Asiatisch-pazifische Schwellen- und Entwicklungsländer
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Asiatisch-pazifische Schwellen- und Entwicklungsländer Im weltweiten Vergleich zeichnen sich die neuen Standort mit dann niedrigeren Kosten ver- Schwellen- und Entwicklungsländer des asia- lagern. Die einzelnen Schwellen- und Entwick- tisch-pazifischen Raums durch ihre besondere lungsländer der Region geraten somit in einen räumliche Verteilung und die daraus resultieren- Wettbewerb um erfolgreiche Anwerbung von den Lagebeziehungen aus. So liegen sie einerseits Kapital. Dieser spitzt sich u. U. zu politischen in Nachbarschaft zu einer der führenden Konflikten zu. Die Schaffung attraktiver Stand- Industrienationen der Welt – Japan. Andererseits orte für den Weltmarkt kann die heimischen grenzen sie an China, dessen 1,3 Mrd. Bewohner Investitionen ggf. so stark auf sich ziehen, dass sie nicht nur einen bedeutenden Absatzmarkt dar- in Räumen mit Entwicklungsrückständen in dem- stellen, sondern gleichzeitig ein enormes Arbeits- selben Land nicht mehr zur Verfügung stehen. kräftereservoir. Damit kommt es zur Verschärfung räumlicher Die Bezeichnungen „Entwicklungsland“ und Disparitäten. Hierunter leiden häufig die zahlrei- „Schwellenland“ vermitteln den Eindruck eines chen ethnischen Minderheiten. Gleichzeitig dient momentanen „Durchgangsstadiums“, das eines Japan als Absatzmarkt für Eigenexporte der Tages zugunsten eines den Industrieländern ver- Schwellen- und Entwicklungsländer, z. B. für gleichbaren entwickelten Zustandes überwunden Rohstoffe wie Tropenholz oder Erdöl/Erdgas sein wird. Dieser Vorstellung folgt auch das (vgl. S. 162), für niedrig veredelte Güter oder „Fluggänsemodell“ (M 4.1). Die Formation wird Nahrungsmittel. Exportorientierte Produktion von einem Leitvogel – Japan – angeführt; diesem kann jedoch zulasten einer notwendigen Binnen- folgen, hierarchisch je nach ihrem Entwicklungs- marktproduktion gehen. Armutserscheinungen in stand abgestuft, die verschiedenen ost-/südost- der Region lassen sich hiermit z.T. erklären. asiatischen Länder. Ohne den „Leitvogel“ Japan In der Exportstatistik mancher Länder des ist ein geordnetes Vorwärtskommen aller nach- asiatisch-pazifischen Raums erscheinende High- folgenden Länder nicht möglich, Japan bestimmt Tech-Produkte entstammen in der Regel japani- deren wirtschaftliche Entwicklungsprozesse. So schen Tochterunternehmen am Niedriglohn- tätigt Japan z.B. auf der Suche nach industriellen standort. Nur z. T. gelang es Niedriglohnstandorten einen Großteil der aus- Ländern wie z.B. ländischen Investitionen in den Schwellen- und Entwicklungsländern des asiatisch-pazifischen Raums. Diese Investitionen bilden dann häufig den Impuls für einheimische Investitionen, z. B. im Zulieferbereich (vgl. S. 158). Japan kann jedoch bei steigenden Lohnkosten von einem ursprünglich gewählten Standort seine Investi- tionen an einen 3. Generation 1. Generation 2. Generation M 4.1 Stark vereinfachend und deshalb umstritten – das „Entwicklungsmodell der Fluggänse“
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Singapur, der Fremdsteuerung durch den Welt- existieren nach wie vor ausgeprägte Entwick- markt bis zu einem gewissen Grad Eigenbestim- lungsunterschiede sowohl zwischen den Ländern mung von Wirtschaftsprozessen entgegen- als auch innerhalb eines jeweiligen Landes. zusetzen und das Land auf das Niveau eines Weiten Regionen lediglich landwirtschaftlicher Industrielandes zu heben (vgl. M 1.7, S. 12 – 13). Produktion steht eine begrenzte Anzahl von Länder der 1. Generation wie z.B. Taiwan oder Standorten des sekundären und tertiären Sektors Singapur treten ihrerseits als Investoren in nach- gegenüber, allen voran die Metropolen und Mega- geordneten Ländern der Region auf. Dabei gewin- städte der einzelnen Länder. Räumliche Dispa- nen Küstenstandorte Chinas zunehmend an Attrak- ritäten können sich insbesondere in krisenhaften tivität. Die chinesische Politik der Sonderverwal- Zeiten verschärfen: Bisher kaum an wirtschaft- tungszonen (vgl. S. 136 – 137) kommt dieser Ent- liche Rückschläge gewöhnt, brechen nun spezi- wicklung ebenso entgegen wie die familiären chi- fische kulturelle Eigenarten hervor. Beispiele nesischen Netzwerke, die den gesamten asiatisch- dafür sind Ausschreitungen gegenüber ethnischen pazifischen Raum durchziehen (vgl. S. 164). Chinesen (vgl. S. 167) oder eine religiöse Selbst- Die seit den 1990er Jahren anhaltende Wirt- besinnung wie beim Islam in Malaysia (vgl. schaftskrise in Japan und insbesondere die Wirt- S. 156 – 157). Die Erlangung politischer und schaftskrise in Asien 1997 (vgl. S. 34, 178 –179) gesellschaftlicher Stabilität mit allen Mitteln war haben jedoch den bis dahin geltenden Optimismus jedoch eine Voraussetzung für das bis zur Krise am einer erfolgreichen „nachholenden Entwicklung“ Ende des 20. Jahrhunderts andauernde wirtschaft- der asiatisch-pazifischen Schwellen- und Ent- liche Wachstum. Die Prognosen für die Entwick- wicklungsländer stark eingeschränkt. Tatsächlich lung im 21. Jahrhundert sind somit noch offen. M 4.2 Disparitäten in den asiatisch-pazifischen Schwellen- und Entwicklungsländern
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Malaysia – global orientierte Wirtschaft als Mittel „nachholender Entwicklung“ Wirtschaftliche Produktion auf Weltniveau, mate- dent Mahatir in seiner Vision 2020 für die malay- rieller Wohlstand und moderne Lebensformen, sische Gesellschaft des 21. Jahrhunderts entwarf. eine bildungsbeflissene Gesellschaft mit Lebens- und Arbeitswelt in der Hauptstadt Kuala Zukunftsoptimismus: Merkmale eines Entwick- Lumpur am Ende des 20. Jahrhunderts spiegeln lungsmodells, das der malaysische Ministerpräsi- Realisierungsversuche dieser Vision wider. Vision 2020 – Technologische Aufrüstung und westliche Lebensformen: Malaysias Entwicklungsmodell für die Zukunft? - „Stromausfall im höchsten Haus der Welt. Wirtschaftliche Wachstumsraten in Malaysia vor Die Rolltreppen stehen still, die Nobelboutiquen allem in den 1990er Jahren in einer Größenordnung, sind ohne Licht, selbst die sanitären Anlagen ver- die bis dahin die „Vier Kleinen Tiger“ erzielten, sagen ihren Dienst. Es ist, als habe die Zivilisati- verstärkten die Auffassung eines Gelingens der on im Petronas-Hochhaus – Denkmal der Urba- „nachholenden Entwicklung“ innerhalb des asia- nität über Malaysias Dschungel – für eine kurze tisch-pazifischen Raums. Von der Anlehnung an die Weile den Atem angehalten. Die Besucher las- Wirtschaftsstrategien Südkoreas, Taiwans, Hong- sen sich davon wenig stören. Unverdrossen kongs und Singapurs versprach sich die malaysi- strömen sie den letzten beleuchteten Auslagen sche Führung ein vergleichbares wirtschaftliches zu. ,Shopping ist für uns Freizeitspaß‘, meint Me- Wachstum. Dabei wurde auf symbolträchtige Zei- lody Yeoh, eine Mittzwanzigerin im Bürokostüm. chen wirtschaftlicher Stärke wie die 1999 als höchs- ,Wenn wir heute nichts kaufen können, überle- tes Gebäude der Welt eingeweihten „Petronas- gen wir, was wir morgen anschaffen – so haben Towers“ in Kuala Lumpur nicht verzichtet. Sie sind wir schon die Asienkrise überstanden.‘ Sie selbst Endpunkt des Multimedia Super Corridors (MSC), kann diesem Hobby selten frönen. Zwischen Job einer 50 km langen Zone zwischen der Innenstadt und Nebenjob, Computer- und Sprachkurs und dem neuen Internationalen Flughafen Sepang. bleibt der jungen Frau nur wenig Zeit.“ Innerhalb des MSC sollen neben dem neuen Regie- Jutta Hoffritz: Die Rache des Marktes. In: Die Zeit, Nr. 27 vom rungssitz Malaysias Putrajaya Standorte der Infor- 28. Juni 2001. Hamburg: Zeitverlag 2001 mationstechnologie auf höchstem internationalen Niveau errichtet werden. Dort zugelassene Unter- nehmen sollen eine optimale Forschungs-, Infor- mations- und Verkehrsinfrastruktur vorfinden und von zahlreichen wirtschaftlichen Regulierungsvor- schriften befreit sein. Das parkähnliche Arbeits- und Lebensumfeld (M 4.3) soll als weicher Stand- ortfaktor wirksam werden. Schon bei Fertigstellung der „Petronas-Towers“ zeigte die Wirtschaftskrise in Asien die Anfällig- keit dieser Entwicklungsstrategie. Die mehrheit- liche Zugehörigkeit der Bevölkerung Malaysias zum Islam stellt einen weiteren Faktor dar, der westlich orientierten Modernisierungsbestrebun- gen nicht nur befürwortend gegenübersteht. M 4.3 Petronas-Towers am Abschluss des Multimedia Super Corridors von Kuala Lumpur
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Malakka-Straße – Malaysias historische Überprägung von außen Die Malakka-Straße erhielt ihre Funktion als eine 0 50 100 150 km THAILAND Kangar der Hauptseefahrtsrouten zwischen Indischem Südchinesisches Perlis Meer und Pazifischem Ozean nicht erst durch die Kota Bahru Alur Setar moderne Wirtschaftsentwicklung. Sie begünstig- Kedah te Handelskontakte, durch die der Islam seit dem George- Mittelalter seinen Weg auf die Malakka-Halbin- town Kuala sel fand. Von der gleichnamigen Stadt aus ver- Penang Kelantan Trengganu breitete er sich im insulären Südostasien. Gegen Trengganu Ende des 18. Jahrhunderts nutzten die Briten die Ipoh verkehrsgeographische Gunstlage der Westküste Perak zum Beginn ihrer Kolonisation Südostasiens, indem sie die „Strait Settlements“ – u.a. Penang, P a h a n g M Malakka und Singapur – aufbauten: Etappen- Kuantan a stützpunkte entlang der Fernhandelsroute zwi- l KUALA LUMPUR schen Ostasien, Britisch-Indien und Europa. Die a Selangor Intensivierung des europäisch-asiatischen Han- Negri k k Shah Alam dels durch die Fertigstellung des Suezkanals 1867 a Sembilan Seremban setzte im Zusammenhang mit der industriellen - Malakka Revolution in Europa den Impuls für eine flächen- S Melaka J o h o r e t hafte Erschließung des Westteils des malaysi- r Staatsgrenze a Johor schen Abschnitts der Halbinsel: Plantagengebun- ß Grenze eines Bundesstaates e Baharu dene Kautschukproduktion und Zinnbergbau Grenze eines Distriktes SINGAPUR ließen den „tin and rubber belt“ zwischen den neu Hauptstadt eines Staates Hauptstadt eines Bundesstaates gegründeten Städten Ipoh und Kuala Lumpur ent- stehen. Der Mangel an Arbeitskräften und die M 4.4 Administrative Gliederung West-Malaysias Bindung der einheimischen Bevölkerung an die (mit Distriktnamen in der Internetbegleitung die- Landwirtschaft bewirkten eine umfangreiche ses Schulbuches) Nach Dietrich Kühne: Malaysia. Tropenland Zuwanderung in das Kolonisationsgebiet, insbe- im Widerspiel von Mensch und Natur. Stuttgart: Klett 1980, S. 8–10 sondere aus Indien und China. Erst seit der Unab- hängigkeit 1957 konnte Malaysia seine wirt- 4.4 Beschaffen Sie sich geographische Grund- schaftlichen und politischen Außenbeziehungen informationen – räumliche Lagemerkmale, natur- selbst gestalten. Es galt vor allem, die typischen räumliche Ausstattung, Städtesystem – über das Erscheinungen von Entwicklungsländern wie Land Malaysia mithilfe selbst gewählter Medien. z. B. Armut und vornehmlich auf Rohstoffexport Tragen Sie Ihre Ergebnisse in Form eines Kurz- ausgerichtete Außenwirtschaft zu überwinden. referats vor. Eine besondere Bedeutung hat in Malaysia das 4.5 Vergleichen Sie Ihre persönlichen Vorstel- Verhältnis zu Singapur. Dort machen Chinesen lungen von Entwicklungs- und Schwellenländern 75 % der Bevölkerung aus. Die Stadt schied 1965 mit der Darstellung Malaysias in den Texten. aus der malaiischen Föderation aus. Durch eine 4.6 In der Zwischenzeit existieren ähnliche Pro- exportorientierte Marktwirtschaft und eine kon- jekte wie der Multimedia Super Corridor Kuala trollierte Lohnpolitik stieg der rohstoffarme Stadt- Lumpurs auch in anderen Räumen Südostasiens: staat dann schnell zu einem der „Vier Kleinen Singapur One/Singapur, Gateway Business Park/ Tiger“ auf. Philippinen, Cyberport/Hongkong. Informieren Die wirtschaftliche Entwicklung Japans und der Sie sich mithilfe des Internets über die genann- Erfolg der „Vier Kleinen Tiger“ beflügelten in ten Projekte. Diskutieren Sie vor diesem Hinter- Malaysia den Glauben, im 21. Jahrhundert den grund die Erfolgsaussichten des Multimedia Status eines Industrielandes zu erreichen. Super Corridors.
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Bumiputras – Die „Söhne der Erde“ sache, dass der Islam überwiegend in seinen gemäßigten Formen auftritt, erleichtert die Die Eigenbezeichnung der Malayen als „Bumi- Bemühungen der Staatsführung um einen Moder- putras“ spiegelt eines der gesellschaftspolitischen nisierungskurs, der nicht nur von der wirtschaftli- Hauptprobleme Malaysias wider. Bumiputras chen Führungsschicht der Chinesen getragen wird. sind moslemische Malayen, die ca. zwei Drittel Nicht alle Malayen folgen jedoch einem solchen der Gesamtbevölkerung ausmachen. Politisch Kompromiss: Orthodoxe islamische Strömungen, haben die Bumiputras zwar die Führung inne, die die eine starke Ausrichtung am Koran propagie- wirtschaftliche Entscheidungsmacht liegt jedoch ren, sind insbesondere in Bundesstaaten an der bei nicht-malaiischen Volksgruppen, vor allem Ostküste der Malakka-Halbinsel zu finden. In bei den Chinesen. Zu den Versuchen wirtschaft- Trengganu hat die seit 1999 regierende funda- licher Gleichstellung der Bumiputras gehörten mentalistische Partei Islam Sa-Malaysia (PAS) seit der Unabhängigkeit des Landes u. a. die u. a. den Verkauf von Alkohol untersagt und in bevorzugte Einstellung im Sekundären Sektor Supermärkten getrennte Kassen für Frauen und und im Öffentlichen Dienst; bei Unternehmens- Männer befürwortet. Getrenntgeschlechtliche belegschaften und der Vergabe von Studien- Swimming-Pools sollen zur Auflage bei touristi- plätzen mussten Mindestquoten zugunsten der schen Neubauprojekten werden. Touristen sollen Malayen erfüllt werden. Der Anteil der Malayen beim Baden „angemessene“ Kleidung tragen: an der städtischen Bevölkerung stieg. Hierzu trug Bikinis wären demnach nicht mehr erlaubt. auch ein relativ stärkeres natürliches Bevölke- Die Bumiputra-Politik löst bei den nichtmalai- rungswachstum bei den Bumiputras bei. ischen Volksgruppen Unbehagen aus. Antichine- Gleichzeitig wurde der Islam als religiöse Grund- sische Ausschreitungen können bei den Betrof- lage der Bumiputras betont, um die Identifikation fenen bis zu Überlegungen führen, das Land zu der Malayen mit ihrem Land zu erhöhen. Die Tat- verlassen (vgl. S. 167). M 4.5 Der Islam als verbindendes kulturelles Element der Bumiputras auf dem Weg in die Moderne – Islamisches Kulturzentrum im hauptstadtnahen Shah Alam M 4.7 Bevölkerungsanteile und -entwicklung der Volksgruppen Malaysias 1991 und 2000 (in %); vgl. auch M 3.12 auf S. 103 Nach www.statistics.gov.my % 100 1991 2000 65,1 60,6 50 28,1 26,0 7,9 7,7 3,4 1,2 0 Bumipatras Chinesen Inder Sonstige
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Zur Stärkung des malaiischen Unternehmertums setzt der Staat gezielte Fördermaßnahmen ein. So auch an einem der Hauptinvestitionsstandorte ausländischer Transnationaler Konzerne (TNK) in Malaysia, auf der Insel Penang (M 4.4 und M 4.12) u.a.: – ein Ausbildungsprogramm für malaiische Zulieferer zur Umstellung von lokalen auf Anforderungen globaler Lieferstrukturen – die Schaffung von Schnittstellen zur Vermitt- lung von Aufträgen Transnationaler Konzerne an Bumiputra-Unternehmen – Förderprogramme für kleine und mittlere Bumiputra-Unternehmen zum Einstieg in E- Commerce – ein Jungunternehmer-Programm an malai- ischen Schulen mit Einführungskursen in Management und Marketing. Wirtschaftsförderung erfolgt somit vor dem Hin- tergrund gesellschaftspolitischer Zielsetzungen. Folge der Verflechtung von Islam und wirt- M 4.8 Bevölkerungsstrukturen und Religions- schaftlicher Modernisierung ist die allmähliche zugehörigkeit in den Bundesstaaten Melaka und Herausbildung einer malaiischen Mittelklasse von Kelantan im Vergleich zu Malaysia 2000 (in %) selbstständigen Unternehmern, Wissenschaftlern Nach www.statistics.gov.my und Industriearbeitern mit westlich geprägten Arbeits- und Lebensstilen. Sie können ein von den Melaka Kelantan Malaysia traditionellen Machteliten unabhängiges wirt- Gesamtbevölkerung schaftliches und politisches Gewicht erreichen. absolut 635 791 1 313 014 23 274 690 Seit dem 11.9.2001 stehen dem jedoch verstärkt städtische Bevölkerung Versuche gegenüber, Malaysia als islamischen absolut 67,2 34,2 62,0 Staat zu definieren. ethnische Zusammensetzung Bumiputras 63,8 95,0 65,1 4.7 Stellen Sie Beziehungen zwischen ethnischer Chinesen 29,1 3,8 26,0 Struktur und wirtschaftlicher Stellung verschie- Inder 6,5 0,3 7,7 dener Volksgruppen der malaysischen Gesell- Sonstige 0,6 0,9 1,2 schaft her. Bevölkerungsanteil zwischen 4.8 Nennen Sie Maßnahmen, mit deren Hilfe die 0–14 Jahren 32,0 41,5 33,3 Bumiputras ihre wirtschaftliche und gesellschaft- Religion liche Dominanz ausbauen. Moslem 64,2 94,5 60,4 4.9 Beurteilen Sie kritisch das Quotensystem als Christen 3,9 0,2 9,1 Mittel zur gesellschaftlichen Vorrangstellung der Hindus 5,6 0,2 6,3 Bumiputras. Buddhisten 24,1 4,4 19,4 4.10 Fundamentalistische Strömungen des Islam Konfuzianisten, zeigen sich in den Bundesstaaten Trengganu und Taoisten und trad. Kelantan (M 4.4). Stellen Sie einen Zusammen- chines. Religionen 1,5 0,1 2,6 hang zu ethnischen und religiösen Strukturen Stammesreligionen 0,0 0,5 0,8 Kelantans her und vergleichen Sie diese mit denen Sonstige 0,7 0,0 1,4 Melakas (M 4.8, auch M 3.12 auf S. 103).
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Made in Malaysia – Bereitstellung von Produktionsflächen und -ge- bäuden in erschlossenen Industrieparks – Logistikzentrum, u. a. mit Air-condition-Lage- rung und Luft- und Seespedition – Management- und Finanzdienstleistungen – High-Tech-Forschungsstätte im Industriepark Bayan Lepas: – Ausbildungszentrum in Anpassung an die Anfor- derungen an Beschäftigte bei den Transnationa- len Konzernen – Medizinische Infrastruktur, Internationale Schu- le und Freizeiteinrichtungen M 4.11 Leistungsspektrum der PDC – Kunststoffproduktion, z.B. Computergehäuse, M 4.10 Tochterunternehmen westlicher Kon- – Montage elektronischer Bauteile, zerne im Industriepark Bayan Lepas (Penang) – Herstellung von Verpackungen. Um den Zufluss an Ausländischen Direktinves- Das Ausland investiert in Wachstumsbranchen titionen durch Transnationale Konzerne ein- schließlich der damit verbundenen Effekte für die Insbesondere standardisierte und arbeitsintensive Zulieferindustrie zu sichern, ist die ständige An- Fertigungsschritte können von Transnationalen passung und Optimierung der Standortfaktoren Konzernen (TNK) dann aus dem Stammland aus- Penangs an die globalen Nachfragebedürfnisse der gelagert werden, wenn sich Niedriglohnstandorte potenziellen Investoren notwendig. Waren es zu in anderen Ländern anbieten. Malaysia verfolgt Beginn lediglich niedrige Löhne und eine englisch- eine Strategie gezielter Industrieansiedlung. Seit sprachige Arbeiterschaft, so bietet die staatliche Anfang der 1970er Jahre lenkt es die Ausländi- Entwicklungsgesellschaft für Penang – Penang schen Direktinvestitionen (ADI) z.B. auf die Insel Development Corporation (PDC) – mittlerweile Penang (M 4.12) als Standort für derartige Pro- umfassende Serviceleistungen (M 4.11), um ein duktionsverlagerungen. Dabei wird besonders die positives Investitionsklima aufrechtzuerhalten. Elektronikindustrie gefördert. Hieraus ergeben Batu Ferringhi sich weitere Entwicklungsziele für das südost- Tanjung Bunga asiatische Land, u. a.: – technologischer Know-How-Transfer, v. a. im Tanjung Tokong P Multimedia- und IT-Bereich, e n – Aufbau einer einheimischen Zulieferindustrie, Georgetown – Förderung der Teilhabe der Bumiputras (vgl. Butterworth S. 157) an Wirtschaftsprozessen von globaler a n Bedeutung. Anfangs kam es lediglich zur Gründung von Niederlassungen der Transnationalen Konzerne. Balik Pulau g In deren Umfeld entwickelte sich schließlich eine malaysische Zulieferindustrie. Zunehmende Spe- Bayan zialisierung und Flexibilisierung der globalen Lepas Produktion förderten weitere Entwicklungen in zusammenhängend Teluk Kumbar diese Richtung. Produktionsschwerpunkte im bebaute Siedlungsfläche Industriepark Zulieferbereich sind heute: 0 5 km Internationaler Flughafen – Metallverarbeitung, u.a. Herstellung von Prä- zisionswerkzeugen, M 4.12 Südostküste von Penang
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Unternehmenszahl Beschäftigte 1000 200 000 Branche Anzahl der Beschäftigung Unternehmenszahl Betriebe 900 180 000 Beschäftigte 800 160 000 Elektronik 151 113 790 Metallverarbeitung 167 19 702 700 140 000 Kunststoff 74 9 510 600 120 000 Chemie/Düngemittel 53 5 204 500 100 000 Papier/Druck 64 5412 Textil/Bekleidung 22 12 425 400 80 000 Sonstige 162 26 198 300 60 000 200 40 000 M 4.15 Branchenstruktur in den Industrieparks der PDC im Juni 2000 100 20 000 0 0 M 4.16 1970 1980 1990 1996 1998 1999 Juni ADI insgesamt 7 755,08 2000 Herkunfts- davon aus: M 4.13 Entwicklung von Unternehmenszahl länder von ADI in Malaysia USA 2 378,95 und Beschäftigung in den Industrieparks der Niederlande 1 450,93 PDC von 1970 bis 2000 2000 (in Mio. US-$) China und Hongkong 853,39 M 4.16 und 4.17 Japan 731,40 http://www.mida. Singapur 727,42 Unternehmen Beschäftigte gov.my/press2001/ Deutschland 481,15 press2001.htm Taiwan 290,54 Republik Korea 219,76 Großbritannien 198,48 M 4.17 Gesamtinvestitionen 4 783,27 Verteilung der Gesamtinvesti- davon: tionen in der elektronische Lokal USA Hongkong Elektrotechnik- Komponenten (u. a. Taiwan Deutschland Großbritannien und Elektronik- Halbleitersektor) 2 991,14 industrie Industrieelektronik Japan Singapur Sonstige Malaysias (u.a. Mobil- nach Elektro- telefone, PC) 1 383,03 M 4.14 Herkunft von Unternehmen auf Penang technik- und elektrische Produkte 267,37 und Verteilung der Beschäftigten auf diese Elektronik- Verbraucherelektronik Juni 2000 branchen 2000 M 4.13 – M 4.15 http://www.pdc.gov.my/industrial/body_stat.htm (in Mio. US-$) (u.a. DVD-Rekorder) 141,73 4.11 Erklären Sie die Struktur der Herkunftsländer von ADI in Malaysia (M 4.16). 4.12 Beschreiben Sie die Entwicklung der Industrieparks der Penang Development Corporation mit- hilfe von M 4.13 – 4.15. 4.13 Beschreiben Sie den Wandel des Standortfaktorenangebots auf Penang und erklären Sie die Not- wendigkeit eines solchen Wandels. 4.14 Beurteilen Sie die räumliche Lage Penangs als Standort für ADI innerhalb des asiatisch-pazifi- schen Raums und aus globaler Perspektive. 4.15 Beurteilen Sie die Ergebnisse der malaysischen Politik der Industrieansiedlung sowie die Pro- duktionsziele der Industrie auf Penang im Hinblick auf globale Märkte. 4.16 Überlegen Sie, mit welchen wirtschaftlichen Risiken die Industrialisierung Penangs verbunden ist.
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Importsubstitution mit PROTON und PERODUA - RAWANG, Samstag, 5.8.2001. Das 500.000ste Fahrzeug der Perusahaan Oto- Als einziges Schwellenland in Südostasien pro- mobil Kedua Sdn Bhd (Perodua) lief in Anwesen- duziert Malaysia seit den 1980er Jahren eine heit von Premierminister Datuk Seri Dr. Mahatir eigenständige nationale Automobilmarke: PRO- Mohamad an seiner Produktionsstätte in Sungai TON, später zusätzlich PERODUA. Der Absatz Choh heute vom Band. Bei dem Auto handelt es beschränkt sich im Gegensatz zu den Vorbildern sich um den Kelisa, der offiziell am 24. August in Südkorea und Japan jedoch im Wesentlichen auf den Verkauf geht. Das Auto, ausgestattet mit ei- den Binnenmarkt. Neben wirtschaftlichen Zielen ner 1.000 ccm-Maschine, wird wahrscheinlich besitzt die malaysische Automobilindustrie einen zwischen RM[*] 36.000 und RM 39.000 kosten. hohen politischen Stellenwert als nationales Pre- Es basiert auf dem Daihatsu Mira mit Verände- stigeobjekt, soll sie doch das technische Niveau rungen an Front und den Rückteilen. ,Der Motor des Landes nicht nur innerhalb des asiatisch-pazi- entstammt vollständig malaysischer Produktion, fischen Raumes demonstrieren. außer dem Getriebe’, sagte Dr. Mahatir. Pero- duas einheimische Anteilseigner sind UMW Corp Sdn (38%), MBM Resources Bhd (20%) und M 4.18 Entwicklung der nationalen Automobil- PNB Resources Corp Sdn Bhd (10%), die aus- industrie Malaysias ländischen Eigentümer sind Mitsui Ltd (7%) und Daihatsu Motor Co (25%, einschließlich 5% An- 1985 verließ mit dem PROTON Saga das erste teile der Daihatsu (M) Sdn Bhd). Manager Direk- Automobil, das als eigenständiges malaysisches tor Ab Rahman sagte, dass ca. 3.000 bis 4.000 Fabrikat gilt, das Fließband in Shah Alam westlich Einheiten des Kelisa monatlich gebaut werden; von Kuala Lumpur. Der Beschluss der malaysischen Regierung von 1967, den Automobilimport über er sei sicher, dass dieselbe Anzahl im gleichen eine Produktion im eigenen Land zu ersetzen (Sub- Zeitraum verkauft werden kann. Er sagte, mit stitution), führte zur Ansiedlung von Unternehmen, dem neuesten Modell erhoffe sich Perodua zu- in denen ausländische Marken in Lizenz montiert mindest 30% Anteil am lokalen Automarkt ver- wurden. Zum Schutz des Absatzes auf dem Binnen- markt wurde mithilfe von Einfuhr- und Steuerbe- glichen mit gegenwärtig 28%. stimmungen der Import fertig montierter Wagen fast RM = Ringgit; 1 Euro entsprach Ende 2002 3,919 RM vollständig unterbunden. Zur Umgehung derartiger Übersetzt aus New Sunday Times, 05.08.2001. London : Times Handelsbarrieren nutzten insbesondere die japani- Newspapers Ltd. schen Hersteller die Möglichkeit zur Errichtung von Montagewerken; japanische Marken beherrschten den malaysischen Automarkt. Mit dem „National Car Programm“ von 1982 sollte schließlich eine M 4.20 Produktpalette (Auswahl) der Marken selbständige malaysische Automobilproduktion auf- PROTON und PERODUA nach Segmenten im gebaut werden. Es kam zur Gründung von Perusa- Vergleich zu ausländischen Marken auf dem haan Otomobil Nasional (PROTON). Der japani- malaysischen Markt sche Automobilkonzern Mitsubishi erhielt eine Nach Christopher Lange: Der Automobilsektor in Südostasien, dreißigprozentige Beteiligung. Ein hoher Anteil Kaiserslautern 1995 inländisch produzierter Fahrzeugteile (local content) am Endprodukt sollte die Abhänggigkeit von impor- Proton-/Perodua- Segment ausländische tierten Montagebausätzen senken und den Know- Modell Fabrikate how-Transfer beschleunigen. Kelisa Kleinstwagen Juara Kleinwagen Saga untere Mittelklasse Wira untere Mittelklasse vor allem Honda, Nissan Mittelklasse Toyota vor allem Toyota Lexus M 4.19 Oberklasse BMW, Merce- Made in Malaysia – des, Volvo PROTON-Wira
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Produktion Mit dem „Local Content Program“ von 1972 wur- PROTON PERODUA gesamt de der LC-Anteil für die Pkw-Montage in Malaysia festgelegt. Der „2. Industrial Master Plan“ von 1992 1994 127 200 – 127 200 steigerte nach dem zwischenzeitlichen Beginn einer 1995 153 939 40 635 194 574 eigenständigen malaysischen Produktion den 1997 212 941 60 000 272 941 anfänglichen Anteil von 26 % gestaffelt nach 1998 91 499 34 901 126 400 Hubraum auf 45 bzw. 60 %. Für Fahrzeuge über 1999 164 201 86 419 250 620 3 000 cm3 legt die „Mandatory Deletion List“ die 2000 168 900 85 000 253 900 einheimischen Zulieferteile eindeutig fest: Batterien, Teppiche, Auspuffanlagen, Kraftstofftank, Fenster- Export* glas, Wasserkühler, Sicherheitsgurte, Sitze, Reifen, Kabelbaum. Die einheimischen Zulieferer sind auf PROTON PERODUA gesamt ausländische Lizenzvergabe angewiesen. So fertigt 1997 25 836 863 26 699 z.B. die Zahnradfabrik Friedrichshafen unter Lizenz- 1998 18 431 2 575 21 006 vergabe in ihrem malaysischen Werk Lenkgetriebe für 1999 (Jan. – Sept.) 11 601 874 12 475 PROTON. Für PROTON besteht ein Local Content-Anteil von *Zielländer: u.a. Großbritannien, Irland, Singapur, Brunei (alle 80%, PROTON selbst besitzt u.a. ein Karosserie- Linksverkehr), Indonesien, Deutschland werk, eine Lackiererei, ein Motorenwerk und eine M 4.21 Produktion und Export malaysischer Gießerei. Kraftfahrzeuge (PROTON und PERODUA) 1994 bis 2000 Produktion nach http://www.geociies.com; M 4.22 Local Contents für Malaysias PKWs Export nach http://vs02.tvsecure.com/~vs021b5/figures Staatliche Rückendeckung für PROTON und Es besteht jedoch die Gefahr eines nur temporären PERODUA. Der hohe Marktanteil einheimischer Engagements der ausländischen Kapital- und Pkw von ca. 80% in Malaysia basiert auf staat- Lizenzgeber. Noch ist kein internationaler Qua- lichen Fördermitteln, die einen konkurrenzlos litäts- und Produktivitätsstandard erreicht, da die niedrigen Verkaufspreis der einheimischen Fahr- malaysischen Fabrikate dem internationalen Wett- zeuge möglich macht: bewerb nicht ausgesetzt sind. Handelshemmnisse – niedrige Zölle für importierte Komponenten bremsen den Rationalisierungs- und Innovations- für die einheimische Produktion, druck auf die lokalen Produzenten. Zudem besteht – Finanzierungshilfen für Beamte beim Erwerb auf dem Automobilsektor ein intensiver Wettbe- eines einheimischen Wagens, werb zwischen einzelnen südostasiatischen Staa- – Subvention des PROTON-Exports, ten (s. o.), der einen Export malaysischer Fahr- – hohe Einfuhrzölle für FBU-Importe (Fully- zeuge innerhalb der Region erschwert. Die WTO built-up = komplett montierte Fahrzeuge), hat Malaysia aufgefordert, bis 2003 den LC- – Festlegung von LC-Anteilen für Montagepro- Anteil von 60 % bei Wagen bis 1 850 ccm aufzu- duktion und einheimische Produktion, heben. Fraglich ist, ob Malaysia zu derartigen (LC = Local Content: Umfang der von lokalen Liberalisierungen bereit ist bzw. dem weltweiten Unternehmen zu liefernden Teile oder Kompo- Liberalisierungsdruck standhalten kann. nenten; in der Regel gesetzlich vorgeschrieben). 4.17 Erläutern Sie die Faktoren, die für die Exis- tenz einer eigenständigen malaysischen Auto- Künftige Risiken. Nach der Wirtschaftskrise in mobilproduktion notwendig sind. Asien im Jahre 1997 (vgl. S. 34 und S. 178 – 179); 4.18 Beurteilen Sie künftige Marktchancen der gehört Malaysia zusammen mit Thailand, Indo- malaysischen Autoproduktion im In- und Ausland. nesien und den Philippinen, die mit ausländischer 4.19 Überlegen Sie, warum sich ausländische Lizenz produzieren, zu den größten Automobil- Lizenz- und Kapitalgeber aus der malaysischen produzenten der ASEAN. PROTON besitzt mit Automobilproduktion zurückziehen könnten. 20 % den höchsten Marktanteil innerhalb der 4.20 Legen Sie dar, inwieweit es sich bei der ASEAN, noch vor Toyota (19 %); PERODUA malaysischen Automobilproduktion um ein natio- erreicht 10 %. nales Prestigeobjekt handeln könnte.
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Erbe der Vergangenheit – - BASF im Verbund mit Malaysias Petronas. Malaysia als Rohstofflieferant KUANTAN. Am ersten Verbundstandort der Kautschuk und Zinn als Hauptexportgüter und BASF in Asien wurde gestern die offizielle Inbe- damit wirtschaftliches Rückgrat bedeuteten für triebnahme gefeiert: Der Chemiekomplex im ma- Malaysia zum Zeitpunkt seiner Unabhängigkeit laysischen Kuantan ist ein Joint-Venture der 1957 typische wirtschaftliche Strukturen eines BASF mit dem staatlichen Öl- und Gasunterneh- Entwicklungslandes, die einer vorangegangenen men Malaysias, Petronas, und firmiert unter dem Kolonialzeit entstammten. Seit den 1970er Jahren Namen BASF Petronas Chemicals Sdn Bhd. ... jedoch setzte im Zusammenhang mit der begin- Auf dem etwa 150 ha großen Areal des Chemie- nenden Industrialisierung auch eine Diversifizie- komplexes wollen BASF und Petronas chemi- rung des Rohstoffsektors ein. Hintergrund war sche Produkte aus drei Wertschöpfungsketten u. a. die steigende japanische Nachfrage insbe- herstellen. Ein Großteil der dafür notwendigen sondere nach Energierohstoffen (M 2.28). Bis zwölf Anlagen hat die Arbeit bereits aufgenom- Mitte der 1980er Jahre überstiegen die Export- men. Die Produktionskapazität des gesamten anteile von Palmöl, Holz und von Erdöl diejeni- Werks soll bei mehr als einer Million Tonnen im gen der traditionellen Rohstoffe Kautschuk und Jahr liegen; zu über 80% will man Kunden im Zinn. asiatisch-pazifischen Raum beliefern. Die Ge- samtinvestitionssumme in den malaysischen Ver- Petronas. Dieses Erdöl- und Erdgasunternehmen bundstandort wird mit 900 Millionen Euro ange- wurde am 17.8.1974 gegründet. Es befindet sich geben. Strategisches Ziel der BASF: Bis Ende der zu 100 % in staatlichem Besitz. Seine einheimi- laufenden Dekade soll ein Fünftel des Chemieum- schen Rohstoffbasen liegen im Südchinesischen satzes aus der Region Asien/Pazifik stammen. Meer vor der Ostküste der Malakka-Halbinsel Rhein-Neckar-Zeitung vom 05.10.2001, Heidelberg sowie vor der Nordküste Borneos. Die Aktivitä- ten beschränken sich nicht nur auf Erdöl- und Erd- M 4.24 Rohölförderung und -reserven in Malay- gasförderung: Raffinerie- und petrochemische sia und bei Petronas im Rechnungsjahr 2001* Produkte entstammen sowohl unternehmenseige- (Mio. Barrel) *zu 80% Export auf asiatischen Markt nen Verarbeitungsstätten im In- und Ausland als Malaysia Petronas auch Joint Ventures, z.B. mit BP und der BASF. Rohöl- und Ölkondensate 248,8 193,6 Rohölexport ... 111,3** Verarbeitung in Raffinerien ... 82,3 Reserven (1.1.01) 3 390 M 4.25 Zielländer der Ziel- Export- Markt- Flüssiggasexporte land anteil anteil im durch Petronas im Zielland Rechnungsjahr 2001* (Anteil des Gesamt- Japan 73 20 flüssiggasexports in %) Südkorea 15 12 M 4.24 – 4.26 Taiwan 12 39 Nach: www. petronas.my Produkt Einnahmen (Mrd. RM) M 4.23 Petronas-Verarbeitungsstätte Raffinerieprodukte (einschließlich Raffinerie-Flüssiggase) 26,7 Rohöl 17,9 M 4.26 Einnahmen aus den Produktionssekto- Verflüssigtes Erdgas 14,4 ren von Petronas im Rechnungsjahr 2001* Petrochemische Produkte ca. 3,0 RM = Ringgit; 1 Euro entsprach Ende 2002 3,919 RM * für M 4.24 – 4.26 März 2000 – März 2001 Sonstige 3,3
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Außenhandel Malaysias M 4.27 Import* (2001: 86,2 Mrd. US-$) Export* (2001: 102,4 Mrd. US-$) Die Außen- handels- Außenhandelsbilanz: 16,2 Mrd. US-$ partner Sonstige Singapur Malaysias 24,5 % 12,5 % Singapur 2001 Sonstige 17 % Indonesien 23 % Deutschland 3% Thailand Nach http:// 3,5 % 4% www.ahk.de/ Thailand 4% SVZ Hongkong bueros/m/ Nieder- 4,5 % USA SVZ Hong- lande malaysia/ kong 2,5 % 4,5 % VR China 16 % wirtschaftsinfos VR China 4,5 % 5% Groß- Taiwan und World britannien 3,5 % Bank: Countries Taiwan 2,5 % 6% Südkorea at a glance, 3,5 % Südkorea USA Japan 2002 Japan 4% 20 % 13 % 19 % * Import bzw. Export von Waren und Dienstleistungen Nachdem in den 1990er Jahren die jährlichen Gummi 672,16 Zuwachsraten des Exports Malaysias noch zwi- Palmöl und Palmölprodukte 3 790,85 schen 10 und 25 % lagen, betrug 2001 die Steige- Rohöl 3 723,14 rung gegenüber dem Vorjahr nur noch knapp 5 %. Verflüssigtes Erdgas 2 954,25 Die Wirtschaftskrise in Asien (vgl. S. 34, S. Holz 1 440,26 Elektrische und elektronische Produkte 57 400,78 178 –179) und der weltweite wirtschaftliche Ab- Textilien 2 244,97 schwung zu Beginn des 21. Jahrhunderts werden Holzprodukte 1 158,17 für diese Entwicklung verantwortlich gemacht. Für Sonstige 11177,78 den Umfang des Außenhandels ist u. a. die Ansied- lung von Unternehmen Transnationaler Konzer- M 4.28 Hauptexportgüter Malaysias 2000 ne (TNK) und deren Produktionsentwicklung mit- (in Mio US-$) Nach www.statistics.gov.my entscheidend. Das Investitionsziel der TNK an Standorten wie z. B. Penang (vgl. S. 158 – 159) ist 1996 1999 2000 eine möglichst kostengünstige Produktion ver- edelter Güter, die auf dem Weltmarkt absetzbar Import 90,2 96,6 119,4 Export 91,6 121,7 131,5 sein sollen. Der globale Verkaufserfolg dieser Güter bestimmt die Menge der Produktion und M 4.29 Malaysischer Import und Export von somit die Höhe der Einfuhr notwendiger Zuliefer- Gütern und Dienstleistungen (in % des BIP) teile bzw. die Ausfuhr der Endprodukte. Nach World Bank Malaysia Data Profile 4.21 Beschreiben Sie die Entwicklung der Roh- 4.23 Vergleichen Sie die Außenhandelsstruktur stoffwirtschaft Malaysias seit der Unabhängigkeit Malaysias im Hinblick auf Ost - / Südostasien und und legen Sie die Bedeutung des Rohstoffsektors westliche Industriestaaten. für Malaysias Außenhandel unter besonderer 4.24 Erklären Sie mithilfe der Auswertung von Berücksichtigung von Erdöl / Erdgas dar. Tabelle M 4.25 und des Diagramms M 4.27 die 4.22 Nennen Sie Gründe aus der Perspektive von Wirtschaftsbeziehungen zwischen Malaysia und Petronas und der BASF, eine Partnerschaft ein- Japan. zugehen. Berücksichtigen Sie dabei auch den 4.25 Die malaysische Wirtschaft ist extrem Quellentext auf S. 162. Überlegen Sie, inwieweit abhängig vom Funktionieren des Außenhandels. diese wirtschaftliche Risiken für die beiden Part- Erklären Sie diesen Sachverhalt mithilfe des ner und die malaysische Wirtschaft birgt. Textes. 163
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Formen asiatischer Zusammenarbeit – regional und global Ethnische Netzwerke am Beispiel Javas, von denen zwei Fujianesen sind, der drit- der Chinesen te ist Kantonese. Sein Konto unterhält Herr Lim bei einer indonesischen Bank, die einem aus Fujian stammenden Auslandschinesen gehört, Land Bevölkerung Anteil Ethnischer und bei der einer seiner Neffen sowie zwei seiner (Mio.) Chinesen (%) Nichten angestellt sind. Indonesien* ca. 210 1,9 Als Nachfolger von Herrn Lim ist sein ältester Malaysia 22,2 27 Sohn vorgesehen, der am Kalifornischen Institut Philippinen 82,8 1,5 für Technologie studiert hat. Sein zweiter Sohn Singapur 4,3 76,7 ist Rechnungsführer bei einer lokalen Consul- Thailand 61,8 14,0 tingfirma, die wiederum einem Chinesen gehört; M 4.30 Ethnische Chinesen in Südostasien – langfristig will er jedoch nicht Angestellter blei- Anteile an der Gesamtbevölkerung ausgewähl- ben, sondern sich selbständig machen. Der drit- ter Staaten 2001 te Sohn befindet sich gegenwärtig in Australien Nach CIA-The World Factbook, versch. Länder; Recherche zu einer ärztlichen Ausbildung. 02. 05. 2002; * nach Länder- und Reiseinformation des Auswärti- gen Amts der Bundesrepublik Deutschland 2003: www.auswaer- Herr Lim bekleidet eine Reihe von Ehrenämtern tiges-amt.de in der chinesischen Community von Semarang; u. a. gehört er zum Vorstand des lokalen Kran- - Herr Lim, ein Auslandschinese in Indonesien. kenhauses, das von chinesischen Geschäfts- „Herr Lim lebt in Semarang, einem Industrieha- leuten unterhalten wird, und ist in der evangeli- fen an der Nordküste Javas. Seine Vorfahren, die schen Kirchengemeinde aktiv. Daneben trifft er aus Fujian stammten, waren bereits um die Jahr- sich regelmäßig mit einer Gruppe von Freunden, hundertwende nach Indonesien eingewandert die alle Geschäftsleute sind und leidenschaftlich und hatten bereits in den 30er Jahren den indo- Mahjong spielen. nesischen Namen Hartono angenommen. Herrn Zweimal im Jahr begibt sich Herr Lim auf Ge- Lims Frau stammte ebenfalls aus Fujian. Er hat- schäftsreise, um alte Freundschaften und Be- te sie in Semarang in der protestantischen Kir- kanntschaften zu erneuern. Normalerweise chengemeinde kennengelernt. Herr Lim hat ei- übernachtet er bei Verwandten und fliegt mit der nen Bruder in Singapur, einen anderen in ,Economy Class‘. Bei ausgedehnten Festessen Hongkong, seine Schwester ist mit einem Inge- mit Geschäftsfreunden pflegt es allerdings nieur in Australien verheiratet. Er war zwar per- äußerst großzügig zuzugehen. Auch ausge- sönlich nie in China, hält aber engen Kontakt mit dehnte gesellige Gespräche über Finanzierungs- Freunden und Bekannten, die ebenfalls aus sei- möglichkeiten, neue Produkte oder Absatzmärk- ner Heimatprovinz stammen. Als Unternehmer te finden meist in diesem lockeren Rahmen statt. hat er eine Fabrik aufgebaut, die Plastikgegen- Herr Lim knüpft aber über die chinesische Com- stände für den Haushaltsbedarf herstellt. Roh- munity hinaus Beziehungen zu ,Einheimischen‘; materialien bezieht er von einer großen multi- so ist er an Joint Ventures mit staatlichen Unter- nationalen Firma, in der zwei seiner Neffen als nehmen und Betrieben, die vermutlich dem Mi- Angestellte beschäftigt sind. Die Erzeugnisse litär gehören, beteiligt.“ seiner Firma gehen fast vollständig an drei Nach S.G. Redding zitiert nach: O. Weggel: Auslandschinesen- tum und Eigenblutimpfung. In: China aktuell 1/96, S.185/186 Großhändler in verschiedenen Landesteilen 164
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Chinesische Zuwanderung und wirtschaftliche Entfaltung im asiatisch-pazifischen Raum 95 100 105 110 115 120 125 Die Malakka-Halbinsel war ebenso wie andere 30 Regionen des ost- und südostasiatischen Raums INDIEN V R C H I N A schon vor dem Eintreffen der Europäer Ziel chi- Hakka Hokkien nesischer Zuwanderung. Die europäische Kolo- Kanto- 25 nisation seit dem 16. Jh. gab den Impuls für erneu- nesen Chiu Chow TAIWAN te umfangreiche Zuwanderung v. a. aus den MYANMAR Hongkong südchinesischen Provinzen Fujian (Hokkien und LAOS 20 Hakka) und Guangdong (v. a. Hakka). Die wirt- schaftlichen Betätigungsfelder der zuwandernden THAILAND Chinesen erweiterten die traditionelle Beschäfti- VIETNAM 15 KAMBODSCHA gung im Handel: PHILIPPINEN – Landwirtschaft in Form des Anbaus von Han- 10 delsgewächsen in der Nähe von Handelsstütz- punkten seit dem 17./18. Jh., – Aufbau eigenständiger Kautschuk produzieren- BRUNEI A 5 M A L A Y I S der Betriebe neben den europäischen Plantagen, – Beschäftigung im Zinnbergbau als Arbeiter oder Äquator SINGAPUR 0 selbstständige Minenbetreiber seit dem 19. Jh. Das Eigentum an Grund und Boden war den Chi- nesen im malaiisch-indonesischen Raum im all- I N D O N E S I E N 5 gemeinen verwehrt. Daher konzentrierte sich die chinesische Wirtschaft zunehmend auch auf den tertiären Sektor: Neben den traditionellen Handel 0 500 1000 1500 km 10 trat seit dem 19. Jh. die Funktion des Kreditgebers. Anteil der Auslandschinesen an der Nach S.G. Redding: Das Bewußtsein ihrer ursprünglichen Herkunft ist Gesamtbevölkerung eines Staates in % The Spirit of Chinese bei den Ethnischen Chinesen Außerchinas bis heu- 0 3 10 20 30 70 80 Capitalism. Berlin, New York: Springer te vorhanden. Die Pflege der chinesischen 1990, S. 22 Gemeinschaft innerhalb eines kulturell anders geprägten Gastlandes, z. B. im Islam Malaysias M 4.31 Auswanderungsrouten der Chinesen in oder Indonesiens, fördert die Abgrenzung gegenü- den südostasiatischen Raum ber der einheimischen Bevölkerung. Die gemein- same Herkunftsregion im Mutterland China ist dabei eine wichtige gemeinschaftsbildende Grundlage und prägt das gesamte soziale und wirt- schaftliche Leben im Gastland. Nur selten kommt es zur Annahme der Kultur des Gastlandes wie z.B. bei den „Mestizen“ auf den Philippinen oder den „Perekanan“ in Indonesien. Das Bewußtsein als „Überseechinese“ kristallisierte sich verstärkt mit der Zuwanderung ab 1900 heraus. Städtebau- lich wahrnehmbar war die innerchinesische Ver- netzung von wirtschaftlichen Aktivitäten auf loka- ler Ebene an der „Chinatown“. Diese zentral gelegenen chinesischen Wohn- und Dienstleis- tungsstandorte verlieren angesichts der jungen dynamischen Stadtentwicklungsprozesse heute allerdings zunehmend an Bedeutung.
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Chinesen als Wirtschaftselite in den asiatisch-pazifischen Schwellenländern Die Gruppe ist hervorgegangen aus dem 1970 gegründeten Unternehmen Arbor Acres C., Ltd., einem 50 : 50 – thailändisch – US-amerikanischen Joint-Venture, mit dessen Hilfe amerikanische Geflügelprodukte auf den thailändischen Markt gebracht werden sollten; Die Charoen Pokphand (CP)-Gruppe – ein der thailändische Partner fungierte als Zulieferer für transnational tätiges Unternehmen unter chi- ergänzende Produktionslinien: Futtermittel, Brut- und Legehennen, Masthähnchen, Eier, Enten, nesischer Leitung. Schweinezucht. Chareon Pokpand, ein Ethnischer Chinese, baute den Zulieferbetrieb zu einem inter- Bangkok CP Foods Pcl. Agro-Industrie national agierenden, führenden Konzern aus. Kenn- Telecom Aisa Telekommunikation zeichnend sind vertikale und horizontale Struktu- Corp. Pcl. rierungen, wie z. B. die Produktions- und Siam Macro Pcl. Handel Verkaufspalette der 1985 als Filialbetrieb der CP- Gruppe gegründete Shanghai Dajiang Stock Co., Vinythai Pcl. Petrochemie Ltd. zeigt: Shanghai Shanghai Agro-Industrie – Futtermittel und Konzentrate für Vieh und Dajiang Stock Aquakulturen, – Kükenproduktion, Co. Ltd. – Geflügelprodukte, Hongkong CP Pokphand Agro-Industrie – weiterverarbeitete Geflügelprodukte wie Chicken-Burger, Geflügel-Wurst, Co. Ltd. – Fütterungsmaschinen, Brutmaschinen, Hongkong Immobilien – Fast Food, Fortune Ltd. – Getränke, – Bio-pharmazeutische Produkte. Jakarta P.T. Central Agro-Industrie Proteina Prima M 4.34 Entwicklung des Betriebszweigs „Agro-In- P.T. CP Agro-Industrie dustrie“ der CP-Gruppe Nach www.cpthailand.com, 2001 Indonesia Supya Hidup Agro-Industrie Satwa punkt. Die ohnehin dominante Stellung der Chi- nesen im Sekundären und Tertiären Wirtschafts- Taipeh CP Enterprise Agro-Industrie sektor erfuhr auf diese Weise eine weitere Ver- Co. Ltd. stärkung. Die Leitung transnational agierender Nordamerika Konzerne des asiatisch-pazifischen Raums liegt New York Ek Chor China Automobilindustrie in der Regel in der Hand von Chinesen. Sie beset- Motorcycle Co. Ltd. zen wichtige wirtschaftliche Schnittstellen in den meisten Staaten dieser Region. Europa Die Anteile der Kapitalströme, die chinesischer London CP Pokphand Kontrolle unterliegen, können in einzelnen Staa- M 4.33 Liste der zur CP-Gruppe gehörenden ten des asiatisch-pazifischen Raums 60 – 90 % Unternehmen weltweit erreichen. Bei der Aktivierung von Kapital für den wirtschaftlichen Aufbau der weniger ent- Der Aufbau einer marktwirtschaftlichen, export- wickelten Staaten, wie z. B. Kambodscha, als orientierten Wirtschaft, verbunden mit der Öff- auch für den Fortschritt in den hochentwickelten nung gegenüber dem Weltmarkt, ist kennzeich- Staaten, wie z. B. Singapur, können die Chinesen nend für viele Länder des asiatisch-pazifischen somit nicht umgangen werden. Raums seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jh. Mit Die Gefahr gesellschaftlicher Spannungen, die den traditionell bestehenden transnationalen sich aus solchen Abhängigkeiten ergeben können, Netzwerken der Ethnischen Chinesen bot sich ist insbesondere dann gegeben, wenn der Bevöl- diesbezüglich ein hervorragender Anknüpfungs- kerungsanteil der Chinesen gering ist.
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 – konfuzianische Prägung, Die besondere Rolle im Wirtschaftsleben der Gast- – individuelle, der wirtschaftlichen Entwicklung länder war seit langem regelmäßig Anlass zu förderliche Eigenschaften wie Fleiß, Bildungs- gewalttätigen Ausschreitungen gegen Ethnische wille und Lernbereitschaft, Sparsamkeit, Risi- Chinesen. Massenvergewaltigungen, Plünderungen kobereitschaft, rasches Aufgreifen von Innova- und Zerstörungen von chinesischen Geschäfts- und tionen, Aufstiegswille, Gewinnorientierung und Wohnvierteln mit schätzungsweise mehreren Tau- Anstreben wirtschaftlichen Erfolgs, send Getöteten kennzeichneten die Ausschreitungen – Harmoniebedürfnis und Gruppenorientierung, in Indonesien im Zusammenhang mit der Wirt- – Familie als Basis v.a. für Klein- und Mittelunter- schaftskrise in Asien 1997. Die fehlende Bereit- nehmen, schaft Indonesiens, die Chinesen – immerhin die – Pflege informeller chinesischer Netzwerke als fünftgrößte Ethnie des Landes – als gleichwertige Basis wirtschaftlichen Handelns, Bewohner anzuerkennen, lässt sich bis in die Kolo- – Pflege überfamiliärer sozialer Organisationen. nialzeit zurückverfolgen. M 4.35 Chinesische Persönlichkeitsmerkmale M 4.36 Ressentiments gegenüber Ethnischen und Verhaltensweisen aus westlicher Sicht Chinesen Nach verschiedenen Quellen Der wirtschaftliche Erfolg der Ethnischen Chine- sen basiert u. a. auf typischen Persönlichkeits- merkmalen und Verhaltensweisen, mit denen sich die Chinesen von anderen Bevölkerungsgruppen absetzen (M 4.35 und 4.36). Eine besondere Rolle nehmen die Chinesen Tai- Land Anteil (%) wans ein. Ihr Staat ging aus der Flucht der Natio- Thailand 81 Nach J. Naisbitt: nalchinesen vor den im Chinesischen Bürgerkrieg Singapur 81 Megatrends Asien. Acht siegreichen Kommunisten hervor (vgl. M 3.2 auf Indonesien 73 Megatrends, die unsere S. 92 – 93). Es bestehen deshalb starke politische Malaysia 61 Welt verändern. Spannungen zur VR China bezüglich der staat- Philippinen 50 Wien 1995 lichen Eigenständigkeit. Trotzdem zählen taiwa- M 4.37 Anteil der Unternehmen im Eigentum nesische Unternehmen zu den Hauptinvestoren in von Auslandschinesen an der Gesamtzahl der der Volksrepublik (M 4.39, auch M 3.44 auf börsennotierten Unternehmen S. 130). 4.26 Fertigen Sie ein Fließdiagramm über die familiären Beziehungen Herrn Lims (Quellentext S. 164) an, die für sein Unternehmen von Bedeutung sind und erläutern Sie mögliche Vorteile. 4.27 Belegen Sie am Beispiel von Herrn Lim Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale, die aus Sicht der westlichen Industrieländer als typisch chinesisch betrachtet werden (vgl. M 4.35). 4.28 Informieren Sie sich in Form von Gruppenarbeit mithilfe des Internets – z. B. über www.sccci.org.sg/index_e.html – über chinesische Netzwerke im Sekundären und Tertiären Sektor. 4.29 Überlegen Sie, inwieweit transnationale Unternehmen Ethnischer Chinesen wie z. B. die Charoen-Pokphand-Gruppe von Globalisierungsprozessen profitieren und ihrerseits mit ihren wirt- schaftlichen Aktivitäten den Globalisierungsprozess vorantreiben. Ziehen Sie hierzu auch das ein- leitende Kapitel zur Globalisierung heran (vgl. S. 26 – 29). 4.30 Erläutern Sie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Problematik, die mit der Bevölkerungs- gruppe der Ethnischen Chinesen in den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums verbunden ist. Differenzieren Sie dabei länderweise (vgl. auch S. 155 – 157).
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 152-179 Grenzüberschreitende regionale Kooperation im asiatisch-pazifischen Raum ADI (Mrd. US-$) (%) Herkunfts- Zielregion 90 18 region Entwicklungs- Indus- Weltweit Anteil an den weltweiten ADI 80 ADI 16 länder in S-, trie- 1996/ 2001 SO-,O-Asien staaten 1997 z. Vgl. 70 14 u. im Pazifik* 60 12 Hongkong* 25,25 0,38 25,63 9 50 10 Malaysia 1,54 1,55 3,73 0,3 40 8 Philippinen 0,02 0,11 0,14 Südkorea 1,45 1,07 3,10 2,7 30 6 Singapur* 10,69 0,58 11,26 10 20 4 Taiwan 0,79 0,68 2,89 5,5 10 2 Thailand 0,27 0,12 0,55 0 0 M 4.39 Räumliche Verteilung von ausländi- 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 schen Direktinvestitionen (ADI) aus asiatisch- M 4.40 Dynamik der ausländischen Direktinves- pazifischen Schwellenländern – Investitions- titionen (ADI) aus Asiens NICs 1990–2001 volumen in Mrd. US-$ 1997 / 1996 / 2001 * Die UN-Investitionsstatistik fasst die NICs unter die Gruppe der Entwicklungsländer M 4.39 und M 4.40 nach United Nations: World Investment Report(s) 1999, 2000, 2002. New York, Genf 1999, 2000, 2002 auf http://www.unctad.org Asiatisch-pazifische Unternehmen investieren in der eigenen Region Ausländische Direktinvestitionen (ADI) aus den nimmt das chinesische Mutterland selbst ein: Ins- asiatisch-pazifischen Schwellenländern und die besondere die ursprünglichen Herkunftsregionen damit verbundenen wirtschaftlichen Verflechtun- im Süden Chinas sind räumliche Investitionsziele. gen konzentrieren sich stark auf den asiatischen Allerdings müssen Taiwanesen ihre Investitionen Raum selbst (M 4.39 und 4.40). Erst in jüngster in der VR China aufgrund der dortigen politischen Zeit werden solche Aktivitäten auf die USA und Vorbehalte durch nichttaiwanesische Tochter- Europa ausgedehnt. Bei der Auswahl der Ziel- firmen tarnen. Bei einem beträchtlichen Teil der länder ihrer Investitionen stehen für asiatisch- Investitionen aus der Sonderverwaltungszone pazifische Transnationale Konzerne (TNC) Fak- Hongkong in die VR China handelt es sich um toren wie die Sicherung von bereits erlangten derartige Umwegfinanzierungen (vgl. M 3.44 auf Exportmärkten, das Umgehen von Handels- S. 130). Die Vorbehalte gegenüber Ethnischen restriktionen wie sie z. B. innerhalb der ASEAN Chinesen in Gastländern wie z. B. Indonesien bestehen oder die Existenz bestimmter ethnischer (M 4.35) verstärken den Abfluss chinesischen Strukturen wie z. B. Netze Ethnischer Chinesen Kapitals ins Ausland. Als Folge der Asienkrise (vgl. S. 164 – 167) im Vordergrund. Nur z.T. spie- kam es zu einem deutlichen Rückgang der Inves- len Lohnkostenvorteile eine Rolle. Vor allem eine titionen aus der asiatisch-pazifischen Region. auf geringerer Veredlungsstufe basierende arbeitsintensive Massenproduktion ist Ursache 4.31 Beschreiben Sie Volumen und räumliche für die Gründung von Filialbetrieben durch asia- Verteilung der ADI asiatisch-pazifischer Trans- tisch-pazifische Transnationale Unternehmen. nationaler Konzerne. Der Aspekt des Technologietransfers ist dagegen 4.32 Erklären Sie die besondere Rolle Hong- bei Investitionen in Europa oder den USA von kongs als Quellregion für asiatisch-pazifische größerer Bedeutung. Eine besondere Stellung für ADIs. Berücksichtigen Sie dabei auch Taiwan als Auslandsinvestitionen Ethnischer Chinesen Investitionsquelle.
Sie können auch lesen