Viel bewegt. Noch viel mehr vor! - OFFEN.KUNDIG.GUT - Pflegeberufekammer SH
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VORWORT Pflegeberufe- Liebe Mitglieder, Kolleg*innen, Leser*innen, zufriedenere Pflegepersonen, die gern zur Arbeit gehen und in der Gesellschaft die Anerkennung erhalten, die sie verdienen – das ist meine Vision. Mein Antrieb. Und mein Auftrag. Denn zu- kammer: 100 % friedenere Pflegende stärken die Pflegequalität. Dafür lohnt es sich zu kämpfen. Dafür gibt es die – noch junge – Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein. selbstbestimmt Ich komme aus der Pflege. Ich kenne den Knochenjob. Im Schichtdienst und direkt am Bett. Und so geht es zahlreichen anderen Kammervertretern auch. Für einige von ihnen ist genau das die Motivation, sich in der Kammer zu en- gagieren – um ihre praktische Expertise einzubringen und mitzugestalten. Als Stimme aller Pflegenden im Norden. Wir mischen uns ein. Wir verbessern die Bedingungen. Ohne die Kammer gibt es keine Standesvertretung, wird wieder über unsere Köpfe hinweg entschieden. Lasst dies nicht zu! Denn die Kammer ist nicht irgendeine ferne, übergeordnete Macht, sondern bündelt die Kraft der von uns gewählten Vertreter*innen unserer Berufs- gruppe. Wir alle kennen die Konflikte und Probleme, aber auch die Chancen und schönen Seiten unseres Berufs. Wir stehen für eine selbstbestimmte Pflege! Und genau das motiviert mich, mich für meine Berufsgruppe und eine bestmögliche Pflege einzusetzen. Die Kammer bietet uns die Chance, unseren Berufsalltag selbst zu gestalten und Einfluss auf die Gesundheitsversorgung zu nehmen. Wir haben schon viel ange- stoßen, aber noch viel mehr zu tun. Das hat nicht zuletzt die Corona-Krise gezeigt. „Unsere einmalige Erste Ergebnisse und Ausblicke legen wir in diesem Jahresbericht vor. Chance zur Gestaltung sollten wir nutzen!“ Das soll auch die letzten Zweifler unter den Pflegenden überzeugen: Diese Pflegeberufekammer bietet eine historische Chance. Eine zweite werden wir nicht bekommen. Herzlich, Ihre Patricia Drube Kammerpräsidentin & Altenpflegerin Patricia Drube Kammerpräsidentin & Altenpflegerin 2
Konkreter Einsatz. Servicestelle, Häusliche Geballte Kompetenz. Pflege, Wiedereinstieg in den Beruf: Wir präsen Inhalt tieren eine Auswahl Offener Dialog. Hier stellen wir vor, wie wir arbeiten: Die Kammer unserer Projekte. Intern und extern, auf 22 versammlung als „Parla- Landes- und Bundesebene: ment“, die Ausschüsse als Nur der direkte Austausch die Berater, die Geschäfts- bringt uns weiter. Das sind stelle als „Herzkammer“. unsere Netzwerke. 06 Transparenter Weg. 38 Sparsam zu haushalten und solide zu arbeiten Starke Stimmen. hat höchste Priorität. Hier legen wir Zahlen und Klare Vision. Die Aufgaben der Pflege Fakten offen. Nur über die Pflegeberufe 34 berufekammer sind gesetzlich vorgegeben: kammer können wir aktiv Stellung beziehen, Politik mitgestalten. Das haben Viel bewegt: beraten, Missstände offen- wir für 2021 geplant – und Einsatz für die Coronaprämie für alle | Koordinierung von Freiwilligen in der legen – alles für bessere darum ist die Mitglieder- Corona-Krise | 23 Stellungnahmen zu Pflege-Bedingungen in befragung so wichtig. Gesetzen und Verordnungen | Pflege 44 berufestatistik erstellt Schleswig-Holstein. Noch viel mehr vor: Rahmenweiterbildungsordnung veröffentlichen | Eckpunkte für eine 14 Berufsordnung vorstellen | Angebot für eine Ethikberatung etablieren | Praxisanleitung mit konkreten Maßnahmen verbessert 4
GEBALLTE KOMPETENZ 40 Pflegeexperten weisen den Weg Die Kammerversammlung ist das oberste Gremium. Das „Parlament”, das alle wichtigen Entscheidungen trifft. Mit ganzem Herzen und Sachverstand dabei – und das auf demokratischer Grundlage: Das ist Ihre Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein. Die Kammermitglieder haben die Ver- „Selbstverwaltung sammlung für fünf Jahre gewählt. Im Gremium engagieren sich Die Vertreter*innen der Bundespflegekammer: 40 Pflegeexpert*innen. Davon kommen 26 aus der Gesundheits- bedeutet auch Vertrauen. Franz Wagner, DPR-Präsident, Nadya Klarmann, und Krankenpflege, elf aus der Altenpflege und drei aus der Der Staat bringt damit Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen, Jens Kaffenberger, Geschäftsführer, Dr. Markus Mai, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. So ist sichergestellt, dass alle Bereiche der Pflege proportional zu den Berufszweigen zum Ausdruck: Die eige- Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz und Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufe- vertreten sind. ne Berufsgruppe weiß kammer Schleswig-Holstein (v.l.) Am 21. April 2018 hat die Kammerversammlung den ersten Vor- am besten, wie und mit stand gewählt. Im Moment beteiligen sich sieben Personen, die die Kammeraufgaben bis 2023 gestalten und die Kammer nach welcher Qualität Pflege außen vertreten. Patricia Drube kämpft als Präsidentin für eine erfolgen sollte.“ bessere Pflegequalität, Frank Vilsmeier steht ihr als Vizepräsi- dent zur Seite. Weitere Vorstandsmitglieder sind: Brigitte Kaack, Geballte Kompetenz. Carola Neugebohren, Marco Sander, Frank Bourvé und Prof. Dr. Anke Fesenfeld (ab 01.08.2020 Astrid Petersen). Patricia Drube Die Kammerversammlung tagt 4- bis 5-mal im Jahr (Dauer in Kammerpräsidentin & Altenpflegerin der Regel: 6 Stunden). Zu ihren Aufgaben gehören die Entwick- lung einer Berufs- und Weiterbildungsordnung sowie weiterer Verordnungen, die die Berufsausübung betreffen. Dazu hat die Kammerversammlung verschiedene Ausschüsse gewählt, an die sie diese Aufgaben übertragen hat: den Hauptausschuss (S. 8), den Ausschuss für Berufsfeldentwicklung (S. 8) und den Ausschuss für Bildung (S. 9). Die Kammerversammlung beglei- tet und supervidiert die Ausschüsse in ihrer Arbeit. Zusätzlich SO BRINGEN WIR DIE wurden verschiedene Arbeitsgruppen (AGs) ins Leben gerufen (S. 25), die sich mit aktuellen Fragen und Problemstellungen PFLEGENDEN NACH VORN befassen. 6 7
GEBALLTE KOMPETENZ norm, die den Pflegenden in ihrem Arbeitsalltag klare Regelun- gen an die Hand gibt, welche Aufgaben von Pflegefachpersonen und welche von Pflegehelfer*innen und Assistenzpersonen übernommen werden können. Denn beruflich Pflegende sind einerseits Empfänger von Delegation, übertragen aber auch selbst Aufgaben. Ziel der erstellten Delegationsnorm ist, eine größtmögliche Handlungssicherheit für beruflich Pflegende zu schaffen. Auch soll verdeutlich werden, wo Pflegefachpersonen unentbehrlich sind, um die pflegerische Arbeit in den Verhand lungen mit den Kostenträgern transparenter zu machen. In unserem Ausschuss engagieren sich zwölf Personen – davon fünf Kammermitglieder, fünf Delegierte der Kammerversamm- lung und zwei Vorstandsmitglieder. Seit Januar 2019 bringen Axel Bethke wir uns einmal im Monat an einem festen Termin für mehrere Jutta Busch Thomas Jürs Mitglied im Hauptausschuss Vorsitzender des Ausschusses für Berufsfeldentwicklung Stunden ein. Weitere Arbeitstreffen gibt es in den Themengrup- Vorsitzende des Ausschusses für Bildung bethke@pflegeberufekammer-sh.de juers@pflegeberufekammer-sh.de pen zu den einzelnen Gliederungspunkten der Berufsordnung. busch@pflegeberufekammer-sh.de Während der Corona-Pandemie kam es zu einer beruflichen Mehrbelastung der Ausschussmitglieder, so dass für zwei Hauptausschuss: Ausschuss für Monate die Ausschussarbeit fast zum Erliegen kam. Von Ende Ausschuss für Bildung: Damit alles seine Ordnung hat Berufsfeldentwicklung: April bis Ende Juni haben wir 14-tägig in Internetkonferenzen Lernen mit Mehrwert gearbeitet, seit Juli treffen wir uns wieder im echten Leben. Einordnen, beraten, diskutieren, prüfen: Wir sind der Hauptaus- Klare Aufgaben für alle schuss. Als zentrales Gremium der Pflegeberufekammer ist es Pflegepersonen Ideen entwickeln, in Formen gießen, mit Experten abgleichen: Wir sind der Ausschuss für Bildung. Unser zentrales Projekt, die unser Ziel, alle formellen Regelungen aus pflegerischer Sicht zu betrachten und einzuschätzen, wie sich diese umsetzen lassen. Fragen stellen, Antworten finden, Regularien festlegen: „Wir leisten echte neue Weiterbildungsordnung für Schleswig-Holstein, ist schon sehr weit gediehen. Hierbei vor allem die Rahmenordnung, die Dafür diskutieren wir im Ausschuss alle Satzungen und Ordnun- Wir sind der Ausschuss für Berufsfeldentwicklung. Wohin Pionierarbeit in der für alle pflegefachlichen Weiterbildungen gilt. Für die einzelnen gen, die den Haushalt und weitere Grundsatzfragen betreffen. soll sich die berufliche Pflege entwickeln? Welche Rahmen- Wir verstehen uns dabei als beratendes und gestaltendes bedingungen benötigen Pflegefachpersonen? Wie könnte der Weiterbildung. So soll Weiterbildungen ist dabei ein modularer Aufbau geplant mit Basismodulen, die auf mehrere Weiterbildungen angerechnet Gremium, das sich in einer Linie mit den übrigen Ausschüssen Pflegeberuf in zehn Jahren aussehen? Diese Fragen klärt unser der Aufbau der neuen werden können. Hier leisten wir Pionierarbeit, denn das gibt es der Pflegeberufekammer befindet. In dieser Funktion beraten Gremium. Das Kernstück unserer Arbeit: eine Berufsordnung wir auch den Vorstand und die Kammerversammlung. zu erstellen, in der allgemeine Aufgaben, Rechte und Pflichten Fortbildungen nicht bislang in Schleswig-Holstein noch nicht. So könnte eine Fach- pflegerin für Onkologie, die beispielsweise in die Intensivpflege von Pflegefachpersonen beschrieben werden. Aus diesen nur digitaler werden, wechseln möchte, sich bestimmte Module für die nächste Fach- Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Haushalts- und Finanz- können dann begründete Forderungen und Verbesserungen für den Pflegeberuf abgeleitet werden. Eine Basis-Berufsordnung sondern auf Modulen weiterbildung anrechnen lassen. Wichtig ist uns generell, dass planung. Wir klären gerade den Jahresabschluss 2019 und bereiten den Haushalt für 2021 vor. Wir fungieren somit gleich- bringen wir noch 2020 auf den Weg. Sie soll regeln, wie eine basieren, die sich Pflege- zu enge inhaltliche Vorgaben oder Stundenvorgaben vermieden werden. zeitig als Finanzausschuss. Dazu gehört unter anderem auch, die gute pflegerische Versorgung aussehen sollte und welche Be- dingungen beruflich Pflegende dafür brauchen. Wichtig ist: Die profis für mehrere Fach Kammerliquidität zu überwachen. Im Ausschuss bringen sich acht Personen tatkräftig ein: Fünf Mitglieder gehören davon der Berufsordnung soll die vorherrschenden prekären Arbeitsbedin- richtungen anrechnen Digitale Lernformen sollen künftig stärker in die neue Weiter- bildungsordnung einfließen. Durch die Corona-Pandemie hat es Kammerversammlung an, drei Mitglieder dem Vorstand. Dauer- gungen nicht legitimieren, sondern Pflegenden die Möglichkeit geben, sich zu wehren: Gegen Zustände, die eine gute Versor- lassen können.“ hier in den vergangenen Monaten einen deutlichen Schub ge- hafte Gäste des Hauptausschusses sind ein Vertreter des Sozial- geben. Viele Weiterbildungsstätten haben gemerkt, dass Lernen gung der Pflegepersonen gefährden oder erschweren. ministeriums sowie zwei Vertreterinnen unserer Geschäftsstelle über Webinare und Podcasts sehr gut funktionieren kann. aus den Abteilungen „Finanzen, Personal und Organisation” Gleichzeitig ist natürlich wichtig, dass bestimmte Teile der Wei- sowie „Recht”. Wir engagieren uns einmal im Monat an einem Zur Berufsordnung gehören Themen wie „Rechte und Pflichten”, Jutta Busch terbildung in Präsenzterminen fest vor Ort absolviert werden. festen Termin für vier Stunden. Während der Corona-Pandemie „Berufliches Selbstverständnis”, „Qualitätssicherung und -ent- Vorsitzende des Ausschusses Auch neue Angebote sind geplant. Wir konkretisieren gerade für Bildung fanden diese Sitzungen online statt. wicklung”, sowie „Beratung”. Einen wichtigen Punkt nimmt das Ideen für Weiterbildungen, die durch die generalistische Ausbil- Thema Delegation ein. Derzeit erstellen wir eine Delegations- dung notwendig werden, zum Beispiel im Bereich der Kinder- 8 9
GEBALLTE KOMPETENZ krankenpflege und der Geriatrie. Dazu ist zusammen mit der AG Kinderkrankenpflege (S. 31) eine Berufsfeldanalyse geplant, bei der wir Interviews mit Berufsanfängern, erfahrenen Pflegenden tiv und wir möchten den Austausch regelmäßig fortsetzen. Der nächste Termin ist für den September 2020 geplant. Der Ausschuss für Bildung setzt sich aus fünf Mitgliedern der Zentrale mit Herz und Verstand und Leitungskräften aus der Kinderkrankenpflege führen und Kammerversammlung, zwei Mitgliedern des Vorstands und fünf fundiert auswerten werden. Wir möchten in Erfahrung bringen: Kammermitgliedern zusammen. Einmal pro Monat arbeiten wir an unseren Themen an einem festen Termin für fünf Stunden. Welche Bedarfe sehen die Beteiligten? Welche Inhalte braucht Zusätzlich gibt es wechselnde Arbeitsgruppen, die sich teilweise eine Weiterbildung in diesem Bereich? Dieses Vorgehen planen wöchentlich treffen, sowie Workshops, in denen wir mit nam- wir für jede spezifische Weiterbildung. Generell ist uns die haften Expert*innen die zentralen Ansätze und Eckpfeiler der Einbindung der Praxis sehr wichtig. Wir möchten uns an dem Weiterbildungsordnung erarbeiten. Denn ein fundierter theore- orientieren, was sich die Weiterbildungsstätten wünschen und tischer Hintergrund ist bei der Gestaltung von Weiterbildungen was sie leisten können. Anfang Juni haben wir deshalb die rund für uns eine wichtige Basis. Auch die Kooperation auf Bundes- Unsere Geschäftsstelle in Neu- Rechtsberatung: zehn Weiterbildungsstätten in Schleswig-Holstein zu einer Videokonferenz eingeladen. ebene ist zentral, damit eine Vergleichbarkeit mit anderen Bundesländern und eine deutschlandweite Anerkennung der münster ist der Stützpunkt der Die Mitarbeiter*innen begleiten die Kammerversammlung so- Weiterbildungen gewährleistet ist. Dazu tauschen wir uns regel- Pflegeberufekammer. Hier laufen wie die Ausschüsse bei der Erstellung von Ordnungen und Sat- Hier haben wir unsere Arbeit vorgestellt und mit den Vertre- mäßig mit den bestehenden Pflegekammern in Niedersachsen zungen. Sie unterstützen die Entscheidung wichtiger Beschlüsse ter*innen der Einrichtungen über die Zukunft der pflegefachli- und Rheinland-Pfalz aus. In Kürze wird es auch einen Ausschuss alle Fäden der haupt- und ehren- und helfen dabei, bestimmte Verwaltungsverfahren festzule- chen Weiterbildung diskutiert. Dieses Treffen war sehr konstruk- für Bildung der Bundespflegekammer geben. amtlichen Arbeit zusammen. gen. Auch betreuen sie Kammermitglieder, die von ihnen eine kostenfreie Erst- bzw. Einstiegsberatung erhalten können. Die Mitarbeiter*innen kümmern sich intensiv und kompetent um Verwaltung der Finanzen: die Anliegen der Mitglieder – Um die Finanzen und den Haushalt der Pflegeberufekammer 27.000 und nehmen die Aufgaben der sparsam, wirtschaftlich und solide zu verwalten, arbeiten fach- lich spezialisierte Mitarbeiter*innen in der Geschäftsstelle. KAMMERMITGLIEDER Selbstverwaltung wahr. Sie erstellen den Haushaltsplan, achten auf die Einhaltung der Haushaltsgrundsätze und schaffen Transparenz nach innen und außen. wählen für 5 Jahre Mitgliederberatung und -versammlung: Medienarbeit: KAMMERVERSAMMLUNG Fragen und Anliegen sind hier willkommen. Darüber hinaus Der Pressesprecher sorgt dafür, dass pflegerelevante Themen 26 11 3 registriert das Team die Pflegefachpersonen, baut ein Berufsre- bestmöglich in den Medien und der Öffentlichkeit präsentiert Gesundheits- und Altenpfleger*innen Gesundheits- und gister auf, entwickelt und pflegt eine Mitgliederdatenbank. werden. Über die Homepage, den Newsletter und Social-Media- Krankenpfleger*innen Kinderkranken Kanäle werden die Mitglieder über aktuelle Kammeraktivitäten pfleger*innen Pflegefachliche Beratung: und pflegepolitische Neuigkeiten informiert (S. 37). wählt wählen für 5 Jahre Drei pflegewissenschaftlich qualifizierte Referentinnen unter- stützen die Arbeit der Ausschüsse und Arbeitsgruppen. Sie AUSSCHÜSSE VORSTAND beraten die Mitglieder bei fachlichen Fragen und erstellen wis- senschaftlich fundierte Positionspapiere sowie Stellungnahmen. Für Bildung, Berufsfeld- 7 Auch stehen sie in engem Austausch mit anderen Akteur*innen entwicklung & versch. Arbeitsgruppen Vorstandsmitglieder des Gesundheitswesens wie dem Sozialministerium, Fachver- Wir sind für Sie da: bänden, Krankenkassen und der Ärztekammer SH. 04321 85448 0 10 11
Dringend gesucht: Nachwuchs für den Pflegeberuf „Die Berufsordnung ist der rote Faden für den Alltag“ 39,7% Kurzinterview mit Prof. Dr. Thomas Weiß, Rechtsanwalt über 50 Jahre 5000 Wie können die Kammermit Seit wann engagieren Sie sich 4000 glieder arbeitsrechtlich von einer in der Pflegeberufekammer SH? Berufsordnung profitieren? Prof. Weiß: „Seit 2017, zunächst als Wahlleiter für die Wahl 3000 der Kammerversammlung, dann als solcher für die Wahl des Prof. Weiß: „Pflegeprofis entwickeln die Berufsordnung selbs- Vorstandes und seit April 2019 als Justiziar sowie demnächst bestimmt. Die Regelungen der Berufsordnung konkretisieren 2000 als anwaltlicher Rechtsberater.” die Berufspflichten der Kammermitglieder. Sie sind von jeder beruflich tätigen Pflegekraft einzuhalten, unabhängig davon, 1000 ob sie selbstständig tätig oder angestellt in einem Pflegedienst, Welche Aufgaben übernehmen einer Pflegeeinrichtung oder einem Krankenhaus ist. Damit schafft eine Berufsordnung Handlungs- und Rechtssicherheit im Sie aktuell? bis 18 19-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 61-65 65< Berufsalltag. Sie trägt auch zur Entwicklung des Berufsstandes Prof. Weiß: „Ich unterstütze die hauptamtlichen und ehren- bei, weil sie Ausdruck der von der Berufsgruppe selbst aufge- davon männlich Knapp 40 Prozent aller Pflegefachpersonen in Schleswig-Holstein amtlichen Gremien durch Stellungnahmen und Empfehlungen, werden in den nächsten zehn bis zwölf Jahren in den Ruhestand stellten Regeln ist und damit ein Teil des Selbstbestimmungs- etwa zur Berufseignung, Personalüberlassung während der davon weiblich gehen. „Wenn wir jetzt nicht handeln, ist davon auszugehen, rechts der Berufsangehörigen.” dass wir auf einen dramatischen Engpass in der pflegerischen Corona-Pandemie, Pflegezulage, Pflegebonus oder auch zur gesamt Versorgung zusteuern”, warnt Kammerpräsidentin Patricia Drube. Delegation bei vorbehaltenen Tätigkeiten. Damit setze ich mich auch für die Rechte aller Pflegenden ein. 12 13
STARKE STIMMEN „Ein historisches Angebot“ Wie bewerten die Pflegenden die neue Standesvertretung? Was wünschen sie sich für ihre Berufsgruppe? Was erwarten sie von der Pflegeberufekammer? Wir haben einige Kammermitglieder befragt. „Die Pflegeberufekammer ist, finde ich, Die Zeit am Patienten fehlt. Von der Pfle- schon ein historisches Angebot, das wir gekammer erhoffe ich mir, dass sie der Pflegenden bekommen haben. Für mich Berufsgruppe Pflege den Rücken stärkt.” ist es wichtig zu wissen, dass es Men- schen aus meiner eigenen Berufsgruppe sind, die neben ihrer regulären Arbeit richtig Bock haben, sich dafür einzuset- zen, unsere berufsspezifischen Probleme Alexandra Beenen direkt in die Politik und Öffentlichkeit akad. Gesundheits- und Kranken zu tragen. Und vor allem genau wissen, pflegerin, Bereichsleitung in der worüber sie reden. Ich hoffe für uns und ambulanten Pflege die uns anvertrauten Menschen, dass wir „Die Feinheiten und Kompetenzen der diese Chance nutzen.” Bente Hüttmann professionellen Pflege müssten mehr exam. Pflegekraft, Studentin gesehen werden, damit irgendwann mal der Pflegewissenschaft klar ist, dass Pflege nicht jeder kann, „Ich finde es sehr gut, dass es hier in und dass viel Fachwissen und Können Starke Stimmen. Schleswig-Holstein eine Pflegekammer dazugehört. Von der Pflegeberufekam- gibt. Ich denke, dass auch gerade die jet- mer erhoffe ich mir, dass sie das Selbst zige Situation mit Corona deutlich zeigt, bewusstsein aller Pflegenden stärkt und wie wichtig der pflegerische Beruf ist. uns eine gemeinsame Stimme gibt.” Die Situation zeigt meines Erachtens umso mehr, wie sehr der Pflege eine Annette Steinbach „Stimme” fehlt. Ich wünsche mir, dass Krankenschwester, stv. PDL in der ambulanten Pflege der Pflegeberuf eine größere gesell- schaftspolitische Wertschätzung erfährt „Im Krankenhaus müssen sich die und dass eigenverantwortliches Arbeiten Rahmenbedingungen, wie ich sie er- mehr unterstützt wird.” lebt habe, dringend ändern. Zu wenig Pflegepersonal und zu viel Fokus auf Dokumentation (Schreiben vor Arbeiten) SO MISCHEN WIR UNS EIN Peter Strecker Seit 32 Jahren als Krankenpfleger tätig verhindern menschenwürdige Pflege. 14 15
STARKE STIMMEN Unser Ziel: Gesetzliche Bessere Grundlagen Bedingungen Seit August 2019 haben wir insgesamt 23 Stellungnahmen Unsere Aufgaben sind im Unsere Aufgaben sind in erster getätigt – vom Arbeits- und Gesundheitsschutz in Schleswig- Pflegeberufekammergesetz Linie durch das Pflegeberufekam- Holstein über das Landeskrankenhausgesetz bis zum Entwurf vorgegeben (in §§ 3 bis 6 PBKG). „Eine wesentliche mergesetz festgelegt (S. 16). einer Landesverordnung über die Berufe in der Pflegehilfe. So können wir dazu beitragen, dass fachspezifische Gesetze Hauptziele sind grundsätzlich Aufgabe der Pflegekam- Auf dieser Grundlage vertreten wir und Verordnungen auch wirklich im Sinne der Pflege mern ist es, die Stimme gestaltet werden. eine langfristige Verbesserung der unsere Mitglieder, setzen uns für der Pflegefachkräfte Arbeitsbedingungen für beruflich stärker in den politi- eine Weiterentwicklung der Berufs- Belastbare Zahlen Pflegende und eine sichere Versor- schen Raum zu tragen.” gruppe ein und leisten Lobbyarbeit Erstmals können wir aufzeigen, wie viele Pflegefachpersonen gung der Bürger*innen. in der Landespolitik. landesweit in der Pflege tätig sind – mit welcher Qualifikation und in welchem Umfang. Diese Pflegeberufe-Statistik ist Die Pflegeberufekammer soll dazu beitragen, an der „Erhaltung wichtig, um die regionale Beschäftigungssituation in der Pflege eines sittlich und wissenschaftlich hochstehenden Berufs- Einfluss auf Gesetze abzubilden. Das ermöglicht wichtige Erkenntnisse: Aus unserer Andreas Westerfellhaus Statistik ist beispielsweise ersichtlich, dass 39,7 % aller Pflege- standes” mitzuwirken, heißt es im Pflegeberufekammergesetz Pflegebeauftragter der fachpersonen in Schleswig-Holstein über 50 Jahre sind (S. 9). (PBKG), auch durch Förderung der beruflichen Fortbildung und Mit der Pflegeberufekammer haben wir erstmals die Chan- Bundesregierung Nur 24,0 Prozent sind jünger als 35. Anhand dieser Zahlen wird Qualitätssicherung. Weitere Aufgaben: zu Gesetz und Ver- ce, auf politischer Ebene aktiv mitzugestalten und damit die ordnungsentwürfen Stellung zu nehmen, Vorschläge für alle Qualität der pflegerischen Versorgung zu verbessern. Dazu sind deutlich, wie wichtig es ist, auf eine verstärkte Ausbildung zu Fragen zum Berufsstand und zur Berufsausübung zu unterbrei- die Vorstands- und Kammerversammlungsmitglieder in vielen setzen und alles zu tun, um junge Menschen für den Pflege ten und Gutachten zu erstatten. Gesetzlich festgelegt ist auch, Die Pflegeberufekammer nimmt im Gesamtinteresse die beruf- Gremien mit Politik, Krankenkassen, Verbänden und Einrichtun- beruf zu gewinnen. dass die Pflegeberufekammer eine Berufsordnung und eine lichen Belange aller Kammermitglieder wahr, setzt sich für eine gen aktiv. Hier sitzen sie – gleichberechtigt mit allen anderen Weiterbildungsordnung erstellt. In diesen sind zum einen die langfristige Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein und Akteuren – mit am Tisch, wenn zum Beispiel In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wofür belastbare Berufsrechte und -pflichten und zum anderen die Weiterbil- verbessert damit auch die Situation der Bürger*innen. Darüber Zahlen notwendig sind. In den Medien wurde oft über die An- dung der Kammermitglieder geregelt. Zudem soll die Kammer hinaus soll die Kammer auf ein kollegiales Verhältnis der Kam- • der Krankenhausplan verhandelt wird, zahl der Intensivbetten gesprochen. Wer die Intensivpatienten Anpassungslehrgänge und Eignungsprüfungen im Rahmen der mermitglieder untereinander sowie zu Dritten hinwirken und • Entscheidungen zur ambulanten medizinischen in diesen Betten versorgen kann, wurde kaum thematisiert. Anerkennung ausländischer Weiterbildungsnachweise anbie- sich für eine Kooperation mit Angehörigen sonstiger Gesund- Versorgung getroffen oder ten. Eine weitere gesetzliche Aufgabe: heitsberufe engagieren. • Maßnahmen zur Sicherung der pflegerischen Das Problem ist: Wir wissen in Deutschland gar nicht, wie Versorgungsstruktur entwickelt werden. viele Intensivpflegende es in den einzelnen Bundesländern gibt. Wir brauchen diese Zahlen aber dringend, um die Ver- Als Kammer haben wir die Möglichkeit, uns frühzeitig zu sorgung zu steuern – nicht nur in Krisenzeiten. Die Erhebung pflegerelevanten Gesetzen und Verordnungen zu äußern. dieser wichtigen Daten geht nur über Pflegekammern. 16 17
STARKE STIMMEN Wir meistern die Pflegekammern: Krise mit Expertise Weltweit etabliert Die Kammerpräsidentin war zudem sehr eng in das Vorgehen Corona-Pandemie: Die Kammer des Ministeriums eingebunden. Es gab teilweise wöchentliche In anderen Ländern sind Pflegekammern schon seit mehr als 100 kämpft noch intensiver Telefonkonferenzen zu Themen wie Quarantäneregelungen und Jahren aktiv, zum Beispiel in Großbritannien oder den USA. Hier sind sie Betretungsverboten. Hier wurden wir als Pflegeberufekammer Pflegeberufe sind systemrelevant – und haben besondere Wert- sehr gefordert und konnten unsere fachliche Expertise einbringen. von der Gesellschaft und Politik respektierte Standesvertretungen, die schätzung verdient. Jetzt erst recht. Das ist eine der wichtigen Deutlich wurde: Schnelle Information der Pflegenden und maßgeblich zur Patientensicherheit und Pflegequalität beitragen. Erkenntnisse seit Beginn der Krise. Während der Corona-Pande- mie hat sich nicht nur unsere Arbeitsweise verändert und weiter direkter Kontakt sind besonders wichtig, am besten auch Jede Pflegekammer hat ihre eigene Geschichte. In Großbritan- Erstgründungen, etabliert (Kellnhauser 2014). Nicht nur in digitalisiert, sondern unser Fokus vorübergehend verlagert. elektronisch. Offensichtlich wurden aber auch Missstände, nien brachten die vielen unausgebildeten Personen, die sich den USA und Großbritannien sind Pflegekammern bewährter Schwerpunkt unserer Aktivitäten unter täglich wechselnden zum Beispiel im Meldeverfahren. bei Patienten einfach als Krankenschwestern ausgaben, den Standard, sondern auch in vielen anderen europäische Ländern Anforderungen: Landespolitik und Medien auf die drängenden Stein ins Rollen: Sie waren inkompetent, meist rüde, nicht sel- wie Portugal, Spanien, Italien, Frankreich, Irland, Schweden, Themen in der Krise aufmerksam machen. Das betraf den teil- weise dramatischen Mangel an Schutzausrüstung, die steigende Wir fordern, dass alle Infektionen ten sogar betrunken und erbrachten eine schlechte, oft gefähr- Norwegen, Finnland, Ungarn, Polen, Slowenien etc. In diesen liche Versorgung. Diese Situation rief bereits 1890 eine Gruppe Ländern sind die Pflegekammern in politische Entscheidun- Zahl der infizierten Pflegefachpersonen, aber auch die Situation und Erkrankungsfälle von Pflegen- englischer Pflegedirektorinnen auf den Plan und veranlasste gen mit eingebunden und setzen sich für eine professionelle der Auszubildenden und Examensschüler*innen. Insgesamt 15 Pressemitteilungen wurden zwischen März und Juni ver- den gesondert aufgeführt werden. sie, alle ausgebildeten Pflegepersonen zu vereinen. Daraus ent- Pflege und eine sichere pflegerische Versorgung von Menschen stand der British Nursing Council, und im Jahr 1916 – also gut ein. Pflegende haben in diesen Ländern eigenverantwortliche sandt. Um unsere Mitarbeiter in dieser schwierigen Situation 25 Jahre später – wurde The College of Nursing gegründet, das Tätigkeitsbereiche sowie ein rechtlich gesicherteres Berufsbild. zu unterstützen, haben wir zudem eine Hotline eingerichtet, in ab 1919 die Registrierung aller ausgebildeten Krankenschwes- Verbunden mit Pflegekammern ist in diesen Ländern eine der Mitglieder ihre Probleme schildern können und Beratung, tern durchführte. verpflichtende Registrierung. Pflegende dürfen ihren Beruf nur Information und weitere Anlaufstellen erhalten. ausüben, wenn sie eine gültige Registrierung bei der Pflege- Im Laufe der Jahrzehnte hat die britische Pflegekammer mehr- kammer nachweisen können. Was in Deutschland noch neu und fach ihren Namen gewechselt, heute bezeichnet als The Nursing teilweise kontrovers diskutiert wird, ist in vielen Ländern eine and Midwifery Council (Kellnhauser 2014). In den USA wurden jahrzehntelange Selbstverständlichkeit, auf die die Pflegenden DROHENDER DRAMATISCHER QUARANTÄNE PFLEGEBONUS IMMER MEHR die ersten Pflegekammern 1903 in den Bundesstaaten North stolz sind und deren Existenz sie nie infrage stellen würden. Mit ANSTURM MANGEL AN VON NUR FÜR DIE PFLEGENDE Carolina und New York gegründet (Kellnhauser 2014). Interes- der Kammer zusammenhängende Pflichten, wie etwa die regel- VON PATIENTEN SCHUTZMATERIAL BEWOHNERN ALTENPFLEGE INFIZIERT sant ist die Gründungsgeschichte in North Carolina: Hier lud die mäßige Fortbildung, sind für sie selbstverständlich. Gleichzeitig Kammer deckt Kammer weist auf Kammer weist Kammer appelliert Kammer plädiert amerikanische Krankenschwester Mary Lewig Wyche im Jahr können sie auf eine verlässliche Unterstützung bei beruflichen Personalbedarf extremen Mangel auf unwürdige an Landespolitik, für regelmäßige 1902 per Brief zur Gründung einer solchen Organisation ein. Problemen oder Vorkommnissen bauen (Kellnhauser 2014). der Einrichtungen hin und fordert Zustände für Heim- dass es Pflegebonus und umfang Keine einzige Person erschien. Darauf versendete sie einen Mit den ersten Pflegekammern in Rheinland-Pfalz, Nieder- mit einem Aufruf gerechte und bewohner hin. für alle Pflegenden reiche Testung weiteren Brief, mit dem sie einfach das erste Treffen der neu sachsen und Schleswig-Holstein bahnt sich in Deutschland – mit an freiwillige sofortige Verteilung. braucht. aller Pflegenden. gegründeten „Raleigh Nursing Association” ankündigte – und reichlich Verzögerung – ein Anschluss an diese internationale Pflegende. diesmal kamen alle Pflegenden, die sie angeschrieben hatte. Entwicklung an. In diesen Bundesländern übernimmt die Aus dieser Initiative heraus gründete sich die erste Pflegekam- Kammer nun zahlreiche wichtige Aufgaben, die früher von der mer in den USA (Gläser 2016). In den darauffolgenden Jahr- Politik und Berufsfremden übernommen wurden. Die wichtigs- 15. März 25. März 09. April 07. Mai 19. Juni zehnten etablierten sich in allen 50 Bundesstaaten Kammern, ten Ziele der Pflegekammer sind dabei allen Ländern gleich: 2020 2020 2020 2020 2020 sogenannte State Boards of Nursing. Ein Dachverband für alle die Sicherheit von Patienten und eine gute Pflegequalität zu US-Kammern wurde erst 1978, also gut 70 Jahre nach den gewährleisten. 18 19
STARKE STIMMEN EFN fordert deutsche Politik auf, Pflegekammern zu unterstützen „Es lohnt sich durchzuhalten.“ Die Europäische Vereinigung der Pflegeverbände (EFN) hat Drei Fragen an sich in einem Schreiben an die Politik gewandt, um die Entwick- Patricia Drube, Kammerpräsidentin & Altenpflegerin lung von Pflegekammern in Deutschland voranzubringen. Der Brief richtete sich die Ministerpräsidenten und Sozialminis- „Als größte Berufsgruppe ter*innen von Schleswig-Holstein, Niedersachen und Nord- im Gesundheitswesen rhein- Westfalen sowie an den Bundesgesundheitsminister haben Pflegefachperso- Frau Drube, was können wir kammer meist besser da – und die Pflegenden strahlen ein Jens Spahn und den Pflegebeauftragten der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus. nen einen signifikanten von den Kammern in anderen hohes Selbstbewusstsein aus. Es handelt sich häufiger um einen akademisierten Beruf, die gesellschaftliche Wertschätzung ist Einfluss auf die Gesund- Ländern lernen? höher, und es gibt mehr junge Menschen, die diesen Beruf In dem Schreiben werden die wichtigen Aufgaben der Pflege- erlernen möchten. In Spanien gibt es sogar einen Numerus kammern für die Patientensicherheit und Pflegequalität hervor- heit einzelner Patienten, Frau Drube: „Der Aufbau von Pflegekammern ist kein Prozess, Clausus auf den Pflegestudiengang.” gehoben. „Als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen Gemeinden und der der über Nacht erfolgt, sondern eine Aufgabe, die viele Jahre haben Pflegefachpersonen einen signifikanten Einfluss auf die in Anspruch nehmen kann. Das sieht man am Beispiel der USA Gesundheit einzelner Patienten, Gemeinden und der Bevölke- Bevölkerung insgesamt” sehr gut. Bis es in allen Bundesstaaten Pflegekammern gab, hat Was wünschen Sie sich für die rung insgesamt”, heißt es dort. „Die EFN ist der festen Über- es viele Jahrzehnte gedauert. Das bedeutet für uns in Deutsch- Pflege in Deutschland? zeugung, dass Kammern, Vereinigungen und Berufsverbände land: Wir brauchen Geduld und Ausdauer, was den Aufbau von entscheidend dazu beitragen, dass bei der Entwicklung jeg- Pflegekammern betrifft. Die Erfahrungen in anderen Ländern Frau Drube: „Ich wünsche mir, dass sich die Pflegenden ihrer licher Richtlinien stets der Mensch im Zentrum steht. Pflegende zeigen aber auch, wie groß die Sinnhaftigkeit und der Nutzen Kompetenzen und ihrer wichtigen Rolle in der Gesundheitsver- sollten eine gleichberechtigte und maßgebliche Rolle in der dieser Standesvertretungen sind, und dass es sich lohnt durch- sorgung bewusst sind und ihren Beruf entsprechend vertreten. Entwicklung nationaler und europäischer Politik spielen.” zuhalten.” Ich wünsche mir mehr Selbstbestimmung und Mitbestimmung Weiter: „Die positiven Effekte einer solchen Entwicklung für die Pflegenden und ein gesellschaftliches Ansehen, das wiegen sehr viel mehr als die Totschlagargumente der Gegner dieser Entwicklung.” Die EFN ruft deshalb „alle opponierenden Hat die Pflege in verkammerten unserer Berufsgruppe gerecht wird. Denn Pflege ist ein span- nender, sinnvoller und hochfachlicher Beruf, der viele Ent- Parteien dazu auf, die Errichtung von Pflegeberufekammern zu Ländern ein anderes Ansehen? wicklungsmöglichkeiten bietet. Und ich wünsche mir in allen unterstützen, um damit Pflege als Beruf zu stärken. Patienten- Bundesländern eine Standesvertretung für die Pflege, um sich sicherheit und Pflegequalität haben oberste Priorität in der Frau Drube: „Das ist schwer zu sagen, weil in das Ansehen ja mit vereinter Stimme für bestmögliche Bedingungen für beruf- Gesundheitspolitik und sollten sie weiter behalten.” auch noch viele andere Aspekte reinspielen. Auffallend ist aber: lich Pflegende sowie die Sicherheit von Menschen mit Pflege- Im internationalen Vergleich stehen die Länder mit einer Pflege- bedarf einzusetzen.” 20 21
KONKRETER EINSATZ Unsere Hilfe: Akut und mit Weitblick In Projekten setzen wir uns dafür ein, die Arbeitsbedingungen der „Als Kammer haben wir Pflegenden sowie die Versorgung die Möglichkeit genutzt, der Pflegebedürftigen in Schleswig- Projekte wie die Koordi- Holstein zu verbessern. nierungsstelle für frei- willige Corona-Helfer Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Manchmal müssen Projekte schnell auf den Weg gebracht werden. Im März 2020 haben wir aufzubauen und schnelle innerhalb kürzester Zeit eine Koordinierungsstelle aufgebaut, Lösungen zu finden. um freiwillige Pflegefachpersonen und Einrichtungen, die Damit können wir die aufgrund der Pandemie einen besonderen Hilfebedarf hatten, zusammenzubringen (S. 28). Andere Projekte bedürfen der aktuellen Herausforde- längerfristigen Planung, wie zum Beispiel unser Projekt zum rungen in der Pflege Berufsverbleib und Wiedereinstieg von Pflegenden. Hier haben wir mit Unterstützung des Sozialministeriums eine Online-Um- selbst angehen.“ frage vorgenommen. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor (S. 25). Über diese Untersuchung können wir die aktuelle Arbeitssitua- tion von Pflegenden nicht nur „gefühlt” wiedergeben, sondern mit Daten und Fakten untermauern. Anhand der Ergebnisse Frank Vilsmeier Vize-Präsident der planen wir, betriebliche Bedingungen zu definieren, die in der Pflegeberufekammer SH Konkreter Einsatz. Folge modellhaft in Kliniken und Pflegeeinrichtungen erprobt werden können. Eine Auswahl Projekt 2: Häusliche Pflege – neue Konzepte Projekt 4: Koordinierungsstelle – unsere unserer laufenden für die ambulante Arbeit Soforthilfe in der Coronakrise Projekte: Projekt 3: Projekt 5: Projekt 1: Versorgung gemeinsam gestalten Servicestelle – mit einem offenen Wiedereinstieg in die Pflege – mit – mit mehr Kompetenzen für Ohr für Probleme der Mitglieder einer Umfrage zur Berufszufriedenheit Pflegende VIEL BEWEGT. 22 23
KONKRETER EINSATZ Wer hat an der Umfrage Viele Pflegende arbeiten in Teilzeit. teilgenommen? Möchten diese nicht ihren Frau Wullf: „Mehr als drei Viertel der Befragten sind Frauen. Beschäftigungsumfang erhöhen? Das Durchschnittalter beträgt 45 Jahre mit einer durchschnittli- Frau Wullf: „Das haben wir auch untersucht. Nur 51,8 Prozent „Die Unzufriedenheit chen Berufserfahrung von 23 Jahren. Der Großteil der Befragten kommt mit 51,6 Prozent aus dem Krankenhaus, gut ein Viertel der Befragten geben an, mit einer vollen Stelle zu arbeiten. Wir unter den Pflegenden arbeitet in der ambulanten und Langzeitpflege, der Rest verteilt haben die Teilzeitkräfte befragt, unter welchen Voraussetzungen sie sich vorstellen könnten, ihren aktuellen Stellenumfang zu in Schleswig-Holstein sich auf unterschiedliche Bereiche. Die meisten der Befragten arbeiten im direkten Kontakt zu Menschen mit Pflegebedarf.” erhöhen. 46,5 Prozent und damit der weitaus größte Teil gibt ist sehr hoch.“ an, dass derzeit generell kein Interesse an einer Erhöhung der Arbeitszeit besteht. Als Motivation für eine Stellenerhöhung Was sind die zentralen Ergebnisse geben die Teilnehmenden vor allem eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (15,7 Prozent), eine höhere Bezahlung der Befragung? (14,6 Prozent) und bessere Arbeitsbedingungen (12,4 Prozent) an.” Interview mit Stephanie Wullf, Frau Wullf: „Die Unzufriedenheit unter den Pflegenden in Projektleitung und Pflegereferentin Schleswig-Holstein ist sehr hoch. Viele plagen sich mit dem Wie geht es mit dem Projekt nun der Pflegeberufekammer SH Gedanken, den Beruf zu verlassen. Am höchsten ist dabei die Unzufriedenheit mit der Bezahlung, gefolgt von den Arbeitsbe- weiter? dingungen sowie der Organisation und Leitung der Einrichtung. Frau Wullf: „In einem zweiten Schritt werden wir noch die Positiv ist hervorzuheben: Die Zufriedenheit mit der eigentli- offenen Antwortmöglichkeiten auswerten, die von den Pflegen chen pflegerischen Tätigkeit, den Teamkollegen und den reichlich genutzt wurden. Hier werden sehr spezifische den direkten Vorgesetzten ist recht hoch.” Belastungen deutlich, zum Beispiel mangelnde Wertschätzung, fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder oder häufiges Frau Wullf, Sie haben im März und Hat die hohe Unzufriedenheit Holen aus dem Frei. Geplant ist auch eine Umfrage unter den Arbeitgebern, die mitverantwortlich sind, passende Modellvor April 2020 die Kammermitglieder eventuell damit zu tun, dass die haben in den Einrichtungen zu initiieren. Anhand der Ergebnisse in Schleswig-Holstein zu ihrem Befragung während der Corona- werden wir dann betriebliche Bedingungen definieren und diese Pflegende wünschen sich können modellhaft in Kliniken und Pflegeeinrichtungen erprobt Berufsalltag befragt. Wie war die Pandemie erfolgte? bessere Bezahlung. werden. Wir hoffen sehr, dass das Land Schleswig-Holstein unser Vorhaben weiter unterstützt.” Ein Projekt soll Berufsverbleib und -rückkehr Resonanz auf die Umfrage? Frau Wullf: „Davon gehen wir nicht aus. Aus der Arbeitspsycho- logie wissen wir, dass Arbeitszufriedenheit immer retrospektiv von Pflegenden fördern. Erste Ergebnisse ist – es geht also nicht um Momenterfahrungen, sondern um Frau Wullf: „Sehr gut. Die Online-Umfrage wurde mehr als einer Online-Umfrage dazu liegen jetzt vor. das Gesamtgefühl, das aus den vergangenen Arbeitsjahren 2.550-mal geöffnet, knapp 1.900 Bögen konnten ausgewer- Sie zeigen: Die Pflegekammer liegt mit ihrem resultiert. Eng mit der Arbeitszufriedenheit zusammen hängt tet werden. Das ist eine tolle Resonanz, die uns zeigt, dass es Auftrag, Arbeitszufriedenheit und Pflege aber die Bindung der Mitarbeitenden an ihren Arbeitgeber. vonseiten der Pflegenden ein großes Interesse gibt, zur Ver- qualität zu fördern, goldrichtig. Je zufriedener die Mitarbeitenden damit sind, desto seltener besserung der eigenen Situation beizutragen. Viele Pflegende nutzten die offenen Antwortmöglichkeiten, um ihre Arbeits- werden sie kündigen und die Stelle wechseln oder gar ganz aus situation zu beschreiben und gewährten uns Einblicke in ihren dem Beruf aussteigen.” Arbeitsalltag. Einen großen Dank dafür!” Das Projekt „Beruflicher Wiedereinstieg in die Pflege“ wird gefördert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein. 24 25
KONKRETER EINSATZ Unser großes Ziel: Mehr Kompetenzen Weniger Bürokratie für Pflegende Projekt: Häusliche Pflege lich vereinbart werden. Ist der Unterstützungsbedarf verändert, ist wieder eine neue Vereinbarung erforderlich. Das ist jedes Projekt: Versorgung Die Pflegeberufekammer Schleswig- Mal mit einem bürokratischen Akt verbunden und erschwert gemeinsam gestalten Holstein hat ein Konzept entwickelt, dadurch eine individuelle Versorgung, die den Bedürfnissen es Pflegeempfängers entspricht. Auch sollten die Pflegeemp- Teamarbeit ist das leitende Prinzip das die ambulante Versorgung neu fänger unterstützen, möglichst unabhängig von der Pflege zu in dem gemeinsamen Projekt werden”, sagt Neugebohren. „Im derzeitigen System ist eher der aufstellt. gegenteilige Effekt der Fall.” Pflegende sollten die häusliche mit der Ärztekammer Schleswig- Die ambulante Pflege wird oftmals durch bürokratische Vorga- Situation stärken und Menschen mit Pflegebedarf befähigen, „Ziel des Projektes Holstein. Pflegefachpersonen sich weitestgehend selbstständig zu versorgen. Dazu gehöre, ben erschwert. Hier setzt ein neues Projekt an, das in den Start- die noch vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen zu ermitteln „Versorgung gemein- sollen in diesem Modell neue löchern steht. „Kommt eine Pflegefachperson des ambulanten Pflegedienstes zum wöchentlichen Duschen zu einem Patienten und einen individuellen Versorgungspan zu erstellen. Auch sei es sinnvoll, Angehörige und Nachbarn in die Versorgung einzu- sam gestalten” ist, eine Aufgaben übernehmen dürfen. und erkennt, dass dieser mit seiner Medikation nicht mehr binden sowie quartiersnahe Angebote auszubauen. gesundheitliche Primär Ziel des Projektes „Versorgung gemeinsam gestalten” ist, eine allein zurechtkommt, kann sie nicht einfach handeln”, berichtet versorgung flächendeck- gesundheitliche Primärversorgung flächendeckend und mög- Carola Neugebohren, Vorstandsmitglied der Pflegeberufekam- Verordnungskompetenzen lichst wohnortnah zu realisieren. Das ist in Zeiten, in denen mer Schleswig-Holstein und Bereichsleiterin im Palliativnetz end und möglichst wohn- Travebogen. Um hier eine entsprechende Unterstützung einzu- für Pflegende alle Gesundheitsberufe mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen leiten, seien viele Telefonate erforderlich: Es brauche eine ortnah zu realisieren.“ haben, nicht einfach. Deshalb sollte diese Aufgabe auch ge- meinsam von den Berufsgruppen angegangen werden – mit ärztliche Verordnung über Behandlungspflege, diese müsse bei Um diese Zielsetzungen zu erreichen, hat die Pflegeberufekam- partnerschaftlicher Aufteilung der Heilkundeverantwortung. der Krankenkasse eingereicht werden, und zusätzlich werde sie mer hat ein Konzept entwickelt, das die ambulante Versorgung auch noch anders abgerechnet – nach dem SGB V (Krankenver- neu aufstellt. Unser Ziel: Ambulante Leistungen sollten nach Carola Neugebohren Wie könnte eine gemeinsame Primärversorgung aussehen? sicherung) und nicht nach dem SGB XI (Pflegeversicherung). dem Zeit- und nicht nach dem Verrichtungsprinzip vergütet und Vorstandsmitglied der Pflegeberufe- kammer SH, Bereichsleiterin im Das Modell sieht – neben Ärzten und Therapeuten – auch Pflege- die Trennung zwischen SGB V- und SGB XI-Leistungen soll auf- Palliativnetz Travebogen praxen als eine erste Anlaufstelle für Menschen mit unklaren Die häusliche Pflegesituation gehoben werden. Auch sollen die Pflegenden Verordnungskom- petenzen erhalten, um Hilfsmittel wie Inkontinenzprodukte und Pflege- und Gesundheitsproblemen vor. Qualifizierte Pflege- stärken Mobilitätshilfen selbst verordnen zu können. „Wir stehen dazu fachpersonen könnten hier auf der Grundlage einer Erstein- schätzung entscheiden, welche Versorger hinzugezogen werden im Austausch mit den Trägerverbänden, dem Sozialministerium, „Dieses Vorgehen ist nicht mehr zeitgemäß und in Zeiten des müssen. Ausgangspunkt der medizinischen Versorgung wären der Ärztekammer Schleswig-Holstein und der Interessenge- Fachkräftemangels fatal”, kritisiert Neugebohren. An diesem dabei die ärztliche Diagnose und Indikationsstellung. Pflegende meinschaft Therapeuten Schleswig-Holstein. Als nächsten Schritt Punkt wird deutlich, wie wir als Standesvertretung mit sind in diesem Modell auch mit der Kompetenz ausgestattet, werden wir uns an die Kranken- und Pflegekassen wenden”, fachlicher Expertise den Beruf zukunftsfähig machen bestimmte Medikamente und Hilfsmittel zu verordnen. Dabei berichtet Kammerpräsidentin Patricia Drube. „Die Ärzteschaft ist wollen. Unser Ansatz lautet: „Die Pflege muss sich viel soll in unterschiedliche Kompetenzstufen unterteilt werden: sehr aufgeschlossen und sieht die Hilfsmittelverordnung durch stärker am Bedarf des Einzelnen orientieren – und das ohne In der untersten Kompetenzstufe dürfen Pflegefachpersonen Pflegende als Entlastung.” Möglich sei eine Umsetzung als Mo- bürokratische Hürden. Alle Leistungen, die die Pflegenden Hilfsmittel verordnen, die im Zusammenhang mit Phänomenen dellprojekt oder im Rahmen eines Integrierten Versorgungsver- erbringen, müssen zuvor mit dem Pflegeempfänger vertrag- stehen, für die es nationale Expertenstandards gibt. Das sind trages. „Wir möchten schnellstmöglich mit dem Projekt starten.” 26 27
KONKRETER VORWORT EINSATZ zum Beispiel Hilfsmittel zur Bewältigung von Inkontinenz. Die erste Kompetenzstufe wird auf der Grundlage einer dreijährigen Pflegeausbildung angenommen. Weitere Kompetenzstufen wären Zusatzqualifikationen, zum Beispiel im Bereich Wundver- sorgung oder Ernährung. Die Pflegeberufekammer arbeitet bei diesem Projekt eng mit der Ärztekammer SH und der Interes- sengemeinschaft Therapeuten SH zusammen. Am 21. Oktober findet zum Thema „teamorientierte gesundheit- liche Primärversorgung” ein gemeinsamer Workshop in der Ärz- tekammer SH statt, zu dem auch das Ministerium, die Kosten- „Eine zentrale Herausforderung des Gesund- träger, die Kassenärztliche Vereinigung, die Ärztegenossenschaft Nord und der Öffentliche Gesundheitsdienst eingeladen sind. heitswesens ist die Gestaltung der medizini- Die Pflegeberufekammer wird in den nächsten Wochen prüfen, schen Versaorgung von morgen – insbeson- welche heilkundlichen Aufgaben von welchen Pflegenden aus- dere im ländlichen Raum. Es sind alle Partner geübt werden können. Dazu entwickelt sie ein Verfahren, mit dem die Kompetenz der Pflegefachpersonen festgestellt werden gefragt, sich derer anzunehmen. Die Ärzte- kann. Neben Fachkenntnissen haben die klinische Erfahrung kammer Schleswig-Holstein setzt sich für die und Expertise ein hohes Gewicht. Parallel dazu arbeiten Ärzt*in- nen und Therapeut*innen an ihren anvisierten Aufgaben und Umsetzung neuer Wege ein. Im Vordergrund Kompetenzprofilen. Eine mögliche Aufgabenverteilung wird stehen dabei Teammodelle zur gesundheit- dann spätestens im Oktober diskutiert und konkretisiert sowie die nächsten Schritte zur Umsetzung im Rahmen von Modell- lichen Primärversorgung, bei denen Gesund- projekten gemeinsam geplant. heitsfachberufe selbstständige und eigenver- antwortliche Tätigkeiten am Patienten aus- üben. Wichtig ist uns eine enge Vernetzung und Kommunikation, um auf horizontaler Ebene zusammenzuarbeiten. Die Pflegeberufe- kammer ist eine kompetente, mandatierte Partnerin, mit der diese notwendigen Verän derungen gestaltet werden können.“ Prof. Dr. Med. Henrik Herrmann Präsident der Ärztekammer SH 28 29
KONKRETER EINSATZ Freiwillige Corona- Helfer erfolgreich Offenes Ohr für vermittelt Ihre Anfragen Projekt: Koordinierungsstelle erreichte uns am 16. März; die bisher letzte Meldung am Projekt: Servicestelle jedoch gezeigt, dass die meisten Mitglieder nicht über die Hot- 12. Mai. Die Daten der Freiwilligen haben wir per Telefon und line, sondern über die allgemeine Durchwahl zu uns kommen”, Um in der Pandemie einem Mail erfasst und datenschutzkonform abgespeichert. Seit Anfang des Jahres berät berichtet Grüssel-Griethe. „Der Weg ist aber auch gleich, Haupt- drohenden Engpass in der Pflege Zum Vorgehen rund um die Koordinierung entwickelten wir die neue Servicestelle der Pflege sache, die Fragen erreichen uns!” vorzubeugen, wurde kurzfristig auch ein Konzept und einen Leitfaden. Parallel konnten Einrich- berufekammer ihre Mitglieder Die Anrufe gehen zunächst in der Mitgliederverwaltung ein. eine Koordinierungsstelle ins tungen ihren Hilfebedarf an uns richten – das waren insgesamt 39. Die erste Meldung erreichte uns am 23. März, die bisher rund um Ausbildung, Corona & Co. Einfache Fragen könnten manchmal schon hier geklärt werden. In der Regel werden die Telefonate dann direkt an eine der drei Leben gerufen. Das Ziel: Pflege- letzte am 11. Mai. Um für die Freiwilligen und die Einrichtun- Pflegereferentinnen oder an die Rechtsabteilung weitergeleitet. gen gut erreichbar zu sein, haben wir Anfragen zwischen dem „Ich bin in der Ausbildung und möchte in Elternzeit gehen. Rund zehn Anfragen pro Tag erreichen die Pflegereferentinnen fachpersonen und Einrichtungen 23. März und 17. April auch am Wochenende beantwortet. Zu Mein Arbeitgeber lässt mich aber nicht. Was kann ich tun?” Mit per Mail oder Telefon – hochgerechnet aufs Jahr sind das etwa mit akutem, Corona-bedingtem einer erfolgreichen Koordinierung kam es in sechs Fällen. Diese relativ niedrige Zahl – in Relation zu den vielen Freiwilligen dieser Frage meldete sich kürzlich eine schwangere Auszubil- dende bei der Servicestelle der Pflegeberufekammer. Die Pfle- 2.500. „Im Moment sind Fragen zur Corona-Prämie mit Abstand auf Platz 1”, berichtet Grüssel-Griethe, „hier melden Hilfebedarf zusammenzubringen – hängt vor allem damit zusammen, dass viele Einrichtungen gereferentin Fanny Grüssel-Griethe nahm sich der Frage an und sich sowohl Pflegende als auch Arbeitgeber.” Auch Fragen zur mit Hilfebedarf sich in relativ entlegenen Regionen befanden. konnte die junge Frau schnell beruhigen. Denn: Ein gesetzlicher Aus-, Fort- und Weiterbildung seien häufig. Alle Anfragen wer- Die Koordinierungsstelle wurde Mitte März 2020 etabliert. Zu Da die Freiwilligen Ortswünsche bei der Vermittlung angeben Anspruch auf Elternzeit besteht auch in der Ausbildung. den per Mail oder auch Rückrufe innerhalb von wenigen Werk- diesem Zeitpunkt war nicht abzusehen, wie sich die Pandemie konnten, waren diese Einrichtungen weniger gefragt. Nach tagen beantwortet, sagt die Pflegereferentin. Wenn Recherchen entwickeln würde und wir befürchteten personelle Engpässe einer erfolgreichen Koordinierung haben wir die Freiwilligen „Allgemeine Fragen wie diese recherchieren wir gerne erforderlich seien, könne es manchmal etwas länger dauern, in der pflegerischen Versorgung. So entschieden wir in Ab- und Einrichtungen auch bei arbeitsrechtlichen Fragen unter- und können damit unseren Mitgliedern schnell und aber dann werden die Mitglieder über die Verzögerung infor stimmung mit dem Vorstand und der Geschäftsführung, eine stützt (juristische Erstberatung) und ihnen Kooperationsverträge unbürokratisch helfen”, sagt Grüssel-Griethe. „Manche miert. „Oft zeigt sich über die eigentliche Frage hinaus Rede- Koordinierungsstelle einzurichten. Kurz nach unserem Aufruf zur Verfügung gestellt. Seit Mitte Mai ruht die Koordinierungs- Fragen lassen sich aber nur mit dem Arbeitgeber oder oder Beratungsbedarf”, sagt Grüssel-Griethe. „Hier ist es sehr im März meldeten sich zahlreiche freiwillige Fachpersonen bei stelle – wir haben keine Meldungen von Freiwilligen oder anderen Institutionen klären. In diesen Fällen ermutigen hilfreich dass wir als Pflegereferentinnen selbst aus der Pflege uns – insgesamt 87 Pflegefachpersonen, 16 Pflegeberufeassis- Einrichtungen mehr erhalten. Die Kontaktdaten der Freiwilligen wir, direkt das Gespräch zu suchen, oder vermitteln an kommen.” Sie wünscht sich, dass die Servicestelle noch bekann- tent*innen und 19 Personen anderer Berufsgruppen (z. B. MFA, liegen uns aber weiter vor, sodass wir in einem erneuten Krisen- geeignete Ansprechpartner weiter.” ter wird und mehr Pflegende diese Chance auf Beratung nutzen. Rettungssanitäter …). Die erste Meldung einer Freiwilligen fall schnell reagieren könnten. „Wir sind mit Experten vernetzt und können viele Fragen einfach Seit Anfang 2020 bietet die Servicestelle bei pflegefachlichen schneller klären. Und ich freue mich, wenn ich höre: ‚Danke, Sie Melanie May, Pflegereferentin der Pflegeberufekammer SH und arbeitsrechtlichen Fragen kompetente Unterstützung. Dafür haben mir sehr geholfen!” wurde eine eigene Hotline eingerichtet. „In der Praxis hat sich 30 31
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