KUNST MUSEUM BONN - Alexej von Jawlensky 17 Frank Bölter 19 Susan Philipsz 2 0 Walter Swennen 2 2 Sung Tieu 2 3
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KUNST MUSEUM BONN Alexej von Jawlensky 1 7 Frank Bölter 1 9 Susan Philipsz 2 0 Walter Swennen 2 2 Sung Tieu 2 3 Joseph 1Beuys 2 4
„Eine für mich sehr faszinierende Auswahl M AG A Z I N 2 0 2 1 von Positionen und Bildern in der neuen Sammlungspräsentation.“ A N D R E A , B E SUC H E R I N „Herzlichen Dank für die großartige Ausstellung der gesammelten Werke von Noël.“ A D R I A N, B E SUC H E R „Abstrakte Kunst. Kunst generell. Macht mich fertig. Ich will rauchen (...). Liebe die Ausstellungen trotzdem.“ S I NA , B E SUC H E R I N „A bored exchange student found some happiness here.“ M A RC , B E SUC H E R KUN ST MUS E UM B O NN 3
Inhalt Neu im Team 6 Essay Stephan Berg 26 Neue Formate 36 Highlights 2020 Gastbeitrag 08 Till Briegleb Candice Breitz 29 Labour 10 Preview Neue FREUNDE AU F Martin Noël D E S KUN ST MUS E UM S 40 WIEDERSEHEN 44 paintprintpaint 12 2021 Projekte KÜNST L E R*NNE N DA S 14 EDITIONEN KUN ST MUS E UM B O NN 42 S AG T DA N K E Volontariat 45 Alexej von Jawlensky in der Forschung IMP R E SSUM Gesicht | Landschaft | 34 46 Stillleben 17 4 5
Neu im Team Dagmar Kürschner Registrar Dr. Stefanie Kreuzer Kuratorin Sempre Umberto! Questions? Mein Einstieg in die Kunst durfte. Zurück im Rhein- „Man stiftet Menschheit, „Wie sollen wir uns kam ganz klassisch über land arbeitete ich zuerst wenn man Gesellschaft verhalten, wenn das Studium der Kunst- als Registrar bei der stiftet; aber man im Namen von geschichte an der Univer- Galerie Thomas Zander stiftet Gesellschaft, Wirtschaftswachstum sität zu Köln. Während und dann bei der Galerie wenn man Zeichen und Effizienz Dinge, des Studiums beteiligte Sies + Höke in Düsseldorf, austauscht.“ die wir für unbezahlbar ich mich u.a. im Kunst- bevor ich nun wieder halten, einen Preis UMB E RTO ECO museum Bonn an zwei ins Kunstmuseum Bonn bekommen?“ Videonalen und war zurückkehren konnte. M I C H A E L J . SA N D E L beeindruckt, zu erleben, Hier darf ich mich an der Bild wie eine Ausstellung Entstehung großartiger „...wir lieben zunächst ein Gestalt annimmt. Nach Ausstellungen beteiligen, Bild. Denn an der Liebe dem Magister ging ich denn als Registrar über- auf den ersten Blick nach Frankfurt am Main. nimmt man unter ande- muß gerade das Zeichen Aus einem zweijährigen rem Verantwortung für ihrer Plötzlichkeit Volontariat wurden fünf die Koordination von haften...“ Jahre berufliche Tätigkeit Transporten, Kurieren, RO L A N D BA R T H E S für das MMK, in denen ich Leihverkehr, Versiche- an faszinierenden Aus- rungs- und Zollformali- stellungen mitarbeiten täten. V. L . N. R . : JA N P H I L I P P N ÜH L E N, C H R I ST I NA K A L K A , ST E FA N I E KR E UZ E R , DAG M AR KÜRS C HNE R , F OTO : DAV ID E RT L Jan Philipp Nühlen Christina Kalka Volontär Marketing Ich bin Christina, Kunst- Kulturprojekte zur Seit September 2020 darf einem Schwerpunkt auf historikerin und seit Mai EU-Kulturförderung ich als wissenschaftlicher moderne Kunst. Nach 2020 verantwortlich für beraten. Nun im institu- Volontär hier am Kunst- dem Bachelorstudium das Marketing im Kunst- tionellen Kunstbetrieb museum Bonn die Foto- habe ich dann den See museum Bonn. Ich habe einen Blick hinter die grafien der Sammlung rhein gegen die Themse bildungspolitische Ver- Kulissen werfen zu dür- erforschen und doku- getauscht, um Contem- anstaltungen durch- fen, ist nicht nur inhalt- mentieren. Aufgewach- porary Art Theory am geführt, archäologisch lich spannend, sondern sen im nicht ganz so weit Goldsmiths College in gegraben und interna- auch persönlich berei- entfernten Dinslaken London zu studieren. Nun tionale chernd. hat es mich nach dem freue ich mich, an den Abitur zunächst rhein- Rhein und vor allem an aufwärts gezogen, bis einen der Ursprungsorte nach Konstanz an den meiner Begeisterung für Bodensee. Dort an der Kunst zurückzukehren Uni habe ich Literatur-, und hier in den nächsten Kunst- und Medienwis- zwei Jahren das Kunst- senschaften studiert mit museum zu unterstützen. 7 NEU IM TEAM
Highlights 2020 CA N D I C E B R E I T Z AUSST E L LUNG S E RÖ F F N UNG MA RT I N NO Ë L . PA I N T P R I NT PAINT, 2020, F OTO : DAV ID E RT L L A B OU R 2 0 . F E B – 2 . AUG 2 02 0 10 MARTIN NOË L PA I N T P R I N T PA I N T 1 2 . M Ä R – 1 3 . S E P 2 02 0 12 9 H I G H L I G H T S 2 02 0
„Seit 25 Jahren befasst sich die Südafrikanerin mit dem Einfluss von Politik, Gesellschaft und Medien auf unsere AUS ST E L LUNGS E RÖ F F NUNG CAND IC E B R E ITZ: L AB OUR, 2020, F OTO: DAVID E RT L Selbstbestimmung.“ MONOPOL „Candice Breitz’ Ausstellung war klasse. „Die Videos von Candice Breitz Vor allem die Aufnahmen sind heftig. Weil Menschen der Geburten waren zur Sprache kommen, die man selten beeindruckend, hört. Und weil die Bilder der aus Südafrika stammenden zum Denken anregend und Künstlerin die Kraft haben, augenöffnend.“ alle Verhältnisse umzudrehen.“ H A N NA H , SÜ D D E U T S C H E Candice Breitz B E SUC H E R I N ZE ITUNG Labour „Sexarbeiterinnen in Südafrika, Rassismus weltweit, die Schwere der Geburt: Die Themen von Candice Breitz sind feministisch und politisch. In ihrer Retrospektive in Bonn ist zu erleben, dass die Künstlerin diese ernsten Sujets leichtfüßig verwirklicht.“ D L F KU LT U R 10 11 H I G H L I G H T S 2 02 0
Martin Noël paintprintpaint „Einfach „Eine herausragende Ausstellung des Kunstmuseums Bonn wunderschön. erinnert an den vor zehn Jahren verstorbenen Bonner Künstler Klasse!“ Martin Noël.“ GE NE RAL-ANZE IGE R H E R B E R T, B E SUC H E R B ONN „In paintprintpaint AUSST E L LUNG S E RÖ F F N UNG MA RT I N NO Ë L : PA I N T P R I NT PAINT, 2020, F OTO : DAV ID E RT L überwiegen die strengen, graphischen, die ‚leiseren‘ Werke Noëls. In Holz- und Linolschnitten in sehr großen Formaten setzt er sich mit dem Verhältnis zwischen Linie und Fläche auseinander.“ S C H N ÜS S – DA S B O N N E R S TA D T M AGA Z I N 12 13 H I G H L I G H T S 2 02 0
Preview D O RO T H E A S OU N D A N D S I L E N C E VO N S T E T T E N - KU N S T P R E I S DE R KLANG DE R STILLE J U N G E KU N S T I N D E R KU N S T D E R AUS D E R S C H W E I Z G E G E N WA R T B I S 2 5 . A P R 2 02 1 2 7 . M A I – 5 . S E P T 2 02 1 16 21 2021 A L E X E J VO N JAW L E N S KY GESICHT | LANDSCHAFT | STILLLE BE N B I S 1 6 . M A I 2 02 1 17 WA LT E R SW E N N E N DA S P H A N T O M D E R MALEREI 3 . J U N – 2 9 . AUG 2 02 1 22 V I D E O NA L E . 1 8 AUS G E Z E I C H N E T # 5 F LU I D S TAT E S . S O L I D M AT T E R S S T I P E N D I AT E N 4 . M Ä R – 1 8 . A P R 2 02 1 D E R S T I F T U N G KU N S T F O N D S : 18 SU N G T I E U 14 . O K T – 1 2 . D E Z 2 02 1 23 F R A N K B Ö LT E R U LT R A A L L I N C LUS I V E 1 8 . A P R – 2 9 . AUG 2 02 1 PA S S I E R S C H E I N I N 19 D I E Z U KU N F T. J O S E P H B E U YS , K AT I N K A B O C K , SUSA N P H I L I P SZ C H R I S T I A N JA N KOWS K I , T H E CA L L I N G JON RAF MAN E I N E K L A N G I N S TA L L AT I O N 7 . O K T 2 02 1 – 9 . JA N 2 02 2 F Ü R DA S V I K T O R I A BA D 24 2 9 . A P R – 4 . J U L 2 02 1 20 JOS E P H B E U YS S C H L I T T E N, 19 69 , HO LZS C H L I T T E N (G E ST E MP E LT MI T Ö L FA R B E [ B R AUN K R E UZ ] ), F I LZ , GURT E , STA B L A MP E , F E T T © VG B I L D-KUN ST, B O N N 2 02 1 F OTO : R E N I H A N S E N 15 P R E V I E W 2 02 1
Dorothea von Gesicht | AL EX E J VO N JAWL E N S KY, DAM E M IT FÄC HE R , 19 09 , Ö L AUF KARTO N, MUS E UM W IE S BAD E N, F OTO: B E R ND F IC KE RT Landschaft | Stetten-Kunstpreis Stillleben B I S 1 6 . M A I 2 02 1 Junge Kunst 1971 hat das Kunstmuseum aus der Schweiz Bonn das Werk von Alexej von Jawlensky (1864-1941) zuletzt in einer Einzelaus- stellung gezeigt. 50 Jahre später widmet sich das B I S 2 5 . A P R 2 02 1 Kunstmuseum erneut seiner Kunst und folgt in einer exemplarischen Auswahl von rund 80 Gemälden und Seit 1984 wird im Kunstmu- Acht Schweizer Kunstex- Zeichnungen der Entwick- seum Bonn alle zwei Jahre pert*innen wurden gebe- lung der drei großen The- der mit 10.000 Euro dotierte ten, jeweils eine/n Künst- men Gesicht, Landschaft, Dorothea von Stetten- ler*in für den Wettbewerb Stillleben, auf die sich Jaw- Kunstpreis verliehen. Mit zu nominieren. Eine Jury lensky konzentriert hat. Die Tschechien nahm der För- bestimmte aus dieser Aus- Ausstellung mit Leihgaben derpreis 2014 erstmals die wahl drei Finalist*innen, aus dem Museum Wiesba- junge Kunstszene eines der die ihre Werke in einer den und anderen öffentli- deutschen Nachbarländer in Gruppenausstellung im chen und privaten Samm- den Blick. Nach den Nieder- Kunstmuseum zeigen wer- lungen führt von frühen, seit landen und Dänemark rich- den. Die Finalist*innen 1901 entstandenen Porträts tet sich der Preis 2020 nun 2020 sind Marie Matusz, und Stillleben zu intensiv an Nachwuchskünstler*in- Jan Vorisek und Hannah farbigen Gemälden. 1914 Alexej von nen aus der Schweiz, die Weinberger. Auf der Basis beginnt Jawlensky mit der noch am Anfang ihrer Kar- der vor Ort präsentierten Serie der Variationen über riere stehen und noch keine Arbeiten legt die Jury die/ ein landschaftliches Thema, internationale Anerken- den eigentliche/n Preis es folgen ab 1917 die Mysti nung erfahren haben. träger*in fest. schen Köpfe, die Abstrakten Jawlensky Köpfe und die kleinformati- gen Meditationen, an denen der Künstler bis 1937 arbei- tet. Trotz der großen Indivi- MAR I E MAT USZ dualität seines Wegs hat T H E WO R L D WANTS TO B E D E C E I VE D Jawlensky der Malerei bis T HE R E F O R E D E C E I VE I T (D E TAI L ), 2 019 zur Gegenwart im Blick auf ALUM INIUM, NE O P R E N, KARTO N, STO F F die Bedeutung der Farbe, IN STAL L AT IO N SAN S IC HT des Seriellen und Spirituel- NI L ALT MAN, len wichtige Anregungen MÜNC HE N C OURT E SY D I E KÜN ST L E R I N gegeben. F OTO: D I R K TAC KE Die Ausstellung wird realisiert in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden, das zeitgleich ein Konvolut der wichtigsten Werke von August Macke aus der Sammlung des Kunstmuseums Bonn zeigt. Die Ausstellung wird unterstützt durch die Hans Fries-Stiftung, Köln. 16 17 P R E V I E W 2 02 1
Frank Bölter ultra all inclusive BJØ R N ME L HUS, SUGAR, 2020 © D E R KÜN ST L E R, VG B IL D-KUN ST, B O NN 2021 Ausstellung für Kinder und Jugendliche 1 8 . A P R – 2 9 . AUG 2 02 1 Videonale. 18 – Festival für Video Der von Frank Bölter (*1969) eingerichtete Ausstellungs- Ausgehend von der Falt- technik des Origami mit Eigenbrötlerei zu nur noch gemeinsam handhabbaren und zeitbasierte Kunstformen raum ultra all inclusive ist gleichzeitig Installation sei- ner Werke, Künstleratelier, ihrer Charakterisierung als Kunsthandwerk oder Hobby erhalten die hier entstehen- Aktionen. Dynamisch kann sich der harmlose Bastel- prozess unerwartet verselb- Fluid States. Solid Matters Labor und Werkstatt für die Museumsgäste. Geprägt von der jederzeit möglichen den und gezeigten Objekte aufgrund ihrer Überdimen- sionierung eine brisante ständigen. Irritationen oder gar Katastrophen sind ein- geplant. Gleichzeitig nimmt gestalterischen Beteiligung Aufladung. Spielerisch- Frank Bölter sein Publikum 4 . M Ä R – 1 8 . A P R 2 02 1 der Museumsgäste unter- harmloses Falten wird zu ernst im Sinne einer Befähi- liegt der Raum einer ständi- wahnwitzigen Herausforde- gung, eines Gemeinschafts- gen Veränderung. rungen und Zumutungen, erlebens und der Teilhabe an Die VIDEONALE.18 – Zukunft, wie Migration(en), merloch, Michelle-Marie künstlerischen Prozessen. Festival für Video und zeit unseren Umgang mit natür- Letelier, Dana Levy, Anne Im Laufe der Ausstel- basierte Kunstformen präsen- lichen, tierischen und Linke, Lukas Marxt & lung werden vier großfor- tiert 31 internationale künst- menschlichen Ressourcen, Michael Petri, Bjørn Melhus, matige Falt-Arbeiten mit lerische Positionen aus Identitätspolitiken sowie die Ana María Millán, Michael Frank Bölter entstehen. dem Bereich Video und Frage wie das eine mit dem Klein & Sasha Pirker, Kinder, Jugendliche und Bewegtbild unter dem Titel anderen zusammenhängt. Morgan Quaintance, Úna Erwachsene – egal ob Bast- Fluid States. Solid Matter. Quigley, Aykan Safoğlu, ler*innen, Unbedarfte oder In der eigens für die Ausstel- Künstler*innen: P. Staff, Rhea Storr, Ingel Origami-Cracks – sind lung konzipierten Architek- Paula Abalos, Tekla Asla- Vaikla, Ana Vaz, Gernot immer eingebunden. Auf- tur (von Ruth Lorenz, maas- nishvili, Eliane Esther Bots, Wieland. bau, Verwandlung, Zerstö- kant, Berlin) verdichten sich Viktor Brim, Adam Castle, rung und Verschwinden: die Einzelpositionen zu Eli Cortiñas, Emily Vey Die Eröffnungstage all inclusive. einer komplexen Erzählung Duke & Cooper Battersby, werden begleitet durch über den Zustand unserer Mouaad el Salem, Mahdi ein umfangreiches Online- Welt. Die Künstler*innen Fleifel, Ellie Ga, Beatrice Festivalprogramm (4.3.- F R A N K B Ö LT E R reflektieren – oft aus sehr Gibson, Russel Hlongwane, 6.3.2021) mit Künstler*in- TO T H E WO R L D’ S E N D I N H AST I NG S, 2 014 , persönlicher Perspektive – Heidrun Holzfeind, Che-Yu nengesprächen, Führungen, © VG B I L D-KUN ST, B O NN 2 02 1 die großen Themen der Hsu, Sohrab Hura, Ida Kam- Vorträgen und Performances. F OTO : A L E X A N D E R BATT R E L L Die Ausstellung wird unterstützt durch BTHVN2020 aus Mitteln der Alle Informationen und Termine finden Sie unter: Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Landes Nordrhein-Westfalen, videonalefestival.org der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises. 18 19 P R E V I E W 2 02 1
Susan Philipsz – The Calling Die Ausstellung Sound and Silence wird anlässlich des Jubiläums des 250. Geburts- Eine Klanginstallation tags von Ludwig van Beetho- ven realisiert und damit mit Blick auf eine Biografie, in die für das Viktoriabad sich die Wege vom Klang zur Stille und zurück, der Wider- stand gegen das Verstummen der Welt exemplarisch ein- 2 9 . A P R – 4 . J U L 2 02 1 geschrieben haben. Die Aus- stellung widmet sich davon ausgehend der Frage, wie die Kunst der Gegenwart Stille TAT IANA B L AS S, HAL F O F T HE S P E E C H O N T HE G ROUND – D EAF P IANO, 2010 sichtbar und hörbar macht. Die schottische Künstlerin, Tur- Dabei berücksichtigt sie in ner-Prize-Trägerin und Teil- besonderer Weise, dass Stille nehmerin an der documenta 13 und Schweigen selbst immer (2012) hat eigens für das Vikto- nur in Beziehung zum Klang riabad, einem zentralen Bon- fassbar sind. In einem breiten ner Ort voller Erinnerungen, Panorama, das Installationen, eine neue Klanginstallation Performances, Videos, Filme, entwickelt. Dabei begegnet Fotos, Zeichnungen umfasst, © TAT IANA B L AS S, F OTO : EV E RTO N BAL L AR D IN sie der Stille des Viktoriaba- wird so der Klang der Stille in des mit dem Klang ihrer eige- ganz unterschiedlicher Weise nen Stimme, die immer wie- begreifbar als ambivalenter der Raum für schweigende Ausdruck von Leere und Zwischenräume lässt. Inspi- Fülle, Sehnsucht und Bedro- riert wurde sie dabei durch die hung, Schönheit und Schei- These des italienischen Radio- tern. Die Ausstellung umfasst pioniers Guglielmo Marconi, Werke von 55 internationalen dass jeder Klang, der einmal Künstler*innen, u.a. Marina erzeugt wurde, niemals zu rei- Abramović, Laurie Anderson, ner Stille verebbt, sondern viel- John Baldessari, Tatiana Blass, mehr als leise Spur unser Uni- Christoph Büchel, John Cage, versum durchzieht. Wie Echos Hanne Darboven, Annika der Vergangenheit beschwört Kahrs, Teresa Margolles, Yoko die Künstlerin Spuren der eins- Ono, Susan Philipsz, Anri tigen Lebendigkeit und Vitali- Sala, Jorinde Voigt, Gillian Sound and Silence V I K TO R I A BA D, B O N N 2 02 0 , F OTO : S O NJA WE R NE R tät dieses Ortes herauf. Klang- Wearing, Samson Young. lich eröffnet sie dabei ein breites Die Ausstellungsarchi- Spektrum von Variationen und tektur wurde von der Berli- spiegelt damit die ganze Band- breite menschlicher Natur. The Calling versteht sich Der Klang der ner Architektin Ruth Lorenz entworfen. Ein umfassen- der Katalog mit Essays zum als Teil der Ausstellung Sound and Silence, in der das Kunstmu- Stille in der Kunst Thema der Ausstellung und Texten zu den Künstler*innen der Gegenwart seum Bonn das Thema der Stille begleitet die Ausstellung. in seiner ganzen Breite zwi- schen erfülltem Schweigen und erzwungenem Verstummen, zwischen scheinbarer Lautlo- sigkeit und hörbaren überstei- 2 7 . M A I – 5 . S E P 2 02 1 genden Soundclustern auslotet. Die Ausstellung wird gefördert durch BTHVN2020, aus Mitteln der Die Ausstellung wird unterstützt durch BTHVN2020 aus Mitteln der Beauftragten Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Landes Nordrhein-Westfalen, der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Landes Nordrhein-Westfalen, der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises. der Stadt Bonn, des Rhein-Sieg-Kreises und der Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung. 20 21 P R E V I E W 2 02 1
AUSGEZEICHNET #5 Das Werk des 1946 in Brüs- sel geborenen Malers Walter WALT E R SWE NNE N, O HNE T IT E L (T Ê T E D E MO RT, E NTO NNO IR), 1987, Ö L AUF L E INWAND Swennen ist bislang vor Stipendiaten der Stiftung allem in Belgien gewürdigt worden. Die gemeinsam vom Kunstmuseum Bonn, dem Kunstmuseum Den Haag und dem Kunst Museum Winterthur ent Kunstfonds: Sung Tieu wickelte Ausstellung weitet diesen Blick ins Internatio- 14 . O K T – 1 2 . D E Z 2 02 1 nale und ermöglicht mit rund 65 Arbeiten von den frühen 1980er Jahren bis zur © VG B IL D -KUN ST, B O NN 2021, F OTO: HV-ST UD IO Gegenwart den deutsch- onskunst dokumentierten. landweit ersten musealen 2017 reflektierte die Foto- Überblick auf das mehr als grafin Viktoria Binsch- vier Jahrzehnte umfassende tok das Medium Fotografie Gesamtwerk. vor dem Hintergrund des Von Beginn an bilden unendlichen Stroms digita- Malerei und Text im Werk ler Bilder und stellte grund- dieses Künstlers, der in den sätzliche Fragen nach unse- 1960er Jahren zunächst rem Umgang mit Bildern als Dichter der Beatnik- und ihren gesellschaftli- Generation im Kreis der chen und politischen Funk- Brüsseler Bohème um tionen. 2018 schuf die Bild- Marcel Broodthaers bekannt hauerin Frauke Dannert wurde, eine untrennbare, eine eindrucksvolle Wand- immer aber paradoxe Ein- arbeit, die den „White Cube“ heit. Dabei geht es Swennen grundlegend veränderte. nie um die Versprachli- Mit seiner Haltung, die zeitig als der experimen 2019 verwandelte Agnes chung des Bildes, sondern konzeptuell die Möglichkei- tierfreudigste. In seiner be- Meyer-Brandis den Ausstel- vielmehr um die Grenzen ten, Probleme und Grenzen wussten Suche nach größt- lungsraum in ein Labor an der Sprache, jenseits des Mediums austestet, möglicher Heterogenität der Schnittstelle zwischen derer sich die Malerei als gehört er in eine Linie mit bleibt er dabei immer sei- Kunst und Wissenschaft. eine Praxis bewegt, die dem belgischen Maler Raoul nem grundlegenden Ziel AUSGEZEICHNET ist ein einer eigenen, per se De Keyser und dem Nieder- verpflichtet, Bilder zu er- gemeinsam mit der Stif- In diesem Jahr hat sich widersprüchlichen Logik länder René Daniëls. Unter zeugen, die sich selbst als tung Kunstfonds konzi- die Jury für die Künstlerin folgt. diesen erscheint er gleich- Stolperfalle beg reifen. piertes Ausstellungsfor- Sung Tieu (*1987 in Vietnam, mat. Jeweils im Herbst lebt und arbeitet in Berlin) SUNG T I E U bespielen ehemalige Sti- entschieden, deren medial R E CYC L I NG – A R MY ST YL E , 2 02 0 V I D E O DAT E I MI T LO O P pendiat*innen des Kunst- breit gefächertes Werk poli- AUS V I E R B I L D E R N, fonds für sechs Wochen tische und gesellschaftliche Walter Swennen Z W E I F E R N S E H B I L DS C H I R ME einen Raum in der Samm- Machtverhältnisse reflek- © SUNG T I E U lung des Kunstmuseums tiert und ihre historischen C OURT E SY D I E KÜN ST L E R I N UN D E MA L I N, LO N D O N Bonn. Die Ausstellungsreihe Voraussetzungen unter- F OTO : P L AST IQUE S wirft einen musealen Blick sucht. Für ihre eigens für das auf vom Kunstfonds geför- Kunstmuseum entwickelte derte künstlerische Positio- Rauminstallation setzt Sung nen. Den Auftakt bildeten Tieu sich intensiv mit der Das Phantom der Malerei 2016 Mischa Leinkauf und Matthias Wermke, die per Foto und Video ihre Akti- Sammlung des Museums und ihrer Geschichte ausei- nander. 3 . J U N – 2 9 . AUG 2 02 1 Die Ausstellung wird unterstützt durch die Stiftung Kunst der Sparkasse in Bonn. Die Ausstellungsreihe ist eine Kooperation mit der Stiftung Kunstfonds. 22 23 P R E V I E W 2 02 1
Passierschein in das Land Nordrhein-West falen das Projekt beuys2021 initiiert, das landesweit in Zusammenarbeit mit zahl die Zukunft reichen Institutionen den Künstler, sein Leben sowie sein Werk mit unterschied lichen Themensetzungen und -bezügen vorstellt. Ausgehend von seinen Multiples, von denen das Kunstmuseum Bonn eine fast vollständige Sammlung besitzt, zeigt die Ausstellung drei wesentliche Themenbe- reiche des Künstlers: Beuys als Zeichner, Natur als Meta- pher für gesellschaftliche Prozesse sowie die theore- tischen Überlegungen und Aktionen von Beuys. Die dort verhandelten Ideen bilden den Ausgangspunkt für die Interaktion mit drei zeitgenössischen künstleri- schen Positionen: Katinka Bock, Christian Jankowski und Jon Rafman. Wobei das Aufeinander- treffen der aktuellen künstle- rischen Werke mit jenen von Beuys nicht als eine Fort- schreibung zu verstehen ist, sondern die kritische Betrach- tung, die Weiterführung oder die Umkehrung, die Reibung oder gar der Bruch mit dem Beuys’schen Denken wer- L I N KS den bewusst herausgefordert. K AT I N K A B O C K Bereits der Titel der Aus Gerade hierin liegt auch die F E R MATA , 2 02 0 stellung Passierschein in Relevanz und Aktualität der C OURT E SY D I E KÜN ST L E R I N UN D die Zukunft. Joseph Beuys, von Beuys ab den 1960er Jah- GA L E R I E G R E TA ME E RT, © H UGA R D & VA NOV E RS C H E L D E Katinka Bock, Christian ren provozierten neuen Blick- Jankowski, Jon Rafman, die und Lebensperspektiven, OBEN ab Oktober 2021 im Kunst- wobei der titelgebende „Pas- JOS E P H B E U YS CA P R I -BAT T E R I E , 19 85 museum Bonn zu sehen sein sierschein in die Zukunft“, G LÜH L A MP E MI T ST E C K E R FASSUNG wird, verweist auf die visio- gemäß dem viral in die Joseph Beuys, I N HO LZ K I ST E , Z I T RO N E , K A RT E I M O F F S E T D RUC K KUN ST MUS E UM B O N N näre Kraft von Kunst und ihrer gesellschaftlichen Funk- tion. Im Jahr des 100. Geburts- Gesellschaft vordringenden Multiple-Gedanken für uns neue intellektuelle Nah- Katinka Bock, Christian Jankowski, © VG B I L D-KUN ST, B O N N 2 02 1 F OTO : R E N I H A N S E N tages von Joseph Beuys hat rung bereithält. Jon Rafman Die durch die Ausstellung verursachten CO2-Emissionen werden mit Unterstützung der Freunde des Kunstmuseums Bonn e.V. in Zusammenarbeit mit der Initiative Art to Acres ausgeglichen. Mit freundlicher Unterstützung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft 7 . O K T 2 02 1 – 9 . JA N 2 02 2 des Landes Nordrhein-Westfalen und durch beuys 2021. 100 jahre joseph beuys. 24 25 P R E V I E W 2 02 1
Das Museum in Zeiten Geben wir es ruhig zu: Der Kunstbetrieb, als traum war, wurde durch Corona auf eine dessen tätigen und damit mitverantwortlichen ganz andere Weise Wirklichkeit als gedacht. Teil ich mich jederzeit sehe, hat uns in den Auch wenn wir uns noch mitten in der letzten Jahren nicht nur Spaß gemacht. Die Pandemie befinden, ist aber immerhin doch Geschwindigkeit, mit der vermeintliche neue jetzt schon klar, dass Corona uns (die Museen) Mega-Trends erst hochgejubelt und in der gezwungen hat, das eigene Tun noch einmal nächsten Minute schon wieder vergessen anders zu hinterfragen, als wir das in den von Corona waren, irritiert ebenso sehr wie die die totale letzten Jahrzehnten getan haben. Und ganz Fixierung auf ökonomische Bewertungen und sicher kann man davon ausgehen, dass diese die inflationäre und scheinbar nicht aufzuhal- Krise die Pragmatik der Museen im Umgang tende Zunahme von Kunstmessen und Kunst- mit Blockbustern, glamourösen internationa- Biennalen, bei denen sich bisweilen zudem die len Leihgaben und immer gigantischeren Frage stellt, ob die Biennalen nicht eigentlich Projekten deutlich beeinflussen wird. Man als die effizienteren Kunstmessen funktionie- muss ja nicht gleich das Zeitalter einer neuen ren. Zunehmend erscheint es schwieriger, Bescheidenheit ausrufen, aber etwas mehr Inhalte oder Fragen künstlerischer Qualität Konzentration auf die eigenen Bestände und überhaupt noch ernsthaft zu diskutieren. Der die Bereitschaft zu mehr kollegialer, hori- symbolische Mehrwert, der seit jeher die Kunst zontaler Kooperation tun vermutlich von adelt, wird, so scheint es, heute vor allem als uns allen gut. Marketinginstrument eingesetzt, mit dessen Nach dem ersten Shutdown waren wir Stephan Berg Hilfe man die teilweise irrwitzigen Wertsteige- dann von Mitte Mai bis Ende Oktober wieder rungen und Auktionsrekorde, die vor allem geöffnet und erlebten wiederum eine ganz im Feld der Gegenwartskunst erzielt werden, andere Wirklichkeit. Nach der ersten Eupho- rechtfertigt. Der Kunstbetrieb, noch in den rie, schnell ein funktionierendes Alternativ- 1960er Jahren ein relativ überschaubares programm entwickelt zu haben, herrschte Refugium für Connaisseure und Eingeweihte, nun die Corona-Normalität, und die war und Nach einem knappen Jahr, in dem wir mit und unter hat sich zu einem globalen Kunst-Zirkus ent- ist nicht nur anstrengend, sondern auch unb - wickelt, der sich weitgehend den Maximen efriedigend. Ganz wesentlich liegt das natür- den Folgen von Corona leben, hat sich die Welt in turbokapitalistischer Effizienz und steter lich daran, dass ein noch weitgehend verun Beschleunigung gebeugt hat. Wir – und damit sichertes Publikum nur sehr zögerlich den vielen Bereichen grundlegend verändert hat. Mit meine ich den Markt der Galerien und Messen Weg zurück in das Museum und zu seinen ebenso wie den institutionellen Betrieb der „Live“-Angeboten gefunden hat. Ein Stück Blick auf die aktuellen Zahlen scheint es zudem sehr Museen, Kunsthallen und Kunstvereine – weit mag dafür auch das Sicherheitskonzept sind alle mehr oder weniger zu atemlosen der diversen Krisenstäbe verantwortlich realistisch, davon auszugehen, dass dieses Virus Verkäufer*innen von Themen und künstleri- sein, die ausgerechnet uns als Häuser mit schen Positionen geworden, die kaum, dass einem ohnehin hohen Sicherheitsstandard uns auch mittelfristig weiter beschäftigen wird und wir sie platziert haben, schon wieder durch hohe Auflagen machen. Aber wesentlicher den nächsten „Hype“ ersetzt werden müssen. ist etwas Anderes: Unter den Einwirkungen uns dabei ganz massivgerade in einem Bereich So gesehen ist der Wunsch nach Inne von Corona ist das Museum als sozialer Ort halten, nach Verlangsamung, nach einem des Diskurses und der Begegnung zumindest einschränkt, der für uns unverzichtbar erscheint: zumindest temporären Ausstieg aus diesem temporär zum Erliegen gekommen. Allein Hochgeschwindigkeitskarussell von Bling- im Kunstmuseum Bonn finden normaler- das soziale und kommunikative Miteinander der Bling-Eitelkeiten mit extrem begrenzter Halt- weise Monat für Monat zwischen 150-200 barkeitsdauer zumindest bei mir erheblich Veranstaltungen, Führungen, Workshops, Menschen. Was sich dadurch für die Kultur, die gewachsen. Bisweilen hatte ich mir sogar vor- Künstler*innengespräche statt, von den gestellt, der gesamte Betrieb müsste einfach Eröffnungen und den Previews ganz zu Kunst und die Museen ändert, worin die Heraus mal für ein Jahr ausgesetzt werden, erstens, schweigen. Dieses ganze fundamental wich- um wieder zur inneren Besinnung zu kom- tige Grundrauschen des Museumsbetriebs forderungen, aber auch die Chancen dieser Krise men, und zweitens, um festzustellen, ob und ist aktuell weggebrochen. Dieses momentane was der Öffentlichkeit fehlt, wenn die (Gegen- Defizit zeigt aber andererseits auch ganz liegen, versucht dieser persönliche Erfahrungs- warts-)Kunst plötzlich Pause macht. Wie deutlich, was das Museum heute und auch wir wissen, kam es anders und mein Traum, in der Zukunft als Basis dringender denn je bericht schlaglichtartig zu beleuchten. der natürlich ein Stück weit auch ein Alp- braucht: Den lebendigen, engagierten und 26 27 E S SAY
Die Reifen der Ökonomie – bitte auch kontroversen direkten Austausch mit der Kunst. Über die Zukunft des Museums wird seit Jahrzehnten diskutiert, stets unter der Signatur, es müsse sich fundamental platzen oder platt ändern, wenn es zukünftig noch eine Chance haben wollte. Dabei wird gerne übersehen, dass sich wenige kulturelle Institutionen in den letzten vierzig Jahren so radikal transfor- miert haben wie gerade die (Kunst-)Museen. gehen? Von Orten stiller Andacht und rein introver- tierter Forschung sind sie heute weitgehend zu hocheffizienten Eventmaschinen mutiert, die sich nolens volens als Teil der Tourismus- industrie begreifen (müssen). Die momentane Corona-Situation könnte uns möglicherweise zeigen, dass das Ziel der Museen nicht unbedingt sein muss, ihre Identi- tät permanent neu zu erfinden, sondern ihre jeweilige Identität besser zu kommunizieren von und transparenter zu diskutieren. Zu der Wahrheit des Kunstmuseums Bonn beispiels- Till Briegleb F OTO: DAV ID E RT L weise gehört es, dass die Institution aufgrund ihrer klaren Ausrichtung auf Gegenwarts- kunst und trotz der Einbettung in die Bonner Museumsmeile nicht in größerem Umfang an den Besucher*innenströmen beispielsweise der Bundeskunsthalle oder des Hauses der Geschichte partizipiert. Ebenfalls wichtig: Als Haus mit einer standortbedingt größten- Unser jährlicher Gastbeitrag beschäftigt sich mit teils auf Kunst aus Deutschland nach 1945 aus- gerichteten Sammlung können wir auch zu der wort gibt es darauf noch nicht, schlicht, weil aktuellen musealen oder gesellschaftlichen Fragestel- Debatte zu den Folgen der Globalisierung für dazu noch keine verlässlichen Zahlen vorlie- die Kunst nicht wirklich Substanzielles bei- gen. Zu mutmaßen, dass die nächsten Jahre lungen. Für den diesjährigen Essay haben wir den steuern. Wir stellen aber auch andererseits fest, vor allem für den freien aber auch für den insti- dass unser vorwiegend regionales Publikum tutionellen Kulturbetrieb hart werden dürften, freien Journalisten Till Briegleb eingeladen, sich mit bei uns etwas Anderes sucht: nämlich die spe- fällt aber nicht schwer. Immerhin hat der Rat zifische Identität eines Hauses, dessen Samm- der Stadt Bonn noch deutlich vor Corona eine den Themen Klima und Nachhaltigkeit auseinander- lung und deren damit verknüpften Wechsel- siebzigprozentige Erhöhung unseres Ankaufs- ausstellungen neben gesellschaftlichen und etats beschlossen. Mit den 250.000 Euro, über zusetzen. Themen, die uns alle etwas angehen und die allgemeinen Themen pointiert die Frage ver- die wir dann ab 2021 verfügen, können wir handeln, welchen Herausforderungen sich immer noch keine großen Sprünge machen. auch für Museen eine hohe Priorität haben müssen. das Medium der Malerei heute zu stellen hat. Aber der Schritt weist in die richtige Richtung, Bleibt zum Schluss die Frage, ob die weil er das Museum in seinem Identitätskern – Mit Unterstützung der Freunde des Kunstmuseums Kultur, die Kunst, die Museen die wirtschaft seinen sammlungsbezogenen Inhalten – stärkt lichen Folgen der Pandemie überstehen und eben nicht dort, wo man sich schnelle Bonn e.V. werden wir in diesem Jahr mit der Initia- werden. Eine einigermaßen belastbare Ant- Effekte verspricht. tive Art for Acres kooperieren, um die durch unsere STE PHAN B E RG Hauptausstellungen 2021 verursachten CO2-Emissio- ist seit 2008 Intendant des Kunstmuseums Bonn. nen zu kompensieren und für den Schutz der Regen- Dieser Text ist ursprünglich erschienen in der W E LT vom 11. August 2020 Überarbeitete und gekürzte Fassung. wälder einzusetzen. 28 29 GA S T B E I T R AG
„I can’t breathe“ ist das Menetekel zur Zeit. Es morgen ist ungefähr so verantwortungsvoll und den 21,7 Grad Rekordtemperatur am Polar- beschreibt nicht nur eine rassistische Struk- wie Rauchen in der Schwangerschaft. kreis, den brennenden Wäldern bei Herrn Bol- tur in der US-amerikanischen Gesellschaft, die Es ist schade, dass man das inzwischen sonaro und für Xi Jinpings Betonoffensive in mit staatlicher Gewalt schwarzen Menschen so klar sagen muss. Aber es sind nicht ein- China, für die er in den letzten vier Jahren so den Atem abdrückt. Auch die außer Kontrolle fach irgendwelche bösen Mächte, die pro Jahr viel Zement verbraucht hat wie die USA in den geratenen Waldbrände in Kalifornien (und 37 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in den gas- letzten 100. Böse Mächte? Oder vielleicht doch anderswo) rauben den Menschen die Luft. In förmigen Abfalleimer werfen, aus dem wir unsere Ess- und Konsumgewohnheiten, von den Intensivstationen und Krankenbetten der unsere Lungen füllen. Es ist eine Idee, der mehr höchster Stelle legitimiert mit dem Glauben Covid-Welt sorgt ein mikroskopischer Virus, oder weniger alle anhängen, die seit dem letz- an ewiges Wirtschaftswachstum? dessen gesamte Population weniger als ein ten Weltkrieg von wachsendem Wohlstand Versorgt Bolsonaro seine rücksichtslo- Gramm wiegt, für den gleichen verzweifelten profitiert haben. Es ist die Idee des Wachs- sen Freunde in der Agrarindustrie nicht viel- © VG B IL D -KUN ST B O NN, 2021 , F OTO: T IL L B R IE G L E B Ausruf des Erstickens. Und wenn man von der tums, speziell des exponentiellen Wachstums, leicht deswegen mit den Resultaten eines KO NR AD KL AP HE C K, D E R L AUF D E R WE LT, 19 6 8 Straße in Minneapolis, wo Derek Chauvin den also des Anstiegs der Wirtschaftsleistung um Urwaldinfernos, damit sie auf gigantischen wehrlosen George Floyd mit dem Knie erwürgt einen bestimmen Prozentsatz jedes Jahr, die neuen Flächen immer mehr Futtermittel für hat, über die brennende Ostküste der USA uns in den Untergang führt. Der Lungenvirus Tönnies Schlachthöfe anbauen können? Pla- weiter aufzoomt, die Oberfläche des Planeten und seine Vermehrung könnten uns lehren, niert Xi Jinping nicht vielleicht deswegen sein mit den Millionen Lungenkranken hinter warum man solchen Potenzierungen Einhalt halbes Land zu mit einem Baustoff, der pro sich lässt, dann gelangt man in die Atmo- gebieten muss. Tonne bei der Herstellung eine Tonne CO2 frei- sphäre, wo gerade entschieden wird, ob in 50 Für alle, die lieber nochmal im Compu- setzt, damit wir ständig neue Sneakers, Smart- Jahren überhaupt noch Leben auf der Erde ter nachschlagen, was exponentielles Wachs- phones und Spielzeuge aus China zu unschlag- atmet. „Atemlos durch die Nacht“, das wird tum genau heißt, weil sie in der Schule Mathe baren Preisen kaufen können? Und warum 2070 vermutlich kein fröhlicher Anlass für gehasst haben, erklären das Internetpädago- schmelzen nochmal die Polkappen? Doch Schlager mehr sein. ginnen und -pädagogen gerne mit der Zom- nicht etwa, weil bis zum Covid-Ausbruch auf Denn „Ich kann nicht mehr atmen“ ist die bie-Apokalypse. Wenn ein Zombie pro Stunde deutschen Flughäfen 248 Millionen Passagiere Ankündigung des Todes, des baldigen Todes. zwei Menschen zombifiziert, dann dauert jährlich gezählt wurden, weil hier 66 Millio- Wir können drei Wochen ohne Essen überle- es wie lange, bis ganz Europa aus Zombies nen Fahrzeuge zugelassen sind und unsere ben, drei Tage ohne Trinken, aber kaum besteht? 18,59 Stunden, Reisezeit mal nicht ein- Autoindustrie ihre EU-Umweltrichtlinien 3 Minuten ohne Luft. Und deswegen ist es ein gerechnet. Und wenn der Glaube, dass noch tatsächlich unter Aussparung der SUV-Sparte bisschen schwer zu verstehen, warum die immer Luft nach oben ist, sich als Wirtschafts- erfüllen darf? Menschheit seit einigen Jahrzehnten alles weisheit exponentiell verbreitet, dann wird Da hilft kein Husten, Röcheln und tut, um den einzigen Stoff, der alle Lebewesen Milliarden Tiere, die wir jährlich aufessen, die Luft in einer Welt der beschränkten Res- Schluchzen. Alle Probleme, die wir gerade auf dem Erdapfel verbindet und am Leben und das wahnsinnig viele Futter, das sie sourcen irgendwann sehr dünn. Der Wirt- auf der Welt haben, sind Teilprobleme die- erhält, so hemmungslos zu vergiften, dass brauchen und für das 80 Prozent der Welt schaftstheoretiker Kenneth Boulding hat das ser Idee vom ewigen Wachstum, beziehungs- irgendwann nicht mal mehr Luftanhalten agrarfläche verbraucht wird. schon vor Jahrzehnten auf die treffende For- weise des bösen Erwachens, wenn festgestellt hilft. Und was noch viel schwerer zu verstehen Auch alle Jugendlichen mit vollen Körben mel gebracht: „Jeder, der glaubt, exponentiel- wird, dass das ewige Füllhorn der Werbe- ist: Warum tun wir das, obwohl wir seit min- in der Drogerie können sich mit wenigen Klicks les Wachstum kann andauernd weitergehen versprechen seine Wohltaten doch nicht für destens 50 Jahren, seit der Veröffentlichung in ihrem geliebten Internet darüber infor- in einer endlichen Welt, ist entweder ein Ver- jeden ganz ausschüttet. Weiße Polizisten drü- der Studie Die Grenzen des Wachstums mieren, wie ihr hemmungsloser Konsum von rückter oder ein Ökonom.“ cken schwarzen Menschen ja nicht wegen des Club of Rome, ständig die untrüglichen Palmölprodukten den Menschen in Indonesien Tatsächlich ist die Welt gar nicht zu klein ihrer Pigmente die Kehle zu, sondern weil die Informationen darüber vermehren, wer durch ständig brennende Urwälder die Tränen für die Menschheit, sie ist zu klein für ihre Angst vor Statusverlust in einer konkurriere- schuld daran ist? in die Lungen treibt, die Orang-Utan-Popu- Gewohnheiten. Mit den Agrarflächen, die frei nen Gesellschaft alte Ideen von Stämmen und Niemand, der in der Kantine, beim Döner- lation und auch viele andere Tierarten dra- würden, wenn wir keine methanrülpsenden Klans wiederbelebt: reich gegen arm, weiß laden oder beim Pizzabelag Fleisch bestellt, matisch dezimiert, und nach dem Verbrauch Paarhufer mehr essen würden, ließen sich drei gegen schwarz, rechts gegen links. Das Wohl- kann heute mehr behaupten er wisse nicht, beiträgt zum Plastikstrudel im Pazifik, der weitere Planeten ernähren. Aber der Glaube, standsversprechen der Wachstums-Idee, die dass er mit dem Verzehr erhitzter toter Tier- inzwischen zehnmal so groß ist wie das Land, dass Waren keine Vorgeschichte haben, wird sich ständig damit bewirbt, dass es allen besser muskeln am Regenwald zündelt, Seuchen in dem sie einkaufen gehen. Und wer durch das ja auch von jeder und jedem hyperventiliert, geht, solange die Reichen immer reicher wer- befördert, Meere und Grundwasser ver- Plastik- und Quallenmeer auch noch mit dem die/der uns was verkaufen möchte. Und den, gerät halt immer mehr in Kollision mit seucht, die Artenvielfalt zerstört, Antibiotika Kreuzfahrtschiff fährt, ein Häuschen im Speck- deswegen verhalten wir Wachstumsgläubigen persönlichen Lebenserfahrungen beim Penny- unschädlich macht und Methan wie Lachgas gürtel der Städte baut oder keine Flugscham uns eben kollektiv wie Verrückte und lassen markt, mit Mindestlöhnen und Staffelmieten, in die Luft freilässt, Gase die um ein vielfaches kennt, sollte sich wenigstens verbieten, Sorge immer schneller die Luft raus aus dem Gum- oder unter dem Beatmungsgerät. klimaschädlicher sind als CO2, Lachgas 310 für das Klima und die Artenvielfalt zu äußern. miboot, auf dem wir durchs Weltall schippern. Und haben Sie persönlich schon mal mal schädlicher. Ja Pardon, dafür ist nicht Denn schlechtes Gewissen heilt keine Wunden. Also halten wir einmal kurz den Atem an das Mikroplastik in ihrem Körper gemessen, das Fleisch verantwortlich, sondern die 100 Und Ignoranz gegenüber den Schäden von und besinnen uns, wer schuld ist am Ozonloch beim Tierarzt von Parasiten im Bauch ihres Till Briegleb 31 GA S T B E I T R AG
Kuscheltiers gehört, die vor fünf Jahren noch tum bedeutet, aber deswegen leider überhaupt Lieblingswerk keinen deutschen Winter überlebt hätten, kein Gehör finden bei Entscheidern mit Mathe- oder sich im Urlaub gefragt, warum das ganze Meer nur noch voll Quallen ist? Richtig, wenn Sechs, die mehr auf den Wachstumsglauben vereidigt sind als aufs Grundgesetz. „Polkes Werk ist für mich zu einer Konstante geworden, man so immer weiter fragt, bekommt man Schnappatmung oder fängt wieder an, Nikotin In dem steht nämlich: „Eigentum verpflich- tet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der auf die ich mich verlassen kann.“ und Kondensat in die Lunge zu saugen. Aber Allgemeinheit dienen.“ Und was gibt es mehr an genau deswegen hört David Attenborough in Allgemeinheit als die Luft, die uns alle verbindet, der Mitte seiner konkreten Apokalypsen bei erhält und schützt, und die wir gerade behan- Netflix immer mit den schlechten Nachrich- deln, als sei die Atmosphäre eine Sitzheizung ten auf, holt einmal tief Luft, um dann zu sagen, im nagelneuen SUV, mit dem wir auf immer Ausgerechnet dieses Werk und Mücken im Licht der dass sich Ökosysteme schnell regenerieren neuen Autobahnen mit einem Verbrauch von des vor zehn Jahren ver- Straßenlaternen verirren. können, wenn man die Ursachen ihrer Zer- 17 Litern dahindüsen, als gäbe es kein Morgen, storbenen Polkes, einem Schnell entpuppt es sich störung abstellt. Doch dafür, und das sagt der und uns von Starkwetterphänomenen, Bienen- Künstler, der Zeit seines jedoch als ein für Polke rührendste Held der Weltrettung nicht dazu, sterben und Schelfeis-Tsunamis im Autoradio Lebens für Überraschun- so übliches Spiel mit Gegen- braucht es eine neue Idee. Eine neue Idee des bei der Pause doch nicht die schöne Currywurst gen sorgte, den Kunstbe- sätzen: Zahlreiche Schmet- Wirtschaftens. unterm Heizpilz vergällen lassen. trieb regelrecht verhöhnte terlinge, Sinnbilder der Bruchstücke dieser Idee liegen überall Seien wir doch mal echt verrückt und und dem man nie so recht Unsterblichkeit, sowie in den Buchhandlungen herum und müss- tun das Vernünftige: Weniger! Weniger prot- trauen konnte – einem die lebendige Farbgebung ten nur einmal zusammengeführt und in die zen und blenden, weniger glauben, was Men- Kunstkritiker, der für ein stehen den unter Arkaden Praxis umgesetzt werden. „Wohlstand ohne schen sagen, die ihre Interessen verschleiern, Interview aus Großbritan- gedrängten Ensor-ähnli- Wachstum“ heißt es bei dem Wirtschafts- weniger Kaufanreizen folgen, weniger Fleisch nien nach Köln reiste, gab chen Skeletten gegenüber. wissenschaftler Tim Jackson, „auskömm- essen, weniger bauen und wegwerfen, weni- er etwa wissentlich die Hat man die Totenköpfe liches Wirtschaften“ in dem Vorschlag der ger fliegen, bis es klimaneutrale Antriebe gibt, falsche Adresse und blieb einmal bemerkt, wer- „Gemeinwohl-Ökonomie“ von Christian Felber, und weniger „Scheiß drauf!“ denken, weil doch unauffindbar – ist für den auch die Fliegen in „Doughnut Economics“ bei Kate Raworth oder eh alles schon zu spät ist. Das macht garan- mich zu einer Konstante ein gänzlich anderes Licht „Gaia“ in der Künstlerwelt und Philosophie, tiert Platz für mehr. Auch Platz für mehr sau- geworden, auf die ich gerückt und statt mit wo es die uralte und fast vergessene Weisheit bere Luft, mehr nachwachsenden Wald und mich verlassen kann: Urlaubsnächten eher mit meint, dass Kooperation eine bessere Welt mehr Vogelgezwitscher. Und weil wir dabei Selten im Depot, hängt das dem Teufel, Tod und Verder- schafft als Konkurrenz. Allgemein aber wird als Menschheit auch noch den blöden Kon- Werk nahezu immer in ben assoziiert. Gerade die- diese Idee „Nachhaltiges Wirtschaften“ oder kurrenz- und Machtzwang verlieren, bleiben den Ausstellungsräumen ses Zusammenbringen „Postwachstumsökonomie“ genannt bei den durch weniger Hass auch mehr Menschen zur Sammlung, sodass von scheinbar Unverein vielen holistisch denkenden Autoren, die zwar am Leben. Endlich wieder frei atmen für alle. ich ihm schon seit Jahren barem führt dazu, dass rechnen können, was exponentielles Wachs- Das wäre es doch. auf meinem Gang durchs sich Polkes Arbeiten zwar Museum begegne. Auf stets einer unmittelbaren den ersten Blick lässt es Erschließbarkeit entzie- mich stets an laue Spät- hen, man gerade deshalb sommerabende im Süden jedoch nicht müde wird sie denken, an dunkle Stun- bei jedem Museumsbesuch den, in denen sich Fliegen erneut aufzusuchen. L I SA KU N D E Studentin, Universität Bonn SIGMAR POLKE, OHNE TITEL (AUF MAX ERNST BEZOGEN), 1981 TILL BRIEGLEB ACRYL, LACK UND GRAFIT AUF NESSEL, KUNSTMUSEUM BONN F OTO : B JÖ R N LU X ist Autor bei der Süddeutschen Zeitung und dem Kunstmagazin art. Neben den Themen © VG BILD-KUNST, B ONN 2021, FOTO: RENI HANSEN Kunst, Architektur und Theater hat er sich in den letzten Jahren verstärkt mit dem Zusammenhang von Kultur, Umwelt und Wachstum beschäftigt. Für die Septemberausgabe von art entwickelte er einen Schwerpunkt mit großer Umfrage zum Thema „Wie grün ist der Kunstbetrieb?“. Er ist Autor diverser Bücher über Kunst und Architektur sowie des Essaybandes Die diskrete Scham, Sie möchten uns Ihr Lieblingswerk vorstellen? außerdem arbeitet er als freier Operndramaturg. Er lebt in Hamburg. Dann senden Sie uns Ihren Text per E-Mail an kunstmuseum@bonn.de. Wir freuen uns! 32 33 L I E B L I N G SW E R K
Neue Projekte: sichtbarer zu machen und ihre Erforschung zu stärken. RUD O L F B O NV IE, 14 P E RS O NE N - 25 NAR Z I S S E N, 19 76. S E R IE VO N 14 S C HWARZ -W E I SS-F OTO G RAF IE N Ein wissenschaftliches Volontariat Begleitprogramm ermög- licht den Volontär*innen dabei den Austausch unter- in der Forschung einander sowie die aktive Teilnahme an aktuellen Museums- und Forschungs- diskursen. Hier am Kunstmuseum Bonn beschäftigt sich KUN ST M US E UM B O NN, © VG B IL D -KUN ST, B O NN 202 1 Jan Philipp Nühlen seit September 2020 mit den Fotografien der Sammlung. Ziel seines zweijährigen Forschungsvolontariats ist es, die fotografische Sammlung zu dokumentie- ren und somit zugänglich A N D R EAS GURS KY, B IB L IOT HE K, 19 9 9 , C -P R INT / D IAS E C für Forschung und Wissen- KUN ST MUS E UM B O NN, © VG B IL D -KUN ST, B O NN 2021 schaft zu machen. Nach zwei Jahren Forschung ist eine Ausstellung der Werke Zu den zentralen Aufgaben Kultur und Wissenschaft im Museum geplant. Eine eines Museums zählt neben des Landes Nordrhein- Online-Veröffentlichung dem Sammeln, Ausstellen Westfalen ins Leben ge- und ein Sammlungskatalog und Vermitteln auch das rufenen Förderprogramm sollen ebenfalls entstehen. wissenschaftliche Arbeiten. „Forschungsvolontariat Damit ergänzt das For- Gemeinsam mit 24 anderen Kunstmuseum NRW“ un- schungsvolontariat das Kunstmuseen in NRW terstützt die Kunstmuseen bereits etablierte Volonta- bietet das Kunstmuseum des Landes in ihren samm- riat am Kunstmuseum ÜBER DIE F O T O G R A F I S C H E S A M M LU N G Bonn nun erstmals seit lungsbezogenen Aufgaben Bonn um ein forschungs- September 2020 ein Aus- und fördert dabei die Aus- bezogenes Profil und die Mit über 400 Werken und einer Sammlungsge- 1970er Jahre wie Katharina Sieverding, Jürgen bildungsprogramm an, bildung junger Nachwuchs- gezielte Vernetzung mit schichte seit den 1970er Jahren bietet die Klauke, Anna & Bernhard Johannes Blume, Imi fotografische Sammlung des Kunstmuseums Knoebel, Monika Baumgartl und Rudolf Bonvie. das der Erschließung und wissenschaftler*innen. Ziel der dichten Museums einen einzigartigen Einblick besonders in die deutsche Kunstfotografie von den 1960er Aber auch Werke von Bernd und Hilla Becher und ihren Schüler*innen aus der sogenannten Erforschung der eigenen ist es, eine Möglichkeit zu landschaft in Nordrhein- Jahren bis heute. Zu den knapp 100 Künst- ler*innen der Sammlung zählen Schlüsselfigu- Düsseldorfer Fotoschule sind in der Sammlung vertreten. Zu ihnen zählen beispielsweise Sammlungen gewidmet ist. schaffen, die verschiedenen Westf alen. Eine tolle ren der rheinischen Kunstszene der 1960er und Candida Höfer, Andreas Gursky und Jörg Sasse. Das vom Ministerium für Kunstsammlungen in NRW Bereicherung! 34 35 N E U E P ROJ E K T E
Wenn schon, denn schon. Sie sehen hier im Museum eine besondere Sammlung: gespräche am Sonntag) und Museumsbesuch bereichern lungsbegleitende Flyer, Experimentierfreudige (Offe- oder eben auch für manche Wandbeschriftungen und Es sind Kunstwerke, die in den Jahren nach 1945 nes Atelier am Sonntag) ent- Museumsgäste erst ermögli- eben auch Saalzettel sowie bis heute in Deutschland entstanden sind. stammen diesem Selbst- chen. Das sind im Kunstmu- der Audioguide. verständnis nach möglichst seum Bonn die Publikationen Das Kunstmuseum Dazu gehört die Malerei. zielgruppen- und bedürfnis- auf den Bänken, die guck-mal- Bonn ist als öffentliche orientierten und damit auch Karte für Kinder mit ihren Einrichtung, als Ort der inklusiven Angeboten. Eltern, das sind der Museums- Erbau-ung und der Bildung, Sie war für die Sammlung unseres Museums lange Zeit Neben den personellen koffer, die Wunder-Kunst- als Sozialraum und Spiel- besonders wichtig. Deshalb können Sie verschiedene Vermittlungsformen spielen Tüte, die KUNST-STATIONEN stätte für die Begegnung im Museum auch Materialien zu den Themen „Sehen“ und mit Kunst der Umsetzung Arten von Malerei der letzten 70 Jahre in der und Angebote eine wichtige „Farbe“ (in Zeiten von Corona der UN-Behindertenrechts- Ausstellung sehen. Rolle, die den selbständigen leider weggeräumt), ausstel- konvention verpflichtet. Die Kunstwerke einiger Künstlerinnen und Künstler werden als Werkgruppen in eigenen Räumen gezeigt. Werkgruppen sind Kunstwerke, die zusammengehören, weil sie zum Beispiel in der gleichen Zeit entstanden sind. Oder das gleiche Thema haben. So können Sie den Stil und die Entwicklung einer Künstlerin oder eines Künstlers gut erkennen. Mit diesen Worten leitet verwendet. Gleichzeitig kann nen zu initiieren, entsprechen die Audioführung der Muse- sie hilfreich sein für Men- nicht nur den Aufgaben von ums-App des Kunstmuse- schen mit geringen Schreib- Bildungsarbeit, sondern all- ums Bonn den Bereich „Kunst und Wortschatzkenntnissen gemein dem Anspruch, Kunst nach 1945“ in Leichter Sprache oder mit krankheitsbeding- im Museum zu zeigen und zu ein. Auch die Saalzettel der ter Konzentrations- und Auf- vermitteln. Unsere breit gefä- Sammlungspräsentation Nur nahmeschwäche. Sie dient cherten Angebote zum Bei- nichts anbrennen lassen enthal- somit der Teilhabe von lern- spiel für Ein- und Zweijährige ten Informationen in Leichte oder bildungsschwachen, von (Mal-Atelier), für Drei- und Sprache übersetzt. Manche erkrankten oder die deutsche Vierjährige in Kitas (Kunst entdecken dies mit Freude, Sprache erst erlernenden Per- und Spiele), für psychisch F OTO : B R I T T S C H I L L I NG andere mit Irritationen. Was sonen. Teilhabe zu ermög- erkrankte Menschen (Kunst- ist eigentlich Leichte Sprache? lichen ist fester Bestand- SpurenSuche) oder für Men- Leichte Sprache wird als teil des Selbstverständnisses schen mit Demenz (Farben geschriebene und gespro- eines Museums. Menschen im Kopf), aber ebenso für Stu- chene Sprache von und mit mit Kunst in Kontakt zu brin- dierende (Art Abend), für Menschen mit Lernschwäche gen, Gespräche und Reflexio- Sonntagsausflügler (Kunst- 36 37 N E U E F O R M AT E
Die Vereinten Nationen haben die Vereinbarung über Rechte von Menschen mit Behinderung geschrieben. In schwerer Sprache heißt die Vereinbarung: Behinderten-Rechts-Konvention. Die Vereinbarung schützt die Rechte von allen Menschen mit Behinderungen. Die Länder müssen dafür sorgen, dass die Menschen mit Behinderungen ihre Rechte bekommen. Viele Länder haben versprochen, sich an diese Regeln zu halten. Auch Deutschland muss sich seit 2009 an die Regeln halten. Deshalb hat die Bundes-Regierung den Nationalen Aktions-Plan erstellt. AU S : L E I C H T E S P R AC H E . Hrsg. vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. F OTO : B R ITT S C HIL L ING Berlin 2014 Leichte Sprache Leichte Sprache unter- guides sowie der aktuellen Von der Fachsprache liegt definierten Regeln. Saalzettel. im Kunstkontext unterschei- Im Unterschied zu ein- „Die Kernfunktion der det sich Leichte Sprache facher Sprache gehen die Leichten Sprache ist es, ge- ebenso wie von Formulie- Kriterien für Leichte Spra- schriebene Information so rungen in einem Arbeitsbo- im Kunstmuseum che über solche wie kurze aufzubereiten, dass sie auch gen für eine Schulklasse. Sätze und Vermeidung von von Leser*innen mit gerin- Wir sind es gewohnt, Men- Fremdwörtern weit hinaus. ger Leseerfahrung und/oder schen unterschiedlich anzu- Die Regeln betreffen Typo- Beeinträchtigungen, die das sprechen, beziehungsweise grafie, Wortbildung, Satz- Lesen erschweren, selbstän- sie zu Wort kommen zu las- gefüge sowie die Semantik. dig rezipiert werden kann. sen. Die Vielfalt spiegelt sich Daher werden Texte nicht Konstitutiv für Texte in bei den ausstellenden Künst- in Leichte Sprache abge- Leichter Sprache sind des- ler*innen, im Team der Kunst- wandelt, sondern übersetzt halb die Verständlichkeit vermittlung (wir arbeiten und anschließend von und die Perzipierbarkeit, auch „IM TANDEM“), vor einer Prüfgruppe, die der wobei letztere die Vorausset- allem aber im Publikum Zielgruppe entspricht, auf zung für erstere ist. Alle wider. Diese Vielfalt schät- Verständlichkeit kontrol- anderen Sprach- und Text- zen wir. Leichte Sprache ist liert. Das war auch das Vor- parameter treten hinter eines von zahlreichen Mög- gehen der professionellen diese beiden Funktionen lichkeiten, das Kunstmu- Übersetzer*innen bei der zurück.“ (Leichte Sprache. seum attraktiver und Herstellung des Audio- Dudenverlag. Berlin, 2016) zugänglicher zu machen. 38 39 N E U E F O R M AT E
Wir für unser Museum! KUNST In enger Abstimmung mit dem Intendanten des Museums kaufen wir zeitgenössische Kunstwerke sowie Werke des Rheinischen Expressionismus, um die großartige Sammlung des Museums sinnvoll zu erweitern. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Unterstützung der Museumspädagogik mit dem FREUND*IN Ziel, auch schon die ganz jungen Menschen für unser Museum zu begeistern. Als Freund*innen des Kunstmuseums Bonn erhalten Sie die Moglichkeit, hinter die Kulissen des Kunstbetriebes zu blicken. BONN Kunstfreund*in werden lohnt sich! ArtCard: (u.a.) freier Eintritt ins Kunstmuseum Bonn und die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Einladung zu exklusiven Festakten und Ausstellungspreviews in Anwesenheit der ausstellenden Künstler*innen Teilnahme am KUNST!SONNTAG: Besuch von Künstler*innen, Sammler*innen, Galerist*innen Vorkaufsrecht auf ausgewählte Künstler*inneneditionen www.freunde-kunstmuseum-bonn.de Teilnahme an Kunstreisen und Exkursionen unter der Leitung des Intendanten des Kunstmuseums Bonn Spendenbescheinigung Fragen, Wünsche, Anregungen? Sprechen Sie uns an! VORSTAND DES VEREINS: CAROLIN SCHARPFF-STRIEBICH (VORSITZENDE) T +49 (0) 228 36 76 11 78 KAROLINE SCHEIDEMANN M.A. PROF. DR. STEPHAN BERG,DR. HEDIE VON ESSEN, F +49 (0) 228 77 62 20 HELMUT-KOHL-ALLEE 2 DR. ALEXANDER LAUTZ, WOLFGANG MIESSEN, WWW.FREUNDE-KUNSTMUSEUM-BONN.DE 53113 BONN CHRISTOPH SCHEUR INFO@FREUNDE-KUNSTMUSEUM-BONN.DE DEUTSCHLAND
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