Verlagsvorschau Herbst 2021 Dirk Braunstein / Christoph Hesse Initiative Sozialis tisches Forum Klaus Heinrich Karl Marx Roman Rosdolsky sans phrase
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Verlagsvorschau Herbst 2021 Dirk Braunstein / Christoph Hesse Initiative Sozialistisches Forum Klaus Heinrich Karl Marx Roman Rosdolsky sans phrase
Dirk Braunstein / Dirk Braunstein Schiffbruch Christoph Hesse beim Spagat Christoph Hesse Wirres aus Geist und Schiffbruch beim Spagat Gesellschaft 1 Wirres aus Geist und Gesellschaft 1 Mit einem Nachwort von Eckhard Henscheid Oktober 2021 | ca. 220 Seiten | ca. 18 Euro | Hardover mit Lesebändchen ISBN 978-3-86259-178-7 »Unerschöpflich der Vorrat des Dummdeutschen, der sich Stichwörter: Adressieren – Akteure – Aktivismus – Aktualität in wissenschaftlichen oder parawissenschaftlichen Publika- – Andocken – Angelpunkt – Anknüpfungspunkt – Anliegen tionen findet«, warnte Eckhard Henscheid in einem bereits – Ansatz – Anschlußfähig – Auch und vor allem – Auf – Auf- 1985 erschienenen und in späteren Auflagen stetig erweiter- brechen – Aufmachen – Aufzeigen – Ausformulieren – Aus- ten Wörterbuch, das dem vorliegenden von ferne Modell leuchten – Ausloten – Beinhalten – Bekanntlich – Beleuch- steht. Geschöpft wird hier allein aus dem Vorrat der Wis- ten – Besetzen – Bezugspunkt – Blick – Brennglas – Dank senschaften, die herkömmlich solche des Geistes oder der – Denkfigur – Desiderat – Dialog – Diametral – Dimensionen Gesellschaft und inzwischen lieber Kulturwissenschaften – Diskurs – Dispositiv – Diversitätsbewußtsein – Durchdekli- heißen. Zu Recht: denn die vor vierzig Jahren verkündete nieren – Dynamiken – Ein Stück weit – Einbetten – Einbrin- Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften ist gen – Einschreiben – Einsteigen – Englisch – Entgegengesetzt vollbracht. Was aber nicht bedeutet, daß die von ihm Ver- – Epistem – Erfolgreich – Erhärten – Erkenntnisgewinn – Es lassenen endlich Ruhe gäben. gilt – Eurozentrisch – Exzellenz – Facettenreich – Feedback Wo der gewöhnliche Mensch eine Frage stellt, geht der – Finalisieren – Fokus – Folie – Fortschreibung – Fragestel- studierte mindestens in Fragestellung. Er allein kennt das Ge- lung – Fragezeichen – Freilich – Fruchtbar machen – Gefüge heimnis, wie man eine Stellung formuliert. Hochkomplexe – Gendern – Generieren – Hegemonial – Herangehensweise und noch viel kompliziertere, ja auch sturzbanale Gedanken – Herausarbeiten – Heteronormativität – Hinterfragen – Ho- kann er in wundersame Wortfolgen verwandeln und also rizont – Ich – Implementieren – Impuls – In etwa – Input Stränge mitsamt deren Verflechtungen in einem Gefüge be- – In Vergessenheit geraten – Knackpunkt – Kommunizieren leuchten, Diskurse vielschichtig verzahnen und Dimensionen – Konstellation – Konstruktion – Kontextualisierung – Kont- in voller Breite ausloten. Ein solcher Spagat, bei dem jeder rär – Konzept – Koordinaten – Kritisch sehen – Latenz – Les- Satz Schiffbruch erleidet, ist möglich erst in einer Sprache, art – Logiken – Machen – Man – Marginalisierung – Mat- in der nur deshalb nichts mehr undenkbar scheint, weil in rix – Mehrwert – Metaebene – Mit – Mittelbauer – Modul ihr schon gar nichts mehr gedacht wird. Das Verhältnis von – Muster – Narrativ – Neo-, Post- – Nescismus – Normativ Gedanke und Ausdruck, einmal von dem Anspruch befreit, – Paradoxie – Performativ – Personenregister – Perspekti- daß da ein irgend durchsichtiges, mit Vernunft zu begreifen- ve – Phobie – Plattform – Position – Potential – Praktiken des oder immerhin zu bestimmendes Verhältnis überhaupt – Praxen – Privilegiert – Problematiken – Problematisch besteht, ist nur mehr schlechte Konvention. Aussichtslos, – Problembewußtsein – Produktiv – Projekt – Prüfstand – den undurchdringlich harten Sprachschrott, der sich in Prüfstein – Rätin – Rekonstruktion – Revisited – Reziprozi- den sogenannten weichen Fächern aufgehäuft hat, je wieder tät – Quantenphysik – Schiene – Schnittstelle – Schwerpunkt wegzuräumen. Wieviel Sisyphusarbeit inkl. Tantalusqualen – Sichtweise – Soziologie – Sozusagen – Spagat – Spannend einem da bevorsteht, mag dieses provisorische Wörterbuch – Spannungsfeld – Spielart – Sprachrohr – Standards – Stel- erst erahnen lassen. lenwert – Stoßrichtung – Strang – Strömung – Strukturen – Studierende – Symbolisches Kapital – These – Topoi – Trag- fähig – Trotz oder gerade wegen – Turn – Umsetzen – Un- terlaufen – Verflechtungen – Verhaftet – Verkürzte Kritik – Verorten – Vertiefen – Verzahnen – Vielleicht – Vorzeichen – Weichenstellung – Weiß – Wir – Wissenschaft – Workshop – Zeitfenster – Zeitnah – Zuschreibung – Zwischen.
Leseprobe Beinhalten versität ist, unbeschadet aller →implementierten Anglisie- In Eckhard Henscheids Roman »Die Mätresse des Bischofs« rung oder Amerikanisierung, eine spätfeudale Institution; ist einmal von einer »Beinhaltung« die Rede. Es bedarf schon mit einer Ständeordnung, in der jeder Baccalaureus sich an äußerster Konzentration beim Lesen, um gleich zu verste- der fernen Aussicht aufrichten mag, auch einmal Magister hen, daß da tatsächlich die Haltung der Beine gemeint ist, zu werden, in der jedoch viel wichtiger als die wissenschaft- beim Radfahren nämlich. In einem anderen Buch heißt es: liche Leistung, die darum auffällig penetrant immer wieder »Dokumente können der Gewinnung von Anforderungen hervorgekehrt wird, persönliche Treue und Gefolgschaft dienen, aufgrund ihrer Beinhaltung von wichtigen Infor- sind. Der Bürger, der kein Baron und kein Graf mehr werden mationen«, auf deutsch: weil sie wichtige Informationen kann, darf sich bald Herr Doktor oder Frau Professor nen- enthalten. Fortschritt aber kann eben auch bedeuten, daß nen und vor allem: nennen lassen. Wer mit edler Abstam- ein schon reichlich behäbiges Verb, das man sich einst aus mung nicht mehr renommieren kann, beherrscht allemal einem Substantiv zurechtbuchstabiert hat, nun seinerseits die Regeln der Konkurrenz und der gerade noch zulässigen eine Etage höher wieder verhauptwortet wird. Aus dem Korruption. Wo sonst fände man heute derart unterwürfige Enthalten, das noch von Enthaltsamkeit kündet, wurde das Bedienstete, die sich selbst die Bezeichnung »Mittelbauer« scheinbar bedeutungsschwerere Beïnhalten, aus dem Inhalt gefallen lassen? endlich die Beïnhaltung. Projekt Heteronormativität »Ich weiß schon – Was dahinter steckt – / Und was denn wei- »Wer gewohnt ist, mit den Ohren zu denken, der muß am ter? – Ein Projekt«, murmelt es in der Kaiserlichen Pfalz im Klang des Wortes Kulturkritik sich ärgern nicht darum bloß, zweiten Teil des Faust. Den Goethe →bekanntlich frühestens weil es, wie das Automobil, aus Latein und Griechisch zusam- in den 1980er Jahren schrieb. Tatsächlich: »Wir sind nicht mengestückt ist.« Doch ist die Kulturkritik, an deren Klang mehr Subjekte einer gegebenen objektiven Welt, sondern Adorno sich ärgerte, noch lange nicht das Abwegigste, was je Projekte von alternativen Welten«, glaubte damals Vilém aus Latein und Griechisch zusammengestückt wurde. Hören Flusser. Um etwa dieselbe Zeit erfand Jürgen Habermas das Sie mal her: »Das diskursiv konstruierte Geschlecht wird an (natürlich unvollendete) Projekt Moderne. Ob auch Theo- die Heteronormativität angekoppelt«, und das macht gewiß logen Gottes Schöpfung nun als dessen Projekt betrachten? noch weniger Freude als irgend Sinn. Doch seien Sie versi- Den evangelischen zumindest trauen wir’s zu. chert: »In den queeren interdisziplinären Ansätzen wurde Ein unbedingt →spannendes Projekt nennt man heute die diskurstheoretische Richtung anschließend an die He- jede wissenschaftliche Arbeit und jedes Forschungsvorhaben. teronormativitätskritik fruchtbar weitergeführt.« Fruchtbar- Darum bestehen die Institute aus immer mehr Projektstel- keit ist ja gottlob nicht an den sexuellen Verkehr von Frau len, auf denen man nicht nur jahrelang herumtreten kann, und Mann angekoppelt, sondern kann in →Ansätzen auch sondern die man sich auch stets aufs neue selbst erschaffen vegetativ, jedenfalls →diskursiv →konstruiert und immer muß. Einen Projektemacher schimpfte man einst einen Ro- weitergeführt werden. domonteur, der einem das Blaue vom Himmel versprach und, wofern er einen nicht gleich betrog, jedenfalls nichts Rechtes Mittelbauer zuwege brachte. Daran hat sich bis heute fast nichts geändert, In der Landwirtschaft soll es neben großen und kleinen auch lediglich die Beurteilung. Der unbeständige Hansdampf und Mittelbauern geben, nur im Hochschulwesen aber gibt es Tausendsassa ist nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen Mittelbauer. Den pietätshalber von niemandem so genann- willkommen, ein fadenscheiniges Selbstbewußtsein allemal ten Unterbau bilden Studenten, die sich ihren Platz jeden billiger als eine gesetzliche Sozialversicherung. Was vor nicht Tag aufs neue suchen müssen. Im Oberbau hingegen sitzen allzu langer Zeit selbst Werbeagenturen noch als maßlose Professoren auf Lehrstühlen so fest, daß es selbst dem un- Windbeutelei vorgekommen wäre, beschämt heute so gut geschicktesten schwerfiele, jemals wieder herunterzufallen. wie niemanden mehr, ganz bestimmt keinen Wissenschaft- Auf den wackligen Stühlen dazwischen rutschen diejenigen ler, der vor allen anderen Dingen zusehen muß, daß er mit herum, die bereits das Glück hatten, ins Fegefeuer vorrücken einem neuen Projekt irgendwo →andocken kann. zu dürfen, und noch die Hoffnung hegen, ins Paradies auf- Ein ausnahmsweise wirklich spannendes Projekt wäre, zusteigen. Einmal in den akademischen Adelsstand erhoben, den ganzen Laden mal für zehn Jahre sozialverträglich dicht- darf man selbst endlich seinen eigenen kleinen Hofstaat zumachen und zu sehen, ob die Welt sich dann immer noch bilden, dessen Personal alles tun würde, um seinerseits den oder vielleicht sogar andersherum dreht. Man stelle sich vor, Platz einzunehmen, von dem aus man es herumschubst. wieviel Leute dann nicht mehr gezwungen wären, schlechte Man muß dabei nicht gleich an das Konzentrationslager Bücher (oder Projektanträge) zu schreiben, und also endlich Dora-Mittelbau denken, es genügt das Mittelalter. Die Uni- Zeit hätten, ein paar gute zu lesen.
Leseprobe Auszug aus Christian Thalmaiers Beitrag »Patente töten« In der linken und daher unbelehrbar auf den Staat fixierten und absolutes Recht dient also der Kompensation des von Diskussion über das bestmögliche Regierungshandeln zur Ein- der Volkswirtschaftslehre so bezeichneten systembedingten dämmung der Corona-Pandemie zeichnet sich neben der ra- ›Marktversagens‹, das wiederum aus der ›positiven Externalität‹ dikalen ZeroCovid- und der gemäßigten NoCovid-Bewegung der Forschung folge, also einem privat gestifteten gesellschaft- eine weitere Initiative ab, den Staat zu größerer Entschlossen- lichen Nutzen ohne Gegenleistung. heit zu bewegen. Man könnte sie die NoPatent-Bewegung nen- So evident richtig und auf den ersten Blick sympathisch nen. Unter der bedauerlicherweise unzutreffenden Behaup- das kategorische Urteil ist, alle von COVID-19 bedrohten Men- tung »Der Impfstoff gehört allen« der Artists for Vaccines, der schen müssten unabhängig von der Zahlungskraft ihrer Nach- nur vermeintlich antikapitalistischen Parole der Linksfraktion frage geimpft werden, so sehr bleibt der staatsbeflissene Wettbe- im Bundestag »Gesundheit darf keine Ware sein« – offenbar werb um die besten Vorschläge zur Optimierung hoheitlichen anders als Brot, Wein, Käse und: die Arbeitskraft – oder dem Handelns nicht nur wegen rechtlicher Unkenntnis hinter dem von Attac ausgegebenen Befund »Patente töten« versammeln moralischen Impuls zurück. Denn die Bestimmung des Staates sich Rotgrüne und Linke, Globalisierungsgegner und Völ- ist es gerade nicht, Gesundheit und ein gutes Leben aller, wo- kerrechtler, Ärzte ohne Grenzen und Freunde des globalen möglich gar außerhalb der Staatsgrenzen, zu befördern. Und Südens. Sie eint der Wunsch, der Staat möge sich, wahrhaft der Staat ist auch kein Instrument, das gute Menschen als Mit- souverän und entschlossen in einer Stunde der Entscheidung, tel zu ihren guten Zwecken nutzen könnten, wie sich das nicht über sein eigenes geltendes Recht und das konkurrierender nur der Common Sense von links zurechtdichtet. Staatsziel Staaten hinwegsetzen und das im pharmazeutischen Patent ist nicht die Förderung individueller Gesundheit, sondern die nach der Logik des Kapitalverhältnisses völlig zu Recht ge- Erhaltung der Volksgesundheit. Diese aber ist nicht etwa die schützte geistige Eigentum an den Rezepturen für die Impf- zur ›Bevölkerung‹ hochaddierte Gesundheit aller Einzelnen, stoffe weltweit und insbesondere für die ärmsten Länder frei sondern einerseits die Arbeitsfähigkeit einer ausreichenden geben. Weil damit in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist, Anzahl von Staatsbürgern und andererseits die Lebendhal- fordern die Artists for Vaccines als Konsequenz ihrer Auffas- tung der Überflüssigen, der Alten, Arbeitslosen und neuer- sung, nach der Impfstoffe ohnehin schon »allen gehören«, die dings der ›besonders vulnerablen Gruppen‹, die man zur Auf- Daten des Pharmaunternehmens BioNTech SE zu leaken und rechterhaltung von Massenloyalität nicht einfach wegsterben die SOP (Standard Operating Procedure) für den mRNA-Impf- lassen kann. Dieses Staatsziel camouflieren Wirtschaftsführer, stoff global zugänglich zu machen. Coronaliberale und Wirtschaftsepidemiologen vom Schlage Ihre Forderung nach Freigabe des im Patent geschützten Michael Hüthers, Christian Lindners oder Hendrik Streecks geistigen Eigentums beruht allerdings sowohl auf einem man- tagtäglich mit der unisono und im Brustton tiefer Besorgnis gelnden Verständnis des Patentrechts als auch dessen, was der um »die Wirtschaft« vorgetragenen Einlassung, dass man nach Staat schützt, wenn er als Amtsarzt und Gesundheitsmanager »Flatten the curve« nun endlich »mit dem Virus leben« müsse; am Werk ist. es komme letztlich allein darauf an, dass »die Gesundheitssys- Patente sichern dem Inhaber für eine bestimmte Zeit das teme« nicht überlastet würden und die Intensivstationen nicht räumlich begrenzte Recht zur Entscheidung, wer die Erfin- »volllaufen«. Mit anderen Worten: Verhindern müsse der Staat dung, zum Beispiel die Rezeptur für einen Impfstoff, zu wel- nur die aus der Lazarettmedizin bekannte Triage, nicht aber chen Bedingungen nutzen darf. Diese eigentumsähnliche die lebensgefährliche Infektion als solche, die Erstickungsangst Rechtsposition erlaubt dem Berechtigten, seine Entwicklungs- der wundgelegenen Infizierten, die durch wochenlange künst- investition durch eigene Produktion oder die Vergabe von liche Beatmung induzierten Traumata, ›Post-Covid‹, ›Long-Co- Lizenzen zu amortisieren, temporär einen relativen Extra- vid‹ und auch nicht: mehr als 70 000 Tote im ersten Jahr nach mehrwert zu erzielen und perspektivisch die unter den Be- Ausbruch der Pandemie allein in Deutschland. […] dingungen des Kapitals bei Strafe der Insolvenz notwendige Der Staat schützt also die Volksgesundheit und kann sich Rentabilität des Unternehmens zu sichern. Zugleich werden als Staat des Kapitals bestimmungsgemäß weder um die Ge- durch die gesetzliche Pflicht zur Offenlegung der Erfindung sundheit Einzelner noch gar um die Gesundheit ›der Men- 18 Monate nach ihrer Anmeldung Doppelerfindungen vermie- schen‹ kümmern. Als Staat des Kapitals verwirklicht er den den und Innovationen auf dem jeweiligen Stand der Technik allgemeinen und abstrakten Willen der Rechtssubjekte so, wie angeregt. Ohne das Patentrecht würden potenzielle Erfinder das Geld die »allgemeine Ware« (Marx) realisiert und sondert entweder die für die Erfindung notwendige Forschung und die Volksgesundheit als allgemeine Staatsangelegenheit vom Entwicklung im Hinblick auf einen unwahrscheinlichen oder Leiden und Sterben der Einzelnen ab; jene verhält sich zu die- zumindest nicht kalkulierbaren Return on Investment unterlas- sem wie das bekannte allgemeine »Thier« als die »individuelle sen oder ihre Erfindung als bloßes Know-how geheim halten. Incarnation des ganzen Thierreichs« zu all den besonderen Das Patent als bilanzierbares immaterielles Wirtschaftsgut Tieren, »den Löwen, Tigern und Hasen …« (Marx).
Initiative Sozialistisches Forum Initiative Sozialistisches Flugschriften Flugschriften Forum Ein Lichtlein für Flüchtlings- Ein Lichtlein für die Toten die Toten abwehr, Klimaschutz, Corona Flüchtlingsabwehr, Klimaschutz und Corona Winter 2021/22 | ca. 220 Seiten | 20 Euro ISBN 978-3-86259-179-4 In den letzten sechs Jahren, aus denen die Beiträge des Ban- des stammen, trieb, wie es scheint, die Gesellschaft des Ka- Ergänzungstitel pitals von einer Krise in die nächste. Schon die sogenannte ›Flüchtlingskrise‹ galt als ›Jahrhundertkrise‹, dicht gefolgt von der ›Klimakrise‹, die den nahen Untergang verhieß, sollte kein ›radikales Umdenken‹ erfolgen. Seit Anfang 2020 be- droht nun ein Virus eben nicht nur die Gesellschaft des Ka- pitals, sondern eben auch Leib und Leben der Individuen. So verlockend es sein mag, alle diese Krisen ›ideologiekritisch‹ aufeinander zu beziehen, womöglich gar unter einem ein- zigen Begriff zu fassen, so falsch wäre es, die ideologischen Reaktionen auf diese Krisen allzu schnell unter eine auto- Initiative Sozialistisches Forum ritäre, postmoderne oder neoliberale Subjektverfassung zu Das Konzept Das Konzept Materialismus Die Gesellschaft der Deutschen ist ein Bestiarium, ISF · Das Konzept Materialismus und sie genießt das in vollen Zügen. Anderswo ist der Mensch des Menschen Wolf, bloß ein gesellschaftliches Naturereignis. Hier ist er’s mit voller Absicht und in aller Leidenschaft des Selbstbewußtseins. Das beson Materialismus subsumieren, so als ob es die Sachen selbst (etwa den Krieg Pamphlete und Traktate ders Bösartige der Ideologie von der Volkssouveränität in Deutschland speist sich daraus, daß die Landsleute Pamphlete und Traktate unmöglich die beglückende Erinnerung an die tota le Verschmelzung von Gesellschaft und Staat abtun in Syrien, den Wandel des Klimas oder ein tödliches Virus) können, die ihnen der Nazifaschismus bescherte. Die Einheit war einmal real gewesen und handgreiflich in Arbeitsfront, Winterhilfswerk, Raubkrieg und Massen mord. Daß sie Wirklichkeit nur werden konnte im barbarischen Mordkollektiv, wird im Nachhinein zwar gar nicht gäbe oder sich vom jeweiligen Leid einfach abstra- abgespalten, verdrängt und beschwichtigt, bleibt aber 2009 | 262 Seiten | 20 Euro gerade darin als Objekt der Begierde erhalten. Der Materialismus der Gegenwart hat die Erfahrung der Shoah, hat die Geschichte des Nazifaschismus hieren ließe. Dabei haben die Krisen der vergangenen Jah- nicht einer, wie immer auch kritisch gemeinten ISBN 3-924627-90-4 Gesellschaftstheorie anzuhängen und anzukleben, sondern er hat diese Erfahrung vollendeter Negativität in das Innerste seiner Kategorien aufzunehmen und darauf als auf ihren Nerv zu reflektieren. Jeder andere re durchaus etwas gemein. So wie sich die Gesellschaft des »Marxismus« ist unmöglich, ist Müll, schlimmer noch: »deutsche Ideologie« im Marxschen Sinne. Kapitals unter dem ökonomischen Zwang, sich permanent selbst zu revolutionieren, nur durch beständige Krisen hin- Initiative Sozialistisches Forum durch erhält, so pendeln auch die Subjekte in jeder als Kri- ISBN 9783924627904 Konzept Mat cover ND 2018.indd 1 23.02.18 13:28 se wahrgenommenen Situation antinomisch zwischen der zynischen Auffassung, die ›Krise als Chance‹ zu begreifen, Initiative Sozialistisches Forum ISF • Flugschriften: Gegen Deutschland und Untergangsfantasien, die zumeist auf sadistische Lust an Seit dem Bankrott des Staatskapitalismus im Flugschriften Osten hat sich das allerneueste Deutschland derart rasant zur vollen Pracht seiner hem- mungslosen Souveränität entwickelt, daß den Linken das Hören und Sehen gänzlich ver- Initiative Sozialistisches Forum Entsagung, Abschottung und Zerstörung zielen. Gegen Deutschland und ging. Ihre gesellschaftliche Randständigkeit ist nur noch ihrer intellektuellen Regression vergleichbar: ein Abgrund an Aufklärungs- Flugschriften verrat. andere Scheußlichkeiten Aus dem Inhalt 1. ISF: Vorwort Gegen Deutschland und andere Scheußlichkeiten 2001 | 160 Seiten | 13 Euro 2. ISF: Kritik der Flüchtlingspolitik ISBN 3-924627-77-0 3. ISF: Diktatur der Zukunft: Zur Fridays for Future-Bewegung 4. Gerhardt Stapelfeldt: Der gesellschaftliche Konformismus der Klimaschutzbewegung Fridays for Future ISBN 3-924627-77-0 ISF Flugschriften_Cover 2019.indd 1 13.05.19 09:58 5. ISF: Ökologie und Arbeit als Fetisch: Der Green New Deal 6. Leo Elser und Julika L.: Politisierung der Natur, Natura- Initiative Sozialistisches Forum ISF · Furchtbare Antisemiten; ehrbare Antizionisten ISF • Flugschriften: Gegen Deutschland Die Projektionen der deutschen Ideologie auf lisierung der Gesellschaft. Thesen zu Corona und Krise Seit dem Bankrott des Staatskapitalismus im Furchtbare Antisemiten, Israel haben mit Israels politökonomischer Osten hat sich das allerneueste Deutschland Konstitution wie mit den tatsächlichen Kon- derart rasant zur vollen Pracht seiner hem- ditionen seiner Existenz im Nahen Osten so mungslosen Souveränität entwickelt, daß den wenig gemein wie der Antisemitismus mit Initiative Initiative Sozialistisches Sozialistisches Forum Forum Linken das Hören und Sehen gänzlich ver- 7. Christian Thalmaier: Ein Lichtlein für die Toten dem Objekt seiner Liquidationssehnsüchte. ehrbare Antizionisten ging. Ihre gesellschaftliche Randständigkeit Charakter und Inhalt dieser Projektion ver- ist nur noch ihrer intellektuellen Regression einen die Deutschen aller Fraktionen zur Furchtbare Flugschriften vergleichbar: ein Abgrund an Aufklärungs- Volksgemeinschaft im Wartestand. verrat. Antisemiten, ehrbare Einfälle, Bildbetrachtungen und Reflexionen Antizionisten Über Israel und die 8. Thorsten Fuchshuber: Jargon des Ausnahmezustands: linksdeutsche Ideologie Pandemie und Staatssubjekt im Kapital Gegen Deutschland und andere Scheußlichkeiten 9. Daniel Poensgen: It’s the pandemic, stupid! Über Israel und die linksdeutsche Ideologie 2002 | 200 Seiten | 13,50 Euro Fetisch und Krisenbewusstsein in Zeiten der Pandemie ISBN 3-924627-08-8 10. Christian Thalmaier: Patente töten ISBN3-924627-77-0 ISBN 3-924627-08-8 ISF Flugschriften_Cover 2019.indd 1 13.05.19 09:58
sans phrase Zeitschrift für Ideologiekritik Heft 18 Juni 2021 | 248 Seiten | 15 Euro ISSN 2194-8860 Erscheinungsweise: halbjährlich (Sommer / Winter) 15 Euro, 12 Euro im Abonnement (weltweit) (Abopreis gilt auch für den Buchhandel) www.sansphrase.org Joachim Bruhn über die politische Ökonomie der Protokol- Dahlmann über Marx’ Wertbegriff und Michael Heinrichs le der Weisen von Zion – Georges-Arthur Goldschmidt über Wert-Wissenschaft – Das Patent als Mörder oder: Kritik des Arbeit und Nationalsozialismus – Robert Minder über Hebel Juristensozialismus in Zeiten von Corona – Jonathan S. To- und Heidegger – Mythos und Polis bei Martin Heidegger, bin über Israel und die neue US-Administration – Menschen Klaus Heinrich und Ulrich Enderwitz – Zu einer frühen Lo- mit Nazihintergrund und der Sturm aufs Kapitol – 30 Jah- gik aus Etwas: Anaxagoras und Adorno – Ödipus als Erzieher re Kroatienkrieg: drei verschiedene Annäherungen – Dirk – Zum Problem des destruktiven Narzissmus – Aaron Stein- Braunstein und Christoph Hesse über Wirres aus Geist und berg über Bolschewismus und Islam – Izchak Pschetitski und Gesellschaft – Ferdinand von Schirachs Sterbehilfe für den der 1. Mai im weiten Ural – Zeugnisse ›jüdischer Caféhaus- Souverän – Die Nassrasur als inneres Erlebnis in der Nach- literaten‹ in der bayrischen Revolution – Marc Sagnol über folge Ernst Jüngers: Über die zeitgemäße Prosa von Simon Walter Benjamin und Claude Lanzmann – »Nur auf den Akt Strauß – Klaus Heinrich und Horst Kurnitzky über Sucht des Überlieferns kommt es an«: Diskussion über Lanzmanns und Sog – u.a. Filme und Filip Müllers Buch Sonderbehandlung – Manfred Parataxis × Joachim Bruhn: Die politische Ökonomie des Antisemitismus. Über die sogenannten Protokolle der Weisen von Zion × Gerhard Scheit: Menschen mit Nazihintergrund und ihr ehemaliger Führer im Weißen Haus. Zwei Glossen × Jonathan S. Tobin: Israel braucht Amerika, doch die Ära des Klientelstaats ist vorbei × Christian Thalmaier: Das Patent als Mörder. Zur Kritik des Juristensozialismus in Zeiten von Corona × Gerhard Scheit: Sterbehilfe für den Souverän × Dirk Braunstein / Christoph Hesse: Schiffbruch beim Spagat. Hors d’œuvre × Moritz Schwab: Zum Problem des destruktiven Narzissmus × Rolf Bossart: Ödipus als Erzieher. Bemerkungen zu einer psychoanalytischen Perspektive des Pädagogischen × Klaus Thörner: Zeugnisse ›jüdischer Caféhausliteraten‹ in der bayrischen Revolution × Lukas Kurth: Sinnlichkeitsdenken und Gemeinschaftssehnsucht in Simon Strauß’ Prosa × Klaus Heinrich / Horst Kurnitzky: Sog. Ein Gespräch Essay × Manfred Dahlmann: Der Wert und die Ideale: (Un-) Moralische Perspektiven × Till Gathmann: Zu einer frühen Logik aus Etwas × Gerhard Scheit: Über Mythos, Philosophie und Polis bei Martin Heidegger und Klaus Heinrich × Robert Minder: Heidegger und Hebel oder die Sprache von Meßkirch. 1. Teil × Aljoscha Bijlsma: »Genug des Schollenzaubers«. Robert Minders Heidegger-Kritik × Georges-Arthur Goldschmidt: Arbeit und Nationalsozialismus × Diskussion: Eine Anmerkung zu Arbeit und Nationalsozialismus von Georges-Arthur Goldschmidt × Marc Sagnol: Claude Lanzmann – Geheimadept Walter Benjamins × David Hellbrück / Gerhard Scheit: Diskussion über Claude Lanzmann und Walter Benjamin × Ljiljana Radonić: 30 Jahre Kroatienkrieg. Drei Annäherungen × Kay Schweigmann-Greve / Hendrik Wallat: Judentum und Sozialismus im Werk von Aaron Steinberg × Aaron Steinberg: Die Weltanschauung des Bolschewismus × Izchak Pschetitski: Der 1. Mai im weiten Ural
sans phrase Zeitschrift für Ideologiekritik Erscheinungsweise: halbjährlich (Sommer / Winter) 15 Euro, 12 Euro im Abonnement (weltweit) (Abopreis gilt auch für den Buchhandel) ca. 250 Seiten ISSN 2194-8860 www.sansphrase.org Gegründet von Manfred Dahlmann und Gerhard Scheit Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ›Programm‹, weder ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiven Wahn zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der Gesellschaft entspringt. v sans phrase sans phrase Zeitschrift für Ideologiekritik Zeitschrift für Ideologiekritik sans phrase Zeitschrift für Ideologiekritik Herbst 2018 sans phrase Zeitschrift für Ideologiekritik Frühjahr 2018 Heft 13, Herbst 2018 Heft 12, Frühjahr 2018 Olaf Kistenmacher: Antisemitismus in Russland nach der Oktoberrevolution Karl Pfeifer: Spartakus gegen Zion Diskussion: Selbstzerstörung des Westens oder Untergang des Abendlandes? Rosa Luxemburg: „Der deutsche Arbeiter als der Schrecken der Revolution“ Gerhard Scheit: Primat der Außenpolitik und Gegenidentifikation Stefan Frank: Vor 70 Jahren: Golda Meirs Chicagoer Rede vom 25. Januar 1948 Christian Thalmaier: Eros und Identifikation. Reflexionen zum Begriff der Gegenidentifikation Golda Meir: Chicagoer Rede vom 25. Januar 1948 J. Agnoli / J. Bruhn: Die Zerstörung des Staates mit den Mitteln des Marxismus-Agnolismus Marlene Gallner: Der 70. Unabhängigkeitstag Israels und die Post-Zionisten Joachim Bruhn: Das organisierte Nein Wolfgang Treitler: Erinnerung an Aharon Appelfeld Manfred Dahlmann: Der Kommunismus ist wichtig, aber Osso Buco ist auch nicht ohne Maximilian Glanz: Über Julius Evola, die Neue Rechte und den Islam Stephan Grigat: Agnolis (Post-) Faschismuskritik und die repräsentative Demokratie Gerhard Scheit: Über die Ehe zwischen Linksintellektuellen und Rechtspopulisten Wolfgang Pohrt: Motive, Ziele und Geschichtsbild der Ökologie- und Friedensbewegung Ljiljana Radonić: Zweierlei Aufarbeitung der Vergangenheit in Sarajevo und Srebrenica Über Wolfgang Pohrt: David Hellbrück im Gespräch mit Klaus Bittermann Markus Bitterolf: Mit Martin Walser gegen den jüdischen Staat H. v. Z.: Aufgeregtes Gezwitscher von den Nistplätzen der White Supremacists Danyal Casar: Notizen zur Kumpanei mit der khomeinistischen Despotie Günther Anders: Löwith-Besprechung (1942). Erstveröffentlichung Christoph Hesse: Einträge Leo Löwenthals zur Kritik der Postmoderne Briefe: G. Anders, G. Fischer, M. Horkheimer, L. Löwenthal, A. Löwith, K. Löwith Leo Löwenthal: Shakespeare veraltet? Ein unveröffentlichter Vortrag Karl Löwith: Marx’ Erklärung des Christentums als einer verkehrten Welt Peter-Erwin Jansen: Die Weltrevolution steht um die Ecke. Leo Löwenthal in Heidelberg Mike Rottmann: GüntherAnders’ Kritik und Karl Löwith als Briefschreiber Leo Löwenthal: Ein unveröffentlichter Brief an die Eltern aus dem Jahr 1920 Friedhelm Kröll: „Funktionalismus heute“ – Adorno revisited. Ein Vortrag Peter-Erwin Jansen: Lehrjahre – Wanderjahre – Arbeitsjahre. Über Leo Löwenthal Teresa Roelcke: Adornos musikalische Begriffe Gerhard Scheit: Philosophie der Selbstentwaffnung. Von Emmanuel Lévinas zu Giorgio Agamben Adrian Alban: Der Deserteur als Held. Zum Trauermarsch in Gustav Mahlers Fünfter Symphonie Ingo Elbe: Die postmoderne Querfront. Anmerkungen zu Chantal Mouffes Theorie des Politischen David Hellbrück: Josef K. in antisemitischer Gesellschaft. Über Franz Kafkas Process Alex Gruber: Zur Renaissance des Begriffs des Politischen Lars Fischer: Über den Antijudaismus in Bachs geistlichen Kantaten und seine Verdrängung Klaus Heinrich: Psychoanalyse Sigmund Freuds Renate Göllner: ‚Muss eine böse Mutter wohnen‘? Versuch über Melanie Klein Rolf Bossart: Kritik des Reinheitsdenkens bei Klaus Heinrich Christian Thalmaier: „Muss ein lieber Vater wohnen“ (Teil II) Gerhard Scheit: Die Selbsterhaltung als springender Punkt. Zur Dialektik der Aufklärung 13 12 Manfred Dahlmann: Gedankensplitter
Karl Marx Karl Marx Das Kapital Das Kapital Kritik der politi- Erstausgabe Kritik der politischen schen Ökonomie Erster Band: von 1867 Mit einer Ökonomie. Erster Band: Der Produktions- Konkordanz prozess des zur MEGA Kapitals Der Produktionsprozess des Kapitals Erstausgabe von 1867 Herausgegeben von der Initiative Sozialistisches Forum Winter 2021/22 | ca. 820 Seiten | ca. 24 Euro | Hardcover ISBN 978-3-86259-149-7 Bereits angekündigt Die hier vorgelegte Ausgabe will die Erstauflage des Kapitals ren, die den Schein hervorbringt, als handle es sich nur um aus dem Jahre 1867 wieder zu einem erschwinglichen Preis Begriffsbestimmungen und die Dialektik dieser Begriffe.« verfügbar machen und so zu einer Marx-Lektüre einladen, Im Zuge dieser Korrektur konnten zwar manche Begriffe die, über ein bloß philologisches Interesse hinaus, mit den präzisiert werden, gleichzeitig ging damit aber eine Popula- formkritischen Voraussetzungen der Kritik der politischen risierung der Darstellung einher, die die Anlage der ganzen Ökonomie zugleich auch den eigentümlichen Charakter der Konzeption als Darstellung prozessierender Widersprüche polit-ökonomischen Gegenständlichkeit in den Blick nimmt. unkenntlich machte. Diese Tendenz wird illustriert durch Damit soll ein Beitrag zur Überwindung jener Spielarten des die doppelte Fassung der Wertformanalyse im vorliegenden Marxismus geleistet werden, die sich, ganz gleich ob arbeiter- Band: Marx betont im Vorwort die Schärfe ihrer Dialektik bewegt oder eher akademisch gestimmt, strikt weigern, den und rät dem »nicht in dialektisches Denken eingewohnten Untertitel des Marxschen Kapitals in seiner systematischen Leser«, auf den Anhang auszuweichen, in dem er die Sache und zugleich für den Begriff der Revolution konstitutiven so einfach als möglich dargestellt habe. Dieser Anhang bildet Bedeutung zur Kenntnis zu nehmen: Kritik – der politischen die Grundlage für die Fassungen der nachfolgenden Aufla- Ökonomie. gen des Kapitals; die nach Marxens Wort »schulmeisterliche« Die Erstausgabe des ersten Bands des Kapitals war, abge- Darstellung hat hier also die dialektische verdrängt. sehen von einem Nachdruck aus dem Jahr 1980, bis zu des- Was für eine Konzeption von Dialektik der Erstauflage zu- sen Erscheinen in der zweiten Marx-Engels-Gesamtausgabe grunde liegt, lässt sich anhand von Sätzen wie dem folgenden (MEGA2 II/5) im Jahr 1983 nur wenigen zugänglich, die Auf- erahnen: »Der immanente Widerspruch der Waare als unmit- lagenhöhe betrug lediglich 1000 Stück. Damit lag der Text telbarer Einheit von Gebrauchswerth und Tauschwerth, […] zwar ediert vor, es wurde und wird aber immer noch vor al- ruht und rastet nicht, bis er sich zur Verdopplung der Waare in lem die grob umgearbeitete vierte Auflage des Kapitals aus Waare und Geld gestaltet hat.« Wer nun glaubt, der immanen- dem Jahr 1890 verwendet, die durch die Marx Engels Werke te Widerspruch der Ware sei damit hegelisch ›aufgehoben‹, (MEW 23) große Verbreitung fand. Die mangelnde Bekannt- wird einige Seiten später eines Besseren belehrt: »Man sah, heit der Erstausgabe dürfte nicht allein am fehlenden philo- daß der Austauschprozeß der Waaren widersprechende und logischen Interesse liegen, sondern auch an den für Marxis- einander ausschließende Beziehungen einschloß. Die Ent- ten unerschwinglichen Preisen für einen Band der MEGA². wicklung der Waare […] hebt diese Widersprüche nicht auf, aber sie schafft die Form, worin sie sich bewegen können.« Konstitutiv für die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte Die an Marx orientierte Kritik hätte gut daran getan, des Kapitals ist die Spannung zwischen der Notwendigkeit solche Stellen zur Kenntnis zu nehmen. So hätte sie schon einer logisch-begrifflichen Entwicklung und ihrer histori- früher auf den Begriff der »Realabstraktion« (Sohn-Rethel), schen Fundierung, wobei dieses Problem vor allem für die also die Vorstellung eines »Begrifflichen in der Realität selbst« Entwicklung der grundlegenden Kategorien Ware, Wert, (Adorno) stoßen können, der später im Zentrum der Kriti- Geld und Kapital in den verschiedenen Fassungen der ers- schen Theorie und der sich daran anschließenden Neuen ten Kapitel gilt. Grob gesprochen, gewinnt die historisieren- Marx-Lektüre stehen sollte. Ein Vorteil der Erstauflage des de Darstellung ab der Zweitauflage des Kapitals und in Zur Kapitals besteht demnach darin, dass dort mit der dialek- Kritik der politischen Ökonomie (in MEW 13) zunehmend an tischen Darstellungsweise auch die erkenntnis- und ideo- Gewicht, wohingegen im Urtext (in MEGA2 II/2), der hier logiekritischen Implikationen der Kritik der politischen vorliegenden Erstausgabe des Kapitals sowie dem Rohentwurf Ökonomie noch ungemildert zur Sprache kommen. Etwa (MEW 42) noch eher die an Hegel orientierte dialektische wenn Marx über den eigentümlichen Charakter des Gel- Darstellung überwiegt. In letzterem Manuskript fasst Marx des schreibt: »Es ist als ob neben und ausser Löwen, Tigern, das Problem in dem berühmten Satz, es werde später nötig Hasen und allen andern wirklichen Thieren […] auch noch sein, »die idealistische Manier der Darstellung zu korrigie- das Thier existirte, die individuelle Incarnation des ganzen
Ergänzungstitel Thierreichs. Ein solches Einzelne, das in sich selbst alle wirk- Alfred Sohn-Rethel lich vorhandenen Arten derselben Sache einbegreift, ist ein Geistige und körperliche Arbeit Allgemeines, wie Thier, Gott u.s.w.« Theoretische Schriften 1947-1990 Die vorliegende Ausgabe umfasst den Originaltext und die Herausgegeben von Carl Freytag, Originalpaginierung der Erstauflage sowie eine Seitenkonkor- Oliver Schlaudt und danz zur MEGA². Der Band wird außerdem um ein Vorwort Françoise Willmann der Herausgeber ergänzt. 2018 | 1018 Seiten | 42 Euro ISBN 978-3-86259-121-3 Manfred Dahlmann Das Rätsel des Kapitals Zur Kritik der politischen Ökonomie Herausgegeben von David Hellbrück und Gerhard Scheit 2020 | 472 Seiten | 25 Euro ISBN 978-3-86259-138-1 »Eine halbwegs komplette Kenntnis des Marxismus kostet heut, wie mir ein Kollege versi chert hat, zwanzig Tausend bis fünfundzwanzig Tausend Goldmark und das ist dann ohne die Schikanen. Darunter kriegen Sie nichts Richtiges; höchstens so einen minderwerti gen Marxismus ohne Hegel oder einen, wo der Ricardo fehlt usw. Mein Kollege rechnet übrigens nur die Kosten für die Bücher, die Hochschulgebühren und die Arbeitsstunden und nicht was Ihnen entgeht durch Schwierigkeiten in Ihrer Karriere oder gelegentliche Inhaftierung; und er lässt weg, dass die Leistungen in bürgerlichen Berufen bedenklich sinken nach einer gründlichen Marxlektüre; in bestimmten Fächern wie Geschichte oder Philosophie werden’s nie wieder wirklich gut sein, wenn‘s den Marx durchgegangen sind.« / Bertolt Brecht, Flüchtlingsgespräche
Roman Rosdolsky Roman Rosdolsky Zur Entstehungsgeschichte Zur Entstehungs- Der Rohentwurf geschichte des ›Kapital‹ des Marxschen ›Kapital‹ des Marxschen 1857–1858 ›Kapital‹ Der Rohentwurf des ›Kapital‹ 1857–1858 Herausgegeben von Aljoscha Bijlsma, Markus Bitterolf und David Hellbrück Winter 2021/22 | Hardcover | ca. 750 Seiten | ca. 31 Euro ISBN 978-3-86259-129-9 Bereits angekündigt Roman Rosdolsky wurde 1898 im österreichisch-ungarischen Helmut Reichelt würdigt die Schrift in seiner Arbeit Zur Lemberg geboren. Während des Ersten Weltkrieges war er logischen Struktur des Kapitalbegriffs gleich zu Beginn: »Als Anhänger Friedrich Adlers wie auch Karl Liebknechts und Roman Rosdolsky im Jahre 1948 zum ersten Male Gelegen- gründete als Soldat den illegalen Bund der Internationalen heit hatte, den Rohentwurf des Kapitals zu studieren, nahm Revolutionären Sozialdemokratischen Jugend. Rosdolsky war er an, daß mit der Veröffentlichung dieses umfangreichen Mitbegründer der Kommunistischen Partei Ostgaliziens, die Textes eine neue Phase in der Auseinandersetzung mit dem mit den russischen und ukrainischen Bolschewiki eng ko- Marxschen Werk eingeleitet würde. Zwar glaubte er nicht – operierte, und galt als deren Theoretiker. Nach der Nieder- wie man der Vorrede zu seinem Kommentar des Rohentwurfs schlagung der Westukrainischen Volksrepublik im Mai 1919 entnehmen kann –, daß dieser Text in einen breiten Lesekreis emigrierte er nach Prag, um Rechts- und Staatswissenschaft eindringen würde; das hielt er wegen der ›eigentümlichen zu studieren. 1924 setzte er sein Studium bei Carl Grünberg Form und der teilweise schwer verständlichen Ausdruckswei- in Wien fort. Grünberg, der erste Direktor des Instituts für se‹ für ausgeschlossen. Gleichwohl war er überzeugt, daß es Sozialforschung sowie dessen ehemaliger Schüler Max Adler in Zukunft kaum mehr möglich sein werde, ein Buch über prägten Rosdolskys Auseinandersetzung mit der Marxschen Marx zu schreiben, ohne vorher die Methode im Kapital und Kritik der politischen Ökonomie. deren Beziehung zur Hegelschen Philosophie genau studiert Vom 1. Januar 1929 bis zur Absetzung David Rjasanows zu haben: und das würde über kurz oder lang zu einer all- im Jahre 1931 war Rosdolsky Mitarbeiter des Moskauer Marx- gemeinen Klärung vieler ungelöster Fragen im Marxschen Engels-Instituts in Wien. Dabei hatte er den Auftrag, syste- Werk beitragen.« matisch die Bestände im Haus-, Hof- und Staatsarchiv auszu- In einem Radio-Essay aus dem Jahr 1969 hebt auch der werten und Fotokopien der Marx betreffenden Polizeiakten Adorno-Schüler Martin Puder Rosdolskys Arbeit besonders für das Marx-Engels-Institut anfertigen zu lassen. 1934 kehrte hervor: »Der von Rosdolsky kommentierte Rohentwurf des er aus Wien nach Lwów/Lemberg zurück und arbeitete bis Kapital wirft auf sie [die Frage, ob Marx überholt sei] des- zum deutschen Überfall auf Polen am dortigen Institut für halb neues Licht, weil er den fließenden Charakter von Ka- Wirtschaftsgeschichte. Als die Rote Armee im Herbst 1939 in tegorien des Marxschen Denkens erkennen lässt, die nach Folge des Hitler-Stalin-Pakts die Westukraine besetzte, ent- der traditionellen Auffassung ganz fixiert zu sein scheinen.« schloß sich Rosdolsky der bolschewistischen Verfolgung als Weiter heißt es: »Rosdolsky [widersteht] trotz seiner neomar- Trotzkist durch die Übersiedlung ins nationalsozialistisch xistischen Grundhaltung allen Versuchen, die Theorie von besetzte Krakau zu entziehen. Dort wurden er und seine der Verelendung des Proletariats durch Begriffe wie ›mentale Frau Emmy im Herbst 1942 von der Gestapo verhaftet, da Verelendung‹, ›psychische Verelendung‹ oder gar ›moralische sie sich ›schuldig‹ gemacht hatten, Juden zu verstecken. Ro- Verelendung‹ zu retten. Selbst den Terminus ›relative Verelen- man Rosdolsky wurde politisch verfolgt, nach Auschwitz dung‹ lehnt Rosdolsky ab. Er geht davon aus, dass derartige und später in die Konzentrationslager Ravensbrück und Übertragungen, in denen sich der akademische Marxismus Sachsenhausen deportiert. gegenwärtig wieder gefällt, nur von der Stumpfheit ihrer Au- 1947 emigrierte er mit seiner Frau und seinem Sohn aus toren gegenüber wirklichem, physischem Entbehren zeugen.« Angst vor dem stalinistischen Terror aus dem sowjetisch be- Rosdolskys Arbeit stellt das Marxsche Kapital durch den setzten Österreich in die USA. Bis zu seinem Tod im Jahr 1967 Rückbezug auf den Ursprungstext der Kritik der politischen lebte er in Detroit. Sein Hauptwerk, Zur Entstehungsgeschich- Ökonomie in einem anderen Licht dar. Damit legte er einen te des Marxschen ›Kapital‹, über Marxens Grundrisse hatte in Grundstein für die Neue Marx-Lektüre. den 1970er Jahren starken Einfluss auf die neomarxistische Debatte und galt innerhalb der Neuen Linken als Einstieg Zur Edition der vorliegenden Ausgabe: Unsere Ausgabe beruht in die Kritik der politischen Ökonomie; bereits kurz nach Er- in großen Teilen auf der Erstausgabe, die die Europäische scheinen avancierte es zum Standardwerk. Verlagsanstalt (EVA) 1968 vorlegte. Daher weist diese Edition
Ergänzungstitel eine Seitenkonkordanz zur Erstauflage auf und wird um den Hans-Georg Backhaus sogenannten Anhang der Erstauflage, der etwa 200 Seiten Dialektik der Wertform umfasste und in der Zweitauflage gestrichen worden war, Untersuchungen zur wieder ergänzt. Darüber hinaus wird hiermit erstmals ein marxschen Ökonomiekritik von Roman Rosdolsky zwar geplantes, doch von den Her- ausgebern der Erstauflage gestrichenes (und zum Teil grob- 2011 | 536 Seiten | 29 Euro schlächtig umgearbeitetes) Kapitel im Anhang der Neuauf- ISBN 3-924627-52-5 lage publiziert – das Kapitel über den Weltmarkt. Alle Zitate wurden kritisch geprüft und nach heute gängigen Ausgaben zitiert; Fehler in der Kapitelzählung sowie Rechtschreib- und Grammatikfehler wurden ebenso korrigiert und Eingriffe durch die Herausgeber dokumentiert. Ein kritischer Kom- Helmut Reichelt mentar der Herausgeber, der dem Buch vorweggeschickt wird, Zur logischen Struktur des erstattet erstmals Bericht über die Entstehungsgeschichte der Kapitalbegriffs bei Karl Marx Entstehungsgeschichte, die sich keineswegs einfach gestaltete. Dem Anhang der Neuedition ist ein komplett überarbeitetes 2001 | 288 Seiten | 19 Euro Personenregister und eine aktuelle Auswahlbibliographie der ISBN 3-924627-76-2 Arbeiten, die Roman Rosdolsky im Rahmen einer Kritik der politischen Ökonomie verfasst hat, beigegeben. »Plötzlich, sozusagen über Nacht, wurden wir (ich meine mich und Meinesgleichen) dessen ge- wahr, daß uns von Marx schon ein ganzes Jahrhundert trennt, und daß es deshalb heute un- möglich ist, ein ›Marxist‹ zu sein, ohne zugleich ›Marx-Kritik‹ zu betreiben. Ich habe natürlich nicht die elendige ›Bettelsuppe‹ im Auge, die man heute in Gestalt einer Marx-Kritik in Europa, aber insbesondere in diesem Lande [USA] serviert bekommt; sondern eine wirkliche Kritik, die nicht nur mit vielem aufräumen, aber auch vieles neu entdecken und zu seiner wirklichen Grö- ße erheben wird. Eine solche ›Marx-Kritik‹ scheint mir aber erst in ihren Anfängen zu stecken.« / Roman Rosdolsky an Karl Korsch, Brief vom Juli 1951 »Zurück zu den ›Grundrissen‹! Nicht: weg von Marx zum Positivismus; sondern: zurück zu tiefer verstandenem Marx; und dadurch: zurück zu Hegel.« / Roman Rosdolsky an Otto Morf, Brief vom 13. November 1964
Vladimir Ze’ev Jabotinsky Die jüdische Kriegsfront Deutschsprachige Erstausgabe Aus dem Englischen von Lars Fischer Herausgegeben von Renate Göllner, Anselm Meyer und Gerhard Scheit Juni 2021 | 350 Seiten | 26 Euro ISBN 978-3-86259-173-2 Soeben erschienen Jabotinsky versucht Anfang 1940 in diesem seinem letzten und posthum publizierten Buch – noch im selben Jahr unter dem Ergänzungstitel Titel The Jewish War Front (2. Aufl. 1942 mit dem Titel The War and the Jew) erschienen – die Situation zu umreißen, wie sie sich seiner Auffassung nach in dem eben begonnenen Krieg darstellen werde. Er nimmt zwar bereits Anzeichen zur Vorbe- reitung der Vernichtung der Juden in Polen wahr, es entzieht sich aber selbst ihm – und das nach all den Erfahrungen, die er seit seiner Jugend von Verfolgung und Pogromen gemacht hatte – die Möglichkeit zu denken, dass die gerade stattfinden- den Deportationen tatsächlich zum Zweck der totalen Ver- Selent_neu.qxd 30.06.2008 11:19 Uhr Seite 1 nichtung erfolgen sollten. Als Konsequenz des Kriegs sieht er Karl Selent Selent • Ein Gläschen Yarden-Wein Wider den Geschichtsrevisionismus verteidigt der darum Millionen polnischer Juden in Gefahr, die den Krieg Ein Gläschen Yarden-Wein auf den Autor die Erkenntnis, daß der »Nahostkonflikt« nur im Zusammenhang mit Antisemitismus und Holocaust zu begreifen ist. Karl Selent neben den von ihm befürchteten zahlreichen Hungertoten an Ein Gläschen Yarden-Wein auf den israelischen Golan den Orten der Deportation überleben würden, aber danach Polemik, Häresie und Historisches israelischen Golan erneut und umso mehr der antisemitischen Todesdrohung zum endlosen Krieg gegen Israel ausgesetzt wären – so wie es die wenigen Überlebenden nach dem Zweiten Weltkrieg dann wirklich waren. Während also Polemik, Häresie und Historisches zum endlosen Krieg gegen Israel 2003 | 184 Seiten | 13,50 Euro Jabotinsky noch den Plan einer großangelegten Evakuierung ISBN 3-924627-18-5 von mehreren Millionen Juden nach Palästina entwarf, konn- te die Untergrundbewegung der Bricha schließlich nur noch ISBN: 3-924627-18-5 die Fluchthilfe von einigen Hunderttausenden organisieren. So ist dieses 1940, kurz nach dem Tod des Autors, erschie- Initiative Sozialistisches Forum nene Buch, das nicht zuletzt ausführliche Entwürfe für die Furchtbare Antisemiten, Verfassung des zu gründenden zionistischen Staats enthält, ehrbare Antizionisten die letzte Momentaufnahme des Zionismus vor der Shoah. Über Israel und die Die Initiative zu seiner deutschen Übersetzung und Pub- linksdeutsche Ideologie likation ist 2018 von Joachim Bruhn ausgegangen. 2000 | 200 Seiten | 13,50 Euro ISBN 3-924627-08-8 Michael Landmann Das Israelpseudos der Pseudolinken Herausgegeben von Jan Gerber und Anja Worm für die »Materialien zur Aufklärung und Kritik« (Halle) 2013 | 148 Seiten | 13,50 Euro ISBN 978-3-86259-119-0
Friedrich Pollock Schriften zu Planwirtschaft und Krise Gesammelte Schriften II Herausgegeben von Johannes Gleixner und Philipp Lenhard Februar 2021 | Hardcover | 640 Seiten | 34 Euro ISBN 978-3-86259-133-6 Bereits erschienen Im zweiten Band der Gesammelten Schriften Friedrich Pol- locks steht seine Habilitationsschrift über die sowjetische Ergänzungstitel Planwirtschaft im Zentrum. Angeregt durch eine mehrwö- chige Forschungsreise nach Moskau anlässlich der Feierlich- keiten zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution, legte Pollock mit seiner Arbeit die erste umfassende deutschspra- chige Studie des frühen sowjetischen Wirtschaftssystems vor. Ihn beschäftigte vor allem die Frage, ob eine sozialistische Planwirtschaft praktisch umsetzbar ist – ein Thema, das ihn bis in die letzten Jahre seines Lebens begleiten sollte. Die Frage der Planwirtschaft hängt eng mit Pollocks kri- sentheoretischen Überlegungen zusammen, die ihn – im Friedrich Pollock Anschluss an seine früheren Arbeiten zur Kritik der poli- Friedrich Pollock Marxistische Schriften Der erste Band der Gesammelten Schriften Friedrich Pollock · Marxistische Schriften Pollocks enthält Texte aus der Zeit der Weimarer Republik, die sich mit der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie auseinandersetzen, insbesondere mit der tischen Ökonomie (siehe Band I) – im Zuge der Weltwirt- Wertformanalyse und der Geldkritik. Die Texte – darunter Pollocks bislang unveröffentlichte Dissertation von 1923 – zeigen, dass der Mitbegründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung sich bereits sehr früh vom traditionellen Marxistische Gesammelte Schriften I Schriften schaftskrise beschäftigten. Pollock prognostizierte bereits Arbeitermarxismus gelöst und eine Neulektüre der Marxschen Schriften unternommen hat. Damit gehören seine Schriften aus dieser Zeit eindeutig zum Entstehungskontext des »westlichen Marxismus«, der für die Herausbildung der Kritischen Theorie eine so zentrale früh, dass es nicht zu einem Zusammenbruch, sondern zu Rolle spielen sollte. Gesammelte Schriften I Herausgegeben von Neben werttheoretischen Untersuchungen versammelt der Band auch eine Polemik gegen den antisemitischen Friedrich Pollock (1894–1970) steht als Soziologen Werner Sombart, eine Untersuchung zur bedeutendster Ökonom des Instituts für industriellen Revolution in der Landwirtschaft sowie vier einer langfristigen Konsolidierung des Kapitalismus kom- Sozialforschung zu Unrecht im Schatten der Philipp Lenhard Rezensionen. großen Denker der »Kritischen Theorie«. Nach dem Studium der Nationalökonomie und der Staatswissenschaften in München, Freiburg und Frankfurt wurde er 1923 mit einer Arbeit men werde, die mit der Einführung planwirtschaftlicher 2018 | 362 Seiten | 28 Euro zum Marxschen Geldbegriff promoviert. Im selben Jahr gründete er das Institut für Sozialforschung mit, das er mehrere Jahrzehnte gemeinsam mit seinem Freund Max Horkheimer Elemente und einer deutlichen Stärkung des Staates als leitete. 1928 habilitierte er sich mit einer ISBN 978-3-86259-132-9 Gesammelte Schriften in sechs Bänden Studie zur sowjetischen Planwirtschaft. Mit Herausgegeben von Philipp Lenhard der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte er zunächst in die Schweiz, dann ökonomischem Akteur verbunden sein würde. Mit den Band I Marxistische Schriften in die USA, wo er Anfang der vierziger Jahre wichtige Aufsätze zur Analyse des Band II Schriften zu Planwirtschaft und Krise I Nationalsozialismus veröffentlichte. 1950 kehrte Band III Schriften zu Nationalsozialismus und er nach Frankfurt zurück, wo er als Professor Antisemitismus für Volkswirtschaftslehre und Soziologie tätig hier abgedruckten frühen Aufsätzen aus der Zeitschrift für Band IV Schriften zur Automation war. Seine Studie Automation untersuchte Band V Vermischte Schriften, Gespräche und 1956 erstmals systematisch die sozialen Interviews Folgen der Einführung des Computers in die Band VI Briefe ISBN 978-3-86259-132-9 Industrieproduktion. Sozialforschung legte Pollock die Grundlage für die spätere, Anfang der 1940er Jahre, formulierte Staatskapitalismus- Editionsplan der Gesammelten Schriften these (Band III). Band I / Marxistische Schriften (2018) Neben der umfangreichen Schrift über die planwirtschaft- Band II / Schriften zu Planwirtschaft und Krise (2021) lichen Versuche in der Sowjetunion und den frühen Aufsät- Band III / Schriften zum NS und Antisemitismus (2022) zen aus der Institutszeitschrift enthält der zweite Band der Band IV / Schriften zur Automation Gesammelten Schriften auch Rezensionen aus verschiedenen Band V / Vermischte Schriften, Gespräche und Interviews Zeitschriften. Band VI / Briefe »Pollock galt vielen als ›die graue Eminenz‹ des Instituts für Sozialforschung. Nun wird ein […] Scheinwerfer auf ihn gerichtet, der ihn als Autor zeigt.« / FAZ
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