Vorhofflimmern: Eis statt Hitze Krebstherapie: Das Immunsystem greift an - Katharinen-Hospital Unna
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Ausgabe Frühjahr | 2019 Das Gesundheitsmagazin für Unna und Werl Vorhofflimmern: Hygiene: Es liegt Krebstherapie: Das Eis statt Hitze in unseren Händen Immunsystem greift an Seite 4 Seite 8 Seite 14
medTREND 2 Elektronische Patientenakte Die digitale Zukunft ist da Die digitale Zukunft ist da: Vorbei ist das teils die alte, papiergefüllte Akte abgelöst. „Alle Patientendaten können jetzt in den mühevolle Entziffern einer Handschrift oder das Eine Veränderung, die Patienten, Ärzten Krankenhäusern elektronisch erfasst und Hin- und Hertragen von Unterlagen – neu ist das und Pflegepersonal einen entscheiden- verwaltet werden“, beschreibt IT-Leiter schnelle Heraussuchen von Untersuchungsergeb- den Mehrwert bietet. Matthias Kloos. EKG, Ultraschallbilder, nissen, egal wann, egal wo. Seit einigen Monaten sind das Marian- Medikamentenlisten und Informationen nen-Hospital Werl, das Marienkranken- zu allen wichtigen Parametern der Pati- Die elektronische Patientenakte (EPA) hat in den drei Kran- haus Soest und das Katharinen-Hospi- enten sind damit digital abrufbar. kenhäusern des Katholischen Hospitalverbundes Hellweg tal Unna in Sachen „Akten“ digitalisiert. Moderne Visitenwagen, ausgerüstet mit Rechner, Monitor Tastatur und WLAN, sind seit der Umstellung auf den Fluren der Krankenhäuser unterwegs. Von dort aus können die jeweils berechtigten Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter immer und überall im Haus zugreifen und arbeiten. Daraus ziehen alle Beteiligten Vorteile: Unnötige Wege- und Wartezeiten entfal- len, eine intensivere Betreuung der Pati- enten wird möglich. „Und da alle Daten jetzt immer klar und lesbar sind, haben wir mehr Übersicht und Sicherheit“, be- stätigt Gesundheits- und Krankenpflege- rin Daniela Becker. Stichwort Sicherheit: Das digitale Speichern und Verwalten von sensiblen Daten stell- te die IT des Hospitalverbundes vor beson- dere Herausforderungen. „Wir haben hier in die Cyber-Security investiert. So sind unsere Krankenhäuser bestmöglich vor Die elektronische Patientenakte im Einsatz: v. l. Pflegedirektor Martin Krampe, Gesundheits- und Krankenpflegerin Hackerangriffen und Ausspähungen ge- Daniela Becker, IT-Leiter Matthias Kloos und Oberarzt Dr. Peer Strohbach. schützt“, betont IT-Chef Matthias Kloos. INHALT Ausgabe Frühjahr | 2019 8 Mensch Mitarbeiter: Auf dem Weg zum Chefarzt Dr. Stephan Morbach demenz-sensiblen Krankenhaus Seite 3 Seite 10 und 11 6 Eis statt Hitze bei Vorhofflimmern Seite 4 und 5 Weiterbildung: Teamarbeit will trainiert sein Ein Jahr Heilig-Geist-Hospiz Unna Seite 12 und 13 Neue Krebstherapie: Mit den Waffen unseres Immunsystems Seite 6 Seite 14 und 15 12 14 Hygiene: Termine Es liegt in unseren Händen und Aktionen Seite 8 bis 9 Seite 16 Impressum Redaktion: Realisation: Bildnachweise: Unternehmenskommunikation Horschler Kommunikation GmbH Seite 3: Achim Keller, Herausgeber: Katholischer Hospitalverbund Hellweg www.horschler.eu iStock: chengyuzheng/hatman Katholischer Hospitalverbund Karin Riedel (V.i.S.d.P.), Druck: selvanegra/PeopleImages Hellweg gem. GmbH Jan Schneider, Melanie Flammersfeld Graphische Betriebe mon5ter/Rogotanie/HS3RUS Obere Husemannstr. 2 uk@hospitalverbund.de F. W. Rubens KG Titelbild: iStock: Massonstock 59423 Unna Horschler Kommunikation GmbH Ostring 2, 59423 Unna www.hospitalverbund.de www.horschler.eu Ausgabe Unna/Werl Gesamtauflage: 152.500
medTREND 3 M ENSCH ITARBEITER Foto: Achim Keller Dr. Stephan Morbach. Im Berufsleben ist der Chefarzt seriös und bedacht, wenn es um den SC Freiburg geht „etwas verrückt“. Diabetologie und Doppelpass: Zwischen Fußball und Fußsyndrom Fußballfans? Na klar, die gibt es unter unseren mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Katholischen Hospitalverbund Hellweg viele. Beispiel gefällig? Bei einem Kollegen hängt eine alte Bundes- ligatabelle von einem Spieltag an der Bürotür. Es zeigt den Tag, als der SC Paderborn kurzzeitig vor dem BVB stand – ein wahrhaft fußballhistorischer Moment! Mit schwarz-gelben und blau-weißen Kaffee- tassen auf den Schreibtischen werden hier die Fan-Territorien markiert. Und als ein BVB-Kollege einen Schalke-Adventkalender geschenkt bekommen hatte, fand er das natürlich gar nicht „süß“. Ein Zei- tungsausschnitt am Büroschrank erinnert einen weiteren Kollegen regelmäßig an den legen- dären 4:1-Auswärtssieg seines FC Kölle bei der ungeliebten Werkself von Bayer Leverkusen. Seit Kurzem wissen wir, dass sich mitten bedacht. Seine umfassenden Erfahrungen man als Trainer ebenso unter uns im Hospitalverbund auch „Frei- und Kenntnisse teilt der Mediziner des wie als Chefarzt hart ar- burgs verrücktester Fan“ befindet – so Marienkrankenhauses als renommierter beiten, Wertschätzung hat ihn jedenfalls die BILD-Zeitung titu- Referent bei großen nationalen und in- zum Ausdruck bringen, liert. Anlass war ein großer Bericht über ternationalen Kongressen, in Fachgesell- alles andere den gemein- den „Chefarzt und Allesfahrer“. Denn schaften und als Fachbuchautor. „Im Ar- samen Zielen unterordnen nach Möglichkeit sieht sich Chefarzt Dr. beitsalltag bin ich sehr kontrolliert“, be- und aus den zur Verfügung Stephan Morbach jedes Freiburg-Spiel stätigt Dr. Morbach. „Fußball hat Ventil- stehenden Mitteln das Ma- an – und das fast immer live im Stadion. charakter für mich, nach dem Spiel bin ximale herausholen“. Die 520 Kilometer ins Schwarzwaldsta- ich meistens ziemlich heiser“, gibt er zu. Sympathisch macht den dion kennt er in- und auswendig. (Fast) Seine Fußballleidenschaft ist für ihn ein engagierten Mediziner bei kein Weg ist ihm für seinen Club zu weit. Gegenpol zu seinem Engagement für den aller Erfolgsorientiertheit ein Seit 25 Jahren ist er dem SC verbunden. Beruf und die Medizin. Andererseits sieht weiteres (Fußball-)Credo: „Wichtig ist, Einen echten Und das mit ganz viel Leidenschaft. Ein der fußballbegeisterte Chefarzt durchaus das Leben an sich und die Mitmenschen Fußballfan bisschen „verrückt“ eben. Im Berufsle- Parallelen zwischen seinen beiden Wel- auf und neben dem Platz nicht aus den erkennt man auch ben ist der Diabetologe dabei seriös und ten: „Für eine gute Teamleistung sollte Augen zu verlieren.“ am Arbeitsplatz.
medTREND 4 Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Georg Nölker im Gespräch Eis statt Hitze: Kryoablation bei Herzrhythmusstörungen 60 bis 100 Mal pro Minute schlägt das Herz, um unseren Organismus mit Blut und so mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Bei körperlicher Anstrengung oder Aufregung kann es auch weit über 100 Mal in der Minute schlagen – kein Grund zur Besorgnis. Von einer Herzrhythmusstörung ist erst die Rede, wenn das Herz plötzlich und ohne erkennbaren Anlass sehr schnell oder unregelmäßig schlägt. Nicht therapiert kann das ernste und sogar lebensbedrohliche Folgen haben. Priv.-Doz. Dr. Georg Nölker, Chef- arzt der Klinik für Innere Medizin II / Kardiologie am Katharinen-Hospital, erläutert die Kryoablation – eine noch relativ neue Behandlungsmöglichkeit, bei der das für die Herzrhythmusstörung verantwortliche Herzgewebe durch Kälte verödet wird. Herr Dr. Nölker, wie kommt es überhaupt zu Herzrhythmusstörungen? Vorhofflimmern Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen, Herzschwäche oder ein Herzinfarkt, aber auch Schilddrüsenerkrankungen gehören Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstö- zum Beispiel zu den Ursachen. Manchmal findet man auch kei- rung und eine der häufigsten Ursachen für ambulante Arztbe- ne Erklärung. Die wohl bekannteste Herzrhythmusstörung ist suche und Krankenhausaufenthalte wegen einer Herz-Kreis- das sogenannte Vorhofflimmern – ein häufiger Grund für ei- lauf-Erkrankung. Nach neuesten Berechnungen, basierend nen Schlaganfall. Ausgelöst wird es durch spontane, unregel- auf Krankenkassendaten, leiden fast 1,8 Millionen Menschen mäßige elektrische Signale aus den Lungenvenen, die in die in Deutschland an Vorhofflimmern, die meisten sind älter als Herzvorhöfe weitergeleitet werden und dort den Rhythmus 60 Jahre. Aufgrund der sich ändernden Altersstruktur und der des Herzschlags beeinträchtigen. Die Betroffenen fühlen ein Zunahme von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Überge- Rasen oder Stolpern des Herzens, sind müde oder leiden unter wicht steigt die Zahl der Vorhofflimmer-Patienten ständig. Schwindel und Übelkeit. Es gibt aber auch Menschen, die kei- Experten rechnen mit einer Verdoppelung in den nächsten 50 nerlei Symptome zeigen. Jahren. www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, und welche Rol- le spielt dabei die Kryoablation? Die Kryoablation ist eine besondere Variante der Katheterabla- Region im Herzmuskelgewebe an, die für die Herzrhythmusstö- tion, die bereits seit 30 Jahren eingesetzt wird, wenn eine Be- rung verantwortlich ist. An dieser Stelle wird das Gewebe ver- handlung mit Medikamenten nicht erfolgreich ist oder nicht ödet, und die Herzmuskelzellen verlieren dort ihre elektrische aussichtsreich erscheint. Mittlerweile ist sie auch als Primärthe- Leitfähigkeit. Während die traditionelle Ablation mit Hitze ar- rapie anerkannt. Dabei führt der Arzt einen flexiblen dünnen beitet, wird bei der Kryoablation Kälte eingesetzt. Kunststoffschlauch ins Innere des Herzens und steuert die Wie funktioniert das? Bei der Kryoablation wird flüssiges Kühlmittel in die hohle Spit- Zur Person ze des Katheters geleitet. Dort verdampft es und entzieht dem umliegenden Gewebe Wärme. Durch die Eisbildung werden die Privatdozent Dr. Georg Nölker ist seit Herbst 2018 betroffenen Herzmuskelzellen zerstört. Das hat zum Beispiel Chefarzt der Inneren Klinik II / Kardiologie am den Vorteil, dass der Arzt anders als bei der Ablation mit Hit- Katharinen-Hospital. Der 53-Jährige war einer der ze (Hochfrequenz-Ablation) testen kann, ob der Katheter sich leitenden Kardiologen und Elektrophysiologen am wirklich an der richtigen Stelle befindet. Das Gewebe wird zu- Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen, nächst nur für kurze Zeit gekühlt und seine elektrische Leitfä- bevor er nach Unna wechselte. Dort hat er an der higkeit erst einmal vorübergehend lahmgelegt. Ist der entspre- Etablierung des Verfahrens der Kryoablation maß- chende Punkt nicht exakt getroffen, wird die Kältezufuhr ge- geblichen Anteil gehabt. Das Vorhofflimmern war stoppt. Das Gewebe erwärmt sich auf Körpertemperatur und zudem Thema seiner Habilitationsschrift. Bei allem funktioniert wieder. Ein weiterer Pluspunkt dieses Verfahrens wissenschaftlichen Interesse an seinem Spezialgebiet ist, dass der Katheter aufgrund der Eisbildung nicht so schnell Herzrhythmusstörungen legt Dr. Nölker Wert darauf, verrutscht. Das ist besonders wichtig, wenn Gewebe nahe des als Internist den Menschen als Ganzes zu sehen. sensiblen AV-Knotens im rechten Vorhof getroffen werden Teil seiner Ausbildung waren viele Jahre in der All- muss. Denn er bildet eine Art Verbindungsstelle in der Mitte gemeinen Inneren Medizin und in der Speziellen des Herzens, von der aus elektrische Impulse von den Vorhö- Internistischen Intensivmedizin. fen zu den Hauptkammern geleitet werden.
medTREND 5 Der Kryoballon-Katheter Der Kryoballon-Katheter (Grafik oben) wird mit einem aufblasbaren Ballon an der Spitze durch die Leistenvene bis in den linken Vorhof eingeführt. Dort wird der Bal- Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Georg Nölker zeigt gemeinsam mit dem leitenden Oberarzt der lon an der Öffnung zur Lungenvene platziert, aufgebla- Rhythmologie, Dr. Daniel Möller (l.), und Funktionsoberarzt Timo Gottschling (r.) die Technik sen und mit einem Kühlmittel gefüllt. Die Kälte führt der Kryoablation. dazu, dass sich eine Narbe um die Lungenvene bildet. Auf diese Weise gelangen keine elektrischen Störimpul- se mehr von der Vene in den Herzvorhof. Wann setzt man welches Verfahren ein? aus. Im Einzelfall werden zusätzlich Schmerz- und Beruhigungs- Dank intensiver Forschung und Entwicklung steht heute eine Aus- mittel eingesetzt. Eine Allgemeinnarkose ist nur in sehr selte- wahl von Kathetern sowohl für das Kryo- als auch das Hochfre- nen Fällen erforderlich. Während des Eingriffs wird das Herz quenz-Verfahren zur Verfügung, um die verschiedenen Formen mittels EKG überwacht. der Herzrhythmusstörung bestmöglich zu behandeln. Hauptan- wendungsgebiet der Kryoablation ist die Therapie des Vorhof- Und danach? flimmerns, das aufgrund der Schlaganfallgefahr konsequent be- Der Patient sollte eigentlich keine Beschwerden mehr haben. handelt werden muss. Denn durch den unregelmäßigen Herz- Beim Vorhofflimmern können die Symptome allerdings zu- schlag bilden sich im linken Vorhof Blutgerinnsel. Gelangen die nächst weiterhin auftreten. Ursache ist der Heilungsprozess. mit der Blutbahn ins Gehirn, kommt es zum gefürchteten Hirn- Die Nachsorgeuntersuchungen finden zunächst engmaschig, infarkt. Anders als die medikamentöse Therapie kann die Kryo- danach im halbjährlichen Abstand statt. ablation Vorhofflimmern heilen. In den meisten Fällen werden die Lungenvenen, die in den linken Vorhof führen und für die Rhythmusstörung verantwortlich sind, isoliert. Denn die Impul- se selbst lassen sich nicht zuverlässig beseitigen, wohl aber ihre Weiterleitung. Dabei eingesetzt wird ein spezieller Ballonkathe- ter, über den Kälte von bis zu minus 60 Grad abgegeben wird. Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Georg Nölker Innere Klinik II / Kardiologie Wie belastend ist dieser Eingriff für die Patienten? Tel.: 02303 / 100 - 1832 Es handelt sich um ein minimal-invasives Verfahren und erfolgt E-Mail: innere2.unna@hospitalverbund.de www.katharinen-hospital.de in der Regel unter örtlicher Betäubung von den Leistengefäßen
medTREND 6 Interdisziplinäre Weiterbildung im Katholischen Hospitalverbund Hellweg Teamarbeit will trainiert sein Krankenhaus? Da denkt man natürlich zunächst einmal an die Patienten. Ihre Gesundheit, das Wohlbefinden, eine gute Begleitung, das sind die wichtigsten Punkte. Klar. Weniger im Blick ist, dass auch ein Krankenhaus selbst ein komplexer Organismus ist. „Und den gilt es, gesund und agil zu halten.“ Als Personalleiterin des Katholischen Hospitalverbundes blickt Jutta Kappel immer wieder dorthin, wo es für diesen „besonderen Organismus Kranken- haus“ Not tut. „Denn nur, wenn wir hier über alle Berufsgruppen hinweg eng, vertrauens- voll und flexibel miteinander arbeiten, kann unser Auftrag für den Patienten gelingen.“ Seit vielen Jahren legt die erfahrene Per- um zukunftsfähig zu sein. Nur: So ein- Jahrgang werden Führungskräfte der sonalchefin Wert auf einen zentralen fach ist das bei Traditionsunternehmen mittleren Ebene in einem ganz beson- Punkt: „Wie alles im Leben wandelt sich mit gelernten festen Strukturen natür- deren Seminar in fünf je zweitägigen auch die Arbeitswelt. Neue Generatio- lich nicht. Im Katholischen Hospitalver- Modulen weitergebildet. Das „Beson- nen von Mitarbeiterinnen und Mitarbei- bund war deshalb klar: Dieser notwendi- dere“ heißt: Mitarbeiterinnen und Mit- tern, die ‚anders ticken’, kommen hinzu.“ ge und permanente Wandel gelingt nur, arbeiter aus Pflege, Medizin und Ver- Genau deshalb muss sich auch die wenn wir unsere Führungskräfte stärken, waltung werden gemeinsam außerhalb Führung und Kultur von Unter- dies aktiv zu gestalten. der eigenen vier (Krankenhaus-)Wände nehmen stetig verändern, Gedacht, getan. Im nunmehr dritten geschult. „Wir haben als Ort etwa ein Kloster ausgewählt, sind in großen Indus- trieunternehmen zu Gast oder führen ein Strategie-Spiel zum Thema Krankenhaus- ökonomie durch“, schildert Ethikberater „Das Krankenhaus selbst ist ein Daniel Robbert die Konzeption des außer- komplexer Organismus, den wir gewöhnlichen Führungskräftetrainings. Dass die ethisch-christlichen Fragestel- agil und gesund halten wollen.“ lungen wichtiger Bestandteil der Fort- Jutta Kappel, Personalleiterin bildung sind, ist kein Zufall. „Als christ- liches Unternehmen stellen wir uns den ethischen Fragen der heutigen Zeit, die an uns in Ökonomie, Medizin und Pflege
medTREND 7 Teamarbeit will trainiert sein. Das ge- meinsame Bogenschießen im Wald trägt dazu bei. „Durch den Austausch mit den Kollegen aus Medizin und Pflege ist mir klar „Mein Blick für das ganzheitliche geworden, wie sehr auch meine Arbeit Denken im Unternehmen am Schreibtisch zur guten Patienten- Krankenhaus hat sich erweitert.“ Susanne König, Stationsleitung versorgung beitragen kann.“ Florian Dürich, Leitung Finanz- und Rechnungswesen zur besten Versorgung der Patienten ge- „zum gesundheitlichen Wohle des Orga- stellt werden“, so Robbert. nismus Krankenhaus“ gibt den Initiatoren Recht. „Wir haben erfahren, dass an vie- Vernetzung ausdrücklich erwünscht len Schnittstellen im Alltag die Kommuni- Wichtig ist, dass gerade die mittlere kation und der Austausch selbst in Stress- Führungsebene wie Stationsleitungen, situationen viel reibungsloser laufen. Auch Oberärzte und Abteilungsleitungen des wurden von den Teilnehmern neue, eige- Managements in diesem Training mitein- ne Themen weiterbearbeitet. Das Entlass- ander vernetzt wird. „Denn wir erleben, management oder die Digitalisierung sind dass wir damit viele wichtige interne Ma- einige davon, die jetzt mit eigenen Exper- nagerinnen und Manager für gute Prozes- tinnen und Experten innerhalb des Hospi- se in unserem komplexen Krankenhaus- talverbundes diskutiert werden. Aus Sicht alltag erreichen. Sie als Führungskräfte von Personalleiterin Jutta Kappel ist das können dann weit in die Mitarbeiterschaft richtig super: „Wir als Arbeitgeber wollen „Das Seminar war einzigartig mit hinein wirken und das erworbene Wissen ja dafür sorgen, dass Mitarbeiter als res- seinen vielen Eindrücken, die eine und die Fähigkeiten zum Wohle der Kolle- pektierte Menschen Sinn und Erfüllung in gen weitertragen.“ Davon, so ist Jutta Kap- ihrer Arbeit und damit letztlich auch im Bereicherung für die Zusammen- pel überzeugt, profitieren alle – und ganz Leben finden.“ Wer diese Aufgabe nicht arbeit sind.“ besonders Patienten und Angehörige. annimmt, so ihre Überzeugung, wird in Sabine Grund, Leitende Oberärztin Das positive Feedback der ersten Teilnehmer Zukunft bald keine Mitarbeiter mehr fin- dieser ungewöhnlichen Fortbildungsreihe den und binden.
medTREND 8 medTREND 9 Hygiene im Krankenhaus und zu Hause So geht es: Es liegt in unseren Richtig Händewaschen Händen Keime werden überwiegend über die Hände übertragen – im Krankenhaus Nutzen Sie Flüssigseifen. Sie sind hygie- sogar zu rund 90 Prozent. Überall finden deshalb Besucher, Patienten und nischer als Seifenstücke. Um den natür- Mitarbeiter Spender mit Desinfektionsmittel, um Infektionen vorzubeugen. lichen Säureschutzmantel der Haut zu Aber welche Hygienemaßnahmen sollte man zuhause einhalten, um schonen, empfehlen sich pH-neutrale Familie, Freunde und sich selbst zu schützen? Waschsubstanzen. Legen Sie Schmuckstücke ab. Dann ist das Bakterien und Viren sind auf vielen Dingen, die besonders rund um Fingerkuppen, Nagelbett und Händewaschen effektiver. wir im Alltag anfassen: sei es das Treppengelän- in den Zwischenräumen zu waschen. Dort gibt es Lassen Sie das Wasser nicht zu heiß werden. der, der Einkaufskorb, die Fernbedienung oder in der Regel die höchsten Keimzahlen.“ Es schadet sonst der Haut. das Handy. Zudem geben wir Tag für Tag vielen Nehmen Sie sich mindestens 20 bis 30 Menschen die Hand und neigen dazu, uns unbe- Sekunden Zeit, den Seifenschaum überall wusst ins Gesicht zu fassen. Da ist es schnell ge- „Auch die Handpflege ist sanft einzureiben, bevor Sie Ihn unter flie- schehen, dass Keime über Augen oder Schleim- wichtig. Denn kleine Risse ßendem Wasser abwaschen. häute in den Körper eindringen. sind Eintrittspforten Verwenden Sie in öffentlichen Toiletten Trotzdem, so betont Yvonne Barkschat, Leiterin für Keime.“ zum Schließen des Wasserhahns möglichst Hygienemanagement des Hospitalverbundes, ein Einweghandtuch oder den Ellenbogen. Yvonne Barkschat, Leiterin Hygienemanagement müssen wir bei allem Bedürfnis nach Sicherheit Hände gründlich mit einem Handtuch ab- unterscheiden, ob wir uns in einer Gesundheits- trocknen – auch zwischen den Fingern. einrichtung oder im privaten Umfeld befinden. Krankheitserreger sind nicht sichtbar Keime vermehren sich in feuchtem Milieu. Die Grundregel lautet: Im häuslichen Alltag ist Und wie häufig sollte man im Alltag die Hände Zuhause sollte jedes Familienmitglied ein eine Hand sauber, wenn Verschmutzungen mit waschen? Zunächst einmal immer dann, wenn eigenes Handtuch benutzen. Wasser und Seife entfernt sind. Beim Umgang mit sie sichtbar verschmutzt sind oder mit relevan- kranken und geschwächten Menschen kommt es dagegen darauf an, dass die Keime an den Hän- ten Keimen in Berührung gekommen sein könn- ten – also zum Beispiel beim Niesen und Husten, Gewusst wie: Tipps für den Haushalt: den deutlich reduziert, also möglichst abgetötet werden. Dies geschieht mit speziellen, Alkohol beim Umgang mit rohen Eiern, Fisch oder Fleisch, nach der Gartenarbeit, dem Kraulen des Hundes In kurzen Videos erläutert u. a. Prof. Dr. basierten Desinfektionsmitteln, die konsequent oder dem Toilettengang. Allerdings: Krankheits- Elisabeth Pott, Direktorin a. D. der Wechseln Sie Wisch- und Spüllappen täglich und vor und nach jedem Patientenkontakt zum Ein- erreger sind nicht sichtbar. Deshalb mahnt die Hy- Bundeszentrale für gesundheitliche waschen Sie die Lappen bei mindestens 60 Grad. satz kommen. Die Expertin erklärt: „Für eine kor- gienefachkraft: „Unbedingt regelmäßig die Hän- Aufklärung, wie richtiges Händewaschen Verwenden Sie getrennte Lappen für Bad und Küche. rekte Anwendung sollten mindestens drei Millili- de waschen.“ Regeln wie „Immer vor den Mahlzei- geht und warum es so wichtig ist, sich Waschen Sie Küchenhandtücher und Putzutensilien ter Flüssigkeit so lange verrieben werden, bis die ten“ oder „Immer, wenn ich nach Hause komme“ und andere damit zu schützen. separat. Hände trocken sind. Wichtig dabei ist, die Finger- helfen, Routine zu schaffen. Dabei sollte auch die www.infektionsschutz.de Säubern Sie Schneidebretter, Messer und andere zwischenräume nicht auszulassen.“ Pflege mit einer Handcreme nicht vergessen wer- Kontaktflächen nach der Verarbeitung von rohem den, denn kleine Risse können Eintrittspforten für Fleisch, Fisch oder Eiern sofort. Nehmen Sie unter- Vorsicht bei Desinfektionsmitteln Keime sein. „Es liegt im wahrsten Sinne des Wor- schiedliche Bretter, wenn Sie verschiedene Lebens- Aktionstag Keine Keime” Im Haushalt sind diese Desinfektionsmittel nicht tes in unseren Händen, was wir für unse- Zweimal fünf Finger 30. März, Alter” Markt Unna mittel gleichzeitig zubereiten. Waschen Sie sich zu empfehlen, da sie auch unbedenkliche Keime re Gesundheit tun“, so Yvonne Barkschat. zwischendurch die Hände. abtöten, die der gesunde Körper braucht, um sei- Reinigen Sie alle Ess- und Kochutensilien möglichst ne Abwehr zu trainieren. Und: Wer zuhause häu- Zwei Hände mit je fünf Fingern – sie in der Spülmaschine bei 60 Grad. fig zu Desinfektionsmitteln greift, zerstört die stehen für den 5.5., den Internationa- Die Experten der beiden Spülen Sie mit der Hand, sollten Sie das möglichst natürliche Schutzbarriere der Haut und wird so len Tag der Handhygiene. Die Weltge- bald nach der Mahlzeit tun, denn bei Zimmertempe- Unnaer Krankenhäuser beraten letztlich anfälliger für Infektionen und Allergien. sundheitsorganisation (WHO) hat ihn ratur vermehren sich Keime besonders schnell. am Samstag, 30. März, von 10 Deshalb gilt hier: Es kommt auf das richtige Hän- ausgerufen, um die Menschen auf die Für das Aufwischen von Lebensmittel- bis 14 Uhr auf dem Alten dewaschen an – eine einfache Schutzmaßnahme Bedeutung der Handhygie- rückständen eignen sich am besten mit großer Wirkung. Yvonne Barkschat sagt dazu: ne insbesondere in Kranken- Einmaltücher. Markt zum Thema Hygiene „Man muss wissen, dass der keimreduzierende häusern aufmerksam zu machen. in Krankenhaus und Alltag. Effekt beim Händewaschen eher ein mechani- Auch die Einrichtungen des Katholi- scher ist. Denn die Keime werden von der Hand schen Hospitalverbundes Hellweg be- abgespült, nicht vernichtet. Deshalb ist es wich- E-Mail: hygiene@hospitalverbund.de teiligen sich regelmäßig mit Aktionen. www.hospitalverbund.de tig, die Hände gründlich und mit ausreichend Seife
medTREND 10 Auf dem Weg zum demenz-sensiblen Krankenhaus „Diese Aufgabe geht jeden an“ Was früher kaum Beachtung fand, stellt Kranken- eine Arbeitsgruppe, die sich regelmäßig trifft, entstand dann häuser heute vor eine große Herausforderung: das Konzept des Demenz-Coach. „Mitarbeiter im Umgang mit Immer mehr ältere Patienten sind von demenzi- an Demenz erkrankten Menschen zu sensibilisieren, über- ellen Veränderungen betroffen. Sie benötigen greifend auf allen Stationen in allen besondere Aufmerksamkeit – und Einrichtungen, ist eine komplexe Verständnis für ihre Bedürfnisse. Gemeinschaftsaufgabe. Und sie Damit das Krankenhauspersonal diese erkennen und danach G e r ia t r i e geht jeden an“, sagt Rita Diers. Der Demenz-Coach bildet hierfür die handeln kann, stellt ihnen der Schnittstelle, ist Koordinator, Ansprech- Katholische Hospitalver- partner, Berater und Anleiter zugleich. „Ich bund Hellweg Marion selbst sehe mich als eine Art Dolmetscherin“, verrät Ma- von der Pütten als De- rion von der Pütten, die seit Oktober vergange- menz-Coach zur Seite. Intens nen Jahres als Demenz-Coach tätig ist. Ihr bis- ivstati Wilfried K. fühlt sich immer un- on heriger Einsatzort ist das Mariannen-Hospi- tal. Ziel ist es, dieses regional einzigartige Kon- sicherer auf den Beinen. Er stürzt zept auf den Hospitalverbund auszuwei- und kommt ins Krankenhaus. Dort wird der ten. Hospitationen von Marion von der Senior behandelt und seine Wunden ver- Pütten in den anderen Einrichtun- Sozialer Dienst sorgt. Weil medizinische Ursachen für den gen werden deshalb folgen. Sturz aber ausgeschlossen werden, folgt die Entlassung. Doch: Wieder zuhause stürzt Wertschätzung der Patienten Wilfried K. erneut. Der Grund: Sein un- und Mitarbeiter sicherer Gang ist ein frühes Anzei- Auch Krisenmanagement gehört zu den chen einer Demenz, die jedoch Aufgaben des Demenz-Coach. Ist ein Seni- noch nicht als solche diagnos- I nn e r e or oder eine Seniorin unruhig, verweigert tiziert wurde. „Das ist nur ein M e d iz Hilfsangebote oder stört mit lauten Schrei- Beispiel von vielen für den so ge- in en womöglich andere Patienten, tritt Marion nannten Drehtür-Effekt“, sagt Daniel von der Pütten auf den Plan. Pflegekräfte und Robbert, Ethikberater des Hospitalverbunds Ärzte können sich jederzeit an die geschulte Hellweg. Das Beispiel macht deutlich, wie wichtig es Krankenschwester mit Zusatzausbildung wen- ist, die Nebendiagnose Demenz frühestmög- den, wenn sie Fragen haben oder überfordert sind. Der Kon- Alle lich zu stellen. Nur so lassen sich Folgepro- takt mit den von demenziellen Veränderungen Betroffenen ist bleme vermeiden. „Das erfordert aber Marion von der Pütten wichtig. „Besuche, Aktivierungs- und 100 ein hohes Maß an Sensibilität und ist Biografiearbeit ist Teil meines Jobs“, erzählt sie. Und genau Sekunden erkrankt ein natürlich auch eine Frage der Res- dieser Teil hat große Bedeutung: „Wenn ich mich den Betrof- Mensch in Deutschland an sourcen“, ergänzt Daniel Robbert. fenen zuwende und beim Sprechen in deren Blickfeld rücke, Demenz. Die Deutsche Denn: Im hektischen Krankenhaus- werden sie oft unmittelbar ruhiger“, erzählt die Fachfrau. Au- Alzheimer Gesellschaft alltag, insbesondere in der Zentra- genkontakt suchen, Reime aufsagen oder beispielsweise mit zählt mittlerweile 1,7 len Notaufnahme, bleibt bestimmtem Essen oder Trinken die Geschmacks- Millionen Betroffene. dem Personal für die in- sinne aktivieren, kann positiv auf den Patienten dividuellen Belange der Pa- wirken. „Es ist wichtig, ihnen auf der Gefühls- tienten wenig Zeit. ebene zu begegnen“, ergänzt sie. Aber: Was heute wirkt, kann morgen schon nicht mehr funktionieren. Ein regional einzigartiges Konzept Der Umgang mit Demenz-Erkrankten erfordert nicht nur Sensi- Bei einem Ethik-Fachtag des Hospitalverbundes, bei dem Exper- bilität, sondern auch Kreativität. Marion von der Püttens Arbeit ten aus Medizin, Pflege und Direktion in Dialog treten konnten, wirkt dabei nicht nur auf die Patienten, auch das Krankenhaus- wurde klar: Um den Patienten langfristig zu helfen, muss sich personal profitiert. Neben der Gesprächsmöglichkeit mit dem etwas ändern. Dabei geht es nicht nur um das Erkennen der Demenz-Coach können die Mitarbeiter an Schulungen teilneh- Demenz, sondern auch um den bedürfnisorientierten Umgang men, die Marion von der Pütten anbietet. „Durch den bedürfnis- mit den Betroffenen. „Wir haben uns intensiv mit der Thema- orientierten Umgang können ganze Arbeitsabläufe optimiert tik auseinandergesetzt und uns gefragt: Was können wir tun?“, werden“, sagt Rita Diers mit Blick auf die vergangenen Mona- erzählt Rita Diers, Pflegedienstleiterin des Mariannen-Hospi- te. „Jeder Patient und jeder Mitarbeiter, den wir durch das An- tals Werl. Zusammen mit Kollegen aus dem Demenz-Zirkel, gebot erreichen, ist ein Gewinn“, ergänzt sie.
medTREND 11 Den Geschmackssinn akti- vieren: Marion von der Pütten reicht einem Senior verschiedene Fruchtsäfte. Klarer Favorit: Multivitamin schmeckt ihm am besten. „Oma ist ein bisschen tüddelig“, hieß es damals oft: Die Diagnose Alzheimer-Demenz ist erst seit etwas mehr Alle Informationen im Blick als 100 Jahren bekannt und die am häufigsten Nicht den Überblick verlieren – das ist auftretende Form für Pflegekräfte und Ärzte im Umgang der Krankheit. vor allem mit älteren Patienten gar nicht so einfach. Denn: Sie leiden oft nicht nur an einer Erkrankung. Dass die einzelnen Stationen im Krankenhaus gut vernetzt und Patienteninformationen jederzeit ab- rufbar sind, ist da wichtig. In den Krankenhäusern des Hospitalverbunds kommt deshalb das Krankenhaus- Informations-System „One KIS“ zum Einsatz. Darin werden nicht nur medizinische Befunde, sondern auch Beobachtungen und Handlungsempfehlungen von Marion von der Pütten verzeichnet. Und: Direkt bei der Aufnahme des Patienten kann in der digitalen Kran- kenakte angeklickt werden, ob dieser eine Begleitung des Demenz-Coach braucht. „Früher wurden ältere Menschen oft von ihren Familien gepflegt. Heute ist das nicht mehr so: Eine Versorgungslücke entsteht, die von Daniel Robbert Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Ethikberatung Tel.: 02303 / 100 - 2624 aufgefangen werden muss.“ E-Mail: d.robbert@hospitalverbund.de www.hospitalverbund.de Rita Diers, Pflegedienstleiterin Mariannen-Hospital Werl
medTREND 12 Ein Jahr Heilig-Geist-Hospiz Unna Für ein gutes Leben bis zum letzten Tag Sanfte Melodien klingen durch die schön gestalteten Flure. Lachen dringt aus einem Gästezimmer. Der Duft von frischem Kaffee zieht Spenden wie diese se durch die Räume. Die Haustür wird geöffnet, und immer begrüßt eine lbstgenähten Kissen unterstütze freundliche Mitarbeiterin die Besucher: „Herzlich willkommen bei uns.“ n die Gäste. Bei uns – das ist das Heilig-Geist-Hospiz in Unna. Seit gut einem Jahr werden hier Menschen an ihrem Lebensende betreut. Natürlich ist an manchen Tagen den Angehörigen, mit dem Team aus Haupt- und Ehrenamt- Wehmut und Traurigkeit zu spü- lichen bereichere ihr Leben sehr. ren. „Manches Mal geht es schon an Dass man im Hospiz zurückkehrt zu den Wurzeln der Kran- die Grenzen, wenn innerhalb kur- kenpflege, viel Zeit hat für die Gäste, ist für viele Mitarbeiter zer Zeit zwei liebgewonnene Gäs- ein großer Gewinn. Auch der junge Kollege Joschka, der nach te versterben“, sagt Ina Schulz. Die dem Abitur im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes sei- erfahrene Krankenschwester hat ne Arbeit hier aufnahm, ist eingetaucht in die ganz besonde- 28 Jahre im Krankenhaus gearbei- re Atmosphäre des Hospizes. „Für mich persönlich ist das eine tet. Bewusst hat sie sich aber vor prägende und eine gute Erfahrung“, sagt er. Auch beruflich gut einem Jahr für die Arbeit im hat er sich jetzt in diese Richtung orientiert. Hospiz beworben. Heute ist sie Die Angebote im Hospiz sind dabei einzig und allein an einem stellvertretende Pflegedienstlei- Kriterium orientiert: den Wünschen der Gäste. „Wenn jemand besser. Im Team geht alles terin hier. „Und ich bin jeden Tag ein Eis möchte, holen wir es aus der Eisdiele. Und wenn kurz sehr glücklich.“ Denn die inten- darauf die Currywurst auf dem Wunschzettel steht, dann ma- sive Arbeit mit den Gästen, mit chen wir eben Currywurst“, bringt es Ina Schulz auf den Punkt.
medTREND 13 Das Heilig-Geist-Hospiz Unna Im Herzen der Innenstadt, ganz nahe dem historischen „Hos- pital Zum Heiligen Geist“, wurde am Standort des ehemali- gen Kolpinghauses an der Klosterstraße die neue Heimat für Schwerstkranke gebaut. Im Heilig-Geist-Hospiz, das im De- Mitt en in der zember 2017 eröffnet wurde, gibt es zehn Plätze. Hinzu kom- Sta das Heilig-Gei d t liegt men Räume für Begegnungen wie Wohnzimmer und Küche st-Hospiz. sowie ein Raum der Stille. Angehörige können in Gästezim- mern übernachten. Auch ein Außenbereich als Innenhof ist zentraler Bestandteil des Hauses. Zudem hat jedes Gästezim- mer eine eigene kleine Terrasse. Im Heilig-Geist-Hospiz werden Menschen aufgenommen, die an einer unheilbaren, fortschreitenden oder fortgeschritte- men in Angehörige und Mitarbeiter kom nen Erkrankung leiden, deren Lebenserwartung begrenzt ist men. Gedenkfeiern im Hospiz zusam und bei denen eine stationäre Krankenhausbehandlung nicht mehr nötig und eine ambulante Betreuung nicht mehr aus- reichend ist. Der erste Kontakt zum Hospiz wird in der Regel von den Sozialdiensten der Krankenhäuser, den Angehörigen, den Betroffenen selbst oder den Ärzten gesucht. Heilig-Geist-Hospiz Unna Klosterstraße 77 59423 Unna E-Mail: info@heilig-geist-hospiz.de www.heilig-geist-hospiz.de Musiktherapie, Gespräche, gemeinsames Kaffeetrin- ken, Geburtstagsfeiern Die Heilig-Geist-Hospizstiftung und gemeinsames Ab- Die weiße Taube F schiednehmen sind nur rieda war drei Tag Aus dem christlichen Selbstverständnis heraus haben das Besucherin im Gar e einige der vielen Dinge, ten des Hospizes. Katharinen-Hospital, die Katharinengemeinde, der Evan- die den Alltag im Hospiz gelische Kirchenkreis und weitere engagierte Menschen darstellen. in Unna die Initiative ergriffen, mit der Errichtung der Hei- lig-Geist-Hospizstiftung Unna die Grundlage für den Auf- Eine weiße Taube als Symbol der Hoffnung bau und Betrieb des Heilig-Geist-Hospizes zu schaffen. In Und dann geschehen auch die ganz außergewöhnlich berüh- den Gremien – Vorstand, Kuratorium und Stiftungsver- renden Momente. Eine absolut seltene weiße Taube hatte sich sammlung – arbeiten katholische und evangelische Chris- im Januar für drei Tage den Garten des Heilig-Geist-Hospizes ten sowie Vertreter aus weiteren Verbänden und Einrich- als Zuhause ausgewählt. Vom Team und Gästen erhielt sie so- tungen der Stadt konfessionsübergreifend zusammen. gleich einen Namen: Frieda. Frieda blieb drei Tage. Genau den Das Ziel ist die umfassende und gute Versorgung und Zeitraum, in dem sich zwei Gäste von dieser Welt verabschie- Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen deten. „Wir alle hatten das Gefühl, dass diese weiße Taube ein aus der Region. wunderbares Symbol der Hoffnung für alle Menschen war, die Neben Geldern der Stifter und großzügigen ersten Spen- die letzten Tage ihres Lebens hier mit uns verbringen“, sagt den ist für den Betrieb des Hospizes eine stetige Unter- Hospizleiterin Marion Eichhorn. stützung nötig. Die Initiatoren hoffen dabei auf die Soli- Gemeinsam mit ihrem Team, den Ehrenamtlichen, die vom darität der Menschen in der Region. Denn eines zeigt die Ambulanten Hospizdienst ausgebildet wurden, sowie den be- Erfahrung: Nur etwa 95 Prozent der laufenden Kosten ei- treuenden Ärzten hat sie in den vergangenen Monaten die um- nes Hospizes werden von den Kostenträgern finanziert. fangreiche Arbeit des noch recht jungen Hospizes aufgebaut. Die klaffende Lücke im Budget muss jährlich über Spen- „Es war und ist eine spannende Zeit voller Arbeit und mancher den oder Eigenmittel getragen werden. Aufregung. Aber jeder Tag mit unseren Gästen und Angehöri- gen gibt uns viel zurück.“ SPENDENKONTO Ihr Dank geht stellvertretend auch an diejenigen Menschen, Ver- Heilig-Geist-Hospizstiftung Unna eine, Verbände, Serviceclubs und alle, die bereits engagiert für Sparkasse UnnaKamen das Hospiz gespendet haben. „Ohne diese zusätzlichen Hilfen IBAN: DE85 4435 0060 0000 1339 91 könnten wir unsere Arbeit nicht tun. Herzlichen Dank dafür!“
medTREND 14 Neue Therapie im Kampf gegen Krebs Mit den Waffen unseres eigenen Immunsystems Operation, Bestrahlung, Chemotherapie – das sind die drei großen Säulen der Krebsbehandlung. Nun ge- winnt eine vierte Säule an Bedeutung: Ziel der Immuntherapie ist es, Tumoren mit Hilfe des menschlichen Immunsystems zu bekämpfen. „Die Medikamente, die wir geben, zielen nicht direkt auf den Krebs. Sie be- wirken, dass die Immunzellen die veränderten Zellen im Körper erkennen, angreifen und zerstören“, erklärt Dr. Elke Hofstra, leitende Oberärztin der Hämato-Onkologischen Tagesklinik am Katharinen-Hospital. Die Idee, dass eigene Immunsystem des Patienten im Kampf Hautkrebs, nicht kleinzelligem Lungenkrebs, Nierenkrebs und gegen den Krebs einzusetzen, ist alt. Die Umsetzung schien Morbus Hodgkin, einer bösartigen Erkrankung des lymphati- aber lange Zeit unmöglich. Denn Krebszellen gehen aus körper- schen Systems, eingesetzt werden. Dabei gibt es verschiede- eigenen Zellen hervor. Der menschliche Abwehrmechanismus ne Therapieansätze. Denn: Den einen Tumor und die eine Im- erkennt sie nicht immer als Gefahr, sie vermehren sich unge- muntherapie gibt es nicht. „Wir müssen das richtige Behand- hindert und verdrängen gesundes Gewebe. Zudem gibt es Tu- lungskonzept für den Einzelnen finden“, betont die Oberärz- morarten, die in der Lage sind, regelrechte Strategien zu entwi- tin. Und: Es gilt bei der Immuntherapie die Herausforderung ckeln, um sich zu schützen. Sie können zum Beispiel durch die zu meistern, das richtige Gleichgewicht zwischen Stimulierung Ausschüttung chemischer Substanzen ihre Bösartigkeit und Hemmung des Immunsystems zu schaffen. Re- verschleiern und das Immunsystem aktiv unterdrü- agiert dieses über, können die Nebenwirkun- cken. „Unsere Aufgabe ist es also, die Immun- gen erheblich sein. Schwere Entzündungen zellen dazu zu bringen, Krebs auf die gleiche des Darms, der Haut, Leber, Niere und Lun- „Wir müssen Weise anzugehen wie andere eindringende ge oder auch der hormonbildenden Orga- Krankheitserreger. Wir wecken die schlafen- das richtige ne gehören dazu. de Abwehr sozusagen auf“, so Dr. Hofstra. Eine Form der Immuntherapie, für die Behandlungskonzept Das gelingt mit immunonkologischen Medika- die Wissenschaftler James Allison und menten, die bislang vor allem bei schwarzem für den Einzelnen Tasuku Honjo im vergangenen Jahr den finden.“ Nobelpreis bekommen haben, ist die Be- handlung mit sogenannten Immun-Check- point-Hemmern. Das sind Antikörper, die ge- gen natürliche „Bremsen“ im Körper gerichtet sind, die normalerweise dafür sorgen sollen, dass das Immunsystem nicht zu stark aktiviert wird und dem eige- nen Körper damit schadet. Die Idee: Es gibt Situationen, in de- nen das Immunsystem besser überreagieren sollte, statt sich zurückzuhalten. Dann etwa, wenn es darum geht, lebensbe- drohliche Tumoren zurückzudrängen. Insbesondere die Hei- lungschancen von schwarzem Hautkrebs, aber auch die Chan- cen einer Lebensverlängerung bei fortgeschrittenen Krebssta- dien, haben sich dank der Entdeckungen der Nobelpreisträger deutlich verbessert. „Das ist eine der bahnbrechendsten Behandlungsansätze, die wir in den vergangenen Jahren in der Medizin hatten“, sagt Dr. Hofstra. „Auch wenn die Therapie noch längst nicht für je- den Patienten und jede Krebsart geeignet ist, werden sich die Einsatzgebiete mit Sicherheit erweitern.“ Ltd. Oberärztin Dr. Elke Hofstra Hämato-Onkologische Tagesklinik Tel.: 02303 / 100 - 2240 E-Mail: onkologie.unna@hospitalverbund.de www.katharinen-hospital.de Die leitende Oberärztin Dr. Elke Hofstra am Mikroskop
medTREND 15 Die körpereigene Abwehr Ambulante Therapie in der Tagesklinik Rund um die Uhr versuchen Viren und Bakterien in den menschlichen Die Immuntherapie gehört zum Leistungsspektrum der Hämato-Onko- Körper einzudringen – fast immer vergeblich. Denn meist arbeitet die logischen Tagesklinik am Katharinen-Hospital. Die Einrichtung für Pa- körpereigene Abwehr so effektiv, dass Infektionen unbemerkt vorüber- tienten mit Krebserkrankungen und Erkrankungen des Blutbildungs- ziehen. Überall lauern weiße Blutkörperchen, auch Wächter- oder T-Zel- und Immunsystems verfügt über großzügige und moderne Räume im len genannt, die auf die Erkennung verschiedener Eindringlinge trainiert Medical Center I. Hier wird die Immuntherapie in der Regel ambulant sind. Mithilfe ihrer Rezeptoren identifizieren sie den Feind anhand von durchgeführt. Die Medikamente werden je nach Präparat im Abstand dessen Oberflächenproteinen, heften sich mit ihren Rezeptoren an und von zwei bis drei Wochen über eine Infusion verabreicht. Das ist auch alarmieren andere Immunzellen, damit diese Antikörper produzieren. über Jahre möglich, sofern die Substanzen gut vertragen werden. Da Die Antikörper krallen sich an die Krankheitserreger und lähmen sie, bis Nebenwirkungen anders als bei der Chemotherapie stark zeitverzögert schließlich Fresszellen die Strukturen in ihre Einzelteile zerlegen und aus auftreten können, ist eine erhöhte Aufmerksamkeit der behandelnden dem Körper befördern. Ärzte erforderlich. Am Anfang stand ein Zufall 1867 legte der Bonner Chirurg Wilhelm Busch eine krebskranke Frau in ein leeres Bett, in dem vorher ein Wundrose-Patient behandelt wurde. Kurze Zeit darauf schrumpfte der lebensbedrohliche Tumor im Hals der Frau. Grund: Die zurückgelassenen Bakterien des Vorgängers hat- ten die Frau infiziert. In ihrem Körper wurde eine Immunreaktion aus- gelöst. Ihr Immunsystem sandte Antikörper aus, um die Infektion zu bekämpfen – diese griffen auch die Krebszellen an.
medTREND 16 Elternschule: Neuer Name gesucht Das Angebot der Elternschule am Katharinen-Hospital ist vielseitiger als ihr Name vermuten lässt. Daher wird jetzt ein neuer Name gesucht – und alle dürfen mitmachen! Die Einrichtung bietet Bildung, Beratung, Gesundheitskur- se, Infoabende und ist Treffpunkt für Familien, Schwange- re sowie Interessierte rund um Geburt und Elternschaft. Das alles soll auch der neue Name künftig widerspiegeln. Keine leichte Aufgabe! Deshalb eine kleine Motivation: Unter allen Einsendern, die einen Vorschlag machen, wird eine Motto-Geburtstagstorte für Kinder oder Eltern ver- Kick-Off der Namenssuche war der lost. Eine Jury wählt den neuen Namen aus. Einsende- gut besuchte Tag der offenen Tür der schluss ist der 1. Juni 2019. Vorschläge bitte auf facebook Elternschule. oder per E-Mail an: elternschule@hospitalverbund.de Die Hälfte des Himmels – 60 Jahre „Boniheim” 55 Frauen und Du In diesem Jahr jährt sich die Geburtsstunde des St. Bonifatius Wohn- und Pflegeheims zum 60. Mal. Im Sommer 1959 war es, als das Gebäude nach wechselvoller Geschich- te seinem heutigen Zweck übergeben wurde. „Die Hälfte des Himmels – 55 Frauen und Das Haus ist 1905 als israelitisches Altersheim für Westfalen entstanden. Bis 1942 Du“ ist das Thema einer Ausstellung, zu wohnten 38 Menschen in dem Gebäude an der Mühlenstraße 7. Im Juli 1942 wurden deren Eröffnung das Mariannen-Hospital alle jüdischen Bewohner und Mitarbeiter nach Theresienstadt in das dortige Konzen- am 2. April um 19 Uhr in die Kapelle einlädt. trationslager deportiert. Überlebt hat nur eine ehemalige Bewohnerin. Im Zeitraum vom 2. bis zum 22. April macht Nach Ende des NS-Terrors sprachen die Alliierten das Gebäude dem Katharinen-Hospital die Wanderausstellung des Vereins „Rund als Krankenhausabteilung zu. Am 5. Juni 1945 wurde es dem Heiligen Bonifatius um die Welt“ zum Thema „Frauen und geweiht. 1956 erwarb die Katholische Kirchengemeinde St. Katharina das Haus von Gewalt“ im Erdgeschoss des Mariannen- der Jewish Trust Corporation. Seit 1959 ist „unser Boni“ Wohn- und Pflegeheim. In Hospitals in Werl Halt. In Kooperation diesem Jahr wird beim Sommerfest der Einrichtung der Geschichte des Hauses und mit der Gleichstellungsstelle der Stadt seiner Bewohner gedacht. Werl und dem Soroptimist International Club Werl können Besucher innerhalb ei- ner Ausstellung von Portraits und Hör- Interviews 55 Frauen und ihre Geschichten Ausstellung: kennenlernen. Dabei geht es um Frauen mit ganz normalen Biographien wie eine Engel in der Welt Frisörin, eine Hausfrau, eine Studentin, eine Dolmetscherin oder eine Verkäufe- „Engel in der Welt“ sind die Fotografien von Uwe Kappel rin. Ziel der Ausstellung ist es, insbeson- überschrieben. Die aktuelle Ausstellung im Katharinen- dere die Besucher dazu zu inspirieren „in Hospital zeigt eine Auswahl. den Spiegel zu schauen“. An ganz unterschiedlichen Orten der Welt hat Uwe Kappel Engelfiguren in Szene gesetzt: Sie stehen im Wald, am Strand, Weitere Informationen zur auf dem Petersplatz in Rom, neben der Tageszeitung oder Ausstellung und Thematik sind auf der Sonnenbrille. Dabei hat der Leiter der ehrenamtlichen www.haelfte-des-himmels.de oder Gruppe der „Wegbegleiter“ des Krankenhauses die kleinen unter der Telefonnummer 02922-800 5004 Engelfiguren aus Metall selbst gegossen. Und immer geben (Gleichstellungsstelle Werl) erhältlich. sie Anlass zum Nachdenken und Staunen. UNSERE EINRICHTUNGEN Besuchen Sie uns auf Katharinen-Hospital Unna • www.katharinen-hospital.de Facebook Marienkrankenhaus Soest • www.marienkrankenhaus-soest.de Mariannen-Hospital Werl • www.mariannen-hospital.de Schule für Gesundheitsberufe • www.gesundheitsberufe-hellweg.de MVZ St. Damian Balve • www.st-damian-balve.de St. Bonifatius Wohn- und Pflegeheim • www.boni-unna.de Ihr direkter Weg ins Netz St. Elisabeth Wohn- und Pflegeheim • www.elisabeth-körbecke.de www.hospitalverbund.de Mariengarten Servicegesellschaft • www.mariengarten.de
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