Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen

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Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Akademie
                   für Weiterbildung
                   Universität Bremen

Vortragsprogramm

Herbst 1
Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Vortragsprogramm Herbst 2021

Veranstaltungszeit:
        30.08. - 08.10.2021

Herausgeber: Universität Bremen

       Akademie für Weiterbildung
       Postfach 33 04 40
       28334 Bremen
Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Das Online-Vortragsprogramm
                  der Akademie für Weiterbildung

Das Vortragsprogramm der Akademie für Weiterbildung der Universität Bremen
wird im Herbst 2021 wegen des besonderen Risikos für die Seniorinnen und
Senioren bei einer Covid-19-Erkrankung ausschließlich als Online-
Veranstaltungen ohne Präsenzunterricht durchgeführt.

Unser Angebot für die technische Unterstützung
Die technischen Voraussetzungen für die Teilnahme an den Online-
Veranstaltungen sind ein Internet-Zugang und ein Rechner oder Notebook mit
einer Webcam oder ein Tablet.

Unsere freundlichen und erfahrenen studentischen Hilfskräfte helfen Ihnen gerne
individuell bei allen Fragen zum Umgang mit der Videokonferenz-Software und
zum Online-Unterricht. Wir haben bereits über 850 Seniorinnen und Senioren
erfolgreich in diese Form des Unterrichts eingeführt.

Wir klären mit Ihnen die technischen Voraussetzungen und üben mit Ihnen vor
den Veranstaltungen die Anmeldung für eine Videokonferenz und erklären alle
wichtigen Funktionen der Software. Wir begleiten Sie mit individueller
Unterstützung auch während der Veranstaltungen, wenn Sie Hilfe benötigen.

Zielgruppe
Das Vortragsprogramm ist für alle Interessierten offen, unabhängig von Vorbildung
und Lebensalter. Für diejenigen, die im Rahmen des Seniorenstudiums der
Universität Bremen bereits an den ausgewählten Regelveranstaltungen der
Universität teilgenommen haben, stellt das Vortragsprogramm eine Ergänzung dar.

Zeit
Das Vortragsprogramm Herbst 2021 findet in der Zeit 30.08.2021 - 08.10.2021
statt. Die Termine der Veranstaltungen sind so gewählt, dass den
unterschiedlichen zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmenden Rechnung getragen
wird.
Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Inhaltsverzeichnis

Interessenvertretung der Seniorenstudierenden ....................................... 4
Spendenmöglichkeit ...................................................................................... 4
Angebote „Von Senioren für Senioren“ (bisher Werkstatt) .................... 5
   Musikbetrachtungen: Beethovens 9. Sinfonie und die Folgen ................................... 6
Studienangebote der Akademie für Weiterbildung .................................. 7
   Deutsches Kunstlied: Ein Gedicht - mehrere Vertonungen ...................................... 7
   How to jazz ........................................................................................................................... 9
   Édouard Manet und das moderne Paris ....................................................................... 11
   Die Sprache der Bilder ..................................................................................................... 13
   Schatzkammern als Spiegelbilder pompöser Repräsentation am Beispiel des
   Grünen Gewölbes.............................................................................................................. 15
   Blicke rahmen - Natur und Landschaft in der Kunst - heute gelesen ................... 17
   La Rochefoucauld - ein prägender Moralist und Skeptiker der Moderne ............ 19
   Das antike Zypern - die Insel der Aphrodite .............................................................. 21
   „Ich muss die Fluchtwurzel finden“ - Die Dichterin Christine Lavant (1915 -
   1973) ..................................................................................................................................... 22
   Zur zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur 2020 - 2021 ............................ 24
   Marion Poschmann: „Die Kieferninseln“ (2017) ........................................................ 26
   betörend! unheilbringend! cool! - Die Femme fatale - Geschichte eines
   Frauenbildes ........................................................................................................................ 28
   Alt sind immer nur die anderen - psychologische Aspekte des Alter/n/s ............ 31
   »Wird auch silbern mein Haar, lern’ ich doch immer noch vieles.« (Solon, 6. Jh.
   v. Chr.) - Über das Älterwerden im Altertum............................................................ 33
   Streifzüge durch die Bremer Kulturgeschichte II ....................................................... 35
   Jahrmärkte und „Wandernde Künstler“ im Elbe-Weser-Dreieck (ca. 1770-1890)
   ................................................................................................................................................ 37
   „… von allen Seiten auf Tsingtau zu“: Die Lungenpestepidemie von 1911 in
   China und die deutsche Kolonialherrschaft................................................................. 39

                                                                      -2-
Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Wirtschaft und Umwelt. Ende der sozialen Marktwirtschaft? - Der Wahnsinn
  von Geld, Macht und Gier ............................................................................................... 42
  Lust am Leben: Theorie und Praxis von Phantasiereisen - Eine Einführung ........ 45
  Meditation - viele Wege, die Eins werden ................................................................... 47
  Geologische Geschichte der Ostsee - vom alten Grundgebirge, tropischen
  Kalksteinen Flüssen und Gletschern.............................................................................. 49
  Die Geschichte des Obstbaus mit Schwerpunkt auf die Rolle der Klöster......... 53
  Die Goldenen Äpfel der Hesperiden – Geschichte und Kultur der
  Zitruspflanzen in Europa .................................................................................................. 54
  Der Umbau des Kelloggsgeländes zur CO2-freien Überseeinsel .......................... 55
  Windkraftausbau als wichtigster Baustein der Energiewende ................................ 57
  Nachhaltiger Wandel im Bauwesen - Architects for Future ................................... 59
  Einblicke in die Ostkirche, Teil 2 ................................................................................... 61

Hinweise zum Anmeldeverfahren ................................ Hintere Umschlagseite

                                                           ***

Der Zusatz „s.t.“ bei den Veranstaltungszeiten weist darauf hin, dass die
Veranstaltung – den universitären Gepflogenheiten gemäß – exakt zur
angegebenen Zeit beginnt (s.t. = sine tempore, d.h. ohne Zeit, ohne das sog.
„akademische Viertel“).

Befindet sich der Zusatz „c.t.“ bei den Veranstaltungszeiten, bedeutet dies, dass
die Veranstaltung eine Viertelstunde später beginnt, als die Veranstaltungszeit
ausweist („cum tempore“, mit akademischem Viertel).

Abbildungsnachweis (soweit nicht anders angegeben): Wikipedia (gemeinfrei).

                                                           -3-
Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Von Senioren für Senioren

        Interessenvertretung der Seniorenstudierenden

Die Vertretung der Seniorenstudierenden ist Ansprechpartnerin für die Belange der
Seniorenstudierenden und vertritt diese im Bereich der Universität Bremen,
regional sowie überregional. Dieses Gremium wird von der alle zwei Jahre
stattfindenden Vollversammlung der Seniorenstudierenden für 2 Jahre gewählt und
besteht aus ehrenamtlich tätigen Seniorenstudierenden. Während ihrer Amtszeit
treffen sich die Mitglieder der Vertretung der Seniorenstudierenden regelmäßig
zu – nicht öffentlichen – Beratungen.

Bei allen Fragen und Anregungen zum Seniorenstudium nehmen Sie gerne Kontakt
auf. Ansprechpartner/-innen der Seniorenvertretung:

     Dr. Gerardo Rommel                     Dr. Brigitte Rosengarten
     Tel.: 0151-25387906                    Tel.: 0172-4479743
     gerombre@uni-bremen.de                 bbents@yahoo.de

Alle Informationen rund um die Vertretung der Seniorenstudierenden finden Sie auf
der Homepage der Akademie für Weiterbildung:

      https://www.uni-bremen.de/senioren

Die bisher zweimal im Semester stattfindenden Gesprächsrunden (Stammtische) im
Café Unique müssen bedingt durch die geltenden Covid-19 Schutzmaßnahmen
leider ausfallen.

                          Spendenmöglichkeit

Passend zum Jubiläum „50 Jahre Universität Bremen“ möchten wir Sie auf das
Projekt „MACHT SINN!“ der Stiftung der Universität Bremen aufmerksam
machen. Informationen über das Projekt, die Stiftung der Universität Bremen
selbst und die verschiedenen Spenden-, Treuhands- und Stiftungsmöglichkeiten
finden Sie unter:
      https://www.uni-bremen.de/machtsinn

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Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Von Senioren für Senioren

Die Ansprechpartnerin ist die Leiterin der Stiftung der Universität Bremen
      Frau Dr. Christina Jung
      0421 / 218 - 60336
      christina.jung@vw.uni-bremen.de

Es besteht auch die Möglichkeit einer Spende direkt für das Seniorenstudium
der Universität Bremen. Wir haben jetzt auch unser eigenes Spendenkonto:
      IBAN:        DE21 2500 0000 0025 1015 44
      Verwendungszweck: Fonds 83511002 - Spende für das Seniorenstudium,
           Vor- und Nachname, Adresse
(Ihre Kontaktdaten benötigen wir für die Zuwendungsbescheinigung)

Bei allen Fragen können Sie sich jederzeit - gerne im Voraus - wenden an
      Herrn Jaroslaw Wasik
      0421 / 218 – 616 15
      jwasik@uni-bremen.de

 Angebote „Von Senioren für Senioren“ (bisher Werkstatt)

Bis auf Weiteres sind alle Präsenzveranstaltungen im Seniorenstudium ausgesetzt.
Das betrifft auch die Präsenzveranstaltungen der Werkstattreihe „Von Senioren
für Senioren“.
Lediglich im Rahmen eines Online-Angebotes „Von Senioren für Senioren“ können
künftig entsprechende Veranstaltungen stattfinden.
Falls Sie Interesse haben, eine Veranstaltung „Von Senioren für Senioren“ als
Onlineveranstaltung anzubieten, wenden Sie sich gerne an die Seniorenvertretung.
Technische Unterstützung erfolgt direkt durch die Akademie für Weiterbildung.

                                      -5-
Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Von Senioren für Senioren

Im Vortragsprogramm Herbst 2021 werden im Rahmen des Online-Programms
„Von Senioren für Senioren“ folgende Veranstaltungen angeboten:

       Musikbetrachtungen: Beethovens 9. Sinfonie und die Folgen

Dass Ludwig van Beethoven seine 9. Sinfonie mit einem Chorfinale enden ließ, hatte
Aufsehen erregt. Richard Wagner sah darin ein Zeichen, dass die reine
Instrumentalmusik die Grenzen ihrer Möglichkeiten erreicht habe und der Übergang
von der klassischen Sinfonie zum Musikdrama vollzogen wurde.

Ob Beethovens Neunte nun „Sinfonie mit Schlusschor“ benannt wird oder der
musikalische Begriff „Kantate“ (wieder)eingeführt wird, ist vielleicht nur eine
Definitions- oder vielleicht auch nur eine Geschmacksfrage. Wesentlicher ist, dass
eine neue Werkgattung entstanden ist: die Chorsinfonie.

So sind im 19. und 20. Jahrhundert eine Reihe von Werken komponiert worden,
die überwiegend unter diesem Titel erschienen sind. Die Namensliste reicht von
Felix Mendelssohn-Bartholdy, Hector Berlioz, Franz Liszt, Gustav Mahler und endet
noch nicht bei Dimitrij Schostakowitsch, um nur einige beispielhaft zu nennen.

Es gibt viel zu entdecken und zu hören: Bekanntes und weniger Bekanntes!

Leitung:    Heinz-Gerd Blanke

Termine: 3 x freitags

      Freitag, 17.09.2021 von 15:00 (s.t.) bis 16:30 Uhr
      Freitag, 24.09.2021 von 15:00 (s.t.) bis 16:30 Uhr
      Freitag, 01.10.2021 von 15:00 (s.t.) bis 16:30 Uhr

Hinweise: max. 25 Teilnehmende.
Entgelt:   die Teilnahme ist kostenlos.
Veranstaltungsart:     Online-Seminarreihe

Anmeldung für die Veranstaltung bei Herrn Heinz-Gerd Blanke unter der E-Mail
hgblanke@t-online.de

                                      -6-
Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Studienangebote der Akademie für Weiterbildung
Folgende Veranstaltungen werden angeboten:

        Deutsches Kunstlied: Ein Gedicht - mehrere Vertonungen

                                Seminarreihen; Code-Nr.: A 1 / A 2 / A 3 / A 4
Zu     den    vielen    Formen    von
Konzertveranstaltungen (hoffentlich
haben wir noch nicht vergessen, was
das     bedeutet)      zählen    auch
Gesangsabende. Dafür gibt es ein
umfangreiches              Repertoire,
hauptsächlich      aus    dem      19.
Jahrhundert. Zwei Tendenzen bilden
dabei ein Spannungsfeld: Zum einen ist
es das Primat der Musik, ausgehend
von Mozart und Schubert, und zum
anderen das der Poesie, insbesondere
bei Schumann und Wolf. Bei Brahms
ist es eher ausgeglichen. So wird es
von den Gesangskünstlern viel
gefordert - auf der einen Seite die
schönsten Töne, auf der anderen Seite
die große schauspielerische Kunst.
Auch die Rolle des Klaviers oder der
Klavierbegleitung kann unterschiedlich
sein.
                                              Erato und Euterpe mit Amor, Edme Jeaurat,
                                                            nach Nicolas Vleughels, 1719
Im Kern dieses Seminars geht es um
die Vergleichsmöglichkeit verschiedener Vertonungen. Was machen die
Komponisten, wenn das gewünschte Gedicht schon einmal vertont wurde? Sie
legen es nicht zurück, sondern schreiben die eigene Musik dazu. Manchmal kann
man sagen, wer in diesem Wettbewerb in Ferne gewinnt. Oft genug aber sind die
Vertonungen so wertvoll in ihrer Unterschiedlichkeit, dass sie parallel existieren
können.

Die Textanalyse wird eher das Material der gemeinschaftlichen Gruppenarbeit
sein. Die Gedichte stammen immerhin von Goethe, Heine, Eichendorff, Mörike.
Die Musikvergleiche basieren darauf und bilden das Zentrum des Seminars.

                                      -7-
Vortragsprogramm Herbst 1 - Akademie - Universität Bremen
Es geht um die Kompositionstechniken und die Interpretation.
Mehrere Tonbeispiele sollen als Vorlage für die Diskussion dienen.

Dozent:         Dr. Grigori Pantijelew

Termine: Seminarreihe A 1
       6 x dienstags: 31.08., 07.09., 14.09., 21.09., 28.09., 05.10.2021
       Zeit:          10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

           Seminarreihe A 2
           6 x mittwochs: 01.09., 08.09., 15.09., 22.09., 29.09., 06.10.2021
           Zeit:          10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

           Seminarreihe A 3
           6 x donnerstags: 02.09., 09.09., 16.09., 23.09., 30.09., 07.10.2021
           Zeit:          17:30 (s.t.) bis 19:00 Uhr

           Seminarreihe A 4
           6 x freitags: 03.09., 10.09., 17.09., 24.09., 01.10., 08.10.2021
           Zeit:            10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Hinweis:        Teilnehmerbegrenzung: 25 Personen

Entgelt:    42.- Euro
Veranstaltungsart:    Online-Seminarreihe

                                          -8-
How to jazz

                                                                 Seminarreihe; Code-Nr.: B

Was ist für Jazz typisch, betrachtet man Rhythmus, Melodiebildung, Harmonik
und Sound? Wie funktionieren Jazz und (formgebundene) Improvisation? Jazz
kann ein spannendes Drama mit unvorhersehbaren Momenten für Musizierende
und Publikum sein. Wir möchten verstehen, was die Musizierenden zu spontaner
Interaktion - ohne im Chaos zu landen, befähigt. Einige Formen, z.B. der Blues,
eignen sich besonders zur Analyse und Demonstration, auch was Kontinuität und
Evolution im Jazz angeht.

       Sonny Rollins + Thelonius Monk, Mitte der 1950 er Jahre

                                           -9-
Der Seminarleiter ist aktiver Jazzmusiker, daher ist die Perspektive auf diese
interessante und faszinierende Kunst vorrangig durch Praxis und weniger durch
Musikwissenschaft bestimmt.

Dozent:     Dr. Klaus Fey

Termine: 2 x donnerstags

            23.09. + 30.09.2021

Zeit:       10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Entgelt:    20.- Euro
Veranstaltungsart:    Online-Seminarreihe

                                     - 10 -
Édouard Manet und das moderne Paris

                               Seminarreihen; Code-Nr.: C1 / C2 / C3 / C4 / C5

Édouard Manet (1832-1883) gilt als wichtiger
Wegbereiter der modernen Malerei in
Frankreich. Bilder wie „Das Frühstück im
Freien“ oder „Olympia“ (beide 1863) haben in
der         Kunstwelt         teils      heftige
Publikumsreaktionen verursacht und Fragen
nach der Zukunft der Malerei aufgeworfen.
Dabei verstand es Manet in seinem Werk,
kunstgeschichtliche Vorbilder wie etwa die
Kompositionen Raffaels (1483-1520) oder
Tizians (um 1488-1576) mit zeitgenössischen
Themen zu verknüpfen und damit die Regeln
der offiziellen Salonkunst in Frage zu stellen.
Das Seminar stellt Manets Arbeiten in einen
kunst- und kulturgeschichtlichen Kontext.
Dazu gehören insbesondere die umfassenden                Selbstporträt mit Palette
Umbauten von Paris, die nach 1850 aus der
noch mittelalterlich geprägten Stadt eine moderne Metropole gemacht und das
Stadtbild nachhaltig verändert haben.
Zudem bereitet das Seminar auf die Ausstellung „Manet und Astruc -
Künstlerfreunde“ vor, die ab dem 23. Oktober 2021 in der Bremer Kunsthalle
präsentiert wird.

Dozent:         Detlef Stein

Termine:        Seminarreihe C 1
                3 x dienstags: 21.09., 28.09. und 05.10.2021
                Zeit:          10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

                                        - 11 -
Seminarreihe C 2
             3 x dienstags: 21.09., 28.09. und 05.10.2021
             Zeit:          12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr

             Seminarreihe C 3
             3 x dienstags: 21.09., 28.09. und 05.10.2021
             Zeit:          14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr

             Seminarreihe C 4
             3 x mittwochs: 22.09., 29.09. und 06.10.2021
             Zeit:          10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

             Seminarreihe C 5
             3 x mittwochs: 22.09., 29.09. und 06.10.2021
             Zeit:          12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr

Hinweis:     Teilnehmerbegrenzung: 25 Personen

Entgelt:    27.- Euro
Veranstaltungsart:    Online-Seminarreihe

                                   - 12 -
Die Sprache der Bilder

                                                            Seminarreihe; Code-Nr.: D

Als „des Menschen andere Sprache“ werden Bilder zuweilen bezeichnet, womit die
Bedeutung des Bildvermögens neben der des Sprachvermögens verdeutlicht wird.
Durch Bilder die Welt ordnend zu gestalten und zu verstehen, kann als ein
Grundbedürfnis des Menschen und als Motiv zum Erschaffen von Bildern angesehen
werden. Eine anthropologische Bildtheorie (Hans Jonas) sieht in der Fähigkeit des
Menschen, ikonische Ähnlichkeiten zu schaffen, die Grundlage zur „Freiheit des
Bildens“, die zur „Schöpfung nie gesehener Formen“ und zur Kunst führen kann.
Dabei kommt dem Menschen sein „Abstraktionsdrang“ (Wilhelm Worringer), der
„am Anfang jeder Kunst“ steht, zu Hilfe. Dieser Abstraktionsdrang ist die „Folge
einer großen inneren Beunruhigung des Menschen durch die Erscheinungen der
Außenwelt“ und dient zu deren Umformung in überschaubare und beherrschbare
Objekte.

Jackson Pollock: Number 32, 1950

Die Anschaulichkeit der Bilder wird bei der Entwicklung einer menschlichen
Bildersprache von Bedeutung gewesen sein. Statt eines nur abstrakten sprachlichen
Verweises auf das Gemeinte, wird dieses im Bild auch verkörpert: Etwas
Abwesendes wird im Bild erfahrbar. Diese „ikonische Differenz“ (Gottfried Boehm)

                                           - 13 -
ist die Ursache für die Wirkung von Bildern, ob religiöser oder weltlicher Art. Auch
die Macht, die von Bildern ausgehen kann, entsteht durch diese Differenz. Das
biblische Bildverbot (Exodus 20.4) und Aarons Missachtung des Verbotes (das
goldene Kalb als Symbol Gottes) sind Beispiele dieser Macht.

In dem Seminar werden die Bedeutung und der Wandel von Bildern aus
verschiedenen kunsthistorischen Zeiten gezeigt und besprochen.

Dozent:        Dr. Karl Heinz Wölke

Termine:       6 Termine montags und donnerstags

               Donnerstag,    02.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr
               Montag,        06.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr
               Donnerstag,    09.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr
               Montag,        13.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr
               Donnerstag,    16.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr
               Montag,        20.09.2021 von 16:00 (s.t.) bis 17:30 Uhr

Entgelt:    49.- Euro
Veranstaltungsart:    Online-Seminarreihe

                                       - 14 -
Schatzkammern als Spiegelbilder pompöser Repräsentation am
                          Beispiel des Grünen Gewölbes

                                                            Seminarreihe; Code-Nr.: E

Schatz- und Wunderkammern faszinieren bis heute und bringen die
Betrachter*innen zum Staunen. Im Rahmen der Vortragsreihe wird die Historie
dieser repräsentativen Sammlungen beleuchtet und das Grüne Gewölbe in Dresden
exemplarisch en Detail unter die Lupe genommen. Diese von August dem Starken
in den Räumen seines Residenzschlosses errichtete Schatzkammer beherbergt eine
einzigartige Sammlung europäischen Kunsthandwerks.
Bis heute spiegelt sich hier die Pracht erlesener exotischer Materialien ebenso wider

Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aurang-Zeb

wie die Kunstfertigkeit zahlreicher Kunsthandwerker, wie die eines Johann Melchior
Dinglingers. Dinglinger war einer der bedeutendsten Künstler am sächsischen Hof.
Allerdings ist er, wie viele Kollegen seiner Zunft, kaum in unser Bewusstsein gelangt,
ganz im Gegensatz zu Malern oder Architekten der Barockzeit. Dinglinger schuf
gemeinsam mit seinen Brüdern Galanteriearbeiten, Kabinettstücke und Schmuck,
die in der europäischen Kunstgeschichte einen einzigartigen Rang einnehmen.
Erinnert sei etwa an das „Goldene Kaffeezeug“ oder das aus Gold und Edelsteinen
bestehende Figurenensemble des „Hofstaats des Großmoguls Aureng-Zeb".

                                           - 15 -
Durch den spektakulären Einbruch im November 2019 sind der Sammlung des
Grünen Gewölbes und der Nachwelt unwiederbringliche Kunstwerke verloren
gegangen. Die Vortragsreihe eröffnet die Möglichkeit, einer der berühmtesten
Schatzkammern der Welt zwar virtuell, aber vollständig einen Besuch abzustatten.

Dozentin: Dr. Dagmar Lekebusch

Termine: 4 x donnerstags und mittwochs

            Donnerstag,     09.09.2021
            Donnerstag,     16.09.2021
            Mittwoch,       22.09.2021
            Mittwoch,       06.10.2021

Hinweis:    Bitte beachten Sie die Änderung der ersten drei Termine
            im Vergleich zu der vorherigen (jetzt veralteten) Angaben
            im gedruckten Programmheft.

Zeit:       17:00 (s.t.) bis 18:30 Uhr

Entgelt:    32.- Euro
Veranstaltungsart:      Online-Seminarreihe

                                     - 16 -
Blicke rahmen - Natur und Landschaft in der Kunst - heute gelesen

                                                             Seminarreihe; Code-Nr.: F

Unsere Blicke auf Natur und Umwelt sind in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.
Neben wissenschaftlichen Diskursen zum Anthropozän geht es um kulturelle
Handlungsmuster und Einflussfaktoren. Vor diesem Hintergrund thematisiert die
Veranstaltung eine kurze Geschichte der Landschaftsmalerei.

Adrian Zingg, Der Kuhstall in der Sächsischen Schweiz 1786

Einerseits zeigen sich uns die Kunstwerke als im Rahmen eingehegte Flächen,
utopische bis idyllische Gegenstücke zur Umwelt. Andererseits verweist gerade
diese Grenze auf ein dem inneren Raum des Bildes korrespondierendes
Reflexionsfeld, sucht und eröffnet die Übergänge zwischen Innen/Außen. Insofern
konnte ein bis in die frühe Moderne untergeordnetes Genre zur zentralen
Schaltstelle moderner Kunst werden und als lebendiger kultureller bis politischer
Resonanzraum dienen. Die Spuren weisen ins breite Wissensspektrum heutiger
Landschaftswissenschaften - neben Geographie und Landwirtschaft etwa Ökologie,
Biologie und Politik. Durchsetzt von materiellen wie immateriellen Anteilen und je
nachdem, wie wir unsere eigenen Blicke rahmen, wird die Landschaft zum Bild, zur

                                             - 17 -
Landkarte, zur Erzählung einer Erfahrung oder zur Beschreibung eines Problems. Sie
rückt die Grenzbeziehungen und Zusammenhänge temporärer, wandelbarer Milieus
in unsere Aufmerksamkeit und schließt so zu Szenarien heutiger Kunst auf.

Diorama im Regent’s Park, das Diorama Mount Etna, London 1848

Dozentin: PD Dr. Ruth Wöbkemeier

Termine: 4 Termine montags und mittwochs

       Montag,       30.08.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
       Mittwoch,     01.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
       Montag,       06.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
       Mittwoch,     08.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Entgelt:      32.- Euro
Veranstaltungsart:          Online-Seminarreihe

                                           - 18 -
La Rochefoucauld - ein prägender Moralist und Skeptiker der Moderne

                                                      Seminarreihe; Code-Nr.: G

François de La Rochefoucauld (1613 bis 1680) war ein Angehöriger des
französischen Hochadels, der in die Philosophie- und Literaturgeschichte als einer
der wichtigsten französischen Moralisten eingegangen ist, zu denen Autoren
gehören wie Montaigne, La Bruyere und Chamfort. Durch den Absolutismus seiner
politischen Funktion als Aristokrat beraubt, verkehrte La Rochefoucauld in den
adeligen Pariser Salons und nahm Anteil an den geistigen Auseinandersetzungen
seiner Zeit. Nach einer turbulenten, aber gescheiterten militärischen Karriere,
beschäftigt er sich mit den religiösen und philosophischen Themen der Zeit. Dabei
macht er anthropologische und gesellschaftliche Beobachtungen, die von der
Ernüchterung eines vormals von hehren Zielen und Idealen geprägten Menschen
zeugen.
                                        An sich selbst und seiner sozialen
                                        Umgebung beobachtet er die ständige
                                        Maskerade, die zu den Ansprüchen und
                                        Selbstbeschreibungen der Menschen in
                                        starkem Kontrast steht. Die Verwechslung
                                        von Tugend und Laster, die Rolle von
                                        Leidenschaften, Eitelkeit, Geist und
                                        Begabungen und die Fehlbarkeit des
                                        Menschen werden schonungslos in knappen
                                        Aphorismen      beschrieben.     Ist    La
                                        Rochefoucauld also ein Pessimist, oder
                                        vielmehr ein nüchterner Realist? Seine
                                        Aphorismen waren jedenfalls seit ihrer
                                        Entstehung sehr erfolgreich und haben das
                                        europäische        Geistesleben        der
 François de La Rochefoucauld           Frühmoderne, der Aufklärung und bis hin zu
                                        Friedrich Nietzsche geprägt. Stilistisch
                                        waren sie Vorbild für nachfolgende
französische Moralisten, aber auch für Lichtenberg, Goethe und Nietzsche.
Er hat Philosophen und Literaten reichlich Anlass zur Reflexion gegeben, zeigt sich
bei ihm doch eine nüchterne Perspektive auf Menschen und Gesellschaft im
Übergang von einer religiös und metaphysisch geprägten Kultur zur Moderne. Eines
seiner bekannten Themen ist die Eigenliebe in ihrer schädlichen ebenso wie in ihrer
förderlichen Auswirkung, wobei er hier ein vertrautes Thema der
Philosophiegeschichte und Theologie aufgreift.

                                      - 19 -
Kennzeichnend für La Rochefoucauld ist dabei sein Bemühen, Selbstbetrug ebenso
wie Heuchelei zu demaskieren. Seine Desillusionierungsabsicht hat sich jedenfalls
insofern als wirksam erwiesen, als sie Anlass bot, das weite Feld der psychischen
Phänomene unvoreingenommen und realistisch in Augenschein zu nehmen. Die
Frage, wie wir unser Leben gestalten können, und ob wir hoffen dürfen, hier Erfolge
zu erzielen, eine Frage also, die von Sokrates bis Kant die Philosophen beschäftigt
hat, hat durch La Rochefoucauld Antworten bekommen, die prägend für die
Geistes- und Wissenschaftsgeschichte der Moderne waren. In dieser Veranstaltung
werden Person, Werk, historischer Kontext und Wirkungen La Rochefoucaulds
vorgestellt.

Dozent:     Björn Haferkamp

Termine: 3 x mittwochs

            01.09. + 15.09. + 29.09.2021

Zeit:       18:00 (s.t.) bis 19:30 Uhr

Entgelt:    32.- Euro
Veranstaltungsart:       Online-Seminarreihe

                                      - 20 -
Das antike Zypern - die Insel der Aphrodite

                                                       Seminarreihe; Code-Nr.: H

Einzigartig ist der Reichtum der kulturellen Hinterlassenschaft der Insel Zypern, die
in der Antike ein Schnittpunkt wichtiger Handelswege zwischen Orient und
Okzident war.
Dank des Kupferreichtums der Insel entwickelte sich
hier schon im dritten Jahrtausend v. Chr. Bergbau und
Kupferverhüttung. Der Handel mit Kupfer machte
Zypern reich und ermöglichte die Entwicklung einer
Hochkultur. Von den es umgebenden Kulturen der
Griechen, Phönizier, Assyrer und Ägypter hat Zypern
Ideen, Techniken und Stile aufgenommen und zu etwas
Eigenem verschmolzen. Neben dem chronologischen
Gang durch die antike Kulturgeschichte der Insel von
der Bronze- bis zur Römerzeit, wird diese Assimilation,
die sich auch im religiösen Bereich zeigt, thematisiert:
zum Beispiel bei der zyprischen Fruchtbarkeitsgöttin,                      Aphrodite
die Elemente der phönizischen Astarte und der
griechischen Aphrodite integriert.
Wie kaum eine andere Region am Mittelmeer wurde die Insel geplündert und ihre
archäologischen Schätze in große europäische Museen verschleppt.

Dozentin: Dr. Luise Seemann

Termine: 6 Termine montags und mittwochs

      Montag,      20.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
      Mittwoch,    22.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
      Montag,      27.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
      Mittwoch,    29.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
      Montag,      04.10.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
      Mittwoch,    06.10.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Entgelt:     36.- Euro
Veranstaltungsart:        Online-Seminarreihe

                                       - 21 -
„Ich muss die Fluchtwurzel finden“ - Die Dichterin Christine Lavant
                                     (1915 - 1973)

                                                           Seminarreihe; Code-Nr.: J

                                      Die österreichische Dichterin Christine Lavant
                                      ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen
                                      Lyrikerinnen der Nachkriegszeit, weniger
                                      bekannt in Deutschland als in ihrem
                                      Heimatland. Sie war eine Zeitgenossin von
                                      Ingeborg Bachmann, auch in Kärnten geboren
                                      wie diese und im selben Jahr verstorben. Sie
                                      erhielt 1954 und 1964 den Georg-Trakl-Preis
                                      und 1970 den Österreichischen Staatspreis.
                                      Thomas Bernhard, der sie „sehr gescheit und
                                      durchtrieben“ fand, gab 1987, vierzehn Jahre
                                      nach ihrem Tod, bei Suhrkamp eine Auswahl
                                      ihrer Gedichte heraus. Es gibt eine
                                      „Internationale Christine Lavant Gesellschaft“,
                                      die seit 2016 den Christine-Lavant-Preis
                                      verleiht      an       „Schriftstellerinnen    und
                                      Schriftsteller, die in ihrem literarischen Schaffen
                                      einen hohen ästhetischen Anspruch mit
Christine Lavant: Graffito von Jef    humaner Haltung und gesellschaftskritischem
Aérosol am Musilhaus in Klagenfurt
                                      Blick vereinen“.
Diese Bewertung war der Dichterin keineswegs in die Wiege gelegt. Ihr ganzes
Leben war geprägt durch Krankheiten und materielle Not. Sie wurde als 9.Kind in
eine arme Arbeiterfamilie geboren, hatte vom Säuglingsalter an bis zu ihrem Tode
mit schweren körperlichen Leiden zu kämpfen, vor allem mit Haut- und
Lungenerkrankungen. Sie war fast taub und fast blind. Sie hatte nur einen
sogenannten „Volksschulabschluss“ und verdiente ihren Lebensunterhalt vor allem
mit Stricken. Als ihr erster Romanversuch scheiterte, litt sie an Depressionen und
begab sich 1935 freiwillig in eine Nervenheilanstalt in Klagenfurt.
Sie schrieb zwischen 1946 und 1960 1700 Gedichte und 1200 Seiten Prosa. 1948
gelangen ihr über Kontakte mit der Wiener Avantgarde (zu der Thomas Bernhard
gehörte) erste Erfolge. Einhellig gerühmt wurde ihre Lyrik, während ihre
Erzählungen eher als „Nebenherarbeiten“ galten und jahrelang vergriffen waren.
Ihre bedeutendsten Gedichtbände sind „Die Bettlerschale“ (1956), „Spindel im
Mond“ (1959), „Der Pfauenschrei“ (1962).
Wir werden uns in dieser Veranstaltung vor allem mit ihren Gedichten beschäftigen,
die fast ausschließlich von einer radikalen „Selbstentblößung“ bestimmt sind, die
                                         - 22 -
bedingungslos subjektiv eine „Ich-Lyrik“ präsentieren, die durchaus kritisch gesehen
werden kann. Schreiben als Ausweg aus sich selbst. „Kunst wie meine ist nur
verstümmeltes Leben, eine Sünde wider den Geist“, sagt sie von sich selbst. Ihre
Lyrik voller expressiver und kraftvoller Bildersprache ist dabei eine ständige
Auseinandersetzung mit Glaubensfragen und Zweifeln. Beeinflusst von ihrer
österreichisch katholischen Herkunft, von alttestamentarischen Gottesbildern, von
christlicher Mystik, von der Todes-Metaphorik Rilkes und Trakls steht sie in einem
wütenden Konflikt mit ihrem persönlichen Gott, so dass man ihre Gedichte
bisweilen als „Lästergebete“ bezeichnet hat.

So sagt der Verleger und Schriftsteller Michael Krüger über Christine Lavant: „Sie
ist die letzte deutschsprachige Dichterin, die es mit Gott persönlich aufgenommen
hat, im Vergleich zu ihr sind alle katholischen und protestantischen Dichter sanfte
Sozialarbeiter … In diese pragmatisch gewordene Welt … ragen die
naturmystischen Versenkungen der Christine Lavant wie unzeitgemäße
Zaubersprüche.“

        „O Herr …….
        schlag mich dahin, wo die Fluchtwurzel wächst
        für alle, die noch kein Abendmahl hatten
        und ausgehungert und abgefeimt
        unendlich süchtig nach Sehnsucht sind
        und nach der Flucht in die Zuflucht.“

Dozentin: Ulrike Marie Hille

Termine: 3 x donnerstags

              16.09. + 23.09. + 30.09.2021

Zeit:         10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Entgelt:      27.- Euro
Veranstaltungsart:          Online-Seminarreihe

                                         - 23 -
Zur zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur 2020 - 2021

                                                       Seminarreihe; Code-Nr.: K

Im Rahmen der Vortragsreihe sollen unterschiedliche literarische Texte vorgestellt
werden, die seit Anfang 2021 von deutschsprachigen Autoren und Autorinnen
veröffentlicht wurden. Was beschäftigt die Schriftsteller in diesen bewegten Zeiten?
Wie stellt sich ihr Verhältnis zwischen der Realität und der Kunst dar?
Sehr prägnante Texte wurden zur Auswahl herangezogen. Der Schwerpunkt liegt
hier bei der jeweiligen Generationenzugehörigkeit.
Daniel Kehlmann wurde 1975
in München geboren. Bekannt
wurde er u.a. mit seinem Roman
„Tyll“. Daniel Kehlmann reiste im
Februar 2020 von New York ins
Silicon Valley. Man hatte ihn
dorthin eingeladen, gemeinsam
mit einer Künstlichen Intelligenz
eine Kurzgeschichte zu verfassen.
In “Mein Algorithmus und Ich”
erzählt er von dieser Reise und
von      seinen     erstaunlichen                                    Daniel Kehlmann
Erfahrungen.
                                                Sophie Passmann, Jahrgang 1994,
                                                ist eine Autorin und Moderatorin.
                                                Ihr Generationenroman "Komplett
                                                Gänsehaut" reflektiert die Wünsche
                                                und den Ehrgeiz der Vertreter ihrer
                                                Generation, ihre Lebensträume, die
                                                geschult an überholten Vorbildern
                                                in die Abgründe ihrer eigenen
                                                Sehnsüchte geraten.

Sophie Passmann

Christian Kracht wurde 1966 in Saanen in der Schweiz geboren. Sehr bekannt
wurde der Schriftsteller durch seinen Roman “Faserland". In einer Art Fortsetzung
erzählt Christian Kracht in seiner Prosa „Eurotrash“ von einer Reise, die Tiefen
einer Familiengeschichte auslotet; autobiographische Erlebnisse wurden hier
eingearbeitet. Wie sich Erlebtes in Niedergeschriebenes verwandelt, ein Thema des
Autoren auch in seinen Poetik- Vorlesungen.
                                       - 24 -
Helga Schubert, geboren 1940 in Berlin, arbeitete als Psychotherapeutin und als
Autorin in der DDR, veröffentlichte zahlreiche Bücher. 2020 erhielt sie für ihre
Geschichte „Vom Aufstehen“ den Ingeborg-Bachmann-Preis. In dem gleichnamigen
Band erzählt Helga Schubert achtzig Jahre Leben in 29 Erzählungen: „Etwas erzählen,
was nur ich weiß. Und wenn jemand es liest, weiß es noch jemand. Für die wenigen
Minuten, in denen er die Geschichte liest, in der unendlichen, eisigen Welt.“

Literatur:
  Daniel Kehlmann, „Mein Algorithmus und Ich“, Klett Cotta, Stuttgart 2021
  Sophie Passmann, „Komplett Gänsehaut“, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2021
  Christian Kracht, „Eurotrash“, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2021
  Helga Schubert, „Vom Aufstehen“, dtv, München, 2021

Dozentin: Margrit Platt, M.A.

Termine: 7 x dienstags

             31.08. + 07.09. + 14.09. + 21.09. + 28.09. + 05.10. + 12.10.2021

Zeit:        10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Entgelt:     42.- Euro
Veranstaltungsart:       Online-Seminarreihe

                                      - 25 -
Marion Poschmann: „Die Kieferninseln“ (2017)

                                                         Seminarreihe; Code-Nr.: L

Poschmanns ungewöhnlicher Roman beginnt mit der Kurzschlusshandlung eines
deutschen Privatdozenten: eines Morgens wacht der Kulturwissenschaftler Gilbert
Silvester im Schock auf. Er hat geträumt, dass seine Frau Mathilda ihn betrügt.
Obwohl es dafür keine Anzeichen gibt und Mathilda alles abstreitet, flüchtet Gilbert
zum Flughafen, wo er den erstbesten Kontinentalflug antritt. Stunden später landet
er in Tokyo und ersteht einen japanischen Klassiker: Bashōs 1688 geschriebenes
Reisebuch „Auf schmalen Pfaden ins Hinterland“, dem Gilbert von nun an folgt, mit
dem Ziel, den Mond über den Kieferninseln in der Bucht von Matsushima zu sehen.
Begleitet wird er von dem Studenten Yosa Tamagotchi, den Gilbert im Tokyoter
Bahnhof davon abhält, sich das Leben entsprechend der Ratschläge des Werks „Das
vollständige Selbstmordhandbuch“ zu nehmen. Die Erlebnisse und lyrischen
Reflexionen der beiden ungleichen Männer während ihrer „Pilgerreise“ sollen
                                                  Thema des Seminars sein. So
                                                  denkt Gilbert zum Beispiel im
                                                  Ort Nikkō über ein Haiku
                                                  Bashōs nach, in der eine
                                                  Tempelanlage wie die Sonne
                                                  gleich erstrahlt: „Auch die
                                                  deutsche Lyrik hatte zu Bashōs
                                                  Zeiten mit derartigen Vergleichen
                                                  aufgewartet. „Kirschblüte bei der
                                                  Nacht“ von Brockes: Der helle
                                                  Schein des Mondes durchdringt
                                                  das Weiß der Kirschblüte, so wie
                                                  das Licht Gottes das lyrische Ich.“
Marion Poschmann als Jurymitglied
beim Literarischen März 2015                          Poschmanns Roman wurde
                                                      vielfältig lobend rezensiert.
Andreas Platthaus beispielsweise schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,
„Die Kieferninseln“ zeichne eine Qualität aus, die in der deutschsprachigen Literatur
in dieser Kombination nicht häufig zu finden sei: „Weltläufigkeit, Virtuosität und vor
allem Witz“. Poschmann habe eine „wunderbare Sprache […] gefunden, lakonisch
und transparent wie ein japanisches Lackkunstwerk, das durch das wiederholte
Auftragen und Polieren immer neuer Schichten erst Tiefenwirkung erhält.“ Daher
solle man das Buch nach der ersten Lektüre sofort wieder lesen: „[d]enn nun zeigen
sich unter der Oberfläche der schieren Schönheit und Skurrilität das exakte
Kompositionsprinzip und die Genauigkeit der Recherche.“ Der Rezensent Tobias
Lehmkuhl schließt sich diesem Urteil in der Süddeutschen Zeitung an. Poschmann

                                        - 26 -
habe einen „fein gewirkten, filigran verästelten Roman geschrieben“, nicht nur klug,
sondern von „heiterer Gelassenheit“.
Marion Poschmann wurde am 15. Dezember 1969 in Essen geboren. Nach dem
Abitur studierte sie Germanistik, Philosophie und Slawistik in Bonn und Berlin. Eine
geplante Dissertation über Friederike Mayröcker und Francis Bacon gab sie wegen
eigener literarischer Ambitionen auf. Seit 2003 lebt Poschmann als freie
Schriftstellerin in Berlin. Sie schreibt Lyrik und Prosa. Hervorzuheben sind ihr
Roman „Die Sonnenposition“ (2013), sowie ihre Gedichtbände „Geliehene
Landschaften. Lehrgedichte und Elegien“ (2016) und der mit dem Bremer
Literaturpreis prämierte Band „Nimbus“ (2020). Für ihr literarisches Werk erhielt
Poschmann seit ihrem Erstling „Baden bei Gewitter“ (2002) zahlreiche
Auszeichnungen wie z.B. den Peter-Huchel-Preis 2011, den Wilhelm-Raabe-
Literaturpreis 2013 und den Klopstock-Preis für neue Literatur 2018.

Materialien aus den im Roman genannten Lektüren (u.a. Bashōs „Auf schmalen
Pfaden ins Hinterland“, Saigyôs „Gedichte aus der Bergklause“ oder Tanizaki
Jun’ichirōs „Lob des Schattens“) werden bereitgestellt.

Dozentin: Dr. Ina Düking

Termine: 6 Termine montags und donnerstags

      Montag,     06.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Montag,     13.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Donnerstag, 16.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Montag,     20.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Donnerstag, 23.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Montag,     27.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr

Entgelt:     36.- Euro
Veranstaltungsart:        Online-Seminarreihe

                                       - 27 -
betörend! unheilbringend! cool! - Die Femme fatale - Geschichte eines
                                      Frauenbildes

                                                              Seminarreihe; Code-Nr.: M

Wer kennt sie nicht, die zwielichtige Frau mit der
unwiderstehlichen Anziehungskraft, die den Mann ins
wonnige Verderben lockt und dann vernichtet?
Dieses dämonische Wesen bewegte im späten 19.
Jahrhundert, dem Fin de siècle, als Salome, als Lulu, als Judith
die Gemüter, tauchte als Blauer Engel im neuen Jahrhundert
auf und eroberte als wunderschöne kalte berechnende Figur
den jungen amerikanischen Film Noir der Dreißiger Jahre. Sie
bekam ihren Namen: Femme fatale, die „fatale“,
verhängnisvolle Frau.
Dieses Bild schwebt zwischen Bewunderung, Vorwurf und
Verachtung und zieht sich als klischeehaftes Motiv durch die
Geschichte des Abendlandes.
                               Schon in altsumerischen Texten          Gustav Klimt: Judith I
                                                                                     (1901)
                               wird von dem dämonischen
                               Mischwesen Lilith erzählt. Die
                               biblische Eva erliegt der Einflüsterung der Schlange und
                               verführt den Adam. Odysseus ist den Verlockungen
                               geflügelter Sirenen ausgesetzt und den Künsten der
                               Nymphe Circe, die seine Gefährten „bezirzte“ und in
Odysseus bei den Sirenen,
                               Schweine verwandelte.
griech.Vasenbild, 475 v.Chr.   In christlichen Auslegungen galten die Sirenen als
                               Verkörperung sinnlicher Versuchung.
Im    Mittelalter  wurde    vom
Schlangenweib Melusine und dem
Wasserwesen Undine erzählt,
Mischwesen beide, die den Mann in
den Abgrund ziehen.
Im Stil alter Sagen besang Heinrich
Heine die Lockungen der Loreley
auf dem Rheinfelsen, die den
Schiffern zum Verhängnis wurde.
                                          Illustration Guillebert de Metz, Le Roman de Mélusine (1410)

                                           - 28 -
Im 19. Jh. vertiefte sich die Dämonisierung der Frau. Das begann mit John Keats‘
Ballade von der grausamen schönen Dame ohne Gnade (La belle dame sans merci,
1819) und erreichte einen Höhepunkt im Kult um die eingangs erwähnten Figuren
in allen möglichen Kunstformen. Satanische Elemente verstärkten sich. In der
populären Kultur treffen wir auf blutlüsterne Vampirinnen, die dem Vamp den
Namen gaben.

Diese Figuren sind Kunstfiguren, reine Phantasieprodukte. Das Image aber wurde
realen Frauen oft schon zu Lebzeiten wie ein schillerndes Etikett angeheftet.
Berühmt, berüchtigt, skrupellos das galt für Herrscherinnen wie Kleopatra oder
Katharina die Große.
Der Lucrezia Borgia wurden dämonenhafte
Züge aus dem Umkreis des Hexenwahns
zugeschrieben.        Elegante     Damen
freigeistiger Salons wie Ninon de Lenclos
oder George Sand galten schnell als
sittenlose Verführerinnen. Frauen wie Lou
Andreas Salome, Alma Mahler Werfel oder
Helene Stöcker machte dieses Etikett zu
zweifelhaften Figuren.
                          Die Dreieinigkeit: Lou Andreas Salomé, Paul Rée, Friedrich Nietzsche
                              Fotoszene, selbstironisch arrangiert von Nietzsche, Luzern 1882

Mögliche Zusammenhänge zwischen der Lebensrealität
dieser Frauen und den Bildern über sie gilt es zu
erforschen. Der Kult um die teuflische Femme fatale um
1900 erreichte übrigens seinen Höhepunkt parallel zu den
Erfolgen der ersten Frauenbewegung.

Wie steht es um die Wirkungsmacht dieses Bildes in
heutiger Zeit?     Die Zeiten der Dämonisierung
unheilspinnender Damen scheint vorbei zu sein – oder?
Kann der Typus der Femme fatale zu einem
Identifikationsmuster für selbstbewusste Frauen
verwandelt werden?
                                                                        Illustration, Titelseite zu
                                                                    M. Miller: Ich bin Circe (2018)

                                        - 29 -
Wir beobachten Neubearbeitungen in der Literatur wie z.B. Ingeborg Bachmanns
Undine geht (1961) oder auch Christian Petzolds Film Undine (2020). Madeline Miller
versucht in ihrem Roman Ich bin Circe (2018) eine Neuinterpretation der Circe.

Dozentin: OStR Ingrid Davids

Termine: 3 Termine montags und donnerstags

      Montag,     06.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
      Donnerstag, 09.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr
      Montag,     13.09.2021 von 10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Entgelt:    36.- Euro
Veranstaltungsart:       Online-Seminarreihe

                                      - 30 -
Alt sind immer nur die anderen - psychologische Aspekte des Alter/n/s

                                               Seminarreihen; Code-Nr.: N 1 / N 2

In     der    Gegenwart      ist    es
wahrscheinlich, dass viele von uns ein
hohes Alter erreichen können,
deutlich     älter     werden       als
vorangegangene          Generationen.
„Hochaltrigkeit“ als Lebensperspek-
tive, häufig sogar bei zufrieden-
stellendem Befinden. Die junge
Wissenschaft vom Altern, die
Gerontologie,      hat   Erkenntnisse
gebracht, dass der Alterungsprozess
von uns Menschen sehr individuelle
Züge trägt und generelle Aussagen
über „das Alter“ und „die Alten“ nicht
angemessen sind.

In der unmittelbaren Gegenwart - in
dieser Zeit der Corona-Pandemie -
stehen nun „die Alten“ (weitgehend
undifferenziert)     im      Zentrum              Betagtes Ehepaar
allgemeiner      Wahrnehmung       als
„Risiko-Gruppe“. Grund genug, den
Prozess menschlichen Alterns in den Blick zu nehmen und über „das Alter“ und
„die Alten“ nachzudenken, vielleicht auch konstruktiv zu streiten. Diese
Veranstaltung ist eine Einladung dazu.

Folgende Themen sollen bedacht werden:

-     Woran lässt sich „alt“ festmachen?
-     Alter - die „Rolle der Rollenlosigkeit“
-     Ist das Glas zwei Drittel leer oder ein Drittel voll?
-     „Gut sehen kann ich schlecht, aber schlecht hören kann ich gut“: Kränkungen
      des Ego
-     „Beschädigte Identität“: Strategien der Bewältigung
-     „Ja, mach mal einen Plan ...“: Lebensplanung für „die alten Tage“?

                                      - 31 -
Dozentin: Barbara Hoffmann-Gabel, M.A.; Supervisorin

Termine:
              Seminarreihe N 1
              6 x dienstags: 31.08., 07.09., 14.09., 21.09., 28.09., 05.10.2021
              Zeit:          10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

              Seminarreihe N 2
              6 x mittwochs: 01.09., 08.09., 15.09., 22.09., 29.09., 06.10.2021
              Zeit:           10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Hinweis:      Teilnehmerbegrenzung: 24 Personen

Entgelt:   49.- Euro
Veranstaltungsart:      Online-Seminarreihe

                                     - 32 -
»Wird auch silbern mein Haar, lern’ ich doch immer noch vieles.«
       (Solon, 6. Jh. v. Chr.) - Über das Älterwerden im Altertum

                                                            Seminar; Code-Nr.: O

Das Alter erscheint in dem Zitat des Athener Staatsmanns nicht als Garant auf den
Besitz von Weisheit, sondern als Möglichkeit, immer weiter zu Lernen, seinen
geistigen Horizont zu erweitern.
Diesen Aspekt greift die hier
angekündigte Veranstaltung auf, denn
der Traum des Menschen, nicht zu
altern, ist trotz allem medizinischen
Fortschritts, aller Fitness-Studios und
aller         Verlockungen          der
Kosmetikindustrie eine Illusion. In der
griechischen Mythologie wurde nur der
göttliche Mundschenk Ganymed von
Alter und Tod an die Tafel der Götter
im Olymp entrückt. Eos, die Göttin der
Morgenröte erbat von Zeus für ihren
Liebsten die Unsterblichkeit, übersah
aber zugleich die ewige Jugend zu
erbitten. So verwandelte sich das
Privileg in einen Fluch: Der schöne
Thitonos schrumpfte; es blieb von ihm
nur seine keifende schrille Stimme, die
der Zikade.
                                                Altersporträt: Hesiod, Dichter und Bauer
                                                  um 700 v. Chr., Bronzebüste in Neapel

Während in dem oligarchischen Staatswesen Sparta den Alten große Ehre erwiesen
wurde, hing in Rom zur Zeit der Republik aber auch in der Kaiserzeit alles von der
Zugehörigkeit der sozialen Schicht ab. Für den geistig gesunden Angehörigen der
Oberschicht gab es den gleitenden Ruhestand. Den Mitgliedern der Unterschicht
drohten Armut und Verachtung. Im demokratischen Athen dominierten der Kult
der Jugend und der Männlichkeit; das hatte die politische, soziale und ökonomische
Marginalisierung alter Menschen zur Folge, insbesondere der alten Frauen.

                                      - 33 -
Die Veranstaltung möchte die Gedanken und Ansichten des griechisch-römischen
Altertums über ein hohes Alter in strukturierter Auswahl vorstellen, die Rolle alter
Menschen im Gefüge der antiken Gesellschaft beleuchten, aber auch die
Andersartigkeit in der Moderne demonstrieren. Blühende Wissenschaftszweige wie
                                           Geriatrie und Gerontologie tragen
                                           nicht nur griechische Namen, sondern
                                           konfrontieren – abgesehen vom
                                           Generationenvertrag - mit der
                                           zunehmenden        Bedeutung        alter
                                           Menschen in unserer Gesellschaft.
                                           Dabei vermittelt der Rückblick auf die
                                           Antike überraschende Einsichten, oft
                                           einen        unverkrampften,        sehr
                                           realistischen und modern anmutenden
                                           Umgang mit dem Alter.
                                                     Die Veranstaltung greift diese Aspekte
                                                     aus der Literatur, Philosophie und
                                                     Bildender Kunst auf; sie wurde schon in
                                                     der Antike kontrovers geführt: Seneca
                                                     sah im Alter eine unheilbare Krankheit,
                                                     Aristoteles verglich das Alter mit dem
                                                     Verwelken einer Pflanze, einer Art
                                                     Austrocknungsprozess, die der Arzt
                                                     Galen mit feuchter Wärme, Bewegung
                                                     und Wein behandeln wollte. Die
                                                     Bewegung der kleinen grauen Zellen im
„Die trunkene Alte“, römische Kopie                  Sinne des oben zitierten Politikers
nach Original des 3. Jhs., Rom Kapitolinische        Solon wird zu Diskussion gestellt.
Museen

Dozentin: Dr. phil. Helke Kammerer-Grothaus

Termin:        Donnerstag, 02.09.2021

Zeit:          10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Entgelt:       14.- Euro
Veranstaltungsart:             Online-Seminar

                                                - 34 -
Streifzüge durch die Bremer Kulturgeschichte II

                                                                  Seminarreihe; Code-Nr.: P

Im Wintersemester 2020/21 haben wir Streifzüge durch die Kultur Bremens
unternommen, vom Freimarkt über den Beat Club und die Lila Eule zum Alten
Gymnasium und zum Fußball. Einige wichtige Themen konnten im Rahmen dieser
Veranstaltung nicht behandelt werden. Deswegen entstand der Wunsch nach einer
Fortsetzung, dem wir hiermit nachkommen.

Wir vertreten einen Begriff von Kultur, der nicht nur Teile der geistigen Produktion
einer Gesellschaft umfasst, sondern auch materielle. Wie die Menschen wohnen und
arbeiten, welche Feste sie feiern, was sie essen, welche Rituale sie pflegen, wie sie
ihre Häuser bauen und ihre Dörfer und Städte anlegen, ist Teil der Kultur,
entsprechend des berühmten Diktums von
Raymond Williams von Kultur „as a whole way
of life, material, intellectual, and spiritual.“1
Das zweite wichtige Moment der Kultur einer
Gesellschaft und das Spezifische in der
kulturellen Tätigkeit der Menschen ist indes
die Produktion von Sinn und Bedeutungen.
Die Menschen müssen, um ihr tägliches
Überleben zu sichern, nicht nur essen, trinken
und sich reproduzieren, sie müssen ihrem
Leben auch einen Sinn verleihen, ihm Struktur,
Ordnung und Perspektive geben. Sie müssen
ihre Identität konstruieren, und das tun sie u.a.
mittels „Kultur“. „Kultur“ umfasst Territorien
und Räume, die reklamiert werden,
Traditionen, Rituale, Symbole, Werte und
Normen, Helden und Vorbilder, Leitfiguren
und Identifikationsangebote, definiert, was gut
und böse ist, was geglaubt oder abgelehnt
werden soll. „Kultur“ ist zentrales Moment des       Arbeiterinnen der Waller Jute 1907,
Sinnstiftungsprozesses auf der individuellen                                © D. Knauf
wie kollektiven Ebene.

1
    Raymond Williams, Culture and Society. 1780-1950 (1958), Harmondsworth: Penguin 1961, S. 11f.
                                               - 35 -
Neben etablierten Themen der Bremer (Kultur)Geschichte wollen wir uns auch
eher randständigen kulturellen Phänomenen widmen.

Folgende Themen werden vorgestellt und diskutiert:

   1. Der Bürgerpark – Die Grüne Lunge Bremens.
   2. Das Böse im Film – Werner Murnaus Nosferatu.
   3. R.W. Fassbinder, Gesche Gottfried und die Bremer Freiheit.
   4. Highlights aus dem Bremer Landesfilmarchiv.
   5. Ethnische Kulturen in Bremen

Wie immer, werden die Themen im Kurs mit Film- und Fotomaterialien vorgestellt.

Dozent:     Dr. Diethelm Knauf

Termine: 5 Termine mittwochs donnerstags

      Mittwoch, 01.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Donnerstag, 02.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Mittwoch, 08.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Donnerstag, 09.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr
      Mittwoch, 15.09.2021 von 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr

Entgelt:    35.- Euro
Veranstaltungsart:      Online-Seminarreihe

                                     - 36 -
Jahrmärkte und „Wandernde Künstler“ im Elbe-Weser-Dreieck
                                (ca. 1770-1890)

                                                     Seminarreihe; Code-Nr.: Q

Seit Jahrhunderten gab es in deutschen Territorien so auch im Elbe-Weser-Raum
sowie in Bremen regelmäßig stattfindende Jahrmärkte, die immer viel Volk
anlockten. Dabei boten Märkte nicht nur Händlern von nah und fern Gelegenheit,
ihre Waren und Dienstleistungen anzubieten. Es kamen auch seit alters her
diejenigen, die sich vor allem die Erheiterung und Unterhaltung ihrer Mitmenschen
zum Beruf gemacht hatten: Schausteller aller Art, wandernde 'Künstler', wie sie
genannt wurden und sich selbst nannten. Im Laufe der Zeit gewannen diese immer
mehr an Bedeutung, wandelten sich doch im 19. Jahrhundert die Jahrmärkte, wie z.
B. der Bremer Freimarkt, mehr und mehr "von einem ausgedehnten Verkaufsmarkt
zu einem Fest der Freude und des Vergnügens" (Fritz Peters), zu einem Volksfest.

Die Gartenlaube (1863)

Unter freiem Himmel und in Schaubuden wurden von Männern und Frauen
akrobatische Höchstleistungen präsentiert; magische Vorstellungen versetzten die
Jahrmarktsbesucher in eine Welt des Zaubers und der Illusion; dressierte exotische
Tiere führten Kunststücke auf; Pantomimen und Kasper erfreuten Jung und Alt; das

                                      - 37 -
Bimmeln der Karussells vermischte sich mit der Musik der Orgeldreher,
Harfenmädchen und Kapellen.

Traditionell galten wandernde Künstler als Fahrendes Volks, als verarmtes Gesindel,
wurden von den Obrigkeiten der Landstreicherei und Bettelei verdächtigt. Diese
Diskriminierung von und Abwehrhaltung gegenüber herumziehenden Leuten lebte
bis in das 19. Jahrhundert und darüber hinaus fort. In den Vorträgen werden die
wichtigsten Kategorien der herumziehenden Künstler vorgestellt, die den Bremer
Freimarkt und die Jahrmärkte und Volksfeste des Elbe-Weser-Raums aufsuchten,
um hier zur Belustigung und Unterhaltung der Menschen beizutragen. Dabei wird
auch das Wirken von Juden und sog. 'Zigeunern' beleuchtet, die seit Jahrhunderten
besonderen Diskriminierungen und Stigmatisierungen ausgesetzt waren und sich in
erheblicher Zahl unter den 'wandernden Künstlern' fanden.

Folgende Themen sollen behandelt werden:

    Vom Jahrmarkt zum Zirkus – Akrobaten und Kunstreiter
    Schaubude und Schauspiel – 'Akademisches Theater' und Schauspielhaus
    Noch mehr Rummel – Panorama und Puppentheater, Menagerie und
     Karussell

Dozent:     Dr. Horst Rößler

Termine: 3 x dienstags

            31.08., 07.09., 14.09.2021

Zeit:       14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr

Entgelt:    27.- Euro
Veranstaltungsart:       Online-Seminarreihe

                                         - 38 -
„… von allen Seiten auf Tsingtau zu“: Die Lungenpestepidemie
          von 1911 in China und die deutsche Kolonialherrschaft

                                                          Seminarreihe; Code-Nr.: R

Erst als im Januar 1911 sich mehr als 80 000 Wanderarbeiter mit der Eisenbahn und
per Schiff auf den Weg in ihre Heimatdörfer in der chinesischen Provinz Shandong
machten, um das wichtigste chinesische Familienfest, das Frühlingsfest, zu feiern,
gelangte in den europäischen Vertragshäfen entlang der Küste am Gelben Meer ins
Bewusstsein, was eigentlich schon seit einem Vierteljahr bekannt war: in der
sogenannten Mandschurei grassierte die Lungenpest. Doch erst jetzt, als die
Wanderarbeiter aus diesem äußersten Nordosten Chinas an genau den
Verkehrsknotenpunkten unterwegs waren, die die imperialistischen Mächte für ihre
eigenen Herrschafts- und Handelsinteressen errichtet hatten, richtete sich die
Aufmerksamkeit der entsetzten und panischen Europäer und Japaner in ihren
Konzessionen auf die herannahende Katastrophe.

Hektische Aktivität auch in
„Tsingtau“, der kolonialen
Hauptstadt in der deutschen
China-Kolonie       „Kiautschou“
des Reiches. Die „sauberste und
gesündeste Stadt an der ganzen
ostasiatischen Küste“ sah die
stolzen      Superlative     ihres
Hygieneregimes        über     die
chinesische Bevölkerung und
ihre       Wirtschaftsinteressen
angesichts     der     drohenden
„Einschleppung der Seuche“
durch      die     stigmatisierten
chinesischen      Unterschichten
existenziell gefährdet.
                                     Examining a Suspect, Changchun (Nordostchina, 1911)

Die Präventionsmaßnahmen der Militärverwaltung der Kolonie gingen zurück auf
eine „Seuchen“gesetzgebung, die von Robert Koch – damals noch ohne Institut –
als dem führenden Bakteriologen des Deutschen Reiches und einem der
international anerkannten Wortführer der „Seuchenpolitik“ ausgearbeitet worden
war. Ein militärisch gesicherter cordon sanitaire um die Stadt zielte auf die totale
Abschottung der privilegierten deutschen Stadt nach außen, gegen die als

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