Verlagsvorschau Herbst 2021 Dirk Braunstein / Christoph Hesse Initiative Sozialis tisches Forum Klaus Heinrich Karl Marx Roman Rosdolsky sans phrase

 
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Herbst 2021

Dirk Braunstein / Christoph Hesse
Initiative Sozialistisches Forum
Klaus Heinrich
Karl Marx
Roman Rosdolsky
sans phrase
Verlagsvorschau Herbst 2021 Dirk Braunstein / Christoph Hesse Initiative Sozialis tisches Forum Klaus Heinrich Karl Marx Roman Rosdolsky sans phrase
Dirk Braunstein /                                                                       Dirk Braunstein Schiffbruch
                                                                                        Christoph Hesse beim Spagat
Christoph Hesse                                                                                        Wirres aus
                                                                                                       Geist und
Schiffbruch beim Spagat                                                                                 Gesellschaft
                                                                                                       1

Wirres aus Geist
und Gesellschaft 1
Mit einem Nachwort von Eckhard Henscheid
Oktober 2021 | ca. 220 Seiten | ca. 18 Euro |
Hardover mit Lesebändchen
ISBN 978-3-86259-178-7

»Unerschöpflich der Vorrat des Dummdeutschen, der sich            Stichwörter: Adressieren – Akteure – Aktivismus – Aktualität
in wissenschaftlichen oder parawissenschaftlichen Publika-       – Andocken – Angelpunkt – Anknüpfungspunkt – Anliegen
tionen findet«, warnte Eckhard Henscheid in einem bereits        – Ansatz – Anschlußfähig – Auch und vor allem – Auf – Auf-
1985 erschienenen und in späteren Auflagen stetig erweiter-       brechen – Aufmachen – Aufzeigen – Ausformulieren – Aus-
ten Wörterbuch, das dem vorliegenden von ferne Modell             leuchten – Ausloten – Beinhalten – Bekanntlich – Beleuch-
steht. Geschöpft wird hier allein aus dem Vorrat der Wis-         ten – Besetzen – Bezugspunkt – Blick – Brennglas – Dank
senschaften, die herkömmlich solche des Geistes oder der         – Denkfigur – Desiderat – Dialog – Diametral – Dimensionen
Gesellschaft und inzwischen lieber Kulturwissenschaften          – Diskurs – Dispositiv – Diversitätsbewußtsein – Durchdekli-
heißen. Zu Recht: denn die vor vierzig Jahren verkündete          nieren – Dynamiken – Ein Stück weit – Einbetten – Einbrin-
Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften ist         gen – Einschreiben – Einsteigen – Englisch – Entgegengesetzt
vollbracht. Was aber nicht bedeutet, daß die von ihm Ver-        – Epistem – Erfolgreich – Erhärten – Erkenntnisgewinn – Es
lassenen endlich Ruhe gäben.                                      gilt – Eurozentrisch – Exzellenz – Facettenreich – Feedback
   Wo der gewöhnliche Mensch eine Frage stellt, geht der         – Finalisieren – Fokus – Folie – Fortschreibung – Fragestel-
studierte mindestens in Fragestellung. Er allein kennt das Ge-    lung – Fragezeichen – Freilich – Fruchtbar machen – Gefüge
heimnis, wie man eine Stellung formuliert. Hochkomplexe          – Gendern – Generieren – Hegemonial – Herangehensweise
und noch viel kompliziertere, ja auch sturzbanale Gedanken       – Herausarbeiten – Heteronormativität – Hinterfragen – Ho-
kann er in wundersame Wortfolgen verwandeln und also              rizont – Ich – Implementieren – Impuls – In etwa – Input
Stränge mitsamt deren Verflechtungen in einem Gefüge be-         – In Vergessenheit geraten – Knackpunkt – Kommunizieren
leuchten, Diskurse vielschichtig verzahnen und Dimensionen       – Konstellation – Konstruktion – Kontextualisierung – Kont-
in voller Breite ausloten. Ein solcher Spagat, bei dem jeder      rär – Konzept – Koordinaten – Kritisch sehen – Latenz – Les-
Satz Schiffbruch erleidet, ist möglich erst in einer Sprache,     art – Logiken – Machen – Man – Marginalisierung – Mat-
in der nur deshalb nichts mehr undenkbar scheint, weil in         rix – Mehrwert – Metaebene – Mit – Mittelbauer – Modul
ihr schon gar nichts mehr gedacht wird. Das Verhältnis von       – Muster – Narrativ – Neo-, Post- – Nescismus – Normativ
Gedanke und Ausdruck, einmal von dem Anspruch befreit,           – Paradoxie – Performativ – Personenregister – Perspekti-
daß da ein irgend durchsichtiges, mit Vernunft zu begreifen-      ve – Phobie – Plattform – Position – Potential – Praktiken
des oder immerhin zu bestimmendes Verhältnis überhaupt           – Praxen – Privilegiert – Problematiken – Problematisch
besteht, ist nur mehr schlechte Konvention. Aussichtslos,        – Problembewußtsein – Produktiv – Projekt – Prüfstand –
den undurchdringlich harten Sprachschrott, der sich in            Prüfstein – Rätin – Rekonstruktion – Revisited – Reziprozi-
den sogenannten weichen Fächern aufgehäuft hat, je wieder         tät – Quantenphysik – Schiene – Schnittstelle – Schwerpunkt
wegzuräumen. Wieviel Sisyphusarbeit inkl. Tantalusqualen         – Sichtweise – Soziologie – Sozusagen – Spagat – Spannend
einem da bevorsteht, mag dieses provisorische Wörterbuch         – Spannungsfeld – Spielart – Sprachrohr – Standards – Stel-
erst erahnen lassen.                                              lenwert – Stoßrichtung – Strang – Strömung – Strukturen
                                                                 – Studierende – Symbolisches Kapital – These – Topoi – Trag-
                                                                  fähig – Trotz oder gerade wegen – Turn – Umsetzen – Un-
                                                                  terlaufen – Verflechtungen – Verhaftet – Verkürzte Kritik –
                                                                 Verorten – Vertiefen – Verzahnen – Vielleicht – Vorzeichen
                                                                 – Weichenstellung – Weiß – Wir – Wissenschaft – Workshop
                                                                 – Zeitfenster – Zeitnah – Zuschreibung – Zwischen.
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Beinhalten                                                     versität ist, unbeschadet aller →implementierten Anglisie-
In Eckhard Henscheids Roman »Die Mätresse des Bischofs«        rung oder Amerikanisierung, eine spätfeudale Institution;
ist einmal von einer »Beinhaltung« die Rede. Es bedarf schon   mit einer Ständeordnung, in der jeder Baccalaureus sich an
äußerster Konzentration beim Lesen, um gleich zu verste-       der fernen Aussicht aufrichten mag, auch einmal Magister
hen, daß da tatsächlich die Haltung der Beine gemeint ist,     zu werden, in der jedoch viel wichtiger als die wissenschaft-
beim Radfahren nämlich. In einem anderen Buch heißt es:        liche Leistung, die darum auffällig penetrant immer wieder
»Dokumente können der Gewinnung von Anforderungen              hervorgekehrt wird, persönliche Treue und Gefolgschaft
dienen, aufgrund ihrer Beinhaltung von wichtigen Infor-        sind. Der Bürger, der kein Baron und kein Graf mehr werden
mationen«, auf deutsch: weil sie wichtige Informationen        kann, darf sich bald Herr Doktor oder Frau Professor nen-
enthalten. Fortschritt aber kann eben auch bedeuten, daß       nen und vor allem: nennen lassen. Wer mit edler Abstam-
ein schon reichlich behäbiges Verb, das man sich einst aus     mung nicht mehr renommieren kann, beherrscht allemal
einem Substantiv zurechtbuchstabiert hat, nun seinerseits      die Regeln der Konkurrenz und der gerade noch zulässigen
eine Etage höher wieder verhauptwortet wird. Aus dem           Korruption. Wo sonst fände man heute derart unterwürfige
Enthalten, das noch von Enthaltsamkeit kündet, wurde das       Bedienstete, die sich selbst die Bezeichnung »Mittelbauer«
scheinbar bedeutungsschwerere Beïnhalten, aus dem Inhalt       gefallen lassen?
endlich die Beïnhaltung.
                                                               Projekt
Heteronormativität                                             »Ich weiß schon – Was dahinter steckt – / Und was denn wei-
»Wer gewohnt ist, mit den Ohren zu denken, der muß am          ter? – Ein Projekt«, murmelt es in der Kaiserlichen Pfalz im
Klang des Wortes Kulturkritik sich ärgern nicht darum bloß,    zweiten Teil des Faust. Den Goethe →bekanntlich frühestens
weil es, wie das Automobil, aus Latein und Griechisch zusam-   in den 1980er Jahren schrieb. Tatsächlich: »Wir sind nicht
mengestückt ist.« Doch ist die Kulturkritik, an deren Klang    mehr Subjekte einer gegebenen objektiven Welt, sondern
Adorno sich ärgerte, noch lange nicht das Abwegigste, was je   Projekte von alternativen Welten«, glaubte damals Vilém
aus Latein und Griechisch zusammengestückt wurde. Hören        Flusser. Um etwa dieselbe Zeit erfand Jürgen Habermas das
Sie mal her: »Das diskursiv konstruierte Geschlecht wird an    (natürlich unvollendete) Projekt Moderne. Ob auch Theo-
die Heteronormativität angekoppelt«, und das macht gewiß       logen Gottes Schöpfung nun als dessen Projekt betrachten?
noch weniger Freude als irgend Sinn. Doch seien Sie versi-     Den evangelischen zumindest trauen wir’s zu.
chert: »In den queeren interdisziplinären Ansätzen wurde           Ein unbedingt →spannendes Projekt nennt man heute
die diskurstheoretische Richtung anschließend an die He-       jede wissenschaftliche Arbeit und jedes Forschungsvorhaben.
teronormativitätskritik fruchtbar weitergeführt.« Fruchtbar-   Darum bestehen die Institute aus immer mehr Projektstel-
keit ist ja gottlob nicht an den sexuellen Verkehr von Frau    len, auf denen man nicht nur jahrelang herumtreten kann,
und Mann angekoppelt, sondern kann in →Ansätzen auch           sondern die man sich auch stets aufs neue selbst erschaffen
vegetativ, jedenfalls →diskursiv →konstruiert und immer        muß. Einen Projektemacher schimpfte man einst einen Ro-
weitergeführt werden.                                          domonteur, der einem das Blaue vom Himmel versprach und,
                                                               wofern er einen nicht gleich betrog, jedenfalls nichts Rechtes
Mittelbauer                                                    zuwege brachte. Daran hat sich bis heute fast nichts geändert,
In der Landwirtschaft soll es neben großen und kleinen auch    lediglich die Beurteilung. Der unbeständige Hansdampf und
Mittelbauern geben, nur im Hochschulwesen aber gibt es         Tausendsassa ist nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen
Mittelbauer. Den pietätshalber von niemandem so genann-        willkommen, ein fadenscheiniges Selbstbewußtsein allemal
ten Unterbau bilden Studenten, die sich ihren Platz jeden      billiger als eine gesetzliche Sozialversicherung. Was vor nicht
Tag aufs neue suchen müssen. Im Oberbau hingegen sitzen        allzu langer Zeit selbst Werbeagenturen noch als maßlose
Professoren auf Lehrstühlen so fest, daß es selbst dem un-     Windbeutelei vorgekommen wäre, beschämt heute so gut
geschicktesten schwerfiele, jemals wieder herunterzufallen.    wie niemanden mehr, ganz bestimmt keinen Wissenschaft-
Auf den wackligen Stühlen dazwischen rutschen diejenigen       ler, der vor allen anderen Dingen zusehen muß, daß er mit
herum, die bereits das Glück hatten, ins Fegefeuer vorrücken   einem neuen Projekt irgendwo →andocken kann.
zu dürfen, und noch die Hoffnung hegen, ins Paradies auf-          Ein ausnahmsweise wirklich spannendes Projekt wäre,
zusteigen. Einmal in den akademischen Adelsstand erhoben,      den ganzen Laden mal für zehn Jahre sozialverträglich dicht-
darf man selbst endlich seinen eigenen kleinen Hofstaat        zumachen und zu sehen, ob die Welt sich dann immer noch
bilden, dessen Personal alles tun würde, um seinerseits den    oder vielleicht sogar andersherum dreht. Man stelle sich vor,
Platz einzunehmen, von dem aus man es herumschubst.            wieviel Leute dann nicht mehr gezwungen wären, schlechte
Man muß dabei nicht gleich an das Konzentrationslager          Bücher (oder Projektanträge) zu schreiben, und also endlich
Dora-Mittelbau denken, es genügt das Mittelalter. Die Uni-     Zeit hätten, ein paar gute zu lesen.
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Auszug aus Christian Thalmaiers Beitrag »Patente töten«

In der linken und daher unbelehrbar auf den Staat fixierten       und absolutes Recht dient also der Kompensation des von
Diskussion über das bestmögliche Regierungshandeln zur Ein-       der Volkswirtschaftslehre so bezeichneten systembedingten
dämmung der Corona-Pandemie zeichnet sich neben der ra-           ›Marktversagens‹, das wiederum aus der ›positiven Externalität‹
dikalen ZeroCovid- und der gemäßigten NoCovid-Bewegung            der Forschung folge, also einem privat gestifteten gesellschaft-
eine weitere Initiative ab, den Staat zu größerer Entschlossen-   lichen Nutzen ohne Gegenleistung.
heit zu bewegen. Man könnte sie die NoPatent-Bewegung nen-            So evident richtig und auf den ersten Blick sympathisch
nen. Unter der bedauerlicherweise unzutreffenden Behaup-          das kategorische Urteil ist, alle von COVID-19 bedrohten Men-
tung »Der Impfstoff gehört allen« der Artists for Vaccines, der   schen müssten unabhängig von der Zahlungskraft ihrer Nach-
nur vermeintlich antikapitalistischen Parole der Linksfraktion    frage geimpft werden, so sehr bleibt der staatsbeflissene Wettbe-
im Bundestag »Gesundheit darf keine Ware sein« – offenbar         werb um die besten Vorschläge zur Optimierung hoheitlichen
anders als Brot, Wein, Käse und: die Arbeitskraft – oder dem      Handelns nicht nur wegen rechtlicher Unkenntnis hinter dem
von Attac ausgegebenen Befund »Patente töten« versammeln          moralischen Impuls zurück. Denn die Bestimmung des Staates
sich Rotgrüne und Linke, Globalisierungsgegner und Völ-           ist es gerade nicht, Gesundheit und ein gutes Leben aller, wo-
kerrechtler, Ärzte ohne Grenzen und Freunde des globalen          möglich gar außerhalb der Staatsgrenzen, zu befördern. Und
Südens. Sie eint der Wunsch, der Staat möge sich, wahrhaft        der Staat ist auch kein Instrument, das gute Menschen als Mit-
souverän und entschlossen in einer Stunde der Entscheidung,       tel zu ihren guten Zwecken nutzen könnten, wie sich das nicht
über sein eigenes geltendes Recht und das konkurrierender         nur der Common Sense von links zurechtdichtet. Staatsziel
Staaten hinwegsetzen und das im pharmazeutischen Patent           ist nicht die Förderung individueller Gesundheit, sondern die
nach der Logik des Kapitalverhältnisses völlig zu Recht ge-       Erhaltung der Volksgesundheit. Diese aber ist nicht etwa die
schützte geistige Eigentum an den Rezepturen für die Impf-        zur ›Bevölkerung‹ hochaddierte Gesundheit aller Einzelnen,
stoffe weltweit und insbesondere für die ärmsten Länder frei      sondern einerseits die Arbeitsfähigkeit einer ausreichenden
geben. Weil damit in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist,        Anzahl von Staatsbürgern und andererseits die Lebendhal-
fordern die Artists for Vaccines als Konsequenz ihrer Auffas-     tung der Überflüssigen, der Alten, Arbeitslosen und neuer-
sung, nach der Impfstoffe ohnehin schon »allen gehören«, die      dings der ›besonders vulnerablen Gruppen‹, die man zur Auf-
Daten des Pharmaunternehmens BioNTech SE zu leaken und            rechterhaltung von Massenloyalität nicht einfach wegsterben
die SOP (Standard Operating Procedure) für den mRNA-Impf-         lassen kann. Dieses Staatsziel camouflieren Wirtschaftsführer,
stoff global zugänglich zu machen.                                Coronaliberale und Wirtschaftsepidemiologen vom Schlage
   Ihre Forderung nach Freigabe des im Patent geschützten         Michael Hüthers, Christian Lindners oder Hendrik Streecks
geistigen Eigentums beruht allerdings sowohl auf einem man-       tagtäglich mit der unisono und im Brustton tiefer Besorgnis
gelnden Verständnis des Patentrechts als auch dessen, was der     um »die Wirtschaft« vorgetragenen Einlassung, dass man nach
Staat schützt, wenn er als Amtsarzt und Gesundheitsmanager        »Flatten the curve« nun endlich »mit dem Virus leben« müsse;
am Werk ist.                                                      es komme letztlich allein darauf an, dass »die Gesundheitssys-
   Patente sichern dem Inhaber für eine bestimmte Zeit das        teme« nicht überlastet würden und die Intensivstationen nicht
räumlich begrenzte Recht zur Entscheidung, wer die Erfin-         »volllaufen«. Mit anderen Worten: Verhindern müsse der Staat
dung, zum Beispiel die Rezeptur für einen Impfstoff, zu wel-      nur die aus der Lazarettmedizin bekannte Triage, nicht aber
chen Bedingungen nutzen darf. Diese eigentumsähn­liche            die lebensgefährliche Infektion als solche, die Erstickungsangst
Rechtsposition erlaubt dem Berechtigten, seine Entwicklungs-      der wundgelegenen Infizierten, die durch wochenlange künst-
investition durch eigene Produktion oder die Vergabe von          liche Beatmung induzierten Traumata, ›Post-Covid‹, ›Long-Co-
Lizenzen zu amortisieren, temporär einen relativen Extra-         vid‹ und auch nicht: mehr als 70 000 Tote im ersten Jahr nach
mehrwert zu erzielen und perspektivisch die unter den Be-         Ausbruch der Pandemie allein in Deutschland. […]
dingungen des Kapitals bei Strafe der Insolvenz notwendige            Der Staat schützt also die Volksgesundheit und kann sich
Rentabilität des Unternehmens zu sichern. Zugleich werden         als Staat des Kapitals bestimmungsgemäß weder um die Ge-
durch die gesetzliche Pflicht zur Offenlegung der Erfindung       sundheit Einzelner noch gar um die Gesundheit ›der Men-
18 Monate nach ihrer Anmeldung Doppelerfindungen vermie-          schen‹ kümmern. Als Staat des Kapitals verwirklicht er den
den und Innovationen auf dem jeweiligen Stand der Technik         allgemeinen und abstrakten Willen der Rechtssubjekte so, wie
angeregt. Ohne das Patentrecht würden potenzielle Erfinder        das Geld die »allgemeine Ware« (Marx) realisiert und sondert
entweder die für die Erfindung notwendige Forschung und           die Volksgesundheit als allgemeine Staatsangelegenheit vom
Entwicklung im Hinblick auf einen unwahrscheinlichen oder         Leiden und Sterben der Einzelnen ab; jene verhält sich zu die-
zumindest nicht kalkulierbaren Return on Investment unterlas-     sem wie das bekannte allgemeine »Thier« als die »individuelle
sen oder ihre Erfindung als bloßes Know-how geheim halten.        Incarnation des ganzen Thierreichs« zu all den besonderen
Das Patent als bilanzierbares immaterielles Wirtschaftsgut        Tieren, »den Löwen, Tigern und Hasen …« (Marx).
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Initiative Sozialistisches Forum                                                                                                                                                                                                                                        Initiative
                                                                                                                                                                                                                                                                        Sozialistisches
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Flugschriften

Flugschriften                                                                                                                                                                                                                                                           Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                        Ein Lichtlein für   Flüchtlings-
Ein Lichtlein für die Toten                                                                                                                                                                                                                                             die Toten           abwehr,
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Klimaschutz,
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Corona
Flüchtlingsabwehr,
Klimaschutz und Corona
Winter 2021/22 | ca. 220 Seiten | 20 Euro
ISBN 978-3-86259-179-4

In den letzten sechs Jahren, aus denen die Beiträge des Ban-
des stammen, trieb, wie es scheint, die Gesellschaft des Ka-                                                                                                                             Ergänzungstitel
pitals von einer Krise in die nächste. Schon die sogenannte
›Flüchtlingskrise‹ galt als ›Jahrhundertkrise‹, dicht gefolgt von
der ›Klimakrise‹, die den nahen Untergang verhieß, sollte
kein ›radikales Umdenken‹ erfolgen. Seit Anfang 2020 be-
droht nun ein Virus eben nicht nur die Gesellschaft des Ka-
pitals, sondern eben auch Leib und Leben der Individuen. So
verlockend es sein mag, alle diese Krisen ›ideologiekritisch‹
aufeinander zu beziehen, womöglich gar unter einem ein-
zigen Begriff zu fassen, so falsch wäre es, die ideologischen
Reaktionen auf diese Krisen allzu schnell unter eine auto-                                                                                                                                                                                                             Initiative Sozialistisches Forum
ritäre, postmoderne oder neoliberale Subjektverfassung zu
                                                                                                                                                                                                      Das Konzept
                                                                                                                                                                                                                                                                       Das Konzept Materialismus
                                                         Die Gesellschaft der Deutschen ist ein Bestiarium,
                                                                                                                                         ISF · Das Konzept Materialismus

                                                         und sie genießt das in vollen Zügen. Anderswo ist der
                                                         Mensch des Menschen Wolf, bloß ein gesellschaftliches
                                                         Naturereignis. Hier ist er’s mit voller Absicht und in
                                                         aller Leidenschaft des Selbstbewußtseins. Das beson­
                                                                                                                                                                                                      Materialismus

subsumieren, so als ob es die Sachen selbst (etwa den Krieg                                                                                                                                                                                                            Pamphlete und Traktate
                                                         ders Bösartige der Ideologie von der Volkssouveränität
                                                         in Deutschland speist sich daraus, daß die Landsleute                                                                                        Pamphlete und Traktate
                                                         unmöglich die beglückende Erinnerung an die tota­
                                                         le Verschmelzung von Gesellschaft und Staat abtun

in Syrien, den Wandel des Klimas oder ein tödliches Virus)
                                                         können, die ihnen der Nazifaschismus bescherte. Die
                                                         Einheit war einmal real gewesen und handgreiflich in
                                                         Arbeitsfront, Winterhilfswerk, Raubkrieg und Massen­
                                                         mord. Daß sie Wirklichkeit nur werden konnte im
                                                         barbarischen Mordkollektiv, wird im Nachhinein zwar

gar nicht gäbe oder sich vom jeweiligen Leid einfach abstra-
                                                         abgespalten, verdrängt und beschwichtigt, bleibt aber

                                                                                                                                                                                                                                                                       2009 | 262 Seiten | 20 Euro
                                                         gerade darin als Objekt der Begierde erhalten.

                                                         Der Materialismus der Gegenwart hat die Erfahrung
                                                         der Shoah, hat die Geschichte des Nazifaschismus

hieren ließe. Dabei haben die Krisen der vergangenen Jah-
                                                         nicht einer, wie immer auch kritisch gemeinten

                                                                                                                                                                                                                                                                       ISBN 3-924627-90-4
                                                         Gesellschaftstheorie anzuhängen und anzukleben,
                                                         sondern er hat diese Erfahrung vollendeter Negativität
                                                         in das Innerste seiner Kategorien aufzunehmen und
                                                         darauf als auf ihren Nerv zu reflektieren. Jeder andere

re durchaus etwas gemein. So wie sich die Gesellschaft des
                                                         »Marxismus« ist unmöglich, ist Müll, schlimmer noch:
                                                         »deutsche Ideologie« im Marxschen Sinne.

Kapitals unter dem ökonomischen Zwang, sich permanent
selbst zu revolutionieren, nur durch beständige Krisen hin-
                                                                                                                                                                                                              Initiative
                                                                                                                                                                                                       Sozialistisches Forum

durch erhält, so pendeln auch die Subjekte in jeder als Kri-
                                                                                          ISBN 978­3­924627­90­4

                                               Konzept Mat cover ND 2018.indd 1                                                                                                                                                                       23.02.18 13:28

se wahrgenommenen Situation antinomisch zwischen der
zynischen Auffassung, die ›Krise als Chance‹ zu begreifen,                                                                                                                                                                                                             Initiative Sozialistisches Forum
                                                                                                                                                      ISF • Flugschriften: Gegen Deutschland

und Untergangsfantasien, die zumeist auf sadistische Lust an
                                                                           Seit dem Bankrott des Staatskapitalismus im

                                                                                                                                                                                                                                                                       Flugschriften
                                                                           Osten hat sich das allerneueste Deutschland
                                                                           derart rasant zur vollen Pracht seiner hem-
                                                                           mungslosen Souveränität entwickelt, daß den
                                                                           Linken das Hören und Sehen gänzlich ver-
                                                                                                                                                                                                 Initiative Sozialistisches Forum

Entsagung, Abschottung und Zerstörung zielen.                                                                                                                                                                                                                          Gegen Deutschland und
                                                                           ging. Ihre gesellschaftliche Randständigkeit
                                                                           ist nur noch ihrer intellektuellen Regression
                                                                           vergleichbar: ein Abgrund an Aufklärungs-
                                                                                                                                                                                                     Flugschriften
                                                                           verrat.

                                                                                                                                                                                                                                                                       andere Scheußlichkeiten
Aus dem Inhalt
1. ISF: Vorwort                                                                                                                                                                                          Gegen Deutschland
                                                                                                                                                                                                     und andere Scheußlichkeiten
                                                                                                                                                                                                                                                                       2001 | 160 Seiten | 13 Euro
2. ISF: Kritik der Flüchtlingspolitik                                                                                                                                                                                                                                  ISBN 3-924627-77-0
3. ISF: Diktatur der Zukunft: Zur Fridays for Future-Bewegung
4. Gerhardt Stapelfeldt: Der gesellschaftliche Konformismus
    der Klimaschutzbewegung Fridays for Future
                                                                                                       ISBN 3-924627-77-0

                                                               ISF Flugschriften_Cover 2019.indd 1                                                                                                                                       13.05.19 09:58

5. ISF: Ökologie und Arbeit als Fetisch: Der Green New Deal
6. Leo Elser und Julika L.: Politisierung der Natur, Natura-                                                                                                                                                                                                           Initiative Sozialistisches Forum
                                                                                                                            ISF · Furchtbare Antisemiten; ehrbare Antizionisten
                                                                                                                                       ISF • Flugschriften: Gegen Deutschland

                                                                       Die Projektionen der deutschen Ideologie auf

    lisierung der Gesellschaft. Thesen zu Corona und Krise
                                                                      Seit dem Bankrott des Staatskapitalismus im

                                                                                                                                                                                                                                                                       Furchtbare Antisemiten,
                                                                       Israel haben mit Israels politökonomischer
                                                                      Osten hat sich das allerneueste Deutschland
                                                                       Konstitution wie mit den tatsächlichen Kon-
                                                                      derart rasant zur vollen Pracht seiner hem-
                                                                       ditionen seiner Existenz im Nahen Osten so
                                                                      mungslosen Souveränität entwickelt, daß den
                                                                       wenig gemein wie der Antisemitismus mit                                                                                   Initiative
                                                                                                                                                                                               Initiative   Sozialistisches
                                                                                                                                                                                                          Sozialistisches   Forum
                                                                                                                                                                                                                          Forum
                                                                      Linken das Hören und Sehen gänzlich ver-

7. Christian Thalmaier: Ein Lichtlein für die Toten
                                                                       dem Objekt seiner Liquidationssehnsüchte.

                                                                                                                                                                                                                                                                       ehrbare Antizionisten
                                                                      ging. Ihre gesellschaftliche Randständigkeit
                                                                       Charakter und Inhalt dieser Projektion ver-
                                                                      ist nur noch ihrer intellektuellen Regression
                                                                       einen die Deutschen aller Fraktionen zur
                                                                                                                                                                                                     Furchtbare
                                                                                                                                                                                                   Flugschriften
                                                                      vergleichbar: ein Abgrund an Aufklärungs-
                                                                       Volksgemeinschaft im Wartestand.
                                                                      verrat.                                                                                                                        Antisemiten,
                                                                                                                                                                                                       ehrbare
    Einfälle, Bildbetrachtungen und Reflexionen                                                                                                                                                     Antizionisten                                                      Über Israel und die
8. Thorsten Fuchshuber: Jargon des Ausnahmezustands:                                                                                                                                                                                                                   linksdeutsche Ideologie
    Pandemie und Staatssubjekt im Kapital                                                                                                                                                              Gegen Deutschland
                                                                                                                                                                                                   und andere Scheußlichkeiten

9. Daniel Poensgen: It’s the pandemic, stupid!                                                                                                                                                                Über Israel
                                                                                                                                                                                                   und die linksdeutsche Ideologie                                     2002 | 200 Seiten | 13,50 Euro
    Fetisch und Krisenbewusstsein in Zeiten der Pandemie                                                                                                                                                                                                               ISBN 3-924627-08-8
10. Christian Thalmaier: Patente töten                                                                ISBN3-924627-77-0
                                                                                                     ISBN  3-924627-08-8

                                                          ISF Flugschriften_Cover 2019.indd 1                                                                                                                                        13.05.19 09:58
Verlagsvorschau Herbst 2021 Dirk Braunstein / Christoph Hesse Initiative Sozialis tisches Forum Klaus Heinrich Karl Marx Roman Rosdolsky sans phrase
sans phrase
Zeitschrift für Ideologiekritik
Heft 18

Juni 2021 | 248 Seiten | 15 Euro
ISSN 2194-8860

Erscheinungsweise: halbjährlich (Sommer / Winter)
15 Euro, 12 Euro im Abonnement (weltweit)
(Abopreis gilt auch für den Buchhandel)
www.sansphrase.org

Joachim Bruhn über die politische Ökonomie der Protokol-     Dahlmann über Marx’ Wertbegriff und Michael Heinrichs
le der Weisen von Zion – Georges-Arthur Goldschmidt über     Wert-Wissenschaft – Das Patent als Mörder oder: Kritik des
Arbeit und Nationalsozialismus – Robert Minder über Hebel    Juristensozialismus in Zeiten von Corona – Jonathan S. To-
und Heidegger – Mythos und Polis bei Martin Heidegger,       bin über Israel und die neue US-Administration – Menschen
Klaus Heinrich und Ulrich Enderwitz – Zu einer frühen Lo-    mit Nazihintergrund und der Sturm aufs Kapitol – 30 Jah-
gik aus Etwas: Anaxagoras und Adorno – Ödipus als Erzieher   re Kroatienkrieg: drei verschiedene Annäherungen – Dirk
– Zum Problem des destruktiven Narzissmus – Aaron Stein-     Braunstein und Christoph Hesse über Wirres aus Geist und
berg über Bolschewismus und Islam – Izchak Pschetitski und   Gesellschaft – Ferdinand von Schirachs Sterbehilfe für den
der 1. Mai im weiten Ural – Zeugnisse ›jüdischer Caféhaus-   Souverän – Die Nassrasur als inneres Erlebnis in der Nach-
literaten‹ in der bayrischen Revolution – Marc Sagnol über   folge Ernst Jüngers: Über die zeitgemäße Prosa von Simon
Walter Benjamin und Claude Lanzmann – »Nur auf den Akt       Strauß – Klaus Heinrich und Horst Kurnitzky über Sucht
des Überlieferns kommt es an«: Diskussion über Lanzmanns     und Sog – u.a.
Filme und Filip Müllers Buch Sonderbehandlung – Manfred

   Parataxis
× Joachim Bruhn: Die politische Ökonomie des Antisemitismus. Über die sogenannten Protokolle der Weisen von Zion
× Gerhard Scheit: Menschen mit Nazihintergrund und ihr ehemaliger Führer im Weißen Haus. Zwei Glossen
× Jonathan S. Tobin: Israel braucht Amerika, doch die Ära des Klientelstaats ist vorbei
× Christian Thalmaier: Das Patent als Mörder. Zur Kritik des Juristensozialismus in Zeiten von Corona
× Gerhard Scheit: Sterbehilfe für den Souverän
× Dirk Braunstein / Christoph Hesse: Schiffbruch beim Spagat. Hors d’œuvre
× Moritz Schwab: Zum Problem des destruktiven Narzissmus
× Rolf Bossart: Ödipus als Erzieher. Bemerkungen zu einer psychoanalytischen Perspektive des Pädagogischen
× Klaus Thörner: Zeugnisse ›jüdischer Caféhausliteraten‹ in der bayrischen Revolution
× Lukas Kurth: Sinnlichkeitsdenken und Gemeinschaftssehnsucht in Simon Strauß’ Prosa
× Klaus Heinrich / Horst Kurnitzky: Sog. Ein Gespräch

   Essay
× Manfred Dahlmann: Der Wert und die Ideale: (Un-) Moralische Perspektiven
× Till Gathmann: Zu einer frühen Logik aus Etwas
× Gerhard Scheit: Über Mythos, Philosophie und Polis bei Martin Heidegger und Klaus Heinrich
× Robert Minder: Heidegger und Hebel oder die Sprache von Meßkirch. 1. Teil
× Aljoscha Bijlsma: »Genug des Schollenzaubers«. Robert Minders Heidegger-Kritik
× Georges-Arthur Goldschmidt: Arbeit und Nationalsozialismus
× Diskussion: Eine Anmerkung zu Arbeit und Nationalsozialismus von Georges-Arthur Goldschmidt
× Marc Sagnol: Claude Lanzmann – Geheimadept Walter Benjamins
× David Hellbrück / Gerhard Scheit: Diskussion über Claude Lanzmann und Walter Benjamin
× Ljiljana Radonić: 30 Jahre Kroatienkrieg. Drei Annäherungen
× Kay Schweigmann-Greve / Hendrik Wallat: Judentum und Sozialismus im Werk von Aaron Steinberg
× Aaron Steinberg: Die Weltanschauung des Bolschewismus
× Izchak Pschetitski: Der 1. Mai im weiten Ural
Verlagsvorschau Herbst 2021 Dirk Braunstein / Christoph Hesse Initiative Sozialis tisches Forum Klaus Heinrich Karl Marx Roman Rosdolsky sans phrase
sans phrase
Zeitschrift für Ideologiekritik
Erscheinungsweise: halbjährlich (Sommer / Winter)
15 Euro, 12 Euro im Abonnement (weltweit)
(Abopreis gilt auch für den Buchhandel)
ca. 250 Seiten
ISSN 2194-8860
www.sansphrase.org

Gegründet von Manfred Dahlmann und Gerhard Scheit

Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ›Programm‹, weder
ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse
besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiven Wahn
zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der
Gesellschaft entspringt.

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                                                                                                  Zeitschrift für Ideologiekritik
                                                                                                                                                                                                                                                              Zeitschrift für Ideologiekritik
                                        sans phrase Zeitschrift für Ideologiekritik Herbst 2018

                                                                                                                                                                                                  sans phrase Zeitschrift für Ideologiekritik Frühjahr 2018

                                                                                                  Heft 13, Herbst 2018
                                                                                                                                                                                                                                                              Heft 12, Frühjahr 2018

                                                                                                                                                                                                                                                              Olaf Kistenmacher: Antisemitismus in Russland nach der Oktoberrevolution
                                                                                                                                                                                                                                                              Karl Pfeifer: Spartakus gegen Zion
                                                                                                  Diskussion: Selbstzerstörung des Westens oder Untergang des Abendlandes?                                                                                    Rosa Luxemburg: „Der deutsche Arbeiter als der Schrecken der Revolution“
                                                                                                  Gerhard Scheit: Primat der Außenpolitik und Gegenidentifikation                                                                                             Stefan Frank: Vor 70 Jahren: Golda Meirs Chicagoer Rede vom 25. Januar 1948
                                                                                                  Christian Thalmaier: Eros und Identifikation. Reflexionen zum Begriff der Gegenidentifikation                                                               Golda Meir: Chicagoer Rede vom 25. Januar 1948
                                                                                                  J. Agnoli / J. Bruhn: Die Zerstörung des Staates mit den Mitteln des Marxismus-Agnolismus                                                                   Marlene Gallner: Der 70. Unabhängigkeitstag Israels und die Post-Zionisten
                                                                                                  Joachim Bruhn: Das organisierte Nein                                                                                                                        Wolfgang Treitler: Erinnerung an Aharon Appelfeld
                                                                                                  Manfred Dahlmann: Der Kommunismus ist wichtig, aber Osso Buco ist auch nicht ohne                                                                           Maximilian Glanz: Über Julius Evola, die Neue Rechte und den Islam
                                                                                                  Stephan Grigat: Agnolis (Post-) Faschismuskritik und die repräsentative Demokratie                                                                          Gerhard Scheit: Über die Ehe zwischen Linksintellektuellen und Rechtspopulisten
                                                                                                  Wolfgang Pohrt: Motive, Ziele und Geschichtsbild der Ökologie- und Friedensbewegung                                                                         Ljiljana Radonić: Zweierlei Aufarbeitung der Vergangenheit in Sarajevo und Srebrenica
                                                                                                  Über Wolfgang Pohrt: David Hellbrück im Gespräch mit Klaus Bittermann                                                                                       Markus Bitterolf: Mit Martin Walser gegen den jüdischen Staat
                                                                                                                                                                                                                                                              H. v. Z.: Aufgeregtes Gezwitscher von den Nistplätzen der White Supremacists
                                                                                                  Danyal Casar: Notizen zur Kumpanei mit der khomeinistischen Despotie
                                                                                                  Günther Anders: Löwith-Besprechung (1942). Erstveröffentlichung                                                                                             Christoph Hesse: Einträge Leo Löwenthals zur Kritik der Postmoderne
                                                                                                  Briefe: G. Anders, G. Fischer, M. Horkheimer, L. Löwenthal, A. Löwith, K. Löwith                                                                            Leo Löwenthal: Shakespeare veraltet? Ein unveröffentlichter Vortrag
                                                                                                  Karl Löwith: Marx’ Erklärung des Christentums als einer verkehrten Welt                                                                                     Peter-Erwin Jansen: Die Weltrevolution steht um die Ecke. Leo Löwenthal in Heidelberg
                                                                                                  Mike Rottmann: GüntherAnders’ Kritik und Karl Löwith als Briefschreiber                                                                                     Leo Löwenthal: Ein unveröffentlichter Brief an die Eltern aus dem Jahr 1920
                                                                                                  Friedhelm Kröll: „Funktionalismus heute“ – Adorno revisited. Ein Vortrag                                                                                    Peter-Erwin Jansen: Lehrjahre – Wanderjahre – Arbeitsjahre. Über Leo Löwenthal
                                                                                                  Teresa Roelcke: Adornos musikalische Begriffe                                                                                                               Gerhard Scheit: Philosophie der Selbstentwaffnung. Von Emmanuel Lévinas zu Giorgio Agamben
                                                                                                  Adrian Alban: Der Deserteur als Held. Zum Trauermarsch in Gustav Mahlers Fünfter Symphonie                                                                  Ingo Elbe: Die postmoderne Querfront. Anmerkungen zu Chantal Mouffes Theorie des Politischen
                                                                                                  David Hellbrück: Josef K. in antisemitischer Gesellschaft. Über Franz Kafkas Process                                                                        Alex Gruber: Zur Renaissance des Begriffs des Politischen
                                                                                                  Lars Fischer: Über den Antijudaismus in Bachs geistlichen Kantaten und seine Verdrängung                                                                    Klaus Heinrich: Psychoanalyse Sigmund Freuds
                                                                                                  Renate Göllner: ‚Muss eine böse Mutter wohnen‘? Versuch über Melanie Klein                                                                                  Rolf Bossart: Kritik des Reinheitsdenkens bei Klaus Heinrich
                                                                                                                                                                                                                                                              Christian Thalmaier: „Muss ein lieber Vater wohnen“ (Teil II)
                                                                                                                                                                                                                                                              Gerhard Scheit: Die Selbsterhaltung als springender Punkt. Zur Dialektik der Aufklärung
                                            13                                                                                                                                                        12                                                      Manfred Dahlmann: Gedankensplitter
Verlagsvorschau Herbst 2021 Dirk Braunstein / Christoph Hesse Initiative Sozialis tisches Forum Klaus Heinrich Karl Marx Roman Rosdolsky sans phrase
Karl Marx                                                                                 Karl Marx
                                                                                          Das Kapital
Das Kapital                                                                               Kritik der politi-   Erstausgabe
Kritik der politischen                                                                    schen Ökonomie
                                                                                          Erster Band:
                                                                                                               von 1867
                                                                                                               Mit einer

Ökonomie. Erster Band:
                                                                                          Der Produktions-     Konkordanz
                                                                                          prozess des          zur MEGA
                                                                                          Kapitals
Der Produktionsprozess
des Kapitals
Erstausgabe von 1867
Herausgegeben von der Initiative Sozialistisches Forum
Winter 2021/22 | ca. 820 Seiten | ca. 24 Euro | Hardcover
ISBN 978-3-86259-149-7
Bereits angekündigt

Die hier vorgelegte Ausgabe will die Erstauflage des Kapitals    ren, die den Schein hervorbringt, als handle es sich nur um
aus dem Jahre 1867 wieder zu einem erschwinglichen Preis         Begriffsbestimmungen und die Dialektik dieser Begriffe.«
verfügbar machen und so zu einer Marx-Lektüre einladen,          Im Zuge dieser Korrektur konnten zwar manche Begriffe
die, über ein bloß philologisches Interesse hinaus, mit den      präzisiert werden, gleichzeitig ging damit aber eine Popula-
formkritischen Voraussetzungen der Kritik der politischen        risierung der Darstellung einher, die die Anlage der ganzen
Ökonomie zugleich auch den eigentümlichen Charakter der          Konzeption als Darstellung prozessierender Widersprüche
polit-ökonomischen Gegenständlichkeit in den Blick nimmt.        unkenntlich machte. Diese Tendenz wird illustriert durch
Damit soll ein Beitrag zur Überwindung jener Spielarten des      die doppelte Fassung der Wertformanalyse im vorliegenden
Marxismus geleistet werden, die sich, ganz gleich ob arbeiter-   Band: Marx betont im Vorwort die Schärfe ihrer Dialektik
bewegt oder eher akademisch gestimmt, strikt weigern, den        und rät dem »nicht in dialektisches Denken eingewohnten
Untertitel des Marxschen Kapitals in seiner systematischen       Leser«, auf den Anhang auszuweichen, in dem er die Sache
und zugleich für den Begriff der Revolution konstitutiven        so einfach als möglich dargestellt habe. Dieser Anhang bildet
Bedeutung zur Kenntnis zu nehmen: Kritik – der politischen       die Grundlage für die Fassungen der nachfolgenden Aufla-
Ökonomie.                                                        gen des Kapitals; die nach Marxens Wort »schulmeisterliche«
   Die Erstausgabe des ersten Bands des Kapitals war, abge-      Darstellung hat hier also die dialektische verdrängt.
sehen von einem Nachdruck aus dem Jahr 1980, bis zu des-             Was für eine Konzeption von Dialektik der Erstauflage zu-
sen Erscheinen in der zweiten Marx-Engels-Gesamtausgabe          grunde liegt, lässt sich anhand von Sätzen wie dem folgenden
(MEGA2 II/5) im Jahr 1983 nur wenigen zugänglich, die Auf-       erahnen: »Der immanente Widerspruch der Waare als unmit-
lagenhöhe betrug lediglich 1000 Stück. Damit lag der Text        telbarer Einheit von Gebrauchswerth und Tauschwerth, […]
zwar ediert vor, es wurde und wird aber immer noch vor al-       ruht und rastet nicht, bis er sich zur Verdopplung der Waare in
lem die grob umgearbeitete vierte Auflage des Kapitals aus       Waare und Geld gestaltet hat.« Wer nun glaubt, der immanen-
dem Jahr 1890 verwendet, die durch die Marx Engels Werke         te Widerspruch der Ware sei damit hegelisch ›aufgehoben‹,
(MEW 23) große Verbreitung fand. Die mangelnde Bekannt-          wird einige Seiten später eines Besseren belehrt: »Man sah,
heit der Erstausgabe dürfte nicht allein am fehlenden philo-     daß der Austauschprozeß der Waaren widersprechende und
logischen Interesse liegen, sondern auch an den für Marxis-      einander ausschließende Beziehungen einschloß. Die Ent-
ten unerschwinglichen Preisen für einen Band der MEGA².          wicklung der Waare […] hebt diese Widersprüche nicht auf,
                                                                 aber sie schafft die Form, worin sie sich bewegen können.«
Konstitutiv für die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte            Die an Marx orientierte Kritik hätte gut daran getan,
des Kapitals ist die Spannung zwischen der Notwendigkeit         solche Stellen zur Kenntnis zu nehmen. So hätte sie schon
einer logisch-begrifflichen Entwicklung und ihrer histori-       früher auf den Begriff der »Realabstraktion« (Sohn-Rethel),
schen Fundierung, wobei dieses Problem vor allem für die         also die Vorstellung eines »Begrifflichen in der Realität selbst«
Entwicklung der grundlegenden Kategorien Ware, Wert,             (Adorno) stoßen können, der später im Zentrum der Kriti-
Geld und Kapital in den verschiedenen Fassungen der ers-         schen Theorie und der sich daran anschließenden Neuen
ten Kapitel gilt. Grob gesprochen, gewinnt die historisieren-    Marx-Lektüre stehen sollte. Ein Vorteil der Erstauflage des
de Darstellung ab der Zweitauflage des Kapitals und in Zur       Kapitals besteht demnach darin, dass dort mit der dialek-
Kritik der politischen Ökonomie (in MEW 13) zunehmend an         tischen Darstellungsweise auch die erkenntnis- und ideo-
Gewicht, wohingegen im Urtext (in MEGA2 II/2), der hier          logiekritischen Implikationen der Kritik der politischen
vorliegenden Erstausgabe des Kapitals sowie dem Rohentwurf       Ökonomie noch ungemildert zur Sprache kommen. Etwa
(MEW 42) noch eher die an Hegel orientierte dialektische         wenn Marx über den eigentümlichen Charakter des Gel-
Darstellung überwiegt. In letzterem Manuskript fasst Marx        des schreibt: »Es ist als ob neben und ausser Löwen, Tigern,
das Problem in dem berühmten Satz, es werde später nötig         Hasen und allen andern wirklichen Thieren […] auch noch
sein, »die idealistische Manier der Darstellung zu korrigie-     das Thier existirte, die individuelle Incarnation des ganzen
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Ergänzungstitel

Thierreichs. Ein solches Einzelne, das in sich selbst alle wirk-            Alfred Sohn-Rethel
lich vorhandenen Arten derselben Sache einbegreift, ist ein                 Geistige und körperliche Arbeit
Allgemeines, wie Thier, Gott u.s.w.«                                        Theoretische Schriften 1947-1990

Die vorliegende Ausgabe umfasst den Originaltext und die                    Herausgegeben von Carl Freytag,
Originalpaginierung der Erstauflage sowie eine Seitenkonkor-                Oliver Schlaudt und
danz zur MEGA². Der Band wird außerdem um ein Vorwort                       Françoise Willmann
der Herausgeber ergänzt.                                                    2018 | 1018 Seiten | 42 Euro
                                                                            ISBN 978-3-86259-121-3

                                                                            Manfred Dahlmann
                                                                            Das Rätsel des Kapitals
                                                                            Zur Kritik der politischen Ökonomie

                                                                            Herausgegeben von David Hellbrück
                                                                            und Gerhard Scheit
                                                                            2020 | 472 Seiten | 25 Euro
                                                                            ISBN 978-3-86259-138-1

  »Eine halb­wegs kom­plet­te Kennt­nis des Mar­xis­mus kos­tet heut, wie mir ein Kol­le­ge ver­si­
  chert hat, zwan­zig Tau­send bis fünf­und­zwan­zig Tau­send Gold­mark und das ist dann ohne
  die Schi­ka­nen. Dar­un­ter krie­gen Sie nichts Rich­ti­ges; höchs­tens so einen min­der­wer­ti­
  gen Mar­xis­mus ohne Hegel oder einen, wo der Ri­car­do fehlt usw. Mein Kol­le­ge rech­net
  üb­ri­gens nur die Kos­ten für die Bü­cher, die Hoch­schul­ge­büh­ren und die Ar­beits­stun­den
  und nicht was Ihnen ent­geht durch Schwie­rig­kei­ten in Ihrer Kar­rie­re oder ge­le­gent­li­che
  In­haf­tie­rung; und er lässt weg, dass die Leis­tun­gen in bür­ger­li­chen Be­ru­fen be­denk­lich
  sin­ken nach einer gründ­li­chen Marx­lek­tü­re; in be­stimm­ten Fä­chern wie Ge­schich­te oder
  Phi­lo­so­phie wer­den’s nie wie­der wirk­lich gut sein, wenn‘s den Marx durch­ge­gan­gen sind.«
  / Bertolt Brecht, Flücht­lings­ge­sprä­che
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Roman Rosdolsky                                                                          Roman
                                                                                         Rosdolsky
Zur Entstehungsgeschichte                                                                Zur Entstehungs- Der Rohentwurf
                                                                                         geschichte       des ›Kapital‹
des Marxschen ›Kapital‹                                                                  des Marxschen 1857–1858
                                                                                         ›Kapital‹
Der Rohentwurf des ›Kapital‹
1857–1858
Herausgegeben von Aljoscha Bijlsma,
Markus Bitterolf und David Hellbrück
Winter 2021/22 | Hardcover | ca. 750 Seiten | ca. 31 Euro
ISBN 978-3-86259-129-9
Bereits angekündigt

Roman Rosdolsky wurde 1898 im österreichisch-ungarischen             Helmut Reichelt würdigt die Schrift in seiner Arbeit Zur
Lemberg geboren. Während des Ersten Weltkrieges war er           logischen Struktur des Kapitalbegriffs gleich zu Beginn: »Als
Anhänger Friedrich Adlers wie auch Karl Liebknechts und          Roman Rosdolsky im Jahre 1948 zum ersten Male Gelegen-
gründete als Soldat den illegalen Bund der Internationalen       heit hatte, den Rohentwurf des Kapitals zu studieren, nahm
Revolutionären Sozialdemokratischen Jugend. Rosdolsky war        er an, daß mit der Veröffentlichung dieses umfangreichen
Mitbegründer der Kommunistischen Partei Ostgaliziens, die        Textes eine neue Phase in der Auseinandersetzung mit dem
mit den russischen und ukrainischen Bolschewiki eng ko-          Marxschen Werk eingeleitet würde. Zwar glaubte er nicht –
operierte, und galt als deren Theoretiker. Nach der Nieder-      wie man der Vorrede zu seinem Kommentar des Rohentwurfs
schlagung der Westukrainischen Volksrepublik im Mai 1919         entnehmen kann –, daß dieser Text in einen breiten Lesekreis
emigrierte er nach Prag, um Rechts- und Staatswissenschaft       eindringen würde; das hielt er wegen der ›eigentümlichen
zu studieren. 1924 setzte er sein Studium bei Carl Grünberg      Form und der teilweise schwer verständlichen Ausdruckswei-
in Wien fort. Grünberg, der erste Direktor des Instituts für     se‹ für ausgeschlossen. Gleichwohl war er überzeugt, daß es
Sozialforschung sowie dessen ehemaliger Schüler Max Adler        in Zukunft kaum mehr möglich sein werde, ein Buch über
prägten Rosdolskys Auseinandersetzung mit der Marxschen          Marx zu schreiben, ohne vorher die Methode im Kapital und
Kritik der politischen Ökonomie.                                 deren Beziehung zur Hegelschen Philosophie genau studiert
    Vom 1. Januar 1929 bis zur Absetzung David Rjasanows         zu haben: und das würde über kurz oder lang zu einer all-
im Jahre 1931 war Rosdolsky Mitarbeiter des Moskauer Marx-       gemeinen Klärung vieler ungelöster Fragen im Marxschen
Engels-Instituts in Wien. Dabei hatte er den Auftrag, syste-     Werk beitragen.«
matisch die Bestände im Haus-, Hof- und Staatsarchiv auszu-          In einem Radio-Essay aus dem Jahr 1969 hebt auch der
werten und Fotokopien der Marx betreffenden Polizeiakten         Adorno-Schüler Martin Puder Rosdolskys Arbeit besonders
für das Marx-Engels-Institut anfertigen zu lassen. 1934 kehrte   hervor: »Der von Rosdolsky kommentierte Rohentwurf des
er aus Wien nach Lwów/Lemberg zurück und arbeitete bis           Kapital wirft auf sie [die Frage, ob Marx überholt sei] des-
zum deutschen Überfall auf Polen am dortigen Institut für        halb neues Licht, weil er den fließenden Charakter von Ka-
Wirtschaftsgeschichte. Als die Rote Armee im Herbst 1939 in      tegorien des Marxschen Denkens erkennen lässt, die nach
Folge des Hitler-Stalin-Pakts die Westukraine besetzte, ent-     der traditionellen Auffassung ganz fixiert zu sein scheinen.«
schloß sich Rosdolsky der bolschewistischen Verfolgung als       Weiter heißt es: »Rosdolsky [widersteht] trotz seiner neomar-
Trotzkist durch die Übersiedlung ins nationalsozialistisch       xistischen Grundhaltung allen Versuchen, die Theorie von
besetzte Krakau zu entziehen. Dort wurden er und seine           der Verelendung des Proletariats durch Begriffe wie ›mentale
Frau Emmy im Herbst 1942 von der Gestapo verhaftet, da           Verelendung‹, ›psychische Verelendung‹ oder gar ›moralische
sie sich ›schuldig‹ gemacht hatten, Juden zu verstecken. Ro-     Verelendung‹ zu retten. Selbst den Terminus ›relative Verelen-
man Rosdolsky wurde politisch verfolgt, nach Auschwitz           dung‹ lehnt Rosdolsky ab. Er geht davon aus, dass derartige
und später in die Konzentrationslager Ravensbrück und            Übertragungen, in denen sich der akademische Marxismus
Sachsenhausen deportiert.                                        gegenwärtig wieder gefällt, nur von der Stumpfheit ihrer Au-
    1947 emigrierte er mit seiner Frau und seinem Sohn aus       toren gegenüber wirklichem, physischem Entbehren zeugen.«
Angst vor dem stalinistischen Terror aus dem sowjetisch be-          Rosdolskys Arbeit stellt das Marxsche Kapital durch den
setzten Österreich in die USA. Bis zu seinem Tod im Jahr 1967    Rückbezug auf den Ursprungstext der Kritik der politischen
lebte er in Detroit. Sein Hauptwerk, Zur Entstehungsgeschich-    Ökonomie in einem anderen Licht dar. Damit legte er einen
te des Marxschen ›Kapital‹, über Marxens Grundrisse hatte in     Grundstein für die Neue Marx-Lektüre.
den 1970er Jahren starken Einfluss auf die neomarxistische
Debatte und galt innerhalb der Neuen Linken als Einstieg         Zur Edition der vorliegenden Ausgabe: Unsere Ausgabe beruht
in die Kritik der politischen Ökonomie; bereits kurz nach Er-    in großen Teilen auf der Erstausgabe, die die Europäische
scheinen avancierte es zum Standardwerk.                         Verlagsanstalt (EVA) 1968 vorlegte. Daher weist diese Edition
Ergänzungstitel

eine Seitenkonkordanz zur Erstauflage auf und wird um den                        Hans-Georg Backhaus
sogenannten Anhang der Erstauflage, der etwa 200 Seiten                          Dialektik der Wertform
umfasste und in der Zweitauflage gestrichen worden war,                          Untersuchungen zur
wieder ergänzt. Darüber hinaus wird hiermit erstmals ein                         marxschen Ökonomiekritik
von Roman Rosdolsky zwar geplantes, doch von den Her-
ausgebern der Erstauflage gestrichenes (und zum Teil grob-                       2011 | 536 Seiten | 29 Euro
schlächtig umgearbeitetes) Kapitel im Anhang der Neuauf-                         ISBN 3-924627-52-5
lage publiziert – das Kapitel über den Weltmarkt. Alle Zitate
wurden kritisch geprüft und nach heute gängigen Ausgaben
zitiert; Fehler in der Kapitelzählung sowie Rechtschreib- und
Grammatikfehler wurden ebenso korrigiert und Eingriffe
durch die Herausgeber dokumentiert. Ein kritischer Kom-                          Helmut Reichelt
mentar der Herausgeber, der dem Buch vorweggeschickt wird,                       Zur logischen Struktur des
erstattet erstmals Bericht über die Entstehungsgeschichte der                    Kapitalbegriffs bei Karl Marx
Entstehungsgeschichte, die sich keineswegs einfach gestaltete.
Dem Anhang der Neuedition ist ein komplett überarbeitetes                        2001 | 288 Seiten | 19 Euro
Personenregister und eine aktuelle Auswahlbibliographie der                      ISBN 3-924627-76-2
Arbeiten, die Roman Rosdolsky im Rahmen einer Kritik der
politischen Ökonomie verfasst hat, beigegeben.

  »Plötzlich, sozusagen über Nacht, wurden wir (ich meine mich und Meinesgleichen) dessen ge-
  wahr, daß uns von Marx schon ein ganzes Jahrhundert trennt, und daß es deshalb heute un-
  möglich ist, ein ›Marxist‹ zu sein, ohne zugleich ›Marx-Kritik‹ zu betreiben. Ich habe natürlich
  nicht die elendige ›Bettelsuppe‹ im Auge, die man heute in Gestalt einer Marx-Kritik in Europa,
  aber insbesondere in diesem Lande [USA] serviert bekommt; sondern eine wirkliche Kritik, die
  nicht nur mit vielem aufräumen, aber auch vieles neu entdecken und zu seiner wirklichen Grö-
  ße erheben wird. Eine solche ›Marx-Kritik‹ scheint mir aber erst in ihren Anfängen zu stecken.«
  / Roman Rosdolsky an Karl Korsch, Brief vom Juli 1951

                                           »Zurück zu den ›Grundrissen‹! Nicht: weg von Marx zum
                                           Positivismus; sondern: zurück zu tiefer verstandenem Marx;
                                           und dadurch: zurück zu Hegel.« / Roman Rosdolsky an Otto
                                           Morf, Brief vom 13. November 1964
Vladimir Ze’ev Jabotinsky
Die jüdische Kriegsfront

Deutschsprachige Erstausgabe
Aus dem Englischen von Lars Fischer
Herausgegeben von Renate Göllner,
Anselm Meyer und Gerhard Scheit
Juni 2021 | 350 Seiten | 26 Euro
ISBN 978-3-86259-173-2
Soeben erschienen

Jabotinsky versucht Anfang 1940 in diesem seinem letzten und
posthum publizierten Buch – noch im selben Jahr unter dem                                                                                     Ergänzungstitel
Titel The Jewish War Front (2. Aufl. 1942 mit dem Titel The War
and the Jew) erschienen – die Situation zu umreißen, wie sie
sich seiner Auffassung nach in dem eben begonnenen Krieg
darstellen werde. Er nimmt zwar bereits Anzeichen zur Vorbe-
reitung der Vernichtung der Juden in Polen wahr, es entzieht
sich aber selbst ihm – und das nach all den Erfahrungen, die
er seit seiner Jugend von Verfolgung und Pogromen gemacht
hatte – die Möglichkeit zu denken, dass die gerade stattfinden-
den Deportationen tatsächlich zum Zweck der totalen Ver-
                                               Selent_neu.qxd   30.06.2008   11:19 Uhr   Seite 1

nichtung erfolgen sollten. Als Konsequenz des Kriegs sieht er                                                                                                                        Karl Selent
                                                                                                          Selent • Ein Gläschen Yarden-Wein

                                                       Wider den Geschichtsrevisionismus verteidigt der

darum Millionen polnischer Juden in Gefahr, die den Krieg                                                                                                                            Ein Gläschen Yarden-Wein auf den
                                                       Autor die Erkenntnis, daß der »Nahostkonflikt«
                                                       nur im Zusammenhang mit Antisemitismus und
                                                       Holocaust zu begreifen ist.
                                                                                                                                                          Karl Selent

neben den von ihm befürchteten zahlreichen Hungertoten an                                                                                          Ein Gläschen
                                                                                                                                               Yarden-Wein auf den                   israelischen Golan
den Orten der Deportation überleben würden, aber danach                                                                                                                              Polemik, Häresie und Historisches
                                                                                                                                                israelischen Golan

erneut und umso mehr der antisemitischen Todesdrohung                                                                                                                                zum endlosen Krieg gegen Israel
ausgesetzt wären – so wie es die wenigen Überlebenden nach
dem Zweiten Weltkrieg dann wirklich waren. Während also                                                                                          Polemik, Häresie und Historisches
                                                                                                                                                 zum endlosen Krieg gegen Israel     2003 | 184 Seiten | 13,50 Euro
Jabotinsky noch den Plan einer großangelegten Evakuierung                                                                                                                            ISBN 3-924627-18-5
von mehreren Millionen Juden nach Palästina entwarf, konn-
te die Untergrundbewegung der Bricha schließlich nur noch                ISBN: 3-924627-18-5

die Fluchthilfe von einigen Hunderttausenden organisieren.
    So ist dieses 1940, kurz nach dem Tod des Autors, erschie-                                                                                                                       Initiative Sozialistisches Forum
nene Buch, das nicht zuletzt ausführliche Entwürfe für die                                                                                                                           Furchtbare Antisemiten,
Verfassung des zu gründenden zionistischen Staats enthält,                                                                                                                           ehrbare Antizionisten
die letzte Momentaufnahme des Zionismus vor der Shoah.                                                                                                                               Über Israel und die
    Die Initiative zu seiner deutschen Übersetzung und Pub-                                                                                                                          linksdeutsche Ideologie
likation ist 2018 von Joachim Bruhn ausgegangen.
                                                                                                                                                                                     2000 | 200 Seiten | 13,50 Euro
                                                                                                                                                                                     ISBN 3-924627-08-8

                                                                                                                                                                                     Michael Landmann
                                                                                                                                                                                     Das Israelpseudos der Pseudolinken

                                                                                                                                                                                     Herausgegeben von Jan Gerber und
                                                                                                                                                                                     Anja Worm für die »Materialien zur
                                                                                                                                                                                     Aufklärung und Kritik« (Halle)
                                                                                                                                                                                     2013 | 148 Seiten | 13,50 Euro
                                                                                                                                                                                     ISBN 978-3-86259-119-0
Friedrich Pollock
Schriften zu Planwirtschaft
und Krise
Gesammelte Schriften II

Herausgegeben von Johannes Gleixner
und Philipp Lenhard
Februar 2021 | Hardcover | 640 Seiten | 34 Euro
ISBN 978-3-86259-133-6
Bereits erschienen

Im zweiten Band der Gesammelten Schriften Friedrich Pol-
locks steht seine Habilitationsschrift über die sowjetische                                                                                                                   Ergänzungstitel
Planwirtschaft im Zentrum. Angeregt durch eine mehrwö-
chige Forschungsreise nach Moskau anlässlich der Feierlich-
keiten zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution, legte
Pollock mit seiner Arbeit die erste umfassende deutschspra-
chige Studie des frühen sowjetischen Wirtschaftssystems vor.
Ihn beschäftigte vor allem die Frage, ob eine sozialistische
Planwirtschaft praktisch umsetzbar ist – ein Thema, das ihn
bis in die letzten Jahre seines Lebens begleiten sollte.
    Die Frage der Planwirtschaft hängt eng mit Pollocks kri-
sentheoretischen Überlegungen zusammen, die ihn – im                                                                                                                                                              Friedrich Pollock
Anschluss an seine früheren Arbeiten zur Kritik der poli-                                                                                                                          Friedrich Pollock
                                                                                                                                                                                                                  Marxistische Schriften
                                                                             Der erste Band der Gesammelten Schriften Friedrich
                                                                                                                                           Pollock · Marxistische Schriften

                                                                             Pollocks enthält Texte aus der Zeit der Weimarer
                                                                             Republik, die sich mit der Marxschen Kritik der politischen
                                                                             Ökonomie auseinandersetzen, insbesondere mit der

tischen Ökonomie (siehe Band I) – im Zuge der Weltwirt-
                                                                             Wertformanalyse und der Geldkritik. Die Texte – darunter
                                                                             Pollocks bislang unveröffentlichte Dissertation von 1923 –
                                                                             zeigen, dass der Mitbegründer des Frankfurter Instituts für
                                                                             Sozialforschung sich bereits sehr früh vom traditionellen
                                                                                                                                                                                  Marxistische                    Gesammelte Schriften I
                                                                                                                                                                                     Schriften
schaftskrise beschäftigten. Pollock prognostizierte bereits
                                                                             Arbeitermarxismus gelöst und eine Neulektüre
                                                                             der Marxschen Schriften unternommen hat. Damit
                                                                             gehören seine Schriften aus dieser Zeit eindeutig zum
                                                                             Entstehungskontext des »westlichen Marxismus«, der für
                                                                             die Herausbildung der Kritischen Theorie eine so zentrale

früh, dass es nicht zu einem Zusammenbruch, sondern zu
                                                                             Rolle spielen sollte.                                                                                      Gesammelte Schriften I

                                                                                                                                                                                                                  Herausgegeben von
                                                                             Neben werttheoretischen Untersuchungen versammelt
                                                                             der Band auch eine Polemik gegen den antisemitischen                                                                                Friedrich Pollock (1894–1970) steht als
                                                                             Soziologen Werner Sombart, eine Untersuchung zur                                                                                    bedeutendster Ökonom des Instituts für
                                                                             industriellen Revolution in der Landwirtschaft sowie vier

einer langfristigen Konsolidierung des Kapitalismus kom-
                                                                                                                                                                                                                 Sozialforschung zu Unrecht im Schatten der

                                                                                                                                                                                                                  Philipp Lenhard
                                                                             Rezensionen.                                                                                                                        großen Denker der »Kritischen Theorie«. Nach
                                                                                                                                                                                                                 dem Studium der Nationalökonomie und der
                                                                                                                                                                                                                 Staatswissenschaften in München, Freiburg
                                                                                                                                                                                                                 und Frankfurt wurde er 1923 mit einer Arbeit

men werde, die mit der Einführung planwirtschaftlicher                                                                                                                                                            2018 | 362 Seiten | 28 Euro
                                                                                                                                                                                                                 zum Marxschen Geldbegriff promoviert.
                                                                                                                                                                                                                 Im selben Jahr gründete er das Institut für
                                                                                                                                                                                                                 Sozialforschung mit, das er mehrere Jahrzehnte
                                                                                                                                                                                                                 gemeinsam mit seinem Freund Max Horkheimer

Elemente und einer deutlichen Stärkung des Staates als
                                                                                                                                                                                                                 leitete. 1928 habilitierte er sich mit einer

                                                                                                                                                                                                                  ISBN 978-3-86259-132-9
                           Gesammelte Schriften in sechs Bänden                                                                                                                                                  Studie zur sowjetischen Planwirtschaft. Mit
                           Herausgegeben von Philipp Lenhard                                                                                                                                                     der Machtübernahme der Nationalsozialisten
                                                                                                                                                                                                                 emigrierte er zunächst in die Schweiz, dann

ökonomischem Akteur verbunden sein würde. Mit den
                           Band I    Marxistische Schriften                                                                                                                                                      in die USA, wo er Anfang der vierziger
                                                                                                                                                                                                                 Jahre wichtige Aufsätze zur Analyse des
                           Band II   Schriften zu Planwirtschaft und Krise                                                                             I                                                         Nationalsozialismus veröffentlichte. 1950 kehrte
                           Band III Schriften zu Nationalsozialismus und
                                                                                                                                                                                                                 er nach Frankfurt zurück, wo er als Professor
                                    Antisemitismus
                                                                                                                                                                                                                 für Volkswirtschaftslehre und Soziologie tätig

hier abgedruckten frühen Aufsätzen aus der Zeitschrift für
                           Band IV Schriften zur Automation                                                                                                                                                      war. Seine Studie Automation untersuchte
                           Band V    Vermischte Schriften, Gespräche und                                                                                                                                         1956 erstmals systematisch die sozialen
                                     Interviews                                                                                                                                                                  Folgen der Einführung des Computers in die
                           Band VI Briefe                                                    ISBN 978-3-86259-132-9                                                                                              Industrieproduktion.

Sozialforschung legte Pollock die Grundlage für die spätere,
Anfang der 1940er Jahre, formulierte Staatskapitalismus-                                                                                                                      Editionsplan der Gesammelten Schriften
these (Band III).                                                                                                                                                             Band I / Marxistische Schriften (2018)
    Neben der umfangreichen Schrift über die planwirtschaft-                                                                                                                  Band II / Schriften zu Planwirtschaft und Krise (2021)
lichen Versuche in der Sowjetunion und den frühen Aufsät-                                                                                                                     Band III / Schriften zum NS und Antisemitismus (2022)
zen aus der Institutszeitschrift enthält der zweite Band der                                                                                                                  Band IV / Schriften zur Automation
Gesammelten Schriften auch Rezensionen aus verschiedenen                                                                                                                      Band V / Vermischte Schriften, Gespräche und Interviews
Zeitschriften.                                                                                                                                                                Band VI / Briefe

                      »Pollock galt vielen als ›die graue Eminenz‹ des Instituts für
                      Sozialforschung. Nun wird ein […] Scheinwerfer auf ihn
                      gerichtet, der ihn als Autor zeigt.« / FAZ
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