Vortragsprogramm Frühjahr 2019 - Akademie - Uni Bremen
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Das Vortragsprogramm der Akademie für Weiterbildung Wissenschaftliche Weiterbildung gehört neben Forschung und Lehre zu den Auf- gaben der Universität. Das Vortragsprogramm der Akademie für Weiterbildung der Universität Bremen, das zweimal jährlich jeweils in der vorlesungsfreien Zeit im Frühjahr und Herbst angeboten wird, versteht sich als Beitrag dazu. Zielgruppe Das Vortragsprogramm ist für alle Interessierten offen, unabhängig von Vorbildung und Lebensalter. Für diejenigen, die im Rahmen des Seniorenstudiums der Univer- sität Bremen bereits an den ausgewählten Regelveranstaltungen der Universität teilgenommen haben, stellt das Vortragsprogramm eine Ergänzung dar. Themen Das Vortragsprogramm deckt thematisch ein breites Fächerspektrum ab. Dabei erlauben mehrteilige Reihen eine vertiefte Behandlung einer Fragestellung und eine Auseinandersetzung auch mit Themenbereichen, die im regulären Veran- staltungsangebot der Universität nicht oder nicht in dieser kompakten Form erscheinen. Einige Vorträge sind mit Exkursionen verbunden. Ringvorlesungen mit mehreren Referentinnen und Referenten bieten die Möglichkeit, ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten oder sich einen Überblick über wichtige Fragestellungen eines Forschungsfeldes zu verschaffen. Zeit Das Vortragsprogramm Frühjahr 2019 beginnt Mitte Februar; die letzten Veranstal- tungen finden Ende März statt. Die Termine der Veranstaltungen sind so gewählt, dass den unterschiedlichen zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmer Rechnung getragen wird.
Inhaltsverzeichnis Lauteninstrumente in Bild und Klang II ................................................................... 7 Cool Jazz, Soul Jazz, Bossa Nova .............................................................................. 8 Liebeslieder oder Schnulzen ..................................................................................... 10 Christo und Jeanne-Claude – Verhüllen als Kunst .............................................. 11 Der Expressionismus .................................................................................................. 12 „Wie redest Du eigentlich mit mir?!“ ..................................................................... 14 Gutes Leben .................................................................................................................. 16 Zwischen Apokalypse und Utopie ........................................................................... 18 Seneca, der Philosoph ................................................................................................. 20 Ein Weltbild des Protestes ........................................................................................ 22 Die NS-Diktatur 1933-1945 ....................................................................................... 24 Moorkolonisation im Elbe-Weser-Dreieck ............................................................. 26 Mathematisches Chaos ................................................................................................ 28 Expedition Erde, Teil XVI ............................................................................................. 30 Japanische Frühlingslyrik ............................................................................................. 31 Inger-Maria Mahlke „Archipel“ ................................................................................. 33 Theodor Fontane „Vor dem Sturm“......................................................................... 34 Der Lyriker Georg Trakl ............................................................................................ 36 Die Liebesthematik in Shakespeares ‚Romeo and Juliet‘ ................................... 38 Toni Morrisons Roman „Liebe“ ................................................................................ 39 Der St.-Petri-Dom und die Spuren der drei Konfessionen .............................. 41 -5-
Man sieht nur, was man weiß .................................................................................... 43 Die norwegischen Stabkirchen ................................................................................. 45 Vier Bremer Erzbischöfe ............................................................................................ 47 Ägypten als römische Provinz ................................................................................... 48 Planeten- und Sternbilder in der Mythologie ........................................................ 49 1918 und danach – Geschichte im Fernsehen und anderswo ........................... 52 Hinweise zur Lage der Veranstaltungsräume, Lageplan .................................. 54/55 Hinweise zum Anmeldeverfahren ........................................... hintere Umschlagseite * * * Der Zusatz „s.t.“ bei den Veranstaltungszeiten weist darauf hin, dass die Veranstal- tung – den universitären Gepflogenheiten gemäß – exakt zur angegebenen Zeit beginnt (s.t. = sine tempore, d.h. ohne Zeit, ohne das sog. „akademische Viertel“). Befindet sich der Zusatz „c.t.“ bei den Veranstaltungszeiten, bedeutet dies, dass die Veranstaltung eine Viertelstunde später beginnt, als die Veranstaltungszeit ausweist („cum tempore“, mit akademischem Viertel). Abbildungsnachweis (soweit nicht anders angegeben): Wikipedia (gemeinfrei) -6-
Lauteninstrumente in Bild und Klang II Seminarreihe; Code-Nr.: A Im zweiten Teil des Seminars „Lauteninstrumente in Bild und Klang“ wird die faszinierende Vielfalt der europäischen Lauteninstrumente der Renaissance und des Barock weiter ergründet. 6- bis 13chörige Lauten, fast zwei Meter lange The- orben mit 14 Basssaiten, kleine mit einem Plektrum gespielte Barockmandolinen, Lauteninstrumente mit Metallsaiten wie Cister und Orpharion, die spanische Vihuela, Renaissance- und Barockgitarren – diese und andere Instrumente der weit verzweigten Lautenfamilie werden anhand zahlreicher Klangbeispiele sowie historischer Darstellungen sicht- und hörbar gemacht. Spezielle Vorkenntnisse sind für dieses Seminar nicht nötig; viel wichtiger sind Neugier und Erkenntnisfreude. Dozent: Gennady Kuznetsov, M.A. Termine: Donnerstag, 07.03., 14.03., 21.03. Zeit: 15:00 c.t. bis 17:00 Uhr Ort: Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0770 Entgelt: 20.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 30 Personen Anna Dorothea Therbusch: Frau, Laute spielend; zwischen 1740 und 1780 -7-
Cool Jazz, Soul Jazz, Bossa Nova – Der Jazz der fünfziger und sechziger Jahre – Seminarreihe; Code-Nr.: B John Coltrane, Cannonball Adderley, Miles Davis und Bill Evans. CBS Studios Ende der fünfziger Jahre. Die erste Variante des modernen Jazz, der Bebop, erweiterte das Vokabular dieser Musik seit Mitte der vierziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts in rasantem Tempo. Türen für den individuellen Ausdruck des improvisierenden Künstlers wurden hinsichtlich Rhythmik, Harmonik, Melodie und instrumentaler Virtuosität weit aufgestoßen. Jazz wurde von einer Unterhaltungsmusik, über- wiegend für Tanzvergnügen, zur fordernden Kunstform. Überwiegend junges Publikum war vom Gestus und hippen Auftreten der Künstler fasziniert, ahmte sie nach und feierte die gegen den gesellschaftlichen Mainstream gerichtete Musik. Verstanden allerdings haben diese abstrakte und komplexe Kunst nur ein Bruchteil ihrer Fans. Mitte der fünfziger Jahre hatte der Bebop seinen Zenit künstlerisch und in der Akzeptanz durch das Publikum überschritten. Nachfolgenden Musikern war es nicht möglich, Komplexität und Abstraktion zu übertreffen oder auch nur annähernd das Niveau der Gründerväter zu erreichen. Der konsequente Weg war zunächst eine Reduktion der Mittel in Richtung Verständlichkeit und Einfachheit. Miles Davis machte 1949 einen Anfang mit dem bahnbrechenden Album „Birth of the Cool“. -8-
Von da an entwickelte sich der Jazz parallel in mehreren Strängen, manche eher zupackend Blues und Soul betont, andere kühl und elegant. Der künstlerische Höhepunkt der Jazzentwicklung dieser Jahre - es herrscht weitgehend Einigkeit der Experten - ist das Album „ Kind of Blue „ von Miles Davis. Diese Aufnahme ist ein Archetyp für den modernen Jazz geworden. Es zeigt Jazz in „Statu nascendi“. Genial einfache Kompositionen, überwiegend im ersten Anlauf mit hochsensiblen Künstlern wie Bill Evans, John Coltrane und Cannonball Adderley aufgenommen, demonstrieren deren individuelle Auffassung des Materials. Zerbrechlich und faszinierend. Nichts wurde lange geprobt oder ausgefeilt. Harmonisch ist dieses Album ein Meilenstein, es verlässt die Funktionsharmonik in Richtung Modalität. Weiter werden in diesem Seminar die eher irdisch bluesorientierten Musikauf- fassungen von Art Blakey und Horace Silver sowie der populären Bossa Nova Jazz von Stan Getz präsentiert. Anfang der sechziger Jahre durchlief John Coltrane eine Phase imposanter Krea- tivität. Zunächst schuf er eine Musik mit fast mathematischen harmonischen Strukturen dann eine Spielweise, die wegen ihrer Spiritualität und ungeheuren Energie Generationen von Musikern faszinierte. Auch Menschen, die nicht viel von Jazz hielten, wurden in ihren Bann gezogen. Die Auseinandersetzung mit dieser Musik schließt das Seminar ab. Rückblickend kann man das Fazit ziehen, dass der Jazz in der Zeit 1945 - 1965 in rascherer Folge Innovationen hervor- brachte als jemals danach. Dozent: Dr. Klaus Fey Termine: Montag, 18.02., 25.02., 04.03., 11.03., 18.03., 25.03. Zeit: 10:00 c.t. bis 12:00 Uhr Ort: Akademie für Weiterbildung, Zentalbereich, Raum B0770 Entgelt: 42.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 60 Personen -9-
Liebeslieder oder Schnulzen Ob die populäre Musik trivial ist? Seminarreihe; Code-Nr.: C 1 / C 2 Seit dem Beginn des medialen Zeitalters mit der Vervielfältigung der musikalischen „Kon- serven“ ist die Industrie der musikalischen Berieselung entstanden. Lieder, Chansons, Schlager, Schnulzen, egal wie man das Resultat nennt, das hat nun einen Marktwert, einen Platz in den Charts oder Hitlisten. Es gibt eine gewisse Überschneidung zwischen diesem Erfolgszeichen und individuellen Vorlieben, einem persönlichen Geschmack. Genau bei dieser Schnittmenge will dieses Seminar ansetzen. Was sind die besonderen Eigenschaften einer Aufnahme, einer Interpretation, einer Vokalkomposition, die zu einem nachhaltigen Erfolg führen? Kann man das verifizieren? Zur Debatte werden insgesamt mindestens acht großartige und schöne Me- lodien gestellt, die meisten davon in mehreren unterschiedlichen Aufnahmen. Verglichen werden die Songs aus verschiedenen Kulturen – aus den USA, Italien, Frankreich, Russland, Deutschland. Unter anderem Liebesschnulzen, Lieder aus der Kriegszeit, männlich wie weiblich. Es geht um die Herstellung jeweiliger Hörprotokolle und Diskussion darüber, um die Schärfung des musikalischen Wahrnehmung, Findung von Argumenten. Dozent: Dr. Grigori Pantijelew Termine: Seminarreihe C 1: Di., 12.02., 19.02., 26.02., 05.03., 12.03., 19.03. Seminarreihe C 2: Mi., 13.02., 20.02., 27.02., 06.03., 13.03., 20.03. Zeit: jeweils 10:00 c.t. bis 12:00 Uhr Ort: Universität Bremen, Zentralbereich, Theatersaal Entgelt: 39.- Euro - 10 -
Christo und Jeanne-Claude – Verhüllen als Kunst Vortragsreihe; Code-Nr.: D 1 / D 2 / D 3 / D4 / D 5 Mit der Verhüllung des Reichstagsgebäudes in Berlin als „Wrapped Reichstag“ wurde das Künstlerpaar Christo (geb. 1935) und Jeanne-Claude (1935-2009) im Sommer 1995 weltberühmt. Über 20 Jahre hatten sich die kontroversen Debatten um das Vorhaben erstreckt, bis der Deutsche Bundestag 1994 die Genehmigung dazu erteilte. Lange schon vorher war das Konzept des Verhüllens jedoch entwickelt und angewendet worden. Das Seminar verfolgt den Weg der beiden Künstler nach, erzählt die Geschichte des aus Bulgarien geflüchteten Künstklers Christo Javacheff, der mit Auftrags- porträts seinen Lebensunterhalt verdiente, bis der verfremdende Umgang mit Alltagsgegenständen durch Verhüllen seine Arbeit mehr und mehr bestimmte. Im Zeit- und Kunstgeschichtlichen Kontext werden Hauptwerke der beiden Künstler betrachtet. Dozent: Detlef Stein Vorträge: Vortragsreihe D 1: Dienstag, 12.03., 19.03., 26.03.; 10:00 s.t. - 11:30 Uhr Vortragsreihe D 2: Dienstag, 12.03., 19.03., 26.03.; 12:00 s.t. - 13:30 Uhr; Vortragsreihe D 3: Mittwoch, 13.03., 20.03., 27.03.; 10:00 s.t. - 11:30 Uhr; Vortragsreihe D 4: Mittwoch, 13.03., 20.03., 27.03.; 12:00 s.t. - 13:30 Uhr; Vortragsreihe D 5: Mittwoch, 13.03., 20.03., 27.03.; 14:00 s.t. - 15:30 Uhr; Ort: Alle Veranstaltungen in der Akademie für Weiterbildung, Zen- tralbereich, Raum B0660. Entgelt: 21.- Euro für die Vortragsreihe. Hinweis: Teilnehmerbegrenzung pro Vortragsreihe: 25 Personen. - 11 -
Die Kunstavantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts Der Expressionismus Seminarreihe; Code-Nr.: E Das revolutionär Neue der Kunstgeschich- te zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren, vorbereitet vom analytischen Kubismus (ab 1907), die ersten abstrakten und ge- genstandslosen Bilder, wie sie nach 1910 zahlreich entstanden. Diese neue nicht mimetische Sprache der Kunst stellte einen Wechsel dar von der Gegenstands- abhängigkeit zur Autonomie der Kunst und wurde als Befreiung empfunden. Kasimir Malewitsch beschreibt diesen Vorgang als „das beglückende Gefühl der befreienden Gegenstandslosigkeit.“ Neue Sprachen anderer Art als die der gegenstandslosen Bilder haben auch die Ernst Ludwig Kirchner, Fünf Ko- anderen Stilrichtungen zu Beginn des 20. kotten, Holzschnitt, Berlin 1914. Jahrhunderts geschaffen. So wird in der von Pathos geprägten Kunst des Expres- sionismus der expressionistische „Schrei“ (Edvard Munch) zum Ausdruck des bedrückenden inneren Erlebens einer fremden Wirklichkeit („Es ist ein Weinen in der Welt“, Else Lasker-Schüler). Der Expressionismus entstand in einer Zeit, die von dem Ge- fühl bestimmt war, in einer zu Ende gehenden historischen Epoche, die des Bürgertums, zu leben. Die im Verfall sich befin- dende Kultur, an der Friedrich Nietzsches Lehren vom Tode Gottes und vom dionysischen „Übermenschen“ mitwirkten, wurde aber auch mit der Hoff- nung auf einen revolutionären Wandel und Aufbruch verbun- Ernst Ludwig Kirchner, Schnellzug: zwei Per- den. Diese Aufgabe der neuen sonen im Gespräch, ca. 1925. - 12 -
Kunst beschreibt Franz Marc im „Blauen Reiter“ von 1912 als den großen Kampf der „Wilden“ Deutschlands: „In unserer Epoche des großen Kampfes um die neue Kunst streiten wir als ‚Wilde‘, nicht Organisierte gegen eine alte, organisierte Macht. Der Kampf scheint ungleich: aber in geistigen Dingen siegt nie die Zahl, sondern die Stärke der Ideen. Die gefürchteten Waffen der ‚Wilden‘ sind ihre neuen Gedanken“. Dozent: Dr. Karl Heinz Wölke Termine: Donnerstag, 14.02., Montag, 18.02., Donnerstag, 21.02., Montag, 25.02., Donnerstag, 28.02., Montag, 04.03. Zeit: 16:00 s.t. bis 17:30 Uhr Ort: Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0770 Entgelt: 39.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen - 13 -
„Wie redest Du eigentlich mit mir?!“ Seminarreihe; Code-Nr.: F Menschen sprechen miteinander – und wollen verstanden werden; teilen etwas mit und hoffen, die „Botschaft“ kommt an beim Gesprächspartner. Aber die Erfahrung lehrt uns: immer wieder kommt nicht an, was wir sagen wollen, und wir verstehen gesprochene Worte „falsch“ – oder auch gar nicht. Unsere Äußerungen sind nicht eindeutig: wir kommunizieren verbal und non-verbal. Unsere Worte werden mit unseren Ge- sten zusammen wahrgenommen und gedeutet. Jede/r spricht auf eigene Weise und jede/r hört auf sehr persönliche Art. Ein provo- kativer Satz dazu: „Missverständ- nisse sind der Regelfall.“ In diesem Seminar geht es um Meta-Kommunikation – also um das Reflektieren und Sprechen über zwischenmenschliche Kommunikation, ein- schließlich der Selbstgespräche, die unser Denken und Handeln beeinflussen. In die Erörterungen werden Alltagsbeispiele und Szenarien einbezogen, um besser zu verstehen, dass Verständigung zwischen Menschen nicht selbstverständlich ist und sein kann. Themenschwerpunkte: • „Was sagen Sie, nachdem Sie ,Guten Tag‘ gesagt haben?“ – Begrüßungs- und Abschiedsrituale im Alltag. • „small talk“ und „ernsthafte“ Gespräche – Nähe und Distanz in alltäglichen Kontakten. • „Ich verstehe nicht, was Du sagst“ – Verstehen und Verständigung „Das habe ich nicht gemeint!“ – Sinn und Bedeutung gesprochener Worte. • „Wenn Du das sagst!“ – Autorität und Vertrauen in der zwischenmensch- lichen Kommunikation. • Selbstgespräche; innere Monologe; die „innere Stimme“ oder „das Gewis- sen“. - 14 -
• Wer sagt was mit welcher Wirkung? Oder: Schimpfen und Nörgeln; her- absetzende Äußerungen und Abwertungen. Und auch: Konstruktive Kritik. • „Ich bin ganz Ohr!“ – Oder: Hören, zuhören und „zwischen den Zeilen lesen“. Dozentin: Barbara Hoffmann-Gabel, M.A.; Supervisorin Termin: Montag, 18.02., 25.02., 04.03., 11.03., 18.03., 25.03. Zeit: 10.30 s.t. bis 13.00 Uhr (mit kurzer Pause) Ort: Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich; Raum B 0660 Entgelt: 49.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 30 Personen - 15 -
Gutes Leben = angenehmes, ‚gelingendes‘, glückliches Leben? Aspekte antiker und moderner Konzepte von Lebenskunst Seminarreihe; Code-Nr.: G Häufig wird ein gutes Leben mit einem angenehmen, erfolgreichen oder auf irgendeine Weise gelingenden oder glücklichen Leben gleichgesetzt, wobei letzteres meist für „Sich-gut-Fühlen“, Wunscherfüllung oder Hochgestimmtheit steht. Aus der Perspektive der Lebenskunst-Philosophie beruht eine solche Sichtweise aber wohl eher auf einem etwas naiven oder romantisierenden Missverständnis. Sie versteht unter einem guten Leben eher ein gut geführtes und erfülltes Leben, das ein möglichst breites Spektrum von Lebenserfahrungen umfasst, Lebensfreude, -lust und -genuss ebenso eingeschlossen wie Erfahrungen von Unglück, Enttäuschung, Leid und Scheitern. Seit jeher stellen sich Menschen Fragen danach, was ein gutes Leben ist, wie das Leben „gelingen“ kann und was sie glücklich macht – was also ihr Leben zu einem lebenswerten wertvollen werden lässt bzw. wonach sich dies beurteilen lässt. Antworten darauf gaben und geben bis heute antike und moderne philo- sophische Konzepte der Lebenskunst, unzählige Ratgeber, therapeutische und Coaching-Angebote aller Art. Während antike philosophische Konzepte der Lebenskunst meistens konkrete Voraussetzungen für ein gutes und schönes Leben beschreiben und oft auch praktische Hinweise und Anleitungen für eine bewusste, selbstbestimmte, ziel- gerichtete Lebensgestaltung geben, die nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern auch für seine Mitmenschen und für das soziale Ganze wünschenswert waren und sind, haben moderne Konzepte der Lebenskunst eher allein den einzelnen Menschen, seine Selbst-Verwirklichung und die für ihn als optimal erscheinende Gestaltung seines privaten und beruflichen Lebens im Blick. Jeder - 16 -
soll so lediglich „seines eigenen Glückes Schmied“ bzw. „nach seiner eigenen Facon glücklich“ werden. Im Seminar sollen exemplarische Ausschnitte von Konzepten antiker und moder- ner Lebenskunst vorgestellt, ein Austausch über die je eigenen Vorstellungen vom guten, gelingenden, glücklichen und erfüllten Leben ermöglicht sowie Reflexionen über Grundlagen Lebenskunst-bezogener Urteilsbildung und lebenskünstlerisch relevanter Fragen, Sichtweisen, Übungen und Techniken angeregt werden. Dozentin: Dr. Roswitha Peters Termin: Dienstag, 19.02., Mittwoch, 20.02., Dienstag, 26.02., Mittwoch, 27.02., Zeit: 13:00 c.t. bis 16:30 Uhr (mit kleiner Pause) Ort: Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0660 Entgelt: 49.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen. - 17 -
Zwischen Apokalypse und Utopie – Zukunftsvisionen in der Moderne – Vortragsreihe; Code-Nr.: H Bildmächtige Vorstellungen von der Zukunft sind zu allen Zeiten ein Mittel gewesen, der Gegenwart einen Spiegel vorzuhalten. Zwei aus antiken Zei- ten stammende Vorstellungsmuster blieben bis in die Moderne erhalten, apokalyptisches Sprechen in Krisensi- tuationen, verbunden mit Bildern eines drohenden Untergangs auf der einen Seite, andererseits Ideen von Hoffnung auf eine neue bessere Welt, gekleidet in mythische Bilder vom Goldenen Zeitalter oder, christlich gewendet, dem Paradies. Dass der Mensch selbst eine neue Das Denklehrzimmer. Kupferstich zu bessere Welt aufbauen könne, war erst Christian Heinrich Wolkes Anweisung seit der Renaissance, durch Rückbesin- für Mütter und Hauslehrer (1805). nung auf Platon, in den Horizont ge- rückt. Jetzt entwarf man Denkmodelle einer idealen Gesellschaft und nannte sie Utopien (Nicht-Orte). Vorsichtshalber wurden sie noch auf ferne Inseln verlegt. Die Aufklärung machte Zukunftsgestaltung zum säkularen Erziehungsprojekt. Grundlage war das von Rousseau und anderen entwickelte ideale Konzept der Perfektibilität (Vervoll- kommnung) des Menschen. Der gesittete und klug gebildete Mensch sollte den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft vorantreiben. Dem Ruf von Kant, dem „sapere aude“ (Wage es Verstand zu haben) folgend, wurden Zu- kunftsprojekte als große Wissens- und Eman- zipationsprojekte in Angriff genommen. Freiheit und Gleichheit als utopische Hoffnung, die auf Verwirklichung setzt: Das 19. Jahrhun- dert wurde zum Experimentierfeld sozialer F. Eduard Bilz, Das Volk im Zu- Utopien. Fouriers Phalanstères (1808), Robert kunftsstaat, Illustration, 1904. Owens New Harmony (1820), Edward Bellamys Ausschnitt - 18 -
Looking Backward (1888), Edward Bilz‘ Das Volk im Zukunftsstaat (1904), Charlotte Perkins Gilman Herland (1915) nehmen wir als Beispiele. Sozialismus, Feminismus, auch die frühe ökologische Bewegung, so werden wir sehen, sind tief verankert in utopischen Vorstellungsmustern. Doch mit dem beginnenden 20.Jahrhundert änderte sich das Bild. Utopien, so erfuhr die Welt, konnten in ihrer Umsetzung zu totalitären Strukturen führen, deren einziges Ziel eine mörderi- sche Konzentration von Macht war. Technischer Fortschritt hatte nicht vorhersehbare destruktive Folgen und wurde zur düsteren Bedrohung der Menschheit. Beschreibungen ei- ner neuen albtraumhaften Zukunft erschienen, sogenannte Dystopien. Wir sehen uns einige literarische Beispiele an: Aldous Huxleys Brave New World (1932), George Orwells The Day After Tomorrow. Katastrophen- 1984 (1948), Margaret Atwoods film zu den Folgen globaler Erwärmung. Report der Magd (1985). In unzähli- gen Science Fiction Filmen werden katastrophale Ereignisse beschworen, nicht ohne Unterhaltungswert. Die Apokalypse scheint – auch in Wissenschaft und Kunst – in die heutige Vorstellungswelt zurückgekehrt. Welche Zukunft haben Utopien heute? Dozentin: OStR Ingrid Davids Termine: Montag, 25.02., 04.03., 11.03., Filmtag: Donnerstag, 07.03. Zeit: jeweils 10:00 s.t. bis 12:00 Uhr Ort: am 25.02. und 11.03.: Gebäude GW2, Raum B2900 am 04.03. und 11.03.: Gebäude GW2, Raum 1410 Entgelt: 49.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 60 Personen. Für voraussichtlich Freitag, den 15.03., ist eine Exkursion geplant. Einzelheiten in der ersten Sitzung. - 19 -
Seneca, der Philosoph Leben, Werk und Wirkungsgeschichte Vortragsreihe; Code-Nr.: J Seneca ist ohne Zweifel ein Philosoph und Schriftsteller, der sowohl zu seiner Zeit als auch seither Einfluss ebenso auf die Mächtigen und Hochgestellten wie auf eine breite Leserschaft hatte, wie dies nur bei wenigen Philosophen der Fall ist. Dabei war seine philoso- phische Reputation durchaus erhebli- chen Schwankungen unterworfen. Sie reichte, in immer wechselnden Zyklen über die Epochen hinweg, vom Ideal des philosophischen Superhelden bis zum Vorwurf der intellektuellen Mit- telmäßigkeit. Seneca hat keine theoretischen Schrif- ten verfasst wie Aristoteles dies getan hat und wie es von der Scholastik über die Neuzeit bis in die Gegenwart typisch für die professionelle Philosophie ist. Seine Philosophie findet sich in Moti- Seneca zwischen Platon und Aristo- vationsschriften, Briefen und ähnlichen teles, Buchmalerei aus dem 14. Jh. Prosawerken – für einen Philosophen eher ungewöhnlich. Dies hat teilwei- se zu einer nachteiligen Einschätzung beigetragen, aber immer wieder auch Bewunderer gefunden, insbesondere im Mittelalter, in der Renaissance oder beispielsweise bei Immanuel Kant. In jüngster Zeit scheint sich das Bild auf- grund neuer Studien auch wieder zu verbessern. So ist beispielsweise deutlich geworden, dass die Unterschiede zwischen Cicero und Seneca – beide etwa ein Jahrhundert voneinander getrennt – durch die radikal geänderten Zeitumstände in Rom verständlich werden. Seneca vertritt die Philosophie der Stoa, deren Ziel die „Autarkie“, die Unab- hängigkeit, Selbstbestimmtheit und Selbstverantwortung des Weisen ist. Dies sind die stoischen Voraussetzungen eines glücklichen Lebens. Dieser Maßstab ergebe sich, so meinten die Stoiker, aus der Vernunft und aus der Natur. Gerade unter den extremen Lebensbedingungen zu Zeiten eines Caligula oder eines - 20 -
Nero gewinnt diese Auffassung zusätzliche Plausibilität, sie ist aber für alle Lebenslagen gedacht. Die Philosophie wird verstanden als eine Medizin für die Seele. Der Philosoph „vermag das Geschick nicht zu ändern, aber er kann dem Betroffenen zu einer gewandelten Einstellung verhelfen, so dass er mit seiner speziellen Lebenssituation besser umgehen kann“. (Marion Giebel) Diese Veranstaltung gibt einen Überblick über Leben, Werk und die wechselhafte Wirkungsgeschichte Senecas. Dabei werden auch einige neuere Ergebnisse und Einschätzungen vorgestellt sowie einige „Errungenschaften Senecas“, die heute wieder auf neues Interesse stoßen, skizziert. Dozent: Björn Haferkamp Termine: Montag, 18.02., 25.02., 04.03., 11.03. Zeit: 14:00 c.t. bis 16:00 Uhr Ort: Gebäude SFG, Raum 0150; am 04.03. Gebäude GW2, Raum 1410 Entgelt: 28.- Euro Hinweis: Teilnehmerbeschränkung: 100 Personen - 21 -
Ein Weltbild des Protestes – Grundzüge und aktueller Stand der kritischen Theorie – Seminarreihe; Code-Nr.: K Auf Wunsch einer Anzahl von Hörern wird in drei Sitzungen der Vortrag mit dem obigen Titel (gehalten in der Senioren-Universität am 27. Sept. 2018) aus- führlicher diskutiert. Jede Sitzung wird mit einem Kurzvortrag (15 - 20 Min.) eingeleitet, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Grundlage ist außerdem das Manuskript des Vortrags vom September, das viele Hörer schon besitzen. Wer es noch nicht hat und / oder neu dazukommen will, kann es bei der Akademie für Weiterbildung (als elektronische Datei) anfordern. * Für die, die im September nicht dabei waren, hier noch einmal zur allgmeinen Information die damalige Ankündigung: Unser Weltbild setzt sich aus historischen Erfahrungen zusammen. Die histo- rischen Erfahrungen der deutschen Geschichte seit der Aufklärung, also das, was man das bürgerliche Zeitalter nennen kann, sind wenig zum Optimismus geeignet: Aufstieg Preußens, zwar mit Friedrich II erleuchtet, aber doch ein auf Vorrat produzierter Militärstaat, der sich dann ganz Deutschland aneignete, die Entstehung eines von der Demokratie wenig beeinflussten Nationalismus in den schrecklichen Napoleonischen Kriegen, die Niederlagen der bürgerli- chen Revolution 1848 in ganz Europa, der fortgesetzte Adelspatriarchalismus unter Bismarck, wenngleich in seinem Nichtkolonialismus und in seiner So- zialgesetzgebung etwas Utopisches oder Heterotopisches real wird und den Grundstein zum „rheinischen Kapitalismus“ legt; das komplette Unglück des irren Wilhelminismus (Trumps Frisur hat mich gleich an die Haarbüschel auf den Helmen erinnert), die Niederlage der Arbeiter nach 1918, die aber immerhin eine bürgerliche Republik erkämpfen können, auch wenn sie eine „Demokratie ohne Demokraten“ (Rathenau) bleibt; die wenigen Ansätze eines historischen Lernprozesses in der kurzen Zeit dieser Demokratie (vor allem Stresemanns Frankreich-Politik und der Singularität gebliebene Vertrag von Rapallo), dann der faschistische Zivilisationsbruch, und schließlich die sich vor all diesem Verhäng- nis als geradezu paradiesisch erweisende Zeit der Bundesrepublik – jedenfalls wenn man mit einem Fernrohr vom Mars auf diese Welt schaut. Den älteren von uns, die den Kalten Krieg durchlebt haben, Reagan, aber leider auch Obama hinter sich, Trump vor sich haben, wird trotz der Erfolgsgeschichte der BRD das historische Verhängnis noch in den Knochen stecken. - 22 -
Ein Weltbild setzt sich nicht nur aus eigenen Erfahrungen zusammen. Das bürger- liche Zeitalter ist von Anfang an von einer kritischen Theorie oder Philosophie begleitet worden, die die eigene Geschichte reflektiert hat. Das beginnt mit Kant, der als erster Deutscher dem Begriff der Kritik hohes Ansehen verschafft hat, über Hegel und Marx („Kritik der politischen Ökonomie“) und setzt sich dann bei Walter Benjamin und Adorno bis Habermas und Negt / Kluge in die Gegenwart fort. Listet man das so auf, dann ergibt sich der falsche Eindruck einer lebhaften Tradition. Es handelt sich hier aber ganz im Gegenteil gewissermaßen um die ketzerische Form eines Denkens, das von der offiziellen, institutionellen Tradition mal mehr, mal weniger, mal gar nicht akzeptiert wird. So ist z.B. Marx, dessen Aktualität jetzt an seinem 200. Geburtstag in den Feuilletons gepriesen wird, in den Wirtschaftswissenschaften eine rote Null. Auch in der politischen Öffentlichkeit ist Marx (anders als in den 70er Jahren) nicht lebendig, selbst „Die Linke“ spricht nicht mehr von „Proletariat“ oder „Sozialismus“, von den Sozialdemokraten ganz zu schweigen. Das öffentliche Geburtstagslob hat einen Scheinheiligenschein. In diesem Vortrag soll einmal versucht werden die Entwicklung eines Weltbilds des Protestes (Protest = Zeugenschaft, Kritik = Unterscheidungsvermögen) darzustellen, das den historischen Unheilssträngen Widerstand leistet. Dozent: Prof. Dr. Rainer Stollmann Termin: Donnerstag, 14.02., 21.02., 28.02. Zeit: 10:00 c.t. bis 12:00 Uhr Ort: Gebäude SFG, Raum 0150 Entgelt: 21.- Euro - 23 -
Die NS-Diktatur 1933-1945 Ein Überblick über Entstehung, Struktur und Verlauf Vortragsreihe; Code-Nr.: L Kein Abschnitt der deutschen Ge- schichte ist so umfassend erforscht wie die 12 Jahre der faschistischen Gewaltherrschaft mit ihren Verbre- chen, die nahezu die ganze Welt ins Verderben gestürzt haben. Keine andere Periode der deutschen Ge- schichte prägt bis auf den heutigen Tag das historische Bewusstsein und die Politik in unserem Land, ja in Europa, stärker. Die Nachkriegsord- Die Machtübernahme der Nazis in Bre- nungen in der Bundesrepublik und in men. Demonstration vor dem Rathaus, der DDR sind als Gegenmodell zum März 1933. Bild: Focke-Museum NS-Staat konzipiert worden wie auch die europäische Einigung. Nach einer zwanzigjährigen weitgehenden Verdrängung in der westdeutschen Öffentlichkeit bemühen sich nun seit über fünfzig Jahren die Schulen und Universitäten und fast alle politischen und gesellschaftlichen Institutionen über die Ursachen, die Un- taten und Folgen der NS-Zeit aufzuklä- ren, um im Sinne des „Nie wieder!“ eine Wiederbelebung faschistischer Ideologie und Politik zu verhindern. Den Erfolg dieser Bemühungen wird man durchaus hinterfragen können, wenn wir sehen, wie sich heute einerseits – nicht nur in Deutschland – wieder rechts- radikale Tendenzen artikulieren und andererseits in der aktuellen politischen Auseinandersetzung der Nazi-Vorwurf inflationär gegen alles gerichtet wird, was der eigenen Meinung widerspricht. Dass sich dabei die weitgehende Unkenntnis Appell der SA, SS und des NSKK. über den Charakter und Inhalt faschisti- beim Reichsparteitag der NSDAP, scher Politik zeigt, ist ebenso offenkundig, 1935 in Nürnberg. - 24 -
wie die tendenzielle Verharmlosung der historischen Nazi-Bewegung. Dazu mag beigetragen haben, dass die mediale Aufarbeitung der NS-Zeit häufig zu einer personalistisch verkürzten Sensationshuberei a la „Hitler und die Frauen“, „Hitlers Helfer“ etc. verkommt, die die gesellschaftlichen und ökonomischen Ursachen und Interessen weitgehend vernachlässigt und dadurch das Gegenteil von historischer Aufklärung bietet. Es dürfte daher sinnvoll sein, die Ursachen, die Strukturen und die Resultate der NS-Herrschaft – auch im Hinblick auf die aktuellen politischen Debatten – im Überblick zu betrachten. Die Vorlesungsreihe wird sich also mit der Entstehung der NSDAP, mit ihrem Programm und ihrer Ideologie im Kontext der Entwicklung faschistischer Bewegungen im Europa der Zwischenkriegszeit und mit den Ursachen und Hintergründen ihrer Machtübernahme 1933 befassen. Die Errichtung und Struktur ihrer Diktatur und der Charakter und Interessen- Von deutschen Truppen ermordete sowjeti- gebundenheit ihrer Herrschaft sche Zivilisten bei Minsk, 1943. Bundesarchiv, wird ebenso behandelt wie die Bild 146-1970-043-52 / CC-BY-SA 3.0 Kriegs- und Vernichtungspolitik der Nazis. Abschließend sollen einige wichtige Theorien zur Erklärung der NS-Zeit dis- kutiert werden. Dozent: Dr. Heinz-Gerd Hofschen Termine: Mittwoch, 13.02., 20.02., 27.02., 06.03., 13.03. 20.03. Zeit: 09:30 s.t. bis 11:30 Uhr (zwei Zeitstunden mit kurzer Pause) Ort: Gebäude GEO, Raum 1550 (GEO-Hörsaal) Entgelt: 45.- Euro - 25 -
‚Den ersten sien Dot, den tweeten sien Not, den drütten sien Brot‘ – Moorkolonisation im Elbe-Weser-Dreieck – Vortragsreihe mit Exkursion; Code-Nr.: M Die Urbarmachung und Besiedlung der im Elbe-Weser-Raum liegenden großen Moorgebiete war ein Generationen übergreifender und mühseliger Prozess, der die Region nachhaltig veränderte. Bis in das späte Mittelalter wurden Moore zumeist nur in den Randgebieten genutzt. Dies änderte sich in der Frühen Neuzeit. Ab dem 16. Jahrhundert wurde ausgehend von den Niederlanden über Ostfriesland schließlich auch im Kurfürstentum Hannover im 18. Jahrhundert begonnen, ‚wüstliegende‘ Moorgebiete systematisch urbar zu machen und für landwirtschaftliche sowie gewerbliche Zwecke zu nutzen. Zwischen 1760 und 1850 wurden mehrere Tausend Bauernstellen geschaffen und Dutzende neuer Dörfer gegründet. Folgende Fragen stehen im Zentrum der Veranstaltung: Welche Ideen standen hinter der Kurhannoverschen Moorkolonisation, in welchen Phasen vollzog sie sich und welche Rolle spielte dabei der Moorkommissar Jürgen Christian Findorff? Wie stellte sich die Siedlungsstruktur der neu gegründeten Dörfer dar und welche Bedeutung hatten Landwirtschaft einerseits und Torfabbau sowie Torfhandel andererseits? Aus welchen Gegenden und gesellschaftlichen Ein Moordorf im Teufelsmoor. Aus: Die Gartenlaube, 1863 - 26 -
Schichten stammten die Kolonisten und wie war die Lage der Mooranbauern und ihrer Familien? Darüber hinaus soll eine Exkursion in das Niedersandhause- nermoor im Raum Osterholz unter fachkundiger Führung die Möglichkeit bieten, Wissenswertes zur Entstehung und Umwandlung einer Naturlandschaft in eine Kulturlandschaft zu erfahren, ökologische Zusammenhänge zu erkennen und vor Ort Flora und Fauna des Moors kennen zu lernen. Zugleich werden dabei auch aktuelle Probleme des Naturschutzes angesprochen. Folgende Themen sollen behandelt werden: • Staatliche und private Moorkolonisation – Von der Torf- zur Landwirtschaft • Moorbrennen und Torfabbau, Schifffahrt und Handel • Notzeiten im Moor – Armut, Hungerkrisen, Bettelei • Exkursion: Biologische Station Osterholz-Scharmbeck / Niedersandhause- ner Moor – Landschaftsökologische Moorwanderung Dozent: Dr. Horst Rößler Termine: Dienstag, 26.02., 05.03., 12.03., 19.03. (Exkursion; eventuell 20.03. zusätzliche Exkursion) Zeit: 13:00 c.t. bis 15:00 Uhr Ort: Gebäude SFG, Raum 0140; am 05.03. Akademie für Weiterbildung, Raum B0770 Entgelt: 33.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 45 Personen. Die Anreise nach Osterholz-Scharmbeck erfolgt mit Privat-PKW und Mitfahrgelegenheit. Für die Moorführung fallen Kosten von 6,00 bis 8,00 Euro an. - 27 -
Mathematisches Chaos Seminar; Code-Nr.: N Chaos und Mathematik – das sind scheinbar zwei Gegensätze, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Etwas, das berechenbar ist, kann doch nicht chaotisch sein. Das dieses dennoch so ist, ist eine Erkenntnis, die sich in den vergangenen fünfzig Jahren durchgesetzt hat und die vor 25 Jahren geradezu eine populäre Modeerschei- nung war. In der Vergangenheit war für die Men- Michael Bradshaw; Mandelbrot set. schen Berechenbarkeit unmittelbar mit Ordnung und Stabilität verbunden: Für Pythagoras und seine mathematisch-philosophische Schule galt das Credo „Alles ist Zahl!“. Galileo Galilei war überzeugt, dass das „Buch des Universums“ in der Sprache der Mathematik geschrieben sei. Und noch 1814 entwarf Laplace in Gedanken einen Dämon, der die Zukunft der Welt berechnen kann. Heutzutage erleben wir mathematisches Chaos ganz handfest, wenn wieder einmal eine Wettervorhersage nicht stimmt. In diesem Seminar geht es darum, den mathematischen Begriff des Chaos kennen zu lernen und zu verstehen, wo und wie dieses Chaos vorkommen kann. Folgende Themen sollen behandelt werden: Was ist Chaos? Was verstehen eigentlich Mathematiker un- ter Chaos und bei welchen Rechenprozessen kann es auftauchen? Womit darf man Chaos nicht verwechseln? Was ist der Unterschied zwischen Zufälligkeit und Chaos? Diese und ähnliche Fragen sollen zunächst beantwortet werden. Dazu muss man (überraschender Weise) keine komplizierten Rechnungen ausführen. Zusätzlich wurden in der Vergan- genheit schöne Diagramme entwickelt, die die Rechnungen anschaulich unterstützen. - 28 -
Die Eigenschaften von Chaos Natürlich ist in der Mathematik der Begriff „Chaos“ genau definiert. Es sind drei Eigenschaften, die ein Rechenprozess aufweisen muss, damit er sich (im mathe- matischen Sinn) chaotisch nennen darf. In dieser Einheit soll es um diese drei Eigenschaften gehen. Beispiele für Chaos Hier werden wir verschiedene Rechenprozesse genauer studieren, die in der Ver- gangenheit als besondere Prototypen herausgestellt wurden. Mit allen sind sehr bekannte Diagramme verbunden, die wir auch genau studieren werden. Dozenten: Dr. Reimund Albers Termine: Donnerstag, 14.02., 21.02., 28.02. Zeit: 10:00 c.t. bis 12:00 Uhr Ort: Gebäude MZH, Raum 1460 Entgelt: 21.- Euro - 29 -
Expedition Erde,Teil XVI Vortragsreihe; Code-Nr.: O Kuriositäten – mit diesem Themenkomplex wird der Exkurs in spannende und faszinierende Bereiche der Geowissenschaften im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Expedition Erde“ fortgesetzt. Dabei baut auch dieser Teil nicht auf den vorherigen Veranstaltungsreihen auf, son- dern es werden neue Themen angeboten, die für sich stehen. Die Vorträge haben diesmal einen Bezug zu Phänomenen in der Erdgeschichte, die uns Menschen in besonderer Weise berühren oder berührt haben. Während der sechs zur Verfügung stehenden Termine werden folgende Themen angeboten: Mi., 20.02. Das weiße Kliff von Helgoland (Dr. Torsten Bickert) Mi., 27.02. Giganten vergangener Meere (Dr. Jens Lehmann) Mi., 06.03. Deep Biosphere – Wie tief reicht das Leben der Erde? (Dr. Barbara Donner) Mi., 13.03. Die Teersümpfe von Los Angeles – faszinierenes Fenster in die Lebewelt der Eiszeit (Dr. Jens Lehmann) Mi., 20.03. Kieselalgen in der Heide und Alfred Nobel (Dr. Gerhard Fischer) Mi. ,27.03. Dune du Pilat – die höchste Düne Europas (Dr. Torsten Bickert) Dozenten: Dr. Torsten Bickert, Dr. Barbara Donner, Dr. Gerhard Fischer, Dr. Jens Lehmann Termine: Mittwoch, 20.02., 27.02., 06.03., 13.03., 20.03., 27.03. Zeit: 16:00 s.t. bis 17:30 Uhr Ort: Gebäude GEO, Raum 1550 (GEO-Hörsaal) Entgelt: 30.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 120 Personen. - 30 -
Japanische Frühlingslyrik Seminar; Code-Nr.: P Vor zwei Tagen erst ging ich über jenen Berg – jetzt voll in Blüte. So beschreibt der japanische Dichter Mukai Kyorai (1651-1704) einen Augenblick der unmittelbaren Frühlingserfahrung während eines Besuchs in den Bergen. Im japanischen Original wird mit dem Begriff „hanazakari“ deutlich, dass Kyorai die Hochblüte der Kirschbäume bewundert, die die Berge wie eine rosafarben-weiße Wolke einhüllen. Leiser Wehmut mischt sich in das Staunen: in wenigen Tagen kann die Pracht bereits vergangen sein. Nur Jetzt kann sie genossen werden. In diesem Seminar werden wir uns mit verschiedenen Aspekten japanischer Dichtung beschäftigen: den traditionellen Formen Haiku, Tanka und Renga; der typischen sprachlichen Gestaltung z.B. durch Jahreszeitenwörter, den Ausdruck- sprinzipien hoher lyrischer Kunstfertigkeit, berühmten Dichtern (und seltener auch Dichterinnen) der letzten Jahrhunderte. Vor allem aber werden wir viele Beispiele hören, die anregen mögen, den Frühling unmittelbar zu erleben. Der japanische Begriff für Dichtung heißt wörtlich übersetzt „Gesang, Singen“. Daher ist der bevorzugte Silben-Rhythmus 7-5, um die musikalische Wirkung der Verse zu beto- nen. Bei der Form der Tanka werden die 31 Silben im Rhythmus 5-7-5, 7-7 angeordnet. Die Form der Haiku (5-7-5) entsteht aus der Loslösung der Oberstrophe, entsprechend dem Prinzip Ausatmen – Einatmen – Aus- atmen. Es ist sozusagen der Rhythmus des Lebens, die vergehende Zeit, die in Worte gefasst wird. Dabei werden Assoziationen geweckt, die uns das Wesentliche wahrneh- men lassen. Die japanische Lyrik verwendet Kobayashi Issa, 1763 - 1828. zum Beispiel Jahreszeitenwörter (Kigo), die den Leser unmittelbar in eine bestimmte Stimmung versetzen. In Bezug zum Thema des Seminars sind dies Worte wie Frühlingsregen, Kirschblüte, Nachtigall, Tautropfen, Spatzenkinder, Pflaumenblütenduft, die den Lesern einen Weg zu lebendigen inneren Bildern weisen. Einzelne Begriffe eröffnen tief empfundene - 31 -
Gedankenverbindungen, die trotz der Kürze der lyrischen Form ein Gefühl von Fülle und Weite erzeugen. Als höchste Kunstfertigkeit gilt es, Augenblickserfahrungen ohne das Dazwi- schentreten des reflektierenden Verstandes auszudrücken. Da in den japanischen Gedichten kaum ein mit sich selbst beschäftigtes, historisch gebundenes Ich spricht, sondern das allgemein-menschliche Erleben und die Natur im Zentrum stehen, bewahren die japanischen Gedichte ihre Aktualität über die Jahrhunderte. So beschreibt der Dichter Takarai Kikaku (1661-1707) in seinem Gedicht „Frühling, aufgeklart“ einen Augenblick, der in seiner Flüchtigkeit gleichzeitig den Anschein von Ewigkeit erweckt: Über dem Meere den Regenbogen löschte aus ah, der Schwalben Flug! Es ist die Schönheit des Alltäglichen, die würdevolle Schlichtheit, die eine besondere Konzentration und Tiefe ermöglichen. Gedichte, die wenige Worte umfassen, erzeu- gen – wenn wir sie geduldig auf uns wirken lassen – eine Atmosphäre der Ruhe und der inneren Heiterkeit. Es ist die klare Freude über das Neuerwachen der Natur im Frühling, Matsuo Bashõ, die uns einlädt, wie wachen Sinnen am Leben teilzunehmen: 1644 - 1694 In meinem Garten der Süßklee aufgeblüht ist: komm doch und sieh nur! Denn in zwei Tagen wird er wohl ganz gewiss verblüht sein. Dozentin: Dr. Ina Düking Termine: Dienstag, 26.02. Zeit: 14:00 s.t. bis 16:30 Uhr Ort: Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0770 Entgelt: 10.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen - 32 -
Inger-Maria Mahlke „Archipel“ Tagesseminar; Code-Nr.: Q Die Schriftstellerin Inger-Maria Mahlke, 1977 in Hamburg geboren, wuchs in Lübeck auf, studierte Rechtswissenschaft in Berlin und arbeitete dann an der FU Berlin am Lehrstuhl für Kriminologie. 2012 nahm die Autorin am Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis teil und erhielt den Ernst-Willner-Preis. 2018 wurde ihr vierter Roman „Archipel” mit dem Deutschen Buchpreis aus- gezeichnet. Dieser Roman spielt vor dem Hintergrund der Insel Teneriffa; ein Ort und ein Stoff, mit dem die Autorin vertraut ist, lebte sie doch als Tochter einer Spanierin dort einige Zeit während ihrer Kindheit. In ihrem Roman erzählt sie von der politischen wie privaten Geschichte mehrerer Familien, so von Nachfahren der spanischen Konquistadoren. Im Mittelpunkt stehen drei Familien: Die großbürgerlichen Bernadottes, reich geworden durch den Kolonialismus. Sie zählten zu den Gründern der rechten Partei Falange und gelten bis heute als einflussreich auf der Insel. Die Mittelschicht wird von den Bautes repräsentiert, sie unterstützen die Sozialisten. Die Arbeiterschaft wird vertreten durch die Frauen der Familie Morales, die immer wieder ausgenutzt und an den Rand der Gesellschaft gebracht werden. Fast genau einhundert Jahre von 1915 bis 2015 umfasst die erzählte Romanhandlung. Als Erzählerin führt uns Inger-Maria Mahlke rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche; ihre zahlreichen Romanfiguren spiegeln die Katastrophen, aber auch die Glücksfälle des Lebens wider. Im Salto rückwärts liegt eine große Herausforderung an die Leserschaft, die hohe Konzentration erfordert. Inger-Maria Mahlke entwirft mit Virtuosität einen Familienroman, der uns eine neue Perspektive einübt – auch mit Bezügen auf unser heutiges, nicht immer einfaches europäisches Miteinander. Ausgabe: Inger-Maria Mahlke „Archipel“, Roman, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg. Dozentin: Margrit Platt, M.A. Termin: Freitag, 15.03. Zeit: 09:00 c.t. bis 17:00 Uhr Ort: Gebäude GEO, Raum 1550 (GEO-Hörsaal) Entgelt: 29.- Euro - 33 -
Theodor Fontane „Vor dem Sturm“ Roman aus dem Winter 1812 auf 1813 Vortragsreihe; Code-Nr.: R 2019 jährt sich der 200. Geburtstag von Theodor Fontane. Grund und Anlass genug, sich mit seinem Roma- nerstling „Vor dem Sturm“, an dem Fontane mit einigen Unterbrechun- gen zwischen 1863 und 1878 schrieb, zu beschäftigen. Theodor Fontane, am 30. 12. 1819 in Neuruppin (Brandenburg) geboren, erlernte wie dereinst sein Vater den Apothekerberuf. Seit 1849 rückte das Schreiben in seinen Lebensfo- kus: neben dem Verfassen früher Balladen arbeitete und schrieb er u.a. als Auslandskorrespondent und Kriegsberichterstatter. Erst mit knapp sechzig Jahren be- Theodor Fontane, Gemälde von Carl schloss er als Romanautor zu debü- Breitbach, 1883 tieren: „Ich fange erst an“ schrieb Fontane mit jugendlichem Eifer. Tatsächlich entfaltete der auf vielen Umwegen zum Schriftstellerberuf Entschlos- sene, endlich von anderen Pflichten Entbundene eine höchst beeindruckende Produktivität. Und als der fast 79-jährige Fontane am Abend des 20. September 1898 überraschend stirbt, ist sein Schreibtisch voll von Romanplänen, Entwürfen und Fragmenten. Als sein „Schmerzenskind“ hat Fontane selbst seinen ersten historischen Roman bezeichnet. „Ich habe mir nie die Frage vorgelegt: soll dies ein Roman werden? Und wenn es ein Roman werden soll, welche Regeln und Gesetze sind innezuhalten?“ Vor dem Hintergrund des Freiheitskrieges gegen Napoleon entfaltet der Roman „Vor dem Sturm“ ein großangelegtes Panorama märkischen Lebens zwischen Unterwerfung und Aufstand, gesellschaftlichem Stillstand und Wandel und hin- terfragt mit kritischer Feder Preußens Mythos und dessen staatliches Leben. Das Eintreten der großen Befreiungsidee in verschiedene Lebenskreise bestimmte den beträchtlichen Umfang des Romans. - 34 -
Keine politische Gestalt hat die Literatur im 19. Jahrhundert so beschäftigt und polarisiert wie die Napoleons. In einer Vorstudie zum Roman schrieb Fontane: „Die Literaten haben Napoleon verherrlicht und verdammt. Vor allem haben sie ihn gründlich dämonisiert.“ Die Frage nach der historischen Behandlung des Stoffes scheint umso wichtiger, als dass Fontane selber befand, „daß die Mehrzahl der historischen Romane einfach ein Greuel ist.“ Als Ausgabe unbedingt zu empfehlen: Theodor Fontane, Vor dem Sturm. Deut- scher Taschenbuch Verlag (mit einem umfangreichen Anmerkungs-Teil). Dozentin: Margrit Platt, M.A. Termin: Dienstag, 12.02., 19.02., 26.02., 05.03., 12.03., 19.03. Zeit: 10:00 s.t. bis 12:30 Uhr (mit kleiner Pause) Ort: Gebäude GEO, Raum 1550 (GEO-Hörsaal) Entgelt: 49.- Euro Hinweis: Mitte Juni 2019 findet unter der Leitung von Frau Platt eine Studienreise auf den Spuren von Theodor Fontane in die Mark Brandenburg statt. Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Programm „Wissenschaftli- che Studienreisen 2019“ der Akademie für Weiterbildung. Es kann unter „senioren@uni-bremen.de“ angefordert werden. - 35 -
„Es ist ein Licht, das in meinem Mund erlöscht“ Der Lyriker Georg Trakl Seminarreihe; Code-Nr.: S Georg Trakl wurde 1887 in Salzburg in Öster- reich geboren, als es noch zur alten k. u. k. Monarchie Osterreich-Ungarn gehörte und starb 1914 zu Beginn des verheerenden 1. Welt- kriegs vermutlich durch Selbstmord in Krakau. Man hatte ihn dorthin zur Untersuchung seines Geisteszustandes geschickt, nachdem er als sogenannter „Medikamentenakzessist“ im Feld grauenhafte Erfahrungen mit Verwundeten, mit Tod und Sterben gemacht hatte. Er hatte es Zeit seines Lebens mit schweren seelischen Krisen zu tun, war alkohol- und (als ausgebildeter Apotheker mit Zugang zu Medikamenten) drogenabhängig und hinter- Georg Trakl, vor 1914. ließ – 27-jährig – nur ein kleines Werk an Gedichten, Prosa- und Theaterstücken. Trotz seiner zum Teil schwer zugänglichen Gedichte und seiner zutiefst düsteren Inhalte und Motive gilt er bis heute in der Literaturwissenschaft als genialer Dichter, der „maßgeblichen Einfluss auf die Sprachkunst des Jahrhunderts hat- te“ (W.Killy). Er war gewiss auch „rauschgiftsüchtiger Psychopath“, religiöser Träumer und Phantast, der seine Zeit, die Sinnes- und Weltuntergangserfah- rungen zu Beginn des 20.Jahrhunderts in Sprache fasste, düster-prophetisch, beeinflusst von den französischen Symbolisten, von Nietzsche, aber auch von der deutschen Romantik, von Rilke und den Expressionisten der frühen Jahre in Literatur, Musik und Malerei. In der Welt der Dichtung aber blieb er eine „singuläre Erscheinung“, dessen lyrische Sprache nur schwer zu entschlüsseln ist. Seine „Sprache ist in einem Raum zu Hause, der nicht notwendig der Raum des Lesers ist, der aber in der Anreicherung der Sprache mit Bild, Klang, Duft und Schweigen“ (W.Killy) eine neue Dimension lyrischen Sprechens eröffnet hat. Dieser „Anreicherung“ näher zu kommen und verstehen zu lernen ist Absicht der Veranstaltung. Wir wollen uns fragen, wie weit wir auch heute noch mit dieser Sprache, dem „Trakl-Ton“ umgehen können, der – wie ich meine – ein bedeutendes Merkmal von gelungener Lyrik ist. Dass Georg Trakl vom Expressionismus und von der Zeit vor und im Weltkrieg geprägt ist und sein „apokalyptischer Ton“ mit der Lebensgeschichte des Dich- - 36 -
ters, seiner manisch-depressiven Genialität, seinen Schuld- und Sühnevorstel- lungen zu tun hat, lässt sich an vielen seiner Gedichte nachweisen, aber das soll keineswegs der Schwerpunkt unserer Interpretationen sein. „Ich bin immer traurig, wenn ich glücklich bin“, so schrieb Trakl 1909 seiner Schwester Maria. Das sagt viel über diesen Dichter und seine Dichtung aus, die in Widersprüchlichkeiten, in Negationen, in Dunkelheit und Rätselhaftigkeit ihren besonderen Ton gefunden hat: „Immer wieder kehrst du Melancholie, O Sanftmut der einsamen Seele. Zu Ende glüht ein goldener Tag.“ Dozentin: Ulrike Marie Hille Termin: Donnerstag, 07.03., 14.03. Zeit: 10:00 s.t. bis 12:30 Uhr (mit kleiner Pause) Ort: Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0660 Entgelt: 21.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen. - 37 -
Die Liebesthematik in Shakespeares ‚Romeo and Juliet‘ und Gottfried Kellers ‚Romeo und Julia auf dem Dorfe‘ Seminarreihe; Code-Nr.: T Mit Shakespeares Drama „Romeo and Juliet“ wird das Thema der absoluten bzw. „romantischen“ Liebe erstmals auf eine literarisch besonders ansprechende Weise gestaltet, und zwar vor dem Hintergrund der verfeindeten Eltern des Liebespaars. Von den zahlreichen Nachgestaltungen des Shakespeareschen Dramas, die bis zu Richard Wagners „Tristan und Isolde“ reichen, ist sicherlich die wertvollste Gottfried Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Sowohl das englische Drama als auch die deutsche Erzählung wird die Vorlesung eingehend würdigen und die Parallelen wie auch die Unterschiede zwischen beiden Texten benennen. Es wird sich zeigen, dass sich ein Spannungsverhältnis zwischen rea- listischer und romantischer Gestaltung in beiden Dichtungen namhaft machen lässt. Obwohl die Texte aus früheren Jahrhunderten stammen, entfalten sie ein Liebeskonzept, das seine Aktualität bis heute noch nicht eingebüßt hat. Als Lektüregrundlage dienen die bei Reclam publizierten Ausgaben der ge- nannten Texte Shakespeares und Kellers. Ihre Kenntnis wäre für die Vorlesung wünschenswert. Dozent: Prof. Dr. Gert Sautermeister Termine. Donnerstag, 21.02., 28.02., 07.03., 14.03., 21.03., 28.03. Zeit: 16:00 c.t. bis 18:00 Uhr Ort: Gebäude SFG, Raum 0150; am 07.03. Gebäude GW2, Raum B1410 Entgelt: 42.- Euro Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 100 Personen. - 38 -
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