Viel Bewegung in den Kitas - Ergebnisse aus einem Projekt zur Organisationsentwicklung - Robert Bosch Stiftung
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ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Inhalt 2 Inhalt 03 Vorwort 04 I Einleitung 12 II Erkenntnisse und Empfehlungen 13 Organi… was? Vom Umgang mit Begriffen rund um Organisationsentwicklung 17 Organisationsentwicklung sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 25 Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement 32 Das ist gut! Gelingensbedingungen identifizieren 41 Wie machen das eigentlich die anderen? Impulse von außen durch Hospitationen 52 Sehr souverän! Kollegiale Beratung und Coaching 67 Wer spricht wann mit wem worüber? Kommunikation, Dialoge und Netzwerke 78 III Die Kitas von heute und morgen – Perspektiven und Visionen 84 Die Autorinnen 86 Literaturverzeichnis 88 Impressum
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Vorwort 3 Vorwort Das deutsche Kita-System befindet sich im Um- und Aufbruch. Kitas und Träger werden heute mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Sie stehen unter Druck und müssen sich weiterent- wickeln, um zukunftsfähig zu bleiben. Das ist auch der Grund, warum systematische Personal- und Organisationsentwicklung und das Selbstverständnis von „Kita als lernende Organisation“ an Bedeutung gewinnen. Organisationsentwicklung in der Kita – oder auch Kita-Entwicklung – wird dabei noch nicht so systematisch betrieben, wie wir es beispiels- weise aus dem Schulbereich kennen. Es mangelt an gesichertem Wissen und Konzepten für den Kita-Bereich. Und doch: In der Praxis gibt es viele gute Beispiele! Davon können Kitas lernen. Austausch und Vernetzung sind dabei ganz zentral für eine erfolgreiche Weiterentwicklung. Sie befördern außerdem den fachlichen und fachpolitischen Diskurs rund um das Thema Kita-Entwicklung. Die Robert Bosch Stiftung will mit Ihren Projekten und Aktivitäten im Bildungsbereich Kitas und Schulen auf ihrem Entwicklungs- weg hin zu lernenden Organisationen unterstützen, damit diese ihren Bildungsauftrag zum Wohle aller Kinder und Jugendlichen bestmöglich erfüllen können. Dahinter steht das Ziel, eine quali- tativ gute Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zu fördern und dadurch einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit und gesell- schaftlicher Teilhabe zu leisten. So war auch unser Anliegen im gemeinsamen Projekt mit den Universitäten Heidelberg und Hildesheim zum Thema „Organisati- onsentwicklung in Kitas“, Einrichtungen dabei zu unterstützen, Entwicklungsprozesse selbst in die Hand zu nehmen und an ihrer Qualität zu arbeiten. Robert Bosch Stiftung
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Einleitung 5 Hohe Dynamik in der Frühkindlichen Bildung Die Entwicklungen im Feld der frühkindlichen Bildung sind von einer hohen gesellschaftspolitischen Dynamik geprägt. Dadurch steigen die Anforderungen an Einrichtungen, Träger und pädagogische Fachkräfte. Sie alle müssen sich auf veränderte Rahmenbedingungen einlassen; sie alle sind mit neuen pädagogischen Anforderungen konfrontiert. So müssen sie beispielsweise damit umgehen, dass • nach wie vor der Rechtsanspruch auf Betreuung von Kindern unter drei Jahren umzusetzen ist, • zugleich ein bundesweiter Personalnotstand herrscht, • Kinder heute früher und länger betreut werden, • Eltern deutliche Ansprüche formulieren und • in der Kita Familien aus vielen unterschiedlichen Lebenswelten zusammenkommen. Kompakt Die Anforderungen von Gesellschaft und Familien an Frühkindliche Bildung steigen, der gesellschaftliche Druck auf Kitas wächst. Gute Beispiele zeigen, wie Kitas als lernende Organisation den Herausforderungen begegnen.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Einleitung 6 Leitungshandeln: gestiegene Anforderungen Kitas sind heute je nach Größe vergleichbar mit kleinen oder mittelständischen Unternehmen. Berufsbild und Arbeitsfeld der Kita-Leitungen haben sich damit stark verändert und die Anforderungen an Leitungshandeln sind gestiegen. Aufgaben von Kita-Leitungen sind heute sehr vielfältig und umfangreich. Neben der pädagogischen Leitung verantworten Leitungskräfte in Kitas • Personalführung und -entwicklung, • Öffentlichkeitsarbeit, • Kooperation im Sozialraum und • Betriebsführung und Verwaltung. Dies erfordert Führungskompetenzen und bedarf einer entsprechenden Organisation sowie eines Managements. Kompakt Kitas sind vergleichbar mit kleinen oder mittelständischen Unternehmen. Ihre Leitungen brauchen Führungs- kompetenz und Management-Tools.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Einleitung 7 Kitas unter Veränderungsdruck Will man sich weiterentwickeln, muss man die Organisation und die in ihr tätigen Menschen in den Blick nehmen. Das bedeutet, Strukturen und Arbeitsabläufe zu hinterfragen und aktuellen Anforderungen anzupassen – auf Ebene der Einrichtungen, aber auch auf Ebene der Träger. Es bedeutet aber auch, die Mitarbeitenden zu fördern und zu entwickeln. Pädagogische Fachkräfte zu binden und neue zu gewinnen – das ist für Träger schon heute eine große Herausforderung. Angesichts des prognostizierten und bereits spürbaren Fachkräftemangels wird sie es auch bleiben. Der Förderung der Mitarbeitenden und der Personalentwicklung, also einer guten Personalarbeit, kommt somit eine besondere und wichtige Bedeutung zu. Die Konsequenz daraus heißt: Kitas müssen sich daran gewöhnen, sich als lernende Organisation zu verstehen, die eine systematische Organisations- und Personalentwick- lung betreiben und eine aktiv gestaltende Rolle einnehmen. Kompakt Der Fachkräftemangel ist spürbar. Das Gebot der Stunde lautet deshalb: Mitarbeitende fördern, halten und attraktiv werden für neue Kolleginnen und Kollegen.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Einleitung 8 Frage: Wie kann Veränderung und Weiterentwicklung gelingen? In der Kita-Szene und der wissenschaftlichen Antwort: Begleitung werden Antworten zum Beispiel auf die drei folgenden Fragen gesucht: Erfahrungen 1. Wie gehen Kitas und Träger mit all diesen und Ideen Herausforderungen und mit sich permanent wandelnden Anforderungen um? aus der Praxis 2. Wie verändert sich Kita als Organisation; und welche Erfahrungen mit Organisations- helfen entwicklung gibt es bereits? 3. Wie werden Entwicklungsprozesse in den In der Praxis gibt es immer mehr Kitas, Einrichtungen selbst und auf Trägerebene die kontinuierlich und erfolgreich an gesteuert? ihrer Weiterentwicklung arbeiten. Wissen und Erfahrungen sind also vorhanden, Bislang liegen darüber kaum systematische wenn auch kaum systematisiert. Erkenntnisse vor, auch die theoretische Fundie- rung fehlt. Im Unterschied zu Schule, Hochschule Die Robert Bosch Stiftung hat gemeinsam und Weiterbildung gibt es wenig Konzepte, mit Wissenschaftlerinnen der Universi- die den Einrichtungen bei einer systematischen täten Heidelberg und Hildesheim vorbild- Weiterentwicklung helfen. liche Beispiele aus der Praxis untersucht und in einem Handbuch aufbereitet. Dabei konnte auf eine umfassende Bestandsaufnahme zur Organisations- entwicklung im Elementarbereich zurückgegriffen werden. Sehr konkret und nah am Alltag wurde aufgezeigt, Handbuch wie Kitas Organisationsentwicklungs- prozesse anstoßen und vorantreiben. Ideen und Lösungsansätze aus der Praxis sind im Handbuch „Organisationsentwicklung in Kitas – Beispiele gelungener Praxis“ gebündelt. Sie bieten Fachkräften Handbuch kostenlos herunterladen: und Leitungsteams Impulse Organisationsentwicklung in Kitas – zur eigenen Weiterentwicklung. Beispiele gelungener Praxis
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Einleitung 9 Wissenschaft und Praxis ziehen an einem Strang Nach Veröffentlichung des Handbuchs ging es im weiteren Die vorliegende Publikation Projektverlauf um einen Transfer der Erkenntnisse in die fasst nun die zentralen Er- Praxis. Dies gelang zum Beispiel kenntnisse, die wir aus allen Projektphasen gewonnen • auf Fachveranstaltungen, haben, zusammen – von der • d urch Workshops für Kita-Leitungen, Fachberatungen Bestandsaufnahme über und Träger, die Fallerhebungen bis zur • durch Kooperation mit Kommunen, Verbreitung. Hier gibt es • mit einem Hospitationsprogramm, Tipps und Empfehlungen • mit Coaching-Angeboten für Kitas und Träger, für eigene Entwicklungs- • durch Beiträge in Fachzeitschriften und kontexte. Wir möchten alle • begleitende Öffentlichkeitsarbeit. Akteurinnen und Akteure ermutigen, sich auf den Dabei sollte zum einen auf das Thema aufmerksam gemacht eigenen Weg zu machen und werden. Zum anderen sollten die guten Ideen, Erfahrungen daran zu arbeiten, zukunfts- und Ansätze sicht- und nutzbar gemacht werden. fähige Kitas und ein zukunftsfähiges Kita-System Den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern – zu gestalten. dieses Anliegen stand außerdem ganz oben auf der Agenda des Projekts. Kita-Entwicklung braucht diese Vernetzung, Viel Erfolg wünscht das da sind sich alle einig. Team der Autorinnen! Kompakt Kita-Entwicklung gelingt in guten Netzwerken vor Ort. Stiftung, Wissenschaft und Praxis laden ein, sich davon inspirieren zulassen.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Einleitung 10 Das Projekt im Überblick: 1. Projektphase: Bestandsaufnahme Expertenworkshop Working Paper „Organisationsentwicklung im Elementarbereich“ 2. Projektphase: Fallstudien Erhebungen von Praxisbeispielen in Kitas Expertenworkshop Handbuch „Organisationsentwicklung in Kitas – Beispiele gelungener Praxis“ 3. Projektphase: Verbreitung in die Praxis Vorträge, Veranstaltungen, Workshops, Publikationen in Fachzeitschriften, Kooperation mit Kommunen, Hospitationsprogramm und Coaching
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Einleitung 11 Bausteine und Maßnahmen: Fallstudien Expertenworkshops Bestandsaufnahme von Praxisbeispielen und In zwei Workshops mit Expertinnen und Experten gelungenen Entwicklungsprozessen in zwölf Kitas aus Wissenschaft, Politik und Praxis wurden die unterschiedlicher Trägerschaft in sieben Bundes- Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Projekt ländern durch Interviews, Dokumentensichtung diskutiert. und Hospitationen. Publikationen und Artikel Vorträge, Workshops und Veranstaltungen • W orking Paper „Organisationsentwicklung • Vorträge und Workshops auf Fachveranstal- im Elementarbereich“: Eine Bestandsaufnahme tungen zu Themen wie beispielsweise Leitung zu Herausforderungen im Elementarbereich und Organisationsentwicklung in Kindertages- und der Entwicklung von Organisationen im einrichtungen, Partizipation, Personalbindung Bildungsbereich und -entwicklung, u. a. bei der didacta, beim • H andbuch „Organisationsentwicklung in Kitas“: Kita-Leitungskongress, nifbe-Fachtagung, Gelungene Organisationsentwicklungsprozesse Dialogveranstaltung und Bundesfachtagung in vier aktuellen Arbeitsfeldern (Partizipation, des Pestalozzi-Fröbel-Verbands Leitung, Personal und Wachstum) werden sicht- • Projekt- und Buchpräsentationen bei Netzwerk- und nutzbar gemacht treffen und Fachtagungen • V eröffentlichung von zahlreichen Beiträgen und • Gestaltung und Durchführung von eigenen Artikeln zu Themen v.a. rund um Leitung und Veranstaltungen: Führung in Fachzeitschriften und Fachpubli- Abschlussveranstaltung „Kita-Entwicklung kationen, u. a. Frühe Kindheit, TPS Theorie und braucht Vernetzung“ in Berlin mit rund 100 Teil- Praxis Sozialpädagogik, kindergarten heute, nehmenden aus Kitas, Trägerorganisationen, nifbe-Fachbuch Politik, Wissenschaft, Aus- und Weiterbildung Fachtag „Organisationsentwicklung in Kitas – Lösungsansätze und Impulse“ in Stuttgart mit rund 80 Teilnehmenden aus Kitas und Träger- organisationen Kooperationen mit Kommunen Hospitationsprogramm und Coaching • Z usammenarbeit mit der Stadt Stuttgart und ospitationsprogramm für sechs Tandems • H dem Landkreis Hildesheim zur Verbreitung (Kita-Leitung und Trägervertretung) aus und Diskussion der Erkenntnisse aus dem dem Raum Stuttgart sowie dem Landkreis Projekt zum Thema „Kita-Entwicklung“ in Hildesheim, bestehend aus Auftakt- und Verwaltung, Trägerorganisationen, in der Abschlussworkshop sowie einer einwöchigen Aus- und Weiterbildung sowie bei Kita- Hospitation an einer der im Handbuch vor- Leitungen und Fachberatungen gestellten Kitas • Unterstützungsangebote in Entwicklungs- • Coachingangebot mit zwei Coaching-Terminen prozessen für Kitas für jedes Tandem im Anschluss an das • Durchführung von Studien und Forschungs- Hospitationsprogramm arbeiten
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Erkenntnisse und Empfehlungen 12 Erkenntnisse und Empfehlungen
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Vom Umgang mit Begriffen rund um Organisationsentwicklung 13 Organi… was? Vom Umgang mit Begriffen rund um Organisations- entwicklung Monika Buhl
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Vom Umgang mit Begriffen rund um Organisationsentwicklung 14 Zentrales Ziel der aufeinander aufbauenden Publikation kostenlos herunterladen: Projektzyklen war es, den Begriff der Organisati- Buhl, Monika / Freytag, Tanya / Iller, Carola (2016): onsentwicklung für den Elementarbereich zu Working Paper – Organisations- schärfen und bestehende Ansätze aus der Praxis entwicklung im Elementarbereich. so aufzubereiten, dass diese für andere Einrich- tungen oder auch andere Entwicklungsbereiche nutzbar gemacht werden können. Zentral war für uns auch die Erkenntnis, dass der Organisationsbegriff im Elementarbereich In einer ersten Phase diskutierten wir mit Exper- nicht so eindeutig ist. Verschiedene Ebenen tinnen und Experten aus der Wissenschaft, greifen ineinander (Fachkraft, Gruppe, Kita, der Politik und der Praxis eine von uns erstellte Träger, Kommune, Struktur- und politischer Rah- Bestandsaufnahme zur Organisationsentwicklung men bis hin zur EU-Ebene), und die Grenze der im Elementarbereich. Die Bestandsaufnahme Organisationbeteiligten sind nicht so einfach zu und die Ergebnisse des Workshops wurden in ziehen (Kinder, pädagogisches Personal, Träger- einem Working Paper publiziert. vertretungen, Familien, Sozialraum, Politik). EU Bund Land Sozialraum Politik Träger Kommune Eltern Leitung Kita Fachkräfte Kinder Legende: Wechselwirkung Einfluss Abbildung 1: Ebenen einer Organisation im Elementarbereich (eigene Darstellung)
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Vom Umgang mit Begriffen rund um Organisationsentwicklung 15 In der zweiten Phase erfolgte die Erarbeitung Um unser Thema Organisationsentwicklung eines Handbuches auf der Grundlage von eindeutiger zu konturieren, hilft ein Blick auf das Fallstudien in Kitas unterschiedlicher Bundes- Management-Modell von Strehmel und Ulber länder und unterschiedlicher Trägerschaften. (2017). Danach lassen sich Organisationsentwick- Die Beispiele guter Praxis wurden den zentralen lungsmaßnahmen wie folgt charakterisieren: Themen Leitung, Wachstum, Personal und Partizipation zugeordnet. Diese Bereiche • Es sind geplante, systematische und könnten um weitere Themen ergänzt werden, entsprechend längerfristige wobei die Leitung in der Regel Ausgangspunkt Veränderungsbemühungen. von oder zumindest Verantwortliche für die • Sie haben zirkulären Prozesscharakter Steuerung von Veränderung und Entwicklung ist. (Diagnose, Planung, Aktion, Evaluation). Entsprechend hat sie im Organisationsentwick- • Sie sind partizipativ angelegt. lungsprozess eine sehr bedeutsame Rolle. • Sie fokussieren strukturelle und interpersonelle Aspekte. Handbuch kostenlos herunterladen: • Zentral hierbei sind Organisationskultur, Inno- Mieth, Cindy / Baier, Jill / Buhl, Monika / Freytag, vationsbereitschaft, Lernende Organisation. Tanya / Iller, Carola (2018): • Es gibt kein festes Instrumentarium: häufig Organisationsentwicklung in Kitas. Anwendung von Methoden des Projektmanage- Beispiele gelungener Praxis. ments, der Moderation, der Teamentwicklung, aktuell häufig auch des agilen Managements. • Sie verfolgen Entwicklungen mit doppelter Zielsetzung: Verbesserung der Leistungs- fähigkeit/Effektivität (1), Verbesserung der Arbeitssituation der beteiligten Menschen (2) (u. a. Gesundheitsschutz, Dispositionsspiel- räume, Partizipation, Entwicklungsmöglich- keiten).
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Vom Umgang mit Begriffen rund um Organisationsentwicklung 16 Hindernisse für Organisationsentwicklungsprozesse Fazit: Wir erlebten eine große Offenheit gegen- sind nach Frey, Gerkhardt und Fischer (2008)1: über den Angeboten, die wir im Rahmen des Projekts – insbesondere bei der Verbreitung des • N icht-Wissen Handbuchs in die Praxis – machten. So fand Ziel ist unklar, keine Klarheit über Ursachen für das Handbuch großen Zuspruch. Häufig erhielten Entwicklungsbedarf und mögliche Lösungen wir die Rückmeldung, dass es für die konkrete • N icht-Können Arbeit mit dem Team sehr hilfreich sei. Darüber Ressourcen oder Kompetenzen für hinaus wurden allgemeine Ansätze der Organi- Umsetzung fehlen sationsentwicklung, die wir in Veranstaltungen • Nicht-Wollen als Rahmen für die Weiterentwicklung von Motivation fehlt (wg. Aufwand, möglicher Kitas einbrachten (z. B. in Workshops oder bei Verlusterlebnisse, nicht erkannter der Dialogveranstaltung des Pestalozzi Fröbel Sinnhaftigkeit) Verbands in Stuttgart), sehr interessiert und • N icht-Dürfen positiv aufgenommen. Dazu gehörten z. B. die Wahrnehmung von Signalen, dass Veränderung Synergetik nach Haken und Schiepek oder die nicht gewünscht ist (Kontext, Leitung, Team, Reinventing Organizations von Frédéric Laloux. Eltern …) In den für die dritte Projektphase zentralen Ver- Mehr zum Thema in folgenden Artikeln: breitungsstrategien hatten wir in verschiedenen Wahl, Ariane & Buhl, Monika (2018): Kontexten die Möglichkeit des Austausches mit Organisationsentwicklung in Kitas. Vertreterinnen und Vertretern aus der Praxis. Die Synergetik als meta-theoretisches Bei der didacta, beim Kita-Leitungskongress, Rahmenkonzept zur Förderung von bei einer von uns organisierten Fachtagung in Selbstorganisation im Kontext von Stuttgart, im Rahmen des bundesweiten Hospi- Leitungsaufgaben im Elementarbereich. tationsprogramms und im Kontext der Verbrei- tungsstrategien in den beiden ausgewählten Wahl, Ariane & Buhl, Monika (2020): Kommunen Stuttgart und Hildesheim (Landkreis) Die Leiterin als Dirigentin. sowie bei unserem Abschlussforum „Kita-Entwick- lung braucht Vernetzung“ wurde deutlich, dass es einen großen Bedarf des Austausches sowohl über aktuelle Herausforderungen als auch über mögliche Lösungen der zentralen Probleme gibt. Nebenbei bemerkt: Auch ohne, dass die Diskutie- renden sich auf eine einheitliche Definition von Organisationsentwicklung verständigt hatten, war immer klar, worum es geht. 1 us dem Vortrag „Entwicklung von Kindertageseinrichtungen – A Die Rolle der Leitungen“ von Prof. Dr. Daniela Ulber, HAW Hamburg; Fachtag „Organisationsentwicklung in Kitas – Lösungsansätze“ und Impulse, 18. März 2019, Robert Bosch Stiftung, Stuttgart
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 17 Organisations- entwicklung sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen Lisa Kamrad
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 18 jeweils ein Workshop mit dem Titel „Inklusion als Auslöser und Gestaltung von Organisationsent- wicklungsprozessen“ durchgeführt. Der Workshop fand mit unterschiedlichen Teilnehmerinnen statt. Sie unterschieden sich sowohl in Bezug auf ihre Funktion (Leitungen, Fachberatungen, Trägerver- tretungen) als auch auf ihre Arbeit in den Bundes- ländern. Dabei wurde deutlich, dass zwischen den Ländern große Unterschiede bestehen, etwa in der Schwerpunktsetzung der pädagogischen In vielen Kitas findet Organisationsentwicklung Arbeit, die spezifische und auch passgenaue statt. Die damit in Verbindung stehenden Pro- Instrumente erfordern. zesse werden allerdings oft nicht als solche be- nannt oder erkannt. Daher wurde auf mehreren Bereits in der Einstiegsphase kristallisierte sich in im Rahmen des Projekts durchgeführten Work- den Workshop folgendes heraus: shops mit Vertreterinnen von Kitas daran gearbei- tet, Organisationsentwicklungsprozesse in der • Komplexe gesellschaftliche und politische eigenen Einrichtung zu erkennen und diese sicht- Anforderungen und der damit verbundene er- barer oder greifbarer zu machen. Ein zentrales Ziel höhte Personalbedarf machen geplante und der Workshops war es, bestehende Veränderungs- gesteuerte Veränderungsprozesse in Ein- prozesse in den Einrichtungen zu fördern. richtungen erforderlich. • Diese Prozesse gehen mit den Erfordernissen Im Rahmen von zwei Veranstaltungen des einer Professionalisierung des Personals einher, Deutschen Kita-Leitungskongresses (März 2019 welche auch Kenntnisse über Organisations- in Leipzig und April 2019 in Düsseldorf) wurde entwicklungskonzepte mit einschließt. • Hinzu kommen erforderliche Kenntnisse über Organisationsmodelle, um eine Weiterentwick- lung der Qualität, Abläufe, Prozesse, Regeln und ein Selbstverständnis der Organisation zu ermöglichen. Kompakt Komplexe gesellschaftliche und politische Anforderungen und der damit verbundene erhöhte Personalbedarf machen geplante und gesteuerte Veränderungsprozesse in Einrichtungen erforderlich.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 19 Gemeinsames Verständnis erzielt Zum Einstieg in die konkrete Arbeit wurde in In einem weiteren Schritt wurde ein gemeinsames Kleingruppen gesammelt, welche zentralen Verständnis über den Organisationsbegriff herge- Herausforderungen für Leitungskräfte und stellt. Das sowohl anschauliche als auch gut auf deren Teams aktuell wahrgenommen werden. die Praxis übertragbare Organisationsmodell von Diese können als Auslöser für erforderliche Glasl et al. (2005) wurde hier zur Erfassung einer Organisationsentwicklungsprozesse identifiziert Organisation auf der Grundlage verschiedener werden. Dimensionen vorgestellt. Die herausgearbeiteten Anforderungen umfassten Auf der Grundlage des Modells konnten die Teil- zum Beispiel nehmerinnen die aktuellen Herausforderungen • den Bereich der Inklusion, und Veränderungsprozesse ihrer Kita systemati- • d ie Themen neue Lernkultur und Beteiligungs- sieren und zuordnen. Außerdem konnte mit dem kultur / Partizipation, Ansatz von Glasl auch veranschaulicht werden, • d ie Herausforderungen chronischen Personal- dass alle Dimensionen der Organisationsentwick- mangels, sowie lung miteinander in Verbindung stehen und die • f ehlende Personalbindungskonzepte und die einzelne Einrichtung demnach ganzheitlich und damit einhergehenden systemisch betrachtet werden muss. • Personalentwicklungsansätze.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 20 Beispielhafte Aufbereitung des Modells von Glasl et al. (2005) für den Kontext von Kitas: Element Umschreibung Identität Die gesellschaftliche Aufgabe der Einrichtung, Sinn und Zweck, Leitbild, Fernziel, Philosophie, Grundwerte, Image nach innen und außen, pädagogisches Selbstverständnis, etc. Kulturelles Ziele und Strategien Langfristige Programme der Subsystem Einrichtung, Preis- und Personal- politik, Leitsätze für den Umgang mit Kindern/Eltern, „Marktstrate- gien“, Übereinstimmung mit den Spielregeln der Kita- Landschaft, etc. Strukturen Statuten, Aufbauprinzipien der Einrichtung, Führungshierar- chie, strukturelle Beziehung zu externen Gruppierungen, bspw. anderen Kitas, Schulen, etc. Menschen, Gruppen, Klima Wissen und Können der Mit- Soziales arbeitenden, Haltungen und Subsystem Einstellungen, Beziehungen, Führungsstil, Rollen, Macht und Konflikte, Betriebsklima, etc. Einzelfunktionen Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung, Aufgabeninhalte der einzelnen Funktionen, Koordination, etc. Prozesse, Abläufe Informationsprozesse, Ent- scheidungsprozesse, Planungs- und Steuerungsprozesse, Supportprozesse, Beschaffungs- Technisch- prozesse für Ressourcen, etc. instrumentelles Physische Mittel Geräte, Material, Möbel, Subsystem Gebäude, Räume, finanzielle Mittel, Platz im Umfeld (bspw. die Infrastruktur), etc.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 21 Hohes Lernpotenzial durch Anwendung von Modellen Im weiteren Verlauf des Workshops wurden diver- und können auch mehrfach und in unterschied- se Analyse- und Prozessverfahren präsentiert, licher Abfolge durchlaufen werden (systemischer mit deren Hilfe Ziele, Lösungsideen und Umset- Aspekt des Modells). zungsmaßnahmen entwickelt werden können. Hier wurde z. B. die SOFT Analyse (Herkunft dieser Die Arbeit wurde als sehr bereichernd empfunden, Methode zur Selbsteinschätzung unklar; in ver- weil mit diesen Tools gute Lösungen entwickelt schiedenen Veröffentlichungen auch als SWOT- und damit einhergehende Bearbeitungs- und Be- Analyse dargestellt, vgl. Schiersmann/Thiel 2018) wältigungsstrategien aufgezeigt werden können. und der phasenorientierte Problemlöseprozess In dieser Phase des Workshops kamen Teilnehmer- nach Schiersmann / Thiel eingeführt (s. Abb. 1). innen unterschiedlicher Einrichtungen miteinander Die Phasen werden dabei jedoch nicht zwingend in Austausch, was von allen als sehr bereichernd nacheinander absolviert (keine festgelegte erlebt wurde. Reihenfolge), sondern sind miteinander vernetzt Was ist SOFT? Die SOFT-Analyse ist ein Verfahren, um sich einen ersten Eindruck davon zu verschaffen, wie zufrieden z. B. Mitarbeitende in Kitas oder Eltern mit der Situation in der Kita sind. Durchgeführt werden kann die SOFT-Analyse z. B. auf Teamsitzungen oder Elternabenden. SOFT ist die Abkürzung für Satisfactions (Blick auf die Gegenwart: Zufriedenheit bzw. befriedigende Ergebnisse), Opportunities (Blick in die Zukunft: Möglichkeiten, Chancen, Herausforderungen), Faults (Blick auf die Gegenwart: Fehler, Probleme, Missstände, Unzulänglichkeiten) und Threats (Blick in die Zukunft: Bedrohungen, potenzielle Gefahren). Die Vokabeln sind innerhalb eines Quadrats auf vier Felder verteilt. Üblich ist folgendes Vorgehen: Für jeden der vier Bereiche steht eine Moderationstafel (bzw. ein Viertel einer Moderationstafel) zur Verfügung. Ausgehend von einer bestimmten Aufgabenstellung (z. B. „Bewerten Sie die zurückliegende Projektphase“) notieren die Teilnehmenden auf Moderationskarten für jeden dieser Bereiche ihre Beiträge und pinnen sie dort fest. Die Methode schließt – im Unterschied zur bekannten SWOT-Analyse – emotionale Aspekte ausdrücklich in die Analyse mit ein.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG (OE) IN KITAS Sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 22 SOFT-Analyse Gegenwart Zukunft Satisfaction Opportunities Was läuft gut? Welche Zukunftschancen / Worauf können wir uns verlassen? Entwicklungsmöglichkeiten gibt es? Welche Bereiche / Abläufe bringen gute In welchen Bereichen liegen sie? Erkenntnisse? Was können wir ausbauen? Warum läuft es gut? Wozu wären wir noch fähig? Was sind die Stärken? Worauf sind wir stolz? Faults Threats Wo liegen Schwachstellen, Welche bedrohlichen Entwicklun- Fehler, Schwierigkeiten? gen / Schwierigkeiten kommen in Was führt zu Konflikten / Spannungen? welchen Bereichen, aus welchen Was behindert uns / schränkt uns ein? Gründen, in welchem Zeitraum, Was fehlt uns? in welcher Form auf uns zu? Was fällt uns schwer? Wo lauern künftige Gefahren? Was sind unsere Befürchtungen? Vorgehensweise: 1. Thema / Anwendungsbereich definieren (z. B. finanzielle Situation, Kommunikationsklima) 2. 4 Fragedimensionen werden von allen Beteiligten individuell bearbeitet (Fragen dienen nur als Anhaltspunkte) 3. Zusammentragen und Diskussion der Sichtweise der Beteiligten und Gewichtung 4. Herausarbeitung des zu bearbeitenden Problems / Themas / der Verbesserung
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 23 Beziehungsaufbau / Kont(r)akt Problem / Ist-Situation Ausgangslage Reflexion Zielklärung / Evaluation -konkretisierung Transfer Veränderungs- Umsetzung & schritte / Controlling Maßnahmen Planung der Schritte / der Umsetzung Abbildung 1: Organisationsentwicklung als phasenorientierter Problemlöse-Prozess (Schiersmann / Thiel 2009, S. 59) Fazit: Die Diskussionen im Workshop zeigten: Das Lernpotential von Praxisbeispielen und die Bedeutung von kollegialem Austausch über Kompakt die eigene Einrichtung hinweg und auch mit Einrichtungen aus träger- und länderspezifischen Kontexten, die ganz andere Ansätze und Konzepte Das im Workshop vorgestellte verfolgen, ist hoch. Positiv hervorgehoben Handbuch „Fallstudien Organi- wurde auch die Arbeit mit solchen Modellen und sationsentwicklung in Einrich- Instrumenten, welche den Veränderungsbedarf tungen der Elementarpädagogik“ sichtbar und damit „bearbeitbar“ machen. kann hierzu als Arbeitsmaterial Die Rückmeldung zum Workshop unterstrich genutzt werden. Durch den An- zudem die Notwendigkeit, Weiterbildungen für satz der „Good Practise“ werden Leitungen von Kitas anzubieten sowie Reflexions- und Austauschräume zu schaffen. Dadurch Erfahrungen über gelingende können Veränderungsprozesse besser ange- Organisationsentwicklungs- stoßen und begleitet werden. prozesse in Kitas für die Praxis nutzbar gemacht.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Sichtbar machen: Prozesse erkennen und Auslöser benennen 24 Nachgefragt Fragen an Monika Buhl, Professorin am Institut haupt erst möglich machen, zum Beispiel bei den für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg, Trägern. Sie können (Frei)Räume schaffen, die zu den Auslösern von Organisationsentwicklung. dann von der einzelnen Kita gefüllt und ausgestal- tet werden. Es können Unterstützungsangebote Es gibt viele Auslöser für Organisationsent- wie Prozessbegleitung bereitgestellt werden, wicklung, z. B. ein gestiegener Qualitätsbe- die in dem Entwicklungsprozess eine wertvolle darf, ein notwendiger Ausbau oder Personal- Ressource darstellen. mangel. Verbirgt sich hinter jedem Auslöser ein kritischer Moment, der ein routiniertes Menschen in pädagogischen Berufen zeigen „weiter so“ nicht mehr rechtfertigt? sich häufig erschöpft von den Ansprüchen M. Buhl: Mein Eindruck ist, dass eine Krise der des aus ihrer Sicht permanenten Wandels. Einrichtung oder sogar das drohende Aus tat- Sie sehnen sich nach Beständigkeit, Ruhe- sächlich nicht selten ein Auslöser für radikale pausen und Routine. „Und jetzt auch noch Entwicklungsprozesse sind. In dieser Situation Organisationsentwicklung!“, könnten sie ist, ähnlich wie bei einer Neugründung, plötzlich aufstöhnen. Was entgegnen Sie gestressten ganz viel möglich, und die Organisation kann Erzieherinnen und Erziehern? komplett auf den Kopf gestellt werden. Gleich- M. Buhl: Zunächst einmal geht Veränderung und zeitig ist das Ziel der hohen Qualität in der Weiterentwicklung immer auch mit zusätzlicher Betreuung eine Aufgabe kontinuierlicher Organi- Arbeit einher. Das lässt sich nicht leugnen. Organi- sationsentwicklung, in der mit Weitblick und gut sationsentwicklungsprozesse zielen jedoch darauf strukturiert ein Zwischen-Ziel nach dem anderen ab, Prozesse in der Organisation zu vereinfachen erarbeitet wird. Auch eine tolle Kita braucht und transparenter zu machen. Dazu gehört es zum immer wieder Veränderung, weil sich die Rahmen- Beispiel, für die Einarbeitung Standards zu entwi- bedingungen, das Personal und auch die Kinder ckeln und bestimmten Kolleginnen und Kollegen und Familien laufend verändern. diese Aufgabe zu erteilen. Wenn das läuft und funktioniert, führt es langfristig zu Entlastungen. Wenn wir uns ein anderes pädagogisches Ich denke, Überzeugungsarbeit zu leisten – das Feld ansehen: Prozesse der Schulentwick- ist zu Beginn eines Veränderungsprozesses genau lung werden häufig von nur wenigen Men- der Knackpunkt. Anders gesagt: Wenn ich jetzt schen angestoßen und vorangetrieben. bereit bin, auf viele Prozesse neu zu blicken, Ver- Wie sind Ihre Erfahrungen bei den Kitas? änderungen auf den Weg zu bringen, Transparenz M. Buhl: Aus meiner Sicht ist es bei den Kitas zu schaffen, dann entsteht perspektivisch die ganz ähnlich wie bei den Schulen. Es braucht Möglichkeit, besser zusammenzuarbeiten und vor eine Vision der Leitung oder des Leitungsteams, allem für die Kinder und Familien ein besseres und dann aber auch unter den Mitarbeiterinnen Betreuungs- und Bildungsangebot zu ermöglichen. eine weitreichende Unterstützung dafür, die Ent- Die Erschöpfung kommt ja nicht nur von der vielen wicklung mitzutragen; das heißt, für Teilprojekte Arbeit, sondern häufig auch dann, wenn in der eventuell auch Verantwortung zu übernehmen. vielen Arbeit immer weniger Sinn gesehen wird. Natürlich braucht es die Unterstützung einzelner, die an zentralen Stellen die Veränderung über-
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement 25 Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement Sina Sommer
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement 26 Zentraler Anlass für das Studienprojekt war das am 1. Januar 2019 in Kraft getretene „Gute-KiTa- Gesetz“. Dieses umfasst finanzielle Fördermittel zur Qualitätsentwicklung in Kindertagesstätten und Kindertagespflege. Dafür wurden zehn Hand- lungsfelder definiert, aus denen die Bundesländer diejenigen auswählen können, in welche sie ihre Fördermittel investieren wollen. Auf diese Weise soll ein optimales Einsetzen der finanziellen Mittel gewährleistet werden. Das Land Baden-Württem- Im Rahmen des Masterstudiengangs „Bildungs- berg fokussiert hierbei das Thema Leitungen von wissenschaft mit dem Schwerpunkt Organisati- Kindertagesstätten, getreu dem Motto „starke onsentwicklung“ an der Universität Heidelberg Kita-Leitung“. wurde im Sommersemester 2019 und im Winter- semester 2019/2020 ein Studienprojekt unter Im Rahmen des Studienprojekts wurde ein quan- der Anleitung von Prof. Monika Buhl durchgeführt. titativer Online-Fragebogen erstellt, an dem sich Das Projekt trug den Titel „Leitungszeit in 307 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ver- Stuttgarter Kindertagesstätten“. Dieses fand in schiedenen Einrichtungen beteiligten. 199 Bögen Kooperation mit dem Jugendamt in Stuttgart konnten für die Auswertung verwendet werden. statt und stand unter der Aufsicht und Mitwirkung Der Fragebogen befasste sich mit zwei zentralen von Dorothea Rieber, die dort im Bereich der Fragestellungen. Jugendhilfeplanung den Qualitätsdialog der Stuttgarter Träger von Kindertagesstätten leitet. 1. „Wie viel Zeit (Verteilung in Prozent) inves- tieren Leitungskräfte zur Bewältigung ihrer vielfältigen Leitungsaufgaben und für welche dieser Bereiche hätten sie gerne mehr Zeit zu Verfügung?“ 2. „Für welche Aufgabenbereiche wünschen sich die Leitungskräfte weitere Unterstützungs- angebote und Qualifizierungen, um auf ihre Leitungsaufgaben noch besser vorbereitet zu sein?“
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement 27 Wunsch und Realität: Zentrale Ergebnisse aus sechs Bereichen Im Rahmen der Fragebogenentwicklung wurden sechs Aufgabenbereiche definiert, die in Abbil- dung 1 ersichtlich werden. Die befragten Leitungs- kräfte konnten im zweiten Block des Fragebogens eine Realitäts- und Wunschverteilung ihrer Leitungs- zeit auf die sechs Aufgabenbereiche vornehmen. Die Summe der zur Verfügung stehenden Leitungs- zeit zur Bewältigung der Leitungsaufgaben sollte hierbei 100 % ergeben. Anteile Realität Anteile Wunsch 7% 10 % 21 % 26 % 11 % 21 % 10 % 15 % 9% 16 % 27 % 27 % Pädagogische Leitung Zusammenarbeit Eltern Team Organisation Verwaltung Selbstmanagement Abbildung 1: Realitäts- und Wunschverteilung der Leitungszeit auf die Leitungsaufgaben
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement 28 Ergebnisse aus Frage 1: Das Team nimmt Ergebnisse aus Frage 2: Die Teilnehmenden der mit 27 % sowohl in der Realität als auch bei der Befragung konnten sich aus den sechs Aufgaben- Wunschvorstellung die meiste Zeit ein. Durch feldern zwei Bereiche aussuchen, in denen sie die gleiche prozentuale Verteilung wird deutlich, sich weitere Qualifizierungen bzw. Unterstützun- dass dieser Bereich die größte Bedeutung für gen wünschen. Die Ergebnisse sind in Abbildung 2 Leitungskräfte einnimmt. Hierfür müssen und dargestellt. Besonders große Beachtung fand wollen Leitungskräfte viel Zeit investieren. Auch mit 28 % das Aufgabenfeld Team. Interessant ist für die Aufgaben der pädagogischen Leitung, jedoch, dass hier das Selbstmanagement mit 21 % wie die Konzeptionsentwicklung oder das Quali- an zweiter Stelle steht und somit verdeutlicht, tätsmanagement, wünschen sich die Leitungs- dass dieses Thema für die Leitungskräfte schein- kräfte mehr Zeit, ebenso verhält es sich beim bar eine zunehmend wichtigere Rolle einnimmt Selbstmanagement. Lediglich im Bereich Bear- und der Bedarf, sich in diesem Bereich weiterzu- beitung der Verwaltungsaufgaben wünschen bilden, groß ist. An dritter Stelle mit 20 % wird ein sich die Leitungskräfte, weniger Zeit investieren Bedarf an Unterstützung und Qualifizierung in den zu müssen. Aufgaben der pädagogischen Leitung gesehen. Unterstützung / Qualifizierungen in den Aufgabenbereichen (Prozent) 8% 20 % 21 % 4% 13 % 28 % 6% Pädagogische Leitung Zusammenarbeit Eltern Team Organisation Verwaltung Selbstmanagement Ausreichen qualifiziert Abbildung 2: Prozentuale Ansicht der Nennungen zu den Unterstützungs-und Qualifizierungsangeboten Fazit: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass besonders den drei Aufgabenbereichen Team, pädagogische Leitung und Selbstmanagement eine hohe Relevanz zugeschrieben wurde.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement 29 Mehr Ressourcen für Team und pädagogische Leitung Dass das Team eine solch große Resonanz er- Dass der Wunsch nach mehr Zeit zur Bewältigung fahren hat, kann auf die stetigen Veränderungen des Aufgabenbereichs der pädagogischen Leitung des Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungs- (Gestaltung, Steuerung und Koordination der auftrags zurückgeführt werden. Hier haben die pädagogischen Aufgaben und der Qualitätssiche- Anforderungen durch die Politik, die Gesellschaft rung) ebenfalls eine große Resonanz erfahren hat, und die Wirtschaft sowie die damit einhergehende erscheint unter der Betrachtung des Teamaspekts geforderte Vereinbarkeit von Familie und Beruf als logisch. Erst durch die Aufgabenbewältigung einen hohen Einfluss. Besonders die Bereiche der der pädagogischen Leitung können gute Rahmen- Personalführung, Personalpflege- und Personal- bedingungen für die pädagogische Arbeit geschaf- entwicklung wurden von den Befragten als fen werden. Hieraus lässt sich schlussfolgern: wichtig empfunden. Ursachen hierfür sind der Wenn die Rahmenbedingungen vorhanden und Fachkräftemangel und die hohe Fluktuationsrate transparent sind und die Leitungskraft die Auf- pädagogischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. gaben der pädagogischen Leitung zeitlich und Die Ergebnisse verdeutlichen die Dringlichkeit qualitativ gut erfüllen kann, kann sich dies positiv und Bedeutung der Mitarbeitenden-Bindung. auf die Arbeit und die Zufriedenheit des Teams auswirken. So kann in der Organisation eine Arbeitssituation geschaffen werden, in der alle Klarheit über die von ihnen zu erfüllenden Aufga- ben haben. Die Organisationsstruktur und Organi- sationskonzeption gibt hierfür eine Orientierung, in deren Rahmen die Leitungskraft ihr Personal gut anleiten, begleiten und beraten kann.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement 30 Hoher Bedarf nach Gesundheitsfürsorge Im Bereich Selbstmanagement zeigt sich in der Fazit: Insgesamt hat sich im Rahmen des Studien- Realitäts- und Wunschverteilung der Leitungszeit projekts gezeigt, dass die soziale Organisation ein klares Bild nach mehr zeitlichen Ressourcen. Kindertageseinrichtung ein äußerst komplexes Besonderes Augenmerk liegt auf den Aufgaben und heterogenes Feld ist. Aufgrund des stetigen Gesundheitsfürsorge und Selbstentwicklung/ Wandels der Politik, der Gesellschaft und der Karriereentwicklung. Verschiedene Studien zei- Wirtschaft usw. muss sich die Kita und vor allem gen, dass Leistungskräfte von Kindertagesstätten die Kita-Leitung stetig weiterentwickeln, um einen teamorientierten Führungsstil bevorzugen den Anforderungen gerecht werden zu können. (z. B. Strehmel & Ulber 2014, S. 162). Zu der Dabei hat die Studie gezeigt, dass Selbstentwicklung und der Karriereplanung von Leitungskräften gehört ein Verständnis über 1. Leitungskräfte besonders auf die Unterstützung deren Führungsverhalten und Führungshandeln. und die Pflege des Teams bauen, Aus diesem Grund ist die Reflexion dieser beiden 2. sie aufgrund der wachsenden Anforderungen Bereiche für die Selbstentwicklung entscheidend. ihre Gesundheit nicht außer Acht lassen Es ist wichtig, sich selbst führen zu können, um möchten und andere führen zu können. 3. eine klare Orientierung (Konzeption / Vision) sowie Koordinierung und Steuerung sämtli- Dass der Gesundheitsfürsorge eine große Bedeu- cher Ressourcen für sie wichtig sind, um eine tung beigemessen wird, kann auf die enormen hochwertige pädagogische Arbeit und Qualität Anforderungen und die komplexen Aufgaben gewährleisten zu können. denen Kita-Leitungen begegnen müssen zurück- geführt werden. Die persönliche Gesundheits- Dabei spielen besonders die Faktoren Zeit und fürsorge, der Umgang mit Stress und Konflikten Unterstützung eine entscheidende Rolle. hat bisher viel zu wenig Beachtung gefunden. Verfügen Leitungskräfte über die notwendige Zeit Die Studie macht deutlich, wie essentiell dieses zur Bewältigung dieser Aufgabenvielfalt, kann Thema den Kita-Leitungen ist bzw. wie groß der Qualität gewährleistet und gesteigert werden. Bedarf nach einer umfangreicheren Berücksichti- gung ist.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Exkurs: Studienprojekt zeigt Relevanz von Teams, pädagogischer Leitung und Selbstmanagement 31 Nachgefragt Fragen an Cindy Mieth, Mitarbeiterin am Centrum Die komplexen Aufgaben einer Einrichtungs- für Lehrerbildung und Bildungsforschung der leitung lassen sich ohne entsprechende Stiftung Universität Hildesheim, zu Rolle und Leitungskompetenzen nur schwer erfüllen. Aufgaben von Leitungskräften. Wie gut sehen Sie die Kita-Leitungen hier aufgestellt? Die Aufgabenvielfalt von Leitungen ist C. Mieth: Aus meiner Sicht ist die hinreichende enorm. Worin liegt die größte Herausforde- Qualifikation des Leitungspersonals ein unum- rung? gänglicher nächster Schritt. Dafür wiederum C. Mieth: Leitungskräfte bewältigen nicht nur wäre es sinnvoll und hilfreich, einheitliche und ein breites Aufgabenspektrum, sondern nehmen bundeslandübergreifende Stellenprofile und auch häufig eine Doppelrolle ein, weil sie auch im Kernaufgaben für Leitungskräfte zu definieren. Gruppendienst – und damit als Teil des Teams – Kritisch zu sehen ist, dass für die Besetzung einer tätig sind. Das wiederum erschwert die Umset- Leitungsposition in einer Kindertageseinrichtung zung von Veränderungsvorhaben, vor allem heute wie früher eine Fachschulausbildung zur bei Widerständen im Team. Erzieherin bzw. zum Erzieher mit staatlicher An- erkennung sowie einschlägige Berufserfahrung Das „Gute-KiTa-Gesetz“ sollte Entlastung ausreicht. schaffen, oder? C. Mieth: Ja, die im „Gute-KiTa-Gesetz“ vorge- Seit einigen Jahren nehmen die berufs- schlagene Ausweitung der Leitungsstunden zur begleitenden Studiengänge zu. Macht sich bundesweiten Stärkung der Kita-Leitung wäre dies bemerkbar? einer von mehreren wünschenswerten Schritten C. Mieth: Ja, wenn auch langsam: Die Autoren- zu mehr Entlastung. Aber obwohl seit 2011 ein gruppe Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Ausbau der Leitungsressourcen vor allem bei hat herausgestellt, dass inzwischen 18 Prozent den anteilig freigestellten Leitungen zu verzeich- der Kita-Leitungen über einen entsprechenden nen ist, verfügen dennoch 60 % der Kindertages- Hochschulabschluss verfügen, das sind 3 Prozent- einrichtungen nicht über ausreichende Zeitres- punkte mehr als noch in 2011. Nicht zu vergessen: sourcen. Das kann man im Fachkräftebarometer Es gibt Leitungskräfte, die sich über andere Fort- Frühe Bildung 2019 auf Seite 9 nachlesen. und Weiterbildungen oder „on-the-job“ Kompeten- zen für ihre Position aneignen.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Gelingungsbedingungen indentifizieren 32 Das ist gut! Gelingensbedingungen identifizieren Ariane Wahl und Monika Buhl
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Gelingungsbedingungen indentifizieren 33 Es gibt eine Vielzahl von Gelingensbedingungen, die sich den vier Bereichen zuordnen lassen, nach denen auch das Handbuch strukturiert ist. Das sind: Partizipation und Elternbeteiligung (1), Leitung (2), Personal (3) und Wachstum (4). Innerhalb dieser vier Bereiche wurden jene förderlichen Faktoren identifiziert und beschrieben, dank derer Kitas ihre jeweils ganz eigenen Innovationen erfolgreich eingeführt und umgesetzt haben. Wachstum braucht Ressourcen und Netzwerke Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Inno- Um dem Wachstum in dieser vielfältigen Weise vationen im Bereich Wachstum sowohl in qualita- begegnen zu können braucht es zusätzliche tiver als auch in quantitativer Sicht die zentralen Ressourcen für den Aufbau erweiterter Strukturen Herausforderungen der Kitas sind. Das liegt an und für Innovationen. Dies ist wichtig, um nicht den Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte: nur quantitativ, sondern auch qualitativ zu wach- Neben der Betreuung steht zunehmend auch der sen. Darüber hinaus sind in solchen Entwicklungs- Bildungsauftrag im Fokus. Die Heterogenität der prozessen Netzwerke und Kooperationen hilf- Kinder nimmt zu und Kitas leisten in vielfältiger reich. So können Synergieeffekte genutzt werden Weise integrative und inklusive Arbeit. Darüber und es kann voneinander – sowohl zwischen hinaus nehmen immer mehr Kinder Betreuungs- Einrichtungen als auch zwischen Kommunen – angebote in Anspruch. Sie werden nicht nur früher gelernt werden, außerdem können Erfahrungen – (Ausbau 0 – 3) sondern auch länger (Verweildauer sowohl gute als auch weniger gute – ausgetauscht am Tag) in der Kita betreut. werden. Die Beispiele aus den Fallstudien stellen hier Ansätze dar, in denen Wachstum konkret metho- disch begleitet wird. Zum einen erfolgt dies durch die Einbeziehung der Erwartungen und Bedürf- nisse der Familien der zu betreuenden Kinder (ganz systematisch an einem Entscheidungsbaum orientiert), zum anderen wird der 3-Phasen-Ansatz für Veränderungsprozesse des Systemikers Kurt Lewin (Unfreezing, Moving, Freezing) auf Kitas übertragen.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Gelingungsbedingungen indentifizieren 34 Personal braucht Bereitschaft zur Veränderung Die Personalgewinnung und die Personal- bindung sind in Zeiten des Wachstums das zentrale Kriterium für die Qualitätsentwicklung. Zwei Herausforderungen konnten identifiziert Immer häufiger sind in Kitas werden: Einerseits belasten unbesetzt bleibende multiprofessionelle Teams Stellen die Mitarbeitenden durch die anfallende anzutreffen, deren Kompe- Mehrarbeit, andererseits erfordert eine hohe tenzen und Aufgabenbereiche Fluktuation systematische Einarbeitung und definiert und miteinander in Einbeziehung neuer Kolleginnen und Kollegen Einklang zu bringen sind. in das bestehende System und in die laufenden Entwicklungsprozesse. Die beschriebenen veränderten Aufgaben der Als Lösungen in diesem Kontext personaler Kitas gehen zudem mit einem veränderten Herausforderungen finden sich in unseren Personalbedarf einher. Immer häufiger sind in Fallstudien Strategien zur Personalgewinnung Kitas multiprofessionelle Teams anzutreffen, und zur Personalbindung, sie reichen von der deren Kompetenzen und Aufgabenbereiche Installation eines Vertretungspools bis zum definiert und miteinander in Einklang zu bringen Aufbau einer trägereigenen Fachschule. Darüber sind. Hilfreich für die Personalentwicklung und hinaus können von außen gesetzte Qualitäts- zur Orientierung an gemeinsamen Standards maßstäbe (wie z. B. der Index für Inklusion) als kann die Entwicklung eines Leitbilds durch das Leitlinie für die Entwicklung einer einrichtungs- gesamte Team sein. Sich auf Veränderungs- spezifischen Teamkultur zugrundgelegt werden. prozesse einzulassen erfordert eine Haltung der Offenheit und eine Bereitschaft zur Veränderung. Da Veränderung zunächst häufig mit Mehrauf- wand verbunden ist, braucht es Entwicklungs- strategien, die idealerweise gemeinsam ent- wickelt und entsprechend getragen werden.
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Gelingensbedingungen identifizieren 35 Partizipation braucht gute Kommunikation Um weitreichende Entwicklungen und Verände- Neben der Partizipation im Team geht es jedoch rungsprozesse in Zeiten personeller Engpässe auch darum, die Kinder und ihre Familien sowohl erfolgreich meistern zu können ist es wichtig, als an der Klärung grundsätzlicher pädagogischer Arbeitgeber attraktiv zu sein. Dies kann durch eine Fragen (z. B. Leitbild) als auch an der Gestaltung partizipative Gestaltung der Alltagsprozesse, aber der konkreten Tagesabläufe zu beteiligen. auch durch längerfristige partizipationsfördernde So kann in der Kita die Grundlage für „Teilhabe Entwicklungen geschehen. Grundlage hierfür ist und Demokratie erleben“ gelegt werden. eine gute Kommunikation im Team, die durch klare Darüber hinaus kann hinsichtlich des Einbezugs Kommunikationswege gewährleistet werden kann. der Familien die gesellschaftliche Aufgabe Darüber hinaus bedarf es einer Rollenklärung, sozialer Integration erfolgen. wer für was verantwortlich ist und wie die Über- gangsbereiche gestaltet werden können. Konkrete Beispiele aus unseren Fallstudien liegen zu diesen Themen / Aufgaben vor: • Konkrete Partizipations- und Mitentscheidungs- möglichkeiten von Kindern • Inklusive Erfahrungen im Kita-Alltag • Partizipation der Eltern hinsichtlich ihre Rechte und Pflichten • Entstehung eines Familienzentrums
ORGANISATIONSENTWICKLUNG IN KITAS Gelingensbedingungen identifizieren 36 Leitung braucht (noch) mehr Führungskompetenz Gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher, poli- die pädagogische Arbeit, begleitet das Team, tischer, kultureller und organisationaler Verände- ist Ansprechperson für Familien und Partner im rungen ist Führungsarbeit herausfordernder denn Sozialraum – und leistet so einen wichtigen je. Leitungskräfte in Kindertagesstätten suchen Beitrag für die Qualitätsentwicklung. Für diese nach Lösungen, wie sie in ihrer Rolle als Führungs- wichtigen Aufgaben brauchen Kita-Leiterinnen kraft sinnvoll mit der wachsenden Komplexität und Kita-Leiter eine gute Ausbildung, Möglich- im Kita-Alltag und den sich ständig wandelnden keiten zur Weiterbildung und genügend Zeit im Anforderungen und Rahmenbedingungen umge- Arbeitsalltag.“ Neben der Freistellung der Leitung hen können. Dies findet auch auf der politischen gibt es eine weitere Möglichkeit, um Zeit für Ebene Anklang: Die Stärkung der Leitung wird im die herausfordernden Aufgaben zu gewinnen: „Gute-KiTa-Gesetz“ als eines der zehn Handlungs- Verteilung der Aufgaben und Verantwortungen felder aufgeführt, die für die Qualitätsentwicklung auf mehrere Schultern durch die Einrichtung eines von Kitas zentral sind. Die Bedeutung einer „star- Leitungsteams (ähnlich den erweiterten Schul- ken Kita-Leitung“ wird auf der Internetseite des leitungen). Wichtig ist auch ein professionelles Bundesministeriums für Bildung und Forschung Unterstützungssystem, in dem Veränderungs- (BMBF) wie folgt dargestellt: „Eine starke Leitung prozesse durch Externe wie z. B. Prozessbeglei- ist die Schlüsselperson in der Kita. Sie organisiert tung oder Fachberatungen begleitet werden. Lesen Sie weiter zum Thema in folgendem Artikel: Wahl, Ariane / Buhl, Monika (2019): Erfolgreiches Führen in der Kindertagesstätte.
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