Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
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Vortragsprogramm Herbst 2021 Veranstaltungszeit: 30.08. - 08.10.2021 Herausgeber: Universität Bremen Akademie für Weiterbildung Postfach 33 04 40 28334 Bremen
Das Online-Vortragsprogramm der Akademie für Weiterbildung Das Vortragsprogramm der Akademie für Weiterbildung der Universität Bremen wird im Herbst 2021 wegen des besonderen Risikos für die Seniorinnen und Senioren bei einer Covid-19-Erkrankung ausschließlich als Online- Veranstaltungen ohne Präsenzunterricht durchgeführt. Unser Angebot für die technische Unterstützung Die technischen Voraussetzungen für die Teilnahme an den Online- Veranstaltungen sind ein Internet-Zugang und ein Rechner oder Notebook mit einer Webcam oder ein Tablet. Unsere freundlichen und erfahrenen studentischen Hilfskräfte helfen Ihnen gerne individuell bei allen Fragen zum Umgang mit der Videokonferenz-Software und zum Online-Unterricht. Wir haben bereits über 850 Seniorinnen und Senioren erfolgreich in diese Form des Unterrichts eingeführt. Wir klären mit Ihnen die technischen Voraussetzungen und üben mit Ihnen vor den Veranstaltungen die Anmeldung für eine Videokonferenz und erklären alle wichtigen Funktionen der Software. Wir begleiten Sie mit individueller Unterstützung auch während der Veranstaltungen, wenn Sie Hilfe benötigen. Zielgruppe Das Vortragsprogramm ist für alle Interessierten offen, unabhängig von Vorbildung und Lebensalter. Für diejenigen, die im Rahmen des Seniorenstudiums der Universität Bremen bereits an den ausgewählten Regelveranstaltungen der Universität teilgenommen haben, stellt das Vortragsprogramm eine Ergänzung dar. Zeit Das Vortragsprogramm Herbst 2021 findet in der Zeit 30.08.2021 - 08.10.2021 statt. Die Termine der Veranstaltungen sind so gewählt, dass den unterschiedlichen zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmenden Rechnung getragen wird.
Inhaltsverzeichnis Interessenvertretung der Seniorenstudierenden ....................................... 4 Spendenmöglichkeit ...................................................................................... 4 Angebote „Von Senioren für Senioren“ (bisher Werkstatt) .................... 5 Musikbetrachtungen: Beethovens 9. Sinfonie und die Folgen ................................... 6 Studienangebote der Akademie für Weiterbildung .................................. 7 Deutsches Kunstlied: Ein Gedicht - mehrere Vertonungen ...................................... 7 How to jazz ........................................................................................................................... 9 Édouard Manet und das moderne Paris ....................................................................... 11 Die Sprache der Bilder ..................................................................................................... 13 Schatzkammern als Spiegelbilder pompöser Repräsentation am Beispiel des Grünen Gewölbes.............................................................................................................. 15 Blicke rahmen - Natur und Landschaft in der Kunst - heute gelesen ................... 17 La Rochefoucauld - ein prägender Moralist und Skeptiker der Moderne ............ 19 Das antike Zypern - die Insel der Aphrodite .............................................................. 21 „Ich muss die Fluchtwurzel finden“ - Die Dichterin Christine Lavant (1915 - 1973) ..................................................................................................................................... 22 Zur zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur 2020 - 2021 ............................ 24 Marion Poschmann: „Die Kieferninseln“ (2017) ........................................................ 26 betörend! unheilbringend! cool! - Die Femme fatale - Geschichte eines Frauenbildes ........................................................................................................................ 28 Alt sind immer nur die anderen - psychologische Aspekte des Alter/n/s ............ 31 »Wird auch silbern mein Haar, lern’ ich doch immer noch vieles.« (Solon, 6. Jh. v. Chr.) - Über das Älterwerden im Altertum............................................................ 33 Streifzüge durch die Bremer Kulturgeschichte II ....................................................... 35 Jahrmärkte und „Wandernde Künstler“ im Elbe-Weser-Dreieck (ca. 1770-1890) ................................................................................................................................................ 37 „… von allen Seiten auf Tsingtau zu“: Die Lungenpestepidemie von 1911 in China und die deutsche Kolonialherrschaft................................................................. 39 -2-
Wirtschaft und Umwelt. Ende der sozialen Marktwirtschaft? - Der Wahnsinn von Geld, Macht und Gier ............................................................................................... 42 Lust am Leben: Theorie und Praxis von Phantasiereisen - Eine Einführung ........ 45 Meditation - viele Wege, die Eins werden ................................................................... 47 Geologische Geschichte der Ostsee - vom alten Grundgebirge, tropischen Kalksteinen Flüssen und Gletschern.............................................................................. 49 Die Geschichte des Obstbaus mit Schwerpunkt auf die Rolle der Klöster......... 53 Die Goldenen Äpfel der Hesperiden – Geschichte und Kultur der Zitruspflanzen in Europa .................................................................................................. 54 Der Umbau des Kelloggsgeländes zur CO2-freien Überseeinsel .......................... 55 Windkraftausbau als wichtigster Baustein der Energiewende ................................ 57 Nachhaltiger Wandel im Bauwesen - Architects for Future ................................... 59 Einblicke in die Ostkirche, Teil 2 ................................................................................... 61 Hinweise zum Anmeldeverfahren ................................ Hintere Umschlagseite *** Der Zusatz „s.t.“ bei den Veranstaltungszeiten weist darauf hin, dass die Veranstaltung – den universitären Gepflogenheiten gemäß – exakt zur angegebenen Zeit beginnt (s.t. = sine tempore, d.h. ohne Zeit, ohne das sog. „akademische Viertel“). Befindet sich der Zusatz „c.t.“ bei den Veranstaltungszeiten, bedeutet dies, dass die Veranstaltung eine Viertelstunde später beginnt, als die Veranstaltungszeit ausweist („cum tempore“, mit akademischem Viertel). Abbildungsnachweis (soweit nicht anders angegeben): Wikipedia (gemeinfrei). -3-
Von Senioren für Senioren Interessenvertretung der Seniorenstudierenden Die Vertretung der Seniorenstudierenden ist Ansprechpartnerin für die Belange der Seniorenstudierenden und vertritt diese im Bereich der Universität Bremen, regional sowie überregional. Dieses Gremium wird von der alle zwei Jahre stattfindenden Vollversammlung der Seniorenstudierenden für 2 Jahre gewählt und besteht aus ehrenamtlich tätigen Seniorenstudierenden. Während ihrer Amtszeit treffen sich die Mitglieder der Vertretung der Seniorenstudierenden regelmäßig zu – nicht öffentlichen – Beratungen. Bei allen Fragen und Anregungen zum Seniorenstudium nehmen Sie gerne Kontakt auf. Ansprechpartner/-innen der Seniorenvertretung: Dr. Gerardo Rommel Dr. Brigitte Rosengarten Tel.: 0151-25387906 Tel.: 0172-4479743 gerombre@uni-bremen.de bbents@yahoo.de Alle Informationen rund um die Vertretung der Seniorenstudierenden finden Sie auf der Homepage der Akademie für Weiterbildung: https://www.uni-bremen.de/senioren Die bisher zweimal im Semester stattfindenden Gesprächsrunden (Stammtische) im Café Unique müssen bedingt durch die geltenden Covid-19 Schutzmaßnahmen leider ausfallen. Spendenmöglichkeit Passend zum Jubiläum „50 Jahre Universität Bremen“ möchten wir Sie auf das Projekt „MACHT SINN!“ der Stiftung der Universität Bremen aufmerksam machen. Informationen über das Projekt, die Stiftung der Universität Bremen selbst und die verschiedenen Spenden-, Treuhands- und Stiftungsmöglichkeiten finden Sie unter: https://www.uni-bremen.de/machtsinn -4-
Von Senioren für Senioren Die Ansprechpartnerin ist die Leiterin der Stiftung der Universität Bremen Frau Dr. Christina Jung 0421 / 218 - 60336 christina.jung@vw.uni-bremen.de Es besteht auch die Möglichkeit einer Spende direkt für das Seniorenstudium der Universität Bremen. Wir haben jetzt auch unser eigenes Spendenkonto: IBAN: DE21 2500 0000 0025 1015 44 Verwendungszweck: Fonds 83511002 - Spende für das Seniorenstudium, Vor- und Nachname, Adresse (Ihre Kontaktdaten benötigen wir für die Zuwendungsbescheinigung) Bei allen Fragen können Sie sich jederzeit - gerne im Voraus - wenden an Herrn Jaroslaw Wasik 0421 / 218 – 616 15 jwasik@uni-bremen.de Angebote „Von Senioren für Senioren“ (bisher Werkstatt) Bis auf Weiteres sind alle Präsenzveranstaltungen im Seniorenstudium ausgesetzt. Das betrifft auch die Präsenzveranstaltungen der Werkstattreihe „Von Senioren für Senioren“. Lediglich im Rahmen eines Online-Angebotes „Von Senioren für Senioren“ können künftig entsprechende Veranstaltungen stattfinden. Falls Sie Interesse haben, eine Veranstaltung „Von Senioren für Senioren“ als Onlineveranstaltung anzubieten, wenden Sie sich gerne an die Seniorenvertretung. Technische Unterstützung erfolgt direkt durch die Akademie für Weiterbildung. -5-
Von Senioren für Senioren Im Vortragsprogramm Herbst 2021 werden im Rahmen des Online-Programms „Von Senioren für Senioren“ folgende Veranstaltungen angeboten: Musikbetrachtungen: Beethovens 9. Sinfonie und die Folgen Dass Ludwig van Beethoven seine 9. Sinfonie mit einem Chorfinale enden ließ, hatte Aufsehen erregt. Richard Wagner sah darin ein Zeichen, dass die reine Instrumentalmusik die Grenzen ihrer Möglichkeiten erreicht habe und der Übergang von der klassischen Sinfonie zum Musikdrama vollzogen wurde. Ob Beethovens Neunte nun „Sinfonie mit Schlusschor“ benannt wird oder der musikalische Begriff „Kantate“ (wieder)eingeführt wird, ist vielleicht nur eine Definitions- oder vielleicht auch nur eine Geschmacksfrage. Wesentlicher ist, dass eine neue Werkgattung entstanden ist: die Chorsinfonie. So sind im 19. und 20. Jahrhundert eine Reihe von Werken komponiert worden, die überwiegend unter diesem Titel erschienen sind. Die Namensliste reicht von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Hector Berlioz, Franz Liszt, Gustav Mahler und endet noch nicht bei Dimitrij Schostakowitsch, um nur einige beispielhaft zu nennen. Es gibt viel zu entdecken und zu hören: Bekanntes und weniger Bekanntes! Leitung: Heinz-Gerd Blanke Termine: 3 x freitags Freitag, 17.09.2021 von 15:00 (s.t.) bis 16:30 Uhr Freitag, 24.09.2021 von 15:00 (s.t.) bis 16:30 Uhr Freitag, 01.10.2021 von 15:00 (s.t.) bis 16:30 Uhr Hinweise: max. 25 Teilnehmende. Entgelt: die Teilnahme ist kostenlos. Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe Anmeldung für die Veranstaltung bei Herrn Heinz-Gerd Blanke unter der E-Mail hgblanke@t-online.de -6-
Studienangebote der Akademie für Weiterbildung Folgende Veranstaltungen werden angeboten: Deutsches Kunstlied: Ein Gedicht - mehrere Vertonungen Seminarreihen; Code-Nr.: A 1 / A 2 / A 3 / A 4 Zu den vielen Formen von Konzertveranstaltungen (hoffentlich haben wir noch nicht vergessen, was das bedeutet) zählen auch Gesangsabende. Dafür gibt es ein umfangreiches Repertoire, hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert. Zwei Tendenzen bilden dabei ein Spannungsfeld: Zum einen ist es das Primat der Musik, ausgehend von Mozart und Schubert, und zum anderen das der Poesie, insbesondere bei Schumann und Wolf. Bei Brahms ist es eher ausgeglichen. So wird es von den Gesangskünstlern viel gefordert - auf der einen Seite die schönsten Töne, auf der anderen Seite die große schauspielerische Kunst. Auch die Rolle des Klaviers oder der Klavierbegleitung kann unterschiedlich sein. Erato und Euterpe mit Amor, Edme Jeaurat, nach Nicolas Vleughels, 1719 Im Kern dieses Seminars geht es um die Vergleichsmöglichkeit verschiedener Vertonungen. Was machen die Komponisten, wenn das gewünschte Gedicht schon einmal vertont wurde? Sie legen es nicht zurück, sondern schreiben die eigene Musik dazu. Manchmal kann man sagen, wer in diesem Wettbewerb in Ferne gewinnt. Oft genug aber sind die Vertonungen so wertvoll in ihrer Unterschiedlichkeit, dass sie parallel existieren können. Die Textanalyse wird eher das Material der gemeinschaftlichen Gruppenarbeit sein. Die Gedichte stammen immerhin von Goethe, Heine, Eichendorff, Mörike. Die Musikvergleiche basieren darauf und bilden das Zentrum des Seminars. -7-
Es geht um die Kompositionstechniken und die Interpretation. Mehrere Tonbeispiele sollen als Vorlage für die Diskussion dienen. Dozent: Dr. Grigori Pantijelew Termine: Seminarreihe A 1 6 x dienstags: 31.08., 07.09., 14.09., 21.09., 28.09., 05.10.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Seminarreihe A 2 6 x mittwochs: 01.09., 08.09., 15.09., 22.09., 29.09., 06.10.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Seminarreihe A 3 6 x donnerstags: 02.09., 09.09., 16.09., 23.09., 30.09., 07.10.2021 Zeit: 17:30 (s.t.) bis 19:00 Uhr Seminarreihe A 4 6 x freitags: 03.09., 10.09., 17.09., 24.09., 01.10., 08.10.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 25 Personen Entgelt: 42.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe -8-
How to jazz Seminarreihe; Code-Nr.: B Was ist für Jazz typisch, betrachtet man Rhythmus, Melodiebildung, Harmonik und Sound? Wie funktionieren Jazz und (formgebundene) Improvisation? Jazz kann ein spannendes Drama mit unvorhersehbaren Momenten für Musizierende und Publikum sein. Wir möchten verstehen, was die Musizierenden zu spontaner Interaktion - ohne im Chaos zu landen, befähigt. Einige Formen, z.B. der Blues, eignen sich besonders zur Analyse und Demonstration, auch was Kontinuität und Evolution im Jazz angeht. Sonny Rollins + Thelonius Monk, Mitte der 1950 er Jahre -9-
Der Seminarleiter ist aktiver Jazzmusiker, daher ist die Perspektive auf diese interessante und faszinierende Kunst vorrangig durch Praxis und weniger durch Musikwissenschaft bestimmt. Dozent: Dr. Klaus Fey Termine: 2 x donnerstags 23.09. + 30.09.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Entgelt: 20.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 10 -
Édouard Manet und das moderne Paris Seminarreihen; Code-Nr.: C1 / C2 / C3 / C4 / C5 Édouard Manet (1832-1883) gilt als wichtiger Wegbereiter der modernen Malerei in Frankreich. Bilder wie „Das Frühstück im Freien“ oder „Olympia“ (beide 1863) haben in der Kunstwelt teils heftige Publikumsreaktionen verursacht und Fragen nach der Zukunft der Malerei aufgeworfen. Dabei verstand es Manet in seinem Werk, kunstgeschichtliche Vorbilder wie etwa die Kompositionen Raffaels (1483-1520) oder Tizians (um 1488-1576) mit zeitgenössischen Themen zu verknüpfen und damit die Regeln der offiziellen Salonkunst in Frage zu stellen. Das Seminar stellt Manets Arbeiten in einen kunst- und kulturgeschichtlichen Kontext. Dazu gehören insbesondere die umfassenden Selbstporträt mit Palette Umbauten von Paris, die nach 1850 aus der noch mittelalterlich geprägten Stadt eine moderne Metropole gemacht und das Stadtbild nachhaltig verändert haben. Zudem bereitet das Seminar auf die Ausstellung „Manet und Astruc - Künstlerfreunde“ vor, die ab dem 23. Oktober 2021 in der Bremer Kunsthalle präsentiert wird. Dozent: Detlef Stein Termine: Seminarreihe C 1 3 x dienstags: 21.09., 28.09. und 05.10.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr - 11 -
Seminarreihe C 2 3 x dienstags: 21.09., 28.09. und 05.10.2021 Zeit: 12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr Seminarreihe C 3 3 x dienstags: 21.09., 28.09. und 05.10.2021 Zeit: 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Seminarreihe C 4 3 x mittwochs: 22.09., 29.09. und 06.10.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Seminarreihe C 5 3 x mittwochs: 22.09., 29.09. und 06.10.2021 Zeit: 12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 25 Personen Entgelt: 27.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 12 -
Die Sprache der Bilder Seminarreihe; Code-Nr.: D Als „des Menschen andere Sprache“ werden Bilder zuweilen bezeichnet, womit die Bedeutung des Bildvermögens neben der des Sprachvermögens verdeutlicht wird. Durch Bilder die Welt ordnend zu gestalten und zu verstehen, kann als ein Grundbedürfnis des Menschen und als Motiv zum Erschaffen von Bildern angesehen werden. Eine anthropologische Bildtheorie (Hans Jonas) sieht in der Fähigkeit des Menschen, ikonische Ähnlichkeiten zu schaffen, die Grundlage zur „Freiheit des Bildens“, die zur „Schöpfung nie gesehener Formen“ und zur Kunst führen kann. Dabei kommt dem Menschen sein „Abstraktionsdrang“ (Wilhelm Worringer), der „am Anfang jeder Kunst“ steht, zu Hilfe. Dieser Abstraktionsdrang ist die „Folge einer großen inneren Beunruhigung des Menschen durch die Erscheinungen der Außenwelt“ und dient zu deren Umformung in überschaubare und beherrschbare Objekte. Jackson Pollock: Number 32, 1950 Die Anschaulichkeit der Bilder wird bei der Entwicklung einer menschlichen Bildersprache von Bedeutung gewesen sein. Statt eines nur abstrakten sprachlichen Verweises auf das Gemeinte, wird dieses im Bild auch verkörpert: Etwas Abwesendes wird im Bild erfahrbar. Diese „ikonische Differenz“ (Gottfried Boehm) - 13 -
ist die Ursache für die Wirkung von Bildern, ob religiöser oder weltlicher Art. Auch die Macht, die von Bildern ausgehen kann, entsteht durch diese Differenz. Das biblische Bildverbot (Exodus 20.4) und Aarons Missachtung des Verbotes (das goldene Kalb als Symbol Gottes) sind Beispiele dieser Macht. In dem Seminar werden die Bedeutung und der Wandel von Bildern aus verschiedenen kunsthistorischen Zeiten gezeigt und besprochen. Dozent: Dr. Karl Heinz Wölke Termine: 6 Termine montags und donnerstags Donnerstag, 02.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr Montag, 06.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr Donnerstag, 09.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr Montag, 13.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr Donnerstag, 16.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr Montag, 20.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr Entgelt: 49.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 14 -
Schatzkammern als Spiegelbilder pompöser Repräsentation am Beispiel des Grünen Gewölbes Seminarreihe; Code-Nr.: E Schatz- und Wunderkammern faszinieren bis heute und bringen die Betrachter*innen zum Staunen. Im Rahmen der Vortragsreihe wird die Historie dieser repräsentativen Sammlungen beleuchtet und das Grüne Gewölbe in Dresden exemplarisch en Detail unter die Lupe genommen. Diese von August dem Starken in den Räumen seines Residenzschlosses errichtete Schatzkammer beherbergt eine einzigartige Sammlung europäischen Kunsthandwerks. Bis heute spiegelt sich hier die Pracht erlesener exotischer Materialien ebenso wider Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aurang-Zeb wie die Kunstfertigkeit zahlreicher Kunsthandwerker, wie die eines Johann Melchior Dinglingers. Dinglinger war einer der bedeutendsten Künstler am sächsischen Hof. Allerdings ist er, wie viele Kollegen seiner Zunft, kaum in unser Bewusstsein gelangt, ganz im Gegensatz zu Malern oder Architekten der Barockzeit. Dinglinger schuf gemeinsam mit seinen Brüdern Galanteriearbeiten, Kabinettstücke und Schmuck, die in der europäischen Kunstgeschichte einen einzigartigen Rang einnehmen. Erinnert sei etwa an das „Goldene Kaffeezeug“ oder das aus Gold und Edelsteinen bestehende Figurenensemble des „Hofstaats des Großmoguls Aureng-Zeb". - 15 -
Durch den spektakulären Einbruch im November 2019 sind der Sammlung des Grünen Gewölbes und der Nachwelt unwiederbringliche Kunstwerke verloren gegangen. Die Vortragsreihe eröffnet die Möglichkeit, einer der berühmtesten Schatzkammern der Welt zwar virtuell, aber vollständig einen Besuch abzustatten. Dozentin: Dr. Dagmar Lekebusch Termine: 4 x donnerstags und mittwochs Donnerstag, 09.09.2021 Donnerstag, 16.09.2021 Mittwoch, 22.09.2021 Mittwoch, 06.10.2021 Hinweis: Bitte beachten Sie die Änderung der ersten drei Termine im Vergleich zu der vorherigen (jetzt veralteten) Angaben im gedruckten Programmheft. Zeit: 17:00 (s.t.) bis 18:30 Uhr Entgelt: 32.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 16 -
Blicke rahmen - Natur und Landschaft in der Kunst - heute gelesen Seminarreihe; Code-Nr.: F Unsere Blicke auf Natur und Umwelt sind in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Neben wissenschaftlichen Diskursen zum Anthropozän geht es um kulturelle Handlungsmuster und Einflussfaktoren. Vor diesem Hintergrund thematisiert die Veranstaltung eine kurze Geschichte der Landschaftsmalerei. Adrian Zingg, Der Kuhstall in der Sächsischen Schweiz 1786 Einerseits zeigen sich uns die Kunstwerke als im Rahmen eingehegte Flächen, utopische bis idyllische Gegenstücke zur Umwelt. Andererseits verweist gerade diese Grenze auf ein dem inneren Raum des Bildes korrespondierendes Reflexionsfeld, sucht und eröffnet die Übergänge zwischen Innen/Außen. Insofern konnte ein bis in die frühe Moderne untergeordnetes Genre zur zentralen Schaltstelle moderner Kunst werden und als lebendiger kultureller bis politischer Resonanzraum dienen. Die Spuren weisen ins breite Wissensspektrum heutiger Landschaftswissenschaften - neben Geographie und Landwirtschaft etwa Ökologie, Biologie und Politik. Durchsetzt von materiellen wie immateriellen Anteilen und je nachdem, wie wir unsere eigenen Blicke rahmen, wird die Landschaft zum Bild, zur - 17 -
Landkarte, zur Erzählung einer Erfahrung oder zur Beschreibung eines Problems. Sie rückt die Grenzbeziehungen und Zusammenhänge temporärer, wandelbarer Milieus in unsere Aufmerksamkeit und schließt so zu Szenarien heutiger Kunst auf. Diorama im Regent’s Park, das Diorama Mount Etna, London 1848 Dozentin: PD Dr. Ruth Wöbkemeier Termine: 4 Termine montags und mittwochs Montag, 30.08.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Mittwoch, 01.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Montag, 06.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Mittwoch, 08.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Entgelt: 32.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 18 -
La Rochefoucauld - ein prägender Moralist und Skeptiker der Moderne Seminarreihe; Code-Nr.: G François de La Rochefoucauld (1613 bis 1680) war ein Angehöriger des französischen Hochadels, der in die Philosophie- und Literaturgeschichte als einer der wichtigsten französischen Moralisten eingegangen ist, zu denen Autoren gehören wie Montaigne, La Bruyere und Chamfort. Durch den Absolutismus seiner politischen Funktion als Aristokrat beraubt, verkehrte La Rochefoucauld in den adeligen Pariser Salons und nahm Anteil an den geistigen Auseinandersetzungen seiner Zeit. Nach einer turbulenten, aber gescheiterten militärischen Karriere, beschäftigt er sich mit den religiösen und philosophischen Themen der Zeit. Dabei macht er anthropologische und gesellschaftliche Beobachtungen, die von der Ernüchterung eines vormals von hehren Zielen und Idealen geprägten Menschen zeugen. An sich selbst und seiner sozialen Umgebung beobachtet er die ständige Maskerade, die zu den Ansprüchen und Selbstbeschreibungen der Menschen in starkem Kontrast steht. Die Verwechslung von Tugend und Laster, die Rolle von Leidenschaften, Eitelkeit, Geist und Begabungen und die Fehlbarkeit des Menschen werden schonungslos in knappen Aphorismen beschrieben. Ist La Rochefoucauld also ein Pessimist, oder vielmehr ein nüchterner Realist? Seine Aphorismen waren jedenfalls seit ihrer Entstehung sehr erfolgreich und haben das europäische Geistesleben der François de La Rochefoucauld Frühmoderne, der Aufklärung und bis hin zu Friedrich Nietzsche geprägt. Stilistisch waren sie Vorbild für nachfolgende französische Moralisten, aber auch für Lichtenberg, Goethe und Nietzsche. Er hat Philosophen und Literaten reichlich Anlass zur Reflexion gegeben, zeigt sich bei ihm doch eine nüchterne Perspektive auf Menschen und Gesellschaft im Übergang von einer religiös und metaphysisch geprägten Kultur zur Moderne. Eines seiner bekannten Themen ist die Eigenliebe in ihrer schädlichen ebenso wie in ihrer förderlichen Auswirkung, wobei er hier ein vertrautes Thema der Philosophiegeschichte und Theologie aufgreift. - 19 -
Kennzeichnend für La Rochefoucauld ist dabei sein Bemühen, Selbstbetrug ebenso wie Heuchelei zu demaskieren. Seine Desillusionierungsabsicht hat sich jedenfalls insofern als wirksam erwiesen, als sie Anlass bot, das weite Feld der psychischen Phänomene unvoreingenommen und realistisch in Augenschein zu nehmen. Die Frage, wie wir unser Leben gestalten können, und ob wir hoffen dürfen, hier Erfolge zu erzielen, eine Frage also, die von Sokrates bis Kant die Philosophen beschäftigt hat, hat durch La Rochefoucauld Antworten bekommen, die prägend für die Geistes- und Wissenschaftsgeschichte der Moderne waren. In dieser Veranstaltung werden Person, Werk, historischer Kontext und Wirkungen La Rochefoucaulds vorgestellt. Dozent: Björn Haferkamp Termine: 3 x mittwochs 01.09. + 15.09. + 29.09.2021 Zeit: 18:00 (s.t.) bis 19:30 Uhr Entgelt: 32.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 20 -
Das antike Zypern - die Insel der Aphrodite Seminarreihe; Code-Nr.: H Einzigartig ist der Reichtum der kulturellen Hinterlassenschaft der Insel Zypern, die in der Antike ein Schnittpunkt wichtiger Handelswege zwischen Orient und Okzident war. Dank des Kupferreichtums der Insel entwickelte sich hier schon im dritten Jahrtausend v. Chr. Bergbau und Kupferverhüttung. Der Handel mit Kupfer machte Zypern reich und ermöglichte die Entwicklung einer Hochkultur. Von den es umgebenden Kulturen der Griechen, Phönizier, Assyrer und Ägypter hat Zypern Ideen, Techniken und Stile aufgenommen und zu etwas Eigenem verschmolzen. Neben dem chronologischen Gang durch die antike Kulturgeschichte der Insel von der Bronze- bis zur Römerzeit, wird diese Assimilation, die sich auch im religiösen Bereich zeigt, thematisiert: zum Beispiel bei der zyprischen Fruchtbarkeitsgöttin, Aphrodite die Elemente der phönizischen Astarte und der griechischen Aphrodite integriert. Wie kaum eine andere Region am Mittelmeer wurde die Insel geplündert und ihre archäologischen Schätze in große europäische Museen verschleppt. Dozentin: Dr. Luise Seemann Termine: 6 Termine montags und mittwochs Montag, 20.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Mittwoch, 22.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Montag, 27.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Mittwoch, 29.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Montag, 04.10.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Mittwoch, 06.10.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Entgelt: 36.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 21 -
„Ich muss die Fluchtwurzel finden“ - Die Dichterin Christine Lavant (1915 - 1973) Seminarreihe; Code-Nr.: J Die österreichische Dichterin Christine Lavant ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen der Nachkriegszeit, weniger bekannt in Deutschland als in ihrem Heimatland. Sie war eine Zeitgenossin von Ingeborg Bachmann, auch in Kärnten geboren wie diese und im selben Jahr verstorben. Sie erhielt 1954 und 1964 den Georg-Trakl-Preis und 1970 den Österreichischen Staatspreis. Thomas Bernhard, der sie „sehr gescheit und durchtrieben“ fand, gab 1987, vierzehn Jahre nach ihrem Tod, bei Suhrkamp eine Auswahl ihrer Gedichte heraus. Es gibt eine „Internationale Christine Lavant Gesellschaft“, die seit 2016 den Christine-Lavant-Preis verleiht an „Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in ihrem literarischen Schaffen einen hohen ästhetischen Anspruch mit Christine Lavant: Graffito von Jef humaner Haltung und gesellschaftskritischem Aérosol am Musilhaus in Klagenfurt Blick vereinen“. Diese Bewertung war der Dichterin keineswegs in die Wiege gelegt. Ihr ganzes Leben war geprägt durch Krankheiten und materielle Not. Sie wurde als 9.Kind in eine arme Arbeiterfamilie geboren, hatte vom Säuglingsalter an bis zu ihrem Tode mit schweren körperlichen Leiden zu kämpfen, vor allem mit Haut- und Lungenerkrankungen. Sie war fast taub und fast blind. Sie hatte nur einen sogenannten „Volksschulabschluss“ und verdiente ihren Lebensunterhalt vor allem mit Stricken. Als ihr erster Romanversuch scheiterte, litt sie an Depressionen und begab sich 1935 freiwillig in eine Nervenheilanstalt in Klagenfurt. Sie schrieb zwischen 1946 und 1960 1700 Gedichte und 1200 Seiten Prosa. 1948 gelangen ihr über Kontakte mit der Wiener Avantgarde (zu der Thomas Bernhard gehörte) erste Erfolge. Einhellig gerühmt wurde ihre Lyrik, während ihre Erzählungen eher als „Nebenherarbeiten“ galten und jahrelang vergriffen waren. Ihre bedeutendsten Gedichtbände sind „Die Bettlerschale“ (1956), „Spindel im Mond“ (1959), „Der Pfauenschrei“ (1962). Wir werden uns in dieser Veranstaltung vor allem mit ihren Gedichten beschäftigen, die fast ausschließlich von einer radikalen „Selbstentblößung“ bestimmt sind, die - 22 -
bedingungslos subjektiv eine „Ich-Lyrik“ präsentieren, die durchaus kritisch gesehen werden kann. Schreiben als Ausweg aus sich selbst. „Kunst wie meine ist nur verstümmeltes Leben, eine Sünde wider den Geist“, sagt sie von sich selbst. Ihre Lyrik voller expressiver und kraftvoller Bildersprache ist dabei eine ständige Auseinandersetzung mit Glaubensfragen und Zweifeln. Beeinflusst von ihrer österreichisch katholischen Herkunft, von alttestamentarischen Gottesbildern, von christlicher Mystik, von der Todes-Metaphorik Rilkes und Trakls steht sie in einem wütenden Konflikt mit ihrem persönlichen Gott, so dass man ihre Gedichte bisweilen als „Lästergebete“ bezeichnet hat. So sagt der Verleger und Schriftsteller Michael Krüger über Christine Lavant: „Sie ist die letzte deutschsprachige Dichterin, die es mit Gott persönlich aufgenommen hat, im Vergleich zu ihr sind alle katholischen und protestantischen Dichter sanfte Sozialarbeiter … In diese pragmatisch gewordene Welt … ragen die naturmystischen Versenkungen der Christine Lavant wie unzeitgemäße Zaubersprüche.“ „O Herr ……. schlag mich dahin, wo die Fluchtwurzel wächst für alle, die noch kein Abendmahl hatten und ausgehungert und abgefeimt unendlich süchtig nach Sehnsucht sind und nach der Flucht in die Zuflucht.“ Dozentin: Ulrike Marie Hille Termine: 3 x donnerstags 16.09. + 23.09. + 30.09.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Entgelt: 27.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 23 -
Zur zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur 2020 - 2021 Seminarreihe; Code-Nr.: K Im Rahmen der Vortragsreihe sollen unterschiedliche literarische Texte vorgestellt werden, die seit Anfang 2021 von deutschsprachigen Autoren und Autorinnen veröffentlicht wurden. Was beschäftigt die Schriftsteller in diesen bewegten Zeiten? Wie stellt sich ihr Verhältnis zwischen der Realität und der Kunst dar? Sehr prägnante Texte wurden zur Auswahl herangezogen. Der Schwerpunkt liegt hier bei der jeweiligen Generationenzugehörigkeit. Daniel Kehlmann wurde 1975 in München geboren. Bekannt wurde er u.a. mit seinem Roman „Tyll“. Daniel Kehlmann reiste im Februar 2020 von New York ins Silicon Valley. Man hatte ihn dorthin eingeladen, gemeinsam mit einer Künstlichen Intelligenz eine Kurzgeschichte zu verfassen. In “Mein Algorithmus und Ich” erzählt er von dieser Reise und von seinen erstaunlichen Daniel Kehlmann Erfahrungen. Sophie Passmann, Jahrgang 1994, ist eine Autorin und Moderatorin. Ihr Generationenroman "Komplett Gänsehaut" reflektiert die Wünsche und den Ehrgeiz der Vertreter ihrer Generation, ihre Lebensträume, die geschult an überholten Vorbildern in die Abgründe ihrer eigenen Sehnsüchte geraten. Sophie Passmann Christian Kracht wurde 1966 in Saanen in der Schweiz geboren. Sehr bekannt wurde der Schriftsteller durch seinen Roman “Faserland". In einer Art Fortsetzung erzählt Christian Kracht in seiner Prosa „Eurotrash“ von einer Reise, die Tiefen einer Familiengeschichte auslotet; autobiographische Erlebnisse wurden hier eingearbeitet. Wie sich Erlebtes in Niedergeschriebenes verwandelt, ein Thema des Autoren auch in seinen Poetik- Vorlesungen. - 24 -
Helga Schubert, geboren 1940 in Berlin, arbeitete als Psychotherapeutin und als Autorin in der DDR, veröffentlichte zahlreiche Bücher. 2020 erhielt sie für ihre Geschichte „Vom Aufstehen“ den Ingeborg-Bachmann-Preis. In dem gleichnamigen Band erzählt Helga Schubert achtzig Jahre Leben in 29 Erzählungen: „Etwas erzählen, was nur ich weiß. Und wenn jemand es liest, weiß es noch jemand. Für die wenigen Minuten, in denen er die Geschichte liest, in der unendlichen, eisigen Welt.“ Literatur: Daniel Kehlmann, „Mein Algorithmus und Ich“, Klett Cotta, Stuttgart 2021 Sophie Passmann, „Komplett Gänsehaut“, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2021 Christian Kracht, „Eurotrash“, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2021 Helga Schubert, „Vom Aufstehen“, dtv, München, 2021 Dozentin: Margrit Platt, M.A. Termine: 7 x dienstags 31.08. + 07.09. + 14.09. + 21.09. + 28.09. + 05.10. + 12.10.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Entgelt: 42.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 25 -
Marion Poschmann: „Die Kieferninseln“ (2017) Seminarreihe; Code-Nr.: L Poschmanns ungewöhnlicher Roman beginnt mit der Kurzschlusshandlung eines deutschen Privatdozenten: eines Morgens wacht der Kulturwissenschaftler Gilbert Silvester im Schock auf. Er hat geträumt, dass seine Frau Mathilda ihn betrügt. Obwohl es dafür keine Anzeichen gibt und Mathilda alles abstreitet, flüchtet Gilbert zum Flughafen, wo er den erstbesten Kontinentalflug antritt. Stunden später landet er in Tokyo und ersteht einen japanischen Klassiker: Bashōs 1688 geschriebenes Reisebuch „Auf schmalen Pfaden ins Hinterland“, dem Gilbert von nun an folgt, mit dem Ziel, den Mond über den Kieferninseln in der Bucht von Matsushima zu sehen. Begleitet wird er von dem Studenten Yosa Tamagotchi, den Gilbert im Tokyoter Bahnhof davon abhält, sich das Leben entsprechend der Ratschläge des Werks „Das vollständige Selbstmordhandbuch“ zu nehmen. Die Erlebnisse und lyrischen Reflexionen der beiden ungleichen Männer während ihrer „Pilgerreise“ sollen Thema des Seminars sein. So denkt Gilbert zum Beispiel im Ort Nikkō über ein Haiku Bashōs nach, in der eine Tempelanlage wie die Sonne gleich erstrahlt: „Auch die deutsche Lyrik hatte zu Bashōs Zeiten mit derartigen Vergleichen aufgewartet. „Kirschblüte bei der Nacht“ von Brockes: Der helle Schein des Mondes durchdringt das Weiß der Kirschblüte, so wie das Licht Gottes das lyrische Ich.“ Marion Poschmann als Jurymitglied beim Literarischen März 2015 Poschmanns Roman wurde vielfältig lobend rezensiert. Andreas Platthaus beispielsweise schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, „Die Kieferninseln“ zeichne eine Qualität aus, die in der deutschsprachigen Literatur in dieser Kombination nicht häufig zu finden sei: „Weltläufigkeit, Virtuosität und vor allem Witz“. Poschmann habe eine „wunderbare Sprache […] gefunden, lakonisch und transparent wie ein japanisches Lackkunstwerk, das durch das wiederholte Auftragen und Polieren immer neuer Schichten erst Tiefenwirkung erhält.“ Daher solle man das Buch nach der ersten Lektüre sofort wieder lesen: „[d]enn nun zeigen sich unter der Oberfläche der schieren Schönheit und Skurrilität das exakte Kompositionsprinzip und die Genauigkeit der Recherche.“ Der Rezensent Tobias Lehmkuhl schließt sich diesem Urteil in der Süddeutschen Zeitung an. Poschmann - 26 -
habe einen „fein gewirkten, filigran verästelten Roman geschrieben“, nicht nur klug, sondern von „heiterer Gelassenheit“. Marion Poschmann wurde am 15. Dezember 1969 in Essen geboren. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik, Philosophie und Slawistik in Bonn und Berlin. Eine geplante Dissertation über Friederike Mayröcker und Francis Bacon gab sie wegen eigener literarischer Ambitionen auf. Seit 2003 lebt Poschmann als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie schreibt Lyrik und Prosa. Hervorzuheben sind ihr Roman „Die Sonnenposition“ (2013), sowie ihre Gedichtbände „Geliehene Landschaften. Lehrgedichte und Elegien“ (2016) und der mit dem Bremer Literaturpreis prämierte Band „Nimbus“ (2020). Für ihr literarisches Werk erhielt Poschmann seit ihrem Erstling „Baden bei Gewitter“ (2002) zahlreiche Auszeichnungen wie z.B. den Peter-Huchel-Preis 2011, den Wilhelm-Raabe- Literaturpreis 2013 und den Klopstock-Preis für neue Literatur 2018. Materialien aus den im Roman genannten Lektüren (u.a. Bashōs „Auf schmalen Pfaden ins Hinterland“, Saigyôs „Gedichte aus der Bergklause“ oder Tanizaki Jun’ichirōs „Lob des Schattens“) werden bereitgestellt. Dozentin: Dr. Ina Düking Termine: 6 Termine montags und donnerstags Montag, 06.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Montag, 13.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Donnerstag, 16.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Montag, 20.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Donnerstag, 23.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Montag, 27.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Entgelt: 36.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 27 -
betörend! unheilbringend! cool! - Die Femme fatale - Geschichte eines Frauenbildes Seminarreihe; Code-Nr.: M Wer kennt sie nicht, die zwielichtige Frau mit der unwiderstehlichen Anziehungskraft, die den Mann ins wonnige Verderben lockt und dann vernichtet? Dieses dämonische Wesen bewegte im späten 19. Jahrhundert, dem Fin de siècle, als Salome, als Lulu, als Judith die Gemüter, tauchte als Blauer Engel im neuen Jahrhundert auf und eroberte als wunderschöne kalte berechnende Figur den jungen amerikanischen Film Noir der Dreißiger Jahre. Sie bekam ihren Namen: Femme fatale, die „fatale“, verhängnisvolle Frau. Dieses Bild schwebt zwischen Bewunderung, Vorwurf und Verachtung und zieht sich als klischeehaftes Motiv durch die Geschichte des Abendlandes. Schon in altsumerischen Texten Gustav Klimt: Judith I (1901) wird von dem dämonischen Mischwesen Lilith erzählt. Die biblische Eva erliegt der Einflüsterung der Schlange und verführt den Adam. Odysseus ist den Verlockungen geflügelter Sirenen ausgesetzt und den Künsten der Nymphe Circe, die seine Gefährten „bezirzte“ und in Odysseus bei den Sirenen, Schweine verwandelte. griech.Vasenbild, 475 v.Chr. In christlichen Auslegungen galten die Sirenen als Verkörperung sinnlicher Versuchung. Im Mittelalter wurde vom Schlangenweib Melusine und dem Wasserwesen Undine erzählt, Mischwesen beide, die den Mann in den Abgrund ziehen. Im Stil alter Sagen besang Heinrich Heine die Lockungen der Loreley auf dem Rheinfelsen, die den Schiffern zum Verhängnis wurde. Illustration Guillebert de Metz, Le Roman de Mélusine (1410) - 28 -
Im 19. Jh. vertiefte sich die Dämonisierung der Frau. Das begann mit John Keats‘ Ballade von der grausamen schönen Dame ohne Gnade (La belle dame sans merci, 1819) und erreichte einen Höhepunkt im Kult um die eingangs erwähnten Figuren in allen möglichen Kunstformen. Satanische Elemente verstärkten sich. In der populären Kultur treffen wir auf blutlüsterne Vampirinnen, die dem Vamp den Namen gaben. Diese Figuren sind Kunstfiguren, reine Phantasieprodukte. Das Image aber wurde realen Frauen oft schon zu Lebzeiten wie ein schillerndes Etikett angeheftet. Berühmt, berüchtigt, skrupellos das galt für Herrscherinnen wie Kleopatra oder Katharina die Große. Der Lucrezia Borgia wurden dämonenhafte Züge aus dem Umkreis des Hexenwahns zugeschrieben. Elegante Damen freigeistiger Salons wie Ninon de Lenclos oder George Sand galten schnell als sittenlose Verführerinnen. Frauen wie Lou Andreas Salome, Alma Mahler Werfel oder Helene Stöcker machte dieses Etikett zu zweifelhaften Figuren. Die Dreieinigkeit: Lou Andreas Salomé, Paul Rée, Friedrich Nietzsche Fotoszene, selbstironisch arrangiert von Nietzsche, Luzern 1882 Mögliche Zusammenhänge zwischen der Lebensrealität dieser Frauen und den Bildern über sie gilt es zu erforschen. Der Kult um die teuflische Femme fatale um 1900 erreichte übrigens seinen Höhepunkt parallel zu den Erfolgen der ersten Frauenbewegung. Wie steht es um die Wirkungsmacht dieses Bildes in heutiger Zeit? Die Zeiten der Dämonisierung unheilspinnender Damen scheint vorbei zu sein – oder? Kann der Typus der Femme fatale zu einem Identifikationsmuster für selbstbewusste Frauen verwandelt werden? Illustration, Titelseite zu M. Miller: Ich bin Circe (2018) - 29 -
Wir beobachten Neubearbeitungen in der Literatur wie z.B. Ingeborg Bachmanns Undine geht (1961) oder auch Christian Petzolds Film Undine (2020). Madeline Miller versucht in ihrem Roman Ich bin Circe (2018) eine Neuinterpretation der Circe. Dozentin: OStR Ingrid Davids Termine: 3 Termine montags und donnerstags Montag, 06.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Donnerstag, 09.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Montag, 13.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Entgelt: 36.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 30 -
Alt sind immer nur die anderen - psychologische Aspekte des Alter/n/s Seminarreihen; Code-Nr.: N 1 / N 2 In der Gegenwart ist es wahrscheinlich, dass viele von uns ein hohes Alter erreichen können, deutlich älter werden als vorangegangene Generationen. „Hochaltrigkeit“ als Lebensperspek- tive, häufig sogar bei zufrieden- stellendem Befinden. Die junge Wissenschaft vom Altern, die Gerontologie, hat Erkenntnisse gebracht, dass der Alterungsprozess von uns Menschen sehr individuelle Züge trägt und generelle Aussagen über „das Alter“ und „die Alten“ nicht angemessen sind. In der unmittelbaren Gegenwart - in dieser Zeit der Corona-Pandemie - stehen nun „die Alten“ (weitgehend undifferenziert) im Zentrum Betagtes Ehepaar allgemeiner Wahrnehmung als „Risiko-Gruppe“. Grund genug, den Prozess menschlichen Alterns in den Blick zu nehmen und über „das Alter“ und „die Alten“ nachzudenken, vielleicht auch konstruktiv zu streiten. Diese Veranstaltung ist eine Einladung dazu. Folgende Themen sollen bedacht werden: - Woran lässt sich „alt“ festmachen? - Alter - die „Rolle der Rollenlosigkeit“ - Ist das Glas zwei Drittel leer oder ein Drittel voll? - „Gut sehen kann ich schlecht, aber schlecht hören kann ich gut“: Kränkungen des Ego - „Beschädigte Identität“: Strategien der Bewältigung - „Ja, mach mal einen Plan ...“: Lebensplanung für „die alten Tage“? - 31 -
Dozentin: Barbara Hoffmann-Gabel, M.A.; Supervisorin Termine: Seminarreihe N 1 6 x dienstags: 31.08., 07.09., 14.09., 21.09., 28.09., 05.10.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Seminarreihe N 2 6 x mittwochs: 01.09., 08.09., 15.09., 22.09., 29.09., 06.10.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 24 Personen Entgelt: 49.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 32 -
»Wird auch silbern mein Haar, lern’ ich doch immer noch vieles.« (Solon, 6. Jh. v. Chr.) - Über das Älterwerden im Altertum Seminar; Code-Nr.: O Das Alter erscheint in dem Zitat des Athener Staatsmanns nicht als Garant auf den Besitz von Weisheit, sondern als Möglichkeit, immer weiter zu Lernen, seinen geistigen Horizont zu erweitern. Diesen Aspekt greift die hier angekündigte Veranstaltung auf, denn der Traum des Menschen, nicht zu altern, ist trotz allem medizinischen Fortschritts, aller Fitness-Studios und aller Verlockungen der Kosmetikindustrie eine Illusion. In der griechischen Mythologie wurde nur der göttliche Mundschenk Ganymed von Alter und Tod an die Tafel der Götter im Olymp entrückt. Eos, die Göttin der Morgenröte erbat von Zeus für ihren Liebsten die Unsterblichkeit, übersah aber zugleich die ewige Jugend zu erbitten. So verwandelte sich das Privileg in einen Fluch: Der schöne Thitonos schrumpfte; es blieb von ihm nur seine keifende schrille Stimme, die der Zikade. Altersporträt: Hesiod, Dichter und Bauer um 700 v. Chr., Bronzebüste in Neapel Während in dem oligarchischen Staatswesen Sparta den Alten große Ehre erwiesen wurde, hing in Rom zur Zeit der Republik aber auch in der Kaiserzeit alles von der Zugehörigkeit der sozialen Schicht ab. Für den geistig gesunden Angehörigen der Oberschicht gab es den gleitenden Ruhestand. Den Mitgliedern der Unterschicht drohten Armut und Verachtung. Im demokratischen Athen dominierten der Kult der Jugend und der Männlichkeit; das hatte die politische, soziale und ökonomische Marginalisierung alter Menschen zur Folge, insbesondere der alten Frauen. - 33 -
Die Veranstaltung möchte die Gedanken und Ansichten des griechisch-römischen Altertums über ein hohes Alter in strukturierter Auswahl vorstellen, die Rolle alter Menschen im Gefüge der antiken Gesellschaft beleuchten, aber auch die Andersartigkeit in der Moderne demonstrieren. Blühende Wissenschaftszweige wie Geriatrie und Gerontologie tragen nicht nur griechische Namen, sondern konfrontieren – abgesehen vom Generationenvertrag - mit der zunehmenden Bedeutung alter Menschen in unserer Gesellschaft. Dabei vermittelt der Rückblick auf die Antike überraschende Einsichten, oft einen unverkrampften, sehr realistischen und modern anmutenden Umgang mit dem Alter. Die Veranstaltung greift diese Aspekte aus der Literatur, Philosophie und Bildender Kunst auf; sie wurde schon in der Antike kontrovers geführt: Seneca sah im Alter eine unheilbare Krankheit, Aristoteles verglich das Alter mit dem Verwelken einer Pflanze, einer Art Austrocknungsprozess, die der Arzt Galen mit feuchter Wärme, Bewegung und Wein behandeln wollte. Die Bewegung der kleinen grauen Zellen im „Die trunkene Alte“, römische Kopie Sinne des oben zitierten Politikers nach Original des 3. Jhs., Rom Kapitolinische Solon wird zu Diskussion gestellt. Museen Dozentin: Dr. phil. Helke Kammerer-Grothaus Termin: Donnerstag, 02.09.2021 Zeit: 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr Entgelt: 14.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminar - 34 -
Streifzüge durch die Bremer Kulturgeschichte II Seminarreihe; Code-Nr.: P Im Wintersemester 2020/21 haben wir Streifzüge durch die Kultur Bremens unternommen, vom Freimarkt über den Beat Club und die Lila Eule zum Alten Gymnasium und zum Fußball. Einige wichtige Themen konnten im Rahmen dieser Veranstaltung nicht behandelt werden. Deswegen entstand der Wunsch nach einer Fortsetzung, dem wir hiermit nachkommen. Wir vertreten einen Begriff von Kultur, der nicht nur Teile der geistigen Produktion einer Gesellschaft umfasst, sondern auch materielle. Wie die Menschen wohnen und arbeiten, welche Feste sie feiern, was sie essen, welche Rituale sie pflegen, wie sie ihre Häuser bauen und ihre Dörfer und Städte anlegen, ist Teil der Kultur, entsprechend des berühmten Diktums von Raymond Williams von Kultur „as a whole way of life, material, intellectual, and spiritual.“1 Das zweite wichtige Moment der Kultur einer Gesellschaft und das Spezifische in der kulturellen Tätigkeit der Menschen ist indes die Produktion von Sinn und Bedeutungen. Die Menschen müssen, um ihr tägliches Überleben zu sichern, nicht nur essen, trinken und sich reproduzieren, sie müssen ihrem Leben auch einen Sinn verleihen, ihm Struktur, Ordnung und Perspektive geben. Sie müssen ihre Identität konstruieren, und das tun sie u.a. mittels „Kultur“. „Kultur“ umfasst Territorien und Räume, die reklamiert werden, Traditionen, Rituale, Symbole, Werte und Normen, Helden und Vorbilder, Leitfiguren und Identifikationsangebote, definiert, was gut und böse ist, was geglaubt oder abgelehnt werden soll. „Kultur“ ist zentrales Moment des Arbeiterinnen der Waller Jute 1907, Sinnstiftungsprozesses auf der individuellen © D. Knauf wie kollektiven Ebene. 1 Raymond Williams, Culture and Society. 1780-1950 (1958), Harmondsworth: Penguin 1961, S. 11f. - 35 -
Neben etablierten Themen der Bremer (Kultur)Geschichte wollen wir uns auch eher randständigen kulturellen Phänomenen widmen. Folgende Themen werden vorgestellt und diskutiert: 1. Der Bürgerpark – Die Grüne Lunge Bremens. 2. Das Böse im Film – Werner Murnaus Nosferatu. 3. R.W. Fassbinder, Gesche Gottfried und die Bremer Freiheit. 4. Highlights aus dem Bremer Landesfilmarchiv. 5. Ethnische Kulturen in Bremen Wie immer, werden die Themen im Kurs mit Film- und Fotomaterialien vorgestellt. Dozent: Dr. Diethelm Knauf Termine: 5 Termine mittwochs donnerstags Mittwoch, 01.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Donnerstag, 02.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Mittwoch, 08.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Donnerstag, 09.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Mittwoch, 15.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Entgelt: 35.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 36 -
Jahrmärkte und „Wandernde Künstler“ im Elbe-Weser-Dreieck (ca. 1770-1890) Seminarreihe; Code-Nr.: Q Seit Jahrhunderten gab es in deutschen Territorien so auch im Elbe-Weser-Raum sowie in Bremen regelmäßig stattfindende Jahrmärkte, die immer viel Volk anlockten. Dabei boten Märkte nicht nur Händlern von nah und fern Gelegenheit, ihre Waren und Dienstleistungen anzubieten. Es kamen auch seit alters her diejenigen, die sich vor allem die Erheiterung und Unterhaltung ihrer Mitmenschen zum Beruf gemacht hatten: Schausteller aller Art, wandernde 'Künstler', wie sie genannt wurden und sich selbst nannten. Im Laufe der Zeit gewannen diese immer mehr an Bedeutung, wandelten sich doch im 19. Jahrhundert die Jahrmärkte, wie z. B. der Bremer Freimarkt, mehr und mehr "von einem ausgedehnten Verkaufsmarkt zu einem Fest der Freude und des Vergnügens" (Fritz Peters), zu einem Volksfest. Die Gartenlaube (1863) Unter freiem Himmel und in Schaubuden wurden von Männern und Frauen akrobatische Höchstleistungen präsentiert; magische Vorstellungen versetzten die Jahrmarktsbesucher in eine Welt des Zaubers und der Illusion; dressierte exotische Tiere führten Kunststücke auf; Pantomimen und Kasper erfreuten Jung und Alt; das - 37 -
Bimmeln der Karussells vermischte sich mit der Musik der Orgeldreher, Harfenmädchen und Kapellen. Traditionell galten wandernde Künstler als Fahrendes Volks, als verarmtes Gesindel, wurden von den Obrigkeiten der Landstreicherei und Bettelei verdächtigt. Diese Diskriminierung von und Abwehrhaltung gegenüber herumziehenden Leuten lebte bis in das 19. Jahrhundert und darüber hinaus fort. In den Vorträgen werden die wichtigsten Kategorien der herumziehenden Künstler vorgestellt, die den Bremer Freimarkt und die Jahrmärkte und Volksfeste des Elbe-Weser-Raums aufsuchten, um hier zur Belustigung und Unterhaltung der Menschen beizutragen. Dabei wird auch das Wirken von Juden und sog. 'Zigeunern' beleuchtet, die seit Jahrhunderten besonderen Diskriminierungen und Stigmatisierungen ausgesetzt waren und sich in erheblicher Zahl unter den 'wandernden Künstlern' fanden. Folgende Themen sollen behandelt werden: Vom Jahrmarkt zum Zirkus – Akrobaten und Kunstreiter Schaubude und Schauspiel – 'Akademisches Theater' und Schauspielhaus Noch mehr Rummel – Panorama und Puppentheater, Menagerie und Karussell Dozent: Dr. Horst Rößler Termine: 3 x dienstags 31.08., 07.09., 14.09.2021 Zeit: 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr Entgelt: 27.- Euro Veranstaltungsart: Online-Seminarreihe - 38 -
„… von allen Seiten auf Tsingtau zu“: Die Lungenpestepidemie von 1911 in China und die deutsche Kolonialherrschaft Seminarreihe; Code-Nr.: R Erst als im Januar 1911 sich mehr als 80 000 Wanderarbeiter mit der Eisenbahn und per Schiff auf den Weg in ihre Heimatdörfer in der chinesischen Provinz Shandong machten, um das wichtigste chinesische Familienfest, das Frühlingsfest, zu feiern, gelangte in den europäischen Vertragshäfen entlang der Küste am Gelben Meer ins Bewusstsein, was eigentlich schon seit einem Vierteljahr bekannt war: in der sogenannten Mandschurei grassierte die Lungenpest. Doch erst jetzt, als die Wanderarbeiter aus diesem äußersten Nordosten Chinas an genau den Verkehrsknotenpunkten unterwegs waren, die die imperialistischen Mächte für ihre eigenen Herrschafts- und Handelsinteressen errichtet hatten, richtete sich die Aufmerksamkeit der entsetzten und panischen Europäer und Japaner in ihren Konzessionen auf die herannahende Katastrophe. Hektische Aktivität auch in „Tsingtau“, der kolonialen Hauptstadt in der deutschen China-Kolonie „Kiautschou“ des Reiches. Die „sauberste und gesündeste Stadt an der ganzen ostasiatischen Küste“ sah die stolzen Superlative ihres Hygieneregimes über die chinesische Bevölkerung und ihre Wirtschaftsinteressen angesichts der drohenden „Einschleppung der Seuche“ durch die stigmatisierten chinesischen Unterschichten existenziell gefährdet. Examining a Suspect, Changchun (Nordostchina, 1911) Die Präventionsmaßnahmen der Militärverwaltung der Kolonie gingen zurück auf eine „Seuchen“gesetzgebung, die von Robert Koch – damals noch ohne Institut – als dem führenden Bakteriologen des Deutschen Reiches und einem der international anerkannten Wortführer der „Seuchenpolitik“ ausgearbeitet worden war. Ein militärisch gesicherter cordon sanitaire um die Stadt zielte auf die totale Abschottung der privilegierten deutschen Stadt nach außen, gegen die als - 39 -
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