VERNEBELT - www.null41.ch Februar 2019 SFr. 9.

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   Februar 2019
     SFr. 9.–

VERNEBELT
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RECK FILM PRESENTS

                                 TRUE STORIES OF ETHICAL BUSINESS

                              nominated 2019
                             PRIX DE SOLEURE
                                 Solothurn

                                                        A FILM BY   NINO JACUSSO

                             AB 14. FEBRUAR IM KINO

                                               teff is
                                        Käptn S ahrt
                                         Kreuzf         ss
                                          nR   ätselspa
                                  80 Seite iefgang
                                      mit T
                                                        ältlich
                                               Jetzt erh nversand.ch
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                                        w w w.me .null41.ch
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C L U B TO U R 2 018/2 019

     11.02.2019
 KAUFLEUTEN, ZÜRICH
     TICKETS:STARTICKET.CH
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EDITORIAL

OH SCHANDE!
                                                                                        die Anfänge des Maskentragens. Nina
                                                                                        Laky interviewt Sabina Koch und Hanni
                                                                                        Troxler, die als zwei der wenigen weibli-
                                                                                        chen Tambourmajorinnen ihren Guggen-
                                                                                        musigen den Takt angeben.
                         Liebe Leserinnen, liebe Leser
                                                                                              Tobias Brücker, Kulturwissenschaft-
                                  Der Urknall: «041 – Das Kulturmagazin»                ler, verfasst ein Plädoyer für das befreien-
                          hat sich an das grosse Tabuthema der Kul-                     de und berauschende Aufgehen in der
                                        turszene gemacht – die Fasnacht.                Masse, sei es nun an der Fasnacht oder am
               Sophie Grossmann         Unsere anfängliche Skepsis als                  Fussballmatch. Doch wozu überhaupt
               Redaktionsleiterin       Kulturmenschen an den ur-                       Rausch? In unserer Überdacht-Kolumne
                                        sprünglichen Vorfeierlichkeiten                 setzen sich die zwei Repliken von Andreas
                          der Fastenzeit wich schnell der Neugier am                    Pfister und Remo Bitz ganz unterschied-
                          rauschenden modernen Volksfest.                               lich mit dieser Frage auseinander.

                             So vielfältig wie der Themenkomplex                             Ich wünsche eine gute Lektüre unse-
                         von Rausch und Fasnacht selbst ist unsere                      rer Februarausgabe und frohe Narrenzeit!
                         Autorenschaft für die Februarausgabe, zwar
                         narrenfrei, aber hoffentlich informativ und
                         unterhaltsam. Kurt Lussi war bis 2018 wis-
                         senschaftlicher Mitarbeiter am Historischen
                         Museum Luzern und schreibt für uns über

Februar 2019                              041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                                3
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INHALTSVERZEICHNIS

                  Einblick ins Labor Luzern > Seite 18                         Christoph und Annette von Goumoëns in «Diamonds Are Forever» > Seite 30

FIRST                                                                          Editorial > Seite 3
                                                                               Guten Tag > Seite 5
                                                                               Poliamourös

LADIES
                                                                               Wo der Spass aufhört, bestimmen Männer, die Kolumne
                                                                               von Anna Chudozilov > Seite 6

                                                                               Kosmopolitour
                                                                               Matthias Bolliger trifft einen Totengräber in Beirut > Seite 7
Hanni Troxler und Sabina Koch geben in wilden Zeiten ihren
Musikerinnen und Musikern den Takt an > Seite 10                               Stadt – Land
                                                                               Blick durch die Linse > Seite 8

                                                                               Überdacht

BÄRZELI
                                                                               Wozu Rausch? Zwei ganz unterschiedliche Antworten von Remo Bitzi
                                                                               und Andreas Pfister > Seite 20

                                                                               Nachschlag

BUEBE
                                                                               Carole Barmettler feierte nüchtern und hatte trotzdem Spass – für
                                                                               eine Weile > Seite 22

                                                                               Ausgefragt
Die Geschichte des Maskentragens, aufgeschrieben                               Michel Truniger leitet seit Anfang 2019 das Theater Uri > Seite 33
von Kurt Lussi > Seite 14
                                                                               Käptn Steffis Rätsel > Seite 54
                                                                               Gezeichnet > Seite 55
WIR SIND
                                                                                KULTURKALENDER
BERAUSCHT
Tobias Brücker über den kollektiven Rauschzustand                               FEBRUAR 2019
im Fussballstadion > Seite 16
                                                                               Literatur > Seite 23
                                                                               Musik > Seite 24
STÖRSIGNAL
Robyn Muffler zu Besuch bei Waschmaschinen und Hackern
                                                                               Kunst > Seite 28
                                                                               Bühne > Seite 30
im Labor Luzern > Seite 18
                                                                               Veranstaltungen > Seite 34
                                                                               Ausstellungen > Seite 47
Titelbild: Thomas Studhalter                                                   Ausschreibungen > Seite 50
Stürmisch und lärmend begrüssen die Bärzeli-Buebe das neue Jahr.
Der Straumaa (Strohmann) umarmt jeden, der ihm in die Quere kommt.             Adressen A-Z > Seite 52

4                                              041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                                    Februar 2019
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GUTEN TAG

               GUTEN TAG,
               STADTLUZERNER SVP
                Ihr konntet es nicht lassen. Aufgrund der
           «übertrieben positiven» Jahresabschlüsse der
           Stadt Luzern sammelt Ihr gemeinsam mit den
           Jungfreisinnigen fleissig Unterschriften fürs                        GUTEN TAG, PROF. DR.
           Referendum gegen das Budget. Ihr habt eben                           CHRISTOPH SCHALTEGGER
           die Chance auf Steuersenkungen erkannt.
           Endlich!                                                            «Get rich or die tryin’»: Den ersten Album-
                Dass öffentliche und halböffentliche In-                 titel von 50 Cents und das inoffizielle Motto
           stitutionen, ja, die IG Kultur ist davon selbst               Ihrer Habilitationsstätte in St. Gallen haben
           betroffen, durch den budgetlosen Zustand in                   Sie sich ganz schön zu Herzen genommen. In
           ihrer Arbeit eingeschränkt werden, ist Euch                   Ihrer viel diskutierten Studie «Arbeitsanreize
           egal. Dass die Steuern in einem Jahr wahr-                    in der sozialen Sicherheit» fordern Sie, dass der
           scheinlich eh gesenkt werden, tant pis. Viel-                 Grundbetrag der Sozialhilfe in der Schweiz ge-
           mehr zieht Ihr gegen unnötige Ausgaben wie                    senkt werden soll. Anstatt zu «versorgen» sol-
           die Neubad-Subventionen (wie bitte?) oder die                 len Anreize geschaffen werden. Das soll dann
           Industriestrasse ( ... ) ins ideelle Gefecht. Na,             so funktionieren: Der Betrag der Sozialhilfe
           wenigstens wird der budgetlose Zustand nicht                  wird abhängig von der individuellen Motivati-
           grundlos in Kauf genommen, hm?                                on zu Arbeitsintegrationsmassnahmen, statt
                Also ab auf die Barrikaden, mal wieder da-               wie jetzt sorglos steuerbefreit ganze 986
           gegen sein, Neinsagen tut der Seele gut. Da ist               Schweizer Franken vom Staat zu bekommen.
           es auch egal, dass es für Institutionen aus dem               Armut wird bei Ihnen zu einer Frage des Wil-
           Kultur-, Sozial- und Sportbereich drei Monate                 lens. So funktioniert Leistung! Ohne Frage,
           lang kein Geld gibt – bekommt Ihr Recht, so-                  dass die Arbeitsmarktsituation in der Schweiz
           gar bis Ende Oktober. Aber wer braucht denn                   einwandfrei funktioniert – wer will, der findet,
           schon einen Lohn für seine Arbeit.                            ungeachtet seines Alters (ü50), seiner Gesund-
                                                                         heit, Ausbildung (gering qualifiziert) oder fa-
           Das High-Five gibt’s gratis,                                  miliären Situation (alleinerziehend mit Klein-
           «041 – Das Kulturmagazin»                                     kindern) einen existenzsichernden Job. Kinder
                                                                         wären übrigens von Ihren Sozialhilfekürzun-
                                                                         gen am stärksten betroffen. Die individuelle
                                                                         Resilienz, auf die Sie, wie viele Neoliberalisten,
                                                                         setzen, entsteht im Kindesalter. Schön gedacht,
                                                                         nur ganz schön realitätsfremd. Armut stählt
                                                                         nicht, sondern riskiert Kompetenzen und Ge-
                                                                         sundheit – mit langfristigen Kosten. Aber
                                                                         übers Geld, Herr Professor, können wir uns
                                                                         sehr gerne unterhalten. Denn das ist bei uns in
                                                                         der Kultur immer Thema, weil – oh, jetzt
                                                                         kommt wieder das Geheule – man zu wenig da-
                                                                         von hat. Aber wir Kulturschaffenden arbeiten
                                                                         ja auch nicht fürs Geld, sondern für den Leben-
                                                                         sinhalt.

                                                                         Wir sind ganz schön abgehärtet,
                                                                         «041 – Das Kulturmagazin»

Februar 2019                            041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                         5
VERNEBELT - www.null41.ch Februar 2019 SFr. 9.
POLIAMOURÖS

          Vor kurzem hat ein junger Mann in               Spass verstehen, das muss man
          einer Sitzung erzählt, dass er mal ver-   können an der Fasnacht. Und was
          prügelt wurde. So richtig heftig. Die     Spass ist, bestimmt der Stärkere. Das
          ganze Runde hat gelacht, ein paar         ist immer so, im Rausch einfach noch
          Sprüche wurden geklopft, obwohl wir       etwas mehr. Ein bisschen ungehemm-
          doch alle nüchtern waren. Gelacht         ter, direkter. Schon Mani Matter

Spassgrenzen
          habe ich auch, auch wenn ich mir das      wusste, dass die «Manne» nur dank
          Ganze ziemlich traumatisch vorstell-      der Hemmungen den hübschen Mäd-
          te. Gruppendruck halt. Und dieses un-     chen «höchstens chly uf d’Bei luege».
                                   bestimmte               Die Hemmungen, die fallen mit
Text: Anna Chudozilov
                                   Gefühl, dass     jedem Holdrio und Kafi Schnaps, mit
Illustration: Stefanie Sager
                                   er irgendwie     jeder überteuerten Stange aus dem
          mitschuldig sein muss, jedenfalls         Plastikbecher. Weil wir in Gruppen
          mindestens selber schuld. Schliesslich    unterwegs sind und scheinbar nie-
          wurde er an der Fasnacht verkloppt        mand Regeln einhält, weil so viele da
          und da muss man halt mit allem rech-      sind, dass der Einzelne für nichts gera-
          nen.                                      destehen muss. Weil genau das Sinn
                Was da auch passieren kann: Er-     und Zweck der Fasnacht ist: Die An-
          wachsene Männer schnappen sich            standsregeln hinter uns lassen, die
          Teenagermädchen und stopfen sie mit       Verkehrsregeln gleich mit, und über-
          Konfetti voll, bis in die Unterhose,      haupt brauchen Menschen doch ein
          sogar noch ein kleines bisschen weiter.   Ventil, wenn sie an all den anderen
          Aber wer Spass nicht verträgt, soll zu    Tagen so sauber funktionieren sollen,
          Hause bleiben. Wer den Paukenschlä-       wie wir es hierzulande tun. Schade
          ger nicht im Bauch und fremde Hände       nur, kommt bei dem Ventil neben Le-
          nicht am Hintern spüren will, den         bensfreude und Kreativität auch so
          zwingt ja keiner.                         viel Aggression, sexistischer Mist und
                                                    Rassismus raus.
                                                           Doch die Fasnacht ist alles               machen dürfen alle. Dass die Fasnacht
                                                    andere als ein regelfreier Raum, gren-           im Grunde noch immer von Zünften
                                                    zenloser Rausch ist niemals Realität.            ausgerichtet wird, die reine Männer-
                                                    So ist etwa die Basler Fasnacht, mit der         bünde bleiben wollen, kann man
                                                    ich aufgewachsen bin, geprägt von Ex-            leicht ignorieren.
                                                    klusion: Draussen auf der Strasse wird                 Aufgeschreckt durch den Kölner
                                                    streng unterschieden zwischen Zu-                Silvester von 2015 liess der Luzerner
                                                    schauern und den «Aktiven» – ange-               Regierungsrat allerdings Flyer dru-
                                                    malte Elsässerinnen und vermeint-                cken, die Asylsuchende ähnlich hin-
                                                    lich witzig eingepackte Touristen sind           terwäldlerische Einstellungen zur
                                                    verpönt. Von all den Ausländerkin-               Gleichberechtigung unterstellten,
                                                    dern in meiner Kleinbasler Primar-               wie sie unsere Zunftmeister pflegen.
                                                    schulklasse war kein einziges mit Pic-           Ausgerechnet anlässlich der Fasnacht,
                                                    colo oder Trommel unterwegs. Der                 und dann auch noch komplett humor-
                                                    Bär tanzt im privaten Cliquenkeller.             frei. Wo der Spass aufhört, bestimmt
                                                           Die Luzerner Volksfeststim-               eben auch der Stärkere, so leicht
                                                    mung, die Offenheit gefällt mir. Egal            kommen Machtverhältnisse nicht ins
                                                    ob mit Tischbombennase oder liebe-               Wanken. Daran ändert auch die Fas-
                                                    voll gebasteltem Grind, egal ob man              nacht nichts, egal wie sehr wir das
                                                    wirklich Posaune spielen kann oder               nach dem letzten Holdrio glauben.
                                                    nur das Mundstück vollsabbert: mit-              Schade.

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VERNEBELT - www.null41.ch Februar 2019 SFr. 9.
KOSMOPOLITOUR

Wer den Libanon ver-
                                                                                               sche Polizei noch das Militär dürfen
                                                                                               das Lager seit dem Kairo-Abkommen
                                                                                               betreten. Nach einem kurzen Marsch

steht, kennt ihn nicht
                                                                                               durch den Wald von selbst verlegten
                                                                                               Strom- und Telefonkabeln treffen wir
                                                                                               vor dem palästinensischen Human
                                                                                               Rights Center ein, bewacht von einem
Begegnungen mit Totengräbern, Pelzträgern und non-Konflikt der letzten selbst ernannten Soldaten mit Kalasch-
                                                                 Jahre soll nur aus Inter- nikow im Anschlag. Unter dem Bild
dem Schweizer Kreuz prägten die Dreharbeiten
                                                                 views und Archivmaterial von Fidel Castro will uns ein ehemali-
von Matthias Bolliger in Beirut. Der Filmemacher bestehen: «Narrative ger Vertreter der Palästinensischen
aus Luzern war mit seinem letzten Projekt, einem History», kein Sprecher Befreiungsorganisation ein Interview
«Narrative History»-Dokumentarfilm, im Libanon ordnet die Geschehnisse geben, doch die vorhandene Stromspan-
unterwegs.                                                       ein, die Gespräche mit nung ist zu schwach, unsere Filmlam-
                                                                 Vertretern unterschiedli- pen zünden nicht. Zwei zehnjährige
              Als Filmemacher und Kameramann cher Lager stehen für sich alleine. Als Jungs klettern aufs Vordach, kabeln
              war es mein Nahost-Jahr. Frühjahr Sinnbild dieses Konflikts hören wir die etwas um, bis das Licht angeht. Gerade
              2018 –Berlin-Neukölln, die Dreharbei- Geschichte eines Totengräbers, der in in dem Moment beginnt draussen das
              ten zur zweiten Staffel der arabischen den Wirren des Bürgerkriegs immer Mittagsgebet und übertönt alles. Nach
              Mafia-Serie «4 Blocks» waren arabi- weiter seine Pflicht erfüllte und begrub, dem Interview verabschiedet sich
              sches Testosteron pur. Dann ein
              Filmprojekt über den wohl verrücktes-
              ten Schönheitswettbewerb der Welt
              «Miss Holocaust Survivor» in Haifa,
              Israel, und jetzt ... Ich drehe mich im
              weichen Bett, ein Muezzin beginnt
              über Strassenlautsprecher das musli-
              mische Morgengebet zu sprechen, ich
              schaue auf die Uhr, 5 Uhr morgens, ach
              ja – Beirut, Libanon. Die Anreise ging
              gestern Abend dann doch ziemlich
              reibungslos, der Zoll am Flughafen
              hatte Feierabend, niemand stellte
              Fragen zu Equipment und offizieller
              Dreherlaubnis. Hier sind wir also, aus
              israelischer Sicht im Land des Feindes.
              Aber feindlich wirkt es hier so gar nicht.
              Das Schawarma an der Strassenecke
              war so lecker wie selten.                               «He will be back» – Matthias Bolliger unterwegs
                    Der erste Drehtag – wir treffen
              ehemalige Kämpfer, die mit ihren wer zu ihm gebracht wurde. Im Winter unser Gastgeber mit einem Klemm-
              Milizen und Clans in wechselnden aber war der Boden gefroren, und neben brett in der Hand, darauf fällt mir das
              Bündnissen Beirut fast zugrunde ge- ihm lagen je ein toter christlicher sowie eidgenössische Wappen auf: «Oh yes,
              richtet hatten. Im Laufe der letzten ein muslimischer Kämpfer. Der Toten- Switzerland is supporting us, merci.»
              dreissig Jahre kämpfte jeder gegen gräber schaffte es nur, eine Grube                  Unser letztes Abendessen in
              jeden, Christen gegen Moslems, Chris- auszuheben, und beschloss schliesslich, Downtown Beirut. Teuerste Autos
              ten gegen Christen, Moslems gegen die beiden Arm in Arm miteinander zu parken in zweiter Reihe, Pelztragen
              Moslems, dann besetzten israelische bestatten. Wenn sie im Leben schon scheint wieder «in»,– es sind auch
              Truppen zwischenzeitlich die Stadt. nicht miteinander reden wollten, soll- winterliche 20 Grad. Wer den Libanon
              Manchmal waren Kämpfer auf der ei- ten sie es nun auf ewig tun …                 versteht, kennt ihn nicht. Mein Gefühl:
              nen, später dann auf der anderen Seite.                                          «I will be back.»
              «Wer den Libanon versteht, kennt ihn       Am nächsten Tag besuchen wir
              nicht», ein geflügeltes Wort, welches Mar Elias, ein palästinensisches Flücht-
                                                                                               Matthias Bolliger
              mich die kommenden Tage begleiten lingslager mitten in Beirut. Es ist *1975 in Luzern, seit 1998 unterwegs
              wird. Unser Film über den Liba- «No-Man’s-Land», weder die libanesi- www.matthias-bolliger.de

Februar 2019                              041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                             7
VERNEBELT - www.null41.ch Februar 2019 SFr. 9.
STADT
17. JANUAR, LICHTFESTIVAL, LUZERN

     «Wenn ein Oktopus über dem Wasser vor dem
       Löwendenkmal schwebt, dann ist wohl das
     Luzerner Lichtfestival dafür verantwortlich.»

                            Bild & Wort: Caroline Schnider
VERNEBELT - www.null41.ch Februar 2019 SFr. 9.
LAND
                           16. JANUAR, KUNSTHAUS SURSEE

«Artgerechtes Shopping: Gerda
Steiner und Jörg Lenzlinger zu sehen
im Kunsthaus Sursee.»
Bild & Wort: Gabriela Acklin
VERNEBELT - www.null41.ch Februar 2019 SFr. 9.
FOKUS: RAUSCH

             Hanni Troxler gibt den Ton an.

10   041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz   Februar 2019
FOKUS: RAUSCH

                                                 Das gemeinsame Geistervertreiben mit Bläsern, Trom-
                                                 meln, Konfetti und Orangen passiert nicht ganz so chao-
                                                 tisch und unorganisiert, wie es an der Fasnacht manch-
                                                 mal scheint. Sabina Koch und Hanni Troxler sind zwei
                                                                von wenigen Frauen, die ihre Guggenmu-
                                      Text: Nina Laky
                                                                siker und -musikerinnen durch die wilden
                                      Bilder: Matthias Jurt
                                                                Tage bringen. Das Spiel der Willisauer
                                                 Napfrugger sei auch schon als «weiblich» bezeichnet
                                                 worden: «Wir spielen keine Kompressor-Musik und
                                                 haben keine Schlagzeugwagen. Wir spielen anders, leiser,
                                                 bluesiger», sagt Hanni Troxler.

«DER RAUSCH IST IM
BESTEN FALLE FEIN
UND SANFT UND NICHT
AGGRESSIV UND GROB»
Sabina Koch (62) aus Luzern und                                   Die beiden Frauen kennen sich eigentlich nur
                                                            verkleidet und vom Hörensagen. Das folgende Ge-
Hanni Troxler (55) aus Willisau sind                        spräch ist so lustig und herzlich wie die Fasnacht
                                                            bestenfalls selbst – beide lachen viel und tauschen
zwei von wenigen Tambourmajo-                               am Ende dann noch die Nummern aus, um sich
rinnen im Kanton Luzern. Sie füh-                           auch mal ohne «Grend» zu treffen.

ren ihre beiden Guggenmusigen,                             Sabina Koch und Hanni Troxler, Sie sind beide Tambour-

die Napfrugger und die Bohème,                             majorinnen beziehungsweise Hanni Troxler, Sie bezeich-
                                                           nen sich als «Oberkapellmeisterin». Was ist der Unter-
seit Jahren an der Fasnacht durch                          schied und wie kamen Sie beide zu Ihrem Amt?
                                                           Sabine Koch: Ich bin seit 14 Jahren Tambourmajo-
die Stadt. Die Hühnerhaut beim                             rin und war vorher Paukerin. Kurz vor der Fasnacht

Zapfenstreich, das sei ihr Rausch.                         2005 ist unser Major ausgestiegen und ich hatte
                                                           gerade meinen Ellbogen gebrochen. Mir wurde
                                                     dann das Amt vorgeschlagen, da man als Tambourmajo-
                                                     rin «nur» mit dem rechten Arm den Majorenstab schwin-
                                                     gen muss.
                                                     Hanni Troxler: Ich spiele immer mit, ich kann nicht nur
                                                     einen Stab halten, das wäre mir zu langweilig. Ich leite
                                                     zudem die Proben und arrangiere die Stücke. Das lassen
                                                     heute viele Guggenmusigen extern machen. Der Präsi-
                                                     dent der Napfrugger ist eigentlich ein «Gouverneur», so
                                                     wurde ich zur Oberkapellmeisterin.

                                                          Wie klingen die Bohème und die Napfrugger unter Ihrer
                                                          Feder respektive Stab?
                                                     HT: Ich arrangiere eher Big-Band-mässig, da bei uns auch

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FOKUS: RAUSCH

«Genau, raus aus dem Trott!
Ich bin ich! Ob es dazu Alkohol
braucht oder nicht.»

Hanni Troxler

      viele Saxofone mitspielen. Mein Vorbild sind
      die New Orleans Bands.
      SK: Bei uns ist das ganz anders, viel traditionel-
      ler. Wir sind einige der wenigen Musiken, die
      noch die ganz alten Stücke spielen, und wir spie-
      len ohne Noten. Das Zuhören ist bei uns zent-
      ral, alles ist ad hoc. Wir haben zehn Proben und
      letztes Jahr habe ich drei neue Märsche da rein-
      gemurkst, ein bisschen viel! (lacht)
      HT: Wir haben nur fünf Proben vor der Fas-
      nacht und mit Noten sind wir effizienter. Als ich
      aber das erste Mal mit Noten auftauchte, haben
      mich einige Männer ausgelacht, wir sassen
      dann halt plötzlich da, wie ein Orchester.

             Von 80 offiziellen Guggenmusigen und Wagen-
             sowie Maskengruppen in der Stadt Luzern
             werden nur ganz wenige von Frauen geleitet.
             Was, denken Sie, machen Sie anders als die zahl-
             reichen Männer in dieser Funktion?                   Hanni Troxler, *1964, aus Willisau ist seit 1989 Mit--
      SK: Ich probiere einfach gerne aus, die drei Mär-           glied bei den Napfrugger Willisau und seit 1992 ihre
                                                                  Tambourmajorin. Sie schreibt und arrangiert alle
      sche habe ich dann einfach angepfiffen, es ist ja           Stücke. Die Napfrugger gibt es seit 1961.
      Fasnacht und wenn man falsch spielt, tant pis.
      Wir spielen ein Lied von Anfang bis Ende und
      fertig … wenn es geht einstimmig. (lacht) Respek-
      tiert werde ich aber total, man spricht mich mit «First seele haben und in eine Guggenmusig gehen, da kristallisiert
      Lady» an und die Jungen fragen mich, ob sie mich duzen man sich dann schnell heraus.
      dürfen. Ich geniesse diesen Bonus im Männerverein.                  SK: Das glaube ich auch, wir sind ja schon eher Unikate. (Beide
      HT: Ich mache es anders, aber nicht, weil ich eine Frau lachen) Ich hatte schon einmal eine Co-Tambourmajorin,
      bin, sondern weil unsere Guggenmusig anders ist. meine Nichte. Sie sagte bereits, wenn ich dann nicht mehr
      Unsere «Kakojazzkonzerte» sind legendär, unsere Kostü- wolle, würde sie dann vielleicht …
      me individuell und unsere Songs wurden auch schon
      durch einen Songcontest ausgewählt. Ich lebe die Spiel-                   Ist das schon bald oder machen Sie noch lange Fasnacht?
      freude vor und arbeite an einem warmen Klang. Musik HT: Meine Mutter ist 80 und geht noch an die Fasnacht, ich
      soll ausstrahlen, nicht wehtun.                                     nehme sie mir zum Vorbild. Sobald aber ein Napfrugger
                                                                          kommt, der Tambourmajor sein will, gebe ich sehr gerne ab.
             Kennen Sie Frauen, die an solch einem Amt Interesse SK: Wenn ich am Donnerstagmorgen den Zapfenstreich an-
             haben könnten? Seit Jahren wird der Frauenanteil ja nicht pfeife und ich keine Gänsehaut mehr bekomme, höre ich auf.
             grösser.
      HT: Die Frage ist eher, wie man zu diesem Amt kommt.                      Hühnerhaut, ein schöne körperliche Auswirkung des Fas-
      Viele ziehen einfach den besten Schlagzeuger oder den                     nachts-Rausches …
      besten Bläser nach, diese Instrumente spielen oft SK: Die Fasnacht ist für mich nur Rausch, und zwar darum,
      Männer. Als Allererstes muss man einfach eine Narren- weil ich eine Woche einfach weg bin. Alle reden mit allen,

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FOKUS: RAUSCH

               man duzt sich, jeder ist gleichwertig und ich kann plötz-
               lich drei Stunden schlafen und mir geht es tipp topp.
                                                                                       «Ich probiere einfach gerne aus, die
               HT: Genau, raus aus dem Trott! Ich bin ich! Ob es dazu Al-              drei Märsche habe ich dann einfach
               kohol braucht oder nicht. Ich trinke quasi keinen, mir                   angepfiffen, es ist ja Fasnacht und
               schmeckte das nie. Ich finde den Rausch im Tanzen und
               der Musik und in den Gesprächen mit den gut gelaunten                     wenn man falsch spielt, tant pis.»
               Leuten, die ich treffe. Der Rausch ist im besten Falle fein,
               sanft, und nicht aggressiv und grob.
                                                                                                                                Sabina Koch
                     Der Rausch wird aber auch kritisiert, die Saufgelage und
                     dass es an der Fasnacht nur um Sex und Drogen gehe … Für
                     euch ist der Rausch also positiv?
               SK: Ich bedauere es sehr, dass viele Menschen schon be-
               trunken an die Tagwache kommen – dieses Kribbeln in
               der Nacht auf Donnerstag gehört für mich stark dazu, das
               Aufgeregtsein. Auf dem Weg an die Tagwache sind
               früher alle nur ehrfürchtig und leise «getrippelt».
               HT: Ich werde in meiner Musikerszene auch aus-
               gelacht und gefragt, wieso ich mich auf die Fas-
               nacht «herunterlasse». Es geht mir aber nicht
               primär um die Musik, sondern um das An-
               ders-Sein. Für mich fängt der Rausch mit einem
               Lockerwerden an, und das passiert individuell.
               All denen, die meinen, es sei nur ein Saufgelage,
               sollen nüchtern mal schauen kommen.

                      Also Sie empfehlen kritischen Leuten, nüchtern
                      an die Fasnacht zu gehen?
               HT: Jeder, wie er will und kann, es soll ein mass-
               volles Gehenlassen sein: Tanz mal ausgelassen
               und sing mal falsch, lass den Künstler oder die
               Künstlerin raus! Was ich mir wünsche, ist mehr
               Vielfalt und Kreativität.
               SK: Es gibt so viele schöne Sachen zu sehen! All
               diese Theater und Masken. Es wird so viel gebas-
               telt, und das zu erleben ist sogar gratis. Bei der
               Musik muss man aufpassen, dass die Melodien
               nicht verloren gehen und es nur noch dröhnt.
               HT: Dieses Dröhnen ist für mich eher männlich,
               braucht es aber auch. Diese archaischen Stücke,
               das gefällt mir zwischendurch. Es braucht viel-
               leicht auch einen vielfältigeren Rausch, einen
               durch die Rolle. Alle Männer sollten einmal als
               Frau an die Fasnacht … Da benimmt man sich
               nachher ganz anders, Verkleiden schafft Ver-
               ständnis. Für mich ist die Fasnacht drum eigent-
               lich geschlechterlos.

                                                                           Sabina Koch, *1956, ist in der Luzerner Altstadt aufgewachsen, ihr
                                                                           Vater Bruno Koch hat die drittälteste Guggenmusig der Stadt, die
                                                                           Bohème, 1950 gegründet. Seit 1964 geht Sabina Koch an die Fasnacht.

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FOKUS: RAUSCH

REGLEMENTIERTE
                                                                                               Ende der Fastnacht mit dem Os-
                                                                                               tertermin zusammen, dessen
                                                                                               Berechnung auf das im Jahr 325

AUSGELASSENHEIT
                                                                                               einberufene Konzil von Nicäa
                                                                                               zurückgeht. Es bestimmte, dass
                                                                                               für die Berechnung des Oster-
                                                                                               festes immer vom 21. März als
Das Maskentragen ist seit jeher an feste Ter- dem Datum des Frühlingsbeginns auszugehen sei,
                                                                          unabhängig von den astronomischen Gegebenheiten.
mine gebunden: weltliche, kirchliche oder
                                                                          Man einigte sich zudem darauf, dass der Ostertermin
von der Tradition bestimmte. Das hat mit den auf den Sonntag nach dem jüdischen Pessachfest fest-
heidnischen Wurzeln der Fastnacht zu tun.                                 zusetzen sei. Da das Pessachfest in biblischer Zeit an
           Am Fastnachtsdienstag oder dann am Aschermittwoch, einem Vollmondtag abgehalten wurde (und nicht wie
           schreibt der deutsche Philologe und Volkskundler Paul seit dem 10. Jahrhundert am 15. Tag des ersten Frühlings-
           Sartori in seinem zwischen 1910 und 1914 erschienenen monats), feiern wir Ostern bis heute am Sonntag nach
           und drei Bände umfassenden Werk «Sitte und Brauch», dem ersten Frühlingsvollmond.
                                 wird das definitive Ende der Fast-
Text: Kurt Lussi
Bilder: Thomas Studhalter
                                 nacht an vielen Orten durch ein            Kampf der Titanen
                                 Scheinbegräbnis zum Ausdruck ge-           Die Beschränkung auf bestimmte Tage des Jahres
           bracht. Eine Puppe oder sonst ein Gegenstand, der die hat auch mit den heidnischen Wurzeln des Maskenlau-
           Fastnacht repräsentiert, wird vor ein Narrengericht ge- fens zu tun. In den Figuren und ihrem Treiben manifes-
           stellt und danach oft unter Nachäffung kirchlicher Zere- tiert sich der ewige Streit zwischen dem Winter und dem
           monien bestattet. Danach ist Schluss mit Ausgelassen- Frühling, zwischen lebensfeindlichen und lebensför-
           heit und Berauschung.                                      dernden Mächten. In reformierten Gegenden treten be-
                  Weltlicher zu und her ging es vor rund dreissig reits in den ersten Tagen nach Weihnachten dämonische
           Jahren in Luzern. 1986 verabschiedete der Grosse Rat, Gestalten auf, die sich oft wie in Trance heftige Schau-
           wie der Kantonsrat früher hiess, das «Fasnachtsgesetz», kämpfe liefern. An diesen Orten sind die Tage, an denen
           das heute Teil der Gastgewerbeverordnung ist. Darin das Maskentreiben stattfindet, von der Tradition vorge-
           sind unter anderem die Tage festgehalten, an denen das geben. So ziehen in Hallwil im Kanton Aargau die Bärze-
           Maskentragen gestattet ist. Gegenstand der grossrätli- libuebe, fünfzehn wilde Maskengestalten, ausschliesslich
           chen Diskussionen war auch, ob man künftig Fastnacht am Berchtoldstag (2. Januar) umher. Sie unterteilen sich
           (abgeleitet vom Mittelhochdeutschen «vastnaht») oder in Dürre und Grüne – Personifikationen des Winters und
           Fasnacht schreiben solle. Nach einer hitzigen Debatte des bald anbrechenden Frühlings.
           entschieden sich die Räte für Letzteres.                         Einen ähnlichen Brauch finden wir im aargaui-
                                                                      schen Effingen. Dort liefern sich am Sonntag nach
                  Vergessenes Wissen                                  Ostern – und nur dann – dürre Gestalten wie der Ho-
                  Der Beschluss des Grossen Rates ist symbolträch- buspöönig oder der Schnäggehüüslig mit den grünen Vegeta-
           tig. Er kann als Eingeständnis gedeutet werden, dass sich tionsfiguren erbitterte Kämpfe, wobei die Grünen, die
           die Fastnacht in ihrer gegenwärtigen Form von ihren Repräsentanten des Frühlings und des neu erwachenden
           Wurzeln und ihrer ursprünglichen Bedeutung entfrem- Lebens, naturgemäss als Sieger hervorgehen.
           det und neue Formen angenommen hat. In Unkenntnis                In diesen oft wiederbelebten Bräuchen, deren Ter-
           ihrer Entstehung und Bedeutung ist sie denn auch an mine von der Tradition festgesetzt sind und nicht vom
           vielen Orten zu einem durchorganisierten Festanlass ge- Gesetzgeber oder der Kirche, manifestiert sich die in
           worden, der sich, wie alle anderen öffentlichen Veranstal- allen Kulturen beheimatete Vorstellung vom ewigen
           tungen, nach gesetzlich festgelegten Terminen und Kreislauf der Natur, die im Herbst abstirbt, um im Früh-
           Reglementen zu richten hat.                                ling neu zu erwachen. Ohne Tod gibt es kein neues Leben.
                                                                      Der Tod ist folglich nicht das Ende aller Dinge, sondern
                  Das Konzil von Nicäa                                Ende und Anfang zugleich. Insofern hat das Maskenlau-
                  Doch auch vor der Verabschiedung des Luzerner fen des Frühjahrs nebst aller Fröhlichkeit und Ausgelas-
           «Fasnachtsgesetzes» war das fastnächtliche Treiben mit senheit auch eine ernste Seite, die in der Zentralschweiz
           all seinen Auswüchsen an bestimmte Tage gebunden. Bis von Gestalten verkörpert wird, die den Tod und somit
           heute hängen in katholischen Gegenden Beginn und den sich verabschiedenden Winter darstellen.

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Hobuspöönig (Hobelspäne), Symbol für den             Tannreesig (Tannreisig), Symbol für den Frühling und das
                  leblosen Winter                                          immergrünende Leben

Stächpaumig (Stechpalme), Symbol für die Fruchtbarkeit   Straumaa (Strohmann), Symbol für den unfruchtbaren Winter
#Zerscht#de#Urknall#jetzt#de#Öberfall#FCL#Fans

SELBSTVERLUST AHOI!
AUF IN DEN KOLLEKTIVEN
RAUSCH
Die «Masse» hat im Kulturbereich einen schweren Stand:                                                     werden – und das bereitet
                                                                                                           Lust und macht zugleich
Mainstream, Stillosigkeit und Mitläufertum sind nur einige                                                 Angst!
der vielen Vorurteile. Im Februar liegen Angst und Faszination                                                   Es handelt sich um die
des Massenrausches eng beisammen: Es erwarten uns                                                          Angst, nicht mehr sich
Konzerte, Sportevents, Après-Ski-Zelte und die Fasnacht.                                                   selbst zu sein, peinlich zu
                                                                                                           wirken, sich entgegen den
           Die berauschte Masse wurde vielfach als Phänomen pri-            eigenen Prinzipien zu benehmen, zurückgehaltene Ge-
           mitiver Gesellschaften beschrieben und scheint einer             fühle aufzuwecken, im Rausch wahnsinnig zu werden
           kultivierten Zivilisation entgegenzustehen. Seit der Auf-        oder gar in ein politisch extremes Fahrwasser zu geraten.
           klärung gilt das mündige und kritische Individuum als            Als Schutzwall gegen kollektive Räusche dient eine
                          Grundpfeiler der Demokratie. Im Wider-            kritische Haltung. Michel Foucault definierte die Kritik
Text: Tobias Brücker spruch dazu steht der Rausch, welcher die              als den Willen, nicht regiert zu werden. 1 Die Kritik
                          individualisierenden Kräfte aufhebt und           schafft Distanz, indem sie das eigene Selbst in ein reflek-
           das Allgemeine, Menschliche und Triebhafte vorführt.             tiertes Verhältnis zum Kritisierten setzt. Das bewirkt
           Denn im Rausch verlieren wir die Kontrolle über uns              politisch gesehen einen Schutz vor Verblendung, blinder
           selbst. Der eigene Wille wird von der Willkür abgelöst,          Wut und Extremismus. Angesichts historischer Erfah-
           die Selbstkontrolle vom Ergriffensein und die Vernunft           rungen ist dies gut und sinnvoll. Es gibt aber auch kollek-
           von der Leidenschaft. Im kollektiven Rauschzustand               tive Räusche, die nur halb so schlimm sind und viel
           drohen wir zu Marionetten eines primitiven Spiels zu             Spass bereiten.

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FOKUS: RAUSCH

Im kollektiven Rauschzustand drohen                                             gebildet. Während der kollektive Rausch die einen
                                                                                schlicht und einfach nicht fasziniert, beginnen andere
wir zu Marionetten eines primitiven                                             ihn schlechtzureden. Gegenüber dem Pöbel, den Alkoho-
Spiels zu werden – und das bereitet                                             likern und den Minderbemittelten darf man sich mora-
                                                                                lisch erhaben fühlen.
Lust und macht zugleich Angst!                                                         Bis heute werden kollektive Rauschzustände für
                                                                                die zeitweilige Aufhebung von Herkunft und Stand
                                                                                gelobt. So schreibt der Kulturwissenschaftler Klaus The-
                                                                                weleit: «In dieser Möglichkeit, sich als Einzelner aufzu-
                                                                                lösen und aufzugehen als integrierter, klassenloser Teil
                                                                                eines Ganzen, liegt die Faszination beim Besuch eines
                                                                                Fussballspieles.» 2 Dies ist zwar richtig, verleitet jedoch
                                                                                zur falschen Annahme, dass kollektive Ausnahmezu-
                                                                                stände soziale Gründe oder gar heilsame Wirkungen
                                                                                haben müssen. Damit übersieht man, dass das im Rausch
                                                                                erlebte Wir-Gefühl schon Lust genug bereitet. Im
                                                                                Grunde genommen wird nicht die Klassenlosigkeit gefei-
                                                                                ert, sondern die Selbst- bzw. Wir-Genügsamkeit des be-
                                                                                rauschten Kollektivs.
                                                                                       Das lustvolle Wir-Gefühl lässt sich jedoch nicht
                                                                                vorprogrammieren, weil kollektive Räusche nicht nur
                                                                                positive Emotionen bilden. Wer viel Zeit in Stadien und
                    Im Stadion und an der Fasnacht                              an der Fasnacht verbringt, sieht auch aufgelöste, trübsin-
                      An der Fasnacht trinkt man hochprozentige Alko-           nige und aggressive Menschen. Die aufgebaute Energie
               holika. Schon nach wenigen Holdrios und Kafi Zwätsch-            des Rausches kann sich verschiedentlich entladen, und
               ge wird die visuelle Wahrnehmung unscharf und die teils          trotzdem ist es diese Gefahr, welche erst das einmalige
               kakofonen Töne der Guggenmusig verwandeln sich in                Gefühl verleiht, etwas Einzigartiges, Wahnsinniges und
               Symphonien – zu gut spielende Guggenmusigen verweh-              Rüüdiges erlebt zu haben. Es ist der Reiz des Unvorher-
               ren den Fasnächtlern diese schöne Umwandlungsarbeit              sehbaren, dass es so oder anders hätte ausgehen können.
               und werden deshalb zu Recht als «Orchester» verun-
               glimpft. Das gemeinsame Wippen vor den Bühnen sowie                     Plädoyer, die Rollenvielfalt zu
               das Verkleidet- und Anonymsein verbindet die Fasnächt-                  geniessen
               ler zu einem feiernden Kollektiv. Im Wissen, dass die an-              Fasnächtlerinnen und Kurvengänger haben,
               deren ebenfalls berauscht sind, verbreitet sich ein wohli-       anders als die prinzipiellen Skeptiker, oft ein humorvol-
               ges Gefühl, dass einem die Dummheiten und Masslosig-             les Verhältnis zur Masse. In einer singenden Fankurve
               keiten zu einem späteren Zeitpunkt nicht vorgehalten             lernt man, dass nicht jede Geste und jedes Wort überlegt
               werden. Hierin liegt eine Eigenheit der Luzerner Fas-            und verantwortbar sein muss. Kollektive Räusche trai-
               nacht, an der vergleichsweise viele Menschen verkleidet,         nieren die Fähigkeit, verschiedene Rollen innerhalb
               berauscht und tanzend sind – wodurch die Konfrontati-            «einer» Identität auszuleben. Wie so oft ist es die Verhält-
               on mit den bloss Zuschauenden, Nüchternen und Unver-             nismässigkeit und nicht die prinzipielle Ablehnung,
               kleideten den kollektiven Rausch kaum tangiert. Dies             welche den mündigen Selbstschutz auszeichnet. Als mo-
               macht die aktiven Fasnächtler zu geselligen Komplizen,           derne Menschen können wir an unterschiedlichen sozi-
               weshalb man «Wildfremde» plötzlich wie alte Freunde              alen Wirklichkeiten in verschiedensten Rollen teilneh-
               behandelt.                                                       men. Tagsüber als Lehrerin im Klassenzimmer, abends
                      Im Stadion wiederum besteht der kollektive                als bärtiger Zwerg an der Fasnacht. Oder als gärtnernder
               Rausch darin, das erlebte Spiel nicht bloss der eigenen          Papi im Blumenbeet und als Death-Metal-Fan im Sedel.
               Wahrnehmung, sondern jener von Tausenden Menschen                Der Februar lädt dazu ein, dem eigenen Selbst eine Aus-
               zuzurechnen. Dies verlangt von den Zuschauenden, dass            zeit zu schenken, um es danach wieder umso mehr lieb-
               sie sich ins Spielgeschehen reinsteigern (Fanatismus),           zuhaben.
               dass sie einen Kontrollverlust zulassen (oder mit Alkohol
               und Drogen herbeiführen), dass sie sich für ihre Ekstase
               nicht schämen (Selbstironie, Hemmungslosigkeit und
               Humor) und dass sie gestisch mitmachen (La-Ola-Welle,
               Torjubel und Fangesänge). Diese scheinbar simplen
                                                                                       1
                                                                                        Michel Focault: Was ist Kritik?, Berlin 1992, S. 11.
                                                                                       2
                                                                                        Klaus Theweleit: «Hexenkessel». In: Kultort Stadion.
               Kompetenzen sind längst nicht bei allen Menschen aus-                   Hannover 2004, S. 96.

Februar 2019                                    041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                                  17
FOKUS: RAUSCH

ABSTRAKTE KUNST MIT
DIGITALEM MATERIAL
Im Labor Luzern ist das Rauschen                                                    Kabelrollen hängen von der Wand, auf dem Tisch
                                                                                    stehen zwei 3-D-Drucker. Mitten im Atelier steht
mehr als nur indifferenter Lärm. Es                                                 eine vierbeinige Waschmaschine, blinkt, gibt

ist auch eine philosophische Angele-                                                Töne von sich und winkt mit der Bedienungsan-
                                                                                    leitung. Die gehackte Maschine kann vieles,
genheit, ein kreatives Spielfeld, ein                                               ausser Kleider waschen. Hacken heisst nicht bloss

mit Potenzial versehener Störeffekt.                                                Eindringen in Computersysteme, wie der Begriff
                                                                                    umgangssprachlich verwendet wird. Hacken ist
Meistens gemieden, wird es in Fabio                                                 vielmehr als Haltung und Ethik zu verstehen, bei

Colledanis Kunstprojekt «Video-                                                     der es um das Erforschen, Tüfteln und den ver-
                                                                                    spielten Umgang mit Technik geht. Eine Wasch-
sounds» zum erklärten Ziel.                                                         maschine umfunktionieren, den Zahlencode
                                                                                    eines Schlosses knacken, oder – wie Colledani
           Als das Radio kein Signal empfing, die Verbindung am Te-         dies in seinem Projekt tut – Videosignale in einen Mixer
           lefon gestört wurde oder das Bild des Fernsehers flacker-        einspeisen. Das ist Hacken.
           te, war früher ein Rauschen zu vernehmen. Mit dem digi-
           talen Fortschritt verschwand dieses weitestgehend. Den-                 Technik als Blackbox
                                     noch ist die Bedeutung des Rau-              Ein Loch im Kleid ist als Defekt fassbarer als eine
Text & Bilder: Robyn Muffler schens als Störimpuls geblieben.               Verbindungsstörung am WLAN-Router. Aber der grund-
                                     Fabio Colledani, Mitglied des          sätzliche Unterschied dieser beiden Störungen liegt in
           Hackspace Labor Luzern, deutet in seinem aktuellen Pro-          der Erwartungshaltung, die ihnen entgegengebracht
           jekt «Videosounds» das Rauschen um; er möchte es nicht           wird. Das Innenleben technischer Geräte wird als un-
           umgehen, sondern künstlich erzeugen. Sein Wunsch ist             durchsichtiges System akzeptiert, dessen Funktionswei-
           es, ein visuelles Signal hörbar zu machen. «Jedes elektro-       se den Nutzenden komplett verschleiert bleibt. «Das ist
           nische ist auch ein potenziell akustisches
           Signal.» Angeschlossen an einen Verstärker
           kann er ein Bildsignal – modifiziert oder na-
           turbelassen – hörbar machen. Er betreibt
           hier also abstrakte Kunst mit digitalem Ma-
           terial. Tatsächlich ergibt sich je nach Be-
           schaffenheit der Eingabe bei der Übertra-
           gung ein anderes Rauschen. Das hänge bei-
           spielsweise von der Farbzusammenset-
           zung, der Form oder dem Lichtanteil im
           Video ab. «Natürlich ist es spekulativ: aber
           tatsächlich kann man aus dieser Übertra-
           gung gewisse Rückschlüsse ziehen, wie
           sich ein Kreis oder die Farbe Rot anhört», so
           Colledani.

                 Kunst des Hackens
                Das Labor Luzern und dessen Com-
           munity dienen Fabio Colledani als Ort
           materieller und ideeller Ressourcen. Der
           Luzerner Hackspace ist ein Tüftlerort son-
           dergleichen. In den Regalen stapeln sich
           Fernseher aus den 80er-Jahren, meterlange                                        Buchstabensuppe mal anders

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FOKUS: RAUSCH

               es, was mich aufregt! Die Idee der Technik als eine Black-        ausschliesslich als Blackboxes zu sehen, die nur dazu da
               box», so Felix Bänteli, Mitinitiant des Labors Luzern.            sind, den Alltag zu erleichtern. Dazu meint Felix Bänteli:
               Diese Vorstellung sei nicht nur falsch, sondern verhee-           «Wir nutzen die Geräte nicht so, wie sie funktionieren
               rend, weil sie die Hoffnung in die Technik als Retterin für       sollten. Es geht vor allem darum, sich der Möglichkeiten
               alles möglich mache. «Als ob die Technik irgendwann alle          der technischen Systeme spielerisch zu bedienen, um
               Probleme der Menschheit lösen würde». Die Leute seien             Kunst zu machen.» Und, wie das bei Fabio Colledanis
               bequem geworden, kauften sich einen neuen Stabmixer,              Projekt zum Rauschen der Fall ist: einen Weg zu finden,
               wenn der alte kaputt sei. Dabei funktionieren die Geräte          sichtbare Signale erklingen zu lassen.
               meist gar nicht so hochkomplex, wie geglaubt werde.
               Und was sich nicht selber flicken lasse, sei dennoch toll –
                                                                                                                 Labor Luzern: Jeden Mittwoch ab 20.00 Uhr
               weil es aufgebrochen, eingesehen und sich möglicherwei-                                           steht der Hackspace allen Interessierten
               se umfunktionieren, sprich: hacken lasse.                                                         offen, um an Projekten zu arbeiten, sich mit
                                                                                                                 Mitgliedern auszutauschen oder um einfach
                                                                                                                 mal Laborluft zu schnuppern. Mitglied kann
                    Wer Mitglied im Labor Luzern ist oder werden                                                 jeder und jede werden: Der jährliche Beitrag
                                                                                                                 beträgt 100 Franken im Jahr. Die öffentliche
               möchte, benötigt keine Expertise im Umgang mit Tech-                                              Werkstatt liegt an der Degenstrasse 3 in
               nischem. Er oder sie braucht auch nichts über Hacking                                             Kriens.
               oder 3-D-Drucker zu wissen. Neugier allein ist wichtig,
               und die Lust, sich ein bisschen der digitalen Entfrem-
               dung zu stellen. Das Ziel lautet, technische Geräte nicht

                                           Digital trifft Analog: Im Labor Luzern wird geforscht und gewerkt.

Februar 2019                                     041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                                            19
ÜBERDACHT

Wozu Rausch?                                                                                                           Sich zu berauschen und damit
                                                                                                                positive Gefühle zu verstärken, ist also
                                                                                                                nicht der einzige Grund, weshalb psy-
                                                                                                                choaktive Substanzen konsumiert
                                                                                                                werden (Verstärkungsmotiv). Substan-
                                                                                                                zen helfen vermeintlich, um gesellig
                                                                                                                zu sein (soziales Motiv), Probleme zu
                                                                                                                verdrängen (Bewältigungsmotiv) oder
                                                                                                                um Zugang zu einer bestimmten
                                                                                                                Gruppe zu erlangen (Konformitätsmo-
                                                                                                                tiv). Für das Jugendalter gibt es sogar
                                                                                                                noch mehr Gründe, indem der Subs-
                                                                                                                tanzkonsum von Jugendlichen oft auch
                                                                                                                dazu genutzt wird, sich an zentralen
                                                                                                                Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz

Zigaretten & Zoff im britischen                                                                                 (Ablösung von zu Hause, Identitätsbil-
                                                                                                                dung) abzuarbeiten. Die Eltern erleben

Königshaus                                                                                                      dies manchmal als wenig berauschend.
                                                                                                                Haben Sie einen Jugendlichen zu
                                                                                                                Hause, der sich demonstrativ bekifft
                      Wozu Rausch? Um dazuzugehören,              Das Studium war längst beendet, doch          oder urige Männlichkeitsrituale in
                      sich einzigartig zu fühlen, sich abzu-      die Zigarette blieb. Angedrohte gesund-       Saufgelagen mit seinen Kumpels
                      grenzen, Grenzen auszuloten, Grenzen        heitliche Folgen vermochten nicht zu          zelebriert? Eben! Der Fachterminus
                      zu überschreiten, Gefühle zu intensi-       überzeugen. Doch dann trat Camilla            lautet hier: «Doing gender with drugs».
                      vieren, Gefühle zu betäuben … um zu         Parker Bowles, genau genommen ein
                      vergessen, zu erinnern, zu rebellieren,     Foto von ihr, in Dr. Igels Leben. Für Dr.           Wozu also Rausch? – Die Gründe
                                     zu geniessen, zu feiern,     Igel war klar, jetzt ist Schluss. Sie hörte   sind so vielseitig wie diejenigen zum
Prof. Dr. Andreas Pfister,           Schmerzen zu lindern,        wie Camilla mit dem Rauchen auf.              Verzicht. Sie erinnern sich? Camilla
Sozialpädagoge, lehrt und forscht
an der Hochschule Luzern – Sozia- den Stress zu vergessen,                                                      Parker Bowles.
le Arbeit mit dem Arbeitsschwer-     sich eine neue Liebe                 Die Gründe, weshalb Menschen
punkt «Chancengerechte Präven-       zuzutrauen …                 psychoaktive Substanzen (Nikotin,                   PS: Denken Sie, es ist zu viel oder
tion und Gesundheitsförderung».
Derzeit leitet er u. a. ein vom                                   Alkohol, Cannabis, Kokain etc.) neh-          zu früh des Rausches, dann wenden
Schweizerischen Nationalfonds             – Gründe gibt es        men und ausnahmsweise oder regel-             Sie sich vertrauensvoll an www.ak-
gefördertes Forschungsprojekt,      viele, zweifellos auch        mässig den Rausch suchen, sind nie            zent-luzern.ch oder an Sucht Schweiz
das den Hintergründen der er-
schwerten Inanspruchnahme von       widersprüchliche.             nur individueller, sondern immer auch         (Gratisnummer 0800 104 104).
Suchtprävention durch sozioöko-                                   sozialer, gesellschaftlicher und biolo-
nomisch benachteiligte Familien
                                             Ein Motiv, dem       gisch-körperlicher Natur. Viele ver-
nachgeht.
                                       Rausch zu entsagen, ist    schiedene Faktoren bestimmen
                     Camilla Parker Bowles, die frühere           demnach, ob und wie Menschen psy-
                     Geliebte und jetzige Ehefrau von             choaktive Substanzen nutzen: Um-
                     Charles, dem englischen Kronprinzen.         welt, Individuum und Substanz – die
                     Das Kettenrauchen von Camilla war            sogenannte «Sucht-Trias» – beein-
                     ein dauerndes Ärgernis zwischen den          f lussen sich dabei wechselseitig:
                     beiden. Camilla begegnete mir Ende           Welche Kultur und welcher Umgang
                     2018 am Pensionsabschiedsfest von            herrscht in einer Gesellschaft in Bezug
                     Eveline Winnewisser, der langjährigen        auf gewisse Substanzen (z. B. Apéro-
                     Leiterin der Suchtpräventionsstelle der      kultur in der Schweiz)? Ist man mit
                     Stadt Zürich. Am Abend wurde auch            kritischen Lebensereignissen konfron-
                     referiert. Die Referentin – wir nennen       tiert (etwa Unfall, Krankheit) und kann
                     sie hier Dr. Igel – brachte Camilla ins      dabei auf ein sorgendes soziales Umfeld
                     Spiel. Dr. Igel schlug sich während ihres    zurückgreifen? Welche individuellen
                     Studiums einer fest- und konsumfreu-         und genetischen Dispositionen beste-
                     digen Studierendengruppe zu, so die          hen? Wie ist die Substanz beschaffen?
                     Erzählung. Jahre zogen in die Lande.         Ist sie leicht verfügbar?

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ÜBERDACHT

Wozu Rausch – im Club?                                                                                           der Autor dieses Textes einer ist, auf aus
                                                                                                                 anderen Breitengraden stammende
                                                                                                                 Menschen oder solche aus LGBT+
                      Zugegeben, der Club scheint ideale                   Aber was sind denn die Aspekte        Communitys trafen und einen Umgang
                      Voraussetzungen zu bieten, um sich            des Clubs, die spannender sind als der       finden mussten.
                      dem Rausch hinzugeben: Entkoppelt             Rausch? Der Club ist enorm facetten-
                      von den im Alltag geltenden Zeiten,           reich – in ihm beziehungsweise anhand              Es sind Facetten wie diese, die
                      domiziliert an vor nicht erwünschten          von ihm kann eine Vielfalt von Fragen        den Club spannender machen als die
                      Blicken sicheren Orten und befeuert           verhandelt werden. Etwa ästhetischer         Räusche, die darin zweifellos statt-
                                   von repetitiven Rhythmen         Natur: Welche neuen Kompositions-            finden. Und wenn man dann doch
Remo Bitzi ist Redaktions-
mitglied des Zweikommasie-         und je nach Szene Substan-       und Aufführungspraxen (elektroni-            will, kann man auch fragen: Wozu
ben Magazins und einer der         zen, die dem Durchhalte-         scher) Musik drängen sich aktuell auf?       Rausch – im Club? Vielleicht, weil man
Verleger hinter Präsens Editio-    vermögen, der Psychoakti-        Hier bietet der Club mit seinem poten-       einfach nicht weiss, was man Besseres
nen. Mitunter in diesen Rollen
hat er sich über mehr als eine     vität und/oder dem Hor-          ten Soundsystem, seinen einigermas-          mit der zur Verfügung stehenden Zeit
Dekade ausführlich mit gegen-      monhaushalt zugutekom-           sen intimen Grössenverhältnissen             anfangen soll. Vielleicht, weil man die
wärtiger Musik und Sounds –        men. Wer an dieser Stelle        und einem hoffentlich neugierigen            Welt, den Alltag, sich selbst vergessen
und dabei auch mit dem Club –
 auseinandergesetzt.               nun aber ein flammendes          Publikum optimale Voraussetzungen,           möchte. Vielleicht, weil man eine
                                   Plädoyer auf den Rausch          um mit neuen Hörerlebnissen zu ex-           Ausrede sucht für den nächsten Be-
Illustration: Till Lauer           im Club erwartet, verfasst       perimentieren.                               such eines Ortes, wo man auf Men-
                                   in bester Gonzo-Manier                  Es sind ebenfalls gesellschaftli-     schen treffen kann, die Fragen wie die
                      mit Erfahrungsberichten aus den               che Fragen, die sich im Club aufdrän-        obigen verhandeln wollen. So oder so
                      Berghains und Fabrics oder auch Ke-           gen: Wie etwa gestaltet man einen            sind Clubs wichtige Orte, die es zu
                      gelbahnen und Südpolen dieser Welt,           Space, der für Minderheiten, die den         schaffen und zu besuchen gilt.
                      wird enttäuscht. Denn der Rausch ist          Club immer wieder für sich erobern
                      einer der Aspekte des Clubs – so die          (müssen und mussten), safe ist, aber
                      Annahme des Autors –, über die es sich        nicht exklusiv für andere? Wie kann
                      am wenigsten zu schreiben lohnt. Zu           man einen Dialog zwischen den ver-
                      interessant sind andere Facetten. Und         schiedenen Gruppen schaffen? Und                        «Überdacht», das sind zwei
                      davon abgesehen könnte man behaup-            wie lässt sich das dabei Verhandelte in                 Antworten auf eine Frage:
                                                                                                                            Profis aus Theorie und Praxis
                      ten, dass – wie es so schön pathetisch        den Alltag transferieren? Im Club                       äussern sich monatlich und
                      heisst – jene, die sich erinnern, gar nicht   werden diese Fragen seit einiger Zeit                   aktuell zu Kultur und ihren
                      erst dagewesen sind.                          verhandelt, da weisse Cis-Heteros, wie                  Wirkungsbereichen.

Februar 2019                                     041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                                         21
NACHSCHLAG

                                                                                                       tur-Ecke. Jedenfalls ennet dem grossen
                                                                                                       Teich. Für jene, die dem Alkohol ab-
                                                                                                       schwören, gibt es in Übersee längst
                                                                                                       Ausgangsalternativen fernab jeglicher
                                                                                                       Promillegrenzen, beispielsweise Juice
                                                                                                       statt Pub Crawls und Raves mit Sonnen-
                                                                                                       statt Strobolicht.
                                                                                                              Ich wäre schon zufrieden gewe-
                                                                                                       sen, hätte ich in Restaurants, Bars und
                                                                                                       Clubs – ja, ich mutiger Mensch habe
                                                                                                       weiterhin am sozialen Leben teilgenom-
                                                                                                       men – zwischen mehr als fünf non-al-
                                                                                                       koholischen Getränken wählen können.
                                                                                                              Zu meiner eigenen Überraschung
                                                                                                       war es tatsächlich eine der grössten
                                                                                                       Herausforderungen, etwas Trinkbares
                                                                                                       zu finden, das nicht direkt zu Karies,

Anti-Rausch
                                                                                                       Schluckauf und/oder eingeschlafenen
                                                                                                       Geschmacksnerven führte. Ich hatte
                                                                                                       eher damit gerechnet, dass ich die
                                                                                                       meiste Energie fürs Rechtfertigen der
                                                                                                       Alkohol-Abstinenz aufwenden werde.
                                                                          versehen hatte. Der          Es blieb nicht bei diesen beiden Aha-Er-
Ich habe dem Alkohol abgeschworen.                                        vorangehende Ne-             lebnissen. Da das Experiment besser
Mit ernüchternder Bilanz.                                                 bensatz verrät im            lief als erwartet, entschied ich mich, es
                                                                          Übrigen alles, was es        für unbestimmte Zeit fortzusetzen. Ich
           Die Entscheidung, keinen Alkohol mehr      über meinen Alkoholkonsum zu wissen              stellte eher erstaunt fest, dass Ausgehen
           zu konsumieren, fällte ich auf der Toi-    gilt: A) Ich schätze virtuos gemixte             nach wie vor Spass macht, wenn auch
           lette eines Fünfsternehotels im Enga-      Cocktails, mit Liebe gekelterte Weine            weniger lang dauert. Ich lernte gleich-
                          din. Nicht etwa, weil ich   und konsumiere beides regelmässig                zeitig eine überhebliche Seite an mir
Text: Carole Barmettler die blitzblanke Keramik-      und natürlich verantwortungsvoll. B)             kennen, die mich aufrichtig anwiderte.
                          schü ssel au f g r u nd     Ich fürchtete die sozialen Folgen meiner         Manchmal ertappte ich mich dabei, wie
           überteuerter, fancy-benannter Cock-        WC-Erleuchtung. C) Die Disziplin war             ich jede und jeden mit alkoholischem
           tails vollkotzte und mich nie mehr in      bis anhin nicht meine beste Freundin.            Getränk in der Hand innerlich verur-
           dieser Situation wiederfinden wollte.      In keinem Lebensbereich, notabene.               teilte: «Du hast dich nicht im Griff. Im
           Nein, der eigentliche Grund war ein               Mit meinem verhalten kommu-               Gegensatz zu mir. Ich ertrage das Leben
           anderer, günstiger wohl, aber nicht        nizierten und überhaupt ziemlich lasch           auch nüchtern, ich Heldin!» Für meinen
           minder hässlich: Mein Magendarm-           gesteckten 14-Tage-Ziel wäre ich von             Hochmut bestrafte ich mich bald selber,
           grippe-geplagter, ausgemergelter Kör-      «Sober Curious»-Anhängerinnen und                die Trink-Ausnahmen häuften sich.
           per schrie nach Schonung. Und die be-      -Anhängern zweifellos belächelt wor-             Schliesslich kündigte mir die Disziplin
           inhaltete mitunter, Alkohol aus meinem     den. Sie überhöhen das Nicht-Trinken             ungefähr neun Monate nach der Bade-
           Leben zu verbannen. Während zwei           zu einem achtsamen-Slash-produkti-               zimmer-Erleuchtung ihre Freundschaft,
           Wochen keinen Tropfen, so der Plan,        ver-machenden-Slash-sich-selber-nä-              riss mir mein selbst verliehenes Heldin-
           den ich im Stillen für mich fasste und     her-bringenden-Slash-alles-ermögli-              nen-Abzeichen von der Brust und zog
           um Enttäuschungen vorzubeugen,             chenden-Lifestyle. Und der bewegt sich           mit der Alkohol-Abstinenz von dannen.
           sogleich mit dem Label «Experiment»        gerade aus der Trend- in die Subkul-             Vermutlich ins Engadin.

22                                             041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                                   Februar 2019
LITERATUR
 FEBRUAR 2019

                                      Beobachtet scharf: Jürg Halter

KULTURERWACHEN IN
                                                                                                         Programm schaffen, zugänglich für
                                                                                                         alle. «Das ist jetzt nicht total innovativ,
                                                                                                         aber hier gibt es das noch nicht. Dann

EBIKON                                                                                                   machen wir das doch einfach mal!»
                                                                                                                So schaut mit Jürg Halter am 15.
                                                                                                         Februar bereits ein national bekannter
           – Lesung –                                          Der quadratische Sonnen-Saal ist          Name in Ebikon vorbei. Der Berner
           In Ebikon ist viel los. Aus der dörflichen   ein charmanter Ort, dessen grosse                Schriftsteller, Musiker und Performan-
           Gemeinde entwickelt sich ein immer           Fenster, hohe Wände und abgewetzter              cekünstler liest aus seinem neu erschie-
           urbaner werdender Lebensraum, der            Holzboden sofort ein angenehmes                  nenen Debütroman «Erwachen im 21.
           in den nächsten zehn Jahren rasant an        Gefühl vermitteln. Obwoh l noch nicht            Jahrhundert». Eine Geschichte von
           Dichte zunehmen wird. Und wo sich            ganz fertig, ist Bernhards Vision klar           obsessiver Reflexion über die gegen-
           Menschen ansiedeln, entstehen neue           zu sehen. Die Plattform Kultursonne              wärtige Gesellschaft. Mit Witz, Wut
           Plätze für Kultur.                           sei aber nicht nur auf diesen schönen            und scharfen Beobachtungen schaut
                 Das fiel Reto Bernhard auf, als er     Raum verhaftet, betont er. Nur wenige            Halter auf eine desaströse Wirklichkeit.
           2017 mit seiner Familie nach Ebikon          Gehminuten entfernt liegt der Löwen,             Zusammen mit dem Luzerner Schlag-
           zog. Für den freien Theaterschaffenden       ein ehemaliges Hotel und Asylheim,               zeuger Fredy Studer, der die Lesung
           war schnell klar, dass er hier etwas auf     dessen Säle ebenfalls neu belebt werden          musikalisch begleiten wird, verspricht
           die Beine stellen will. Auf der Suche        und der Kultursonne als zweite Bühne             das ein spannendes erstes Kapitel in
           nach einem geeigneten Ort wurde er           dienen.                                          der neuen Kulturwelt Ebikons zu
           im Zentrum Ebikons fündig. Der leer                 Wenn Bernhard von seinem                  werden.
           stehende Saal des Restaurants Sonne          «Kulturbaby» erzählt, strahlt er: «Einer-        Nikola Gvozdic
           – von den Einheimischen früher liebe-        seits soll es lokale Kulturschaffende auf
           voll Dorfplatz genannt – soll wiederbe-      die Bühne bringen, aus Ebikon, aus dem
           lebt werden. So entstand im September        Rontal, aber auch nationale und inter-                   Lesung Jürg Halter mit Fredy Studer:
                                                                                                                 «Erwachen im 21. Jahrhundert»
           letzten Jahres der Verein «Kultursonne       nationale Gruppen.» Man wolle ein                        FR 15. Februar, 20 Uhr
           Ebikon».                                     breites und qualitativ hochstehendes                     Kultursonne, Ebikon

Februar 2019                                     041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                                          23
MUSIK
 FEBRUAR 2019
                                                                                                            gen. Und nicht zu vergessen
                                                                                                            die Ravegemeinde sowie
                                                                                                            damit verbunden elektroni-
                                                                                                            sche Klänge, die zum Tanz
                                                                                                            bis zum Morgengrauen an-
                                                                                                            regen.
                                                                                                                  Mit Ausnahme letzte-
                                                                                                            ren Beispiels bieten auch die
                                                                                                            Triotage ein Programm,
                                                                                                            welches das Prädikat «beson-
                                                                                                            ders berauschend» verdient.
                                                                                                            Allen voran schlägelt das
                                                                                                            Marimba Trio, dessen Kom-
                                                                                                            positionen an Steve Reichs
                     Omni Selassi und East Sister sind zu dritt unterwegs                                   Minimal Music der Siebziger
                                                                                                            erinnern. Wobei das doch
                                                                                                            Trance ist? Jener Begriff, der

MUSIK ZUM RAUSCH
                                                                                                 oft in Kombination mit Ekstase ge-
                                                                                                 braucht wird, steht für einen Dämmer-
                                                                                                 zustand, dessen bekannteste Form
Ein jeder Mensch weiss zum Rausch                             1985 unter dem Titel «Di-          jedes Wesen unter dem Begriff «Schlaf»
                                                              vine Horsemen: The Li-             kennt. Nun schläft man im Neubad
zu erzählen. Doch was ist der Rausch                          ving Gods of Haiti». Der           aber hoffentlich nicht ein, sondern
in der Musik? Eine kleine Rausch-                             Film zeigt im Rahmen ei-           schreitet unbewusst in bewusstseins-
Recherche mit Rückschluss auf die                             nes Rituals tanzende               erweiternde Zustände wie beispiels-
Triotage im Neubad.                                           Menschen, die unter repe-          weise beim Trio Süd: Eine extra zusam-
                                                              titiven Trommelklängen             mengestellte Band um Marie-Cécile
      – Festival –                              sowie Gesängen plötzlich wegtreten               Reber (electr), Valeria Zangger (dr) und
      Die Trio-Form ist seit jeher prädesti-    und ihre Aussenwelt nicht mehr                   Patricia Bosshard (vio), die durch
      niert für einen Rausch. Egal ob im Po-    wahrnehmen: Eine Gottheit ist in sie             Soundscaping Sphären entstehen lässt.
      wertrio mit Leadinstrument, Tieftöner     gefahren – der Zustand der Ekstase.              Das Pendant bildet die erstmalige Zu-
      und Schlagwerk oder bei anderen           Ähnliche Szenarien lassen sich in                sammenarbeit von Raphael Loher (p)
      Konstellationen: Der f lotte Dreier       grössenteils afroamerikanischen                  mit Manuel Troller (g) und Julian Sar-
      sorgte schon des Öfteren für besonde-     Kirchgemeinden beobachten, wo durch              torius (dr): Drei Künstler, welche seit
      re musikalische Momente der Verzü-        Call’n’Response-Riten seitens der                Jahren mit Ekstase-, Rausch- oder
      ckung. Doch was kann ein Rausch in        Priester sowie den immer gleichen                Trancezuständen in der Musik arbeiten.
      der Musik auch noch sein? Die an den      Groove-Patterns ekstatische Zustände             Bereits eingespielte Gruppen – Yser,
      Neubad’schen Triotagen auftretenden       hervorgerufen werden können – herr-              Edward Bloom oder East Sister – sorgen
      Musikerinnen sowie Musiker, welche        lich dargestellt, oder besser: persifliert       zudem für hoffentlich ebenfalls berau-
      im Zuge der hier vorliegenden Recher-     im Musikclip zu Disclosures «When A              schende Momente im Popbereich, er-
      che befragt wurden, nannten fast          Fire Starts To Burn» oder in einer Szene         gänzt durch ausserkantonale (Omni
      ausschliesslich einen Begriff: Ekstase.   der Musikkomödie Blues Brothers,                 Selassi, La Truffa) und internationale
      Ein rauschhafter, tranceartiger Zu-       worin James Brown den Pfarrer mimt;              (Lotto, La Force, Liebeslied) Formati-
      stand, ohne Kontrolle über das norma-     «Do you see the light?!» Die Vielfalt der        onen. Fehlt nur noch eins: rauschender
      le Bewusstsein und oftmals im religi-     Ekstase ist ohnehin riesig: Für den ei-          Applaus.
      ösen Kontext.                             nen ist das Konzert einer jazzigen               Stoph Ruckli
            Zu diesem Phänomen stellen          Gnawa-Psychedelic-Rock-Band eine
      Maya Derens Aufnahmen von Voo-            solche berauschende, ekstatische Er-
      doo-Ritualen erstmals ein eindrückli-     fahrung. Die andere senkt ihren Kopf                     Triotage Festival
                                                                                                         DO 21. bis SA 23. Februar, jeweils ab
      ches Zeugnis dar, aufgenommen zwi-        schwer geflasht zu Klängen von Stoner,                   20.30 Uhr
      schen 1945 und 1951, veröffentlicht       Delta Wave Music oder Trommelklän-                       Neubad und Industrie 9, Luzern

24                                       041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz                                           Februar 2019
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