Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 - Stand: Februar 2020
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PositionFebruar 2020 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Vorwort Niederbayern braucht eine leistungsfähige Infrastruktur Die Wirtschaft Niederbayerns ist auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen. Sie benötigt insbesondere zuverlässige Verkehrssysteme, hochleistungsfähige digitale Kommunikationsnetze und eine stabile Energieversorgung. Eine sehr gute und wohnort- nahe Gesundheitsversorgung und flexible Betreuungsangebote für Kinder und ältere Menschen sind in Zeiten des Fachkräftemangels so unerlässlich wie hervorragende Bildungsinstitutionen und innovative Forschungseinrichtungen. Niederbayern hat in diesen Bereichen wertvolle Stärken, die es aber gerade im ländlichen Raum auszubauen gilt. Die Entwicklung der Infrastruktur muss den regionalen und geografischen Gegebenheiten, den Interessen der Wirtschaft und der Menschen vor Ort sowie dem aus den Möglichkeiten des Regierungsbezirks abgeleiteten Bedarf Rechnung tragen. Infrastrukturgestaltung ist dabei immer eine besondere Herausforderung in technischer, planerischer, finanzieller, aber insbesondere auch in politischer Hinsicht. Für eine sachgerechte Auseinandersetzung damit ist es daher umso wichtiger, möglichst vielen Menschen den Blick dafür zu öffnen, welche Handlungsfelder und Projekte prioritär aufgegriffen werden müssen, um Infrastruktur zukunftsfest aufzustellen. Unser vorliegendes Positionspapier nennt konkrete Infrastrukturprojekte, die die Wettbewerbsfähigkeit der niederbayerischen Unternehmen absichern und die Standort- attraktivität Niederbayerns stärken. Bertram Brossardt 18. Februar 2020
PositionFebruar 2020 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020
StudieFebruar 2020 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Inhalt Position auf einen Blick 1 1 Standort Niederbayern 2 1.1 Wirtschaft und Industrie 2 1.2 Demografie 2 1.3 Unternehmerperspektiven 2019 3 2 Mobilitätsinfrastruktur 5 2.1 Kapazitätsgerechter Ausbau des Straßennetzes 5 2.2 Weiterentwicklung des Schienenverkehrs 7 2.3 Wohnraumbereitstellung und ÖPNV – Mobilität integriert planen 7 2.4 Überregionale Anbindung im Luftverkehr sicherstellen 7 2.5 Binnenwasserstraßen – Möglichkeiten ausschöpfen 8 3 Digitale Netze 9 3.1 Leistungsfähige terrestrische Breitbandversorgung flächendeckend realisieren 9 3.2 Zuverlässige Mobilfunkanbindung flächendeckend realisieren 11 4 Energieinfrastruktur 12 4.1 Energieerzeugung ausbauen 13 4.2 Ausbau der Stromnetze 14 4.3 Energiespeicherung – Technologie weiterentwickeln, Speicher realisieren 14 5 Innovationsinfrastruktur 15 6 Bildungsinfrastruktur 17 6.1 Allgemeinbildende Schulen demografiegerecht stärken 17 6.2 Berufsschulen und berufliche Oberschulen weiterentwickeln 18 6.3 Hochschulen stärker am Bedarf der Wirtschaft ausrichten 19
StudieFebruar 2020 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 7 E-Government 21 7.1 Kompetenzen bei digitalem Verwaltungshandeln schaffen 21 7.2 Angebot digitaler Verwaltungsangebote ausbauen 21 8 Gesundheitsinfrastruktur 22 8.1 Flächendeckende Ärzteversorgung erhalten 22 8.2 Krankenhausversorgung sicherstellen 23 8.3 Gesundheitsregionen fördern 24 Anhang 25 Ansprechpartner / Impressum 27
StudieFebruar 2020 1 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Position auf einen Blick Position auf einen Blick Zentrale Anliegen für den Infrastrukturausbau in Niederbayern Die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Infrastruktur in Niederbayern ist wichtig für die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Hierzu müssen auf vielen Infra- strukturfeldern Maßnahmen umgesetzt werden, vom Ausbau der digitalen Netze bis hin zur Förderung von Innovationen. Die zentralen Infrastrukturthemen des Regierungsbezirkes sind – der bedarfsgerechte Ausbau des Verkehrsnetzes – der flächendeckende Ausbau einer leistungsfähigen mobilen und terrestrischen Breit- bandversorgung – die Sicherung einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Energieversorgung – die Weiterentwicklung der Forschungslandschaft – die Stärkung des Erfolgsfaktors Bildung vor Ort – der Ausbau der E-Government-Angebote – die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung Das vorliegende Positionspapier konzentriert sich auf konkrete Projekte und Herausforde- rungen auf den einzelnen Infrastrukturfeldern. Die vbw hat auf allen Feldern grundlegende Positionspapiere und Studien herausgebracht, die im Anhang aufgeführt sind.
StudieFebruar 2020 2 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Standort Niederbayern 1 Standort Niederbayern Infrastrukturelle Gegebenheiten des Regierungsbezirks Der insgesamt ländlich geprägte Regierungsbezirk, der unmittelbar an die Tschechische Republik und Österreich – „Dreiländerregion“ Niederbayern – Oberösterreich – Süd- böhmen – grenzt, gliedert sich in neun Landkreise und drei kreisfreie Städte. Etwa 90 Pro- zent der Bevölkerung Niederbayerns wohnt im ländlichen Raum. Im Vergleich der bayeri- schen Regierungsbezirke ist dies die höchste Quote. Die Wirtschaftsstruktur des Regie- rungsbezirks ist vielfältig und hat sich in den letzten Jahrzehnten dank guter Strukturpolitik hervorragend entwickelt. 1.1 Wirtschaft und Industrie Die westlichen Landkreise Niederbayerns sind eher industriell geprägt. Starke Zuwächse haben in den vergangenen Jahren vor allem der Fahrzeug- und Maschinenbau sowie die Metallindustrie und die Kunststofftechnik erlebt. International agierende große Unterneh- men wie auch zahlreiche leistungsfähige kleine und mittlere (Familien-)Betriebe, vor allem im Automobilzuliefererbereich, sind in Niederbayern ansässig. Es besteht ein leichtes Übergewicht der M+E-Industrie. Sicher profitiert das westliche Niederbayern und hier insbesondere die Region um Landshut bereits von der Nähe zum Ballungsraum München. Daneben spielen aber auch die Gesundheitswirtschaft und Touristik eine bedeutende Rolle, vor allem im Bayerischen Wald und im Süden des Regierungsbezirks. Hier findet sich ein vielfältiges gesundheitstouristisches Angebot – u. a. mit zahlreichen bekannten Heil- und Thermalbädern. Der Arbeitsmarkt in Niederbayern ist stabil. Die Arbeitslosigkeit lag im Jahresdurchschnitt 2018 bei 2,9 Prozent und damit im bayernweiten Durchschnitt. 1.2 Demografie Die Prognose der Bevölkerungszahlen gibt einen wichtigen Hinweis für den Handlungsbe- darf auf einzelnen Infrastrukturfeldern. Die demografische Entwicklung in Niederbayern ist insgesamt positiv. Ausgehend von den aktuellen Zahlen des Bayerischen Statistischen Landesamts wird bis 2037 mit einer Bevölkerungszunahme von 3,3 Prozent gerechnet, was insbesondere dem positiven Wanderungssaldo in allen Teilräumen zu verdanken ist. Das entspräche einem Bevölkerungszuwachs von knapp 1,23 Millionen auf 1,27 Millionen Einwohner. Positiv ist der um 3,1 Prozentpunkte steigende Jugendquotient, also der Anteil der 0- bis 19-Jährigen gemessen an der Zahl der Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren. Um 20,2 Prozentpunkte steigt allerdings auch der Altenquotient, also der Anteil der über 65-Jährigen gemessen an der Zahl der Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren.
StudieFebruar 2020 3 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Standort Niederbayern Tabelle 1 zeigt die Entwicklung in den Kreisen und kreisfreien Städten. Tabelle 1 Demografische Entwicklung in Niederbayern Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung bis 2037, Zahlen zum 31.12. des jeweiligen Jahres, eigene Darstellung Mit dem deutlichen Anstieg der Zahl der über 65-Jährigen geht ein zunehmender Bedarf an einer wohnortnahen Gesundheitsversorgung sowie an stationären und ambulanten Pflegeangeboten einher. 1.3 Unternehmerperspektiven 2019 Die aktuelle Studie Standort Bayern: Unternehmerperspektiven 2019 zeigt: Die Standort- qualität Niederbayerns wird von den Unternehmern mit 74,2 Punkten (Mittelwert Bayern 76,2 Punkte) und damit gut bewertet. 79,4 Prozent (Mittelwert Bayern 84,2 Prozent) der Unternehmen würden sich wieder im Regierungsbezirk ansiedeln. Die Befragung beinhaltete zudem die Bewertung der Zufriedenheit mit einzelnen Infra- strukturfeldern sowie Fragen zum jeweils notwendigen Verbesserungsbedarf. Die Ergeb- nisse sind auf der nachfolgenden Seite zusammengefasst und den bayerischen Mittel- werten gegenübergestellt.
StudieFebruar 2020 4 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Standort Niederbayern Tabelle 2 Unternehmerperspektiven 2019 – ausgewählte Werte für Niederbayern Quelle: Unternehmerperspektiven 2019; eigene Darstellung.
StudieFebruar 2020 5 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Mobilitätsinfrastruktur 2 Mobilitätsinfrastruktur Bedarfsgerechte Investitionen in den Ausbau des Verkehrsnetzes Mit seiner Grenzlage zur Tschechischen Republik und zu Österreich profitiert Niederbayern von kurzen Verkehrswegen in diese benachbarten Wirtschaftsräume. Die in Teilen ländlich geprägte, exportorientierte Region ist wegen des erheblichen Transitverkehrs dringend auf ein hochleistungsfähiges Verkehrsnetz angewiesen. Da Personen- und Güterverkehr stän- dig zunehmen, sind ein weiterer Aus- und Neubau und eine bessere Verzahnung leistungs- fähiger Verkehrs- und sonstiger Infrastrukturnetze dringend erforderlich. Dies gilt umso mehr, als überfüllte Straßen, Engpässe auf der Schiene, ein unzureichender Ausbaustand der Donau als Binnenwasserstraße und der nicht bedarfsgerecht entwickelte ÖPNV die Wettbewerbsfähigkeit der Region belasten. Zentrale Projekte der Mobilitätsinfrastruktur 1. Durchgehende Fertigstellung der A 94 Pocking (Anschlussstelle A 3) – München 2. Durchgängiger sechsspuriger Ausbau der A 3 Regensburg – Passau 3. Zügige Fertigstellung B 15neu Regensburg – Landshut – Rosenheim 4. Vierspuriger Ausbau der B 20 Furth im Wald/Cham – Straubing – Freilassing 5. Bedarfsgerechter Ausbau der B 11 Deggendorf – Bayerisch Eisenstein 6. Ausbau der Schienenstrecke Würzburg – Nürnberg – Regensburg – Passau – Wien - Budapest 7. Anbindung an den Flughafen München / zweigleisiger Ausbau zwischen Landshut und Plattling 2.1 Kapazitätsgerechter Ausbau des Straßennetzes Tabelle 3 zeigt die Straßenbauprojekte in Planung oder Bau. Diese Projekte müssen zügig vorangetrieben bzw. abgeschlossen werden.
StudieFebruar 2020 6 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Mobilitätsinfrastruktur Tabelle 3 Straßenverkehrsprojekte in Planung oder Bau Quelle: : Eigene erweiterte Darstellung; Fortschreibung nach Angaben des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr. Legende: Q1 – Q4 = Quartale; A = abgeschlossen; S = gestartet. EP = Entwurfsplanung; BRGV = Baurechtliches Genehmigungsverfahren; B = Bau Zusätzlich sind folgende Projekte – darunter einige Ortsumgehungen (OU) – dringend an- zugehen, die teilweise bereits im Bundesverkehrswegeplan 2030 unter „vordringlicher Bedarf / Engpassbeseitigung“ stehen (Tabelle 4). Tabelle 4 Weitere notwendige Straßenverkehrsprojekte für Niederbayern Quelle: Eigene Darstellung.
StudieFebruar 2020 7 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Mobilitätsinfrastruktur 2.2 Weiterentwicklung des Schienenverkehrs Eine gute Schieneninfrastruktur ist für Unternehmen und Mitarbeiter von großer Bedeu- tung. Dabei muss alles unternommen werden, um die Anbindung Niederbayerns an die Fernverkehrsverbindungen Würzburg – Nürnberg – Passau – Wien – Budapest zu verbes- sern, damit die Region vom hochwertigen europäischen Personen- und Güterbahnverkehr profitieren kann. Mit der Fertigstellung der Neufahrner Kurve hat sich die Erreichbarkeit des Flughafens München auf der Schiene zwar verbessert, dringend muss allerdings die Strecke zwischen Landshut und Plattling zweigleisig ausgebaut werden. 2.3 Wohnraumbereitstellung und ÖPNV – Mobilität integriert planen Für eine gute Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Bildungs-, Gesundheits- und Versorgungs- einrichtungen ist ein leistungsfähiger und flächendeckend koordinierter ÖPNV insbeson- dere im ländlichen Raum von großer Bedeutung für die Mobilität – sowohl für Mitarbeiter, als auch für Schüler, Senioren etc. Parallel dazu müssen alle Anstrengungen unternommen werden, das Angebot an Wohn- raum in den Agglomerationsräumen zu verbessern und die Mobilitätsangebote darauf kapazitätsgerecht abzustimmen. Dabei sind alle Möglichkeiten der Nachverdichtung und der Ausweisung zusätzlicher Baugebiete zu nutzen. 2.4 Überregionale Anbindung im Luftverkehr sicherstellen Eine zeitsparende Anbindung an überregionale Flughäfen ist für viele international tätige Unternehmen von Bedeutung. Der Wirtschaftsstandort Niederbayern hat zum Flughafen München zwischen 50 und 200 km weite Anfahrtswege, die wegen der stark mit Verkehr belasteten Autobahnen nur unter schlecht prognostizierbarem Zeitaufwand zu erreichen sind. Bei der Standortwahl exportorientierter und international tätiger Unternehmen sind zügig erreichbare Flughäfen und Verkehrslandeplätze von zunehmender Bedeutung und gehören inzwischen zur infrastrukturellen Grundausstattung. Ein kleiner, aber für den Geschäftsreiseverkehr und das Image der Region wichtiger Baustein in der regionalen Verkehrsinfrastruktur sind leistungsfähige regionale Verkehrs- landeplätze, wie in Vilshofen, Straubing und Eggenfelden. Sie sind ein Standortvorteil bei der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des ländlichen Raums in Niederbayern. Der notwendige Ausbau des Verkehrslandeplatzes Landshut konnte dagegen bislang nicht realisiert werden.
StudieFebruar 2020 8 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Mobilitätsinfrastruktur 2.5 Binnenwasserstraßen – Möglichkeiten ausschöpfen Binnenwasserstraßen sind bedeutende Güterverkehrswege, die über Kapazitätsreserven verfügen. Jedoch genügen Schiffe und Schubverbände den Anforderungen an moderne Transport- und Logistikabläufe nur, wenn sie ganzjährig bei optimalen Wasserverhältnis- sen fahren können. In Bayern bleibt die Donau bisher weit hinter der möglichen Kapazität zurück. Sie ist als Wasserstraße nicht wettbewerbsfähig, der Verkehr bleibt auf Autobahn und Schiene. Zwischen Straubing und Vilshofen ist die Donau auf einer Strecke von circa 70 km für die Schifffahrt erheblich eingeschränkt. Erforderlich ist auch vor dem Hin- tergrund eines verbesserten Hochwasserschutzes ein bedarfsgerechter Ausbau, der ganz- jährig verlässliche Schifffahrtsbedingungen gewährt. Zu begrüßen ist, dass die Europäische Kommission im November 2019 in einer Stellungnahme die Erforderlichkeit des Donauaus- baus aufgrund der Bedeutung als wichtige europäische Wasserstraße dem Grunde nach anerkannt hat.
StudieFebruar 2020 9 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Digitale Netze 3 Digitale Netze Mobile und terrestrische Breitbandversorgung verbessern Nur mit hochleistungsfähigen digitalen Netzen können Niederbayern und die hier ansässi- gen Unternehmen die mit der Digitalisierung verbundenen Möglichkeiten optimal nutzen. Als Basis für eine erfolgreiche digitale Transformation ist der Quantensprung von Kupfer zu Glasfaser und von LTE zu 5G flächendeckend bis 2025 zu bewältigen. Gerade im ländlichen Raum sind hochleistungsfähige digitale Netze für Unternehmen ins- besondere auch im Hinblick auf Fachkräftegewinnung und -sicherung von enormer Bedeu- tung. Es verwundert daher nicht, dass laut Unternehmerperspektiven 2019 nur 19,8 Pro- zent der Unternehmer in Niederbayern mit der Güte der digitalen Infrastruktur zufrieden sind und über 92 Prozent für eine Fortführung der Breitbandinitiative plädieren. Zentrale Projekte bei den digitalen Netzen 1. Leistungsfähige terrestrische Breitbandversorgung flächendeckend realisieren 2. LTE-Versorgung flächendeckend sicherstellen 3.1 Leistungsfähige terrestrische Breitbandversorgung flächendeckend realisieren Abbildung 2 zeigt die Entwicklung für den NGA-Index (NGA – Next Generation-Access) in den vergangenen vier Jahren. Im Regierungsbezirk Niederbayern haben im bayernweiten Vergleich relativ wenige Haus- halte Zugang zu schnellem Internet, aber der Ausbau macht deutliche Fortschritte: Rund 90 Prozent der Haushalte können auf einen NGA-Anschluss (30 Mbit/s) zurückgreifen, für knapp 85 Prozent der Haushalte stehen Anschlüsse mit bis zu 50 Mbit/s zur Verfügung, 73,6 Prozent können sogar bis zu 100 Mbit/s wählen (bayerischer Mittelwert 83,4 Pro- zent). Die Qualität des Breitbandnetzes in Niederbayern entwickelt sich kontinuierlich weiter. Die politisch gewählte Ausbaustrategie, die sich auf die Versorgung nicht nur besonders band- breitenhungriger Anwender, sondern auch der Fläche konzentriert, zeigt sukzessive die gewünschten Erfolge.
StudieFebruar 2020 10 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Digitale Netze Der NGA-Index Eine Kommune, in der kein Haushalt mit mindestens 30 Mbit/s versorgt werden kann, bekommt einen NGA-Index-Wert von null Punkten zugewiesen. Kommunen, in denen mindestens 75 Prozent aller Haushalte mit Bandbreiten von 50 Mbit/s und mindestens 90 Prozent mit 30 Mbit/s versorgt werden können, erzielen einen NGA-Index-Wert von 100 Punk-ten. Der Index wächst linear mit einer Verbesserung der Versorgungsgrade in den beiden Bandbreitenklassen. Die Gewichtung der Versorgung mit mindestens 50 Mbit/s nimmt mit dem vorhandenen Versorgungsgrad mit mindestens 30 Mbit/s zu. Damit hono- riert der NGA-Index die flächendeckende Versorgung der Haushalte und Unternehmen mit NGA- Anschlüssen stärker als ein Upgrade einzelner Anschlüsse von 30 auf 50 Mbit/s. Abbildung 2 NGA-Index in Niederbayern Mitte 2015 und Mitte 2019 Anteile mit guter Versorgung gemessen an der Anzahl der Gemeinden Quelle: ateneKOM (2019), eigene Berechnungen IW Consult
StudieFebruar 2020 11 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Digitale Netze Im Zuge des bayerischen Förderverfahrens werden in Niederbayern aktuell mehr als 10.000 Kilometer Glasfaser neu verlegt und so knapp 20.000 Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen. Insgesamt werden rund 144.000 Haushalte mit schnelleren Anschlüssen versorgt. Der weitere Ausbau muss sich, wie in neuen bayerischen Initiativen bereits angelegt, auf die lückenlose Erschließung per Glasfaser bis 2025 fokussieren. Dabei geht es prioritär um die bedarfsgerechte Anbindung von Unternehmen und wichtiger öffentlicher Infrastruktur, wie z. B. Schulen und Krankenhäuser, sowie von Gewerbegebieten. Regionales und kom- munales Engagement im geförderten Breitbandausbau bleiben in diesem Zusammenhang ebenso wichtig wie bei den bisherigen Ausbauschritten. 3.2 Zuverlässige Mobilfunkanbindung flächendeckend realisieren Die bisherigen Fortschritte im Ausbau des Mobilfunknetzes, die vor allem durch den LTE- Ausbau erreicht werden können, sind erfreulich, aber bei weitem noch nicht ausreichend. Denn zum einen deckt es schon heutige den Bedarf zu oft nicht ab und zum anderen wächst parallel zum Ausbau von Kapazitäten auch der Bedarf sukzessive an. Darüber hin- aus bestehen weiterhin weiße Flecken, in denen mobile Telefonie und Datenübertragung gar nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung stehen. Am 01. Dezember 2018 hat die Bayerische Staatsregierung ein Mobilfunkförderprogramm gestartet, das Kommunen und Netzbetreiber beim Ausbau des Mobilfunknetzes in Regio- nen unterstützen soll, in denen aus mangelnder Wirtschaftlichkeit bislang keine hinrei- chende Versorgung besteht. Gefördert wird die Errichtung eines neuen Mobilfunk- standorts (Mast), der dann an einen Mobilfunknetzbetreiber vermietet wird. Zum Stand 10. Dezember 2019 stammen 24,1 Prozent aller bayerischen Kommunen, die an dem Markterkundungsverfahren teilnehmen, aus Niederbayern. Löcher im Mobilfunknetz müssen geschlossen und die Fläche bedarfsgerecht erschlossen werden, zunächst noch auf Basis des LTE-Standards. Bis 2025 muss ein Gigabit-Funknetz auf Basis des Mobilfunkstandards 5G ausgebaut werden. Dabei muss die Infrastruktur für das 5G-Netz der Zukunft so ausgebaut werden, dass neben besiedelten Flächen z. B. auch die gesamte Verkehrsinfrastruktur abgedeckt wird.
StudieFebruar 2020 12 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Energieinfrastruktur 4 Energieinfrastruktur Energieversorgung nachhaltig und umweltverträglich sichern Mit der Energiewende sind auch in Niederbayern anspruchsvolle Herausforderungen für den Aus- und Umbau unserer gesamten Energieinfrastruktur verbunden. Eine sichere Energieversorgung ist für Niederbayern von entscheidender Bedeutung. Niederbayern gehört zu den Regionen mit der höchsten Industriedichte in Europa und weist unter allen Regierungsbezirken den zweithöchsten Energieverbrauch im verarbeitenden Gewerbe auf. Zentrale Projekte Energieinfrastruktur 1. Dezentrale Energieerzeugung ausbauen 2. Netzausbau vorantreiben 3. Möglichkeiten der Energiespeicherung nutzen Abbildung 2 Energieverbrauch Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau in Bayern 2017 Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt; eigene Darstellung (Angaben in Tausend Gigajoule)
StudieFebruar 2020 13 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Energieinfrastruktur 4.1 Energieerzeugung ausbauen Ein effizienter Energiemix setzt sowohl auf erneuerbare und regenerative Energien als auch auf die Nutzung fossiler Energieträger in möglichst emissionsarmen konventionellen Kraftwerken, solange das zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit erforderlich ist. Parallel dazu muss die Akzeptanz für die notwendigen Neubau-Projekte sichergestellt wer- den. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf den hohen Energiebedarf in Niederbayern. Die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien hat in Niederbayern leicht zugenommen – insbesondere bei Biomasse und Photovoltaik. Die Entwicklung bei den einzelnen Energie- trägern ist aus der nachfolgenden Tabelle abzulesen. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch in Niederbayern beträgt 82 Prozent – das ist unangefochten Platz 1 unter den Regierungsbezirken. Tabelle 5 Ausbau der erneuerbaren Energien in Niederbayern Energieträger Anlagen Anlagen Installierte Installierte (2017) (2016) Leistung Leistung (2017) (2016) Windenergie* 16 15 19 MW 16 MW Photovoltaik 105.691 103.000 2.670 MWp 2.570 MWp Biomasse 555 561 222 MW 201 MW Wasserkraft 821 814 584 MW 588 MW * Anlagen mit mehr als 70 kW Quelle: Energie-Atlas Bayern, Bayerisches Landesamt für Umwelt Es bleibt wichtig, die Erzeugung durch erneuerbare Energien weiter auszubauen. Dazu sind folgende Aufgaben nachhaltig zu verfolgen: – Bau weiterer regionaler Biogasanlagen mit Abwärme-Nutzung – Optimierung bestehender Wasserkraftanlagen, Suche und Entwicklung neuer Standorte – Ausbau der Windenergie an geeigneten Standorten in Niederbayern – Ausbau und Nutzung der Geothermie an geeigneten Standorten – Nutzung der Rohstoffreserve Holz (z. B. in Energiegenossenschaften für Bäder, Schulen, Behörden, Innenstadtgebiete, Kaskadennutzung)
StudieFebruar 2020 14 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Energieinfrastruktur 4.2 Ausbau der Stromnetze Die Netzinfrastruktur ist Schlüsselelement und Achillesferse der Energiewende zugleich. Gerade Niederbayern mit seiner starken industriellen Struktur ist auf einen schnellen und reibungslosen Bau der Stromautobahnen angewiesen. Nur so kann zukünftig Strom aus anderen Teilen Deutschlands (z. B. den Windparks in der Nord- und Ostsee) und aus dem Ausland nach Bayern transportiert werden. Daneben muss die Nutzung des Bestands- netzes optimiert werden, zum Beispiel mit Hilfe intelligenter (digitaler) Lösungen wie virtuellen Kraftwerken, Smart Grids und Smart Meter. Geplant ist der Bau einer Stromtrasse, der so genannte SuedOstLink von Hof bis Landshut, der für den Regierungsbezirk einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten wird. Die Leitung wird weitestgehend mit der Erdkabeltechnik realisiert. Die Trasse muss schnellstmöglich fertiggestellt werden. Folgende weitere Aufgaben stehen an: – Die Stromversorgung von Norden nach Süden und zu unseren Nachbarländern muss abgesichert werden. – Die niederbayerischen Mittelspannungsleitungen und die regionalen Niederspannungs- leitungen müssen für die dezentrale Energieversorgung aufgerüstet werden. – Das Stromnetz muss insgesamt zu einem intelligenten, zur Verbrauchssteuerung fähigem Netz weiterentwickelt werden. – Intelligente Energienetzwerke und Netzplattformen müssen etabliert werden. Hier stehen die regionalen Netzbetreiber vor großen Herausforderungen, die auch von den regional und kommunal Verantwortlichen nicht unterschätzt werden dürfen. 4.3 Energiespeicherung – Technologie weiterentwickeln, Speicher realisieren Neue Energiespeicheranlagen sind erforderlich, um die unregelmäßig anfallende Strom- bereitstellung aus Wind- und Solarenergie in Überschussphasen aufzunehmen und in das Versorgungssystem zu integrieren. Dazu eignen sich klassische Pumpspeicherkraftwerke genauso wie innovative Technologien, wie z. B. Power-to-Gas. Pumpspeicherkraftwerke sind die derzeit einzige ausgereifte, großtechnische Möglichkeit zur Stromspeicherung mit einem Wirkungsgrad von bis zu 80 Prozent. Allerdings finden sich für Pumpspeicherkraft- werke in Bayern nur wenige geeignete Standorte. Speicherprojekte auf der Basis neuer Technologien können deshalb künftig eine wichtige Rolle einnehmen.
StudieFebruar 2020 15 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Innovationsinfrastruktur 5 Innovationsinfrastruktur Forschungslandschaft weiterentwickeln, Transferangebot stärken Der Regierungsbezirk Niederbayern verfügt über gute Forschungseinrichtungen, die die hoch attraktive, breit aufgestellte und auch für niederbayerische Unternehmen offene Forschungslandschaft im Raum München regional ergänzen. Zentrale Projekte der Innovationsinfrastruktur 1. F+E Infrastruktur weiter ausbauen 2. Technologietransfer beschleunigen, Kooperation verbessern Die vielen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in Niederbayern benötigen einen direkten Zugang zu Ergebnissen der Forschung. Diese Unternehmen stehen teilweise nicht in regelmäßigem Kontakt zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Für sie ist ein direkter und unbürokratischer Zugang zu den Hochschulen vor Ort und auch zu über- regionalen Einrichtungen – also den Forschungskapazitäten an anderen bayerischen Stand- orten – wichtig, um innovative Ideen zu entwickeln und zu realisieren. Gerade diejenigen Unternehmen, die wenig materielle und personelle Aufwendungen im Bereich Forschung und Entwicklung schultern können, benötigen eine zentrale Anlaufstelle der niederbayeri- schen Hochschulen. In den letzten Jahren sind in Niederbayern eine Reihe von Forschungseinrichtungen neu angesiedelt oder erweitert worden: – Seit Oktober 2017 ist mit dem Campus Straubing ein neues integratives Forschungs- zentrum der Technischen Universität München in Betrieb. – Seit April 2016 wird an der Außenstelle der Hochschule Landshut im TZ PULS (Technolo- giezentrum Produktions- und Logistiksysteme) an den Themen Intelligente Produktions- logistik, Digitalisierung und Industrie 4.0 sowie Lean Management gelehrt und geforscht. – Das TZ Energie in Ruhstorf bündelt die Expertise der Hochschule Landshut in der Ener- gieforschung. Entwickelt werden dort technische Lösungen für die Zukunft der Energie. Gearbeitet wird an den Themen Energiespeicherung, intelligente Energienetze, Energie- effizienz und Energiesysteme. – Der Technologie Campus Teisnach bündelt das Know-how der Technischen Hochschule Deggendorf im Bereich der optischen Technologien. Ende 2017 hat die Bayerische Staatsregierung beschlossen, den Campus „Industrielle Sensorik für Industrie 4.0“ eben- falls in Teisnach anzusiedeln.
StudieFebruar 2020 16 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Innovationsinfrastruktur – Seit 2015 ist der European Campus Rottal-Inn in Pfarrkirchen, eine Ausgründung der technischen Hochschule Deggendorf, sehr erfolgreich bei der Gewinnung von Studie- renden insbesondere im internationalen Gesundheitsbereich. – In Spiegelau erfolgte der Aufbau eines „Technologie Anwender Zentrums“, das die Weiterentwicklung von Glasherstellungsverfahren und die Entwicklung neuer Glassor- ten für die Kaltpresstechnik zum Ziel hat. – Die ostbayerischen Universitäten und Hochschulen haben sich 2019 regierungsbezirks- übergreifend zu dem Hochschulverbund TRIO zusammengeschlossen, um Transfer und Innovation in Ostbayern für die dort ansässigen Unternehmen zu fördern. – An der Universität Passau wurden im Rahmen des Konzepts „Technik Plus“ mehrere Lehrstühle und Professuren neu geschaffen, die an das Leitthema „Vernetzte Gesell- schaft, Digitalisierung und (Internet-)Kulturen“ anknüpfen. Zusätzlich hat Niederbayern vom Programm „Bayern Digital II“ erheblich profitiert: – Am Institut für Softwaresysteme in technischen Anwendungen der Informatik (FORWISS) wird derzeit das Vorhaben „Geometriezerlegung von 3D-Bauteilen“ geplant. – Das Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern (GZDN) ist ein Verbundkonzept der drei niederbayerischen Hochschulstandorte Passau, Landshut und Deggendorf, mit dem gemeinsam eine hochwertige Infrastruktur für Existenzgründer im Bereich Digitalisie- rung errichtet beziehungsweise weiter ausgebaut werden soll. – Die Fraunhofer-Gesellschaft hat ihre Aktivitäten in Niederbayern ausgeweitet. So hat das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS an der Universität Passau eine Forschergruppe eingerichtet, die am Thema "Wissensbasierte Bildverarbeitung" arbeitet. Die realisierten Forschungseinrichtungen und -projekte haben den Forschungs- und Inno- vationsstandort Niederbayern deutlich vorangebracht. Angesichts der hohen Wettbe- werbs- und Innovationsintensität ist es wichtig, nicht nachzulassen und die Forschungs- infrastruktur weiter auszubauen. Das Bayerische Kabinett hatte im Juli 2018 beschlossen, dass an der TH Deggendorf ein Zentrum für Digitalisierungstechnologien eingerichtet wird. Insgesamt sollen in Deggen- dorf rund 1.000 neue Studienplätze entstehen. Zu begrüßen ist, dass dieses Vorhaben im Oktober 2019 in die Hightech Agenda der Bayerischen Staatsregierung aufgenommen wurde und damit zügig realisiert werden kann. Teil der Hightech Agenda ist auch der Neu- bau des Internationalen Wissenschaftszentrums in Passau. Die Universität Passau ist in den vergangenen Jahren um ein Drittel gewachsen und muss daher auch räumlich dringend erweitert werden.
StudieFebruar 2020 17 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Bildungsinfrastruktur 6 Bildungsinfrastruktur Erfolgsfaktor Bildung vor Ort stärken Ein leistungsfähiges Bildungssystem ist Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes. Deshalb müssen das deutsche und bayerische Bildungssystem von der Vor- schule / Schule über die berufliche Bildung bis hin zur Weiterbildung ständig fortentwi- ckelt, die Bildungsqualität weiter verbessert und die Bildungsbeteiligung erhöht werden. Vor Ort geht es in erster Linie um Vielfalt und Qualität der Bildungsangebote, flexible Öff- nungszeiten, ganztägige Betreuung und rhythmisierte Ganztagsangebote über alle Schul- formen. Zentrale Projekte der Bildungsinfrastruktur 1. Allgemeinbildende Schulen demografiegerecht stärken 2. Schulstrukturen der Berufsschulen und beruflichen Oberschulen an sinkende bzw. steigende Schülerzahlen durch Um- bzw. Ausbau, pädagogische Maßnahmen und Bildungsinitiativen anpassen 3. Duale Ausbildung weiter fördern 4. Bedarfsgerechte Anbindung der Schulstandorte an den ÖPNV sicherstellen Niederbayern verfügt über eine breit ausgebaute, leistungsfähige Bildungsinfrastruktur, die alle Bildungsarten umfasst und gute Chancen zu einer hochwertigen Aus- und Weiter- bildung bietet. Der demografische Wandel wirkt sich auch auf die Bildungsinfrastruktur aus und führt an einzelnen Schulen zu nachlassenden und an anderen Schulen zu steigenden Schülerzahlen. Gleichzeitig besteht in allen Regionen Niederbayerns Handlungsbedarf bei der Fachkräftesicherung. Die Optimierung der Bildungsinfrastruktur ist deshalb eine Dau- eraufgabe. Denn nur mit genügend gut ausgebildeten Schul- und Hochschulabgängern sowie qualifizierten Absolventen einer dualen Berufsausbildung können die Unternehmen ihren Fachkräftebedarf langfristig decken. Das gilt insbesondere für die Bereiche Mathe- matik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Darüber hinaus werden Ganz- tagesangebote stärker nachgefragt. Notwendig ist auch eine gute Erreichbarkeit der Bildungseinrichtungen in Niederbayern. 6.1 Allgemeinbildende Schulen demografiegerecht stärken Das Bildungssystem braucht noch mehr Bildungsqualität, mehr Bildungsbeteiligung und mehr Partizipationsgerechtigkeit, um künftigen Herausforderungen, wie z. B. demografi- schen oder technologischen Entwicklungen, gewachsen zu sein. Ziel ist es, dass junge Men- schen frühzeitig und kontinuierlich Kompetenzen entwickeln, die es ihnen ermöglichen, in
StudieFebruar 2020 18 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Bildungsinfrastruktur einer sich dynamisch entwickelnden Lebens- und Arbeitswelt bestehen zu können und erfolgreich zu sein. Die bedarfsgerechte Weiterentwicklung von Ganztagesangeboten in Niederbayern ist zu begrüßen. Dabei gilt aber, dass rhythmisierte Ganztageslösungen über alle Formen allge- meinbildender Schulen zu einem flächendeckenden Angebot ausgebaut werden müssen. Neben der Steigerung der Bildungsqualität müssen folgende Aufgaben im Fokus stehen: – Die Kommunen müssen bei der Schulentwicklung auf die sich verändernden Rahmen- bedingungen passgenaue und individuelle Antworten finden. Ziel ist, wohnortnahe Schulangebote in der Fläche zu erhalten und effiziente Strukturen zu schaffen, die zukunftsfähig und nachhaltig sind. – Um den drohenden Schulschließungen zu begegnen, müssen unterschiedliche Koopera- tionsformen, beispielsweise zwischen Mittelschulen und Realschulen, ermöglicht wer- den. Über die genaue Ausgestaltung der Kooperationen müssen die am Schulleben beteiligten Akteure vor Ort individuell entscheiden können. – Die Angebote im ÖPNV bzw. Schulbusverkehr müssen eine bedarfsgerechte Anbindung der Schulstandorte in vertretbarer Zeit ermöglichen. – Die Einführung der Koordinatoren für Berufliche Orientierung an jedem Gymnasium in Bayern, mit der Aufgabe der internen und externen Vernetzung und Beratung, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt gilt es, die neue Funktion effizient zu implementie- ren. Als Beispiel einer gelungenen Koordination für berufliche Bildung ist das Unterneh- mergymnasium in Pfarrkirchen anzusehen. – Die Option, am neuen neunjährigen Gymnasium das Abitur auch in acht Jahren ablegen zu können, soll keine Ausnahme bleiben, sondern flächendeckend umgesetzt werden. Bei der qualitativen Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums muss als Leitlinie die begabungsgerechte und differenzierte Förderung aller Schüler gelten. 6.2 Berufsschulen und berufliche Oberschulen weiterentwickeln Das Berufsbildungssystem in Deutschland ist attraktiv, vermittelt hochwertige berufliche Handlungskompetenzen und Qualifikation. Es schafft hohe Übergangsquoten in den Arbeitsmarkt und damit im europäischen Vergleich eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Die duale Ausbildung stellt die tragende Säule des Berufsbildungssystems dar. Durch die Kombination von theoretischer Vermittlung in der Berufsschule und praxisnaher Anleitung im Betrieb bietet die duale Ausbildung einen optimalen Start in das Berufsleben. Die Berufsschulen in Niederbayern fungieren als Kompetenzzentren für unterschiedliche Berufsfelder. Sie decken ein breit gefächertes Angebot an Berufen bzw. Berufsfeldern ab.
StudieFebruar 2020 19 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Bildungsinfrastruktur Aufgrund zurückgehender Schülerzahlen werden Berufsschulen zukünftig ihr Spektrum an Ausbildungsberufen nicht mehr wie heute anbieten können. Helfen kann die gemeinsame Beschulung verwandter Berufe bzw. Berufsbilder. Dabei ist sicherzustellen, dass Schüler in ländlichen Regionen ausreichende Möglichkeiten haben, die Schulen mit öffentlichen Ver- kehrsmitteln zu erreichen. Die Weiterentwicklung der Angebote der Berufsschulen und beruflichen Oberschulen muss am Bedarf der Wirtschaft orientiert und unter Berücksichti- gung der demografischen Gegebenheiten erfolgen. Dabei gilt es zu beachten: – Die bestehenden und ggf. neuen Schulstrukturen müssen sinkenden bzw. steigenden Schülerzahlen durch die Entwicklung von Konzepten, pädagogischer Maßnahmen und Bildungsinitiativen begegnen. – Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs muss dem Bedarf der Berufsschülerinnen und Berufsschüler Rechnung tragen. Darüber hinaus kommt es langfristig darauf an, folgenden Themen mit individuellen Kon- zepten vor Ort zu begegnen: – Weiterentwicklung bzw. Anpassung der Berufsschulstandorte und ihrer Angebote vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Niederbayern, um die hohe Quali- tät an Berufsschulen sicherzustellen bzw. weiter zu verbessern (z. B. durch Schaffung regionaler Kompetenzzentren). – Stärkung der Kooperation der beiden Lernorte Berufsschule und Betrieb, um die berufli- che Ausbildung zu optimieren (z. B. durch die Einrichtung Runder Tische, die Stärkung der Rolle der Berufsschulbeiräte oder die Schaffung eines integrierten Berufsschul- plans). 6.3 Hochschulen stärker am Bedarf der Wirtschaft ausrichten Hochschulen leisten einen elementaren Beitrag, wenn es darum geht, die Wettbewerbs- fähigkeit der bayerischen Wirtschaft zu erhalten. Denn die Unternehmen im Freistaat brauchen hervorragend ausgebildete Hochschulabsolventen. Grundlage dafür ist ein Hochschulsystem, das die Exzellenz der Ausbildung sichert, die Qualität und Vielfalt des Studiums garantiert und international wettbewerbsfähig ist. Damit Wirtschaft und Wissen- schaft innovationsfähig bleiben, ist es notwendig, dass Unternehmen und Hochschulen Wissen eng vernetzen. – Duale und berufsbegleitende Studienangebote (Schwerpunkt: MINT-Fächer) ausbauen – Studierende auf den Arbeitsmarkt vorbereiten (Praxisphasen in den Studiengängen, Ausbau der akademischen Weiterbildung und Förderung des Unternehmergeistes) – Kooperationen zwischen Hochschulen und Wirtschaft ausbauen, etwa durch Personal- austausch – Aus- und Weiterbildung der Lehrenden im Hinblick auf die digitale Transformation weiterentwickeln – Praxissemester obligatorisch in den Studienplan für Master-Studiengänge aufnehmen
StudieFebruar 2020 20 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Bildungsinfrastruktur Niederbayern ist mit der Universität Passau, dem TUM Campus Straubing (seit Oktober 2017 ist der Campus Straubing ein neues integratives Forschungszentrum der Technischen Universität München), der HAW Landshut und der Technischen Hochschule Deggendorf sehr gut aufgestellt. Die Studienangebote werden laufend angepasst. Der TUM Campus Straubing kann als Alleinstellungsmerkmal die fakultätsübergreifende Konzentration von Forschung und Lehre auf nachwachsende Rohstoffe, Biotechnologie und Bioökonomie aufweisen. Die Fachkräfteengpässe im Bereich MINT zeigen, dass der hohe Bedarf an Absolventen nicht vollkommen gedeckt werden kann. Unternehmen, gerade in industriestarken Regionen, haben große Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Die Hochschulen sind aufgefordert, die Zahl der MINT-Absolventen zu erhöhen, vor allem im Bereich der Informatik. Hierzu erforderlich ist unter anderem ein gemeinsames Konzept der niederbayerischen Hochschulen, das den Anforderungen der heimischen Wirtschaft Rechnung trägt und bereits vorhandene Forschungs- und Kompetenzschwerpunkte berücksichtigt. Aus Sicht der niederbayerischen Wirtschaft ist es zudem unerlässlich, dass die Hochschu- len neuen Zielgruppen, wie zum Beispiel beruflich Qualifizierten, die Möglichkeit eröffnen, sich akademisch weiterzubilden. Insofern ist zum Beispiel der Anteil der Studierenden mit beruflicher Vorqualifikation, wie Meister oder Fachkräfte mit dreijähriger Berufserfahrung, deutlich auszubauen. Hier wird berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengängen (Stich- wort lebenslanges Lernen) – auch in Teilzeit – künftig eine hohe Bedeutung zukommen. Vermehrte Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie mehr Unter- nehmensausgründungen aus den Hochschulen sind ebenfalls anzustreben. Darüber hinaus gilt es, die Anstrengungen weiter zu verstärken und die nachfolgenden Aufgaben anzugehen: – Erweiterung des Angebots an berufsbegleitenden Studiengängen und dualen Studien- gängen an allen Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Niederbayern, vor allem in den MINT-Fächern und sonstigen industrieorientierten Fächern – Erhöhung des Anteils der Studienanfänger ohne Abitur – Ausbau dualer und berufsbegleitender Studienangebote orientiert am Bedarf der Wirtschaft Für die Hochschullandschaft in Niederbayern ist es darüber hinaus wichtig, Forschung und Lehre, Aus- und Weiterbildung sowie Transfer und wirtschaftliche Aktivitäten zu einem leistungsfähigen Innovationssystem zu verbinden. Dabei müssen alle relevanten Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in den Prozess der Weiterentwicklung integriert werden.
StudieFebruar 2020 21 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 E-Government 7 E-Government E-Government in die Fläche tragen Deutschland hinkt im internationalen Vergleich bei digitalen Verwaltungsangeboten noch deutlich hinterher. Die Unternehmen erwarten an der Stelle mehr Tempo, auch zur gene- rellen Entwicklung von Verwaltungsqualitäten. Insgesamt sehen sich Bayerns Unterneh- men zu viel öffentlicher Bürokratie ausgesetzt. Besserung erwarten sie von mehr Trans- parenz und einheitlichen Ansprechpartnern. Zentrales Projekt des E-Government in Niederbayern Angebote zur vollelektronischen und papierlosen Abwicklung möglichst vieler, kompletter Verwaltungsvorgänge ausbauen 7.1 Kompetenzen bei digitalem Verwaltungshandeln schaffen Viele Kommunen in Niederbayern sind bereits auf dem Weg, digitale Dienstleistungen an- zubieten. Dabei ist insbesondere erforderlich: – Einheitliches E-Government-Portal des Bundes mit Einbindung bayerischer E-Govern- ment-Angebote schaffen – Internetangebote von Kommunen und Landratsämtern flächendeckend standardisieren – Verwaltungsverfahren konsequent auf E-Government umstellen – einheitlicher elektronischer Ansprechpartner zur gebündelten, interaktiven Abwicklung von Vorgängen schaffen, die mehrere Behörden betreffen – Kooperationsprojekte für kleinere Kommunen zur gemeinsamen Entwicklung von E-Government-Angeboten fördern – IT-Sicherheit beim Ausbau von E-Government stets im Blick behalten 7.2 Angebot digitaler Verwaltungsangebote ausbauen Unternehmen und Bürger erwarten ein umfassendes Angebot und eine einfache Nutzung digitaler Verwaltungsdienstleistungen. Dazu gehören insbesondere folgende Aspekte: – Angebote zur vollelektronischen und papierlosen Abwicklung möglichst vieler, komplet- ter Verwaltungsvorgänge ausbauen – Möglichkeiten zur Interaktion zwischen Verwaltung und Bürgern bzw. Unternehmen verbessern
StudieFebruar 2020 22 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Gesundheitsinfrastruktur 8 Gesundheitsinfrastruktur Qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sicherstellen Eine leistungsfähige und effektive Gesundheitsinfrastruktur ist unerlässlich für die Attrakti- vität Niederbayerns als Lebens- und Arbeitsstandort. Unter besonderer Berücksichtigung des demografischen Wandels sind weiterhin eine flächendeckende, wohnortnahe medizi- nische Versorgung sicherzustellen und innovative Angebote zur Erhaltung beziehungs- weise Wiederherstellung der Gesundheit der Bevölkerung auszubauen. Effizienz und die Orientierung am Patienten als Kunden werden immer stärker zum Maßstab auch für öffentliche Einrichtungen. Die Gesundheitswirtschaft in Niederbayern ist gut aufgestellt, leistungsfähig und ein wich- tigster Arbeitgeber für die Region. Sie kann aber der demografischen Herausforderung nachhaltig nur begegnen, wenn sie alle Marktchancen und Effizienzpotenziale nutzt und so die Breitenversorgung in Niederbayern wirtschaftlich absichert. Zentrale Projekte der Gesundheitsinfrastruktur in Niederbayern 1. Sicherstellung einer flächendeckenden medizinischen (Haus-)Ärzteversorgung 2. Sicherstellung der Krankenhausversorgung 3. Förderung der Gesundheitsregionen 8.1 Flächendeckende Ärzteversorgung erhalten Die flächendeckende medizinische Versorgung durch Ärzte ist ein wesentlicher Eckpfeiler der Gesundheitsinfrastruktur. Der Versorgungsatlas Hausärzte der Kassenärztlichen Bundesvereinigung weist aus, dass knapp ein Viertel aller Planungsbereiche in Niederbay- ern einen Versorgungsgrad von weniger als 100 Prozent aufweisen. Darüber hinaus liegt das Durchschnittsalter (DA) der Ärzte mit 56,3 Jahren über dem Bayerndurchschnitt von 55,3 Jahren. Somit wird im nächsten Jahrzehnt eine große Anzahl von Ärzten aus Alters- gründen nicht mehr praktizieren. Gegen den Hausärztemangel im ländlichen Raum setzt die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) Fördermittel ein: Im Jahr 2017 wurden 1,75 Millionen Euro an Hausärzte aus- geschüttet, die eine Praxis auf dem Land übernommen oder aufgebaut haben. Zudem pro- fitiert Niederbayern besonders von den Landarzt-Programmen des Freistaates, wie etwa den Landarztstipendien.
StudieFebruar 2020 23 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Gesundheitsinfrastruktur Zudem gibt es zahlreiche Initiativen vor Ort: – Der Bezirk Niederbayern hat ein eigenes Stipendienprogramm aufgelegt. Jährlich wer- den bis zu fünf Stipendien für Medizinstudierende an der Karl Landsteiner Privatuni- versität für Gesundheitswissenschaften vergeben. Der Stipendiat erhält ab dem ersten Studienjahr monatlich 550 Euro, die er nicht zurückzahlen muss. Die Dauer ist auf maxi- mal 78 Monate limitiert. Zudem werden die Stipendiaten während des Studiums durch den Bezirk begleitet. – Vor Ort gibt es auch erfolgversprechende Ansätze zur Telemedizin. So wird die Platt- form "case.io" aus Deggendorf bereits heute zum Abgleich von Bildern und Daten von im Ausland erkrankten Mitgliedern verwendet. In das System können sich ausschließ- lich Mediziner einloggen, die in die Cloud Röntgen-, Tomografie-, Mikroskop-, Ultra- schall- oder andere Bilder oder Laborberichte laden. Über die Behandlung entscheidet jedoch noch immer der Mediziner vor Ort. – Ebenfalls telemedizinische Anwendungen erlaubt das Projekt Tempis, an dem sich ins- gesamt 21 Kliniken in Südostbayern beteiligen. Dabei werden am Wochenende oder nachts Spezialisten aus Regensburg oder München zugeschaltet, wenn vor Ort gerade kein Experte für spezielle Operationen anwesend sein kann oder erhöhter Bespre- chungsbedarf vorhanden ist. Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen, bleibt – unabhängig von der aktuell geführten Diskussion über einen medizinischen Hochschulstandort in Niederbayern – eine wichtige Aufgabe. Aus den genannten Gründen sind die nachfolgenden Forderungen weiter im Blick zu behal- ten: – Schaffung von Anreizsystemen, die der Schließung von Arztpraxen im ländlichen Raum entgegenwirken – Förderung von gemeinsamen Arztpraxen sowie kommunalen und privaten Ärzte- häusern als Gemeinschaftseinrichtungen – Entwicklung von Weiterbildungskonzepten für Allgemeinmediziner, um jungen Haus- ärzten nach Familienpause Wiedereinstieg und Weiterbildung zu ermöglichen. 8.2 Krankenhausversorgung sicherstellen Eine gute Krankenhausinfrastruktur ist das Rückgrat der medizinischen Versorgung. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist in den nächsten Jahren insbesondere im geriatrischen Bereich mit einer Zunahme stationärer Behandlungsfälle zu rechnen. Die unterschiedlichen Versorgungsstufen der einzelnen Krankenhäuser sichern eine qualitativ gute stationäre Versorgung in Niederbayern. Die aktuelle Bettenzahl deckt den Bedarf.
StudieFebruar 2020 24 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Gesundheitsinfrastruktur Die laufende Veränderung der Rahmenbedingungen wie z. B. der medizinisch-technische Fortschritt, Änderungen im Fachrichtungsspektrum, neue ambulant durchführbare Be- handlungsmöglichkeiten sowie demografische Entwicklungen erfordern eine kontinuierli- che Überprüfung und Anpassung der Krankenhauslandschaft in Niederbayern: – Flächendeckende Entwicklung der Kapazitäten – Sinnvolle Ergänzung medizinischer Angebote und nachhaltige Absicherung wohnort- naher Krankenhausversorgung – Kostenoptimierung durch gemeinsame Dienstleistungen – Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber durch koordinierte Rotationsprogramme und Weiterbildungscurricula für Ärzte und Pflegepersonal – Engere Vernetzung und Kooperation der Krankenhäuser mit den Trägern der Aus-, Fort- und Weiterbildung für Ärzte und Fachkräfte im Gesundheitswesen und mit Hoch- schulen, Berufsfachschulen und Ausbildungsbetrieben im Gesundheitssektor 8.3 Gesundheitsregionen fördern Im Bereich Gesundheit gibt es etliche innovative Ansätze, die neue technische Möglichkei- ten ausloten und versuchen, das sektorale Denken und Handeln in unserem System zu überwinden. Hierzu zählt das 2015 bayernweit gestartete „Projekt Gesundheitsregion plus“, mit dem das Bayerische Gesundheitsministerium die medizinische Versorgung und Prävention im Freistaat weiter verbessern will. Dabei sollen regionale Netzwerke auf kommunaler Ebene zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen. Der Freistaat unterstützt die „Gesundheitsregionen plus“ durch Beratung und Fördermittel. Das Passauer Land, der Landkreis Deggendorf, das Arberland, Stadt und Landkreis Landshut, die Stadt Straubing sind bereits als „Gesundheitsregionen plus“ zertifiziert. In den übrigen niederbayerischen Regionen besteht hier Nachholbedarf. In den letzten Jahren sind in Niederbayern insgesamt positive Entwicklungen feststellbar. So wurden die Potenziale im Gesundheitswesen auf den Feldern Gesundheitstourismus, Wellness sowie gesundheitsbezogene Sport- und Freizeitangebote in allen Teilen des Re- gierungsbezirks ausgebaut. Mit dem bayernweiten Konzept der Gesundheitsregionen werden Qualität und Vernetzung lokaler Versorgungsstrukturen und Präventionsangebote verbessert. Die Akteure vor Ort entscheiden über die notwendigen Maßnahmen, so dass die erarbeiteten Lösungen eine hohe Bindungswirkung und Akzeptanz in der Bevölkerung erreichen. Diesen Ansatz der Vernetzung gilt es in Niederbayern weiter zu verfolgen.
StudieFebruar 2020 25 Infrastruktur - Prioritäten der niederbayerischen Wirtschaft 2020 Gesundheitsinfrastruktur Anhang Weiterführende Informationen zu den einzelnen Infrastrukturfeldern Energie – vbw Studie 7. Monitoring der Energiewende, Januar 2019 – vbw Position Digitalisierung der Energiewirtschaft, Dezember 2018 – Aktuelle Forderungen zur Energiepolitik der Bundesregierung, Juni 2018 Mobilität – vbw Position Mobilitätssystem für morgen – leistungsfähig, intermodal, digital, Mai 2018 – vbw Position Umsetzungsstand Bundesverkehrswegeplan, Juni 2018 Bildung – vbw Position Vorschule und Schule, Dezember 2019 – vbw Position Hochschulen, Dezember 2019 – vbw Position Betriebliche Weiterbildung, Oktober 2019 – vbw Position Berufliche Bildung, Oktober 2019 – vbw Studie Aktionsrat Bildung. Mythos Stadt – Land, Mai 2019 – vbw Studie Digitale Bildung an bayerischen Hochschulen, Dezember 2018 Digitale Netze – vbw Position Digitale Netze: Ausbauerfolge und weiter notwendige Impulse, Juli 2019 – vbw Studie Breitbandbedarf der bayerischen Unternehmen, Juli 2019 – vbw Studie Versorgungsgrad der digitalen Infrastruktur in Bayern, Juli 2019 Gesundheit – vbw Position Wettbewerb statt Staatsmedizin, Juni 2019 – vbw Studie Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen, Juli 2018 – Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft: Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen – Analyse und Handlungsempfehlungen, Juli 2018 Betreuung – vbw Position Pflege nachhaltig gestalten, 2017
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