Vortragsprogramm Frühjahr 2019 - Akademie - Uni Bremen

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Vortragsprogramm Frühjahr 2019 - Akademie - Uni Bremen
Akademie
                   für Weiterbildung
                   der Universität Bremen

Vortragsprogramm

Frühjahr 2019
Vortragsprogramm Frühjahr 2019 - Akademie - Uni Bremen
Herausgeber:   Universität Bremen
               Akademie für Weiterbildung
               Postfach 33 04 40
               28334 Bremen
Vortragsprogramm Frühjahr 2019 - Akademie - Uni Bremen
Das Vortragsprogramm
                   der Akademie für Weiterbildung

Wissenschaftliche Weiterbildung gehört neben Forschung und Lehre zu den Auf-
gaben der Universität. Das Vortragsprogramm der Akademie für Weiterbildung
der Universität Bremen, das zweimal jährlich jeweils in der vorlesungsfreien Zeit
im Frühjahr und Herbst angeboten wird, versteht sich als Beitrag dazu.

Zielgruppe
Das Vortragsprogramm ist für alle Interessierten offen, unabhängig von Vorbildung
und Lebensalter. Für diejenigen, die im Rahmen des Seniorenstudiums der Univer-
sität Bremen bereits an den ausgewählten Regelveranstaltungen der Universität
teilgenommen haben, stellt das Vortragsprogramm eine Ergänzung dar.

Themen
Das Vortragsprogramm deckt thematisch ein breites Fächerspektrum ab. Dabei
erlauben mehrteilige Reihen eine vertiefte Behandlung einer Fragestellung und
eine Auseinandersetzung auch mit Themenbereichen, die im regulären Veran-
staltungsangebot der Universität nicht oder nicht in dieser kompakten Form
erscheinen. Einige Vorträge sind mit Exkursionen verbunden. Ringvorlesungen
mit mehreren Referentinnen und Referenten bieten die Möglichkeit, ein Thema
aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten oder sich einen Überblick über
wichtige Fragestellungen eines Forschungsfeldes zu verschaffen.

Zeit
Das Vortragsprogramm Frühjahr 2019 beginnt Mitte Februar; die letzten Veranstal-
tungen finden Ende März statt. Die Termine der Veranstaltungen sind so gewählt,
dass den unterschiedlichen zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmer Rechnung
getragen wird.
Inhaltsverzeichnis

Lauteninstrumente in Bild und Klang II ................................................................... 7

Cool Jazz, Soul Jazz, Bossa Nova .............................................................................. 8

Liebeslieder oder Schnulzen ..................................................................................... 10

Christo und Jeanne-Claude – Verhüllen als Kunst .............................................. 11

Der Expressionismus .................................................................................................. 12

„Wie redest Du eigentlich mit mir?!“ ..................................................................... 14

Gutes Leben .................................................................................................................. 16

Zwischen Apokalypse und Utopie ........................................................................... 18

Seneca, der Philosoph ................................................................................................. 20

Ein Weltbild des Protestes ........................................................................................ 22

Die NS-Diktatur 1933-1945 ....................................................................................... 24

Moorkolonisation im Elbe-Weser-Dreieck ............................................................. 26

Mathematisches Chaos ................................................................................................ 28

Expedition Erde, Teil XVI ............................................................................................. 30

Japanische Frühlingslyrik ............................................................................................. 31

Inger-Maria Mahlke „Archipel“ ................................................................................. 33

Theodor Fontane „Vor dem Sturm“......................................................................... 34

Der Lyriker Georg Trakl ............................................................................................ 36

Die Liebesthematik in Shakespeares ‚Romeo and Juliet‘ ................................... 38

Toni Morrisons Roman „Liebe“ ................................................................................ 39

Der St.-Petri-Dom und die Spuren der drei Konfessionen .............................. 41

                                                             -5-
Man sieht nur, was man weiß .................................................................................... 43

Die norwegischen Stabkirchen ................................................................................. 45

Vier Bremer Erzbischöfe ............................................................................................ 47

Ägypten als römische Provinz ................................................................................... 48

Planeten- und Sternbilder in der Mythologie ........................................................ 49

1918 und danach – Geschichte im Fernsehen und anderswo ........................... 52

Hinweise zur Lage der Veranstaltungsräume, Lageplan .................................. 54/55

Hinweise zum Anmeldeverfahren ........................................... hintere Umschlagseite

                                                     * * *

Der Zusatz „s.t.“ bei den Veranstaltungszeiten weist darauf hin, dass die Veranstal-
tung – den universitären Gepflogenheiten gemäß – exakt zur angegebenen Zeit
beginnt (s.t. = sine tempore, d.h. ohne Zeit, ohne das sog. „akademische Viertel“).
Befindet sich der Zusatz „c.t.“ bei den Veranstaltungszeiten, bedeutet dies, dass die
Veranstaltung eine Viertelstunde später beginnt, als die Veranstaltungszeit ausweist
(„cum tempore“, mit akademischem Viertel).

Abbildungsnachweis (soweit nicht anders angegeben): Wikipedia (gemeinfrei)

                                                        -6-
Lauteninstrumente in Bild und Klang II

                                                   Seminarreihe; Code-Nr.: A

Im zweiten Teil des Seminars „Lauteninstrumente in Bild und Klang“ wird die
faszinierende Vielfalt der europäischen Lauteninstrumente der Renaissance und
des Barock weiter ergründet. 6- bis 13chörige Lauten, fast zwei Meter lange The-
orben mit 14 Basssaiten, kleine mit einem Plektrum gespielte Barockmandolinen,
Lauteninstrumente mit Metallsaiten wie Cister und Orpharion, die spanische
Vihuela, Renaissance- und Barockgitarren – diese und andere Instrumente der
weit verzweigten Lautenfamilie werden anhand zahlreicher Klangbeispiele sowie
historischer Darstellungen sicht- und hörbar gemacht.
Spezielle Vorkenntnisse sind für dieses Seminar nicht nötig; viel wichtiger sind
Neugier und Erkenntnisfreude.

Dozent:       Gennady Kuznetsov, M.A.
Termine:      Donnerstag, 07.03., 14.03., 21.03.
Zeit:         15:00 c.t. bis 17:00 Uhr
Ort:          Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0770
Entgelt:      20.- Euro
Hinweis:      Teilnehmerbegrenzung: 30 Personen

   Anna Dorothea Therbusch: Frau, Laute spielend; zwischen 1740 und 1780

                                     -7-
Cool Jazz, Soul Jazz, Bossa Nova
              – Der Jazz der fünfziger und sechziger Jahre –

                                                   Seminarreihe; Code-Nr.: B

     John Coltrane, Cannonball Adderley, Miles Davis und Bill Evans. CBS
     Studios Ende der fünfziger Jahre.

Die erste Variante des modernen Jazz, der Bebop, erweiterte das Vokabular
dieser Musik seit Mitte der vierziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts in
rasantem Tempo. Türen für den individuellen Ausdruck des improvisierenden
Künstlers wurden hinsichtlich Rhythmik, Harmonik, Melodie und instrumentaler
Virtuosität weit aufgestoßen. Jazz wurde von einer Unterhaltungsmusik, über-
wiegend für Tanzvergnügen, zur fordernden Kunstform. Überwiegend junges
Publikum war vom Gestus und hippen Auftreten der Künstler fasziniert, ahmte
sie nach und feierte die gegen den gesellschaftlichen Mainstream gerichtete
Musik. Verstanden allerdings haben diese abstrakte und komplexe Kunst nur
ein Bruchteil ihrer Fans. Mitte der fünfziger Jahre hatte der Bebop seinen Zenit
künstlerisch und in der Akzeptanz durch das Publikum überschritten.
Nachfolgenden Musikern war es nicht möglich, Komplexität und Abstraktion zu
übertreffen oder auch nur annähernd das Niveau der Gründerväter zu erreichen.
Der konsequente Weg war zunächst eine Reduktion der Mittel in Richtung
Verständlichkeit und Einfachheit. Miles Davis machte 1949 einen Anfang mit
dem bahnbrechenden Album „Birth of the Cool“.

                                     -8-
Von da an entwickelte sich der Jazz parallel in mehreren Strängen, manche eher
zupackend Blues und Soul betont, andere kühl und elegant. Der künstlerische
Höhepunkt der Jazzentwicklung dieser Jahre - es herrscht weitgehend Einigkeit
der Experten - ist das Album „ Kind of Blue „ von Miles Davis. Diese Aufnahme ist
ein Archetyp für den modernen Jazz geworden. Es zeigt Jazz in „Statu nascendi“.
Genial einfache Kompositionen, überwiegend im ersten Anlauf mit hochsensiblen
Künstlern wie Bill Evans, John Coltrane und Cannonball Adderley aufgenommen,
demonstrieren deren individuelle Auffassung des Materials. Zerbrechlich und
faszinierend. Nichts wurde lange geprobt oder ausgefeilt. Harmonisch ist dieses
Album ein Meilenstein, es verlässt die Funktionsharmonik in Richtung Modalität.
Weiter werden in diesem Seminar die eher irdisch bluesorientierten Musikauf-
fassungen von Art Blakey und Horace Silver sowie der populären Bossa Nova
Jazz von Stan Getz präsentiert.
Anfang der sechziger Jahre durchlief John Coltrane eine Phase imposanter Krea-
tivität. Zunächst schuf er eine Musik mit fast mathematischen harmonischen
Strukturen dann eine Spielweise, die wegen ihrer Spiritualität und ungeheuren
Energie Generationen von Musikern faszinierte. Auch Menschen, die nicht viel
von Jazz hielten, wurden in ihren Bann gezogen. Die Auseinandersetzung mit
dieser Musik schließt das Seminar ab. Rückblickend kann man das Fazit ziehen,
dass der Jazz in der Zeit 1945 - 1965 in rascherer Folge Innovationen hervor-
brachte als jemals danach.

Dozent:       Dr. Klaus Fey
Termine:      Montag, 18.02., 25.02., 04.03., 11.03., 18.03., 25.03.
Zeit:         10:00 c.t. bis 12:00 Uhr
Ort:          Akademie für Weiterbildung, Zentalbereich, Raum B0770
Entgelt:      42.- Euro
Hinweis:      Teilnehmerbegrenzung: 60 Personen

                                      -9-
Liebeslieder oder Schnulzen
                     Ob die populäre Musik trivial ist?

                                              Seminarreihe; Code-Nr.: C 1 / C 2

                                 Seit dem Beginn des medialen Zeitalters mit
                                 der Vervielfältigung der musikalischen „Kon-
                                 serven“ ist die Industrie der musikalischen
                                 Berieselung entstanden. Lieder, Chansons,
                                 Schlager, Schnulzen, egal wie man das Resultat
                                 nennt, das hat nun einen Marktwert, einen
                                 Platz in den Charts oder Hitlisten. Es gibt eine
                                 gewisse Überschneidung zwischen diesem
                                 Erfolgszeichen und individuellen Vorlieben,
                                 einem persönlichen Geschmack. Genau bei
dieser Schnittmenge will dieses Seminar ansetzen. Was sind die besonderen
Eigenschaften einer Aufnahme, einer Interpretation, einer Vokalkomposition,
die zu einem nachhaltigen Erfolg führen? Kann man das verifizieren?
Zur Debatte werden insgesamt mindestens acht großartige und schöne Me-
lodien gestellt, die meisten davon in mehreren unterschiedlichen Aufnahmen.
Verglichen werden die Songs aus verschiedenen Kulturen – aus den USA, Italien,
Frankreich, Russland, Deutschland. Unter anderem Liebesschnulzen, Lieder aus
der Kriegszeit, männlich wie weiblich.
Es geht um die Herstellung jeweiliger Hörprotokolle und Diskussion darüber,
um die Schärfung des musikalischen Wahrnehmung, Findung von Argumenten.

Dozent:       Dr. Grigori Pantijelew
Termine:      Seminarreihe C 1:
              Di., 12.02., 19.02., 26.02., 05.03., 12.03., 19.03.
              Seminarreihe C 2:
              Mi., 13.02., 20.02., 27.02., 06.03., 13.03., 20.03.
Zeit:         jeweils 10:00 c.t. bis 12:00 Uhr
Ort:          Universität Bremen, Zentralbereich, Theatersaal
Entgelt:      39.- Euro

                                     - 10 -
Christo und Jeanne-Claude – Verhüllen als Kunst

                           Vortragsreihe; Code-Nr.: D 1 / D 2 / D 3 / D4 / D 5

Mit der Verhüllung des Reichstagsgebäudes in Berlin als „Wrapped Reichstag“
wurde das Künstlerpaar Christo (geb. 1935) und Jeanne-Claude (1935-2009)
im Sommer 1995 weltberühmt. Über 20 Jahre hatten sich die kontroversen
Debatten um das Vorhaben erstreckt, bis der Deutsche Bundestag 1994 die
Genehmigung dazu erteilte. Lange schon vorher war das Konzept des Verhüllens
jedoch entwickelt und angewendet worden.
Das Seminar verfolgt den Weg der beiden Künstler nach, erzählt die Geschichte
des aus Bulgarien geflüchteten Künstklers Christo Javacheff, der mit Auftrags-
porträts seinen Lebensunterhalt verdiente, bis der verfremdende Umgang mit
Alltagsgegenständen durch Verhüllen seine Arbeit mehr und mehr bestimmte.
Im Zeit- und Kunstgeschichtlichen Kontext werden Hauptwerke der beiden
Künstler betrachtet.

Dozent:        Detlef Stein
Vorträge:      Vortragsreihe D 1:
               Dienstag, 12.03., 19.03., 26.03.; 10:00 s.t. - 11:30 Uhr
               Vortragsreihe D 2:
               Dienstag, 12.03., 19.03., 26.03.; 12:00 s.t. - 13:30 Uhr;
               Vortragsreihe D 3:
               Mittwoch, 13.03., 20.03., 27.03.; 10:00 s.t. - 11:30 Uhr;
               Vortragsreihe D 4:
               Mittwoch, 13.03., 20.03., 27.03.; 12:00 s.t. - 13:30 Uhr;
               Vortragsreihe D 5:
               Mittwoch, 13.03., 20.03., 27.03.; 14:00 s.t. - 15:30 Uhr;
Ort:           Alle Veranstaltungen in der Akademie für Weiterbildung, Zen-
               tralbereich, Raum B0660.
Entgelt:       21.- Euro für die Vortragsreihe.
Hinweis:       Teilnehmerbegrenzung pro Vortragsreihe: 25 Personen.

                                       - 11 -
Die Kunstavantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts
                     Der Expressionismus

                                                Seminarreihe; Code-Nr.: E

                                  Das revolutionär Neue der Kunstgeschich-
                                  te zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren,
                                  vorbereitet vom analytischen Kubismus
                                  (ab 1907), die ersten abstrakten und ge-
                                  genstandslosen Bilder, wie sie nach 1910
                                  zahlreich entstanden. Diese neue nicht
                                  mimetische Sprache der Kunst stellte
                                  einen Wechsel dar von der Gegenstands-
                                  abhängigkeit zur Autonomie der Kunst und
                                  wurde als Befreiung empfunden. Kasimir
                                  Malewitsch beschreibt diesen Vorgang als
                                  „das beglückende Gefühl der befreienden
                                  Gegenstandslosigkeit.“
                                  Neue Sprachen anderer Art als die der
                                  gegenstandslosen Bilder haben auch die
Ernst Ludwig Kirchner, Fünf Ko-   anderen Stilrichtungen zu Beginn des 20.
kotten, Holzschnitt, Berlin 1914. Jahrhunderts geschaffen. So wird in der
                                  von Pathos geprägten Kunst des Expres-
sionismus der expressionistische „Schrei“ (Edvard Munch) zum Ausdruck
des bedrückenden inneren Erlebens einer fremden Wirklichkeit („Es ist ein
Weinen in der Welt“, Else Lasker-Schüler).
Der Expressionismus entstand
in einer Zeit, die von dem Ge-
fühl bestimmt war, in einer zu
Ende gehenden historischen
Epoche, die des Bürgertums, zu
leben. Die im Verfall sich befin-
dende Kultur, an der Friedrich
Nietzsches Lehren vom Tode
Gottes und vom dionysischen
„Übermenschen“ mitwirkten,
wurde aber auch mit der Hoff-
nung auf einen revolutionären
Wandel und Aufbruch verbun- Ernst Ludwig Kirchner, Schnellzug: zwei Per-
den. Diese Aufgabe der neuen sonen im Gespräch, ca. 1925.

                                  - 12 -
Kunst beschreibt Franz Marc im „Blauen Reiter“ von 1912 als den großen
Kampf der „Wilden“ Deutschlands: „In unserer Epoche des großen Kampfes
um die neue Kunst streiten wir als ‚Wilde‘, nicht Organisierte gegen eine alte,
organisierte Macht. Der Kampf scheint ungleich: aber in geistigen Dingen
siegt nie die Zahl, sondern die Stärke der Ideen. Die gefürchteten Waffen der
‚Wilden‘ sind ihre neuen Gedanken“.

Dozent:      Dr. Karl Heinz Wölke
Termine:     Donnerstag, 14.02.,
             Montag, 18.02., Donnerstag, 21.02.,
             Montag, 25.02., Donnerstag, 28.02.,
             Montag, 04.03.
Zeit:        16:00 s.t. bis 17:30 Uhr
Ort:         Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0770
Entgelt:     39.- Euro
Hinweis:     Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen

                                    - 13 -
„Wie redest Du eigentlich mit mir?!“

                                                  Seminarreihe; Code-Nr.: F

Menschen sprechen miteinander – und wollen verstanden werden; teilen etwas
mit und hoffen, die „Botschaft“ kommt an beim Gesprächspartner. Aber die
Erfahrung lehrt uns: immer wieder kommt nicht an, was wir sagen wollen, und
wir verstehen gesprochene Worte „falsch“ – oder auch gar nicht.
                                              Unsere Äußerungen sind nicht
                                              eindeutig: wir kommunizieren
                                              verbal und non-verbal. Unsere
                                              Worte werden mit unseren Ge-
                                              sten zusammen wahrgenommen
                                              und gedeutet. Jede/r spricht auf
                                              eigene Weise und jede/r hört auf
                                              sehr persönliche Art. Ein provo-
                                              kativer Satz dazu: „Missverständ-
                                              nisse sind der Regelfall.“
                                              In diesem Seminar geht es um
                                              Meta-Kommunikation – also um
das Reflektieren und Sprechen über zwischenmenschliche Kommunikation, ein-
schließlich der Selbstgespräche, die unser Denken und Handeln beeinflussen. In
die Erörterungen werden Alltagsbeispiele und Szenarien einbezogen, um besser
zu verstehen, dass Verständigung zwischen Menschen nicht selbstverständlich
ist und sein kann.
Themenschwerpunkte:
• „Was sagen Sie, nachdem Sie ,Guten Tag‘ gesagt haben?“ – Begrüßungs- und
     Abschiedsrituale im Alltag.
• „small talk“ und „ernsthafte“ Gespräche – Nähe und Distanz in alltäglichen
     Kontakten.
• „Ich verstehe nicht, was Du sagst“ – Verstehen und Verständigung „Das
     habe ich nicht gemeint!“ – Sinn und Bedeutung gesprochener Worte.
• „Wenn Du das sagst!“ – Autorität und Vertrauen in der zwischenmensch-
     lichen Kommunikation.
• Selbstgespräche; innere Monologe; die „innere Stimme“ oder „das Gewis-
     sen“.

                                    - 14 -
•   Wer sagt was mit welcher Wirkung? Oder: Schimpfen und Nörgeln; her-
    absetzende Äußerungen und Abwertungen. Und auch: Konstruktive Kritik.
•   „Ich bin ganz Ohr!“ – Oder: Hören, zuhören und „zwischen den Zeilen
    lesen“.

Dozentin:    Barbara Hoffmann-Gabel, M.A.; Supervisorin
Termin:      Montag, 18.02., 25.02., 04.03., 11.03., 18.03., 25.03.
Zeit:        10.30 s.t. bis 13.00 Uhr (mit kurzer Pause)
Ort:         Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich; Raum B 0660
Entgelt:     49.- Euro
Hinweis:     Teilnehmerbegrenzung: 30 Personen

                                  - 15 -
Gutes Leben = angenehmes, ‚gelingendes‘, glückliches Leben?
    Aspekte antiker und moderner Konzepte von Lebenskunst

                                                  Seminarreihe; Code-Nr.: G

Häufig wird ein gutes Leben mit einem angenehmen, erfolgreichen oder auf
irgendeine Weise gelingenden oder glücklichen Leben gleichgesetzt, wobei
letzteres meist für „Sich-gut-Fühlen“, Wunscherfüllung oder Hochgestimmtheit
steht. Aus der Perspektive der Lebenskunst-Philosophie beruht eine solche
Sichtweise aber wohl eher auf einem etwas naiven oder romantisierenden
Missverständnis. Sie versteht unter einem guten Leben eher ein gut geführtes
und erfülltes Leben, das ein möglichst breites Spektrum von Lebenserfahrungen
umfasst, Lebensfreude, -lust und -genuss ebenso eingeschlossen wie Erfahrungen
von Unglück, Enttäuschung, Leid und Scheitern.
Seit jeher stellen sich Menschen Fragen danach, was ein gutes Leben ist, wie
das Leben „gelingen“ kann und was sie glücklich macht – was also ihr Leben zu
einem lebenswerten wertvollen werden lässt bzw. wonach sich dies beurteilen
lässt. Antworten darauf gaben und geben bis heute antike und moderne philo-
sophische Konzepte der Lebenskunst, unzählige Ratgeber, therapeutische und
Coaching-Angebote aller Art.

Während antike philosophische Konzepte der Lebenskunst meistens konkrete
Voraussetzungen für ein gutes und schönes Leben beschreiben und oft auch
praktische Hinweise und Anleitungen für eine bewusste, selbstbestimmte, ziel-
gerichtete Lebensgestaltung geben, die nicht nur für den einzelnen Menschen,
sondern auch für seine Mitmenschen und für das soziale Ganze wünschenswert
waren und sind, haben moderne Konzepte der Lebenskunst eher allein den
einzelnen Menschen, seine Selbst-Verwirklichung und die für ihn als optimal
erscheinende Gestaltung seines privaten und beruflichen Lebens im Blick. Jeder

                                    - 16 -
soll so lediglich „seines eigenen Glückes Schmied“ bzw. „nach seiner eigenen
Facon glücklich“ werden.
Im Seminar sollen exemplarische Ausschnitte von Konzepten antiker und moder-
ner Lebenskunst vorgestellt, ein Austausch über die je eigenen Vorstellungen vom
guten, gelingenden, glücklichen und erfüllten Leben ermöglicht sowie Reflexionen
über Grundlagen Lebenskunst-bezogener Urteilsbildung und lebenskünstlerisch
relevanter Fragen, Sichtweisen, Übungen und Techniken angeregt werden.

Dozentin:     Dr. Roswitha Peters
Termin:       Dienstag, 19.02., Mittwoch, 20.02.,
              Dienstag, 26.02., Mittwoch, 27.02.,
Zeit:         13:00 c.t. bis 16:30 Uhr (mit kleiner Pause)
Ort:          Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0660
Entgelt:      49.- Euro
Hinweis:      Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen.

                                     - 17 -
Zwischen Apokalypse und Utopie
                  – Zukunftsvisionen in der Moderne –

                                                  Vortragsreihe; Code-Nr.: H

Bildmächtige Vorstellungen von der Zukunft sind zu allen Zeiten ein Mittel
gewesen, der Gegenwart einen Spiegel vorzuhalten. Zwei aus antiken Zei-
                                          ten stammende Vorstellungsmuster
                                          blieben bis in die Moderne erhalten,
                                          apokalyptisches Sprechen in Krisensi-
                                          tuationen, verbunden mit Bildern eines
                                          drohenden Untergangs auf der einen
                                          Seite, andererseits Ideen von Hoffnung
                                          auf eine neue bessere Welt, gekleidet
                                          in mythische Bilder vom Goldenen
                                          Zeitalter oder, christlich gewendet,
                                          dem Paradies.
                                          Dass der Mensch selbst eine neue
Das Denklehrzimmer. Kupferstich zu        bessere Welt aufbauen könne, war erst
Christian Heinrich Wolkes Anweisung seit der Renaissance, durch Rückbesin-
für Mütter und Hauslehrer (1805).         nung auf Platon, in den Horizont ge-
                                          rückt. Jetzt entwarf man Denkmodelle
einer idealen Gesellschaft und nannte sie Utopien (Nicht-Orte). Vorsichtshalber
wurden sie noch auf ferne Inseln verlegt.
Die Aufklärung machte Zukunftsgestaltung
zum säkularen Erziehungsprojekt. Grundlage
war das von Rousseau und anderen entwickelte
ideale Konzept der Perfektibilität (Vervoll-
kommnung) des Menschen. Der gesittete und
klug gebildete Mensch sollte den Fortschritt
der menschlichen Gesellschaft vorantreiben.
Dem Ruf von Kant, dem „sapere aude“ (Wage
es Verstand zu haben) folgend, wurden Zu-
kunftsprojekte als große Wissens- und Eman-
zipationsprojekte in Angriff genommen.
Freiheit und Gleichheit als utopische Hoffnung,
die auf Verwirklichung setzt: Das 19. Jahrhun-
dert wurde zum Experimentierfeld sozialer F. Eduard Bilz, Das Volk im Zu-
Utopien. Fouriers Phalanstères (1808), Robert kunftsstaat, Illustration, 1904.
Owens New Harmony (1820), Edward Bellamys Ausschnitt

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Looking Backward (1888), Edward Bilz‘ Das Volk im Zukunftsstaat (1904), Charlotte
Perkins Gilman Herland (1915) nehmen wir als Beispiele. Sozialismus, Feminismus,
auch die frühe ökologische Bewegung, so werden wir sehen, sind tief verankert
in utopischen Vorstellungsmustern.
Doch mit dem beginnenden 20.Jahrhundert änderte sich das Bild. Utopien, so
erfuhr die Welt, konnten in ihrer Umsetzung zu totalitären Strukturen führen,
deren einziges Ziel eine mörderi-
sche Konzentration von Macht war.
Technischer Fortschritt hatte nicht
vorhersehbare destruktive Folgen
und wurde zur düsteren Bedrohung
der Menschheit. Beschreibungen ei-
ner neuen albtraumhaften Zukunft
erschienen, sogenannte Dystopien.
Wir sehen uns einige literarische
Beispiele an: Aldous Huxleys Brave
New World (1932), George Orwells The Day After Tomorrow. Katastrophen-
1984 (1948), Margaret Atwoods film zu den Folgen globaler Erwärmung.
Report der Magd (1985). In unzähli-
gen Science Fiction Filmen werden katastrophale Ereignisse beschworen, nicht
ohne Unterhaltungswert. Die Apokalypse scheint – auch in Wissenschaft und
Kunst – in die heutige Vorstellungswelt zurückgekehrt.
Welche Zukunft haben Utopien heute?

Dozentin:     OStR Ingrid Davids
Termine:      Montag, 25.02., 04.03., 11.03.,
              Filmtag: Donnerstag, 07.03.
Zeit:         jeweils 10:00 s.t. bis 12:00 Uhr
Ort:          am 25.02. und 11.03.: Gebäude GW2, Raum B2900
              am 04.03. und 11.03.: Gebäude GW2, Raum 1410
Entgelt:      49.- Euro
Hinweis:      Teilnehmerbegrenzung: 60 Personen.
              Für voraussichtlich Freitag, den 15.03., ist eine Exkursion geplant.
              Einzelheiten in der ersten Sitzung.

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Seneca, der Philosoph
                   Leben, Werk und Wirkungsgeschichte

                                                    Vortragsreihe; Code-Nr.: J

                                          Seneca ist ohne Zweifel ein Philosoph
                                          und Schriftsteller, der sowohl zu seiner
                                          Zeit als auch seither Einfluss ebenso
                                          auf die Mächtigen und Hochgestellten
                                          wie auf eine breite Leserschaft hatte,
                                          wie dies nur bei wenigen Philosophen
                                          der Fall ist. Dabei war seine philoso-
                                          phische Reputation durchaus erhebli-
                                          chen Schwankungen unterworfen. Sie
                                          reichte, in immer wechselnden Zyklen
                                          über die Epochen hinweg, vom Ideal
                                          des philosophischen Superhelden bis
                                          zum Vorwurf der intellektuellen Mit-
                                          telmäßigkeit.
                                          Seneca hat keine theoretischen Schrif-
                                          ten verfasst wie Aristoteles dies getan
                                          hat und wie es von der Scholastik über
                                          die Neuzeit bis in die Gegenwart typisch
                                          für die professionelle Philosophie ist.
                                          Seine Philosophie findet sich in Moti-
Seneca zwischen Platon und Aristo-        vationsschriften, Briefen und ähnlichen
teles, Buchmalerei aus dem 14. Jh.        Prosawerken – für einen Philosophen
                                          eher ungewöhnlich. Dies hat teilwei-
se zu einer nachteiligen Einschätzung beigetragen, aber immer wieder auch
Bewunderer gefunden, insbesondere im Mittelalter, in der Renaissance oder
beispielsweise bei Immanuel Kant. In jüngster Zeit scheint sich das Bild auf-
grund neuer Studien auch wieder zu verbessern. So ist beispielsweise deutlich
geworden, dass die Unterschiede zwischen Cicero und Seneca – beide etwa ein
Jahrhundert voneinander getrennt – durch die radikal geänderten Zeitumstände
in Rom verständlich werden.
Seneca vertritt die Philosophie der Stoa, deren Ziel die „Autarkie“, die Unab-
hängigkeit, Selbstbestimmtheit und Selbstverantwortung des Weisen ist. Dies
sind die stoischen Voraussetzungen eines glücklichen Lebens. Dieser Maßstab
ergebe sich, so meinten die Stoiker, aus der Vernunft und aus der Natur. Gerade
unter den extremen Lebensbedingungen zu Zeiten eines Caligula oder eines

                                      - 20 -
Nero gewinnt diese Auffassung zusätzliche Plausibilität, sie ist aber für alle
Lebenslagen gedacht. Die Philosophie wird verstanden als eine Medizin für die
Seele. Der Philosoph „vermag das Geschick nicht zu ändern, aber er kann dem
Betroffenen zu einer gewandelten Einstellung verhelfen, so dass er mit seiner
speziellen Lebenssituation besser umgehen kann“. (Marion Giebel)
Diese Veranstaltung gibt einen Überblick über Leben, Werk und die wechselhafte
Wirkungsgeschichte Senecas. Dabei werden auch einige neuere Ergebnisse und
Einschätzungen vorgestellt sowie einige „Errungenschaften Senecas“, die heute
wieder auf neues Interesse stoßen, skizziert.

Dozent:      Björn Haferkamp
Termine:     Montag, 18.02., 25.02., 04.03., 11.03.
Zeit:        14:00 c.t. bis 16:00 Uhr
Ort:         Gebäude SFG, Raum 0150;
             am 04.03. Gebäude GW2, Raum 1410
Entgelt:     28.- Euro
Hinweis:     Teilnehmerbeschränkung: 100 Personen

                                    - 21 -
Ein Weltbild des Protestes
       – Grundzüge und aktueller Stand der kritischen Theorie –

                                                    Seminarreihe; Code-Nr.: K

Auf Wunsch einer Anzahl von Hörern wird in drei Sitzungen der Vortrag mit
dem obigen Titel (gehalten in der Senioren-Universität am 27. Sept. 2018) aus-
führlicher diskutiert. Jede Sitzung wird mit einem Kurzvortrag (15 - 20 Min.)
eingeleitet, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Grundlage ist außerdem das
Manuskript des Vortrags vom September, das viele Hörer schon besitzen. Wer
es noch nicht hat und / oder neu dazukommen will, kann es bei der Akademie
für Weiterbildung (als elektronische Datei) anfordern.

                                        *

Für die, die im September nicht dabei waren, hier noch einmal zur allgmeinen
Information die damalige Ankündigung:
Unser Weltbild setzt sich aus historischen Erfahrungen zusammen. Die histo-
rischen Erfahrungen der deutschen Geschichte seit der Aufklärung, also das,
was man das bürgerliche Zeitalter nennen kann, sind wenig zum Optimismus
geeignet: Aufstieg Preußens, zwar mit Friedrich II erleuchtet, aber doch ein auf
Vorrat produzierter Militärstaat, der sich dann ganz Deutschland aneignete,
die Entstehung eines von der Demokratie wenig beeinflussten Nationalismus
in den schrecklichen Napoleonischen Kriegen, die Niederlagen der bürgerli-
chen Revolution 1848 in ganz Europa, der fortgesetzte Adelspatriarchalismus
unter Bismarck, wenngleich in seinem Nichtkolonialismus und in seiner So-
zialgesetzgebung etwas Utopisches oder Heterotopisches real wird und den
Grundstein zum „rheinischen Kapitalismus“ legt; das komplette Unglück des
irren Wilhelminismus (Trumps Frisur hat mich gleich an die Haarbüschel auf den
Helmen erinnert), die Niederlage der Arbeiter nach 1918, die aber immerhin
eine bürgerliche Republik erkämpfen können, auch wenn sie eine „Demokratie
ohne Demokraten“ (Rathenau) bleibt; die wenigen Ansätze eines historischen
Lernprozesses in der kurzen Zeit dieser Demokratie (vor allem Stresemanns
Frankreich-Politik und der Singularität gebliebene Vertrag von Rapallo), dann der
faschistische Zivilisationsbruch, und schließlich die sich vor all diesem Verhäng-
nis als geradezu paradiesisch erweisende Zeit der Bundesrepublik – jedenfalls
wenn man mit einem Fernrohr vom Mars auf diese Welt schaut. Den älteren
von uns, die den Kalten Krieg durchlebt haben, Reagan, aber leider auch Obama
hinter sich, Trump vor sich haben, wird trotz der Erfolgsgeschichte der BRD
das historische Verhängnis noch in den Knochen stecken.

                                      - 22 -
Ein Weltbild setzt sich nicht nur aus eigenen Erfahrungen zusammen. Das bürger-
liche Zeitalter ist von Anfang an von einer kritischen Theorie oder Philosophie
begleitet worden, die die eigene Geschichte reflektiert hat. Das beginnt mit
Kant, der als erster Deutscher dem Begriff der Kritik hohes Ansehen verschafft
hat, über Hegel und Marx („Kritik der politischen Ökonomie“) und setzt sich
dann bei Walter Benjamin und Adorno bis Habermas und Negt / Kluge in die
Gegenwart fort. Listet man das so auf, dann ergibt sich der falsche Eindruck einer
lebhaften Tradition. Es handelt sich hier aber ganz im Gegenteil gewissermaßen
um die ketzerische Form eines Denkens, das von der offiziellen, institutionellen
Tradition mal mehr, mal weniger, mal gar nicht akzeptiert wird. So ist z.B. Marx,
dessen Aktualität jetzt an seinem 200. Geburtstag in den Feuilletons gepriesen
wird, in den Wirtschaftswissenschaften eine rote Null. Auch in der politischen
Öffentlichkeit ist Marx (anders als in den 70er Jahren) nicht lebendig, selbst
„Die Linke“ spricht nicht mehr von „Proletariat“ oder „Sozialismus“, von den
Sozialdemokraten ganz zu schweigen. Das öffentliche Geburtstagslob hat einen
Scheinheiligenschein.
In diesem Vortrag soll einmal versucht werden die Entwicklung eines Weltbilds
des Protestes (Protest = Zeugenschaft, Kritik = Unterscheidungsvermögen)
darzustellen, das den historischen Unheilssträngen Widerstand leistet.

Dozent:       Prof. Dr. Rainer Stollmann
Termin:       Donnerstag, 14.02., 21.02., 28.02.
Zeit:         10:00 c.t. bis 12:00 Uhr
Ort:          Gebäude SFG, Raum 0150
Entgelt:      21.- Euro

                                      - 23 -
Die NS-Diktatur 1933-1945
           Ein Überblick über Entstehung, Struktur und Verlauf

                                                     Vortragsreihe; Code-Nr.: L

                                             Kein Abschnitt der deutschen Ge-
                                             schichte ist so umfassend erforscht
                                             wie die 12 Jahre der faschistischen
                                             Gewaltherrschaft mit ihren Verbre-
                                             chen, die nahezu die ganze Welt ins
                                             Verderben gestürzt haben. Keine
                                             andere Periode der deutschen Ge-
                                             schichte prägt bis auf den heutigen
                                             Tag das historische Bewusstsein und
                                             die Politik in unserem Land, ja in
                                             Europa, stärker. Die Nachkriegsord-
Die Machtübernahme der Nazis in Bre- nungen in der Bundesrepublik und in
men. Demonstration vor dem Rathaus, der DDR sind als Gegenmodell zum
März 1933. Bild: Focke-Museum                NS-Staat konzipiert worden wie auch
                                             die europäische Einigung. Nach einer
zwanzigjährigen weitgehenden Verdrängung in der westdeutschen Öffentlichkeit
bemühen sich nun seit über fünfzig Jahren die Schulen und Universitäten und
fast alle politischen und gesellschaftlichen
Institutionen über die Ursachen, die Un-
taten und Folgen der NS-Zeit aufzuklä-
ren, um im Sinne des „Nie wieder!“ eine
Wiederbelebung faschistischer Ideologie
und Politik zu verhindern.
Den Erfolg dieser Bemühungen wird man
durchaus hinterfragen können, wenn wir
sehen, wie sich heute einerseits – nicht
nur in Deutschland – wieder rechts-
radikale Tendenzen artikulieren und
andererseits in der aktuellen politischen
Auseinandersetzung der Nazi-Vorwurf
inflationär gegen alles gerichtet wird, was
der eigenen Meinung widerspricht. Dass
sich dabei die weitgehende Unkenntnis Appell der SA, SS und des NSKK.
über den Charakter und Inhalt faschisti- beim Reichsparteitag der NSDAP,
scher Politik zeigt, ist ebenso offenkundig, 1935 in Nürnberg.

                                     - 24 -
wie die tendenzielle Verharmlosung der historischen Nazi-Bewegung. Dazu
mag beigetragen haben, dass die mediale Aufarbeitung der NS-Zeit häufig zu
einer personalistisch verkürzten Sensationshuberei a la „Hitler und die Frauen“,
„Hitlers Helfer“ etc. verkommt, die die gesellschaftlichen und ökonomischen
Ursachen und Interessen weitgehend vernachlässigt und dadurch das Gegenteil
von historischer Aufklärung bietet.
Es dürfte daher sinnvoll sein, die Ursachen, die Strukturen und die Resultate der
NS-Herrschaft – auch im Hinblick auf die aktuellen politischen Debatten – im
Überblick zu betrachten.
Die Vorlesungsreihe wird sich
also mit der Entstehung der
NSDAP, mit ihrem Programm
und ihrer Ideologie im Kontext
der Entwicklung faschistischer
Bewegungen im Europa der
Zwischenkriegszeit und mit den
Ursachen und Hintergründen
ihrer Machtübernahme 1933
befassen. Die Errichtung und
Struktur ihrer Diktatur und
der Charakter und Interessen- Von deutschen Truppen ermordete sowjeti-
gebundenheit ihrer Herrschaft sche Zivilisten bei Minsk, 1943. Bundesarchiv,
wird ebenso behandelt wie die Bild 146-1970-043-52 / CC-BY-SA 3.0
Kriegs- und Vernichtungspolitik
der Nazis.
Abschließend sollen einige wichtige Theorien zur Erklärung der NS-Zeit dis-
kutiert werden.

Dozent:       Dr. Heinz-Gerd Hofschen
Termine:      Mittwoch, 13.02., 20.02., 27.02., 06.03., 13.03. 20.03.
Zeit:         09:30 s.t. bis 11:30 Uhr (zwei Zeitstunden mit kurzer Pause)
Ort:          Gebäude GEO, Raum 1550 (GEO-Hörsaal)
Entgelt:      45.- Euro

                                     - 25 -
‚Den ersten sien Dot, den tweeten sien Not,
                     den drütten sien Brot‘
             – Moorkolonisation im Elbe-Weser-Dreieck –

                                  Vortragsreihe mit Exkursion; Code-Nr.: M

Die Urbarmachung und Besiedlung der im Elbe-Weser-Raum liegenden großen
Moorgebiete war ein Generationen übergreifender und mühseliger Prozess, der
die Region nachhaltig veränderte. Bis in das späte Mittelalter wurden Moore
zumeist nur in den Randgebieten genutzt. Dies änderte sich in der Frühen
Neuzeit. Ab dem 16. Jahrhundert wurde ausgehend von den Niederlanden über
Ostfriesland schließlich auch im Kurfürstentum Hannover im 18. Jahrhundert
begonnen, ‚wüstliegende‘ Moorgebiete systematisch urbar zu machen und für
landwirtschaftliche sowie gewerbliche Zwecke zu nutzen. Zwischen 1760 und
1850 wurden mehrere Tausend Bauernstellen geschaffen und Dutzende neuer
Dörfer gegründet.
Folgende Fragen stehen im Zentrum der Veranstaltung: Welche Ideen standen
hinter der Kurhannoverschen Moorkolonisation, in welchen Phasen vollzog
sie sich und welche Rolle spielte dabei der Moorkommissar Jürgen Christian
Findorff? Wie stellte sich die Siedlungsstruktur der neu gegründeten Dörfer
dar und welche Bedeutung hatten Landwirtschaft einerseits und Torfabbau
sowie Torfhandel andererseits? Aus welchen Gegenden und gesellschaftlichen

         Ein Moordorf im Teufelsmoor. Aus: Die Gartenlaube, 1863

                                  - 26 -
Schichten stammten die Kolonisten und wie war die Lage der Mooranbauern
und ihrer Familien? Darüber hinaus soll eine Exkursion in das Niedersandhause-
nermoor im Raum Osterholz unter fachkundiger Führung die Möglichkeit bieten,
Wissenswertes zur Entstehung und Umwandlung einer Naturlandschaft in eine
Kulturlandschaft zu erfahren, ökologische Zusammenhänge zu erkennen und
vor Ort Flora und Fauna des Moors kennen zu lernen. Zugleich werden dabei
auch aktuelle Probleme des Naturschutzes angesprochen.
Folgende Themen sollen behandelt werden:
• Staatliche und private Moorkolonisation – Von der Torf- zur Landwirtschaft
• Moorbrennen und Torfabbau, Schifffahrt und Handel
• Notzeiten im Moor – Armut, Hungerkrisen, Bettelei
• Exkursion: Biologische Station Osterholz-Scharmbeck / Niedersandhause-
    ner Moor – Landschaftsökologische Moorwanderung

Dozent:      Dr. Horst Rößler
Termine:     Dienstag, 26.02., 05.03., 12.03.,
             19.03. (Exkursion; eventuell 20.03. zusätzliche Exkursion)
Zeit:        13:00 c.t. bis 15:00 Uhr
Ort:         Gebäude SFG, Raum 0140;
             am 05.03. Akademie für Weiterbildung, Raum B0770
Entgelt:     33.- Euro
Hinweis:     Teilnehmerbegrenzung: 45 Personen.
             Die Anreise nach Osterholz-Scharmbeck erfolgt mit Privat-PKW
             und Mitfahrgelegenheit.
             Für die Moorführung fallen Kosten von 6,00 bis 8,00 Euro an.

                                    - 27 -
Mathematisches Chaos

                                                            Seminar; Code-Nr.: N

                                             Chaos und Mathematik – das sind
                                             scheinbar zwei Gegensätze, die sich
                                             unversöhnlich gegenüber stehen.
                                             Etwas, das berechenbar ist, kann
                                             doch nicht chaotisch sein. Das dieses
                                             dennoch so ist, ist eine Erkenntnis, die
                                             sich in den vergangenen fünfzig Jahren
                                             durchgesetzt hat und die vor 25 Jahren
                                             geradezu eine populäre Modeerschei-
                                             nung war.
                                             In der Vergangenheit war für die Men-
Michael Bradshaw; Mandelbrot set.            schen Berechenbarkeit unmittelbar
                                             mit Ordnung und Stabilität verbunden:
Für Pythagoras und seine mathematisch-philosophische Schule galt das Credo
„Alles ist Zahl!“. Galileo Galilei war überzeugt, dass das „Buch des Universums“
in der Sprache der Mathematik geschrieben sei. Und noch 1814 entwarf Laplace
in Gedanken einen Dämon, der die Zukunft der Welt berechnen kann.
Heutzutage erleben wir mathematisches Chaos ganz handfest, wenn wieder einmal
eine Wettervorhersage nicht stimmt.
In diesem Seminar geht es darum, den mathematischen Begriff des Chaos kennen
zu lernen und zu verstehen, wo und wie dieses Chaos vorkommen kann.
Folgende Themen sollen behandelt werden:
Was ist Chaos?
Was verstehen eigentlich Mathematiker un-
ter Chaos und bei welchen Rechenprozessen
kann es auftauchen? Womit darf man Chaos
nicht verwechseln? Was ist der Unterschied
zwischen Zufälligkeit und Chaos? Diese und
ähnliche Fragen sollen zunächst beantwortet
werden. Dazu muss man (überraschender
Weise) keine komplizierten Rechnungen
ausführen. Zusätzlich wurden in der Vergan-
genheit schöne Diagramme entwickelt, die
die Rechnungen anschaulich unterstützen.

                                       - 28 -
Die Eigenschaften von Chaos
Natürlich ist in der Mathematik der Begriff „Chaos“ genau definiert. Es sind drei
Eigenschaften, die ein Rechenprozess aufweisen muss, damit er sich (im mathe-
matischen Sinn) chaotisch nennen darf. In dieser Einheit soll es um diese drei
Eigenschaften gehen.
Beispiele für Chaos
Hier werden wir verschiedene Rechenprozesse genauer studieren, die in der Ver-
gangenheit als besondere Prototypen herausgestellt wurden. Mit allen sind sehr
bekannte Diagramme verbunden, die wir auch genau studieren werden.

Dozenten:     Dr. Reimund Albers
Termine:      Donnerstag, 14.02., 21.02., 28.02.
Zeit:         10:00 c.t. bis 12:00 Uhr
Ort:          Gebäude MZH, Raum 1460
Entgelt:      21.- Euro

                                      - 29 -
Expedition Erde,Teil XVI

                                                     Vortragsreihe; Code-Nr.: O

Kuriositäten – mit diesem Themenkomplex wird der Exkurs in spannende und
faszinierende Bereiche der Geowissenschaften im Rahmen der Veranstaltungsreihe
„Expedition Erde“ fortgesetzt.
Dabei baut auch dieser Teil nicht auf den vorherigen Veranstaltungsreihen auf, son-
dern es werden neue Themen angeboten, die für sich stehen. Die Vorträge haben
diesmal einen Bezug zu Phänomenen in der Erdgeschichte, die uns Menschen in
besonderer Weise berühren oder berührt haben.
Während der sechs zur Verfügung stehenden Termine werden folgende Themen
angeboten:

Mi., 20.02.   Das weiße Kliff von Helgoland (Dr. Torsten Bickert)
Mi., 27.02.   Giganten vergangener Meere (Dr. Jens Lehmann)
Mi., 06.03.   Deep Biosphere – Wie tief reicht das Leben der Erde?
              (Dr. Barbara Donner)
Mi., 13.03.   Die Teersümpfe von Los Angeles – faszinierenes Fenster
              in die Lebewelt der Eiszeit (Dr. Jens Lehmann)
Mi., 20.03.   Kieselalgen in der Heide und Alfred Nobel (Dr. Gerhard Fischer)
Mi. ,27.03.   Dune du Pilat – die höchste Düne Europas (Dr. Torsten Bickert)

Dozenten:     Dr. Torsten Bickert, Dr. Barbara Donner, Dr. Gerhard Fischer,
              Dr. Jens Lehmann
Termine:      Mittwoch, 20.02., 27.02., 06.03., 13.03., 20.03., 27.03.
Zeit:         16:00 s.t. bis 17:30 Uhr
Ort:          Gebäude GEO, Raum 1550 (GEO-Hörsaal)
Entgelt:      30.- Euro
Hinweis:      Teilnehmerbegrenzung: 120 Personen.

                                      - 30 -
Japanische Frühlingslyrik

                                                         Seminar; Code-Nr.: P

Vor zwei Tagen erst
ging ich über jenen Berg –
jetzt voll in Blüte.
So beschreibt der japanische Dichter Mukai Kyorai (1651-1704) einen Augenblick
der unmittelbaren Frühlingserfahrung während eines Besuchs in den Bergen. Im
japanischen Original wird mit dem Begriff „hanazakari“ deutlich, dass Kyorai die
Hochblüte der Kirschbäume bewundert, die die Berge wie eine rosafarben-weiße
Wolke einhüllen. Leiser Wehmut mischt sich in das Staunen: in wenigen Tagen
kann die Pracht bereits vergangen sein. Nur Jetzt kann sie genossen werden.
In diesem Seminar werden wir uns mit verschiedenen Aspekten japanischer
Dichtung beschäftigen: den traditionellen Formen Haiku, Tanka und Renga; der
typischen sprachlichen Gestaltung z.B. durch Jahreszeitenwörter, den Ausdruck-
sprinzipien hoher lyrischer Kunstfertigkeit, berühmten Dichtern (und seltener
auch Dichterinnen) der letzten Jahrhunderte. Vor allem aber werden wir viele
Beispiele hören, die anregen mögen, den Frühling unmittelbar zu erleben.
Der japanische Begriff für Dichtung heißt
wörtlich übersetzt „Gesang, Singen“. Daher
ist der bevorzugte Silben-Rhythmus 7-5, um
die musikalische Wirkung der Verse zu beto-
nen. Bei der Form der Tanka werden die 31
Silben im Rhythmus 5-7-5, 7-7 angeordnet.
Die Form der Haiku (5-7-5) entsteht aus der
Loslösung der Oberstrophe, entsprechend
dem Prinzip Ausatmen – Einatmen – Aus-
atmen. Es ist sozusagen der Rhythmus des
Lebens, die vergehende Zeit, die in Worte
gefasst wird. Dabei werden Assoziationen
geweckt, die uns das Wesentliche wahrneh-
men lassen. Die japanische Lyrik verwendet        Kobayashi Issa, 1763 - 1828.
zum Beispiel Jahreszeitenwörter (Kigo), die
den Leser unmittelbar in eine bestimmte Stimmung versetzen. In Bezug zum
Thema des Seminars sind dies Worte wie Frühlingsregen, Kirschblüte, Nachtigall,
Tautropfen, Spatzenkinder, Pflaumenblütenduft, die den Lesern einen Weg zu
lebendigen inneren Bildern weisen. Einzelne Begriffe eröffnen tief empfundene

                                     - 31 -
Gedankenverbindungen, die trotz der Kürze der lyrischen Form ein Gefühl von
Fülle und Weite erzeugen.
Als höchste Kunstfertigkeit gilt es, Augenblickserfahrungen ohne das Dazwi-
schentreten des reflektierenden Verstandes auszudrücken. Da in den japanischen
Gedichten kaum ein mit sich selbst beschäftigtes, historisch
gebundenes Ich spricht, sondern das allgemein-menschliche
Erleben und die Natur im Zentrum stehen, bewahren die
japanischen Gedichte ihre Aktualität über die Jahrhunderte.
So beschreibt der Dichter Takarai Kikaku (1661-1707) in
seinem Gedicht „Frühling, aufgeklart“ einen Augenblick,
der in seiner Flüchtigkeit gleichzeitig den Anschein von
Ewigkeit erweckt:

Über dem Meere
den Regenbogen löschte aus
ah, der Schwalben Flug!
Es ist die Schönheit des Alltäglichen, die würdevolle
Schlichtheit, die eine besondere Konzentration und Tiefe
ermöglichen. Gedichte, die wenige Worte umfassen, erzeu-
gen – wenn wir sie geduldig auf uns wirken lassen – eine
Atmosphäre der Ruhe und der inneren Heiterkeit. Es ist die
klare Freude über das Neuerwachen der Natur im Frühling,      Matsuo Bashõ,
die uns einlädt, wie wachen Sinnen am Leben teilzunehmen:      1644 - 1694

In meinem Garten
der Süßklee aufgeblüht ist:
komm doch und sieh nur!
Denn in zwei Tagen wird er
wohl ganz gewiss verblüht sein.

Dozentin:     Dr. Ina Düking
Termine:      Dienstag, 26.02.
Zeit:         14:00 s.t. bis 16:30 Uhr
Ort:          Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0770
Entgelt:      10.- Euro
Hinweis:      Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen

                                    - 32 -
Inger-Maria Mahlke „Archipel“

                                                  Tagesseminar; Code-Nr.: Q

Die Schriftstellerin Inger-Maria Mahlke, 1977 in Hamburg geboren, wuchs in
Lübeck auf, studierte Rechtswissenschaft in Berlin und arbeitete dann an der FU
Berlin am Lehrstuhl für Kriminologie. 2012 nahm die Autorin am Wettbewerb
um den Ingeborg-Bachmann-Preis teil und erhielt den Ernst-Willner-Preis.
2018 wurde ihr vierter Roman „Archipel” mit dem Deutschen Buchpreis aus-
gezeichnet. Dieser Roman spielt vor dem Hintergrund der Insel Teneriffa; ein
Ort und ein Stoff, mit dem die Autorin vertraut ist, lebte sie doch als Tochter
einer Spanierin dort einige Zeit während ihrer Kindheit.
In ihrem Roman erzählt sie von der politischen wie privaten Geschichte mehrerer
Familien, so von Nachfahren der spanischen Konquistadoren. Im Mittelpunkt
stehen drei Familien: Die großbürgerlichen Bernadottes, reich geworden durch
den Kolonialismus. Sie zählten zu den Gründern der rechten Partei Falange und
gelten bis heute als einflussreich auf der Insel. Die Mittelschicht wird von den
Bautes repräsentiert, sie unterstützen die Sozialisten. Die Arbeiterschaft wird
vertreten durch die Frauen der Familie Morales, die immer wieder ausgenutzt
und an den Rand der Gesellschaft gebracht werden. Fast genau einhundert Jahre
von 1915 bis 2015 umfasst die erzählte Romanhandlung. Als Erzählerin führt
uns Inger-Maria Mahlke rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche; ihre
zahlreichen Romanfiguren spiegeln die Katastrophen, aber auch die Glücksfälle
des Lebens wider.
Im Salto rückwärts liegt eine große Herausforderung an die Leserschaft, die
hohe Konzentration erfordert. Inger-Maria Mahlke entwirft mit Virtuosität einen
Familienroman, der uns eine neue Perspektive einübt – auch mit Bezügen auf
unser heutiges, nicht immer einfaches europäisches Miteinander.
Ausgabe: Inger-Maria Mahlke „Archipel“, Roman, Rowohlt Verlag, Reinbek bei
Hamburg.

Dozentin:     Margrit Platt, M.A.
Termin:       Freitag, 15.03.
Zeit:         09:00 c.t. bis 17:00 Uhr
Ort:          Gebäude GEO, Raum 1550 (GEO-Hörsaal)
Entgelt:      29.- Euro

                                     - 33 -
Theodor Fontane „Vor dem Sturm“
                 Roman aus dem Winter 1812 auf 1813

                                                   Vortragsreihe; Code-Nr.: R

                                            2019 jährt sich der 200. Geburtstag
                                            von Theodor Fontane. Grund und
                                            Anlass genug, sich mit seinem Roma-
                                            nerstling „Vor dem Sturm“, an dem
                                            Fontane mit einigen Unterbrechun-
                                            gen zwischen 1863 und 1878 schrieb,
                                            zu beschäftigen.
                                            Theodor Fontane, am 30. 12. 1819 in
                                            Neuruppin (Brandenburg) geboren,
                                            erlernte wie dereinst sein Vater den
                                            Apothekerberuf. Seit 1849 rückte
                                            das Schreiben in seinen Lebensfo-
                                            kus: neben dem Verfassen früher
                                            Balladen arbeitete und schrieb er
                                            u.a. als Auslandskorrespondent und
                                            Kriegsberichterstatter.
                                            Erst mit knapp sechzig Jahren be-
Theodor Fontane, Gemälde von Carl           schloss er als Romanautor zu debü-
Breitbach, 1883                             tieren: „Ich fange erst an“ schrieb
                                            Fontane mit jugendlichem Eifer.
Tatsächlich entfaltete der auf vielen Umwegen zum Schriftstellerberuf Entschlos-
sene, endlich von anderen Pflichten Entbundene eine höchst beeindruckende
Produktivität. Und als der fast 79-jährige Fontane am Abend des 20. September
1898 überraschend stirbt, ist sein Schreibtisch voll von Romanplänen, Entwürfen
und Fragmenten.
Als sein „Schmerzenskind“ hat Fontane selbst seinen ersten historischen
Roman bezeichnet. „Ich habe mir nie die Frage vorgelegt: soll dies ein Roman
werden? Und wenn es ein Roman werden soll, welche Regeln und Gesetze sind
innezuhalten?“
Vor dem Hintergrund des Freiheitskrieges gegen Napoleon entfaltet der Roman
„Vor dem Sturm“ ein großangelegtes Panorama märkischen Lebens zwischen
Unterwerfung und Aufstand, gesellschaftlichem Stillstand und Wandel und hin-
terfragt mit kritischer Feder Preußens Mythos und dessen staatliches Leben. Das
Eintreten der großen Befreiungsidee in verschiedene Lebenskreise bestimmte
den beträchtlichen Umfang des Romans.

                                     - 34 -
Keine politische Gestalt hat die Literatur im 19. Jahrhundert so beschäftigt und
polarisiert wie die Napoleons. In einer Vorstudie zum Roman schrieb Fontane:
„Die Literaten haben Napoleon verherrlicht und verdammt. Vor allem haben
sie ihn gründlich dämonisiert.“
Die Frage nach der historischen Behandlung des Stoffes scheint umso wichtiger,
als dass Fontane selber befand, „daß die Mehrzahl der historischen Romane
einfach ein Greuel ist.“
Als Ausgabe unbedingt zu empfehlen: Theodor Fontane, Vor dem Sturm. Deut-
scher Taschenbuch Verlag (mit einem umfangreichen Anmerkungs-Teil).

Dozentin:     Margrit Platt, M.A.
Termin:       Dienstag, 12.02., 19.02., 26.02., 05.03., 12.03., 19.03.
Zeit:         10:00 s.t. bis 12:30 Uhr (mit kleiner Pause)
Ort:          Gebäude GEO, Raum 1550 (GEO-Hörsaal)
Entgelt:      49.- Euro
Hinweis:      Mitte Juni 2019 findet unter der Leitung von Frau Platt eine
              Studienreise auf den Spuren von Theodor Fontane in die Mark
              Brandenburg statt.
              Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Programm „Wissenschaftli-
              che Studienreisen 2019“ der Akademie für Weiterbildung. Es kann
              unter „senioren@uni-bremen.de“ angefordert werden.

                                     - 35 -
„Es ist ein Licht, das in meinem Mund erlöscht“
                        Der Lyriker Georg Trakl

                                                    Seminarreihe; Code-Nr.: S

                                  Georg Trakl wurde 1887 in Salzburg in Öster-
                                  reich geboren, als es noch zur alten k. u. k.
                                  Monarchie Osterreich-Ungarn gehörte und
                                  starb 1914 zu Beginn des verheerenden 1. Welt-
                                  kriegs vermutlich durch Selbstmord in Krakau.
                                  Man hatte ihn dorthin zur Untersuchung seines
                                  Geisteszustandes geschickt, nachdem er als
                                  sogenannter „Medikamentenakzessist“ im Feld
                                  grauenhafte Erfahrungen mit Verwundeten, mit
                                  Tod und Sterben gemacht hatte.
                                  Er hatte es Zeit seines Lebens mit schweren
                                  seelischen Krisen zu tun, war alkohol- und
                                  (als ausgebildeter Apotheker mit Zugang zu
                                  Medikamenten) drogenabhängig und hinter-
Georg Trakl, vor 1914.            ließ – 27-jährig – nur ein kleines Werk an
                                  Gedichten, Prosa- und Theaterstücken.
Trotz seiner zum Teil schwer zugänglichen Gedichte und seiner zutiefst düsteren
Inhalte und Motive gilt er bis heute in der Literaturwissenschaft als genialer
Dichter, der „maßgeblichen Einfluss auf die Sprachkunst des Jahrhunderts hat-
te“ (W.Killy). Er war gewiss auch „rauschgiftsüchtiger Psychopath“, religiöser
Träumer und Phantast, der seine Zeit, die Sinnes- und Weltuntergangserfah-
rungen zu Beginn des 20.Jahrhunderts in Sprache fasste, düster-prophetisch,
beeinflusst von den französischen Symbolisten, von Nietzsche, aber auch von
der deutschen Romantik, von Rilke und den Expressionisten der frühen Jahre
in Literatur, Musik und Malerei. In der Welt der Dichtung aber blieb er eine
„singuläre Erscheinung“, dessen lyrische Sprache nur schwer zu entschlüsseln
ist. Seine „Sprache ist in einem Raum zu Hause, der nicht notwendig der Raum
des Lesers ist, der aber in der Anreicherung der Sprache mit Bild, Klang, Duft
und Schweigen“ (W.Killy) eine neue Dimension lyrischen Sprechens eröffnet hat.
Dieser „Anreicherung“ näher zu kommen und verstehen zu lernen ist Absicht
der Veranstaltung. Wir wollen uns fragen, wie weit wir auch heute noch mit
dieser Sprache, dem „Trakl-Ton“ umgehen können, der – wie ich meine – ein
bedeutendes Merkmal von gelungener Lyrik ist.
Dass Georg Trakl vom Expressionismus und von der Zeit vor und im Weltkrieg
geprägt ist und sein „apokalyptischer Ton“ mit der Lebensgeschichte des Dich-

                                     - 36 -
ters, seiner manisch-depressiven Genialität, seinen Schuld- und Sühnevorstel-
lungen zu tun hat, lässt sich an vielen seiner Gedichte nachweisen, aber das soll
keineswegs der Schwerpunkt unserer Interpretationen sein.
„Ich bin immer traurig, wenn ich glücklich bin“, so schrieb Trakl 1909 seiner
Schwester Maria. Das sagt viel über diesen Dichter und seine Dichtung aus,
die in Widersprüchlichkeiten, in Negationen, in Dunkelheit und Rätselhaftigkeit
ihren besonderen Ton gefunden hat:
                 „Immer wieder kehrst du Melancholie,
                 O Sanftmut der einsamen Seele.
                 Zu Ende glüht ein goldener Tag.“

Dozentin:     Ulrike Marie Hille
Termin:       Donnerstag, 07.03., 14.03.
Zeit:         10:00 s.t. bis 12:30 Uhr (mit kleiner Pause)
Ort:          Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0660
Entgelt:      21.- Euro
Hinweis:      Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen.

                                     - 37 -
Die Liebesthematik in Shakespeares ‚Romeo and Juliet‘
    und Gottfried Kellers ‚Romeo und Julia auf dem Dorfe‘

                                                   Seminarreihe; Code-Nr.: T

Mit Shakespeares Drama „Romeo and Juliet“ wird das Thema der absoluten
bzw. „romantischen“ Liebe erstmals auf eine literarisch besonders ansprechende
Weise gestaltet, und zwar vor dem Hintergrund der verfeindeten Eltern des
Liebespaars. Von den zahlreichen Nachgestaltungen des Shakespeareschen
Dramas, die bis zu Richard Wagners „Tristan und Isolde“ reichen, ist sicherlich
die wertvollste Gottfried Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Sowohl das
englische Drama als auch die deutsche Erzählung wird die Vorlesung eingehend
würdigen und die Parallelen wie auch die Unterschiede zwischen beiden Texten
benennen. Es wird sich zeigen, dass sich ein Spannungsverhältnis zwischen rea-
listischer und romantischer Gestaltung in beiden Dichtungen namhaft machen
lässt. Obwohl die Texte aus früheren Jahrhunderten stammen, entfalten sie ein
Liebeskonzept, das seine Aktualität bis heute noch nicht eingebüßt hat.
Als Lektüregrundlage dienen die bei Reclam publizierten Ausgaben der ge-
nannten Texte Shakespeares und Kellers. Ihre Kenntnis wäre für die Vorlesung
wünschenswert.

Dozent:      Prof. Dr. Gert Sautermeister
Termine.     Donnerstag, 21.02., 28.02., 07.03., 14.03., 21.03., 28.03.
Zeit:        16:00 c.t. bis 18:00 Uhr
Ort:         Gebäude SFG, Raum 0150;
             am 07.03. Gebäude GW2, Raum B1410
Entgelt:     42.- Euro
Hinweis:     Teilnehmerbegrenzung: 100 Personen.

                                    - 38 -
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