Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau

Die Seite wird erstellt Wolfger Jahn
 
WEITER LESEN
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
03
                                                                                      2020

                                                              In dieser Ausgabe mit Beilage
                                                              > Brainfood

Digital Campus Thurgau
Die Projektidee wurde beim DFS eingereicht > Seite 8

Austausch mit Bundesrätin Amherd
Arbeitsbesuch der IHK-Delegation in Bern > Seite 16

Ostschweizer Wirtschaft beweist Resilienz
Resultate der vierten Corona-Unternehmensumfrage > Seite 22
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
KE N N E N
              D K Ö N N E N.
          U N                                   r i e b  b  e s ucht
                    w   e r   m  e i nen B e t             L  ö s u n ge n
            N  u r                                  a l e
                          t , k  a n n  m i r ide               n der
           n d k  e n  n                         r a t e r  v o
         u
                         e r e n . M   ei n B e                 r s org t
             o f f e r i                             u  n  d  e
                                ht  g e nau das
            TKB m          a  c
                                            r, d  a s s  i c h a l le
                                     da f ü
                   ef f izient               g e n  a u s ei ner
                                       s u n
                      Finanzlö                    a lte.
                                   H a nd e rh

tkb.ch / firmen
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
Inhalt   /3

Gedankensplitter
                                                                                    Inhalt
«Wir wollen und müssen den bilatera-      «Innovative Kräfte nutzen gemeinsam
                                                                                     5 >	Editorial
len Weg weiter gehen.»                    die Chancen der smarten Technologien,
                                                                                     7 > Nachruf: Zum Gedenken an
Gabriel Macedo, Parteipräsident FDP       damit der Thurgau auch in der Zukunft
                                                                                          Peter A. Schifferle
Thurgau an der Medienkonferenz des        ein attraktiver Kanton bleibt, in dem
                                                                                     8 >	Schwerpunkt: Digital Campus
Nein-Komitees zur Begrenzungsinitia-      man gerne wohnt, lebt und arbeitet.»
                                                                                          Thurgau
tive.                                     Kurt Brunnschweiler, Präsident des
                                          Vereins Smarter Thurgau am Innovati-      11 > Interview: Alexandra Kühn

«Peter Maag wurde am 17. Februar          onstag in Amriswil                        12 > A
                                                                                          nlässe: Generalversammlung
2003 in Tägerwilen zum Direktor unse-                                                    und Sommerend-Aperitif
rer Kammer gewählt und hat die Ge-        «Die Ostschweiz profitiert heute mass-    14 > P
                                                                                          ortrait: Führungsgremien
schäftsstelle während 16 Jahren mit       geblich von den Bilateralen I.»                der IHK Thurgau
grossem Engagement geleitet.»             Markus Bänziger, Direktor IHK St. Gal-    16 >	Anlässe: Arbeitsbesuch in Bern
Christian Neuweiler, Präsident IHK        len-Appenzell an der Medienkonferenz      18 > Portrait: Karin Frischknecht
Thurgau bei der Verabschiedung des        der beiden IHK zur Studie «Was kostet     20 > R
                                                                                          echt: Coronavirus und
Alt-Direktors                             uns der Wegfall der Bilateralen?»              Arbeitsrecht
                                                                                    22 > 	Aktuell: Wirtschaftsumfrage
«Niemand glaubt allen Ernstes, dass       «Die Ostschweiz hat nicht nur eine hohe
                                                                                    24 > Aktuell: Ausblick Herbstsession
ein einzelner, kleiner KMU-Betrieb mit    Exportquote, sie ist auch noch über-
einem aufwändigen, bürokratisch ge-       durchschnittlich stark auf die EU fo-     25 > 	Aktuell: Abstimmungsvorlagen
                                                                                           im Herbst
steuerten Kontingentsystem rechtzei-      kussiert.»
tig zur dringend benötigten Fachkraft     Martin Eichler, Chefökonom BAK an der     28 > N
                                                                                          etzwerk: Jahresbericht AGV
kommt.»                                   Medienkonferenz der beiden IHK zur             Südthurgau
Hansjörg Brunner, Präsident Thurgauer     Studie «Was kostet uns der Wegfall der    30 > N
                                                                                          etzwerk: Startnetzwerk
Gewerbeverband an der Medienkonfe-        Bilateralen?»                                  Thurgau
renz des Nein-Komitees zur Begren-                                                  32 > Netzwerk: WTT Young Leader
zungsinitiative.                          «Matchentscheidend ist, jeden Spieler     33 > N
                                                                                          etzwerk: Innovationsforum
                                          dort einzusetzen, wo er am besten per-         Ernährungswirtschaft
«Arbeiterinnen und Arbeiter hinterlas-    formt.»                                   34 > K
                                                                                          urz notiert: Die Thurgauer
sen selten Memoiren.»                     Patrick Fischer, Trainer der Schweizer         Wirtschaft in Zahlen
Stefan Keller, Autor des Werkes «Spu-     Eishockeynationalmannschaft, am Tag       38 > A genda
ren der Arbeit – von der Manufaktur zur   der Frauenfelder Wirtschaft vom 2.
Serverfarm», an der Buchvernissage        September 2020.
vom 1. Juli 2020 in Arbon.                                                          Titelbild:
                                                                                    Podiumsgespräch zur Begrenzungs­
                                                                                    initiative anlässlich des Apéritifs zum
                                                                                    Sommerende am 2. September in
                                                                                    Weinfelden.
                                                                                    	             Bild: Beusch Photography
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
www.thalmann.ch

Angela Martin Sachbearbeiterin Sekretariat / GL-Assistenz

Sie hat für jeden ein offenes Ohr und unterstützt die Geschäftsleitung und das
Team von Thalmann Treuhand in allen Belangen zuverlässig. Ihre Ausdauer kommt
ihr nicht zuletzt auch als Handball-Spielerin zugute.
«Ein guter Ausgleich zur Arbeit ist unerlässlich. Diesen finde ich im Sport oder bei meinen beiden Söhnen.
Zudem liebe ich es zu Reisen. Vor einigen Jahren erkundete ich gemeinsam mit meinem Mann und unserem
Motorrad die Welt.»

 Management von
 Kundenbeziehungen
                                                                Übersicht
 Abacus CRM – das integrierte
 und individuelle CRM-System

                         RM
            Forum C
    Abacus             ,
                    20
         19.11.20
                e r Event
       virtuell
                     ung:
          Anmeld
                    h/forum
       abacus.c

 Weitere Informationen finden Sie unter:
 abacus.ch/crm
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
Editorial   /5

Intakte Handelsbeziehungen
sind entscheidend in der Krise
Geschätzte Leserinnen und Leser             Ja zu neuen Kampfflugzeugen / Ja zum            wortungs-Initiative und der Initiative «Für
                                            Steuerabzug für die Drittbetreuungskos-         ein Verbot von Kriegsmaterialproduzen-
Wer hätte beim Lesen unserer Frühlings-     ten von Kindern. Enorm wichtig ist für uns      ten» bereits zwei weitere wirtschafts-
ausgabe Anfang März gedacht, was uns in     die Ablehnung der Begrenzungsinitiative.        feindliche Initiativen zur Abstimmung. Die
den danach folgenden Wochen und Mo-         Die Beziehung der Schweiz mit der EU ist        IHK lehnt beide ab. Auch wenn die Erstere
naten erwarten mag. Wir sind mit dem        eine gute und wirtschaftlich eine sehr          nachvollziehbare Anliegen vertritt, so
Ausbruch und der rasanten Ausbreitung       fruchtbare. Über 50% unserer Exporte            müssen diese anders angepackt werden.
von Covid-19 im Frühling Zeugen eines       gehen in Länder der EU, und wir importie-       Intern haben wir den vergangenen Som-
historischen Ereignisses geworden, das      ren fast zwei Drittel unserer Waren von         mer genutzt, um unsere Kommunikati-
alle Teile unseres Gesellschafts- und       dort. Gerade in der aktuellen Zeit wäre es      onskanäle auf den neuesten Stand zu
Wirtschaftssystems beeinflusst hat. Und                                                     bringen. Unsere neue Webseite fokussiert
es noch immer tut. Das Herunterfahren                                                       noch stärker auf Themen, die für unsere
des alltäglichen Lebens über mehrere                                                        Mitgliedsunternehmen und Ansprech-
Wochen – besser bekannt als Lockdown                                                        gruppen relevant sind. Mit dem neuen
– und die massiven staatlichen Massnah-                                                     Newsletter bringen wir unsere Neuigkei-
men sind Erlebnisse, von welchen ich zu-                                                    ten rasch und leserlich an den Mann und
mindest noch meinen Enkelkindern zu                                                         die Frau. Und dank unserer neuen Event
berichten plane.                                                                            Management Software können wir unse-
Auch die Schwerpunkte unserer Ver-                                                          re Anlässe effizient verwalten und den
bandsarbeit hatten sich insbesondere in                                                     Teilnehmenden alle Informationen zum
den Monaten März, April und Mai stark                                                       Anlass in zeitgemässer Form zukommen
verlagert. Sämtliche Anlässe mussten                                                        lassen. Natürlich sind die Kanäle opti-
abgesagt oder auf unbestimmte Zeit ver-                                                     miert für mobile Geräte, so dass Sie je-
schoben werden und unsere Dienstleis-                                                       derzeit von unterwegs Zugriff auf die IHK
tungen im Rahmen des Exportgeschäfts                                                        haben.
gingen mit den Grenzschliessungen           höchst fahrlässig, Brücken zum wichtigs-        Zum Schluss möchte ich nochmals auf
ebenfalls sehr stark zurück. Zugleich       ten Handelspartner niederzureissen.             Covid-19 zu sprechen kommen, das uns
konnten wir uns auf das Kommunizieren       Mit der Begrenzungsinitiative der SVP ist       einen ziemlich dicken Strich durch die
der bundesrätlichen Massnahmen, der         diese Erfolgsgeschichte nun stark ge-           Rechnung gemacht hat, was das Jubilä-
rechtlichen Entwicklungen sowie auf die     fährdet. Die Initiative will nämlich die Per-   umsjahr anbelangt. Wie Sie bereits wis-
Einflussnahme bei politischen Entschei-     sonenfreizügigkeit – ein Teil der Bilatera-     sen, mussten wir unseren grossen Anlass
dungsträgern konzentrieren. Die Corona-     len I – kündigen, was die Kündigung aller       auf das kommende Jahr verschieben. Er
Krise hat uns denn auch veranlasst, vor     Verträge des Pakets zur Folge hätte. Da-        wird per Stand heute am 19. August 2021
den Sommerferien zusammen mit der           mit würde der vereinfachte Marktzugang          stattfinden. Wir möchten und werden in
IHK St.Gallen-Appenzell eine Sonderpu­      für Schweizer Unternehmen wegfallen,            den kommenden Wochen auch wieder
blikation zu produzieren, die grossen An-   was voraussichtlich einschneidende Fol-         Anlässe durchführen, sofern es die Infek-
klang gefunden hat.                         gen für unsere Wirtschaft hätte. Neben          tionszahlen zulassen. Wir sind überzeugt,
Wiederum möchte ich Sie auf das bevor-      dem Rückgang der wirtschaftlichen Leis-         dass sich unsere Mitglieder weiterhin
stehende Abstimmungswochenende vom          tung wäre zudem auch der Arbeitsmarkt           treffen und zu verschiedenen Themen
27. September aufmerksam machen, das        betroffen. In Zeiten des Fachkräfte­            austauschen möchten.
ursprünglich im Mai auf der Agenda          mangels sollte die Schweiz auch das Po-         Bis bald bei der IHK und bleiben Sie
stand. Die IHK Thurgau hat dazu folgende    tenzial von Arbeitskräften aus dem EU-          ­gesund!
Parolen gefasst: Nein zur Begrenzungsin-    Raum nutzen können. Am 29. November
itiative / Nein zum Vaterschaftsurlaub /    stehen mit der Unternehmens-Verant-                Jérôme Müggler, Direktor IHK Thurgau
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
Die Ostschweizer
 Wirtschaft sagt
 zur Kündigungsinitiative.

Die beiden Vorstandsgremien der IHK
St. Gallen-Appenzell und IHK Thurgau
engagieren sich gemeinsam gegen
die Kündigungsinitiative.              www.ihk-thurgau.ch   www.ihk.ch
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
Nachruf   /7

Zum Gedenken an
Peter A. Schifferle
Peter A. Schifferle ist am 31. Juli 2020 im Alter von 76 Jahren in seinem Heim in Weinfelden gestor-
ben. Im Jahr 1995 wurde er in den Vorstand der Industrie- und Handelskammer (IHK) Thurgau
­gewählt, von 1996 bis 2011 wirkte er als IHK-Präsident. Anlässlich seiner Verabschiedung am
 28. April 2011 ernannte ihn die Generalversammlung zum Ehrenmitglied.

Von Peter Maag                              Auszeichnung als EY Entrepreneur Of        beverband erarbeiteten in der Folge ein
                                            The Year Switzerland in der Kategorie      38-Punkte-Programm zur Verbesse-
Peter A. Schifferle, am 28. März 1944       Industrie/Hightech.                        rung der wirtschaftlichen Rahmenbe-
geboren, wuchs im Kanton Aargau auf.                                                   dingungen im Kanton. Viele Massnah-
Er absolvierte die Eidgenössische Han-      1995 in den IHK-Vorstand gewählt           men konnten im Dialog mit der Politik
delsmaturität am Kollegium Schwyz.          An der Generalversammlung zum 125-         umgesetzt werden. Später schloss sich
Später kamen diverse Weiterbildungen        Jahr-Jubiläum der Kammer wurde Peter       der Verband Thurgauer Landwirtschaft
in Unternehmungsführung und Be-             A. Schifferle in den Vorstand ­gewählt.    der «Chance Thurgau» an. Es gelang, die
triebswirtschaft hinzu. Der berufliche      Ende 1994 war Präsident Hans-Ulrich        steuerliche Attraktivität und die Stand-
Einstieg erfolgte bei der Ciba in Eng-      Schmid überraschend zurückgetreten.        ortattraktivität zu verbessern. Es ist
land. Er wechselte zur Holzindustrie, in    Werner Messmer und Kurt Waller stell-      das Verdienst von Peter A. Schifferle,
der sein Vater tätig war, und stieg bei     ten sich als Interimspräsidenten zur       dass er das Projekt stets mit grosser
der HIAG-Gruppe zum Mitglied der            Verfügung. Mit Schifferle wählte die Ge-   Hartnäckigkeit vorantrieb.
Gruppenleitung auf. Dass Schifferle zu-     neralversammlung im Jahr 1996 einen
sammen mit seiner Familie in den            neuen Präsidenten, der nicht zum           Gemeinnütziges Engagement
Thurgau zog, ist seinem Mentor Willi        «Thurgauer Establishment» gehörte.         Unter der Führung Schifferles wurde
Hirt von der Provida in Romanshorn zu       Von seiner Wahl versprach man sich         die IHK-Generalversammlung zu einem
verdanken. Bei der Firma Lista in Erlen     «frischen Wind». Die grosse unterneh-      wichtigen Netzwerkanlass für die
wirkte er von 1988 bis 1991 als Vorsit-     merische Leidenschaft, mit der er die      Thurgauer Wirtschaft und Politik aus-
zender der Geschäftsleitung des             SIA vor dem Untergang rettete, übertrug    gebaut.
Stammhauses und Mitglied der Grup-          er während 15 Jahren auf die Führungs-     Neben diversen Verwaltungsrats- und
penleitung.                                 verantwortung bei der IHK. «Er hat die     Beratungsmandaten pflegte der Ver-
Im Jahr 1991 übernahm der Verstorbe-        Chancen stets gesucht und beherzt zu-      storbene ein gemeinnütziges Engage-
ne den Vorsitz der Geschäftsleitung der     gepackt», sagte Peter Spuhler bei der      ment, unter anderem bei der Musik-
SIA Schweizer Schmirgel- und Schleif­       Verabschiedung Schifferles aus dem         schule Weinfelden, der Stiftung
industrie AG in Frauenfeld, später sia      IHK-Präsidium im Jahr 2011. Bei seinem     Sternwarte und Planetarium Kreuzlin-
Abrasives und heute Teil des Bosch-         Amtsantritt als IHK-Präsident war die      gen sowie bei der Sportstiftung Thur­
Konzerns. Er brachte das Unterneh-          wirtschaftliche Stimmung gedrückt. Im      gau. Peter A. Schifferle unterstützte
men, das am Abgrund stand, auf einen        Jahr 1995 legte die Thurgauer Regierung    weiter die Integration von Menschen
profitablen Erfolgskurs. Es folgten ein     den «Strukturbericht Kanton Thurgau»       mit Benachteiligungen in den Arbeits-
Management-Buyout und ein erfolgrei-        vor, der ein düsteres Bild zur Zukunft     markt. Als Ausgleich zur beruflichen
cher Börsengang. Die Sanierung mit          des Wirtschaftsstandortes zeichnete.       Tätigkeit war er als Jäger, Golfer und
strategischer Neupositionierung zog         Der Bericht stellte einen offenen und      Rotarier aktiv. Bis zuletzt blieb der Ver-
nationale Aufmerksamkeit auf sich. Im       schleichenden Abbauprozess fest. Die       storbene mit unserer Kammer eng ver-
Jahr 2002 erhielt Peter A. Schifferle die   IHK Thurgau und der Thurgauer Gewer-       bunden.
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
Digital     /8

Digitale Technologien verstehen
und digitale Zukunft mitgestalten
Die IHK Thurgau hat zusammen mit dem Verein Smarter Thurgau per Ende Juni beim Departement
für Finanzen und Soziales (DFS) die Projektidee für den Aufbau des «Digital Campus Thurgau» ein-
gereicht. Die Initiative sieht die Verwendung von rund 38 Millionen Franken aus den TKB-Partizipa-
tionsscheinen und damit zum Anstoss eines umfassenden Digitalisierungsschubs im Thurgau vor.

Von Jérôme Müggler                         gen ist als Hauptstandort aufgrund           Informatik und technischen Berufsbilder
                                           der dort beheimateten Pädagogischen          an den Berufsschulen bis zur Ausbildung
Aus dem Börsengang der Kantonalbank        Hochschule Thurgau (PHTG) sowie der          von Lehrpersonen an der PHTG ­sowie zu
im Jahr 2014 verfügt der Kanton Thurg-     Nähe zur Uni Konstanz und der HTWG           Hochschul-Studiengängen hin zum
au über besonderes Eigenkapital von        Konstanz angedacht. Zusammen mit             Campus geschaffen werden sollen. Es ist
127.2 Mio. Franken. Die für den Digital    dem Digital Campus hat die Region am         davon auszugehen, dass sich Initiativen
Campus beantragten Gelder sollen über      Seerhein grosses Potenzial zur grenz-        im Bereich der digitalen Trans­formation
zehn Jahre verteilt in verschiedenen       überschreitenden Cluster-Bildung, die        aus anderen Regionen anschliessen be-
Campus-Modulen im Sinne der digitalen      eine entsprechende Ausstrahlungskraft        ziehungsweise sich mit dem Thurgauer
Transformation eingesetzt werden, um       in die ganze Schweiz haben wird. Weiter      Campus vernetzen werden.
den Kanton als attraktiven Wohn-, Le-      soll der Campus aber einen dezentralen       Ein weiteres Modul widmet sich der «Di-
bens- und Arbeitsort zu erhalten und zu    Charakter haben, in dem er verschiede-       gitalen Bildungswelt Thurgau». Darin
stärken. Über den Campus sollen alle       ne bestehende Institutionen und Projek-      sollen Digitalisierungsprojekte auf allen
Bevölkerungsschichten angesprochen         te im Kanton verbinden wird.                 Schulstufen identifiziert und gefördert
und alle Bildungsstufen miteinbezogen                                                   werden. Zahlreiche Thurgauer Schulen
werden.                                    Module für alle Bildungsstufen               – von der Volksschule, über die Berufs-
                                           Ein zentrales Element und ein Modul des      bildung oder die Gymnasien – treiben
Leuchtturm am Bodensee                     Digital Campus’ ist ein Thurgauer An-In­     bereits eigene Initiativen und Lehrgänge
mit Clustern im ganzen Kanton              stitut zu digitalen Themen, welches an       voran, die sich hervorragend mit der
In den verschiedenen Campus-Modulen        der Universität Konstanz und der             Grundidee des Campus kombinieren
werden Projekte mit Strahlkraft bezie-     ­Konstanzer Fachhochschule HTWG an-          lassen. Der Campus nimmt dabei seine
hungsweise interdisziplinäre, übergrei-     gebunden und physisch in Kreuzlingen        Drehscheiben- und Vermittlerfunktion
fende Massnahmen aufgegleist und um-        etabliert sein soll. Es wird den wissen-    wahr, indem er die verschiedenen Bil-
gesetzt. Das Campus-Projekt verfolgt        schaftlichen Austausch mit der PHTG         dungsangebote vernetzen und gegen
dabei die Maxime, dass die Gelder in        und weiteren Hochschulen pflegen. Eine      aus­sen bekannt machen kann. Zudem
konkrete Themen und Menschen inves-         Professorin/ein Professor im Bereich In-    können im Umfeld des Campus weitere
tiert werden, die einen direkten Beitrag    formatik / Digitale Transformation be-      neue Ideen und Projekte gedeihen.
zur Digitalisierung im Thurgau leisten.     treibt dort Grundlagenforschung und ar-     Wichtig zu erwähnen ist, dass Initiativen
Es werden keine teuren Neubauten er-        beitet zudem mit wissenschaftlichen         aus den Schulen kommen sollen und
richtet, sondern auf bestehende Infra-      Mitarbeitenden an konkreten Projekten,      sich diese gleichzeitig aus den Erfahrun-
struktur und (Bildungs-)Institutionen im    die von Thurgauer Unternehmen stam-         gen / Projekten im Campus und dessen
Kanton zurückgegriffen.                     men. Die Initianten erachten es als wich-   Netzwerk inspirieren lassen sollen. Als
Der Campus soll ein «physischer» Ort        tig, dass alle Schulstufen in das Projekt   Beispiele hierfür seien die bereits exis-
sein, der in Form einer Geschäftsstelle     einbezogen werden. Das heisst, dass         tierenden «NaTech digital- Projektwo-
und eines An-Instituts in der Nähe von      Schnittstellen vom MINT-Unterricht in       chen» für Primarschulen, die von der IHK
Hochschulen angesiedelt ist. Kreuzlin-      der Volksschule, über die Ausbildung der    Thurgau und der PHTG gemeinsam ent-
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
Digital    /9

                                Struktur des Digital Campus

           Stiftung für                                                  Trägerverein
        Wissenschaft und
           Forschung
                                                                         Campus Office

                                                Digitale
       Thurgauer An-Institut                                                   Digitale
                                            Transformation:                                            Kollaborationen /
        an Uni Konstanz /                                                   Bildungswelt
                                             Wirtschaft und                                                Startups
             HTWG                                                             Thurgau
                                              Gesellschaft

                                                                                                       Projekte mit Dritten
             Lehrstuhl mit            Projekte für Wirtschaft und    •   Kollaboration der PHTG
                                      Gesellschaft im Thurgau /                                        und Organisation wie
          wissenschaftlichen                                             mit der Uni KN
                                           Digitale Labore                                             z.B. Agroscope TG
            Mitarbeitenden                                           •   IT-Lehrgänge in KN
                                                                                                       oder Innovationspark
                                                                     •   Projekte mit Thurgauer
                                                                                                       OST / Förderung von
                                                                         Schulen wie z.B. BZT /
                                                                                                       Startups
                                                                         BSW / KS / IMS usw.
                                                                     •   Projekte der Volksschulen
                                                                     •   Berufsbildung TG
                                                                     •   Weiterbildungen

wickelt wurden, oder die MakerSpaces          ckend zu fördern. Nukleus und zentrale     schen Lehrgängen generieren oft so ge-
der PHTG genannt.                             Anlaufstelle für sämtliche Digitalisie-    nannte «Spinoffs» - also Startups, die
                                              rungsfragen soll dabei der Digital Cam-    aus einem Forschungsprojekt entstan-
Projekte für Wirtschaft                       pus sein. In diesen Handlungsfeldern       den sind. Für solche braucht es eine in-
und Gesellschaft                              sind vom Verein Smarter Thurgau auch       novative und fruchtbare Umgebung, da-
Ein drittes Modul umfasst die Mobilisie-      bereits einige digitale Vorhaben aufge-    mit sich ähnlich Gesinnte treffen und
rung, Initialisierung, Koordination und       gleist worden oder befinden sich bereits   miteinander wirken können.
Umsetzung von Digitalisierungsvorha-          in Umsetzung. Im Rahmen dieses Mo-
ben in Wirtschaft und Gesellschaft. Die       duls sollen so genannte «Digitale Labo-    Schulterschluss mit ­Smarter Thurgau
Digitalisierung hält überall Einzug und       re» entstehen, wo sich Wirtschaft und      Dank dem Schulterschluss zwischen der
ist auf keinen bestimmten Sektor be-          Wissenschaft treffen und gemeinsame        IHK und dem Verein Smarter Thurgau,
schränkt. Wirtschaft, Gesellschaft und        Projekte vorantreiben können.              der sensibilisiert und innovative Kräfte
öffentliche Verwaltung müssen sich            Ein viertes Modul widmet sich der Kolla-   mobilisiert, um die Chancen der smarten
dem stellen. Andererseits ist klar, dass      boration mit Initiativen von Dritten und   Technologien zu nutzen, werden die
mit zwar beträchtlichen, aber doch be-        anderen Institutionen wie der Ost-         Kräfte zur digitalen Transformation ge-
schränkten Mitteln keine Förderung            schweizer Fachhochschule Ost, bei wel-     bündelt und auf ein gemein­sames Ziel
nach dem Giesskannenprinzip erfolgen          cher der Thurgau Trägerkanton ist, oder    ausgerichtet. Die Digitalisierung hält
kann. Es ist eine Fokussierung des Mit-       dem Innovationspark, der ebenfalls von     überall Einzug und ist auf keinen be-
teleinsatzes auf solche Bereiche not-         der IHK Thurgau und dem Thurgauer Re-      stimmten Sektor beschränkt. Unterneh-
wendig, in denen ein nachhaltiger Nut-        gierungsrat unterstützt wird. Schliess-    men, Gesellschaft und die öffentliche
zen für die Allgemeinheit erzielt werden      lich soll der Campus für Startups eine     Verwaltung müssen sich dieser stellen.
kann.                                         spannende Umgebung sein – beispiels-       In verschiedenen Handlungsfeldern
Ziel ist es, aufbauend auf dem bereits        weise bei der Entwicklung von innovati-    werden konkrete Projekte und Bedürf-
Bestehenden über den gesamten Kan-            ven Lernmaterialien oder bei der Lösung    nisse im Rahmen der digitalen Transfor-
ton hinweg digitale Kompetenzcluster zu       von digitalen Fragestellungen von          mation erfasst, bearbeitet und zu einer
etablieren, um die digitale Transformati-     Thurgauer Unternehmen. Technoparks         erfolgreichen Lancierung verholfen.
on im Kanton themen- und flächende-           und Hochschulstandorte mit techni-         www.digital-thurgau.ch
Digital Campus Thurgau - IHK-Thurgau
Lösungen auf
                                     Rampeneinwandung                        PVC Streifenvorhang

Mass – robust,
günstig und
hochwertig.
                                     Hallenabtrennung

E   gal, ob Anhängerverdeck,
    Hallentrennung, Rolltor oder
Spritzschutzwand – wir produ-
                                                                               Unsere Lösungen – Ihr Vorteil
                                                                               Individuelle Anfertigung
                                                                               Verarbeitung von Qualitätsmaterial
zieren Blachen, Hauben und
                                                                               Schnell und einfach umgesetzt
Abdeckungen auf Mass in jeder
Form und Qualität – zu Preisen,                                                Kompetente Beratung

die überzeugen.
                                     Industrievorhang
Individuelle Lösungen für
Industrie, Gewerbe und
                                                                                           Sitrag Vertriebs GmbH
Landwirtschaft – Blachen                                                                   Bürglenstrasse 45
und Sonnensegel.                                                                           (Zufahrt über Eierlenstrasse)
                                                                                           8570 Weinfelden

                                                                                           Tel. 071 650 01 50
                                                                                           www.sitrag-blachen.ch

Treuhand | Steuer- und Rechtsberatung
Wirtschaftsprüfung | Unternehmensberatung
Informatik-Gesamtlösungen

OBT – rundum kompetent, effizient und innovativ

                                             Wir bieten Lösungen, bei denen der Mensch im Mittelpunkt
                                             steht. Unsere modularen Angebote lassen sich nahtlos an jede
                                             Unternehmenssituation anpassen. So erhalten Sie immer
                                             genau die Leistungen, die Sie für Ihren Unternehmenserfolg
                                             benötigen. Wir beraten Sie professionell und zuverlässig.

                                             Zögern Sie nicht, uns anzurufen. Gerne sind wir persönlich für
                                             Sie da.

                                             OBT AG
                            www.obt.ch
                                             Bahnhofstrasse 3 | 8570 Weinfelden | Telefon 071 626 30 10
Digital   /11

Die Work Smart Initiative setzt
sich für flexible Arbeitsformen ein
Die ursprünglich aus dem Home Office Day entstandene Initiative zeigt gerade vor dem Hintergrund der
Corona-Krise auf, dass neue Arbeitsformen bei Unternehmen zunehmend eine grössere Akzeptanz fin-
den. Neue Technologien, vielfältige Lebensmodelle und veränderte Wertvorstellungen führen laut Initi-
anten dazu, dass die Arbeit nicht in jedem Fall nur im Büro und zu fixen Zeiten erledigt werden muss.

Die «Work Smart Initiative» wurde 2015                                                 Stelle attraktiver zu machen.» Weiter
von den Unternehmen Microsoft                                                          spiele die Unternehmensgrösse nicht
Schweiz, Schweizerische Post, SBB,                                                     zwingend eine Rolle. Grössere Firmen
Swisscom und Witzig The Office Com-                                                    hätten zwar vielfach mehr Ressourcen
pany als Verein gegründet. Der Verein                                                  oder Know-how für die Einführung neu-
erforscht moderne Arbeitsformen, un-                                                   er Arbeitsformen, kleinere seien hinge-
terstützt den Wissensaustausch und                                                     gen schneller und effizienter bei der
sensibilisiert, motiviert und unterstützt                                              Umsetzung.
Unternehmen und Institutionen bei der
Umsetzung. Er setzt sich dafür ein,                                                    Mit kleinen Schritten zum Erfolg
dass die Arbeitgeber folgende Ziele er-     und Institutionen in der Schweiz die       Für eine erfolgreiche Flexibilisierung der
reichen:                                    Charta zur Gestaltung von flexiblem        Arbeitswelt sind verschiedene Faktoren
•	Motivierende Rahmenbedingungen           und ortsunabhängigem Arbeiten unter-       relevant. Dazu gehören unter anderem
   schaffen: Die selbstständige Gestal-     zeichnet haben. Diese hält fest, dass      die strategische Verortung des Transfor-
   tung der Arbeit erhöht Engagement        sich die Arbeitskultur verändert und       mationsprojekts, eine ehrliche Absicht
   und Motivation von Mitarbeitenden.       flexible Arbeitsformen eine Chance für     und das Vertrauen der Führung, eine um-
•	Den Arbeitsmarkt besser erschlies­       die Schweizer Wirtschaft sind. Im Ge-      fassende Kommunikation und ein offe-
   sen: Mit flexiblen Arbeitsformen ge-     genzug erhalten die Unterzeichnenden       ner Austausch innerhalb der Organisati-
   winnen Unternehmen und Institutio-       Zugang zum Netzwerk von Gleichge-          on, die Möglichkeit, dass Mitarbeitende
   nen an Attraktivität und können          sinnten, profitieren vom Erfahrungs-       den Veränderungsprozess aktiv mitge-
   weitere Personengruppen in den Ar-       austausch und erhalten Unterstützung       stalten, sowie das Erwartungsmanage-
   beitsmarkt integrieren. Insbesondere     bei Fragen zur Umsetzung.                  ment im Team betreffend Zusammenar-
   erleichtert dies die Vereinbarkeit von                                              beit und Erreichbarkeit. Es braucht das
   Beruf und anderen Lebensbereichen,       Ländliche Regionen können profitieren      Bewusstsein, dass Arbeitnehmenden
   was in einer Organisation zu einer       Auf den ersten Blick könnte man mei-       beim flexiblen, selbstbestimmten Arbei-
   besseren Diversität beitragen kann.      nen, dass «Work Smart» vorwiegend für      ten genauso Strukturen, eine passende
•	Ressourcen und Infrastrukturen           grosse Dienstleister in urbanen Zentren    Umgebung sowie die Möglichkeit für den
   besser nutzen: Flexible Arbeitsfor-      interessant ist. Dem ist aber nicht so,    sozialen Austausch wie an einem traditi-
   men ermöglichen die effiziente Nut-      wie Alexandra Kühn sagt: «Gerade           onellen Arbeitsplatz benötigen. Alexand-
   zung von Energie, Gebäuden und           ländlichere Regionen können sehr wohl      ra Kühn rät, sich mit kleinen Schritten an
   Verkehrsinfrastrukturen und damit        von flexiblen Arbeitsformen profitieren,   die neuen Arbeitsweisen heranzutasten
   auch die gleichmässigere Auslas-         da auf diese Weise Arbeitnehmende mit      und so zum Beispiel mit Meetings über
   tung während dem Tagesverlauf.           grösserer Distanz zum Arbeitsplatz ein-    Video-Telefonie zu starten – um die Vor-
Alexandra Kühn ist Geschäftsführerin        gebunden werden können. Zudem ist es       teile und Herausforderungen einer sol-
der Work Smart Initiative und erklärt,      für eine Arbeitgeberin im Rahmen des       chen Flexibilisierung zu erfahren.
dass bereits über 250 Unternehmen           Employer Branding ein Plus, um eine        www.work-smart-initiative.ch
Anlässe     /12

Digital und doch persönlich –
unsere Mitgliederevents 2020
Das Jahr 2020 sollte bei der IHK Thurgau ein spezielles Ereignis werden. Ursprünglicher Grund war
das 150-jährige Bestehen unserer Kammer – doch es kam alles anders. Das Coronavirus erfordert
ein Umdenken und viel Kreativität. Und so entstanden die erste digitale Generalversammlung und
der erste Sommerend-Aperitif der IHK Thurgau.

Am Freitag, 8. Mai 2020, war die jähr­          Die digitalen Teilnehmer hiessen alle
liche Generalversammlung der IHK                ordentlichen Geschäfte der Tagesord-
Thurgau geplant. Da der Eventbereich            nung gut, und bei der anschliessenden
durch die Corona-Massnahmen stark               Talkrunde stand das Corona-Thema im
eingeschränkt war, ist die IHK Thurgau          Mittelpunkt. Aus verschiedenen Per­
auf die digitalen Kanäle ausgewichen.           spektiven wurde die ausserordentliche
Moderne Veranstaltungstechnik er-               Lage beleuchtet. Da waren Chantal
möglichte dabei eine komplett digitale          Roth, Rektorin der Kantonsschule Frau-
Abstimmung in Echtzeit und, dank                enfeld, welche gemeinsam mit dem
passwortgeschütztem Zugang, nur für             Lehrkörper den Unterricht innert kür-
Mitglieder. Die Rahmenbedingungen für           zester Zeit in den digitalen Raum holen        Das Podium mit Regierungspräsident Walter
eine ordentliche Versammlung waren              musste. Oder Edith Graf-Litscher,              Schönholzer, Nationalrätin Edith Graf-Lit-
also gegeben und knapp 100 Zuschauer            Natio­
                                                     nalrätin SP und Gewerkschafts-            scher, IHK-Präsident Christian Neuweiler und
fanden am Freitagabend den Weg vor              sekretärin, welche zum einen im Rah-           Kanti-Rektorin Chantal Roth widmete sich den
den Bildschirm. Christian Neuweiler er-         men der ausserordentlichen Session             Corona-Herausforderungen.
öffnete die Versammlung und blickte             die Entscheide des Bundesrates begut-
für einmal nicht in fast 300 Gesichter,         achten musste. Auch Regierungspräsi-           tisch würde er sich wünschen, dass die-
sondern in eine Kameralinse. So unge-           dent Walter Schönholzer war in der Co-         se Mentalität des raschen Umsetzens
wohnt die Situation im ersten Moment            rona-Zeit stark gefordert. Er lobte den        auch nach der Krise weiter anhielte.
war, so rasch scheinen sich die Prota-          engen Austausch, den die Wirtschafts-          Unternehmer Christian Neuweiler ge-
gonisten im Scheinwerferlicht daran             verbände IHK und TGV in der Krisenzeit         währte einen Einblick in die Umwälzun-
gewöhnt zu haben.                               mit dem Departement pflegen. Poli-             gen, welche die Coronakrise in der In-

Christian Neuweiler führt durch die erste Online-Generalversammlung   Bundesrätin Karin Keller-Sutter wandte sich mit einer Grussbotschaft an
der IHK Thurgau.                                                      die IHK-Mitglieder.
Anlässe   /13
dustrie verursacht hat. Vor allem der                  Weinfelden. Präsident Christian Neu-                      heissen Abstimmungsherbst für die
fehlende Kundenkontakt sei immer                       weiler vermittelte in seiner Begrüssung                   Wirtschaft. Kurz bevor steht die Ab-
mehr zu spüren, aber vieles könne man                  eine Übersicht über die aktuelle Wirt-                    stimmung über die Begrenzungsinitiati-
gut über Videokonferenzen lösen. Bei                   schaftslage im Kanton und die Auswir-                     ve, welche auf dem Podium von Esther
allen vier Perspektiven zeigte sich, dass              kungen der Corona-Krise. Nach dem                         Friedli (Nationalrätin SVP, SG), Kristiane
die Krise auch als Chance für den Inno-                historischen BIP-Einbruch im 2. Quartal                   Vietze (Vorstandsmitglied IHK Thurgau)
vationsgeist und die Digitalisierung                   2020 scheint sich die Lage wieder lang-                   und Jon Pult (Nationalrat SP, GR) disku-
wahrgenommen wird.                                     sam zu stabilisieren. Die Unsicherheit                    tiert wurde. Die Wirtschaft empfiehlt
Sobald es die Situation wieder erlaubte,               bleibt jedoch gross, und einen weiteren                   diese Initiative deutlich zur Ablehnung.
liess es sich die IHK Thurgau nicht neh-               Lockdown gelte es unbedingt zu ver-                       Auch für die November-Abstimmung
men, einen physischen Anlass für ihre                  meiden. Im Anschluss würdigte er die                      spricht sich die IHK Thurgau klar für
Mitgliedsunternehmen zu organisieren.                  Arbeit von Peter Maag, der 16 Jahre als                   2xNein zur Konzern-Initiative und der
Im Fokus sollte dabei der persönliche                  Direktor der IHK Thurgau tätig war.                       Initiative zum Finanzierungsverbot von
Austausch stehen. Daher lud sie am                     Ebenfalls verabschiedet wurden die                        Kriegsmaterialproduzenten aus. Beim
2. September 2020 zum Somme-                           ehemaligen Vorstandsmitglieder Otmar                      anschliessenden Apéro riche wurde die
rend-Aperitif in die Hallen des Indust-                Hofer und Alexander von Witzleben.                        Gelegenheit zum persönlichen Aus-
rie- und Gewerbeparks Tannenwiese in                   Zum Schluss folgte der Auftakt in einen                   tausch wieder gerne und rege genutzt.

                                                                                                                 IHK-Präsident Christian Neuweiler verabschiedete
Jon Pult und Kristiane Vietze.                         Roland Studer im Gespräch.                                den ehemaligen Direktor Peter Maag.

Urban Ruckstuhl und Sabine Köhler.                     Markus Dinkel, Peter Muri und Silvan Wyer.                Peter Spuhler und Kristiane Vietze.

Diskussion um das Extrablatt der SVP auf dem Podium.                                Peter Wiedl, Martina Pfiffner-Müller und Christoph Lanter.
Porträt     /14
Führungsgremien der IHK Thurgau
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Thurgau verfügt über einen breit abgestützten Vorstand mit 21 Unter-
nehmerInnen. Sämtliche Regionalvereinigungen sind in diesem Gremium vertreten. Das Präsidium mit dem
Präsidenten, dem Vizepräsidenten und dem Direktor führt im Auftrag des Vorstandes die laufenden Geschäfte.

PRÄSIDENT                                             VIZEPRÄSIDENT
                   CHRISTIAN NEUWEILER                                    DR. BEAT HIRT

                   CEO und Mitinhaber                                     CEO/Inhaber
                   Neuweiler AG                                           PROVIDA AG
                   Kreuzlingen                                            Romanshorn

VORSTANDSMITGLIEDER

                   DR. THOMAS AHLBURG                                     GIUSEPPE CHILLARI

                                                                          Geschäftsführer
                   Senior Advisor                                         GDELS Mowag AG
                   Stadler Rail AG                                        Kreuzlingen

                   DR. ANNEMARIE FLEISCH MARX                             DOMINIK HASLER

                                                                          Geschäftsleitung
                   Chefärztin                                             Hasler Transport AG
                   Klinik Schloss Mammern AG                              Weinfelden
                   Mammern                                                Präsident Arbeitgeber Mittelthurgau

                   RUEDI HEIM                                             PETER HOCHULI

                                                                          Geschäftsleiter Projekte und
                   CEO                                                    Baumanagement
                   KIFA AG                                                STUTZ AG
                   Aadorf                                                 Hatswil

                   ANDREJ RUDOLF JAKOVAC                                  THOMAS KOLLER

                   CEO                                                    Vorsitzender der Geschäftsleitung
                   richtblick AG                                          Thurgauer Kantonalbank
                   Frauenfeld                                             Weinfelden
Porträt   /15
PHILIPP LÜSCHER                 THOMAS MARON

                                Geschäftsführer
CEO                             MARON AG
Schmid Energy Solutions AG      Romanshorn
Eschlikon                       Präsident Startnetzwerk Thurgau

PABLO MOIRÓN                    UELI OSWALD

CEO
Janico Holding AG               stv. Geschäftsführer
Frauenfeld                      Hunziker Betatech AG
Präsident IHF Frauenfeld        Winterthur

DENNIS REICHARDT                ANDREA ROTH

Inhaber / CEO                   CEO
Die Klimamacher AG              Geobrugg Group
Arbon                           Romanshorn
Präsident AVA Arbon             Präsident AVR Romanshorn

ANDREA RUF                      ANDREAS SCHMIDT

CEO                             Inhaber
SBS Schweizerische Bodensee-­   Strässle Installationen AG
Schifffahrt AG                  Amriswil
Romanshorn                      Präsident IVA Amriswil

ROLAND STUDER                   KRISTIANE VIETZE

Inhaber                         VR Sekretär / Kantonsrätin FDP
Studer Treuhand und Beratung    Baumer Group
Schlattingen                    Frauenfeld

ATTILA WOHLRAB                  JÉRÔME MÜGGLER

Geschäftsleitung
Immokanzlei AG
Kreuzlingen                     Direktor
Präsident AGV Kreuzlingen       IHK Thurgau
Anlässe   /16

Spannender Gedankenaustausch
mit Bundesrätin Viola Amherd
Am 16. Juni 2020 traf sich eine Delegation unserer Kammer in Bern mit Bundesrätin Viola Amherd
sowie unseren Parlamentarierinnen und Parlamentariern. Diskutiert wurde über eine breite Palet-
te von politischen Themen. Im Vordergrund standen dabei die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge
und die Unternehmensverantwortungsinitiative.

IHK-Präsident Christian Neuweiler, Bundesrätin Viola Amherd und IHK-Direktor Jérôme Müggler.                        Bilder: Sandra Blaser

Von Peter Maag                                   über den geplanten Offsetprozess in-           Privatpersonen. Der Bund verstärkt
                                                 formieren. Bei direkten Offsets fliessen       seine Aktivitäten im Bereich der Cyber-
Am 27. September 2020 wird über die              die von Schweizer Unternehmen er-              risiken. Unter anderem wird ein Natio-
Beschaffung neuer Kampfflugzeuge                 brachten Leistungen direkt in das zu           nales Zentrum für Cybersicherheit auf-
abgestimmt. Mit den neuen Flugzeugen             beschaffende Rüstungsgut ein. Bei in-          gebaut. Der Bund investiert auch kräftig
will man die Bevölkerung vor Bedrohun-           direkten Offsets erhalten Schweizer            in den Ausbau des Waffenplatzes Frau-
gen aus der Luft schützen. Bundesrätin           Unternehmen Aufträge, die nicht direkt         enfeld, was die IHK-Delegation sehr be-
Viola Amherd zeigte sich während des             mit dem Rüstungsgut in Verbindung              grüsste.
Gedankenaustausches erfreut über die             stehen. Ein weiteres Thema bildete die
positive Haltung der IHK Thurgau. Bei            zunehmende Bedrohung durch Cyber­              Mit Notrecht vertraut
Rüstungsbeschaffungen sind Kompen-               attacken. Sie treffen nicht nur Konzer-        Die CVP-Bundesrätin wuchs im Wallis in
sationsgeschäfte, so genannte Offsets,           ne und öffentliche Einrichtungen, son-         einem gewerblichen Familienbetrieb
üblich. Die IHK-Delegation liess sich            dern auch kleinere Unternehmen und             auf. Sie kennt damit die Herausforde-
Anlässe   /17
rungen von kleinen und mittleren Unter-
nehmen aus eigener Erfahrung. Im Jahr
1993 verwüstete ein Hochwasser das
Zentrum von Brig. Als Briger Stadträtin
sah sich Viola Amherd schon damals mit
Notrecht konfrontiert. Die Corona-Pan-
demie führte nun erneut zu einem Not-
rechtsregime und bescherte dem Bun-
desrat eine sehr intensive Zeit. Ob alle
Entscheide richtig waren, werde man
erst im Rückblick beurteilen können,
meinte sie. Währenddem die Teilmobil-
machung für den Corona-Einsatz gut
funktionierte, zeigten sich im Bereich
der Versorgungssicherheit Lücken.

Bürgerlicher Schulterschluss nötig
Angeregt verlief auch der Austausch
mit den Thurgauer Parlamentarierinnen
und Parlamentariern. Brigitte Häberli,
Jakob Stark, Diana Gutjahr, Verena
Herzog und Manuel Strupler gaben ei-             Bundesrätin Viola Amherd im Gespräch mit der Delegation der IHK Thurgau.
nen Einblick in aktuelle politische The-
men in Bern. Später stiess auch noch             bekämpfen, sondern politisch zusam-              einer internationalen Zulieferkette ein
Edith Graf-Litscher hinzu. Diskutiert            menstehen. Der Kanton Thurgau soll               grosses Problem darstellt. Bei einer
wurde unter anderem über die Begren-             nach Ansicht von Nationalrätin Diana             Annahme müssten aufwendige Kon-
                                                                                                  ­
zungs- und Unternehmerverantwor-                 Gutjahr generell selbstbewusster auf-            trollmechanismen installiert werden.
tungsinitiative, den Abbau von Indus­            treten und sich auf keinen Fall unter-           Die Haftungsbestimmungen würden die
triezöllen, die Bodensee-Thurtalstrasse          würfig zeigen.                                   Schweizer Firmen zudem zu attraktiven
sowie die Wahrnehmung des Kantons                Die Bodensee-Thurtalstrasse ist inzwi-           Zielen international tätiger Anwalts-
Thurgau in der übrigen Schweiz. Natio-           schen an den Bund übergegangen. Sie              kanzleien machen. IHK-Präsident Chris-
nalrat Manuel Strupler beklagte den              soll bei der nächsten Aktualisierung der         tian Neuweiler stellte den Parlamenta-
mangelhaften Schulterschluss der bür-            Ausbauschritte zum Zuge kommen. Bei              rierinnen und Parlamentariern das
gerlichen Kräfte in Bern. Seiner Mei-            der so genannten Konzern-Initiative              Projekt eines Digital Campus in Kreuz-
nung nach sollten sich das Gewerbe, die          wiesen Unternehmer darauf hin, dass              lingen vor. Es handelt sich um ein wich-
Industrie und die Landwirtschaft nicht           sie gerade für kleine Unternehmen mit            tiges Zukunftsprojekt für den Thurgau.

Zum Gedankenaustausch mit Politikerinnen und Politikern traf sich die IHK-Delegation diesmal im Haus «Zum Äusseren Stand» in Bern.
Porträt   /18

Vom internationalen Unternehmen
ins kantonale Gesundheitsamt
Karin Frischknecht hat im Herbst 2019 die Leitung des Amtes für Gesundheit des Kantons Thurgau
übernommen. Dass die COVID-19-Pandemie bald ihren Arbeitsalltag mitbestimmen würde, ahnte
sie damals noch nicht. «Es wurde zu einem harten Start», sagt sie. Denn die Vielfalt der Aufgaben
stellt auch ohne ungewöhnliche Ereignisse eine grosse Herausforderung dar.

Von Peter Maag                                                                                   «Meeting» nannte, heisst beim Kanton
                                                                                                 «Rapport» oder «Sitzung». Bei Pfizer
Ursprünglich wollte Karin Frischknecht                                                           wurde bereits sehr stark digital und vir-
Juristin werden. «Die Naturwissenschaf-                                                          tuell gearbeitet. Die Corona-Pandemie
ten und die Mathematik haben mich                                                                beschleunigt diesen Prozess nun auch
dann mehr und mehr fasziniert», blickt                                                           in der kantonalen Verwaltung. Einen
sie auf ihre Ausbildung an der Kantons-                                                          weiteren positiven Aspekt sieht Karin
schule Frauenfeld zurück. Sie studierte                                                          Frischknecht in der lokalen Vernetzung
deshalb an der ETH Zürich Biochemie                                                              mit anderen Playern wie Gemeinden,
und Molekularbiologie. «Mein Ziel war                                                            Patientenorganisationen,      Pflegehei-
es, im Rahmen von Forschungsarbeiten                                                             men, Spitälern, usw. Die Aufgaben in
einen Beitrag für die Gesundheit der Be-                                                         der kantonalen Verwaltung sind greif-
völkerung zu leisten.» Für ihre Dissertati-                                                      barer, die Qualität der eigenen Arbeit ist
on schnupperte sie Forschungsluft – und                                                          schneller sicht- und spürbar.
zwar in den Labors von Professor Thierry                                                         Beim Kanton leitet Karin Frischknecht
Carrel am Inselspital in Bern und von
­                                                                                                ein Team von 37 Personen mit knapp 30
Professor Thomas F. Lüscher am Univer-                                                           Vollzeitstellen. Das Amt für Gesundheit
sitätsspital Zürich.                          Dr. phil. nat. Karin Frischknecht ist Chefin des   setzt die gesundheitspolitischen Ziele
                                              Amtes für Gesundheit des Kantons Thurgau.          des Kantons Thurgau um. Konkret ist es
Management und Strategie                                 Bilder: Kirsten Oertle / Foto Prisma   verantwortlicher Partner in der Gestal-
Nach drei Laborjahren wusste sie, dass                                                           tung der «integrierten Versorgung» –
Forschung nicht ihre Zukunft ist. So          sen die 14 Jahre bei Pfizer nie langweilig         von der Prävention bis zur Spitalpla-
kehrte sie nach Erlangen des Doktor-Ti-       werden. Es kam hinzu, dass sich der                nung und von der Prämienverbilligung
tels der Forschung den Rücken und             Konzern mehrmals neu aufstellte. Ma-               bis zur Pflegefinanzierung. Teil des
stieg als Marketing Trainee bei Pfizer        nagementwissen erwarb sie sich mit ei-             Teams sind der kantonsärztliche
ein, einem weltweit tätigen Pharmaun-         nem Diplomlehrgang an der Universität              Dienst, die Kantonsapothekerin und der
ternehmen. Im Bereich Marketing und           St. Gallen. Ihr Motto aus der Pfizer-Zeit          Kantonszahnarzt. Zu den Aufgaben ge-
Produktemanagement konnte sie natio-          lautet «Shoot for the moon even if you             hören weiter das Erteilen von Berufs-
nal und international Erfahrungen sam-        miss you’ll land among the stars».                 ausübungsbewilligungen von medizini-
meln. Später leitete sie ein Sales Team,                                                         schen Fachpersonen, die Koordination
bevor sie in den Bereich «Corporate Af-       Deutsch statt Englisch                             des Rettungswesens und die Betreuung
fairs» wechselte.                             Was unterscheidet das kantonale Amt                der Sanitätsnotrufzentrale 144. Die
Die verschiedenen Funktionen und              vom international tätigen Unterneh-                Amtsleiterin koordiniert die integrierte
Sprachen, die stetige Veränderung der         men? «Bei Pfizer haben wir mehrheit-               Versorgung, berät den Chef des Depar-
Marktgegebenheiten und die Beteili-           lich Englisch gesprochen», antwortet               tementes für Finanzen und Soziales
gung an strategischen Prozessen lies­         Karin Frischknecht. Was man dort                   und vertritt das Amt nach aussen.
Porträt   /19
Corona prägte den Alltag
Der Arbeitsalltag des Amtes für Gesund-
heit war in den vergangenen Monaten
stark durch die Bekämpfung der aktuel-
len Corona-Pandemie bestimmt. Die All-
tagsaufgaben rückten in den Hinter-
grund. Karin Frischknecht stockte ihr
Pensum vorübergehend von 80 auf 100
Prozent auf. Sie war auch an den Wo-
chenenden erreichbar. «Eigentlich wäre
mein Arbeitsalltag auch ohne Corona
spannend genug und ausgefüllt gewe-
sen», sagt sie. Selbstkritisch merkt sie
an, dass wir auf eine Epidemie in diesem
Ausmass nicht vorbereitet waren. Dies
sei vor allem bei der Verfügbarkeit von          Zur Person
Schutzmaterialien sichtbar geworden.             Karin Frischknecht (45) ist in Frauenfeld aufgewachsen und der Region treu ge-
Die Amtschefin zeigt sich davon über-            blieben. Sie absolvierte die Wirtschafts-Matura an der Kantonsschule Frauen-
zeugt, dass der Kanton Thurgau über              feld und ein Studium in Biochemie und Molekularbiologie mit Doktorat an der
eine gute medizinische Akutversorgung            Universität Bern. Sie arbeitete während 14 Jahren beim international tätigen
                                                 Grossunternehmen Pfizer und leitet seit dem vergangenen Herbst das kantonale
                                                 Amt für Gesundheit. Sie wohnt mit ihrer Familie in Frauenfeld. An ihrem Wohnort
                                                 ist sie ausgezeichnet vernetzt und unter anderem aktives Mitglied des Sanitäts-
                                                 zuges der Feuerwehr.

                                                und gute Rehabilitationsmöglichkeiten      gel im Bereich der Pflege sowie die Im-
                                                verfügt. «Namentlich sind wir im Bereich   plementierung des Geriatrie- und De-
                                                der Spitäler mit öffentlichen und priva-   menzkonzeptes. Sie will als Amtsleiterin
                                                ten Anbietern sehr gut aufgestellt», be-   Akzente setzen. Es gelte, die Eigenver-
                                                tont sie. Die Grösse des Kantons und die   antwortung und das Kostenbewusstsein
                                                damit verbundenen kurzen Wege erlau-       der Bevölkerung sowie aller gesund-
                                                ben ihrer Ansicht nach einen guten Aus-    heitspolitischen Akteure zu stärken.
                                                tausch. Die integrierte Versorgung könne
                                                durch das Zusammenspiel aller Akteure      Im Sanitätszug der Feuerwehr
                                                im Gesundheitswesen weiter gefordert       Wie erlebt Karin Frischknecht den
                                                und gefördert werden. Als aktuelle Her-    Thurgau privat? Sie schätzt die Grösse
                                                ausforderungen nennt sie nebst der Be-     des Wohnortes Frauenfeld und dessen
Die Bekämpfung der Corona-Pandemie              kämpfung der Covid-Pandemie den            Lage im Grünen. Wichtig für die Verein-
­bestimmte den Arbeitsalltag.                   Hausärztemangel, den Fachkräfteman-        barkeit von Familie und Beruf sei die
                                                                                           Frauenfelder Tagesschulstruktur. Wäh-
                                                                                           rend der Schulschliessung kümmerte
                                                                                           sich ihr Mann um die Kinder. Sie ist
                                                                                           nicht nur Mitglied des Samaritervereins
                                                                                           Frauenfeld und damit an verschiedenen
                                                                                           Veranstaltungen im Sanitätsdienst an-
                                                                                           zutreffen, sondern auch aktives Mit-
                                                                                           glied des Sanitätszuges der Feuerwehr
                                                                                           Frauenfeld. Sie weiss deshalb, dass es
                                                                                           bei jedem Ereignis eine Chaos-Phase
                                                                                           gibt. Als Obfrau der Schamauchen
                                                                                           Langdorf zählt die Bechtelisnacht zu
                                                                                           ihren Pflichtterminen. Sie gehört weiter
                                                                                           dem Altpfadfinderverein Frauenfeld an.
                                                                                           Nicht mehr zur Arbeit nach Zürich pen-
                                                                                           deln zu müssen und die geringere Rei-
                                                                                           setätigkeit bedeuten für sie zusätzliche
Zusammenarbeit mit dem Zivilschutz zur Bewältigung der Corona-Krise.                       Familienzeit und Lebensqualität.
Recht   /20

Das Coronavirus in der anwaltlichen
arbeitsrechtlichen Beratung
Das Coronavirus hat nicht nur die Wirtschaft plötzlich und hart getroffen, sondern auch wir­
Anwälte stehen vor nie dagewesenen Herausforderungen, Problemen und Fragestellungen,
zu welchen es noch kaum gefestigte Lehrmeinungen oder gerichtliche Entscheidungen gibt.
Stand 13. August 2020

Von Kathrin Moosmann, Rechtsanwältin

Während des Höhepunkts der Epidemie
gab es nahezu täglich neue Weisungen
des Bundesrates sowie Änderungen der
COVID-19-Verordnungen. Oft gelangten
Arbeitgeber mit der Anfrage an uns, wie
mit den Arbeitnehmern im Zusammen-
hang mit dem Coronavirus umzugehen
ist. Im Weiteren möchten wir einige
Fallbeipiele aufzeigen.

Kurzarbeitsentschädigung (KAE)
Vor allem zu Beginn des Lockdowns
­hatten wir sehr viele Anfragen betref-
 fend KAE. Die erhöhte Nachfrage war
 auch darauf zurückzuführen, dass eine       er von Kurzarbeit von drei Monaten. Be-    Risikogruppen
 rechtsverbindliche telefonische Aus-        willigungen, die zu Beginn des Monats      Die gesamte Zeit hindurch wurden viele
 kunft vom SECO respektive AWA               älter als drei Monate waren, verlieren     Fragen rund um die Risikogruppen,
 ­schwierig zu erhalten war. In der Zwi-     damit ihre Gültigkeit. Sollten Unterneh-   sprich die besonders gefährdeten
  schenzeit hat sich hier sehr viel getan.   men noch immer auf Kurzarbeit ange-        Personen, gestellt. Viele Arbeitgeber
                                                                                        ­
  Aktuell hat der Bundesrat am 12. August    wiesen sein, so müssen sie eine neue       mussten von einem auf den anderen Tag
  2020 beschlossen, dass ab dem 1. Sep-      Voranmeldung stellen. Dabei gelten bis     Möglichkeiten schaffen, diese Mitarbei-
  tember 2020 die Mehrheit der ausseror-     zum Ende des Jahres noch das verein-       tenden nach Möglichkeit im Homeoffice
  dentlichen Massnahmen entfallen (wie       fachte Verfahren bei der Voranmeldung      zu beschäftigen. Für die besonders ge-
  bspw. die Ausweitung der Anspruchs-        und das summarische Verfahren bei der      fährdeten Personen fanden sich spezi-
  gruppen wie zum Beispiel Mitarbeiten-      Abrechnung. Ebenso sind entsprechen-       elle Regelungen in der COVID-19-Ver-
  de mit befristeten Arbeitsverhältnissen,   de COVID-19-Formulare zu verwenden.        ordnung 2. Diese wurde zwischenzeitlich
  Temporärarbeiter sowie Arbeitnehmen-       Die maximale Bezugsdauer von KAE           durch die Covid-19- Verordnung 3 sowie
  de auf Abruf; keine Überschreitung von     wurde von 12 auf 18 Monate verlängert,     die Covid-19-Verordnung besondere
  85% Ausfall länger als vier Monate;        und es gilt eine eintägige Karenzfrist.    Lage ersetzt. In den neuen Verordnun-
  zusätz­liche finanzielle Entlastung der    Diese Änderungen gelten vorerst bis        gen finden die besonders gefährdeten
  Unternehmen) und eine Rückkehr zum         zum 31. Dezember 2021, maximal aber        Personen keine explizite Erwähnung
  ursprünglichen System der Kurzar-          bis am 31. Dezember 2022, sollte das       mehr. Es bleibt lediglich bei der allge-
  beitsentschädigung erfolgt. Es gilt nun    Parlament den Entwurf des COVID-19-        meinen Fürsorgepflicht des Arbeitge-
  wieder eine maximale Bewilligungsdau-      Gesetzes verabschieden.                    bers für alle Mitarbeitenden. Der Arbeit-
Recht   /21
geber muss auch gemäss den neuen                                                         Wissens noch keine Gerichtsentschei-
Verordnungen gewährleisten, dass die                                                     de, an denen man sich orientieren
Empfehlungen des BAG betreffend Hy-                                                      könnte. Unserer Ansicht nach gelten die
giene und Abstand eingehalten werden                                                     Sperrfristen für Risikogruppen nicht,
können. Kann der Mindestabstand nicht                                                    da die Fälle nicht vergleichbar sind mit
eingehalten werden, so müssen andere                                                     Krankheit, Unfall, Militär und Schwan-
Massnahmen getroffen werden, wie                                                         gerschaft. Demnach sind Kündigungen
Homeoffice, Masken, Trennung der Mit-                                                    von Risikopatienten unserer Meinung
arbeitenden respektive Einführung ei-                                                    nach wirksam. Dennoch ist Vorsicht ge-
nes Schichtbetriebes oder ähnliches.                                                     boten. So besteht das Risiko, dass eine
Anfang August 2020 wurden neu auch                                                       Missbräuchlichkeit der Kündigung gel-
Schwangere zu den besonders gefähr-                                                      tend gemacht wird, wenn Mitarbeiten-
deten Personen hinzugezählt. Dies be-                                                    de behaupten, ihnen sei wegen der Zu-
deutet für Arbeitgeber, dass sie nun                                                     gehörigkeit zu einer Risikogruppe
auch für diese Mitarbeiterinnen allen-                                                   gekündigt worden. Bei Bejahung einer
falls ihre Schutzkonzepte überprüfen                                                     Missbräuchlichkeit könnte eine Ent-
müssen.                                                                                  schädigung bis zu sechs Monatslöhnen
                                                                                         gefordert werden.
Quarantäne                                                                               Ebenso erhielten wir Anfragen betref-
Die Angst vor einer Quarantäne war ge-     Rechtsanwältin Kathrin Moosmann ist bei der   fend fristlose Kündigungen. Bei fristlo-
rade im Rahmen der Sommerferien ein        Muri Rechtsanwälte AG in Weinfelden tätig.    sen Kündigungen ist generell doppelte
grosses Thema und ist es noch. Das                                                       Vorsicht geboten. Gerade bei kurzen
BAG aktualisiert in der Regel im Zwei-      Unabhängig von der Quarantäne kam            Kündigungsfristen empfiehlt es sich
wochenrhythmus die Liste der Staaten        die Frage auf, wie zu verfahren ist, wenn    oftmals in nicht eindeutigen Fällen aus
und Gebiete mit erhöhtem Anste-             Mitarbeitende nicht aus den Ferien zu-       wirtschaftlichen      Gesichtspunkten,
ckungsrisiko. Wer sich dennoch in ein       rück an den Arbeitsplatz gelangen, zum       eher eine ordentliche Kündigung auszu-
Gebiet begibt, das bereits auf dieser       Beispiel wegen Grenzschliessungen            sprechen und den Mitarbeitenden al-
Liste erwähnt ist, muss sich nach Rück-     oder weil Flüge abgesagt wurden. Hier        lenfalls bis zum Ende der Kündigungs-
kehr in die Schweiz für 10 Tage in Qua-     gelten die allgemeinen Grundsätze,           frist freizustellen. Verweigert ein
rantäne begeben. Während dieser Zeit        dass es in der Risikosphäre des Arbeit-      Mitarbeitender die Arbeitsleistung, weil
haben Mitarbeitende in der Regel kei-       nehmers liegt, pünktlich seine Arbeit        er (unbegründet) Angst vor einer Anste-
nen Anspruch auf Lohn von ihrem Ar-         anzutreten. Ist er an der Arbeitsleistung    ckung im Betrieb hat, so besteht unter
beitgeber oder eine Entschädigung           objektiv verhindert, so hat er für diese     Umständen die Möglichkeit, nach vor-
nach der COVID-19-Verordnung Er-            Zeit keinen Anspruch auf Lohn vom            heriger Abmahnung auch fristlos zu
werbsausfall. Es bestünde lediglich        ­Arbeitgeber.                                 kündigen.
dann ein Anspruch auf Lohn vom Ar-
beitgeber, wenn eine Beschäftigung im      Kündigungen                                   Muri Rechtsanwälte AG
Homeoffice möglich wäre oder der Ar-       Aufgrund der schwierigen wirtschaftli-        Schmidstrasse 9
beitgeber die Reise veranlasst hat.        chen Verhältnisse kamen dann auch             8570 Weinfelden
Es gibt noch weitere Ausnahmen, wobei      Fragen nach Kündigungen auf. Oftmals          www.muri-anwaelte.ch
diese oft anhand des konkreten Einzel-     ging es um die Frage, ob auch während         Tel. +41 (0) 71 622 00 22
falls analysiert werden müssen. Bege-      laufender Kurzarbeit gekündigt werden
ben sich Mitarbeitende freiwillig in       kann. Dies ist möglich. Allerdings er-
Quarantäne, weil sie zum Beispiel von      lischt der Anspruch auf KAE mit Beginn          RECHTSAUSKÜNFTE
der SwissCovid App benachrichtigt          der Kündigungsfrist. Noch nicht ab-             Die IHK Thurgau bietet ihren Mit-
wurden oder im Umfeld einen Erkrank-       schliessend geklärt ist die Frage, ob           gliedern unentgeltliche Rechtsaus-
ten hatten, so besteht in der Regel kein   Mitarbeitende die Differenz zwischen            künfte an. Sie arbeitet mit der
Anspruch auf Lohn. Sollte hingegen         der KAE und dem normalen Lohn gel-              Kanzlei Muri Rechtsanwälte AG in
eine ärztlich oder behördlich angeord-     tend machen können, wenn sie trotz              Weinfelden zusammen.
nete Quarantäne vorliegen, so besteht      Zustimmung zur Kurzarbeit gekündigt             Anfragen sind zu richten an Muri
die Möglichkeit, eine Entschädigung        werden.                                         Rechtsanwälte AG, Weinfelden
nach der COVID-19-Verordnung Er-           Zudem erhielten wir Anfragen, ob Kün-           (www.muri-anwaelte.ch,
werbsausfall bei der zuständigen           digungen von Mitarbeitenden, die zu ei-         info@muri-anwaelte.ch
AHV-Ausgleichskasse zu fordern. Zahlt      ner Risikogruppe gehören, möglich               oder Telefon 071 622 00 22).
der Arbeitgeber den Lohn weiter, so        sind. Die Frage, ob Sperrfristen auch für       Mitglieder der IHK erhalten dort
kann dieser die Entschädigung bean-        Risikopatienten gelten, wird von nam-           eine Erstbeurteilung ihrer rechtli-
tragen, ansonsten müssen sich die Mit-     haften Juristen unterschiedlich beant-          chen Fragen.
arbeitenden selbst darum bemühen.          wortet. Auch gibt es hierzu unseres
Sie können auch lesen