VIRTUELLE WASSERREISE - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum HERAUSGEBER: NaturFreunde Deutschlands e.V. Warschauer Str. 58a/59a 10243 Berlin Telefon (030) 29 77 32 60, Fax -80 info@naturfreunde.de www.naturfreunde.de KONZEPTION UND TEXT: Dr. Henning Smolka (Umweltkommunikation Smolka) REDAKTION: Carola Bass (V.i.S.d.P.: Hans-Gerd Marian) GESTALTUNG: Nicole Jaecke (fija.de) FÖRDERHINWEIS: Dieses Projekt wurde aus Erlösen der 12. Sonderbriefmarke „Für den Umweltschutz“ zum Thema „Wasser ist Leben“ durch das BMUB und UBA gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autor_innen.
Inhaltsverzeichnis Vorwort.................................................................................................4 Einführung – „Verstecktes“ Wasser Virtuelles Wasser – was ist das? .......................................................5 Der Wasserfußabdruck .......................................................................5 Grünes, blaues und graues Wasser ....................................................7 Klimawandel und virtuelles Wasser ...................................................10 Virtuelles Wasser und Ernährung ......................................................11 Virtuelles Wasser und Kleidung ........................................................13 Virtuelles Wasser und Mobilität ........................................................15 Praxis – Virtuelle Wasserreise 1 EINFÜHRUNG IN DAS THEMA „VERSTECKTES“ WASSER 1.1. Was ist virtuelles Wasser? .........................................................19 1.2. Das Wasserpuzzle ........................................................................20 1.3. TEAM - MEAT – ATEM - MATE? ..............................................21 1.4. Drüber oder drunter? ..................................................................22 1.5. Am Anfang war das Ei ...............................................................23 2 INFORMATIONEN, HINTERGRÜNDE UND PROBLEMATISIERUNG 2.1. Virtuelles Wasser: eine kleine Farbenlehre ...............................24 2.2. Weltreise zu einigen Hotspots des Wasserproblems ................25 2.3. Kleidung und virtuelles Wasser ..................................................26 2.4. Wasser und Mobilität .................................................................27 3 VERSTEHEN, INFORMIEREN UND HANDELN 3.1. Der virtuelle Kubikmeter ............................................................28 3.2. Jeans- und Hamburgerpegel ......................................................29 Lösungen, Links und mehr Lösungen .............................................................................................31 Links & Literatur .................................................................................34 Anhang ................................................................................................35
Vorwort Die NaturFreunde Deutschlands haben im Rahmen des Projekts „Wassersparen durch bewussten Konsum“ einen interaktiven Me- thodenkoffer zum Thema virtuelles Wasser entwickelt. Der Methodenkoffer „Virtuelle Wasserreise“ ist für Gruppen von Jung bis Alt geeignet (ab 8 Jahren) und bietet eine große Auswahl an Aufgaben und Materialien rund um das Thema virtuelles Wasser. Dabei kann die Gruppe selbst, je nach Interesse und Zeitrahmen, eine eigene Reiseroute zusam- menstellen und dem versteckten Wasser auf die Spur kommen. Der Koffer bietet Einblicke in unterschiedliche Themenschwerpunkte: Wasser und Lebensmittel, Wasser und Tex- tilien sowie Wasser und Mobilität. Mit diesem Leitfaden möchten wir Sie da- bei unterstützen, den Methodenkoffer zum virtuellen Wasser in Ihrer Gruppe erfolgreich anzuwenden. Die erste Hälfte des Leitfadens bietet Hintergrundinformationen zum The- ma virtuelles Wasser. In der zweiten Hälfte werden die Aufgaben innerhalb des Metho- denkoffers vorgestellt. Jede Aufgabe enthält Der Methodenkoffer „Virtuelle eine detaillierte Ablaufbeschreibung, Bil- Wasserreise“ kann bei den Na- dungsmaterialien und Argumentationshilfen turFreunden Deutschlands aus- für eine Diskussion. Die Partizipation aller Teilnehmer_innen steht im Vordergrund: geliehen werden. Menschen lernen am besten, wenn sie selbst handeln und entdecken können. Es werden gezielt Impulse gegeben, um das Bewusst- sein für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser zu fördern. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Durchführungg & Erkundung! Wir danken dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Re- aktorsicherheit und dem Umweltbun- desamt für die finanzielle Förderung. NaturFreunde Deutschlands
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 5 Einführung – „Verstecktes“ Wasser Virtuelles Wasser – was ist das? Wir kennen es aus unserem eigenen Lebens- produziert werden können? umfeld: Auf den Feldern wachsen Getreide, Er entwickelte dafür die Methodik des Kartoffeln und andere Feldfrüchte und be- „Wasserfußabdrucks“, den man auf einzelne nötigen bis zur Ernte der Früchte nur den Produkte wie auf Länder anwenden kann. Regen. Ganz anders sieht es im Garten aus: Viele Pflanzen würden dort unweigerlich verdorren, wenn wir sie nicht regelmäßig gießen würden. Dem Korn, den Kartoffeln, den Tomaten oder den Erdbeeren sieht man Mehr dazu auf den folgenden es aber nachher nicht an, wieviel Wasser sie Internetseiten: bis zur Ernte gebraucht haben. Und genau www.wasserfussabdruck.org dieses Wasser, das für Produkte aufgewen- www.virtuelles-wasser.de det wurde und danach nicht mehr für andere Zwecke zur Verfügung steht, nennt man „vir- tuelles Wasser“. Der Wasserfußabdruck Das Problem lässt sich mit dem „versteckten Wasser“ auch im weltweiten Maßstab wie- Mit einem aufwändigen Rechenverfahren, derfinden. Wenn zum Beispiel Frühkartoffeln dessen Einzelheiten wir uns hier ersparen aus Ägypten oder Israel in unseren Super- wollen, kann man den Wasserbedarf für marktregalen landen, haben sie bereits einen einzelne Produkte in einem Land errechnen. riesigen Wasserbedarf verursacht. Denn Kar- Eine große Rolle spielt dabei das Produkti- toffeln wachsen in Wüsten nur mit künstli- onsland: So benötigt man für die Herstel- cher Bewässerung. lung von einem Kilogramm (kg) Weizen in der Slowakei 465 Liter Wasser, in Somalia dagegen 18.000 Liter. Der Begriff „virtuelles Wasser“ wurde um 1995 vom englischen Geografen John Anth- Die in einem Land hergestellten und dort ony Allan geprägt. Er ging bei seinen Studien verbrauchten Produkte und der private Was- zu den Wasserkonflikten im Nahen und Mitt- serbedarf zusammen ergeben den internen leren Osten der Frage nach, ob es wirklich Fußabdruck eines Landes. Für Deutschland sinnvoll ist, dass jedes Land alle landwirt- sind dies etwa 56 Milliarden Kubikmeter schaftlichen Produkte anbaut. Wäre es nicht (zur Verdeutlichung: der Bodensee fasst 48 besser, bestimmte Produkte zu importieren, Mrd. m3). die anderswo ohne künstliche Bewässerung
Zum internen Fußabdruck kommen dieje- Teil des Wasserfußabdrucks der jeweiligen nigen importierten Güter, die anderswo mit Länder, die die Waren erhalten. Für die in- Wasser produziert wurden und für die das ternationale Vergleichbarkeit ist es sinnvoll, Land seine eigenen Wasservorräte nicht den Wasserfußabdruck pro Einwohner und in Anspruch nimmt (externer Wasserfuß- Jahr zu ermitteln. In Deutschland beträgt abdruck). Deutschland importiert Güter der Wasserfußabdruck 1.927 m³ pro Kopf mit einem Wasserbedarf von 62 Mrd. m3. und Jahr – das sind pro Tag circa 4.000 Liter Gleichzeitig exportiert Deutschland Waren, Wasser. Damit liegen wir im oberen Bereich Wasser hinter denen 39 Mrd. m3 Wasser stehen. der Wasserverbraucher und unter den Top 10 Das exportierte virtuelle Wasser wird dann der Wasserimporteure! Direkte Trinkwassernutzung pro Wassernutzung pro Person in Deutschland Person in Deutschland am Tag am Tag inklusive verstecktem Wasser 121 Liter Baden/Duschen/Pflege Essen und Trinken Reinigung Geschirrspülen 4.000 Liter Wäsche waschen Toilettenspülung Industrie- produkte Tierische Produkte Produkte
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 7 Grünes, blaues und graues Wasser Grünes Wasser Im weltweiten Durchschnitt steht Als grünes Wasser wird die Men- hinter einer Orange (150 g) ein Was- ge an Regenwasser bezeichnet, serbedarf von etwa 80 Litern (560 l/ die im Boden gespeichert ist. Dieses kg) - Der Anteil des grünen Wassers Wasser nehmen Pflanzen während ihrer beträgt dabei 72 Prozent. Wachstumsphase auf. Je nach Klimazo- ne ist die Menge der Niederschläge sehr unterschiedlich: Im weltweiten Durchschnitt stehen hinter einem Apfel (150 g) etwa 125 Liter Wasser (822 l/kg) - Der Anteil des grünen Wassers beträgt dabei 68 Prozent. Zur Verdeutlichung: 1 mm Nieder- schlag bedeutet 1 Liter Regen pro m². Der durchschnittliche Niederschlag in Auf den ersten Blick scheinen beide Obst- Deutschland liegt bei ca. 700 mm oder sorten etwa den gleichen Wasserbedarf zu 700 l pro m2. In Brandenburg bei 500 haben. Doch dies trifft nur auf die Zahlen des mm, im Voralpenland bei 1.800 mm. weltweiten Durchschnitts zu. Wenn Zitrusfrüchte, die ursprünglich aus Bedeutsam sind natürlich auch die Verdun- den Tropen stammen, nun in Halbwüsten stungsrate (Temperatur- und Windverhält- angebaut werden, steigt deren Wasserbedarf nisse), die Bodenbeschaffenheit (Fähigkeit erheblich. Der größte Teil der bei uns ange- zur Wasserspeicherung) sowie Zeitpunkt botenen Orangen stammt aus Nordafrika und Menge der Niederschläge. So sind ein- und dem Nahen Osten. Dort sind sie für örtli- zelne schwere Schauer oder Gewitter für che Wasserkonflikte mitverantwortlich – dazu das Pflanzenwachstum wenig nützlich, weil jedoch mehr im Abschnitt „blaues Wasser“! das Wasser abfließt, statt in den Boden ein- zusickern. Auch Regen, der außerhalb der Auch beim Apfel macht es einen großen Wachstumszeit der Pflanzen fällt, kann von Unterschied, ob er aus einer naturnahen diesen nicht genutzt werden. Streuobstwiese stammt oder aus einer Ap- Große Zahlen, denen wir im Folgenden felplantage, die einen wesentlich höheren immer wieder begegnen, bedeuten nicht Wasserbedarf hat. zwangsläufig, dass das Produkt besonders problematisch sein muss. Entscheidender als die Gesamtliterzahl ist der Anteil des grünen Wassers. Je höher dieser ist, desto günstiger ist auch die Wasserbilanz. Hierzu ein Bei- spiel, bei dem wir nicht Äpfel mit Birnen, sondern Äpfel mit Orangen vergleichen.
zurzeit das Tote Meer, dessen Wasserspiegel Blaues Wasser jährlich um einen Meter sinkt. Dem Jordan, Als blaues Wasser wird die Menge der das Tote Meer speist, wird durch inten- an Wasser bezeichnet, die sowohl sive Landwirtschaft und Trinkwasseranlagen in der Industrie als auch im häuslichen so viel Wasser entnommen, dass nur noch Gebrauch zur künstlichen Bewässerung ein Rinnsal die Mündung erreicht. oder zur Herstellung von Produkten be- nutzt wird. Dieses Wasser wird Oberflä- chengewässern (Bächen, Flüssen, Seen Störung des Grundwasserhaushalts durch etc.) oder dem Grundwasser entnom- Intensivlandwirtschaft men. Die Verwendung dieser Wasservor- Südspanien: Zwischen dem Meer und der räte bedeutet stets einen Eingriff in das Sierra Nevada erstrecken sich in der Umge- natürliche Ökosystem und schafft neben bung von Almeria kilometerweit Folienge- den ökologischen meist auch soziale und wächshäuser. Vor allem Tomaten und Papri- politische Probleme. ka wachsen hier in einer Intensivkultur mit bis zu fünf Ernten pro Jahr. 400.000 t und damit 30 Prozent der Gesamtproduktion ge- hen allein in den Export nach Deutschland. Trotz ausgeklügelter Bewässerungstechnik sind die Grundwasserreserven bereits er- schöpft. Eine allmähliche Versalzung der tiefen Grundwasserschichten durch eindrin- gendes Meerwasser wird in Kauf genom- Hierzu wieder einige Beispiele: men. Die Entsorgung der Plastikfolien und die Verseuchung des Bodens mit Resten der Landwirtschaft in der Steppe und Entnahme Dünge- und Pflanzenschutzmittel sind wei- von Flusswasser tere ernsthafte ökologische Probleme in Al- Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist der meria. Die Einkünfte aus der Intensivkultur Aralsee, der von Kasachstan und Usbekistan von Gemüse sind vergleichsweise gering und umschlossen wird. Vor 1960 war er noch der können nur durch den massiven Einsatz von viertgrößte Binnensee der Welt, hat aber in- Tagelöhnern rentabel betrieben werden. zwischen weit mehr als die Hälfte seiner Flä- che verloren. Die Entnahme und Umleitung In den meisten Fällen fehlt das blaue Was- großer Wassermengen aus den Zuflüssen, ser, das durch die Industrie/Landwirtschaft den Strömen Amudarja und Syrdaja, für den Baumwollanbau in Kasachstan und Usbekis- tan hat eine gigantische Umweltkatastrophe verursacht. Der See trocknete in großen Tei- len aus und hinterließ eine Salzwüste, die sich ständig weiter ausbreitet. Neben Staub und Salz ist die Region stark durch Pestizide und Entlaubungsmittel aus dem Baumwoll- anbau verseucht. Menschen, die in der kah- len Gegend ausharren müssen, leiden unter Armut und Krankheit. Die Sterblichkeitsrate unter Kindern ist gegenüber Russland vier- fach höher, Missbildungen sind an der Ta- gesordnung. Ein ähnliches Schicksal erleidet
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 9 genutzt wird, an anderer Stelle. Häufig sind Gebieten. Sehr bedrohlich ist die zunehmende Kleinbauern, die von den Erträgen ihres ei- Versalzung des Bodens durch den Salzgehalt genen Grund und Bodens leben, die ersten im herangeführten Wasser. Versickerndes Leidtragenden. Dabei ist zu bedenken, dass Wasser löst Mineralien aus dem Boden und auf der Südhalbkugel fast 90 Prozent der reichert das Grundwasser an. Aufgrund der Bevölkerung von der Landwirtschaft leben. starken Verdunstung in trockenen Gebieten Häufig werden sie wegen des Wasserman- steigt Grundwasser langsam auf und bringt gels zur Abwanderung in die Armensied- die Versalzung noch weiter voran. Salze im lungen einer Megacity gezwungen. Für die Boden und deren Konzentration nehmen kommenden Jahrzehnte wird mit der Ent- ständig zu und eine wachsende Salzkruste stehung von 20 weiteren Riesensiedlungen bedeckt die Oberfläche. ohne Infrastruktur mit mehr als 20 Millionen (Mio.) Einwohnern gerechnet. Rückstände der Industrieproduktion ge- langen - und dies vor allem in den Schwel- lenländern ohne ausreichende Umwelt- schutzgesetzgebung – ungeklärt in Bäche und Flüsse. Sie machen einen Teil der Was- Graues Wasser serressourcen für viele Zwecke (als Trinkwas- Als graues Wasser wird die Menge ser oder für die Bewässerung) unbrauchbar. an Wasser bezeichnet, die während Da durch die Globalisierung viele besonders der Produktion so stark verunreinigt „schmutzige“ Industrieproduktionen in sol- wird, dass sie als unbrauchbar gilt oder che Länder verlegt worden sind, machen sich die im Prinzip dazu nötig wäre, um das Auswirkungen bei uns nur wenig bemerkbar. verschmutzte Wasser so weit zu verdün- nen, dass das Wasser wieder die Quali- tätsstandards erreicht. Pflanzenschutz- Gemessen an den Mengen an grünem und oder Düngemittel können Ursache für blauem Wasser mögen die Anteile des grau- die Verschmutzung sein. Im Gegensatz en Wassers eher klein wirken – doch sind zu blauem und grünem Wasser stellt das die sozialen Auswirkungen kaum zu un- graue Wasser ein hypothetisches Kon- terschätzen. Angesichts der zunehmenden zept dar, das sich auf die Wasserqualität Trinkwasserknappheit und der schlechten bezieht. Trinkwasserqualität in vielen Ländern der Südhalbkugel sind es wiederum die Armen, die unter den Auswirkungen der Intensiv- landwirtschaft leiden. Sie können sich meist das in Flaschen oder Kanistern angebotene saubere Trinkwasser nicht leisten und die öffentlichen Wasserversorgungen sind oft verschmutzt. In vielen Regionen fehlt selbst diese. Bei den vorausgegangenen Beispielen (Aral- see, Almeria) waren schon einige Probleme genannt worden: Düngemittel und Pestizi- de, die in der industriellen Landwirtschaft im großen Stil eingesetzt werden. Ein Teil dieser Stoffe gelangt immer wieder in das Grund- wasser und damit früher oder später wieder in den Wasserkreislauf. Ein großes Problem er- gibt sich bei der Bewässerung von trockenen
Klimawandel und virtuelles Die Folgen für den Wasserhaushalt Wasser der Erde NATÜRLICHER UND MENSCHENGEMACHTER Das Schmelzen vieler Gletscher, die TREIBHAUSEFFEKT für die Wasserversorgung in Asien und Der natürliche Treibhauseffekt, der durch Südamerika von großer Bedeutung Kohlenstoffdioxid (CO2) und andere Treib- sind hausgase – zum Beispiel auch Wasserdampf Wüstenbildung schreitet voran und – hervorgerufen wird, macht das Leben auf vernichtet Anbauflächen und Lebens- unserem Planeten erst möglich. Er erwärmt räume die Erde, die sonst an der Oberfläche die Extremniederschläge sorgen für Über- Temperatur einer Tiefkühltruhe hätte (-18°C) flutungen und vernichten wiederum auf durchschnittlich 15°C. Dadurch haben Lebensräume wir in ausreichendem Ausmaß flüssiges Der Meeresspiegelanstieg überflutet Wasser, das die Voraussetzung aller uns be- Inseln, Flussdeltas und tief gelegene kannten Lebensformen darstellt. Regionen Kurzwellige Lichtstrahlung trifft auf der Erde Alle diese Vorgänge bedeuten, dass die auf und wird als langwellige Wärmestrah- Süßwasserknappheit in den folgenden lung reflektiert. Die Atmosphäre lässt nur Jahrzehnten dramatisch zunehmen wird. einen Teil dieser Wärme in den Weltraum entweichen. Wie in einem geparkten Auto, durch dessen Scheiben Licht hineinfällt, die Wärme jedoch durch die Scheiben nicht wie- der entweichen kann. Was sind Treibhausgase? Seit der Industrialisierung Mitte des 19. Treibhausgase sind gasförmige Be- Jahrhunderts hatte der Mensch vermehrten standteile in der Atmosphäre und ab- Zugriff auf die fossilen Energieträger wie sorbieren die Wärmestrahlung, die sie Kohle, Erdöl und Gas – Kohlenstoffverbin- teilweise zurück Richtung Erdoberflä- dungen, bei deren Verbrennung CO2 in die che strahlen. Das wichtigste von Men- Atmosphäre gelangt. Zurzeit sind es rund schen verursachte Treibhausgas ist 24 Mrd. Tonnen Treibhausgase. Es handelt Kohlendioxid (CO2). sich hier um Kohlenstoff, der unter der Erdoberfläche gebunden war und nun die Atmosphäre verdichtet. Der internationale Sachverständigenrat für Klimafragen (IPCC) warnt vor einer globalen Erwärmung von mehr als 2°C, da dann die Folgen für das Kli- ma unabsehbar werden. Ob sich dieses Ziel noch erreichen lässt, ist ungewiss.
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 11 Süßwasserknappheit 1995 2025 5 Wasserrückgang in Prozent der Gesamtmenge mehr als 40% 10% bis 20% 20% bis 40% weniger als 10% Quelle: UNEP/GRID-Arendal (2005). Süßwasserknappheit 1995 und 2025. Der Kampf um knappes Süßwasser wird sich Die wichtigsten Produkte sind: Kaffee, Ka- verschärfen. Zahlreiche Regionen der Welt kao, Ölsaaten, Baumwolle und Soja. werden an Wassermangel leiden und große ! Regionen werden sich zu Wüsten entwickeln, Allein unser Kaffeekonsum verursacht in denen zum Beispiel Lebensmittel nicht einen Wasserimport von 120 m3 pro mehr angebaut werden können. Person und Jahr! Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung im gleichen Zeitraum um weitere 2 bis 3 Mrd. Der Wasserverbrauch von verschiedenen Le- auf dann 9 bis 10 Mrd. Menschen an, die ih- bensmitteln kann sehr unterschiedlich aus- rerseits Wasser und Lebensmittel benötigen. fallen. So benötigen 1 kg deutsche Äpfel 213 Vom Wassermangel sind gleichermaßen Liter Wasser. 1 kg deutsches Geflügel benö- arme wie reiche Länder betroffen – doch den tigt 2.489 Liter Wasser. Allgemein fällt der reichen Ländern wird es leichter fallen, sich Wasserverbrauch von tierischen Produkten das notwendige Wasser zu beschaffen. höher aus als der von pflanzlichen. Virtuelles Wasser und Ernährung Mit der Auswahl unserer Nahrungsmit- Von den 4.000 Litern virtuellen Wassers, die tel können wir also viel Wasser sparen. wir täglich in Anspruch nehmen, entfallen Ein wichtiger Schritt zum verantwor- etwa 3.900 Liter auf landwirtschaftliche tungsvollen Umgang mit den Ressour- Produkte – pflanzliche und tierische Lebens- cen sind mit Bedacht ausgewählte mittel, Baumwolle und andere Produkte. Das Gerichte. So können Sie mit kleinen sind in einem Jahr 1.016 m3 oder bundesweit Entscheidungen täglich einen aktiven 117,6 km³. Das entspricht etwa der zweiein- Beitrag zum Umweltschutz und zur halbfachen Wassermenge des Bodensees. Verbesserung der Wasserknappheit leisten. Fast 60 Prozent dieser Wassermenge impor- tieren wir mit Produkten aus dem Ausland.
o nstiw asser im V t i e uk onven ller Erzeugung in D rgl o n e eic rordo kg bei k eut s ch h P p lan d 7.713 Liter 2.489 Liter 4.557 Liter 35 Liter 1.656 Liter 213 Liter 119 Liter IM DURCHSCHNITT VERZEHRT JEDE_R BUNDESBÜRGER_IN IN SEINEM_IHREM LEBEN 4 Rinder, 4 Schafe, 12 Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner. Der Fleischkonsum in Deutschland hat sich von 60 kg Anfang der 60er Jahre auf nunmehr fast 90 kg erhöht (mit leicht abnehmender Tendenz).
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 13 WASSERFUSSABDRUCK UND ERNÄHRUNGSSTIL: 3 WASSERSPAR-TIPPS Fleischarm oder vegetarisch: Wer sich vegetarisch ernährt, kann seinen Wasserfuß- abdruck nach Aussagen des Geografen Anthony Allan nahezu halbieren. Doch eine fleischarme Ernährung (bspw. zweimal in der Woche Fleisch) würde schon enorme Ver- besserungen bringen. Regional und saisonal: In jedem Supermarkt kann man ganzjährig nahezu alle Gemüse- und Obstsorten kaufen. Doch bei uns reifen zum Beispiel Tomaten nur in der Zeit von Juli bis September und Erdbeeren im Juni und Juli. Eine regionale und saisonale Ernährung trägt ebenfalls dazu bei, den eigenen Wasserfußabdruck zu verringern. Lebensmittelvernichtung stoppen: Nach einer Studie der Universität Stuttgart wirft jede_r von uns pro Jahr durchschnittlich 82 Kilogramm Lebensmittel in den Müll – das entspricht etwa zwei vollgepackten Einkaufswagen. Auf das ganze Land hochgerechnet ergibt das einen gewaltigen Berg von 6,7 Mio. Tonnen. Virtuelles Wasser und Kleidung Baumwolle hat ein gutes Image: natürlich, nachwachsend, hautverträglich und dabei sehr preiswert. Dieses gute Image gerät je- doch ins Wanken, wenn wir uns die Wasser- bilanz von Baumwolle anschauen. Baumwolle gehört zu den Kulturpflanzen mit dem höchsten Wasserbedarf. Im weltweiten Durchschnitt sind 10.000 Liter Wasser nötig, um 1 Kilogramm Baumwollstoff zu produ- zieren (globaler Bedarf 256 km3). Nur 45 Prozent dieser Wassermenge gelangen zu den Pflanzen – mehr als 40 Prozent gehen während des Pflanzenwachstums durch in- effektive Bewässerung verloren. Die Europäische Union bezieht ihre Baum- Usbekistan liefern zusammen bereits 70 Pro- wolle zu 85 Prozent aus Nicht-EU-Ländern, zent der weltweiten Baumwollproduktion. vor allem aus Indien. Der Baumwollanbau Deutschland importiert 5,46 km³, das sind verbraucht bereits 3,5 Prozent der Was- neun Prozent seines externen landwirt- sermenge, die weltweit für den Anbau von schaftlichen Wasserfußabdruckes, allein für landwirtschaftlichen Produkten eingesetzt Baumwolle. werden. China, die USA, Indien, Pakistan und
Einfluss der Europäischen Union auf die weltweiten Wasserressourcen 1216 3649 584 625 1277 581 425 395 Wasserfußabdruck (Mio m3/Jahr) 1423 0 0 - 10 6623 10 - 50 50 - 500 500 - 2500 2500 - 5000 5000 - 7500 Quelle: Chapagain et al. (2006). Virtuelles Wasser und Baumwolle. Wasserfußabdruck und Be- kleidungsgewohnheiten Deutschland zählt zusammen mit den Reparieren, wenn es um kleine Schäden USA zu den Spitzenreitern, was den geht jährlichen Verbrauch an Kleidung pro Tauschen statt Kaufen (Kleider- Kopf angeht (ca. 10 kg) – und zwar deutlich tauschring) vor den europäischen Nachbarstaaten. Der Verkauf auf Flohmärkten, in Secondhand- Umgang mit Kleidung geschieht – angeheizt läden und bei anderen Gelegenheiten durch die entsprechende Werbung – nach dem Motto: möglichst viel, möglichst billig, Abgabe an Bedürftige (nur wirklich möglichst kurzer Gebrauch! sicher bei Kleiderkammern, nicht jedoch bei Straßencontainern) Um den eigenen Wasserfußabdruck zu ver- Nicht tragfähige Kleidung in Container ringern, bieten sich folgende Möglichkeiten: zur Weiterverwertung abgeben (z. B. als Putzlumpen und Dämmstoffe). So geht’s … Kaufe nur das, was du brauchst (keine Spontan- käufe) Zeitlos ist länger in (Klei- dung kaufen, die sich auch noch im folgenden Jahr tragen lässt) Pflegliche Behandlung beim Tragen und beim Waschen
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 15 Virtuelles Wasser und Mobilität trischem Strom, der für die oben genannten Verkehrsleistungen nötig wäre, übersteigt Die wenigsten Menschen denken bei Verkehr bei weitem das Angebot an Energie aus er- an Wasser (außer vielleicht bei Container- neuerbaren Quellen. Auch die Wasserstoff- schiffen und bei Kreuzfahrten). Doch auch bzw. Brennstoffzellentechnik würde giganti- beim Straßenverkehr ist jede Menge Wasser sche Mengen an Wasserstoff erfordern, die im Spiel. Doch zuvor eine Zahl, die für alle nur mit hohen energetischen Verlusten zu weiteren Überlegungen ausschlaggebend ist: produzieren wären. Ein Ausweg schienen Biokraftstoffe zu sein, die als erneuerbare Energiequellen gelten. Im Jahr 2013 wurden in Deutschland Doch die Beimischung von zehn Prozent 1.141,1 Mrd. Personenkilometer* zu- Bioethanol zum Superkraftstoff E10 mach- rückgelegt, davon 917,7 Mrd. Perso- te schnell deutlich, dass die Herstellung der nenkilometer* mit Autos. Rohstoffe am anderen Ende der Welt dazu führt, dass Regenwälder abgeholzt und *wird die Anzahl der zurückgelegten Kilometer mit der Zahl der beförderten Personen multipliziert, ergibt das Menschen in den Hunger getrieben werden den Verkehrsaufwand gemessen in Personenkilometern. (abgesehen von dem enormen Wasserver- brauch). PRODUKTION VON FAHRZEUGEN Hinter der Produktion eines Mittelklas- sefahrzeugs steht die Wassermenge von 400.000 Litern virtuellem Wasser. Diese gro- ße Zahl ist auch auf den hohen Energieauf- wand bei der Automobilproduktion zurück- zuführen (Kraftwerke haben u. a. einen sehr hohen Wasserbedarf für Kühlungszwecke). Bei einem Kraftfahrzeugbestand in Deutschland (nur Pkw) von etwa 44,5 Mio. Fahrzeugen macht allein dieser Posten einen Betrag von 1.780 km3 Wasser aus – sprich: dem 35-fachen Volumen des Bodensees. KRAFTSTOFFE Auf lange Sicht wichtiger als die Ressourcen, die für die Produktion aufgewendet werden müssen, ist die Frage nach den Kraftstoffen. Das herannahende Ende des billigen Erdöls macht aus heutiger Sicht die Frage nach alternativen Kraftstoffen zu einem Schlüs- selthema. Elektroautos haben derzeit nur geringe Reichweiten und der Bedarf an elek-
Der Wasserfußabdruck von Biokraftstoffen ist gewaltig: Bioethanol aus Bioethanol Bioethanol Bioethanol Anteil je Wasserkomponente Soja aus Mais aus Zuckerrübe aus Zuckerrohr in % 95 % 77 % 62 % 66 % 3% 7% 19 % 27% 2% 16 % 19 % 6% Gesamtanzahl 11.400 l * 2.854 l * 1.188 l * 2.107 l * Liter (l) *Weltweit errechneter Durchschnitt für einen Liter Bioethanol. Damit ist klar: Wir werden unsere Mobilitätsgewohnheiten gründlich än- dern müssen – was zwar ein Umdenken, aber nicht immer Verzicht auf Mobilität bedeutet: Fragen, ob ein Weg wirklich nötig ist … Fortbewegung mit eigener Kraft (zu Fuß, mit dem Fahrrad) Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (Bus, Bahn, Sammeltaxis) Autos teilen (Car Sharing, Mitfahrzentrale, Mietfahrzeuge) Aber auch hier gilt: die Umgestaltung unseres Verkehrs ist eine Auf- gabe, die ebenso wie die Energiewende nicht sofort und ohne Kom- promisse zu erreichen ist. Es ist ein langer Weg zu umweltfreundlicher Mobilität!
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 17 Praxis – Virtuelle Wasserreise Ab hier beginnt die eigene Reise … yNJUEFN.FUIPEFOLPÿFSv7JSUVFMMF8BTTFSSFJTFi Wegweiser für den Praxisteil Die folgenden Seiten beziehen sich auf den Methoden- koffer „Virtuelle Wasserreise“. Die Materialien zu den Virtuelle Wasserreise Dem versteckten Wasserkonsum auf der Spur .FUIPEFOLPÿFS Aufgaben finden Sie in dem Methodenkoffer. Dieser kann bei den NaturFreunden Deutschlands ausgelie- Wassersparen durch bewussten Konsum wurde gefördert von www.naturfreunde.de/virtuelles-wasser hen werden. www.naturfreunde.de/virtuelles-wasser Der Methodenkoffer bietet eine große Auswahl an Aufgaben zu den Themenschwerpunkten Wasser und Lebensmittel, Was- ser und Textilien sowie Wasser und Mobilität. Insgesamt beinhaltet der Koffer elf verschiedene Aufgaben. Der Zeitumfang pro Aufgabe variiert zwischen 15 und 60 Minuten. Je nach Vorwissen, Interessenslage und Zeitrahmen kann man die nachstehenden Aufgaben nach eigener Auswahl zusammenstellen und bearbeiten. Jede Aufgabe enthält eine detaillierte Ablaufbeschreibung. Icons Zur leichteren Handhabung des Leitfadens verwenden wir für die Aufgaben folgende Icons: Erläuterung/ Unterstützende Argumen- Hintergrundinformation tationshilfen zur Diskussion Beschreibung und Ungefährer Zeitbedarf für Ablauf der Aufgabe die Aufgabe Diese Materialien befinden sich in dem Methodenkoffer Los geht’s!
Reiseroutenvorschläge zu dem .FUIPEFOLPÿFSx7JSUVFMMF8BTTFSSFJTFj Reiserouten »Schnuppertour« »Die Lebens- »Einmal um den »Wassersparend mittelreise« Globus« unterwegs« TEIL 1: ANNÄHERUNG UND ERSTE ERKENNTNISSE Start Start Start Start 1.1. Was ist virtuelles Wasser? x x x x 1.2. Wasserpuzzle x x x x 1.3. TEAM - MEAT – ATEM - MATE? x 1.4. Drüber oder drunter? x x 1.5. Am Anfang war das Ei x TEIL 2: INFORMATIONEN, HINTERGRÜNDE UND PROBLEMATISIERUNG 2.1. Virtuelles Wasser: eine kleine Farbenlehre x x x x 2.2. Weltreise zu einigen Hot- spots des Wasserproblems x 2.3. Kleidung und virtuelles Wasser x 2.4. Wasser und Mobilität x TEIL 3: VERSTEHEN, INFORMIEREN UND HANDELN 3.1. Der virtuelle Kubikmeter x 3.2. Jeans- und Hamburgerpegel x Zeitbedarf Ca. 2 h Ca. 2,5 h Ca. 3,5 h Ca. 2 h Wir wünschen viel Spaß bei der Anwendung!
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 19 Teil 1 Einführung in das Thema „verstecktes“ Wasser 1.1. WAS IST VIRTUELLES WASSER? Ein ebenso einfacher wie anschaulicher Beitrag zum Thema. Erläuterung Argumentationshilfen Es soll deutlich gemacht werden, was der Virtuelles Wasser ist die Menge Wasser, die Unterschied zwischen direktem und indirek- zur Herstellung eines Produkts oder für eine tem Wasserverbrauch ist. Dienstleistung verwendet wird. Das umfasst den Wasserbedarf in der gesamten Produk- tionskette, also für Anbau oder Abbau der Beschreibung und Ablauf Rohstoffe, Weiterverarbeitung, Beseitigung 1. Vorbereitung: Auf einem Tisch ein Glas von Abfällen usw. In einem alltäglichen Wasser und einen Apfel bereitstellen. Produkt wie einem T-Shirt oder einer Tasse 2. Aus der Gruppe zwei Freiwillige wählen. Kaffee stecken so schnell mal hunderte Liter Eine Person trinkt das Wasser, die andere virtuelles Wasser. Zum Begriff „virtuelles Person isst den Apfel. Wasser“ vgl. S. 5! 3. Wie viel Wasser haben nun beide konsu- miert? Gruppenschätzung! Material (Eigenbestand, nicht im 4. Unterschied direkter und indirekter Was- Koffer vorhanden) serverbrauch erklären (siehe S. 6). 1 Glas Wasser 1 Apfel oder anderes Obst Zeitbedarf Max. 15 Minuten
1.2. DAS WASSERPUZZLE Ein Puzzle, bei dem es um die Zusammen- setzung von direktem und indirektem Argumentationshilfen Wasser geht. Die direkte Wassernutzung im Haushalt macht nur einen geringen Teil unseres tat- sächlichen Wasserverbrauchs aus (121 l pro Erläuterung Person in Deutschland am Tag). Für uns nicht sichtbar: Die viel größere Menge an virtuel- Ein Puzzle besteht aus zwei Kreisdiagram- lem Wasser, die zur Herstellung der von uns men, die den täglichen Verbrauch einer Per- konsumierten Waren benötigt wird (über son in Deutschland an direktem und indirek- 4.000 l pro Person in Deutschland am Tag). tem Wasser zeigt. Es soll deutlich werden, wofür jeweils das Wasser verbraucht wird. Material Beschreibung und Ablauf 2 Puzzles pro Gruppe 1. Vorbereitung: Die Puzzleteile für die Gruppen bereitlegen. 2. Bildung von zwei Gruppen Zeitbedarf 3. Verteilung der Puzzles auf die zwei Grup- Ca. 20 Minuten pen. Die Teilnehmer_innen setzen die beiden Kreisdiagramme zusammen. 4. Frage: Wofür wird am meisten Wasser verbraucht?
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 21 1.3. TEAM - MEAT – ATEM - MATE? In dieser Aufgabe geht es um erste Ein- schätzungen über Größenordnungen zum Argumentationshilfen virtuellen Wasser. Hier werden Lebens- Tierische Produkte benötigen mehr Wasser, mittel nach Verbrauch des virtuellen da die Tiere zuvor Pflanzen fressen, die wie- Wassers sortiert. derum Wasser benötigen. Je größer das Tier, desto höher der Bedarf. Hinter dem Apfel steht mehr Wasser als hinter der Tomate, da der Apfelbaum viele Jahre wachsen muss, bis Erläuterung der erste Apfel geerntet werden kann. Die Versuchung, sofort mit beeindrucken- den Zahlen zu beginnen, ist sehr groß. Doch unser Vorstellungsvermögen reicht meistens Material nur bis 20 l (zwei Eimer) oder bis maximal 4 Bildtafeln DIN A5 pro Gruppe oder alter- 200 l (gefüllte Badewanne). Und die Zahlen nativ die realen Produkte (Material ist in alleine sagen fast nichts aus, wenn nicht die 4-facher Ausführung vorhanden) Anteile blauen und grünen Wassers in die Überlegung mit einbezogen werden (siehe Aufgabe 2.1.). Zeitbedarf Ca. 20 Minuten Beschreibung und Ablauf 1. Vorbereitung: Auf einem Tisch werden vier Bilder oder die realen Gegenstände vorgestellt: T = 1 kg Tomaten aus Deutschland E = 6 Eier im Karton aus Deutschland A = 6 Äpfel aus Deutschland M = 1 l Milch aus Deutschland Wir lassen Transportweg und Verpackung außer Betracht. 2. Bildung von Kleingruppen: optimal sind 3 – 5 Personen. 3. Aufgabenstellung: Überlegt, wie viel Wasser notwendig war, damit diese Le- bensmittel entstehen konnten. Bringt sie in die richtige Reihenfolge: Was benötigt am wenigsten, was am meisten Wasser? 4. Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse der Kleingruppen.
1.4. DRÜBER ODER DRUNTER? Ein Schätzspiel, bei dem es zunächst 5. Diskussion: Was ist überraschend? nicht um konkrete Zahlen, sondern um Können Zusammenhänge beobachtet das Verhältnis der Produkte zueinander werden? geht. Argumentationshilfen Zunächst wird der Unterschied zwischen Erläuterung pflanzlichen und tierischen Produkten deut- 12 Bildtafeln mit Abbildungen von Lebens- lich. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt mitteln sollen in der Reihenfolge ihres Was- ist die Herkunft und die Saisonalität. Siehe serbedarfs auf einer Wäscheleine sortiert hierzu auch S. 6! werden. Material Beschreibung und Ablauf Wäscheleine 1. Vorbereitung: Eine Wäscheleine wird an 24 Wäscheklammern geeigneter Stelle im Raum so befestigt, 12 Bildtafeln dass alle sie gut sehen können. In deren 12 Lösungskärtchen Mitte hängt die Bildtafel Milch als Referenz. Zeitbedarf 2. Verteilung der Bildtafeln an die Gruppe Je nach Gruppe 30 – 45 Minuten oder Einzelpersonen, je nach Teilneh- mer_innenzahl. Jede Gruppe bzw. Person muss überlegen, ob ihr Produkt mehr oder weniger Wasser für die Herstellung benö- tigt als die Milch. Meinungsunterschiede bei der Sortierung in der Diskussion aufgreifen. 3. Zuordnung der Bildtafeln. Die Bildtafeln werden mit Wäscheklammern an der Wäscheleine befestigt. 4. Überprüfung der Zuordnung anhand der Lösungskärtchen zu jedem Produkt. Die Spielleitung (evtl. mit Assistenz, die die Umsortierung an der Leine übernimmt) gibt die richtige Reihenfolge bekannt.
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 23 1.5. AM ANFANG WAR DAS EI Wie setzt sich die Wasserbilanz eines Hühnereis zusammen? Material Holzei Arbeitsblatt 1.5. „Am Anfang war das Ei“ Erläuterung auf der CD; bitte in entsprechender Anzahl Am Beispiel eines Hühnereis lässt sich sehr ausdrucken! gut darstellen, warum tierische Produkte ei- Taschenrechner nen höheren Wasserfußabdruck haben. Beschreibung und Ablauf Zeitbedarf 1. Vorbereitung: Holzei auf den Tisch legen. Ca. 30 Minuten Die Ausgangsfrage lautet: Wie groß ist der Wasserfußabdruck eines Hühnereis? 2. Bildung von Kleingruppen. Die Kleingrup- pen erhalten zunächst den Auftrag, eine erste Schätzung abzugeben. 3. Bearbeitung des Arbeitsblatts 1.5. “Am Anfang war das Ei“. 4. Vergleich der Ergebnisse und Diskussion. Argumentationshilfen Für ein Ei aus Deutschland von 60 g werden 97 l Wasser benötigt. Der vergleichsweise hohe Wert ist vor allem durch den Wasser- bedarf für das Futter bedingt.
5FJM*OGPSNBUJPOFO )JOUFSHSÝOEF 1SPCMFNBUJTJFSVOH 2.1. VIRTUELLES WASSER: EINE KLEINE FARBENLEHRE Das virtuelle Wasser setzt sich aus drei 5. Auflösung und Diskussion der Schlussfol- Komponenten zusammen: grünem, blauem gerung (Problematik blaues Wasser und und grauem Wasser. Was verbirgt sich Nachhaltigkeit). hinter diesen Farben? Argumentationshilfen Erläuterung Den Teilnehmer_innen soll bei diesem Ab- Das Verhältnis zwischen grünem, blauem schnitt deutlich werden, dass nicht allein und grauem Wasser ist ein wichtiger Hin- die große Literzahl über die ökologische Ver- weis auf die ökologische Verträglichkeit träglichkeit entscheidet, sondern in erster Li- eines Produkts. Wo und unter welchen Be- nie der Anteil des grünen Wassers – je höher dingungen ist die Herstellung eines Produkts er ist, desto unbedenklicher die Produktion sinnvoll und nachhaltig? Ausgewählt sind an dem entsprechenden Ort. 100 Prozent drei Produkte, deren Daten ausreichend ge- grünes Wasser würde bedeuten, dass das sichert sind: Produkt ohne Bewässerung und Agroche- a) Baumwolle aus den USA, der Türkei, mikalien auskommt – also eine nachhaltige Usbekistan Landwirtschaft in der Region. b) Tomaten aus Spanien, den Niederlan- den, Deutschland c) Erdbeeren aus Spanien, Deutschland, Material Ägypten Bildtafeln grünes Wasser, blaues Wasser, graues Wasser Gegenstände Baumwolle, Tomate, Erdbee- Beschreibung und Ablauf re 1. Vorbereitung: Begriffsklärung grünes, Arbeitsblätter 2.1. „Baumwolle", „Tomate" blaues und graues Wasser mit Textta- und „Erdbeere" auf der CD. Pro Gruppe feln. Gegenstände (Baumwolle, Tomate, wird ein Arbeitsblatt benötigt. Erdbeere) auf den Tisch legen. 2. Bildung von drei Arbeitsgruppen: Baum- wolle, Tomate und Erdbeere. Jede Gruppe Zeitbedarf bekommt jeweils einen Gegenstand sowie Ca. 30 Minuten das dazugehörige Arbeitsblatt. 3. Bearbeitung des Arbeitsblattes 2.1. „Vir- tuelles Wasser – eine kleine Farbenlehre“: Schätze den prozentualen Anteil des grünen, blauen und grauen Wassers. 4. Präsentation und Diskussion der Arbeits- ergebnisse.
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 25 2.2. WELTREISE ZU EINIGEN HOTSPOTS DES WASSERPROBLEMS Über unsere Bedürfnisse, die anderswo Probleme schaffen. Argumentationshilfen Die Ausweitung der Baumwollproduktion Erläuterung auch in Ländern, deren klimatische Bedin- Unserer Kleidung ist nicht anzusehen, in gungen nicht dafür geeignet sind, geschieht welchem Teil der Erde und unter welchen kli- aus politischen Überlegungen (Marktmacht matischen Bedingungen sie entstanden ist. eines Landes) oder durch private Interessen Doch die Herkunft hat Folgen – abzulesen an von Großgrundbesitzer_innen, Investor_in- vier Fallbeispielen: nen oder falschen Anreizen des Welthan- dels – Spekulation auf Warenterminbörsen. 1. Türkei: Atatürk-Staudamm Weltweit sind viele kleine Produzent_innen 2. Usbekistan: Aralsee und lokale und regionale Akteur_innen in 3. Indien: Kleinbauer ihrer Existenz bedroht. Handlungsoptionen 4. USA: Baumwollfeld in den USA mit siehe S. 14! maschineller Ernte Material Beschreibung und Ablauf Infotafeln Türkei, Usbekistan, Indien und 1. Vorbereitung: Bildtafeln für die Gruppen- USA (auch auf CD für weitere Ausdrucke arbeit bereitstellen. vorhanden) 2. Bildung von Kleingruppen. 4 x Bildtafel Jahresniederschläge weltweit 3. Beschreibe die Situation in den Ländern (Bildtafeln Länder). 4. Was sind die Folgen? (Ökologie, Ökono- Zeitbedarf mie, Soziales) Je nach Gruppe 45 – 60 Minuten 5. Präsentation der Ergebnisse der Klein- gruppen im Plenum. 6. Diskussion über Handlungsmöglichkei- ten: als Konsument_in, als Bürger_in, als Mitglied in sozialen Netzwerken (z. B. Internetkampagnen)
2.3. KLEIDUNG UND VIRTUELLES WASSER Kleidung bietet eine gute Gelegenheit, den Verbrauch von virtuellem Wasser bei Material den einzelnen Produktionsschritten deut- Arbeitsblatt 2.3. „Kleidung und virtuelles lich zu machen. Wasser“ (auf der CD) Zeitbedarf Erläuterung Je nach Gruppe 45 – 60 Minuten Ein Großteil unserer Kleidung wird aus Baumwolle gefertigt. Da sie viel Wasser be- nötigt und besonders gut in trockenen Regi- onen gedeiht, muss sie künstlich bewässert werden. Deshalb ist Baumwolle – obwohl ein Naturprodukt – ressourcenintensiv. Beschreibung und Ablauf 1. Vorbereitung: Arbeitsblatt 2.3. „Kleidung und virtuelles Wasser“ für die Gruppe (3 – 4 Exemplare) ausdrucken. 2. Bearbeitung des Arbeitsblattes in Klein- gruppen: Welche Produktionsschritte sind für die Herstellung einer Jeans nötig? Schätzt den Anteil des virtuellen Wassers für die einzelnen Schritte. 3. Welche Handlungsalternativen gibt es? Argumentationshilfen Beim Kauf auf Textilsiegel achten. Hinter- grund zu Bio-Baum- und Schafswolle sowie die auf S. 14 genannten Formen des nach- haltigen Verhaltens, wie beispielsweise das Kaufen auf Flohmärkten, in Secondhandlä- den oder das eigenständige Reparieren von kleineren Schäden.
2.4. WASSER UND MOBILITÄT VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 27 Am Beispiel eines Pkw und der Biokraft- stoffe wird deutlich, dass auch Mobilität Argumentationshilfen nicht ohne virtuelles Wasser denkbar ist. Das herannahende Ende des billigen Erdöls macht die Frage nach alternativen Kraft- stoffen zu einem Schlüsselthema. Ein Aus- Erläuterung weg schienen Biokraftstoffe zu sein, die als erneuerbare Energiequellen gelten. Doch Dass hinter einem Mittelklassewagen ein die Beimischung von 10 Prozent Bioetha- Aufwand von 400.000 l Wasser steht, ist nol zum Superkraftstoff E10 machte schnell erstaunlich. Der Wasserverbrauch von Bio- deutlich, dass die Herstellung der Rohstoffe kraftstoffen ist zusätzlich erschreckend. am anderen Ende dieser Welt zu massiven ökologischen und sozialen Problemen führt (z. B. Regenwaldabholzung, hoher Wasser- Beschreibung und Ablauf verbrauch, indirekte Landnutzung). Mehr zu 1. Vorbereitung: Die Modellkanister mit nachhaltiger Mobilität auf S. 16! Biokraftstoffen dienen zur Veranschau- lichung der Aufgabe. Arbeitsblatt 2.4. entsprechend der Teilnehmer_innenzahl Material ausdrucken und bereitstellen. 4 Modellkanister: E10 aus Soja, Zuckerrü- 2. Bildung von Kleingruppen (je Biokraft- be, Zuckerrohr und Mais stoff Soja, Zuckerrübe, Zuckerrohr und Arbeitsblatt 2.4. „Wasser und Mobilität“ Mais). auf der CD vorhanden 3. Bearbeitung des Arbeitsblattes 2.4. „Wasser Taschenrechner und Mobilität“ in den Gruppen: Wie hoch ist der Wasserbedarf von Biokraftstoffen im Vergleich zu Benzin? Zeitbedarf 4. Diskussion: Mobilität ohne Biokraftstoffe Je nach Gruppe 45 – 60 Minuten – wie geht das?
5FJM7FSTUFIFO JOGPSNJFSFOVOEIBOEFMO 3.1. DER VIRTUELLE KUBIKMETER Wir bauen einen Kubikmeter und entwi- 5. Leitfragen zum Umgang mit Lebens- ckeln eine Ausstellung zum Thema: Was mitteln: Was und wie viel importiertes bekomme ich für 1.000 l Wasser? Wasser können wir uns leisten? Welche anderen Möglichkeiten zur Verringerung bestehen? Erläuterung 6. Fotodokumentation der Ausstellung! Normalerweise versagt unsere Vorstellungs- kraft, wenn es über die Menge einer gefüll- ten Badewanne (ca. 200 l) hinausgeht. Ein Argumentationshilfen Würfel mit 10 cm Kantenlänge hat das Vo- Welchen Formen des Überflusses können wir lumen von 1 l Wasser. Schüttete man diesen entgegentreten, ohne dass wir den Eindruck Liter nun in unseren Kubikmeter, wäre dieser haben, auf alles verzichten zu müssen? Das zu 1 mm gefüllt. Wichtig für das Verständ- kann individuell sehr unterschiedlich sein nis von grünem Wasser: 1 mm Niederschlag und braucht auch keine „allgemeine“ Lö- ist gleichbedeutend mit 1 Liter Niederschlag sung! pro Quadratmeter (vgl. S. 7)! Material Beschreibung und Ablauf Kamera (aus eigenem Bestand) 1. Vorbereitung: Materialien (Kubikwürfel Kubikwürfel aus Stoff aus Stoff und die Bildtafeln aus Aufgabe Bildtafeln von Aufgabe 1.4. 1.4.) bereitlegen. 2. Kubikwürfel „bauen“: Der Würfel muss von mindestens 2 Teilnehmer_innen Zeitbedarf gehalten werden. Je nach Gruppe 45 – 60 Minuten 3. Was bekomme ich für 1.000 l Wasser? Entsprechende Zuordnung von Produkten mit den Bildtafeln. Beispiel: Bei einem Wasserbedarf von 500 Litern wird der Würfel auf halber Höhe gehalten. 4. Überlegungen zum Thema grünes und blaues Wasser: Was wächst in Deutsch- land ohne künstliche Bewässerung und was nicht?
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 29 3.2. JEANS- UND HAMBURGERPEGEL Große Mengen veranschaulichen – die Flu- tung des eigenen Lebensraumes simulieren! Argumentationshilfen Im Alltag sehen wir immer nur die gerade getragene Jeans, den gerade gegessenen Erläuterung Hamburger vor uns. Die Auswirkungen des Der Kubikmeter bietet Anschaulichkeit für Lebensstils sind aber nur dann wirklich be- größere Volumina – aber beim Thema Jeans greiflich, wenn wir einen längeren Zeitraum oder Hamburger versagt die Vorstellungs- oder eine Gruppe betrachten. kraft erneut. Deshalb machen wir uns den Lernort mit seiner Kubatur (Volumen eines Material Raumes oder Bauwerks) zunutze und ermit- 2 Zollstöcke (Ausmessung Tagungsraum, teln wie hoch das Wasser im Raum steigt, Klassenraum o. ä.) wenn das Wasser aller Jeans der Anwesen- den vor Ort und Stelle gesammelt werden Arbeitsblatt 3.2. „Jeans- und Hamburger- müsste (1 Jeans = circa 10.000 l virtuelles pegel" (auf der CD) Wasser). Alternativ Hamburgerpegel errechnen: Wenn jede_r Teilnehmer_in einen Hambur- Zeitbedarf ger essen würde, wie hoch wäre der Was- Ca. 45 Minuten serpegel dann? (1 Hamburger = circa 2.500 l virtuelles Wasser) Beschreibung und Ablauf 1. Ermittlung der Jeansanzahl der Anwe- senden 2. Berechnung des Wasserbedarfs für die gesamten Jeans aller Anwesenden (siehe AB 3.2. „Jeans- und Hamburgerpegel") 3. Berechnung der Grundfläche des Ta- gungsraums/Klassenraums 4. Wie hoch steht der Raum unter Wasser? 5. Diskussion: Wie können wir unseren „Jeansverbrauch“ den wirklichen Bedürf- nissen anpassen? Dazu mehr auf S. 14!
ARBEITSBLÄTTER (AB) Alle Arbeitsblätter befinden sich als Vorlage zum Ausdruck auf der CD sowie im Anhang des Leitfadens 1.5 AB „Am Anfang war das Ei“ 2.1 AB „Baumwolle“ 2.1 AB „Erdbeere“ 2.1 AB „Tomate“ 2.2 AB „Baumwolle Indien“ 2.2 AB „Baumwolle Türkei“ 2.2 AB „Baumwolle USA“ 2.2 AB „Baumwolle Usbekistan“ 2.3 AB „Kleidung und virtuelles Wasser“ 2.4 AB „Wasser und Mobilität“ 3.2 AB „Jeans- und Hamburgerpegel“
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 31 Lösungen, Links und mehr AUFLÖSUNGEN: 1.1. Was ist virtuelles Wasser? 1 Apfel aus Deutschland hat einen Wasserbedarf von ca. 35 l. 1.3. TEAM MEAT … (in aufsteigender Reihenfolge) T = 1 kg Tomaten aus Deutschland: 35 l; A = 6 Äpfel aus Deutschland: 213 l; M = 1 l Milch aus Deutschland: 550 l; E = 6 Eier aus Deutschland: 564 l. 1.4. Drüber oder drunter (in aufsteigender Reihenfolge, Werte für Deutsch- land (andere Herkunft angegeben) in l/kg) Paprika (Niederlande) 15 l, Gurke 90 l, Karotten 108 l, Brokkoli 173 l, Äpfel 213 l, Bananen (Kolumbien) 437 l, Orangen (Spanien) 438 l, Käse 1.656 l, Geflügel 2.489 l, Butter 2.894 l, Schweinefleisch 4.557 l, Rindfleisch 7.713 l 1.5. Am Anfang war das Ei 1. Rechnung virtuelles Wasser für Futter pro Woche: 71 l x 7 = 497 l; 2. Rech- nung Lebensdauer Huhn 3 x 52 Wochen + 20 = 176 Wochen; 3. Rechnung Wasserbedarf für das Huhn: 176 Wochen x 497 l = 87.472 l; 4. Legeleistung Huhn insgesamt: 3 x 300 = 900 Eier; 5. Rechnung virtuelles Wasser für 1 Ei: 87.472 l : 900 Eier = 97 l (Ergebnis für 1 Ei aus Deutschland). 2.1. Farbenlehre (Prozentangaben sind gerundet) gesamt Baumwolle USA 65 % (2.114 l) 28 % (903 l) 7 % (213 l) 100 % (3.230 l) Baumwolle Türkei 16 % (476 l) 77 % (2.330 l) 7 % (216 l) 100 % (3.022 l) Baumwolle Usbekistan 10 % (351 l) 90 % (3.341 l) 0 % (0 l) 100 % (3.692 l) Tomaten Spanien 42 % (35 l) 28 % (23 l) 30 % (25 l) 100 % (83 l) Tomaten Niederlande 78 % (7 l) 0 % (0 l) 22 % (2 l) 100 % (9 l) Tomaten Deutschland 63 % (22 l) 14 % (5 l) 23 % (8 l) 100 % (35 l) Erdbeeren Ägypten 5 % (21 l) 73 % (296 l) 22 % (89 l) 100 % (406 l) Erdbeeren Spanien 32 % (66 l) 52 % (110 l) 16 % (33 l) 100 % (209 l) Erdbeeren Deutschland 77 % (247 l) 16 % (50 l) 7 % (24 l) 100 % (321 l)
2.2. Weltreise zu einigen Hotspots des Wasserproblems Natürlich gibt es weitaus mehr Orte mit Wasserkonflikten. Eine Übersicht: Weltweite Wasserknappheit und Konflikte Geringe oder keine WK Beginnende physische WK Physische WK Ökonomische WK Keine Angaben Wasserkonflikte mit Gewalteinwirkung seit dem Jahr 2000 Quelle: WWF (2012). Weltweite Wasserknappheit und Konflikte seit 2000. 2.3. Kleidung und virtuelles Wasser Bei jüngeren Teilnehmer_innen ist es ratsam die einzelnen Produktionsschritte in der Gruppe zu besprechen. Produktionsschritte Wasserverbrauch Wasserverbrauch für eine Jeans Eure Vermutung "Vn×TVOH Baumwollproduktion ca. 9.000 l Spinnen, Weben ca. 300 l Bleichen, Färben ca. 300 l Drucken, Ausrüsten ca. 100 l Gesamt (Weltdurchschnitt) 10.000 l 10.000 l
VIRTUELLES WASSER METHODENKOFFER 33 2.4. Wasser und Mobilität 3.2. Jeans- und Hamburgerpegel a) Entscheidend bei der Angabe des virtuel- Beispielrechnung Jeanspegel: len Wassers sind die jeweiligen Anteile des 12 (Anzahl Jeans) x 10.000 l = 120.000 l grünen, blauen und grauen Wassers. Je hö- Wasserverbrauch (1.000 l = 1 m³) her der Anteil des grünen Wassers ist, desto 120 (Wasserverbrauch in m³) : 32 (Grund- geringer ist die Belastung für die Umwelt. fläche des Raumes) in m² = 3,75 m Wasser- b) Berechnung virtuelles Wasser für 900 ml pegel Benzin: 1.000 ml à 50 l, 1 ml à 0,05 l, 900 Beispielrechnung Hamburgerpegel: ml à 45 l 18 (Anzahl Hamburger) x 2.500 l = 45.000 l Berechnung virtuelles Wasser für 100 ml Wasserverbrauch (1.000 l = 1 m³) E10 aus Soja: 1.000 ml Biokraftstoff (Soja) 45 (Wasserverbrauch in m³) : 32 (Grundflä- = 11.400 l virtuelles Wasser; 1 ml Biokraft- che des Raumes) in m² = 1,41 m Wasserpegel stoff (Soja) = 11,4 l virtuelles Wasser; 100 ml Biokraftstoff (Soja) = 1.140 l virtuelles Wasser; Gesamt E10: 1.140 + 45 = 1.185 l Berechnung virtuelles Wasser für 100 ml E10 aus Mais: 1.000 ml Biokraftstoff (Mais) = 2.854 l virtuelles Wasser; 1 ml Biokraft- stoff (Mais) = 2,854 l virtuelles Wasser; 100 ml Biokraftstoff (Mais) = 285,4 l virtuelles Wasser; Gesamt E10: 285 + 45 = 330 l Berechnung virtuelles Wasser für 100 ml E10 aus Zuckerrübe: 1.000 ml Biokraftstoff (Zuckerrübe) = 1.188 l virtuelles Wasser; 1 ml Biokraftstoff (Zuckerrübe) = 1,188 l virtu- elles Wasser; 100 ml Biokraftstoff (Zuckerrü- be) = 118,8 l virtuelles Wasser; Gesamt E10: 119 + 45 = 164 l Berechnung virtuelles Wasser für 100 ml E10 aus Zuckerrohr: 1.000 ml Biokraftstoff (Zuckerrohr) = 2.107 l virtuelles Wasser; 1 ml Biokraftstoff (Zuckerrohr) = 2,107 l virtuelles Wasser; 100 ml Biokraftstoff (Zuckerrohr) = 210,7 l virtuelles Wasser; Gesamt E10: 211 + 45 = 256 l
Links und Literatur LINKS Joppich, Andreas: Think Global! Projekte www.akwasser.de/node/53 zum globalen Lernen in Schule und Jugend- www.bmub.bund.de/themen/wasser-ab- arbeit. Verlag an der Ruhr, 2010. fall-boden/binnengewaesser www.fao.org/home/en Sonnenberg, Anke, Ashok Chapagain (WWF www.grida.no/graphicslib/detail/freshwa- Deutschland): Der Wasser-Fußabdruck ter-stress-1995-and-2025_6250# Deutschlands, Frankfurt am Main, 2009. www.Label-online.de www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/ trinkwasser www.umweltbundesamt.de/publikationen/ BILDNACHWEIS daten-verkehr Seite 8. Bild: OlafSpeier/iStock.com, www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/ Seite 9. Bild: micheldenijs/iStock.com modal-split-des-personen-gueterverkehrs www.virtuelles-wasser.de www.wasserfussabdruck.org www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/ wasserverbrauch/wasser-knappheit LITERATUR Chapagain, A. K. and A. Y. Hoekstra (2004): Water footprints of nations. Value of Water Research Report Series No. 16. Delft, the Netherlands, UNESCO-IHE. Chapagain, A.K., Hoekstra, A.Y., Savenije, H.H.G. and Gautam, R. (2006) The water footprint of cotton consumption: Ecological Economics, 60(1): 186-203. – Download un- ter Waterfootprint org. Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Um- welt- und Naturschutz Deutschland und Le Monde diplomatique: FLEISCHATLAS 2014. – Freier Download unter www.bund. net/fileadmin/bundnet/publikationen/land- wirtschaft/140108_bund_landwirtschaft_ fleischatlas_2014.pdf
Sie können auch lesen