Ein starkes Stück Natur - Regionalentwicklung Großes Herz für Kinder - Stefanie Creutz
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Ausgabe 2 | Frühjahr-Sommer 2015 Großes Herz für Kinder Ski-Star Felix Neureuther im Gespräch Ein starkes Stück Natur Waldbesitzer in der Regionalvermarktung Regionalentwicklung Bürgermeister Peter Imminger hält die Fäden in der Hand
Liebe Leserinnen, liebe Leser! M it unserer neuen Ausgabe des „SPITZE“ Magazins bedanken wir uns zunächst für die vielen po- sitiven Rückmeldungen aus dem Landkreis und außerhalb der Region anlässlich unserer Erstausgabe Ende vergangenen Jahres! Wir freuen uns sehr, dass Ihnen der Themenmix aus Reportagen, Porträts und Inter- views gefallen hat. Wieder einmal wird deutlich, wie Geschichten über Menschen und regionale Besonder- heiten dazu beitragen, dass sich die Menschen mit ihrer Region noch stärker identifizieren. Überraschend und erfreulich war für uns auch das große Interesse an den konkreten Aufgaben und Projekten der Krei- sentwicklungsgesellschaft. Wir ver- schaft einmal genauer vorzustel- len. Die Klassifizierung in Gesund- heitstypen via Fragebogen ist für S chier endlose Energie für seine sportlichen Erfolge schöpft Ski-Ass Felix Neureuther beim Blick auf die suchen Ihnen daher, mit der Ihnen die Gäste und Urlauber der Region heimatlichen Berge. Seine Heimat, vorliegenden neuen Ausgabe den geplant und wird den Gesundheits- seine Familie und die Menschen in der Bezug zu den unterschiedlichen Ar- tourismus im Landkreis abermals Region sind für den Garmisch-Parten- beitsbereichen der KEG noch deutli- aufwerten kirchner seit jeher das Nonplusultra cher aufzuzeigen. und das Geheimrezept seines I m Hinblick auf die neue gemeinsa- me „Zugspitz Region“ erklärt Mat- E in ebenfalls gemeindeübergrei- fendes Beispiel dafür, wie er- folgreich nachhaltige Wirtschafts- Erfolges. Im Interview lesen Sie über Neureuthers großes Engagement für Kinder und Jugendliche sowie einen thias Kratz als Regionalmanager und förderung sein kann, bietet Peter heimlichen Zukunftstraum. Geschäftsführer der Kreisentwick- Imminger mit seinen Aktivitäten als lungsgesellschaft im Interview seine Aufgaben im Bereich der Landkrei- sentwicklung und schildert die Be- Vorsitzender des Gewerbe-Beirats der Kreisentwicklungsgesellschaft. Der Oberauer ist nicht nur für die I ch wünsche Ihnen sehr viel Spaß bei der Lektüre und danke Ihnen für Ihr Interesse! deutung der neuen Dachmarke für erfolgreiche Realisierung der Orts- den Landkreis. Sich zusammen mit umfahrung bekannt. Der beliebte Mit herzlichen Grüßen und den allen Landkreis-Gemeinden künftig Bürgermeister ist auch ein wichtiger besten Wünschen! auch überregional unter einem ge- Motor für die wirtschaftliche Ent- meinsamen Dach als Region zu prä- wicklung im Landkreis. Ihre Stefanie Creutz sentieren ist innovativ und zukunfts- weisend. W enn über die Vermarktungsak- tivitäten der Murnauer Wald- Über Kritik und Anregungen freu- en wir uns sehr. Sie erreichen M it Blick auf die gemeinsame besitzervereinigung manches Stück uns per E-Mail unter der Adresse Zugspitz Region war auch info@kreisentwicklungsgesellschaft.de Holz im Landkreis verbleibt oder gar oder der im Impressum genannten Post- die Präsentation und Abbildung zum edlen Musikinstrument verbaut Foto und Titelfoto: Marc Gilsdorf oder Fax-Adresse. der „Gesundheitstypen“ durch das wird, so lässt sich daraus ganz wun- Team der Kreisentwicklungsge- derbar der geduldige Weg vom zar- sellschaft eine Riesengaudi. Für die ten Bäumchen bis zum edlen Musik- Entwicklung und Darstellung der instrument aufzeigen. Die Reportage verschiedenen Kategorien haben über Georg Schöttl und Geigenbau wir die Gelegenheit genutzt, das Fischbach in Ohlstadt zeigt gelebte Team der Kreisentwicklungsgesell- Regionalvermarktung im Landkreis. 3
In diesem Heft Regionalentwicklung Porträt Peter Imminger Peter Imminger engagiert sich über Als Vorsitzender des Gewerbe-Beirats hält die Grenzen seiner Oberaus Rathauschef auch im Landkreis Heimatgemeinde die Fäden in der Hand ........................................ 8 hinaus und unter- Traumjob inklusive stützt die Wirtschaft Zwei Hotelfach-Azubis aus Spanien berichten im Landkreis. über ihre neue Wahlheimat und ihre ab Seite 8 Erfahrungen im Landkreis-Projekt ‚The job of my Life‘ ........................................... 24 Interview Felix Neureuther Liebt seine Heimat Ein Gespräch über seine sportlichen Pläne, über alles seine Heimat Garmisch-Partenkirchen und sein großes Engagement für Kinder und Felix Jugendliche .......................................................... 11 Neureuther Matthias Kratz spricht über Ein Interview über die Bedeutung der neuen seine Erfolge, Dachmarke „Zugspitz Region“ und seine seine Entspannung Arbeit als Geschäftsführer der daheim, Kreisentwicklungsgesellschaft .................... 30 seine Projekte und seine Zukunft. Landkreisbürger zum G7-Gipfel Eine Mammutaufgabe mit viel persönlichem ab Seite 11 Engagement und großen Chancen für die www.sparkasse-garmisch.de Region .................................................................... 28 Reportage Waldbesitzer Gesundheits-Hotel und Geigenbau Mit dem Umbau des ehemaligen „Forsthaus Die Holzverarbeitung Graseck“ zum medizinischen Vorsorge- im Landkreis zentrum haben sich Sylvia und Vincens ist ein schönes Beispiel für Weingart einen Traum erfüllt ......................... 6 Regionalvermarktung in der Regionalvermarktung Region. Der Weg vom zarten Bäumchen zum edlen Streichinstrument ............................................. 16 ab Seite 16 Schaufenster Digitales Gesundheitsmanagement Die innovative Plattform „moove“ ist eine Bereicherung für die Mitarbeiter und die Unternehmen im Landkreis. Beitrag und Wer bin ich? Interview mit Udo Nagelschmidt von Das Team der der AOK Bayern ................................................... 14 Kreisentwicklungsgesellschaft Typfragen präsentiert die unterschiedlichen Das Team der Kreisentwicklungsgesellschaft „Gesundheitstypen“ für die präsentiert die unterschiedlichen „Gesund Zugspitz Region. Fragebogen für heitstypen“ für Gäste und Urlauber der den Sportiven Typ, den Aktiv-Ur- Zugspitz Region ................................................ 20 lauber, den Entspannungs-Typ Im Gespräch und den Ernährungsbewussten. Fotos: Marc Gilsdorf, privat Mit viel Auslandserfahrung ist Tourismus- managerin Stephanie Rehm nun wieder bei ab Seite 20 ihren heimatlichen Wurzeln angelangt ...... 32 KEG Intern Die aktuellen Projekte und Vorhaben in der Zugspitz Region ................................................. 33 5
Reportage A F Oase auf nem Lächeln. Dass diese Vision Reali- nfang des Jahres sollte das ehe- urologischer Vorsorge bis hin zur reilich gab es auch Zweifel. Na- tät werden würde, hat wohl keiner der malige Hotel und Ausflugslo- Zahnprophylaxe.“ Dabei seien nach türlich waren auch wir oftmals beiden gebürtigen Münchner wirklich kal „Forsthaus Graseck“ bereits zum Ansicht der Ärztin alle vier Säulen, die an den Grenzen unserer Kräfte an- geahnt. „Wir haben beide nicht aktiv modernen Hotel mit Ärztezentrum für den Erhalt der Gesundheit wichtig gelangt. Klar gab es Ungewissheiten gesucht und waren zufrieden in unse- GAP Prevent umgebaut sein, ein paar sind, im Gesamtprojekt vertreten: Die und Tage, an denen man sich sagt, rem Job. Als wir erfahren haben, dass Monate verzögerte sich das Projekt Vorsorgemedizin mit den konkreten ‚Hätten wir es doch bleiben lassen‘. 900 Metern das Forsthaus zum Verkauf steht, war es schließlich noch. Im Mai nun konnte Behandlungen, die gesunde Ernäh- Auch wenn wir Gottlob ausschließ- für uns wie eine Vorsehung. Vielleicht das kleine, feine Boutique-Hotel mit rung bis zur Ernährungsberatung, lich mit hiesigen Handwerkern zu- wäre ein praktisch gelegener, gut er- familiärer Atmosphäre sowie Restau- diverse Sport- und Fitnessangebote sammengearbeitet haben.“ Die junge reichbarer Ort einfacher in der Umset- rant und Biergarten den Betrieb star- sowie ein exklusiver Wellness- und Kardiologin lächelt bei der Erinne- zung gewesen. Aber diese eigene, ganz ten. Um insgesamt 600 Quadratmeter Spa-Bereich. „Selbstverständlich bie- rung, denn schlussendlich siegte im- Naturliebhaber können sich künftig in elegant-alpiner Atmosphäre des außergewöhnliche Welt inmitten des wurde das insgesamt rund 4.400 Qua- ten wir keine 08-15 Vorsorgepakete, mer wieder die Liebe zum Projekt. „Es Boutique-Hotels „Das Graseck“ durchchecken lassen. Sylvia und Vincens Naturidylls macht ja auch wiederum dratmeter große Gebäude erweitert. sondern ganz individuelle Maßnah- überwogen die positiven Gedanken Weingart haben es in privater Initiative geschafft, aus dem ehemaligen den Flair aus.“ Angrenzend an das ehemalige Hotel, men jeweils abgestimmt auf die je- und die Hoffnung darauf, dass wir „Forsthaus Graseck“ ein Vorsorgezentrum der Extraklasse zu bauen. westlich des Restaurants und der Lob- weilige Person und ihr Risikoprofil. es schaffen und dass es toll wird da by beginnt der separierte Um- und Im Herbst werden wir darüber hinaus oben. Es klingt vielleicht etwas ro- E igentlich ist es ein Familienbetrieb, denn Erfahrungen mit Businessplä- nen oder Vermarktungsstrategien hat- späteren Lebenstraum philosophierte das junge Paar meist im gemeinsamen Urlaub. „Dann saßen wir im Pool und R und zehn Jahre arbeitete das Ehe- paar zunächst am Klinikum Gar- misch-Partenkirchen und dem zweiten Neubau. Neben dem Präventionszent- rum bieten insgesamt 30 Zimmer und Suiten im modern-alpinen Design ei- ganz spezielle Themenwochen an- bieten - zum Beispiel in Kooperation mit den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken mantisch, aber für uns ist das Hotel bis heute wie eine unwirkliche Oase mitten in den Bergen.“ Zeit für Urlaub ten Sylvia Weingart und ihr Ehemann sinnierten über unsere Ideen und was Standort der Inneren Medizin in der Vincens nicht wirklich. „Unsere Eltern man bei uns daheim aufziehen könnte.“ Unfallklinik in Murnau. Sylvia Wein- nen außergewöhnlichen Ausblick auf jeweils eine Woche Raucherentwöh- und die Familie bleibt derzeit noch haben kräftig mit angepackt“, erinnert gart erinnert sich. „Irgendwann stand die umliegende Bergkette. Das neu nung und Burnout-Prophylaxe. Für nicht viel, jede freie Minute verbrin- umgebaute Restaurant mit Panora- die Gesamtfitness wird bei uns auch gen die Garmisch-Partenkirchner auf sich die 35-jährige Kardiologin, „Das war ein riesengroßer Glücksfall und eine tolle Erleichterung.“ Die beiden Ärzte D ie Idee, das Praktische mit dem An- genehmen zu verbinden, also die Möglichkeit medizinische Vorsorge in das Objekt zum Verkauf. Da sagten wir uns, jetzt oder nie.“ Das Paar überleg- te, plante, rechnete und beratschlagte materrasse, der angrenzende Biergar- ten und die historische Bergbahn sind die Entspannung groß geschrieben, so dass beispielsweise auch mal ein der Baustelle oder im Hotel. „Ruhe und Entspannung für so ganz alltäg- lernten sich bereits im ersten Semester Urlaubsatmosphäre nutzen zu können innerhalb der Familie, ob das Projekt weiterhin für Einheimische und Gäste Weißbier erlaubt ist; unser Motto lau- liche Dinge wie eine Mountainbike- des gemeinsamen Medizin-Studiums und gleichzeitig mehrere Fachgebie- eine Zukunft haben könnte. Schließ- geöffnet. tet Gesundheit durch Genuss!“ oder Bergwandertour gibt es leider 1998 in München kennen. „Schon da- te ohne Wartezeiten erholt und relaxt lich packten alle gemeinsam an. „Trotz nicht mehr viel. Aber wir haben dafür mals war es für uns als Studenten ein anzugehen, lag nahe. „So einen Platz mancher Ängste und Bedenken muss- E ine strenge Abgrenzung der Gäste D ie junge Medizinerin bückt sich eine tolle Entschädigung. Und wenn Foto: Marc Gilsdorf Traum, eines Tages ein privates Vorsor- wie das Forsthaus oder etwas in ähn- ten wir einfach zuschlagen. Wobei zu den Einheimischen und Urlau- zum Kinderwagen ihrer kleinen bei allen Planungen mal etwas nicht gezentrum in eigener Regie zu führen lich optimaler Lage müssten wir haben, wir das Projekt ohne die Hilfe unserer bern der Region passe nicht zur Idee Tochter. „Eigentlich war es fast schon so gut läuft, dann haben wir hier und gleichzeitig unsere ganz speziel- sagten wir schon vor Jahren ganz oft“, Familie in den letzten zwei Jahren mit und sei von ihr nicht gewollt, unter- ein Kindheitstraum von uns, einmal oben einen fantastischen Kraftplatz, len Visionen umzusetzen.“ Über ihren erinnert sich die junge Mutter mit ei- Sicherheit nicht gepackt hätten.“ streicht Sylvia Weingart, die das Gra- in eigener Regie eine medizinische der uns immer wieder aufbaut.“ (sc) seck auch nicht als ‚Medical Wellness Einrichtung zu führen. Zumal noch Hotel‘ verstanden wissen möchte. in derart exponierter Lage.“ Dennoch Stephanie Rehm, Tourismusmanagerin Zugspitz Region, begrüßt die innovative „Viele Angebote in Richtung Gesund- waren die monatelangen Planungs- Gründung: heit tragen diese Bezeichnung, es ist und Bauarbeiten selbst für die sportli- „Es freut mich sehr, nun ein Hotel in der fast schon eine Modeerscheinung. che Frau ein mächtiger Kraftakt. Oben- Zugspitz Region zu haben, welches den Unser Vorsorgezentrum versteht sich drein mitten in den Bergen, auf 1.000 Gesundheitstrend im Tourismus auf- eher als schulmedizinisch geprägte Metern oberhalb der Partnachklamm. greift und damit unsere Gesundheits- Einrichtung mit einem großen Ange- „Dort oben war immer mit Unwägbar- regionplus bereichert. Neue Ideen sind bot aller wichtigen Vorsorgeuntersu- keiten zu rechnen. Doch wir wussten, entscheidend für den heutigen Urlaubs- gast, der immer anspruchsvoller und chungen von Herz-Kreislauf-Check, worauf wir uns eingelassen hatten qualitätsbewusster wird. Ich wünsche Darmspiegelung, Hautkrebsscreening, und kannten den Sanierungsbedarf. der Familie Weingart ganz viel Erfolg!“ Burnout - Risikostadium für eine psychische Erkrankung Verkäuferin, Student, Kollegin, Prävention - wir unterstützen mit BurnOut-Prophylaxe. Abhängiges Verhalten... Professor, Schauspielerin, Fußball-Profi Nikotinentwöhnung Psychisch krank kann jeder werden. Unsere Vielfalt... Kompetenz und Erfahrung ...umfasst je nach Diagnose auch... Wir sind für Sie da. umfangreiche diagnostische und therapeutische kbo-Lech-Mangfall-Klinik Garmisch-Partenkirchen Möglichkeiten - neurologische Diagnostik... vielfältige fachspezi- Auenstrasse 6 - 82467 Garmisch-Partenkirchen fische Ausrichtungen - psychosomatische Abteilung... Vielzahl Weitere Informationen unterschiedlicher Berufsgruppen im Team - Neuropsychologie... individuelle Therapie- und moderne Behandlungskonzepte - Telefon | 088 21 77-0 - E-Mail | info@psychiatrie-gap.de Magnetstimulation...Biofeedback...tiergestützte Therapie... Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik www.kbo-lmk.de
Porträt N ach insgesamt acht Jahren Ausbil- dung und Tätigkeit als Schlosser in de, dass die beiden Söhne Florian, Ma- ximilian und sie selbst den Vater wohl schaftsförderung gehöre nach An- sicht des engagierten Bürgermeisters Stiller Oberau sowie zwei Jahren Bundeswehr künftig nicht mehr häufig zu Gesicht auch, sich um die Zufriedenheit der in bei der Luftwaffe begann der damals bekommen würden. In der Stichwahl der Region ansässigen Unternehmen 25-Jährige 1983 sein Studium zum gewann der politische Seiteneinsteiger zu kümmern. Dies vor allem im Sinne staatlichen Maschinenbautechniker. Im schließlich gegen seine beiden Mitbe- der Bürger und Arbeitskräfte, was dem Anschluss an seine Ausbildung erhielt werber. Seine Ehefrau Daniela heiratete Oberauer seit jeher ein großes Anlie- Gestalter Imminger das Angebot der Energie der damals aktive Fußball- und Eisho- gen ist. „Sanieren heißt für mich bei- Südbayern: „Anfänglich war das vor al- ckeyspieler drei Jahre zuvor. spielsweise nicht primär die Ausgaben, lem Aufbauarbeit der Netze. Quasi aus sondern vor allem die Einnahmeseite dem Nichts galt es, das damals nicht vorhandene Gasnetz im Landkreis auf- zubauen.“ Den Wandel der Energie- Z wei Jahre nach der Wahl, nach dem Brand der großen, über 100 Jahre alten Papierfabrik, kam für Oberau die zu optimieren. Abwanderungen von Unternehmen versuchen wir daher sowohl mit sachlichen wie auch mit märkte beobachtet der Betriebsleiter entscheidende Wende. Der Rathau- menschlichen Argumenten zu vermei- mit Skepsis. „Was sich da verändert ist schef erinnert sich: „Die Schließung den.“ Im Hinblick auf neue Gewerbeflä- brutal. Die von der Regierung verordne- des Werkes 1998 war ein Schlag, und chen hat der Oberauer seine Bedenken. te Umstellung auf erneuerbare Energi- auch der Brand war eine Tragödie, bei „Aufgrund der engen Täler und wenig en dürfte sich für den Verbraucher auch der glücklicherweise keine Menschen geeigneten Flächen in der Urlaubs- zukünftig ungünstig auswirken, sollte zu Schaden kamen.“ In einem kniffe- region sind Gewerbeansiedlungen sich an der gegenwärtigen Förderung ligen Kraftakt gelang es dem damals erschwert. Für die Zukunft braucht es nichts ändern.“ 40-Jährigen zusammen mit dem Ge- daher kreative, neue Lösungen.“ meinderat das 100.000 Quadratmeter S eine Bürgermeistertätigkeit ab Mitte der 1990er Jahre ergab sich für Peter Imminger eher zufällig. Als Mitglied in große Gelände der ehemaligen Fabrik zu erwerben. Für den Bürgermeister schloss sich der Kreis: „Die Papierfabrik W ie sich erfolgreiche Gewerbepoli- tik in Zahlen bemerkbar machen kann, beweist der Ort an der B 2 schon der Jungen Union war sein politisches war viele Jahre der mit Abstand größ- seit einigen Jahren: Von umgerechnet Interesse zwar schon früh geprägt, te Arbeitgeber weit und breit. Dass die 200.000 Euro erhöhten sich in Oberau doch seine Familie war eher im „geg- Gemeinde zwei Jahre später an den in die Gewerbesteuereinnahmen seit 1996 nerischen“ politischen Lager daheim. Garmisch-Partenkirchen beheimateten auf zwischenzeitlich fast 1,3 Millionen „Meine Eltern waren bei den Roten und Kunststoff- und Metall- mein Opa zusätzlich bei der Gewerk- produzenten Langmatz schaft“, Imminger lacht, „So richtig po- verkaufen konnte, war ein Die geplante Umfahrung und die Entwicklung in Oberau sind erfreulich. Als glaube, dass ich eine intensive sozi- litisch war das alles noch nicht. Aber si- riesengroßer Glücksfall.“ Vorsitzender des Gewerbe-Beirats der Kreisentwicklungsgesellschaft hält ale Grundeinstellung habe. Wenn ich cherlich war auch viel Begeisterung im Bürgermeister Peter Imminger auch im Landkreis die Fäden in der Hand. jemandem helfen kann, dann helfe ich ihm.“ Der gelernte Maschinenbau- Spiel. Franz Josef Strauß war schließlich kein Politiker, sondern fast schon ein D ie Entwicklung im historisch indust- D ie vertraute Marschmusik seines Handys ertönt. Peter Imminger re- ist am 1. September 2015. 174 Millio- nen Euro soll die Bundesregierung techniker sagt seine Meinung gerade- heraus und ist dabei eher selten mal bayerischer König.“ riell geprägten Oberau sei auch eine Bereiche- gistriert die anschließende neue Nach- richt mit einem Lächeln. Jahrelanges Kämpfen, Ziehen und Zerren haben über etwa sechs Jahre in den Bau der lang ersehnten, 3,5 Kilometer langen Umfahrung investieren. Peter Immin- nicht so guter Dinge: „Ärger gibt es überall und immer mal. Warum also soll ich schlechte Laune haben? Selbst N ach der Jungen Union wechsel- te Peter Imminger in die CSU. Zu seinen langjährigen politischen Weg- rung für die Umgebung, unterstreicht Imminger, der sich als Vorsitzender sich ausgezahlt. Selten hat sich Ober- ger ist zufrieden: „Als wichtigstes Ur- wenn alles schief läuft, gibt es doch gefährten gehören unter anderem der des Gewerbe-Beirats seit aus Bürgermeister über einen Blick laubsgebiet in den deutschen Alpen fast immer eine Lösung.“ ehemalige Landtagsabgeordnete Jo- Gründung der Kreisent- auf das Mobiltelefon so sehr gefreut ist die ganze Region und damit Milli- hann Neumeier der Landtagsabgeord- wicklungsgesellschaft wie über die Nachricht von Verkehrs- minister und Parteifreund Alexander Dobrindt anlässlich der Entscheidung onen von Touristen und Tagesgästen betroffen. Auch wenn es sich für uns noch um Zukunftsmusik handelt, un- N eben seiner Bürgermeister-Tä- tigkeit ist Peter Imminger als Be- triebsleiter bei der Energie Südbay- nete Harald Kühn sowie Bundesver- kehrsminister Alexander Dobrindt, was ihm manch wichtige Entscheidung für auch für den Landkreis als Wirtschaftsstand- ort einsetzt: „Ich zähle zum Bau der Ortsumfahrung. „Die Par- sere Kinder und Enkel werden sich ern in Oberau und darüber hinaus als die Region ermöglichte: „Die wichtigs- mich zuerst als Oberauer, ty zahle ich“, bestätigt der 57-Jährige freuen. Der Ort ist wieder beieinander, Geschäftsführer bei der Karwendel ten regional- und landespolitischen dann als Landkreis-Gar- die Kurz-Nachricht und lacht, „Logisch Oberau wird wieder ein Dorf.“ Energie & Wasser in Mittenwald tätig. Verbindungen sind über die Zeit zu misch-Partenkirchner sind solche Momente im Leben etwas Wenn da nicht die eigentlichen Auf- Freundschaften gewachsen. Natürlich und wohl auch als Ober- ganz Besonders. Dies vor allem dann, wenn es sich um ein derart komplexes und langwieriges Projekt handelt, für T rotz des großen öffentlichen Zu- spruches für das Megaprojekt steht der gebürtige Oberauer mit sei- gaben wären, könnte er vermutlich unzählige seiner Arbeitstage mit den täglich rund 50 Anrufen und Telefona- helfen alte Verbindungen in entschei- denden Lebenssituationen eher weiter als wildfremde Organisationen.“ bayer. Nach Gründung der KEG saßen erstmals 22 Gemeinden gemein- das man mit Herzblut über Jahre ge- nen erfolgreichen Bemühungen eher ten sowie diversen Sitzungen und Be- sam in einem Boot. Damit kämpft hat.“ ungern im Mittelpunkt: „Ich bin ein zufriedener Mensch, mag unter Leute sprechungen verbringen: Als Mitglied des Kreisausschusses im Kreistag, F ür die Wahl im Jahre 1996 suchte die Gemeinde einen Gegenkandi- gab es eine einzigartige Chance für echte Verän- S o schnell hatte Imminger trotzdem nicht mit einem „Go“ gerechnet, als im Juli vergangenen Jahres der Zu- gehen, mich mit Menschen unterhal- ten und auch gern mal feiern. Aber im Vordergrund stehe ich eher selten, das Beiratsvorsitzender in der Kreisent- wicklungsgesellschaft und Verwal- tungsratsmitglied der Kreissparkasse daten zum amtierenden Bürgermeis- ter. Peter Imminger, zwischenzeitlich im Vorstand der Partei, befragte seine derungen und nachhalti- gen Wohlstand. Die Basis- arbeiten dafür sind getan. Fotos: Marc Gilsdorf schlag für sein Herzensprojekt kam. muss ich nicht haben.“ Wahrschein- Garmisch-Partenkirchen ist Imminger Ehefrau Daniela zum Angebot seines Stufe zwei sollte folgen.“ Mittlerweile sind die Vorarbeiten im lich ist es gerade die zurückhaltende, darüber hinaus noch als Bezirks- und CSU-Parteichefs, Freund und Förderers vollen Gange, Spatenstich für das bun- desweit einzigartige Verkehrsvorhaben bodenständige Menschlichkeit das Geheimrezept seiner Beliebtheit. „Ich Landesdelegierter sowie als Kreisvor- stand in der CSU engagiert. Michael Fischer. Daniela Imminger war einverstanden, auch wenn ihr klar wur- Z u einer guten und erfolgreichen Wirt- 8
Interview Fit für die Euro im Jahr. Damit stellt die 3.100 Ein- wohner-Gemeinde eine finanzstarke Regionale Großes Ziel sollte es daher sein, für Forschungseinrichtungen und kleine Oase im Landkreis dar, von der Wirtschaftsförderung zukunftsträchtige, „saubere“ Branchen Einheimische und Gäste profitieren. beispielsweise aus der Elektronik- und Neben dem beliebten 18-Loch Golf- Als Vorsitzender des Gewerbe- der Softwareindustrie oder auch der Zukunft platz freuen sich Oberauer und Aus- Beirats der Kreisentwicklungsgesell- Kreativwirtschaft ein wirtschaftlich Nach seiner erfolgreichen Saison spricht wärtige über das beliebte Freibad mit schaft unterstützt Peter Imminger sinnvolles Konzept zu erarbeiten und Felix Neureuther über sportliche Pläne, Natursee, den Eisstockplatz und den ansässige Unternehmen und Neu- die Besonderheiten des Landkreises seine Heimat Garmisch-Partenkirchen und 8.000 Quadratmeter großen Kunstra- ansiedlungen sowie die Entwicklung für Unternehmen zu vermarkten – sen-Fußballplatz. also die Menschen für die Region zu sein großes Engagement für Kinder und der Arbeitsmarktsituation im Land- kreis. Die Landkreisentwicklung der begeistern. Jugendliche. A uch Hobbygolfer Peter Imminger kann sich nach knapp 40 Berufs- jahren zwischenzeitlich gut vorstellen, KEG filtert Beratungsangebote sowie Informationen zu Gewerbeflächen, Fördermöglichkeiten und Kooperati- Was planen Sie im Hinblick auf die gewerbliche Regionalvermarktung? nach Ablauf seiner Ämter im Jahr 2020 onen. Ähnlich wie bei der Regionalver- keine verantwortliche Position mehr marktung von Produkten und Le- einzunehmen. „Ich brauche keinen Wie funktioniert Wirtschaftsförde- bensmitteln aus der Region sollte es Titel, um für mich zufrieden und aus- rung für den Landkreis? längerfristig gelingen, Handwerks-, geglichen zu sein. Gern würde ich viel Innovative Projekte für den Landkreis Industrie- und Gewerbebetriebe mit- häufiger Golf spielen und vielleicht mal wie z.B. das Treffen des Wirtschaft- einander zu vernetzen. Das Ziel ist, wieder mit einem eigenen Hund spa- sattachéClubs Bayern mit Vertretern heimische Produktionen und Dienst- zieren gehen.“ Auch sein Traumziel Is- aus Kanada, den Vereinigten Staaten, leistungen auch bei der gewerblichen land eines Tages tatsächlich mal zu be- Lettland, Polen, Türkei und Bulgarien Zusammenarbeit zu fördern. Wenn suchen wäre dann nicht mehr in weiter im Sommer vergangenen Jahres sind also beispielsweise ein Unternehmen Ferne. „Vielleicht kaufe ich mir eines typisch dafür, dass konkrete Erfolge aus der Region Kunststoffelemente Tages ein Wohnmobil und ein eBike. in Form von gewerblichen Ansied- aus dem Ausland importiert, so könn- Dann schaue ich mir alles an, wozu ich lungen nicht von heut auf morgen te es diese ebenso vom Produzen- bisher keine Zeit hatte. Beispielsweise passieren. Die Rahmenbedingun- ten aus der Region beziehen und Südtirol, Österreich und die Schweiz. gen müssen passen, besonders in damit einen Beitrag zur heimischen Aber erst einmal fahre ich richtig in die einer Urlaubs- und Erholungsregion. Wirtschaftsförderung leisten. (sc) Berge.“ (sc) ..Echt. Bayerisch. .. Erfolgreich. Foto: Marc Gilsdorf VR-Bank www.vr-werdenfels.de Werdenfels eG v.l. Florian Fischer (Regionalleiter) und Reinhard Kreusel (Geschäftsführer Langmatz GmbH)
Interview Wir leben Eine tolle Saison, herzlichste Glück- bewegen und die Arbeit mit Kindern macht mir darüber hinaus brutal viel wünsche und allergrößten Respekt! liegt mir einfach im Blut. Zusammen Spaß. Wie geht es Deinem Rücken? mit der Life Kinetik und dem Projekt Überraschend war die medizinische „Beweg Dich schlau“ (siehe Kasten) Was bedeutet Deine Heimat Gar- ist mein Engagement für die Stif- misch-Partenkirchen für Dich und im Paradies Diagnose leider nicht, da ich über die Jahre gelernt habe, intensiv in mei- tung „fit-4-future“ zusammen mit Dr. was ist Dein größter Zukunfts-Traum? nen Körper hineinzuhören und lei- Hans-Dieter Cleven für mich eine Meine Heimat ist für mich mein abso- der auch erst sehr spät auf Skiern in überzeugende und sehr sinnvolle luter Erholungspool, zusammen mit die Saison starten konnte. Dennoch Maßnahme, Gesundheit und Bewe- meinen Freunden und meiner Familie. machten sich meine Bandscheiben gung für Kinder und Jugendliche Immer wieder nach Hause zu kom- massiv erst bemerkbar, als die An- in Deutschland und Europa wieder men, ist etwas unheimlich Schönes. spannung der Saison von mir abge- stärker publik zu machen. Wir leben im Paradies, dort wo alle fallen ist. Über die Nachricht einer anderen ihren Urlaub verbringen. Das vier bis sechs monatigen Pause war Was begeistert Dich am meisten bei wird mir immer wieder auf ein Neues ich dann doch überrascht. der Arbeit mit Kindern? bewusst, erst recht nach vielen langen Es ist schon erschreckend, wie Kin- Reisen. Wenn ich zurückkomme Worüber freust Du Dich mehr: der und Jugendliche heute gefordert und die Berge sehe, bin ich einfach Über Deinen Erfolg im Slalom werden, ohne dass sie noch ein nor- daheim. Klar habe auch ich mal oder im Riesenslalom endgültig zur males Kinderdasein leben und sich darüber nachgedacht, wie es wäre, absoluten Weltspitze zu gehören persönlich entfalten können. Der woanders zu leben. Der Gedanke ist – mit dem furiosen 2. Platz in Druck in der Schule wächst, Schule dann aber schnell wieder verflogen, Garmisch-Partenkirchen? und Alltag sind zeitlich eng „getaktet“, denn ich könnte mich nirgends so Spaß, Spiel und Sport werden immer wohl fühlen wie hier. Was die Zukunft Der Riesenslalom erfordert ganz klar seltener. Im Zeitalter von iPhone und betriff, fällt mir ein Song ein, den ich einen noch härteren Einsatz meines Am nächsten Tag stehen die Uhren Apropos Emotionen, was kostet eine der Bewerbung von München und Internet ist das für mich die Motivati- besonders gern mag: „Haus am See“ Rückens, mental tut mir die Abwechs- ohnehin wieder auf null. Stunde Skiunterricht bei Dir? Garmisch-Partenkirchen deutlich on, Kinder wieder zu ihrer Bewegung von Peter Fox, der mit seiner Frau und lung sehr gut. Beide Disziplinen sind Das kommt drauf an, wer mich fragt spürbar. und in die Natur zu bringen. Noch 20 Kindern am See lebt und mit ihnen sehr wichtig für mich und die paral- Bedauerst Du manchmal, nicht wie (lacht). bin ich in den Köpfen der Kinder im Garten spielt. Vielleicht wird das mit lelen Erfolge beflügeln sich gegensei- Dein Freund Bastian Schweinsteiger Wie wichtig sind für Dich der Rück- drin und diese Ausgangsbasis für dem Haus am See noch etwas dau- tig. Trotzdem bleibt der Slalom meine eine Mannschaftssportart zu betrei- Ein Blick über die Grenzen… Vor halt in der Familie und die Partner- eine wirklich sinnvolle Maßnahme ern, aber schön wäre es schon, eine Hauptdisziplin mit dem größten Po- ben? den olympischen Spielen in Sotchi schaft? zu nutzen, ist ein tolles Gefühl und eigene Familie. (sc) tenzial auf weitere Verbesserungen Fußball ist toll, zusammen spie- hast Du Dich als politischer Mensch Meine Familie ist für mich das A und für mich. Wenn das Maximum eines len und zusammen gewinnen ist gezeigt, dem Menschenrechtsver- O, denn sie waren von der ersten Tages erreicht ist, wird es Zeit, „Servus“ phantastisch. Dennoch ist das Ski- letzungen nicht gleichgültig sind. Sekunde an in meinem Leben dabei zu sagen. fahren für mich das Nonplusultra: Gleichzeitig hast Du kritisiert, es und immer für mich da. Das gibt mir Für Sieg und Niederlage bin ich entstehe beim Publikum das Gefühl, unheimlich viel Kraft und ist für mich Das ist glücklicherweise noch allein verantwortlich und kann jeden dass olympische Spiele nur dort wie auch für andere Sportler enorm nicht der Fall… Wie schaffst Du Fehler für mich wieder ausbügeln. ausgetragen würden, wo das meiste wichtig. Zu meiner Familie zähle ich es, Dich selbst nach körperli- Auch im Weltcup gibt es viel Team- Geld gezahlt werde. Sind die Win- auch meine besten Freunde und vor chen Rückschlägen immer wieder geist. Zwar ist im Rennen jeder auf sich terspiele in Südkorea 2018 nach wie allem meine Partnerin Miri, die mich zu Höchstleistungen zu motivieren? gestellt, doch für seine Teamkamera- vor ein Fernziel und wie schätzt Du als Leistungssportlerin bestens ver- Das Skifahren war und ist mein Kind- den fiebert man mit, ganz klar. Über die Vergabe an Südkorea ein? steht. heitstraum, der für mich in Erfüllung die Jahre und die viele gemeinsame Ein Ziel in der Zukunft ist eine gegangen ist. So sehe und wert- Arbeit entstehen enge und wichtige wichtige Sache. Ob es passt Deine Stiftung «fit4future» ist rela- schätze ich das bis heute. Besondere Freundschaften, in denen man sich und realisierbar ist, werden wir tiv neu, Dein Engagement für Kin- mentale oder psychologische Trai- gegenseitig pusht, motiviert und hilft. sehen. Zu meiner Einstellung stehe der und Jugendliche nicht. Wie ist Martin Halle von der TU München hat er ningsmethoden verfolge ich nicht. ich nach wie vor, denn angesichts die Idee für das Thema entstanden? Beweg dich schlau! ein spezielles Übungsprogramm „Beweg Wichtig sind für mich meine eigenen Armin Bittner, der die kleine Kristall- gigantischer Mega-Veranstaltungen Motiviert hatte mich mein Felix Neureuther arbeitet seit vielen dich schlau!“ entwickelt. Das Programm Erfahrungen und auch Niederlagen, kugel als bislang einziger Deutscher sehe ich vor allem negative Auswir- Race-Camp, das ich für Kinder aus Jahren gezielt mit Kindern, fördert sie zeigt, wie Sportler und Kinder am bes- denn ich lerne sehr intensiv aus Feh- zwei Mal gewann, hatte Alberto Tom- kungen auf den Sport an sich. Es ist unterschiedlichen deutschen in seinen Racing Camps und ist Bot- ten in den Disziplinen Ausdauer, Kraft, lern. Veränderungen kann ich für mich ba als Dauerrivalen. Bei Dir ist es Mar- noch gar nicht so lange her, da hat Skiclubs seit sieben Jahren finan- schafter des fit4future-Programms der Koordination, Schnelligkeit, Beweglich- daher sehr pragmatisch umsetzen. cel Hirscher, den Armin Bittner als der olympische Gedanke Massen be- ziere und veranstalte. Jugendliche Cleven-Stiftung, an dem inzwischen keit, Gleichgewicht und Komplexität Darüber hinaus geht es für mich mit „gnadenlose Maschine“ bezeichnet. geistert, Aufbruch symbolisiert und zwischen zehn und zwölf Jahren über 300.000 Kinder zwischen sechs trainieren - und welche Bedeutung die- und ohne Skifahren im Leben immer Armin Bittner und Alberto Tomba wa- Menschen vereint. Ganz besonders qualifizieren sich für ein intensives und zwölf Jahren teilnehmen. Im Buch se Bereiche für die Entwicklung haben weiter und selbst aus einer Verletzung ren meine großen Helden und Marcel für Kinder und Jugendliche sind gro- Trainingswochenende in Sölden verfolgt Neureuther das Ziel, über sym- können. Die Universität Basel mit dem kann ich immer auch etwas Positi- Hirscher ist ein gnadenloser Kämpfer, ße Sportereignisse daher etwas ganz zusammen mit mir und Trainern pathische, ehrliche und authentische Department für Sport, Bewegung und ves ziehen: Frisch, motiviert und frei keine Frage. Generell sehe ich Rivalitä- Wichtiges. Nach wie vor sehe ich des Deutschen Skiverbands. Das Informationen und persönliche Anek- Gesundheit hat das in über tausend im Kopf an neue Ziele heranzugehen ten sportlich, denn die Menschen mö- den Trend zu olympischen Spielen ist immer wieder eine Mordsgaudi, doten Kindern und Jugendlichen Spaß Schulen getestete Brainfitness-Übungs- hat diverse Vorteile. Sicherlich bin ich gen Duelle. Für die Öffentlichkeit ist in „künstlichen Welten“ als proble- vor allem aber eine tolle Sache die und Freude an der Bewegung zu ver- programm erstellt. Die Übungen syn- eine Kämpfernatur und komme mit es immer gut und wichtig, wenn sich matisch an, wenn ausschließlich die zeigt, wie sich Kinder und Jugendli- mitteln. In Zusammenarbeit mit Effi chronisieren die Gehirnhälften, fördern Fotos: privat Rückschlägen gut klar. Auch wenn es zwei Gladiatoren gegenüber stehen Vermarktung im Vordergrund steht. che mitreißen lassen können. Schon Kompodietas, der als Experte für Kinesi- die Konzentration, korrigieren Haltungs- schmerzt, gibt es keine andere Chan- (lacht). Emotionen gehören im Leben Die Folgen der damit verbundenen bei der Idee für das Camp hatte ich ologie u.a. die deutsche Fußballnational- schäden und steigern spielerisch und ce als eine Niederlage zu akzeptieren. dazu, ebenso wie im Sport. Skepsis in der Bevölkerung waren bei den Wunsch, etwas Nachhaltiges zu mannschaft trainiert, und Prof. Dr. med. ohne Druck die Leistungsfähigkeit. 12 13
Schaufenster „Bei allgemeinen Kursangeboten und Die möglichen Folgen von Informationsveranstaltungen fehlen Erkrankungen, Ausfällen und häufig der persönliche Bezug oder zusätzlichen Belastungen im Angebote mit konkreter Relevanz. Das Betrieb sind enorm, doch die Dun- Plattform neue Gesundheitsmanagement stellt kelziffer durch Leistungsabfall und daher keine digitale Standardlösung fehlende Motivation dürfte fast noch dar, sondern bietet eine Vielzahl indivi- gravierender sein. Der Krankenstand dueller, auf die Bedürfnisse der einzel- ist nur ein kleiner Parameter für den nen Mitarbeiter ausgerichtete Lösun- tatsächlichen Gesundheitszustand im mit Pfiff gen.“ Betrieb. Die wahre Produktivität lässt sich nur schwer fassen und hängt von W eiteres Ziel des deutschlandweit etlichen weiteren Faktoren ab. Ge- einzigartigen Projekts für den nerell ist der Wert eines Ausfalltages Landkreis sei die Förderung gesunder, höchst abhängig von der Größe und leistungsfähiger und erfolgreicher Un- Art des Betriebes. Was allerdings nicht ternehmen. Zu den relevanten The- heißen soll, dass Gesundheitsmaß- men zählen Gesundheitsförderung nahmen nur für Großunternehmen Immer mehr Unternehmen investieren in die Gesundheit & Prävention, Ernährung, Bewegung, wichtig sind. Wie beispielsweise un- ihrer Mitarbeiter. Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren Stressprophylaxe, Rückengesundheit ser Engagement für rückengerechtes gleichermaßen. Das neue digitale Gesundheitsmanagement „moove“ der Kreisentwicklungsgesellschaft und der Gesund- und Schlaf. Petra Hilsenbeck: „Die in- tensiven Vorbereitungen und die kon- I NTERVIEW mit Udo Nagelschmidt, Bereichsleiter für Firmenkundenbe- treuung und Gesundheitsförderung Arbeiten für das Schreinerhandwerk an der Garmisch-Partenkirchner heitsregionplus Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist eine echte struktive, sehr harmonische Zusam- bei der AOK Bayern in Garmisch-Par- Schule für Holz und Gestaltung und Bereicherung für die Unternehmen im Landkreis. Neben menarbeit aller Akteure haben sich tenkirchen. für die Innungsbetriebe des Friseur- zahlreichen weiteren Firmen wird auch die AOK Bayern das gelohnt: Die moove-Plattform ist ein handwerks gut zum Ausdruck bringt. Projekt als Pilotunternehmen unterstützen. gewaltiger Schritt hin zur Vernetzung Als Dienstleister mit eigenem Ge- aller Gesundheitsdienstleister und als sundheitsmanagement unterstützen Sie werden die digitale Gesundheits- „Das Betriebliche Gesundheitsmanage- heitsförderung voraus- Win-win-Situation für Arbeitgeber und Sie die Betriebliche Gesundheitsför- plattform der Gesundheitsregion ment ist in Deutschland auf dem Vor- sichtlich zum Jahresen- Arbeitnehmer eine große Bereicherung derung. Wie wichtig ist Gesundheit unterstützen. Wie innovativ ist das marsch“, bestätigt Udo Nagelschmidt, de zur Verpflichtung für für die Bürger im Landkreis.“ bei der Arbeit? neue Tool „moove“? Bereichsleiter für Firmenkundenbetreu- Gesundheitsdienstleis- Nahezu in jedem Betrieb findet heute Über digitale Tools ausgewählte ung und Gesundheitsförderung in der AOK Direktion Garmisch-Partenkirchen, die als Krankenkasse unter anderem das ter, Medizin und Bürger wird. Auch die betriebliche Gesund- heitsförderung und der Arbeitsschutz Gesundheitsmanagerin Petra Hilsenbeck Maßnahmen zur Erhaltung ihrer phy- A uch die Landkreis-Gemeinden sind in die Entwicklung der digitalen Plattform integriert. Zu den Pilotunter- eine enorme Arbeitsverdichtung statt. Immer weniger Mitarbeiter müssen Gruppen von Mitarbeitern präventiv und akut zu erreichen ist sicherlich sischen und psychischen Leistungsfä- immer mehr Arbeitsabläufe bewälti- eine sinnvolle Maßnahme. Die neue Betriebliche Gesundheitsmanagement werden künftig enger verknüpft.“ higkeit. Mit einer neuen, speziell für die nehmen der ersten Stunde zählt darü- gen. Das Arbeitspensum steigt, alles Plattform will die komplexen Prozes- und die Betriebliche Gesundheitsför- Region programmierten digitalen Platt- ber hinaus die AOK Bayern als regional wird schneller und intensiver. Zudem se des Betrieblichen Gesundheits- derung im Landkreis unterstützen. „Aus diesem Grund nimmt auch die Gesetzgebung mit dem Präventions- S o unterstützen nach Auskunft des Gesundheitsexperten auch im Land- kreis Garmisch-Partenkirchen immer form lassen sich eine Fülle von Daten und Gesundheits-Maßnahmen struktu- aktiver Dienstleister. Petra Hilsenbeck: „Ein etabliertes und renommiertes Un- ternehmen aus der Gesundheitsbran- werden die Belegschaften immer älter und müssen insgesamt mehr arbeiten. managements nicht ersetzen, dürfte aber im Zusammenspiel mit weite- riert umsetzen und konkrete Vorschlä- In der Folge haben wir Verschleiß- ren betrieblichen Maßnahmen eine gesetz zunehmend Fahrt auf, womit mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter ge für teilnehmende Unternehmen und che für das Projekt zu gewinnen ist in ansprechende Ergänzung sein und erscheinungen und Krankheiten, die den Themen Gesundheit und Gesund- mit betriebssportlichen und sonstigen Mitarbeiter filtern. doppelter Hinsicht sinnvoll und erfreu- darüber hinaus als technische Vari- es vor 40 oder 50 Jahren nicht gab. lich. Durch aktive Kommunikation in- ante der Gesundheitsförderung eine Nicht zu vergessen sind aber auch A ls Expertin für Betriebliches nerhalb der Region werden wir nach neue, junge Zielgruppe motivieren, die stetig ansteigenden psychisch Gesundheitsmanagement freut sich und nach weitere regionale Botschafter die möglicherweise bis dato die Be- bedingten Leiden und die mental be- Petra Hilsenbeck auf die Umsetzung des gewinnen. Die Gesundheitsprogramme deutung des Themas Gesundheit für dingten Einschränkungen der Leis- neuen digitalen Gesundheitsmanage- des neuen Portals geben jedem Mitar- sich ignoriert hat. Für das Betriebliche tungsfähigkeit. Um Krankheiten und ments für die Gesundheitsregionplus beiter genau die Unterstützung, die er Gesundheitsmanagement als solches Arbeitsausfälle zu vermeiden, wird Landkreis Garmisch-Partenkirchen, braucht – ob gesündere Ernährung, sind vor allem eine gute Kommunika- es für die Betriebe in Zukunft immer denn der finale Startschuss für die in- eine bessere Stresskompetenz, mehr tion, eine gründliche Analyse der ge- wichtiger, präventive Maßnahmen auf novative Plattform „moove“ fällt auf der Bewegung, ein gesunder Rücken oder samten betrieblichen Situation sowie lange Sicht anzulegen und die Mitar- Kick-off-Veranstaltung am 15. Juni im besserer Schlaf.“ Zielsysteme für mögliche betriebliche beiter in ihren Lebenswelten, also Ar- großen Sitzungssaal des Landratsam- beitsplatz, Schule, Ausbildung, etc. zu Veränderungen notwendig, damit ge- tes: „Im Rahmen unserer Auftakt-Ver- D ie Mittenwalderin freut sich auf die sundheitsfördernde Maßnahmen er- Foto: Marc Gilsdorf, Grafik: corporate-move.de erreichen. Mit unseren Engagements anstaltung werden wir den Projektstart bereits jetzt zu erkennende große im betrieblichen Umfeld und unse- folgreich für Mitarbeiter und Manage- gemeinsam mit allen Partnerunterneh- Akzeptanz. „Uns ist vollkommen klar, ren Angeboten in den Bereichen Ent- ment werden. Immerhin bezifferte die men feiern. Als Gesundheitsmanagerin dass dieses einzigartige Projekt für das spannung, Ernährung, Bewegung und Initiative für Gesundheit & Arbeit den der Kreisentwicklungsgesellschaft bin Thema Gesundheit und alle Anbieter Sport unterstützen wir das Thema „Return on Investment“ des Gesund- ich sehr stolz auf die für den Landkreis in der Region viel bewegen wird. Wir Gesundheit über unterschiedlichste heitsmanagements pro investiertem nun greifbaren Erfolge.“ sind sehr gespannt auf die Erfahrungs- Programme beispielsweise in Schu- Euro auf 2,73 Euro Wertschöpfung. berichte der teilnehmenden Pilotun- len, Kindergärten sowie Kommunen. Darüber hinaus können motivie- A us ihren langjährigen Erfahrungen ternehmen im Landkreis und werden rende Maßnahmen einen Betrieb zu Foto: privat in der Gesundheitsbranche weiß die Entwicklung unserer Arbeit in den Wie wirkt sich die Gesundheit der enormer Erhöhung der Produktivität Petra Hilsenbeck die unterschiedlichen nächsten Ausgaben unseres Landkreis- Mitarbeiter auf die Produktivität ei- und damit auch zu mehr gesundem betrieblichen Ansätze zu differenzieren: magazins verfolgen.“ (sc) nes Unternehmens aus? Wachstum verhelfen. (sc) 14 15
Reportage ist der Urlaubsmonat August. Schon im Herbst beginnen die Vorbereitun- gen für das nächste Jahr.“ Seine Ar- A uch Waldbesitzer Schöttl arbeitet seit etwa sechs Jahren beim Verkauf sowie bei der Beforstung und Pflanzung beit macht dem Ohlstädter nach wie eng mit der Waldbesitzer-Vereinigung vor viel Freude, auch wenn er an den zusammen. Drei wertvolle Ahorn-Stäm- meisten Tagen im Jahr rund um die me hat der Ohlstädter vor einigen Jah- Uhr im Einsatz und selten vor 20 Uhr ren bei der Arbeit in seinem Wald ge- am Abend daheim ist. Seine Freizeit funden. Für die reguläre Verwendung verbringt der dreifache Vater mit seiner als Stammholz war das Material offen- Familie, auf Pferdeveranstaltungen oder sichtlich zu kostbar. Schöttl erinnert sich: beim Trachtenverein: „Mit den Rössern „Solche ausgesuchten Stücke sind eher sind wir viel unterwegs. Die reine Arbeit selten zu finden. Wenn man das ganze mit den Pferden hat sich stark reduziert, Jahr und lange genug mit Holz zu tun dafür reisen wir immer mal wieder zu hat, ist ein Tonholz geeignetes Exemplar Vorführungen und Veranstaltungen.“ neben dem übrigen Holz gut zu erken- nen: Entscheidend ist ein heller, gesun- N eben rund 800 weiteren Wald- bauern und -bäuerinnen ist auch Georg Schöttl Mitglied in der Wald-Be- der und vor allem mächtiger, gerader Wuchs ohne Äste.“ sitzer-Vereinigung Ammer-Loisach e.V. Der Verein mit Sitz in Murnau versteht sich als Selbsthilfeeinrichtung der pri- E in schönes Stück Holz und ein schö- nes Beispiel dafür, dass die Errungen- schaften aus der Region im Landkreis vaten und kommunalen Waldbesitzer verbleiben beziehungsweise verarbeitet im Landkreis Garmisch-Partenkirchen werden können. „Diese Art von Wert- Ein sowie als Ansprechpartner zur Ver- schöpfung in der Region ist uns sehr marktung des Holzes. Darüber hinaus wichtig, nur leider aufgrund der feh- informiert und berät der Verein über lenden Verarbeitungskapazitäten noch die nachhaltige Bewirtschaftung, Pflege eher die Seltenheit“, bestätigt Thomas und Nutzung der Wälder. Geschäftsfüh- Grebenstein, „Die meisten holzverar- starkes rer Thomas Grebenstein: „Eine enge Zu- beitenden Betriebe arbeiten mit fertig sammenarbeit mit den Forstbehörden, gesägtem Holz großer Lieferanten oder die unsere Waldbesitzer im Hinblick mit Händlern. Deshalb verbleibt nur ein auf die Bepflanzung, die Pflege und das kleiner Teil des Holzes von hier auch in Durchforsten ihres Waldes beraten, ist der Region.“ Stück dabei für alle Seiten vorteilhaft.“ N ur in ganz seltenen Fällen kommt die Forstbehörde als „Waldpolizei“ zum Einsatz. „Die Revierförster verste- hen sich eher als Berater und Unter- Natur stützer der Waldbesitzer. Um beispiels- weise einen Mischwald oder moderate Eingriffe beim Hieb zu unterstützen, gibt es konkrete Hilfe etwa in Form von Maschinen und Gerätschaften sowie finanzielle Anreize.“ Für Millionen von Menschen symbolisiert Holz bodenständige Schaffenskraft, Wärme und Tradition. Auf dem Weg vom zarten D er 54-Jährige ist bereits in achter Generation als Landwirt und Wald- ganze Jahr mit dem Holz und der Be- wirtschaftung beschäftigt. Immer wie- D ie nachhaltige Bewirtschaftung bis hin zur Verjüngung der Bergwälder sieht Grebenstein pragmatisch. „Sicher- Bäumchen bis zum fertigen Brennholz oder edlen Musikinstrument besitzer in seiner Heimatgemeinde der mal muss etwas herausgenommen, lich schlagen da zwei Herzen in meiner sind viele Berufszweige involviert. tätig. Die Arbeit im rund 25 Hektar gro- gepflegt oder durchforstet werden. Und Brust. Natürlich ist ein dicht bewachse- ßen Wald verteilt sich außerhalb der irgendwann wird geerntet.“ ner, alter Bergwald etwas sehr Beson- F ormschön gestapelte Fichten- holzscheite lagern etwa 70 Meter entlang der Wiese an der Weichser messer kann ein einzelnes Pferd schaffen. Allerdings kommen Kalt- blüter heute hauptsächlich bei der Ortschaft. Etwa zehn Hektar nicht er- schlossenes Gelände wird nicht bewirt- schaftet, da es sich im sehr steilen Ge- N eben den Holzarbeiten hat der Fa- milienvater insgesamt 25 Kühe, 25 deres. Doch ist freilich auch der Gene- rationswechsel im Wald ein normaler Prozess der Erneuerung und der Wei- Straße in Ohlstadt. Zusammen mit Durchforstung von Schwachholz lände befindet. Bis zu 1.000 Kubikmeter, Rinder und den Hof an der Schwaig- terentwicklung. Schließlich befriedigt der 16-jährigen Kaltblutstute Vroni bis 20 Zentimeter Durchmesser also rund 250.000 Kilo Holz, bewegt anger Straße zu versorgen. Wenn der auch die Waldwirtschaft letztlich ele- rückt Georg „Schorsch“ Schöttl ei- zum Einsatz. Dann, wenn der Wald Schöttl über das Jahr. Für den gebürti- Sommer ins Tal kommt, sind die wich- mentare menschliche Bedürfnisse im Fotos: Marc Gilsdorf nen etwa vier Meter langen Stamm sehr dicht bewachsen ist, kommen gen Ohlstädter ist seine Arbeit auch ein tigsten Aufräumarbeiten im Wald längst Bereich Wohnen, Leben und Arbeiten, über die Koppel zum angrenzenden die Schlepper nicht mehr durch das Traditions-Erhalt: „Vor über 20 Jahren getan. Eine spezielle Saison für Holz- für die ein alter Baum als ehrwürdiges Stadl. Insgesamt fünf Pferde stehen Gelände. Darüber hinaus wird der habe ich den Hof übernommen. Seit- arbeiten gibt es nicht. Georg Schöttl: Individuum eine respektvolle Verwen- im Ohlstädter Stall: „Holzstämme Boden von Fahrspuren verschont, her verkaufen wir neben der Hofarbeit „Eigentlich wird nur einen Monat im dung außerhalb der Massenproduktion bis etwa 60 Zentimeter Durch- erst recht bei Nässe.“ auch Brennholz. Eigentlich sind wir das Jahr nicht im Holz gearbeitet. Das erhalten kann.“ 16
als Zulieferbetrieb ausschließlich Werk- zeug hergestellt, daraus entstanden Instrumententeile. Auf Grund der ho- A n die zeit- und arbeitsaufwendi- ge Prozedur auf engstem Raum hat sich die Familie längst gewöhnt. A nbauen oder Vergrößern möchte der zweifache Großvater derweil nicht. „Wir kommen zurecht und sind hen Nachfrage, auch der Geigenbauer „Wir geben dem Holz gern genü- bis heute mit Herzblut und viel Freude in Mittenwald, spezialisierten wir uns gend Vorlauf, dass auch der letzte bei unserer Arbeit. Besonders natürlich immer mehr auf die Fertigung von Zar- Rest Feuchtigkeit noch heraus trock- dann, wenn mal wieder ein spielfertiges genkränzen und Korpussen für unter- nen kann, um das Instrument opti- Instrument seinen neuen Besitzer fin- schiedliche Instrumente.“ mal, beispielsweise vor Schwundris- det.“ Diesen Geschäftsbereich möchten sen zu schützen. „Wenn das Holz bei die Ohlstädter künftig noch stärker aus- uns ist, hat es schon etwa 100 Jahre bauen, denn zu den Liebhabern der Inst- B ässe, Celli und Violinen werden als Nachbauten verschiedener Meister produziert. Die Fichte stammt aus der auf dem Buckel“, erklärt Heinz Fisch- bach und streicht über einen Stapel rumente gehören längst auch berühmte Orchestermusiker und Solisten. „Unsere hiesigen Alpenregion. Böden, Zargen sauber aufgerichtete Ahorn-Böden. Instrumente können sich mit namhaf- und Hälse werden hauptsächlich aus „Für einen Bass braucht es einen ten Herstellern durchaus messen. Wir Ahorn gefertigt. „Esche, Nussbaum oder Baumbestand von mindestens sind zufrieden mit dem, was ist und ver- Pappel sind auf Kundenwunsch eben- einem Meter Durchmesser.“ suchen uns trotzdem immer weiter zu falls lieferbar. Es gibt die verrücktesten entwickeln. Was wollen wir mehr?“ (sc) Sachen“, ergänzt Heinz Fischbach, „Ein Kunde wollte einmal Nussbaum und das sehr seltene Elsbeere-Holz ver- arbeitet haben. Birne und Zwetschge haben dagegen schon die alten Gei- genbauer verwendet. Ganz egal, um welche Holzsorte es sich handelt. Wenn ich einen schönen Stamm sehe, greife ich zu.“ Ein weiterer Pluspunkt sei, sich das Stück Holz exakt nach den eigenen Vorstellungen zu sägen und zu verwer- Drei Generationen am Werk: Tobias, Theodor, Heinz und Andreas Fischbach (v.l.n.r.) ten. „Auch unsere Instrumente werden E in schönes Gegenbeispiel bietet Heinz Fischbach aus Ohlstadt, der bereits etliche Jahre auf regionale Ver- der Böden und Decken ermöglicht uns, intensiver mit neuen Instrumenten zu experimentieren. Für uns ist jedes Stück Geigenbauers viele Qualitäts-Instan- zen, das Holz auf seine Eignung zu überprüfen: Stamm und Rinde, Wuchs, auf Ton ausgearbeitet. Zur Herstellung gehört beispielsweise auch, das Holz anzuklopfen und dabei zu erreichen, arbeitung setzt. Der Familienbetrieb Holz ein mit Liebe und Respekt zu be- Astlöcher, Jahresringe und den Baum Boden und Decke optimal aufeinander fertigt Cellos und Kontrabasse für deut- handelndes Stück Leben und wir ver- als solchen. Für die Ohlstädter ist es abzustimmen.“ sche, österreichische, französische, ita- folgen die von uns fertig produzierten letztlich eine Frage der langjährigen Er- lienische, amerikanische und Schweizer Geigenbaufirmen, die die hellen Na- Instrumente mit großer Begeisterung.“ fahrung im Umgang mit dem Material. Heinz Fischbach: „Ein weiterer wichti- N achdem das Rund-Holz auf In- strumentenlänge gesägt und turholz-Instrumente im eigenen Label fertig produzieren und verkaufen, und D ie meisten Geigenbauer erwerben ihr Holz über Händler aus Südtirol oder Bosnien, wo auch für die Fami- ger Punkt und gleichzeitig der Vorteil der Zusammenarbeit mit den hiesigen zurechtgeschnitten wurde, wird es zunächst für zwei bis vier Jahre im Von Lena Fischbach (7 Jahre) darüber hinaus spielfertige Instrumen- Anbietern ist, dass ich sehr genau weiß, angrenzenden Stadl gelagert. Erst da- Die Mittenwalder Geigenbauschule ist lie Fischbach die Hauptlieferanten für te für Österreich und Süddeutschland. dass der Baum zum rechten Zeitpunkt nach geht das Holz in die Werkstatt, bis heute die einzige ihrer Art in ganz Ahorn sitzen. Darüber hinaus bezieht Der Großteil der produzierten geschlagen wurde. Das feinste Holz wird dort verleimt, grob ausgesägt Deutschland, heimische Geigenbau- der kleine Betrieb sein Holz zu etwa 60 Instrumente sind Cellos, etwa 25 Pro- könnte problematisch werden, wenn es und abgerichtet. Nach dem Hobeln meister geben ihr Wissen und ihre Prozent von Verkäufern aus der Region. zent stellen Kontrabässe dar. Etwa 150 zu Unzeiten, also beispielsweise tief im und dem Verleimen beginnt der ma- Erfahrung an Schüler aus der ganzen „Schon Stradivari verwendete schließ- nicht lackierte Instrumente im Jahr ver- Wachstum, geschlagen wurde.“ schinelle Teil: Die CNC-Fräse fertigt Welt weiter. Acht Geigenbaumeister lich für seine Geigen Fichten aus dem schickt der 57-jährige Firmeninhaber bis zu zehn Decken oder Böden am sind heute noch in Mittenwald tätig. Latemarwald in Südtirol“, erklärt Heinz I ins Ausland. n der Geigenbaustadt Mittenwald Tag. Nach diesem Produktionsab- Ihre Werke sind bis heute in der Mu- Fischbach, nimmt die Decke eines Cel- gründete Heinz Fischbachs Großva- schnitt müssen die gefrästen Cello- sikwelt begehrt. Arbeiten aus dem los in die Hand und lächelt, „Dieses Holz I m Gegensatz zu traditionell geprägten ter Walter seinen Betrieb bereits 1950. und Bassdecken weitere ein bis zwei 19. Jahrhundert sind im Geigenbau- beispielsweise kam über die Waldbau- Handwerksbetrieben, die immer häu- Zehn Jahre später siedelte die Familie Jahre ruhen, bis sie weiterverarbei- museum zu bewundern. Seit 1930 ernvereinigung von einem Landwirt Fotos: privat, Alpenwelt Karwendel / Wolfang Pfisterer tet werden können. Als Lagerfläche entführt es in die Welt der Musik und figer auch mit fertigen Instrumenten- aus Schwaigen bei Eschenlohe. Dort zur Firmengründung nach Ohlstadt. dienen vier hohe Regale innerhalb Der Geigenbau in präsentiert in seinen Räumen über teilen arbeiten, bearbeitet der gebürtige im Esche-Laine-Tal haben wir schöne Zusammen mit den Söhnen Andreas Mittenwalder neben den handwerk- windgeschützte Lagen und gute Nord- und Tobias produziert der Familienbe- der knapp 400 Quadratmeter großen Mittenwald 200 Streich- und Zupfinstrumente. lichen Arbeiten Decken und Böden trieb somit bereits in vierter Generation Werkstatt, wo bis zu 400 Instrumen- Von der Verarbeitung des Holzes bis hänge.“ der Instrumente mit einer modernen Streichinstrumente aus Ahorn und Fich- ten-Teile lagern können. Nach Ablauf 1684 brachte der Mittenwalder Mathi- zum Traditionshandwerk können sich A CNC-Fräse. Der Anteil der traditionel- uch an den Ahorn aus dem Wald te, vorwiegend Cellos und Kontrabasse. der notwendigen Lagerung werden as Klotz das Handwerk aus Italien mit die Besucher an der Ballenhausgasse len Arbeiten stellt für die Ohlstädter von Georg Schöttl kann sich Ju- Auch Heinz Fischbachs Vater Theodor, schließlich sämtliche Einzelteile num- in seinen Heimatort nach Bayern und informieren. Es ist in einem der ältes- nach wie vor das Gros dar. Nur etwa nior-Chef Tobias Fischbach noch gut Ehefrau Elisabeth sowie die Schwie- meriert und als Satz aus Böden, De- begründete damit eine Jahrhunderte ten Häuser in Mittenwald zu finden zehn Prozent des zeitlichen Aufwands erinnern: „Das war ein typisch gewach- gertöchter Karin und Diana sind fest in cken, Zargen und Hälsen zum fertigen alte Tradition. 200 Jahre später wur- und bietet neben einer historischen Foto: Marc Gilsdorf erleichtern die maschinellen Fräsarbei- senes Stück Tonholz, denn die Wuchs- die betrieblichen Abläufe integriert. Der Instrument zusammengestellt. Allein de bereits die Geigenbauschule ge- Werkstatt eine umfangreiche Instru- ten. „Das fertige Instrument ist derzeit kraft wirkt sich enorm auf den späteren Firmeninhaber erinnert sich gern an 800 verschiedene Hälse für die unter- gründet. Schüler aus aller Welt kom- mentensammlung aus dem barocken noch nicht das Hauptgeschäft, doch Klang des Instruments aus.“ Generell die Wurzeln in seiner ursprünglichen schiedlichen Instrumententypen hat men heute noch nach Oberbayern, Mittenwalder Geigenbau sowie infor- die maschinell unterstützte Produktion gebe es nach Ansicht des gelernten Heimat Mittenwald: „Früher haben wir Heinz Fischbach regelmäßig auf Lager. um das schöne Handwerk zu lernen. mative Sonderausstellungen. 18 19
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