legt
    CH-4053 Basel                     Schritt und Tritt. Seit wir bei LIBRUM P & E den Band   der neue Unterverlag von LIBRUM P & E , der Verlag
                                      mit den Geheimrezepten des Cagliostro planen,           kurz & bündig, sein erstes Programm mit einer
    +41(0)61 751 66 33                geht es mir jedenfalls so. Auf meinen kürzlichen        Porträtreihe bekannter bis sehr bekannter Zeit­
                                      Reisen nach Napoli, Rom, Lyon, Straßburg, aber          genossen vor. Etwas »Glanz & Gloria«, aber auch
    EU-Niederlassung:                 natürlich auch in Basel und dem nahegelegenen           Mehrwert für den Leser: Jede Karriere kennt ihre
    LIBRUM Publishers & Editors LLC   Arlesheim, überall begegnete sie mir, diese dubiose     Defizite und Niederlagen, und diese auszuhalten
    Heddernheimer Landstraße 49       Gestalt Cagliostro. Wohl keine Vorsehung oder sonst     bedeutet Lernen fürs Leben.
    DE-60439 Frankfurt am Main        geartete esoterische Fügung, sondern eher
                                      geschärfte Aufmerksamkeit – wir sind ja ein             Unseren Autoren, unserem Team und unseren
    Tel.: 0049(0)69 9520 03 89        Wissen­schaftsverlag!                                   Handelspartnern möchten wir für das Vertrauen
                                                                                              und die großartige Zusammenarbeit herzlich
    www.librum-publishers.com         Die cagliostrischen Magistralformen aus dem             danken.
    www.librumstore.com               Ancien Régime führen in die Geschichte der
    Skype: librum-publishers          Pharmazie, was zu einem Verlag der Pharmastadt          Dominique-Charles R. Oppler
                                      Basel recht gut passt. Das Buch erscheint in enger      Verleger & Herausgeber
                                      Zusammenarbeit mit dem Pharmaziehistorischen
                                      Museum der Universität Basel.

                                      Ein weiterer Band zur neuen Buchreihe Beiträge zur
                                      Technikgeschichte | Studies in the History of
                                      Technology darf erwartet werden. Der Band handelt
                                      von der Stahlerzeugung in Augusta Raurica im 1. Jh.
                                      n. Chr.

                                      Der nächste Band der Buch- und App-Reihe Ausflug
                                      in die Vergangenheit führt in den Kanton Zug.
                                      Ob die Archäologen die Zuger Kirschtorte auch als
                                      Teil des kulturellen Erbes betrachten, wird sich
                                      weisen.

                                      Die neue Verlagskooperation mit Müller Medien AG
                                      in Gstaad ermöglicht uns die Vorstellung des Bandes
                                      Saanenland – eine Geschichte. Eine einzigartige,
                                      reich bebilderte Publikation zur Bauforschung und
                                      alpinen Landwirtschaft.
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
4                                                                                             MONOGRAPHIEN                                                                                     MONOGRAPHIEN         5

                                                                                                    Monographien
                                                                                                                                                 Daniel Kriemler
NEU                                                                                                                                              Cagliostros Geheimrezepte – Magistralformeln aus dem
                                                                                                                                                 Ancien Régime

                                                                                                                                                 Über Cagliostros Medizin kann nicht allzu viel Neues ausgesagt
                                                                                                                                                 werden. Viele Autoren der über 500 Titel umfassenden Cagliostriana
                                                                                                                                                 haben sich mehr oder weniger ausführlich zu seiner Medizin geäußert.
                                                                                                                                                 Vergleichbares gilt nicht für Cagliostros Pharmazie. Es ist zwar gut
                                                                                                                                                 bekannt, dass er seine eigene Pharmakopöe besaß, seine Medikamente
                                                                                                                                                 teils von Apothekern herstellen ließ, gewisse Rezepte streng geheim
                                                                                                                                                 hielt und die Arzneien in seiner Heilkunde die Hauptrolle spielten.
                                                                                                                                                 Über die Heilmittel selbst und ihre Zutaten, Kompositionen, Formen,
                                                                                                                                                 Herstellungsvorschriften und Indikationen weiß man jedoch wenig.
                                                                                                                                                 1847 wurden neun Rezepte publiziert, die seither in vielen Büchern und
                                                                                                                                                 Aufsätzen über den Arzt und Magier rezipiert werden. Da es nur wenige
                                                                                                                                                 sind und da außer Namen und Zutaten nichts Weiteres vermerkt ist,
                                                                                                                                                 vermögen sie keineswegs ein vollständiges und scharfes Bild von seiner
                                                                                                                                                 Pharmakopöe zeichnen.

                                                                                                                                                 Dass im Basler Staatsarchiv cagliostrische Rezepte liegen, wurde schon
                                                                                                                                                 mehrfach vermutet. Das Basler Kaufleute-Ehepaar Jakob (1742–1802)
                                                                                                                                                 und Gertrud (1752–1791) Sarasin-Battier legte eine umfassende
                                                                                                                                                 pharma­zeutische Rezeptsammlung an, die heute vom Staatsarchiv
                                                                                                                                                 aufbewahrt wird. 53 der vielen Vorschriften können eindeutig
                                                                                                                                                 Cagliostro zugewiesen werden. Im Kern der Studie stehen diese
                                                                                                                                                 Rezepte, sie werden einer pharmaziehistorischen Analyse unterzogen.
      © http://collections.lacma.org/sites/default/files/remote_images/piction/ma-31835295-O3.jpg

                                                                                                                                                 Die Edition von zwölf ausgewählten und näher in Betracht stehenden
                                                                                                                                                 Rezepten ist Bestandteil davon.

                                                                                                                                                 Zielpublikum:
                                                                                                                                                 Medizin- und Pharmainteressierte, Historiker, alchemistisch
                                                                                                                   Daniel Kriemler               Interessierte, Naturheiler, Esoteriker.
                                                                                                                   Cagliostros Geheimrezepte –
                                                                                                                   Magistralformeln aus dem
                                                                                                                                                 Die erste umfangreichere Analyse
                                                                                                                   Ancien Régime
                                                                                                                   Erscheint im November 2018,   Cagliostrischer Geheimrezepte seit 1847.
                                                                                                                   ca. 200 Seiten, Hardcover
                                                                                                                   245 × 305 mm,
                                                                                                                   CHF / € 48,50
      Provisorisches Cover

                                                                                                                   ISBN 978-3-906897-27-1
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
6   MONOGRAPHIEN | REFERENZWERKE                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            MONOGRAPHIEN | REFERENZWERKE               7

                                                                            28                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             29                    166
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               The “customers”                                                                  don, Dumfries and Wales (UK ), Rikon (Switzerland, figs. 288;
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                303)517, Bonn-Wachendorf (Germany) or New York and Berke-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  167

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ley (USA ). When, on the other hand, museums in Europe or

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Part 2: The historical and social background

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  The “customers”
                                                                         Teil 1 Die Herstellung von Statuen buddhistischer Gottheiten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Wachsmodellherstellung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                the USA order new exhibition pieces from the best artisans in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Nepal, these works may have been produced to the same level
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                of quality, but they are something entirely different from the
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               There are no statistics about the customers and geographical                     ritual representations of deities made for the faithful because
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               distribution of sales of metal statues “made by Newars in Ne-                    they are unconsecrated.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               pal”, not to mention any details about the three usually sep-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               arate qualities of products, those for “monasteries and tem-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               ples”, “private Buddhists” and “tourists and export”. After
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               much thought, evaluation and discussions, Ratna gave me the                      Practising Buddhists in Nepal,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               following figures. They are based purely on the estimation of                    Asia and all over the world
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               an insider and are given here without any guarantee (listed in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               decreasing order of quality of the statues):
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Apart from the temples and monasteries in the countries of
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Orders from monasteries and temples in Nepal and the             c. 5 %         the Himalaya region, private individuals have also always been
                                                                                                                                        Abb. 14: Die buddhistischen Götterbildnisse unterliegen einem strengen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Tibetan Buddhist diaspora in the USA and Europe                                 buyers of the Buddhist statues produced in Patan. Long before
                                                                                                                                        Kanon der Proportionen und Formen. Am Beispiel eines sitzenden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Export for Buddhists and monasteries abroad (around              c. 45 %        the first tourist bought such a figure as a souvenir, Buddhist
                                                                                                                                        Buddhas sind hier die beiden komplizierten Proportionslehren kalacara
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                half to China and many to Bhutan; example fig. 303)                             families furnished their home shrines with statues. And they
                                                                                                                                        (links) und samvara (Mitte) nach Kathleen W. Peterson sowie eine anonyme
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Sales to individual Nepalese Buddhists, partly to order          c. 1 %         still do so today (fig. 289).
                                                                                                                                        Handschrift vermutlich des 17. Jahrhunderts mit einem einfachen quadra-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                (for private home shrines; fig. 289)
                                                                                                                                        tischen Raster (rechts) dargestellt.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Man Jyoti Shakya’s518 son Ratna told me that in the first
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Sales to tourists, pilgrims, foreign Buddhists (e. g. from       c. 14 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                half of the twentieth century his father still exclusively worked
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Japan) and “Neo-Buddhists” in Nepal and India (example
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                to order but that already then some of his clients were foreign,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                fig. 290)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                namely monasteries in Bhutan and many Tibetan refugees.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Export to Asia and “curiosity shops” worldwide                   c. 35 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Over the last few decades the demand from Buddhist commu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                nities from all over the world has grown. Today exiled Tibet-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ans order their statues in Patan (fig. 288), as do the so-called
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                “Neo-Buddhists” from India or the religious communities in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Abbots and monks, temples                                                        eastern Asia mentioned previously. They value either the al-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               and monasteries                                                                  ready familiar traditional “Himalaya style” or have recently
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                “developed a taste” for Buddhist representations in the Nepa-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                lese style. Then again, the statue makers have over the last few
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Temples and monasteries, represented by their abbots, were                       years consciously strived to meet the special requirements
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               in most historical cases the original commissioners515 of new                    and “tastes” of the eastern Asian clientele. With respect to
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Buddhist representations of deities from Patan’s metal cast-                     the iconography, i. e. the form and proportions of the deities,
                                                                                                                                        Abb. 15: Die Proportionen, hier links rekonstruiert von Hans Ruelius
                                                                                                                                        nach einem weiteren, äusserst detaillierten Lehrbuch, der ṡāriputra,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ers. Right up to the present day, these clients are the most                     nothing is being altered, but with regard to the colouration,
                                                                                                                                        entstanden im 12. Jahrhundert in Südindien oder Ceylon (Sri Lanka);                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    emotionally important pillars of artisan activity because the                    the craftsmen are happy to indulge the wealthy guests and cli-
                                                                                                                                        Mitte Idealschema nach Helmut Uhlig aufgrund verschiedener Propor-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     “sacral orders” make the highest demands on the modellers                        ents (fig. 290).
                                                                                                                                        tions-Lehrbücher und rechts eine Zeichnung aus dem Zeichenunterricht                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   and chasers. Such orders are not only precisely defined with
                                                                                                                                        für Novizinnen im Frauenkloster von Leh (Ladakh / Indien).
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               respect to their iconography and proportions but also metic-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Abb. 16: Diese beiden etwa 40 cm hohen Buddhas zeigen schön das Spek-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         trum burmesischer Statuen: die hintere besteht aus Stuck und ist blatt-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               ulously checked during production and on delivery (figs. 287;
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         vergoldet und daher etwas stumpf, fleckig und abgerieben. Die vordere ist                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             392). As a crowning or “sanctifying” conclusion, these statues
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         aus Messing gegossen, sorgfältig poliert und mit eingelegten Augen verse-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             are always consecrated in a special ceremony.                                                515 Until recently in southern India too most religious bronzes were
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         hen. Sie stehen im Hauptschrein beim Südeingang der Kuthodaw-Pagode in                                                                                                                                                                                                            Fig. 287: A monk spends some time on behalf of his monastery in Rabindra
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Today these customers are not only temples and monas-                                       ordered by the customers and not bought from what the casters
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Mandalay (Myanmar).                                                                                                                                                                                                                                                               Shakya’s repoussé workshop (also see fig. 392). He is checking the mass                                                                                                                                                                                              had in stock or from goods intended for general sale (Nambiar
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               teries in Nepal, Bhutan, Ladakh etc. (in earlier times also Ti-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           and proportions of a stupa which has been ordered but which has not yet                                                                                                                                                                                              1964, 21 f.).
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           been completed. Anything deviating from what was ordered must be cor-                                                                                               bet), but increasingly also Buddhist sanctuaries in eastern                                  516 Lo Bue 2002, 121 and 135 f.; Shakya 2005, 11.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           rected. In the case of statues of divinities, special attention is paid to the                                                                                      Asia, such as in China, Japan and Mongolia516. At the same                                   517 Lo Bue 1981c, 124; Lo Bue 2002, 128, note 22, and 138; Shakya et al.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           adherence to the traditional, prescribed iconographic details. In the worst                                                                                         time, the spread of a modern Buddhism in the West means                                          2013, 46 f. – On the foundation of the “Monastic Tibet Institute”
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           case a client from a religious community can refuse to accept a finished                                                                                                                                                                                             in Rikon / Switzerland and its inauguration on 28.09.1968: Kuhn
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               that overseas institutions are also becoming significant buy-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           piece of work and demand it to be done again.                                                                                                                                                                                                                        1996.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               ers of sacral art from Patan. As for “secondary destinations”,                               518 About Man Jyoti Shakya (1917–1990), “the greatest Newar sculptor
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               these are Buddhist monasteries and temples like those in Lon-                                    of the twentieth century”: Lo Bue 1981c, 114; 118–125.

                                                                           64                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             65                     214                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   215

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Part 3: The other metal-processing crafts in Nepal

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Copper hammering in “repoussé” technique
                                                                         Teil 1 Die Herstellung von Statuen buddhistischer Gottheiten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Der eigentliche Guss
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Fig. 380: A relatively flat, round repoussé piece of work (a mandala)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             in Patan, “stuck” to a thick round layer of chaser’s pitch (similar to
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Fig. 379: A small lead “chasing cushion” (tin would also be possible but      fig. 364). The pitch is a mixture of brick powder and the resin of the
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               lead is much cheaper). It serves as a base when chasing hard metals           sal tree (see note 607). In its hot state, it must be very sticky, and when
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               which often need turning and changing over. The imprints show that            cooled down, relatively hard. During the chasing process (fig. 377) only
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               mainly grooves have been embossed in brass plates lying on this lead          the pitch directly under the metal being struck by the punch may give
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               base (fig. 383).                                                              a little, stroke by stroke and step by step, without the metal tearing          Fig. 383: Chasing a piece of brass with a punch on a lead base. For rela-      Fig. 384: Ragendra Tamrkar is straightening a piece of brass which
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             (detail fig. 386).                                                              tively small, thick pieces of metal “a lead cushion” is preferred because      became a little warped during the punching process (fig. 383), with a
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             fixing in chaser’s pitch (analogue to fig. 380) would be too fiddly.           “hammer” in the form of a hard lump of wood. This is heavy enough
                                                                                                                                                                                                                          Abb. 98: Giessermeister Hera eilt unzählige Male zwischen dem                       Abb. 100: Entscheidende Momente: Der kleine Transporttiegel (oben)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            and does not make any dents or scratches on the piece of work as a
                                                                                                                                                                                                                          Schmelzofen (Abb. 516; 538) und den Gussformen hin und her, um im-                  ist von Giessermeister Hera im grossen Schmelzofen gefüllt worden                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             steel hammer would.
                                                                                                                                                                                                                          mer wieder etwas flüssiges Metal mit einem kleinen «Transporttiegel»                und wird über der bereit stehenden, erhitzten Tonform (unten)
                                                                                                                                                                                                                          zu schöpfen und in die heissen Lehmformen zu giessen (Bild), die ihm                entleert. Die Messingschmelze hat die richtige Gusstemperatur, er-
                                                                                                                                             Abb. 97: Der eigentliche Guss: Mit einer langen, aber schmalen Tie-                                                                                                                                                                       Abb. 101: Giessermeister Hera (links) hat den kleinen Tiegel im
                                                                                                                                                                                                                          seine Gehilfen bereitstellen (Abb. 95).                                             kennbar am gelben «Rauch», der den giftigen Zinkdampf signalisiert.
                                                                                                                                             gelzange wird ein kleiner Tiegel gehalten, der unmittelbar vorher am                                                                                                                                                                      Schmelzofen mit flüssigem Messing gefüllt (Abb. 538) und giesst den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Hinten ist eine Gussform bereits gefüllt, vorne stehen weitere zum
                                                                                                                                             Schmelzofen mit gut erhitztem Messing gefüllt worden ist (Abb. 538).                                                                                                                                                                      Inhalt in die unten rechts bereitstehenden Lehmformen. Der Gehilfe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Giessen bereit.
                                                                                                                                             Es erfordert eine ruhige Hand, alles Metall möglichst rasch – vor dem                                                                                                                                                                     rechts entnimmt seinem Blechteller ein paar Prisen Boraxpulver und
                                                                                                                                             Erkalten – in die Eingussöffnungen oben an den Formen zu giessen.                                                                                                                                                                         streut es in den flüssigen Metallstrahl. Das Borax verhindert beim Ein-
                                                                                                                                             Der leicht gelbliche Rauch stammt vom abdampfenden Zinkoxyd aus                                                                                                                                                                           guss die Oxydbildung und im Forminnern die Bildung von Blasen und
                                                                                                                                             der Messinglegierung. – Nebst «weitmauligen» Tiegelzangen, die vor                                                                                                                                                                        Schlacken. – Hera trägt offene Plastiksandalen, Handschuhe zum Grei-
                                                                                                                                             allem grosse Tiegel ganz umfassen (Abb. 102; 121; 533), sind auch klei-                                                                                                                                                                   fen von heissen Gussformen (Abb. 95), eine Mütze und ein dickes Hals-
                                                                                                                                             nere Zangen wie diese hier beliebt. Sie haben abgewinkelte Greifer,                                                                                                                                                                       tuch gegen glühende Spritzer. Das sind die einzigen, offenbar jedem
                                                                                                                                             mit denen besonders kleine Tiegel sehr gut gehalten und auch prima                                                                                                                                                                        Einzelnen überlassenen persönlichen Schutzmassnahmen bei der
                                                                                                                                             zum Ausgiessen mit der Hand gedreht werden können. Wegen der                                                                                                                                                                              heissen und gefährlichen Arbeit in einer Giesserei. Noch finden sich
                                                                                                                                             Weichheit eines glühenden Tiegeltones wäre dies mit grossen, schwer                                                                                                                                                                       bei niemandem professionelle Schutzkleidung oder hitzefeste Schuhe.
                                                                                                                                             beschickten Gefässen nicht machbar – der mit der Zange geknif-                                                                                                                                                                            Die Leute sind offensichtlich so geschickt und erfahren, dass sich nur
                                                                                                                                             fene Rand würde ausbrechen! Für ganz grosse Tiegel wird sogar ein                                                                                                                                                                         sehr selten Unfälle beim Giessen ereignen.
                                                                                                                                             Zwei-Mann-Tiegelhalter verwendet (Abb. 123, im Hintergrund).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Fig. 382: A phenomenon seen in many parts of the world: craftsmen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             who traditionally carry out their work on the floor of the workshop do
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             not use a vice; rather they use their feet as “third and fourth hands”.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Fig. 381: An approximately 3 cm thick steel plate lies on a block of
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Ragendra Tamrkar holds down a piece of brass on the anvil with his big
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               wood directly on an old carpet on the workshop floor “to cushion” the
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             toe while carrying out the punching work on it.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               countless blows from the hammer. The two hollows in the forefront
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               are there to “hollow out” the metal sheets, i. e. to function as dies. The
                                                                                                                                             Abb. 99: Kaum ist die Schmelze in die Gussform eingegossen (Abb. 100),
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               anvil and chasing hammer must be well cared for: every scratch would                                                                                                                                                                         Fig. 386: What in many countries is engraved in patterns with a burin
                                                                                                                                             kühlt das Metall rasch ab und «setzt» sich gleichzeitig etwas in der Form
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               leave a trace on the pieces of work, so all tools must always be polished                                                                                                                                                                    is always done by the Newar and Tamrakar chasers with fine, rela-
                                                                                                                                             resp. es kann noch etwas in die letzten kleinen Hohlräume nachsacken
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               smooth.                                                                                                                                                                                                                                      tively sharp punches (detail from fig. 380). The patterns in this round
                                                                                                                                             und schwindet auch ein ganz wenig beim Abkühlen. Im oberen Beispiel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Fig. 385: A guiding line is engraved parallel to the edge of a small dec-      mandala (see figs. 417 and 418) are not cut into the material with metal
                                                                                                                                             ist der «Spiegel» des glühenden Messings eben noch erkennbar, in der                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            orative relief on a metal sheet with a marking burin with an angled            shavings being carved out, but hammered into the metal the material
                                                                                                                                             unteren Form hat sich das Metall tiefer zurückgezogen. (Beide Formen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            tip. So that the sharp metal edge does not injure the craftsman, he has        being “displaced” (see close-ups in fig. 160).
                                                                                                                                             wurden anfänglich ganz gefüllt.)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                stuck the burin trough a small piece of copper sheet.

    »Dieses Werk liest selbst ein Kenner mit Gewinn, denn                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    “Even the expert profits from reading this work as
    der Inhalt ist handwerkstechnologisch, religions­                      68

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   F
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   69                                                                                                 232                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         233                                        it contains solid and profound knowledge in the

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Part 3: The other metal-processing crafts in Nepal

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Copper hammering in “repoussé” technique
                                                                        Teil 1 Die Herstellung von Statuen buddhistischer Gottheiten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Der eigentliche Guss
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    D1

    geschichtlich und metallurgisch ebenso solide wie                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        fields of handicraft, technology, religious history and
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         C                                E
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              E
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           D2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                B
                                                                                                                                                                                     Abb. 105: Das ganze Giesser-
                                                                                                                                                                                     team um Meister Hera Baha-
                                                                                                                                                                                     dur Mahanjan ist nach mehre-

    aufschluss­reich. Darüber hinaus aber ist ‹Der vergol­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   metallurgy. In addition, ‘The gilded Buddha’ is
                                                                                                                                                                                     ren Stunden der Arbeit an den                                                                                                                                                F
                                                                                                                                                                                     beiden Öfen und des Hantie-                                                                                       A
                                                                                                                                                                                     rens mit glühenden Gussfor-
                                                                                                                                                                                     men und Tiegeln erschöpft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Abb. 108: Ausschnitt aus dem Trümmerfeld nach dem Aufschlagen von 22         Abb. 110: Der Lohn eines guten Wachsmodells und eines gelungenen Gus-
                                                                                                                                                                                     und «ausgebrannt».
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Buddha-Statuen nach vollendetem Tagwerk der Giessertruppe.                   ses. Die rötliche Gusshaut weist noch viele kleine Unebenheiten auf, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       A) Lotus-Sockel aus Messing mit rötlicher Gusshaut; B) Innenseite der        noch glattzuschleifen sind, und in manchen Vertiefungen kleben noch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    hartnäckig schwarze Lehmreste der Gussform. In der Frisur über der Stirn

    dete Buddha› so flüssig geschrieben, dass der Leser                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      written in fluent language so that the reader feels
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Gussform (Hohlguss!), an der Luft rot oxydiert; C) Kern der Gussform,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       reduzierend schwarz gebrannt; D1.D2) zwei (von drei) Hauptgusskanälen        des Buddhas steckt sogar noch ein Nagel, der als Distanzhalter zwischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       (tripod); E) reduzierend schwarz gebrannte Innenabdrücke mit dem Nega-       Innenform, Wachsmodell und Aussenform diente und ebenfalls noch ent-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       tiv der Figuren; F) oxydierend rot gebrannte Aussenbruchstücke.              fernt und kaschiert werden muss. Erst nach allen Versäuberungsarbeiten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    wird dieser Kopf vollendet sein (Abb. 61, unten rechts).

    gerne und ohne Mühe die allermeisten Kapitel ohne                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        inclined to read most chapters to the end effortlessly
    Unterbrechung ganz durchlesen möchte, obwohl er ja                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       and with pleasure, in spite of dealing with a
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Fig. 419: A repoussé piece which

    ein ‹Dokumentationswerk› vor sich hat.«                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  ‘documentation’.”
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                took many hours of work in Ra-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                bindra Shakya’s workshop, made
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                of a large, elaborately chased
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                base and with many applied at-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                tributes and decorative elements.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                The uppermost section of the au-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                reole shows the winged Garuda,

    (Prof. Dr. Dr. h.c. Markus O. Speidel, ETH Zürich, Peer-Reviewer)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        (Prof. Dr. Dr. h.c. Markus O. Speidel, ETH Zurich)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Vishnu’s mount, worshipped by
                                                                                                                                        Abb. 106: Der Guss dieser Buddha-Statue ist perfekt gelungen, und die            Abb. 107: Raju, der mit seinem Bruder Umesh alle Wachsmodelle in langer                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Hindus and Buddhists alike. The
                                                                                                                                        gröbsten Teile der Lehmform sind abgeklopft. Man sieht sehr schön, dass          Arbeit geschaffen hat, ist natürlich am meisten gespannt, wie seine messin-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            piece is intended for an approx-
                                                                                                                                        die Figur von unten gegossen wurde: Die Schmelze floss erst durch die drei       genen Buddha-Statuen gelungen sind. Voller Neugier schlägt er – unmittel-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              imately life-size statue of a deity
                                                                                                                                        dicken Kanäle des sogenannten tripod (links; analog Abb. 35, rechts),            bar nach dem Guss und dem Abschrecken in Wasser – mit einem Eisen-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     (fig. 409) and fire-gilding and
                                                                                                                                        verteilte sich dann über einen Kranz weiterer Gusskanäle und um den              haken viele der Gussformen auf.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        delivery to the customer are im-
                                                                                                                                        Statuensockel herum (Bildmitte) und floss schliesslich von allen Seiten in                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              minent.
                                                                                                                                        die eigentliche Form der Figur bis zum Kopf hinunter.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Fig. 421: A chased work, finished but not gilded, in Rabindra Shakya’s workshop: a larger than life-size sitting Buddha
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Abb. 109: Guss und Formteil: Manchmal zeichnen sich auf den Innensei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             sitting in front of a very highly decorated aureole (see fig. 409). The red and black contours painted on the face are pro-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ten der Lehmformteile noch deutlich die Negativumrisse des Werkstückes
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Fig. 420: One of Rabindra Shakya’s masterpieces of a wrathful guardian of Dharma-Vajrapani (the vajra carrier)       visional and will, like the yellow patch of brass on the end of the nose (detail below), disappear in the course of gilding.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       resp. der Statue ab (links).
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        or Mahākāla (the black guardian). The three eyes, bared teeth, the flaming hair and the crown are typical for this   The work took over a year to complete and is around 4 m high!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        divinity. An exquisite contemporary piece of repoussé work, made from a piece of copper sheet in many months
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        of work. Height: c. 30 cm.

    Alex R. Furger                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Alex R. Furger
    Der vergoldete Buddha – Traditionelles Kunsthandwerk                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     The gilded Buddha – The traditional art of the
    der Newar-Giesser in Nepal                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Newar metal casters in Nepal
    Mit Beiträgen von Ratna Jyoti Shakya                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     With contributions by Ratna Jyoti Shakya
    2017, 328 Seiten, 551 Abbildungen, Hardcover,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            2017, 328 pages, 551 illustrations, hardback,
    245 × 305 mm                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             245 × 305 mm
    CHF / € 85,—                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             CHF / € 85,—, £ 75,—, US$ 90,—
    ISBN 978-3-906897-05-9                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ISBN 978-3-906897-06-6
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
8   MONOGRAPHIEN | REFERENZWERKE                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     MONOGRAPHIEN | REFERENZWERKE             9

                                                        12       t e i l i di e g ol db üst e de s s e pt i m i us s ev e rus aus plot i nopol i s                                                                                                                                                                                             1 . vorge schicht e        13

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    „The Earth and its Inhabitants“ — Geografiespiel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    (um 1830), hergestellt und vertrieben von Carl
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Bauer.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    kolorierten Abbildungen von Erdbewohnern in ihrer               steckte Hinweise darauf finden sich bei Christian Gott-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    traditionellen Bekleidung befindet .                            lieb Müller in seiner Beschreibung der Reichsstadt Nürn-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Mithilfe des Miniaturglobus konnten zusätzlich die       berg: „Joh. Bernhard Bauer (geb. 1752) liefert für den Han-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Wohngebiete jener Bewohner lokalisiert werden . Die Be-         del Erd- und Himmelsgloben, Sphäre Armillaris, Thermo-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     schriftung des Bildstreifens in Deutsch, Französisch und       meter, Elektrisiermaschinen von allen Sorten [. . .]. Auch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Englisch weist auf die bereits in jener Zeit internationalen    werden in seiner Werkstätte sehr viele Arten mechanischer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Absatzmärkte solcher Spiele hin . Von Carl Bauer stammt         Spielsachen verfertiget, welche sowohl zum ernsthaften als
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    außerdem ein seltenes Geografiespiel mit einem Faltglo-         zum belustigenden Gebrauch dienen.“ 101
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    bus, der sich in der National Library of Australia befin-          In einer Monografie zur Theatergeschichte Nürn-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    det (S . 349) . Faltgloben waren ein wichtiges didaktisches     bergs ist außerdem zu lesen, dass die Firma Bauer mit ei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Hilfsmittel, um die Projektion der Erdkugel auf eine            nem mechanisch-optischen Kunstkabinett sogar öffent-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    zweidimensionale Kartenfläche praktisch demonstrieren           liche Ausstellungen veranstaltete:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    zu können .                                                        „Daß in Nürnberg der alte Sinn für Kunst und Wissen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Bei der Herstellung solcher Spiele arbeiteten die bei-   schaft noch immer zu Hause sey, bewies unter andern die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    den Söhne mit verschiedenen Verlegern zusammen, so              unterhaltende Ausstellung des mechanischen und optischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    etwa mit der Klinger’schen Kunsthandlung, mit dem Verlag        Kunstcabinets des Mechanikus Bauer, welche derselbe im Oc-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Friedrich Campe sowie mit dem Verlag C. Leuchs & Comp .         tober 1811 in dem Saale des goldenen Reichsadlers veranstal-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    tete. Sein mechanisches Cabinet bestand aus mehreren be-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   e i n n e u e s g e s c h äf t s f e l d         weglichen Figuren, welche größtentheils von ihm selbst er-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                m e c h an i s c h e s u n d o p t i s c h e s      funden und verfertigt waren. Der Elephant, Seilschwinger,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               spielzeug                            Türke der Taback raucht, Wilhelm Tell u. s. w. waren sehr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Dass die Familie Bauer außer Miniaturgloben und geo-            schöne Kunstwerke.“ 102
                                                        Abb. 2                                                                                                                                               Abb. 3                                                                                                                                                                                 grafischen Spielen auch mechanisches und optisches                 Solche Zitate belegen, dass die Firma Bauer eine we-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Spielzeug herstellte, war bisher kaum bekannt und ist           sentlich breitere Produktpalette anbot, als bisher bekannt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    erst durch neuere Forschungen bestätigt worden .100 Ver-        war . Der erwähnte „Seilschwinger“ oder „Wilhelm Tell“

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     216   |   Kapitel 5                                                                                                                                                                                                                                Physikalische Belustigungen von Nürnberger Mechanikern             |   217

                                                        24       teil i die goldbüste des s eptim ius s everus aus plotinopolis                                                                                                                                                                                                                        2. di e gol d bü st e   25

                                                         Inv. Nr. 207
                                                         1965 ausgegraben in Plotinopolis
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        op t i s c h e s s p i e l ze ug
                                                         (Didymoteicho)
                                                         Archäologisches Museum Komotini,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              der zylindrische                                                                                                               Zylinderspiegel-Anamorphose

                                                         Griechenland
                                                         Datierung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        m e tal l s p i e g e l
                                                         194–196/7 n. Chr.
                                                         Maße
                                                         Gesamthöhe                                  28,4 cm
                                                         Breite                                      25,5 cm                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          s tan do rt
                                                         Tiefe der Büste                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Privatsammlung, Basel
                                                         am unteren Rand                   13,25 / 13,5 cm                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Sammlung François Binetruy, Versailles
                                                         Scheitel bis Mitte Bart unten                 21 cm                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Inv .-Nr . Ph .C .57 / 73 + 74)
                                                                                                                                                                                                                 Abb. 13     Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis                         Abb. 14 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis                                                                                                                                                                                                                                                        Hauchs Physiske Cabinet, Sorø, Dänemark (Inv .-Nr . 465,
                                                         Scheitel bis Nasenspitze                      14 cm
                                                                                                                                                                                                                 (Didymoteicho, GR ). Stirn. | Archäologisches Museum, Komotini, GR ;                 (Didymoteicho, GR ). Linkes Ohr. | Archäologisches Museum, Komotini,                                                                                                                                                                                                                                                   AWH F 21)
                                                         Scheitel bis Oberlippe                        16 cm                                                                                                     Inv. 207.                                                                            GR ; Inv. 207.                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Historisches Museum Basel (Inv .-Nr . Phys . 27)
                                                         Pupillenabstand Mitte                       4,15 cm                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Schweizer Spielmuseum, La Tour-de-Peilz
                                                         Äußerer Augenabstand                        6,49 cm          2. D I E G O L D B Ü ST E                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        „Der cylindrische Metallspiegel, ist von einer weißen Composi-                 Museum des Instituts für Experimentalphysik, Universität Inns-
                                                         Innerer Augenabstand                         2,1 cm                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           tion gemacht, und 3 Zoll hoch, er wird auf eins von den 6 dazu                        bruck (Inv .-Nr . VII -1)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       gestochenen und in Farben gemahlten Bildern gesetzt, diese
                                                         Nasenlänge                                  3,25 cm
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Bilder haben ganz verzerrte Figuren, in dem Spiegel erschei-                   s p i e lw e i s e / f u n k ti o n s p r i n z i p
                                                         Stirnhöhe, von Nasenwurzel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              nen sie aber in einer schönen Gestalt, kostet 3 fl. 24 kr.“             Um das Anamorphosenbild in den korrekten Proportionen sehen
                                                         bis Haaransatz                              2,87 cm          2.1. Beschreibung der Goldbüste                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 zu können, ist ein zylinderförmiger Spiegel in die Mitte der Bild-
                                                         Mundbreite                                 ca. 2 cm                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          [Bestelmeier 1803 — 1 . Stück, Nr . 63]                         vorlage zu stellen . Blickt der Betrachter nun seitlich auf den Zylin-
                                                         Breite Halsausschnitt                                        Laut den Fundberichten wurde die Goldbüste aus einer Tiefe von 1,6 m geborgen;                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  derspiegel, so kann er das betreffende Bildmotiv entzerrt betrach-
                                                         Panzer vorne                                  10 cm          keine bauliche Struktur schützte sie während der langen Zeit im Boden. Es ist des-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ten . Die sechs Zylinderspiegel-Anamorphosen von Burucker bein-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      halten folgende Figuren und Szenerien:
                                                         Breite Träger                                1,2 cm          halb erstaunlich, dass das Objekt abgesehen vom beschädigten Büstenrand, dessen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   o bj e k tbe s c hr e i bu n g                                                     No . 1: Totenkopf
                                                         Schuppenlänge                               1,48 cm          Fehlstellen hauptsächlich auf das willentliche Zerschneiden durch die Finder zurück-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Holzkistchen mit Schiebedeckel (2,3 × 21,5 × 20 cm) . Darin 6 kolo-                No . 2: Reitender Husar
                                                         Bronzeverstärkung am unteren                                 zuführen sind, gut im Stande ist (siehe Kapitel 1, Fundbericht).                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             rierte, auf Karton aufgezogene Radierungen (19 × 18 cm) mit Dar-                   No . 3: Gärtnerin und Gärtner
                                                         Rand der Büste hinten,                                           Besonders der Kopf ist gut erhalten. Ein einzelner größerer Riss zieht sich vom                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          stellungen von Zylinderspiegel-Anamorphosen (No . 1–6) . Die                       No . 4: Wandersmann vor einem Haus
                                                                                                                                                                                  28
                                                         fragmentarisch erhalten:                                     Haaransatz an der linken Schläfe zum Jochbogen (Abb. 14) . Ein weiterer, horizon-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Anamorphosen tragen das Monogramm I. M. Burucker del. fc. et                       No . 5: Bärenführer mit Bär
                                                                                                                                                                                                                 Abb. 15 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis                             Abb. 16 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis                                                                                                                                                                     exc. Der dazugehörige Zylinderspiegel sowie die Spielanleitung                     No . 6: Flöten- und Lautenspieler
                                                         ehemals            ca. 5,27 × 2,214 × 0,107 cm               taler Riss befindet sich am Haaransatz gleich vor dem linken Ohr. Inwiefern diese
                                                                                                                                                                                                                 (Didymoteicho, GR ). Augenpartie. | Archäologisches Museum, Komotini,                (Didymoteicho, GR ). Linkes Auge. | Archäologisches Museum, Komotini,                                                                                                                                                        fehlen .
                                                                                                                      Risse im Verlauf der Entdeckung entstanden sind, lässt sich mangels Dokumen-               GR ; Inv. 207.                                                                       GR ; Inv. 207.                                                                                                                                                                                                                                                                                                  an m e r ku n g e n / be s o n de r he i te n
                                                                                                                      tation nicht bestimmen. Kleine Scharten sind oberhalb der linken Braue zu sehen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              he r s te lle r / dati e ru n g                                                    Bei der in den Katalogen von Catel und Bestelmeier abgebildeten
                                                                                                                      (Abb. 15); mehrere Kratzer ziehen sich über die Stirn (Abb.13; 16), über Wangen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Johann Michael Burucker, Nürnberg, um 1785                                         Zylinderspiegel-Anamorphose handelt es sich eindeutig um die-
                                                                                                                      und Bart (Abb. 17) sowie über den Nacken (Abb. 74). Die Nasenspitze zeigt zwei                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  jenige von Burucker — sie zeigt Burucker’s Bildmotiv Nr . 1, d . h .
                                                                                                                      leichte Dellen unterhalb einer kleinen Scharte, der linke Nasenflügel mehrere paral-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         e rwähn u n g i n p r e i s li s te n / k atalo g e n                              einen Totenkopf .
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Gütle (1780, S . 61, Nr . 39; 1790, Nr . 111; 1792, Nr . 112 und Fig . 25)           Die in der Sammlung Binetruy vorhandene Anamorphose
                                                                                                                      lele Kerben (Abb. 15).
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Burucker (1788, Nr . 32)                                                           wurde vermutlich von Wilhelm Burucker selber verkauft . Denn
                                                                                                                          Am Büstenteil ist zu unterscheiden zwischen Verletzungen und Fehlstellen, die                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Catel (1785, S . 10; 1786, S . 11; 1788, S . 11; 1790, S . 12; 1792, S . 9 sowie   die auf der betreffenden französischen Spielanleitung angegebene
                                                                                                                      eher vor und jenen, die sicher nach dem Auffinden des Objektes entstanden sind.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     1790 a, S . 29 und Fig . 79)                                                Objektnummer („No . 32“) stimmt exakt mit derjenigen in Buru-
                                                                                                                      Auf der linken Schulter ist eine quer verlaufende Delle zu verzeichnen, die wohl auf                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Bestelmeier (1793–1823, Nr . 63)                                                   ckers Preiscourant von 1788 überein .
                                                                                                                      einen starken Hieb zurückzuführen ist (Abb. 18; 74). Da das Metall in dieser Delle                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Albert (1809, Nr . 199)                                                              Demgegenüber trägt das Exemplar des Schweizer Spielmuse-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Girard & Haugk (1803, S . 10)                                                      ums auf der Holzkassette den handschriftlichen Vermerk „No . 63“,
                                                                                                                      einen dunklen Belag aufweist, ist vielmehr von einer Verletzung vor dem Auffinden
                                                        28    Dieser Riss stellt vermutlich den Einstich eines                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Polytechnischer Verein München, Wöchentlicher Anzeiger                             der exakt mit der Artikelnummer im Bestelmeier-Katalog über-
                                                                                                                      der Büste auszugehen. Kleine Löcher bzw. Risse sind an folgenden Stellen zu sehen:
                                                        messerartigen Instruments dar und ist der Büste viel-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             (1 . Jahrgang, 1815, Nr . 21, S . 238 / Nr . 184)                           einstimmt . Offenbar wurde dieses Exemplar von Burucker an Be-
                                                        leicht erst nach ihrer Entdeckung zugefügt worden,
                                                                                                                      Ein Riss liegt außerhalb der linken Ecke der Einfassung des Brustpanzers (Abb. 19),                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Leuchs (1838, S . 103)                                                             stelmeier geliefert, der es dann — mit seiner Artikelnummer ver-
                                                        vgl. Niemeyer 2007, Kap. 3, Abb. 9.                           ein weiterer am rechten unteren Rand des rechten Trägers; ein winziger Riss befin-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              sehen — weiterverkauft hat .
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   li te r atu r
                                                                                                                                                                                                                 Abb. 17 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis                             Abb. 18 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis                                                                                                                                                                     Andersen, Hemming (1995), S . 251 (Nr . 1643)
                                                                                                                                                                                                                 (Didymoteicho, GR ). Schnurrbart. | Archäologisches Museum, Komotini,                (Didymoteicho, GR ). Linke Schulter, Innenseite, mit Resten eines                                                                                                                                                            Füsslin, Georg / Hentze, Ewald (1999), S . 46 ff ., 48, 55, 60–65
                                                                                                                                                                                                                 GR ; Inv. 207.                                                                       Belags. | Archäologisches Museum, Komotini, GR ; Inv. 207.                                                                                                                                                                   Linck, Johann Heinrich [der Jüngere] (1787), S . 123 (No . 323)

    Die Erstpublikation eines Fundes                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Spielerische Wissenschaft – Wissenschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     296   |   Bildkatalog Spiele und Spielzeug                                                                                                                                                                                                                                                    Optisches Spielzeug |       297

    von außerordentlichem Seltenheitswert.              168        teil ii gol d - u n d s il berbü sten r ö m isc h er kais er

                                                          c. valerivs licinianvs licinivs.
                                                          Geboren ca. 265 in der Provinz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           1 3 . licinius i    169

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       im Spiel. Experimentieren und Tüfteln in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Schule, Universität und Kinderstube.
                                                          Dacia nova, hingerichtet 325 in
                                                          Thessaloniki.
                                                                                              487
                                                          Regierungszeit 308–324 .

                                                          München, Archäologische Staats-
                                                          sammlung, Dauerleihgabe der Hypo-
                                                          Vereinsbank, Member of UniCredit.
                                                          Inv. 1998,8124
                                                          Stammt aus dem Kunsthandel.
                                                          Herkunft unbekannt, Balkangebiet.

                                                          Silber, getrieben, mit Oberflächen-
                                                          überarbeitung.
                                                          Gewicht                                    305,48 g
                                                          Höhe                                       18,3 cm          13. L I C I N I U S I
                                                          Blechdicke                                0,2–3 mm

                                                                                                                      Die Büste Nr. 13 gehörte offensichtlich zum sogenannten Licinius-Schatz, der sich
                                                                                                                      ursprünglich wohl im ehemaligen Jugoslawien oder in Kleinasien befand und dort
                                                                                                                                               488
                                                                                                                      vergraben wurde . Davor muss die Büste bis zur Unkenntlichkeit zusammenge-
                                                                                                                                                 489
                                                                                                                      hauen worden sein . Zum Schatz gehören zudem neun Silbergefäße mit einem Ge-
                                                                                                                      samtgewicht von annähernd neun römischen Pfund. Die meisten Gefäße sind nach
                                                                                                                                                                 490
                                                                                                                      bestimmten Gewichtsmodulen angefertigt ; man könnte somit annehmen, dass das
                                                                                                                      Gewicht der Büste – wie es mehrfach in Quellen angegeben und mit dem Gewicht
                                                        487    Kienast 1996, 294–295.
                                                                                                                      der Goldbüsten Nr. 1 und 2 materiell belegt ist – ebenfalls einem Modul entsprach,
                                                        488    Zur Diskussion um den Fundort des Schatzes             nämlich einem Pfund, auch wenn das heutige Gewicht leicht darunter liegt.
                                                        vgl. Beyeler 2011, 267.                                            Der Silberschatz ist durch fünf sogenannte vota-Gefäßaufschriften, die sich auf
                                                        489    Garbsch und Overbeck 1989, 47 mit Abb. des
                                                        Fundzustandes.
                                                                                                                      das fünfjährige Jubiläum der Erhebung des Licinius I I zum Caesar beziehen, und
                                                        490      Garbsch und Overbeck 1989, 51–58. Die Gefäße         die auf ihnen zum Teil abgebildeten Münzporträts auf den 1. März des Jahres 321
                                                        scheinen nach bestimmten Gewichtsmodulen produ-               datierbar, das Datum des fünfjährigen Regierungsjubiläums (quinquennalia) des
                                                        ziert zu sein. So wiegen vier Schalen annähernd je ein                      491
                                                        römisches Pfund, eine weitere ein halbes Pfund, eine
                                                                                                                      Licinius I I .
                                                        Schale eineinhalb Pfund und zwei Schalen je ca. 1 1/3              Bei der mutwilligen Zerstörung der Büste wurde ihr Kopf abgetrennt; größere
                                                        Pfund; das Gewicht eines einzigen Gefäßes weicht              Fehlstellen bestehen am Hals, ebenso an der rechten Schulter und am hinteren Rand
                                                        ab. Auf einer der Schalen, S8, ist das Gewicht zudem
                                                        mit einem Graffito angegeben. Zu den Gewichtsmo-
                                                                                                                      der Büste (Abb. 161).
                                                        dulen von Silbergefäßen vgl. Martin, Max, «Stempel,                Dargestellt ist ein bärtiger kurzhaariger Mann in Panzer und paludamentum
                                                        Gewichtsangaben und Inschriften», In: Cahn, Herbert           (Abb. 159). Der Kopf ist rundlich, mit niedriger Stirn, großen leicht nach außen ab-
                                                        und Kaufmann-Heinimann, Annemarie (Hrsg.), 1984.

    Anne de Pury-Gysel                                  Der Silberschatz von Kaiseraugst (Derendingen), 382–
                                                                                                                      fallenden Augen, deren bandförmige Oberlider deutlich über den äußeren Augen-
                                                        392; 384, Tabelle Abb. 149, mit Einbezug der Münchner         winkel herabgezogen sind. Die Iris ist eingeritzt, die runden Pupillen vertieft. Die
                                                        Gefäße S1–4 und S8. – Abbildung des gesamten                  Brauen folgen der Augenform in kleinem Abstand. Die lange Nase zeichnet sich
                                                        Licinius-Silberschatzes in München: Guggisberg 2003,
                                                                                                                      durch einen hohen Sattel aus; ihre Flügel sind mit breiten Kerben abgesetzt. Der            Abb. 159    Büste des Licinius I. Silber; Gewicht 305,48 g; Höhe 18,3 cm; Treibarbeit. |
                                                        274, Abb. 255.
                                                                                                                                                                                                                  Archäologische Staatssammlung, Inv. 1998,8124. München. Dauerleihgabe der HypoVereinsbank,
                                                        491    Beyler 2011, 194–195.                                  Mund mit vorgeschobener Unterlippe ist ausgesprochen klein. Das kurze Haupt-

    Die Goldbüste des Septimius Severus –
                                                                                                                                                                                                                  Member of UniCredit.

    Gold- und Silberbüsten römischer Kaiser
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       298     |   Bildkatalog Spiele und Spielzeug                                                                                                                                                                                                                                                   Optisches Spielzeug |      299

    Mit Beiträgen von Alessandra Giumlia-Mair
    und Fotografien von Tanos Kartsoglou                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Thomas Stauss
    With English summary. Résumé français.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Frühe Spielwelten – Zur Belehrung und Unterhaltung
    2017, 184 Seiten, ca. 200 Abbildungen, Hardcover,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  2015, 448 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Hardcover,
    245 × 305 mm                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       235 × 300 mm
    CHF / € 65,—                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       CHF / € 85,—
    ISBN 978-3-9524542-6-8                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ISBN 978-3-9524038-9-1
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
10   REIHENTITEL                                                                                            REIHENTITEL      11

       Ausflug in die Vergangenheit –
       Le passé pas à pas – die Buch- und App-Reihe
                                                      Andreas Faessler
NEU                                                   Ausflug in die Vergangenheit – Archäologische Streifzüge
                                                      durch den Kanton Zug

                                                      In Zusammenarbeit mit Martina Brennecke, Stephen Doswald,
                                                      Ulrich Eberli, Benno Furrer, Stefan Hochuli, Renata Huber, Anette
                                                      JeanRichard, David Jecker, Gabriela Meier Mohamed, Christian Raschle,
                                                      Jochen Reinhard, Eva Roth Heege, Gishan F. Schaeren, Marco Sigg,
                                                      Stefanie Steiner

                                                      Die Kulturgeschichte des Kantons Zug ist lang und reich. Von der
                                                      Einwanderung der ersten Jäger und Sammler am Ende der Eiszeit bis
                                                      zum Bau der ersten Terrassenhaussiedlung der Schweiz dauerte es rund
                                                      16 000 Jahre. Dazwischen liegen Seeuferdörfer der Jungsteinzeit und
                                                      Bronzezeit. Siedlungen und Friedhöfe stammen von den Kelten, Römer
                                                      und Alemannen. Burgen, Städte und Dörfer entstanden im Mittelalter.
                                                      Kirchen und Kapellen wurden in der Barockzeit reich ausgestattet. Und
                                                      erste Eisenbahnlinien und Industrieareale prägten das 19. Jahrhundert.
                                                      Der Bestand an bauhistorischen Denkmälern und archäologischen
                                                      Funden ist vielfältig, wenn auch seit Jahrzehnten einem überdurch-
                                                      schnittlichen Bauboom ausgesetzt und durch diesen dezimiert. Er gibt
                                                      der vielfältigen Kulturlandschaft am Übergang vom Schweizerischen
                                                      Mittelland zu den Voralpen eine historische Dimension und ist Teil der
                                                      unverwechselbaren Identität des Kantons Zug. Auf abwechslungsrei-
                                                      chen Wanderrouten erkunden wir dieses kostbare Kulturerbe.

                                                      Archäologie entdecken und erleben im Kanton Zug.

                                                      Andreas Faessler
                                                      Ausflug in die Vergangenheit – Archäologische
                                                      Streifzüge durch den Kanton Zug
                                                      Erscheint Oktober 2018, ca. 208 Seiten, Softcover,
                                                      210 × 240 mm
                                                      CHF / € 35,—
                                                      ISBN 978-3-906897-11-0
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
12   REIHENTITEL                                                                                                                                                                                                                             REIHENTITEL       13

                                                                                                                                      Beiträge zur Technikgeschichte |
     In der Reihe Ausflug in die Vergangenheit – Le passé pas à pas
     bisher erschienen:                                                                                                               Studies in the History of Technology
                                                                                                                                                                                  Zur neuen Reihe »Beiträge zur Technikgeschichte«
                                                                                                                                                                                                                                                                    NEU
                                                                                                                                                                                  Mit Alex R. Furgers Monographie »Antike Schmelztiegel – Archäologie
                                                                                                                                                                                  und Archäometrie der Funde aus Augusta Raurica« haben LIBRUM
                                                                                                                                                                                  Publishers & Editors als Verlag und die Dr. h. c. Alfred Mutz-Stiftung für
                                                                                                                                                                                  alte, insbesondere antike Technologie und Technikgeschichte als
                                                                                                                                                                                  Herausgeberin die Reihe »Beiträge zur Technikgeschichte« | »Studies in
                                                                                                                                                                                  the History of Technology« lanciert. In dieser Reihe sollen in lockerer
                                                                                                                                      Dr. h. c. Alfred Mutz (1903–1990) war ein   Folge kleine und größere Studien zu technikgeschichtlichen Themen
                                                                                                                                      Schweizer Mechaniker, Gewerbelehrer         erscheinen.
                                                                   Christian Mathis, Pascal        Tamara Tännler
                                                                                                                                      und Historiker. Für seine Verdienste
                                                                   Favre, Peter Michael Keller     Ausflug in die Vergangenheit
                                                                                                                                      als Brückenbauer zwischen Archäologie
                                                                   Sachlernen im Nahraum –         – Archäologische Streifzüge                                                    Die einzelnen Bände sind ganz im Sinne des breitgefächerten Arbeits-
                                                                                                                                      und Technik verlieh ihm die Philoso­
                                                                   Didaktische Grundlagen zur       durch Augusta Raurica und                                                     und Interessengebiets des Stifters Dr. h. c. Alfred Mutz (1903–1990)
                                                                                                                                      phisch-Historische Fakultät der
                                                                   Reihe Ausflug in die             das Umland                                                                    inhaltlich offen gehalten und können technologische Themen zu allen
     Lara Dubosson                                                                                                                    Universität Basel 1972 die Ehrendoktor­
                                                                   Vergangenheit                   2017, 180 Seiten, Softcover,
     Le passé pas à pas – randonnées archéologiques en Valais                                                                         würde.                                      Materialien (Metall, Keramik, Holz usw.), Anwendungsbereichen
                                                                   2017, 136 Seiten, Softcover,    210 × 240 mm
     Attendu pour été 2018, ca. 208 pages, Softcover,
                                                                   210 × 240 mm                     CHF / € 35,—
                                                                                                                                                                                  (Gebrauchsgüter, Hausbau, Industriearchäologie usw.), technischen
     210 × 240 mm                                                                                                                                                                 Aspekten (Handwerk, Werkzeuge, Werkstätten usw.) und zu allen
                                                                   CHF / € 45,—                    ISBN 978-3-9524542-4-4
     CHF / € 35,—
                                                                   ISBN 978-3-9524300-9-5                                                                                         Epochen (von den Steinzeiten bis zur frühen Neuzeit) beinhalten.
     ISBN 978-3-906897-12-7

                                                                                                                                                                                  Diese neue Reihe liefert Beiträge zu allen Materialien,
                                                                                                                                                                                  Anwendungsbereichen, technischen Aspekten und
                                                                                                                                                                                  Epochen.

                                                                                                   Zu den Bänden Baselland,
                                                                                                   Zürich und Augusta Raurica
      Gisela Nagy                    Marion Sauter                  Dominique Oppler               steht eine kosten­­lose App für
     Ausflug in die Vergangenheit   Ausflug in die Vergangenheit   Ausflug in die Vergangenheit    iPhone und Android-Smart­
     – Archäologische Streifzüge    – Archäologische Streifzüge    – Archäologische Streifzüge     phones zur Verfügung. Die App
      durch den Kanton Zürich        durch die Urschweiz            durch das Baselbiet            ersetzt die Bücher nicht, aber
     2016, 256 Seiten, Softcover,   2015, 208 Seiten, Softcover,   2. Auflage, 2015, 192 Seiten,   sie führt den Wanderer
     210 × 240 mm                   210 × 240 mm                    Softcover, 210 × 240 mm        GPS-gesteuert zu den Orten des
      CHF / € 35,—                   CHF / € 35,—                   CHF / € 35,—                   historischen Geschehens und
     ISBN 978-3-952430-02-6          ISBN 978-3-952430-00-2        ISBN 978-3-952430-05-7          ruft an Ort und Stelle mit
                                                                                                   Audio­kommentaren, Text und
                                                                                                   Bild­material in Erinnerung, was
                                                                                                   im Buch besprochen wurde.
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
14   REIHENTITEL                                                                                                                                REIHENTITEL      15

           Beiträge zur Technikgeschichte |
           Studies in the History of Technology
                                                                                              Band 2 – Volume 2
NEU                                                                                           Alex R. Furger
                                                                                              Ancient steelmaking. New evidence regarding the carburization
                                                                                              of Iron in Roman Time Augusta
                                                                                              (Zur antiken Stahlerzeugung. Ein Nachweis der Aufkohlung
                                                                                              von Eisen aus Augusta Raurica)

                                                                                              Der nächste Band, der noch 2018 in der neuen Reihe »Beiträge zur
                                                                                              Technikgeschichte« | »Studies in the History of Technology« erschei-
                                                                                              nen soll, ist ein handliches Übersichtswerk über die früheste Stahl­
                                                                                              gewinnung. Ausgehend von sensationellen Funden aus der Römerstadt
                                                                                              Augusta Raurica bei Basel, kommt der Autor zum Schluss, dass hier am
                                                                                              Rheinknie, in der römischen Provinz Obergermanien, schon bald nach
                                                                                              der römischen Eroberung, d. h. ab dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr.,
                                                                                              härtbarer Stahl aus »Weicheisen« erzeugt worden ist. Analoge Funde
                                                                                              aus dieser Zeit und Region kannte man bisher noch nicht!
                                                                                              Der Hauptwert dieses Buches ist ein ausführlicher Überblick über alle
                                                                                              bekannten Stahlerzeugungstechniken, die lange vor der Industrialisie-
                                                                                              rung entwickelt und angewendet worden sind. Am Beispiel etwa des
                                                                                              indischen »Tiegelstahls« oder des römischen »ferrum Noricum«
                                                                                              (steirischer Stahl) werden archäologische, metallurgische und schrift­
                                                                                              liche Quellen beigezogen und vorgestellt.

                                                                                              Anlass zur neuen Untersuchung waren die römischen Funde aus
                                                                                              Augusta Raurica. Sie werden im zweiten Teil der Publikation archäolo-
                                                                                              gisch untersucht und präsentiert. Analysen ergaben, dass Reste von
                                                                                              gebrannten Lehmumhüllungen vorliegen, in denen kleine Eisenbarren
                                                                                              der Hitze ausgesetzt worden sind.

                                                  Alex R. Furger
                                                                                              Rezepte aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, sowie ganz
                                                  Ancient steelmaking. New evidence
                                                  regarding the carburization of Iron in      ähnliche, aber jüngere Funde aus der Wikingerzeit in Skandinavien
                                                  Roman Time Augusta                          legen nahe, dass in den Umhüllungen Eisen »aufgekohlt«, d. h. zu
                                                  Beiträge zur Technikgeschichte | Studies    Stahl umgewandelt worden sein muss.
                                                  in the History of Technology, Band 2
                                                  Erscheint im November 2018,
                                                                                              Um diese Interpretation zu erhärten, wurde der von den Untersu-
                                                  ca. 200 Seiten, ca. 45 Tafeln und Bilder,
                                                                                              chungsbefunden abgeleitete Prozess mit Hilfe der »Experimentellen
                                                  Hardcover,
                                                  210 × 297 mm                                Archäologie« nachvollzogen.
                                                  ca. CHF / € 65,—
                                                  ISBN 978-3-906897-28-8                      Ein Vorbild interdisziplinärer Vorgehensweise: Geschichte
                                                                                              und Technik, Befund und Experiment, Beobachtung und
                                                                                              Analyse, Schriftquellen und Technologie, Archäologie und
                                                                                              Industrie.
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
16   REIHENTITEL                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     PROMOTED BY LIBRUM PUBLISHERS & EDITORS              17

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Promoted by
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   LIBRUM PUBLISHERS & EDITORS
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Bei Publikationen, die unter »Promoted by LIBRUM P & E « geführt
                                                                                                                                                                                                                                     Isolierte Reguli, die ohne Tiegel gefunden worden sind, sind                            Ronald F. Tylecote stellte fest, dass Schmelztiegel bei

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 werden, handelt es sich um ein spezielles Geschäftsmodell des Ver­
                                                                                                                                                                                                                                     sehr selten; wir kennen aus Augusta Raurica nur gerade vier                      über 900–1000 ° C gebrannt worden seien, und Marcos Mar-
                                                                                                                                                                                                                                     eindeutige und ein fragliches Stück:                                             tinón-Torres u. a. kamen auf mineralogischem Weg zu dem
                                                                                                                                                                                                                                          Der «Bodensatz» Tafel 23,T603 aus einem Tiegel ist                          Schluss, dass die Hessischen Tiegel des Mittelalters sogar
                                                                                                                                                                                                                                     nicht analysiert und weist aufgrund des leichten Gewichts                        bei 1300–1400 ° C gebrannt wurden97. Der Mineraloge Ger-
                                                                                                                                                                                                                                     keine hohen Metallkonzentrationen auf. Zwei andere Re-                           wulf Schneider und der Archäologe Gerhard Zimmer wei-
                                                                                                                                                                                                                                     guli sind metallisch-schwer und weisen unten kugelseg-                           sen darauf hin, dass Tiegelkeramik zwar bei 1050–1100 ° C

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 lages. Er stellt Kleinstverlagen seine Infrastruktur zur Verfügung und
                                                                                                                                                                                                                                     mentförmige Konturen auf. Ihre Analyse ergab in beiden                           zu verglasen beginnt und «bis mindestens 1170 ° C form-
                                                                                                                                                                                                                                     Fällen Zinn-Bleimessing (S. 169; Taf. 30,T894.T895).                             stabil» bleibt und die «Erweichungstemperatur … also
                                                                                                                                                                                                                                          Zwei weitere «Reguli» sind auch auf der Innenseite ge-                      oberhalb der zum Schmelzen von Kupfer erforderlichen
                                                                                                                                                                                                                                     wölbt und besonders schwer (Taf. 30,T896.T897). Sie be-                          Temperatur» liegt98. G. Schneider weist in Zusammen-
                                                                                                                                                                                                                                     stehen aus Zinnbleibronze resp. Bleikupfer (Abb. 97).                            hang mit grossen griechischen Schmelzschalen auch da-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      rauf hin, dass die Verglasung ab ca. 1050 ° C «den Tiegel

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 unterstützt die Herausgeber bei produktionstechnischen und ver­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      dicht» macht99. Die Brennversuche von Anno Hein und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Mitautoren sowie von Javier García Ten und Mitautoren
                                                                                                                                                                                                                                     Herstellung der getöpferten Tiegel                                               zeigen zudem, dass eine Keramikmasse bis 900 ° C kompakt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      bleibt, bei 1050 ° C kleinste Poren zu bilden beginnt und bei
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      1100 ° C diese Klüfte grösser werden und damit die Keramik
                                                                                                                                                                                                                                     Anforderungen, Brenntemperatur und Eigenschaften                                 instabiler100. Diese Temperaturwerte können allerdings je
                                                                                                                                                                                                                                     der Tiegelkeramik
                                                                                                                                                                                                                                     Da normale Töpfertone bereits bei etwa 1100 ° C – d. h. etwa
                                                                                                                                                                                                                                     beim Schmelzpunkt reinen Kupfers – zu schmelzen begin-
                                                                                                                                                                                                                                     nen, mussten die refraktären Anforderungen an die Tiegel-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      nach Tonqualität resp. -mischung schwanken.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Die Beobachtungen am offenbar speziellen Tiegelma-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      terial schliessen nicht aus, dass die Schmelztiegel als Son-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      derkeramik mit besonderer Magerung in gewöhnlichen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 legerischen Aufgaben. Diese Kooperation führt zu signifikanten
                                                                                                                                                                                                                                     tone durch gezielte Materialauswahl (Tone mit viel Alumi-                        Töpfereien hergestellt worden sind (s. unten S. 161 und

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Budgetentlastungen bei höherer Sichtbarkeit der Publikationen im
                                                                                                                                                                                                                                     niumoxid und wenig Eisen)93 und / oder durch geeignete                           166). Wir wissen von Töpfern, Giessern und Schmieden
                                                                                                                                                                                                                                     Magerungszuschläge erreicht werden.                                              der Neuzeit, dass für den Bau von Öfen, Essen, Düsen und
                                                                                                                                                                                                                                          Im Lexikon der Metalltechnik von 1899 werden die                            Schmelzgruben sowie für die Herstellung von Industrie-
                                                                                                                                                                                                                                     Anforderungen an Schmelztiegel definiert, die wohl schon                         keramik andere Tone und Zuschläge gefragt sind als jene,
                                                                                                                                                                                                                                     immer gegolten haben: «Die wichtigsten Erfordernisse für
                                                                                                                                                                                                                                     jeden wirklich brauchbaren Schmelztiegel sind, dass der

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Markt und bei Institutionen der Forschung. Die Publikationen bleiben
                                                                                                                                                                                                                                     Tiegel absolut feuerfest sei, d. h. auch in den höchsten Tem-
                                                                                                                                                                                                                                     peraturen, denen er ausgesetzt wird, kein Anzeichen einer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      93  Searle / Grimshaw 1960, 38; 298 f. (entgegen unseren Erkenntnis-
                                                                                                                                                                                                                                     beginnenden Schmelzung gibt, und dass er rasche Tempe-                               sen, dass schon die Römer hitzebeständige Lehme prospektiert
                                                                                                                                                                                                                                     raturveränderungen ertragen kann, ohne dabei rissig zu                               und gezielt abgebaut hätten, seien «refractory materials … for
                                                                                                                                                                                                                                     werden. … Das Materiale, aus welchem man Schmelztiegel                               about 300 years» [vor heute] erkannt und bewusst genutzt worden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          [S. 38]); Worrall 1975, 69 und 72; Brady / Clauser 1991, 338; Mar-
                                                                                                                                                                                                                                     darstellt [erzeugt], ist ein feuerfester, mit viel Quarzsand ge-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 dennoch Verlagsprodukte der auftraggebenden Verlage.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          tinón-Torres / Rehren 2014, 108 und 114.
                                                                                                                                                                                                                                     mengter Thon; es erscheinen in Folge dessen die Tiegel rau,                      94  Bersch 1899, 616. – Bereits bei Theophilus Presbyter (frühes 12. Jh.)
                                                                                                                                                                                                                                     so dass sich geschmolzenes Metall nicht vollständig aus-                             finden sich ausführliche Angaben zur Aufbereitung von Tiegel-
                                                                                                                                                                                                                                     giessen lässt, sondern Körnchen desselben an den Wänden                              ton: Theobald 1984, 29 (2. Buch, Kap. 5); 72 f. (3. Buch, Kap.22);
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          123 f. (3. Buch, Kap. 64). Biringuccio 1540, 145 und 145r (zitiert
                                                                                                                                                                                                                                     des Tiegels haften bleiben.»�
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          nach Johannsen 1925, 462 f.), nennt zwar auch guten, gereinigten
                                                                                                                                                                                                                                          Wie bereits erwähnt, wurde der Tiegelton – wir meinen                           Ton, erstaunlicherweise aber auch Talk, Eisensinter, Hammelhorn-
                                                                                                                                                                                                                                     hier die innere Tonschicht analog der «unbenutzten Tie-                              asche, «gemahlenen Tuffstein oder Kieselstein» als Zuschläge für
                                                                                                                                                                                                                                     gel» – durch starke Magerung widerstandsfähig für grosse                             Tiegelton.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      95 Tylecote 1982, 235 und 240 f. (mit generellen Anforderungen an
                                                                                                                                                                                                                                     Hitze und Temperaturunterschiede gemacht95. Mit dieser
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Tiegel).
                                                                                                                                                                                                                                     Magerungsmassnahme allein und mit herkömmlichem                                  96 Zum Beispiel in Xanten / D (Rehren / Kraus 1999, 266).
                                                                                                                                                                                                                                     Töpferton hätte man jedoch noch keine Industriekeramik                           97 Tylecote 1982, 236; Martinón-Torres u. a. 2008, 2072; Martinón-
                                                                                                                                                                                                                                     herstellen können, die den extremen Belastungen gewach-                              Torres / Rehren 2009, 57 f. und 60 f. – Auch Tite 2005, 477, vermu-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Zur Lieferbarkeit dieser Publikationen konsultieren Sie bitte das VLB
                                                                                                                                                                                                                                     sen gewesen wäre. Der Habitus der Tiegelkeramik von Au-                              tet bei frühmittelalterlichen Tiegeln Brenntemperaturen um
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          1050–1150 ° C. In frühindustrieller Zeit scheint die Brenntempera-
                                                                                                                                                                                                                                     gusta Raurica weicht auch optisch vom lokal gefertigten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          tur für «Hessische Tiegel» sogar 1200–1400 ° C betragen zu haben,
                                                                                                                                                                                                                                     Gebrauchsgeschirr ab: Die Tiegelscherben sind entweder                               für die dunklen «Bayerischen Tiegel» allerdings nur 950–1050 ° C.
                                                                   Abb. 8: Augusta Raurica. Tiegel mit Resten und Abdrücken von Metall-Reguli. A: innen anhaftende Reguli und grössere Bronzebrocken; B: Negativabdrücke von         härter und dichter (hellgraue dünnwandige Stücke) oder                               – Zur Brenntemperatur der Gebrauchskeramik s. unten mit
                                                                   erstarrten, aber dann doch entfernten Reguli (pXRF-Analysestellen s. Abb. 97). Fortsetzung: C = Taf. 23,T603; D = Taf. 30,T894–T897). M. 1:2.                                                                                                          Anm. 116.
                                                                                                                                                                                                                                     härter und sandiger (grössere dickwandigere Tiegel) als die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      98 Schneider / Zimmer 1984, 28; 50. Tite u. a. 1985, 52 geben als Ein-
                                                                                                                                                                                                                                     lokale Gebrauchskeramik. Einige Autoren berichten aller-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 oder informieren Sie sich direkt bei LIBRUM P & E .
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          satztemperatur 1100–1200 ° an.
                                                                                                                                                                                                                                     dings von anderen Fundorten, dass dort die Tiegelkeramik                         99 Schneider 1987, 293.
                                                                                                                                                                                                                                     dem Ton der lokalen Gebrauchskeramik gut entspreche96.                           100 Hein u. a. 2008, 41 f. Abb. 8; García Ten u. a. 2010, 1958 Abb. 9.

                                                                   34                                        Furger | Antike Schmelztiegel                                                                                           Die Schmelztiegel                                                                Herstellung der getöpferten Tiegel                                    35

                                                                   Fundstelle 1: Augst / BL, Schwarzacker, anstehender Lehm, Normalprobe (TON 036–039.043):                                                                           Fundstelle 5: Giebenach / BL, Site, von der Grubensohle (TON 044–051):

                                                                   TON 036              TON 037                           TON 038              TON 039              TON 037R              TON 037R (2:1)       TON 043                TON 044             TON 045                           TON 046                TON –              TON 044R             TON 044R (2:1)     TON 051

                                                                   Fundstelle 1: Augst / BL, Schwarzacker, anstehender Lehm, zähes Restmaterial (TON 040–042):                                                                        Fundstelle 5: Giebenach / BL, Site, von der Grubensohle, feingeschlämmt (TON 044–051):

                                                                   TON –                TON 040                           TON 041              TON 042              TON 040R              TON 040R (2:1)       TON –                  TON -               TON 048                           TON 049                TON –              TON 048R             TON 048R (2:1)     TON -

                                                                   Fundstelle 2: Kaiseraugst / AG, Im Sager, antiker Abbau, FK E03658.1 (TON 052–055):                                                                                Fundstelle 6: Rheinfelden / AG, Berg, Stelle A: Grubensohle (TON 075–079):

                                                                   TON 052              TON 053                           TON 054              TON 055              TON 053R              TON 053R (2:1)       TON –                  TON 075             TON 076                           TON 077                TON 078            TON 076R             TON 076R (2:1)     TON 079

                                                                   Fundstelle 2: Kaiseraugst / AG, Im Sager, antiker Abbau, FK E03659.1 (TON 056–059):                                                                                Fundstelle 6: Rheinfelden / AG, Berg, Stelle B: Grubenrand Ost (TON 080–084):

                                                                   TON 056              TON 057                           TON 058              TON 059              TON 057R              TON 057R (2:1)       TON –                  TON 080             TON 081                           TON 082                TON 083            TON 081R             TON 081R (2:1)     TON 084

                                                                   Fundstelle 3: Kaiseraugst / AG, Zelglihof, von der Grubensohle (TON 060–064):                                                                                      Fundstelle 7: Frick / AG, Gruhalde, oben: Obtususton (TON 085–089):

                                                                   TON 060              TON 061                           TON 062              TON 063              TON 061R              TON 061R (2:1)       TON 064                TON 085             TON 086                           TON 087                TON 088            TON 086R             TON 086R (2:1)     TON 089

                                                                   Fundstelle 3: Kaiseraugst / AG, Zelglihof, von der Grubensohle, quarzgemagert (TON 061gem):                                                                        Fundstelle 7: Frick / AG, Gruhalde, Mitte: «Kalkmergel» (TON 090–094):

                                                                   TON –                TON 061gem                        TON 061gem           TON 061gem           TON 061gemR           TON 061gemR (2:1) TON –                     TON 090             TON 091                           TON 092                TON –              TON 091R             TON 091R (2:1)     TON 094

                                                                   Fundstelle 4: Kaiseraugst / AG, Leimgrueb / Lochhau, Stelle A: Tobel-Westhang (TON 065–069):                                                                       Fundstelle 7: Frick / AG, Gruhalde, unten: «Buntmergel» (TON 095–099):

                                                                   TON 065              TON 066                           TON 067              TON 068              TON 066R              TON 066R (2:1)       TON 069                TON 095             TON 096                           TON 097                TON –              TON 096R             TON 096R (2:1)     TON 099

                                                                   Fundstelle 4: Kaiseraugst / AG, Leimgrueb / Lochhau, Stelle B: Tobel-Osthang (TON 070–074):                                                                        Fundstelle 8: Frick / AG, Cheeslete, Opalinuston (TON 100–104):

     Eine einzigartige Untersuchung mit
                                                                   TON 070              TON 071                           TON 072              TON 073              TON 071R              TON 071R (2:1)       TON 074                TON 100             TON 101                           TON 102                TON 103            TON 101R             TON 101R (2:1)     TON 104

                                                                   Abb. 74: Die Vergleichstone TON 001 bis TON 370, sortiert nach den Lagerstätten 1–60. Die Kolonnen von links nach rechts zeigen: 1) roh, 2) geschlämmt,            Abb. 74, Fortsetzung: Die Vergleichstone TON 001 bis TON 370, Lagerstätten 5–8. Fortsetzung s. auch nächste Seite.
                                                                   3) dito oxidierend gebrannt bei 1020 ° C, 4) oxidierend gebrannt bei 1250 ° C, 5) reduzierend gebrannt bei 1000 ° C Oberfläche, 6) reduzierend gebrannt bei
                                                                   1000 ° C im Bruch vergrössert, 7) Siebrückstand (Karte: Abb. 72; Katalog: siehe Text; Analysen: Tabelle 3). Bildausschnitte M. 1:1, ausser Kolonne rechts:
                                                                   reduzierend gebrannte Proben im Bruch: M. 2:1. – Fortsetzung s. nächste Seiten.

     originellem und innovativem                                   130                                       Furger | Antike Schmelztiegel                                                                                            Die Schmelztiegel                                                                Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Schmelztiegeln               131

     Forschungsansatz. Auch für
     Nicht-NaturwissenschaftlerInnen                               der Anteil des Kalziumoxids im aufbereiteten Ton redu-
                                                                   ziert. Das kommt zwar vielfach vor, manchmal aber auch
                                                                   das Gegenteil. Genauso uncharakteristisch verhält es sich
                                                                                                                                                     •     Wie sind die kleinen Lehmpatzen am Boden einiger
                                                                                                                                                           Tiegel (Abb. 9, unten) herstellungstechnisch bedingt?

     verständlich geschrieben.
                                                                   mit dem Siliziumanteil: Würde praktisch reiner Quarzsand                          Vorbereitungen und Durchführung
                                                                   ausgesiebt, so müsste theoretisch der Siliziumoxidgehalt                          Aufgrund der Spurenelement-Zusammensetzung und un-
                                                                   zurückgehen. Das ist jedoch genauso häufig wie ein An-                            ter Einbezug unserer lokalisierbaren Tongruppen 1 und 2
                                                                   steigen des Siliziums mit dem Siebvorgang. An weiteren                            wurden auf Empfehlung von Markus Helfert folgende Tone
                                                                   Elementen wurden in unseren Tonproben durch das Sie-                              durch Schlämmen und Sieben zur Herstellung von Tiegel-
                                                                   ben Aluminiumoxid, Titanoxid und Barium eher ange-                                repliken vorbereitet:
                                                                   reichert und Magnesiumoxid eher reduziert, doch auch                              •     TON 360 (gelb) und – allerdings wenig Material – TON
                                                                   hier kommt der gegenteilige Trend – etwas seltener zwar                                 365 (weiss) von Châtelat / BE (= Tongruppe 1), unver-
                                                                   – ebenso vor. Als Fazit darf postuliert werden, dass sich                               mischt.
                                                                   die chemische Zusammensetzung eines natürlichen Tones                             •     TON 061 von Kaiseraugst / AG -Zelglihof (= Tongruppe
                                                                   durch das Aussieben der Sandkomponente (> 1 mm) nicht                                   2), unvermischt.
                                                                   so stark verändert, dass eine geochemische Herkunftsbe-                           •     TON 071 von Kaiseraugst-Leimgrueb (ähnlich Ton-
                                                                   stimmung verunmöglicht würde.                                                           gruppe 2; bezüglich topographischer Nachbarschaft
                                                                         Einfluss der Brenntemperaturen: Bei den 23 verglichenen                           und Spurenelementen dem Zelglihof-Material sehr
                                                                   Fundstellen zeigen sich folgende Trends bei einigen Haupt-                              ähnlich), unvermischt.
                                                                   komponenten und Spurenelementen (Tabelle 3):                                      •     Tongemisch mit 1 Teil TON 061 von Kaiseraugst-Zelgli-
                                                                   •     Die Gehalte von Zink, Chrom, Strontium und Rubidium                               hof und 1 Teil TON 037 von Augst-Schwarzacker.
                                                                         (in abnehmender Häufigkeit) in der Keramikmatrix rei-                       •     Tongemisch mit 50 Teilen TON 009 von Aedermanns-
                                                                         chern sich bei zunehmenden Brenntemperaturen an                                   dorf (weisser Hupperlehm) und 1 Teil TON 010 von Ae-
                                                                         (festzustellen bei rund der Hälfte der Referenzlehme).                            dermannsdorf (ockerbrauner Hupperlehm).
                                                                   •     In geringerem Mass (etwa ein Drittel der Referenz-

     Alex R. Furger
                                                                         lehme) und Stetigkeit ist dies auch für Kaliumoxid, Ma-                     Experimentierbericht, Erfahrungen und Resultate
                                                                         gnesiumoxid und Blei festzustellen.                                         Der Töpferin Christine Burch verdanke ich folgende Be-
                                                                   •     Nur rund ein Viertel der beprobten Lehme zeigt bei zu-                      obachtungen, die sie beim Vorbereiten der Tone und beim
                                                                         nehmender Brenntemperatur auch ansteigende Werte                            Drehen von Tiegeln des «Normaltyp» von Augusta Raurica
                                                                         für Manganoxid, Kalziumoxid, Arsen und Eisenoxid.                           (Abb. 15,mi3, Höhe ca. 10 cm) in ihrem Atelier in Rheinfel-

     mit Beiträgen von Markus Helfert
                                                                   •     Bei einigen dieser Elemente nimmt der Gehalt durch                          den / AG gemacht hat (Abb. 113,5–11):
                                                                         das Brennen ab.                                                             •     Tiegelton 061 unvermischt: «Kurzer Ton, bricht
                                                                   •     Alle übrigen Spurenelemente zeigen keine signifikante                             schnell»; Tiegel muss dickwandig gedreht werden und
                                                                         Veränderung durch das Brennen.                                                    wird entsprechend schwer; die gebrannte Oberfläche
                                                                   Auch hier zeigt sich, dass durch das Brennen der Lehmpro-                               ist matt und wirkt sehr porös (Abb. 113,5).

     Antike Schmelztiegel – Archäologie und Archäometrie
                                                                   ben keine signifikanten Veränderungen in den Spurenele-                           •     Tiegelton 360 (gelb) unvermischt: «Wunderbar zum
                                                                   ment-Konzentrationen eintreten. Offenbar verhalten sich                                 Drehen. Viele Kalkeinsprengsel im Ton ergeben beim
                                                                   die in der Keramik natürlich vorkommenden Metalle Zink,                                 Brennen weisse Kalkspatzen, die in der Luftfeuchtig-
                                                                   Blei usw. anders, als wir es in der Metallschmelze kennen:                              keit aufbrechen.» (Abb. 113,9).
                                                                   Sie entweichen nicht durch Abbrand, sondern können sich                           •     Tiegelton 365 (weiss, feinsandig) unvermischt: «Sehr

     der Funde aus Augusta Raurica
                                                                   mit zunehmender Brenntemperatur an der Keramikober-                                     sandig bis mehlig, zu wenig plastisch, um ihn gut dre-
                                                                   fläche leicht anreichern (allein dort haben wir unsere Mes-                             hen zu können. Extrem hoher Feinsandanteil; würde
                                                                   sungen durchgeführt).

     Beiträge zur Technikgeschichte | Studies in the History of
                                                                   Experiment 2: Tiegel töpfern und brennen
                                                                                                                                                     Abb. 113: Rekonstruierte Tiegel des «Normaltyps» von Augusta Raurica (1;
                                                                   Fragestellung                                                                     Import und lokale Fertigung) und in der flachbodigen, lokal hergestellten Va-
                                                                   •     Wie bewähren sich die archäometrisch belegten Tie-                          riante (2). – 3 und 4 = Experimentiertiegel aus den Altbeständen des Muse-
                                                                                                                                                     ums Augusta Raurica (z. T. für Experiment 11). – Replikate aus folgenden,
                                                                         geltone von Augusta Raurica auf der Drehscheibe und

     Technology, Band 1
                                                                                                                                                     archäometrisch mit den Originalfunden in Zusammenhang gebrachten To-
                                                                         beim Brennen?                                                               nen: 5 = TON 061 aus Kaiseraugst-Zelglihof unvermischt; 6 = Mischung
                                                                   •     Ist die an den dunkelgrauen Tiegeltonen aus Augusta                         TON 061/037 (TON 037 aus Augst-Schwarzacker); 7 = TON 071 aus Kaiser-
                                                                         Raurica zu beobachtende starke Quarzmagerung (Ton-                          augst-Leimgrueb unvermischt; 8 = Mischung TON 009/010 aus Aeder-
                                                                                                                                                     mannsdorf-Nägeli; 9 = TON 360 und 10 = TON 365 aus Châtelat, Stelle E;
                                                                         gruppen 2–5; Abb. 82, unten und Abb. 124 [Schnitte
                                                                                                                                                     11 = TON 061 aus Kaiseraugst-Zelglihof mit viel grober Quarzmagerung
                                                                         im Fundzustand]) bei der Arbeit an der Drehscheibe

     2018, ca. 388 Seiten, ca. 170 Tafeln und Bilder, Hardcover,
                                                                                                                                                     (flachbodig; lutiert für Experiment 7a–7c). Lutierte Versionen siehe
                                                                         hinderlich?                                                                 Abb. 119. M. 1:2 (Oberflächendetails M. 1:1).

                                                                   194                                       Furger | Antike Schmelztiegel                                                                                            Die Schmelztiegel                                                                Experimentelle Tiegelarchäologie                                     195

     210 × 297 mm
     CHF / € 85,—
     ISBN 978-3-9524542-3-7

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Musterseiten aus SAANENLAND | EINE GESCHICHTE – EINE ZUKUNFT |
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 UNE HISTOIRE – UN AVENIR
Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
Sie können auch lesen