Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de

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Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
Das katholische Magazin
                                                                                   im Pastoralen Raum
                                                                                     Südlippe-Pyrmont
                                                             Pastoraler Raum
                                                            Südlippe-Pyrmont

                                                                                       Ausgabe 1/2021

Halleluja!
Was man auf einer Reise zu den Orgeln und Organisten im
Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont erleben und lernen kann.
Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
Wir sind auch Sonntags für Sie da!
                                                                    BAUMPFLEGE    · SEILKLETTERTECHNIK
                                                                        Geöffnet von 10:00 bis 12:00 Uhr
                                 Wir suchen Sie als                      PROBLEMBAUMFÄLLUNG
                                 GESUNDHEITS-
                                 UND KRANKEN-
                                 PFLEGER (m/w/d)
                                                                         Blumenhaus
                                 IN DER
                                 GERIATRIE
                                                                         Schlieker
                                                                                Pyrmonter Straße
                                                                                               Straße 54
                                                                                                      54
                                                                                      32676 Lügde
                                                                                              Lügde
Wir machen Sie zur spezialisierten Pflegekraft!
                                                                      Tel. 0 52 81Tel.
                                                                                   / 7200152· Mobil 0171 8134600
                                                                                              81 / 7201
Detaillierte Informationen finden Sie auf unserer Homepage.
                                                                           www.blumenhaus-schlieker.de
                                                                                 Mobil 0171 8134600
             www.fachklinik-bad-pyrmont.de
                                                                           www.blumenhaus-schlieker.de

                                                              Durchbruch in der Tinnitus-Behandlung
                                                              Eine neue Therapie namens         Jahren unter Tinnitus leidet,
                                                              „Lenire“, die in jahrelanger      nur bestätigen: „Ich spürte
                                                              Forschung entwickelt wurde,       bei der ersten Lenire-Sitzung
                                                              gibt nun Anlass zur Hoffnung      diese angenehmen Strom-

Neue Tinnitus-
                                                              für alle Tinnitus-Betroffene.     stöße auf meiner Zunge. Nach
                                                              Eine veröffentlichte klinische    einer halben Stunde war das
                                                              Studie zu Lenire zeigt die Lin-   Programm vorbei und zwei

Behandlung.                                                   derung von Tinnitus-Symp-
                                                              tomen bei 86,2% der thera-
                                                                                                Tage später fühlte ich mich
                                                                                                wie neugeboren. Kein Piepen

Klinisch belegt.
                                                              pietreuen Teilnehmer nach 12      mehr. Gar nichts.“
                                                              Wochen. Lenire kombiniert         Dank David Häusler, dem Ge-
                                                              die akustische Stimulation des    schäftsführer von Hörsysteme
                                                              Gehörs mit einer sanften, elek-   Häusler, hat Hencke nun die
                                                              trischen Stimulation der Zun-     Lenire-Therapie in seinen Ta-

                    86,2 %
                                                              ge. Diese Reize führen über       gesablauf integriert, mit der
                                                              einen längeren Zeitraum zu        er endlich das unaufhörliche
                                                              Anpassungsprozes-                           Piepen aus seinen
                                                              sen im Gehirn, die                          Ohren      vertreibt:
                     der Teilnehmer einer                     die Wahrnehmung                             „Herrlich – endlich
                     klinischen Studie berichten von          des Tinnitus nach-                          kann ich wieder ru-
                     Verbesserungen ihrer Symptome.           haltig reduzieren.                          hig schlafen!“

                                                              All dies kann der                          Vereinbaren auch
                                                              erfolgreiche IT-Un-                        Sie bei Hörsysteme
      Jetzt Beratungstermin vereinbaren:                      ternehmer Mircea                           Häusler einen un-
                                                              Hencke aus Pader-                          verbindlichen Bera-
                  0800 7777 007                               born, der stressbe-                        tungstermin unter:
                                                              dingt seit über 16       Mircea Hencke     0800 7777 007
       Hörsysteme Häusler – 14x in der Region
Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
INHALT                                                                                                                Titelbild: Guido Theis mit Orgel-Schüler
                                                                                                                      Leon an der Orgel in St. Martin Blomberg
                                                                                                                                                         Foto: Flüter

VORGESTELLT: Interview mit Matthias Baumeister                                                                                                                ... 04
VORWORT: Pfarrer Stefan Schiller                                                                                                                              ... 05
SCHNELL, NEU UND BUNT IM INTERNET: Ein Blick auf die neue Website des Pastoralen Raums                                                                          ... 14
IMPULS: Vertrauen – Ein geistlicher Impuls von Pfarrer Stefan Schiller                                                                                        ... 15
KINDERSEITE: Der Natur auf der Spur                                                                                                                           ... 22
KULTUR DER ACHTSAMKEIT: Pastor Pascal Obermeier erarbeitet ein Institutionelles Schutzkonzept                                                                 ... 26
KONTAKTE UND PFARRBÜROS: Informationen des Pastoralen Raums Südlippe-Pyrmont                                                                                   ... 27
AKTUELL: Gottesdienste und Informationen zur Sommerkirche 2021                                                                                                ... 29
RÄTSELSEITE: Ein Rätsel über diese Ausgabe von ZOOM – Es warten tolle Gewinne!                                                                                ... 30

                                                    Liebe, Tanz, Wiegenlied und Schlachtenlärm
                                                    Das alles ist die Orgelmusik. Eine Reise zu den Orgeln und Organisten im Pastoralen
                                                    Raum Südlippe-Pyrmont mit Maria Potaschnikova, Günter Ostermann, Khadija Zeynalova,
                                                    Margarete Wolf, Jan M. und Guido Theis mit Leon und Nils                                                    ... 6

                                                    Krise? Welche Krise?
                                                    Das CORONA–SPEZIAL mit fünf Berichten aus dem Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont:
                                                    Geschichten über Mutmacherinnen und Mutmacher, die sich von Corona nicht haben
                                                    einschüchtern lassen.                                                                                     ... 16

                                                    Eine neue Idee fürs Kloster
                                                    Der ehemalige Leiter des Kupferbergs, Holger Busch, hat ein neues Projekt ins Leben gerufen:
                                                    das Tagungs- und Bildungszentrum Lügde. Der Standort der zukünftigen Bildungsstätte liegt
                                                    mitten in Lügde – im ehemaligen Franziskanerkloster.                                     ... 24

                                                    „Irgendwie schön“
                                                    Manchmal hat sie auch die Eltern schon betreut. Nach 46 Jahren im Kindergarten
                                                    St. Joseph geht Heidrun Diekmann in den Ruhestand. Die Kita St. Joseph ohne Heidrun
                                                    Diekmann: Das ist nach den vielen Jahren eigentlich nicht vorstellbar. ... 28

              Herausgeber: Pfarrer Stefan Schiller (V.i.S.d.P.)    Fotos* und Gestaltung:                       Druck und Verlag: Bonifatius GmbH
 IM PRESSUM

              Pastoraler Raum Südlippe-Pyrmont                     Pressebüro Karl-Martin Flüter                Geschäftsführer: Rolf Pitsch, Tobias Siepelmeyer
              Mittlere Str. 22, 32676 Lügde                        Tel.: 05251 8791900
              Tel.: 05281 96 88 28                                 Mail: info@pressebuero-flueter.de            Ein Kooperationsprojekt des Pastoralen Raums
              schiller@katholisch-in-suedlippe-pyrmont.de                                                       Südlippe-Pyrmont und „Der Dom“, Kirchen-
                                                                   Anzeigen: Astrid Rohde (verantwortlich)      zeitung des Erzbistums Paderborn
              Redaktion: Karl-Martin Flüter                        Tel.: 05251 153-222
              Tel.: 05251 8791900                                  Mail: anzeigen@bonifatius.de
              Mail: info@pressebuero-flueter.de                    Anzeigenverkauf: Monika Gräbner-Thieme
                                                                   Tel.: 05251 153-224
                                                                   Mail: monika.graebner-thieme@bonifatius.de   *wenn nicht anders gekennzeichnet

                                                                                                                                                                          3
Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
„Ich komme gerne wieder“
                                 Matthias Baumeister über seine Zeit als Priesterpraktikant
                                 im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont
                                 Herr Baumeister, mit welchen Gefühlen und welchen             sind, ein Zustand sein, der für weite Teile des Erzbis-
                                 Eindrücken blicken Sie zurück auf die sieben Wochen           tums gilt. Was konnten Sie aus der Erfahrung der Dia-
                                 in Südlippe und Bad Pyrmont?                                  spora lernen?
                                 Mit guten Gefühlen. Trotz Corona konnte ich viele Men-        Ich finde es wichtig, dass sich auch in dieser Situation
                                 schen in den Gemeinden kennenlernen und es war                Menschen zum christlichen Glauben hingezogen füh-
                                 ein gutes Gefühl, dass es trotz der Diasporasituation         len. Kirche wird in Zukunft viel mehr als Gemeinschaft
                                 und der vielen Kritik, die zurzeit auf die Kirche herun-      leben müssen. Wir müssen auf den anderen achten
                                 terprasselt, viele Menschen gibt, die sich engagieren –       und sehen, wie wir uns gegenseitig im Glaubensleben
                                 vor allem unter den jungen Leuten. Ich fühlte mich gut        unterstützen. Es kann nicht immer die Aufgabe des
                                 angenommen, auch vom Pastoralen Team. Das war für             Priesters sein, Anleiter zu sein, sondern die Menschen,
                                 die Gemeinde interessant, jemanden im Alltag kennen-          die von der gemeinsamen Hoffnung geprägt sind,
                                 zulernen, der Priester werden will. Ich bin gern im Pas-      müssen miteinander wirken.
                                 toralen Raum gewesen. Der Einblick in die vielfältigen
                                 Aufgaben war für mich eine neue Erfahrung.                    Von der Krise der Kirche war während der sieben
                                                                                               Wochen keine Rede?
                                 Welche Bereiche haben Sie kennengelernt?                      Nein, es ging in den Gesprächen immer um den indivi-
VORGESTELLT                      Ich bin froh, dass ich in viele Bereiche Einblicke gewin-     duell gelebten Glauben auf der Basis des Evangeliums,
                                 nen konnte, auch wenn einiges wegen Corona ausge-             nicht um die Institution. Auch nach meinen Erfahrungen
                                 fallen ist, etwa die Messdienergruppen. Ich habe Kom-         im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont kann ich sagen:
                                 munionkinder begleitet oder habe an Sitzungen von             Wir dürfen hoffnungsvoll sein wegen der Menschen,
                                 Kirchenvorständen teilgenommen.                               die ihren Glauben leben, Hoffnung daraus gewinnen
        Matthias Baumeister                                                                    und diese Hoffnung mit anderen teilen. Diese Einstel-
   (33) will Priester werden.    Was halten Sie nach Ihren Erfahrungen für besonders           lung hat das Gemeindeleben geprägt.
        Der junge Mann aus       wichtig, damit ein Pastoraler Raum gut funktioniert?
        Dortmund war nach        Südlippe-Pyrmont hat einen Verwaltungsleiter, Matthias        Was ist Ihre Motivation, Priester zu werden?
        dem Abitur zunächst      Janda, der den Pfarrer in der Organisation und Verwal-        Den Menschen die frohe Botschaft zu bringen, das
   Einzelhandelskaufmann         tung des doch großen Raums unterstützt. Das finde ich         Evangelium. Auch die Möglichkeit, aus dieser Gewiss-
   geworden. Nach sieben         gut. Ich will nicht Priester werden, um vor allem Ver-        heit leben zu können und die Hoffnung für das eige-
    Berufsjahren in Düssel-      waltungsaufgaben abzuarbeiten. Das hat mir auch ein           ne Leben daraus zu nehmen. Als Begleiter für andere
  dorf entschied er sich für     wenig die Sorge genommen, vor Herausforderungen               Menschen in schwierigen Situationen da zu sein.
     die Priesterausbildung.     zu stehen, denen man eventuell nicht gewachsen ist.
        Zurzeit studiert er im                                                                 Wie schwer ist es, in diesen Zeiten zu dem Entschluss
        zweiten Semester in      Haben Sie in den sieben Wochen Praktikum gemerkt,             zu stehen, Priester zu werden?
       Paderborn Theologie.      wo Ihre zukünftigen Schwerpunkte liegen könnten?              Das war bei mir ein Entwicklungsprozess mit Höhen
      Im Frühjahr hat er das     Im Pastoralen Raum gibt es viele Altenheime, Kliniken         und Tiefen, auch mit Fragestellungen bezüglich des
       Leokonvikt als Wohn-      und Rehakliniken. Menschen zur Seite zu stehen, die           eigenen Lebens: Passt das in meine Lebensplanung?
         ort mit Räumen im       schwer krank sind oder aus einer schweren Krankheit           Ist das eine Aufgabe, die ich mir zutraue? Dem muss
       Gemeindezentrum St.       zurückfinden ins Leben, interessiert mich. Diese Men-         man sich stellen. Man muss manchmal auch unange-
      Martin getauscht. Sie-     schen haben großen Gesprächsbedarf und wissen oft             nehme Fragen aushalten.
    ben Wochen war er als        nicht, wie es weitergeht. Ich habe in der Familie viel Zeit
    Praktikant im Pastoralen     mit meinen Großeltern verbracht. Vielleicht komme ich         Offensichtlich sind Sie ermutigt nach Paderborn
   Raum Südlippe-Pyrmont         deshalb gut mit älteren Menschen zurecht.                     zurückgefahren.
  unterwegs. Zoom sprach                                                                       Ja. Ich komme auch gerne wieder. Ich werde den Kon-
         mit ihm über seine      Der Pastorale Raum Südlippe-Pyrmont ist durch die             takt aufrechterhalten, weil das für mich einfach eine
                 Erfahrungen.    Diasporasituation geprägt. Das wird, wenn Sie Priester        wahnsinnig gute Zeit war.

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Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
Liebe Leserinnen und Leser!
„Und, was macht das so mit dir ...?“ Dieser Satz löst                kalischen Schwerpunkt,
ein durchaus ambivalentes Kopfkino aus. Bilder von                   denn wir sind auch im
Stuhlkreisen tauchen dann auf, in denen jeder und                    „Internationalen Jahr der
jede irgendwas von sich mitteilen soll – mehr oder                   Orgel“ unterwegs. Auch
weniger gerne.                                                       Musik macht etwas mit
   Trotzdem ist diese Frage, wenn auch vielleicht                    uns Menschen.
anders sprachlich umkleidet, wichtig. Erlebnisse, Erfah-                 Wenn wir uns als
rungen, Veränderungen – sie hinterlassen ihre Spuren                 denkende, fühlende und                              Pastoraler Raum
in uns Menschen. Manchmal stellen sie unser ganzes                                                                      Südlippe-Pyrmont
                                                                     glaubende Wesen ernst
Leben auf den Kopf. Unsere Sicherheiten. Unsere Plä-                 nehmen, dann sollte es
ne. Alles, was wir uns so ausdenken. Wenn wir im                     keinen vergangenheits-
zweiten Jahr von Corona sind, dann ist bei vielen die                vergessenen Neustart
verständliche Sehnsucht da, dass alles wieder so wird                geben. Was etwas mit
wie vorher. Aber das wird nur bedingt so sein. Wir                   uns macht, das kann immer auch in neue und ande-
können und sollten das Geschehene nicht auszulö-                     re Wege umgesetzt werden. Ich wünsche Ihnen viel
schen versuchen, sondern uns der Frage stellen: Was                  Vergnügen beim Lesen und eine schöne, erholsame
hat das mit mir gemacht, mit unserer Gesellschaft,                   Sommerzeit!
unserer Kirche.
   Einige Antworten, die Menschen in ihrem Umfeld                    Ihr Pfarrer Stefan Schiller
und mit ihrem konkreten Engagement gegeben                           Leiter des Pastoralen Raums
haben, finden Sie in diesem Heft. Ebenso einen musi-                 Südlippe-Pyrmont

                                                                 Wir können
                                                                 auch online.
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    und Wohlbefinden in Blomberg
                 Kathrin Ridder
                 Bahnhofstraße 1
                 32825 Blomberg            Öffnungszeiten:
                 Tel. 05235 / 99000        Montag - Freitag 08:00 - 13:00
                 Fax 05235 / 99003                          14:30 - 18:30
                 info@nelken-apotheke.de   Samstag          08:00 - 13:00

                                                                                                                                           5
Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
Liebe, Tanz,
    Wiegenlied und
    Schlachtenlärm
    Das alles ist die Orgelmusik. Eine Reise zu den Orgeln
    und Organisten im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont

    Von Karl-Martin Flüter
    (Text und Fotos)

    Die Orgel ist ein Kulturgut allererster Güte. Seit Jahrhun-   erklingen lässt. Das hat die Orgel zu einer besonders
    derten begleitet Orgelmusik christliche Gottesdienste.        gut geeigneten Begleiterin für die musikalische Gestal-
    Der Klang der Orgel und die Musik, die Komponisten            tung von Gottesdiensten gemacht. In der katholischen
    für die Orgel geschrieben haben, haben wie kaum ein           Kirche spielt die Orgel die Rolle einer Dienstleisterin,
    anderes Instrument die Gefühle und das religiöse Emp-         zuständig für die Begleitung der Liturgie. Gleichzeitig
    finden der Menschen bestimmt und Hoffnungen und               genießt das Instrument große musikalische Freiheit. Die
    Visionen einen Ausdruck gegeben.                              Orgelimprovisation ist ein wichtiges Element im Ablauf
        Orgeln sind technische Wunderwerke. Sie haben             einer Messe.
    von Künstlern und von Handwerkern immer nur das                   Eine Reise zu den Orgeln zwischen Bad Pyrmont und
    Beste gefordert. Deshalb sind sie bis heute Innovati-         Feldrom ist eine Reise in die Geschichte der Region, die
    onstreiber, die den Fortschritt voranbringen.                 immer von der Religion geprägt war. Sie ist auch eine
        „Die Orgel kann alles“ ist ein Satz, der in den Gesprä-   Reise zu den Menschen, die oft unerkannt hoch oben
    chen mit den Organisten aus dem Pastoralen Raum               auf der Orgelbühne ihre Kunst ausüben. Die Recherche
    häufig gefallen ist. Tatsächlich nimmt die Orgel unter        für diesen Text entstand während einer sommerlichen
    den Instrumenten eine Sonderrolle ein, nicht nur wegen        Fahrt durch das südliche Lippe. Aus der Hitze, dem flir-
    ihrer Größe und Komplexität, sondern weil sie fast jedes      renden Glanz über den Äckern und dem tiefen Grün der
    andere Instrument vertreten kann. Die Orgel ist ein the-      Wälder ging es hinein in die kühlen Kirchen. Die Orgeln
    atralisches Instrument, das ein ganzes Orchester mühe-        klangen wie ein Lobpreis – so als würde die Landschaft
    los imitiert, aber auch die leise Flöte eines Schäfers        im Orgelklang ein Echo finden.

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Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
Großer Gott, wir loben dich                             Schützenfest Besuch von Abordnungen aus dem              Die Orgel ist ein unendliches
                                                                                                                 Thema: Maria Potaschnikova an
                                                        Paderborner Land hatten und Gastgeber und Gäste          der Orgel in St. Georg in Bad
Die Kapelle St. Josef liegt am Ortsrand von Feldrom,    beseelt vom Fest aus voller Brust „Großer Gott, wir      Pyrmont.
dem westlichsten und einzigen Ort im Pastoralen         loben dich“ schmetterten. Da konnte auch die Swee-
Raum Südlippe-Pyrmont, der jenseits der Egge liegt.     linck 10 nicht mithalten.
Jan M. ist hier aufgewachsen. Er kennt fast jeden im
Dorf. Er gehört dazu, auch weil er der Kirchenorga-     „Man muss die Leute mitnehmen.“
nist ist, seit 22 Jahren schon. Damals war er noch
Student und musste von Bielefeld sonntagsmorgens        „Spitze, Absatz, Spitze.“ Guido Theis unterbricht mit-
den ersten Zug nehmen, um pünktlich zur Messe auf       ten im Gespräch und ruft die Worte Nils zu. Der Jun-     „Spitze, Absatz, Spitze.“ Guido
                                                                                                                 Theis unterrichtet Nils an der
der Orgelbühne zu sitzen. Oft holte ihn der Pastor in   ge schaut auf seine Füße. Wie soll das gehen, was        Orgel in der Blomberger Kirche
Bad Meinberg am Bahnhof ab.                             Guido Theis von ihm verlangt?                            St. Martin
   Das Instrument, über das Jan M. von der Orgel-
bühne in die Kirche schaut, passt zu der kleinen
Gemeinde St. Josef. Die Kapelle ist ein schöner, aber
bescheidener Gottesdienstraum und die Orgel hat
kein Gebläse, das zahllose kleine und große Pfei-
fen mit Luft versorgt, sondern es handelt sich um
ein digitales Instrument aus den 1990er Jahren, eine
Sweelinck 10, gebaut von der holländischen Firma
Johannus. Orgelpfeifen hat auch diese Orgel – aber
es sind Schaupfeifen ohne musikalische Funktion.
Sie sollen die Lautsprecher verdecken.
   Laut ist das Instrument auch ohne Pfeifen. Wenn
Jan M. alle Register zieht und in die Tasten greift,
fühlt es sich an, als würde die Kapelle beben. Jan
M. lacht. „Früher, vor der Renovierung, klapperten
die Fenster“, sagt er. Er kann sich nur an einen
Tag erinnern, an dem er die Orgel tatsächlich nicht
mehr hören konnte. Das war, als die Feldromer beim

                                                                                                                                                   7
Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
Guido Theis ist kein Fußballtrainer, der seinen       CH für Chorleitung. 46 Jahre lang, bis zur Rente, hat
                                      Schülern Tricks mit dem Ball beibringt. Er möchte         er diese Aufgaben ausgefüllt. „Ich wollte nie etwas
                                      von seinem Orgelschüler Nils eine mächtige Bass-          anderes“, sagt er. Die Eltern hatten ihn überredet,
                                      linie hören, gespielt mit den Füßen auf den Pedalen       zuerst einen „richtigen“ Beruf zu erlernen. Weil die
                                      der Orgel in der Blomberger Kirche St. Martin. Das        nächste Orgelbau-Werkstatt weit entfernt war, wurde
                                      Instrument stammt aus der Werkstatt des Orgelbau-         er Gürtler, ein Metallberuf, der mit dem Feinmecha-
        Foto auf der rechten Seite:
 Seit 53 Jahren sitzt Günter Oster-   meisters Siegfried Sauer in Höxter-Ottbergen. 1977        niker vergleichbar ist. Kaum war die Lehre beendet,
  mann auf diesem Platz an der        wurde die Orgel in die Kirche eingebaut, 23 Register,     wechselte er 1968 als „KOCH“ zur Kirche. Das war
   Stockmann-Orgel in St. Marien
                                      zwei Manuale, groß genug, um das weite Kirchen-           damals eine anstrengende Arbeit. Sonntagsvormit-
 Lügde. Er spielt mit dem Rücken
zur Kirche. Das Geschehen unten       schiff mit Klang zu überfluten. Hier unterrichtet Guido   tags wurden vier Messen gelesen und Günter Oster-
    am Altar behält er über einen     Theis seine Orgelschüler Nils, 11, und Leon, 15.          mann war zwischen Orgelbühne und Sakristei im
                  Spiegel im Blick.
                                          „Diese Orgel hat richtig Qualität und sie ist gut     Dauereinsatz.
                                      gewartet“, sagt Guido Theis, „so etwas könnten wir           Auch im Ruhestand bleibt er der Orgel treu. 53
                                      uns als Gemeinde heute gar nicht mehr neu erlau-          Jahre auf der Orgelbühne sind mittlerweile zusam-
                                      ben, allein diese besondere Zinnqualität der Pfeifen.“    mengekommen. Fünf Pfarrer hat er im Amt erlebt.
                                      Mindestens 1, 5 Millionen Euro würde ein vergleich-       Die Orgel und Günter Ostermann: Das ist eine Ein-
                                      bares Instrument heute kosten, schätzt er. Ausreizen      heit.
                                      kann er die Qualität nicht, wenigstens nicht immer.
                                      Sogar Theis, der die Orgel eigentlich gut kennt, muss     Eine kleine Orgelgeschichte
                                      manchmal bei den Zuhörern unten in der Kirche
                                      nachfragen, ob es nicht zu laut gewesen ist. „Auch        Maria Potaschnikova ist eine kleine, lebhafte, sehr
                                      eine Orgel kann Zuhörer überfordern, damit muss ein       aufmerksame Frau. Mit ihr über Orgeln und Orgel-
                                      Organist rechnen. Man muss die Leute mitnehmen“,          musik reden zu wollen ist etwas naiv. Das ist, als
                                      sagt er.                                                  wenn ein Tischler über Holz oder ein Buchhändler
                                                                                                über Bücher reden sollte. Wo anfangen, wo auf-
                                      Der KOCH in der Kirche                                    hören? Zum Treffen in der Kirche St. Georg in Bad
                                                                                                Pyrmont hat Maria Potaschnikova eine Tasche voller
                                      Günter Ostermann war nicht viel älter als Nils und        Noten mitgebracht, das will sie alles vorspielen. Vor-
                                      Leon, als ihn die Kirchengemeinde St. Marien in           her aber startet sie mit einem Exkurs zur Geschichte
                                      Lügde als hauptamtlichen Organisten anstellte. 1968       der Orgel in St. Georg. Das setzt ausführliche Erläute-
                                      war das, vor 53 Jahren. Die Beatles hatten gerade         rungen zur Geschichte des Orgelbaus in der westfä-
                                      das „White Album“ veröffentlicht, in Berlin gingen        lischen Orgellandschaft Westfalen-Lippe voraus. Und
                                      die Studenten auf die Barrikaden. Günter Ostermann        das wiederum führt zum Orgelbauer Anton Feith und
                                      wurde KOCH in Lügde: K für Küster, O für Organist,        dessen Sohn Anton Feith II.

    Vorspiel: Guido Theis und Nils
lauschen Orgel-Schüler Leon. Der
            Spiegel rechts oben ist
ein Hilfsmittel für den Organisten,
   der mit dem Rücken zum Altar
      sitzt und so den Ablauf der
        Messe mitverfolgen kann.

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Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
1902 übernahm Senior Feith die Eggert Orgelbau-
Anstalt in Paderborn. Nach 1930 setzte der Junior das
Werk des Vaters fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg
gab es einen großen Bedarf an Kirchenorgeln. Allein
Anton Feith II. baute mehr als 800 Orgeln in seiner
Paderborner Firma. Eine von ihnen ist die Orgel in
der katholischen Pfarrkirche St. Georg Bad Pyrmont:
1966 fertiggestellt, 23 klingende Register und – Ach-
tung, das ist das Besondere! – elektrisch gesteuert.
    Maria Potaschnikova kann dem Laien verständ-
lich die Vorzüge der Feith-Orgel erläutern. Weil die
Verteilung des Windes für die Pfeifen elektrisch und
nicht pneumatisch gesteuert wird, reagiert die Orgel
schneller, geschmeidiger, ja, vielleicht sogar ele-
ganter als eine pneumatische Orgel. Sie ist deshalb
auch sehr gut für Konzerte geeignet. Die Verspätung
zwischen dem Tastendruck am Spieltisch und dem
Erklingen des Tons in der Pfeife „ist minimal“, sagt
Maria Potaschnikova, „deshalb ist diese Orgel so gut
für Virtuosen geeignet. Diese Orgel kann alles.“

Orgelmusik für Maria
2020 war ein Jahr, das für Dr. Khadija Zeynalova im
Zeichen von Maria stand. Im September fand in
der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Detmold die
Uraufführung des Konzerts „Ave Maria – Meryem
Ana“ statt. „Maria wird in den drei Religionen Chris-
tentum, Judentum und Islam verehrt“, sagt Khadija
Zeynalova. „Für mich war diese Komposition die
Möglichkeit, die Kulturen zusammenzubringen.“
    Das Werk war ein Kompositionsauftrag des Minis-
teriums für Kultur und Wissenschaft in NRW. Gespielt
wurde es von einem Ensemble in einer ungewöhn-
lichen Besetzung: drei Gesangssolisten, Akkordeon,
Orgel, Violine und Cello. Die Orgel in der Heilig-Kreuz-
Kirche spielte Khadija Zeynalova selbst. Noch im
selben Jahr hatte die Komponistin das Stück „Maria
durch die Wüste ging“ geschrieben. Aufgeführt wur-
de es im Februar 2021.
    Khadija Zeynalova weiß, dass die künstlerische
Annäherung an die Jesus-Mutter Maria von ihrer Tätig-
keit als Organistin in der Christkönigskirche in Bad
Meinberg geprägt ist. Seit 2005 spielt sie dort die
Orgel. Khadija Zeynalova hatte bereits in Aserbaid-
schan Komposition und Musikwissenschaft studiert,
als sie ihr Studium an der Hochschule für Musik in
Detmold und an der Universität Paderborn fortsetzte.
2012 promovierte sie im Fach Musikwissenschaft.
    „Ich mag diese Orgel“, sagt sie auf der Orgelbühne
der Christkönigskirche. Orgeln laden ein, ihre Klang-
fülle auszuspielen. Khadija Zeynalova hält sich lieber
zurück. Kraftmeierei liegt ihr nicht. Ihr Werk als Kom-
ponistin ist vielgestaltig, aber es weist eine zuneh-

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Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
Khadija Zeynalova ist Organistin   mende Tendenz zu sakralen Themen auf: Maria, die           land. Die Ökumene liegt ihm auch musikalisch nahe,
in Bad Meinberg. Guido Theis vor
 dem mächtigen Orgelprospekt in
                                     im Christentum, im Islam und im Judentum als Inbe-         aber die Förderung der katholischen Kirchenmusik in
             St. Martin Blomberg.    griff der Mütterlichkeit und der Aufopferung, aber auch    seiner Wahlheimat ist seine Lebensaufgabe.
                                     der praktischen Intelligenz und des Engagements gilt.          Kirchenmusik hatte Guido Theis schon in Köln
                                         Wer die Kompositionen von Khadija Zeynalova            studiert. Es folgte die Ausbildung zum Konzertmeis-
                                     gehört hat, sieht auf die Marienfiguren in den Kirchen     ter in Detmold. Theis ließ sich in Schieder nieder.
                                     mit anderen Augen, auf jeden Fall aber mit mehr Auf-       Seitdem sind er und seine Frau Dr. Claudia Theis aus
                                     merksamkeit. Khadija Zeynalova plant weitere Arbei-        der regionalen Musikszene nicht wegzudenken. Er
                                     ten, vielleicht in der Instrumentierung von Orgel und      leitet Chöre, sie eine Musikschule. Beide treten auf,
                                     Akkordeon. Maria wird ihr Thema bleiben.                   Guido Theis vor allem an seiner Hausorgel in St.
                                                                                                Martin in Blomberg. Beide sind in der Kirche aktiv.
                                     Ein Rheinländer in Lippe                                   Zurzeit bereitet Guido Theis mit Pfarrer Stefan Schiller
                                                                                                eine Reihe von Orgelkonzerten vor, die unter dem
                                     Nils‘ Füße gleiten mittlerweile geschickter über die       Namen „Musik am Sommerabend“ zum zweiten Mal
                                     hölzernen Basspedale. Guido Theis hockt neben ihm,         nach 2020 in der Lügder Kirche St. Kilian stattfinden
                                     zeigt ihm die richtigen Pedale, springt dann auf, um       sollen.
                                     die Noten aufzuschreiben, lobt, erläutert, ermutigt,           Während Nils von der Mutter abgeholt wird, spielt
                                     geht wieder in die Hocke. „Wo sind deine Augen?            Leon Akkordfolgen. Seit anderthalb Jahren ist Guido
                                     Nicht nach unten schauen“, mahnt er. Orgelspielen          Theis sein Lehrer. Ein bis zwei Stunden übt der Junge
                                     ist auch eine Körpersache. Die Manuale, die Regis-         täglich zu Hause am Klavier. Er will auf jeden Fall
                                     ter, die Basspedale am Fußboden, die Lautstärke: Das       weitermachen. Auf die Frage, was ihm am besten an
                                     fordert alle Sinne. Zu Hause übt Nils am Klavier. „Das     der Orgel gefällt, fällt schon wieder dieser Satz: „Es
                                     ist hier schon etwas ganz anderes“, sagt er ein wenig      ist alles möglich.“
                                     erschöpft. Guido Theis lächelt. Er will die Jungs nicht        Leon hat schon während einer Messe gespielt.
                                     überfordern. So viele Talente gibt es nicht, die meisten   Als der Bischof aus Paderborn zu Besuch war, hat er
                                     Jugendlichen wachsen heute kirchenfern auf. Orgel-         dessen Auszug aus der Kirche musikalisch begleitet.
                                     musik sagt ihnen nichts.                                   Jetzt übt er Improvisationen. Baut Akkord auf Akkord,
                                         Guido Theis hat sein ganzes Leben mit der Orgel,       versucht Stimmungen zu variieren. Zum Orgelspiel in
                                     der Musik und der Kirche verbracht. Vor vierzig Jah-       der Kirche gehört die Improvisation. Aber auch das
                                     ren ist er aus Köln nach Lippe gekommen, ein rhei-         muss man lernen. „Ich improvisiere oft nach der Pre-
                                     nischer Katholik ins evangelisch-reformierte Lipper-       digt“, sagt Guido Theis und lächelt. „Ich lasse mich

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von dem anregen, was bei der Predigt gesagt wurde.         wie strahlender, offensiver wirkt. Dann kommt Bach        Die Jesuitenkirche in Falkenhagen
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Damit müssen die Pfarrer leben.“                           und dann ein lettisches Volkslied: „Wehe Windchen“,       Orgel spielt.
                                                           das so zärtlich klingt, wie der Titel sich anhört. Dann
Von Frescobaldi bis Bill Haley                             „Ländliche Tänze“, bei denen sich der Komponist-
                                                           Hannes Meyer viel Mühe gemacht hat, die Orgel wie
Maria Potaschnikova hat in Moskau auf dem Tschai-          ein Jahrmarktsinstrument klingen zu lassen, um bay-
kowski-Konservatorium Orgel studiert, der wohl             rische Volkslieder angemessen zu Gehör zu bringen.
renommiertesten musikalischen Ausbildungsstät-             Diesen Klang, eigentlich eine Zumutung für eine Kir-
te Russlands. Als sie Ende der 1980er-Jahre nach           chenorgel, bringt die Feith-Orgel tadellos.
Deutschland kam, blieb ihr Können nicht lange                  Den Abschluss macht „Rock around the clock“, Bill
unerkannt. Schließlich konnte sie in Hannover Kir-         Haley, 1956. Die Orgel meistert auch das. Vielleicht
chenmusik studieren, um mit dem Diplom für beide           fehlt ein wenig der Swing. Aber wer will das schon
Konfessionen abzuschließen. Sie ist im Hamelner            von einem so großen Instrument wie der Orgel
Münster Organistin, einer evangelischen Kirche mit         erwarten. Ein wenig Hüftsteife ist ihr erlaubt.
drei Orgeln, und an der katholischen Kirche St. Georg
in ihrem Heimatort Bad Pyrmont. Dort leitet sie auch       Der Zimbelstern
den Kirchenchor St. Cäcilia.
    „Orgel ist Liebe, Tanz, Wiegenlied, Schlachtenlärm“,   In dem hohen neogotischen Kirchenschiff von St.
sagt sie und packt zum Beweis die Noten aus. Sie           Marien in Lügde hängt die Orgelbühne fast unter der
fängt an mit Girolamo Frescobaldi, einem Komponis-         Decke. Seitdem die Kirche und das Instrument 1992
ten des Frühbarocks, der auch am Petersdom in Rom          renoviert wurden, findet auch der Kirchenchor dort
arbeitete und Messen, aber auch Battaglien, musi-          Platz. Dafür musste die Konstruktion jedoch um eini-
kalische Schlachtengemälde, für die Orgel schrieb.         ge Meter nach vorne verlegt werden. Vorher hatte
Maria Potaschnikova spielt die „Chromatische Tocca-        sich die Orgel komplett in dem historischen West-
ta während der Elevation“, die bei einem eucharisti-       turm von 1353 befunden, jetzt sitzt Günter Ostermann
schen Gottesdienst gespielt wird, wenn der Priester        an seinem Spieltisch auf einer Art Balkon in schwin-
die gewandelten Gaben zeigt. Dann folgt Couperin,          delnder Höhe. 32 enge Stufen geht es hoch zu ihm.
der etwa ein Jahrhundert später ebenfalls Orgelmes-        Von unten sehen die Gottesdienstteilnehmer nur
sen komponierte. Maria Potaschnikova spielt wieder         den silbernen Stern, der oben an der Außenseite der
die Elevation, die bei Couperin wie bei Frescobaldi        Orgelbühne angebracht ist: ein „Zimbelstern“. Günter
andächtig verhalten im Grundton ist, aber irgend-          Ostermann kann an seiner Orgel mit einem Knopfdruck

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Musik am Sommerabend                    einen E-Motor starten, der wiederum ein hell klingen-             In ihrer Schlichtheit, ohne Wandbilder und Statuen,
         in St. Kilian Lügde              des Glockenspiel in der Orgel erklingen lässt. Gleichzeitig   verkörpert die ursprünglich katholische und seit der
                                          setzt sich der Zimbelstern rasend schnell in Bewegung.        Reformation evangelische Klosterkirche die protestanti-
     2020 hat die St. Kiliankirche        Mehrmals in der Sekunde decken seine Arme den Klang           sche Glaubenskultur. Die katholische Kirche St. Michael
      in Lügde eine Walker-Orgel          des Glockenspiels ab, eine vielfache, sehr kurze Laut-        ähnelt heute nach einigen Um- und Rückbauten mit
  erhalten. Das war Anlass, dort          unterbrechung, die die Zuhörer unten im Kirchenschiff als     ihrem in schlicht gehaltenen Barock weitgehend wieder
     die Konzertreihe „Musik am           Tremolo hören – ein aufgeregt jubilierendes Glockenspiel      der Kirche, die die Jesuiten gründeten. Das lange Kir-
   Sommerabend“ ins Leben zu              hoch über der Melodie.                                        chenschiff ist voll mit Standbildern von Heiligen, an den
   rufen, die in diesem Jahr wie-             Eigentlich ist der Zimbelstern eine Idee aus dem          Wänden hängt der Kreuzweg, vorne steht ein kleiner,
derholt wird. Die Pfarrkirche aus         Barock. Damals kamen derartige Klangspielereien gut           aber feiner Barockaltar.
dem 12. Jahrhundert ist von Juli          beim Publikum an. Zu dem spätromantischen Klangbild               Orgel wird in beiden Kirchen gespielt, das eint Evan-
bis September Ort unterschied-            der Stockmann-Orgel in St. Marien passt das eher nicht.       gelische und Katholiken. In St. Michael spielt Margarete
  licher Konzerte, die der Bezug          Nur bei großen Kirchenfesten, wenn es richtig feierlich       Wolf seit 13 Jahren ein Instrument aus dem Jahr 1850.
      auf die Gottesmutter Maria          werden soll, lässt Günter Ostermann den Zimbelstern           Damals ist sie eingesprungen, als es keinen Organisten
 eint. Die eintrittsfreien Abend-         erklingen. Dann mischt sich der helle tremolierende Klang     mehr gab. Viel Vorerfahrung außer dem Klavierunterricht
       andachten von etwa einer           mit dem Klingeln der Messdiener unten am Altar: ein           in der Jugend hatte sie nicht. „Günter Ostermann aus
 Stunde beginnen in der Regel             überwältigendes, vielstimmiges musikalisches Halleluja.       Lügde hat mir am Anfang sehr geholfen“, sagt sie.
 um 19.00 Uhr. Um telefonische                Dieser Zimbelstern-Effekt ist heute aus der Rock-             Schon lange kennt sie das Repertoire in- und aus-
    Voranmeldung wird gebeten:            musik bekannt. In den Leslie-Verstärkern, die auf vielen      wendig. Eine kurze Besprechung mit dem Priester vor
                        05281/7123        Pop- und Rockbühnen dieser Welt stehen, drehen sich           der Messe reicht in der Regel. Vor der Pandemie spielte
                                          Rotoren, die den Schall ähnlich verändern wie ein Zim-        sie drei Messen am Wochenende und zwei unter der
                       Das Programm       belstern. Die massiven Soundwälle der Rockmusik, die          Woche, außer in Falkenhagen auch in den Filialkirchen
                Fr, 11.7. Sommerliche     den Zuhörer durch ihre pure Klanggewalt überwältigen:         St. Josef in Niese und in St. Marien in Sabbenhausen.
                           Abendmusik     Vielleicht ist eine Nähe zum Klangideal der Orgeln und        Mit Corona ging die Zahl der Einsätze drastisch zurück.
    Fr, 23.7. Holzbläser-Rezital mit      ihrer voluminösen Intonation, die Kirchenmauern erzittern     Auch die Rhythmusgruppe St. Michael, die Margarete
                  Prof. Norbert Kaiser,   lässt, gar nicht so zufällig?                                 Wolf leitet, hat unter der Pandemie gelitten. Margarete
        Musikhochschule Stuttgart             Bei Besuchern, die nichts ahnen, zieht Günter Oster-      Wolf hofft, dass die Gruppe in den kommenden Mona-
   Fr, 30.7. Vertonungen zum 400.         mann immer alle Register und greift dann voll in die          ten wieder den Probenbetrieb aufnehmen wird. Sicher
Todesjahr des Orgelvirtuosen Jan          Tasten – um mit einem listigen Lächeln zu beobachten,         ist sie sich da nicht.
  Pieterszoon Sweelinck und sei-          wie sie, attackiert von der frontalen Klangwand aus den           Die Orgel wird sie auf jeden Fall weiterspielen. Aus
 ner norddeutschen Orgelschule            Orgelpfeifen, einen kleinen Schockmoment erleben. Die         der Notlösung von vor 13 Jahren hat sich eine echte
                     Fr, 13.8. Musik zu   Stockmann-Orgel aus dem Jahr 1919 hat richtig Dampf.          Liebe entwickelt. „Die Orgel ist als Instrument nicht zu
                   Maria Himmelfahrt      Man darf sich durchaus an den Sound einer Rockband            übertreffen“ sagt Margarete Wolf, „sie kann leise mit
          Fr, 27.8. Streicherklang mit    erinnert fühlen.                                              einer Solostimme spielen, aber auch festlich und feier-
                           Orgelgesang                                                                  lich. Alles ist möglich.“ Noch immer bekommt sie eine
       Fr, 10.9. Triduum: Ave Maria-      Die Orgel eint die Konfessionen                               Gänsehaut, wenn es in der Kirche richtig feierlich wird
   Vertonungen zu Maria Geburt                                                                          oder wenn sie bei Hochzeiten spielt: „Heiraten ohne
                  (Khadija Zeynalova)     Als der Zimbelstern in Mode war, im 17. Jahrhundert, weih-    Orgel, das könnte ich mir nicht vorstellen.“
                  So, 12.9. Musik zum     ten die Jesuiten eine neue Kirche in Falkenhagen ein. Seit
         Namenstag, Stabat-Mater          dem 13. Jahrhundert hatte es dort ein Kloster gegeben,        Der eine oder andere Rempler darf sein
von Pergolesi, Solisten unter Lei-        dessen Gebäude und Grundbesitz 1596 aufgeteilt wur-
 tung von Maria Potaschnikowa             den. Die ehemalige Klosterkirche mit den Klausurgebäu-        Wie Falkenhagen ist Feldrom ein zweigeteiltes Dorf.
               Mi, 15.9. Beatae Maria     den wurde lutherisch, die Jesuiten übernahmen einige          Das Oberdorf war schon immer katholisch, gehörte
  Virginis Pergolesi; Stabat-Mater        Jahre später den katholischen Teil von Falkenhagen. 1695      lange zum Hochstift Paderborn und später zu Preu-
   Vertonungen zum Gedenktag              richteten sie in einem leerstehenden Wirtschaftsgebäu-        ßen. Dieses Feldrom schreibt sich mit F am Anfang.
   an die 7 Schmerzen Mariens,            de eine katholische Kirche ein.                               Das untere Dorf schrieb sich Veldrom mit V und ist
  Mitglieder des Ökumenischen                 Diese Kirche gibt es bis heute, so wie die Trennung       seit der Reformation evangelisch. Es gehörte noch nie
 Chores Schieder-Schwalenberg             zwischen den Konfessionen bis heute in Falkenhagen            zum Hochstift und schon lange zu Lippe. „Es gab zwei
  unter Leitung von Guido Theis           räumlich nachverfolgt werden kann. Die Hauptstraße, die       Schulen und zwei Feuerwehren. Zwei Kirchen gibt es
 So, 3.10. Marienvesper zum Tag           durch den Ort verläuft, trennte lange die katholische von     immer noch“, sagt Jan M., der Organist.
              der deutschen Einheit       der evangelisch-reformierten Bevölkerung. Die beiden              Feldrom war nie reich. Die Arbeit im Wald und die
      (u. a. Schola von St. Marien,       Kirchen waren wie Statthalter der jeweiligen Konfession       Landwirtschaft waren die Hauptverdienstquellen.
               Detmold, Leitung von       oder wie zwei Glaubensburgen, die sich auf wenigen            Aber eine Orgel hatte die Kirche im Dorf, die eigent-
                   Prof. Markus Brenk)    Metern gegenüberstanden.                                      lich eine Kapelle war – auch wenn es nicht für eine

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„echte“ Orgel, sondern „nur“ für die digitale Sweelinck      zurück, die aus Feldrom in die Welt gegangen sind.       An Heiligabend drängen sich die
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10 reichte. Als die Kapelle St. Josef vor fünf, sechs Jah-   Alle treffen sich Heiligabend in der Christmette.        Sogar die Orgelbühne ist dann
ren renoviert wurde, holten die Einwohner ihre Orgel             „Dann ist die Kirche so voll, dass sogar auf der     überfüllt. Der Organist kann das
mit einem Traktor auf einem Frontlader aus der Kirche        Orgelbühne kein Platz mehr frei ist“, sagt Jan M. Er     genießen.
heraus. „Damals haben auch die evangelischen Nach-           sitzt dann inmitten der singenden, betenden Menge
barn geholfen“, sagt Jan M.                                  an seiner Sweelinck 10 und hält mit dem Blick auf den
   Die Kirche war und ist wichtig für die Menschen           Chor und den Altar musikalisch Kurs. Dabei nimmt er
im katholischen Feldrom. Die Kirche prägt die Identität      wegen der Fülle den einen oder anderen Rempler in
und stärkt die Gemeinschaft. Noch heute gehört der           Kauf. „Besser kann Weihnachten nicht sein“, sagt er:
ausgiebige Plausch vor der Kirchentür zu jeder Sonn-         die weihnachtliche Kirche, die Freunde zurück im Dorf,
tagsmesse dazu. Zu Weihnachten kommen auch die               die Musik der Orgel. Dafür macht er das.

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Schnell, neu und bunt
                                     im Internet unterwegs
                                     „Katholisch in Südlippe-Pyrmont“ springt es einem bald entgegen, wenn
                                     man im Internet die Seite www.kath-slp.de besucht. Der Pastorale Raum
                                     gibt seiner Website einen komplett neuen Look – einen kleinen Vorge-
                                     schmack erhalten Sie schon jetzt exklusiv in ZOOM.
                                                         Pastoraler Raum
                                                                                      Kirche vor Ort            Kirche leben           Gottesdienste          News           Blog          Kontakt    Tel. (05281) 7123               ...

       Nach dem Motto „Weniger        Pastoraler Raum
                                     Südlippe-Pyrmont
                                                        Südlippe-Pyrmont

   ist mehr“ entsteht eine neue,
     erschlankte Website, die die
     Fülle des großen Pastoralen                        KATHOLISCH IN
      Raumes Südlippe-Pyrmont                           SÜDLIPPE-PYRMONT
        abbildet, ohne überladen
    zu wirken. Unter den beiden
  Hauptpunkten „Kirche vor Ort“
und „Kirche leben“ finden Leser
die Themen wieder, die sie am
     meisten interessieren. Unter
      „News“ und „Blog“ werden
Besucher der Website über die
    Ereignisse und Veranstaltun-
    gen im Pastoralen Raum auf
                                                                                            Gottesdienste
   dem Laufenden gehalten.Der                                                               Anmeldung zu den
                                                                                            Gottesdiensten
                                                                                                                                                                                                                                                                  CHATTEN SIE MIT UNS!

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                                                                                                                                            Feiern, Teilen, Tun
    Klicks sollen Nutzer die The-
  men finden, die sie interessie-
 ren. Wenn es mal ganz schnell
  gehen muss, steht ihnen eine                                             Lesen, was es Neues gibt

    Suchfunktion zur Verfügung.                                            News                                                             Mit der Rikscha unterwegs                                 Was lebendig hält
Das Design der neuen Website                                               Wir halten Sie auf dem Laufenden – Geschichten aus
                                                                                                                                            Seit Juli bietet sich in Schieder-Schwalenberg ein noch   Wechsel nach 41 Jahren: Seit 1979 hat Edeltraut Drewes
                                                                                                                                            ungewohntes Bild: Dreirädrige Rikschas kurven durch die   den Kindergarten St. Georg in Bad Pyrmont geleitet. Im

wird ansprechend und modern                                                dem Pastoralen Raum in Texten, Bildern und Videos.
                                                                                                                                            Orte und die hügelige Landschaft. Auf den Rikschas
                                                                                                                                            fahren vor allem Menschen... weiterlesen
                                                                                                                                                                                                      September wechselte sie in den Ruhestand. Ihre Nachfol-
                                                                                                                                                                                                      gerin ist Vanessa Tuchlitz. Video abspielen

     sein, mit klaren Formen und
        Linien und in den Farben
   des Logos für den Pastoralen
        Raum, Blau und Grün. Im                                            Texte von Pfarrer Schiller

   Zentrum der Website werden                                              Blog                                                             Etwas Besonderes                                          Angekommen

  viele Fotos und Videos stehen                                            Feiern, Teilen, Tun. Ein Blog von Pfarrer Stefan Schiller
                                                                                                                                            Die neue Kirche St. Laurentius und das Gemeindezen-
                                                                                                                                            trum sollen ein Ort werden für alle Menschen aus der
                                                                                                                                                                                                      Bei seiner Ankunft hörte er Glockenläuten. Er folgte
                                                                                                                                                                                                      dem Klang und gelangte zur Kirche St. Marien. Als er sie
                                                                           über das Leben in der Gemeinde.

    – bunt und vielseitig wie der                                                                                                           Region, die sich hier trefffen. Ein erster Eindruck vom
                                                                                                                                            neuen Gebäude... weiterlesen
                                                                                                                                                                                                      betrat, kam ihm alles bekannt vor. Es fühlte sich an, als
                                                                                                                                                                                                      sei er zu Hause angekommen... weiterlesen

                   Pastorale Raum                                                                                                                     Impressum      Kontakt     Datenschutz

               Südlippe-Pyrmont.

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Vertrauen
Ein geistlicher Impuls von Pfarrer Stefan Schiller

Liebe Leserinnen und Leser!

Ganz einfache Handlungen können geradezu symbo- wurde zum persönlichen Glaubensort für mich und
lische Kraft entfalten. Solche Augenblicke prägen sich die Orgel auch zum Ausdrucksinstrument des eigenen
ein. Wenn ich von den beiden Orgelschülern Nils und Glaubens. Die Orgel kann nämlich auch das – Stim-
Leon lese, dann muss ich zurückdenken an meine mungen, Klage, Freude, Jubel, die ganze Bandbreite
eigene Jugendzeit. Ich dürfte so etwa im Alter von Leon umsetzen. Vielleicht wurde sie auch deshalb für die
gewesen sein, als ich den Organistendienst in meiner Liturgie entdeckt.
Heimatkirche in Lünen übernommen habe.                         Mit der Zeit gehörten auch immer wieder Vertretun-
    Bis dahin lag das fest in den Händen unserer pensi- gen in den Nachbargemeinden dazu, samt den Begeg-
onierten Grundschulrektorin, bei der schon meine Mut- nungen mit dem – damals noch reichlicher vorhande-
ter als Kind die Schulbank gedrückt hatte.                 nen – Bodenpersonal. Sie waren ganz unterschiedlich,
    Wer ein Instrument lernen will, der muss vor allen die Palette reichte vom konzilsbewegten Progressiven
Dingen üben, üben, üben …                                  bis zu traditionsbewussten Priestern à la Don Camillo.
    Da eine Pfeifenorgel die Dimensionen des heimat- Manches Mal auch eine Kaffeepause zwischen zwei
lichen      Wohnzimmers                                                                     Messen im Pfarrhaus.
deutlich übersteigt, muss                                                                       Sie alle haben auf ihre
man eben zum Instru-                  Es ist gut, dass all das nicht mehr                   Weise auch meine Kirch-
ment hin, um das zu tun.            unter der Oberfläche bleibt, sondern                    lichkeit geprägt. Eines
    By the way – für alle
anderen im Haus ist das
                                genannt wird. Nur was ans Licht kommt, aber                        – und da kommen
                                                                                            wir wieder zum Aus-
durchaus von Vorteil.           kann angeschaut und bearbeitet werden. gangspunkt – waren sie
Musikerinnen und Musi-           Nur wer sich in seinem Leid wirklich um alle: vertrauenswürdig.
ker sind häufig ein gutes                                                                   Dafür bin ich dankbar.
Stück auf die Toleranz             seiner selbst willen als angenommen                          Umso schmerzhaf-
ihrer Umgebung ange-               erfährt, kann hoffentlich schrittweise                   ter sind die Erlebnisse
wiesen.                                        Heilung erfahren.                            von Menschen, die das
    Wer schon einmal                                                                        Gegenteil erfahren muss-
über Stunden Übungen                                                                        te, auch in der Kirche.
auf einer Geige, das Hämmern eines Schlagzeugs oder Es ist gut, dass all das nicht mehr unter der Oberflä-
ewige Fingerübungen auf einem Klavier im Nachbar- che bleibt, sondern genannt wird. Nur was ans Licht
zimmer über sich ergehen lassen musste, der weiß, kommt, kann angeschaut und bearbeitet werden. Nur
wovon ich schreibe.                                        wer sich in seinem Leid wirklich um seiner selbst willen
    Eindeutiges Plus für die Orgel. Die Versuche muss als angenommen erfährt, kann hoffentlich schrittweise
eigentlich nur der liebe Gott ertragen und der hat – zu Heilung erfahren.
unserem Glück – viel Geduld mit uns Menschen.                  Jesus jedenfalls ist sehr eindeutig. Er lässt die Kinder
    Jedenfalls drückte mir mein Heimatpfarrer dann in seine Nähe kommen, als die Erwachsenen sie weg-
irgendwann die Schlüssel zur Kirche in die Hand. Auf schicken wollen (vgl. Mk 10). Und an anderer Stelle, da
den ersten Blick eine ziemlich pragmatische Handlung. wird er ganz deutlich: „Wer einen von diesen Kleinen,
Man muss nicht jedes Mal am Pfarrhaus anklingeln die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre
oder ins Büro, wenn man mal üben möchte. Auf den es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals
zweiten Blick aber ein Akt des Vertrauens. Das ist mir im tiefen Meer versenkt würde“ (Mt 18,6).
– glaube ich – erst viel später klar geworden. Immerhin Ich hoffe und wünsche, dass eine neue Kultur der Acht-
hatte ich damit Zugang zu allem in der Kirche, wann samkeit und des Hinsehens dazu führt, dass Kirche so
                                                                                                                          Pfarrer Stefan Schiller ist Leiter des
ich wollte.                                                erlebt werden kann, wie ich sie erleben durfte – als           Pastoralen Raums Südlippe-Pyrmont
    Genau diese Augenblicke aber sind wichtig gewor- Ort des Vertrauens und vertrauenswürdiger Menschen,                                                Foto: Flüter

den. Nicht nur für das Orgelspiel, sondern auch für die sodass der Glaube in vielen Herzen in leisen und lauten
Zwiesprache mit Gott zwischendurch. Diese Kirche Tönen klingen kann wie aus den Registern einer Orgel.

                                                                                                                                                         15
Das C O R O N A –
                                                      S P E Z I A L Fünf
                                                      Berichte aus dem
                                                      Pastoralen Raum
                                                      Südlippe-Pyrmont

     Krise?
     Welche Krise?
     Geschichten über Mutmacherinnen und Mutmacher, die sich von
     Corona nicht haben einschüchtern lassen.

     von Karl-Martin Flüter

16
Viel Verständnis
Die Kita St. Joseph in Schieder ist gut durch die Pandemie gekommen,
weil Kinder, Eltern und das Team gut zusammengehalten haben.
„Als Kita-Leitung bin ich nicht verbittert wegen Corona“, arbeiterinnen wechseln nicht zwischen
sagt Alexandra Voß. Dabei könnte sie sich durchaus über den Gruppen. Das Außengelände wurde
ihr Schicksal beschweren. Im Januar 2020 hat sie die Lei- lange Zeit in Bereiche unterteilt, damit
tung in der Kindertagesstätte St. Joseph in Schieder ange- sich die Kinder auch dort nicht mischten.
treten. Zwei Monate später, am 13. März, trat der Notfall ein.    „Die Kinder haben die ganze Zeit toll
Um 14.00 Uhr an diesem Freitag erreichte das Kita-Team die mitgemacht“, sagt Alexandra Voß. „Sie
Nachricht, dass der Kindergarten wegen Corona ab Mon- haben viel Verständnis gezeigt.“ Eine
tag gesperrt werden sollte. Alexandra Voß ist seit mehr als Krise wie Corona durchzustehen fördert
einem Vierteljahrhundert Erzieherin. Die Kita durch einen auch die Selbstständigkeit. Das begann
normalen Alltag zu leiten, wäre ihr leichtgefallen. Von die- schon morgens, wenn für die Eltern an
sem 13. März jedoch war alles anders und nichts mehr der Eingangstür Schluss war. „Die Kinder
normal.                                                        haben auf diese Weise schneller gelernt,
    Die verordnete Schließung der Kita kam nicht überra- sich abzunabeln“, sagt Alexandra Voß.
schend, aber dennoch sehr kurzfristig. Zu dieser Uhrzeit          Für die Eltern war die Situation nicht
am dem Freitag hatten viele Eltern ihre Kinder schon abge- immer leicht. Sie hatten über lange Zeit-
holt. Das Team behalf sich, indem Mitarbeiter noch am räume kaum Kontakt mit anderen Eltern.
Freitag und am Wochenende Infozettel in die Briefkästen Ihnen fehlte auch das kurze Gespräch
der betroffenen Familien einwarfen. „Das hat funktioniert, zwischendurch mit den Erzieherinnen.
war aber aufwändig“, sagt Alexandra Voß. „Wäre die Infor- „Für die Kinder und Eltern, die 2020 nach
mation vom Land ein wenig früher gekommen, hätte das den Schulferien gekommen sind, war es
uns allen geholfen.“                                           nicht einfach, sich in die Gruppen zu inte-
    Diese Erfahrung sollte sich wiederholen. Die Erlasse grieren“, hat Alexandra Voß beobachtet.
und Verordnungen kamen in den kommenden Monaten                   Doch insgesamt haben sich Kinder,
immer wieder sehr spät. Nicht beschweren konnte sich Eltern, Mitarbeiter in der Kita als erstaunlich widerstands-             Kita-Leiterin Alexandra Voß
Alexandra Voß jedoch über ihren Träger, die Katholische fähig erwiesen. Das Leben in der Kita ging weiter. Eine
Kita-GmbH Minden-Ravensberg-Lippe. „Von da sind wir Lesewoche, die bereits vorbereitet war, wurde einfach ins
immer sehr zeitnah benachrichtigt worden“, sagt sie.           Digitale verlegt. Unter anderem las der Geschäftsführer
    Der Arbeitgeber sorgte                                                                      der Katholischen. Kinder-
auch für ein Gefühl der                                                                         tageseinrichtungen Min-
Sicherheit. Kolleginnen jen-
                                       „Es ist erstaunlich, wie viel Augen                      den-Ravensberg-Lippe
seits der 60, die besonders             und    Körpersprache      über    unsere                gem. GmbH, Detlef Müller,
gefährdet waren, wurden                Gefühle verraten, auch wenn der                          auf dem großen Bildschirm
innerhalb weniger Tage                                                                          vor.
von der Arbeit befreit. Alle                     Mund verdeckt ist.“                                Viele Umstellungen fie-
Mitarbeitenden erhielten                                                                        len nach kurzer Zeit nicht
die Information, die Arbeitsplätze und Gehälter seien sicher. mehr auf. „Die Masken haben der Kommunikation bei-
„Das hat uns als Team gestärkt“, sagt Alexandra Voß. „Auch spielsweise überhaupt nicht geschadet“, meint Alexandra
aus diesem Gefühl heraus haben unsere Mitarbeiterinnen Voß. „Es ist erstaunlich, wie viel Augen und Körpersprache
Außerordentliches geleistet.“                                  über unsere Gefühle verraten, auch wenn der Mund ver-
    Knapp 14 Tage nach dem harten Lockdown öffnete die deckt ist.“ Ganz ist die Kita St. Joseph dem Coronavirus
Kita St. Joseph die erste Gruppe für Kinder von Eltern, die jedoch nicht entkommen. Ostern 2021 wurden zwei Coro-
in systemrelevanten Gruppen arbeiten. Im Sommer kamen nafälle bekannt. Zwei der drei Gruppen mussten 14 Tage
auch die anderen Kinder zurück. „Das war sehr emotional“, geschlossen werden. Aber auch diese Krise hat die Kita
erinnert sich Alexandra Voß, „die Kinder haben sich sehr gut überwunden. Alexandra Voß, hinter der als Leiterin fast
gefreut.“ Seitdem findet das Leben in der Kita St. Joseph anderthalb Coronajahre liegen, bleibt auf jeden Fall gelas-
in den Gruppen statt, die für sich bleiben. Auch die Mit- sen: „Es kann nur besser werden.“

                                                                                                                                                            17
Trotzdem schön
                                  Carla hat sich ein Jahr lang in einer Kleingruppe auf die Erstkommunion vorbereitet.
                                  Das hat der Motivation und guten Laune nicht geschadet.
                                  Kurz nach Pfingsten ist alles vorbereitet für die Erstkom- in einer großen Gruppe zur Erstkommunion gehen könn-
                                  munion von Carla. Ein ganzes Vorbereitungsbuch hat sie te, sondern mit Julian allein. Sie weiß auch, dass längst
                                  zusammen mit Julian, mit ihrer Mutter Stephanie und Juli- nicht alle Verwandten, Freunde und Bekannten in der Kir-
                                  ans Mutter durchgearbeitet. Seit dem Sommer vergange- che dabei sein werden. Maximal zehn Besucher je Kom-
                                  nen Jahres haben sich die vier regelmäßig getroffen: zum munionkind sind erlaubt. Das macht die Sache schwierig:
                                  Basteln und Malen, zum Beten und Singen, sogar einen Wer von den lieben Verwandten soll draußen bleiben?
                                  Kuchen haben die vier                                                                            Aber so ist das nun
                                  gebacken. Die Kerze, die                                                                     mal. Carla und ihre Mutter
                                  Carla und Julian gemein-          Bei Carla war von Anfang an klar, dass                     haben sich von Corona
                                  sam zum Altar tragen, ist         das Fest kleiner ausfallen würde. Das                      nicht entmutigen lassen.
                                  schon gestaltet. Und auch                                                                    Im Gegenteil. Im Winter
                                                                       Coronavirus würde nicht so schnell
                                  das schöne Kommunion-                                                                        sind sie als Sternsinger
                                  kleid hat Mutter Stephanie                         verschwinden.                             losgezogen, um den
                                  bereits besorgt.                                                                             Segensbrief in die Brief-
                                      Carlas Bruder Hagen ist vor zwei Jahren zur Erstkom- kästen zu werfen. „Es hat den ganzen Tag geregnet und
                                  munion gegangen. Danach kam die gesamte Familie es war kalt“, sagt Stephanie Stumpe, „aber es war trotz-
                                  zum Feiern zusammen. „Das war eine Mega-Party“, sagt dem schön.“ Im Mai ist zum Abschluss die Gemeinde-
                                  er. Bei Carla war von Anfang an klar, dass das Fest kleiner referentin Sonja Teuber vorbeigekommen, hat mit Carla
                                  ausfallen würde. Das Coronavirus würde nicht so schnell und ihrer Mutter geredet und Fragen beantwortet. Das
                                  verschwinden. Deshalb hatte Carla viel Zeit, um sich an kleine Stempelheft, das Carla vor einem Jahr erhalten hat,
     Carla und ihr Bruder Hagen   den Gedanken zu gewöhnen, dass sie nicht wie Hagen war da schon von vorne bis hinten voll: Stempel für die
                                                                                                                Roratemesse, für den Taschenlampen-
                                                                                                                gottesdienst und natürlich auch für die
                                                                                                                Sternsingeraktion.
                                                                                                                    Sonntag, 20. Juni, 11 Uhr, ist der
                                                                                                                Termin, auf den Ende Mai im Haus
                                                                                                                Stumpe alle warten. Wenn alles wie
                                                                                                                geplant läuft, werden Carla und Julian
                                                                                                                feierlich in die Kirche einziehen. Der
                                                                                                                Gottesdienst wird auf die Erstkommu-
                                                                                                                nion abgestimmt sein. Die Fürbitten für
                                                                                                                diesen Tag haben die Kommunion-
                                                                                                                kinder und ihre Familien ausgesucht,
                                                                                                                genauso wie die Lieder zum Ein- und
                                                                                                                Auszug. Wenn möglich, wird ein Onkel
                                                                                                                wird bei einem Lied Trompete spielen.
                                                                                                                Carlas Urgroßmutter, auch die Groß-
                                                                                                                eltern werden auf jeden Fall in den
                                                                                                                Reihen hinter ihr sitzen und ihr Bruder
                                                                                                                Hagen wird ihr als Messdiener beson-
                                                                                                                ders nahe sein. Es ist also alles bes-
                                                                                                                tens. Nur einen Wunsch hat Carla noch
                                                                                                                vor dem großen Tag. „Die Leute sollen
                                                                                                                nicht glauben, dass ich Julian heiraten
                                                                                                                will, weil wir jetzt zusammen in der Kir-
                                                                                                                che zur Erstkommunion gehen.“

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Crashkurs Corona
Der Messdienerdienst hat sich während der Pandemie grundlegend verändert. Charlotte
und Jonas haben einfach weitergemacht. Sie haben sogar neue Messdiener ausgebildet.
Irgendwann im vergangenen Jahr, die Pandemie war noch            Charlotte und Jonas wurden 2016 in die Messdiener-
nicht alt, haben die Messdiener von St. Georg in Bad Pyr- gruppe aufgenommen. Ihre Gründe sind ähnlich: aktiv
mont ein kleines Video gedreht – einen Schulungsfilm, um sein, Zeugnis ablegen. Er wolle seine Verbindung mit
alle Messdienerinnen und Messdiener darüber zu infor- Gott zeigen, sagt Jonas. Charlotte findet es wichtig, in der
mieren, worauf sie bei einem Gottesdienst unter Corona- Messe aktiv zu sein. In ihrer Altersgruppe sind sie damit
Bedingungen achten müssten.                                   Ausnahmen. „Das interessiert niemanden“, sagt Charlot-
    Anfang Juni 2021 hatte sich nichts geändert. Der Film te. „Es hebt einen schon hervor, aber sonst redet keiner
beschrieb immer noch den                                                                    darüber“, findet Jonas, der
aktuellen Stand der Dinge:          „Am Anfang musste man schon darauf                      in der Tasche einen Hand-
vor allem Abstand halten,                                                                   ball bei sich trägt und
Maske tragen, maximal                     achten, alles richtig zu machen,                  gleich noch zum Training
zwei Messdiener während                  mittlerweile ist es Gewohnheit.“                   muss. Aktives Mitglied
der Messe. Die Messdiener                                                                   im Jugendparlament der
dürfen nicht neben dem Priester stehen, wenn der aus Stadt Bad Pyrmont ist er auch. Es gibt also genug zu tun.
dem Evangelium vorliest.                                         Messdiener wollen beide weiter bleiben. Nachdem
    Charlotte Gröling (14) und Jonas Klein* (15) haben durch- Charlotte und Jonas trotz der erschwerten Bedingungen       * Name geändert
gehend in der Pandemie-Zeit unter diesen Bedingun- die Ausbildung der neuen Messdiener erfolgreich been-
gen den Messdienerdienst geleistet. „Mittlerweile ist es det haben, sollen sie in die Leitung der Messdienergruppe
Gewohnheit“, sagt Jonas, „am Anfang musste man schon aufsteigen. Das allein sind schon gute Aussichten – und              Jonas Klein und Charlotte Gröling
                                                                                                                          haben durchgehend in der
darauf achten, alles richtig zu machen, das wird ja auch vielleicht wird ja im kommenden Jahr auch die Romfahrt           Pandemie-Zeit den Messdiener-
von den Gottesdienstteilnehmern beobachtet.“                  möglich.                                                    dienst geleistet.
    Nicht alle der etwa 15 Messdienerin-
nen und Messdiener in der Gemeinde
St. Georg werden nach der langen Aus-
zeit durch Corona in die Gemeinschaft
der Bad Pyrmonter Messdiener zurück-
kommen. Die Gruppenstunden fehlten,
auch gemeinsame Unternehmungen
wie die jährliche Messdienerfahrt. Die
große Romfahrt, die eigentlich für dieses
Jahr geplant war, ist ausgefallen. „Einige
haben den Kontakt verloren und sich
zurückgezogen“, bedauert Charlotte.
    Immerhin: Im Juni konnten drei
neue Messdiener in ihr Amt einge-
führt werden. Die Ausbildung haben
Charlotte und Jonas übernommen. Sie
haben sich trotz Corona noch mehr
engagiert. „Wir haben das in einem
Crashkurs gemacht“, sagt Jonas über
seine Ausbildungsleitung, „viermal
anderthalb Stunden.“ In den anderen
Jahren stand für die Ausbildung mehr
Zeit zur Verfügung, oft ein ganzes
Wochenende, doch auch das war
wegen Corona nicht denkbar.

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