VISIONEN FÜR STARTUPS IN ÖSTERREICH 2013 - (VERÖFFENTLICHT: 28.11.2013)

 
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VISIONEN FÜR

STARTUPS IN

ÖSTERREICH
  (VERÖFFENTLICHT: 28.11.2013)

          2013
Visionen für Startups in Österreich

                          EXECUTIVE SUMMARY

Das 21. Jahrhundert ist bisher geprägt von einer Digitalisierung der Weltwirtschaft, rasan-
ten Innovationszyklen und einem weltweiten Aufstieg von jungen, ambitionierten Talenten.
Aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive sind Startups sowohl Konsequenz als auch
wichtiger Katalysator dieser Entwicklungen. Startups sind innovative, meist technologie-
orientierte Jungunternehmen mit sehr hohem Wachstumspotenzial, aber hohem Risiko
des Scheiterns, da häufig noch kein erprobtes (da neues) Produkt oder Geschäftsmodell
vorhanden ist. Sie profitieren besonders von der Digitalisierung der Weltmärkte und den
damit einhergehenden niedrigeren Eintrittsbarrieren bei Produktentwicklung und Unter-
nehmensinternationalisierung. Sie sind es aber auch selbst, die diese Digitalisierung durch
innovative Produkte und Technologien teilweise über gesamte Wertschöpfungsketten
hinweg vorantreiben. Aufgrund der, verglichen mit großen Organisationen, kleinen Teams,
schaffen es Startups Innovationen rascher „auf die Straße“ zu bringen und tragen damit
bei, dass Innovationszyklen über Branchen hinweg beschleunigt werden und die Wettbe-
werbsfähigkeit erhöht wird. Aufgrund ihrer Flexibilität und Offenheit ziehen Startups ver-
mehrt junge und ambitionierte Persönlichkeiten an. Diese ideenreichen, innovationshung-
rigen und international mobilen Talente blühen genau dann am besten auf, wenn sie auf
ihresgleichen treffen. So entsteht eine innovative und fruchtbare Dynamik: Diejenigen, die
erfolgreich bei der Umsetzung ihrer Idee sind und einen wirtschaftlichen Aufstieg schaffen,
ziehen dadurch weitere ambitionierte und begeisterte Menschen an und wirken dadurch
volkswirtschaftlich gesehen als wichtige Multiplikatoren in dem sie Erfahrung, Wissen,
Netzwerk und Kapital in das Startup Ökosystem re-investieren.

Es braucht jedoch mehr als „nur“ junge und motivierte Startups, um die positiven Effekte
gesamtwirtschaftlich zu nutzen: Die Studenten Sergey Brin und Larry Page, die Gründer
der Suchmaschine Google, hatten nicht nur die Möglichkeit an einer der weltweit besten
Universitäten, der Stanford University, zu studieren, sondern sie konnten auf optimale
Rahmenbedingungen des Silicon Valleys (Kalifornien) zurückgreifen. Das Valley hat sich
gemeinsam mit der Hard- und Softwarewelt stetig weiterentwickelt, sich an das 21. Jahr-
hundert angepasst und fungiert auch heute noch als fruchtbarster Boden für Startups und
ist größter Magnet für internationales Talent. Das Bilden von Clustern bestehend aus ver-
schiedensten (Technologie-)Unternehmen und Netzwerken, wie Universitäten, Risikokapi-
talgebern oder auch Beratungsunternehmen, macht aus dem Silicon Valley ein beispiello-
ses Startup-Ökosystem, aus welchem heraus sich Google in weniger als 15 Jahren vom
kleinen 2-Mann Garagen-Startup zu einem der wertvollsten und profitabelsten Unterneh-
men der Welt mit aktuell über 46.000 Mitarbeitern entwickeln konnte.

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Visionen für Startups in Österreich

An diesem Punkt stellt sich die Frage: Hätten Sergey Brin und Larry Page die richtigen Vo-
raussetzungen dafür auch in Österreich vorgefunden, um die Erfolgsgeschichte Googles
von hier zu starten? Die Antwort lautet „Leider nein“. AustrianStartups teilt gemeinsam
mit der österreichischen Startup-Community die Vision, dass Österreich genau diese Fra-
ge in Zukunft mit einem klaren „Ja“ beantworten muss, indem es auf das 21. Jahrhundert
angepasste, unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen und eine innovative Infrastruk-
tur bietet und zur „innovation-driven economy“ wird.

Was für Maßnahmen sind dafür notwendig?
Startups sind eine spezifische Untergruppe von Jungunternehmen und Jungunternehme-
rinnen und haben besondere Bedürfnisse. Nach einer Status Quo-Analyse, begleitet von
Gesprächen und Umfragen innerhalb der österreichischen Startup-Community, kristallisier-
ten sich fünf Aspekte heraus, die für eine Veränderung zu einem fruchtbaren Umfeld für
Startups in Österreich unabdinglich sind. Diese werden nun kurz zusammengefasst:

ZUKUNFTSORIENTIERTE BILDUNG
Ein zukunftsorientiertes und unternehmerisches Bildungswesen ist die Grundlage, um den
wichtigsten Faktor für Startups zu fördern: ambitionierte, talentierte, gut qualifizierte, jun-
ge Menschen. Konkrete Maßnahmen dafür sind:
    •   IT Unterricht bereits ab der Volksschule
    •   Unternehmertum praxisnah integriert in den Unterricht ab der Unterstufe
    •   Gründerinitiative und Gründerwerkstätten an den Hochschulen

VERBESSERUNG DES GRÜNDUNGSUMFELDES & W IEN ALS STARTUP HUB &
W
Startups sind in ihrer Natur häufig international. Damit in Österreich mehr Startups ge-
gründet werden und sich mehr Startups ansiedeln, ist es essenziell, das heimische Grün-
dungsumfeld aus einer rechtlichen und strukturellen Perspektive deutlich zu verbessern
und im Vergleich zu anderen Ländern Barrieren aus dem Weg zu räumen. Wien muss sich
pro-aktiv als internationaler Startup Hub positionieren. Die wichtigsten Schritte dafür sind:
    •   Einführung eines einfachen Mitarbeiterbeteiligungsmodell für Kapitalgesellschaften
    •   Reduktion oder Abschaffung notariatspflichtiger Geschäftsprozesse für Startups
    •   Neugründungsförderung & Unternehmensgründungsprogramm an Gründerrealität
        anpassen
    •   Ausbau der Strukturförderungen fürs Startup-Ökosystem
    •   Modernisierung der Gewerbeordnung
    •   Flagship Entepreneurship & Tech-Events unterstützen
    •   Rot-Weiß-Rot Karte für Startups adaptieren

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Visionen für Startups in Österreich

MOBILISIERUNG VON PRIVATEM RISIKOKAPITAL
Es besteht Einigkeit darüber, dass in Österreich zu wenig Risiko- und Wachstumskapital
für Startups und innovative Technologieunternehmen zur Verfügung stehen. Die wichtigs-
ten Hebel, um Kapital aus Österreich und Europa zu mobilisieren, sind:
   •   Schaffung von steuerlichen Anreizen für österreichische Privatinvestoren
   •   Schaffung eines Fund-of-Fund Modells mit staatlichem Cornerstone Investment in
       privat gemanagte Funds
   •   „Freisetzung“ von Crowdfunding und Crowdinvesting durch sinnvolle Regulierung
   •   Schaffung von Anreizen für institutionelle Investoren um in Startups zu investieren
   •   Bereitstellung von Ressourcen für Vernetzungs- und Fundraising Aktivitäten mit in-
       ternationalen Investoren
   •
ZUKUNFTSORIENTIERTE FÖRDERLANDSCHAFT
Die Förderlandschaft muss praxisnaher an Startups und deren Bedürfnisse angepasst und
zukunftsorientierter gestaltet werden. Das bedeutet:
   •   Umschichtung von Fördermitteln auf innovative Jungunternehmen und F&E
   •   Ausbau von kleineren, schneller und leichter zu beantragenden Förderungen
   •   Schrittweise Angleichung der Förderantragsstruktur
   •   Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen nicht mehr bevorzugen
   •   Toleranz bei Anpassung des Projektschwerpunktes während der Projektlaufzeit
   •   Förder- und Finanzierungskette planbarer gestalten

VERANKERUNG DES THEMAS „JUNGUNTERNEHMERTUM“ IN DER POLITIK
Die Themen Startups und innovative Hi-Tech-Unternehmen erhalten in anderen Ländern
(z.B. auch in Deutschland) eine hohe politische Aufmerksamkeit. Es benötigt eine stärkere
Verankerung dieser Themen in der Politik, damit sich das Ökosystem für innovative,
wachstumsorientierte Jungunternehmen in Österreich verbessert: Hier ist wünschenswert:
   •   Gründer- und Startup-Beauftragter in der Regierung
   •   Innovative Jungunternehmen und Startups auf der Agenda von Spitzenpolitikern

Mit dieser Initiative und den vorgeschlagenen Ideen wollen wir dazu beitragen, dass Öster-
reich mit Hilfe einer dynamischen Startup-Szene sein volles Potential nutzen kann und als
„innovation-driven economy“ fit für das 21. Jahrhundert wird. Wir glauben, dass es mit
vereinten Anstrengungen möglich ist Österreich bis 2018 europaweit ins Spitzenfeld der
attraktiven Standorte für Startup-Gründungen & innovative Wachstumsunternehmen brin-
gen. Dass ist essenziell, denn wenn Österreich nicht pro-aktiv zum Magnet für Talent und

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Visionen für Startups in Österreich

Startups wird, droht die Konsequenz, dass diese von Österreich abwandern weil sie mobi-
ler denn je sind und international bessere Rahmenbedingungen für ihre Ambitionen finden.

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Visionen für Startups in Österreich

INHALT
Executive Sum m ary ..................................................................................................... 2
1.  Einleitung ............................................................................................................. 7
    1.1. Entstehung des Visionspapiers ................................................................................................... 8
    1.2. Die DNA von Startups - ein Definitionsversuch ................................................................... 8
    1.3. Startups in Europa und Österreich ........................................................................................... 11
    1.4. Wichtige Bedeutung von Startups für Wirtschaft und Gesellschaft ......................... 12
    1.5. Die 5 Säulen des Maßnahmenkatalogs ................................................................................... 14
2.  Bildungswesen zukunftsorientiert und unternehm erischer gestalten ....... 14
    2.1. Einführung von zusätzlichem IT-Unterricht ab der Volksschule .................................. 15
    2.2. Praxisnahe Vermittlung von Unternehmertum ab der Unterstufe ............................. 15
    2.3. Verstärkte Gründerinitiative an Hochschulen und an Hochschulen angesiedelte
    Gründerwerkstätten .............................................................................................................................. 16
3.  Heimisches Gründungsumfeld signifikant verbessern und W ien als
    Startup Hub für CEE positionieren ................................................................. 18
    3.1. Einführung eines einfachen Mitarbeiterbeteiligungsmodell für
    Kapitalgesellschaften............................................................................................................................ 19
    3.2. Signifikante Reduktion bzw. Abschaffung notariatspflichtiger Geschäftsprozesse
    für Startups ............................................................................................................................................... 21
    3.3. Neugründungsförderung und Unternehmensgründungsprogramm an Realitäten
    von Startup-Gründern anpassen ..................................................................................................... 22
    3.4. Ausbau der Strukturförderungen fürs Startup-Ökosystem ......................................... 24
    3.5. Modernisierung der Gewerbeordnung ................................................................................. 24
    3.6. Flagship Entepreneurship & Tech-Events unterstützen ................................................ 25
    3.7. Rot-Weiß-Rot Karte für Startups adaptieren ..................................................................... 26
4.  Mobilisierung von heimischem und europäischem Kapital für
    österreichische Startups .................................................................................. 27
    4.1. Schaffung von steuerlichen Anreizen für österreichische Privatinvestoren ......... 27
    4.2. Unterstützung eines Fund-of-Fund Modells durch staatliches Cornerstone
    Investment ............................................................................................................................................... 29
    4.3. „Freisetzung“ von Crowdfunding und Crowdinvesting .................................................. 31
    4.4. Schaffung von Anreizen für österreichisch-institutionelle Investoren um in
    Startups oder Startup-Fonds zu investieren .............................................................................. 33
    4.5. Bereitstellung von Ressourcen für Vernetzungs- und Fundraising-Aktivitäten
    mit internationalen Investoren ......................................................................................................... 34
5.  Förderlandschaft zukunftsorientiert und Startup-gerecht gestalten ....... 34
    5.1. Umschichtung von Fördermitteln auf innovative Jungunternehmen und F&E ..... 36
    5.2. Ausbau von kleineren, leichter und schneller zu beantragenden Förderungen .. 37
    5.3. Schrittweise Angleichung der Förderantragsstruktur.................................................... 38
    5.4. Förderkategorien und -definition zeitgemäß gestalten ................................................ 38
    5.5. Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen nicht mehr bevorzugen... 39
    5.6. Toleranz bei Anpassung des Projektschwerpunktes nach Marktgegebenheiten
    während der Projektlaufzeit.............................................................................................................. 39
    5.7. Förder- und Finanzierungskette planbarer gestalten ................................................... 40
6.  Verankerung der politischen Verantwortung des Themas
    Jungunternehm ertum /Startups ...................................................................... 41
    6.1. Gründer- und Startup-Beauftragter in der Regierung ..................................................... 41
    6.2. Innovative Jungunternehmen und Startups auf der Agenda von
    Spitzenpolitikern .................................................................................................................................... 41
Danksagung ............................................................................................................... 44

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Visionen für Startups in Österreich

1.        Einleitung
Im Jahr 2018 liegt Österreich europaweit im Spitzenfeld der attraktiven Standorte für Star-
                     1
tup-Gründungen und innovative Wachstumsunternehmen. Zahlreiche talentierte, ambitio-
nierte und junge Menschen wagen den Schritt in die Unternehmensgründung, um ihre in-
novativen Ideen zu verwirklichen. Das österreichische Startup-Ökosystem wächst orga-
nisch und ist untereinander, mit Politik, Wirtschaft, Bildungsinstitutionen und der Presse
ausgezeichnet vernetzt und bietet allen Gründern - unabhängig in welcher Phase sich ihr
Unternehmen befindet - ausreichend Unterstützung und Rückhalt für ihre unternehmeri-
sche Vorhaben.

Wien konnte sich als wichtiger Startup-Hub in Zentral- und Osteuropa etablieren und er-
freut sich regen Zuzugs talentierter junger Menschen und erfolgsversprechender Startups
aus den Nachbarländern, die aufgrund der lokalen Ansiedlung Wertschöpfung generieren.
Doch nicht nur in Wien floriert die Startup-Szene, in ganz Österreich werden nun Startups
gegründet, die technologisch und marktseitig auf internationalem Niveau mithalten kön-
nen und über dem gesamten Unternehmenslebenszyklus den Hauptsitz in Österreich be-
halten. Österreich hat es geschafft, sich als eines der innovativsten und wettbewerbsfä-
higsten      Länder      weltweit       zu   positionieren,      sich    optimal   auf   eine     „Wissens-
Infrastruktur“ einzustellen und somit an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts anzupassen,
welche stark von einem exponentiellen Wachstum von Zukunftstechnologien geprägt ist.
Es ist gelungen, die Transformation von der „(post-) industrial-economy“ zur „innovation-
driven economy“ zu vollziehen. Konsequenter werden in innovationsgetriebenen Volks-
wirtschaften unternehmerische Rahmenbedingungen wichtiger als Hebel der wirtschaftli-
chen Entwicklung im Vergleich zu Grundvoraussetzungen oder „Effizienzverstärkern“. Das
Ergebnis des Modells ist Wirtschaftswachstum, durch die Schaffung von Arbeitsplätzen
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und technischer Innovation.

Auch wenn dies wie eine entfernte Zukunftsvorstellung scheint, soll sie die grundlegende
Vision für Österreich sein. Um das Wachsen der heimischen Startup-Community weiter
anzukurbeln, müssen bestehende Ressourcen besser eingesetzt, neue Ressourcen mobili-
siert, Barrieren aus dem Weg geschafft, das Talent von jungen Menschen stärker gefördert
und die entscheidenden politischen Weichen gestellt werden. Nicht vergessen werden
darf, dass Startups und Technologieunternehmen in ihrer Natur meistens international sind
und daher von Tag 1 im Wettbewerb mit Startups in anderen Ländern stehen (v.a. aus ei-

1
 Definition: Startups sind innovative, wachstumsorientierte Jungunternehmen, die häufig neue Technologien oder
neue Ansätze für Problemlösungen auf Basis technologischer und gesellschaftlicher Trends erschaffen. (Siehe
1.2)
2
    Siehe http://www.gemconsortium.org/Model

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Visionen für Startups in Österreich

nem vergleichsweise kleinem Markt wie Österreich). Daher gilt es die diskutierten Maß-
nahmen nicht aus nationaler Sicht sondern aus internationaler Sicht zu betrachten und das
Startup Ökosystem daran angepasst zu verbessern. Aus der Perspektive hat Österreich
zwar noch einiges an Nachholbedarf, aber AustrianStartups ist überzeugt davon, dass die-
se Vision Realität werden kann.

     1.1. Entstehung des Visionspapiers

Dieses Visionspapier wurde auf Initiative des gemeinnützigen Vereins AustrianStartups er-
                                                                                        3
arbeitet, der am Beginn eine Befragung von über 90 Stakeholdern aus der österreichi-
schen Startup-Szene mit Fokus auf das Verbesserungspotential des Startup-Umfeldes
vornahm. Auf Basis dieser wurde eine österreichweite Umfrage mit 575 Teilnehmern, die
sich aus Gründern, deren Mitarbeitern, Investoren sowie Förderstellen zusammensetzen,
                    4
durchgeführt.           Die Resultate wurden in darauf folgenden Fokusgruppengesprächen zu ei-
ner Erstversion zusammengefasst. Auf Basis dieser wurden Gespräche mit Vertretern aus
politischen Parteien sowie mit diversen Verantwortlichen aus einigen Ministerien geführt.
Das vorliegende Dokument bündelt die gesammelten Eindrücke und stellt somit das (der-
zeitige) Ergebnis eines breiten Diskurses dar: „Visionen für Startups in Österreich“ versteht
sich als Momentaufnahme eines langfristigen Prozesses. Dieser soll in Zukunft weiterge-
führt werden und möchte die Startup-Community, ihre diversen Stakeholder, sowie Politik
und Verwaltung involvieren und die Öffentlichkeit über den Fortschritt informieren. Die In-
tention war es, zu den Visionen auch eine pragmatische Liste zu erarbeiten, welche real
umsetzbare, konkrete (und weitestgehend kosteneffektive) Maßnahmen vorschlägt, die
über den „obligatorischen Ruf“ nach mehr Geld hinausgeht.

     1.2. Die DNA von Startups - ein Definitionsversuch

Startups sind anders. Jedes Startup ist ein Jungunternehmen, aber nicht jedes Jungunter-
nehmen ist ein Startup. Startups arbeiten daran, innovative Produkte, Dienstleistungen,
Technologien oder Geschäftsmodelle zu erschaffen, die potenziell von vielen Menschen
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nachgefragt werden; Startups sind somit in der Regel hoch skalierbar.                           Die Innovationleis-
tung besteht darin, neue oder bessere, marktfähige Lösungen für Probleme zu finden. Der
neuartige Kundennutzen kann sowohl technischer Natur sein, als auch auf Seiten des Ge-

3
    Unternehmensgründer, Investoren, Förderstellen, Inkubatoren, Service-Dienstleister, Coworking Spaces, etc...
4
    Die Online Befragung wurde gemeinsam mit der Befragung zum Austrian Startup Report 2013 durchgeführt.
5
 Als Beispiel: Ein als Jungunternehmen gegründetes Friseurstudio kann maximal die Menschen in der eigenen
Stadt erreichen, oft auch nur einige davon aus den umliegenden Bezirken. Im Vergleich dazu könnte jede iPhone
App Entwicklerin mit ihrer von zu Hause aus programmierten App potenziell 300 Millionen iPhone User weltweit
erreichen.

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Visionen für Startups in Österreich

schäftsmodells liegen. Bei Erfolg der Innovation kann dies zu rasantem Wachstum führen.
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Zu Beginn ist, wie bei den meisten Neueinführungen , oft unklar, in welche Richtung sich
das Vorhaben entwickelt und welche innovativen Produkte oder Dienstleistungen sich am
Markt durchsetzten werden.

Microsoft, Apple, Google, eBay, Amazon, Facebook, Twitter, PayPal, Skype und YouTube
sind einige der bekanntesten weltweit tätigen Giganten der IT-Branche, die noch vor nicht
zu langer Zeit selbst als Startups gegolten haben. Jedes dieser Unternehmen hatte zu Be-
ginn ein relativ unklares Geschäftsmodell und ein noch nicht ausgereiftes Produkt und war
dem hohen Risiko des Scheiterns ausgesetzt. Dem Ausfallsrisiko gegenüber stand aber
auch in deren Fall das rasante Wachstumspotenzial.

Hierzu einige Beispiele:
Zwei Studenten beginnen einen „Personal Computer“ (Apple I) in einer Garage zu bauen
und gründen im Jahr 1976 „Apple Computer“. 36 Jahre später wird Apple mit ca. 85.000
Mitarbeitern das wertvollste Unternehmen der Welt, ein Jahr drauf die weltweit bekann-
teste Marke, und überholt damit die seit 1888 bestehende Marke Coca Cola.

In der Garage einer Bekannten programmieren zwei Stanford Studenten 1998 eine Such-
maschine mit dem ursprünglichen Namen „Googol“. Dies zu einer Zeit, in der jeder über-
zeugt war, dass Yahoo den Suchmaschinenmarkt beherrscht. Aus der ursprünglichen
simplen, primär von Programmierern genutzten Suchmaschine - basierend auf einem an
der Universität gemeinsam von den Gründern entwickelten Algorithmus - wird 2004 aus
Google eine an der NASDAQ gelisteten Aktiengesellschaft. Im Jahr 2013 weist das Unter-
nehmen eine Marktkapitalisierung von fast 300 Mrd. USD auf und beschäftigt weltweit
46.000 Mitarbeiter.

Das vom ehemaligen Investmentmanager Jeff Bezos im Jahr 1994 in seiner Garage ge-
gründete und anfangs belächelte Online-Buchverkauf-Unternehmen Amazon wird die
weltweit größte E-Commerce Plattform für Produkte aller Art. Im Jahr 2013 sind 97.000
Mitarbeiter angestellt und erwirtschaften einen Umsatz von 61 Mrd. USD.

2004 entwickelt der Student Mark Zuckerberg ein Online Studentennetzwerk, ursprüng-
lich rein für die Elite-Universität Harvard gedacht. Acht Jahre später schreibt das daraus

6
 Selbst bei Neueinführung von Produkten im vergleichsweise etablierten Konsumgüter- und Einzelhandel schei-
tern 75% am Markt. Siehe Harvard Business Review: http://hbr.org/2011/04/why-most-product-launches-fail/ar/

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Visionen für Startups in Österreich

entstandenen Unternehmen, das mittlerweile „Facebook“ heißt und über 1 Milliarde User
zählt, mit einem der größten Börsengänge aller Zeit Wirtschaftsgeschichte.

Man kann bereits ein Muster erkennen, was ein Startup ausmacht: häufig ist es eine tech-
nologie-orientierte, innovative, hoch skalierbare, vergleichsweise riskante Unternehmung,
die das Potenzial haben kann, bestehende Märkte und teilweise sogar Industrien zu revolu-
tionieren oder gänzlich neue Märkte zu erschaffen. Die meisten der oben aufgezählten Un-
ternehmen wurden aus einer Garage, aus dem Wohnzimmer oder auf einem Universitäts-
campus gegründet. Bei 4 dieser 10 Unternehmen hatte der älteste, seit 1911 aktive Venture-
Capital-Fond der USA „Bessemer Venture Partners“ die Chance zu investieren, doch selbst
mit ihrer langjährigen Erfahrung konnten die Fonds-Partner nicht erahnen, dass daraus
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sehr erfolgreiche Unternehmen werden und wiesen die damaligen Startups ab.

Betrachtet man die angeführten Unternehmen näher, fällt auf, dass Startups häufig durch
unsichere Gewässer navigieren, dabei ist das Risiko eines Fehlschlags hoch - ebenso wie
die potenziellen Erfolgsaussichten. Dies hat die Konsequenz, dass zu Beginn risikobereites
Kapital und in weiterer Folge meist zusätzliches Wachstumskapital für das rasant eintre-
tende Wachstum oder die Internationalisierung notwendig ist. Startups werden meist von
jungen, oftmals unerfahrenen Gründern ins Leben gerufen. Aus diesem Grund benötigen
sie Experimentierraum, eine angemessene Fehler-Toleranz und schließlich möglichst we-
                                                                               8
nig strukturelle, wirtschaftliche und administrative Hindernisse.

Startups zeichnen sich in den meisten Fällen besonders durch ihr intellektuelles Kapital
aus. Ein Startup ist nur so gut wie das gesamte Team, das hinter der Idee steht und sich
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bei einer Erstgründung häufig beweisen muss.                   Auch in weiterer Folge ist das technische,
wirtschaftliche und soziale Know-How der Gründer und Mitarbeiter essentiell für den Er-
folg eines Startups. Betrachtet man in diesem Kontext ein erfolgreiches Unternehmen wie
Apple, stellt man fest, dass dieses mit etwa 85.000 Mitarbeitern einen Umsatz erwirtschaf-
                                                           10
tet, der 40% des BIP von Österreich entspricht.

7
 Konkret wurde bei eBay, Apple, PayPal und Google nicht investiert. Siehe
http://www.bvp.com/portfolio/antiportfolio
8
 Beispielsweise hätten die Anfänge von Apple und Google in den Garagen von Steve Jobs oder Larry Page we-
der einer Gewerbeordnung noch einer Betriebsstätten-Prüfung in Österreich standgehalten.
9                                                                                    st                      nd
  Eine bekannte Weisheit von frühphasigen Investoren besagt: „I’d rather invest in a 1 class team with a 2        class
              st                  nd
idea, than a 1 class idea with a 2 class team“.
10
  Apple hat in den letzten 12 Monaten einen Umsatz von ca. 170 Mrd. USD erwirtschaftet, Österreichs BIP lag
2012 bei ca. 400 Mrd. USD.

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Visionen für Startups in Österreich

     1.3. Startups in Europa und Österreich

Neben den amerikanischen Erfolgsgeschichten aus dem vorherigen Kapitel gibt es auch
einige namhafte europäische Beispiele, wenngleich diese noch nicht an den wirtschaftli-
chen Erfolg der US-Unternehmen - mit einziger Ausnahme von Skype (Schweden/Estland)
- anschließen können. Hierzu eine kurze Auflistung erfolgreicher Startups aus Europa:
                                                                                                         11
Shazam (Großbritannien), Xing (Deutschland), SoundCloud (Deutschland), Prezi                                  (Un-
                 12                        13                       14                         15
garn), MySQL (Schweden), Rovio (Finnland), Spotify                       (Schweden), Busuu (Großbritan-
                        16
nien) oder Last.fm           (Großbritannien), Kaspersky Labs (Russland), Vente Privée (Frank-
reich)

Auch einige österreichische Startups sind mittlerweile zu erfolgreichen Unternehmen her-
angewachsen oder sind im internationalen Vergleich am besten Weg dorthin. Beispiels-
weise zählen dazu:

Bwin: 1997 mit 12 Mitarbeitern gestartet, hat das Unternehmen nach 16 Jahren - mittler-
weile mit PartyGaming fusioniert - weltweit 3.100 Mitarbeiter, einen Umsatz von 760 Milli-
onen USD und ist der größte Online Gaming Anbieter weltweit.
Jajah: Der Anbieter für webbasierte Telefonie wurde 2005 gegründet, hatte 2007 einen
Jahresumsatz von ca. 200 Mio. EUR und wurde 2009 von der spanischen Telefonica um
145 Mio. EUR übernommen.
Runtastic: Von vier Studenten der FH Hagenberg im Jahr 2009 gestartet, hat das Unter-
nehmen nach vier Jahren bereits mehr als 85 Mitarbeiter, über 50 Mio. App Downloads
Apps und gilt weltweit als Marktführer im Bereich der Fitness-Apps für Smartphones.
Paysafecard: Die paysafecard startete im Jahr 2000 ausgehend von einer Gruppe ehe-
maliger Studenten quasi aus der Küche einer der Mitgründer. Daraus wurde das erste ban-
kenrechtlich genehmigte Online-Zahlungsmittel in Europa, welches als europäischer
Marktführer mit hunderten Mitarbeitern seine Leistungen in 33 Ländern anbietet.

11
 Ursprünglich, 2008 quasi als Alternative zu PowerPoint entwickelt, hat Prezi derzeit mehr als 20 Millionen Nut-
zer.
12
  Das weltweit am meisten verwendete open-source, relationale Datenbankmanagement System wurde 2008 für
1 Mrd. USD von Sun Microsystems übernommen.
13
  Das Unternehmen hinter Angry Birds, mit mehr als 1,7 Mrd. App Downloads insgesamt auf allen mobilen Platt-
formen und fast 200 Mio. USD Umsatz in 2012, einer der größten mobilen Spielehersteller weltweit.
14
 Der Musik-Stream Dienst wurde 2008 gegründet und hat derzeit über 24 Millionen aktive Nutzer, davon 6 Milli-
onen die für den Dienst (als monatliches Abo) bezahlen und wurde kürzlich um 1,1 Mrd. USD bewertet.
15
 Die weltweit am schnellsten wachsende Sprachlern-Plattform, mit mehr als 30 Millionen Nutzern. Wurde 2008
von einem Österreicher im Ausland mitgegründet.
16
 Bei dieser Musik-Community-Plattform, die 2007 von CBS um 280 Mio. USD übernommen wurde und 2009
mehr als 30 Mio. aktive Nutzer hatte, war ein Österreicher Mitgründer.

                                                                                                    11
Visionen für Startups in Österreich

Hookipa Biotech: Das vom Laboratorium des Nobelpreisgewinners Prof. Rolf Zinkerna-
gel 2011 gegründete Biotech Startup ist spezialisiert auf die Entwicklung von „next genera-
tion“ Impfstoffen und entwickelt eine neue Plattformtechnologie für Impfstoffe. Das Un-
ternehmen konnte bisher mehr als 35 Mio. € an (ausländischem) Risikokapital sichern.
UBIMET: Das 2004 gegründete, einstige Zwei-Mann-Unternehmen ist mittlerweile der
größte österreichische und der am schnellsten wachsende europäische private Anbieter
meteorologischer Dienstleistungen. Seit 2012 ist RedBull am Unternehmen beteiligt.
Affiris: Das junge Biotech Startup entwickelt aktuell Impfstoffe gegen Alzheimer, Parkin-
son, Atherosklerose sowie gegen vier weitere Krankheiten und hat 2012 die weltweit ers-
ten klinischen Versuche für einen Parkison Impfstoff gestartet. Das Unternehmen konnte
bisher mehr als 25 Mio. € an (ausländischem) Risikokapital sichern.

Eine detaillierte Übersicht der Startups in Österreich findet sich unter austrianstar-
tups.com. Der Austrian Startup Report 2013 bietet zusätzlich eine Status-Quo Analyse des
                                                  17
österreichischen Startup Ökosystems.

      1.4. Wichtige Bedeutung von Startups für Wirtschaft und
             Gesellschaft

Laut einer Studie der Jungen Wirtschaft aus dem Jahr 2013 entstehen mit einem neu ge-
gründeten Unternehmen durchschnittlich direkt 2,4 und indirekt (inkl. Vorleistungsver-
flechtungen und Kaufkrafteffekte) 5,3 Arbeitsplätze sowie rund 181.000 EUR an Wert-
                 18
schöpfung.            Im Jahr 2013 gegründete Unternehmen schaffen somit bis zu 200.000 neue
Arbeitsplätze im darauffolgenden Jahr 2014. Die Folgeeffekte entsprechen 8,7 Milliarden
                                                       19
EUR an Wertschöpfung (= 2,8% des BIP).                      Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig das
Unternehmertum im Allgemeinen für den Wirtschaftsstandort Österreich ist.

Dieser Multiplikatoreffekt wurde für neu gegründete Unternehmen und nicht für Startups
im Speziellen berechnet. In der Regel folgen erstere einem linearen Wachstumspfad. Wel-
che Entwicklung lässt sich also in Folge von erfolgreichen Startups erwarten, die ein rasan-
tes und exponentielles Wachstum aufweisen? Es gibt weder für Österreich noch für Euro-
pa quantitative, makro-ökonomische Analysen über die spezifischen volkswirtschaftlichen
                             20
Effekte von Startups.             Jedoch zeigt sich an Beispielen aus der Praxis, dass Startups einen

17
     Präsentation zum Austrian Startup Report 2013 findet sich unter http://www.bit.ly/1fChY5q
18
     Siehe http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?angid=1&stid=749563&dstid=379
19
  Siehe http://wirtschaftsblatt.at/home/life/dossiers/start_up/1457619/Eine-Neugruendung-bringt-sieben-neue-
Jobs
20
     Zumindest war dies den Autoren zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments nicht bekannt.

                                                                                                 12
Visionen für Startups in Österreich

überproportional hohen Grad an Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und (hoch
qualifizierter) Beschäftigung schaffen können. Daher haben erfolgreiche Startups einen
enorm positiven Effekt auf die Volkswirtschaft eines Landes. Gelingt es beispielsweise ei-
nem österreichischen Gründerteam mit deren Startup ein Vierzigstel (1/40) des Umsatzes
von Apple zu erwirtschaften, steigt das österreichische BIP um 1%.

Der Status Quo der österreichischen Startup-Szene sowie der internationale Vergleich
zeigen, dass sowohl hinsichtlich der Anzahl der Gründungen, als auch in Bezug auf inter-
nationale Erfolge noch Vieles möglich ist. Um dieses Potential auszuschöpfen sind von Sei-
ten der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft gebündelte Maßnahmen notwendig.
Betrachtet man andere Länder, die in Sachen Startup-Förderung Vorreiter sind, und ver-
sucht Rückschlüsse auf Österreich zu ziehen, so fällt auf, dass jene Länder vor allem in das
Talent und in Gründungsvorhaben junger Menschen investieren. Dies führt unweigerlich zu
einer höheren Anzahl an Gründungen und somit einem größerem Pool aus dem mehr Er-
folgsgeschichten entstehen können. Wie bereits erwähnt, haben erfolgreiche Startups
wichtige und positive volkswirtschaftliche Effekte und tragen zum Wachstum eines Star-
tup-Ökosystems bei. Für letzteres ist eine kritische Masse an erfolgreichen Gründungen
notwendig, um es langfristig zu nähren und zu stabilisieren. Erfolgreiche Gründer reinves-
tieren nicht nur ihr Know-How und Netzwerk, sondern auch ihr Kapital (sowohl als Busi-
ness Angels als auch als Mitgründer bei neuen Startups) in das Ökosystem. Des Weiteren
agieren sie durch das offene Teilen ihrer Expertise als Mentoren und Vorbilder für andere
Gründer. Diese so genannten „High-Impact-Entrepreneurs“ tragen sehr stark zu einem or-
                                                                21
ganischen Wachstum eines Startup-Ökosystems bei.

Dies ist nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa essenziell. Die Internetwirtschaft
wird in den nächsten 5 Jahren um 8% p.a. in G-20 Staaten und 18% p.a. in Emerging Mar-
kets wachsen. Diese Wachstumsraten sind bei weitem stärker als in traditionellen Wirt-
schaftssektoren. Im Digitalen Zeitalter sind digitale Technologien nicht mehr beschränkt
für High-Tech-Unternehmen, sie tragen dazu bei jeden einzelnen Wirtschaftssektor zu
transformieren und versprechen die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und Wohlstand.
Die Verfasser des StartupManifesto gehen in ihrer Analyse sogar noch weiter: „The days of
                                                                                        22
relying on large businesses or the government for job creation are over.”                    Wenn das zu-
trifft, liegt diese Aufgabe verstärkt bei Entrepreneuren und Startups. Aufgrund der Anzahl

21
 Unter http://www.youtube.com/watch?v=X5fXfwwJj2A ist eine Präsentation zu finden, die diesen Effekt ver-
deutlicht.
22
  Siehe http://startupmanifesto.eu/ Dieses Manifesto wurde auch EU-Rats-Präsident Herman van Rompuy prä-
sentiert: http://europa.eu/rapid/press-release_IP-13-989_en.htm

                                                                                              13
Visionen für Startups in Österreich

der positiven Effekte ist es daher unbedingt notwendig, anhand der in den Folgekapiteln
beschriebenen Säulen ein Startup-freundliches Umfeld zu schaffen.

     1.5. Die 5 Säulen des Maßnahmenkatalogs

Die vorgeschlagenen Maßnahmen des Visionspapiers bestehen aus 5 Säulen:
                ▪        Zukunftsorientierte Bildung
                ▪        Verbesserung des Gründungsumfeldes
                ▪        Mobilisierung von privatem Risikokapital
                ▪        Zukunftsorientierteres Förderwesen
                ▪        Verankerung politischer Verantwortung für Jungunternehmertum

Den 5 Säulen liegt folgender Wirkungsmechanismus zugrunde: Zukunftsorientierte Bil-
dung bedeutet mehr und besser gerüstete (potenzielle) Gründer. Die Verbesserung des
Gründungsumfelds führt zu mehr Gründungen und einem schnelleren Vorankommen für
Startups. Die Mobilisierung von privatem Risikokapital begünstigt gemeinsam mit einem
zukunftsorientierten Förderwesen ebenfalls eine höhere Anzahl an erfolgreichen Grün-
dungen sowie Wachstumsunternehmen die erfolgreich internationalisieren können. Die
Verankerung politischer Verantwortung im Bereich Jungunternehmertum schafft eine kla-
re Botschaft zur Förderung von Startups gegenüber der Öffentlichkeit. Des Weiteren för-
dert sie eine bessere Koordination und höhere Effizienz bei der schrittweisen Umsetzung
der Maßnahmen der ersten vier Säulen.

2.            Bildungswesen zukunftsorientiert und unternehmeri-
scher gestalten
Ambitionierte, talentierte, und gut qualifizierte Menschen sind die wichtigsten Faktoren ei-
nes erfolgsversprechenden Startups. Derzeit herrscht einerseits ein spürbarer Mangel an
Fachkräften (z.B.: in der IT-Industrie), der gerade bei Startups in der Wachstumsphase
                    23
spürbar ist.             Andererseits, wird „unternehmerisches Denken“ im Bildungswesen nicht flä-
chendeckend bzw. nicht ausreichend gefördert. So wird von den meisten Schul- und
Hochschulabsolventen der Berufsweg „Unternehmertum“ nicht als Option wahrgenom-
         24
men.

23
     Für 72% der Befragten der AustrianStartups Umfrage ist es sehr schwierig gute IT Fachkräfte zu finden.
24
   Laut Global Entrepreneurship Monitor hatten in Österreich im Jahr 2012 8,6% der Befragten die Intention, ein
Unternehmen in den nächsten 3 Jahren zu gründen. Im Vergleich lag der Wert für Großbritannien bei 9,5%, für
Schweden bei 11%, für die USA bei 12,5%, für Portugal bei 14,4%, für Singapur bei 16,1% und für Frankreich bei
17,3%

                                                                                                   14
Visionen für Startups in Österreich

Grundsätzlich bedarf es eines stärkeren Aufzeigens der Aus- und Weiterbildung in techni-
schen Bereichen als attraktiven Bildungsweg mit hohem Zukunfts- und Verdienstpotential.
Genauso ist ein verstärktes Aufzeigen des Berufsweges „UnternehmerIn“ notwendig, so-
wie die Verankerung von „Unternehmertum“ bzw. „unternehmerischem Denken“ im Bil-
dungssystem.

     2.1. Einführung von zusätzlichem IT-Unterricht ab der Volksschule

„Software ist eating the world“ ist ein bekanntes Credo vom ehemaligen Mitgründer von
Netscape und Investor Marc Andreesen. Beinahe jeder Mensch in westlichen Gesellschaf-
ten ist zum Anwender von Software geworden, doch nur die wenigsten verstehen wie
Programme entwickelt werden und was sich im Hintergrund abspielt. Steve Jobs, der
Gründer von Apple, hat in Bezug auf die USA bemerkt: „Jeder in diesem Land sollte lernen
wie man einen Computer programmiert, weil es denken lehrt.“ Wer die Fähigkeit zu pro-
grammieren erwirbt, lernt auch lösungsorientiert zu denken und erwirbt die Fähigkeit, mit
einfachster Infrastruktur (einem haushaltsüblichen Computer) etwas zu erschaffen und
nicht nur Konsument im digitalen Zeitalter zu sein, sondern Produzent.

Stärker als alles andere ist das Verlangen, selbst etwas erschaffen zu können, was die Ba-
sis für unternehmerisches Handeln ist. AustrianStartups unterstützt daher die Initiative
          25
code.org , die sich zum Ziel gesetzt hat, dass jeder Schüler die Möglichkeit haben sollte,
Informatik bzw. Programmieren zu lernen. Eine Einführung von zusätzlichem IT-Unterricht
ab der Volksschule soll unserer Meinung nach, angepasst an den jeweiligen Schulgrad,
passieren und idealerweise vom spielerischen Lernen geprägt sein, z.B. „Wie erstelle ich
meine eigene Webseite?“. Außerdem ist es grundlegend (und durchaus fächer-
übergreifend) wichtig zu vermitteln, wie man mit der Informationsflut neuer Medien um-
geht. Im digitalen Zeitalter zählen Kreativität, kritische Denkfähigkeit und Informationsfil-
terung mehr als Faktenwissen.

     2.2. Praxisnahe Vermittlung von Unternehmertum ab der Unter-
         stufe

Im internationalen Vergleich zeigt Singapur, wie die ersten Schritte in die richtige Richtung
bei der Vermittlung von Unternehmertum aussehen könnten: Das Bildungsministerium hat
eine Initiative gestartet, bei der Schulen ab der Unterstufe 4,5 Mio. USD bereit gestellt

25
  www.code.org wird von einer NPO betrieben, bei der beispielsweise die Gründer von PayPal, Dropbox und
Twitter mitwirken und die eine sehr breite Unterstützung sowohl in der US amerikanischen Bevölkerung als auch
bei den Granden der Informationstechnologie (z.B. Bill Gates, Mark Zuckerberg, etc.) findet.

                                                                                               15
Visionen für Startups in Österreich

                                                    26
werden, um gemeinsam mit Mentoren                        schulspezifisch Programme und Aktivitäten zu
                                                                                                          27
entwickeln, mit denen Schüler an Entrepreneurship Lernmöglichkeiten beteiligt werden.
Die Startup-Community betrachtet die Einbindung von Unternehmerpersönlichkeiten als
Mentoren in Schulen sowohl als sehr effektive Methode, um Unternehmertum zu vermit-
teln, als auch als eine sehr gute Möglichkeit für erfolgreiche Unternehmer etwas an die Ge-
sellschaft zurück zu geben. Es ist bemerkenswert, dass mehr als 93% der Befragten in der
AustrianStartups Umfrage befürworten, dass das Thema Unternehmertum in den Schulen
und auf den Universitäten stärker gefördert werden soll.

Die konkrete Einbindung von Programmen zur Förderung von Unternehmertum sollte –
ähnlich dem Beispiel von Singapur - den jeweiligen Schulen selbst überlassen werden. Die-
se kennen die eigenen Bedürfnisse und vorwiegenden Interessen ihrer Schüler am besten.
Was sicherlich ein gangbarer Weg für viele Schulen sein könnte, sind Ideen-Wettbewerbe
und Gründungsworkshops, die gemeinsam mit lokalen Entrepreneuren organisiert werden.
Zusätzlich bedarf es betriebswirtschaftlicher Inhalte, die den Schülern parallel zu den prak-
tischen Aktivitäten vermittelt werden.

Was die Grundlage für eine offene, demokratische und solidarische Gesellschaft bildet, ist
umso wichtiger aus der Perspektive von zukünftigen Unternehmern: Grundhaltungen wie
Eigeninitiative, Verantwortung übernehmen und Offenheit für Neues müssen ebenfalls im
                                                            28
Bildungssystem stärker gefördert werden.                         Beispielsweise schlägt der Schulversuch
„Schumpeter-Handelsakademie“ der HAK Maygasse den richtigen Weg ein: Dort wird eine
breit angelegte Entrepreneurship-Erziehung mit einer gezielten Begabungsförderung ver-
            29
knüpft.

     2.3. Verstärkte Gründerinitiative an Hochschulen und an Hoch-
            schulen angesiedelte Gründerwerkstätten

86% der Teilnehmer der AustrianStartups Umfrage sind überzeugt, dass Universitäten und
Fachhochschulen Studenten fördern und darin unterstützen sollten, während ihres Studi-
ums ein Unternehmen zu gründen. Weiters hätten 81% der Befragten Kurse zu Unterneh-
mertum an ihrer Hochschule abgeschlossen, wären diese angeboten worden.

26
     Aktive oder ehemalige Unternehmer
27
  Siehe http://www.techinasia.com/press-release-spring-launches-45-million-fund-to-promote-
entrepreneurship-in-schools/
28
     Dies gilt natürlich auch für „Intrapreneure“, also Innovation-treibende Angestellte in Unternehmen
29
     Siehe http://www.bhakwien13.at/index.php/ausbildung/schumpeter-handelsakademie

                                                                                                     16
Visionen für Startups in Österreich

Die wichtigste Art, „Gründertum“ zu fördern, ist die praxis-orientierte Förderung von Un-
ternehmertum. Dies geschieht unserer Meinung nach am Besten durch die Ansiedelung
von Inkubatoren und Gründerwerkstätten direkt an Hochschulen. Als weitere, sehr praxis-
nahe (und spielerische) Förderungsmöglichkeit sehen wir das stärkere Angebot von „Do It
Yourself“ und Open-Source Technologien (z.B. 3D Printing, etc.) an Universitäten an. Dies
                                                                30
passiert bereits in sogenannten „Hacker-Spaces“                      (beispielsweise im MetaLab in Wien),
die als Vorbild für eine „Experimentier-Werkstatt“ an technischen Universitäten dienen
können.

Neben den Aktivitäten an den einzelnen Universitäten ist auch ein verstärkter interdiszipli-
närer Austausch zwischen Universitäten bzw. deren Fakultäten, Fachhochschulen und For-
schungseinrichtungen sowohl in der Forschung, vor allem aber bereits in der Lehre not-
wendig. Diese fördert die Entstehung von Innovationen sowie deren unternehmerische
Umsetzung. Internationale Beispiele für derartige integrative Ansätze liefern u.a. die 1999
gegründete "Stockholm School of Entrepreneurship" (ein gemeinsames Institut für ange-
wandtes Unternehmertum von fünf Stockholmer Universitäten) oder das 2011 gegründete
"Aalto Science Institute" der gleichnamigen, durch Fusion dreier eigenständiger Universi-
täten entstandenen Universität in Helsinki. Existierende universitätsübergreifende Lehrver-
anstaltungen in Wien (z.B. "Sustainability Challenge" und "Entrepreneurship & Innovation
Garage") genauso wie ein kürzlich gestarteter interdisziplinärer Masterstudiengang zum
Thema Entrepreneurship & Innovation an der NDU St. Pölten stellen in diesem Zusammen-
hang eine potenzielle Basis für eine weiter zu vertiefende Vernetzung zwischen Studie-
                                                                               31
renden und Lehrenden verschiedener Fachrichtungen dar.                              Zusätzlich soll erwähnt wer-
den, dass auch österreichische Fachhochschulen sehr hohes Potenzial als ideale „Ausbil-
dungsstätte für Entrepreneure“ besitzen, denn diese sind stark praxisorientiert und häufig
unternehmerisch geprägt.

Bei allen Initiativen sollen Bildungsstätten unterstützt und sogar belohnt werden, die Un-
ternehmertum an der eigenen Hochschule fördern und pro-aktiv Spin-offs (von Technolo-
                                    32
gie zu Startup) ermöglichen.             Wichtig ist zu festzuhalten, dass Entrepreneurship nicht ei-

30
   Mit Hacker sind hier nicht Programmierer gemeint, die kriminelle Handlungen begehen. Mit dem Begriff sind in
der Startup Subkultur Personen gemeint, die die Grenzen des Machbaren spielerisch erforschen. Oft zeigt sich
das im Modifizieren von Hardware od. Software eigener Geräte oder Computer, um diese zu optimieren. Natür-
lich zählt dazu auch das Neubauen von elektronischen Geräten oder Software. Oft gilt dabei das Motto des
„Drauf-los-entwickelns“, ohne umständlicher und langwieriger Planung. Die Verbreitung von Do-It-Yourself Tech-
nologien ermöglicht ein immer stärkeres Experimentieren mit neuen Technologien und Produktionsverfahren.
Letzteres findet man vor allem in sogenannten Hacker-Spaces.
31
 Mehr als 90% der Befragten der AustrianStartups Umfrage sind dafür, dass beim Thema Unternehmertum die
unterschiedlichen Universitäten und Fachrichtungen stärker miteinander arbeiten sollten.
32
 Knapp 90% sind dafür, dass Bildungsstätten mit starkem Fokus und Förderung von Unternehmertum belohnt
werden sollten.

                                                                                                    17
Visionen für Startups in Österreich

ne Thematik ist, die nur an Fakultäten der Wirtschaftswissenschaften angesiedelt ist, son-
dern ein Querschnittsthema darstellt, das Fächer- und Universitätsübergreifend funktionie-
ren und angeboten werden muss. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist der Studiengang Tech-
nology Management des Center for Digital Technology & Management (CDTM), der ein
gemeinsamer Studiengang der TU München und LMU München ist. Neben den universitä-
ren Initiativen, benötigt es parallel eine breite, unabhängige, außeruniversitäre und ge-
meinnützige Bildungsinitiative, für welche die Initiative „Teach for Austria“ als Vorbild die-
               33
nen könnte.

3.      Heimisches Gründungsumfeld signifikant verbessern
und Wien als Startup Hub für CEE positionieren
Startups sind geprägt von einem hohen Risiko und häufig von der Notwendigkeit mehrere
Versuche starten zu müssen („Learning by failure“). Aufgrund des noch unerprobten Ge-
schäftsmodells oder der noch nicht marktreifen innovativen Technologie sind Startups an-
fangs nicht umgehend in der Lage Umsätze erwirtschaften zu können. Es ist auch deshalb
eine notwendige Nebenbedingung, dass Startups schnell agieren und sich voll auf die Pro-
duktentwicklung konzentrieren können. Diesen besonderen Bedürfnissen stehen die der-
zeitige Realität eines dafür nicht angepassten Gründungsumfeldes, sowie hohe finanzielle
und zeitliche Belastungen bei Abgaben bzw. bürokratischen Wegen gegenüber. Internati-
onale Vergleiche zeigen, dass es zeit- und kostensparender möglich ist. Beispielsweise lag
2012 die durchschnittliche Gründungsdauer des administrativen Verfahrens in Österreich
bei 11 Tagen, hingegen lag sie in Deutschland bei 6 und in Dänemark, Niederlande, Portu-
gal und Italien bei einem Tag. Österreich liegt beim doppelten des EU-Durschnitts (5,4 Ar-
beitstage). Speziell die Gründung (und Erhaltung) einer Kapitalgesellschaft ist im Ver-
gleich aufwendig – im Hinblick auf zeitlichen Aufwand und Behördenwege.

Das in Summe schwierige Gründungsumfeld trägt dazu bei, dass sich kaum Startups aus
dem (vor allem nahen) Ausland in Österreich ansiedeln, obwohl die Mehrheit der Startup-
Community (über 60%) der Meinung ist, dass Wien definitiv das Potenzial zu einem Star-
                             34
tup Hub für CEE hätte.            Auch das relevante Wirtschaftsumfeld deutet auf das Potenzial

33
  http://www.teachforaustria.at/ eine gemeinnützige, unabhängige Bildungsinitiative, die bessere Zukunftsper-
spektiven für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche schafft.
34
  Ein Startup Hub bietet das richtige, gründungs- und wachstumsfreundliche Umfeld für Startups und floriert
neben genügend Fachkräften und verfügbarem Kapital dadurch, dass eine kritische Masse an Startups an einem
Ort versammelt ist. Letzteres wirkt ähnlich dem bekannten „Medici Effekt“.

                                                                                               18
Visionen für Startups in Österreich

von Wien hin, beispielsweise haben 42% aller österreichischen Kreativbetriebe ihren Sitz in
          35
Wien.

Wenn das österreichische Gründungsumfeld verbessert wird, fällt es auch leichter Wien als
Startup Hub zu positionieren und die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum für
erfolgsversprechende Startups bzw. Gründer aus dem europäischen Umfeld attraktiver zu
machen, indem die besten, talentiertesten, fähigsten, kreativsten und ambitioniertesten
Leute angezogen werden. Wenn diesem Talent nicht das richtige Umfeld geboten wird,
führt es dazu, dass dieses (sehr mobile) Talent - aufgrund sehr stark nachgefragter, vor al-
lem technischer Fähigkeiten - abwandert. Schafft man es nicht ein Hub zu werden und
dadurch „Brain Gain“ zu erhalten, ist die Konsequenz in der globalisierten Wirtschaft des
21. Jahrhundert nicht nur Stillstand, sondern Rückgang. Dann folgt ein „Brain Drain“ der ta-
                                                36
lentiertesten Personen aus Österreich.               Daher sind weitere Initiativen, die aktiv dazu bei-
tragen Wien als Startup-Hub zu positionieren von Nöten, und vor allem auch öffentlich-
keitswirksame Initiativen wie beispielsweise das „Vienna Startup City“ Video, das von Aus-
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trianStartups sehr begrüßt wurde.

Um die bestehenden Barrieren zu lösen, bestehendes Talent zu behalten und neues anzu-
ziehen bedarf es neben einer Verbesserung der Risikokapitalsituation, Startup-freundliche
Anpassungen bei rechtlichen Strukturen und signifikante Verbesserungen im Gründungs-
umfeld. Die Elemente der Gründungserleichterung müssen an die Realität der steigenden
Anzahl von innovativen Jungunternehmen mit häufig noch zu entdeckendem Geschäfts-
modell und starkem Wachstumspotenzial angepasst werden.

     3.1. Einführung eines einfachen Mitarbeiterbeteiligungsmodell für
               Kapitalgesellschaften

Ein Startup kann niemals ein so hohes Gehalt auszahlen wie etablierte Konzerne, konkur-
                                                                             38
riert aber oft um die gleichen, gut qualifizierten Mitarbeiter.                   Ein einfacher und guter
Ausweg ist in Österreich - im Gegensatz zu Ländern wie USA oder Großbritannien - kaum
möglich: Mitarbeiter-Beteiligungs-Programme (sogenannte Employee Stock Options).

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  Siehe Wiener Wirtschaft Nr. 45, 8.11.2013, Seite 4-5; Anmerkung: Von allen Unternehmen in der Kreativwirt-
schaft hatten 2012 unter allen Bereichen Unternehmen im Bereich Software und Games in Relation den höchsten
Umsatz (2,8 Mrd. EUR) und die meisten Beschäftigten (16.576).
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  Es gibt eine nicht geringe Anzahl an sehr talentierten Tech-Startup Gründern aus Österreich, die ins Ausland
abgewandert sind, weil es dort ein besseres Ökosystem, mehr Risikokapital, und besseres Gründungsumfeld gibt.
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     Siehe Video „Vienna Startup City“: http://www.youtube.com/watch?v=ZfNN9sFiiqY
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  Die Situation wird durch die geringe Verfügbarkeit von guten, qualifizierten Menschen mit Spezial Know-How
(z.B.: bestimmte Programmiersprachen) noch verschärft. Siehe den Diskurs zu Fachkräftemangel in 3.

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Visionen für Startups in Österreich

Diese ermöglichen den ersten Mitarbeitern - die in einer riskanteren Phase angeworben
werden - einen wichtigen Anreiz zur Mitarbeit zu geben und an einem Unternehmenser-
folg      teilhaben     zu     können.   Die    rechtlichen      Rahmenbedingungen           für    Mitarbeiter-
Beteiligungs-Programme in Österreich müssen diesem Umstand besser angepasst werden.
Das Beispiel Großbritannien zeigt, dass ein (steuerbegünstigtes) Mitarbeiterbeteiligungs-
modell in Form eines Mitarbeiter-Options-Programmes, dem „Enterprise Management In-
centives“ (EMI) durchaus sinnvoll gestaltbar ist.

Die juristische und steuerliche Abbildung eines Mitarbeiterbeteiligungsmodells in Öster-
reich hingegen ist - wenn überhaupt - nur sehr kompliziert möglich. Es gibt keine spezifi-
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sche Regelung, wie dies Kapitalgesellschaften - mit Ausnahme von AGs                               - problemlos
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machen könnten. Es gibt keine rechtlich vorgesehene Möglichkeit ein Vesting                             zu verein-
baren. Bei der Anteilsgewährung fallen derzeit die Zeitpunkte der Realisierung steuer-
pflichtiger Einkünfte (bei Gewährung von Anteilen) und des tatsächlichen Liquiditätszu-
flusses (erst beim Verkauf bzw. sonstiger Verwertung der Anteile) auseinander. Dies hat
einen negativen Effekt für die Mitarbeiter, denen man aber einen positiven Anreiz bieten
möchte, was weder dem Unternehmen noch dem Mitarbeiter nützt.

Der richtige Ansatz wäre, dass Mitarbeiter zu Mitgesellschaftern und Mitunternehmern
werden. Die Besteuerung von Anteilen und Anteilsoptionen für Mitarbeiter muss weg von
"Anteile und Optionen als Einkommen" hin zu einer Besteuerung über (erst faktisch eintre-
tenden) Kapitalertrag. Sozialversicherungsbeiträge oder sonstige Arbeitnehmerkosten für
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Stock-Option Pläne gehen an der internationalen Praxis vorbei. Diese würden jegliche Art
der wirtschaftlich sinnvollen Mitarbeiterbeteiligungsmodelle irreparabel zerstören. Mitar-
beiterbeteiligungen bei privaten Firmen - die noch nicht öffentlich gehandelt werden und
somit keinen handelbaren liquiden Wert darstellen - dürfen weder als Gehaltsbestandteil
noch als Schenkung betrachtet werden. Sie stellen ein Mitunternehmertum dar, und sollten
auch nur beim Veräußerungsfall, so wie reguläre Unternehmensanteile steuerlich behan-
delt werden. Der Bezugspreis muss sinngemäß zu 0.- oder 1.- Euro möglich sein. Mecha-
nismen eines Vesting (Bezug über mehrere Jahre verteilt) sowie Accelerated Vesting (so-
fortiger voller Bezug wenn ein Verkauf stattfindet) müssen abbildbar sein, und zwar ohne
umfangreiche Anwalts- und Steuerberaterkosten und Prozesse loszutreten (sonst wird es
in der Realität nicht genutzt).

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     Welche in ihrer derzeitigen rechtlichen Ausgestaltung für Startups als Rechtsform nicht in Frage kommen
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  Quasi “Anteile auf Raten”, bei denen Mitarbeiter oder auch Mitgründer mit der Gesellschaft vereinbaren kön-
nen, dass sie mehr Anteile erhalten umso länger sie beim Unternehmen aktiv sind. Es stellt für Startups ein enor-
mes Problem dar, wenn jemand sofort signifikante Anteile erhält, doch das Unternehmen unerwartet verlässt.
Vesting – wie es im angelsächsischen Raum gang und gebe ist – soll genau diesem Umstand gerecht werden.
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     Oder auch sogenannte Phantom Stock Option Pläne

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