Halleluja! - Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 - Kirchenmagazine.de
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Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Pastoraler Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 1/2021 Halleluja! Was man auf einer Reise zu den Orgeln und Organisten im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont erleben und lernen kann.
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INHALT Titelbild: Guido Theis mit Orgel-Schüler Leon an der Orgel in St. Martin Blomberg Foto: Flüter VORGESTELLT: Interview mit Matthias Baumeister ... 04 VORWORT: Pfarrer Stefan Schiller ... 05 SCHNELL, NEU UND BUNT IM INTERNET: Ein Blick auf die neue Website des Pastoralen Raums ... 14 IMPULS: Vertrauen – Ein geistlicher Impuls von Pfarrer Stefan Schiller ... 15 KINDERSEITE: Der Natur auf der Spur ... 22 KULTUR DER ACHTSAMKEIT: Pastor Pascal Obermeier erarbeitet ein Institutionelles Schutzkonzept ... 26 KONTAKTE UND PFARRBÜROS: Informationen des Pastoralen Raums Südlippe-Pyrmont ... 27 AKTUELL: Gottesdienste und Informationen zur Sommerkirche 2021 ... 29 RÄTSELSEITE: Ein Rätsel über diese Ausgabe von ZOOM – Es warten tolle Gewinne! ... 30 Liebe, Tanz, Wiegenlied und Schlachtenlärm Das alles ist die Orgelmusik. Eine Reise zu den Orgeln und Organisten im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont mit Maria Potaschnikova, Günter Ostermann, Khadija Zeynalova, Margarete Wolf, Jan M. und Guido Theis mit Leon und Nils ... 6 Krise? Welche Krise? Das CORONA–SPEZIAL mit fünf Berichten aus dem Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont: Geschichten über Mutmacherinnen und Mutmacher, die sich von Corona nicht haben einschüchtern lassen. ... 16 Eine neue Idee fürs Kloster Der ehemalige Leiter des Kupferbergs, Holger Busch, hat ein neues Projekt ins Leben gerufen: das Tagungs- und Bildungszentrum Lügde. Der Standort der zukünftigen Bildungsstätte liegt mitten in Lügde – im ehemaligen Franziskanerkloster. ... 24 „Irgendwie schön“ Manchmal hat sie auch die Eltern schon betreut. Nach 46 Jahren im Kindergarten St. Joseph geht Heidrun Diekmann in den Ruhestand. Die Kita St. Joseph ohne Heidrun Diekmann: Das ist nach den vielen Jahren eigentlich nicht vorstellbar. ... 28 Herausgeber: Pfarrer Stefan Schiller (V.i.S.d.P.) Fotos* und Gestaltung: Druck und Verlag: Bonifatius GmbH IM PRESSUM Pastoraler Raum Südlippe-Pyrmont Pressebüro Karl-Martin Flüter Geschäftsführer: Rolf Pitsch, Tobias Siepelmeyer Mittlere Str. 22, 32676 Lügde Tel.: 05251 8791900 Tel.: 05281 96 88 28 Mail: info@pressebuero-flueter.de Ein Kooperationsprojekt des Pastoralen Raums schiller@katholisch-in-suedlippe-pyrmont.de Südlippe-Pyrmont und „Der Dom“, Kirchen- Anzeigen: Astrid Rohde (verantwortlich) zeitung des Erzbistums Paderborn Redaktion: Karl-Martin Flüter Tel.: 05251 153-222 Tel.: 05251 8791900 Mail: anzeigen@bonifatius.de Mail: info@pressebuero-flueter.de Anzeigenverkauf: Monika Gräbner-Thieme Tel.: 05251 153-224 Mail: monika.graebner-thieme@bonifatius.de *wenn nicht anders gekennzeichnet 3
„Ich komme gerne wieder“ Matthias Baumeister über seine Zeit als Priesterpraktikant im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Herr Baumeister, mit welchen Gefühlen und welchen sind, ein Zustand sein, der für weite Teile des Erzbis- Eindrücken blicken Sie zurück auf die sieben Wochen tums gilt. Was konnten Sie aus der Erfahrung der Dia- in Südlippe und Bad Pyrmont? spora lernen? Mit guten Gefühlen. Trotz Corona konnte ich viele Men- Ich finde es wichtig, dass sich auch in dieser Situation schen in den Gemeinden kennenlernen und es war Menschen zum christlichen Glauben hingezogen füh- ein gutes Gefühl, dass es trotz der Diasporasituation len. Kirche wird in Zukunft viel mehr als Gemeinschaft und der vielen Kritik, die zurzeit auf die Kirche herun- leben müssen. Wir müssen auf den anderen achten terprasselt, viele Menschen gibt, die sich engagieren – und sehen, wie wir uns gegenseitig im Glaubensleben vor allem unter den jungen Leuten. Ich fühlte mich gut unterstützen. Es kann nicht immer die Aufgabe des angenommen, auch vom Pastoralen Team. Das war für Priesters sein, Anleiter zu sein, sondern die Menschen, die Gemeinde interessant, jemanden im Alltag kennen- die von der gemeinsamen Hoffnung geprägt sind, zulernen, der Priester werden will. Ich bin gern im Pas- müssen miteinander wirken. toralen Raum gewesen. Der Einblick in die vielfältigen Aufgaben war für mich eine neue Erfahrung. Von der Krise der Kirche war während der sieben Wochen keine Rede? Welche Bereiche haben Sie kennengelernt? Nein, es ging in den Gesprächen immer um den indivi- VORGESTELLT Ich bin froh, dass ich in viele Bereiche Einblicke gewin- duell gelebten Glauben auf der Basis des Evangeliums, nen konnte, auch wenn einiges wegen Corona ausge- nicht um die Institution. Auch nach meinen Erfahrungen fallen ist, etwa die Messdienergruppen. Ich habe Kom- im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont kann ich sagen: munionkinder begleitet oder habe an Sitzungen von Wir dürfen hoffnungsvoll sein wegen der Menschen, Kirchenvorständen teilgenommen. die ihren Glauben leben, Hoffnung daraus gewinnen Matthias Baumeister und diese Hoffnung mit anderen teilen. Diese Einstel- (33) will Priester werden. Was halten Sie nach Ihren Erfahrungen für besonders lung hat das Gemeindeleben geprägt. Der junge Mann aus wichtig, damit ein Pastoraler Raum gut funktioniert? Dortmund war nach Südlippe-Pyrmont hat einen Verwaltungsleiter, Matthias Was ist Ihre Motivation, Priester zu werden? dem Abitur zunächst Janda, der den Pfarrer in der Organisation und Verwal- Den Menschen die frohe Botschaft zu bringen, das Einzelhandelskaufmann tung des doch großen Raums unterstützt. Das finde ich Evangelium. Auch die Möglichkeit, aus dieser Gewiss- geworden. Nach sieben gut. Ich will nicht Priester werden, um vor allem Ver- heit leben zu können und die Hoffnung für das eige- Berufsjahren in Düssel- waltungsaufgaben abzuarbeiten. Das hat mir auch ein ne Leben daraus zu nehmen. Als Begleiter für andere dorf entschied er sich für wenig die Sorge genommen, vor Herausforderungen Menschen in schwierigen Situationen da zu sein. die Priesterausbildung. zu stehen, denen man eventuell nicht gewachsen ist. Zurzeit studiert er im Wie schwer ist es, in diesen Zeiten zu dem Entschluss zweiten Semester in Haben Sie in den sieben Wochen Praktikum gemerkt, zu stehen, Priester zu werden? Paderborn Theologie. wo Ihre zukünftigen Schwerpunkte liegen könnten? Das war bei mir ein Entwicklungsprozess mit Höhen Im Frühjahr hat er das Im Pastoralen Raum gibt es viele Altenheime, Kliniken und Tiefen, auch mit Fragestellungen bezüglich des Leokonvikt als Wohn- und Rehakliniken. Menschen zur Seite zu stehen, die eigenen Lebens: Passt das in meine Lebensplanung? ort mit Räumen im schwer krank sind oder aus einer schweren Krankheit Ist das eine Aufgabe, die ich mir zutraue? Dem muss Gemeindezentrum St. zurückfinden ins Leben, interessiert mich. Diese Men- man sich stellen. Man muss manchmal auch unange- Martin getauscht. Sie- schen haben großen Gesprächsbedarf und wissen oft nehme Fragen aushalten. ben Wochen war er als nicht, wie es weitergeht. Ich habe in der Familie viel Zeit Praktikant im Pastoralen mit meinen Großeltern verbracht. Vielleicht komme ich Offensichtlich sind Sie ermutigt nach Paderborn Raum Südlippe-Pyrmont deshalb gut mit älteren Menschen zurecht. zurückgefahren. unterwegs. Zoom sprach Ja. Ich komme auch gerne wieder. Ich werde den Kon- mit ihm über seine Der Pastorale Raum Südlippe-Pyrmont ist durch die takt aufrechterhalten, weil das für mich einfach eine Erfahrungen. Diasporasituation geprägt. Das wird, wenn Sie Priester wahnsinnig gute Zeit war. 4
Liebe Leserinnen und Leser! „Und, was macht das so mit dir ...?“ Dieser Satz löst kalischen Schwerpunkt, ein durchaus ambivalentes Kopfkino aus. Bilder von denn wir sind auch im Stuhlkreisen tauchen dann auf, in denen jeder und „Internationalen Jahr der jede irgendwas von sich mitteilen soll – mehr oder Orgel“ unterwegs. Auch weniger gerne. Musik macht etwas mit Trotzdem ist diese Frage, wenn auch vielleicht uns Menschen. anders sprachlich umkleidet, wichtig. Erlebnisse, Erfah- Wenn wir uns als rungen, Veränderungen – sie hinterlassen ihre Spuren denkende, fühlende und Pastoraler Raum in uns Menschen. Manchmal stellen sie unser ganzes Südlippe-Pyrmont glaubende Wesen ernst Leben auf den Kopf. Unsere Sicherheiten. Unsere Plä- nehmen, dann sollte es ne. Alles, was wir uns so ausdenken. Wenn wir im keinen vergangenheits- zweiten Jahr von Corona sind, dann ist bei vielen die vergessenen Neustart verständliche Sehnsucht da, dass alles wieder so wird geben. Was etwas mit wie vorher. Aber das wird nur bedingt so sein. Wir uns macht, das kann immer auch in neue und ande- können und sollten das Geschehene nicht auszulö- re Wege umgesetzt werden. Ich wünsche Ihnen viel schen versuchen, sondern uns der Frage stellen: Was Vergnügen beim Lesen und eine schöne, erholsame hat das mit mir gemacht, mit unserer Gesellschaft, Sommerzeit! unserer Kirche. Einige Antworten, die Menschen in ihrem Umfeld Ihr Pfarrer Stefan Schiller und mit ihrem konkreten Engagement gegeben Leiter des Pastoralen Raums haben, finden Sie in diesem Heft. Ebenso einen musi- Südlippe-Pyrmont Wir können auch online. www.NELKEN-APOTHEKE.de Ihr Partner für Gesundheit und Wohlbefinden in Blomberg Kathrin Ridder Bahnhofstraße 1 32825 Blomberg Öffnungszeiten: Tel. 05235 / 99000 Montag - Freitag 08:00 - 13:00 Fax 05235 / 99003 14:30 - 18:30 info@nelken-apotheke.de Samstag 08:00 - 13:00 5
Liebe, Tanz, Wiegenlied und Schlachtenlärm Das alles ist die Orgelmusik. Eine Reise zu den Orgeln und Organisten im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Von Karl-Martin Flüter (Text und Fotos) Die Orgel ist ein Kulturgut allererster Güte. Seit Jahrhun- erklingen lässt. Das hat die Orgel zu einer besonders derten begleitet Orgelmusik christliche Gottesdienste. gut geeigneten Begleiterin für die musikalische Gestal- Der Klang der Orgel und die Musik, die Komponisten tung von Gottesdiensten gemacht. In der katholischen für die Orgel geschrieben haben, haben wie kaum ein Kirche spielt die Orgel die Rolle einer Dienstleisterin, anderes Instrument die Gefühle und das religiöse Emp- zuständig für die Begleitung der Liturgie. Gleichzeitig finden der Menschen bestimmt und Hoffnungen und genießt das Instrument große musikalische Freiheit. Die Visionen einen Ausdruck gegeben. Orgelimprovisation ist ein wichtiges Element im Ablauf Orgeln sind technische Wunderwerke. Sie haben einer Messe. von Künstlern und von Handwerkern immer nur das Eine Reise zu den Orgeln zwischen Bad Pyrmont und Beste gefordert. Deshalb sind sie bis heute Innovati- Feldrom ist eine Reise in die Geschichte der Region, die onstreiber, die den Fortschritt voranbringen. immer von der Religion geprägt war. Sie ist auch eine „Die Orgel kann alles“ ist ein Satz, der in den Gesprä- Reise zu den Menschen, die oft unerkannt hoch oben chen mit den Organisten aus dem Pastoralen Raum auf der Orgelbühne ihre Kunst ausüben. Die Recherche häufig gefallen ist. Tatsächlich nimmt die Orgel unter für diesen Text entstand während einer sommerlichen den Instrumenten eine Sonderrolle ein, nicht nur wegen Fahrt durch das südliche Lippe. Aus der Hitze, dem flir- ihrer Größe und Komplexität, sondern weil sie fast jedes renden Glanz über den Äckern und dem tiefen Grün der andere Instrument vertreten kann. Die Orgel ist ein the- Wälder ging es hinein in die kühlen Kirchen. Die Orgeln atralisches Instrument, das ein ganzes Orchester mühe- klangen wie ein Lobpreis – so als würde die Landschaft los imitiert, aber auch die leise Flöte eines Schäfers im Orgelklang ein Echo finden. 6
Großer Gott, wir loben dich Schützenfest Besuch von Abordnungen aus dem Die Orgel ist ein unendliches Thema: Maria Potaschnikova an Paderborner Land hatten und Gastgeber und Gäste der Orgel in St. Georg in Bad Die Kapelle St. Josef liegt am Ortsrand von Feldrom, beseelt vom Fest aus voller Brust „Großer Gott, wir Pyrmont. dem westlichsten und einzigen Ort im Pastoralen loben dich“ schmetterten. Da konnte auch die Swee- Raum Südlippe-Pyrmont, der jenseits der Egge liegt. linck 10 nicht mithalten. Jan M. ist hier aufgewachsen. Er kennt fast jeden im Dorf. Er gehört dazu, auch weil er der Kirchenorga- „Man muss die Leute mitnehmen.“ nist ist, seit 22 Jahren schon. Damals war er noch Student und musste von Bielefeld sonntagsmorgens „Spitze, Absatz, Spitze.“ Guido Theis unterbricht mit- den ersten Zug nehmen, um pünktlich zur Messe auf ten im Gespräch und ruft die Worte Nils zu. Der Jun- „Spitze, Absatz, Spitze.“ Guido Theis unterrichtet Nils an der der Orgelbühne zu sitzen. Oft holte ihn der Pastor in ge schaut auf seine Füße. Wie soll das gehen, was Orgel in der Blomberger Kirche Bad Meinberg am Bahnhof ab. Guido Theis von ihm verlangt? St. Martin Das Instrument, über das Jan M. von der Orgel- bühne in die Kirche schaut, passt zu der kleinen Gemeinde St. Josef. Die Kapelle ist ein schöner, aber bescheidener Gottesdienstraum und die Orgel hat kein Gebläse, das zahllose kleine und große Pfei- fen mit Luft versorgt, sondern es handelt sich um ein digitales Instrument aus den 1990er Jahren, eine Sweelinck 10, gebaut von der holländischen Firma Johannus. Orgelpfeifen hat auch diese Orgel – aber es sind Schaupfeifen ohne musikalische Funktion. Sie sollen die Lautsprecher verdecken. Laut ist das Instrument auch ohne Pfeifen. Wenn Jan M. alle Register zieht und in die Tasten greift, fühlt es sich an, als würde die Kapelle beben. Jan M. lacht. „Früher, vor der Renovierung, klapperten die Fenster“, sagt er. Er kann sich nur an einen Tag erinnern, an dem er die Orgel tatsächlich nicht mehr hören konnte. Das war, als die Feldromer beim 7
Guido Theis ist kein Fußballtrainer, der seinen CH für Chorleitung. 46 Jahre lang, bis zur Rente, hat Schülern Tricks mit dem Ball beibringt. Er möchte er diese Aufgaben ausgefüllt. „Ich wollte nie etwas von seinem Orgelschüler Nils eine mächtige Bass- anderes“, sagt er. Die Eltern hatten ihn überredet, linie hören, gespielt mit den Füßen auf den Pedalen zuerst einen „richtigen“ Beruf zu erlernen. Weil die der Orgel in der Blomberger Kirche St. Martin. Das nächste Orgelbau-Werkstatt weit entfernt war, wurde Instrument stammt aus der Werkstatt des Orgelbau- er Gürtler, ein Metallberuf, der mit dem Feinmecha- Foto auf der rechten Seite: Seit 53 Jahren sitzt Günter Oster- meisters Siegfried Sauer in Höxter-Ottbergen. 1977 niker vergleichbar ist. Kaum war die Lehre beendet, mann auf diesem Platz an der wurde die Orgel in die Kirche eingebaut, 23 Register, wechselte er 1968 als „KOCH“ zur Kirche. Das war Stockmann-Orgel in St. Marien zwei Manuale, groß genug, um das weite Kirchen- damals eine anstrengende Arbeit. Sonntagsvormit- Lügde. Er spielt mit dem Rücken zur Kirche. Das Geschehen unten schiff mit Klang zu überfluten. Hier unterrichtet Guido tags wurden vier Messen gelesen und Günter Oster- am Altar behält er über einen Theis seine Orgelschüler Nils, 11, und Leon, 15. mann war zwischen Orgelbühne und Sakristei im Spiegel im Blick. „Diese Orgel hat richtig Qualität und sie ist gut Dauereinsatz. gewartet“, sagt Guido Theis, „so etwas könnten wir Auch im Ruhestand bleibt er der Orgel treu. 53 uns als Gemeinde heute gar nicht mehr neu erlau- Jahre auf der Orgelbühne sind mittlerweile zusam- ben, allein diese besondere Zinnqualität der Pfeifen.“ mengekommen. Fünf Pfarrer hat er im Amt erlebt. Mindestens 1, 5 Millionen Euro würde ein vergleich- Die Orgel und Günter Ostermann: Das ist eine Ein- bares Instrument heute kosten, schätzt er. Ausreizen heit. kann er die Qualität nicht, wenigstens nicht immer. Sogar Theis, der die Orgel eigentlich gut kennt, muss Eine kleine Orgelgeschichte manchmal bei den Zuhörern unten in der Kirche nachfragen, ob es nicht zu laut gewesen ist. „Auch Maria Potaschnikova ist eine kleine, lebhafte, sehr eine Orgel kann Zuhörer überfordern, damit muss ein aufmerksame Frau. Mit ihr über Orgeln und Orgel- Organist rechnen. Man muss die Leute mitnehmen“, musik reden zu wollen ist etwas naiv. Das ist, als sagt er. wenn ein Tischler über Holz oder ein Buchhändler über Bücher reden sollte. Wo anfangen, wo auf- Der KOCH in der Kirche hören? Zum Treffen in der Kirche St. Georg in Bad Pyrmont hat Maria Potaschnikova eine Tasche voller Günter Ostermann war nicht viel älter als Nils und Noten mitgebracht, das will sie alles vorspielen. Vor- Leon, als ihn die Kirchengemeinde St. Marien in her aber startet sie mit einem Exkurs zur Geschichte Lügde als hauptamtlichen Organisten anstellte. 1968 der Orgel in St. Georg. Das setzt ausführliche Erläute- war das, vor 53 Jahren. Die Beatles hatten gerade rungen zur Geschichte des Orgelbaus in der westfä- das „White Album“ veröffentlicht, in Berlin gingen lischen Orgellandschaft Westfalen-Lippe voraus. Und die Studenten auf die Barrikaden. Günter Ostermann das wiederum führt zum Orgelbauer Anton Feith und wurde KOCH in Lügde: K für Küster, O für Organist, dessen Sohn Anton Feith II. Vorspiel: Guido Theis und Nils lauschen Orgel-Schüler Leon. Der Spiegel rechts oben ist ein Hilfsmittel für den Organisten, der mit dem Rücken zum Altar sitzt und so den Ablauf der Messe mitverfolgen kann. 8
1902 übernahm Senior Feith die Eggert Orgelbau- Anstalt in Paderborn. Nach 1930 setzte der Junior das Werk des Vaters fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen großen Bedarf an Kirchenorgeln. Allein Anton Feith II. baute mehr als 800 Orgeln in seiner Paderborner Firma. Eine von ihnen ist die Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Georg Bad Pyrmont: 1966 fertiggestellt, 23 klingende Register und – Ach- tung, das ist das Besondere! – elektrisch gesteuert. Maria Potaschnikova kann dem Laien verständ- lich die Vorzüge der Feith-Orgel erläutern. Weil die Verteilung des Windes für die Pfeifen elektrisch und nicht pneumatisch gesteuert wird, reagiert die Orgel schneller, geschmeidiger, ja, vielleicht sogar ele- ganter als eine pneumatische Orgel. Sie ist deshalb auch sehr gut für Konzerte geeignet. Die Verspätung zwischen dem Tastendruck am Spieltisch und dem Erklingen des Tons in der Pfeife „ist minimal“, sagt Maria Potaschnikova, „deshalb ist diese Orgel so gut für Virtuosen geeignet. Diese Orgel kann alles.“ Orgelmusik für Maria 2020 war ein Jahr, das für Dr. Khadija Zeynalova im Zeichen von Maria stand. Im September fand in der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Detmold die Uraufführung des Konzerts „Ave Maria – Meryem Ana“ statt. „Maria wird in den drei Religionen Chris- tentum, Judentum und Islam verehrt“, sagt Khadija Zeynalova. „Für mich war diese Komposition die Möglichkeit, die Kulturen zusammenzubringen.“ Das Werk war ein Kompositionsauftrag des Minis- teriums für Kultur und Wissenschaft in NRW. Gespielt wurde es von einem Ensemble in einer ungewöhn- lichen Besetzung: drei Gesangssolisten, Akkordeon, Orgel, Violine und Cello. Die Orgel in der Heilig-Kreuz- Kirche spielte Khadija Zeynalova selbst. Noch im selben Jahr hatte die Komponistin das Stück „Maria durch die Wüste ging“ geschrieben. Aufgeführt wur- de es im Februar 2021. Khadija Zeynalova weiß, dass die künstlerische Annäherung an die Jesus-Mutter Maria von ihrer Tätig- keit als Organistin in der Christkönigskirche in Bad Meinberg geprägt ist. Seit 2005 spielt sie dort die Orgel. Khadija Zeynalova hatte bereits in Aserbaid- schan Komposition und Musikwissenschaft studiert, als sie ihr Studium an der Hochschule für Musik in Detmold und an der Universität Paderborn fortsetzte. 2012 promovierte sie im Fach Musikwissenschaft. „Ich mag diese Orgel“, sagt sie auf der Orgelbühne der Christkönigskirche. Orgeln laden ein, ihre Klang- fülle auszuspielen. Khadija Zeynalova hält sich lieber zurück. Kraftmeierei liegt ihr nicht. Ihr Werk als Kom- ponistin ist vielgestaltig, aber es weist eine zuneh- 9
Khadija Zeynalova ist Organistin mende Tendenz zu sakralen Themen auf: Maria, die land. Die Ökumene liegt ihm auch musikalisch nahe, in Bad Meinberg. Guido Theis vor dem mächtigen Orgelprospekt in im Christentum, im Islam und im Judentum als Inbe- aber die Förderung der katholischen Kirchenmusik in St. Martin Blomberg. griff der Mütterlichkeit und der Aufopferung, aber auch seiner Wahlheimat ist seine Lebensaufgabe. der praktischen Intelligenz und des Engagements gilt. Kirchenmusik hatte Guido Theis schon in Köln Wer die Kompositionen von Khadija Zeynalova studiert. Es folgte die Ausbildung zum Konzertmeis- gehört hat, sieht auf die Marienfiguren in den Kirchen ter in Detmold. Theis ließ sich in Schieder nieder. mit anderen Augen, auf jeden Fall aber mit mehr Auf- Seitdem sind er und seine Frau Dr. Claudia Theis aus merksamkeit. Khadija Zeynalova plant weitere Arbei- der regionalen Musikszene nicht wegzudenken. Er ten, vielleicht in der Instrumentierung von Orgel und leitet Chöre, sie eine Musikschule. Beide treten auf, Akkordeon. Maria wird ihr Thema bleiben. Guido Theis vor allem an seiner Hausorgel in St. Martin in Blomberg. Beide sind in der Kirche aktiv. Ein Rheinländer in Lippe Zurzeit bereitet Guido Theis mit Pfarrer Stefan Schiller eine Reihe von Orgelkonzerten vor, die unter dem Nils‘ Füße gleiten mittlerweile geschickter über die Namen „Musik am Sommerabend“ zum zweiten Mal hölzernen Basspedale. Guido Theis hockt neben ihm, nach 2020 in der Lügder Kirche St. Kilian stattfinden zeigt ihm die richtigen Pedale, springt dann auf, um sollen. die Noten aufzuschreiben, lobt, erläutert, ermutigt, Während Nils von der Mutter abgeholt wird, spielt geht wieder in die Hocke. „Wo sind deine Augen? Leon Akkordfolgen. Seit anderthalb Jahren ist Guido Nicht nach unten schauen“, mahnt er. Orgelspielen Theis sein Lehrer. Ein bis zwei Stunden übt der Junge ist auch eine Körpersache. Die Manuale, die Regis- täglich zu Hause am Klavier. Er will auf jeden Fall ter, die Basspedale am Fußboden, die Lautstärke: Das weitermachen. Auf die Frage, was ihm am besten an fordert alle Sinne. Zu Hause übt Nils am Klavier. „Das der Orgel gefällt, fällt schon wieder dieser Satz: „Es ist hier schon etwas ganz anderes“, sagt er ein wenig ist alles möglich.“ erschöpft. Guido Theis lächelt. Er will die Jungs nicht Leon hat schon während einer Messe gespielt. überfordern. So viele Talente gibt es nicht, die meisten Als der Bischof aus Paderborn zu Besuch war, hat er Jugendlichen wachsen heute kirchenfern auf. Orgel- dessen Auszug aus der Kirche musikalisch begleitet. musik sagt ihnen nichts. Jetzt übt er Improvisationen. Baut Akkord auf Akkord, Guido Theis hat sein ganzes Leben mit der Orgel, versucht Stimmungen zu variieren. Zum Orgelspiel in der Musik und der Kirche verbracht. Vor vierzig Jah- der Kirche gehört die Improvisation. Aber auch das ren ist er aus Köln nach Lippe gekommen, ein rhei- muss man lernen. „Ich improvisiere oft nach der Pre- nischer Katholik ins evangelisch-reformierte Lipper- digt“, sagt Guido Theis und lächelt. „Ich lasse mich 10
von dem anregen, was bei der Predigt gesagt wurde. wie strahlender, offensiver wirkt. Dann kommt Bach Die Jesuitenkirche in Falkenhagen (links), in der Margarete Wolf die Damit müssen die Pfarrer leben.“ und dann ein lettisches Volkslied: „Wehe Windchen“, Orgel spielt. das so zärtlich klingt, wie der Titel sich anhört. Dann Von Frescobaldi bis Bill Haley „Ländliche Tänze“, bei denen sich der Komponist- Hannes Meyer viel Mühe gemacht hat, die Orgel wie Maria Potaschnikova hat in Moskau auf dem Tschai- ein Jahrmarktsinstrument klingen zu lassen, um bay- kowski-Konservatorium Orgel studiert, der wohl rische Volkslieder angemessen zu Gehör zu bringen. renommiertesten musikalischen Ausbildungsstät- Diesen Klang, eigentlich eine Zumutung für eine Kir- te Russlands. Als sie Ende der 1980er-Jahre nach chenorgel, bringt die Feith-Orgel tadellos. Deutschland kam, blieb ihr Können nicht lange Den Abschluss macht „Rock around the clock“, Bill unerkannt. Schließlich konnte sie in Hannover Kir- Haley, 1956. Die Orgel meistert auch das. Vielleicht chenmusik studieren, um mit dem Diplom für beide fehlt ein wenig der Swing. Aber wer will das schon Konfessionen abzuschließen. Sie ist im Hamelner von einem so großen Instrument wie der Orgel Münster Organistin, einer evangelischen Kirche mit erwarten. Ein wenig Hüftsteife ist ihr erlaubt. drei Orgeln, und an der katholischen Kirche St. Georg in ihrem Heimatort Bad Pyrmont. Dort leitet sie auch Der Zimbelstern den Kirchenchor St. Cäcilia. „Orgel ist Liebe, Tanz, Wiegenlied, Schlachtenlärm“, In dem hohen neogotischen Kirchenschiff von St. sagt sie und packt zum Beweis die Noten aus. Sie Marien in Lügde hängt die Orgelbühne fast unter der fängt an mit Girolamo Frescobaldi, einem Komponis- Decke. Seitdem die Kirche und das Instrument 1992 ten des Frühbarocks, der auch am Petersdom in Rom renoviert wurden, findet auch der Kirchenchor dort arbeitete und Messen, aber auch Battaglien, musi- Platz. Dafür musste die Konstruktion jedoch um eini- kalische Schlachtengemälde, für die Orgel schrieb. ge Meter nach vorne verlegt werden. Vorher hatte Maria Potaschnikova spielt die „Chromatische Tocca- sich die Orgel komplett in dem historischen West- ta während der Elevation“, die bei einem eucharisti- turm von 1353 befunden, jetzt sitzt Günter Ostermann schen Gottesdienst gespielt wird, wenn der Priester an seinem Spieltisch auf einer Art Balkon in schwin- die gewandelten Gaben zeigt. Dann folgt Couperin, delnder Höhe. 32 enge Stufen geht es hoch zu ihm. der etwa ein Jahrhundert später ebenfalls Orgelmes- Von unten sehen die Gottesdienstteilnehmer nur sen komponierte. Maria Potaschnikova spielt wieder den silbernen Stern, der oben an der Außenseite der die Elevation, die bei Couperin wie bei Frescobaldi Orgelbühne angebracht ist: ein „Zimbelstern“. Günter andächtig verhalten im Grundton ist, aber irgend- Ostermann kann an seiner Orgel mit einem Knopfdruck 11
Musik am Sommerabend einen E-Motor starten, der wiederum ein hell klingen- In ihrer Schlichtheit, ohne Wandbilder und Statuen, in St. Kilian Lügde des Glockenspiel in der Orgel erklingen lässt. Gleichzeitig verkörpert die ursprünglich katholische und seit der setzt sich der Zimbelstern rasend schnell in Bewegung. Reformation evangelische Klosterkirche die protestanti- 2020 hat die St. Kiliankirche Mehrmals in der Sekunde decken seine Arme den Klang sche Glaubenskultur. Die katholische Kirche St. Michael in Lügde eine Walker-Orgel des Glockenspiels ab, eine vielfache, sehr kurze Laut- ähnelt heute nach einigen Um- und Rückbauten mit erhalten. Das war Anlass, dort unterbrechung, die die Zuhörer unten im Kirchenschiff als ihrem in schlicht gehaltenen Barock weitgehend wieder die Konzertreihe „Musik am Tremolo hören – ein aufgeregt jubilierendes Glockenspiel der Kirche, die die Jesuiten gründeten. Das lange Kir- Sommerabend“ ins Leben zu hoch über der Melodie. chenschiff ist voll mit Standbildern von Heiligen, an den rufen, die in diesem Jahr wie- Eigentlich ist der Zimbelstern eine Idee aus dem Wänden hängt der Kreuzweg, vorne steht ein kleiner, derholt wird. Die Pfarrkirche aus Barock. Damals kamen derartige Klangspielereien gut aber feiner Barockaltar. dem 12. Jahrhundert ist von Juli beim Publikum an. Zu dem spätromantischen Klangbild Orgel wird in beiden Kirchen gespielt, das eint Evan- bis September Ort unterschied- der Stockmann-Orgel in St. Marien passt das eher nicht. gelische und Katholiken. In St. Michael spielt Margarete licher Konzerte, die der Bezug Nur bei großen Kirchenfesten, wenn es richtig feierlich Wolf seit 13 Jahren ein Instrument aus dem Jahr 1850. auf die Gottesmutter Maria werden soll, lässt Günter Ostermann den Zimbelstern Damals ist sie eingesprungen, als es keinen Organisten eint. Die eintrittsfreien Abend- erklingen. Dann mischt sich der helle tremolierende Klang mehr gab. Viel Vorerfahrung außer dem Klavierunterricht andachten von etwa einer mit dem Klingeln der Messdiener unten am Altar: ein in der Jugend hatte sie nicht. „Günter Ostermann aus Stunde beginnen in der Regel überwältigendes, vielstimmiges musikalisches Halleluja. Lügde hat mir am Anfang sehr geholfen“, sagt sie. um 19.00 Uhr. Um telefonische Dieser Zimbelstern-Effekt ist heute aus der Rock- Schon lange kennt sie das Repertoire in- und aus- Voranmeldung wird gebeten: musik bekannt. In den Leslie-Verstärkern, die auf vielen wendig. Eine kurze Besprechung mit dem Priester vor 05281/7123 Pop- und Rockbühnen dieser Welt stehen, drehen sich der Messe reicht in der Regel. Vor der Pandemie spielte Rotoren, die den Schall ähnlich verändern wie ein Zim- sie drei Messen am Wochenende und zwei unter der Das Programm belstern. Die massiven Soundwälle der Rockmusik, die Woche, außer in Falkenhagen auch in den Filialkirchen Fr, 11.7. Sommerliche den Zuhörer durch ihre pure Klanggewalt überwältigen: St. Josef in Niese und in St. Marien in Sabbenhausen. Abendmusik Vielleicht ist eine Nähe zum Klangideal der Orgeln und Mit Corona ging die Zahl der Einsätze drastisch zurück. Fr, 23.7. Holzbläser-Rezital mit ihrer voluminösen Intonation, die Kirchenmauern erzittern Auch die Rhythmusgruppe St. Michael, die Margarete Prof. Norbert Kaiser, lässt, gar nicht so zufällig? Wolf leitet, hat unter der Pandemie gelitten. Margarete Musikhochschule Stuttgart Bei Besuchern, die nichts ahnen, zieht Günter Oster- Wolf hofft, dass die Gruppe in den kommenden Mona- Fr, 30.7. Vertonungen zum 400. mann immer alle Register und greift dann voll in die ten wieder den Probenbetrieb aufnehmen wird. Sicher Todesjahr des Orgelvirtuosen Jan Tasten – um mit einem listigen Lächeln zu beobachten, ist sie sich da nicht. Pieterszoon Sweelinck und sei- wie sie, attackiert von der frontalen Klangwand aus den Die Orgel wird sie auf jeden Fall weiterspielen. Aus ner norddeutschen Orgelschule Orgelpfeifen, einen kleinen Schockmoment erleben. Die der Notlösung von vor 13 Jahren hat sich eine echte Fr, 13.8. Musik zu Stockmann-Orgel aus dem Jahr 1919 hat richtig Dampf. Liebe entwickelt. „Die Orgel ist als Instrument nicht zu Maria Himmelfahrt Man darf sich durchaus an den Sound einer Rockband übertreffen“ sagt Margarete Wolf, „sie kann leise mit Fr, 27.8. Streicherklang mit erinnert fühlen. einer Solostimme spielen, aber auch festlich und feier- Orgelgesang lich. Alles ist möglich.“ Noch immer bekommt sie eine Fr, 10.9. Triduum: Ave Maria- Die Orgel eint die Konfessionen Gänsehaut, wenn es in der Kirche richtig feierlich wird Vertonungen zu Maria Geburt oder wenn sie bei Hochzeiten spielt: „Heiraten ohne (Khadija Zeynalova) Als der Zimbelstern in Mode war, im 17. Jahrhundert, weih- Orgel, das könnte ich mir nicht vorstellen.“ So, 12.9. Musik zum ten die Jesuiten eine neue Kirche in Falkenhagen ein. Seit Namenstag, Stabat-Mater dem 13. Jahrhundert hatte es dort ein Kloster gegeben, Der eine oder andere Rempler darf sein von Pergolesi, Solisten unter Lei- dessen Gebäude und Grundbesitz 1596 aufgeteilt wur- tung von Maria Potaschnikowa den. Die ehemalige Klosterkirche mit den Klausurgebäu- Wie Falkenhagen ist Feldrom ein zweigeteiltes Dorf. Mi, 15.9. Beatae Maria den wurde lutherisch, die Jesuiten übernahmen einige Das Oberdorf war schon immer katholisch, gehörte Virginis Pergolesi; Stabat-Mater Jahre später den katholischen Teil von Falkenhagen. 1695 lange zum Hochstift Paderborn und später zu Preu- Vertonungen zum Gedenktag richteten sie in einem leerstehenden Wirtschaftsgebäu- ßen. Dieses Feldrom schreibt sich mit F am Anfang. an die 7 Schmerzen Mariens, de eine katholische Kirche ein. Das untere Dorf schrieb sich Veldrom mit V und ist Mitglieder des Ökumenischen Diese Kirche gibt es bis heute, so wie die Trennung seit der Reformation evangelisch. Es gehörte noch nie Chores Schieder-Schwalenberg zwischen den Konfessionen bis heute in Falkenhagen zum Hochstift und schon lange zu Lippe. „Es gab zwei unter Leitung von Guido Theis räumlich nachverfolgt werden kann. Die Hauptstraße, die Schulen und zwei Feuerwehren. Zwei Kirchen gibt es So, 3.10. Marienvesper zum Tag durch den Ort verläuft, trennte lange die katholische von immer noch“, sagt Jan M., der Organist. der deutschen Einheit der evangelisch-reformierten Bevölkerung. Die beiden Feldrom war nie reich. Die Arbeit im Wald und die (u. a. Schola von St. Marien, Kirchen waren wie Statthalter der jeweiligen Konfession Landwirtschaft waren die Hauptverdienstquellen. Detmold, Leitung von oder wie zwei Glaubensburgen, die sich auf wenigen Aber eine Orgel hatte die Kirche im Dorf, die eigent- Prof. Markus Brenk) Metern gegenüberstanden. lich eine Kapelle war – auch wenn es nicht für eine 12
„echte“ Orgel, sondern „nur“ für die digitale Sweelinck zurück, die aus Feldrom in die Welt gegangen sind. An Heiligabend drängen sich die Menschen in St. Josef Feldrom. 10 reichte. Als die Kapelle St. Josef vor fünf, sechs Jah- Alle treffen sich Heiligabend in der Christmette. Sogar die Orgelbühne ist dann ren renoviert wurde, holten die Einwohner ihre Orgel „Dann ist die Kirche so voll, dass sogar auf der überfüllt. Der Organist kann das mit einem Traktor auf einem Frontlader aus der Kirche Orgelbühne kein Platz mehr frei ist“, sagt Jan M. Er genießen. heraus. „Damals haben auch die evangelischen Nach- sitzt dann inmitten der singenden, betenden Menge barn geholfen“, sagt Jan M. an seiner Sweelinck 10 und hält mit dem Blick auf den Die Kirche war und ist wichtig für die Menschen Chor und den Altar musikalisch Kurs. Dabei nimmt er im katholischen Feldrom. Die Kirche prägt die Identität wegen der Fülle den einen oder anderen Rempler in und stärkt die Gemeinschaft. Noch heute gehört der Kauf. „Besser kann Weihnachten nicht sein“, sagt er: ausgiebige Plausch vor der Kirchentür zu jeder Sonn- die weihnachtliche Kirche, die Freunde zurück im Dorf, tagsmesse dazu. Zu Weihnachten kommen auch die die Musik der Orgel. Dafür macht er das. Mirschel-Automobile GmbH www.volkswagen-service-mirschel.de · info@mirschel-automobile.de Pyrmonter Straße 53 · 32676 Lügde · Telefon (0 52 81) 98 04 - 0 13
Schnell, neu und bunt im Internet unterwegs „Katholisch in Südlippe-Pyrmont“ springt es einem bald entgegen, wenn man im Internet die Seite www.kath-slp.de besucht. Der Pastorale Raum gibt seiner Website einen komplett neuen Look – einen kleinen Vorge- schmack erhalten Sie schon jetzt exklusiv in ZOOM. Pastoraler Raum Kirche vor Ort Kirche leben Gottesdienste News Blog Kontakt Tel. (05281) 7123 ... Nach dem Motto „Weniger Pastoraler Raum Südlippe-Pyrmont Südlippe-Pyrmont ist mehr“ entsteht eine neue, erschlankte Website, die die Fülle des großen Pastoralen KATHOLISCH IN Raumes Südlippe-Pyrmont SÜDLIPPE-PYRMONT abbildet, ohne überladen zu wirken. Unter den beiden Hauptpunkten „Kirche vor Ort“ und „Kirche leben“ finden Leser die Themen wieder, die sie am meisten interessieren. Unter „News“ und „Blog“ werden Besucher der Website über die Ereignisse und Veranstaltun- gen im Pastoralen Raum auf Gottesdienste dem Laufenden gehalten.Der Anmeldung zu den Gottesdiensten CHATTEN SIE MIT UNS! neue Internetauftritt beinhaltet viele Funktionen wie einen Kirche leben Kalender, einen Chat, Social Unsere Handlungsfelder im Pastoralen Raum Media oder einen Webshop für Online-Spenden. Unkompliziert und mit wenigen ? Was tun, wenn...? Hilfe für verschiedene Fragestellungen Unser Film über den Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Feiern, Teilen, Tun Klicks sollen Nutzer die The- men finden, die sie interessie- ren. Wenn es mal ganz schnell gehen muss, steht ihnen eine Lesen, was es Neues gibt Suchfunktion zur Verfügung. News Mit der Rikscha unterwegs Was lebendig hält Das Design der neuen Website Wir halten Sie auf dem Laufenden – Geschichten aus Seit Juli bietet sich in Schieder-Schwalenberg ein noch Wechsel nach 41 Jahren: Seit 1979 hat Edeltraut Drewes ungewohntes Bild: Dreirädrige Rikschas kurven durch die den Kindergarten St. Georg in Bad Pyrmont geleitet. Im wird ansprechend und modern dem Pastoralen Raum in Texten, Bildern und Videos. Orte und die hügelige Landschaft. Auf den Rikschas fahren vor allem Menschen... weiterlesen September wechselte sie in den Ruhestand. Ihre Nachfol- gerin ist Vanessa Tuchlitz. Video abspielen sein, mit klaren Formen und Linien und in den Farben des Logos für den Pastoralen Raum, Blau und Grün. Im Texte von Pfarrer Schiller Zentrum der Website werden Blog Etwas Besonderes Angekommen viele Fotos und Videos stehen Feiern, Teilen, Tun. Ein Blog von Pfarrer Stefan Schiller Die neue Kirche St. Laurentius und das Gemeindezen- trum sollen ein Ort werden für alle Menschen aus der Bei seiner Ankunft hörte er Glockenläuten. Er folgte dem Klang und gelangte zur Kirche St. Marien. Als er sie über das Leben in der Gemeinde. – bunt und vielseitig wie der Region, die sich hier trefffen. Ein erster Eindruck vom neuen Gebäude... weiterlesen betrat, kam ihm alles bekannt vor. Es fühlte sich an, als sei er zu Hause angekommen... weiterlesen Pastorale Raum Impressum Kontakt Datenschutz Südlippe-Pyrmont. 14
Vertrauen Ein geistlicher Impuls von Pfarrer Stefan Schiller Liebe Leserinnen und Leser! Ganz einfache Handlungen können geradezu symbo- wurde zum persönlichen Glaubensort für mich und lische Kraft entfalten. Solche Augenblicke prägen sich die Orgel auch zum Ausdrucksinstrument des eigenen ein. Wenn ich von den beiden Orgelschülern Nils und Glaubens. Die Orgel kann nämlich auch das – Stim- Leon lese, dann muss ich zurückdenken an meine mungen, Klage, Freude, Jubel, die ganze Bandbreite eigene Jugendzeit. Ich dürfte so etwa im Alter von Leon umsetzen. Vielleicht wurde sie auch deshalb für die gewesen sein, als ich den Organistendienst in meiner Liturgie entdeckt. Heimatkirche in Lünen übernommen habe. Mit der Zeit gehörten auch immer wieder Vertretun- Bis dahin lag das fest in den Händen unserer pensi- gen in den Nachbargemeinden dazu, samt den Begeg- onierten Grundschulrektorin, bei der schon meine Mut- nungen mit dem – damals noch reichlicher vorhande- ter als Kind die Schulbank gedrückt hatte. nen – Bodenpersonal. Sie waren ganz unterschiedlich, Wer ein Instrument lernen will, der muss vor allen die Palette reichte vom konzilsbewegten Progressiven Dingen üben, üben, üben … bis zu traditionsbewussten Priestern à la Don Camillo. Da eine Pfeifenorgel die Dimensionen des heimat- Manches Mal auch eine Kaffeepause zwischen zwei lichen Wohnzimmers Messen im Pfarrhaus. deutlich übersteigt, muss Sie alle haben auf ihre man eben zum Instru- Es ist gut, dass all das nicht mehr Weise auch meine Kirch- ment hin, um das zu tun. unter der Oberfläche bleibt, sondern lichkeit geprägt. Eines By the way – für alle anderen im Haus ist das genannt wird. Nur was ans Licht kommt, aber – und da kommen wir wieder zum Aus- durchaus von Vorteil. kann angeschaut und bearbeitet werden. gangspunkt – waren sie Musikerinnen und Musi- Nur wer sich in seinem Leid wirklich um alle: vertrauenswürdig. ker sind häufig ein gutes Dafür bin ich dankbar. Stück auf die Toleranz seiner selbst willen als angenommen Umso schmerzhaf- ihrer Umgebung ange- erfährt, kann hoffentlich schrittweise ter sind die Erlebnisse wiesen. Heilung erfahren. von Menschen, die das Wer schon einmal Gegenteil erfahren muss- über Stunden Übungen te, auch in der Kirche. auf einer Geige, das Hämmern eines Schlagzeugs oder Es ist gut, dass all das nicht mehr unter der Oberflä- ewige Fingerübungen auf einem Klavier im Nachbar- che bleibt, sondern genannt wird. Nur was ans Licht zimmer über sich ergehen lassen musste, der weiß, kommt, kann angeschaut und bearbeitet werden. Nur wovon ich schreibe. wer sich in seinem Leid wirklich um seiner selbst willen Eindeutiges Plus für die Orgel. Die Versuche muss als angenommen erfährt, kann hoffentlich schrittweise eigentlich nur der liebe Gott ertragen und der hat – zu Heilung erfahren. unserem Glück – viel Geduld mit uns Menschen. Jesus jedenfalls ist sehr eindeutig. Er lässt die Kinder Jedenfalls drückte mir mein Heimatpfarrer dann in seine Nähe kommen, als die Erwachsenen sie weg- irgendwann die Schlüssel zur Kirche in die Hand. Auf schicken wollen (vgl. Mk 10). Und an anderer Stelle, da den ersten Blick eine ziemlich pragmatische Handlung. wird er ganz deutlich: „Wer einen von diesen Kleinen, Man muss nicht jedes Mal am Pfarrhaus anklingeln die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre oder ins Büro, wenn man mal üben möchte. Auf den es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals zweiten Blick aber ein Akt des Vertrauens. Das ist mir im tiefen Meer versenkt würde“ (Mt 18,6). – glaube ich – erst viel später klar geworden. Immerhin Ich hoffe und wünsche, dass eine neue Kultur der Acht- hatte ich damit Zugang zu allem in der Kirche, wann samkeit und des Hinsehens dazu führt, dass Kirche so Pfarrer Stefan Schiller ist Leiter des ich wollte. erlebt werden kann, wie ich sie erleben durfte – als Pastoralen Raums Südlippe-Pyrmont Genau diese Augenblicke aber sind wichtig gewor- Ort des Vertrauens und vertrauenswürdiger Menschen, Foto: Flüter den. Nicht nur für das Orgelspiel, sondern auch für die sodass der Glaube in vielen Herzen in leisen und lauten Zwiesprache mit Gott zwischendurch. Diese Kirche Tönen klingen kann wie aus den Registern einer Orgel. 15
Das C O R O N A – S P E Z I A L Fünf Berichte aus dem Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Krise? Welche Krise? Geschichten über Mutmacherinnen und Mutmacher, die sich von Corona nicht haben einschüchtern lassen. von Karl-Martin Flüter 16
Viel Verständnis Die Kita St. Joseph in Schieder ist gut durch die Pandemie gekommen, weil Kinder, Eltern und das Team gut zusammengehalten haben. „Als Kita-Leitung bin ich nicht verbittert wegen Corona“, arbeiterinnen wechseln nicht zwischen sagt Alexandra Voß. Dabei könnte sie sich durchaus über den Gruppen. Das Außengelände wurde ihr Schicksal beschweren. Im Januar 2020 hat sie die Lei- lange Zeit in Bereiche unterteilt, damit tung in der Kindertagesstätte St. Joseph in Schieder ange- sich die Kinder auch dort nicht mischten. treten. Zwei Monate später, am 13. März, trat der Notfall ein. „Die Kinder haben die ganze Zeit toll Um 14.00 Uhr an diesem Freitag erreichte das Kita-Team die mitgemacht“, sagt Alexandra Voß. „Sie Nachricht, dass der Kindergarten wegen Corona ab Mon- haben viel Verständnis gezeigt.“ Eine tag gesperrt werden sollte. Alexandra Voß ist seit mehr als Krise wie Corona durchzustehen fördert einem Vierteljahrhundert Erzieherin. Die Kita durch einen auch die Selbstständigkeit. Das begann normalen Alltag zu leiten, wäre ihr leichtgefallen. Von die- schon morgens, wenn für die Eltern an sem 13. März jedoch war alles anders und nichts mehr der Eingangstür Schluss war. „Die Kinder normal. haben auf diese Weise schneller gelernt, Die verordnete Schließung der Kita kam nicht überra- sich abzunabeln“, sagt Alexandra Voß. schend, aber dennoch sehr kurzfristig. Zu dieser Uhrzeit Für die Eltern war die Situation nicht am dem Freitag hatten viele Eltern ihre Kinder schon abge- immer leicht. Sie hatten über lange Zeit- holt. Das Team behalf sich, indem Mitarbeiter noch am räume kaum Kontakt mit anderen Eltern. Freitag und am Wochenende Infozettel in die Briefkästen Ihnen fehlte auch das kurze Gespräch der betroffenen Familien einwarfen. „Das hat funktioniert, zwischendurch mit den Erzieherinnen. war aber aufwändig“, sagt Alexandra Voß. „Wäre die Infor- „Für die Kinder und Eltern, die 2020 nach mation vom Land ein wenig früher gekommen, hätte das den Schulferien gekommen sind, war es uns allen geholfen.“ nicht einfach, sich in die Gruppen zu inte- Diese Erfahrung sollte sich wiederholen. Die Erlasse grieren“, hat Alexandra Voß beobachtet. und Verordnungen kamen in den kommenden Monaten Doch insgesamt haben sich Kinder, immer wieder sehr spät. Nicht beschweren konnte sich Eltern, Mitarbeiter in der Kita als erstaunlich widerstands- Kita-Leiterin Alexandra Voß Alexandra Voß jedoch über ihren Träger, die Katholische fähig erwiesen. Das Leben in der Kita ging weiter. Eine Kita-GmbH Minden-Ravensberg-Lippe. „Von da sind wir Lesewoche, die bereits vorbereitet war, wurde einfach ins immer sehr zeitnah benachrichtigt worden“, sagt sie. Digitale verlegt. Unter anderem las der Geschäftsführer Der Arbeitgeber sorgte der Katholischen. Kinder- auch für ein Gefühl der tageseinrichtungen Min- Sicherheit. Kolleginnen jen- „Es ist erstaunlich, wie viel Augen den-Ravensberg-Lippe seits der 60, die besonders und Körpersprache über unsere gem. GmbH, Detlef Müller, gefährdet waren, wurden Gefühle verraten, auch wenn der auf dem großen Bildschirm innerhalb weniger Tage vor. von der Arbeit befreit. Alle Mund verdeckt ist.“ Viele Umstellungen fie- Mitarbeitenden erhielten len nach kurzer Zeit nicht die Information, die Arbeitsplätze und Gehälter seien sicher. mehr auf. „Die Masken haben der Kommunikation bei- „Das hat uns als Team gestärkt“, sagt Alexandra Voß. „Auch spielsweise überhaupt nicht geschadet“, meint Alexandra aus diesem Gefühl heraus haben unsere Mitarbeiterinnen Voß. „Es ist erstaunlich, wie viel Augen und Körpersprache Außerordentliches geleistet.“ über unsere Gefühle verraten, auch wenn der Mund ver- Knapp 14 Tage nach dem harten Lockdown öffnete die deckt ist.“ Ganz ist die Kita St. Joseph dem Coronavirus Kita St. Joseph die erste Gruppe für Kinder von Eltern, die jedoch nicht entkommen. Ostern 2021 wurden zwei Coro- in systemrelevanten Gruppen arbeiten. Im Sommer kamen nafälle bekannt. Zwei der drei Gruppen mussten 14 Tage auch die anderen Kinder zurück. „Das war sehr emotional“, geschlossen werden. Aber auch diese Krise hat die Kita erinnert sich Alexandra Voß, „die Kinder haben sich sehr gut überwunden. Alexandra Voß, hinter der als Leiterin fast gefreut.“ Seitdem findet das Leben in der Kita St. Joseph anderthalb Coronajahre liegen, bleibt auf jeden Fall gelas- in den Gruppen statt, die für sich bleiben. Auch die Mit- sen: „Es kann nur besser werden.“ 17
Trotzdem schön Carla hat sich ein Jahr lang in einer Kleingruppe auf die Erstkommunion vorbereitet. Das hat der Motivation und guten Laune nicht geschadet. Kurz nach Pfingsten ist alles vorbereitet für die Erstkom- in einer großen Gruppe zur Erstkommunion gehen könn- munion von Carla. Ein ganzes Vorbereitungsbuch hat sie te, sondern mit Julian allein. Sie weiß auch, dass längst zusammen mit Julian, mit ihrer Mutter Stephanie und Juli- nicht alle Verwandten, Freunde und Bekannten in der Kir- ans Mutter durchgearbeitet. Seit dem Sommer vergange- che dabei sein werden. Maximal zehn Besucher je Kom- nen Jahres haben sich die vier regelmäßig getroffen: zum munionkind sind erlaubt. Das macht die Sache schwierig: Basteln und Malen, zum Beten und Singen, sogar einen Wer von den lieben Verwandten soll draußen bleiben? Kuchen haben die vier Aber so ist das nun gebacken. Die Kerze, die mal. Carla und ihre Mutter Carla und Julian gemein- Bei Carla war von Anfang an klar, dass haben sich von Corona sam zum Altar tragen, ist das Fest kleiner ausfallen würde. Das nicht entmutigen lassen. schon gestaltet. Und auch Im Gegenteil. Im Winter Coronavirus würde nicht so schnell das schöne Kommunion- sind sie als Sternsinger kleid hat Mutter Stephanie verschwinden. losgezogen, um den bereits besorgt. Segensbrief in die Brief- Carlas Bruder Hagen ist vor zwei Jahren zur Erstkom- kästen zu werfen. „Es hat den ganzen Tag geregnet und munion gegangen. Danach kam die gesamte Familie es war kalt“, sagt Stephanie Stumpe, „aber es war trotz- zum Feiern zusammen. „Das war eine Mega-Party“, sagt dem schön.“ Im Mai ist zum Abschluss die Gemeinde- er. Bei Carla war von Anfang an klar, dass das Fest kleiner referentin Sonja Teuber vorbeigekommen, hat mit Carla ausfallen würde. Das Coronavirus würde nicht so schnell und ihrer Mutter geredet und Fragen beantwortet. Das verschwinden. Deshalb hatte Carla viel Zeit, um sich an kleine Stempelheft, das Carla vor einem Jahr erhalten hat, Carla und ihr Bruder Hagen den Gedanken zu gewöhnen, dass sie nicht wie Hagen war da schon von vorne bis hinten voll: Stempel für die Roratemesse, für den Taschenlampen- gottesdienst und natürlich auch für die Sternsingeraktion. Sonntag, 20. Juni, 11 Uhr, ist der Termin, auf den Ende Mai im Haus Stumpe alle warten. Wenn alles wie geplant läuft, werden Carla und Julian feierlich in die Kirche einziehen. Der Gottesdienst wird auf die Erstkommu- nion abgestimmt sein. Die Fürbitten für diesen Tag haben die Kommunion- kinder und ihre Familien ausgesucht, genauso wie die Lieder zum Ein- und Auszug. Wenn möglich, wird ein Onkel wird bei einem Lied Trompete spielen. Carlas Urgroßmutter, auch die Groß- eltern werden auf jeden Fall in den Reihen hinter ihr sitzen und ihr Bruder Hagen wird ihr als Messdiener beson- ders nahe sein. Es ist also alles bes- tens. Nur einen Wunsch hat Carla noch vor dem großen Tag. „Die Leute sollen nicht glauben, dass ich Julian heiraten will, weil wir jetzt zusammen in der Kir- che zur Erstkommunion gehen.“ 18
Crashkurs Corona Der Messdienerdienst hat sich während der Pandemie grundlegend verändert. Charlotte und Jonas haben einfach weitergemacht. Sie haben sogar neue Messdiener ausgebildet. Irgendwann im vergangenen Jahr, die Pandemie war noch Charlotte und Jonas wurden 2016 in die Messdiener- nicht alt, haben die Messdiener von St. Georg in Bad Pyr- gruppe aufgenommen. Ihre Gründe sind ähnlich: aktiv mont ein kleines Video gedreht – einen Schulungsfilm, um sein, Zeugnis ablegen. Er wolle seine Verbindung mit alle Messdienerinnen und Messdiener darüber zu infor- Gott zeigen, sagt Jonas. Charlotte findet es wichtig, in der mieren, worauf sie bei einem Gottesdienst unter Corona- Messe aktiv zu sein. In ihrer Altersgruppe sind sie damit Bedingungen achten müssten. Ausnahmen. „Das interessiert niemanden“, sagt Charlot- Anfang Juni 2021 hatte sich nichts geändert. Der Film te. „Es hebt einen schon hervor, aber sonst redet keiner beschrieb immer noch den darüber“, findet Jonas, der aktuellen Stand der Dinge: „Am Anfang musste man schon darauf in der Tasche einen Hand- vor allem Abstand halten, ball bei sich trägt und Maske tragen, maximal achten, alles richtig zu machen, gleich noch zum Training zwei Messdiener während mittlerweile ist es Gewohnheit.“ muss. Aktives Mitglied der Messe. Die Messdiener im Jugendparlament der dürfen nicht neben dem Priester stehen, wenn der aus Stadt Bad Pyrmont ist er auch. Es gibt also genug zu tun. dem Evangelium vorliest. Messdiener wollen beide weiter bleiben. Nachdem Charlotte Gröling (14) und Jonas Klein* (15) haben durch- Charlotte und Jonas trotz der erschwerten Bedingungen * Name geändert gehend in der Pandemie-Zeit unter diesen Bedingun- die Ausbildung der neuen Messdiener erfolgreich been- gen den Messdienerdienst geleistet. „Mittlerweile ist es det haben, sollen sie in die Leitung der Messdienergruppe Gewohnheit“, sagt Jonas, „am Anfang musste man schon aufsteigen. Das allein sind schon gute Aussichten – und Jonas Klein und Charlotte Gröling haben durchgehend in der darauf achten, alles richtig zu machen, das wird ja auch vielleicht wird ja im kommenden Jahr auch die Romfahrt Pandemie-Zeit den Messdiener- von den Gottesdienstteilnehmern beobachtet.“ möglich. dienst geleistet. Nicht alle der etwa 15 Messdienerin- nen und Messdiener in der Gemeinde St. Georg werden nach der langen Aus- zeit durch Corona in die Gemeinschaft der Bad Pyrmonter Messdiener zurück- kommen. Die Gruppenstunden fehlten, auch gemeinsame Unternehmungen wie die jährliche Messdienerfahrt. Die große Romfahrt, die eigentlich für dieses Jahr geplant war, ist ausgefallen. „Einige haben den Kontakt verloren und sich zurückgezogen“, bedauert Charlotte. Immerhin: Im Juni konnten drei neue Messdiener in ihr Amt einge- führt werden. Die Ausbildung haben Charlotte und Jonas übernommen. Sie haben sich trotz Corona noch mehr engagiert. „Wir haben das in einem Crashkurs gemacht“, sagt Jonas über seine Ausbildungsleitung, „viermal anderthalb Stunden.“ In den anderen Jahren stand für die Ausbildung mehr Zeit zur Verfügung, oft ein ganzes Wochenende, doch auch das war wegen Corona nicht denkbar. 19
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