Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria

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Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
Verlängerte Säugezeit
in der Bioferkelproduktion
Grundlagen, Tierwohlaspekte und
Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
Inhalt

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   WARUM
                               1.      Warum die Säugezeit verlängern?                                                                          2
                               2.      Was ist rund um den Stall zu bedenken?                                                                   4
                               3.      Was ist bei meinen Sauen zu bedenken?                                                                    6
                               4.      Was ist bei meinen Ferkeln zu bedenken?                                                                 10
                               5.      Kosten vs. Nutzen                                                                                       16
                               6.      Projektüberblick                                                                                        18
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Ferkel, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               während der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Säugezeit fit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               und vital sind,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               kommen auch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               mit der (oftmals
                               1. Warum die Säugezeit                                                                                                                                                                                                                                                          stressbehafteten)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Absetzphase
                                  verlängern?                                                                                                                                                                                                                                                                  besser zurecht.
                                        Schweine säugen ihre Ferkel vergleichsweise lange Zeit. Lässt      spielerisch behandelt, nennenswerte Mengen werden erst                 Mit diesem Wissen ist es nur allzu verständlich, über eine      wirtInnen während einer zweijährigen Versuchsphase mit
                                        man Sauen und Ferkel den Absetzzeitpunkt selbst wählen,            ab der vierten Lebenswoche gefressen (Grafik 1). Ab dem                verlängerte Säugezeit in der Bioferkelerzeugung, die über       verlängerter Säugezeit gesammelt wurden und soll Hilfe-
                                        beginnen die ersten Ferkel erst nach etwa acht Wochen              35. Lebenstag nimmt die Futteraufnahme stark zu, was sich              die geforderten 40 Tage hinausgeht, nachzudenken. Neben         stellungen beim Umstieg auf eine verlängerte Säugezeit
                                        mit der natürlichen Entwöhnung. Bis der gesamte Wurf               auch an den täglichen Zunahmen ablesen lässt (Grafik 2).               möglichen Vorteilen für die Ferkel ist eine längere Säugezeit   bieten. Dabei werden nicht nur die Vorteile des Systems,
                                        abgesetzt ist, können bis zu 18 Wochen vergehen.                                                                                          auch KonsumentInnen gut erklärbar und kann als Argu-            sondern auch damit verbundene Herausforderungen dar-
                                        Unter den Bedingungen einer leistungsorientierten Sauen-           Immunologische Lücke überbrücken                                       ment in der Tierwohldiskussion dienen.                          gestellt und diskutiert.
                                        haltung erfolgt die Trennung von der Mutter üblicherweise          Nicht nur die Futterumstellung macht den Tieren zu schaf-              Versuche zeigten bereits, dass eine Verlängerung der Säu-       Gesunde und leistungsfähige Tiere können nur durch die
                                        bereits nach 4 Wochen. Biobetriebe verlängern die Säugezeit        fen, auch der Umstieg von passiver Immunität (Antikörper               gezeit eine erfolgreiche Strategie sein kann, gesunde und       Kombination verschiedener Maßnahmen (Optimierung
                                        bereits auf mindestens 40 Tage (laut EU-Bio-Verordnung             von der Mutter) zur aktiven Immunität (Antikörper müssen               vitale Ferkel aufzuziehen. Länger gesäugte Ferkel nehmen        von Hygiene- sowie Managementmaßnahmen, Fütterung
                                        848/2018). Ungeachtet dieser Verlängerung bedeutet das             selbst gebildet werden) fällt in den Zeitraum des Absetzens.           demnach rascher an Lebendmasse zu und müssen seltener           und Haltungsbedingungen) erreicht werden. Und das kann
                                        Absetzen für viele Ferkel einen massiven Einschnitt.               Diese kritische Phase nennt man „immunologische Lücke“.                aufgrund von Absetzdurchfall behandelt werden.                  auf jedem Betrieb funktionieren!
                                                                                                           Das Absetzen fällt also genau in den Zeitraum der höchsten             Diese Broschüre gibt Erfahrungswerte weiter, die von Land-
                                        Futterumstellung erleichtern                                       Anfälligkeit gegenüber bakteriellen und viralen Schad-
                                        Der abrupte Umstieg von flüssiger Nahrung auf ausschließ-          keimen. Dazu kommen soziale Stressfaktoren (Trennung
                                        lich festes Futter führt zu Veränderungen im Darm der              von der Mutter, neue Buchtgenossen). Das Unwohlsein
                                        Ferkel, Durchfall ist eine häufige Folge. Die Festfutterauf-       der Ferkel drückt sich auch in Leistungseinbußen, wie zum
                                        nahme beginnt beim Ferkel bereits innerhalb der Säugezeit,         Beispiel beeinträchtigtem Wachstum, aus und ist für Bäue-                 Hemmnisse für die
                                        circa ab der zweiten Lebenswoche. Zuerst wird Futter nur           rinnen und Bauern deshalb ökonomisch relevant.                            Umsetzung der verlängerten
                                                                                                                                                                                     Säugezeit in die Praxis
                                                                                                                                                                                    • Bei Betrieben mit einem fixen Produktionsrhyth-
                         200                                                                                                                                                          mus erfordert die verlängerte Säugezeit eventu-
                                                                                                                                                                                      ell eine Anpassung der Anzahl an Stallplätzen.
                                                                                                                                     600
                                                                                                                                                                                    • Eine längere Säugezeit könnte sich negativ auf
                         150
                                                                                                                                     500                                              das Wohlergehen und die Fruchtbarkeit der
   Futteraufnahme in g

                                                                                                            tägliche Zunahmen in g
                                                                                                                                     400
                                                                                                                                                                                      Sauen auswirken – auf Kondition und Fütterung
                         100                                                                                                                                                          muss besonderes Augenmerk gelegt werden!
                                                                                                                                     300                                            • Oftmals wird den eigenen, biologischen sowie
                                                                                                                                     200                                              betriebswirtschaftlichen Auswertungen wenig
                          50
                                                                                                                                                                                      Beachtung geschenkt. Dies ist jedoch wichtig,
                                                                                                                                     100
                                                                                                                                                                                      um geeignete Maßnahmen zur Optimierung                                                       Im Rahmen von Betriebsbesuchen inner-
                           0                                                                                                          0                                               setzen zu können.                                                                                halb der Arbeitsgruppe „Verlängerte
                                    19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41
                                                                                                                                           1    2   3        4        5   6   7                                                                                                     Säugezeit“ wurden Herausforderungen
                                                          Säugedauer in Tagen                                                                                                                                                                                                      besprochen und Lösungswege gefunden.
                                                                                                                                                        Lebenswoche
                                       WelCon konv.            WelCon Bio          Gruppensäugen
                                        Grafik 1 Futteraufnahme von Ferkeln in drei                        Grafik 2 Tägliche Zunahme von Saugferkeln (n=180) in g/Tag.
                                        unterschiedlichen Haltungssystemen
2 | Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion                                                                                                                                                                                                                       Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 3
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
STALL
           2. Was ist rund um den                                                                                                                                                 Achtung! Bei Betrieben,
                                                                                                                                                                                                                                       •    Bei einem 6-Wochenrhythmus könnte die Säugezeit
                                                                                                                                                                                                                                            (aus rein stallbaulicher Sicht) sogar auf bis zu 77 Tage
              Stall zu bedenken?                                                                                                                                                   die ihre Ferkel nach
                                                                                                                                                                                     dem Absetzen in
                                                                                                                                                                                                                                            ausgedehnt werden, was der natürlichen Säugezeit
                                                                                                                                                                                                                                            bereits sehr nahe käme. In der Praxis ist ein 6-Wo-
                                                                                                                                                                                    der Abferkel- oder                                      chenrhythmus aus Kostengründen eigentlich nur in
                  Wird aus tiergesundheitlichen Gründen eine Verlängerung                        keln von der Geburt bis zum Absetzen gleich, unabhängig                            Gruppensäugebucht                                       Kombination mit Gruppensäugen zu empfehlen, da
                  der Säugezeit in Betracht gezogen, muss abgeklärt werden,                      von der Länge der Säugezeit. Rechtlich ändert sich der                                                                                     andernfalls Abferkelbuchten für 2 von 4 Sauengruppen
                  ob diese bei den stallbaulichen Gegebenheiten und dem                          Flächenbedarf mit 7,5 m² Stallinnenfläche und 2,5 m²
                                                                                                                                                                                  halten, ändert sich die                                   notwendig wären.
                  bestehenden Produktionsrhythmus umsetzbar ist.                                 Außenfläche bis zum Absetzen nicht.                                               Flächenanforderung.                                 •    Eine kontinuierliche Produktion ermöglicht mehr
                                                                                                 Aus praktischen Gründen wird es allerdings sinnvoll sein,                                                                                  Flexibilität bei der Säugezeit als ein fester Rhythmus.
                  Flächenbedarf je Bucht bleibt gleich                                           den Auslauf größer anzulegen, während der wärmegedämm-                                                                                     Mit Abferkelbuchten für 35 % des Sauenbestands soll-
                  Entsprechend der EU-Bio-Verordnung 848/2018 bleiben                            te Stallinnenbereich auf die Liegefläche und gegebenenfalls             der Bucht bringt mehr Fläche nicht automatisch auch einen          ten 7 bis 8 Wochen Säugezeit ebenfalls ohne bauliche
                  die Flächenanforderungen für eine Sau mit säugenden Fer-                       den Futterplatz reduziert wird. Bei fehlender Strukturierung            Mehrwert für das Tier!                                             Maßnahmen möglich sein. Die Säugezeit kann in die-
                                                                                                                                                                         Je abgesetztem Ferkel bis 30 kg Körpergewicht sind 0,6 m²          sem Fall von Sau zu Sau variiert werden, da die Würfe
                                                                                                                                                                         Stallinnenfläche und 0,4 m² Außenfläche erforderlich. Bei          ohnehin unabhängig voneinander abgesetzt werden.
                                                                                                                                                                         Wurfgrößen mit mehr als 10 abgesetzten Ferkeln muss die
                                                                                                                                                                         Bucht also mehr als 10 m² Gesamtfläche je Wurf vorweisen.     Werden die erwähnten Grenzen bei einer Verlängerung
                                                                                                                                                                         Auch das Verhältnis zwischen Stallinnen- und Außenfläche      der Säugezeit eingehalten, erhöht sich die Auslastung der
                                                     Kommen die Sauen eine Woche vor der Geburt in                                                                       ändert sich mit dem Absetzten von 3:1 auf 1,5:1.              Abferkelbuchten bzw. sinkt jene der Buchten für die
                                                     den Abferkelstall und säugen 6 Wochen, bleiben im                                                                                                                                 tragenden Sauen.
                                                     3-Wochenrhythmus zwei weitere Wochen Leer-                                                                          Stallkapazität begrenzt Säugezeit
       Die Anzahl der Buchten im                     stehzeit für Reinigung und Umstallen, bevor der                                                                     • Bei einem 3-Wochenrhythmus ist eine maximale
       Tragendstall kann gleich
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Tipp!
                                                     Abferkelstall für die nächste Sauengruppe benötigt                                Das höhere Absetzalter der             Säugezeit von 56 Tagen möglich, ohne dabei mehr                               Absetztag im Vorhinein
       bleiben, sofern die Säuge-                    wird. Voraussetzung ist, dass für drei von acht                                   Ferkel verkürzt die Zeit in der
       zeit nicht über die Grenzen                                                                                                                                            Platz (Abferkelbuchten für 3 von 8 Sauengruppen)                              im Kalender eintragen,
                                                     Abferkelgruppen Abferkel- bzw. Gruppensäuge-                                      Ferkelaufzucht, sofern der                                                                                         damit der Rhythmus nicht
       des Produktionszyklus hinaus                  buchten zur Verfügung stehen. Lässt man länger                                    Mastbeginn gleich bleibt.              zu benötigen.
       verlängert wird. Werden                                                                                                                                                                                                                                       verloren geht.
                                                     Säugen, verkürzt sich die Leerstehzeit. Entsprechend                              Verringert sich die Wachs-        • Bei einem 4-Wochenrhythmus kann die Säugezeit
       diese Grenzen überschritten,                  kann man die Säugezeit maximal um zwei Wochen                                     tumsdepression rund um das             auf maximal 49 Tage erhöht werden, ohne die Stall-
       können zwar Tragendbuch-                      verlängern, ohne dass man für eine zusätzliche                                    Absetzen, sinkt der Mast-
       ten eingespart werden,                                                                                                                                                 kapazitäten zu überlasten (Abferkelbuchten für 2 von
                                                     Sauengruppe extra Abferkelbuchten benötigt. Die                                   beginn sogar. In Kombination
       allerdings werden auch mehr                   Flexibilität beim Umstallen und die Zeit für Hygiene-                                                                    6 Sauengruppen).
                                                                                                                                       könnte man damit gegebe-
       Abferkelbuchten notwendig.                    maßnahmen wird allerdings stark eingeschränkt.                                    nenfalls Ferkelaufzuchtplätze
       Das würde die Stallbaukos-                                                                                                      einsparen.
       ten erheblich erhöhen.
                                                                                                                                                                                Exkurs Gruppensäugen
                                                                                                                                                                                Säugen mehrere Sauen ihre Ferkel in Gruppen, kann dies sowohl öko-
                                                                                                                                                                                nomisch, als auch aus der Sicht des Tierwohls Vorteile bringen:
                                                                                                                                                                                • mehr Flexibilität in der Buchtengestaltung
                                                                                                                                                                                • teure Abferkelbuchten können gegenüber günstigeren Gruppen-
                                                                                                                                                                                  säugebuchten eingespart werden (für mindestens eine Gruppe je
                                                                                                                                                                                  Produktionsrhythmus)
                                                                                                                                                                                • bessere Auslastung der Buchten, sofern die Ferkel nach dem Ab-
                                                                                                                                                                                  setzen noch in der Gruppensäugebucht bleiben
                                                                                                                               5... Wochen
                                                                             Achtung: ab 9. Säugewoche
                                                                                                                                          9 Wochen Säugezeit
                                                                                                                                                                                • gegebenenfalls können Ferkelaufzuchtbuchten eingespart werden
                                                                                zusätzliche Gruppe!!!                     4...                                                  • Ferkel sind bereits gruppiert und kennen ihre Bucht; der Stress
                                                                                                                                      8 Wochen Säugezeit
                                                                                                                        3...                                                      rund ums Absetzen wird vermindert
                                        3 Wochen   3 Wochen   3 Wochen   3 Wochen   3 Wochen   3 Wochen   3 Wochen                 7 Wochen Säugezeit
                                                                                                                       2...                                                     • Ferkel fressen in der Gruppe früher und größere Mengen als in
                                  Gruppe 1                                                                                     6 Wochen Säugezeit
                                   (absetzen)   G2        G3         G4         G5         G6          G7         G8     Gruppe 1                                                 der Einzelbucht
                                           Tragezeit                                              G1         G2         G3                                                      Beim Gruppensäugen sollten die Ferkel mindestens 3 Wochen alt sein, um
       Tragendstall: 6 Gruppen                                 1 Woche vor Geburtstermin in
                                                                                                   Säugezeit                  G1         G2             G3                      vermehrtes Auftreten von „Cross-suckling“ (Ferkel „stehlen“ bei fremder
                                       Güstzeit                                                    6 bis max. 8 Wochen         Ferkelaufzucht
       Abferkelstall: 3 Gruppen                                             Abferkelbucht                                                                                       Mutter Milch) zu vermeiden. Der Abferkeltermin innerhalb der Gruppe
       Ferkelaufzuchtsstall: 3 Gruppen                                                                                         bis max 15. Lebenswoche                                                                                                          Wurfweise unterschiedliche Farben der Ohrmarken
                                                                                                                                                                                darf maximal drei bis fünf Tage auseinanderliegen. Eine genaue Tier-           ermöglichen nach dem Gruppieren eine schnelle und
                                                                                                                                                                                beobachtung ist auch beim Gruppensäugen Voraussetzung!                            wurfweise Zuordnung sowie Kontrolle der Tiere!
       Grafik 3 Darstellung der Stallauslastungen bei einem 3-Wochen-Rhythmus mit 8 Sauengruppen: Sieben Wochen Säugezeit
       ermöglichen, dass der Rhythmus immer eingehalten werden kann und nicht regelmäßig zwischen der ersten und letzten
       Sauengruppe eine Woche weniger Zeit bleibt. Ab einer Säugezeit von acht Wochen bleibt zwischen erster und letzter
       Gruppe sogar mehr Zeit.
4 | Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion                                                                                                                                                                                                              Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 5
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
SAUEN
           3. Was ist bei meinen
              Sauen zu bedenken?                                                                                                                                  Handlungsmöglichkeiten bei abweichender Körperkondition der Sauen
                                                                                                                                                                   zu mager (BCS zur Geburt < 3,5)                            zu fett (BCS zur Geburt > 4)
                  Leistungsfähige Sauen müssen richtig gefüttert werden, um       Auf die Körperkondition (BCS) achten!                                            • Rationsgestaltung überdenken                             • Rationsgestaltung überdenken
                  sie gesund und lange halten zu können. Dabei spielt die An-     Die genaue Beobachtung der Körperkondition der Sauen                                  energiereiche Komponenten er-                              energiearme Komponenten erhöhen
                  passung der Fütterung von der Trächtigkeit hin zur Säuge-       im Verlauf des Produktionszyklus ist besonders wichtig! Die                        höhen (Mais, Weizen, Triticale, vollfette                  (Gerste, Presskuchen von Ölsaaten mit
                  zeit eine große Rolle. Eine Überfütterung in der Trächtigkeit   Bestimmung des Body-Condition-Scores (BCS) ist dabei                               Sojabohne oder fettreicher Sojakuchen)                     verringertem Fettgehalt)
                  ist zu vermeiden, während in der Säugezeit das Erreichen        ein einfach anzuwendendes Werkzeug und ermöglicht eine                           • Kraftfuttermenge erhöhen                                 • Kraftfuttermenge reduzieren
                  einer hohen Futteraufnahme für die ausreichende Nährstoff-      Einschätzung, ob die Sauen langfristig gut mit Nährstoffen
                  und Energieversorgung eine Herausforderung darstellt.           und Energie versorgt werden.
                                                                                  Bei der Fütterung in der Trächtigkeit ist vor allem darauf zu         5,0                                                                     70
                                                                                                                                                                                                                                                                25,0                                                                                                                        70
                  Gewichtsentwicklung: Ein Auf und Ab                             achten, dass sich die Sau vor der Geburt in einer sehr guten                                                                                                                                                                                    22,1– 61
                                                                                                                                                        4,5                                                                     60
                  Jungsauen sollen in ihrer ersten Trächtigkeit zwischen 50       Körperkondition befindet (BCS von 3,5 bis 4).                                                                                                                                 20,0
                                                                                                                                                                                                                                                                       55
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  52            52           53                      52
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  55
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               50
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            60
                                                                                                                                                        4,0                                                                                                                          49
                  und 70 kg an Körpermasse zunehmen. 25 kg davon entfallen        Zu magere Sauen können keine hohe Milch- und Auf-                                                                                             50                                     17,0                                                                                                                 50

                                                                                                                                                                                                                                            Futtermenge in kg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             15,0             16,6
                  auf die im Mutterleib heranwachsenden Ferkel, Fruchthül-        zuchtleistung erbringen. Eine gute Körperkondition und                3,5
                                                                                                                                                                                                                                40                              15,0                 14,2         14,4

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Säugetage
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     12,7         12,9                      40
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                11,8
                  len, Mutterkuchen, Flüssigkeit, etc. In den folgenden Träch-    ausreichende Futteraufnahme während der Säugezeit sind                3,0

                                                                                                                                                                                                                                     Tage
                                                                                                                                                  BCS
                                                                                                                                                                                                                                                                              12,5
                                                                                                                                                                                                                                30                                                                                                                                             10,0         30
                  tigkeiten können die Zunahmen auf bis zu 75 kg ansteigen;       Voraussetzungen für eine niedrige Umrauscherquote und                 2,5                                                                                                     10,0
                                                                                                                                                                                                                                                                                            7,9
                  bei Altsauen wieder tendenziell weniger. In Lehrbüchern         gute Ferkelqualität (Geburtsgewicht der Ferkel und Aus-               2,0
                                                                                                                                                                                                                                20                                                                       7,0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       7,5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    7,0                                  6,5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            20
                                                                                                                                                                                                                                                                 5,0                                                                                        5,2                       5,6
                  wird das anzustrebende Höchstgewicht von Altsauen in            geglichenheit des Wurfes) im Folgewurf. Bei deutlichem                1,5                                                                     10                                                                                                                                                          10
                  der Trächtigkeit meist mit 250 kg angegeben. In der Praxis      Gewichtsverlust während der Säugezeit kann außerdem die               1,0                                                                     0                                0,0                                                                                                                        0
                  wiegen großrahmige Sauen mitunter deutlich mehr, ohne           Größe des nachfolgenden Wurfes beeinträchtigt werden.                       1      2     3      4       5      6        7      8        9                                             1             2            3             4            5           6           7            8            9
                  dass das zu Problemen führen muss.                              Bei der Geburt verfettete Sauen neigen zu Wehenschwä-                                                                                                                                                          Betrieb
                                                                                                                                                                  BCS      BCS        BCS            mittlere Säugezeit
                  Bei der Geburt und in der folgenden Säugezeit verliert          chen (verzögerter Geburtsverlauf, Schwächung von Sau                            Geburt   6Wo        Absetzen                                                                     Ferkelgewicht beim Absetzen in kg     Vorlage Säugendfutter kg/Tag
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Säugezeit in Tagen
                  die Sau dann wieder Körpermasse. Dieser Gewichtverlust          und Ferkeln, verminderte Lebensfähigkeit der Ferkel) und
                  sichert die Milchbildung. Denn Sauen können in den ersten       erkranken rascher an MMA (Gesäuge- und Gebärmutter-
                                                                                                                                                         Grafik 5 Mittelwerte des BCS zur Geburt, 6 Wochen danach und                       Grafik 6 Mittelwerte der Säugezeit und Ferkelgewichte beim Absetzen
                  zwei bis drei Wochen nach der Geburt nicht so viel Energie      entzündung, Milchmangel). Außerdem nehmen sie in der                   zum Absetzen der Ferkel sowie Säugezeit in den Betrieben 1 bis 9                   sowie des Futterverbrauchs der Sauen in der Säugezeit; Betrieb 1-9;
                  und Nährstoffe mit dem Futter aufnehmen wie sie für die         folgenden Säugezeit weniger Futter auf, was direkt Aus-                                                                                                   ACHTUNG bei der Interpretation der Futtervorlage: Dokumentationsfehler auf
                  Versorgung ihrer Ferkel brauchen. Der Abbau der Körper-         wirkungen auf die Milchbildung und Entwicklung des                                                                                                        Betrieb 1, suboptimale Futtervorratsbehälter auf Betrieb 6 führen zu sehr hohen
                  fettreserven stellt dabei die benötigte Energiemenge sicher.    Wurfes hat.                                                                     Aus den Ergebnissen der Projektbetriebe in Grafik                         Futterverlusten
                                                                                                                                                                  5 ist kein direkter Zusammenhang zwischen BCS
                                                                                                                                                                  und der Säugedauer erkennbar. Die aus Grafik 6
                                                                                                                                                                  (Dauer der Säugezeit, Futterverbrauch der Sauen
                                                                                                                                                                  und Absetzgewicht der Ferkel) zu entnehmenden
                                                                                                                                                                  Unterschiede zwischen den Projektbetrieben
                                                                                                                                                                  werden ganz wesentlich von den Unterschieden                                                                                                      Eine ausreichende Nährstoff- und
                                                                                                                                                                  in der Fütterung der Sauen beeinflusst.                                                                                                       Energieversorgung der Sauen sichert
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               die Milchbildung und wirkt sich auf die
                                                        2.5–3: Ziel beim Absetzen                                                                                                                                                                                                                                 positive Entwicklung der Ferkel aus.
                                Zu dünn                                                             Zu dick
                                                        3–3.5: Ziel beim Abferkeln
                                             2                 3                   4                      5
                 Grafik 4 Beim Absetzen liegt der ideale BCS zwischen 2,5 und 3: Rippen, Wirbelsäule und Hüfthocker
                 sind leicht bis kaum erkennbar (oder mit Druck des Handballens fühlbar). Beim Abferkeln liegt der
                 ideale BCS einer Sau zwischen 3 und 3,5: Rippen, Wirbelsäule und Hüfthocker sind kaum bis nicht
                 erkennbar (oder nur bei festem Druck fühlbar); Fettpolster sind erkennbar.
6 | Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion                                                                                                                                                                                                                                  Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 7
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
SAUEN
                                                                      Vergleich der Fütterung der säugenden Sauen
                       Tabelle 1 Rezeptur der                         auf 3 ausgewählten Betrieben
                       Kraftfuttermischung für
                       säugende Sauen auf Betrieb 1
                                                                      Auf Betrieb 1 werden den Sauen täglich frisches Heu und 7-8 kg Kraftfutter
                        Komponenten, %                                pro Tag (zweimal täglich per Hand vorgelegt) angeboten. Das Futterangebot
                        •      Triticale/Erbsen 50:50      15
                                                                      erfolgt ad libitum und ist der Futteraufnahme der Sauen angepasst, sodass das
                        •      Triticale                   36         Kraftfutter immer frisch ist. Die Ferkel können von Beginn an Festfutter auf-
                        •      Hafer                        9         nehmen, das in einem eigenen Trog und am Boden vorgelegt wird. Wasser steht
                        •      Dinkel im Spelz              9         zur freien Aufnahme zur Verfügung. Die Rezeptur der Kraftfuttermischung, ihr
                        •      Ackerbohne                   4         Protein- und Energiegehalt sind in Tabelle 1 und Tabelle 2 angeführt. Auf diesem                                                                                                                                                                      Sind die Sauen
                        •      Sojabohne, getoastet        13
                        •      Kartoffeleiweiß              5
                                                                      Betrieb ermöglicht die Fütterung sowohl gute Produktionsleistungen als auch ein                                                                                                                                                                       zu fett oder zu
                                                                      entsprechendes Fressverhalten der Sauen.                                                                                                                                                                                                              mager, kann
                        •      Bierhefe                     3
                                                                      Zum Vergleich werden Protein- und Energiegehalt der Betriebe 4 und 9 dargestellt,                                                                                                                                                                     während der
                        •      Mineralstoffmischung         4
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Wartezeit eine
                        •      Futteröl                     2         die geringere tierische Leistungen (siehe Grafik 6) erreichen; bei Betrieb 4 trägt                                                                                                                                                                    Korrektur durch
                                                                      auch die Rassenwahl zu den Leistungsunterschieden bei.                                                                                                                                                                                                angepasste
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Fütterung erreicht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            werden.
                        Gehalt in der Kraftfuttermischung            Betrieb 1            Betrieb 4                          Betrieb 9    Tabelle 2 Protein- und Energiegehalt
                        Rohprotein, %                                     20,6                 9,9                             13,2       der Kraftfuttermischungen für säugende                 Wasserversorgung der Sauen                                   Laktationsrausche und Umrauscherquote
                        Umsetzbare Energie, MJ/kg                         13,9                 13,1                            12,8       Sauen auf den Betrieben 1, 4 und 9                     In der Säugezeit kann der Wasserbedarf pro Sau und Tag       Eine Umrauscherquote unter 10 % gilt als anstrebens-
                                                                                                                                                                                                 durchaus 40 l erreichen. Schalentränken eigenen sich für     wert. Tatsächlich rauschen Sauen in der Praxis zum Teil
                                                                                                                                                                                                 die Versorgung besonders gut, ihr Durchfluss (2-3 Liter      viel häufiger um. Eine niedrige Umrauscherquote ist nur
                                                                                                                                                                                                 pro Minute) sollte vor jeder Einstallung geprüft werden. Er  durch das optimale Zusammenspiel vieler Faktoren zu er-
                                                                                                                                                                                                 sichert eine ausreichende Milchbildung                                         reichen (Zeitpunkt und Häufigkeit der
                                                                                                                                                                                                 und kann außerdem als Vorbeugung                                               Besamung, Besamungsmanagement inkl.
                                                                                                                                                                                                 gegen MMA wirken, da mit dem Urin                Wasser muss                   Bestellzeitpunkt der Sper-
                                                                                                                                                                                                 mögliche Krankheitserreger ausgespült          jederzeit frei                  matuben, Tierbeobach-                    „Das Absetzen
                                   Futtermenge und Zusammensetzung der Ration                                                     Während der Trächtigkeit                                       werden.                                                                        tungen im Stall, Einsatz
                                   Die Ration der Sauen setzt sich aus strukturreichem Grund-                                     In den ersten drei Vierteln der Trächtigkeit wird die Ener-
                                                                                                                                                                                                                                                   zugänglich                   eines Suchebers etc.). Die                zum Ende einer
                                   futter und energie- und eiweißreichem Kraftfutter zusam-                                       giezufuhr der Sau relativ niedrig gehalten (32 Megajoule       Wohlergehen der Sauen bei                                sein!                 Verlängerung der Säuge-                   verlängerten
                                   men. In Grafik 7 ist ein Beispiel mit Grünfutter dargestellt                                   (MJ) metabolische Energie (ME) pro Tag). Sauen nehmen          verlängerter Säugezeit                                                         zeit stellt diesbezüglich                 Säugezeit
                                   (grüne Linie); bei Verfütterung von Silage oder Heu ändern                                     große Mengen an Grundfutter auf (13 kg/Tag), welches           Das Gesäuge scheint durch die Verlängerte Säugezeit nicht    kein Problem dar. Zur Aufrechterhaltung                     funktioniert
                                   sich die Mengen entsprechend, da diese Futtermittel weniger                                    mit etwas Kraftfutter ergänzt wird (2 kg/Tag). Dies trägt zu   überbeansprucht zu werden. Im Rahmen des Projektes           eines Produktionsrhythmus werden Sauen,                     wunderbar: da
                                   Wasser enthalten. Sauen sollen täglich die in der Grafik 7                                     Darmgesundheit und Tierwohl sowie einer hohen Futter-          wurde beobachtet, dass die Zitzen auch am Ende einer ver-    die während der Laktation rauschen, nicht
                                   dargestellte Energiemenge aufnehmen (schwarze Punkte):                                         aufnahme in der folgenden Säugezeit bei. Im letzten Viertel    längerten Säugezeit nicht verbissen sind und das Gesäuge     belegt.                                                     gibt es keinen
                                                                                                                                  wird die Nährstoff- und Energieversorgung angehoben, um        unversehrt ist.                                                                                                          Trennungs-
                                                                                                                                  die Entwicklung der Föten und eine günstige Körperkon-                                                                                                                                  schmerz, die Sau
                                                                                                                                  dition der Sau zu sichern (40-43 ME, MJ/Tag).                                                                                                                                           geht einfach raus
                                                                                                                                                                                                       Betriebsnummer            1       2       3      4       5       6      7       8       9                          und schaut nicht
                                                                                                                                  Während der Säugezeit
                  Belegung                                 Geburt         Absetzen         Belegung
                                                                                                                                  Nach der Geburt wird die Energieaufnahme der Sau                     Umrauscherquote (%)      8,3     6,8    38,5 24,1 25,0 43,6            3,6     6,8      -                          mehr zurück!“
            100                                                                                   14
            90                                                                                                                    schrittweise über circa eine Woche auf 90 ME (MJ/Tag)                Anzahl umrauschende
                                                                                                  12                                                                                                                             11     68      16      22     30      23      27    109       -
            80                                                                                                                    gesteigert. Eine zu rasche Steigerung des Futterangebots             Sauen (n)

                                                                                                       kg Futtermittel/Tag
                                                                                                  10
             70
                                                                                                                                  führt zu Verdauungs- und Gesundheitsstörungen und ist                Anzahl Sauen mit
MJ ME/Tag

            60                                                                                                                                                                                                                    1      1       1       -      3       2      0       4       2
            50
                                                                                                  8                               unbedingt zu vermeiden! Während der Säugezeit soll die               Laktationsrausche (n)
                                                                                                  6                               Grundfuttermenge soweit reduziert werden, dass ein aus-                                                                                                              Tabelle 3 Umrauscher-
            40                                                                                                                                                                                         Häufigkeit
                                                                                                                                  reichend hoher Kraftfutterverzehr sichergestellt wird. Idea-                                  5,0     1,4     6,3            8,3     8,7    0,0     3,6     9,1      quote (%) und Häufigkeit
            30                                                                                    4                                                                                                    Laktationsrausche (%)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       einer Laktationsrausche
            20
                                                                                                  2
                                                                                                                                  lerweise steht säugenden Sauen nach dieser Übergangsphase                                                                                                            (%) sowie die Anzahl der
             10
                                                                                                                                  jederzeit Kraftfutter zur freien Aufnahme zur Verfügung                                                                                                              jeweiligen Tiere (n);
             0                                                                                    0
                  1     3      5    7    9     11   13   15     17   19     21       23   25                                      (mind. jedoch 7 kg Kraftfutter/Tag in 3 Gaben und 3 kg                 Tabelle 3 zeigt die großen Unterschiede zwischen den Betrieben innerhalb des Projek-          Betrieb 1-9
                                                                                                                                  Grünfutter/Tag).                                                       tes. Mögliche Erklärungen der teils sehr hohen Umrauscherquote:
                                             Wochen nach Belegung
                                                                                                                                                                                                         Betrieb 3: Rauschebeobachtung erfolgt erst ab dem 5. Tag nach dem Absetzen – dies
                                                                                                                                                                                                         könnte für einige Sauen schon zu spät sein; zudem befindet sich auf dem Betrieb kein
                             ME, MJ/Tag             kg Grünfutter            kg Kraftfutter
                                                                                                                                                                                                         Eber – eine exakte Erkennbarkeit der Rausche ist somit erschwert       Management
                                                                                                                                                                                                         Betrieb 4: Sauen, welche absichtlich nicht belegt wurden (weil z.B. kein Reinzuchtsper-
                                                                                                                                                                                                         ma vorrätig war), wurden als Umrauscher aufgezeichnet; die Laktationsrausche wurde
                             Grafik 7 schematische Darstellung der Futterkurve für Sauen                                                                                                                 nicht erhoben      Management, fehlerhafte Dokumentation
                             im Laufe des Produktionszyklus                                                                                                                                              Betrieb 5: Fruchtbarkeitsproblem mit zwei zur Besamung eingesetzten Ebern
                                                                                                                                                                                                         Betrieb 6: Mykotoxine in der Luzernesilage      Fütterungsproblem
            8 | Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion                                                                                                                                                                                                                                    Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 9
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
FERKEL
           4. Was ist bei meinen
              Ferkeln zu bedenken?                                                                                                                                  0,7                                                                     70
                                                                                                                                                                    0,6                                                                     60
                 Ferkelbeifütterung während der Säugezeit                       3.   Sauberen Fressplatz anbieten
                                                                                                                                                                    0,5
                                                                                                                                                Futtermenge in kg

                 Wie eingangs bereits erwähnt, muss es das Ziel während              Nicht gefressenes Futter kann in den Sauenbereich                                                                                                      50
                 der Säugezeit sein, den Ferkeln möglichst frühzeitig und            gekehrt werden, wo die Reste von den Sauen gefressen                           0,4                                                                     40

                                                                                                                                                                                                                                                 Tage
                 umfangreich Festfutter schmackhaft zu machen. Festfutter            werden. Deshalb ist auch die Bodenfütterung einer
                                                                                                                                                                    0,3                                                                     30
                 und Milch werden von unterschiedlichen Enzymen verdaut.             Vorlage in Automaten vorzuziehen. Flache Schalen
                 Beim Anfüttern geht es darum, die Synthese der körper-              sind ebenfalls geeignet. In Vorratsautomaten sammeln                           0,2                                                                     20
                 eigenen Enzyme, die die Verdauung des Getreideschrotes              sich Speichel und Futterreste. Dies führt zu raschem
                                                                                                                                                                    0,1                                                                     10
                 ermöglichen, bestmöglich zu trainieren.                             Verderb und geruchlicher Belastung des Futters. Ferkel
                                                                                     reagieren darauf mit Futterverweigerung.                                       0,0                                                                     0
                                                                                                                                                                                                                                                               Grafik 8 Mittelwerte der Säugezeit
                                                                                                                                                                          1       2      3     4     5       6   7          8         9
                                                                                                                                                                                                                                                               sowie Ferkeltageszunahmen bis
                 Tricks, um Ferkel erfolgreich                                                                                                                                                     Betrieb
                                                                                                                                                                                                                                                               zum Absetzen bzw. nach
                                                                                4.   Schmackhaftes Futter anbieten                                                                                                                                             dem Absetzen; Betrieb 1-9
                 ans feste Futter zu gewöhnen                                        Werden Sauen während der Säugezeit in flachen Trö-                                       Tageszunahmen bis zum Absetzen           Säugezeit
                                                                                     gen oder mittels Breifutterautomaten gefüttert, fressen                                  Tageszunahmen nach dem Absetzen
                 1.   Futter möglichst nahe am Sauenfressplatz anbieten              Ferkel mit ihren Müttern aus den gleichen Behältern.
                      In der Natur sind Schweine gemeinsam auf Futter-               Das Sauenfutter ist zwar nicht so hoch verdaulich wie
                      suche. Die Ferkel lernen rasch von der Mutter, welche          ein Ferkelstarter, erfüllt aber in Verbindung mit der
                                                                                                                                                                                                                     Mit ein paar Hintergrundinfos können in Grafik 8
                      Nahrungsbestandteile interessant sind, und wovon               Sauenmilch die Anforderungen. Viel wichtiger als die                                                                            Zusammenhänge einer längeren Säugezeit, der Tages-
                      man lieber den Rüssel lässt. Übersetzt auf Stallhaltung        exakte Nährstoffversorgung ist es, Ferkel überhaupt                                                                             zunahmen der Ferkel (besonders nach dem Absetzen),
                      bedeutet das, der Ferkelfressplatz sollte ganz nahe am         zum Fressen zu bringen. Spezielle Ferkelstarter sind                                                                            sowie Auswirkungen von Fütterungsmanagement und
                      Sauenfressplatz sein, damit Ferkel vom Fressverhalten          besser verdaulich aber auch teurer und werden von                                                                               Hygienemaßnahmen erkannt werden. Es sind die Mit-
                      der Mutter angesteckt werden. Einfache Erreichbarkeit          vielen Betrieben mit großem Erfolg eingesetzt. Das                                                                              telwerte der Ferkeltageszunahmen bis zum Absetzen
                                                                                                                                                                                                                     (blauer Balken) und in den zwei Wochen nach dem
                      und häufige Futtervorlage motivieren zusätzlich.               Ferkelfutter wird am besten in einem verschließbaren                                                                            Absetzen (grüner Balken) dargestellt. Zusätzlich ist die
                                                                                     Behälter gelagert, damit fremde Gerüche und Feuchtig-                                                                           mittlere Säugezeit aller Betriebe (1-9) ersichtlich.
                 2.   Futter möglichst früh anbieten                                 keit keine Chance haben. Ferkel reagieren darauf sehr
                      Auch wenn in den ersten Lebenstagen Festfutter kaum            sensibel!
                      Beachtung findet, beschäftigen sich die wachsenden
                      Ferkel spielerisch zunehmend mit dem Futter. Kleinste
                      Mengen sollten täglich mehrmals vorgelegt werden.
                      Der Spieltrieb kann durch Zugabe von ganzen Wei-
                      zenkörnern oder Wühlerde und Torf verstärkt wer-                                                                         Besonderheiten der Projektbetriebe, die sich aus der Grafik              •       Betrieb 6 sticht mit einer mittleren Säugezeit von
                      den. Am liebsten fressen Ferkel direkt vom Boden.                                                                        ablesen lassen können:                                                           61 Tagen und den höchsten mittleren Tageszunahmen
                                                                                                                                               • Es wird viel Zeit für die Tierbeobachtung investiert.                          vor bzw. auch nach dem Absetzen der Ferkel hervor.
                                                                                                                                                    Die Ferkel bekommen zwei Eisengaben (3. Tag nach                            Dies steht naturgemäß in einem Zusammenhang.
                                                                                                       Gruppensäugen bietet
                                                                                                       den Vorteil, dass sich                       der Geburt und circa 3 Wochen danach).                                      Doch auch andere Faktoren, wie die Körperkondi-
                                                                                                       viele Ferkel am Fress-                  • Auf den Betrieben 2, 7 und 8 werden die Ferkel zur                             tion der Sauen (siehe Abbildung 1), Hygiene im Stall,
                                                                                                       platz tummeln und                            Eindämmung von Durchfall nach dem Absetzen re-                              Zusammensetzung der Futterrationen sowie die Futter-
                                                                                                       dadurch eine positive                        striktiv gefüttert. Die mögliche tägliche Gewichtszu-                       menge wirken hier mit. Außerdem gibt es auf diesem
                                                                                                       Dynamik entsteht – der                       nahme der Ferkel ist somit gedeckelt.                                       Betrieb keine Probleme mit Absetzdurchfall.
                                                                                                       „Futterneid“ spielt eine
                                                                                                       wesentliche Rolle.                      • Ferkel auf Betrieb 4 sind reinrassige Schwäbisch-Häl-                  •       Betrieb 9 fällt mit den geringsten mittleren Tages-
                                                                                                                                                    lische Landrasse und bekamen keine Eisengabe. Zu-                           zunahmen bis zum Absetzen auf. Dies könnte mit
                                                                                                                                                    dem verlieren die Sauen während der Säugezeit stark an                      der geringen Futtervorlage der Sauen (5,6 kg/Tag)
                                                                                                                                                    Gewicht und sind somit am Ende der Säugezeit stark                          und ihrer geringen Körperkondition zusammenhängen
                                                                                                                                                    abgesäugt (siehe dazu auch Grafik 5 und Tabelle 2).                         (siehe dazu auch Grafik 5 und Grafik 6) und deutet auf
                                                                                                                                                                                                                                eine Mangelernährung der Ferkel in der Säugezeit hin.
                                                                                                                                                                                                                                Die hohe Differenz zwischen den mittleren lebend ge-
                                                                                                                                                                                                                                borenen Ferkeln (12,6) und den mittleren abgesetzten
                                                                                                                                                                                                                                Ferkeln (8,5) von 4,1 Ferkeln deutet darüber hinaus
                                                                                                                                                                                                                                auf weitere Probleme bereits kurz nach der Geburt und
                                                                                                                                                                                                                                in den ersten Lebenswochen hin.
10 | Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion                                                                                                                                                                                                   Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 11
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
Tipp
                                                                                                                       Das Futter in den ersten
                                                                                                                        10-14 Tagen nach dem
                                                                                                                        Absetzen restriktiv in

                                                                                                                                                                                                                                         FERKEL
                                                                                                        en mit          mindestens 3 Mahl-
                                                                                           bei Problem all
 Ferkelnester                                                                               Absetzdurchf
                                                                                                                       zeiten pro Tag anbieten
                                                                                                                      und darauf achten, dass
 zweckmäßig gestalten                                                                                               alle Absetzferkel gleich-
                                                                                                                  zeitig Zugang zum Futter
                                                                                                             haben. Bei Bedarf kann dafür
                                                                                             ein in Längsrichtung halbiertes Rohr als Futter-
                                                                                             trog dienen. So überfressen sich einzelne, kräf-
  1. Temperatur:                                                                             tigere Ferkel nicht und auch die Schwachen
      In den ersten Lebenswochen verbringen die Ferkel die meiste Zeit im                    kommen zu genügend Futter.
      Ferkelnest. Damit die Annahme des Nestes von Anfang an gewähr-
      leistet ist, muss die Temperaturdifferenz zwischen dem Sauenliege-
      bereich und dem Nest hoch sein (anzustreben ist ein Unterschied von
      mindestens 10°C). Je kälter die Umgebungstemperatur, desto wohler
      fühlt sich die säugende Sau und desto früher suchen die Ferkel die
      Wärme des Nestes auf.
             2. Größe und Form
                  Da in den ersten Lebenswochen alle Ferkel gemeinsam im Nest
                  Platz finden müssen, sollte je Wurf circa 1 m² zur Verfügung
                  stehen. Dreieckige Nester bieten einen größeren Eingangsbereich,
                  dafür können meist nicht alle Ferkel vom Bediengang aus heraus-
                  genommen werden – ein Hineinsteigen ins Nest ist aus Hygiene-
                                                                                                                                                                                                         Tipp
                  gründen nicht vorteilhaft! Eine Absperrvorrichtung ermöglicht ein
                  einfaches Einfangen der Ferkel zur Kastration, zu Impfzwecken oder
                                                                                                                                                 Sicherstellen, dass alle Ferkel genügend frisches
                  anderen Behandlungen.                                                                                                     Wasser zur Verfügung haben. Eine Dehydrierung in
                                                                                                                                                                                                                   en mit
                                                                                                                                           Verbindung mit Durchfallproblemen kann sehr schnell          bei Problem all
                                                                                                                                                                 zum Verenden der Ferkel führen.         Absetzdurchf
     3. Ansprüche bei verlängerter Säugezeit
          Je älter die Ferkel werden, desto geringer ist ihr Temperaturanspruch.
          Die größeren Ferkel in der verlängerten Säugezeit liegen oftmals nur         Zusätzliche Stressfaktoren meiden
          mehr zum Teil im Nest oder gehen gar nicht mehr hinein. Würde man die        Folgende Maßnahmen können den Stress rund ums Absetzen
          Größe des Nestes auf den Platzbedarf aller Ferkel in der 7. oder 8. Säu-     verringern und zum Erfolg beitragen:
          gewoche ausrichten, wäre es zu Beginn der Säugezeit viel zu groß und
          dadurch nur mit hohem Energieaufwand zu erwärmen. Kühlere Nester             •     Beim Absetzen nur die Sau aus der Bucht nehmen                 Rohproteingehalt und mindert die Konzentration der
          werden schlecht angenommen und dienen häufig als Kotplatz!                         Die Ferkel bleiben noch eine Woche in ihrer gewohnten          Mineralstoffe. Diese Mischung wird eine Woche vor
                                                                                             Umgebung, bevor sie mit anderen Artgenossen in der             bis eine Woche nach dem Absetzen auf mindestens
                                                                                             Aufzuchtbucht neu gruppiert werden und sich an das             3 Mahlzeiten pro Tag aufgeteilt. Am besten hat jedes
                                                                                             neue Keimspektrum gewöhnen müssen.                             Ferkel einen eigenen Fressplatz im Aufzuchtstall! Futter
Ferkel genießen auch nach dem                                                          •     Ferkel bereits vorher Kontakt mit späteren                     niemals direkt beim Absetzen wechseln.
Absetzen ein gut eingestreutes, warmes                                                       Buchtgenossen ermöglichen                                 •    Gleiche Tränken wie im Abferkelstall anbieten
und trockenes Nest ohne Zugluft!
                                                                                             Wird Gruppensäugen ermöglicht, so kennen sich die              Sind die Ferkel mit dem Tränketyp vertraut, so fällt
                                                                                             Ferkel bereits und die Gruppe kann geschlossen in die          ihnen die Aufnahme von ausreichend frischem Wasser
                                                                                             Aufzuchtbucht wechseln. Eine weitere Möglichkeit:              leichter. Wichtig ist auch, die Tränken auf ferkeltaug-
                                                                                             (etwa gleich alten) Ferkeln benachbarter Buchten über          licher Höhe zu montieren. Pro Bucht mindestens zwei
                                                                                             Ferkelschlupf Kontakt ermöglichen.                             Tränken, pro 10 Tiere eine Tränke.
                                                                                       •     Bereits bekanntes Festfutter anbieten                     •    Ein warmes, trockenes Nest ohne Zugluft anbieten
                                                                                             Fressen die Ferkel vor dem Absetzen hauptsächlich              Nach dem Absetzen fällt die Muttersau als Wärmequelle
                                                                                             aus dem Trog der Sau, so kann in den ersten Tagen              weg. Den Ferkeln hilft in der ersten Woche nach dem
                                                                                             nach dem Absetzen Sauenfutter angeboten werden.                Absetzen ein warmes Nest (mit 27-29 °C) mit gut ein-
                                                                                             Ansonsten den Ferkelstarter oder das Aufzuchtfutter            gestreuter Liegefläche. Ab der zweiten Woche nach dem
                                                                                             mit geschroteter Gerste verschneiden. Das senkt den            Absetzen ist eine Nesttemperatur mit 25 °C und viel
                                                                                                                                                            Einstreu ausreichend.
                                                                                                                       Eine Coli-Ferkelschutzimpfung kann Erleichterung bei Problemen
                                                                                              Tipp
                                                                                                                        mit Ferkeldurchfall bringen! Dazu sind alle Ferkel – je nach
                                                                                                                        Impfstoff - entweder oral (drenchen!) oder intramuskulär zu
                                                                                                                        impfen. Ein wirksamer Schutz besteht circa 14 Tage nach der
                                                                                                       en mit           Impfung. Es ist also darauf zu achten, dass die Impfung mindestens
                                                                                            bei Problem all            14 Tage vor dem Absetzen erfolgt.
                                                                                             Absetzdurchf
                                                                                                                                                                                 Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 13
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
FERKEL
                                                                                                                                                              Durchfallmonitoring bei Absetzferkeln
                  Tabelle 4 Häufigkeit       Betriebsnummer                1        2        3       4       5       6       7       8       9
                                                                                                                                                              Die Kotkonsistenz von frisch abgesetzten Ferkeln muss mindestens einmal täglich, beginnend am dritten
                 von Absetzdurchfall-        Durchfall beobachtet %     14,7%    21,8%     4,5%     0,9%   32,8%   0,0%    27,1%   29,0%     -
              Beobachtungen sowie –
                                                                                                                                                              oder vierten Tag nach dem Absetzen, beurteilt werden. Am einfachsten erfolgt dies, wenn alle Ferkel
                      behandlungen;          Anzahl Ferkel Durchfall
                                                                          30      163        9       2      78       0      75      330      -
                                                                                                                                                              ganz früh am Morgen in den Stall gesperrt werden, der Auslauf entmistet wird und keine Einstreu
                           Betrieb 1-9       beobachtet                                                                                                       gegeben wird. Lässt man die Tiere nach etwa 20 Minuten in den Auslauf, setzen die meisten Ferkel
                                             Durchfallbehandlung %      14,6%     9,9%     4,5%     ,0%   30,0%   ,%    6,1%    5,3%      -                unmittelbar darauf Kot und Harn ab. Tiere mit verändertem Kot können mittels Spray oder Viehzeichenstift
                                             Anzahl Ferkel mit                                                                                                markiert werden. Bei Ferkeln mit zwei Markierungen erfolgt eine Behandlung.
                                                                          30       81        9       0      77       0      17      60       -
                                             Durchfallbehandlung
          Werden die Zahlen der Betriebe 2, 7 und 8 verglichen (siehe Tabelle 4), wird schnell
          klar, dass die Beobachtung von Absetzdurchfall bei Ferkeln nicht zwingend zu einer
          Behandlung führen muss.                                                                           Probleme rund                                                                                                                                          Drei unterschiedliche
                                                                                                            ums Absetzen                                                                                                                                           Kotkonsistenzen: fest,
          Der gemeinsame Nenner dieser drei Betriebe ist das Durchfallmanagement. So neh-                                                                                                                                                                          breeig, flüssig. Bei
          men sich alle in den Tagen nach dem Absetzen der Ferkel sehr viel Zeit für die Durch-
                                                                                                            sind komplexer                                                                                                                                         letzterem ist Vorsicht
          fall-Beobachtung. Absetzdurchfall tritt auf diesen Betrieben regelmäßig auf, somit wird           Natur. Eine bloße                                                                                                                                      geboten!
          Augenmerk darauf gelegt und auch die Fütterung rationiert. Es werden ausschließlich               Verlängerung der
          Einzeltierbehandlungen durchgeführt. Zusätzlich setzt Betrieb 8 die Ferkel nach einer
          wesentlich längeren Säugezeit ab (im Durchschnitt mit 55 Tagen, während des Projekts              Säugezeit ist kein
          wurden die Partien abwechselnd mit 7 bzw. 8 Wochen abgesetzt).                                    Allheilmittel!
                 Impfungen                                                              Behandlungen                                                 Hygiene im Stall
                 Die Notwendigkeit einer vorbeugenden Schutzimpfung                     Müssen Ferkel während der Säugezeit mit chemisch-synthe-     Werden Abferkelställe im Rein-Raus-System betrieben, ist      Werden Ferkel nach dem Absetzen in den Abferkelbuchten
                 gegen virale/bakterielle Erkrankungen ist nicht generell               tischen Arzneimitteln behandelt werden, so empfiehlt sich    eine Reinigung nach dem Ausstallen der Tiere zu empfehlen.    belassen, vermindert diese Maßnahme zwar den Stress für die
                 gegeben. Im Einzelfall muss geklärt werden, ob Ferkel am               eine Kennzeichnung der behandelten Tiere durch Einziehen     Dadurch verringert sich der Keimdruck und die nächste         Tiere, bei Problemen mit Durchfall und/oder Verwurmung
                 Betrieb verbleiben oder verkauft werden. Im geschlossenen              einer Ohrmarke. Gerade im Gruppensäugen ist sonst ein        Gruppe findet beste hygienische Voraussetzungen vor. Wenn     ist ein Umstallen in einen gereinigten Aufzuchtstall jedoch
                 System kommt man üblicherweise mit weniger Impfungen                   Wiederfinden des Tieres nur schwer möglich. Damit ist auch   aber Sauen in einzelnen Buchten verbleiben und der Stall      empfehlenswert.
                 aus als in Betrieben mit regem Tierverkehr.                            für allfällige Kontrollen ein Auffinden behandelter Tiere    nicht völlig leer wird, kann das Waschen mit Hochdruck-
                 Grundsätzlich gilt: Vorbeugen ist besser als Behandeln.                gewährleistet. Die einmalige Behandlung mit Antibiotika      reiniger mehr Probleme bringen als lösen. In solchen Fällen
                 Diesbezüglich leisten Impfungen einen wertvollen Beitrag               hat – außer der Einhaltung einer doppelten Wartezeit –       kann mit Besen und Wasserschlauch ein Reinigungseffekt
                 zur Gesunderhaltung von Beständen!                                     keine Konsequenz für den Tierhalter. Erst bei der zweiten    erzielt werden.                                                       Rezept für
                 Die üblichen Ferkelimpfungen schützen vor Mykoplasmen                  Behandlung mit einem allopathischen Arzneimittel verliert    Tränken im Auslauf halten das Stroh im Stall länger sauber!
                 und Circoviren. Werden Ferkel an einen Mäster weiterge-                das Tier den Biostatus. Mehrere Gaben eines Arzneimittels    Die Ferkel misten dann im Freien, die Liegefläche bleibt
                                                                                                                                                                                                                           Elektrolytlösung
                 geben, sind diese beiden Impfungen empfehlenswert. Ge-                 an verschiedenen Tagen zur Bekämpfung einer Erkrankung       trocken.
                 impft wird meist als Kombinationsvakzine, eine einmalige               gilt dabei als eine Behandlung.                              Die Reinigung beseitigt nicht nur Schmutz und Keime,
                 Impfung ab der dritten Lebenswoche ist üblich.                                                                                      sondern vermindert auch den parasitären Druck. Spulwurm-                 1 l Wasser mit 20 g Glucose und
                                                                                                                                                     eier, die dem Schmutz anhaften, können durch einen Rei-                  4 g Salz mischen.
                                                                                                                                                     nigungsschritt beseitigt werden, was den Verwurmungsgrad
                                                                                                                                                     eines Bestandes verringert. Regelmäßiges Entwurmen der
                                                                                                                                                     Zuchtsau (zweimal jährlich) stellt einen geringen Verwur-
                                                                                                                                                     mungsgrad sicher.
                                                                                                                                                                                                   Angekohlte Holzscheite anbieten! Durchfallgefährdete Ferkel
                                                                                                                                                                           Tipp
                      Durchfallkontrolle                                                                                                                                                            „spielen“ damit und nehmen die Kohle auf – dies beruhigt die
                       wird hier dreimal                                                                                                                                                            Verdauung und kann die Symptome mildern.
                    täglich während der                                                                                                                                                             Auch die zusätzliche Gabe von Torf, Elektrolyttränken (Rezept
                  rationierten Fütterung                                                                                                                                                            siehe Box) oder das Verfüttern von Tees (Kamille, Fenchel, Anis,
                                                                                                                                                                                      zeichen
                           durchgeführt.                                                                                                                                 bei ersten An chfall       Kümmel) kann sowohl vorbeugend als auch therapeutisch gegen
                                                                                                                                                                                      ur
                                                                                                                                                                          auf Absetzd              Absetzdurchfall helfen.
14 | Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion                                                                                                                                                                                       Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 15
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
Kosten vs. Nutzen
           5. Kosten vs. Nutzen                                                                                                                               Hier einige Beispiele, in welchen Bereichen Potentiale erkannt
                                                                                                                                                              wurden und als Stellschrauben am eigenen Betrieb dienen können:
                 Wie wirkt sich eine verlängerte Säugezeit                                 Wissenschaftlich nicht abgesicherte Annahmen wie mehr
                                                                                                                                                                                        Liegt die Umrauscherquote um 10 %                    ± 1 verkauftes
                 wirtschaftlich aus?                                                       verkaufte Ferkel je Wurf, weniger Verluste und Tiergesund-                                                                                                                     Zusätzliche Arbeitszeit zahlt sich aus,
                                                                                                                                                            ±10 % Umrauscher             höher, dann entspricht das ebenfalls
                                                                                                                                                                                                                                                                           wenn damit Ferkelverluste reduziert wer-
                 Eine Verlängerung der Säugezeit steht nicht im Wider-                     heitskosten durch eine Verlängerung der Säugezeit wurden                                       einer Verlängerung der Zwischen-                  Ferkel entspricht
                                                                                                                                                            entsprechen 80 bis                                                             120 bis 150 € DfL               den können. 5 % geringere Verluste ent-
                 spruch zu hohen Leistungen, ist aber auch keine Garantie                  im Beispiel bewusst nicht einberechnet und könnten das                                         wurfzeit um etwa eine Woche bei
                                                                                           Ergebnis zugunsten der längeren Säugezeit verbessern (siehe
                                                                                                                                                               100 € DfL je               gleichem Erlösentgang wie bei                     je Sau und Jahr
                                                                                                                                                                                                                                                                           sprechen etwa einem weiteren verkauften
                 dafür. Tabelle 5 zeigt, welche Änderungen sich durch eine                                                                                                                                                                                                Ferkel je Sau und Jahr und erhöhen die
                 Verlängerung der Säugezeit ergeben und wie sich diese                     auch Tabelle 5).                                                   Sau und Jahr                einer Verlängerung der Säugezeit,
                                                                                                                                                                                                                                                                        DfL um 120 bis 150 € Euro. Verkauft man
                                                                                                                                                                                        allerdings ohne Kompensations-
                 wirtschaftlich auswirken können. Nicht jeder Effekt ist                                                                                                                                                                                              ein Ferkel mehr, kann man damit bei 20 Euro
                                                                                                                                                                                      potenzial. Häufig wird davon aus-
                 allerdings auch monetär bewertbar.                                        Säugezeit ist nicht alles                                                                                                                                               Stundenlohn 6 bis 7,5 Arbeitsstunden entlohnen.
                                                                                                                                                                                   gegangen, dass eine umrauschende Sau
                                                                                                                                                                                                                                              Aus dieser Sicht kann es sich schnell rentieren, mehr Zeit im Ab-
                                                                                           Auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis haben andere Fak-            direkt im nächsten Zyklus wiederbelegt werden kann. In der
                                                                                                                                                                                                                                              ferkelstall zur Tierbeobachtung zu verbringen. Erfahrungen aus der
                                                                                           toren wesentlich größeren Einfluss als eine Verlängerung der          Praxis dauert es im Schnitt eher 40 bis 60 Tage. Dass eine
                                                                                                                                                                                                                                              Praxis zeigen, dass die Verluste in der Ferkelaufzucht sehr häufig
                 Beispiel: Sechs vs. sieben Wochen Säugezeit                               Säugezeit. Die Absetzphase ist nicht der einzige kritische            Verlängerung der Säugezeit die Umrauscherquote erhöhen
                                                                                                                                                                                                                                              unterschätzt werden. Sie liegen auf Bio- wie auf konventionellen
                                                                                                                                                                 könnte, wurde im Projekt ebenso wenig beobachtet wie ver-
                 Zieht man die Direktkosten für Futter, Tiergesundheit etc.                Bereich in der Biosauenhaltung. Unter 10 bis über 15 lebend                                                                                        Betrieben etwa zwischen 4 und 8 %.
                                                                                                                                                                 mehrte Probleme mit Laktationsrausche.
                 vom Erlös durch Ferkel- und Altsauenverkäufe ab, lassen                   geborene Ferkel je Wurf sowie Saugferkelverluste zwischen 5
                 sich auf Basis der Direktkostenfreien Leistung (DfL) je                   und auf Einzelbetrieben sogar über 30 % zeigen Potenziale
                 Sau und Jahr Betriebe gut miteinander vergleichen. Mit                    einiger Betriebe, auf welche die Säugezeit kaum Einfluss
                 der DfL müssen die eigene Arbeitsentlohnung sowie die                     hat. Jedes zusätzliche Ferkel bringt zwischen 120 und 150
                 Abschreibung für den Stallplatz und kalkulatorische Zinsen                Euro zusätzliche DfL. Deshalb ist es wichtig die eigenen                                                                                                                           Unabhängig von der Säugezeit
                                                                                                                                                                 Geringes                Die Tiergesundheitskosten im Projekt variier-             ±5 kg Aufzucht-              sollte man die Futtermengen je
                 für das gebundene Kapital finanziert werden.                              Kennzahlen festzustellen, Problembereiche zu identifizieren                                    ten zwar von 55 bis 230 Euro pro Sau und
                                                                                                                                                             Sparpotential bei                                                                      futter je Ferkel             Ferkel vom Absetzen bis zum
                 Ein konkretes Beispiel für die ökonomischen Veränderungen                 und schrittweise Maßnahmen zur Optimierung zu setzen!                                           Jahr. Das erhoffte Sparpotenzial ist aber re-
                                                                                                                                                             Tiergesundheits-              lativ gering. Bei allen Betriebe verursachten          entsprechen 45 bis             Verkauf im Auge behalten. Fünf
                 durch eine Verlängerung der Säugezeit findet sich in Tabelle              Auf den Betrieben im Projekt „Verlängerte Säugezeit“ wur-                                                                                                                             Kilogramm weniger Futter je
                                                                                                                                                                   kosten                 routinemäßige Tiergesundheitsmaßnahmen                   55 € DfL je Sau
                 6. Leistungen und Kosten entsprechen den Durchschnitts-                   den zwischen 16,6 und 22,8 Ferkel je Sau und Jahr verkauft,                                                                                                                          Ferkel sparen jährlich ca. 45 bis
                                                                                           was zu einer direktkostenfreien Leistung von 1.100 bis
                                                                                                                                                                                         wie Ferkel- und Sauenimpfungen, Eisen-                        und Jahr                55 Euro pro Sau. Jedes zusätzli-
                 werten der im Projekt erhobenen Daten und wurden auf                                                                                                                  injektion oder Kastration mehr als 95 % der
                 42 bzw. 49 Tage Säugezeit korrigiert.                                     1.950 € führte. In der Praxis werden sogar noch größere                                                                                                                           che Kilo Absetzgewicht spart teures
                                                                                                                                                                                    Tiergesundheitskosten. Dass man Impfungen nur
                                                                                                                                                                                                                                                                          Ferkelaufzuchtfutter, da weniger Futter-
                 Eine Woche Säugezeit kostet demnach zwar etwa 0,08 Wür-                   Differenzen beobachtet.                                                             aufgrund einer Verlängerung der Säugezeit unterlas-
                                                                                                                                                                                                                                                                   tage bis zum Erreichen des Verkaufsgewichts
                 fe und damit ca. 0,8 verkaufte Ferkel sowie 130 Euro Erlös je                                                                                   sen bzw. einsparen kann, scheint unwahrscheinlich. Kosten für Anti-
                                                                                                                                                                                                                                                        notwendig sind.
                 Sau und Jahr. Durch die Verschiebung bei den Futterkosten,                                                                                      biotikagaben sind meist eher untergeordnet. Das traf auch im Projekt
                                                                                                                                                                                                                                                        Im Projekt wurden zwischen 17 und 58 kg Aufzuchtfutter
                                                                                                                                                                 zu, wo der Anteil antibiotisch behandelter Ferkel zwischen null und
                 sowie durch geringere Verluste, Tiergesundheitskosten etc.                                                                                                                                                                             je Ferkel benötigt. Die durchschnittlichen Absetzgewich-
                                                                                                                                                                 30 % streute. Wer im Sinne eines niedrigen Antibiotikaverbrauchs
                 ergeben sich allerdings auch Vorteile, welche den Nachteil                                                                                                                                                                             te der Projektbetriebe streuten ebenso stark von 10 bis
                                                                                                                                                                 trotzdem Behandlungen einsparen will, sollte auf Einzeltierbehand-
                                                                                                                                                                                                                                                        22 kg. Würde man das Absetzalter aller Projektbetriebe
                 gegebenenfalls sogar wettmachen können! Diese und weitere                                                                                       lungen statt Gruppenbehandlungen setzen. Das erfordert allerdings
                                                                                                                                                                                                                                                        angleichen, bliebe trotzdem eine Differenz von über 7
                 ökonomische Stellschrauben sind in den Textblöcken weiter                                                                                       gute Tierbeobachtung und freie Arbeitskapazitäten.
                                                                                                                                                                                                                                                        kg beim Absetzgewicht.
                 unten angeführt.
                                                                                                                                                              Tabelle 6 Ökonomischer Vergleich einer Säugezeit mit
                                                                                                                                                              42 Tagen (Betrieb A) bzw. 49 Tagen (Betrieb B)
                                                                                                                                                                                                                                                                      ±50 € pro Tonne
                                    Änderungen durch Verlängerung der Säugezeit                                   Ökonomisch sichtbar durch       Effekt*                                                 Betrieb A                      Betrieb B                    Futtermittelpreis
                                    Mehr Säugetage    mehr Produktionstage pro Wurf                weniger
                                                                                                                                                                                                      42 Tage Säugezeit              49 Tage Säugezeit              entsprechen 100 bis           Bei einer
                                                                                                                           weniger Erlös            --                                                                                                             120 € DfL je Sau und
                                    Würfe   weniger Ferkel je Sau und Jahr                                                                                      Verkaufte Ferkel je Wurf                                   10 Stk.                                                                Verlängerung
                                    Mehr Säugezeitfutter        weniger Tragezeitfutter                              höhere Sauenfutterkosten        -          Umrauscher                                                  20 %                                            Jahr                 der Säugezeit
                                                                                                                                                                                                                                                                                               verschieben sich
                                    Höheres Absetzgewicht          weniger Ferkelaufzuchtfutter                    geringere Ferkelfutterkosten     +           Remontierung                                                25 %                                                             zwar die Futter-
                                                                                                                  weniger Tiergesundheitskosten     (+)         Produktionstage je Wurf                     176 Tage                       183 Tage                                      mengen zwischen den
                                                                                                                                                                                                                                                                      einzelnen Tierkategorien, die Gesamt-
                                    Bessere Entwicklung Magen-Darmtrakt und Immunsystem                          weniger Managementaufwand                      Umtriebe je Sau und Jahr                  2,08 Würfe                    2,00 Würfe                    futterkosten bleiben aber etwa gleich.
                                                                                                                                                    (+)
                                    weniger Absetzprobleme                                                             bzw. Arbeitszeit                                                                                                                               Ändert sich allerdings der Kilopreis der
                                                                                                                                                                Verkaufte Ferkel je Sau und Jahr           20,8 Stk.                       20,0 Stk.
                                                                                                                      weniger Ferkelverluste        (+)                                                                                                               Futterration durch teurere oder billigere
                                                                                                                                                                Erlös je Sau und Jahr                      € 3.500,-                       € 3.370,-                  Einzelfuttermittelkomponenten, kann sich
            Tabelle 5 Ökonomi-      Bessere Sauenkondition beim Absetzen (Voraussetzung: bedarfs-                                                               Direktkosten je Sau und Jahr               € 1.567,-                       € 1.536,-                  das auf die DfL stark niederschlagen. 50
            sche Auswirkungen       gerechte Fütterung aller Tierkategorien!) höhere Fruchtbarkeit                           mehr Erlös             (+)                                                                                                               Euro Preisunterschied pro Tonne entspre-
             einer Verlängerten        mehr Ferkel je Sau und Jahr                                                                                              Futterkosten - Tragendfutter           € 246,- (777 kg)               € 236,- (748 kg)                chen bei 2 150 kg Gesamtfuttermenge je
                      Säugezeit
                                    Weniger ausgeprägte Absetzproblematik              Weniger Stress für                                                       Futterkosten - Säugendfutter           € 255,- (651 kg)               € 298,- (760 kg)                Sau und Jahr 110 €.
                                                                                                                                  ?                (+++)
                                    LandwirtInnen beim Stallgang                                                                                                Futterkosten - Ferkelfutter         € 516,- (45,4 kg/Ferkel)     € 459,- (42 kg/Ferkel)
                                    Annäherung an natürlichen Absetzzeitpunkt            höhere                                                                 Tiergesundheitskosten                       € 148,-                         € 143,-
                                                                                                                                  ?                 (+)
                                    KonsumentInnen-Akzeptanz
                                                                                                                                                                Sonstige Direktkosten                       € 401,-                        € 400,-
                                   * +…positver ökonomischer Effekt, -…negativer ökonomischer Effekt,
                                     ()…bisher wissenschaftlich nicht eindeutig belegt oder ökonomisch kaum in eine Einheit zu fassen                           DfL je Sau und Jahr                         € 1934,-                       € 1834,-
                                                                                                                                                              * Marktpreise 2020
16 | Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion                                                                                                                                                                                                             Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 17
Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion - Grundlagen, Tierwohlaspekte und Tipps aus der Praxis rund ums Absetzen - Bio Austria
Projektüberblick
           6. Projektüberblick                                                                                                                   Vorstellung
                                                                                                                                                                                                                           Maßnahmen zur Tiergesundheit: 2 Eisengaben der Ferkel (am
                                                                                                                                                                                                                           3. Tag nach der Geburt und 3 Wochen danach), die Zucht-
                                                                                                                                                 eines Projektbetriebes                                                    sauen werden 2-mal pro Jahr mit abwechselnd mit unterschied-
           Mit der Verlängerung der Säugezeit sollte das Wohlergehen                o       Überprüfung der bedarfsgerechten Fütterung von                                                                                 lichen Wirkstoffen entwurmt, die Ferkel beim Absetzen und zu
           sowohl der Sauen als auch der Ferkel weiter verbessert und                       Muttersauen und Absetzferkeln                        Region: Oberösterreich, Hausruckviertel                                   Beginn der Endmast. Aufgrund von Ferkel-Frühdurchfall werden
           Auswirkungen auf den betrieblichen Erfolg ermittelt werden.              o       laufende Erhebung von Leistungsdaten auf den Pro-                                                                              die Tiere mit einem betriebsspezifischen Impfstoff geimpft.
           Dafür wurden das Partizipationsprojekt und der Wissenstrans-                     jektbetrieben (siehe dazu Tabelle 4, Tabelle 7 und   Landwirtschaftliche Nutzfläche: 39 ha Acker, 10 ha Grünland               Außerdem werden die Sauen zwei Wochen vor dem Absetzen
           fer zur verlängerten Säugezeit auf Bioschweine-Betrieben von                     Grafik 9)                                                                                                                      gegen Rotlauf und Parvovirose, die Ferkel mit drei Wochen gegen
                                                                                                                                                 Tierbestand: 18 Sauen (Edelschwein x Landrasse, 2 Schwäbisch-
           2017 bis 2020 durchgeführt:                                              o       wissenschaftliche Begleitung                                                                                                   Circovirose geimpft.
                                                                                                                                                 Hällische Landschweine, 2 Schwäbisch-Hällische Landschweine
                                                                                    o       rege Diskussion der Ergebnisse und sinnvolle Um-     x Pietrain); 1 Eber (Pietrain); 95 % künstliche Besamungen, keine
           Projektkoordination und -partner                                                 setzung der Erkenntnisse in Beratungsunterlagen                                                                                               „Eine zweite Eisengabe
                                                                                                                                                 Eigenremontierung
           • Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL                                                                                                                                                                            circa 2 Wochen nach der
           • 8 landwirtschaftliche Praxisbetriebe aus Oberösterreich,                               „Vor allem die                               geschlossener Betrieb: Wartestall mit Deckzentrum für 18 Sau-                          Geburt der Ferkel bringt’s
               Niederösterreich und dem Burgenland                                              regelmäßigen Treffen                             en, 5 Abferkelbuchten (FAT Eigenbau), eine Gruppensäugebucht                           voll. Wir beobachten sehr
           •   Ländliches Fortbildungsinstitut Niederösterreich                              machten die Teilnahme am                            für 2 Sauen, 60 Plätze für Aufzuchtferkel (2 Buchten), 120 Plätze                     gute Entwicklungen unserer
           •   Bio Austria                                                                     Projekt so wertvoll! Wir                          für Mastschweine                                                                                 Ferkel!“
                                                                                             tauschten Erfahrungen aus                           Management: kontinuierliche Abferkelungen, kein Wochenrhythmus
           Projektbetreuung                                                                  und konnten voneinander                                                                                                       Besonderheiten: Das Betriebsleiterpaar nimmt sich sehr viel Zeit
           • Bio-Institut Außenstelle Thalheim/Wels, HBLFA Raum-                              lernen. Denn jeder weiß                            Hygienemaßnahmen: Reinigung der Abferkelbuchten Hoch-                     zur Tierbeobachtung. Der 4. bis 6. Tag nach dem Absetzen gilt als
               berg-Gumpenstein                                                               was anderes, an das man                            druckreiniger (heiß) und Desinfektion mit Peressigsäure nach jeder        besonders heikle Zeit für das Auftreten von Absetzdurchfall. Ver-
           • Department für Nachhaltige Agrarsysteme der Universität                          selbst vielleicht noch gar                         Belegung, die Sauen werden vor dem Umstallen gewaschen, die               bringt man in dieser Phase vermehrt Zeit im Stall, so kann vieles
               für Bodenkultur Wien                                                                   nie dachte.“                               Ausläufe besenrein gesäubert; Reinigung der Aufzuchtbuchten               abgefangen werden.
           •   Institut für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung der                                                                         2-mal jährlich mit dem Hochdruckreiniger (heiß), zwischen den
               Veterinärmedizinischen Universität Wien                          Die Betriebe, die am Projekt teilnahmen, liegen auf hohem        Partien werden Buchten und Ausläufe besenrein gesäubert                               „Die verlängerte Säugezeit
                                                                                Niveau! So liegt die mittlere Anzahl an lebend geborenen                                                                                                 konnte im betrieblichen
           Ziele und Vorgehensweise                                             Ferkeln je Wurf über alle Betriebe hinweg bei 12,9 Ferkeln,      Fütterung: Details und Rezeptur der Kraftfuttermischung siehe Kapitel 3              Ablauf gut integriert werden
           • Wissensaustausch zur Verbesserung des Wohlergehens                 die mittlere Anzahl an abgesetzten Ferkeln je Wurf bei 10,2                                                                                             und wird daher weiterhin
                                                                                                                                                 Das Absetzen: innerhalb des Erhebungszeitraums lag die mittlere
               und der Gesundheit der Tiere                                     (Details zu den einzelnen Betrieben siehe Tabelle 7). Bei Be-                                                                                          praktiziert. Die Ferkel sind
                                                                                                                                                 Säugezeit bei 55 Tagen. Dabei wird zuerst die Sau aus der Bucht
           • Zusammenarbeit zwischen Forschung, Praxis und Be-                  trieben aus dem LK-Arbeitskreis Ferkelproduktion liegt die                                                                                           nach einer längeren Säugezeit
                                                                                                                                                 genommen, die Ferkel bleiben im Idealfall in der Bucht und wer-
               ratung                                                           mittlere Anzahl an lebend geborenen Ferkeln je Wurf bei 11,4,    den über den Auslauf verbunden. Um den Stress der Ferkel beim
                o regelmäßige Treffen der Operationellen Gruppe                 die mittlere Anzahl an abgesetzten Ferkeln je Wurf bei 8,5.      Absetzen zu minimieren, verbleiben die Ferkel noch mindestens
                    (OG) inkl. Betriebsbesichtigungen                                                                                            eine Woche in der vertrauten Umgebung. Auch der Stress einer
                o gemeinsame Entwicklung von Lösungsansätzen und                            „Der genaue Blick auf                                gleichzeitigen Neugruppierung und Umgebungsänderung wird
                    Austausch über auftretende Herausforderungen am                        die eigenen betrieblichen                             dadurch verhindert.
                    Betrieb                                                              Leistungen ermöglichte eine
                o Unterstützung in der Umsetzung der verlängerten                          super Vergleichbarkeit zu
                    Säugezeit auf den Betrieben                                           anderen Betrieben. Unsere
                o Einschulung der Bauern und Bäuerinnen in die                          Optionen nach oben und unten
                    Beurteilung der Körperkondition (BCS) der Sauen                     wurden dadurch sehr deutlich
                                                                                                   sichtbar.“
                                      Betriebsnummer              1         2           3       4        5       6       7       8       9
                                      Anzahl Sauen [N]           22        75        18         22      37      24      28      114     27
                                      Wurfnummer(MW)             3,6       4,0       3,8        3,6     2,8     2,3     4,8     4,7     4,0
                                      min-max                   1-10       1-10      1-9       1-9      1-9     1-4     2-8    1-15     1-8
                                      ± SD                      2,65       2,35     3,08       ,    2,15     ,   1,95    2,29     2,18
            Tabelle 7 Mittelwert,
                                      Anzahl lebend geborene
                 Minimum (min),                                 13,6       13,7     13,7       10,8    11,4    15,3    12,0    13,2    12,6
                                      Ferkel je Wurf (MW)
               Maximum (max),
           Standardabweichung         min-max                   7-22       4-20     11-20      8-14    4-19   10-22    3-16    6-20    4-20
              (SD) ausgewählter
                                      ± SD                      3,89       3,50     2,68       ,    3,52    ,    2,94    2,85    3,48
           Sauen-Leistungsdaten
             (N=Anzahl Sauen);        Anzahl abgesetzte
                                                                 9,7       10,9      11,1      10,1     9,7    12,0     9,9    10,0     8,5
                  Betrieb 1 bis 9     Ferkel je Wurf (MW)
                                      min-max                   7-14       8-15     8-14       8-14    8-13    9-15    7-13    7-13    3-11
                                      ± SD                      1,76       2,02      1,90      1,75    1,41    1,81    1,45    1,38    2,06
18 | Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion                                                                                                                                                                                      Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion | 19
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