Vitamin B12 - Dr. Jakobs Consulting
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Vitamin B12 Was ist Vitamin B12? Das Besondere an Vitamin B12 ist, dass es als einziges wasserlösliches Vitamin im menschlichen Körper gespeichert wird. Zudem enthält es als einziger Naturstoff das Element Cobalt. Dieses Spurenelement ist das zentrale Atom im komplexen Vitamin-B12-Molekül. Generell werden verschiedene Verbindungen unter dem Begriff Vitamin B12 zusammengefasst, die wissenschaftlich auch als Cobalamine bezeichnet werden. Der Mikronährstoff Vitamin B12 übernimmt wichtige Funktionen insbesondere für das Nervensystem und die Blutbildung. (EFSA 2010, Biesalski et al. 2002) Welche Formen von Vitamin B12 gibt es? In natürlichen Lebensmitteln finden sich hauptsächlich die drei folgenden Formen von Vitamin B12: Adenosylcobalamin, Methylcobalamin und Hydroxocobalamin – andere Formen des Vitalstoffs wie Cyanocobalamin sind nur selten oder in sehr geringen Mengen in Nahrungsmitteln enthalten. Adenosylcobalamin und Methylcobalamin sind die bioaktiven Formen von Vitamin B12, d.h. der menschliche Körper kann sie für Stoffwechselreaktionen nutzen. (EFSA 2010; Hahn et al. 2006) Beide Formen lassen sich im Organismus ineinander umwandeln. Die biologisch inaktiven Formen sind Cyano- und Hydroxylcobalamin. Für den Einsatz in Nahrungsergänzungsmitteln sind in Deutschland und anderen EU-Ländern zum jetzigen Zeitpunkt alle vier genannten Verbindungen zugelassen. (Verordnung (EG) Nr. 1170/2009 der EU-Kommission). In Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln wie „Functional Food“ wird hauptsächlich Cyanocobalamin verwendet. In unverarbeiteten Lebensmitteln hingegen dominieren Hydroxy-, Methyl- und Adenosylcobalamin. (EFSA 2006) Cyanocobalamin – etabliert und sicher? Das synthetische Cyanocobalamin ist nach wie vor die am meisten verwendete Vitamin-B12-Form, die in oralen Vitamin-B12- und bei Injektionspräparaten eingesetzt wird. (Higdon/Drake 2012) Die Vorteile von Cyanocobalamin sind die sehr stabile chemische Form des Vitamin B12, die Lichtunempfindlichkeit und die kostengünstige Produktion. Zudem ist sie durch die jahrelange Anwendung bei verschiedenen Krankheitsbildern sehr gut erforscht. Nach der Aufnahme muss Cyanocobalamin in mehreren Schritten in Adenosylcobalamin oder Methylcobalamin umgewandelt werden, damit Vitamin B12 seine Funktionen erfüllen kann. (Hardlei et al. 2010) In den Körperzellen werden die Liganden (Atome bzw. Moleküle, durch die sich die einzelnen Vitamin B12-Verbindungen unterscheiden) des Vitamin-B12 abgespalten. So auch die Cyanid-Gruppe des Cyanocobalamins. (Pietrzik et al. 2008) In letzter Zeit ist Cyanocobalamin häufig kritisiert worden, wofür hauptsächlich seine angebliche Giftigkeit verantwortlich ist. Die erwähnte abgespaltene Cyanid-Gruppe ist Bestandteil der sehr giftigen Blausäure (HCN), die auch in Bittermandeln, Leinsamen und Süßkartoffeln vorkommt. Bereits 1–2 mg Blausäure pro kg Körpermasse können tödlich wirken. Bei einem erwachsenen Mann mit einem Körpergewicht von 70 kg liegt die tödliche Dosis somit bei 70 bis 140 mg. Gemäß der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liegt aber die durchschnittliche tägliche Aufnahmemenge von Blausäure bei 95 μg pro Person.1 (EFSA 2004) Die tatsächliche Aufnahmemenge 1 Basiert auf den Daten einer norwegischen Ernährungsstudie mittels Fragebogen. Dieser Wert kann in anderen EU-Ländern abweichen.
liegt also weit unter dem toxischen Bereich. Zudem kann ein gesunder Körper Cyanid effektiv entgiften bzw. ausscheiden, indem z.B. das abgespaltene Cyanid vom körpereigenen Enzym Rhodanase zu Thiocyanat umgewandelt wird. (Reichl 2002; Aussignargues et al. 2012) Zu beachten ist, dass bei einigen Stoffwechselstörungen und Erbkrankheiten die Verwertung, insbesondere die Umwandlung von Cyanocobalamin in die aktiven Formen von Vitamin B12 gestört sein kann. Die Folge ist, dass das zugeführte Vitamin B12 nicht wirken kann. Ein Beispiel für eine derartige seltene Störung des Vitamin-B12-Stoffwechsels ist der Cobalamin-C-Defekt, auch Methylmalonazidämie mit Homozystinurie genannt. Bei dieser Erkrankung kann das Cyanid in den Zellen nicht vom anderen Teil des Cyanocobalamin-Moleküls abgespalten werden. In solch einem Fall empfiehlt sich die Gabe von Hydroxylcobalamin als Alternative zu Cyanocobalamin. (Preedy 2012; Herrmann/Obeid 2011; Martinelli et al. 2011; Andersson/Shapira 1998) Auch bei chronischen Nierenerkrankungen oder der Leberschen Optikusatrophie empfehlen manche Wissenschaftler, anstatt Cyanocobalamin sicherheitshalber andere Vitamin-B12-Formen einzusetzen. (Preedy 2012) Ansonsten ist Cyanocobalamin aufgrund seiner bisher erwiesenen Wirksamkeit, Sicherheit und den eingangs erwähnten Vorteilen bei einem Vitamin-B12-Mangel zu bevorzugen. (Eussen, et al. 2005; Kuzminski et al. 1998; Herrmann/Obeid 2011; Pertrzik et al. 2007) Hydroxocobalamin – Zwischenspeicher von Vitamin B12 Hydroxocobalamin (auch Hydroxylcobalamin) muss ebenso wie Cyanocobalamin nach der Aufnahme in eine aktive Form des Vitamin B12, also in Methylcobalamin oder Adenosylcobalamin, umgewandelt werden, bevor es im Körper verwertet werden kann. Im Stoffwechsel agiert es häufig als Zwischen- und Speicherform von Vitamin B12, da es lange im Blut zirkuliert. Zu therapeutischen Zwecken wurden bisher hauptsächlich Cyanocobalamin und Hydroxocobalamin in Vitamin-B12- Präparaten, sowohl oral als auch als Injektion, eingesetzt. Untersuchungen deuten darauf hin, dass bei Injektionen Hydroxocobalamin besser wirkt als Cyanocobalamin. Grund dafür könnte die längere Halbwertszeit im Körper sein. Patienten müssten daher seltener injizieren als bei Cyanocobalamin. (Pertrzik et al. 2007) Als ein weiterer Vorteil von Hydroxocobalamin gegenüber Cyanocobalamin kann der Wegfall der Zufuhr von Cyanid gesehen werden. Adenosylcobalamin – der noch unbekannte Newcomer Adenosylcobalamin (auch 5’-Desoxyadenosylcobalamin oder Adenosyl-B12) ist neben Methylcobalamin die natürliche und aktive Form des Vitamin B12 und entfaltet seine Wirkung in den Mitochondrien, den Energiekraftwerken der menschlichen Körperzellen. So beteiligt es sich als wichtiger Baustein der Methylmalonyl-CoA-Mutase an der Umwandlung von Methylmalonyl-CoA zu Succinyl-CoA. Letztere Substanz ist ein wichtiger Bestandteil des Citratzyklus, der auch als „zentrale Drehscheibe“ des Stoffwechsels beschrieben werden kann. Dieser dient der Erzeugung von Energie. Zudem ist Adenosylcobalamin für den katabolen Stoffwechsel der verzweigtkettigen Aminosäuren Valin und Isoleucin und den Abbau ungeradzahliger Fettsäuren wichtig. (Wolter et al. 2005) Eine Unterversorgung an Adenosylcobalamin kann zu einer gestörten Energieproduktion und folglich zu Muskelschwäche, Müdigkeit und Erschöpfung führen. Zudem kann der Stoffwechsel von Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten durch einen Mangel beeinträchtigt werden. Seit geraumer Zeit wird neben den etablierten Vitamin-B12-Formen Cyano- und Hydroxycobalamin auch Adenosylcobalamin in B12-Präparaten eingesetzt. Dies erfolgt meist in der Form der Dibencozide. Jedoch sind die Produkte oft etwas teurer, da die Produktionskosten von Adenosylcobalamin höher sind.
Hinweise auf gesundheitsfördernde Effekte von Methylcobalamin Methylcobalamin (auch Methyl-B12) wirkt im Zellplasma und spielt zusammen mit Folsäure eine wichtige Rolle bei der Blutbildung und Hirnentwicklung während des Kindesalters. (Thakkar/Billa 2015) Die Verbindung ist eng mit dem Folatstoffwechsel verknüpft, da sie als Cofaktor der Methinoninsynthase Homocystein zu Methionin remethyliert, also eine Methylgruppe auf Homocystein überträgt. (Hahn et al. 2006) In einer Untersuchung an Ratten konnte gezeigt werden, dass Methylcobalamin eine vergleichbare Bioverfügbarkeit wie Cyanocobalamin hat, also vom Körper ähnlich schnell und in ähnlicher Menge aufgenommen wird, jedoch länger in den Körperspeichern von Vitamin B12 (wie etwa der Leber) verbleibt. (Okuda et al. 1973) Weitere Tierstudien liefern Hinweise für die gesundheitlichen Effekte von Methylcobalamin. So konnte die Gabe von Methylcobalamin das Überleben von Mäusen mit Leukämie signifikant verlängern. Auch Adenosylcobalamin hatte diese Wirkung, wohingegen Cyanocobalamin diesbezüglich wirkungslos blieb. (Tsao/Myashita 1993) In einer anderen Untersuchung an Ratten erhöhte die Zufuhr von Folsäure zusammen mit Adenosylcobalamin und Methylcobalamin das Geburtsgewicht stärker als Folsäure kombiniert mit der alleinigen Gabe der einzelnen Vitamin B12-Formen Adenosylcobalamin, Methylcobalamin, Hydroxocobalamin oder Cyanocobalamin. (Shah et al. 2017) Forscher vermuten, dass Methylcobalamin auch für das Schlafen eine Rolle spielt. Bei Ratten konnte die Injektion von Methylcobalamin die Synthese des Schlafhormons Melatonin verstärken. (Ikeda et al. 1998) Im Gegensatz zu Cobalamin ist Methylcobalamin nicht besonders stabil und lichtempfindlich. Analog zu Adenosylcobalamin finden sich zunehmend Vitamin-B12-Präparate mit Methylcobalamin auf dem Markt. Fazit Alle der vier genannten Formen von Vitamin-B12 können im Körper in die beiden aktiven Coenzyme umgewandelt werden. (Obeid et al. 2015) Letztendlich ist es wichtig, dass ein bestehender Vitamin- B12-Mangel behoben wird. Dafür eignen sich grundsätzlich alle der vier Formen des Vitalstoffs. Mittlerweile mehren sich aber die Hinweise, dass statt einer einzelnen Verbindung besser eine Kombination der einzelnen Vitamin-B12-Formen eingenommen werden soll. (Thakkar/Billa 2015; Shah et al. 2017) Vitamin B12 im menschlichen Organismus Aufnahme und Verstoffwechselung von Vitamin B12 In der Nahrung liegt Vitamin B12 entweder in freier Form oder gebunden an Eiweißen vor. Nach oraler Aufnahme und verschiedenen Stoffwechselschritten wird es im menschlichen Magen an den sogenannten Intrinsic Factor, ein spezielles Eiweiß mit Zuckerketten, gebunden. Es entsteht ein Vitamin-B12-Intrinsic-Factor-Komplex. Diese stabile Verbindung gelangt in den Krummdarm (letzter Abschnitt des Dünndarms) und wird dort aufgenommen. Auf diese Weise werden ca. 1,5 bis 2 µg Vitamin B12 pro Mahlzeit resorbiert. Der Mikronährstoff kann aber auch ohne die Bindung an den Intrinsic Factor aufgenommen werden. Dies geschieht durch passive Diffusion, ein energieloser Transportprozess durch die Darmzellen. Dieser Mechanismus ist besonders bei der Zufuhr von hohen Vitamin-B12-Dosen wichtig. Beispielsweise werden von 1 mg Vitamin B12 nur etwa ein Siebentel aktiv über den Intrinsic Factor und der Rest via passiver Diffusion aufgenommen. Mit steigender Vitamin-B12-Dosierung nimmt der Wert für die Aufnahmemenge durch den passiven Transport weiter zu und beträgt bei 100 mg Vitamin B12 99,8 %.
Bei ausreichender Versorgung beläuft sich der Gesamtbestand an Vitamin B12 auf 2 bis 5 mg. Abhängig von individuellen Faktoren kann es 10 bis 15 Jahre dauern, bis die körpereigenen Reserven verbraucht sind. Dagegen kann sich bei Menschen, die keinen Intrinsic Factor produzieren, bereits nach drei bis fünf Jahren ein Vitamin-B12-Mangel ausbilden. Grund: Das durch die Nahrung zugeführte Vitamin B12 kann nicht aufgenommen werden. Zudem ist die Rückgewinnung des Mikronährstoffs durch den Darm-Leber-Kreislauf nicht möglich. Zwei Drittel des Vitamin-B12- Speichers befinden sich in der Leber, wo auch die Umwandlung zu den aktiven Formen Methylcobalamin und Adenosylcobalamin stattfindet. Das restliche Drittel wird in die Muskulatur eingelagert. Von der Leber wird Vitamin B12 in relativ großen Mengen mit der Gallenflüssigkeit ausgeschieden, wobei ein großer Teil wieder zurückgewonnen wird. Somit geht dem Körper unter normalen Umständen nur eine geringe Menge des Vitalstoffs verloren. (Biesalski et al. 2004, Biesalski et al. 2002) Welche Lebensmittel sind reich an Vitamin B12? Vitamin B12 muss mit der Nahrung zugeführt werden, da der Körper es nicht selbst herstellen kann. Beachtenswerte Mengen des Vitamins kommen ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor. Vor allem in Leber, bestimmten Fischsorten und Rindfleisch ist reichlich von dem Mikronährstoff vorhanden. Vitamin B12 wird durch Bakterien gebildet, daher kann es prinzipiell auch in Pflanzen vorkommen – meist aber nur in Spuren. Vergorene Nahrungsmittel wie Sauerkraut oder bestimmte Hülsenfrüchte können den Mikronährstoff enthalten, jedoch leisten diese Lebensmittel nur einen geringen bis unzureichenden Beitrag zur Bedarfsdeckung. In Bierhefe kommen hauptsächlich nur inaktive Vorstufen von Vitamin B12 vor. (Hahn et al. 2006; Biesalski et al. 2002, Biesalski et al. 2004) Vitamin B12-Gehalt ausgewählter Lebensmittel: Tierische Lebensmittel Vitamin B12-Gehalt in µg/100g Rinderleber 65,0 Kalbsleber 60,0 Schweineleber 39,0 Putenleber 30,0 Hering 8,0 Rindfleisch, mager 5,0 Lachs 3,0 Kalbfleisch 2,0 Goudakäse 1,9 Hühnerei 1,8 Schweinefleisch, mager 1,0 Quark 0,9 Joghurt 0,5 Kuhmilch, 3,5 % Fett 0,4 Hühnerfleisch 0,4 Hinweis: Werte können schwanken. Quelle: Biesalski et al. 2002
Wieviel Vitamin B12 wird aufgenommen und welche Faktoren beeinflussen die Aufnahme? Bei einer gemischten Kost können die Aufnahmeverluste von Vitamin B12 bis zu 50 % betragen. Das heißt, dass bei einer derartigen Ernährungsweise ungefähr die Hälfte an Vitamin B12 aus der Nahrung aufgenommen wird. (Biesalski et al. 2002) Es existieren einige Untersuchungen, welche die Verwertbarkeit von Vitamin B12 aus Lebensmitteln bestimmt haben. So beträgt die durchschnittliche Bioverfügbarkeit von Hammelfleisch etwa 50 bis 80 %, die von Leberpastete ungefähr 1 bis 10 % (enthält hohe Mengen an Vitamin B12!), die von Hühnerfleisch ca. 60 %, die von Fisch 30 bis 40 % und die von Hühnereiern 3 bis 10 %. (O‘Leary/Samman 2010) Um die Bioverfügbarkeit von Vitamin B12 aus weiteren Lebensmitteln zu charakterisieren, sind zukünftig zusätzliche Studien notwendig. (EFSA 2015) Wieviel Vitamin B12 braucht man täglich und wie gut ist die Versorgung? Tagesbedarf an Vitamin B12 Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat alters- und geschlechtsabhängige Empfehlungen für die tägliche Zufuhrmenge von Vitamin B12 festgelegt. (DGE 2016) Aus bisherigen Untersuchungen weiß man, dass bereits 1 µg ausreichend ist, um den Minimalbedarf an dem Vitalstoff zu decken. Die DGE empfiehlt für erwachsene Frauen und Männer unter Berücksichtigung von Aufnahmeverlusten 3 µg Vitamin B12 pro Tag. Eine durchschnittliche Kost hierzulande enthält in der Regel mehr als diese Menge. (Hahn et al. 2006) Allerdings handelt es sich bei den Zufuhrempfehlungen um Schätzwerte, da der exakte individuelle Bedarf an Vitamin B12 nicht bekannt ist. Diese resultiert daraus, dass die Größe der körpereigenen Vitamin-B12-Reserven und auch der Zeitraum bis zur Entwicklung von Mangelsymptomen individuell variieren. (Biesalski et al. 2004) Zu beachten ist zudem, dass die Referenzmenge für die tägliche Zufuhr von Vitamin B12 in der Nährwerttabelle auf Lebensmittelverpackungen zum jetzigen Zeitpunkt mit 2,5 µg angegeben wird. Dieser Wert liegt also niedriger als die Empfehlung der DGE und somit ist nicht gewährleistet, dass ein entsprechendes Produkt mit dieser Angabe auch 100 % des Tagesbedarfs an Vitamin B12 gemäß den Vorgaben der DGE deckt. (Verordnung (EU) Nr. 1169/2011) Empfohlene Zufuhr für Vitamin B12 Säuglinge ● 0 bis unter 4 Monate: 0,4 µg ● 4 bis unter 12 Monate: 0,8 µg Kinder ● 1 bis unter 4 Jahre: 1,0 µg ● 4 bis unter 7 Jahre: 1,5 µg ● 7 bis unter 10 Jahre: 1,8 µg ● 10 bis unter 13 Jahre: 2,0 µg ● 13 bis unter 15 Jahre: 3,0 µg
Jugendliche und Erwachsene Frauen und Männer im Alter von: ● 15 bis unter 19 Jahre: 3,0 µg ● 19 bis unter 25 Jahre: 3,0 µg ● 25 bis unter 51 Jahre: 3,0 µg ● 51 bis unter 65 Jahre: 3,0 µg ● 65 Jahre und älter: 3,0 µg Schwangere und Stillende ● Schwangere Monat: 3,5 µg ● Stillende: 4,0 µg Die Zufuhrempfehlungen für Vitamin B12 anderer europäischer Ernährungsfachgesellschaften/ Behörden weichen etwas von denen der DGE ab. (EFSA 2015) Dies basiert darauf, dass andere Daten und Studien als Grundlage für die Ableitung von Empfehlungen herangezogen wurden. Beispielsweise liegt der empfohlene Vitamin-B12-Tagesbedarf für Erwachsene in den Niederlanden bei 2,8 µg, in Frankreich bei 2,4 µg, in England bei 1,5 µg und in den nordeuropäischen Ländern wie Finnland, Schweden und Dänemark bei. 2,0 µg. (EFSA 2015) Versorgungssituation mit Vitamin B12 in Deutschland Die meisten Menschen in Deutschland sind gut mit Vitamin B12 versorgt. Die durchschnittliche Zufuhr liegt oft über den Empfehlungen. Männer nehmen im Durchschnitt täglich 5,8 µg des Stoffs zu sich, hauptsächlich durch Fleisch/-erzeugnisse, Wurstwaren sowie Milch/-erzeugnisse und Käse. Bei Frauen sind es 4,0 µg pro Tag. Interessanterweise sind die wichtigsten Vitamin-B12-Lieferanten für Frauen Käse, Milch/-erzeugnisse, Wurstwaren sowie Fleisch/-erzeugnisse – also genau in umgekehrter Reihenfolge zu Männern. Fast ein Zehntel der Männer und ein Viertel der Frauen2 erreichen die empfohlene tägliche Zufuhrmenge nicht. Bei jüngeren Frauen im Alter von 19 bis 24 Jahren ist diese Unterversorgung etwas stärker ausgeprägt, etwa ein Drittel kann den Tagesbedarf nicht decken. (Max-Rubner-Institut 2008) Wer hat einen erhöhten Bedarf an Vitamin B12? Schwangere und Stillende Schwangere und Stillende haben einen leicht erhöhten Bedarf an Vitamin B12. Die empfohlene Mehrzufuhr bei Schwangeren soll der Auffüllung der Speicher und der Erhaltung der Nährstoffdichte von Vitamin B12 dienen – eine Art Sicherheitsmaßnahme für die Mutter. Stillende Frauen benötigen zusätzlich zu ihrem Bedarf ca. 0,13 µg Vitamin B12 pro 100 g sezernierter Milch. In Tierversuchen wurde gezeigt, dass ein schwerwiegender Vitamin-B12-Mangel ein Grund für Unfruchtbarkeit sein kann oder Fehlbildungen beim Fötus/Neugeborenen auslösen kann. (Briggs et al. 2005, Mayer 2009) 2 Bezogen auf die jeweilige Altersgruppe wie z.B. 14-18-Jährige, 19-24-Jährige, 25-35-Jährige etc.
Ältere Menschen Bei Senioren wird häufiger als bei anderen Altersgruppen ein, meist milder, Vitamin-B12-Mangel beobachtet. Die Ursachen dafür können eine weniger gesunde Ernährung sein und/oder, dass sie weniger Magensäure – und somit auch weniger Intrinsic Factor – produzieren. Letzterer ist sehr wichtig für die Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm. (University of Maryland Medical Center 2015) Leiden Veganer an einem Vitamin-B12-Mangel? Nach der Ansicht vieler Fachleute können Menschen mit einer veganen Ernährungsweise ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel haben. Jedoch sind klinische Symptome auch bei dieser Gruppe eher selten zu beobachten, da die körpereigenen Reserven die für den Stoffwechsel erforderlichen Mengen an Vitamin B12 über eine lange Zeit bereitstellen. Leichte Mangelerscheinungen sind frühestens nach 5 bis 10 Jahren Vitamin-B12-freier Ernährung zu erwarten. Vorsicht ist jedoch bei Kindern von veganen Müttern geboten: Falls die mütterlichen Speicher stark entleert sind, kann der Gehalt an Vitamin-B12 in der Muttermilch zu gering sein, um eine altersgerechte Bedarfsdeckung zu gewährleisten. (Biesalski et al. 2004, Biesalski et al. 2002) Gesundheitliche Wirkungen von Vitamin B12 Welche Funktionen übernimmt Vitamin B12 im menschlichen Körper? Die aktiven Formen des Vitamin B12, Methylcobalamin und Adenosylcobalamin, sind an wichtigen Stoffwechselreaktionen in unserem Körper beteiligt. Zum Beispiel ist Vitamin B12 notwendig, um genügend Folsäure bereitzustellen – eine Substanz, die beispielsweise für die Bildung der Erbsubstanz (DNA) benötigt wird. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat zahlreiche Wirkungen von Vitamin B12 beim Menschen geprüft und wissenschaftlich bestätigt (EFSA 2009/EFSA 2010): ● Vitamin B12 trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei ● Vitamin B12 trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei ● Vitamin B12 trägt zur normalen psychischen Funktion bei ● Vitamin B12 trägt zu einem normalen Homocystein-Stoffwechsel bei ● Vitamin B12 trägt zur normalen Bildung roter Blutkörperchen bei ● Vitamin B12 trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei ● Vitamin B12 trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei ● Vitamin B12 hat eine Funktion bei der Zellteilung Zudem werden in wissenschaftlichen Studien weitere mögliche Gesundheitswirkungen von Vitamin B12 untersucht. Dazu zählen: ● Vitamin B12 und Depressionen ● Vitamin B12 bei Krebserkrankungen ● Vitamin B12 und Knochenbrüche
Genug Energie dank Vitamin B12 Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 unterstützt die zelluläre Energiegewinnung. Zum Beispiel wird die aktive Vitamin-B12-Form Adenosylcobalamin für bestimmte Reaktionen im Citratzyklus benötigt. Dieser spezialisierte Stoffwechselkreislauf ist für die Nährstoffverwertung wichtig und baut organische Moleküle zum Zwecke der Energiegewinnung ab. Vitamin B12 ermöglicht die Umwandlung von Methylmalonyl-Coenzym A (CoA) zu Succinyl-CoA. Der Citratzyklus läuft in den Mitochondrien ab, die sogenannten Kraftwerke der Zellen, welche für die Energiebereitstellung verantwortlich sind. (Stabler, 2006; EFSA 2009). Vitamin B12 sorgt für ein intaktes Nervensystem und normale psychologische Funktionen Die normale Entwicklung und Funktion des Nervensystems ist von einem guten Vitamin-B12-Status abhängig. So ist der Vitalstoff für die Bildung von Myelin notwendig. Myelin ist eine Biomembran, welche Nervenendigungen schützt/isoliert und eine Kommunikation zwischen den Nervenzellen ermöglicht. Aus klinischen Studien weiß man, dass ein Vitamin-B12-Mangel durch eine gestörte Myelinbildung zu verschiedenen neurologischen Symptomen führen kann, die insbesondere das Rückenmark, das Gehirn sowie Seh- und andere Nerven betreffen. Ein schwerer Vitamin-B12-Mangel kann zudem eine irreversible Polyneuropathie auslösen. Diese Schädigung peripherer Nerven äußert sich durch eine Störung der Körperwahrnehmung, der Geschmacks- und Geruchsempfindung, der Sehfähigkeit und durch Gedächtnisverlust und Demenz. (Allen et al., 1996; Gibney et al., 2002; Wynn and Wynn 1998; EFSA 2010). Schwangerschaftswillige und schwangere Frauen sollten auf eine ausreichende Vitamin-B12-Zufuhr achten. Bei einer Unterversorgung haben Frauen ein größeres Risiko, ein Kind mit schwerwiegenden Fehlbildungen, den so genannten Neuralohrdefekten, zu gebären. Ein solcher Defekt liegt vor, wenn die Wirbelsäule oder der knöcherne Schädel nicht vollständig geschlossen sind. Bei einem mütterlichen Vitamin-B12-Spiegel unter 200 pmol/l können das Wachstum des Kindes, die psychomotorischen Funktionen (wie Bewegungsabläufe und Konzentrationsvermögen) sowie die Gehirnentwicklung beeinträchtigt werden. (Finkelstein et al. 2015) Vitamin B12 ist wichtig für einen normalen Homocystein-Stoffwechsel Vitamin B12 ist im Stoffwechsel des Eiweißbausteins Homocystein involviert. Eine zu hohe Konzentration von Homocystein im Blut lässt das Risiko für Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) und somit auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansteigen. Neben Folsäure ist auch Vitamin B12 dafür wichtig, dass Homocystein zu Methionin umgewandelt werden kann und somit ein Anstieg des Risikomoleküls im Blut verhindert wird. (Stabler 2006). Eine Übersichtsarbeit mit 15 kontrollierten Studien mit insgesamt 71 422 Patienten zeigte, dass eine Senkung der Homocysteinwerte durch verschiedene Nährstoffe wie Vitamin B12 das Schlaganfallsrisiko im Vergleich zu Placebo (einem Scheinmedikament) verringerte. (Martí-Carvajal et al. 2017) Erhöhte Homocystein-Werte sind häufig ein Anzeichen dafür, dass ein Vitamin B12-Mangel vorliegt. Bei optimalen Stoffwechselleistungen befindet sich der Wert für Homocystein im Bereich zwischen 4 bis 10 µmol/l. Wird der Homocystein-Stoffwechsel „blockiert“ steigen die Homocystein-Werte im Blutplasma an. Als Folge dieser sogenannten Hyperhomocysteinämie können Schädigungen der Blutgefäßwände und eine erhöhte Thromboseneigung auftreten. Insbesondere für Patienten mit einer Verhärtung von Herzkranzgefäßen steigt dadurch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie
Herzinfarkt an. „Ein Zuviel“ an Homocystein kann durch den Mangel an B-Vitaminen wie Vitamin B6, Vitamin B12 oder Folsäure ausgelöst werden. (Miller 2005) (Mackey et al. 2006; Miller 2005) Vitamin B12 und Blutbildung Für die Produktion von roten Blutkörperchen braucht der Körper Vitamin B12. Fehlt dieses wichtige Vitamin, kann bei der Zellteilung nicht genügend DNA hergestellt werden. Davon sind insbesondere Zellen mit hoher Teilungsrate betroffen – wie Blutzellen, die im Knochenmark gebildet werden. Ein Vitamin-B12-Mangel senkt die Produktionsrate der roten Blutzellen mit der Folge, dass ungenügende Mengen an roten Blutkörperchen produziert werden. Es kommt zu einer Blutarmut mit weniger, aber stark vergrößerten roten Blutkörperchen (megaloblastäre Anämie). Wissenschaftler vermuten, dass viele Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen im Knochenmark zu Grunde gehen. (Stabler 2006; EFSA 2010). Vitamin B12 und das Immunsystem Für ein gesundes Immunsystem spielen Vitamin B12, Vitamin B6 und Folsäure eine wichtige Rolle. Durch die Beteiligung dieser Nährstoffe an der Bildung der Erbsubstanz (DNA) bzw. an der Synthese von Eiweißen werden gewisse Immunparameter beeinflusst. In Studien mit Vitamin-B12- unterversorgten Patienten fiel auf, dass diese ein abnormal hohes Verhältnis von CD4 zu CD8- Lymphozyten (weiße Blutkörperchen zur Abwehr von Krankheitserregern) haben. Die Bestimmung des Quotienten der T-Helferzellen zu den zytotoxischen T-Zellen hat einen hohen diagnostischen Stellenwert. Die Bestimmung dieses Quotienten kann zur Ermittlung des Immunstatus herangezogen werden und einen Hinweis für das Vorliegen bestimmter Erkrankungen wie HIV-Infektion/AIDS, Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder multiple Sklerose liefern. In Studien war bei Patienten mit einem Vitamin-B12-Mangel auch die Aktivität der natürlichen Killerzellen erniedrigt. Diese Zellen können z.B. virusinfizierte Zellen und Tumorzellen erkennen und abtöten. Durch die Zufuhr von Vitamin B12 konnten die Immunparameter wieder in den Normalbereich gebracht werden. (Tamura et al. 1999) Zudem weiß man, dass zu wenig Vitamin B12 im Körper dazu führen kann, dass nach einer Pneumokokken-Impfung weniger Antikörper gebildet werden können. Letztere sind vom Immunsystem gebildete Eiweißmoleküle zur Bekämpfung von Krankheitserregern und körperfremden Stoffen. (Wintergerst et al. 2007, EFSA 2010) Müde durch zu wenig Vitamin B12? Zu den Symptomen, die durch einen Vitamin-B12-Mangel ausgelöst werden und das Blutbild betreffen, gehören auch ein vermindertes Energielevel (insbesondere bei sportlichen Aktivitäten) und Müdigkeit. Die Ergebnisse einer vorläufigen Studie weisen darauf hin, dass Menschen mit chronischer Müdigkeit von Injektionen mit Vitamin B12 profitieren. Eine andere kleine Studie legt nahe, dass bei Personen ohne eine Vitamin-B12-Unterversorgung ein leistungssteigernder Effekt durch die Einnahme von Getränken (Shots) mit Vitamin B12 eintritt. Jedoch sind dies nur Hinweise – weitere Studien sind in diesem Forschungsbereich notwendig, um die bisherigen Beobachtungen zu überprüfen. (University of Maryland Medical Center 2015, EFSA 2010, Wiebe 1996) Eine normale Zellteilung braucht Vitamin B12 Die Regulierung einer gesunden Zellteilung ist auf Vitamin B12 als Coenzym angewiesen. So ist für die Bildung für den lebensnotwendigen Eiweißbaustein Methionin die aktive Vitamin-B12-Form
Methylcobalamin notwendig. Dabei reagiert Homocystein mit 5-Methyl-Tetrahydrofolat. Ergebnis: Methionin entsteht und die aktive Form der Folsäure Tetrahydrofolsäure wird regeneriert. Methionin ist nicht nur für den Aufbau von Eiweißen wichtig, sondern ist auch die Ausgangssubstanz für S-Adenosylmethionin (SAM). Letztere wiederum ist unter anderem für die Synthese des Erbguts (DNA) und somit für eine normale Zellteilung nötig. (Green 2005, Stabler 2006, EFSA 2009) Wissenschaftlich diskutierte Gesundheitswirkungen von Vitamin B12 Vitamin B12 und Depressionen Wissenschaftler vermuten, dass Vitamin B12 eine Rolle bei der Entwicklung und dem Krankheitsverlauf von Depression spielt. Bisher liegen interessante, aber widersprüchliche Erkenntnisse aus Untersuchungen vor. In einer Studie mit jungen Vegetariern wurde ein Zusammenhang zwischen verminderten Folsäure- und Vitamin-B12-Werten und dem Auftreten von Depression gefunden. So zeigte sich, dass die Depressionsrate bei Vegetariern mit erniedrigten Vitamin-B12-Werten höher als bei Mischköstlern war (31 % vs. 12 %). (Kapoor et al. 2017) In der sogenannten Rotterdam-Studie wurde bei 3884 älteren Personen die Relation zwischen ihrem Vitamin-B12-, Folsäure- und Homocystein-Status und depressiven Symptomen untersucht. Es zeigte sich eine Korrelation zwischen niedrigen Vitamin-B12 bzw. erhöhten Homocystein-Werten und dem Vorliegen einer Depression. Die Autoren vermuteten, dass ein Vitamin-B12-Mangel ursächlich für Depression sein könnte. (Tiemeier et al. 2002) Die Verfasser einer Übersichtsarbeit, welche den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich schwerer Depressionen und bestimmten Mirkonährstoffen analysierte, empfahlen, die kombinierte Gabe von Folsäure (800 µg) und hochdosiertem Vitamin B12 (1000 mg) zur Behandlung von Depression einzusetzen. (Coppen/ Bolander-Gouaille 2005) Im Gegensatz zu den vielversprechenden Ergebnissen der genannten Studien fand die Hordaland-Homocystein-Studie keine Korrelation zwischen verminderten Vitamin- B12-Spiegeln und Depression. Wie genau die Ernährungsweise und einzelne Mikronährstoffe wie Vitamin B12 die Entstehung und den Verlauf einer Depression beeinflussen, wird momentan von den entsprechenden Experten in diesem Forschungsfeld intensiv diskutiert. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass es durch einen Vitamin-B12-Mangel zu einer Minderproduktion von Gehirn- Botenstoffen wie Monoaminen kommt. In der Folge ist das Nervensystem mit diesen Stoffen unterversorgt. Diese Situation könnte zur Ausprägung psychischer Störungen wie Depression beitragen. (Bjelland et al. 2003) Vitamin B12 bei Krebserkrankungen Unbestritten hängt die Ernährungsweise und die Versorgung mit Vitaminen und weiteren Mikronährstoffen mit der Entstehung von verschiedenen Krebsarten zusammen. Welcher Zusammenhang zwischen Vitamin B12 und dem Krebsrisiko besteht und wie dieser genau aussieht, ist momentan wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Es gibt einige Hinweise, dass ein Vitamin-B12-Mangel das Risiko für die Entstehung bestimmter Krebsarten begünstigen kann. In einer finnischen Fallkontroll-Studie mit männlichen Rauchern wurden die Vitamin-B12-Blutwerte bestimmt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe ging ein erniedrigter Vitmamin-B12-Spiegel mit einem 5,8- fach erhöhtem Risiko einher, an Magen-Darm-Krebs zu erkranken. (Miranti et al. 2017) Andere Studien kamen zu gegensätzlichen Ergebnissen: So fand eine Kohortenstudie des dänischen Gesundheitsregisters heraus, dass Menschen mit sehr hohen Vitamin B12 Werten ein stark erhöhtes Krebsrisiko haben. Dies traf besonders für Leberkrebs und hämatologische Krebserkrankungen wie Leukämien zu. (Arendt et al. 2013) Norwegische Forscher untersuchten den Einfluss der Einnahme eines Kombinationspräparates von Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 auf das Krebsrisiko und
stellten fest, dass sich bei Patienten mit Herzkrankheiten das Risiko für Krebs (insbesondere Lungenkrebs) im Vergleich zur Placebo-Gruppe erhöhte. (Ebbing et al. 2009) Bei der Interpretation dieser Ergebnisse muss aber beachtet werden, dass Herz-Kreislauferkrankungen möglicherweise selbst einen Risikofaktor für die Entstehung von Krebs darstellen. Somit können die Resultate nicht zweifelsfrei auf die Einnahme von Vitamin B12 zurückgeführt und auf gesunde Menschen übertragen werden. (Neugut et al. 1998) Vielsprechend ist der Einsatz von Vitamin B12 bei Chemotherapie-bedingten Nebenwirkungen wie der peripheren Neuropathie. Diese Nervenstörung zeichnet sich durch sensorische Beeinträchtigungen, Schmerzen und Muskelschwäche aus und kann ein Grund für den Abbruch der Behandlung mit Krebstherapeutika sein. Da momentan die Optionen für eine erfolgreiche Therapie der Neuropathie begrenzt sind, analysierten Forscher eine Vielzahl bisheriger Studien zu diesem Thema und identifizierten Vitamin B12 als ein mögliches Mittel, um die Symptome der Nervenstörung in den Griff zu kriegen. (Kim/Johnson 2017) Im Fokus der Wissenschaft steht außerdem der potentielle Zusammenhang zwischen Vitamin B12 und dem Auftreten von Brustkrebs. Eine Langzeitstudie mit 32 826 Frauen stellte fest, dass hohe Vitmain-B12-Konzentrationen mit einem verminderten Brustkrebsrisiko einhergehen jedoch nur bei Frauen vor den Wechseljahren. (Zhang et al. 2003) In einer anderen Studie mit 62.739 Frauen (nach den Wechseljahren!) konnte gezeigt werden, dass hohe Folsäure-Werte mit einem verminderten Brustkrebs-Risiko assoziiert sind. Dieser Effekt schien durch Vitamin B12 gefördert zu werden. (Lajous et al. 2006) In einer weiteren Untersuchung an über 5000 Frauen senkte hingegen die Gabe eines Kombinationspräparats aus Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 im Vergleich zu Placebo nicht das Risiko für die Entstehung von Brustkrebs. (Zhang et al. 2008) Erhöht Vitamin B12 Mangel das Knochenbruch-Risiko? Einige wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass eine verminderte Vitamin-B12-Konzentration im Blut mit Anzeichen einer verringerten Knochendichte verbunden ist. So zeigte eine Meta-Analyse von sechs Studien, dass ein ausreichende Vitamin B12 Versorgung mit einem verringerten Knochenbruchrisiko bei älteren Frauen einhergeht. (Zhang et al. 2014) Eine andere Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen. Bei einer schwedischen Untersuchung wurden bei 790 Männern zwischen 70 und 81 Jahren die Vitamin B12- und Homocysteinwerte gemessen. Die verantwortlichen Wissenschaftler folgten den Studienteilnehmern über sechs Jahre und dokumentierten auftretende Knochenbrüche. Ergebnis: Das Knochenbruchrisiko stieg signifikant mit dem Absinken der Vitamin- B12-Konzentration an – und zwar unabhängig von anderen Faktoren wie der Calcium- und Vitamin D- Aufnahme, Alter oder Gewicht. Die Probanden mit den geringsten Vitamin-B12-Werten wiesen ein ca. 70 % höheres Risiko auf. (Lewerin et al. 2014) Bei Vegetariern mit erniedrigten Vitamin-B12- Spiegeln gibt es Hinweise, dass diese eine durchschnittlich geringere Knochendichte haben und somit ein erhöhtes Knochenbruchrisiko aufweisen. (Tucker 2014) Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sieht keine Ursachen-Wirkungsbeziehung zwischen der Aufnahme von Vitamin B12 und einer normalen Knochengesundheit. Die Behörde konnte aus den von ihr geprüften Studien keine Schlussfolgerungen für den Zusammenhang ziehen. (EFSA 2010) Wann und wie wird ein Mangel an Vitamin B12 bestimmt? Ein klinisch unauffälliger Vitamin-B12-Mangel ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Dieser Mangelzustand ist meist nicht labordiagnostisch erfasst. Eine frühe Diagnosestellung ist jedoch sehr
wichtig, da Symptome, die das Nervensystem betreffen, irreversibel sein können. Die alleinige Bestimmung des Gesamt-Vitamin-B12 im Serum/Blut ist nicht ausreichend, um die Diagnose Vitamin- B12-Mangel zu stellen. Dieser Parameter ist nicht spezifisch und sensitiv genug, kann aber zusammen mit anderen Biomarkern die Diagnose sichern. Zu diesen Biomarkern gehören Holotranscobalamin (Holo-TC), Methylmalonsäure (MMA) und Homocystein. Holo-TC kann einen Vitamin-B12-Spiegel sehr früh anzeigen und gibt Auskunft über die Entleerung des körpereigenen Vitamin-B12-Speichers. Zudem kann der Holo-TC-Wert wichtige Informationen liefern, selbst wenn noch keine klinischen Beschwerden und Veränderungen des Blutbildes vorliegen. Die Parameter MMA und Homocystein steigen bei leerem Vitamin-B12-Speicher an. Risikogruppen wie für einen Vitamin-B12-Mangel sollten sich regelmäßig alle zwei bis drei Jahre untersuchen lassen. Grund: Die ersten Anzeichen eines B12-Mangels lassen sich meist nicht spezifisch auf einen solchen Mangel zurückführen. Die folgenden Gegebenheiten können Anlass für die Durchführung einer Messung sein (Schaenzler/Bieger 2004): ● Erkrankungen oder operative Entfernung von Teilen des Magens oder Darms ● Abklärung von nervlichen Beschwerden wie Gangstörungen, Lähmungen, Missempfindungen mit Schmerzen ohne bekannte Ursache ● bei erhöhten Homocystein-Werten ohne bekannte Ursache ● Abklärung der Ursache(n) einer Blutarmut mit wenigen, aber vergrößerten roten Blutkörperchen (sogenannte megaloblastäre Anämie) Wie hoch sind die Referenzwerte für Vitamin B12? Da fast jedes Labor die Blutproben mit unterschiedlichen Methoden vorbereitet und analysiert, können sich die Referenzwerte/Ergebnisse unterscheiden und in verschiedenen Einheiten angegeben sein. Es gibt bisher keinen Universalmarker für die Bestimmung des Vitamin-B12-Status, daher ist die Gesamtbetrachtung verschiedener Parameter notwendig. Je nach Literaturquelle liegt der Normalbereich für die Gesamt-Vitamin-B12-Konzentration im Serum zwischen ca. 150 bis 400 bzw. 900 pmol/l. Bei einem Holo-TC-Wert von über 50 pmol/l ist ein Mangel unwahrscheinlich, bei Werten darunter liefert der MMA-Wert weitere wertvolle Informationen. Liegt dieser über 271 mmol/l, so ist dies ein Hinweis für einen bestehenden Vitamin-B12-Mangel. Es sollte jedoch beachtet werden, dass selbst bei normalen Gesamt-Vitamin-B12-Spiegeln im Blut ein manifester Vitamin-B12-Mangel bestehen kann. Dies ist dann der Fall, wenn zusätzlich die MMA-Konzentration erhöht (> 300 nmol/l) und der Holo-TC-Spiegel erniedrigt sind (< 35 pmol/l). (Schaenzler/Bieger 2004; Biesalski et al. 2004; Herrmann/Obeid 2008) Abnormale Werte für die verschiedenen Vitamin-B12-Marker können unterschiedliche Ursachen haben, wie etwa Verdauungsstörungen mit ungenügender Vitamin B12-Aufnahme, vegane Ernährungsweise, Mangel- und Fehlernährung, Alkoholmissbrauch oder die Einnahme von magensäureregulierenden Medikamenten. Auch eine Blutarmut, bei der sich Autoantikörper gegen bestimmte Magenschleimhautzellen und/oder den Intrinsic-Faktor gebildet haben, kann der Auslöser für einen diagnostizierten Vitamin-B12-Mangel sein. Hingegen besitzt ein zu hoher Gesamt-Vitamin- B12-Wert im Blut keinen Krankheitswert. (Schaenzler/Bieger 2004) Vorbeugung eines Vitamin-B12-Mangels: Was kann ich selber tun? Durch das Befolgen einfacher Tipps kann man das Risiko für eine Mangelversorgung mit Vitamin B12 abmildern. Hilfreich ist unter anderem:
● Da pro Mahlzeit lediglich bis zu maximal 2 µg Vitamin B12 aufgenommen werden können, empfiehlt sich, die tägliche Vitamin-B12-Dosis auf mehrere Mahlzeiten aufzuteilen. Praktisch bedeutet dies, darauf zu achten, dass bei den entsprechenden Mahlzeiten Vitamin-B12-haltige Lebensmittel integriert werden. (Watanabe et al. 2007) ● Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 kann durch eine ausgewogene Ernährung mit Lebensmitteln, die reich an Vitamin B12 sind, erreicht werden. Dazu zählen Rinder- und Schweineleber und Fischsorten wie Hering und Lachs. ● Bestimmte Risikogruppen wie Senioren, Veganer, Schwangere sowie Personen mit Magen-und Darmerkrankungen sollten regelmäßig ihren Vitamin-B12-Spiegel kontrollieren lassen und bei einer Unterversorgung zusammen mit ihrem Arzt und Ernährungstherapeuten geeignete Lösungsansätze finden. ● Vitamin B12 ist lichtempfindlich, daher sollten Lebensmittel, welche diesen Nährstoff enthalten, dunkel, kühl und trocken aufbewahrt werden. (Wormer/Bauer 2004) Können Nahrungsergänzungsmittel bei einem Mangel an Vitamin B12 Abhilfe schaffen? In der Regel lässt sich der erhöhte Bedarf an Vitamin B12 über ausgewählte, Vitamin B12-reiche Lebensmittel decken. Für den Gesunden stellt die Vitamin-B12-Versorgung kein Problem dar. (Biesalski et al. 2004) Die prophylaktische Gabe von Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel ist immer dann zu empfehlen, wenn der Bedarf nicht allein über die normale Ernährung gedeckt werden kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält bei Fehlernährung präventive Tagesdosen im Bereich von 1 bis 10 µg Vitamin B12 für ausreichend. (Bundesinstitut für Risikobewertung, kurz BfR 2004) Eine Bevölkerungsgruppe, die üblicherweise von einer prophylaktischen Gabe des Mikronährstoffs profitiert, sind Senioren, da diese häufig von einem Vitamin-B12-Mangel betroffen sind. Je nachdem, wie stark der Mangel an dem Intrinsic Factor ausgeprägt ist, sind tägliche Dosierungen von bis zu 100 µg Vitamin B12 notwendig. Falls bereits ein Vitamin-B12-Mangel besteht, können Gaben von bis zu 1000 µg Vitamin B12 erforderlich sein – entweder als orale Gabe oder parenteral (also als Injektion/Infusion). (Hahn et al. 2006) Eine Studie an Senioren legt nahe, dass eine ungenügende Versorgung mit Vitamin B12 die Gedächtnisfunktion und das Erinnerungsvermögen bei dieser Gruppe beeinträchtigt. Bei den Teilnehmern zeigte sich, dass die Konzentration von Vitamin B12 im Serum von weniger als 350 pg/ml mit eingeschränkten geistigen Fähigkeiten einhergeht. (Mizrahi et al. 2017) Interessante Ergebnisse lieferte auch eine holländische Studie. Diese fand heraus, dass bei Senioren über 70 Jahren mehr als 600 bis 1000 µg Vitamin B12 erforderlich sind, um einen milden Vitamin-B12-Mangel effektiv zu beheben. (Eussen et al. 2005) Auch bei einer durch eine Vitamin-B12-Unterversorgung bedingte Blutarmut ist die Einnahme oder Injektion von hochdosiertem Vitamin B12 (1000 µg pro Tag) angezeigt. In einer kleinen Studie konnte gezeigt werden, dass die orale Gabe besser verträglich und kostengünstiger war als die intramuskuläre Injektion. (Bolaman et al. 2003) Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin-B12 kann für folgende Risikogruppen sinnvoll sein: ● Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren (Green et al. 2017; Pawlak et al. 2013) ● Personen, die an Magen-Darm-Erkrankungen wie Zöliakie oder Morbus Crohn leiden. Bei den Betroffenen kommt es meist zu einer ungenügenden Aufnahme von Vitamin B12 im Verdauungstrakt. ● HIV-infizierte Patienten
● Diabetiker ● Menschen mit Mangelernährung ● Senioren, da mit zunehmendem Alter die Fähigkeit sinkt, Vitamin B12 aufzunehmen (Bird et al. 2017) ● Personen, die bestimmte Magen-Medikamente wie Protonenpumpenhemmer einnehmen Grundsätzlich sollten Patienten, die einen Vitamin B12-Mangel aufweisen, und z.B. an einer Blutarmut leiden, mit ihrem behandelnden Arzt sprechen, ob eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll ist. In einigen Fällen ist die zusätzliche Zufuhr von Vitamin B12 vorteilhaft und in anderen kann es Nachteile mit sich bringen, wie z.B. bei Personen mit Lebererkrankungen. Hier besteht die Gefahr, dass der Sehnerv ernsthaft geschädigt wird. (University of Maryland Medical Center 2015) Welche Vitamin-B12-Präparate gibt es und wie unterscheiden sie sich? Als Teil von Mono- und Kombinationspräparaten gibt es Vitamin B12 in Form von z.B. Tabletten, Kapseln, Lutsch- und Kautabletten oder Trinkfläschen/Ampullen. (University of Maryland Medical Center 2015) Üblicherweise liegen die in Nahrungsergänzungsmitteln verwendeten Dosierungen für Vitamin B12 bei 1 bis 5 µg, aber es gibt auch Präparate mit 50 µg und mehr. (EFSA 2006) Vorsicht ist bei bestimmten Algen-Produkten geboten, die insbesondere für Veganer bestimmt sind. Entgegen den Behauptungen von Anbietern sind in solchen Präparaten meist nur unwirksame und Vitamin- B12-ähnliche Verbindungen enthalten. Diese können die Aufnahme und den Stoffwechsel der wirksamen Vitamin-B12-Verbindungen stören. (Hahn et al. 2006) Vorteilhaft können Vitamin-B12-Lutschtabletten sein, bei denen der Mikronährstoff hauptsächlich über die Mundschleimhaut aufgenommen wird und somit der Magen-Darm-Trakt umgangen wird. Diese Präparate eignen sich insbesondere bei verminderter Aufnahme von Vitamin B12 im Darm (z.B. beim Fehlen des Intrinsic Faktors) oder bei Einnahme von Medikamenten, welche die Produktion und Sekretion der Magensäure beeinflussen. Zudem sind weitere Punkte zu beachten. Obwohl Vitamin B12 als sicher und nicht giftig eingestuft wird, kann die längere Einnahme von Einzelpräparaten mit Vitamin B12 zu einem Ungleichgewicht der gesamten B-Vitamine führen. Empfohlen wird daher, Nahrungsergänzungsmittel zu bevorzugen, welche den gesamten Vitamin-B-Komplex enthalten. Wichtig ist auch zu wissen, dass die Einnahme hohen Dosen von Folsäure (über 800 µg) einen Vitamin-B12-Mangel „kaschieren“ kann. Daher werden diese beiden Vitamine oft zusammengenommen. Bezüglich der Auswahl der Präparate und Dosierung sollte man unbedingt mit seinem Arzt/Ernährungstherapeuten sprechen. (University of Maryland Medical Center 2015) Ist eine Überdosierung von Vitamin B12 möglich? Die Zufuhr größerer Mengen an Vitamin B12 sind nach jetzigen Erkenntnissen nicht bzw. nur gering giftig, denn mit zunehmender Dosierung nimmt die Aufnahmefähigkeit des Körpers für Vitamin B12 ab. In Studien konnte gezeigt werden, dass die tägliche orale Einnahme von 1 bis 5 mg Vitamin B12 über einen längeren Zeitraum keine gesundheitsschädigenden Wirkungen hervorruft. Daher wurde von der EFSA kein sicherer Höchstwert (Upper Intake Level, UL) für die Aufnahme von Vitamin B12 festgelegt. Die mit einer durchschnittlichen Mischkost aufgenommene Menge an Vitamin B12 hat
auch über einen längeren Zeitraum hinweg keine gesundheitlich nachteiligen Effekte. (EFSA, 2006; Hahn et al. 2006, Biesalski et al. 2004) Mangelhafte Versorgung mit Vitamin B12 Woran erkennt man einen Vitamin-B12-Mangel? Eine Unterversorgung mit Vitamin B12 führt hauptsächlich zu Symptomen, welche das Nervensystem, die Blutbildung, das Herz-Kreislauf-System oder die Psyche betreffen. Die Mangelerscheinungen verschwinden in der Regel, wenn die Betroffenen wieder ausreichend Vitamin B12 aufnehmen. (University of Maryland Medical Center 2015, Biesalski et al. 2002) Anzeichen eines Vitamin B12-Mangels: ● unangenehme, manchmal schmerzhafte Körperempfindungen wie Kribbeln, Jucken oder Prickeln ohne physikalischen Reiz (sog. Parästhesien) ● Empfindungsstörungen in Händen und Füßen ● Verlust der Nervenschutzhülle (Demyelinisierung), was zu Rückenmarksschädigungen führen kann ● Blutarmut mit stark vergrößerten Vorläufern der roten Blutkörperchen ● Blutzellenmangel (Mangel an weißen und roten Blutkörperchen sowie Blutplättchen) ● Depression ● Psychosen ● Persönlichkeitsstörungen ● Demenz ● Schuppige Hautausschläge an verschiedenen Körperstellen wie Gesicht ● Beeinträchtigtes Erinnerungsvermögen ● erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko ● Muskelschwäche ● Blasse Haut ● Verwirrtheit ● Erschöpfung und Energielosigkeit ● Schwindel und Gleichgewichtsprobleme Wodurch kann ein Vitamin-B12-Mangel ausgelöst werden? Zu einem Vitamin-B12-Mangel kommt es nur selten, da die durchschnittliche Bevölkerung mit einer Mischkost in der Regel mehr Vitamin B12 aufnimmt, als empfohlen wird, und da der Körper über
große Reserven an dem Vitalstoff verfügt. In der klinischen Praxis ist ein Mangel an Vitamin B12 jedoch die am häufigsten zu behandelnde Vitaminmangelerkrankung. Ursache hierfür ist aber selten eine ungenügende Zufuhr des Nährstoffs, sondern eine gestörte und verminderte Aufnahme des Vitamins im Darm. Dies kann der Fall sein bei chronischen Magen- und Darmerkrankungen, bei teilweiser oder vollständiger Entfernung des Magens (dann fehlt der Intrinsic Factor!), bei angeborenen Störungen des Vitamin-B12-Stoffwechsels, bei krankhafter Darmbesiedlung mit Parasiten wie einem Fischbandwurm oder beim Vorliegen von Antikörpern gegen Magenzellen, die den Intrinsic Factor bilden. (Biesalski et al. 2002) Wechselwirkungen von Vitamin B12 Hat Vitamin B12 Wechselwirkungen mit Medikamenten? Bei gleichzeitiger Einnahme von bestimmten Arzneimitteln und Präparaten mit Vitamin B12 können Wechselwirkungen auftreten. Verschiedene Medikamente können die Versorgung des Körpers mit Vitamin B12 verschlechtern, was zu einem Vitamin-B12-Mangel führen kann. Im Vorfeld einer Supplementierung mit Vitamin B12 sollte unbedingt mit einem fachkundigen Arzt über mögliche Wechselwirkungen gesprochen werden. (University of Maryland Medical Center 2015) Zudem sollte bei langfristiger Einnahme bestimmter Wirkstoffe, die einen Vitamin B12 Mangel auslösen können, der Vitamin B12-Spiegel regelmäßig kontrolliert und auf Symptome geachtet werden. Eine präventive Einnahme von Vitamin B12 kann in solchen Fällen sinnvoll sein. Wirkstoff/Wirkstoffgruppe Wirkung und Anwendungsbereich* Cholesterinsenker wie Colestipol, Colestyramin, Colesevelam Colchicin: Medikament gegen Gicht Krebstherapeutika, insbesondere Methotrexat Die gemeinsame Einnahme des Medikaments Medikamente gegen Epilepsie: Phenytoin, mit Vitamin-B12-Präparaten kann den Vitamin Phenobarbital, Primidon B12-Status des Körpers reduzieren/verschlechtern. Medikamente zur Verminderung der Produktion/Sekretion von Magensäure: Cimetidin, Famotidin, Ranitidin, Esomeprazol, Omeprazol, Lansoprazol, Rabeprazol Metformin: Diabetes-Behandlung Gleichzeitige Einnahme von Vitamin B12 und Tetracyclinen kann die Aufnahme und die Tetracycline: Antibiotika Wirkung von Tetracyclinen herabsetzen. Vitamin B12-Präparate und Tetracycline sollten zu unterschiedlichen Tageszeitpunkten genommen werden, um die Wahrscheinlichkeit für
Wechselwirkungen zu verringern. Die langfristige Anwendung von Antibiotika kann die Versorgung mit Vitamin B12 verschlechtern. Hier handelt es sich um Beispiele für Anwendungsbereiche. Viele Arzneimittel werden nicht nur in einem Indikationsbereich angewendet; Quelle: University of Maryland Medical Center 2015 Beeinflusst Vitamin B12 auch den Stoffwechsel anderer Nährstoffe? In puncto Aufnahme und Ausscheidung sind bisher keine Wechselwirkungen von Vitamin B12 und anderen Nährstoffen bekannt. (EFSA 2015) Verzeichnis der Studien und Quellen Allen RH, Lindenbaum J and Stabler SP, 1996. High prevalence of cobalamin deficiency in the elderly. Transactions of the American Clinical and Climatological Association, 107, 37-45. Andersson H. C.; Shapira E: Biochemical and clinical response to hydroxocobalamin versus cyanocobalamin treatment in patients with methylmalonic acidemia and homocystinuria (cblC), The Journal of Pediatrics 1998, 132, 1, 121–124. Arendt J, Pedersen L, Nexo E, Sørensen H.: Elevated Plasma Vitamin B12 Levels as a Marker for Cancer: A Population-Based Cohort Study in Journal of the National Cancer Institute, 105, 23, 4 2013: 1799–1805 Aussignarques C, Giuliani MC, Infossi P, Lojou E, Guiral M, Giudici-Orticoni MT, Ilbert M: A rhodanese functions as a sulfur supplier for key enzymes in sulfur energy metabolism. The Journal Of Biological Chemistry, 2012: 287, 19936-19948. Biesalski HK, Fürst P, Kasper H et al.: Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. 3. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2004 Biesalski HK, Köhrle J, Schümann K: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Prävention und Therapie mit Mikronährstoffen. Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002 Bird JK, Murphy RA, Ciappio ED. Risk of Deficiency in Multiple Concurrent Micronutrients in Children and Adults in the United States. Nutrients. 2017;9(7). Bjelland I, Tell GS, Vollset SE. Folate, vitamin B12, homocysteine, and the MTHFR 677C->T polymorphism in anxiety and depression: the Hordaland Homocysteine Study. Arch Gen Psychiatry. 2003 Jun;60(6):618-26. Bolaman Z, Kadikoylu G, Yukselen V. Oral versus intramuscular cobalamin treatment in megaloblastic anemia: a single-center, prospective, randomized, open-label study. Clin Ther. 2003 Dec;25(12):3124- 34. Briggs, G., Freeman, R., Sumner, J.: Drugs in Pregnancy and Lactati- on. Lippincott Williams &Wilkins (2005).
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