Verlagsprogramm Herbst 2018 Publishing Program Autumn 2018 - GESCHICHTE IM FOKUS SPOTLIGHT ON HISTORY - LIBRUM Publishers ...
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2 KOLUMNENTITEL EDITORIAL 3 LIBRUM Publishers & Editors LLC Kennen Sie das? Sie beschäftigen sich mit etwas In der vergangenen Vorschau haben wir »große Laufenstrasse 33 Neuem, und auf einmal begleitet sie das Thema auf Dinge« angekündigt: Im diesjährigen Frühjahr legt CH-4053 Basel Schritt und Tritt. Seit wir bei LIBRUM P & E den Band der neue Unterverlag von LIBRUM P & E , der Verlag mit den Geheimrezepten des Cagliostro planen, kurz & bündig, sein erstes Programm mit einer +41(0)61 751 66 33 geht es mir jedenfalls so. Auf meinen kürzlichen Porträtreihe bekannter bis sehr bekannter Zeit Reisen nach Napoli, Rom, Lyon, Straßburg, aber genossen vor. Etwas »Glanz & Gloria«, aber auch EU-Niederlassung: natürlich auch in Basel und dem nahegelegenen Mehrwert für den Leser: Jede Karriere kennt ihre LIBRUM Publishers & Editors LLC Arlesheim, überall begegnete sie mir, diese dubiose Defizite und Niederlagen, und diese auszuhalten Heddernheimer Landstraße 49 Gestalt Cagliostro. Wohl keine Vorsehung oder sonst bedeutet Lernen fürs Leben. DE-60439 Frankfurt am Main geartete esoterische Fügung, sondern eher geschärfte Aufmerksamkeit – wir sind ja ein Unseren Autoren, unserem Team und unseren Tel.: 0049(0)69 9520 03 89 Wissenschaftsverlag! Handelspartnern möchten wir für das Vertrauen und die großartige Zusammenarbeit herzlich www.librum-publishers.com Die cagliostrischen Magistralformen aus dem danken. www.librumstore.com Ancien Régime führen in die Geschichte der Skype: librum-publishers Pharmazie, was zu einem Verlag der Pharmastadt Dominique-Charles R. Oppler Basel recht gut passt. Das Buch erscheint in enger Verleger & Herausgeber Zusammenarbeit mit dem Pharmaziehistorischen Museum der Universität Basel. Ein weiterer Band zur neuen Buchreihe Beiträge zur Technikgeschichte | Studies in the History of Technology darf erwartet werden. Der Band handelt von der Stahlerzeugung in Augusta Raurica im 1. Jh. n. Chr. Der nächste Band der Buch- und App-Reihe Ausflug in die Vergangenheit führt in den Kanton Zug. Ob die Archäologen die Zuger Kirschtorte auch als Teil des kulturellen Erbes betrachten, wird sich weisen. Die neue Verlagskooperation mit Müller Medien AG in Gstaad ermöglicht uns die Vorstellung des Bandes Saanenland – eine Geschichte. Eine einzigartige, reich bebilderte Publikation zur Bauforschung und alpinen Landwirtschaft.
4 MONOGRAPHIEN MONOGRAPHIEN 5 Monographien Daniel Kriemler NEU Cagliostros Geheimrezepte – Magistralformeln aus dem Ancien Régime Über Cagliostros Medizin kann nicht allzu viel Neues ausgesagt werden. Viele Autoren der über 500 Titel umfassenden Cagliostriana haben sich mehr oder weniger ausführlich zu seiner Medizin geäußert. Vergleichbares gilt nicht für Cagliostros Pharmazie. Es ist zwar gut bekannt, dass er seine eigene Pharmakopöe besaß, seine Medikamente teils von Apothekern herstellen ließ, gewisse Rezepte streng geheim hielt und die Arzneien in seiner Heilkunde die Hauptrolle spielten. Über die Heilmittel selbst und ihre Zutaten, Kompositionen, Formen, Herstellungsvorschriften und Indikationen weiß man jedoch wenig. 1847 wurden neun Rezepte publiziert, die seither in vielen Büchern und Aufsätzen über den Arzt und Magier rezipiert werden. Da es nur wenige sind und da außer Namen und Zutaten nichts Weiteres vermerkt ist, vermögen sie keineswegs ein vollständiges und scharfes Bild von seiner Pharmakopöe zeichnen. Dass im Basler Staatsarchiv cagliostrische Rezepte liegen, wurde schon mehrfach vermutet. Das Basler Kaufleute-Ehepaar Jakob (1742–1802) und Gertrud (1752–1791) Sarasin-Battier legte eine umfassende pharmazeutische Rezeptsammlung an, die heute vom Staatsarchiv aufbewahrt wird. 53 der vielen Vorschriften können eindeutig Cagliostro zugewiesen werden. Im Kern der Studie stehen diese Rezepte, sie werden einer pharmaziehistorischen Analyse unterzogen. © http://collections.lacma.org/sites/default/files/remote_images/piction/ma-31835295-O3.jpg Die Edition von zwölf ausgewählten und näher in Betracht stehenden Rezepten ist Bestandteil davon. Zielpublikum: Medizin- und Pharmainteressierte, Historiker, alchemistisch Daniel Kriemler Interessierte, Naturheiler, Esoteriker. Cagliostros Geheimrezepte – Magistralformeln aus dem Die erste umfangreichere Analyse Ancien Régime Erscheint im November 2018, Cagliostrischer Geheimrezepte seit 1847. ca. 200 Seiten, Hardcover 245 × 305 mm, CHF / € 48,50 Provisorisches Cover ISBN 978-3-906897-27-1
6 MONOGRAPHIEN | REFERENZWERKE MONOGRAPHIEN | REFERENZWERKE 7 28 29 166 The “customers” don, Dumfries and Wales (UK ), Rikon (Switzerland, figs. 288; 303)517, Bonn-Wachendorf (Germany) or New York and Berke- 167 ley (USA ). When, on the other hand, museums in Europe or Part 2: The historical and social background The “customers” Teil 1 Die Herstellung von Statuen buddhistischer Gottheiten Wachsmodellherstellung the USA order new exhibition pieces from the best artisans in Nepal, these works may have been produced to the same level of quality, but they are something entirely different from the There are no statistics about the customers and geographical ritual representations of deities made for the faithful because distribution of sales of metal statues “made by Newars in Ne- they are unconsecrated. pal”, not to mention any details about the three usually sep- arate qualities of products, those for “monasteries and tem- ples”, “private Buddhists” and “tourists and export”. After much thought, evaluation and discussions, Ratna gave me the Practising Buddhists in Nepal, following figures. They are based purely on the estimation of Asia and all over the world an insider and are given here without any guarantee (listed in decreasing order of quality of the statues): Apart from the temples and monasteries in the countries of Orders from monasteries and temples in Nepal and the c. 5 % the Himalaya region, private individuals have also always been Abb. 14: Die buddhistischen Götterbildnisse unterliegen einem strengen Tibetan Buddhist diaspora in the USA and Europe buyers of the Buddhist statues produced in Patan. Long before Kanon der Proportionen und Formen. Am Beispiel eines sitzenden Export for Buddhists and monasteries abroad (around c. 45 % the first tourist bought such a figure as a souvenir, Buddhist Buddhas sind hier die beiden komplizierten Proportionslehren kalacara half to China and many to Bhutan; example fig. 303) families furnished their home shrines with statues. And they (links) und samvara (Mitte) nach Kathleen W. Peterson sowie eine anonyme Sales to individual Nepalese Buddhists, partly to order c. 1 % still do so today (fig. 289). Handschrift vermutlich des 17. Jahrhunderts mit einem einfachen quadra- (for private home shrines; fig. 289) tischen Raster (rechts) dargestellt. Man Jyoti Shakya’s518 son Ratna told me that in the first Sales to tourists, pilgrims, foreign Buddhists (e. g. from c. 14 % half of the twentieth century his father still exclusively worked Japan) and “Neo-Buddhists” in Nepal and India (example to order but that already then some of his clients were foreign, fig. 290) namely monasteries in Bhutan and many Tibetan refugees. Export to Asia and “curiosity shops” worldwide c. 35 % Over the last few decades the demand from Buddhist commu- nities from all over the world has grown. Today exiled Tibet- ans order their statues in Patan (fig. 288), as do the so-called “Neo-Buddhists” from India or the religious communities in Abbots and monks, temples eastern Asia mentioned previously. They value either the al- and monasteries ready familiar traditional “Himalaya style” or have recently “developed a taste” for Buddhist representations in the Nepa- lese style. Then again, the statue makers have over the last few Temples and monasteries, represented by their abbots, were years consciously strived to meet the special requirements in most historical cases the original commissioners515 of new and “tastes” of the eastern Asian clientele. With respect to Buddhist representations of deities from Patan’s metal cast- the iconography, i. e. the form and proportions of the deities, Abb. 15: Die Proportionen, hier links rekonstruiert von Hans Ruelius nach einem weiteren, äusserst detaillierten Lehrbuch, der ṡāriputra, ers. Right up to the present day, these clients are the most nothing is being altered, but with regard to the colouration, entstanden im 12. Jahrhundert in Südindien oder Ceylon (Sri Lanka); emotionally important pillars of artisan activity because the the craftsmen are happy to indulge the wealthy guests and cli- Mitte Idealschema nach Helmut Uhlig aufgrund verschiedener Propor- “sacral orders” make the highest demands on the modellers ents (fig. 290). tions-Lehrbücher und rechts eine Zeichnung aus dem Zeichenunterricht and chasers. Such orders are not only precisely defined with für Novizinnen im Frauenkloster von Leh (Ladakh / Indien). respect to their iconography and proportions but also metic- Abb. 16: Diese beiden etwa 40 cm hohen Buddhas zeigen schön das Spek- trum burmesischer Statuen: die hintere besteht aus Stuck und ist blatt- ulously checked during production and on delivery (figs. 287; vergoldet und daher etwas stumpf, fleckig und abgerieben. Die vordere ist 392). As a crowning or “sanctifying” conclusion, these statues aus Messing gegossen, sorgfältig poliert und mit eingelegten Augen verse- are always consecrated in a special ceremony. 515 Until recently in southern India too most religious bronzes were hen. Sie stehen im Hauptschrein beim Südeingang der Kuthodaw-Pagode in Fig. 287: A monk spends some time on behalf of his monastery in Rabindra Today these customers are not only temples and monas- ordered by the customers and not bought from what the casters Mandalay (Myanmar). Shakya’s repoussé workshop (also see fig. 392). He is checking the mass had in stock or from goods intended for general sale (Nambiar teries in Nepal, Bhutan, Ladakh etc. (in earlier times also Ti- and proportions of a stupa which has been ordered but which has not yet 1964, 21 f.). been completed. Anything deviating from what was ordered must be cor- bet), but increasingly also Buddhist sanctuaries in eastern 516 Lo Bue 2002, 121 and 135 f.; Shakya 2005, 11. rected. In the case of statues of divinities, special attention is paid to the Asia, such as in China, Japan and Mongolia516. At the same 517 Lo Bue 1981c, 124; Lo Bue 2002, 128, note 22, and 138; Shakya et al. adherence to the traditional, prescribed iconographic details. In the worst time, the spread of a modern Buddhism in the West means 2013, 46 f. – On the foundation of the “Monastic Tibet Institute” case a client from a religious community can refuse to accept a finished in Rikon / Switzerland and its inauguration on 28.09.1968: Kuhn that overseas institutions are also becoming significant buy- piece of work and demand it to be done again. 1996. ers of sacral art from Patan. As for “secondary destinations”, 518 About Man Jyoti Shakya (1917–1990), “the greatest Newar sculptor these are Buddhist monasteries and temples like those in Lon- of the twentieth century”: Lo Bue 1981c, 114; 118–125. 64 65 214 215 Part 3: The other metal-processing crafts in Nepal Copper hammering in “repoussé” technique Teil 1 Die Herstellung von Statuen buddhistischer Gottheiten Der eigentliche Guss Fig. 380: A relatively flat, round repoussé piece of work (a mandala) in Patan, “stuck” to a thick round layer of chaser’s pitch (similar to Fig. 379: A small lead “chasing cushion” (tin would also be possible but fig. 364). The pitch is a mixture of brick powder and the resin of the lead is much cheaper). It serves as a base when chasing hard metals sal tree (see note 607). In its hot state, it must be very sticky, and when which often need turning and changing over. The imprints show that cooled down, relatively hard. During the chasing process (fig. 377) only mainly grooves have been embossed in brass plates lying on this lead the pitch directly under the metal being struck by the punch may give base (fig. 383). a little, stroke by stroke and step by step, without the metal tearing Fig. 383: Chasing a piece of brass with a punch on a lead base. For rela- Fig. 384: Ragendra Tamrkar is straightening a piece of brass which (detail fig. 386). tively small, thick pieces of metal “a lead cushion” is preferred because became a little warped during the punching process (fig. 383), with a fixing in chaser’s pitch (analogue to fig. 380) would be too fiddly. “hammer” in the form of a hard lump of wood. This is heavy enough Abb. 98: Giessermeister Hera eilt unzählige Male zwischen dem Abb. 100: Entscheidende Momente: Der kleine Transporttiegel (oben) and does not make any dents or scratches on the piece of work as a Schmelzofen (Abb. 516; 538) und den Gussformen hin und her, um im- ist von Giessermeister Hera im grossen Schmelzofen gefüllt worden steel hammer would. mer wieder etwas flüssiges Metal mit einem kleinen «Transporttiegel» und wird über der bereit stehenden, erhitzten Tonform (unten) zu schöpfen und in die heissen Lehmformen zu giessen (Bild), die ihm entleert. Die Messingschmelze hat die richtige Gusstemperatur, er- Abb. 97: Der eigentliche Guss: Mit einer langen, aber schmalen Tie- Abb. 101: Giessermeister Hera (links) hat den kleinen Tiegel im seine Gehilfen bereitstellen (Abb. 95). kennbar am gelben «Rauch», der den giftigen Zinkdampf signalisiert. gelzange wird ein kleiner Tiegel gehalten, der unmittelbar vorher am Schmelzofen mit flüssigem Messing gefüllt (Abb. 538) und giesst den Hinten ist eine Gussform bereits gefüllt, vorne stehen weitere zum Schmelzofen mit gut erhitztem Messing gefüllt worden ist (Abb. 538). Inhalt in die unten rechts bereitstehenden Lehmformen. Der Gehilfe Giessen bereit. Es erfordert eine ruhige Hand, alles Metall möglichst rasch – vor dem rechts entnimmt seinem Blechteller ein paar Prisen Boraxpulver und Erkalten – in die Eingussöffnungen oben an den Formen zu giessen. streut es in den flüssigen Metallstrahl. Das Borax verhindert beim Ein- Der leicht gelbliche Rauch stammt vom abdampfenden Zinkoxyd aus guss die Oxydbildung und im Forminnern die Bildung von Blasen und der Messinglegierung. – Nebst «weitmauligen» Tiegelzangen, die vor Schlacken. – Hera trägt offene Plastiksandalen, Handschuhe zum Grei- allem grosse Tiegel ganz umfassen (Abb. 102; 121; 533), sind auch klei- fen von heissen Gussformen (Abb. 95), eine Mütze und ein dickes Hals- nere Zangen wie diese hier beliebt. Sie haben abgewinkelte Greifer, tuch gegen glühende Spritzer. Das sind die einzigen, offenbar jedem mit denen besonders kleine Tiegel sehr gut gehalten und auch prima Einzelnen überlassenen persönlichen Schutzmassnahmen bei der zum Ausgiessen mit der Hand gedreht werden können. Wegen der heissen und gefährlichen Arbeit in einer Giesserei. Noch finden sich Weichheit eines glühenden Tiegeltones wäre dies mit grossen, schwer bei niemandem professionelle Schutzkleidung oder hitzefeste Schuhe. beschickten Gefässen nicht machbar – der mit der Zange geknif- Die Leute sind offensichtlich so geschickt und erfahren, dass sich nur fene Rand würde ausbrechen! Für ganz grosse Tiegel wird sogar ein sehr selten Unfälle beim Giessen ereignen. Zwei-Mann-Tiegelhalter verwendet (Abb. 123, im Hintergrund). Fig. 382: A phenomenon seen in many parts of the world: craftsmen who traditionally carry out their work on the floor of the workshop do not use a vice; rather they use their feet as “third and fourth hands”. Fig. 381: An approximately 3 cm thick steel plate lies on a block of Ragendra Tamrkar holds down a piece of brass on the anvil with his big wood directly on an old carpet on the workshop floor “to cushion” the toe while carrying out the punching work on it. countless blows from the hammer. The two hollows in the forefront are there to “hollow out” the metal sheets, i. e. to function as dies. The Abb. 99: Kaum ist die Schmelze in die Gussform eingegossen (Abb. 100), anvil and chasing hammer must be well cared for: every scratch would Fig. 386: What in many countries is engraved in patterns with a burin kühlt das Metall rasch ab und «setzt» sich gleichzeitig etwas in der Form leave a trace on the pieces of work, so all tools must always be polished is always done by the Newar and Tamrakar chasers with fine, rela- resp. es kann noch etwas in die letzten kleinen Hohlräume nachsacken smooth. tively sharp punches (detail from fig. 380). The patterns in this round und schwindet auch ein ganz wenig beim Abkühlen. Im oberen Beispiel Fig. 385: A guiding line is engraved parallel to the edge of a small dec- mandala (see figs. 417 and 418) are not cut into the material with metal ist der «Spiegel» des glühenden Messings eben noch erkennbar, in der orative relief on a metal sheet with a marking burin with an angled shavings being carved out, but hammered into the metal the material unteren Form hat sich das Metall tiefer zurückgezogen. (Beide Formen tip. So that the sharp metal edge does not injure the craftsman, he has being “displaced” (see close-ups in fig. 160). wurden anfänglich ganz gefüllt.) stuck the burin trough a small piece of copper sheet. »Dieses Werk liest selbst ein Kenner mit Gewinn, denn “Even the expert profits from reading this work as der Inhalt ist handwerkstechnologisch, religions 68 F 69 232 233 it contains solid and profound knowledge in the Part 3: The other metal-processing crafts in Nepal Copper hammering in “repoussé” technique Teil 1 Die Herstellung von Statuen buddhistischer Gottheiten Der eigentliche Guss D1 geschichtlich und metallurgisch ebenso solide wie fields of handicraft, technology, religious history and C E E D2 B Abb. 105: Das ganze Giesser- team um Meister Hera Baha- dur Mahanjan ist nach mehre- aufschlussreich. Darüber hinaus aber ist ‹Der vergol metallurgy. In addition, ‘The gilded Buddha’ is ren Stunden der Arbeit an den F beiden Öfen und des Hantie- A rens mit glühenden Gussfor- men und Tiegeln erschöpft Abb. 108: Ausschnitt aus dem Trümmerfeld nach dem Aufschlagen von 22 Abb. 110: Der Lohn eines guten Wachsmodells und eines gelungenen Gus- und «ausgebrannt». Buddha-Statuen nach vollendetem Tagwerk der Giessertruppe. ses. Die rötliche Gusshaut weist noch viele kleine Unebenheiten auf, die A) Lotus-Sockel aus Messing mit rötlicher Gusshaut; B) Innenseite der noch glattzuschleifen sind, und in manchen Vertiefungen kleben noch hartnäckig schwarze Lehmreste der Gussform. In der Frisur über der Stirn dete Buddha› so flüssig geschrieben, dass der Leser written in fluent language so that the reader feels Gussform (Hohlguss!), an der Luft rot oxydiert; C) Kern der Gussform, reduzierend schwarz gebrannt; D1.D2) zwei (von drei) Hauptgusskanälen des Buddhas steckt sogar noch ein Nagel, der als Distanzhalter zwischen (tripod); E) reduzierend schwarz gebrannte Innenabdrücke mit dem Nega- Innenform, Wachsmodell und Aussenform diente und ebenfalls noch ent- tiv der Figuren; F) oxydierend rot gebrannte Aussenbruchstücke. fernt und kaschiert werden muss. Erst nach allen Versäuberungsarbeiten wird dieser Kopf vollendet sein (Abb. 61, unten rechts). gerne und ohne Mühe die allermeisten Kapitel ohne inclined to read most chapters to the end effortlessly Unterbrechung ganz durchlesen möchte, obwohl er ja and with pleasure, in spite of dealing with a Fig. 419: A repoussé piece which ein ‹Dokumentationswerk› vor sich hat.« ‘documentation’.” took many hours of work in Ra- bindra Shakya’s workshop, made of a large, elaborately chased base and with many applied at- tributes and decorative elements. The uppermost section of the au- reole shows the winged Garuda, (Prof. Dr. Dr. h.c. Markus O. Speidel, ETH Zürich, Peer-Reviewer) (Prof. Dr. Dr. h.c. Markus O. Speidel, ETH Zurich) Vishnu’s mount, worshipped by Abb. 106: Der Guss dieser Buddha-Statue ist perfekt gelungen, und die Abb. 107: Raju, der mit seinem Bruder Umesh alle Wachsmodelle in langer Hindus and Buddhists alike. The gröbsten Teile der Lehmform sind abgeklopft. Man sieht sehr schön, dass Arbeit geschaffen hat, ist natürlich am meisten gespannt, wie seine messin- piece is intended for an approx- die Figur von unten gegossen wurde: Die Schmelze floss erst durch die drei genen Buddha-Statuen gelungen sind. Voller Neugier schlägt er – unmittel- imately life-size statue of a deity dicken Kanäle des sogenannten tripod (links; analog Abb. 35, rechts), bar nach dem Guss und dem Abschrecken in Wasser – mit einem Eisen- (fig. 409) and fire-gilding and verteilte sich dann über einen Kranz weiterer Gusskanäle und um den haken viele der Gussformen auf. delivery to the customer are im- Statuensockel herum (Bildmitte) und floss schliesslich von allen Seiten in minent. die eigentliche Form der Figur bis zum Kopf hinunter. Fig. 421: A chased work, finished but not gilded, in Rabindra Shakya’s workshop: a larger than life-size sitting Buddha Abb. 109: Guss und Formteil: Manchmal zeichnen sich auf den Innensei- sitting in front of a very highly decorated aureole (see fig. 409). The red and black contours painted on the face are pro- ten der Lehmformteile noch deutlich die Negativumrisse des Werkstückes Fig. 420: One of Rabindra Shakya’s masterpieces of a wrathful guardian of Dharma-Vajrapani (the vajra carrier) visional and will, like the yellow patch of brass on the end of the nose (detail below), disappear in the course of gilding. resp. der Statue ab (links). or Mahākāla (the black guardian). The three eyes, bared teeth, the flaming hair and the crown are typical for this The work took over a year to complete and is around 4 m high! divinity. An exquisite contemporary piece of repoussé work, made from a piece of copper sheet in many months of work. Height: c. 30 cm. Alex R. Furger Alex R. Furger Der vergoldete Buddha – Traditionelles Kunsthandwerk The gilded Buddha – The traditional art of the der Newar-Giesser in Nepal Newar metal casters in Nepal Mit Beiträgen von Ratna Jyoti Shakya With contributions by Ratna Jyoti Shakya 2017, 328 Seiten, 551 Abbildungen, Hardcover, 2017, 328 pages, 551 illustrations, hardback, 245 × 305 mm 245 × 305 mm CHF / € 85,— CHF / € 85,—, £ 75,—, US$ 90,— ISBN 978-3-906897-05-9 ISBN 978-3-906897-06-6
8 MONOGRAPHIEN | REFERENZWERKE MONOGRAPHIEN | REFERENZWERKE 9 12 t e i l i di e g ol db üst e de s s e pt i m i us s ev e rus aus plot i nopol i s 1 . vorge schicht e 13 „The Earth and its Inhabitants“ — Geografiespiel (um 1830), hergestellt und vertrieben von Carl Bauer. kolorierten Abbildungen von Erdbewohnern in ihrer steckte Hinweise darauf finden sich bei Christian Gott- traditionellen Bekleidung befindet . lieb Müller in seiner Beschreibung der Reichsstadt Nürn- Mithilfe des Miniaturglobus konnten zusätzlich die berg: „Joh. Bernhard Bauer (geb. 1752) liefert für den Han- Wohngebiete jener Bewohner lokalisiert werden . Die Be- del Erd- und Himmelsgloben, Sphäre Armillaris, Thermo- schriftung des Bildstreifens in Deutsch, Französisch und meter, Elektrisiermaschinen von allen Sorten [. . .]. Auch Englisch weist auf die bereits in jener Zeit internationalen werden in seiner Werkstätte sehr viele Arten mechanischer Absatzmärkte solcher Spiele hin . Von Carl Bauer stammt Spielsachen verfertiget, welche sowohl zum ernsthaften als außerdem ein seltenes Geografiespiel mit einem Faltglo- zum belustigenden Gebrauch dienen.“ 101 bus, der sich in der National Library of Australia befin- In einer Monografie zur Theatergeschichte Nürn- det (S . 349) . Faltgloben waren ein wichtiges didaktisches bergs ist außerdem zu lesen, dass die Firma Bauer mit ei- Hilfsmittel, um die Projektion der Erdkugel auf eine nem mechanisch-optischen Kunstkabinett sogar öffent- zweidimensionale Kartenfläche praktisch demonstrieren liche Ausstellungen veranstaltete: zu können . „Daß in Nürnberg der alte Sinn für Kunst und Wissen- Bei der Herstellung solcher Spiele arbeiteten die bei- schaft noch immer zu Hause sey, bewies unter andern die den Söhne mit verschiedenen Verlegern zusammen, so unterhaltende Ausstellung des mechanischen und optischen etwa mit der Klinger’schen Kunsthandlung, mit dem Verlag Kunstcabinets des Mechanikus Bauer, welche derselbe im Oc- Friedrich Campe sowie mit dem Verlag C. Leuchs & Comp . tober 1811 in dem Saale des goldenen Reichsadlers veranstal- tete. Sein mechanisches Cabinet bestand aus mehreren be- e i n n e u e s g e s c h äf t s f e l d weglichen Figuren, welche größtentheils von ihm selbst er- m e c h an i s c h e s u n d o p t i s c h e s funden und verfertigt waren. Der Elephant, Seilschwinger, spielzeug Türke der Taback raucht, Wilhelm Tell u. s. w. waren sehr Dass die Familie Bauer außer Miniaturgloben und geo- schöne Kunstwerke.“ 102 Abb. 2 Abb. 3 grafischen Spielen auch mechanisches und optisches Solche Zitate belegen, dass die Firma Bauer eine we- Spielzeug herstellte, war bisher kaum bekannt und ist sentlich breitere Produktpalette anbot, als bisher bekannt erst durch neuere Forschungen bestätigt worden .100 Ver- war . Der erwähnte „Seilschwinger“ oder „Wilhelm Tell“ 216 | Kapitel 5 Physikalische Belustigungen von Nürnberger Mechanikern | 217 24 teil i die goldbüste des s eptim ius s everus aus plotinopolis 2. di e gol d bü st e 25 Inv. Nr. 207 1965 ausgegraben in Plotinopolis op t i s c h e s s p i e l ze ug (Didymoteicho) Archäologisches Museum Komotini, der zylindrische Zylinderspiegel-Anamorphose Griechenland Datierung m e tal l s p i e g e l 194–196/7 n. Chr. Maße Gesamthöhe 28,4 cm Breite 25,5 cm s tan do rt Tiefe der Büste Privatsammlung, Basel am unteren Rand 13,25 / 13,5 cm Sammlung François Binetruy, Versailles Scheitel bis Mitte Bart unten 21 cm Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Inv .-Nr . Ph .C .57 / 73 + 74) Abb. 13 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis Abb. 14 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis Hauchs Physiske Cabinet, Sorø, Dänemark (Inv .-Nr . 465, Scheitel bis Nasenspitze 14 cm (Didymoteicho, GR ). Stirn. | Archäologisches Museum, Komotini, GR ; (Didymoteicho, GR ). Linkes Ohr. | Archäologisches Museum, Komotini, AWH F 21) Scheitel bis Oberlippe 16 cm Inv. 207. GR ; Inv. 207. Historisches Museum Basel (Inv .-Nr . Phys . 27) Pupillenabstand Mitte 4,15 cm Schweizer Spielmuseum, La Tour-de-Peilz Äußerer Augenabstand 6,49 cm 2. D I E G O L D B Ü ST E „Der cylindrische Metallspiegel, ist von einer weißen Composi- Museum des Instituts für Experimentalphysik, Universität Inns- Innerer Augenabstand 2,1 cm tion gemacht, und 3 Zoll hoch, er wird auf eins von den 6 dazu bruck (Inv .-Nr . VII -1) gestochenen und in Farben gemahlten Bildern gesetzt, diese Nasenlänge 3,25 cm Bilder haben ganz verzerrte Figuren, in dem Spiegel erschei- s p i e lw e i s e / f u n k ti o n s p r i n z i p Stirnhöhe, von Nasenwurzel nen sie aber in einer schönen Gestalt, kostet 3 fl. 24 kr.“ Um das Anamorphosenbild in den korrekten Proportionen sehen bis Haaransatz 2,87 cm 2.1. Beschreibung der Goldbüste zu können, ist ein zylinderförmiger Spiegel in die Mitte der Bild- Mundbreite ca. 2 cm [Bestelmeier 1803 — 1 . Stück, Nr . 63] vorlage zu stellen . Blickt der Betrachter nun seitlich auf den Zylin- Breite Halsausschnitt Laut den Fundberichten wurde die Goldbüste aus einer Tiefe von 1,6 m geborgen; derspiegel, so kann er das betreffende Bildmotiv entzerrt betrach- Panzer vorne 10 cm keine bauliche Struktur schützte sie während der langen Zeit im Boden. Es ist des- ten . Die sechs Zylinderspiegel-Anamorphosen von Burucker bein- halten folgende Figuren und Szenerien: Breite Träger 1,2 cm halb erstaunlich, dass das Objekt abgesehen vom beschädigten Büstenrand, dessen o bj e k tbe s c hr e i bu n g No . 1: Totenkopf Schuppenlänge 1,48 cm Fehlstellen hauptsächlich auf das willentliche Zerschneiden durch die Finder zurück- Holzkistchen mit Schiebedeckel (2,3 × 21,5 × 20 cm) . Darin 6 kolo- No . 2: Reitender Husar Bronzeverstärkung am unteren zuführen sind, gut im Stande ist (siehe Kapitel 1, Fundbericht). rierte, auf Karton aufgezogene Radierungen (19 × 18 cm) mit Dar- No . 3: Gärtnerin und Gärtner Rand der Büste hinten, Besonders der Kopf ist gut erhalten. Ein einzelner größerer Riss zieht sich vom stellungen von Zylinderspiegel-Anamorphosen (No . 1–6) . Die No . 4: Wandersmann vor einem Haus 28 fragmentarisch erhalten: Haaransatz an der linken Schläfe zum Jochbogen (Abb. 14) . Ein weiterer, horizon- Anamorphosen tragen das Monogramm I. M. Burucker del. fc. et No . 5: Bärenführer mit Bär Abb. 15 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis Abb. 16 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis exc. Der dazugehörige Zylinderspiegel sowie die Spielanleitung No . 6: Flöten- und Lautenspieler ehemals ca. 5,27 × 2,214 × 0,107 cm taler Riss befindet sich am Haaransatz gleich vor dem linken Ohr. Inwiefern diese (Didymoteicho, GR ). Augenpartie. | Archäologisches Museum, Komotini, (Didymoteicho, GR ). Linkes Auge. | Archäologisches Museum, Komotini, fehlen . Risse im Verlauf der Entdeckung entstanden sind, lässt sich mangels Dokumen- GR ; Inv. 207. GR ; Inv. 207. an m e r ku n g e n / be s o n de r he i te n tation nicht bestimmen. Kleine Scharten sind oberhalb der linken Braue zu sehen he r s te lle r / dati e ru n g Bei der in den Katalogen von Catel und Bestelmeier abgebildeten (Abb. 15); mehrere Kratzer ziehen sich über die Stirn (Abb.13; 16), über Wangen Johann Michael Burucker, Nürnberg, um 1785 Zylinderspiegel-Anamorphose handelt es sich eindeutig um die- und Bart (Abb. 17) sowie über den Nacken (Abb. 74). Die Nasenspitze zeigt zwei jenige von Burucker — sie zeigt Burucker’s Bildmotiv Nr . 1, d . h . leichte Dellen unterhalb einer kleinen Scharte, der linke Nasenflügel mehrere paral- e rwähn u n g i n p r e i s li s te n / k atalo g e n einen Totenkopf . Gütle (1780, S . 61, Nr . 39; 1790, Nr . 111; 1792, Nr . 112 und Fig . 25) Die in der Sammlung Binetruy vorhandene Anamorphose lele Kerben (Abb. 15). Burucker (1788, Nr . 32) wurde vermutlich von Wilhelm Burucker selber verkauft . Denn Am Büstenteil ist zu unterscheiden zwischen Verletzungen und Fehlstellen, die Catel (1785, S . 10; 1786, S . 11; 1788, S . 11; 1790, S . 12; 1792, S . 9 sowie die auf der betreffenden französischen Spielanleitung angegebene eher vor und jenen, die sicher nach dem Auffinden des Objektes entstanden sind. 1790 a, S . 29 und Fig . 79) Objektnummer („No . 32“) stimmt exakt mit derjenigen in Buru- Auf der linken Schulter ist eine quer verlaufende Delle zu verzeichnen, die wohl auf Bestelmeier (1793–1823, Nr . 63) ckers Preiscourant von 1788 überein . einen starken Hieb zurückzuführen ist (Abb. 18; 74). Da das Metall in dieser Delle Albert (1809, Nr . 199) Demgegenüber trägt das Exemplar des Schweizer Spielmuse- Girard & Haugk (1803, S . 10) ums auf der Holzkassette den handschriftlichen Vermerk „No . 63“, einen dunklen Belag aufweist, ist vielmehr von einer Verletzung vor dem Auffinden 28 Dieser Riss stellt vermutlich den Einstich eines Polytechnischer Verein München, Wöchentlicher Anzeiger der exakt mit der Artikelnummer im Bestelmeier-Katalog über- der Büste auszugehen. Kleine Löcher bzw. Risse sind an folgenden Stellen zu sehen: messerartigen Instruments dar und ist der Büste viel- (1 . Jahrgang, 1815, Nr . 21, S . 238 / Nr . 184) einstimmt . Offenbar wurde dieses Exemplar von Burucker an Be- leicht erst nach ihrer Entdeckung zugefügt worden, Ein Riss liegt außerhalb der linken Ecke der Einfassung des Brustpanzers (Abb. 19), Leuchs (1838, S . 103) stelmeier geliefert, der es dann — mit seiner Artikelnummer ver- vgl. Niemeyer 2007, Kap. 3, Abb. 9. ein weiterer am rechten unteren Rand des rechten Trägers; ein winziger Riss befin- sehen — weiterverkauft hat . li te r atu r Abb. 17 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis Abb. 18 Goldbüste des Septimius Severus aus Plotinopolis Andersen, Hemming (1995), S . 251 (Nr . 1643) (Didymoteicho, GR ). Schnurrbart. | Archäologisches Museum, Komotini, (Didymoteicho, GR ). Linke Schulter, Innenseite, mit Resten eines Füsslin, Georg / Hentze, Ewald (1999), S . 46 ff ., 48, 55, 60–65 GR ; Inv. 207. Belags. | Archäologisches Museum, Komotini, GR ; Inv. 207. Linck, Johann Heinrich [der Jüngere] (1787), S . 123 (No . 323) Die Erstpublikation eines Fundes Spielerische Wissenschaft – Wissenschaft 296 | Bildkatalog Spiele und Spielzeug Optisches Spielzeug | 297 von außerordentlichem Seltenheitswert. 168 teil ii gol d - u n d s il berbü sten r ö m isc h er kais er c. valerivs licinianvs licinivs. Geboren ca. 265 in der Provinz 1 3 . licinius i 169 im Spiel. Experimentieren und Tüfteln in Schule, Universität und Kinderstube. Dacia nova, hingerichtet 325 in Thessaloniki. 487 Regierungszeit 308–324 . München, Archäologische Staats- sammlung, Dauerleihgabe der Hypo- Vereinsbank, Member of UniCredit. Inv. 1998,8124 Stammt aus dem Kunsthandel. Herkunft unbekannt, Balkangebiet. Silber, getrieben, mit Oberflächen- überarbeitung. Gewicht 305,48 g Höhe 18,3 cm 13. L I C I N I U S I Blechdicke 0,2–3 mm Die Büste Nr. 13 gehörte offensichtlich zum sogenannten Licinius-Schatz, der sich ursprünglich wohl im ehemaligen Jugoslawien oder in Kleinasien befand und dort 488 vergraben wurde . Davor muss die Büste bis zur Unkenntlichkeit zusammenge- 489 hauen worden sein . Zum Schatz gehören zudem neun Silbergefäße mit einem Ge- samtgewicht von annähernd neun römischen Pfund. Die meisten Gefäße sind nach 490 bestimmten Gewichtsmodulen angefertigt ; man könnte somit annehmen, dass das Gewicht der Büste – wie es mehrfach in Quellen angegeben und mit dem Gewicht 487 Kienast 1996, 294–295. der Goldbüsten Nr. 1 und 2 materiell belegt ist – ebenfalls einem Modul entsprach, 488 Zur Diskussion um den Fundort des Schatzes nämlich einem Pfund, auch wenn das heutige Gewicht leicht darunter liegt. vgl. Beyeler 2011, 267. Der Silberschatz ist durch fünf sogenannte vota-Gefäßaufschriften, die sich auf 489 Garbsch und Overbeck 1989, 47 mit Abb. des Fundzustandes. das fünfjährige Jubiläum der Erhebung des Licinius I I zum Caesar beziehen, und 490 Garbsch und Overbeck 1989, 51–58. Die Gefäße die auf ihnen zum Teil abgebildeten Münzporträts auf den 1. März des Jahres 321 scheinen nach bestimmten Gewichtsmodulen produ- datierbar, das Datum des fünfjährigen Regierungsjubiläums (quinquennalia) des ziert zu sein. So wiegen vier Schalen annähernd je ein 491 römisches Pfund, eine weitere ein halbes Pfund, eine Licinius I I . Schale eineinhalb Pfund und zwei Schalen je ca. 1 1/3 Bei der mutwilligen Zerstörung der Büste wurde ihr Kopf abgetrennt; größere Pfund; das Gewicht eines einzigen Gefäßes weicht Fehlstellen bestehen am Hals, ebenso an der rechten Schulter und am hinteren Rand ab. Auf einer der Schalen, S8, ist das Gewicht zudem mit einem Graffito angegeben. Zu den Gewichtsmo- der Büste (Abb. 161). dulen von Silbergefäßen vgl. Martin, Max, «Stempel, Dargestellt ist ein bärtiger kurzhaariger Mann in Panzer und paludamentum Gewichtsangaben und Inschriften», In: Cahn, Herbert (Abb. 159). Der Kopf ist rundlich, mit niedriger Stirn, großen leicht nach außen ab- und Kaufmann-Heinimann, Annemarie (Hrsg.), 1984. Anne de Pury-Gysel Der Silberschatz von Kaiseraugst (Derendingen), 382– fallenden Augen, deren bandförmige Oberlider deutlich über den äußeren Augen- 392; 384, Tabelle Abb. 149, mit Einbezug der Münchner winkel herabgezogen sind. Die Iris ist eingeritzt, die runden Pupillen vertieft. Die Gefäße S1–4 und S8. – Abbildung des gesamten Brauen folgen der Augenform in kleinem Abstand. Die lange Nase zeichnet sich Licinius-Silberschatzes in München: Guggisberg 2003, durch einen hohen Sattel aus; ihre Flügel sind mit breiten Kerben abgesetzt. Der Abb. 159 Büste des Licinius I. Silber; Gewicht 305,48 g; Höhe 18,3 cm; Treibarbeit. | 274, Abb. 255. Archäologische Staatssammlung, Inv. 1998,8124. München. Dauerleihgabe der HypoVereinsbank, 491 Beyler 2011, 194–195. Mund mit vorgeschobener Unterlippe ist ausgesprochen klein. Das kurze Haupt- Die Goldbüste des Septimius Severus – Member of UniCredit. Gold- und Silberbüsten römischer Kaiser 298 | Bildkatalog Spiele und Spielzeug Optisches Spielzeug | 299 Mit Beiträgen von Alessandra Giumlia-Mair und Fotografien von Tanos Kartsoglou Thomas Stauss With English summary. Résumé français. Frühe Spielwelten – Zur Belehrung und Unterhaltung 2017, 184 Seiten, ca. 200 Abbildungen, Hardcover, 2015, 448 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Hardcover, 245 × 305 mm 235 × 300 mm CHF / € 65,— CHF / € 85,— ISBN 978-3-9524542-6-8 ISBN 978-3-9524038-9-1
10 REIHENTITEL REIHENTITEL 11 Ausflug in die Vergangenheit – Le passé pas à pas – die Buch- und App-Reihe Andreas Faessler NEU Ausflug in die Vergangenheit – Archäologische Streifzüge durch den Kanton Zug In Zusammenarbeit mit Martina Brennecke, Stephen Doswald, Ulrich Eberli, Benno Furrer, Stefan Hochuli, Renata Huber, Anette JeanRichard, David Jecker, Gabriela Meier Mohamed, Christian Raschle, Jochen Reinhard, Eva Roth Heege, Gishan F. Schaeren, Marco Sigg, Stefanie Steiner Die Kulturgeschichte des Kantons Zug ist lang und reich. Von der Einwanderung der ersten Jäger und Sammler am Ende der Eiszeit bis zum Bau der ersten Terrassenhaussiedlung der Schweiz dauerte es rund 16 000 Jahre. Dazwischen liegen Seeuferdörfer der Jungsteinzeit und Bronzezeit. Siedlungen und Friedhöfe stammen von den Kelten, Römer und Alemannen. Burgen, Städte und Dörfer entstanden im Mittelalter. Kirchen und Kapellen wurden in der Barockzeit reich ausgestattet. Und erste Eisenbahnlinien und Industrieareale prägten das 19. Jahrhundert. Der Bestand an bauhistorischen Denkmälern und archäologischen Funden ist vielfältig, wenn auch seit Jahrzehnten einem überdurch- schnittlichen Bauboom ausgesetzt und durch diesen dezimiert. Er gibt der vielfältigen Kulturlandschaft am Übergang vom Schweizerischen Mittelland zu den Voralpen eine historische Dimension und ist Teil der unverwechselbaren Identität des Kantons Zug. Auf abwechslungsrei- chen Wanderrouten erkunden wir dieses kostbare Kulturerbe. Archäologie entdecken und erleben im Kanton Zug. Andreas Faessler Ausflug in die Vergangenheit – Archäologische Streifzüge durch den Kanton Zug Erscheint Oktober 2018, ca. 208 Seiten, Softcover, 210 × 240 mm CHF / € 35,— ISBN 978-3-906897-11-0
12 REIHENTITEL REIHENTITEL 13 Beiträge zur Technikgeschichte | In der Reihe Ausflug in die Vergangenheit – Le passé pas à pas bisher erschienen: Studies in the History of Technology Zur neuen Reihe »Beiträge zur Technikgeschichte« NEU Mit Alex R. Furgers Monographie »Antike Schmelztiegel – Archäologie und Archäometrie der Funde aus Augusta Raurica« haben LIBRUM Publishers & Editors als Verlag und die Dr. h. c. Alfred Mutz-Stiftung für alte, insbesondere antike Technologie und Technikgeschichte als Herausgeberin die Reihe »Beiträge zur Technikgeschichte« | »Studies in the History of Technology« lanciert. In dieser Reihe sollen in lockerer Dr. h. c. Alfred Mutz (1903–1990) war ein Folge kleine und größere Studien zu technikgeschichtlichen Themen Schweizer Mechaniker, Gewerbelehrer erscheinen. Christian Mathis, Pascal Tamara Tännler und Historiker. Für seine Verdienste Favre, Peter Michael Keller Ausflug in die Vergangenheit als Brückenbauer zwischen Archäologie Sachlernen im Nahraum – – Archäologische Streifzüge Die einzelnen Bände sind ganz im Sinne des breitgefächerten Arbeits- und Technik verlieh ihm die Philoso Didaktische Grundlagen zur durch Augusta Raurica und und Interessengebiets des Stifters Dr. h. c. Alfred Mutz (1903–1990) phisch-Historische Fakultät der Reihe Ausflug in die das Umland inhaltlich offen gehalten und können technologische Themen zu allen Lara Dubosson Universität Basel 1972 die Ehrendoktor Vergangenheit 2017, 180 Seiten, Softcover, Le passé pas à pas – randonnées archéologiques en Valais würde. Materialien (Metall, Keramik, Holz usw.), Anwendungsbereichen 2017, 136 Seiten, Softcover, 210 × 240 mm Attendu pour été 2018, ca. 208 pages, Softcover, 210 × 240 mm CHF / € 35,— (Gebrauchsgüter, Hausbau, Industriearchäologie usw.), technischen 210 × 240 mm Aspekten (Handwerk, Werkzeuge, Werkstätten usw.) und zu allen CHF / € 45,— ISBN 978-3-9524542-4-4 CHF / € 35,— ISBN 978-3-9524300-9-5 Epochen (von den Steinzeiten bis zur frühen Neuzeit) beinhalten. ISBN 978-3-906897-12-7 Diese neue Reihe liefert Beiträge zu allen Materialien, Anwendungsbereichen, technischen Aspekten und Epochen. Zu den Bänden Baselland, Zürich und Augusta Raurica Gisela Nagy Marion Sauter Dominique Oppler steht eine kostenlose App für Ausflug in die Vergangenheit Ausflug in die Vergangenheit Ausflug in die Vergangenheit iPhone und Android-Smart – Archäologische Streifzüge – Archäologische Streifzüge – Archäologische Streifzüge phones zur Verfügung. Die App durch den Kanton Zürich durch die Urschweiz durch das Baselbiet ersetzt die Bücher nicht, aber 2016, 256 Seiten, Softcover, 2015, 208 Seiten, Softcover, 2. Auflage, 2015, 192 Seiten, sie führt den Wanderer 210 × 240 mm 210 × 240 mm Softcover, 210 × 240 mm GPS-gesteuert zu den Orten des CHF / € 35,— CHF / € 35,— CHF / € 35,— historischen Geschehens und ISBN 978-3-952430-02-6 ISBN 978-3-952430-00-2 ISBN 978-3-952430-05-7 ruft an Ort und Stelle mit Audiokommentaren, Text und Bildmaterial in Erinnerung, was im Buch besprochen wurde.
14 REIHENTITEL REIHENTITEL 15 Beiträge zur Technikgeschichte | Studies in the History of Technology Band 2 – Volume 2 NEU Alex R. Furger Ancient steelmaking. New evidence regarding the carburization of Iron in Roman Time Augusta (Zur antiken Stahlerzeugung. Ein Nachweis der Aufkohlung von Eisen aus Augusta Raurica) Der nächste Band, der noch 2018 in der neuen Reihe »Beiträge zur Technikgeschichte« | »Studies in the History of Technology« erschei- nen soll, ist ein handliches Übersichtswerk über die früheste Stahl gewinnung. Ausgehend von sensationellen Funden aus der Römerstadt Augusta Raurica bei Basel, kommt der Autor zum Schluss, dass hier am Rheinknie, in der römischen Provinz Obergermanien, schon bald nach der römischen Eroberung, d. h. ab dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr., härtbarer Stahl aus »Weicheisen« erzeugt worden ist. Analoge Funde aus dieser Zeit und Region kannte man bisher noch nicht! Der Hauptwert dieses Buches ist ein ausführlicher Überblick über alle bekannten Stahlerzeugungstechniken, die lange vor der Industrialisie- rung entwickelt und angewendet worden sind. Am Beispiel etwa des indischen »Tiegelstahls« oder des römischen »ferrum Noricum« (steirischer Stahl) werden archäologische, metallurgische und schrift liche Quellen beigezogen und vorgestellt. Anlass zur neuen Untersuchung waren die römischen Funde aus Augusta Raurica. Sie werden im zweiten Teil der Publikation archäolo- gisch untersucht und präsentiert. Analysen ergaben, dass Reste von gebrannten Lehmumhüllungen vorliegen, in denen kleine Eisenbarren der Hitze ausgesetzt worden sind. Alex R. Furger Rezepte aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, sowie ganz Ancient steelmaking. New evidence regarding the carburization of Iron in ähnliche, aber jüngere Funde aus der Wikingerzeit in Skandinavien Roman Time Augusta legen nahe, dass in den Umhüllungen Eisen »aufgekohlt«, d. h. zu Beiträge zur Technikgeschichte | Studies Stahl umgewandelt worden sein muss. in the History of Technology, Band 2 Erscheint im November 2018, Um diese Interpretation zu erhärten, wurde der von den Untersu- ca. 200 Seiten, ca. 45 Tafeln und Bilder, chungsbefunden abgeleitete Prozess mit Hilfe der »Experimentellen Hardcover, 210 × 297 mm Archäologie« nachvollzogen. ca. CHF / € 65,— ISBN 978-3-906897-28-8 Ein Vorbild interdisziplinärer Vorgehensweise: Geschichte und Technik, Befund und Experiment, Beobachtung und Analyse, Schriftquellen und Technologie, Archäologie und Industrie.
16 REIHENTITEL PROMOTED BY LIBRUM PUBLISHERS & EDITORS 17 Promoted by LIBRUM PUBLISHERS & EDITORS Bei Publikationen, die unter »Promoted by LIBRUM P & E « geführt Isolierte Reguli, die ohne Tiegel gefunden worden sind, sind Ronald F. Tylecote stellte fest, dass Schmelztiegel bei werden, handelt es sich um ein spezielles Geschäftsmodell des Ver sehr selten; wir kennen aus Augusta Raurica nur gerade vier über 900–1000 ° C gebrannt worden seien, und Marcos Mar- eindeutige und ein fragliches Stück: tinón-Torres u. a. kamen auf mineralogischem Weg zu dem Der «Bodensatz» Tafel 23,T603 aus einem Tiegel ist Schluss, dass die Hessischen Tiegel des Mittelalters sogar nicht analysiert und weist aufgrund des leichten Gewichts bei 1300–1400 ° C gebrannt wurden97. Der Mineraloge Ger- keine hohen Metallkonzentrationen auf. Zwei andere Re- wulf Schneider und der Archäologe Gerhard Zimmer wei- guli sind metallisch-schwer und weisen unten kugelseg- sen darauf hin, dass Tiegelkeramik zwar bei 1050–1100 ° C lages. Er stellt Kleinstverlagen seine Infrastruktur zur Verfügung und mentförmige Konturen auf. Ihre Analyse ergab in beiden zu verglasen beginnt und «bis mindestens 1170 ° C form- Fällen Zinn-Bleimessing (S. 169; Taf. 30,T894.T895). stabil» bleibt und die «Erweichungstemperatur … also Zwei weitere «Reguli» sind auch auf der Innenseite ge- oberhalb der zum Schmelzen von Kupfer erforderlichen wölbt und besonders schwer (Taf. 30,T896.T897). Sie be- Temperatur» liegt98. G. Schneider weist in Zusammen- stehen aus Zinnbleibronze resp. Bleikupfer (Abb. 97). hang mit grossen griechischen Schmelzschalen auch da- rauf hin, dass die Verglasung ab ca. 1050 ° C «den Tiegel unterstützt die Herausgeber bei produktionstechnischen und ver dicht» macht99. Die Brennversuche von Anno Hein und Mitautoren sowie von Javier García Ten und Mitautoren Herstellung der getöpferten Tiegel zeigen zudem, dass eine Keramikmasse bis 900 ° C kompakt bleibt, bei 1050 ° C kleinste Poren zu bilden beginnt und bei 1100 ° C diese Klüfte grösser werden und damit die Keramik Anforderungen, Brenntemperatur und Eigenschaften instabiler100. Diese Temperaturwerte können allerdings je der Tiegelkeramik Da normale Töpfertone bereits bei etwa 1100 ° C – d. h. etwa beim Schmelzpunkt reinen Kupfers – zu schmelzen begin- nen, mussten die refraktären Anforderungen an die Tiegel- nach Tonqualität resp. -mischung schwanken. Die Beobachtungen am offenbar speziellen Tiegelma- terial schliessen nicht aus, dass die Schmelztiegel als Son- derkeramik mit besonderer Magerung in gewöhnlichen legerischen Aufgaben. Diese Kooperation führt zu signifikanten tone durch gezielte Materialauswahl (Tone mit viel Alumi- Töpfereien hergestellt worden sind (s. unten S. 161 und Budgetentlastungen bei höherer Sichtbarkeit der Publikationen im niumoxid und wenig Eisen)93 und / oder durch geeignete 166). Wir wissen von Töpfern, Giessern und Schmieden Magerungszuschläge erreicht werden. der Neuzeit, dass für den Bau von Öfen, Essen, Düsen und Im Lexikon der Metalltechnik von 1899 werden die Schmelzgruben sowie für die Herstellung von Industrie- Anforderungen an Schmelztiegel definiert, die wohl schon keramik andere Tone und Zuschläge gefragt sind als jene, immer gegolten haben: «Die wichtigsten Erfordernisse für jeden wirklich brauchbaren Schmelztiegel sind, dass der Markt und bei Institutionen der Forschung. Die Publikationen bleiben Tiegel absolut feuerfest sei, d. h. auch in den höchsten Tem- peraturen, denen er ausgesetzt wird, kein Anzeichen einer 93 Searle / Grimshaw 1960, 38; 298 f. (entgegen unseren Erkenntnis- beginnenden Schmelzung gibt, und dass er rasche Tempe- sen, dass schon die Römer hitzebeständige Lehme prospektiert raturveränderungen ertragen kann, ohne dabei rissig zu und gezielt abgebaut hätten, seien «refractory materials … for werden. … Das Materiale, aus welchem man Schmelztiegel about 300 years» [vor heute] erkannt und bewusst genutzt worden [S. 38]); Worrall 1975, 69 und 72; Brady / Clauser 1991, 338; Mar- darstellt [erzeugt], ist ein feuerfester, mit viel Quarzsand ge- dennoch Verlagsprodukte der auftraggebenden Verlage. tinón-Torres / Rehren 2014, 108 und 114. mengter Thon; es erscheinen in Folge dessen die Tiegel rau, 94 Bersch 1899, 616. – Bereits bei Theophilus Presbyter (frühes 12. Jh.) so dass sich geschmolzenes Metall nicht vollständig aus- finden sich ausführliche Angaben zur Aufbereitung von Tiegel- giessen lässt, sondern Körnchen desselben an den Wänden ton: Theobald 1984, 29 (2. Buch, Kap. 5); 72 f. (3. Buch, Kap.22); 123 f. (3. Buch, Kap. 64). Biringuccio 1540, 145 und 145r (zitiert des Tiegels haften bleiben.»� nach Johannsen 1925, 462 f.), nennt zwar auch guten, gereinigten Wie bereits erwähnt, wurde der Tiegelton – wir meinen Ton, erstaunlicherweise aber auch Talk, Eisensinter, Hammelhorn- hier die innere Tonschicht analog der «unbenutzten Tie- asche, «gemahlenen Tuffstein oder Kieselstein» als Zuschläge für gel» – durch starke Magerung widerstandsfähig für grosse Tiegelton. 95 Tylecote 1982, 235 und 240 f. (mit generellen Anforderungen an Hitze und Temperaturunterschiede gemacht95. Mit dieser Tiegel). Magerungsmassnahme allein und mit herkömmlichem 96 Zum Beispiel in Xanten / D (Rehren / Kraus 1999, 266). Töpferton hätte man jedoch noch keine Industriekeramik 97 Tylecote 1982, 236; Martinón-Torres u. a. 2008, 2072; Martinón- herstellen können, die den extremen Belastungen gewach- Torres / Rehren 2009, 57 f. und 60 f. – Auch Tite 2005, 477, vermu- Zur Lieferbarkeit dieser Publikationen konsultieren Sie bitte das VLB sen gewesen wäre. Der Habitus der Tiegelkeramik von Au- tet bei frühmittelalterlichen Tiegeln Brenntemperaturen um 1050–1150 ° C. In frühindustrieller Zeit scheint die Brenntempera- gusta Raurica weicht auch optisch vom lokal gefertigten tur für «Hessische Tiegel» sogar 1200–1400 ° C betragen zu haben, Gebrauchsgeschirr ab: Die Tiegelscherben sind entweder für die dunklen «Bayerischen Tiegel» allerdings nur 950–1050 ° C. Abb. 8: Augusta Raurica. Tiegel mit Resten und Abdrücken von Metall-Reguli. A: innen anhaftende Reguli und grössere Bronzebrocken; B: Negativabdrücke von härter und dichter (hellgraue dünnwandige Stücke) oder – Zur Brenntemperatur der Gebrauchskeramik s. unten mit erstarrten, aber dann doch entfernten Reguli (pXRF-Analysestellen s. Abb. 97). Fortsetzung: C = Taf. 23,T603; D = Taf. 30,T894–T897). M. 1:2. Anm. 116. härter und sandiger (grössere dickwandigere Tiegel) als die 98 Schneider / Zimmer 1984, 28; 50. Tite u. a. 1985, 52 geben als Ein- lokale Gebrauchskeramik. Einige Autoren berichten aller- oder informieren Sie sich direkt bei LIBRUM P & E . satztemperatur 1100–1200 ° an. dings von anderen Fundorten, dass dort die Tiegelkeramik 99 Schneider 1987, 293. dem Ton der lokalen Gebrauchskeramik gut entspreche96. 100 Hein u. a. 2008, 41 f. Abb. 8; García Ten u. a. 2010, 1958 Abb. 9. 34 Furger | Antike Schmelztiegel Die Schmelztiegel Herstellung der getöpferten Tiegel 35 Fundstelle 1: Augst / BL, Schwarzacker, anstehender Lehm, Normalprobe (TON 036–039.043): Fundstelle 5: Giebenach / BL, Site, von der Grubensohle (TON 044–051): TON 036 TON 037 TON 038 TON 039 TON 037R TON 037R (2:1) TON 043 TON 044 TON 045 TON 046 TON – TON 044R TON 044R (2:1) TON 051 Fundstelle 1: Augst / BL, Schwarzacker, anstehender Lehm, zähes Restmaterial (TON 040–042): Fundstelle 5: Giebenach / BL, Site, von der Grubensohle, feingeschlämmt (TON 044–051): TON – TON 040 TON 041 TON 042 TON 040R TON 040R (2:1) TON – TON - TON 048 TON 049 TON – TON 048R TON 048R (2:1) TON - Fundstelle 2: Kaiseraugst / AG, Im Sager, antiker Abbau, FK E03658.1 (TON 052–055): Fundstelle 6: Rheinfelden / AG, Berg, Stelle A: Grubensohle (TON 075–079): TON 052 TON 053 TON 054 TON 055 TON 053R TON 053R (2:1) TON – TON 075 TON 076 TON 077 TON 078 TON 076R TON 076R (2:1) TON 079 Fundstelle 2: Kaiseraugst / AG, Im Sager, antiker Abbau, FK E03659.1 (TON 056–059): Fundstelle 6: Rheinfelden / AG, Berg, Stelle B: Grubenrand Ost (TON 080–084): TON 056 TON 057 TON 058 TON 059 TON 057R TON 057R (2:1) TON – TON 080 TON 081 TON 082 TON 083 TON 081R TON 081R (2:1) TON 084 Fundstelle 3: Kaiseraugst / AG, Zelglihof, von der Grubensohle (TON 060–064): Fundstelle 7: Frick / AG, Gruhalde, oben: Obtususton (TON 085–089): TON 060 TON 061 TON 062 TON 063 TON 061R TON 061R (2:1) TON 064 TON 085 TON 086 TON 087 TON 088 TON 086R TON 086R (2:1) TON 089 Fundstelle 3: Kaiseraugst / AG, Zelglihof, von der Grubensohle, quarzgemagert (TON 061gem): Fundstelle 7: Frick / AG, Gruhalde, Mitte: «Kalkmergel» (TON 090–094): TON – TON 061gem TON 061gem TON 061gem TON 061gemR TON 061gemR (2:1) TON – TON 090 TON 091 TON 092 TON – TON 091R TON 091R (2:1) TON 094 Fundstelle 4: Kaiseraugst / AG, Leimgrueb / Lochhau, Stelle A: Tobel-Westhang (TON 065–069): Fundstelle 7: Frick / AG, Gruhalde, unten: «Buntmergel» (TON 095–099): TON 065 TON 066 TON 067 TON 068 TON 066R TON 066R (2:1) TON 069 TON 095 TON 096 TON 097 TON – TON 096R TON 096R (2:1) TON 099 Fundstelle 4: Kaiseraugst / AG, Leimgrueb / Lochhau, Stelle B: Tobel-Osthang (TON 070–074): Fundstelle 8: Frick / AG, Cheeslete, Opalinuston (TON 100–104): Eine einzigartige Untersuchung mit TON 070 TON 071 TON 072 TON 073 TON 071R TON 071R (2:1) TON 074 TON 100 TON 101 TON 102 TON 103 TON 101R TON 101R (2:1) TON 104 Abb. 74: Die Vergleichstone TON 001 bis TON 370, sortiert nach den Lagerstätten 1–60. Die Kolonnen von links nach rechts zeigen: 1) roh, 2) geschlämmt, Abb. 74, Fortsetzung: Die Vergleichstone TON 001 bis TON 370, Lagerstätten 5–8. Fortsetzung s. auch nächste Seite. 3) dito oxidierend gebrannt bei 1020 ° C, 4) oxidierend gebrannt bei 1250 ° C, 5) reduzierend gebrannt bei 1000 ° C Oberfläche, 6) reduzierend gebrannt bei 1000 ° C im Bruch vergrössert, 7) Siebrückstand (Karte: Abb. 72; Katalog: siehe Text; Analysen: Tabelle 3). Bildausschnitte M. 1:1, ausser Kolonne rechts: reduzierend gebrannte Proben im Bruch: M. 2:1. – Fortsetzung s. nächste Seiten. originellem und innovativem 130 Furger | Antike Schmelztiegel Die Schmelztiegel Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Schmelztiegeln 131 Forschungsansatz. Auch für Nicht-NaturwissenschaftlerInnen der Anteil des Kalziumoxids im aufbereiteten Ton redu- ziert. Das kommt zwar vielfach vor, manchmal aber auch das Gegenteil. Genauso uncharakteristisch verhält es sich • Wie sind die kleinen Lehmpatzen am Boden einiger Tiegel (Abb. 9, unten) herstellungstechnisch bedingt? verständlich geschrieben. mit dem Siliziumanteil: Würde praktisch reiner Quarzsand Vorbereitungen und Durchführung ausgesiebt, so müsste theoretisch der Siliziumoxidgehalt Aufgrund der Spurenelement-Zusammensetzung und un- zurückgehen. Das ist jedoch genauso häufig wie ein An- ter Einbezug unserer lokalisierbaren Tongruppen 1 und 2 steigen des Siliziums mit dem Siebvorgang. An weiteren wurden auf Empfehlung von Markus Helfert folgende Tone Elementen wurden in unseren Tonproben durch das Sie- durch Schlämmen und Sieben zur Herstellung von Tiegel- ben Aluminiumoxid, Titanoxid und Barium eher ange- repliken vorbereitet: reichert und Magnesiumoxid eher reduziert, doch auch • TON 360 (gelb) und – allerdings wenig Material – TON hier kommt der gegenteilige Trend – etwas seltener zwar 365 (weiss) von Châtelat / BE (= Tongruppe 1), unver- – ebenso vor. Als Fazit darf postuliert werden, dass sich mischt. die chemische Zusammensetzung eines natürlichen Tones • TON 061 von Kaiseraugst / AG -Zelglihof (= Tongruppe durch das Aussieben der Sandkomponente (> 1 mm) nicht 2), unvermischt. so stark verändert, dass eine geochemische Herkunftsbe- • TON 071 von Kaiseraugst-Leimgrueb (ähnlich Ton- stimmung verunmöglicht würde. gruppe 2; bezüglich topographischer Nachbarschaft Einfluss der Brenntemperaturen: Bei den 23 verglichenen und Spurenelementen dem Zelglihof-Material sehr Fundstellen zeigen sich folgende Trends bei einigen Haupt- ähnlich), unvermischt. komponenten und Spurenelementen (Tabelle 3): • Tongemisch mit 1 Teil TON 061 von Kaiseraugst-Zelgli- • Die Gehalte von Zink, Chrom, Strontium und Rubidium hof und 1 Teil TON 037 von Augst-Schwarzacker. (in abnehmender Häufigkeit) in der Keramikmatrix rei- • Tongemisch mit 50 Teilen TON 009 von Aedermanns- chern sich bei zunehmenden Brenntemperaturen an dorf (weisser Hupperlehm) und 1 Teil TON 010 von Ae- (festzustellen bei rund der Hälfte der Referenzlehme). dermannsdorf (ockerbrauner Hupperlehm). • In geringerem Mass (etwa ein Drittel der Referenz- Alex R. Furger lehme) und Stetigkeit ist dies auch für Kaliumoxid, Ma- Experimentierbericht, Erfahrungen und Resultate gnesiumoxid und Blei festzustellen. Der Töpferin Christine Burch verdanke ich folgende Be- • Nur rund ein Viertel der beprobten Lehme zeigt bei zu- obachtungen, die sie beim Vorbereiten der Tone und beim nehmender Brenntemperatur auch ansteigende Werte Drehen von Tiegeln des «Normaltyp» von Augusta Raurica für Manganoxid, Kalziumoxid, Arsen und Eisenoxid. (Abb. 15,mi3, Höhe ca. 10 cm) in ihrem Atelier in Rheinfel- mit Beiträgen von Markus Helfert • Bei einigen dieser Elemente nimmt der Gehalt durch den / AG gemacht hat (Abb. 113,5–11): das Brennen ab. • Tiegelton 061 unvermischt: «Kurzer Ton, bricht • Alle übrigen Spurenelemente zeigen keine signifikante schnell»; Tiegel muss dickwandig gedreht werden und Veränderung durch das Brennen. wird entsprechend schwer; die gebrannte Oberfläche Auch hier zeigt sich, dass durch das Brennen der Lehmpro- ist matt und wirkt sehr porös (Abb. 113,5). Antike Schmelztiegel – Archäologie und Archäometrie ben keine signifikanten Veränderungen in den Spurenele- • Tiegelton 360 (gelb) unvermischt: «Wunderbar zum ment-Konzentrationen eintreten. Offenbar verhalten sich Drehen. Viele Kalkeinsprengsel im Ton ergeben beim die in der Keramik natürlich vorkommenden Metalle Zink, Brennen weisse Kalkspatzen, die in der Luftfeuchtig- Blei usw. anders, als wir es in der Metallschmelze kennen: keit aufbrechen.» (Abb. 113,9). Sie entweichen nicht durch Abbrand, sondern können sich • Tiegelton 365 (weiss, feinsandig) unvermischt: «Sehr der Funde aus Augusta Raurica mit zunehmender Brenntemperatur an der Keramikober- sandig bis mehlig, zu wenig plastisch, um ihn gut dre- fläche leicht anreichern (allein dort haben wir unsere Mes- hen zu können. Extrem hoher Feinsandanteil; würde sungen durchgeführt). Beiträge zur Technikgeschichte | Studies in the History of Experiment 2: Tiegel töpfern und brennen Abb. 113: Rekonstruierte Tiegel des «Normaltyps» von Augusta Raurica (1; Fragestellung Import und lokale Fertigung) und in der flachbodigen, lokal hergestellten Va- • Wie bewähren sich die archäometrisch belegten Tie- riante (2). – 3 und 4 = Experimentiertiegel aus den Altbeständen des Muse- ums Augusta Raurica (z. T. für Experiment 11). – Replikate aus folgenden, geltone von Augusta Raurica auf der Drehscheibe und Technology, Band 1 archäometrisch mit den Originalfunden in Zusammenhang gebrachten To- beim Brennen? nen: 5 = TON 061 aus Kaiseraugst-Zelglihof unvermischt; 6 = Mischung • Ist die an den dunkelgrauen Tiegeltonen aus Augusta TON 061/037 (TON 037 aus Augst-Schwarzacker); 7 = TON 071 aus Kaiser- Raurica zu beobachtende starke Quarzmagerung (Ton- augst-Leimgrueb unvermischt; 8 = Mischung TON 009/010 aus Aeder- mannsdorf-Nägeli; 9 = TON 360 und 10 = TON 365 aus Châtelat, Stelle E; gruppen 2–5; Abb. 82, unten und Abb. 124 [Schnitte 11 = TON 061 aus Kaiseraugst-Zelglihof mit viel grober Quarzmagerung im Fundzustand]) bei der Arbeit an der Drehscheibe 2018, ca. 388 Seiten, ca. 170 Tafeln und Bilder, Hardcover, (flachbodig; lutiert für Experiment 7a–7c). Lutierte Versionen siehe hinderlich? Abb. 119. M. 1:2 (Oberflächendetails M. 1:1). 194 Furger | Antike Schmelztiegel Die Schmelztiegel Experimentelle Tiegelarchäologie 195 210 × 297 mm CHF / € 85,— ISBN 978-3-9524542-3-7 Musterseiten aus SAANENLAND | EINE GESCHICHTE – EINE ZUKUNFT | UNE HISTOIRE – UN AVENIR
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