VIELFALT HILFT DEN PATIENTEN - 01|2019 - KRH Klinikum Region Hannover
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01|2019
Das Magazin des KRH Klinikums Region Hannover
PSYCHIATRIE
Chefärztin PD Dr. Iris
Graef-Calliess kümmert sich
um Geflüchtete in Not.
VIELFALT HILFT
GERIATRIE
Ein Chefarzt, viele Standorte:
DEN PATIENTEN
Dr. Martin Stolz steht Patienten
und Angehörigen zur Seite. Ob im Team, bei der Therapie oder beim
Standort – Vielfalt ist im Klinikum
Region Hannover Trumpf. Das gilt auch
für PD Dr. Dr. Martin Müller, Leiter des
Krebszentrums am Siloah.
IM KRH KLINIKUM ROBERT KOCH GEHRDEN.
ROLF J., 40 JAHRE, GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGER
ICH BIN
Lebens-
künstler
Abenteurer
Spießer
ENTDECKE DEINE DREI SEITEN! WERDE
Spiesser, Abenteurer und Lebenskünstler
IM TEAM DES KRH!
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karriere.krh.de
» Editorial
Inhalt
04 Kurz notiert
Neues aus den KRH-Häusern
06 Vielfalt auf Station
„Neugier schweißt zusammen“
10 Dolmetscher
„Ich bin das Sprachrohr“
Dr. med. Matthias Bracht, Geschäftsführer Medizin,
Dipl.-Kfr. Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und 12 Psychotherapie
Infrastruktur, Michael Born, Geschäftsführer Personal (v. l.).
Hilfe in höchster Not
» Vielfalt im 16 Onkologisches Zentrum
Krankenhaus Viele verschiedene Therapieformen
18 Geriatrie
Kaum eine Branche in Deutschland ist so international wie das Ge-
sundheitswesen. Die kulturelle und sprachliche Vielfalt spiegelt sich Dr. Martin Stolz:
auch im Klinikum Region Hannover (KRH) in bemerkenswerten Ein Mann für viele Fälle
Zahlen wider: Die 2018 in den zehn KRH-Krankenhäusern behan-
delten Patientinnen und Patienten kamen aus 128 Nationen aller
Kontinente. Ähnlich multinational ist das Personal in den KRH-Häu-
sern zusammengesetzt: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller
Berufsgruppen stammen aus 93 Nationen.
Wie der Arbeitsalltag in einem multinationalen Ärzteteam im
KRH Klinikum Nordstadt funktioniert, wie traumatisierte Geflüch-
tete erstmals psychotherapeutische Hilfe in einer landesweit heraus-
ragenden ambulanten Sprechstunde in der KRH Psychiatrie 20 Ausbildung
Wunstorf bekommen und wie geschulte Dolmetscher bei der Thera-
pie als Sprachvermittler eingesetzt werden, sind Themen dieser Nichts geht ohne Spezialisten
Ausgabe des KRH-Magazins Cura.
Vielfalt in der medizinischen Therapie am Beispiel des zertifi- 22 KRH intern
zierten Krebszentrums im KRH Klinikum Siloah, Vielfalt in der
Pflegeausbildung und Vielfalt in der Arbeitsorganisation eines 200 zusätzliche Pflegestellen
Chefarztes, der an mehreren KRH-Standorten zugleich verantwort-
lich tätig ist, gehören zu den weiteren Schwerpunkten der aktuellen 23 Der besondere Patient
Cura. Lassen Sie sich von den zahlreichen Facetten der Vielfalt im
Krankenhaus überraschen Unklarer Bauch
Wir wünschen eine erkenntnisreiche Lektüre.
Ihre KRH-Geschäftsführung
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 3
» Kurz notiert
JAHRESBILANZ 2018
2 936 Babys in den KRH-Geburtskliniken
Die Geburtenzahl in den drei KRH-Geburtskliniken
in Gehrden, Großburgwedel und Neustadt am
Rübenberge bleibt stabil. Mit 2 936 Geburten im Jahr
2018 sank die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren
(3 026 bzw. 3 078) zwar leicht. Bezogen auf 2015, als
in den KRH-Geburtskliniken 2 619 Geburten gezählt
wurden, ist die Bilanz in 2018 aber klar positiv.
1 275 Geburten, darunter zwei Zwillingsgeburten,
verzeichnete das KRH Klinikum Robert Koch Gehr-
den 2018. Insgesamt wurden 1 277 Babys in Gehrden
geboren – die größte Zahl im KRH-Verbund. Die
Geburtenzahl in Gehrden stieg im Vergleich zum
Vorjahr (1 206 Geburten, darunter sieben Zwillings-
geburten) weiter an. Das KRH Klinikum Neustadt
zählte im vergangenen Jahr 1 020 Geburten,
darunter 26 Zwillingsgeburten. Es wurden also 1 046
Babys im Neustädter Kreißsaal entbunden. Im
Vorjahr waren es hier 1 078 Geburten, darunter 17
Zwillingsgeburten. Im KRH Klinikum Großburgwedel
betrug die Geburtenzahl im vergangenen Jahr 641,
im Vorjahr waren es 742. Das Bild zeigt die kleine
Anna, das erste Baby, das in diesem Jahr zur Welt
kam mit ihren Eltern und ihrem Bruder Ben.
KRH KLINIKUM LEHRTE
„Wir stehen zu diesem Standort“
Das KRH Klinikum Lehrte ist gesichert: Das ist die Kernbotschaft des
KRH-Aufsichtsratsvorsitzenden, Regionspräsident Hauke Jagau, und
des KRH-Geschäftsführers Medizin, Dr. Matthias Bracht. Sie standen
Bürgerinnen und Bürgern im Kurt-Hirschfeld-Forum in Lehrte für
Fragen zum Standort zur Verfügung. Die Materie aus Krankenhauspla-
nung des Landes und Bettenverlagerungen ist komplex, und so gab es
in der Vergangenheit immer wieder missverständliche Äußerungen
von unterschiedlichen Stellen, die aus Sicht des Krankenhausunter-
nehmens der Klarstellung bedurften. „Uns als Eigentümer des Klini-
kums Region Hannover ist es ganz wichtig, gegenüber den Bürgerin-
nen und Bürgern in Lehrte noch mal klar zu betonen: Wir stehen zu
diesem Standort, und die Beschlüsse des Ministeriums und des
Krankenhausplanungsausschusses werden wir so umsetzen, dass hier
in Lehrte die Grund- und Regelversorgung mit dem zusätzlichen
Schwerpunkt der Altersmedizin nachhaltig gesichert werden kann“,
betonte Regionspräsident Jagau.
4 KRH Cura | Ausgabe 01|2019
MITARBEITERGEWINNUNG
Imagekampagne multimedial
„Wir sind Spießer, Abenteurer und Lebenskünstler“ – mit
dieser provokanten Aussage startete das Klinikum Region
Hannover (KRH) im Januar eine Imagekampagne, um poten-
zielle Bewerber auf den Krankenhauskonzern aufmerksam zu
machen. Seit mehreren Monaten ist das Unternehmen auf
Fotos, Plakaten und Videos in allen erdenklichen Medien
präsent – von Instagram bis zur Litfaßsäule. „Wir sind davon
überzeugt, dass jeder von uns Anteile eines Spießers, eines
Abenteurers und eines Lebenskünstlers in sich trägt“, erläu-
tert Michael Born, KRH-Geschäftsführer Personal, die Idee der
Kampagne. Bei einer Befragung von KRH-Beschäftigten war
herausgekommen, dass sie die Verlässlichkeit des Arbeitge- bereit waren, sich für die Kampagne fotografieren zu lassen,
bers, die vielfältigen Entwicklungs- und Fortbildungsmöglich- wo sie sich privat und im Beruf in diesen drei Rollen wieder-
keiten und die eigentliche Arbeit am Patienten im Team zu finden. Zu sehen sind diese Videos auf der neuen Karriereseite
schätzen wissen. In sieben Videos erklären Beschäftigte, die des KRH im Internet unter karriere.krh.de.
NEUER MRT
NEUER CHEFARZT IN GEHRDEN
Moderne Diagnostik
Prof. Dr. Fuller leitet Urologie im KRH Klinikum
Prof. Dr. Florian Fuller hat die Chefarzt- Neustadt am Rbge.
position in der Klinik für Urologie am
KRH Klinikum Robert Koch Gehrden Ein neuer Magnetresonanztomograf
übernommen. Zuletzt verantwortete (MRT) mit Investitionskosten von rund
der 46-Jährige als Leitender Oberarzt 1,4 Millionen Euro ist jetzt im KRH
die Klinik für Urologie der Charité Klinikum Neustadt am Rübenberge in
Universitätsmedizin Berlin am Campus Betrieb. „Das hochmoderne Großgerät
Benjamin Franklin. „Mit seiner Erfahrung erweitert die diagnostischen Möglich-
und seiner inhaltlichen Ausrichtung keiten für unsere Patienten im Neu-
passt Prof. Fuller optimal zu unserer städter Klinikum deutlich“, betont
Entwicklung, die wir in unserer Medizin- Radiologie-Chefarzt Dr. Götz Voshage.
strategie 2025 vorgesehen haben“, Das 1,5-Tesla-MRT-Gerät der neuesten
betont Dr. Matthias Bracht, KRH-Geschäftsführer Medizin. Prof. Fuller Generation bietet höchste Qualität in
verfügt über einen breiten operativen Erfahrungsschatz im Bereich der der diagnostischen Bildgebung und
Uro-Onkologie. Dieser umfasst neben der minimalinvasiven Nierenchir- hat eine extra weite Patientenöffnung
urgie, der Zystektomie mit komplexer Harnableitung vor allem die von 70 Zentimetern. Dadurch wird die
potenzerhaltende radikale Prostatektomie unter Einsatz des „da Vin- Untersuchung komfortabler. Patienten
ci“-Operationsroboters. „Ein neuer Chefarzt der Klinik für Urologie, der mit Angst vor Enge brauchen keine
über einen so großen Erfahrungsschatz auf dem Gebiet der Robotik Beklemmungsgefühle mehr zu fürch-
verfügt und der die entscheidenden Führungskompetenzen mitbringt, ten. Die Magnetresonanztomografie ist
ist für uns ein echter Gewinn“, so Dr. Martin Memming, Ärztlicher als bildgebendes Verfahren vor allem
Direktor des KRH Klinikums Robert Koch Gehrden. für die Darstellung von Weichteilen
und Organen geeignet.
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 5
» Vielfalt auf Station
Ein starkes Team: Chefarzt Prof. Dr. Andreas Schwartz (Mitte)
mit den Assistenzärzten der Klinik für Neurologie.
»Neugier
schweißt zusammen
Was ist Vielfalt? Was bedeutet sie? Und wie funktioniert ein Team, bestehend aus vielen
verschiedenen Menschen, auch unter ärgstem Druck? Ein Besuch in der Klinik für
Neurologie des KRH Klinikums Nordstadt.
6 KRH Cura | Ausgabe 01|2019
I
m Raum sitzen: drei Frauen, sechs nen haben denselben Chef: Prof. Dr. sem Vormittag ein Lob zu über
Männer. Eine fragt, sieben ant- Andreas Schwartz hat sie an den bringen. „Heute hat eine Patientin
worten, einer fotografiert. Ein Tisch geholt, um über Vielfalt zu angerufen“, erzählt Schwartz und
Chefarzt, ein Fotograf, sechs Assis- sprechen und über die Frage, was aus überrascht mit der folgenden Nach-
tenzärzte, eine Redakteurin. Drei tra- vielen Individuen ein Team macht. richt auch sein Team: „Sie hat sich
gen lange Haare, sechs kurze. Drei Denn noch etwas eint diese Gruppe: ausdrücklich dafür bedankt, dass sie
haben einen Bart, zwei voll, ein „Wenn diese Menschen nicht an die- zum allerersten Mal in ihrem Leben
Schnauzer. Die Haarfarben reichen sem Krankenhaus arbeiten würden, von einer Krankenhausärztin um-
von Blond über Rot und Schwarz bis könnten wir in der Neurologie nicht armt worden ist. Das fand sie sehr
Grau. Ein paar tragen eine Brille, auch im ärgsten Notfall morgens um schön.“ Das für einen Klinikalltag
manche nicht immer. 3 Uhr die bestmögliche Versorgung offenbar eher ungewöhnliche Lob
Die sieben Mediziner haben etwas sicherstellen.“ Nur wer dies zu leisten gilt der Assistenzärztin drei Plätze
gemeinsam: Sie gehören zum Team vermöge, habe Platz in diesem Team. weiter rechts: Dorina Drumeva. War-
der Klinik für Neurologie im KRH Mehr interessiert den Chefarzt um sie die Patientin umarmt hat? Die
Klinikum Nordstadt. Sechs von ih- nicht – eigentlich. Doch er hat an die- junge Frau mit den dunklen Locken ▶
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 7
» Vielfalt auf Station
▶ lacht. „Ich weiß es nicht. Aber es gegenüber sitzt Toruntay Cem Dagli. als den anderen. Denn er hat eben
passte einfach. Und ich mag ältere „Im Gegensatz zu mir sind meine El- eine Geschichte mehr zu erzählen als
Menschen. Denen tut es gut, wenn tern in der Türkei geboren“, hält Dag- seine aus Hannover stammenden
man sie in den Arm nimmt.“ li fest. Drumeva ist in Bulgarien ge- Kommilitonen: „Natürlich werde ich
boren. Ihr Tischnachbar zur Linken schon allein ob meines Äußeren ge-
Kennen- und schätzen lernen in Tunesien: Mohamed Elkenali. fragt, woher ich komme. Und dann
Dorina Drumeva hat dies in keinem Andrew Ong zog es aus Indonesien sage ich: aus Hannover.“ Ob er diese
Lehrbuch gelesen und in keiner Vor- in die Nordstadt, Tamta Lazariashvili Frage übel nehme, hänge vom Ton-
lesung gehört. Es gehört einfach zu aus Georgien. Die bunte Vielfalt, gibt fall des Gegenübers ab. „Wenn es um
ihrem Naturell. Ihre Assisten- Heidrich zu bedenken, wecke viel- ehrliches Interesse geht, dann ist es
zarzt-Kollegen am Tisch hören mit leicht ein wenig mehr Neugier unter- okay.“ Denn natürlich habe er zwei
staunendem Lächeln zu. Man kennt einander, als wenn es nur darum Kulturen, seine persönliche und die
sich. Inzwischen, müsste man sagen. gehe, die hannoversche Nord- und seiner Familie. „Und ich bin stolz, bi-
Sie haben sich in den Klinikräumen Südstadt zu vergleichen. Dies habe lingual aufgewachsen zu sein.“ Redu-
zwischen dem hannoverschen Schnei- das Team deshalb noch etwas enger ziere man ihn auf sein Äußeres, wer-
derberg und der Haltenhoffstraße aneinander geschweißt. de er dagegen etwas schmallippig.
kennen- und schätzen gelernt. Sie ha- Die Ärztinnen und Ärzte haben „Man ist wirklich neugierig aufei-
ben sich gegenseitig ihre Geschichte sich gegenseitig bekocht, Reisetipps nander“, bestätigt auch Elkenali. „Je-
erzählt, berichtet Anjo Heidrich. gegeben, sich ihren Werdegang er- der kommt aus einem anderen Land.
Heidrich ist Sprecher der Assisten- zählt und – wie alle anderen werden- Jeder hat andere Gewohnheiten, ein
zärzte am Klinikum Region Hanno- den Mediziner auch – Fakultäten und anderes Temperament. Wir lernen
ver. Er hat in München studiert und Dozenten verglichen. An dieser Stel- alle voneinander.“ Elkenali hat in Tu-
nach dem Abschluss zurück in seine le geht es Dagli, Nationalität und nesien nach französischem Standard
Geburtsstadt gefunden. Ihm schräg Passfarbe hin oder her, nicht anders studiert, wie sein Chef berichtet, und
» VIELFALT IN ZAHLEN 180 000 Patienten mit
Die Statistik ist so groß und bunt wie die Erde selbst:
In den Kliniken des KRH nimmt die Liste der Nationalitä-
128 verschiedenen Nationalitäten.
93 Nationalitäten bei rund
ten sowohl bei den Patienten als auch bei den Mitarbei-
tenden scheinbar kein Ende. Im vergangenen Jahr
gehörten die gut 180 000 Patienten stolzen 128 verschie-
denen Nationalitäten an. Nicht viel anders ist es bei den
Menschen, die zum Team des KRH Klinikums Region
7 500 Mitarbeitenden des
Hannover gehören. 93 Nationalitäten sind unter den KRH Klinikums Region Hannover.
48
insgesamt rund 7 500 Mitarbeitenden vertreten, dabei
führt der Geschäftsbereich des Bildungszentrums mit Die KRH Akademie führt mit
48 verschiedenen Nationalitäten knapp vor dem KRH
Klinikum Nordstadt mit insgesamt 44 Herkunftsländern verschiedenen Nationalitäten.
63 Nationalitäten
der Mitarbeitenden. Beim Blick auf die unterschiedlichen
Dienstarten eines Krankenhauses liegt der Bereich der Mit
Pflege mit 63 Nationalitäten vor dem Ärztlichen Dienst
mit 48 und dem klinischen Hauspersonal mit 32 differie-
führt der Pflege-Bereich bei den
renden Herkunftsländern. verschiedenen Dienstarten.
8 KRH Cura | Ausgabe 01|2019
Die große Vielfalt der Geschichten
weckt die Neugier auf den anderen
und verbindet das Team der
Assistenzärzte untereinander.
Ist stolz auf das gute Miteinander in seinem Team:
Prof. Dr. Andreas Schwartz. Nur so sei eine
Notfallversorgung auch unter größtem Druck
sicherzustellen.
hat in dieser Sprache das Level der praktischen Jahres ans KRH Klini- der Chefarzt. Und so klingt an die-
Fachsprache längst erreicht. Er hätte kum Nordstadt. „Viele bleiben nach sem Vormittag im Besprechungs-
danach auch nach Frankreich gehen ihrem praktischen Jahr hier, weil es raum der neurologischen Klinik nur
können, „es wäre für mich der einfa- ein tolles Team ist mit netten Kolle- noch die eine oder andere Färbung in
chere Weg gewesen“, sagt Elkenali. gen sowohl in der Pflege wie auch der Unterhaltung an. In Begrifflich-
Deutschland aber habe ihn aufgrund bei den Ärzten.“ Herkunft hin oder keit oder Artikulation indessen muss
der besseren Fachweiterbildung ge- her. niemand zurückstecken, die Monate
lockt. des heftigen Deutschpaukens sind an
Auch seine Kolleginnen Drumeva Lächeln richtig deuten diesem Tisch kein Thema – mehr.
und Lazariashvili führen zunächst Nur eine Hürde mussten Heidrich Missverständnisse entstehen – wenn
die fachlichen Komponenten ins und Dagli nehmen: „Wer in der Neu- überhaupt – nur noch zwischen den
Feld als Erklärung, warum sie am rologie hier arbeitet, muss nicht nur Zeilen. „Grundsätzlich könnte man
Nordstadt-Klinikums bleiben wol- selbst gut Deutsch sprechen, sondern vielleicht sagen, dass die Menschen
len. Aber offenbar ist das nicht die auch in der Lage sein, etwaige in Asien höflicher sind“, sagt Andrew
ganze Wahrheit. „Ich war zuvor an Sprachschwierigkeiten der Patienten Ong. „Es war am Anfang schon un-
einem anderen Krankenhaus. Aber erkennen zu können“, gibt Prof. Dr. gewohnt, wie direkt man hier mitei-
dort habe ich mich einfach nicht Schwartz zu bedenken. Was ist Dia- nander spricht und wie viele Fragen
wohlgefühlt. Nach einem Jahr bin lekt? Was eine aufgrund eines gestellt werden.“ Inzwischen habe er
ich hierher gekommen. Hier ist jetzt Schlaganfalls verwaschene Ausspra- sich allerdings daran gewöhnt, er-
meine neurologische Familie“, sagt che? Dieser Unterschied ist le- gänzt er mit einem Lachen. Und er
Drumeva – und lacht. Ihrer Kollegin bensentscheidend. „Zumal ja auch weiß sehr wohl zu differenzieren.
Lazariashvili geht es nicht viel an- unsere Patienten, egal ob als Notfall „Die Deutschen sind unter den Euro-
ders. Studiert hat sie in Hannover oder nicht, der deutschen Sprache päern wirklich höflicher als die an-
und kam dann im Rahmen ihres nicht immer mächtig sind“, ergänzt deren.“ Rebekka Neander
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 9
» Dolmetscher
»Ich bin das
Sprachrohr
Patienten aus 128 Nationen wurden im vergangenen Jahr
in den zehn KRH-Krankenhäusern behandelt. Manchmal
müssen Dolmetscher helfen, wenn es mit der Verständigung
nicht klappt. Besonders wichtig sind geschulte Dolmetscher
in der Psychiatrie.
10 KRH Cura | Ausgabe 01|2019M
eine Gefühle haben hier keinen Platz, vermittelt. Alle Dolmetscher sind geschult, haben
auch keine Gesten“, sagt Brankica Ott, Prüfungen in Deutsch und ihrer Muttersprache ab-
die seit Jahren als Dolmetscherin für solviert, verfügen über kulturelles Hintergrundwis-
Serbisch, Kroatisch und Bosnisch in der KRH Psy- sen und haben sich mit der Sprache der Medizin
chiatrie Wunstorf im Einsatz ist. Im psychothera- beschäftigt. Ein Teil von ihnen ist zudem beeidigt
peutischen Gespräch zwischen Oberärztin Sabine und hat einen Eid beim Landgericht abgelegt.
Kirschnick-Tänzer und einer bosnischen Patientin Die KRH Psychiatrie Wunstorf arbeitet seit
übersetzt Ott jeweils zwei, drei Sätze, doch sie 1992 mit dem Dolmetscherdienst des Ethnomedi-
greift nicht in das Gespräch ein, Otts Rolle ist neu- zinischen Zentrums zusammen. Infolge der Bal-
tral. Dolmetscher bauen keinen Kontakt zum Pati- kankriege in den Neunzigerjahren kamen viele
enten auf, weil dies das therapeutische Gespräch traumatisierte Flüchtlinge nach Deutschland und
stören würde. Respekt und Empathie sind gefragt, der Bedarf an Übersetzern war groß. Oberärztin
aber ebenso professionelle Distanz. Kirschnick-Tänzer schätzt den qualifizierten Dol-
Ott stammt aus Bosnien und Herzegowina, hat in metscherdienst sehr, dank der aufgebauten Struk-
Sarajevo und Hannover Germanistik und Philoso- turen ist die Klinik vorbereitet, auch die in jüngster
phie studiert und ist eine von rund 200 ausgebilde- Zeit nach Deutschland gekommenen traumatisier-
ten Dolmetschern für insgesamt rund 50 Sprachen, ten Bürgerkriegsflüchtlinge oder Opfer von Verge-
die das Ethnomedizinische Zentrum in Hannover waltigungen aus dem arabisch-afrikanischen
Raum therapeutisch zu versorgen.
Die Auswahl geeigneter Dolmetscher richtet
sich nach den persönlichen Bedürfnissen der Pati-
enten. Geschlecht, Religion oder Ethnie müssen
passen, damit eine Vertrauensbasis entstehen kann.
„Eine muslimische Bosnierin konnte mich nicht
als Dolmetscherin akzeptierten, weil ich selber
nicht muslimisch bin“, berichtet Brankica Ott aus
der Praxis. Sie habe dafür Verständnis, „die Ab-
lehnung war nicht persönlich gemeint“.
Auch in den somatischen Krankenhäusern des
KRH-Verbundes ist Dolmetscherhilfe regelmäßig
gefragt. Anders als in der Psychiatrie ermöglichen
die Übersetzer hier nicht therapeutische Prozesse,
sondern helfen bei der Informationsgewinnung
und Aufklärung der Patienten. Dank der großen
Nationenvielfalt beim Klinikpersonal – die Be-
schäftigten stammen aus 93 Nationen – können
Ärzte und Pflegekräfte vielfach auf kollegiale
Übersetzerhilfe zurückgreifen. Es gibt Listen, wer
welche Sprache beherrscht. Auch Angehörige von
Patienten mit Deutschkenntnissen helfen häufig
weiter. Der Einsatz externer Dolmetscher erfolgt
bei Bedarf. Bernhard Koch
Klar verteilte Rollen: Oberärztin
Sabine Kirschnick-Tänzer (li.) im Gespräch
mit einer Patientin (vorn). Dolmetscherin
Brankica Ott übersetzt, greift aber nicht ein.
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 11» Psychiatrie
»Hilfe in höchster
Not
Vom Krieg traumatisierte Geflüchtete erhalten in
Deutschland nur über bürokratische Umwege psycho-
logische Hilfe. Die KRH Psychiatrie Wunstorf baut unter
der Leitung von Chefärztin PD Dr. Iris Graef-Calliess
deshalb jetzt erstmals eine ambulante Sprechstunde auf.
Das Risiko für traumatisierte Geflüchtete, psychisch zu erkranken,
hängt maßgeblich von den Erlebnissen nach der Flucht ab.
12 KRH Cura | Ausgabe 01|2019» DIE EIGENTLICHE
GEFAHR DROHT
NACH DER FLUCHT
Mit Privatdozentin Dr. Iris Graef-
Calliess ist seit Januar 2018 eine
Expertin für Migration und trans-
kulturelle Psychiatrie Chefärztin an
V
ielleicht war es ja dieser eine der KRH Psychiatrie Wunstorf.
Augenkontakt mit einer ihr Lässt sich ein Patient auf seinen
fremden Person. Vielleicht Kulturkreis begrenzen? „Nein!“,
aber auch ganz etwas anderes. Wir lautet die klare Antwort von PD Dr.
werden es nicht erfahren. Fakt ist: Graef-Calliess. Sie habe in ihrer Prägung wahrscheinlich mit einer Berufs-
Die eben noch so gefasst wirkende kollegin in Asien mehr gemeinsam als mit einem Bergarbeiter aus
Frau springt auf. Ihr laufen die Trä- Deutschland. Und deshalb warnt die habilitierte Sozialpsychiaterin
nen übers Gesicht. Kein Halten. Kei- vehement vor der Reduktion eines Patienten auf sein Herkunftsland.
ne Fassung. Mit Mühe kann ihr Mann „Die Risiken für einen traumatisierten Menschen, psychisch zu erkran-
sie daran hindern, aus dem nüchtern ken, sind überdies vor allem mit den Erlebnissen nach dem Trauma, also
eingerichteten Bürozimmer zu stür- hier in Deutschland verknüpft“, betont Dr. Graef-Calliess. Erst Fehl- und
zen. Nichtbehandlung sowie mangelnde soziale Unterstützung hierzulande
Es ist keine zehn Minuten her, da verschärften das Problem und behinderten die Integration.
wirkte das Paar draußen auf dem Ge- Mehr noch: „Wer unter einer posttraumatischen Belastungsstörung
lände der KRH Psychiatrie Wunstorf leidet, den begleitet dieses Thema ein Leben lang.“ Und so ist es kaum
lediglich etwas orientierungslos. Wo verwunderlich, dass zu den Patienten, die heute die Sprechstunde der
genau die ambulante Sprechstunde Chefärztin besuchen, auch Menschen zählen, die bereits 1999 aus dem
für traumatisierte Geflüchtete statt- Kosovo nach Deutschland geflüchtet sind und der Fachärztin seither
finden soll, ist den Gebäudebeschrif- über ihre Wirkungsstätten hinweg folgen.
tungen nicht so einfach zu entneh- Graef-Calliess, aus einer deutsch-polnischen Arztfamilie stammend,
men. Doch die zwei laufen förmlich leitete bis Ende 2017 das Zentrum für Transkulturelle Psychiatrie und
ihrem Ziel in die Hände. PD Dr. Iris Psychotherapie am Klinikum Wahrendorff. An der Medizinischen Hochschu-
Graef-Calliess begegnet den beiden le Hannover baute sie 2009 eine Spezialsprechstunde für Migration und
auf ihrem eigenen Gang über den seelische Gesundheit auf und leitete diese bis 2012.
Hof und nimmt sie kurzerhand mit. Ähnlich innovative Versorgungskonzepte möchte die Expertin nun
Während die Chefärztin der Klinik auch für die KRH Psychiatrie Wunstorf aufbauen. Ihre Erfahrungen aus
für Allgemeinpsychiatrie und Psy- mehr als 20 Jahren sozialpsychiatrischer Arbeit mit Migranten und die
chotherapie vielleicht schon etwas daraus resultierenden Aufgaben für Psychiatrie und Psychotherapie hat
ahnt, scheint dem unbedarften Beob- Graef-Calliess in dem Fachbuch „Migration und Transkulturalität“ mit Prof.
achter gerade die Frau in diesem Mo- Dr. Meryam Schouler-Ocak von der Charité Berlin veröffentlicht.
ment als die Gefasstere, Organisier- Die Spezialistin ist stellvertretende Leiterin des Fachreferates für
tere von beiden. Interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie in der Deutschen Gesell-
Jetzt aber bricht sich die Verzweif- schaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkun-
lung Bahn. Die aus Syrien stammen- de (DGPPN) und der European Psychiatric Association (EPA) sowie Mitglied
de Mutter von fünf Kindern, 47 Jah- des Arbeitskreises Migration und Öffentliche Gesundheit bei der Beauf-
re, und erst seit wenigen Monaten in tragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.
Deutschland, kann nicht mehr. Nicht
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 13» Psychiatrie
Seit Januar 2018 ist PD
Dr. Iris Graef-Calliess als
ausgewiesene Expertin
für transkulturelle
Psychiatrie Chefärztin
an der KRH Psychiatrie
Wunstorf.
jetzt, und überhaupt. Sie hält es in Die ambulante Sprechstunde in „Alle psychischen Erkrankungen
Gegenwart von Fremden schlicht Kooperation mit dem KRH diene als gelten pauschal als chronisch und be-
nicht mehr aus, verlässt – wie sich eine Art Brücke, um die Wartezeit dürfen deshalb dieses besonderen
später herausstellt – in ihrem neuen, zu entlasten, sagt Fricke. Allein für Umweges.“
unfreiwilligen Zuhause im eigentlich den Standort Hannover und seine di- Auch einen Fahrschein wie jetzt
so heimeligen Umland Hannovers rekten Nachbarkommunen zählt sie nach Wunstorf erhalten Geflüchtete
nicht mehr das Haus. aktuell 30 Betroffene wie die syri- dann nur auf Antrag. „Diesen Behör-
sche Frau an diesem Morgen. Auf dendschungel zu durchdringen ist für
Dschungel der Behörden der Warteliste für einen ersten Ter- Menschen ohne Sprachkenntnisse,
Dass es das Ehepaar an diesem Mor- min bei einem Psychiater sind sie traumatisiert überdies unter einer
gen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Teil bereits seit Monaten. Eine enormen Belastung, fast nicht zu
quer durch die Region bis nach erste Medikation für ihre Beschwer- schaffen“, betont die Fachärztin. Für
Wunstorf geschafft hat, grenzt rück- den – von rasenden Kopfschmerzen die erste ambulante Sprechstunde fi-
blickend an ein Wunder – und ist ei- über Schlaflosigkeit bis zu Schmerz- nanziert an diesem Tag das Flücht-
ner besonderen Kooperation zu ver- und Nervositätszuständen – fehlt lingsnetzwerk die Fahrkarte, sagt
danken: zwischen der KRH weitgehend. Fricke. Schon für den zweiten Besuch
Psychiatrie Wunstorf und dem Netz- In ihrer psychischen Ausnahmesi- wird dies nicht mehr gelten. Auch
werk für traumatisierte Flüchtlinge tuation müssen die Betroffenen vor deshalb soll die Sprechstunde künftig
in Niedersachsen (NTFN), dem auch allem mit der Bürokratie kämpfen, in Hannover angeboten werden.
Die Chefärztin angehört. Die Kon- erläutert Chefärztin Dr. Graef-
takte des NTFN reichen tief bis in Calliess. „In den ersten 15 Monaten Ein erster Schritt
die ehrenamtlichen Helferstrukturen in Deutschland erhalten Geflüchtete Eine gute Stunde später. Die syri-
der kommunalen Betreuung für Ge- eine ärztliche Behandlung ohne Wei- sche Frau hat sich wieder gefangen.
flüchtete. „Wir haben eine lange teres nur bei akuten Schmerzen oder Schon kommende Woche wird sie
Warteliste von Betroffenen, die auf anstehender Geburt.“ Über alle wei- wiederkommen können. Eine erste
einen Termin bei einem Psychiater terführenden Behandlungen ent- Diagnose steht, und klar ist: Es wird
warten“, berichtet Franziska Fricke scheide zunächst der zuständige ein weiter Weg. Den ersten Schritt
später, die für das NTFN die Sachbearbeiter im Sozialamt und da- aber hat sie nun geschafft.
KRH-Termine organisiert. nach der behandelnde Hausarzt. Rebekka Neander
14 KRH Cura | Ausgabe 01|2019» Rätselspaß
»Denksport
Stadt Stadt u. alt, Dring- Mittel exot. schott. Zeichen Donau-
an der Sprach- Fluss in tranig lich- gegen Pflan- Dichter Gewürz- starker für Zufluss
Aare rohr Tsche- keits- Sod- zen- (Walter) blatt Zweig
(Schweiz) chienu. (Fette) vermerk brennen faser † 1832 Fermium US-Gold-
Stadt Stadt Dring- Mittel exot. schott. münze
alt, Zeichen Donau-
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der Sprach- Fluss in tranig lich- gegen Pflan- Dichter Gewürz- starker für Zufluss
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gelbes Staat in Jahres welle:
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Mineral Übervor- Behaup-lich
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3 stoff
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führung
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Durch- führung inhalts-
Gebiet Fußball- los
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Soße Durch-
Gebiet Fußball- los
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Soße
(engl.)
zum Ein-
4 runder Pferde- s1710-6
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4
Lösungswort
(engl.)
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 s1710-6
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Sudoku
Die Zahlen von 1 bis 9 sind so einzutra- jeder Spalte nur einmal vorkommt und
gen, dass jede Ziffer in jeder Zeile nur dass sich jede Ziffer nur einmal in jedem
einmal vorkommt, dass jede Ziffer in Block befindet.
leicht schwer
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 15» Onkologisches Zentrum
»Unterschiedliche
Erkrankungsformen –
viele Therapieoptionen
Netzwerk gegen den Krebs: Chefarzt PD Dr. Dr. Martin Müller
arbeitet im Krebszentrum im Team mit Organexperten,
Pathologen und Therapeuten für die Patientinnen und Patienten.
16 KRH Cura | Ausgabe 01|2019Trauer und Tränen sind es, die viele mit dem Thema Krebs verbinden. Therapie und viel-
fältige Perspektiven sind die Begriffe, die ihm einfallen: PD Dr. Dr. Martin Müller, Chefarzt
der Klinik für Hämatologie und Onkologie am KRH Klinikum Siloah. Tagein, tagaus be-
schäftigt sich der Spezialist mit dem Krebs in allen Ausprägungen und in allen Organen.
E
s gibt die Option, Tumore zu radioaktive Bestrahlung hilft, das Tu- klärung: „Der zielgerichtete Ansatz
operieren, Krebszellen mit Be- morwachstum einzudämmen. „Doch kann die Blutversorgung der Krebs-
strahlung zu zerstören und die die Medizin entwickelt sich seit etwa zellen verlangsamen oder unterbin-
klassische Chemotherapie. Onkolo- 20 Jahren in der Onkologie rasant den, und die entarteten Zellen ver-
gen können mit den Patienten auf die weiter. Immer mehr klinische Studien hungern im besten Fall.“
Immuntherapie oder auf moleku- zeigen uns, bei welchen Krebsformen
laronkologische Ansätze setzen oder wir eventuell besser mit einem immu- Erbgut der Krebszelle
eine Mischung anwenden. „Genau nologischen Ansatz fahren.“ Dabei lässt sich entschlüsseln
das ist meine Aufgabe“, erklärt Chef- werden den Patienten Medikamente Im Rahmen sogenannter moleku-
arzt PD Dr. Dr. Müller. „Im Team gegeben, die deren körpereigene Im- laronkologischer Untersuchungen
aus den Organexperten, Pathologen, munabwehr stärken und dieser die wird heute immer häufiger auch das
Therapeuten und natürlich den Pati- richtigen Hinweise geben, um den Erbgut der Krebszellen eines Patien-
entinnen und Patienten die unter- Tumor, die Metastasen und die ande- ten entschlüsselt. Das Ergebnis wird
schiedlichen Wege durch die Erkran- ren im Körper verbreiteten Krebszel- dann mit riesigen Datenbanken abge-
kung aufzuzeigen und den besten zu len zu attackieren. „Das funktioniert glichen. „So können wir extrem ge-
finden und dann zu gehen.“ Möglich ziemlich genau, und wir haben hohe nau individuell vielversprechende
wird ein solcher Behandlungsansatz Wahrscheinlichkeiten, besonders vie- Therapieoptionen identifizieren und
nur in einem Krebszentrum. Ein sol- le Krebszellen damit unschädlich zu bessere Aussagen zur Prognose der
ches Zentrum stellt sich regelmäßig machen.“ Besonders erfolgreich ist Erkrankung machen.“ Hier koope-
der Deutschen Krebsgesellschaft dieser Ansatz bei der Behandlung riert Müller mit dem Tumorzentrum
(DKG) zur Überprüfung und Verbes- von Lungenkrebs und Schwarzem am Universitätsklinikum in Tübin-
serung. Hautkrebs. Auch Tumore aus dem gen, wo eines der ersten dieser Pro-
urologischen Bereich, bestimmte gramme im deutschsprachigen Raum
Onkologisches Zentrum bleibt Darmkrebsformen und Tumore im etabliert wurde.
auf dem neuesten Stand Kopf-Hals-Bereich können so erfolg- Noch vielfältiger als die Krebsva-
„In dieser Zusammenarbeit zwingen reich angegangen werden. rianten sind die Patienten, die Müller
wir uns, immer auf dem neuesten Der zweite innovative Ansatz ist behandelt. „Das ist einfach meine
Stand zu sein“, erläutert Müller. Die die sogenannte zielgerichtete Thera- Welt, Menschen in dieser kritischen
onkologischen Patienten im Siloah pie: Medikamente richten sich gegen Situation helfen zu können“, berichtet
und den anderen KRH-Standorten bestimmte Strukturen auf oder in der 47-Jährige. „Viele Patienten kön-
sollen von den Möglichkeiten der den Tumorzellen sowie gegen Boten- nen wir heute bereits heilen. Dies ist
modernen Krebstherapie profitieren. stoffe, die von den Krebszellen aus- leider noch nicht überall möglich.
Mit einer Operation, um einen Tumor gesandt werden und für ihr Wachs- Dennoch können wir in den meisten
zu entfernen, können viele etwas an- tum nötig sind. So regt einer dieser Fällen moderne Therapien anbieten,
fangen. Dass bei einer Chemothera- attackierbaren Botenstoffe das die bei Erhaltung einer guten Le-
pie starke Nebenwirkungen auftreten Wachstum von Blutgefäßen in den bensqualität den Tumor effektiv zu-
können wie Haarausfall oder Übel- Tumoren an für die Versorgung mit rückdrängen und über viele Jahre
keit kennen auch viele. Ebenso dass Nahrung und Sauerstoff. Müllers Er- kontrollieren können.“Steffen Ellerhoff
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 17» Geriatrie
Dr. Martin Stolz fährt zu seinem zweiten Standort nach Langenhagen.
Auf dem Weg gibt er Assistenzärztin Marina Baranovska ein paar Tipps
für die Facharztprüfung mit auf den Weg.
»Ein Mann
für viele Fälle
Er ist ein Mann mit vielen Talenten. Macht er seine Visiten, so öffnet sich ein
immer wieder neuer Kosmos. In dessen Mittelpunkt: der erkrankte ältere
Mensch. Welche Erkrankungen liegen vor? Wohnen die Patienten alleine? Ist
jemand aus der Familie ansprechbar? Der Chefarzt sucht Antworten. Überall.
D
r. Martin Stolz (MPH) ist Chefarzt sowie einen ganzen Standort. Im KRH Klinikum Nord-
Ärztlicher Direktor und nicht nur für einen stadt ist er als Chefarzt tätig. Mehrmals in der Wo-
Standort im Klinikum Region Hannover che beginnt sein Tag dort. Dann geht er mit den
verantwortlich. Sein Thema: die älteren Menschen. Unfallchirurgen über die alterstraumatologische
Im Fachdeutsch nennt er sich Geriater, seine Kli- Station. Hier liegen ältere Menschen, bei denen
nik nennt sich Geriatrie. In Langenhagen leitet er nach einem Unfall – oft ein Sturz – die Verletzun-
18 KRH Cura | Ausgabe 01|2019gen behandelt werden müssen. Seine Aufgabe: den Der gebürtige Hannoveraner Stolz kennt die
älteren Menschen als Ganzes zu sehen. „Bei vielen fahrradfreundlichen Strecken zu seinem zweiten
können wir 30 unterschiedliche Krankheiten diag- Standort, der KRH Geriatrie Langenhagen. Vorbei
nostizieren“, erklärt der Geriater während eines an Kleingärten und über den Mittellandkanal kön-
Zimmerwechsels auf dem Stationsflur. „Diese ein- nen seine Gedanken wandern. In Langenhagen fol-
zeln zu betrachten hat keinen Sinn. Wir versuchen, gen ab Mittag mehrere Teamsitzungen und Visiten,
hier im Team herauszufinden, mit welcher Strate- Büroarbeit und der Blick auf die Stationen, ob hier
gie wir für den Patienten das meiste herausholen seine Hilfe gebraucht wird. Im Laufe der Woche
können, um ihm zu helfen.“ wird Dr. Stolz dort, in einem der größten geriatri-
Dr. Stolz wird begleitet von einem Team aus schen Zentren Norddeutschlands, noch weitere 100
Fachärzten, Assistenzärzten, den Pflegefachkräften geriatrische Patienten besuchen. Mit der Stations-
und wenn es geht, auch von Ergo- und Physiothera- ärztin geht er noch zu einem pensionierten Lehrer
peuten. Diese Multiprofessionalität entspricht sei- ins Zimmer. Der ältere Herr kam mit 16 unter-
nem Behandlungsansatz. Jeder unterschiedliche schiedlichen Medikamenten ins Krankenhaus: ge-
Blickwinkel hilft, dem Patienten die für ihn opti- gen Bluthochdruck, gegen einen ständigen Juckreiz
male Behandlung zukommen zu lassen. „Was ha- und, und, und ... Jetzt haben sich seine Beine noch
ben Sie da geflüstert?“, fragt eine ältere Dame, die stark entzündet. Die geriatrische Behandlungsphi-
an der Schulter behandelt werden muss. Dr. Stolz losophie bündelt Dr. Stolz in dem Gespräch in einer
bleibt freundlich, wird aber etwas lauter und erklärt Frage: „Was muss besser werden?“ „Ich will wieder
ihr den Sinn der Visite: „Vorhin haben wir über Sie laufen können“, antwortet der 87-Jährige.
gesprochen, jetzt müssen wir mit Ihnen sprechen. Steffen Ellerhoff
Sie wollen doch schnell nach Hause und wieder
Akkordeon spielen?“ Dann erklärt er, dass die Pati-
entin mithilfe von Physiotherapeuten wieder trai-
nieren muss. Mit jedem Tag ohne Training droht
der Verlust von Funktionalität. Dr. Stolz bringt das
auf die einfache Formel „Bed ist bad!“, auf Deutsch:
Zu lange nur im Bett zu liegen ist schlecht für die
Patienten.
Alles, was die Ärzte und Therapeuten bespre-
chen, wird dokumentiert, damit die Ergebnisse
dann auch in die Behandlung mit einfließen kön-
nen. 21 Patienten hat der Chefarzt heute Morgen
im KRH Klinikum Nordstadt gesehen. Auf dem
Weg zu seinem Fahrrad gibt er Assistenzärzten,
die sich auf ihre Facharztprüfung vorbereiten,
noch ein paar Tipps.
Intensiver Austausch:
Chefarzt Dr. Martin Stolz (rechts) im
Gespräch mit einer Ärztin und
einer Krankenschwester auf
der Geriatriestation im
KRH Klinikum Nordstadt.
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 19» Ausbildung
»Moderne Pflege heißt:
Nichts geht ohne
Spezialisten Die Möglichkeiten der
Medizin wachsen immer
weiter – und auch die
Pflege entwickelt sich.
Neben der Berufsaus-
bildung zur Gesundheits-
und Krankenpflegekraft
gibt es zahlreiche weitere
Qualifikationen für
besondere Einsatzgebiete.
Das Klinikum Region
Hannover (KRH) verfügt
nicht nur über spezialisier-
ten Pflegekräfte, sondern
bildet sie auch aus.
E
ine Krebserkrankung ist in vie-
len Fällen ein jahrelanger Pro-
zess. Therapie folgt auf Thera-
pie, auch Operationen sind manchmal
notwendig, und selbst wenn der ur-
sprüngliche Krankheitsherd besiegt
scheint – die Chance auf eine Wieder-
kehr ist da. Im zertifizierten Brust-
krebszentrum des KRH Klinikums
Siloah gibt es eine Pflegefachkraft,
die die Betroffenen über die meist vie-
len Jahre hinweg begleitet: Inka Ma-
rie Rack ist eine sogenannte Breast
Von Anfang an dabei: Breast Care Nurse Inka Marie Rack
Care Nurse, speziell ausgebildet für
mit ihrem ärztlichen Kollegen Dr. med. Alexander Moser im
die Versorgung und Betreuung von
Erstgespräch mit einer Brustkrebspatientin.
Brustkrebspatientinnen und -patien-
ten. Schon im ersten Diagnosege-
spräch ist sie dabei und begleitet ab
hier die Patienten während ihrer aku-
20 KRH Cura | Ausgabe 01|2019In der KRH Akademie erlernen Pflegekräfte spezielle Methoden und Konzepte für die Versorgung beispielsweise von älteren Patientinnen und Patienten. ten Krankheitsphase. Darüber hinaus sierte Pflegekräfte, es gibt wesentlich versorgen zu können. So lernen sie gibt sie Hilfestellungen und Hinter- mehr: onkologische Fachpflege, In- beispielsweise Methoden, mit deren grundwissen, informiert über die tensiv- und Anästhesiepflege, endo- Hilfe sie Patienten, die schon länger kommenden Schritte und vermittelt skopische und OP-Pflege – und dies bettlägerig sind, sich zurückgezogen Kontakte zu weiteren Angeboten wie sind nur einige Beispiele. haben und nur noch wenig sprechen, Selbsthilfegruppen und Informations- über verschiedene Techniken wieder veranstaltungen. „Menschen mit Besondere Konzepte für anzuregen und zu reaktivieren, so- Krebserkrankungen brauchen mehr besondere Bedürfnisse dass sie wieder zur Sprache zurück- als körperliche Pflege. Sie brauchen Auch ältere Patientinnen und Patien- finden können. vor allem auch Rat und Orientierung“, ten haben besondere Bedürfnisse: „Die Fachpflegekräfte haben eine beschreibt Rack ihre Aufgabe. „Gera- Sinneswahrnehmungen und Motorik Vielzahl von Konzepten für spezifi- de das erste Aufklärungsgespräch ist sind oft eingeschränkt, und auch sche Bedarfslagen der Patienten. in der Regel ein Schock, daher spre- kognitive Prozesse fallen manchen Dies hat einen nachhaltigen positiven che ich danach immer wieder mit den schwer. Speziell für diese Betroffe- Einfluss auf die gesamte Pflege Patientinnen und Patienten, um ihren nen bildet das KRH eigene Fach- qualität“, betont Mathias Wolf, Leiter Informationsstand behutsam und an- kräfte für geriatrische und rehabili- der Fachweiterbildung in der KRH gepasst an ihre emotionale Situation tative Pflege aus. Die Pflegekräfte Akademie. Rund 100 Pflegekräfte aufbauen zu können.“ Inka Marie erlernen hierbei spezielle Konzepte, werden hier in verschiedenen Kursen Rack ist nur ein Beispiel für speziali- um ältere Menschen bestmöglich weitergebildet. Nikolas Gerdau KRH Cura | Ausgabe 01|2019 21
» KRH intern
Impressum
KRH Cura
Das Magazin des KRH Klinikums
Region Hannover
Herausgeberin
KRH Klinikum Region Hannover GmbH
Stadionbrücke 6, 30459 Hannover
Telefon: (0511) 906 6500, Fax: (0511) 906 6519
Internet: www.krh.eu, E-Mail: presse@krh.eu
Konzeption & Realisation
© Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG
August-Madsack-Straße 1, 30559 Hannover
www.madsack-agentur.de
Auflage
175.000 Exemplare
Projektleitung
Steffen Ellerhoff, Annika Kamißek
Redaktionsleitung
Bernhard Koch, Annika Kamißek
Layout & Satz
Nadine Jäpel, Nadine Blasche
Auch in die Digitalisierung will das Klinikum Region
Autoren dieser Ausgabe
Hannover investieren, um die Pflegekräfte Steffen Ellerhoff, Nikolas Gerdau,
von berufsfremden Tätigkeiten zu entlasten. Bernhard Koch, Rebekka Neander
Fotos & Grafik
Nick Neufeld, Nadine Jäpel, Stefan Gallwitz,
Maren Kolf, iStockphoto.com/FatCamera/
»200 neue Pflegestellen
SvetaZi
Fast alle Fotos zeigen Personen, Örtlichkeiten sowie
Motive des KRH Klinikums Region Hannover. Ein
besonderer Dank gilt den KRH-Mitarbeitern/-Mit-
arbeiterinnen, die sich hierfür zur Verfügung
Aufsichtsrat verabschiedet Wirtschaftsplan gestellt haben.
Bildbearbeitung
Siegfried Borgaes
D
Druck
er Aufsichtsrat der Klinikum Region Hannover GmbH (KRH) hat Frank Druck GmbH & Co. KG,
den Wirtschaftsplan für das Jahr 2019 verabschiedet. Das Unterneh- Industriestraße 20, 24211 Preetz
Anzeigen
men geht dabei von einer schwarzen Null aus. Angesichts der schwie- KRH Klinikum Region Hannover GmbH,
rigen Rahmenbedingungen und im Vergleich zu vielen anderen Krankenhaus Steffen Ellerhoff, Telefon: (0511) 906 6510,
E-Mail: steffen.ellerhoff@krh.eu,
unternehmen, die mit negativen Ergebnissen oder auch aktuell erheblichen gültige Anzeigenpreisliste 2016.
Sanierungsbeiträgen der Mitarbeiter arbeiten müssen, ist dies allein schon Bezug
KRH Cura erscheint vierteljährlich. Erhältlich ist
bemerkenswert. die jeweils aktuelle Ausgabe als Beilage der
Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und
Mittlerweile zahlt sich der Konsolidierungskurs aus, den das KRH in den Neuen Presse und in den Krankenhäusern des
zurückliegenden Jahren verfolgt hat. Dies wird besonders bei den Investitio- KRH Klinikums Region Hannover. Direkt-
versand oder Lieferung einzelner Ausgaben
nen sichtbar. Neben Fördermitteln und Zuwendungen des Eigentümers besteht durch den Verlag ist leider nicht möglich.
nun die Möglichkeit, massiv mit Eigenmitteln dringend benötigte Maßnah- Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion des
Inhalts ganz oder teilweise nur mit vorheriger
men umzusetzen. Insgesamt plant das Unternehmen für 2019 Investitionen in schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin
Höhe von fast 50 Millionen Euro. „Das KRH ist mittlerweile ein gesundendes und gegen Honorar. Für unverlangt eingesandte
Manuskripte oder sonstiges Material übernimmt
Unternehmen“, stellt der Aufsichtsratsvorsitzende, Regionspräsident Hauke die Redaktion keine Haftung. Eine Rücksen-
dung ist nicht möglich.
Jagau, fest. „Die Beschäftigten haben die Basis gelegt, dass wir wieder deut-
lich mehr Spielräume haben, die notwendigen Zukunftsanpassungen vorzu- Rätsellösungen
Lösungswort Schwedenrätsel: Landschaft
nehmen.“ Dazu gehört auch der Aufbau von Stellen in den Pflegeberufen. Hier Sudoku leicht: Sudoku schwer:
sieht der Wirtschaftsplan 200 zusätzliche Vollkraftstellen vor. Gleichzeitig
wird umfänglich in die Digitalisierung investiert, um die Beschäftigten nach-
haltig von professionsfremden Tätigkeiten zu entlasten. „Wir wollen, dass die
Beschäftigten im KRH ihre anspruchsvollen und verantwortungsvollen Auf-
gaben, von der Ausbildung bis zur Rente, möglichst zufrieden und gesund
gestalten können“, so Jagau.
22 KRH Cura | Ausgabe 01|2019» Der besondere Patient
» Unklarer Bauch
Eine 40 Jahre alte Patientin klagt über Schmerzen im Oberbauch. Erste
Untersuchungen zeigen keine Ursachen. Doch dann verliert die Frau
gravierend an Gewicht.
E
ine 40 Jahre alte Patientin klagt über Schmer- (Stent) aus Metallgeflecht eingelegt. Noch am Tag
zen im Oberbauch. Blutuntersuchungen und des Eingriffs ist die Patientin beschwerdefrei und
Ultraschall beim Hausarzt waren unauffäl- kann wieder ohne Schmerzen essen.
lig. Da sich die Beschwerden über Wochen nicht Nach wenigen Wochen berichtet die Patientin
bessern, erfolgt die Überweisung zur Magenspie- allerdings über eine erneute Beschwerdesympto-
gelung. Es zeigt sich eine Entzündung der Magen- matik. Eine Kontrolle des Befundes zeigt eine Ver-
schleimhaut, die zunächst mit einem Säureblocker engung des Stents. Mit einem erneuten Eingriff per
behandelt wird. Katheter kann diese Engstelle behandelt werden.
Doch im Verlauf nehmen die Beschwerden un- Die Patientin ist seitdem beschwerdefrei.
serer Patientin weiter zu. Es kommt immer wieder Die Ursache der Beschwerden ist bei unserer Pa-
zum Erbrechen und in der Folge zu einem ausge- tientin am ehesten auf ein atypisch verlaufendes
prägten Gewichtsverlust. Der Hausarzt veranlasst Band im Oberbauch, das sogenannte Ligamentum
eine Computertomografie des Bauches, die eine arcuatum, zurückzuführen. Andere Ursache für
unklare Magenwandverdickung sowie eine Eng- Engstellungen der Gefäße kann beispielsweise
stellung jener Blutgefäße zeigt, die den Magen- auch eine Gefäßverkalkung sein. Diese war bei un-
Darm-Trakt mit frischem Blut versorgen. Mit die- serer Patientin jedoch nicht zu finden, obwohl sie
sem Befund kommt die Patientin in unsere Klinik. mit einem regelmäßigen Zigarettenkonsum ein er-
Mittlerweile hat sie bereits 17 Kilogramm Ge- höhtes Risiko für Verkalkung hat.
wicht verloren. Auf genaue Nachfrage berichtet die
Patientin, dass die Beschwerden in direktem Zu-
sammenhang mit der Nahrungsaufnahme stehen.
Aufgrund der im CT vorbeschriebenen Magen-
ZUR PERSON
wandverdickung führen wir eine erneute Gastro-
skopie durch, die jetzt eine weißlich fleckige verän- Prof. Dr. Jochen
derte Schleimhaut zeigt. Es besteht Verdacht auf Wedemeyer ist
eine Mangeldurchblutung der Magenschleimhaut. Chefarzt für Innere
Diese Engstellung wird dann über einen röntgen- Medizin im KRH
gestützten Eingriff behandelt. Dafür wird ein Ka- Klinikum Robert Koch
theter über die linke Armarterie vorgeschoben, die Gehrden und Autor
Engstelle dargestellt und eine kleine Prothese dieser Kolumne.
KRH Cura | Ausgabe 01|2019 23Sie können auch lesen
