Präsentation neuen Kalenders "Dreaming" von Albert Watson in Mailand - Kulturexpresso

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Präsentation neuen Kalenders "Dreaming" von Albert Watson in Mailand - Kulturexpresso
Präsentation    des    neuen
Kalenders   „Dreaming“   von
Albert Watson in Mailand
Mailand, Italien (Kulturexpresso). Kalender führen ihr
notwendiges Eigenleben in einer verplanten Welt. Der
Digitalisierung trotzt ein Traditionskalender aus Mailand.
Eine starke Marke macht es möglich. Albert Watson wurde als
Fotograf erwählt. Er ist von Geburt an auf einem Auge blind.
Seine Aufnahmen sollen wirken, als hätte man die Einzelbilder
eines Films vor sich.

Ewige Nörgler könnten anmerken, dass wieder Männer Frauen
fotografieren. Dagegen sprechen der Kalender 2000, den Annie
Leibovitz aufnahm, und viele männliche Fotomodelle. Und das
Frauenbild? Der halbblinde Albert Watson schuf nicht umsonst
eine Situation, aus der „ein positives Bild der Frau von heute
entspringt“ (siehe unten).

Die Qualität der Photos ist hoch und macht sie zur Photo-
Kunst.

Zu dem Kalender erreichte uns am Präsentationstag 5. Dezember
2018 frisch aus Milano aus dem feinen Italia folgende
Pressemitteilung: – „Dreaming heißt der Pirelli-Kalender 2019.
Seine Aufnahmen erzählen die Geschichte von vier Frauen, ihren
Erwartungen und ihrem Bemühen, ihre Ziele zu erreichen. Wobei
jede von ihnen den eigenen Träumen und Leidenschaften folgt.
Der Fotograf der sechsundvierzigsten Ausgabe des legendären
Kalenders, die heute im Pirelli Hangar Bicocca präsentiert
wird, ist Albert Watson. Er machte die Aufnahmen im
vergangenen April in Miami und New York. Vor seiner Kamera
agierten Gigi Hadid, Alexander Wang, Julia Garner, Misty
Copeland, Calvin Royal III., Laetitia Casta und Sergei
Polunin.

Leidenschaft für den Film
„Die vierzig Aufnahmen in Farbe und Schwarzweiß, Format 16:9,
können Albert Watsons große Leidenschaft für den Film nicht
verhehlen. „Als ich das Projekt in Angriff nahm“, erklärt
Watson, „wollte ich es anders machen als meine Vorgänger und
ich fragte mich, wie das wohl am besten zu realisieren sei.

Ich wollte qualitativ hochwertige Aufnahmen mit Tiefe, die
etwas erzählen. Ich wollte mehr, als einfach nur Personen
abbilden. Jede Aufnahme sollte den Eindruck entstehen lassen,
man habe das Einzelbild eines Films vor sich. Jeder, der den
Kalender betrachtet, soll erkennen, dass ich die Frauen, die
vor meiner Kamera agierten, entdecke und eine Situation
schaffe, aus dem ein positives Bild der Frau von heute
entspringt“. Als der Fotograf erläutert, wie er den Kalender
realisierte, erzählt er von seinen eigenen Träumen sowie den
Mühen und Opfern, die mit ihnen verknüpft sind“:

Träumen, ohne die Leiter in einem Sprung
bis nach ganz oben erklimmen zu wollen
„Wenn man einen Traum verwirklichen will, muss man hart dafür
arbeiten. Ich bin dabei stets schrittweise vorgegangen und
habe ein Ziel nach dem anderen erreicht, ohne die Leiter in
einem Sprung bis nach ganz oben erklimmen zu wollen. Obwohl
ich bisweilen den Eindruck habe, diese Leiter steigt bis ins
Unendliche empor, wobei die oberste Sprosse sich immer weiter
entfernt, glaube ich doch, dass es sich lohnt, immer
höhergesteckte Ziele und Träume vor Augen zu haben.“

„Jede der vier Frauen“, fährt er fort, „hat ihre eigene
Individualität, ein ganz besonderes Ziel im Leben und ihre
eigene Art zu handeln. Jede von ihnen blickt auf ihre Zukunft.
Das Grundthema des gesamten Projekts sind die ‚Träume‘,
präsentiert als Erzählung in vier ‚kleinen Filmen‘. Was ich
vermitteln wollte, waren die Hoffnungen der Protagonisten und
ihre Art, über die Zukunft nachzudenken, und das derart, das
der Aspekt des Träumens mitschwingt.“

                 Gigi Hadid. © Pirelli-
                 Kalender  2019, Albert
                 Watson

Ein Beispiel dafür ist die Figur, die Gigi Hadid dargestellt.
Sie hat sich von ihrem Lebensgefährten getrennt und lebt
einsam in einem Glasturm. In Alexander Wang findet sie ihren
einzigen Freund und Vertrauten. „In diesen Bildern liegt für
mich ein Hauch von Melancholie. Mit der Figur von Gigi Hadid
wollte ich das Bild einer Frau vermitteln, die in die Zukunft
blickt, doch mit einem Gefühl der Einsamkeit. Wir sehen sie,
wie sie darüber nachdenkt, wohin sie gehen wird und was sie
morgen tun wird. Ich wollte sie und das Ambiente, das sie
umgibt, wesentlich „minimalistischer“, als bei den anderen
Stories.“

Die Frau, die die Natur liebt – und die Einsamkeit
Julia Garner in einem
                 Garten in Miami. © Pirelli-
                 Kalender    2019,   Albert
                 Watson

Julia Garner übernimmt die Rolle einer jungen Fotografin,
welche die Natur und die Einsamkeit liebt. „Julia ist eine
sehr erfahrene Schauspielerin und hat sich perfekt in ihre
Rolle hineinversetzt. Sie fotografiert botanische Motive und
träumt davon, ihre Fotos erfolgreich auszustellen. Wir haben
die Aufnahmen in einem wunderschönen tropischen Garten in
Miami gemacht, der sich für unsere Arbeit als perfekt erwies.“

Misty Copeland oder die Frau, die eine große
Balletttänzerin werden will
Auch Misty Copeland, der im Kalender Calvin Royal III. zur
Seite gestellt wird, blickt in die Zukunft und träumt davon,
sich in der Welt des Balletts einen Namen zu machen. „Das
Streben nach Erfolg ist ihre Antriebskraft. Die von Misty
Copeland dargestellte Figur tanzt in einem Lokal, um sich
ihren Unterhalt zu verdienen. Aber in ihrem Garten hat sie
eine kleine Bühne errichtet, auf der sie tanzt, um ein Star zu
werden, manchmal mit ihrem Verlobten, dargestellt von Calvin
Royal III.“

Laetitia Casta verkörpert eine Malerin, die mit ihrem Freund,
dargestellt von Sergei Polunin, in einer Einzimmerwohnung
lebt, die ihr auch als Atelier dient. Beide träumen vom
Erfolg, sie als Malerin, er als Tänzer. „Das Interessante
ist“, erzählt Watson, „dass sich Laetitia in ihrer Freizeit
wirklich der Skulptur widmet und Kunstgegenstände kreiert.
Dieser günstige Zufall hat es ihr erleichtert, sich in ihre
Rolle hineinzuversetzen. Wir haben beschlossen, auch im Freien
zu fotografieren, um die Szene in ein natürliches Licht zu
setzen. Miami und seine tropische Natur sind eine wesentliche
Komponente des Bildes.““

Das Team hinter dem Kalender „Dreaming“
„FOTOGRAF ALBERT WATSON KUNSTDIREKTION BARON & BARON EXECUTIVE
PRODUCTION THE PRODUCTION CLUB PRODUCTION DESIGNER STEVE
KIMMEL“

Photomodelle: „LAETITIA CASTA, MISTY COPELAND, JULIA GARNER,
GIGI HADID, SERGEI POLUNIN, CALVIN ROYAL III., ALEXANDER WANG
MODEL ASTRID EIKA.“

„CASTING DIRECTOR PIERGIORGIO DEL MORO POST PRODUCTION EMI
ROBINSON PHOTO ASSISTANT TARO HASHIMURA DIGITAL TECHNICIAN
ADRIEN POTIER CALLIGRAPHER NICOLAS OUCHENIR ATELIER NICOLAS
OUCHENIR REPRESENTED BY ZZO MAKE UP ARTIST JAMES KALIARDOS
HAIR STYLIST KERRY WARN PROP STYLIST ARNOLD BARROS STYLIST
JULIA VON BOEHM WITH THANKS TO ALLISON BORNSTEIN SET DECORATOR
BELINDA SCOTT“

Das vollständige Interview mit Albert
Watson
Das Kalenderprojekt
„Wie sind sie das Projekt des Pirelli-Kalenders angegangen?“
„Der Pirelli-Kalender ist für jeden Fotografen ein
einzigartiges Projekt. Als ich es in Angriff nahm, wollte ich
es anders machen als die Fotografen vor mir und ich fragte
mich, wie ich das wohl am besten realisiere. Ich suchte nach
qualitativ hochwertigen Bildern mit Tiefe, die etwas erzählen.
Ich wollte mehr machen als einfach nur Personen abbilden.
Alles sollte den Eindruck entstehen lassen, man habe
Einzelbilder eines Films vor sich. Ich möchte, dass die
Betrachter des Kalenders verstehen, dass ich pure Fotografie
machen wollte, dass ich die Frauen, die vor meiner Kamera
agierten, entdecken und eine Situation schaffen wollte, aus
der ein positives Bild der Frau von heute entspringt.“

„Wie haben Sie das Projekt dann angelegt?“

„Ich wollte sichergehen, eine aussagekräftige Story zu haben
und dachte: „Versuchen wir, die Aufnahmen wie die Einzelbilder
eines Films wirken zu lassen“. Die Aufnahmen wurden als
Panoramabilder gemacht, was ziemlich aufwändig war. Jede der
vier Frauen hat eine eigene Individualität, ein ganz
besonderes Ziel im Leben und ihre eigene Art zu handeln. Und
alle blicken auf ihre Zukunft. Das zugrunde liegende Thema
sind also die ‚Träume‘, aber der Grundgedanke des gesamten
Projekts ist die Erzählung in vier ‚kleinen Filmen‘.“

„Können Sie uns etwas zu den Geschichten sagen, die Sie in
Ihren Kalender beleben?“

„Jede Figur übernimmt im Pirelli-Kalender 2019 eine Rolle.
Bisweilen nähert sich die Rolle dem an, was ihre Darstellerin
im Leben macht. Doch letztlich spielen alle einfach eine
Rolle. Sie sind nicht sie selbst. Und das ist es, was ich
wollte.“

Die Rollen der Frauen: Einsam in die Zukunft
blickend …
„Die Frau, die Gigi Hadid wird, hat sich kürzlich von ihrem
Lebensgefährten getrennt. Sie hat einen Vertrauten,
dargestellt von dem Modedesigner Alexander Wang. Er hilft ihr,
diesen schwierigen Moment zu überwinden. In diesen Bildern
liegt für mich ein Hauch von Melancholie. Mit der Figur von
Gigi Hadid wollte ich das Bild einer Frau vermitteln, die mit
einem Gefühl der Einsamkeit in die Zukunft blickt. Ich wollte,
dass sie wesentlich ‚minimalistischer‘ erschien als die
anderen Frauen, die ich fotografiert habe. Und ich wollte,
dass sie sich in den Umgebungen widerspiegelt, in denen ich
sie dargestellt habe. Die anderen Protagonisten agieren vor
üppigen Hintergründen, und auf fast allen Aufnahmen ist Aktion
zu sehen.“

… oder in Aktion: der Fotograf fotografiert eine
„Fotografin“ …

                 In   Schwarzweiß:    Julia
                 Garner. © Pirelli-Kalender
                 2019, Albert Watson

Julia Garner übernimmt die Rolle einer Fotografin, die
botanische Motive aufnimmt und davon träumt, ihre Fotos
erfolgreich auszustellen. Julia ist eine sehr erfahrene
Schauspielerin und hat sich perfekt in ihre Rolle
hineinversetzt. Wir haben die Aufnahmen in einem wunderschönen
tropischen Garten in Miami gemacht, der sich für unsere Arbeit
als perfekt erwies. Misty Copeland und Calvin Royal III.
stellen zwei Tänzer dar, die in einer Wohnung im Stil des Art
Déco leben. Sie träumt davon, ein Star zu werden und in Paris
zu tanzen. Wie sie in die Zukunft blickt, hat sie ein Ziel vor
Augen. Das Streben nach Erfolg ist ihre Antriebskraft.

… eine „Tänzerin“ und eine „Malerin“
Die von Misty Copeland dargestellte Figur tanzt in einem
Lokal, um sich ihren Unterhalt zu verdienen. Aber in ihrem
Garten hat sie eine kleine Bühne errichtet, auf der sie tanzt,
manchmal mit ihrem Verlobten, dargestellt von Calvin Royal
III.
Misty Copeland ist      die
                 „Balletttänzerin“.        ©
                 Pirelli-Kalender      2019,
                 Albert Watson

Die von Laetitia Casta dargestellte Künstlerin lebt in einer
Einzimmerwohnung, die ihr auch als Atelier dient und die sie
mit ihrem Lebensgefährten teilt, dargestellt von Sergei
Polunin. Beide träumen vom Erfolg: sie als Malerin, er als
Tänzer. Das Interessante ist, dass sich Laetitia in ihrer
Freizeit wirklich Skulpturen widmet und Kunstgegenstände
kreiert. Dieser günstige Zufall hat es ihr erleichtert, sich
in ihre Rolle hineinzuversetzen. Wir haben beschlossen, auch
im Freien zu fotografieren, um die Szene in ein natürliches
Licht zu setzen. Miami und seine tropische Natur sind eine
wesentliche Komponente des Bildes.“

Albert Watson, Alfred Hitchcock und das Licht
„Welche Rolle hat das Licht in diesem Projekt gespielt?“
„Die erste berühmte Persönlichkeit, die ich als junger
Fotograf abgelichtet habe, war Alfred Hitchcock. Er sagte zu
mir: „Mein lieber Junge, wenn das Storyboard beendet ist, ist
auch der Film beendet. Ich muss ihn nur noch drehen.“ Das
Wesentliche dieser Aussage blieb mir immer in Erinnerung. Der
Kalender 2019 ist wie das Storyboard eines Films. Ich habe es
gut getroffen, denn ich habe eine vierjährige Ausbildung als
Grafiker gemacht und dann drei Jahre die Royal College of Art
Film School besucht, wo ich Regie studierte. Ich habe nie
einen Fotokurs besucht und musste also lernen, Fotos zu machen
und mit dem Licht zu arbeiten.
Die technischen Aspekte der Fotografie waren für mich immer
schwierig, denn ich hielt sie für unnatürlich. Rein intuitiv
war es für mich dagegen ganz natürlich, einer filmischen
Ästhetik zu folgen. Ein Großteil meiner Arbeit basiert auf
grafischen Aspekten und Filmstreifen, mitunter auch auf einer
Mischung daraus. In dieser Hinsicht war es für mich einfach,
mich in den Kalender einzuarbeiten und Bilder wie Einzelbilder
eines Films zu erzeugen. Es ging um ein Verschmelzen all der
verschiedenen Elemente, um daraus eine Story entstehen zu
lassen. Der gemeinsame Nenner besteht darin, dass jede der
dargestellten Figuren dynamisch ist. Sie denken an ihre
Zukunft und träumen davon, wo sie in fünf, zehn oder zwanzig
Jahren sein könnten.“

Albert Watson: Bessere Arbeit, wenn ich
mich mit den Menschen wohlfühle
„Wie hat Ihnen die Arbeit am Set gefallen?“
„Ich weiß, dass einige Personen am besten arbeiten, wenn am
Set Spannung herrscht. Nur so können sie ihre Kreativität voll
freisetzen. Für mich trifft das genaue Gegenteil zu. Wenn ich
mich mit Personen amüsiere, wenn ich mich in ihrer
Gesellschaft wohl fühle und mit ihnen Spaß habe, kann ich aus
ihnen wesentlich mehr herausholen. Manchmal sage ich den
jungen Fotografen, entscheidend sei die Location, die Location
und nochmal die Location, doch bei einem Projekt wie diesem
heißt es Vorbereitung, Vorbereitung und nochmals Vorbereitung.

Je mehr man sich auf eine Arbeit vorbereitet, desto kreativer
wird sie sein. Es gilt nachzudenken und zu programmieren,
programmieren, programmieren. Das ist es, was wirklich zählt.
Ich hatte großartige Unterstützung, als ich die Atmosphäre für
den Kalender schuf. Steve Kimmel war der künstlerische Leiter,
zusammen mit Arnold Barros und Belinda Scott, und sie haben
ausgezeichnete Arbeit geleistet. Dank ihres Engagements war
alles perfekt. James Kaliardos hat sich um die Schminke
gekümmert. Seine Arbeit war fantastisch, schön, unsichtbar,
aber dennoch präsent.

Die Frisuren, um die sich Kerry Warn kümmerte, wirkten bei
allen Frauen ganz natürlich. Er hat viel Erfahrung beim Film
gesammelt und war für dieses Projekt genau der richtige. Julia
Von Boehm kümmerte sich um das Styling und das Fashion
Editing. Außerdem hatte ich mein eigenes Assistenten-Team mit
Taro Hashimura und Ed Smith. Alles Digitale wurde gesteuert
von Adrien Potier, und Emi Robinson hat wunderbare Retuschen
gemacht. Alle haben einen großen Beitrag geleistet, und am
Ende war der Kalender wohl eher ein filmisches Projekt als ein
fotografisches.“

Haben Sie Ihre Träume verwirklicht?
Eine Frage an Albert Watson und jeden von uns
„Glauben Sie, dass Sie Ihre Träume verwirklicht haben?“

„Wenn man einen Traum verwirklichen will, muss man hart
arbeiten. Ich bin dabei immer schrittweise vorgegangen und
habe ein Ziel nach dem anderen erreicht, ohne die Leiter
sofort bis ganz nach oben erklimmen zu wollen. Obwohl ich
manchmal den Eindruck habe, dass diese Leiter ins Unendliche
emporsteigt und sich die oberste Sprosse immer weiter
entfernt, glaube ich doch, dass es sich lohnt, immer
höhergesteckte Ziele und Träume vor Augen zu haben.“

Biografie von Albert Watson
„Albert Watson wurde in Edinburgh geboren und wuchs dort auf.
Er studierte Graphic Design am Duncan of Jordanstone College
of Art and Design in Dundee sowie Film am Royal College of Art
in London. Obwohl er von Geburt an auf einem Auge blind ist,
nahm er Fotografie in seinen Studienplan auf. 1970 ging er mit
seiner Ehefrau Elizabeth, die eine Stellung als
Grundschullehrerin in Los Angeles erhalten hatte, in die USA
und er begann, sich als Hobbyfotograf zu betätigen. Heute ist
Albert Watson einer der erfolgreichsten und schöpferischsten
Fotografen weltweit. Dies hat er seiner ganz persönlichen
Fähigkeit zu verdanken, Kunst, Mode und Werbefotografie
miteinander zu verschmelzen“ und so äußerst symbolträchtige
Bilder zu schaffen.

„Die Vielfalt und der Umfang seines Schaffens sind
ohnegleichen: das Spektrum reicht von Aufnahmen von Alfred
Hitchcock und Steve Jobs bis hin zu den Beauty Shots von Kate
Moss, von den Landschaftsaufnahmen in Las Vegas bis hin zu den
Stillleben der Grabbeigaben des Königs Tutanchamon.

Seine Fotografien sind in den Galerien und Museen der ganzen
Welt zu sehen, und die Zeitschrift «Photo District News»,
quasi die Bibel der Fotografie-Branche, nahm Albert in ihre
Liste der zwanzig einflussreichsten Fotografen aller Zeiten
auf, neben Namen wie Irving Penn und Richard Avedon. Watson
gewann zahlreiche Preise, darunter einen Lucie Award, einen
Grammy Award, drei Andys, einen Steiger Award, einen
Hasselblad Masters Award und die Centenary Medal für die
Karriere von der Royal Photographic Society. Im Juni 2015
wurde dem schottischen Fotografen für seine Verdienste um die
Kunst der Fotografie von Königin Elisabeth II. das
Offizierskreuz   des   Order   of   the   British   Empire   (OBE)
verliehen.“

Fotos in Mode
Seine Fotos erschienen weltweit auf über 100 Covern von
«Vogue» und in unzähligen anderen Zeitschriften wie „Rolling
Stone“, „Time“ und „Harper’s Bazaar“. Viele seiner Fotos sind
Ikonen der Welt der Mode oder Porträts von Rockstars, Rappern,
Schauspielern oder anderen prominenten Personen. Von ihm
stammen die Aufnahmen zu Hunderten von Werbekampagnen für
große Unternehmen wie Blumarine, Prada, The Gap, Levi’s,
Revlon und Chanel.
Filmplakate von Albert Watson
Er hat zahlreiche Filmplakate realisiert, wie für Kill Bill
und Die Geisha, über 100 Fernsehspots gedreht und sich
gleichzeitig Projekten für Ausstellungen in Museen und
Galerien gewidmet.

Die sechs Bücher des Albert Watson
„Albert hat fünf Bücher veröffentlicht: Cyclops (Bullfinch,
1994), Maroc (Rizzoli, 1998), Albert Watson (Phaidon, 2007),
Strip Search (PQ Blackwell/Chronicle 2010) und UFO: Unified
Fashion Objectives (PQ Blackwell/Abrams 2010). Sein jüngstes
Buch mit dem Titel Kaos wurde von Taschen im Herbst 2017
veröffentlicht. Viele Kataloge seiner Fotos wurden von Museen
und Galerien zu seinen Ausstellungen veröffentlicht.

Albert Watsons Ausstellungen:             Wien,    Hamburg,
Stockholm, Moskau …
„Seit 2004 wurden Albert Watsons Werke in Einzelausstellungen
im Museo d’Arte Moderna in Mailand, im Kunst Haus Wien, im
City Art Centre von Edinburgh, im FotoMuseum von Antwerpen, im
NRW-Forum von Düsseldorf, in der Forma Galleria in Milano, der
Fotografiska in Stockholm und im Multimedia Art Museum in
Moskau gezeigt. Eine umfangreiche Retrospektive mit einem
neuen Korpus von Fotos, die Watson in Benin aufnahm, wurde in
den Deichtorhallen von Hamburg 2013 präsentiert.

Die Fotografien von Watson wurden in Kollektivausstellungen in
zahlreichen Museen ausgestellt, darunter im National Portrait
Gallery in London, im New Yorker Metropolitan Museum of Art,
im Pushkin Museum of Fine Arts in Moskau, im Lianzhou Museum
of Photography in China, im International Center of
Photography in New York, im Brooklyn Museum und in den
Deichtorhallen. Seine Fotografien sind zudem Bestandteil
ständiger Ausstellungen in der National Portrait Gallery, im
Metropolitan Museum of Art, im Smithsonian, im schottischen
Parlament, in den Deichtorhallen und im Multimedia Art Museum
in Essen.“

„Watson geht vollkommen in seiner Arbeit auf. Sein Atelier in
Manhattan, das ihm auch als seine persönliche Galerie dient,
füllen Millionen Fotos und Negative sowie zahlreiche
Gigantografien.

Seine bildliche Sprache folgt einem Kodex, der seine
Fotografien durch ihre Intensität und die technische
Virtuosität eindeutig als Aufnahmen von Albert Watson
identifizierbar macht, sei es ein Foto von einem Wald in
Schottland, von einem Kleid von Yohji Yamamoto, getragen von
einem Topmodel, oder eine Nahaufnahme des von dem Astronauten
Alan Shepard auf dem Mond getragenen Raumfahreranzug, oder das
ikonische Porträt von Steve Jobs. Sein unaufhörliches Streben
nach Perfektion machten Watson zu einem der gefragtesten
Fotografen der Welt.“

Über 50 Jahre Kalendertradition                          mit
vielen großen Namen
Nicole Kidman, Rooney Mara, Julianne Moore, Lupita
Nyong’o, Alicia Vikander, Robin Wright, …
„PIRELLI-KALENDER: FOTOGRAFEN, LOCATIONS UND MODELS: 1964
Robert Freeman auf Mallorca, Spanien Jane Lumb, Sonny Freeman
Drane, Marisa Forsyth 1965 Brian Duffy in Monaco und der Côte
d’Azur, Südfrankreich Pauline Dukes, Annabella, Virginia,
Pauline Stone, Jeannette Harding 1966 Peter Knapp in Al
Hoceima, Marokko Peter Knapp, Shirley Ann, Sue 1967 keine
Veröffentlichung

1968 Harry Peccinotti in Djerba, Tunesien Ulla Randall, Elisa
Ngai, Pat Booth, Jill La Tour 1969 Harry Peccinotti in Big
Sur, Kalifornien

1970 Francis Giacobetti auf Paradise Island, Bahamas Alexandra
Bastedo, Anak, Pegga, Paula Martine
1971 Francis Giacobetti auf Jamaica, Große Antillen Caileen
Bell, Angela McDonald, Kate Howard, Christine Townson, Gail
Allen 1972 Sarah Moon in Villa Les Tilleuls, Paris Suzanne
Moncurr, Mick Lindburg, Boni Pfeifer, Inger Hammer, Magritt
Rahn, Barbara Trenthan 1973 Brian Duffy in London, England
Erica Creer, Sue Paul, Nicki Howorth, Kubi, Nicky Allen, Jane
Lumb, Kate Howard, Vida, Penny Steel, Kari Ann, Elizabeth,
Vicky Wilks 1974 Hans Feurer auf den Seychellen, Afrika Eva
Nielson, Kim, Marana, Chichinou, Kathy Cochaux 1975 – 1983
keine Veröffentlichung;“

In die 80er passten sie
„1984 Uwe Ommer auf den Bahamas, Mittelamerika Angie Layne,
Suzy-Ann Watkins, Jane Wood, Julie Martin 1985 Norman
Parkinson in Edinburgh, Schottland Anna, Cecilia, Iman, Lena,
Sherry 1986 Bert Stern in den Cotswolds, England Julia Boleno,
Jane Harwood, Louise King, Deborah Leng, Suzy Yeo, Beth
Toussaint, Gloria, Joni Flyn, Caroline Hallett, Samantha,
Juliet, Clare Macnamara 1987 Terence Donovan in Bath, England
Ione Brown, Colette Brown, Naomi Campbell, Gillian De
Turville, Waris Dirie

1988 Barry Lategan in London, England Hugo Bregman, Briony
Brind, Victoria Dyer, Nicola Keen, Kim Lonsdale, Sharon
MacGorian, Naomi Sorkin, Carol Straker 1989 Joyce Tennyson in
den Polaroid Studios, New York Lisa Whiting, Nicky Nagel,
Dannielle Scott, Brigitte Luzar, Gilda MeyerNichof, Kathryn
Bishop, Susan Allcorn, Susan Waseen, Rosemarie Griego, Akura
Wall, Gretchen Heichholz, Rebecca Glen 1990 Arthur Elgort in
Sevilla, Spanien Laure Bogeart, Laurie Bernhardt, Christina
Cadiz, Anna Klevhag, Florence Poretti, Debrah Saron

1991 Clive Arrowsmith in Frankreich Alison Fitzpatrick, Lynne
Koester, Monika Kassner, Paola Siero, Nancy Liu, Katherina
Trug, Jackie Old Coyote, Tracy Hudson, Rachel Boss, Carole
Jimenez, Saskia Van Der Waarde, Rina Lucarelli, Susie Hardie-
Bick 1992 Clive Arrowsmith in Almeria, Spanien Alison
Fitzpatrick, Julienne Davis, Judi Taylor.

1993 John Claridge auf den Seychellen, Afrika Christina
Estrada, Barbara Moors, Claudie

Wieder Photoaufnahmen auf Paradise Island
1994 Herb Ritts auf Paradise Island, Bahamas Karen Alexander,
Helena Christensen, Cindy Crawford, Kate Moss.

1995 Richard Avedon in New York, Vereinigte Staaten Nadja
Auermann, Farrah Summerford, Naomi Campbell, Christy
Turlington.

1996 Peter Lindberg in El Mirage, Kalifornien, Vereinigte
Staaten Eva Herzigova, Natassja Kinski, Kristen Mc Menamy,
Navia, Carre Otis, Tatjanna Patitz

1997 Richard Avedon in New York, Vereinigte Staaten Honor
Fraser, Ling, Cordula, Sophie Patitz, Ines Sastre, Waris
Dirie, Anna Klevhag, Monica Bellucci, Gisele, Kristina,
Tatiana, Irina, Jenny Shimizu, Marie Sophie, Brandy, Julia
Ortiz, Nikki Uberti

1998 Bruce Weber in Miami, Vereinigte Staaten Tanga Moreau,
Stella Tenant, Milla Jovovich, Carolyn Murphy, Eva Herzigova,
Patricia Arquette, Shalom Harlow, Kristy Hume, Elaine Irwin
Mellencamp, Georgina Grenville, Kiara, Rachel Roberts, Daryl
Hannah

1999 Herb Ritts in Los Angeles, Vereinigte Staaten Chandra
North, Sophie Dahl, Karen Elson, Michele Hicks, Carolyn
Murphy, Shirley Mallmann, Laetitia Casta, Audrey Marnay, Elsa
Benitez, Bridget Hall, Angela Lindvall, Alek Wek 2000 Annie
Leibovitz in Rhinebeck, New York, Vereinigte Staaten Lauren
Grant, June Omura, Mireille Radwan-Dana, Laetitia Casta, Alek
Wek, Julie Worden, Jacqui Agyepong, Marjorie Folkman“
Das 21. Jahrhundert beginnt, den Kalender gibt es
immer noch
„2001 Mario Testino in Neapel, Italien Gisele Bundchen,
Aurelie Claudel, Karen Elson, Rhea Durham, Marianna Weickert,
Fernanda Tavares, Angela Lindvall, Ana Claudia Michael, Liisa
Winkler, Noemi Lenoir, Frankie Rayder, Carmen Kass 2002 Peter
Lindbergh in Los Angeles, Vereinigte Staaten Lauren Bush,
Erika Christensen, Amy Smart, Bridget Moynahan, James King,
Shannyn Sossamon, Selma Blair, Kiera Chaplin, Brittany Murphy,
Monet Mazur, Rachel Leigh Cook, Mena Suvari, Julia Stiles

2003 Bruce Weber im Cilento und in Paestum, Italien Jessica
Miller, Lisa Steiffert, Heidi Klum, Isabeli Fontana,
Mariacarla Boscono, Natalia Vodianova, Karolina Kurkova,
Sienna Miller, Alessandra Ambrosio, Rania Raslan, Bridget
Hall, Sophie Dahl, Eva Riccobono, Yamila Diaz-Rahi, Filippa
Hamilton, Valentina Stilla

2004 Nick Knight in London, England Adina Fohlin, Amanda
Moore, Jessica Miller, Natalia Vodianova, Karolina Kurkova,
Mariacarla Boscono, Esther de Jong, Frankie Rayder, Liberty
Ross, Dewi Driegen, Ai Tominaga, Pollyanna McIntosh, Alek Wek
2005 Patrick Demarchelier in Rio de Janeiro, Brasilien Adriana
Lima, Julia Stegner, Michelle Buswell, Erin Wasson, Marija
Vujovic, Fillipa Hamilton, Liliane Ferrarezi, Valentina, Diana
Dondoe, Isabeli Fontana, Naomi Campbell

2006 Mert and Marcus in Cap d’Antibes, Frankreich Marcus
Piggott, Jennifer Lopez, Gisele Bundchen, Guinevere Van
Seenus, Kate Moss, Karen Elson, Natalia Vodianova“

Weitermachen trotz Finanzkrise
„2007 Inez and Vinoodh in Kalifornien Sophia Loren, Penelope
Cruz, Lou Doillon, Naomi Watts, Hilary Swank

2008 Patrick Demarchelier in Shanghai, China Maggie Cheung,
Agyness Deane, Lily Donaldson, Du Juan, Doutzen Kroes,
Catherine Mc Neil, Mo Wan Dan, Sasha Pivovarova, Coco Rocha,
Caroline Trentini, Gemma Ward

2009 Peter Beard in Abu Camp/Jack’s Camp, Botswana Daria
Werbowy, Emanuela De Paula, Isabeli Fontana, Lara Stone,
Rianne Ten Haken, Malgosia Bela, Mariacarla Boscono 2010 Terry
Richardson auf Bahia, Brasilien Daisy Lowe, Georgina
Stojiljokovic, Rosie Huntington, Eniko Mihalik, Catherine
McNeil, Ana Beatriz, Abbey Lee Kershaw, Marloes Horst, Lily
Cole, Miranda Kerr, Gracie Carvalho“

„2011 Karl Lagerfeld in Paris, Frankreich Bianca Balti, Eliza
Sednaoui, Freja Beha Erichsen, Isabeli Fontana, Magdalena
Frackowiak, Anja Rubik, Abbey Lee Kershaw, Lakshmi Menon,
Heidi Mount, Erin Wasson, Natasha Poly, Lara Stone, Daria
Werbowy, Iris Strubegger, Jeneil Williams, Baptiste Giabiconi,
Sebastian Jondeau, Brad Kroenig, Garrett Negg, Jake Davis

2012 Mario Sorrenti in Murtoli, Korsika Isabeli Fontana,
Natasha Poly, Saskia De Brauw, Lara Stone, Joan Small,
Guinevere Van Seenus, Malgosia Bela, Edita Vilkevictiute, Kate
Moss, Milla Jovovich, Margareth Made, Rinko Kikuchi 2013 Steve
McCurry in Rio de Janeiro, Brasilien Isabeli Fontana, Adriana
Lima, Sonia Braga, Marisa Monte, Elisa Sednoui, Petra Nemcova,
Hanna Ben Abdesslem, Liya Kebede, Karlie Kloss, Kyleigh Kuhn,
Summer Rayne Oakes“

Jubiläum und kein Ende, dabei enthält jeder
Kalender eines
„2014 Feier des 50. Jubiläums des Kalenders in Mailand
Kalender 1986 von Helmut Newton, in Montecarlo und in Chianti
Antonia Dell’Atte, Susie Bick, Betty Prado

2015 Steven Meisel in New York, Vereinigte Staaten Karen
Elson, Anna Ewers, Isabeli Fontana, Gigi Hadid, Candice
Huffine, Adriana Lima, Sasha Luss, Cameron Russel, Joan
Smalls, Natalia Vodianova, Raquel Zimmerman
2016 Annie Leibovitz in New York, Vereinigte Staaten Yao Chen,
Natalja Vodjanova, Kathleen Kennedy, Agnes Gund und Sadie Rain
Hope-Gund, Serena Williams, Fran Lebowitz, Mellody Hobson, Ava
Duvernay, Tavi Gevinson, Shirin Neshat, Yoko Ono, Patti Smith,
Amy Schumer

2017 Peter Lindbergh in Berlin, Los Angeles, New York, London
und Le Touquet Jessica Chastain, Penelope Cruz, Nicole Kidman,
Rooney Mara, Helen Mirren, Julianne Moore, Lupita Nyong’o,
Charlotte Rampling, Lea Seydoux, Uma Thurman, Alicia Vikander,
Kate Winslet, Robin Wright, Zhang Ziyi. Special Guest
Anastasia Ignatova

2018 Tim Walker in London, Vereinigtes Königreich Adut Akech,
Adwoa Aboah, Alpha Dia, Djimon Hounsou, Duckie Thot, Jaha
Dukureh, King Owusu, Lil Yachty, Lupita Nyong’o, Naomi
Campbell, RuPaul, Sasha Lane, Sean “Diddy” Combs, Slick Woods,
Thando Hopa, Whoopi Goldberg, Wilson Oryema, Zoe Bedeaux

2019 Albert Watson in Miami und New York Laetitia Casta, Misty
Copeland, Julia Garner, Gigi Hadid, Sergei Polunin, Calvin
Royal III., Alexander Wang“ und Astrid Eika.

Das Drama „Die Gerechten“ von
Albert Camus demnächst am
Maxim-Gorki-Theater in Berlin
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Nicht nur für mich wird
es mal wieder Zeit, das Drama „Die Gerechten“ von Albert Camus
zu sehen und über das Theaterstück, das auf einer wahren
Begebenheit basiert, nachzudenken.

1905 verübte die Terror-Truppe (oder Freiheitskämpfer,
d.I.d.t.? der Sozialrevolutionäre in Moskau einen Anschlag auf
den russischen Großfürsten Sergei. „1931 wurden“ laut
Wikipedia „bei Payot in Paris in französischer Übersetzung die
von Boris Savinkov 1909 veröffentlichten und 1917 ergänzten
Erinnerungen eines Terroristen publiziert“, die Camus gelesen
haben muss wie auch den 1933 von Irène Némirovsky
geschriebenen Roman L’affaire Courilof (Der Fall Kurilow,
1995). Daraus zog der französischer Schriftsteller und
Philosoph, Nobelpreisträger für Literatur und Existentialist
Camus den Stoff für sein Drama in fünf Akten.

Das Drama in der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel wird
unter der Regie von Sebastian Baumgarten neu aufgelegt. Am
Samstag, den 29. September, soll um 19.30 Uhr auf der Bühne
des Maxim-Gorki-Theaters Premiere sein und auf der Bühne
sollen Mazen Aljubbeh, Jonas Dassler, Lea Draeger, Aram
Tafreshian und Till Wonka stehen.

In einer Pressemitteilung der Maxim-Gorki-Theaters vom
12.9.2018 heißt es zur Premierenankündigung: „Die Gerechten
von Albert Camus ist einerseits ein spannender politischer
Kriminalfall auf Basis einer wahren Geschichte: des Attentats
1905 auf den Großfürsten und Zarenonkel Sergej, mit dem
russische Revolutionäre der staatlichen Barbarei ein Ende
setzen wollten. Auf der anderen Seite verstrickt Camus mit
diesem Stück über Terrorismus seine Figuren in den Widerspruch
zwischen Rechtfertigung der Gewalt und dem Tragen persönlicher
Schuld. Sebastian Baumgarten sucht mit Camus in der russischen
Geschichte nach einem Verstärker, der die aktuellen
Kollisionen erfahrbar macht.“

Anmerkung:
Mehr zum Drama „Die Gerechten“ von Albert Camus nachdem ich
das Stück gesehen habe.

d.I.d.t. = der Idiot der tippt

Im    Klischee   ertrunkenes
Agentenkino    –   Bolschoi-
Ballerina zwischen Folter und
Fotze
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Selten so einen Sermon
gehört. Ein unsägliches Geschwätz übers Geheimdienstliche,
Gesellschaftliche und Geschlechtliche („magische Muschis“) im
Allgemeinen und das Russische im Besonderen geistert durch
einen Agentenstreifen wie Luis Trenker durch die Berge. Beides
muss ich hier und heute nicht mehr haben.

Während das Sehen, Hören und Lesen von Trenkers Traktaten über
die Berge möglicherweise bei Horst Seehofer Gefühle von Heimat
entfachen und auch Flachlandtiroler feucht werden lassen,
endet das Rüberholen russischer      Agentenromantik   in   der
Agitprop-Gosse Hollywoods.

Die Geschichte, die auf dem Buch “Operation Red Sparrow” des
Autors Jason Matthews, der rund drei Jahrzehnte für die CIA
arbeitete, beruht, ist in Sekunden erzählt. In Moskau verletzt
sich die russische Primaballerina Dominika Egorova (gespielt
von Jennifer Lawrence) auf der Bühne des Bolschoi-Theaters und
kann fortan nicht mehr vortanzen, obwohl sie fürsorglich für
Mutti, die unheilbar kränkelt, Geld verdienen möchte. Ihr
wenig guter aber geiler Onkel Ivan ist, hurra, Vizedirektor
des russischen Geheimdienstes SWR und großzügig. Dominika darf
weiter Geld verdienen. Ivans Nichte lässt sich zur Domse
umerziehen. Brust raus, Beine breit. Darauf reduziert sich das
Sparrow-Programm einer griesgraugrämigen Puffmutter Oberstin
hinter den Sieben Bergen des Urals. An dieser Stelle wäre eine
Reminisze
        ̣nz an Trenker richtig und wichtig gewesen. Oder auch
nicht, wie so vieles an diesem Film über Schneewittchen Domse,
den bösen Ivan und Vereinigte-Staaten-von-Amerika-Nate, der es
nötig hat.

Fix und fertig sowie flott verpackt soll die einstige
Bolschoi-Ballerina nämlich den CIA-Agenten Nate Nash (gespielt
von Joel Edgerton) ins Bett und um Geheimnisse bringen.
Befohlen, befolgt.

                                  Jennifer Lawrence und Joel
                                  Edgerton in einer Szene des
                                  Films „Red Sparrow“ von
                                  Regisseur Francis Lawrence.
© Twentieth Century Fox

Die Liebesgrüße aus Moskau kommen in Ungarn an und Agentin 00
Sex sowie die selten dämliche Handlung nehmen Fahrt auf. Die
Geschichte, die einer sämigen Graupensuppe gleicht, schwankt
nun zwischen Buda und Best, zwischen Folter und Fotze, bevor
am Ende Lady Langbein übrig bleibt, um Richtung Russland zu
entschweben.

Vielleicht holt Regisseur Francis Lawrence noch das Beste aus
dem von Justin Haythe geschriebenen Drehbuch raus, doch das
reicht nicht, um einer Geschichte voller absurder Anläufe, die
im ewig Gestrigen ertrinken, zu retten.

Ohne Ton wie „Spione“ von Fritz Lang könnte man das, was wie
gemacht für US-Amerikaner und EU-Unterschichten scheint, in
Lichtspielhäusern noch ertragen. Die Dialoge sind selten
dämlich und in kleinbritischer James-Bond-Manier, wie der
ganze Sermon.

Wenn schon Bond-Verschnitt, dann Bond-Parodie. Wir empfehlen
„00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“ von und mit Helge
Schneider, der mehrere Rollen spielte und mit Christoph
Schlingensief Regie führte. Dialoge: vom Feinsten.

Filmografische Angaben
Originaltitel: Red Sparrow
Deutscher Titel: Red Sparrow
Land: Vereinigte Staaten von Amerika
Jahr: 2018
Regie: Francis Lawrence
Buch: Justin Haythe     basierend auf Jason Matthews‘ Buch
„Operation Red Sparrow“
Musik: James Newton Howard
Kamera: Jo Willems
Schnitt: Alan Edward Bell
Darsteller: Jennifer Lawrence, Joel Edgerton, Matthias
Schoenaerts, Charlotte Rampling, Mary-Louise Parker, Jeremy
Irons, Joely Richardson, Ciarán Hinds, Thekla Reuten, Hugh
Quarshie, Sakina Jaffrey, Douglas Hodge und Bill Camp
Produzenten: Peter Chernin, Steven Zaillian, Jenno Topping und
David Ready
FSK: ab 16 Jahre

Anmerkung:
Vorstehender Beitrag von Ole Bolle wurde unter dem Titel Eine
Bolschoi-Ballerina und ein CIA-Agent in einer Badeanstalt in
Budapest oder Vorsicht vor dem Bond-Verschnitt „Red Sparrow“
im WELTEXPRESS am 30.3.2018 erstveröffentlicht.

Friedenskonzert in Berlin von
und mit Tino Eisbrenner –
Musik-statt-Krieg-Tournee von
Wyssozki bis Brecht
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Tino Eisbrenner und
Freunde laden am 25. Januar zum großen Friedenskonzert „Musik
statt Krieg“ in Berlin ein anlässlich des 80. Geburtstags des
sowjetischen Barden Wladimir Wyssozki. Mit dem Galaabend am
25. Januar 2018 im Russischen Haus in der Berliner
Friedrichstraße unter dem Motto „unangepasst“ startet Tino
Eisbrenner seine Musik-statt-Krieg-Tournee 2018.

Auf Initiative von Eisbrenner würden laut Pressemitteilung vom
17.1.2018 „internationale Künstler mit Musik, Tanz und
Rezitationen für ein friedliches Miteinander von Deutschland,
Europa und Russland“ eintreten.

Beim nunmehr zweiten Friedenskonzert „Musik statt Krieg“ im
Russischen Haus heißt Gastgeber Tino Eisbrenner Barbara
Thalheim & Band (D), Natasha Tarasova (RUS), Olga Zalesskaya
(BLR), Frank Viehweg (D), Alejandro Soto Lacoste (CHL), Stina
Eisbrenner (D), Mark Chaet (UKR), Bulgarian Voices Berlin
(BGR), Ulrike Gastmann (D), Kids Groove Band (D/RUS/UKR) und
Sergej Gaponow (RUS) willkommen.

Tino   Eisbrenner   betont:   „Wladimir   Wyssozki   war   ein
unangepasster Künstler und ist vom Volk dafür vergöttert
worden. Die Oberen haben ihn sowohl geehrt als auch
beargwöhnt. Wyssozki hat immer Lieder für das Volk gemacht und
das ist meinen Kollegen und mir Beispiel. Schon, wer heute in
Deutschland das Thema Frieden mit Russland aufgreift, agiert
unangepasst.“

Eisbrenners „Musik statt Krieg“-Tournee durch die
Bundesrepublik Deutschland endet am 10. Februar 2018, dem 120.
Geburtstag von Bertolt Brecht. Von Wyssozki bis Brecht. Das
passt.

Musik-statt-Krieg-Friedenskonzert
Donnerstag, den 25. Januar 2018, um 19 Uhr, Großer Saal,
Russisches Haus, Friedrichstraße 176-179, 10117 Berlin-Mitte.
Eintrittspreis: 10 EUR
Carpe Diem – Ewiges Leben und
Sieg über den Tod! Eine
experimentelle           Oper
beschließt die Kosmismus-
Ausstellung   im   Haus   der
Kulturen der Welt
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Ein Tag geschenkt, wo
könnte man den besser verbringen als im Haus der Kulturen der
Welt? Der 3. Oktober liegt an einem Dienstag. Nach dem ersten
Besuch im Hause zum Thema Kosmismus blieb der Wunsch, tiefer
zu gehen, doch ständig kam etwas dazwischen. Da endlich, der
Tag der deutschen Einheit am Horizont! Nun wird’s was! Die
Ausstellung „Art Without Death: Russischer Kosmismus“ ist zur
Finissage sogar bis 22 Uhr geöffnet, Ausschlafen freigestellt.
Und es lockt ein von den Ideen des Russischen Kosmismus
inspiriertes neues Werk mit einer digitalen Übersetzung von
Klängen in visuelle Muster: Dorit Chrysler (Theremin,
Sprechgesang) und Carsten Nicolai (Sampled ANS-Synthesizer)
präsentieren um 20 Uhr eine Experimentaloper.

Victory over Death!
Победа над смертью!
Sieg über den Tod!
Die Russische Revolution und die Entdeckungen jener Jahre
ermutigten Künstler und Wissenschaftler zu Pionierarbeiten.
Dorit Chrysler und Carsten Nicolai schaffen mit verschiedenen
Instrumenten, gesampelten Sounds und Bildern eine Performance,
die an diese Geschichte anknüpft.

Der Erfinder Léon                Theremin        und     das
russische Saxophon
Der sowjetische Forscher Léon Theremin entwickelte das
gleichnamige Instrument als eines der ersten elektronischen
Instrumente überhaupt und ließ es 1928 patentieren.
Für „Sieg über den Tod!“ spielt Chrysler zwei speziell
gefertigte Theremins: Die Peilantenne auf der linken Seite des
Instruments kontrolliert die Lautstärke, während die
aufgerichtete Antenne die Tonhöhe aussteuert. Die elektrischen
Signale des Instruments werden verstärkt und an einen
Lautsprecher gesendet.

Nicolai spielt gesampelte Sounds, die vom legendären ANS-
Synthesizer generiert werden.
Das optoelektronische Musikinstrument ist eine Erfindung des
sowjetischen Ingenieurs Evgeny Murzin (1914-1970) und nach dem
Avantgardekomponisten Alexander (Nikolajewitsch) Skrjabin (A.
N. S.) benannt. Der Moskauer Pianist und Komponist lebte von
1872–1915.

Exkurs: Namenkunde
Übrigens sagt niemand alle drei Teile des Namens. Man spricht
man neutral von Alexander Skrjabin. Da der Familienname nicht
selten ist, kann man den Vornamen dazusagen. Zudem auch
Alexanders Sohn Julian (1908-1919) Pianist und Komponist
wurde. Russische Musiker würden unter sich im vertrauten Ton
auch von Sascha Skrjabin sprechen. Dieser Vorname ist nicht
wie im Deutschen (Sascha Hehn) eigenständig, sondern ein
Diminutiv von „Alexander“ wie das im Deutschen, Englischen und
vielen anderen Sprachen gebräuchliche Kurzwort Alex.
Solange er lebte, wurde Skrjabin selbst mit Alexander
Nikolajewitsch angesprochen (oder genannt), eine respektvolle
Anrede, die nicht zu vertraut ist. Niemand hätte im Alltag
Alexander Skrjabin gesagt, außer vielleicht der Polizei. Im
Pass steht in Russland und Weißrussland immer „Alexander“, nie
Sascha oder Alex. In der Bundesrepublik Deutschland ist das
anders, hier können auch Kurzformen wie Hans, Tanja, Alex den
offiziellen Rufnamen bilden. Sogar Verkleinerungsformen kommen
zum Zuge, meist zum Leidwesen der Kinder.
Der in Kanada und den Vereinigten Staaten gebräuchliche
Mittelname entspricht nicht dem Patronym oder Vatersnamen im
Russischen.

Murzins Erfindung
Technisch basiert Murzins Erfindung auf der Methode der
graphischen Tonaufzeichnung, die auch im Kino zum Einsatz
kommt. Das Verfahren wurde in der Sowjetunion parallel zu
ähnlichen in den USA verwendeten Systemen entwickelt. Es
erlaubt das Generieren des Bildes einer Klangwelle
beziehungsweise das Synthetisieren eines Klangs aus einem
künstlich gezeichneten Sound-Spektrogramm. Tarkovsky-Fans
werden die vom ANS erzeugten Klänge vertraut sein: Der
Komponist Edward Artemiev (Eduard Artemjew), geboren 1937 in
Nowosibirsk, erschuf mit diesem Synthesizer die ikonische
Filmmusik zu „Solaris“ (1972).

Alexander       Svyatogors         „Biokosmistisches
Manifest“
Dorit Chrysler wird außerdem – als Referenz an die Geschichte
des „Gesamtkunstwerks“ – das 1922 vom futuristischen Dichter
Alexander Svyatogor geschriebene Biokosmistische Manifest
aufführen:
„Die Fragen der Unsterblichkeit und des Interplanetarismus
dürfen weder unabhängig voneinander betrachtet noch
automatisch miteinander verbunden werden. Beide ergeben sich
aus dem jeweils anderen Phänomen und ergänzen einander. Sie
konstituieren ein einheitliches, organisches Ganzes – vereint
unter einem einzigen Begriff: Biokosmismus.“

Die (Klang-) Künstlerin Dorit Chrysler:
Komponistin und Theremin-Spielerin
Dorit Chrysler wurde in Graz geboren und lebt in New York und
Österreich. Die virtuose Theremin-Spielerin, Klangkünstlerin
und Komponistin ist Mitgründerin der NY Theremin Society und
Initiatorin        der      ersten       Theremin-Akademie
KidCoolThereminSchool. Für diese entwickelte sie einen eigenen
Lehrplan für die frühkindliche Erziehung im Bereich
elektronische Musik. Weitere neue Werke Chryslers werden
demnächst bei der Ars Electronica zur Aufführung kommen, eine
Auftragsarbeit wird sie beim Steirischen Herbstfestival
vorstellen und im Rahmen der „Sisters Academy“ wird eine Sound
Performance bei Den Frie, CPH zu hören sein. Chrysler
realisierte zahlreiche künstlerische Koproduktionen, unter
anderem mit Jesper Just, Phillippe Quesne, Anders
Trentemøller, Cluster, Sasha Waltz und Elliot Sharp.

Carsten Nicolai aus Karl-Marx-Stadt
Carsten Nicolai aka Alva Noto ist einer der renommiertesten
Künstler an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft und
bekannt für seinen minimalistischen Ansatz. 1965 in Karl-Marx-
Stadt (dem heutigen Chemnitz) geboren gehört er einer
Generation an, die vor allem im Grenzbereich von Musik, Kunst
und Wissenschaft kreativ tätig ist. Als bildender Künstler
will Nicolai die Grenzen zwischen den sensorischen
Wahrnehmungen des Menschen überwinden, indem er technische
Phänomene wie Klang und Lichtfrequenzen für das Auge und Ohr
wahrnehmbar macht. Seine Installationen sind von
faszinierender Eleganz und Konsistenz und werden durch ihre
minimalistische Ästhetik ausgezeichnet. Neben Teilnahmen an
großen internationalen Ausstellungen wie der documenta X sowie
der 49. und 50. Biennale von Venedig werden Nicolais Werke
weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Zu
seinem künstlerischen Oeuvre zählen auch die unter dem
Pseudonym Alva Noto durchgeführten Klangexperimente, die von
einem prägnanten Reduktionismus begleitet unmittelbar in die
Sphäre elektronischer Musik führen. Für sie entwickelt Nicolai
alias Alva Noto eigene Zeichencodes, eine spezifische Akustik
und visuelle Symbole.

Russischer Kosmismus – Begeisterung für
Wissenschaft und Technik inklusive
Der Russische Kosmismus stand für die Forderung nach
physischer Unsterblichkeit, Wiedererweckung der Toten und
Reisen ins All. In seinen Lehren verbanden sich westliche
Aufklärung und östliche Philosophie, russisch-orthodoxe
Tradition und Marxismus, gepaart mit der Begeisterung für
Wissenschaft und Technik. Die Bewegung inspirierte sowjetische
Denkerinnen und Denker, fiel später der Unterdrückung durch
den Stalinismus zum Opfer und ist heute nahezu vergessen.

Eine Utopie            –    und     ein      Opfer       des
Stalinismus
„Art Without Death: Russischer Kosmismus“ blickt auf diese
verwegene Utopie und ihre Resonanzen in Kunst, Wissenschaft
und Politik. Die Ausstellung verknüpft Arbeiten der russischen
Avantgarde aus der Sammlung Costakis – ausgewählt von Boris
Groys – mit zeitgenössischen Positionen: Filme von Anton
Vidokle und eine Installation von Arseny Zhilyaev reflektieren
philosophische, wissenschaftliche und künstlerische Konzepte
des Russischen Kosmismus.

„Art without Death: Russischer Kosmismus“ endet mit dem
Konzert Sieg über den Tod! um 22 Uhr
Art Without Death: Russischer Kosmismus ist Teil von „100
Jahre Gegenwart“ und wird gefördert von der Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines
Beschlusses des Deutschen Bundestages. Das Haus der Kulturen
der Welt wird gefördert von der Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Auswärtigen Amt.

Eintrittskarten: tickets@hkw.de / +49 – (0)30 – 39 78 7175,
Online www.hkw.de/cosmism

Oper: 3. Oktober 2017, 20 Uhr
Ausstellung: bis 22 Uhr
Kombiticket (Konzert und Ausstellung) EUR 10/ermäßigt EUR 8

Haus der Kulturen der Welt (ehem. Kongreßhalle), John-Foster-
Dulles-Allee im nördlichen Großen Tiergarten

Jung, frisch, philharmonisch
und klassisch. Ostseeklänge:
Carl     Nielsen,     Sergej
Prokofjew und Kaija Saariaho
im Konzerthaus Berlin
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Werke von Saariaho,
Prokofjew, Nielsen, so steht es auf der Eintrittskarte. Wer
Sergej Prokofjew nicht kennt, für den war es höchste Eisenbahn
und das Konzert ein Muss. Nielsen klingt zumindest nicht
unbekannt, aber wer ist dieser Saariaho? Sprachkenntnisse
sagen einem: Ein Finne. Vielleicht hilft das Programmheft
weiter, dass am Eingang käuflich zu erwerben ist. Gleich zu
Beginn steht im Programm unter „Programm“: Kaija Saariaho
(geb. 1952), LATERNA MAGICA für Orchester. Erleichtert nimmt
man das Geburtsdatum aus der Zeit der Koreakriegs zur
Kenntnis. Nichts, dass man hätte kennen müssen. „Laterna
Magica“ sagt einem schon eher etwas, aber Kaija? Wieder stößt
man an die sanfte Wand der eigenen Unkenntnis.
Saariaho heißt mit vollem Namen Kaija Anneli Saariaho Der
finnische Komponist ist eine Frau. Sie wurde am 14. Oktober
1952 in Helsinki geboren. Mit anderen Worten: In gut zwei
Wochen feiert sie ihren 65. Geburtstag und ein Geschenk hat
die Komponistin sicher: Dass ihre Musik im altehrwürdigen
Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte gespielt wurde,
an einem ruhigen, noch angenehm spätsommerlich-frühherbstlich
warmen Abend. Dunkel genug, um ins Konzert zu gehen, warm
genug, um nach dem Musikgenuss noch ein paar Bushaltestellen
weit zu Fuß zu gehen, oder U-Bahnhöfe. Denn wer wollte sich
nach einer so exquisiten Entspannung, die einem exzellente
Musiker bescherten, schon in der deutschen Hauptstadt hinter
das Steuer des eigenen Wagens setzen? Zudem man vorher lange
einen Parkplatz hätte suchen müssen oder das Parkhaus für
mehrere Stunden bezahlen.

Die jungen Musiker und Musikerinnen auf der Bühne haben alles,
was ihre hauptberuflich tätigen Kollegen auch haben, außer
vielleicht einen Tick Enthusiasmus und Begeisterung mehr, und
vor allem fehlt ihnen manches, das als Fehlendes zur Tugend
zählt.
Ihnen fehlt zwar wohl kaum der Ehrgeiz, doch vermutlich die
Überheblichkeit, Hochnäsigkeit, die Starallüren, die Routine
samt aller ihrer Nachteile, und auch das Ego scheint nch nicht
so groß zu sein. Stattdessen spürt man bis in den
Zuschauerraum hinein Freundschaft und Harmonie. Philharmonie.

64 Jahre, für eine Komponistin ist das wenig. Dirigent Jukka-
Pekka Saraste, der bei der Stückauswahl naturgemäß ein
Wörtchen mitreden konnte, hat die fast gleichaltrige Saariaho
zurecht mit gepusht. Wäre Bach ein Unbekannter gewesen, hätte
Karajan ihn trotzdem spielen müssen. Herbert von Karajan ist
zugegeben Österreicher, doch das tut nichts zur Sache.
Übrigens: nebenbei gesagt ist Jukka-Pekka zwar ein eindeutig
finnischer, doch kein seltener Name. Noch nicht einmal ein
Name, an dem man das Geburtsjahrzehnt ablesen könnte, so wie
bei dem in Deutschland den Namen Claudia zu Sarastes
Geburtsjahr 1956 plus minus ein paar Jahre als typisch
zuordnen kann.
Valkeapää, der Regisseur von Muukalainen (Der Besucher) und
anderen Filmen, die einige Preise einheimsten und u.a. in
Venedig zu sehen waren, ist Jahrgang 1977 und trägt denselben
Vornamen.
Saraste wählte Saariaho nicht, weil sie etwa aus demselben Ort
stammten. In China wäre eine derartige Solidarität normal.
Saraste wurde in der 20.000-Einwohner-Kleinstadt Heinola
geboren. Die liegt zwar auch in Südfinnland, aber in der Nähe
von Lahti und fast 140 Kilometer von der Hauptstadt Suomis
entfernt.

Eine berechtigte Frage wäre, warum der Dirigent hier so eng
mit der Jungen Deutschen Philharmonie zusammenarbeitet. In dem
Zusammenhang ist es vielleicht gut zu wissen, dass er nicht
nur Künstlerischer Leiter des Sibelius-Festivals in Lahti ist,
30 Kilometer von Heinola entfernt, sondern seit Beginn der
Saison 2010/2011 Chefdirigent des WDR-Sinfonieorchesters Köln
ist (bis mindestens 2019).

Zeitgenössische Musik lag ihm schon früh am Herzen. 1983
gründete er mit Esa-Pekka Salonen das Avanti Chamber Orchestra
vor allem für genau diese Musik.

Dabei ist das kein Rückzugsort, keine Nische.

Sarastes Karriere kann sich sehen lassen. Nicht nur in Oslo
war er der Hauptdirigent. Es scheint fast, als hätte er eine
Vorliebe für Orte mit Os: Orchester in London leitete er
ebenso wie das Toronto und Boston Symphony Orchestra. Doch er
war auch in Mailand und Dresden, um nur einige herausragende
Stationen zu nennen.

Auch der Name Carl Nielsen taucht in Sarastes Wirken zentral
auf: Die Schallplattenaufnahmen des Dirigenten umfassen
Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Jean Sibelius, um den man in
Finnland nicht herumkommt und Carl Nielsens (1865-1931). Der
Däne aus Fünen starb in Kopenhagen. Im Konzerthaus hörte man
nach der Pause die 4. op. 29 („Das Unauslöschliche“). Ein
schöner Titel. Die Sätze: Allegro – poco allegretto – poco
adagio quasi andante und letztlich wieder Allegro.

Für die Jugend auf der Bühne zweifellos geeignet. An einzelnen
Stellen hatte man wirklich das Gefühl, dass der handwerkliche
Aspekt des Musizierens, die Arbeit, hervortrat, so schnell
fast sägeartig huschte der Bogen über die verschiedenen
Saiteninstrumente.

Apropos: Ein schöne Geste des Dirigenten zum Schluss, als er
nach dem Empfang der Blumen diese sogleich und entschlossen an
eine hervorragende Bratschistin weiterreichte.

Von Sergej Prokofjew mit dem scharfen ‚S‘ wurde das Konzert
für Klavier und Orchester Nr.3 gegeben (in C-Dur op.26). Warum
Ostseemusik? Nun, nachdem das Zarenreich vor Jahrhunderten
Schweden als europäische Großmacht besiegt hatte (Schweden
gehörten und anderem Teile Norddeutschlands, so auf der Insel
Rügen), war ein Zugang zum baltischen Meer geschaffen worden.
Sehr wichtig für den „Mann mit den zugenähten Ärmeln“ wie das
Riesenreich aufgrund des Mangels an eisfreien Überseehäfen
genannt wurde.
Sogleich wurde St. Petersburg dort an der östlichsten Ostsee
gebaut, Keimzelle zunächst die Haseninsel in der Newa, nach
abgeschlossenem Städtebau wurde die Metropole zur Hauptstadt
des gesamten Reiches bestimmt, obwohl ganz am Westrand
gelegen. Prokofjew selbst stammt aus Bachmut in der Oblast
Donezk, die eher am Asowschen und Schwarzen Meer liegt, und
starb in Moskau. Der russische Komponist war auch ein
brillanter Pianist. Prompt muss also ein Solist am Flügel
Platz nehmen; in Berlin Nikolai Lugansky. Dieser angenehme
Zeitgenosse mit dem Lächeln im Gesicht legte sich am Klavier
mächtig ins Zeug und interpretierte Prokofjew angemessen. Viel
Energie konnte man in die Pause mitnehmen. Ganz sicher ein,
wenn nicht der Höhepunkt des Abends.

Lugansky, der Moskauer mit dem absoluten Gehör, arbeitete
schon mit Neeme und Paavo Järvi, Kurt Masur und Kent Nagano
zusammen, unter vielen anderen.

Stellvertretend für viele andere sehr gute Musiker im
Orchester sei hier wenigstens ein Name genannt: Caroline
Fischbeck. Die Violonistin ist in ihren Zwanzigern und hört
wohl seit der Geburt Musik. Auch ihr Vater ist, vor allem in
Halle, als Konzertmusiker tätig. Manchen wird es eben in die
Wiege gelegt, was nicht bedeutet, dass der Fleiß fehlen darf.
Erika Fatland reiste durch
„Sowjetistan“ und schrieb und
schrieb und schrieb
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Ganz schön viel Stan“,
möchte man meinen, wenn man die Länder aus dem Untertitel des
Buches „Sowjetistan“ von Erika Fatland aufzählt: Turkmenistan,
Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Usbekistan. Diese
Staaten erhielten nach der Implosion der Union der
Sozialistischen Sowjetrepubliken, kurz UdSSR, die nie eine
Union der Sowjets, was wahrlich eine Sowjetunion gewesen wäre,
war. Der Zerfall der inneren Widersprüche hielt dem Druck von
außen, vor allem von der Wall Street und Washington und über
die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) über die in der NATO
vereinigten Vasallenstaaten nicht länge stand.

Auch die Satellitenstaat genannten Vasallen des Kreml in
Moskau brachen weg. Dem russisch-kommunistische Sowjet-Bär
schwammen die Felle weg, besser noch: Mütterchen Matrjoschka
entpuppte sich bis auf die Knochen. Nackt und nicht nüchtern
war die Jelzin-Ära nicht nur Transformation, Liberalisierung
und Privatisierung, sondern immer auch Aus- und Abverkauf,
Ausschank und Aufbruch.

Die 1983 im norwegischen Haugesund geborene Autorin und
Journalistin, die laut Suhrkamp-Verlag acht Sprachen sprechen
soll, reist als Reporterin in fünf ehemalige zentralasiatische
Sowjetrepubliken, die von Russland, auf die der Feind
vorrückt, scheinbar in die Unabhängigkeit entlassen und sich
selbst überlassen wurden. Der weiche und muselmanische
Unterlaib der Russischen Föderation ist aber nicht nur Feld
auf dem großen Schachbrett klassischer Geopolitik, sondern
auch Reiseland.

Frank Willmann schreibt im „WELTEXPRESS“ zu Fatlands Reise:
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