MAGAZIN 05 - STRAHLEND DAS FÜNFTE JAHR DES HESSISCHEN STAATSBALLETTS - Hessisches Staatsballett
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ED I TO R I A L WECHSELSPIEL DES (UN-)GEWOHNTEN Verehrtes Publikum, liebe Tanzfreundinnen Bühne bot, sowie Shortcuts, das als Experiment und Tanzfreunde, begann und als Erfolg endete. Zwischen all dem erfreute uns – und die gesamte Companie – die dass Zeit relativ ist, hat nicht nur Albert Einstein Verleihung des FAUST-Preises an unseren Tänzer erkannt, das weiß auch jeder, der als Kind scheinbar Ramon John für seine Darstellung des Wanderers endlose Sommerferien hatte oder in eisiger Kälte in der Wintereise aus der Spielzeit 2017/18. auf einen Bus warten musste. Eine halbe Ewigkeit scheint nun zurückzuliegen, dass wir vor fünf Jahren Das fünfte Jahr des Hessischen Staatsballetts war als das Hessische Staatsballett an den Start gingen nicht nur deshalb für uns alle ein Jahr der Besonder- – und trotzdem erinnern wir uns heute und uns be- heiten. Nie vorher war das Programm einer Spiel- schleicht das Gefühl, diese Zeit sei in der Sekunde zeit so abwechslungsreich und dicht. Dies zwischen eines Blinzelns vorübergegangen. zwei Städten und über 50 Kilometer hinweg zu stemmen, war eine Herausforderung, der sich nicht Etwas sentimental und sehr stolz lassen wir nun die nur das Team des Hessischen Staatsballetts stellen Anfangsjahre des Projekts Hessisches Staatsballett musste. Auch die Abteilungen der beiden Staats Revue passieren, das die Companien zweier Theater theater, die einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg und damit auch zwei Häuser und zwei Städte mit- unserer Produktionen und Vorstellungen leisten, einander verbinden sollte – und sehen uns dabei und unsere zahlreichen Gäste von Gasttrainern über stetig in der Entwicklung. Über die Jahre konnten Choreograf_innen bis hin zu Fotograf_innen haben wir unser Profil als Companie mit einem „zweiten diese Spielzeit zu dem gemacht, was sie war: ein Jahr Spielbein“, unserem intensiven Gastspiel- und Resi- voller Gegensätze, Überraschungen und Gemein- denzprogramm und der Tanzplattform Rhein-Main, schaftsmomente, die uns die Schwierigkeiten des auch über die Region hinaus schärfen und weiter Alltags beinahe vergessen lassen – und dafür ausbauen. sorgen, dass wir jedes Mal wieder die Kraft auf- bringen, Hindernisse zu überwinden, Strukturen Dazu hat nicht zuletzt auch die jüngste, gerade herauszufordern und neue Wege zu gehen. erst hinter uns liegende Spielzeit beigetragen. Unsere Arbeit – und damit auch unseren Spielplan – Genau das wollen wir weiterhin tun – die nächste, wollten wir als permanentes Wechselspiel zwischen unsere sechste Spielzeit steht nun in den Start- Zukunftsvision und Analyse des Jetzt, zwischen löchern und lenkt unseren Blick auf die Traditionen dem Drang nach Veränderung und dem Bedürfnis, unserer Kunstform und darauf, wie wir heute als die eigene Komfortzone nicht (sofort) verlassen zu Tanzschaffende damit umgehen. Lassen Sie uns das müssen, begreifen, und so spannte sich das Reper- gemeinsam untersuchen und erforschen, denn toire dieses Jahres von Ohad Naharins wegweisen- auch ohne Sie, liebes Publikum, wären die letzten dem Sadeh21 bis zu meiner Produktion Liliom als fünf Jahre nicht die gewesen, die sie waren. Handlungsballett nach Ferenc Molnárs Schauspiel. Daneben standen die Wiederaufnahmen unserer Herzlichst, Ihr Produktionen Fake und Sommernachtstraum, unser Partizipationsprojekt #Mensch, das 80 Tanz- begeisterten und ihren Zukunftsvorstellungen eine 03
SADEH21 von Ohad Naharin Premiere am 13. Oktober 2018 am Hessischen Staatstheater Wiesbaden Großes Haus Premiere Darmstadt am 2. November 2018 Großes Haus 04
»Es war großartig! Ich habe so viel MASAYOSHI KATORI MIRKO DE CAMPI LUDMILA KOMKOVA OHAD NAHARIN über meinen Körper und die Art, wie er sich bewegen kann, gelernt! Ich fühle mich frei, so als ob die Schwer- kraft keine Wirkung mehr auf mich »Als Zuschauer von hätte, als könnte ich meinen Körper weiter ausdehnen im Raum – und als Sadeh21 muss man hätte ich einen Weg gefunden, mit die Erwartungen an einem größeren Herzen zu tanzen. einen Tanzabend Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung hinter sich lassen.« machen durfte – und bin gespannt IAN ROBINSON darauf, was passiert, wenn ich diese Sachen auch auf das andere Bewegungsvokabular meines Arbeitsalltags anwenden kann.« RAMON JOHN CLÉMENTINE HERVEUX ELISABETH GAREIS DANIEL ALWELL 06
Ohad Naharins Stücke sind so viel mehr als Schritte zur richtigen Zeit auszuführen. RACHAEL OSBOURNE MIRKO DE CAMPI MARTIN ANGIULI »Ich fühle mich wie eine neue Tänzerin!« AURÉLIE PATRIARCA 07
SADEH21 GRETA DATO RAMON JOHN LUDMILA KOMKOVA JIYOUNG LEE MASAYOSHI KATORI CHOREOGRAFIE Ohad Naharin LICHT Avi Yona Bueno (Bambi) B Ü H N E Ohad Naharin S O U N D T R AC K- D E S I G N Maxim Waratt KO S T Ü M E Ariel Cohen V I D E O Raz Friedman E I N S T U D I E R U N G Rachael Osborne, Ian Robinson PROBENLEITUNG Gianluca Martorella T O N E I N R I C H T U N G David Bell M U S I K Autechre & The Hafler, David Darling, Jun Miyake, Brian Eno, Johann Pachelbel, Brian Eno & Harold Budd, Angelo Badalamenti Wenn wir Gaga und Sadeh21 ansehen, sehen wir Tanz, der ungewohnt ist, weil er nicht auf formale Perfektion ausgerichtet ist. Es geht nicht (primär) darum, bestimmte Positionen möglichst akkurat zu durchlaufen, sondern viel mehr darum, einen Impuls, ein Konzept, eine Assoziation mit dem Körper umzusetzen. Tänzerinnen und Tänzer be- richten von dem Gefühl, mit dem Körper zu denken statt mit dem Kopf, von einem spiele- rischen Ernst in der Bewegung und gleichzeitig von einem ernsthaften Spiel. So offen und unterschiedlich das Gefühl für diejenigen auf der Bühne ist, so vielschichtig und »Mir ist klar geworden, dass variantenreich kann es auch für das Publikum sein. Für Zuschauer – auf das Stillsitzen es darum geht, ernsthaft und Hinsehen zurückgeworfen – kann das, was wir dort sehen, eine andere Bedeutung annehmen, eine andere Assoziation auslösen als für unseren Sitznachbarn, uns an mit dem spielerischen Kind andere imaginierte Orte führen. Ob es bei jedem immer sofort funktioniert? Wer weiß. in einem umzugehen – man Allerdings besagt ein Grundsatz der Gaga-Methode: Wer etwas ausprobiert, hat braucht einen kräftigen, schon gewonnen. Und auch abseits davon bleibt eines sicher: Sadeh21 zeigt uns eine vielseitigen Erwachsenen- unbändige, überwältigende und beinahe prekäre Energie derer, die auf der Bühne stehen, die uns mitreißen kann, bis sich die Grenzen des Zuschauens verschieben und körper, der dann von bei- Wegschauen immer schwieriger wird. nahe kindischen Impulsen (Auszug aus dem Programmheft zu Sadeh21) und Plänen geleitet ist.« DANIEL MYERS ELISABETH GAREIS OHAD NAHARIN 09
DANIEL ALWELL VANESSA SHIELD 11 MIRKO DE CAMPI
D I E FÜ N F T E S P I EL Z EI T D ES H ES S I S C H EN S TA ATS B A LLE T TS WENN DAS UNANGENEHME Dass Rückblick immer auch Voraussicht bedeutet und das Verlassen der eingetretenen Pfade Kraft ZUM ANGENEHMEN WIRD VON für neue Impulse freisetzen kann, ist dem Hessischen Staatsballett in seiner Grundkonstruktion einge- LISANNE WIEGAND schrieben. Als ein Ensemble zwischen zwei Theatern in zwei verschiedenen Städten ist die Companie nicht nur eine Herausforderung für die Strukturen im Inneren dieser Häuser – auch die Tänzer_innen selbst schrecken nicht vor Herausforderungen zurück. So blicken wir nun, zu Beginn der Spielzeit 2019/20, auf ein ganz besonderes Jahr zurück: die fünfte Spielzeit, ein kleines Zwischenjubiläum geradezu, das mit einem besonders vielfältigen Spielplan gefeiert werden wollte. Die erste große Premiere dieser Spielzeit war für alle Beteiligten Neuland, das sie sich aber mit großer Freude und ebenso viel Mut eroberten: Als erste Com- panie außerhalb Israels studierte das Hessische Staatsballett Ohad Naharins Stück Sadeh21 ein. Die Tänzer_innen tauchten in die ganz eigene Welt von Naharins Bewegungstechnik Gaga ein, um so den speziellen Reiz, die Wucht und die Überforde- rung dieser Choreografie für ihr Publikum erfahr- bar zu machen. Als eine Arbeit, die sich einer auf Narrativen basierenden Rezeption verweigert, fordert Sadeh21 nicht nur diejenigen auf der Bühne heraus: Während die klassisch ausgebildeten Tän- zer_innen bestimmte Mechanismen und Gewohn- heiten ihrer täglichen Arbeit und damit auch ihre ganz eigene Komfortzone in Richtung des assozia tiven Ansatzes Naharins verlassen mussten, war das Publikum angehalten, stets ganz eigene, indi- viduelle und fluide Seherfahrungen zu machen und zuzulassen. Dinge anders deuten, neu ausleuchten und den Fokus verschieben – das sind die Überlegungen, die häufig im Zentrum von Tim Plegges Handlungs balletten stehen. In diesem Jahr nahm er sich, ge- meinsam mit seinem Team, Ferenc Molnárs Schau- spiels Liliom an – und stellte dabei Lilioms Partnerin Julie in den Mittelpunkt. Die junge Frau lässt sich auf die Unangepasstheit, die Sprach- und Hilflosig- keit des großmäuligen Hallodris Liliom ein und wächst schließlich erfolgreich über die bürgerlichen Konventionen ihrer Zeit hinaus. Tim Plegges Liliom macht über die Handlung des Schauspiels hinaus die Bühne frei für die Frauenfiguren – von Julie über die Karussellbetreiberin Frau Muskat, die ganz selbstverständlich „ihren Mann steht“, bis hin zu Julies Freundin Marie, die nach unangepassten Jugendjahren den geordneten Weg der Bürgerlich- keit einschlägt. Dabei verschleiert dieser Ansatz aber zu keinem Zeitpunkt das Raue, das Offene und das Prekäre der Vorlage. 12
Zuletzt erschloss sich das Hessische Staatsballett mit Shortcuts ein neues Format. Nur gut zwei Wochen lagen zwischen dem Probenbeginn der vier Choreo- grafinnen Katarzyna Kozielska, Wubkje Kuindersma, Sita Ostheimer und Xin Xie und der Premiere in der Wiesbadener Wartburg. Es war ein Experiment, die Choreografinnen kurz, aber intensiv mit den DER KÖRPER Tänzer_innen arbeiten zu lassen, um jeweils eine 20-minütige Choreografie zu kreieren. Am Ende IST EIN stand ein Abend, der geprägt war von Gegensätzen und Ergänzungen, von stilistischer, thematischer KUNSTWERK, WELCHES Vielfalt und der beinahe schon rohen Schlichtheit der Wartburg-Bühne. Shortcuts bot damit vier ganz verschiedenen Künstlerinnen-Persönlichkeiten den Raum, ihre Stimme zu erheben – und löste die Hoffnungen in das Konzept vollends ein. GEFORMT Neben den Wiederaufnahmen dieser Spielzeit – Fake, Tim Plegges Tanzstück für Jugendliche, und dem WERDEN WILL. Sommernachtstraum, der nach seiner Uraufführung Physiotherapeut Roland Dünow; nun erneut zu sehen war – vereinte in diesem Jahr offizieller Partner des Hessischen Staatsballetts das Gastspielprogramm wieder die unterschied- lichsten Perspektiven in Darmstadt und Wiesbaden. Auch im dritten Jahr konnte das im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main stattfindende Tanzfestival Rhein-Main mit einer Mischung aus regionalen und internationalen Stimmen die Rhein-Main-Region mit der großen weiten Welt verbinden. Daneben führte das reguläre Gastspielprogramm das Publi- kum von den wegweisenden Choreografien Martha Grahams zum zeitgenössischen Tanz in Korea, von der beeindruckenden tänzerisch-technischen Finesse der Companie Ballet BC zu Stücken, die den Grenz- bereich zwischen Tanz, Musik und Performance ausloteten. Den Saisonabschluss bildeten die beiden Vorstel- lungen von #Mensch, dem Partizipationsprojekt unter der Leitung Tim Plegges sowie der beiden Tanzvermittlerinnen Nira Priore Nouak und Sibylle Magel, die sich gemeinsam mit den 80 Teilnehmer_ innen fast ein Jahr lang mit der Zukunft beschäftigt und körperlich-tänzerisch den Fragen nach der Menschheit des Morgen angenähert haben. Am Ende stand dabei – wie auch im echten Leben – das Wissen um die Möglichkeit, dass alles ganz anders kommt, als wir heute glauben, und dass wir uns zwar über die Zukunft nie sicher sein können, ein Blick dorthin sich aber durchaus lohnt. So sehen wir nun auch unserer Zukunft, der kommen- den Spielzeit entgegen, die antritt, das Zukünftige mit dem Vergangenen zu verbinden, Traditionen zu thematisieren und ins Heute, ins Zukünftige zu wenden: Denn jeder Schritt ins Morgen ist einer, der vom Gestern möglich und notwendig gemacht wurde, und jeder Gedanke ans Gestern ist davon geprägt, was wir heute erleben. WWW.MEINPHYSIO-WIESBADEN.DE Kirchgasse 62, 65183 Wiesbaden Tel.: 0611-135 55 412 E-Mail: info@pt-duenow.de
EIN TANZSTÜCK FÜR JUGENDLICHE UND IHRE FANS von Tim Plegge Premiere Darmstadt am 25. August 2018 Kleines Haus Wiederaufnahme Wiesbaden am 13. Dezember 2018 Kleines Haus ENSEMBLE 14
»Irgendwann werden Labels vielleicht nicht mehr nötig AURÉLIE PATRIARCA sein, und es wird ganz selbst- verständlich, dass man sich selbst und anderen keine Grenzen setzt. Es geht nicht darum, außerhalb der Box zu sein – es gibt überhaupt gar keine Box.« CHOREOGRAFIE Tim Plegge BÜHNE Flurin Borg Madsen KO S T Ü M E Janine Werthmann V I D E O Thorsten Greiner JORGE MORO ARGOTE M U S I K The Magnetic Fields, Max Richter, Henrik Schwarz, Dustin O’Halloran, CocoRosie, Alva Noto D R A M AT U R G I E Esther Dreesen-Schaback P R O B E N L E I T U N G, C H O R E O - Uwe Fischer G R A F I S C H E AS S I S T E N Z V I D E OAS S I S T E N Z Damiano Picci MASAYOSHI KATORI In der Reihe Ballett für junges Publikum nähert sich Tim Plegge der Zeit des Erwachsenwerdens als Zeit der Rebellion und der Anpassung. Situationen, die junge Erwachsene mit Gleichaltrigen erleben: Freundschaft, Ausgrenzung, Gruppendynamik, Selbstbewusstsein, Sexualität und Liebe. Wichtige Fragen brauchen Zeit zu reifen: Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Gibt es doch vielleicht einen kleinen Zwischenraum, in dem wir nicht das tun müssen, was Mädchen oder Jungs den allgemei- nen Erwartungen nach tun? Tim Plegge nimmt die jungen Zuschauer und ihre Lebenswirklichkeit als Grundlage für dieses Stück, denn manchmal wünscht man sich, dass man auch im wirklichen Leben ausprobieren könnte, wie es wäre, wenn … Die Krise des Heranwachsens trägt die bunteste Kleidung! 15
»ICH ARBEITE IN MEINEM TRAUMBERUF, VON DEM ICH LANGE ZEIT NICHT EINMAL WUSSTE, DASS ES IHN GIBT.« Licht-Designerin Tanja Rühl im Gespräch Erlernt hat sie ihr Handwerk an den Städtischen Bühnen in Frankfurt, geprägt hat sie die Arbeit mit William Forsythe – und seit dem zweiteiligen Ballettabend Kreationen in der Spielzeit 2017/18 ist sie auch regelmäßig Gast beim Hessischen Staatsballett. In der Spielzeit 2018/19 schuf sie das Licht für Tim Plegges Liliom sowie für Shortcuts. L I SA N N E W I E GA N D Zu Beginn eine Frage, die Licht-Designerin als auch mit der Qualifikation du sicherlich häufig gestellt bekommst: des Veranstaltungsmeisters, Fachrichtung Wie bist du zum Licht-Design gekommen? Beleuchtung. Das Handwerk der Beleuchtung TA N JA R Ü H L Darauf antworte ich eigentlich von der Pike auf gelernt zu haben hilft mir meistens, dass ich Licht mache, weil ich dabei sehr oft, keine unrealistischen An- ganz schlecht bin im Tanzteppich aufrollen … sprüche an die technischen Möglichkeiten Tatsächlich aber muss ich da weiter ausholen, eines Theaters zu stellen, und ermöglicht weil ich während meiner Schulzeit überhaupt ein entspanntes Arbeiten für alle. nichts mit Theater am Hut hatte. Das ging sogar so weit, dass ich in der 11. Klasse trotz LW Du sagst, dass Licht schon früh in Anwesenheit der Lehrerin mit ein paar Freun- deiner Ausbildung deine kreative Ader an- den in der Pause eine Vorstellung der Oper gesprochen hat. Woher kommt das? Frankfurt verlassen habe, mit den Worten T R Licht ist ein unglaubliches faszinierendes „… und hier gehe ich nie wieder hin …“ Drei Medium. Licht umgibt uns überall. Es sorgt Jahre später begann ich mit der Ausbildung dafür, dass wir etwas sehen können, be- zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik einflusst unsere Stimmung, kommt in vielen – bei den Städtischen Bühnen in Frankfurt. Farben daher, und so richtig erklären kann man es aber irgendwie doch nicht. Auf der LW Wie kam es – nach dieser Vorgeschichte – Bühne nutze ich Licht, um zu erzählen, hervor- dazu? zuheben oder zu verstecken. Ich setze es T R Ich war schon immer interessiert an der ein als dramaturgisches Mittel, um den Blick „Arbeit im Hintergrund“ – all die Menschen, die der Zuschauer ein wenig zu lenken. Licht man eigentlich in Film und Fernsehen oder bietet der kreativen Arbeit einfach unendlich bei Theatervorstellungen nicht sieht. In meiner viele Möglichkeiten. Und ebenso wichtig Ausbildung durchlief ich dann in jedem Jahr wie das Licht sind wahrscheinlich auch die eines der Gewerke im Theater: Ton, Licht und Blackouts … Bühne. Schon damals gefiel mir die Arbeit in der Beleuchtungsabteilung am besten. All die LW Geradezu nach dem Motto „Wo viel Licht unterschiedlichen Scheinwerfer, die Farben, ist, ist auch viel Schatten“ … Welche Rolle die Effekte, die verschiedenen Einsatzmöglich- spielt bei deiner heutigen Arbeit deine tat- keiten, das sprach den kreativen Teil in mir sächliche Ausbildung? an. In dieser Zeit kam ich auch mit William T R Bedingt durch meine Anfänge in Frankfurt Forsythe und dem Ballett Frankfurt in Be- hatte ich das große Glück, mit William rührung. Ohne jegliche Vorbildung im Bereich Forsythe einen Choreografen gefunden zu Tanz und ohne zu wissen, mit wem ich es da haben, der sehr viel von Beleuchtung versteht. eigentlich zu tun hatte, war ich sofort fasziniert. So konnte ich gleich zu Beginn meiner Arbeit Und nun bin ich mittlerweile fast mein halbes als Licht-Designerin von einem der Besten Leben in der Tanzwelt unterwegs. Sowohl als lernen und das Erlernte dann auch anwenden 16
und weiter entwickeln, um auch den An- LW Was sind die Schwierigkeiten, die dir sprüchen und Ideen anderer Choreografen dabei begegnen? gerecht werden zu können. Diese Ausbildung T R Vieles hängt natürlich von dem im Theater und Erfahrung hat mir viele Türen geöffnet vorhandenen Material ab. Das heißt, ich stu- und ich konnte weltweit Kontakte knüpfen. diere Pläne und schaue mir die Bühnen vor Ort an. Kommuniziere mit der Beleuchtungs- LW Nach welchen Maßstäben suchst du aus, abteilung des Hauses oder mit den Technikern mit wem du heute zusammenarbeiten willst? einer Produktionsstätte. Oft muss im Vorfeld T R In der Zusammenarbeit ist es mir wichtig, entschieden werden, ob Material angemietet mit den anderen Künstlern auf einer Wellen- oder gekauft werden muss. Ich suche nach länge zu sein. Wir arbeiten alle an einem Scheinwerfern, die mir dabei helfen, meine Produkt und jeder fügt durch sein Können Ideen auf die Bühne zu bringen, und finde her- einen Layer, eine Ebene des Gesamtbildes aus, welche Möglichkeiten ich habe. Und hinzu. Dabei ist es mir gerade im Tanz wichtig, all das muss passieren, bevor wir dann zum die Choreografie durch mein Licht zu unter- ersten Mal ein Stück auf der Bühne einrichten. malen und sichtbar zu machen und sie nicht durch übermäßig viele Lichtwechsel, krasse LW Die Technik ist im Theater immer noch ein Effekte oder Farben zu überfahren. Ganz be- sehr männlich dominiertes Feld. Wie nimmst sonders freut es mich, wenn Bühnen- oder du das als Frau wahr, die in diesem Feld erfolg- Kostümbildner nach der Premiere zu mir sagen, reich arbeitet? dass es ihnen sehr gefallen hat, wie ich auch T R Ich empfinde unsere Theater- und vor allem ihre Arbeit ins richtige Licht gesetzt habe. Wenn die Tanz- und Ballettszene immer als einen sehr das Team passt, dann ist der Weg zum Er- offenen und toleranten Teil unserer Gesell- gebnis mit tollen Momenten verbunden und es schaft. Dabei denke ich eigentlich auch nie ist dann auch nicht schlimm, wenn es mal über die Geschlechterverteilung in den Ab- stressig werden sollte im Laufe einer Produktion. teilungen nach. Generell kann man aber sagen, dass es in den letzten Jahren zu einem Gene- LW Wie näherst du dich einer Produktion an, rationswechsel gekommen ist, der auch mehr für die du das Licht designst? Frauen in Bühnenberufen mit sich brachte, TANJA RÜHL T R Gespräche mit dem Choreografen sind was natürlich toll ist. Ich habe heute das große meistens der Beginn einer neuen Produktion. Glück, in einem Beruf zu arbeiten, der mein Tanja Rühl begann ihre Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik Was ist die Idee des Stückes, die Geschichte, Traumberuf ist und von dem ich lange Zeit 1999 an der Oper Frankfurt (Städtische die Botschaft? Gibt es ein Bühnenbild? nicht mal wusste, dass es ihn gibt. So läuft Bühnen Frankfurt) und wechselte 2002 Wie sehen die Kostüme aus, welche Farben das im Leben manchmal – und das ist etwas zum Ballett Frankfurt. Dort war sie ab haben die Stoffe? Gibt es Musik? Gibt es Wunderbares. Schwierigkeiten, wenn man das 2007 Beleuchtungsmeisterin der 2005 Momente, in denen das Licht auch choreo- so nennen darf, gab es am ehesten in süd- gegründeten Forsythe Company. Es folgten erste Licht-Designs sowohl für grafiert wird? Alles das sind die Basics, die europäischen Ländern. So haben zum Beispiel die Forsythe Company als auch für mir helfen, den richtigen Weg zu finden. Die die Herren von Bühne und Beleuchtung der fremde Kompanien, darüber hinaus herauszufinden bildet gewissermaßen den Mailänder Scala vor einigen Jahren eine ganze berät sie internationale Tanzkompanien Grundstock aller Details, alles läuft über die Weile gebraucht, bis sie mir als blonder, junger in technischer und gestalterischer Um- Kommunikation mit den an der Produktion Frau abgenommen haben, dass ich weiß, setzung von Forsythes Werken und arbeitet weiterhin als Designerin für Beteiligten. Häufig besuche ich dann die Pro- wovon ich rede … Im Bereich Licht-Design gibt seine neuen Projekte. Seit 2014 ist sie ben selbst oder schaue Videos an, die wäh- es mit der Amerikanerin Jennifer Tipton eine freiberufliche Licht-Designerin und kolla- rend der Proben gemacht wurden. Das gibt ganz großartige, mehrfach ausgezeichnete boriert mit internationalen Künstlern mir dann ein Gefühl für das Stück. Davon Künstlerin. Sie ist mittlerweile 81 Jahre alt und und Kompanien. So waren ihre Arbeiten ausgehend mache ich mir Notizen über die arbeitet noch immer in den Theatern dieser u. a. an der Opéra Garnier (Paris), Brooklyn Academy of Music (NewYork), Länge der Szenen, darüber, was wann passiert, Welt. Ich bin mir sicher, sie hätte einiges zu Tate Modern (London), beim Kawasaki wer von wo auftritt oder wer sich wo auf der sagen zu dieser Frage. Ich bewundere sie sehr Arts Center (Japan), bei der Ruhr- Bühne befindet – eine Art Landkarte des – vor allem, seit ich das Glück hatte, sie zwei- triennale und am Taichung National Stückes, wenn man so will. Vergleichbar mit mal zu treffen – auch, weil ein Farbfilter Theater (Taiwan) zu sehen. Beim Hessi- einem Storyboard im Film. Dazu entstehen für Scheinwerfer nach ihr benannt wurde, schen Staatsballett war sie nach dem Licht-Design für Alejandro Cerrudos dann Lichtstimmungen in meinem Kopf, ge- Tipton Blue, R362. Ich denke mir immer, Now and Then im Rahmen des Doppel- wisse Looks, die zu den Situationen auf der wenn das mal passiert, dann hast du es als abends Kreationen auch für das Bühne passen könnten. Licht-Designer_in geschafft, und künftige Licht-Design bei Tim Plegges Liliom Generationen werden sich an dich erinnern. sowie bei Shortcuts verantwortlich. 17
LILIOM BALLETT von Tim Plegge nach dem gleichnamigen Schauspiel von Ferenc Molnár Uraufführung am 22. Februar 2019 am Staatstheater Darmstadt Großes Haus Premiere Wiesbaden am 30. März 2019 Großes Haus 18
19 SAYAKA KADO
DANIEL ALWELL TIM PLEGGE ALESSIO DAMIANI »Mir war es wichtig, dieses tiefe poetische Gefühl, die starken Emotionen zu zeigen, aber auch die Zerris- senheit, das Unschöne und Schwierige. Und das jeweils eine im GIANLUCA MARTORELLA anderen.« TIM PLEGGE ÜBER SEINE ARBEIT AN LILIOM UWE FISCHER DANIEL LETT 20
»Du … ich … ich will dir noch das eine sagen … wie im Gasthaus, wenn man auf- gessen hat und zahlen muß … Ich hab dich geschlagen … du hast geheult … meinet- wegen … verstehst?« LILIOM »Schlaf nur, Liliom … die andern geht’s nichts an … selbst dir hab ich’s nie gesagt, nie … jetzt aber sag ich dir’s … du alter, schlechter, du böser Kerl … du elender, roher, nieder- trächtiger, lieber Mensch …« JULIE DANIEL ALWELL SAYAKA KADO 21
DANIEL ALWELL 22 MARGARET HOWARD
UWE FISCHER NATALIA GARCIA PRIETO MANON ANDRAL SAYAKA KADO DANIEL ALWELL 23 LUDMILLA KOMKOVA EZRA RUDAKOVA MANON ANDRAL LIVIA GIL DENISLAV KANEV VANESSA SHIELD NATALIA GARCIA PRIETO ALESSIO DAMIANI ELISABETH GAREIS
MASAYOSHI KATORI GAETANO VESTRIS TERRANA AURÉLIE PATRIARCA TAULANT SHEHU SAYAKA KADO CHOREOGRAFIE Tim Plegge MUSIK Sergej Rachmaninow, Alfred Schnittke, Bohuslav Martinů, Peteris Vasks, Lepo Sumera, Henryk Górecki, Dmitri Schostakowitsch, Perez Prado B Ü H N E Andreas Auerbach KO S T Ü M Judith Adam L I C H T Tanja Rühl D R A M AT U R G I E Karin Dietrich P R O B E N L E I T U N G, C H O R E O - G R A F I S C H E AS S I S T E N Z Uwe Fischer, Gianluca Martorella V I D E O Martin Kadel ELISABETH GAREIS SAYAKA KADO 24
DANIEL ALWELL 25
SOMMERNACHTSTRAUM JIYOUNG LEE RAMON JOHN BALLETT von Tim Plegge nach William Shakespeare Wiederaufnahme Wiesbaden am 3. Mai 2019 Großes Haus Wiederaufnahme Darmstadt am 8. Juni 2019 Großes Haus 26
»Wenn dann zwei ENSEMBLE um eine frein: Das wird erst ein Hauptspaß sein. Gehn die Sachen kraus und bunt, Freu ich mich von Herzensgrund.« PUCK, EIN SOMMERNACHTSTRAUM, II, 2 TAULANT SHEHU MIRKO DE CAMPI GAETANO VESTRIS TERRANA JAVIER ARA SAUCO ALESSIO DAMIANI CHOREOGRAFIE Tim Plegge BÜHNE Frank Philipp Schlößmann KO S T Ü M E Judith Adam M U S I K Felix Mendelssohn Bartholdy, Bernd Alois Zimmermann, John Adams und andere D R A M AT U R G I E Brigitte Knöß P R O B E N L E I T U N G, C H O R E O - G R A F I S C H E AS S I S T E N Z Uwe Fischer, Gianluca Martorella 27
5 JAHRE HESSISCHES STAATSBALLETT Residenzen Vor fünf Jahren, im Frühherbst 2014, startete mit dem MOUVOIR Hessischen Staatsballett ein Projekt, das zwei Städte im 420PEOPLE Rhein-Main-Gebiet und damit auch zwei Theater durch HOFESH SHECHTER Tanz miteinander verbinden sollte. Nun, fünf Jahre später, CIE LANABEL LA VERONAL blicken wir auf eine kleine, aber feine Tradition zwischen JÖRG WEINÖHL Repertoire und Gastspielprogramm, zwischen Tanzplatt- form Rhein-Main und Tourneen zurück. Wenn das kein Grund zum Feiern ist … 2014/15 Produktionen AUFWIND ASCHENPUTTEL TRANSPARENT CLOUD Gastchoreografen RICHARD SIEGAL ALEXANDER EKMAN CRYSTAL PITE VÁCLAV KUNEŠ CAYETANO SOTO MARGUERITE DONLON 28
BELGRADE DANCE FESTIVAL Gastspiele CLOUD GATE DANCE THEATRE OF TAIWAN L-E-V RUI HORTA BALLET DU GRAND THEATRE DE GENEVE HELENA WALDMANN COMPAGNIE 7273 29
Produktionen DAS HESSISCHE STAATSBALLETT WELTENWANDERER BEIM 22. TANZSOMMER INNSBRUCK KASPAR HAUSER GRENZGÄNGER ODYSSEE_21 Gastspiele MELK PROD RIANTO & SURJIT NONGMEIKAPAM MOUVOIR/STEPHANIE THIERSCH SPITFIRE COMPANY LEINEROEBANA LA VERONAL HOFESH SHECHTER COMPANY BALÉ DA CIDADE DE SÃO PAULO COMPANHIA NACIONAL DE BAILADO DORRANCE DANCE CIE XY EASTMAN-SIDI LARBI CHERKAOUI AYELEN PAROLIN JAN MARTENS Gastchoreografen ITZIK GALILI 2015/16 EDWARD CLUG MARCO GOECKE MARCOS MORAU DAMIEN JALET Residenzen YANIV COHEN RIANTO PAULA ROSOLEN ALEXANDER WHITLEY ZERO VISIBILITY CORP. 30
»Tradition ist Schlamperei« 2016/17 soll der große Komponist und Dirigent Gustav Mahler einmal gesagt haben. Wenn man diesen Satz widerlegen wollte, würde man ohne Weiteres beim Ballett fündig. Denn Tradition ist hier das Gegenteil von Schlamperei: Eine tradierte Choreografie lebendig zu erhalten, er- fordert größte Präzision und Hingabe. Zugleich ist die über Jahrhunderte hinweg entstandene, ungemein differenzierte Bewegungssprache des Balletts auch eine Verpflichtung dazu, dieses Potenzial immer wieder neu und kreativ auszuschöpfen. Schlamperei hat da keinen Platz! Die Geschichte des Hessischen Staatsballetts ist noch vergleichs- weise jung – erst vor fünf Jahren wurde es gegründet –, doch in dieser Zeitspanne ist es seinem Ballettdirektor Tim Plegge und dem Kurator Bruno Heynderickx gelungen, zwischen der Anbindung an die klassi- sche Balletttradition und der Öffnung zur Innovation eine ideale Waage zu finden. Dass in der nächsten Spielzeit neue Auseinandersetzungen mit zwei der berühmtesten Werke des Ballettrepertoires – Der Nuss- knacker und Le sacre du printemps – auf dem Programm stehen, ist dafür beispielhaft. Zur Ehrenrettung Gustav Mahlers sei übrigens noch angefügt, dass er mit seinem Spruch ohnehin etwas anderes als das scheinbar Gemeinte sagen wollte. Dass es nämlich an Theatern mitunter Bequemlichkeiten und Schlampereien gibt, die die Theater- leute dann kurzerhand als »Tradition« bezeichnen. Einer solchen falsch verstanden »Tradition« wird sich das Hessische Staatsballett schwer- lich schuldig machen. Alles Gute für die nächsten fünf – ach was! – fünfzig Jahre wünscht Uwe Eric Laufenberg Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden Produktionen SPIEGELUNGEN SOMMERNACHTSTRAUM ROUGH LINES STARTBAHN 2017 FARBENSPIELE SPANIEN (SANTANDER, UND VALLADOLID) DAS HESSISCHE UNTERWEGS IN STAATSBALLETT PAMPLONA Gastspiele RIANTO L-E-V COMPAGNIE KADIDI CANDOCO DANCE COMPANY COCOONDANCE EUN-ME AHN LEONID YACOBSON BALLET BALLETTO DI ROMA CIE PHILIPPE SAIRE NADIA BEUGRÉ BATSHEVA DANCE COMPANY CHUNKY MOVE 31
Immer noch und immer wieder Ein festes Ensemble ermöglicht uns als Zuschau- Gastchoreografen er_innen zu sehen, wie Talente sich entwickeln, WAYNE MCGREGOR welche individuelle Kreativität es gibt und was für ALEXANDER EKMAN eine immense Kraft entstehen kann, wenn eine ITAMAR SERUSSI Gruppe von Menschen in gegenseitigem Vertrauen HOFESH SHECHTER in der täglichen Arbeit wächst. BIRUTĖ BANEVIČIŪTĖ Könnten wir, wenn sich die Staatstheater von Wiesbaden und Darmstadt zusammenschlössen, ein solch wundervolles Ballettensemble haben und zugleich aufregende Aufführungen einladen, die in anderen Produktionszusammenhängen und aus einem anderen Blick auf die Welt ent- standen sind, um unseren Horizont zu erweitern? Diese einfache und komplizierte Idee stand am Anfang des Hessischen Staatsballetts. Nun ist es schon fünf Jahre alt und ein beglückender Erfolg. Dabei ist es immer noch und immer wieder kom pliziert: zwei Städte, zwei Theater, viele Fahrten, Organisation, Logistik … Doch gleichzeitig ist es immer noch und immer wieder einfach: die begeisternde Vielfalt an Tanz- sprachen, die große Kraft der Tänzerinnen und Tänzer, ein tolles Team, die wunderbar sinnlichen Kreationen von Tim Plegge, die Welten öffnenden Imaginationen vieler Choreograf_innen, der Spür- sinn von Bruno Heynderickx und Sie, ein wirklich neugieriges Publikum - all das bewirkt, dass die Verführungskraft der Tanzkunst und die Kreativität und Energie vieler Menschen stärker sind als Probleme und Widerstände. Ich finde, das Hessische Staatsballett ist ein Geschenk. Herzlichen Glück- wunsch zum fünften Geburtstag und auf viele weitere Jahre! Residenzen Karsten Wiegand PHILIPPE SAIRE Intendant des Staatstheaters Darmstadt HELENA WALDMANN NADIA BEUGRÉ JASON JACOBS COCOON DANCE 32
Residenzen SOL DANCE COMPANY COOPERATIVA MAURA MORALES MICHAELDOUGLAS KOLLEKTIV THE CHOREONAUTS OVERHEAD PROJECT Gastchoreografen RAVVINA/VEIT ALEJANDRO CERRUDO KIHAKO NARISAWA JEROEN VERBRUGGEN RAMON JOHN Produktionen EINE WINTERREISE CODE KREATIONEN FAKE Liebes Hessisches Staatsballett, seit unserer Vereinsgründung haben wir mit dem Hessischen Staatsballett viele inspirierende und be- 2017/18 wegende Momente bei Tanz und Ballett, aber auch in der persönlichen Begegnung erleben dürfen. Über den Besuch der begeisternden Eigenproduk- tionen und Gastspiele hinaus hat uns die Teilnahme an Partizipationsprojekten, Workshops, Backstage- Veranstaltungen und Gesprächen die Möglichkeit gegeben, eine Vorstellung von der Arbeit der Ballett- direktion, der Tänzer und aller Mitwirkenden zu entwickeln und künstlerische Prozesse besser zu verstehen. Es erfüllt uns mit großer Freude und Dankbarkeit, die Companie so nahe erleben und so eng begleiten zu dürfen. Die ausdrucksstarke Tanzkunst und das vielseitige Programm der Companie begeistern jedoch nicht nur die Mitglieder der Ballettfreunde, sondern, wie wir in jeder Vorstellung erfahren, auch das Publikum beider Staatstheater – Darmstadt und Wiesbaden – und hat eine Strahlkraft über die Region hinaus ent- wickelt. Unsere beiden Städte können sich glück- lich schätzen und stolz darauf sein, das Hessische DAS HESSISCHE STAATSBALLETT UNTERWEGS IN LUDWIGSBURG Staatsballett in ihren Theatern zu beheimaten. Gastspiele Wir als Freunde des Hessischen Staatsballetts e. V. LA INTRUSA gratulieren mit mittlerweile 147 Mitgliedern „unserer“ CIE LANABEL MICHAELDOUGLAS KOLLEKTIV Companie zu fünf fantastischen und erfolgreichen RAVVINA/VEIT Spielzeiten! Mit Leidenschaft und Engagement CIE NICOLE SEILER werden wir die Projekte der Companie weiterhin NEDERLANDS DANS THEATER 2 fördern und daran mitarbeiten, dass einige Visionen CIE HIMÉ des Hessischen Staatsballetts Realität werden. LES BALLETS C DE LA B BALLET DU GRAND THÉÂTRE DE GENÈVE Dr. Gabriele Sophia Volmer KOR’SIA Vorsitzende der Freunde des Hessischen Staatsballetts BAYERISCHES JUNIORBALLETT MÜNCHEN 33
SHORTCUTS CHOREOGRAFISCHE BEGEGNUNGEN mit Katarzyna Kozielska, Wubkje Kuindersma, Sita Ostheimer und Xin Xie Uraufführung am 22. Mai 2019 Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Wartburg 34
SAYAKA KADO TATSUKI TAKADA MARGARET HOWARD 35 SHORTS VON WUBKJE KUINDERSMA MIRKO DE CAMPI VANESSA SHIELD
MIRKO DE CAMPI MARGARET HOWARD SHORTS VON WUBKJE KUINDERSMA CHOREOGRAFIE Wubkje Kuindersma MUSIK Marsen Jules/Martin Juhls, Greg Haines, Nico Muhly/ Conor J O’Brien, Ezio Bosso MIRKO DE CAMPI VANESSA SHIELD MARGARET HOWARD TATSUKI TAKADA SAYAKA KADO L I G H T- D E S I G N Tanja Rühl D R A M AT U R G I E Lisanne Wiegand E S TA N Z T E N Margaret Howard, Sayaka Kado, Vanessa Shield, Mirko De Campi, Tatsuki Takada EZRA RUDAKOVA TAULANT SHEHU DANIEL ALWELL JIYOUNG LEE TAULANT SHEHU DANIEL ALWELL DANIEL MYERS EZRA RUDAKOVA SPECIAL MOMENT VON XIN XIE CHOREOGRAFIE, LICHT Xin Xie MUSIK Shaofeng Jiang B Ü H N E & KO S T Ü M E Thomas Mika DENISLAV KANEV TAULANT SHEHU DANIEL ALWELL DANIEL MYERS L I G H T- D E S I G N Tanja Rühl D R A M AT U R G I E Lisanne Wiegand E S TA N Z T E N Jiyoung Lee, Ezra Rudakova, Daniel Alwell, Denislav Kanev, Daniel Myers, Taulant Shehu 36
DENISLAV KANEV DANIEL ALWELL 37 VON XIN XIE SPECIAL MOMENT TAULANT SHEHU DANIEL MYERS
LIVIA GIL MANON ANDRAL GRETA DATO ALESSIO DAMIANI ALESSIO DAMIANI AURÉLIE PATRIARCA GRETA DATO RAMON JOHN ALESSIO DAMIANI KURZSTRECKE VON KATARZYNA KOZIELSKA CHOREOGRAFIE Katarzyna Kozielska MUSIK Benjamin Magnin L I G H T- D E S I G N Tanja Rühl D R A M AT U R G I E Lisanne Wiegand E S TA N Z T E N Manon Andral, JORGE MORO ARGOTE Greta Dato, Livia Gil, Aurélie Patriarca, Alessio Damiani, Ramon John, Jorge Moro Argote GRETA DATO 38
KURZSTRECKE VON KATARZYNA KOZIELSKA RAMON JOHN GRETA DATO 39
NATALIA GARCÍA PRIETO KRISTIN BJERKESTRAND 40 VON SITA OSTHEIMER AN EXTREMELY SMALL PIECE OF MATTER CLÉMENTINE HERVEUX
AN EXTREMELY SMALL PIECE OF MATTER VON SITA OSTHEIMER CHOREOGRAFIE Sita Ostheimer MUSIK Donald Beteille KO S T Ü M E Manuel Molino, Sita Ostheimer L I G H T- D E S I G N Barnaby Booth D R A M AT U R G I E Lisanne Wiegand E S TA N Z T E N Kristin Bjerkestrand, Natalia García Prieto, Elisabeth Gareis, Clémentine Herveux, Javier Ara Sauco, Masayoshi Katori, Enrique Lopez Flores NATALIA GARCÍA PRIETO JAVIER ARA SAUCO ELISABETH GAREIS CLÉMENTINE HERVEUX KRISTIN BJERKESTRAND NATALIA GARCÍA PRIETO MASAYOSHI KATORI Die knapp zweieinhalb Wochen Probenzeit waren wie Marathon und Sprint zugleich – hochkonzentriert, immer das Ziel vor Augen, aber auch mit Platz für Kreativität haben die vier Tanzschaffenden an ihren „choreografischen Begegnungen“, wie der Untertitel KRISTIN BJERKESTRAND des Abends nahelegt, gearbeitet. Entstanden sind ganz unterschiedliche Stücke, die mal poetisch-ruhig, mal abstrakt oder mythisch, zu energischen Beats oder purer Klaviermusik um das Thema der Kürze kreisen. Kurze Begegnungen, Momente, die im Alltag aufleuchten und etwas Besonderes sind, die Klein- teiligkeit unseres Lebens – all das stand Pate für diesen Abend des Hessischen Staatsballetts, der es schafft, vier ganz eigene Perspektiven an einem Ort zu bündeln und in ein Verhältnis zueinander zu setzen. 41
ABSEITS DER BÜHNE Die Tänzerinnen und Tänzer des Hessischen Staatsballetts konnten in der vergangenen Saison nicht nur auf der Bühne ihre Viel seitigkeit unter Beweis stellen. Drei von ihnen – Ludmila Komkova, Ramon John und Taulant Shehu – haben jeweils auf ihre eigene Art und Weise die „Komfortzone“ ihres Tänzer_innenberufs ver- lassen und neue Erfahrungen gemacht. LUDMILA KOMKOVA War Dua deine erste größere Ar- Austausch von Ideen, Gedanken TAULANT SHEHU beit? Wie hat sich das angefühlt, und Bewegungen zwischen Cho- auch so nah an einem Arbeitsplatz reograf_innen und Tänzer_innen, als Tänzer zu choreografieren? der so ein Stück jedes Mal aufs Mir war es schon immer wichtig, Neue bunt und einzigartig sein dass ich mehr als ein Tänzer bin. lässt. Darüber hinaus spielt die Ich verstehe mich als Künstler, der Musik für mich eine große Rolle. immer wieder seinen Erfahrungs Die enge Verbindung zwischen horizont erweitern möchte. Ich den Noten eines Musikstücks und habe schon einige Choreografien den Bewegungen einer Choreo- geschaffen, aber trotzdem war grafie sind für mich der Schlüssel Hast du in Bordeaux zum ersten Dua eine richtige Herausforderung! zu einem starken, berührenden Mal für eine andere Companie Zum ersten Mal hatte ich die Mög- Ausdruck. choreografiert? Wie hat sich das lichkeit, ein ganz eigenes Team angefühlt? zusammenzustellen – angefangen Was kommt als nächstes, und wo Tatsächlich war das Ballet de von den Tänzer_innen über den siehst du dich in fünf Jahren? l‘Opéra National de Bordeaux die Komponisten bis zur Kostümbildne- Das ist natürlich die Eine-Million- erste Companie, die ich nicht ge- rin. Nach den Vorstellungen, die Euro-Frage für jeden Künstler. kannt habe, bevor ich anfing, mit Dua dann letztes Jahr während Als Nächstes stehen zum einen die den Tänzer_innen dort zu arbeiten. des Tanzfestivals Rhein-Main in Wiederaufnahme von Dua sowie Ich war am Anfang natürlich sehr Wiesbaden und Frankfurt hatte, ein neues Stück an, das ich für das nervös, wie die Companie mich bin ich nun stolz, dass es im Januar Nationaltheater Mannheim kreiere. als Choreografin empfängt und 2020 wiederaufgenommen wird. Was in fünf Jahren sein wird, ist annimmt, und ob meine Arbeit schwer vorauszusagen, aber ich für alle Beteiligten eine gute und Was inspiriert dich bei deiner habe definitiv vor, weiterhin kreativ spannende Erfahrung wird. Arbeit als Choreograf? zu sein, Dinge zu schaffen und Glücklicherweise habe ich dann Meine Inspiration kommt von über- dabei so nah am Publikum, an den ziemlich schnell gemerkt, wie all – mich inspirieren Menschen, Menschen zu sein wie möglich. neugierig und offen die Tänzer_ Kulturen, Gefühle, Musik, Gedichte, Denn ich glaube fest daran, dass innen waren: Sie haben nicht Bücher, das Leben selbst. Das Tanz und Tanzen eine ganz eigene, nur die Schritte gelernt, sondern Spannendste jedoch ist immer der wunderbare Kraft haben. auch die Geschichte und die Bedeutung dahinter mit jedem Schritt aufgesogen. Gerade deshalb war die Arbeit da auch für mich sehr intensiv, berei- chernd und anregend. Was war dabei die größte Taulant Shehus Dua Herausforderung für dich? entstand als städte- Die Besetzung! Wie gesagt, ich übergreifende Residenz der Tanz- kannte die Tänzer_innen nicht. plattform Rhein-Main Ich habe sie nur im Training und und war 2018 im während einigen Bühnenproben Rahmen des Tanz- zu La Fille mal gardée gesehen. festivals Rhein-Main Deshalb wusste ich, dass sie als zu sehen. Im Januar 2020 wird es am Staats- klassische Tänzer_innen super theater Darmstadt sind, ich hatte aber keine Chance, zu erleben sein. sie im modernen Tanz zu sehen. 42
Wie hast du reagiert, als du von Wer Eine Winterreise gesehen RAMON JOHN der Nominierung erfahren hast? hatte, war berührt und begeistert, Die erste Reaktion war „Oh nein, drückte mir die Daumen, und bitte nicht!“. Seit ich den FAUST die, die sie nicht gesehen hatten, mitverfolge, habe ich mich schon fragten nach den nächsten Vor- immer gefragt, wie die Nominier- stellungen. Einfach unglaublich ten den Druck wahrnehmen. Ich schöne Reaktionen, mit denen fühlte mich wie unter eine große ich nicht gerechnet habe. Lupe geschubst, eine Situation, die ich mir selber nicht wirklich Hat dich die Auszeichnung ausgesucht habe. Für mich war verändert? Inwiefern? das ganze Thema des Bewertet- Mehr als dass die Auszeichnung oder Verglichenwerdens in dem mich veränderte, hat sie mir Moment ein eher sensibles Terrain bestätigt, dass der Weg, den ich – gerade weil mir die Rolle des gewählt habe, ein guter ist. In In Ludmila Wanderers so nahe ging. Vom den letzten Jahren vertraue ich Komkovas Turniertanz kommend, ist Preise mir und meinem Körper immer Bottom of my Sea steht eine zu gewinnen oder zu verlieren mehr, finde zu mir selbst und weiß unmögliche etwas mir Vertrautes. In meiner meine Macken und Kanten zu tragische Liebe Karriere als professioneller (klassi- schätzen. Die Begründung der im Mittelpunkt, scher) Tänzer ist die Erfahrung Jury, mir den Preis zu verleihen, die zwischen aber neu und etwas beängsti- dass ich alles, was es über die einem Wasser- mann und gend gewesen – am Ende bin ich Rolle zu wissen gibt, auf der Bühne einer Frau aber froh, dass ich genau für ausdrücke, macht mich extrem aus Feuer. diese Rolle ausgezeichnet wurde. stolz. Das war es, woran ich ge- arbeitet habe, ein Punkt den ich Ich musste mich auf meine Intui- Wie hast du die Preisverleihung erreichen wollte. Doch mehr noch tion, mein Bauchgefühl verlassen, erlebt? als ausschließlich Bestätigung habe so die Besetzung ausge- Die Preisverleihung war ein ganz ziehe ich aus dieser Erfahrung wählt – und war damit dann sehr schönes Spektakel. Der Empfang eine Motivation, diesen Weg zufrieden. mit allen Nominierten, der Car- weiterzugehen. Service zum Theater, roter Teppich Und jetzt? Was wünschst du dir mit Fotowänden … das alles Hat die Trophäe einen Ehrenplatz für die nächsten fünf Jahre? machte den Abend total auf- in deiner Wohnung? Ich wünsche mir, viele weitere regend! Dass ich das Theater Um ganz ehrlich zu sein, ist meine Erfahrungen als Choreografin zu Regensburg kannte, gab mir ein Trophäe seit letztem November sammeln, weiterzuwachsen und schönes Gefühl der Vertraut- unterwegs zu mir! Bereits während natürlich auch auf die eine oder heit, beruhigte mich etwas, und der Verleihung ist sie auseinander- andere Einladung aus der Welt ich bin bis heute so froh, dass die gefallen und musste repariert da draußen, um meine eigene Kategorie „Darstellerin/Darsteller werden. Ich ließ meinen FAUST neue Welt weiter zu kreieren. Und Tanz“ die erste war. Mein Highlight also zurück und warte seither. auch als Tänzerin möchte ich war die After-Party, wo so viele weiterhin wachsen – so lange unterschiedliche Leute mit positi- mein Körper es mir noch erlaubt! vem Feedback zu mir kamen. Ramon John (rechts) und Masayoshi Katori während der Preis- verleihung des FAUST- Theaterpreises am Theater Regensburg 43
#MENSCH PARTIZIPATIONSPROJEKT DES HESSISCHEN STAATSBALLETTS Uraufführung am 14. Juni 2019 Staatstheater Darmstadt, Großes Haus Premiere Wiesbaden am 26. Juni 2019 Großes Haus 44
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»Wer nicht daueronline ist, existiert nicht.« »Es ändert sich gar nichts.« Wie werden wir heute alt? Und wie in der Zukunft? Wie alt können wir überhaupt werden? Welchen Körper brauchen wir in der Zukunft? Werden wir in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung überhaupt noch einen Körper brauchen? Die Generationen antworten auf diese Fragen natürlich unterschiedlich – es spielt eine große Rolle, ob jemand noch 70 Jahre zu leben hat oder „nur“ noch 20. Fast ein Jahr lang wurden diese und andere Fragen in wöchentlichen Proben diskutiert und in Bewegungen erforscht – bis sich die 80 Teil- nehmer_innen im Mai 2019 zum ersten Mal trafen und seitdem daran arbeiten, was als #Mensch auf der Bühne zu sehen ist. Dabei ist #Mensch im Juni 2019 gewissermaßen von seiner eigenen Gegenwart eingeholt worden – lange war die Zukunft nicht mehr so aktuell wie jetzt. Dazu muss man ja nur einmal freitags auf die Straßen der deutschen und europäischen Großstädte gucken … (Auszug aus dem Programmheft zu #Mensch) 46
»Es gibt keine Ländergrenzen mehr.« #MENSCH KÜNSTLERISCHE LEITUNG Tim Plegge CHOREOGRAFIE Tim Plegge in Zusammenarbeit mit Nira Priore Nouak, Sibylle Magel und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern AU S S TAT T U N G Linnan Zhang D R A M AT U R G I E Lisanne Wiegand L I C H T Heiko Steuernagel TEILNEHMER_INNEN Ruth Mary Armstrong, Sajad Banaie, Rosa Bauer-Schuh, Regina Bayer, Astrid Blum-Genser, Olivia Bonechi, Andrea Bosse, Robert Botezatu, Cihan Bülbül, Michael Busch, Barbara Dallendörfer, Sabine Dubbel, Frida Engels, Karin Ewald, Laura Fink, Inés García-Castañer Ginting, Deborah Gaubatz, Marie »Jeder lebt Golly, Madeline Grimm, Sophie auf exakt Gross, Karin Olivia Grün, Gertraude Hamm, Ulrich-Irato Hildmann, 7 Quadratmetern.« Marwane Hormatollah, Hannah Huth, Soleen Ibrahim, Barbara Jakob, Astrid Jochum, Wiktoria Juszkiewicz, Mareike Kalter, Dilara Kara, Petra Kehl, Anouk Klaesius, Verena Klein, Emma Krafft Ruiz, Doris Lahn, Christine Langbein, Luca Lisowski, Cezar Marius Maeanu, Jutta Mende, Sara Mierzwa, Lena Milch, Christoph Möller, Hafsa Muse, Rita Neidhöfer, Anton Neugart, Martine Nicolet, Mia Rosa Ntatis, Uschi Obermaier, Till Peters, Kathrin Pieloth, Arwen Prittwitz, Jana Ranis, Olivia Rausch, Maja Reimann, Fine Rempe, Angelika Renk, Kerstin Rieger, Sara Rodriguez, Anne Rothermel, Sudem Saksi, Ines Saul, Lucille Scally, Swetlana Schamlu, Mila Schernickau, Gerlinde Schoer-Petry, Bernd Springsguth, Kurt Sternberger, Bettina Trouet, Sara Vugdragovic, Christine Weber, Nicolaus Werner, Iris Wickenhäuser, Ellen Wieler, Elena Wolff, Heike Woydt, Kalú Yáñez, Dorota Zacirka, Merle Macie Zimmer 47
EIN TANZHAUS FÜR DAS HESSISCHE STAATSBALLETT Im Wintersemester 2018/19 widmeten sich 45 Architekturstudierende der Hochschule RheinMain dem, wovon viele Tanzcompanien träumen: Entwürfen für ein Tanzhaus für das Hessische Staatsballett. Über ein halbes Jahr hinweg beschäftigten sich die Studierenden mit den individuellen Raumanforderungen des Probenalltags, mit Büroplatzierungen, Sanitäranlagen, Gästewohnungen und gastronomischen Nutzungskonzepten, die sich – in der Theorie – an die beiden Standorte des Hessischen Staatsballetts, an das Hessische Staatstheater Wiesbaden und das Staatstheater Darmstadt, angliedern und gleichzeitig eine Eigenständigkeit bewahren sollten. Zum Abschluss der Spielzeit wurden einige dieser Entwürfe in den Foyers der beiden Theater ausgestellt – und wer weiß: Vielleicht wird irgendwann in ferner Zukunft einer von ihnen den Arbeitsalltag des Hessischen Staats balletts auf ein neues Level heben. Wenn er einmal Wirklichkeit wird. 3 48
Prävention vor Rehabilitation Prof. Marina Fuhrmann über die osteopathische Behandlung der Tänzer_innen des Hessischen Staatsballetts Seit einem Jahr behandeln Prof. Marina Fuhrmann und ihre Kolleg_innen der Osteopathie-Praxis Prof. Fuhrmann und Kollegen die Tänzer_innen des Hessischen Staats- balletts ehrenamtlich. Neben Verletzungsprävention und verkürzter Regenerationszeit nach erhöhten Belastungen leisten sie damit auch einen wichtigen Beitrag zur Wahr- nehmung der Tänzer_innen als Leistungssportler. Was ist für Sie das Besondere an der osteopathischen Behandlung von Tänzer_innen? P R O F. M A R I N A F U H R M A N N Tänzer_innen sind als Hochleistungssport- ler_innen extremen Belastungen ausgesetzt; insbesondere betrifft dies Sprunggelenke, Knie, Schultern und Wirbelsäule mit allen um- liegenden Strukturen. Sie benötigen neben einem vorausschauenden Proben- und Trainingsplan auch einen effektiven Schutz vor Ver letzungen. Um ihnen diesen zu bieten und sie möglichst lange am aktiven Bühnenleben teilhaben zu lassen, ist Osteopathie mit ihrem ganzheitlichen präventiven Ansatz wunderbar geeignet. „Prävention vor Rehabilitation“: Krankheitsbedingte Fehlzeiten können deutlich zurückgehen und die Verletzungshäufigkeit kann reduziert werden. Natürlich behandeln wir auch akute Beschwerden, die nicht selten bei allen Spitzensportlern auftreten. 1 Welche Vorteile hat Osteopathie gegenüber einer konventionellen Behandlung? P R O F. M A R I N A F U H R M A N N Man muss den Tänzer_innen-Körper als Ganzes und nicht nur auf das orthopädische Spektrum beschränkt sehen. Osteopathie ist eine Möglichkeit, die Regulationskräfte des Körpers zu aktivieren und Bewegungseinschränkungen aufzuheben oder ihnen vorzubeugen. Beschwerden werden oft von sekundären Funktionsstörungen im Körper ausgelöst oder aufrechterhalten. Langjährig ausgebildete, geschulte Osteopathen mit ihrem tief- greifenden Verständnis dieser Zusammenhänge sind prädestiniert für die Diagnose und Behandlung dieser Ursachen. Was können aus Ihrer Perspektive alle Menschen tun, um ihr körperliches Wohlbefinden im täglichen Leben zu verbessern? P R O F. M A R I N A F U H R M A N N Der Leitspruch der Osteopathie lautet „Leben ist Bewegung“. Das sollte für jeden Menschen gelten. Wer versucht, die richtige Balance zwischen Stress und Ruhe, Bewegung und Stille zu finden, ist auf einem guten Weg. Daher ist es sinnvoll, sich auch ohne aktuelle Beschwerden osteopathisch untersuchen zu lassen. Dies hat den Vorteil, dem einzelnen Patienten individuelle Empfehlungen für seine sportlichen oder mobilisierenden Aktivitäten mit auf den Weg 2 zu geben. Das Hessische Staatsballett möchte Prof. Marina Fuhrmann und ihrem gesamten Praxisteam herzlich für die Unterstützung in der vergangenen Spielzeit danken und freut sich auf die kommende Spielzeit – erneut mit der osteopathischen Betreuung durch die 1 Visualisierung des Entwurfs von Praxis Prof. Fuhrmann und Kollegen in Wiesbaden. Janine Some und Cakir Nergiz 2 Perspektivische Skizze von Jan Bienefeld 3 Entwurf von Carla Gessau für das Tanzhaus in Darmstadt 49
LABYRINTH TANZSTÜCK FÜR KINDER VON 3 BIS 6 JAHREN VON BIRUTĖ BANEVIČIŪTĖ Uraufführung am 2. November 2018 Staatstheater Darmstadt, Kammerspiele Premiere Wiesbaden am 9. November 2018 Probebühne Wartburg Wie können Kinder sich in der Welt „der Großen“ zurechtfinden – wenn doch alles, was darin geschieht, irgendwie zu bunt, zu groß und zu interessant erscheint? Was muss entdeckt werden? Nach dem großen Erfolg ihrer Arbeit Farbenspiele in Wiesbaden und Darmstadt kehrte die litauische Choreografin Birutė Banevičiūtė zum Hessi- schen Staatsballett zurück. In Labyrinth erfahren Kinder zwischen 3 und 6 Jahren gemeinsam mit zwei Tänzern, wie aus einer abstrakten Form ein Objekt wird, ein Auto, Haus, ein Raumschiff oder eine ganze Stadt. Ein fantasievolles Spiel mit dem, was für Erwachsene Alltagsgegenstände sind – für Kinder aber unendliche Weiten der Imagination eröffnen. 50
DAS HESSISCHE STAATSBALLETT LÆDT EIN XIE RESIDENZEN ARIAS XIN Neben den Gastspielen bildet auch unser Residenzprogramm zur Förderung frei arbeitender Tanzschaffender aus der ganzen Welt einen wichtigen Teil der Arbeit des Hessischen Staatsballetts. So waren in der Spielzeit 2018/19 auch wieder internationale Choreo- grafinnen, Choreografen oder Kollektive in den Räumlichkeiten des Hessischen Staatsballetts zu Gast, konnten Probenräume und Infrastruktur nutzen, gewährten im Rahmen des beliebten Formats Work in Progress einem kleineren Publikum Einblicke in die Proben- BRYAN arbeit und erprobten so ihre aktuellen Arbeiten vor Zuschauern; während mit Sita Ostheimer und Xin Xie und ihren Choreografien im Rahmen von Shortcuts zum ersten Mal ein direkter Bogen zum Programm der Companie geschlagen wurde. WEBER OSTHEIMER SEBASTIAN SITA 51
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