Wahlprogramm 2020 des FDP-Kreisverbandes Rhein-Erft - In der vom Kreisparteitag am 15.07.2020 - FDP Rhein-Erft Kreis
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Wahlprogramm 2020 des FDP-Kreisverbandes Rhein-Erft In der vom Kreisparteitag am 15.07.2020 beschlossenen Fassung Dieses Programm umfasst 32 Seiten.
-2– FDP-Kreisverband Rhein-Erft Inhalt VORWORT ................................................................................................................................................................. 3 1. WIRTSCHAFT UND STRUKTURWANDEL .......................................................................................... 5 2. BILDUNG UND JUGEND ......................................................................................................................... 10 3. DIGITALISIERUNG ................................................................................................................................. 14 4. MOBILITÄT ............................................................................................................................................... 17 5. NACHHALTIGKEIT UND UMWELT.................................................................................................... 21 6. BÜRGERSCHAFT (VEREINE & EHRENAMT, SPORT & KULTUR) ............................................. 24 7. LEBEN, GESELLSCHAFT & SOZIALES.............................................................................................. 26 8. GESUNDHEIT, ORDNUNG UND VERBRAUCHERSCHUTZ ........................................................... 28 9. HAUSHALT & VERWALTUNG ............................................................................................................. 30
-3– FDP-Kreisverband Rhein-Erft Vorwort Sehen wir die Chancen und Herausforderungen, nicht die Risiken und Gefahren. Unsere Region und unsere Zeit sind im Umbruch. Das Rheinische Revier erlebt den Umbruch durch den Aus- 5 stieg aus der Braunkohleverstromung. Unsere Zeit erlebt eine massive, flächendeckende Digita- lisierung unseres Alltags mit vielen Veränderungen in unserer Arbeits- und Konsumkultur durch die Naturgewalt der Corona-Pandemie. Dieser doppelte Umbruch ist für Viele in unserer Gesell- schaft herausfordernd. Dieser Umbruch muss aber langfristig kein schlechter sein. Wenn wir ihn gestalten, kann er zu einer besseren Gesellschaft führen. Wir an Rhein und Erft sind dazu fähig 10 und die FDP wird ein Fortschrittsbeschleuniger für unsere sich verändernde Gesellschaft sein. Kommunalpolitik und damit auch Politik im Rhein-Erft-Kreis ist bodenständiger, als es Bundes- und Landespolitik sein können. Wir sind nahbar und unmittelbar für Sie, die Bürgerinnen und Bürger, ansprechbar. Vieles in der Politik vor Ort ist pragmatisch und wird über die Parteigren- zen hinweg einvernehmlich entschieden, weil es unstrittig ist. Die Freien Demokraten zeichnen 15 sich in dieser konstruktiven, kommunalen Politik durch eine freiheitsbejahende Politik aus. Un- sere Maxime ‚Privat vor Staat‘ ist und bleibt unsere Richtschnur. Verbote und Verordnungen führen letztlich nur zu einer Gesellschaft, wo die Einzelnen immer weniger aus einer eigenen moralischen Überzeugung handeln, sondern weil es ‚von oben‘ vorgeschrieben wird. Wir sind der festen Überzeugung, dass Freiwilligkeit und das eigene Handeln immer zu einer besseren 20 Gesellschaft führen, als es staatliche Verordnungen vermögen. Dies zur Handlungsmaxime – auch kommunaler Politik – zu machen, unterscheidet uns grundsätzlich von den anderen politi- schen Mitbewerbern. Es hat dem Rhein-Erft-Kreis in den vergangenen Jahren spürbar gut getan, dass Liberale Ver- antwortung übernommen haben und in mittlerweile vier Koalitionen mit Christdemokraten und 25 später auch Grünen die Kreispolitik mitgestaltet haben. Wir haben den Kreis schuldenfrei ge- macht, wir haben die Kreisumlage konsequent gesenkt und damit die Städte des Kreises finan- ziell entlastet, und wir haben uns rechtzeitig aus einem finanziellen Engagement bei der RWE verabschiedet, bevor der frühere Energieriese durch die ökologische Wende massiv an Wert verloren hat. Wir haben unsere Berufskollegs modernisiert, eine flächendeckende Berufswahlo- 30 rientierung für unsere Kinder eingerichtet und die Hochbegabtenförderung etabliert. Wir haben eine moderne und serviceorientierte Wirtschaftsförderung Rhein-Erft (WfG) aufgebaut, die ge- rade jetzt in der Corona-Pandemie für die regionalen Unternehmen, Mittelständler und Selb- ständigen ein sehr wichtiger Anlaufpunkt ist, und ebenso die kreiseigene Busgesellschaft deut- lich flexibler und pendlerorientierter aufgestellt. In der laufenden Wahlperiode haben wir auch 35 massiv die Förderung der Digitalisierung ausgeweitet. Mit mehr als 13 Millionen Euro hat der Kreis enorme Mittel für den Glasfaseranschluss der Schulen, der Gewerbegebiete und der Kran- kenhäuser in die Hand genommen. Wir bleiben auch damit unserem Grundsatz ‚Privat vor
-4– FDP-Kreisverband Rhein-Erft Staat‘ treu; denn, wenn Private es nicht schaffen, muss letztlich der Staat die Modernisierung unserer Infrastruktur, auch der Digitalen, übernehmen. 40 Am 13. September 2020 werben wir um Ihre Stimme. Wir wollen Ihre Interessen in einem le- bens- und liebenswerten Kreis mit Verstand und Liberalität vertreten. Wir wollen die Arbeitsfä- higkeit des Kreises erhalten und dafür weiter gut haushalten. Wir wollen die weltbeste Bildung für unsere Schülerinnen und Schüler ermöglichen. Wir wollen unsere Wirtschaft und freies Un- ternehmertun bestmöglich fördern. Wir wollen die Digitalisierung massiv vorantreiben, denn 45 Corona hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung für unser Leben und unsere Wirtschaft ist.
-5– FDP-Kreisverband Rhein-Erft 1. Wirtschaft und Strukturwandel Unsere Region und damit auch unser Kreis werden sich in den kommenden Jahren verändern. Wir haben hier an der Erft über mehr als ein Jahrhundert gut von der Braunkohle gelebt. Die 50 Menschen in der Braunkohleindustrie haben die Energieversorgung für unser Land maßgeblich sichergestellt. Jetzt liegt es an uns – mit viel Unterstützung von Bund und Land – eine andere, nachhaltige Wirtschaft zu schaffen, die uns auch in Zukunft den gewohnten Wohlstand bei noch mehr Verantwortung für unsere Umwelt und damit für unsere Kinder erhalten lässt. Wir haben dabei bereits heute zwei entscheidende Vorteile gegenüber dem Strukturwandel im Ruhrge- 55 biet: Wir wissen was auf uns zukommt und wir haben bereits heute eine dynamische, komplexe Wirtschaft und keine Monoindustrien Kohle und Stahl. Wir Freien Demokraten im Rhein-Erft- Kreis wollen mit den Bürgerinnen und Bürgern das Ende der Braunkohle nutzen, um unseren Kreis, seine Städte und unsere Region zu einer dynamischen, nachhaltigen und digitalen Wirt- schaftskraft werden zu lassen. 60 Wichtige Instrumente für das Gelingen des Strukturwandels sind - eine weiterhin effektive Wirtschaftsförderung als Dienstleister, Ansprechpartner und Türöffner (auch und gerade während der Corona-Pandemie) für Unternehmen, Mittel- stand und Start-Ups sowie Kommunen - eine schlagkräftige Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) als Koordinator des Struk- 65 turwandels in unserer Region sowie - ein einheitliches Standortmarketing, bei dem die Kreise und Städte der Region nicht ge- geneinander konkurrieren, sondern miteinander neue Unternehmen, neue Innovatio- nen und neues Kapital in unsere Heimat holen. Wir Freie Demokraten sind Garant für einen guten Strukturwandel, der an den Interessen unse- 70 rer Bürgerinnen und Bürger orientiert ist. Der Strukturwandel in unserer Region und an Rhein und Erft wird über Jahrzehnte andauern. Für uns Liberale gilt es, unsere Stärken zu erhalten und für einen erfolgreichen Strukturwandel zu nutzen. In den braunkohlegeprägten nordwestlichen Städten des Kreises ist diese Stärke eben die energieerzeugende Industrie. Diese Industrie besteht schon heute nicht nur aus Tage- 75 bau und Kraftwerken, sondern aus dem vielen Know-How in den Köpfen der Arbeiter, Ange- stellten und Ingenieurinnen der Energiewirtschaft. Nutzen wir das. Machen wir aus der fossilen Energiewirtschaft eine erneuerbare Energiewirtschaft. Deshalb unterstützen wir Freie Demo- kraten die Umwandlung der bisherigen Braunkohleindustrieflächen zu Flächen der erneuerba- ren Energien. Im Tagebau können mit Beginn der Restseebefüllung schwimmende Solaranlagen 80 installiert werden, an den Restseehängen Windenergieanlagen entstehen und die bestehende sowie neue Kraftwerksstandorte für Speicherkraftwerke oder auch FlexKraftWerke und die Er- zeugung von grünem Wasserstoff sowie synthetischen Kraftstoffen genutzt werden. Wir unter-
-6– FDP-Kreisverband Rhein-Erft stützen das Vorhaben des „Wasserstoffrevier“ und die im Wirtschafts- und Strukturprogramm der Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) verfolgte Planung. Ziel muss sein, das Rheinische 85 Revier zur deutschlandweit führenden Region der Produktion und Verarbeitung von Wasser- stoff zu machen. Langfristig kann im heutigen Tagebau Hambach eine Batterie von Kugelspei- cherkraftwerken oder an einem der bisherigen Kraftwerksstandorte neue, nicht-fossile Kraft- werkstypen (bspw. auch ein DEMO-Fusionskraftwerk) installiert werden. Machen wir aus dem Tagebau Hambach ein Energietal und langfristig einen Energiesee. Machen wir aus dem Kraft- 90 werksstandort Niederaußem einen hochmodernen Standort für regenerative und nachhaltige Energiegewinnungsarten. Neben diesen zentralen Standorten regenerativer Energiegewinnung sollen aber auch dezentrale, CO2-neutrale Energieerzeugungen wie Kraft-Wärme- Koppelungsanlagen (KWK) forciert werden. Mit der kreiseigenen Wirtschaftsförderung haben wir bereits frühzeitig den richtigen Weg zu 95 einem erfolgreichen Strukturwandel eingeschlagen. Die Strategie ‚REload Zukunft Rhein-Erft 2030‘ mit den Schwerpunkten Fachkräftesicherung, Innovationsdynamisierung und der Woh- nortattraktivität ist hier der erste zentrale Baustein. Der zweite zentrale Baustein ist die voraus- schauende Regionalplanung mit der Erstellung eines Gewerbeflächenkonzeptes. Hier waren wir im Rhein-Erft-Kreis schneller als viele anderen Kreise – auch und gerade weil die Zusammenar- 100 beit und Kooperation mit den zehn kreisangehörigen Städten schnell und effizient funktioniert hat. Dies hat auch zu vier interkommunal abgestimmten Regionalplanänderungsanträgen ge- führt, mit denen besonders bedeutsame Flächen zur Weiterentwicklung im Strukturwandel beantragt wurden und interkommunal entwickelt werden sollen. Wir setzen uns dafür ein, dass diese notwendigen Flächen zeitnah zur Verfügung stehen und fordern die Bezirksregierung auf, 105 die Genehmigungen zeitnah zu erteilen. Viele Projekte des gerade beschlossenen SofortprogrammPLUS und des Starterpaket Kommu- nen zum Strukturwandel im Rheinischen Revier wurden von uns von Anfang an unterstützt und engagiert begleitet. Dazu gehören die von der Zukunftsagentur als förderwürdig angesehenen Projekte1 110 - TH Köln Campus Rhein-Erft - SpeicherStadt Kerpen - Wärmespeicher-Kraftwerk StoreToPower - Intelligentes regionales Energiemanagement Sicherheit Innovation (IESI) – Operation Center Quirinus Control 115 - AI Village 1 Hier nicht aufgeführte weitere Projekte sind: AI Village; Digitalisierung des neu zu gründenden Gemeinschafts- stadtwerkes Bergheim, Elsdorf, Bedburg; Chemiehub im industriellen Raum; Interkommunales Projekt INKA: Terra Nova „Klimahülle“; Qualifiziert.Vernetzt.Innovativ.Wirksam - Weiterbilden im Rheinischen Revier
-7– FDP-Kreisverband Rhein-Erft - Grüne Wasserstoffanlagen - Industrial Maker Space Bedburg Der Strukturwandel wird uns in den kommenden Jahren maßgeblich in der Kreispolitik beschäf- tigen. Dennoch ist die Energiewirtschaft nicht die einzige für den Kreis wichtige Branche. Wir 120 Liberale werden darauf achten, dass die sehr guten Rahmenbedingungen und traditionell ge- wachsenen Strukturen für die weiteren Kernbranchen im Rhein-Erft-Kreis erhalten bleiben. Hierzu gehören besonders Mittelstand und Handwerk, die Logistikbranche entlang der bedeut- samen europäischen Verkehrsadern sowie die chemische Industrie insb. in Wesseling und Hürth. Für die aufstrebenden Branchen Gesundheit und Pflege sowie den Start-Up-Sektor wol- 125 len wir den Kreis zu einem hervorragenden Unternehmensstandort im ABCD-Viereck, Aachen, Bonn, Köln (Cologne), Düsseldorf machen. Für uns Freie Demokraten ist es im Sinne des Wohl- stands der Region und von hochwertigen Arbeitsplätzen entscheidend Wertschöpfungsketten zu erhalten sowie um- und auszubauen. Insbesondere müssen bestehende Wertschöpfungsket- ten erfolgreich in die Zukunft entwickelt werden. Von der Erzeugung von Primärenergie etwa 130 durch Wind und Sonne über die Umwandlung in Sekundärenergie wie grünem Wasserstoff bis zu deren Nutzung in energieintensiven Betrieben gilt es, einen möglichst großen Teil der Wert- schöpfung im Rheinischen Revier zu erreichen. Davon profitieren auch die Zulieferbetriebe und weitere Dienstleister in deren Umfeld sowie durch eine hohe Kaufkraft und Gewerbesteuerein- nahmen die gesamte Region. 135 Um diese sehr guten Rahmenbedingungen zu erhalten und sie weiter auszubauen, bedarf es ganz besonders der schnellen, konsequenten und flächendeckenden Digitalisierung. Wir als Freie Demokraten haben Mittel in Höhe von gut 13 Millionen Euro zum Glasfaseranschluss der Gewerbegebiete (und Schulen sowie Krankenhäuser) im Kreishaushalt verankert und somit die Grundlage für diese Digitalisierung geschaffen. 140 Eine gute Wirtschaftspolitik bedarf einer serviceorientierten Verwaltung und einem starken Staat, der sich auf seine eigentlichen Aufgaben fokussiert. Wir Freie Demokraten stehen eben dafür. Wir wollen die Bürokratie in der Kreisverwaltung weiterhin eindämmen und sie zu einem schnellen sowie kompetenten Dienstleister der Wirtschaft machen. Wir setzen auch hier auf die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH als Ansprechpartner für unsere Unternehmen. Wir wer- 145 den darauf achten, dass sich der öffentliche Sektor auf seine Kernaufgaben beschränkt. Dabei werden wir aber gleichzeitig auch nötige Impulse geben, wenn privatwirtschaftliches Handeln nicht zu den notwendigen Ergebnissen führt. Ein Beispiel hierfür ist eben der oben genannte Glasfaserausbau, der bislang durch die hier tätigen Telekommunikationsunternehmen zu schleppend erfolgt. 150 Start-Ups sind ein zentraler Baustein für die Wirtschaftsentwicklung im Informationszeitalter. In unserer Zeit des Strukturwandels erhalten wir durch sie enormes Potential. Sie benötigen aber
-8– FDP-Kreisverband Rhein-Erft deutlich stärker als etablierte Unternehmen eine Willkommenskultur. Diese Willkommenskultur wollen wir in Verwaltungen und Politik noch stärker verankern. Erster Ansprechpartner im Rhein-Erft-Kreis ist hierfür die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft. Mit konkreten Projekten wollen 155 wir Start-Ups unterstützen und eine dynamische Gründerkultur aufbauen. Dabei setzen wir unter anderem auf Gründerberatung sowie Zusammenarbeit mit Start-up-Centern (beispiels- weise StartHürth) und Co-Working-Spaces. Neue Projekte wie Vernetzungsplattformen und branchenspezifische Start-up-Angebote wollen wir im Kreis etablieren. Bei allem Fokus auf die Unternehmen und Betriebe dürfen wir nicht vergessen, dass letztlich 160 ein Wirtschaften ohne Arbeitskraft, Fleiß und Engagement nicht möglich ist. Das Know-How der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist es, was die Wirtschaft in Deutschland und unserem Kreis so stark gemacht hat. Fachkräfte in unseren Kreis zu holen und zu halten, ist deshalb ganz zentral für ein Gelingen liberaler Wirtschaftspolitik. Dies gilt auch und gerade während des Strukturwandels. Wir wollen diejenigen, die in ihren bisherigen Firmen keine langfristige Per- 165 spektive mehr haben, halten, und ihr Wissen in der Region nutzen. Letztlich dürfen wir auch die beiden oft vernachlässigten Wirtschaftsbereiche nicht vergessen: Den Tourismus und die Landwirtschaft. Wir als Freie Demokraten sind uns bewusst, dass wir den Tourismus an Rhein und Erft brauchen. Deshalb werden wir ihn weiterhin fördern. Die Er- weiterung des Phantasialandes ist für uns deshalb dringend notwendig. Für die Landwirtschaft 170 wollen wir zudem ein verlässlicher Partner sein. Bei allen berechtigten ökologischen Vorstellun- gen in unserer Wohlstandsgesellschaft muss klar sein, dass Lebensmittel auch irgendwo zu fai- ren Bedingungen produziert werden müssen. Die immer stärker zunehmende Bürokratie muss für unsere Landwirte zurückgefahren werden. Landwirte sollen mehr Zeit für den Acker haben und weniger für den Schreibtisch benötigen (für Landwirtschaft & Digitalisierung siehe Seite 175 14). Die FDP im Rhein-Erft-Kreis will deshalb: ➢ Den Strukturwandel konsequent und verantwortungsvoll begleiten und gestalten, insbe- sondere indem neue Innovationen sowie Unternehmen der Zukunftstechnologien ange- siedelt und bisherige Wertschöpfungsketten erhalten oder umgebaut werden 180 ➢ Tagebau und Kraftwerksstandorte zu Orten der Erneuerbaren und Nachhaltigen Ener- gien umwandeln und hier schwimmende Solaranlagen, Windkraftanlagen, Salz- und Ku- gelpumpspeicherkraftwerke sowie fortschrittliche Großkraftwerke (bspw. ein DEMO- Fusionskraftwerk) installieren ➢ Die REload-Strategie des Kreises und der Wirtschaftsförderung konsequent weiterführen 185 und die dafür notwendigen Mittel bereitstellen ➢ Die Projekte des SofortprogrammPLUS und des Starterpaket Kommunen konstruktiv be- gleiten und ihren Erfolg sicherstellen
-9– FDP-Kreisverband Rhein-Erft ➢ Den Campus Rhein-Erft der TH Köln etablieren ➢ Die Produktion von Grünem Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen fördern 190 ➢ Neue Gewerbeflächen schaffen, zum Beispiel: Barbarahof bei Hürth/Erftstadt, Sindorf- West/Elsdorf. ➢ Die sehr guten Rahmenbedingungen für die Unternehmen und Betriebe im Kreis erhal- ten und auch weiterhin ausbauen ➢ Den Glasfaseranschluss der Gewerbegebiete schnellstmöglich erreichen 195 ➢ Die Verwaltung des Kreises serviceorientiert und unbürokratisch aufstellen ➢ Eine Willkommenskultur für Start-Ups und GründerInnen etablieren ➢ Durch Ausbildung, Weiterbildung und eine Sicherung des Know-Hows der Arbeitnehme- rinnen und Arbeitnehmer im Kreis starke Fachkräfte in der Region halten ➢ Unsere heimische Landwirtschaft erhalten und zu Rahmenbedingungen sicherstellen, 200 die Wirtschaftlichkeit, Tierwohl und Umweltaspekte gleichermaßen ermöglichen ➢ Den Tourismus an Rhein und Erft weiter fördern und ausbauen sowie hierzu den Rhein- Erft Tourismus e.V. weiter erhalten ➢ Die Erweiterung des Phantasialandes garantieren
- 10 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft 205 2. Bildung und Jugend Die Zukunft einer jeden Gemeinschaft sind ihre Kinder. Ihnen eine Perspektive in einer zusam- menwachsenden und sich beschleunigenden Welt zu geben, ist der Wunsch und das Streben aller Eltern. Der Staat hat dabei die Aufgabe, gute frühkindliche und schulische Bildung zu er- möglichen, um allen Kindern dieselben Chancen für ihr späteres selbstbestimmtes Leben zu 210 geben. Das ist die Chancengerechtigkeit auf die Kinder einen Anspruch haben. Wir Freie Demo- kraten sehen die Gewährleistung dieser Bildungschancen als die wichtigste Aufgabe einer jeden Gesellschaft an. Während sich das Land um Inhalte und die Lehrerinnen und Lehrer um Bildung kümmert, sind die Kommunen Schulträger. Das heißt, Städte und Kreis sind dafür verantwortlich, dass die 215 Schülerinnen und Schüler in sauberen und guten Klassenräumen mit funktionierenden und mo- dernen Instrumenten lernen können; der Kreis für Förderschulen und Berufskollegs, die Städte für Grund- und weiterführende Schulen. Hier muss immer und beständig investiert werden. Inklusion ist zentral für die Bildungspolitik in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Wir stehen hinter dem Recht der Eltern, die Schulform ihrer förderbedürftigen Kinder auswählen zu 220 dürfen. Das heißt eben auch, dass Eltern das Recht haben müssen, ihre Kinder auf eine Förder- schule mit besonderen didaktischen Lehrkonzepten schicken zu können. Ihnen dies zu verbie- ten und, wie rot-grün dies wollte, eine Zwangsinklusion an Regelschulen einzuführen, ist Gleichmacherei gegen den Elternwillen und auf Kosten der Zukunft der Kinder; mit der FDP in NRW haben wir dies erfolgreich verhindert. 225 Wir wollen eben diese Zukunft unserer Kinder bestmöglich fördern. Ein wichtiges und zentrales Mittel hierbei ist der sogenannte Potentialcheck. Dies hat der Rhein-Erft-Kreis vorbildlich be- gonnen und das Land NRW seit 2016 erfolgreich fortgeführt. Hier wird den Kindern ermöglicht, ihre Stärken zu entdecken und zu erfahren, welche Berufe oder Berufsfelder für sie geeignet und erfüllend sind. Ebenso wichtig ist die frühzeitige Förderung von Hochbegabten. Kinder sind 230 eben und glücklicherweise nicht alle gleich. Kindern nach ihren individuellen Stärken zu unter- stützen gehört zum Grundverständnis einer liberalen und humanistischen Gesellschaft. Unsere hoch digitalisierte Zeit ist für uns Freie Demokraten kein Neuland. Digitalisierung und eine sich verändernde Welt sind nichts Besonderes, sondern für uns Liberale selbstverständlich. Für den schulischen Bereich haben wir deshalb eine Evaluation der Bildungsregion initiiert. Wir 235 wollen alle Bildungsgänge auf den Prüfstand stellen und wissen, ob und wo unsere Berufskol- legs sich den aktuellen Entwicklungen anpassen und neue Bildungsgänge anbieten müssen. Wir sind überzeugt, dass in einer sich schneller verändernden Welt die Möglichkeiten des zweiten Bildungsweges und des Bildungsaufstiegs erweitert werden müssen. Deshalb wollen wir an Be-
- 11 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft rufskollegs den Zweig Wirtschaftsgymnasium ausweiten und die wirtschafts-, digital- und MINT- 240 fokussierte schulische Bildung aufwerten. Die Förderschulen und Berufskollegs wollen wir in ein ganzheitliches Schulentwicklungskonzept integrieren. Bislang übernimmt dieses Konzept die Prognose über die Entwicklung der Schüler- Innenzahlen und empfiehlt hierauf aufbauend die notwendige Veränderung im Umfang der Schulräumlichkeiten. Aus unserer Sicht muss ein ganzheitliches Schulentwicklungskonzept auch 245 die Lebensdauer und notwendigen Reinvestitionsbedarfe für die existierende Schulinfrastruktur und den notwendigen Mittelbedarf für digitale Lerninstrumente abbilden. Wir Freie Demokraten setzen auf gemeinsame Infrastrukturmaßnahmen zwischen Öffentlicher Hand sowie privatem Handwerk und Bauwirtschaft. Viele Kommunen haben nicht mehr ausrei- chend Kapazitäten, um solch große Baumaßnahmen in vernünftiger und solider Weise selbst zu 250 planen. Dort wo die öffentliche Hand es doch versucht, kommt es oftmals zu enormen Kosten- explosionen. Wenn von vorneherein klar und transparent Schulbauten in Öffentlich-Privater- Partnerschaft (ÖPP) geplant werden, kommt dies meist billiger (siehe auch Seite 30). Berichte über ausufernde Kosten in solchen ÖPP-Projekten fußen fast immer auf Extrawünschen, die die Politik nach Abschluss des Projektvertrages erfindet – ein Phänomen, das jeder Bauherr und 255 jede Bauherrin kennt und vermeidet, weil es um ihr bzw. sein eigenes Geld geht. Eine städti- sche Politik und Verwaltung, die bei Vertragsabschluss weiß, was sie für eine Schule will und braucht, schafft es mit ÖPP-Projekten Steuergelder zu sparen und den Schülerinnen und Schü- lern schnell und termingerechnet eine neue Schule zu übergeben. Zu einer guten und zukunftsgerechten Schulinfrastruktur gehört auch die Digitalisierung der 260 Schulen und modern ausgestattete Fachräume. Wir Freie Demokraten wollen daher, dass jede Schule mit Glasfaser (FTTB/H) ausgestattet wird. Zudem darf es nicht bei einer Hardware- Digitalisierung bleiben; Software und Service für Schulen müssen ebenfalls auf dem aktuellen Stand sein. Innovative Lernmittel und didaktische Methoden müssen gefördert werden. Zudem werden wir sicherstellen, dass alle Schülerinnen und Schüler Zugang zu modernsten Fachräu- 265 men für den Unterricht in Naturwissenschaften, Technik und Informatik erhalten. Auch der Rahmen für den Unterricht an unseren Förderschulen und Berufskollegs muss optimal sein. Hierzu gehört die Erreichbarkeit der kreiseigenen Schulen mit öffentlichen Verkehrsmit- teln sowie die Betreuung der Schülerinnen und Schüler durch SchulsozialarbeiterInnen, womit letztlich auch die Lehrenden sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe fokussieren können. 270 Gerade in Zeiten der gefühlten Oberflächigkeit und zunehmender Polarisierung unserer Gesell- schaft wollen wir an zwei Stellen neue Impulse für die Schulen setzen. Wir wollen durch geeig- nete Projekte die Demokratiekompetenz der Schülerinnen und Schüler stärken. Zudem ist der kritische Umgang mit Medien sowie die Fähigkeit fair und offen zu diskutieren, zentral in einer
- 12 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft Zeit der post-faktischen Herausforderung. Dem zunehmenden ‚Schnell-Schnell‘ des Alltags wol- 275 len wir zudem durch eine tiefergehende, auch außerschulische Beschäftigung mit zentralem und wichtigem Wissen begegnen und hierzu bspw. Wettbewerbe wie TechTube – OpenMINT aufrechterhalten und ausbauen. Den Hochschulstandort Rhein-Erft wollen wir weiter ausbauen. In der vergangenen Wahlperio- de waren wir Geburtshelfer für den Standort der Fachhochschule des Mittelstandes in Pulheim, 280 in den nächsten Jahren werden wir nun Geburtshelfer für den Standort der Technischen Hoch- schule Köln in Erftstadt sein. Der Ausbau der Hochschulen im Kreis ist nicht nur für die Bildung, sondern auch die Wirtschaft im Kreis bedeutend. Gemeinsam zwischen Hochschulen und Wirt- schaft können neue Innovationen und damit mehr Nutzen für die Allgemeinheit generiert wer- den. Die Vernetzung zwischen Schulen, Hochschulen und Wirtschaft wollen wir noch stärker 285 intensivieren. Bildung endet jedoch nicht mit der Berufsausbildung oder dem Hochschulabschluss. Wir sind überzeugt, dass zu einer modernen Wohlstandsgesellschaft auch ein lebenslanges Lernen ge- hört. Wir wollen die Angebote hierfür insb. über die Volkshochschule (VHS) ausbauen und diese als Partner auf Kreisebene unterstützend zur Seite stehen. 290 Auch werden wir eine gelingende Integration fördern und dafür ausreichend Sprachkurse für MigrantInnen und Flüchtlinge bereitstellen. Für gut integrierte Flüchtlinge fordern wir zudem die Schaffung von Eingliederungsmaßnahmen in die Berufswelt. Die FDP im Rhein-Erft-Kreis will deshalb: ➢ Saubere und gut ausgestattete Klassenräume an Schulen 295 ➢ Die Wahlfreiheit der Eltern in der Inklusion gewährleisten und dazu alle Förderschulen im Kreis erhalten ➢ Den Kindern eine gute Orientierung und Förderung auf dem Weg in ihre Zukunft geben und dafür die Potentialchecks und Hochbegabtenförderung aufrechterhalten ➢ Unsere Bildungsgänge der Berufskollegs mit der Bildungsregionsevaluation auf den Prüf- 300 stand stellen, und wo nötig, auf die Anforderungen unserer Zeit nachjustieren ➢ Den Bildungsaufstieg auch nach Schul- und Ausbildungsabschluss gewährleisten und da- für den Berufskollegszweig ‚Wirtschaftsgymansium‘ stärken sowie die wirtschafts-, digi- tal- und MINT-fokussierte schulische Bildung aufwerten ➢ Ein ganzheitliches Schulentwicklungskonzept etablieren, welches auch die Schulinfra- 305 struktur (Gebäude und digitale Lerninstrumente) umfasst ➢ Die Digitalisierung der Schulen (Glasfaser) und Stärkung der MINT-Ausstattung voran- treiben ➢ Berufskollegs besser an den öffentlichen Nahverkehr anbinden
- 13 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft ➢ Schulsozialarbeit sowie Angebote in Jugendcafés und -zentren erhalten und ausbauen 310 ➢ Ein breites Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich Erwachsenenbildung/ vielfältiges Umschulungsangebot gewährleisten ➢ Sprachkurse für MigrantInnen und Flüchtlinge erhalten ➢ Eingliederungsmaßnahmen für Flüchtlinge in die Berufswelt anbieten
- 14 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft 315 3. Digitalisierung Der digitale Fortschritt verändert unser Privatleben, unsere Arbeitswelt und unsere Wirtschaft nachhaltig. Viele Dinge, die uns noch als Zukunftsvisionen erscheinen, werden in wenigen Jah- ren umgesetzt werden können. So werden Autos selbständig ihren Weg finden und so zum Bei- 320 spiel den Nahverkehr und Carsharing, wie wir es heute kennen, ablösen. Kommunikation wird nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen den sie umgebenden Gegenständen stattfinden; so wird die Wohnung von Unterstützungsbedürftigen ohne weiteres Eingreifen Alarm geben können, wenn ein Notfall vorliegt. Auch die Produktion von Gütern kann über sich selbst den Produktionsbedarf bestellende Fabrikationssysteme direkt an den tatsächlichen Be- 325 darf angepasst werden, was zu einer effizienteren und somit auch nicht zuletzt umweltfreundli- cheren Wirtschaft führen wird. Gerade in den Zeiten der Energiewende und vor allem den starken Auswirkungen des daraus entstehenden Strukturwandels im Rhein-Erft-Kreis, darf dieser im Bereich der Digitalisierung nicht nur Nach- bzw. Mitläufer sein, sondern muss die Chancen durch eine Vorreiterrolle in die- 330 sem Bereich nutzen. Dafür benötigen wir allerdings eine bestmögliche digitale Infrastruktur. Nur wenn jeder Haushalt und jede Firma mit Gigabit ausgestattet werden kann, wenn alle Ge- biete mit Glasfaser ausgelegt sind, das 5G-Netz flächendeckend arbeitet und alles an Terabyte- oder Petabyte-Backbones hängt, werden wir eine digitale Blockade überwinden. Wir sind die Partei, die grundsätzlich das private Handeln vor das staatliche Handeln setzt. Ge- 335 rade aber beim Glasfaserausbau hat die Privatwirtschaft in Deutschland die notwendigen Ziele nicht erreicht. Vectoring und Kupferkabel waren Einbahnstraßen und haben einen frühzeitigen Glasfaserausbau behindert. Mit der FDP in der Landesregierung wollen wir nun bis 2025 lan- desweit die gigabitfähigen Netze ausbauen und in einem ersten Schritt die Schulen und unsere Gewerbegebiete bis 2022 flächendeckend mit Gigabit ausgestatten. In der Kreispolitik hat die 340 FDP Rhein-Erft es geschafft, dass Mittel in Millionenhöhe bereitstehen, sodass in unserer Regi- on dieses Ziel noch schneller und konsequenter erreicht werden kann. Um dies noch weiter zu unterstützen wollen wir die Verwaltung mit einem Gigabitkoordinator in verantwortlicher Posi- tion und den nötigen Ressourcen und Stellen ausstatten. Auch wollen wir 5G zügig ermöglichen und alle unnötigen bürokratischen Hürden für die 5G-Installation abbauen. 345 ‚Digitalisierung ist nicht an jeder Milchkanne notwendig‘, das scheint zwar das Motto der schwarz-roten Bundesregierung zu sein, es ist aber ganz klar nicht das Motto der FDP an Rhein und Erft. Wir sind vielmehr überzeugt, dass auch und gerade in der Landwirtschaft die Digitali-
- 15 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft sierung ungeahnte Potentiale wecken kann. Bereits heute laufen in großen Agrargesellschaften weite Teile der Produktion und Verwaltung digital ab. Autonome Traktoren sind wesentlicher 350 Baustein für ‚Smart Farming‘. Wieso soll dies nur für Großbetriebe gelten? Wir Freie Demokra- ten wollen gemeinsam mit der Landwirtschaft an Rhein und Erft eine führende Region digitaler Landwirtschaft werden; auch und besonders für den familiengeführten landwirtschaftlichen Betrieb. Digitalisierung ist nicht nur eine Sache der Wirtschaft und der Schulen. Digitalisierung betrifft 355 uns alle. Das merken wir spätestens, wenn einmal Daten abhandenkommen oder wir Bekannt- schaft mit einem Phishing-Angriff gemacht haben. Wir wollen daher auch das allgemeine Be- wusstsein für die Herausforderungen durch Digitalisierung erhöhen und dazu die digitale Si- cherheit im Kreis stärken. Digitalmessen, wo digitale Sicherheit ein zentraler Punkt sind, und eine Digitale Woche wollen wir deshalb regelmäßig etablieren. Ziel muss es sein, die Digital- 360 kompetenz aller zu verbessern. Mit der Digitalisierung wollen wir eine unkomplizierte Kreisverwaltung schaffen. Wir wollen verschlüsselte digitale Kommunikation mit der Kreisverwaltung ermöglichen. Ziel muss es sein, die Verwaltung digital erreichen zu können – über offene Standards statt antiquierten ePost- Brief. Wir wollen Apps statt Formulare. Wir wollen, dass in Zukunft alle relevanten Behörden- 365 gänge auch über eine App erledigt werden können. Hierbei sind wir uns der Notwendigkeit von Datenschutz und IT-Sicherheit bewusst und werden dafür sorgen, dass diese eingehalten wer- den. Dennoch kann vieles, was der Kreis heute an Dienstleistungen anbietet, leichter mit Apps erledigt werden. Wir setzen dabei besonders auf die gemeinsame Einrichtung einer solchen App mit anderen Kommunen in interkommunaler Zusammenarbeit. Ähnlich wollen wir auch 370 den Einsatz des elektronischen Personalausweises umfassender bei der Erledigung der Behör- dengänge etablieren. Wir wollen Behörden-„gänge“ durch die Möglichkeit von Behörden- „surfen“ ergänzen. Um die Digitalisierung des Kreises optimal zu begleiten, wollen wir zudem einen eigenen Querschnittsausschuss Digitalisierung im Kreistag einrichten. Verschiedene Da- ten, die beim Kreis erhoben werden, wollen wir ferner als Open Data bereitstellen: bspw. ein 375 Internet-Infrastruktur- und Geschwindigkeitskataster sowie Geodaten über zum Beispiel offene Programmierschnittstellen, frei nach dem Motto: „öffentliches Geld, öffentliche Daten“.. Die FDP im Rhein-Erft-Kreis will deshalb: ➢ 5G etablieren sowie eine Backbone-Infrastruktur im Tera- oder Petabytebereich sicher- stellen
- 16 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft 380 ➢ Mit dem Land und den Städten den Gigabitausbau im Rhein-Erft-Kreis bis 2025 vollen- den ➢ Zuvor die Schulen und Gewerbegebiete mit Glasfaser ausstatten ➢ Die IT-Ausstattung an Schulen sowie den IT-Service weiter verbessern ➢ Den Rhein-Erft-Kreis zu einer Modellregion für Smart Farming (Digitale Landwirtschaft) 385 machen ➢ Digitalmessen und Digitale Wochen etablieren, um unter anderem das Bewusstsein für Digitale Sicherheit sowie Digitalkompetenz zu stärken ➢ Eine Rhein-Erft-App zur Abwicklung von Verwaltungsgängen schaffen ➢ Einen Digitalausschuss im Kreistag etablieren 390 ➢ Die Einsatzmöglichkeiten für den elektronischen Personalausweis erweitern ➢ Mehr öffentlich erhobene Daten als Open Data verfügbar machen (u.a. Internet- Infrastruktur und Geodaten)
- 17 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft 4. Mobilität 395 Eine neue und andere Mobilität ist eine der wichtigsten individuellen Beiträge, den jeder Ein- zelne von uns zum Schutz des Klimas liefern kann. Weniger Strecken mit dem Auto und mehr Strecken mit Bus und Bahn oder Fahrrad, klingt einfach. In der alltäglichen Praxis stößt der gute Vorsatz jedoch oft an seine Grenzen. Wir wollen diese neue Mobilität ermöglichen und fördern, ohne die Fortbewegung mit dem eigenen Auto zu erschweren. Neue Mobilität ist dabei keine 400 Glaubensfrage, sondern muss technologieoffen verstanden werden. Dafür muss auch die not- wendige Infrastruktur (bspw. auch Ladestationen) geschaffen werden. Ein Bewusstsein für kli- mafreundliche Fortbewegung erreichen wir zudem nicht, indem wir Abschreckungsinstrumente zur Vermeidung von klassischer Fortbewegung mit dem Pkw erfinden. Zur Steigerung der Attraktivität des Fahrradverkehrs wollen wir die Sicherheit der Radwege 405 weiter erhöhen und unterbrechungsfrei gestalten. Immer noch gibt es Radwege, die für den Autoverkehr schlecht einsehbar sind oder abrupt an einer rein für Fußgänger ausgerichteten Ampel enden. Wir wollen in den Kreisgremien in Zusammenarbeit mit dem ADFC solche Schwachstellen im Radwegenetz identifizieren und im Zuge der laufenden Unterhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen der Verkehrsinfrastruktur beheben. Bspw. erscheint es notwendig für 410 Lastenräder die Querungshilfen zu verbreitern. Zwischen den Kommunen werden wir für die notwendige gute Radwegeinfrastruktur Sorge tragen und dabei besonders auch Radschnellwe- ge einrichten. Mittelfristig wollen wir zudem im Kreis ein Fahrradverleihsystem inkl. der Aus- leihmöglichkeit für Lastenräder installieren bzw. die Städte hierbei unterstützen. Im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wollen wir die Stärken unseres Kreises weiter 415 stärken. Im überregionalen Vergleich ist der Kreis bereits jetzt sehr gut mit mehr als einem Dut- zend S-Bahn- und RB-Haltestellen und den zentralen überregionalen RE-Bahnhöfen in Kerpen- Horrem und Brühl ausgestattet. Diese optimalen Rahmenbedingungen werden wir mit den neuen S-Bahn-Linien ausbauen und gleichzeitig durch weitere Haltestellen wie bspw. einer S- Bahn-Haltestelle bei „Manheim-neu/Kerpen-West“ ergänzen. Wenn es wirtschaftlich sinnvoll 420 ist, wollen wir hierbei auch die Stadtbahnlinien (bspw. die KVB-Linien 1 oder 3 bzw. 4 nach Brauweiler oder die KVB-Linie 7 in den Frechener Westen) verlängern. Eine optimale Anbindung des Schienenpersonennahverkehr (SPNV) an den Kreis ist ein ganz wichtiges Kriterium für einen wachsenden und florierenden Rhein-Erft-Kreis. Den ÖPNV wollen wir auch darüber hinaus attraktiver gestalten. Die Einrichtung der kreiseige- 425 nen Verkehrsgesellschaft REVG mit eigenem Busbetrieb hat schon deutliche Verbesserungen gebracht und ist ein Erfolg der FDP im Rhein-Erft-Kreis. Durch diesen besseren Durchgriff auf den ÖPNV haben nun der Kreis und seine Städte mehr Möglichkeiten für einen attraktiveren ÖPNV. Attraktiv heißt für uns dabei in erster Linie sauber, häufig und eng getaktet sowie mit WLAN ausgestattet. Der bessere Durchgriff hat sich etwa bei der schnellen und unkomplizierten
- 18 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft 430 Beschaffung von Bussen mit Toter-Winkel-Assistenten gezeigt. Die beiden neuen Schnellbusli- nien in den beiden Nord-Süd-Achsen des Kreises werden ebenfalls ein wichtiges Instrument der Attraktivitätssteigerung sein. Wenn es sich wirtschaftlich rechnet wollen wir auch mehr Busse mit alternativen Antrieben (bspw. Wasserstoff oder Batterie) einsetzen. Klar ist aber auch, dass zuerst mehr Qualität für die Pendlerinnen und Pendler das Ziel sein muss und nicht politische 435 Leuchtturmprojekte, durch die letztlich niemand zusätzlich auf sein Auto verzichtet. Besser ist es Geld für die Anbindung neuer Gewerbe- und Wohngebiete und der Berufskollegs in die Hand zu nehmen, als ohne Not brandneue Busse wegen ihrer Antriebsart zu ersetzen und zu ver- schrotten. Was bislang S-Bahn-Haltestellen und Bahnhöfe mit Parkraum gewesen ist, wollen wir konse- 440 quent zu Mobilstationen ausbauen. Ziel ist es, einen fließenden Verkehrsübergang zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln zu erreichen; egal ob dies Bus und Bahn, Pkw oder Fahrrä- der sind. Auch innerorts werden Mobilstationen an den früheren Zentralen Omnibushöfen (ZOBs) errichtet werden. Dabei werden wir auf den Parkraum-Vorrang für PendlerInnen achten. Unsere bahnnahen Parkplätze dürfen keine vorverlegten Dauerparkplätze des Flughafens Köln- 445 Bonn oder Düsseldorf werden. Mobilität hat heute aber auch viel mit Digitalisierung und nicht nur mit Mobilitätsmitteln und -infrastruktur zu tun. Wir unterstützen das Projekt des Mobilitätshafens am Autobahnkreuz Kerpen. Wir wollen autonom fahrende Busse und Busse on demand einsetzen. Wir wollen das System der Anruf-Sammel-Taxen (AST) zu flexiblen AST (FAST) umbauen und damit auch in den 450 späten Abendstunden und der frühen Nacht einen Verzicht auf das eigene Auto ermöglichen. Zudem wollen wir die bisherigen teildigitalisierten ÖPNV-Tarife auf eine Volldigitalisierung um- setzen: Luftkilometerbasierter VRS-eTarif statt rabattiertem Handyticket, Rheinland-Mobil- Ticket für Vielfahrerinnen und Vielfahrer mit zahlreichen Zusatzmobilitätsoptionen statt JobTi- cket. 455 Unserer Grundüberzeugung nach ist Freiwilligkeit immer besser als Zwang oder Einschränkung. Wir wollen eine Neue Mobilität daher nicht als Glaubensfrage betrachten und lehnen künstli- che Verkehrseingriffe ab, wie sie derzeit in den großen Nachbarstädten stattfinden – bspw. die Pförtnerampel in Köln-Weiden. Verkehrseingriffe sind für uns immer nur im Rahmen des tat- sächlich notwendigen legitim. 460 Bei aller Bedeutung für Neue Mobilität und der Notwendigkeit der Verkehrswende, dürfen wir nicht vergessen, dass immer noch ein großer Teil der Pendlerinnen und Pendler im Rhein-Erft- Kreis mit dem eigenen Auto unterwegs ist. Wir dürfen diese Autofahrerinnen und -fahrer nicht vergessen. Wir werden uns als Freie Demokraten deshalb auch weiterhin für den konsequenten und notwendigen Ausbau der Straßen im Kreis sowie deren Unterhaltung und Sanierung einset- 465 zen. Bei Sanierung und Unterhaltung wollen wir ein effizientes Baustellenmanagement gewähr-
- 19 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft leisten und möglichst verschiedenste Infrastrukturmaßnahmen in einer Baumaßnahme bün- deln, statt mehrfach Straßen aufzureißen. Bei der laufenden Pflege wollen wir einen hohen Standard gewährleisten, naturnahe Straßenrandbegrünungen insektenfreundlich ermöglichen (ohne dabei die Sicherheit zu vernachlässigen) und mögliche Synergien durch gemeinsame Be- 470 wirtschaftung mit anderen Straßenbaulastträgern nutzen. Die Sicherheit im Straßenraum wol- len wir durch mehr Unterfahrschutz (für Motorradfahrerinnen und -fahrer), bessere Beleuch- tung von Straßenquerungen sowie bessere Fahrbahnmarkierungen erhöhen. Konkret haben für uns der Ausbau der Bonnstraße sowie die Errichtung der neuen Rheinque- rung als Verlängerung der A553 bei Wesseling eine hohe Bedeutung. Dieser Infrastrukturaus- 475 bau muss jetzt erfolgen, wo wir wegen Corona und dem Strukturwandel diese zusätzlichen Im- pulse gut gebrauchen können und gleichzeitig die öffentliche Hand Kosten durch den leider geringeren Auftragsstand bei den Bauunternehmen einsparen kann. Bei ihrer Planung sind Bür- geranregungen frühzeitig einzubeziehen und ist jederzeit der optimale Immissionsschutz (Stichwort: Lärmschutzwände und Flüsterasphalt) zu gewährleisten. Weitere Infrastrukturpro- 480 jekte sind für uns: - Die Realisierung der L 93n von Pulheim-Stommeln (K20) bis zur Bundesstraße 477 - Der Ausbau der K6 (ebenfalls Pulheim) - Die Verbesserung des Verkehrsflusses am Autobahnkreuz Kerpen und Autobahndreieck Erfttal 485 - Die Ortsumgehung Lechenich - Die Schaffung einer Bahnquerung zwischen Venloer Straße (K24) und der Bundesstraße 59 (bei Pulheim) Neben der Betrachtung der Mobilität aus gesamtgesellschaftlicher Sicht und Sicht der Pendle- rinnen und Pendler, kommt auch der wirtschaftlichen Bedeutung von Mobilität eine wichtige 490 Rolle zu. Hier werden wir insbesondere den Logistikstandort Rhein-Erft stärken. Dazu wollen wir das Projekt Mobilitätshafen Kerpen umsetzen, eine Beteiligung am Flughafen Köln-Bonn erwerben, sodass auch der Rhein-Erft-Kreis hier seinen Einfluss geltend machen kann, und die Autohof- und Lkw-Parkplätze entlang der Autobahnen im Kreis ausbauen. Verkehrsplanerisch wollen wir das Regionale Mobilitäts- und Verkehrskonzept (ReMoVe) deutlich stärker politisch 495 verankern und einem Update unterziehen. Mobilität wird auch ein entscheidender Punkt für den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Erfolg und das Gelingen des Strukturwandels im Rheinischen Revier und in unse- rem Rhein-Erft-Kreis sein. Wir halten einen ganzheitlichen Blick auf die verkehrlichen Maßnah- men und die zukünftige Mobilitätsentwicklung unserer Region daher für eine wichtige Zu- 500 kunftsaufgabe, die wir maßgeblich mitgestalten wollen. Die Planungen der ZRR auf diesem Ge- biet unterstützen wir.
- 20 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft Die FDP im Rhein-Erft-Kreis will deshalb: ➢ Eine Verkehrswende mit Neuer Mobilität erreichen, ohne Autofahrerinnen und -fahrer dabei zu benachteiligen 505 ➢ Für die Verkehrsmittel der Neuen Mobilität passende Infrastruktur bauen (Mobilstatio- nen und Lade- bzw. Tankinfrastruktur) – auch um einen schnellen Übergang zwischen einzelnen Verkehrsmitteln zu erreichen ➢ Den Radverkehr optimieren und die Sicherheit durch Radschnellwege, bessere Que- rungshilfen insbesondere für Lastenräder und eine konsequente Schwachstellenidentifi- 510 kation beispielsweise in Kooperation mit dem ADFC erhöhen ➢ Ein Fahrradverleihsystem mit der Ausleihmöglichkeit von Lastenrädern einrichten ➢ Den Bahnverkehr im Kreis weiter ausbauen und neue Haltestellen wie beispielsweise die neue Haltestelle Manheim-neu/Kerpen-West errichten ➢ Stadtbahnlinien, wenn volkswirtschaftlich sinnvoll, erweitern (KVB-Linien 1, 3 oder 4 515 nach Brauweiler oder KVB-Linie 7 in den Frechener Westen) ➢ Den Busverkehr im Kreis attraktiv halten, indem der Takt erhöht und verdichtet wird sowie die Sauberkeit in den Bussen gewährleistet, WLAN angeboten und modernste Si- cherheitsausstattung (etwa Toter-Winkel-Assistenten) angeschafft wird ➢ Neue Gewerbe- und Wohngebiete sowie die Berufskollegs schnell und besser ans Bus- 520 netz anschließen ➢ Mobilstationen ausweiten und Parkraum an Bahnhöfen und Mobilstationen gerade für die Pendlerinnen und Pendler besser verfügbar machen ➢ Das System der Anruf-Sammel-Taxen (AST) zu einem flexiblen AST (FAST) ausbauen und somit den Verzicht auf das Auto auch in den späten Abend- und frühen Nachtstunden 525 ermöglichen ➢ Den ÖPNV-Tarif vollkommend digital machen und den VRS-eTarif auf Luftkilometerbasis etablieren sowie ein umfassendes Mobilitätsangebot für Abonnementkundinnen und - kunden (Rheinland-Mobil-Ticket) schaffen ➢ Die Verkehrsinfrastruktur sachgerecht erhalten und unterhalten sowie dabei ein besse- 530 res Baustellenmanagement etablieren, insektenfreundliche Straßenrandbegrünung schaffen, ohne die Sicherheit zu vernachlässigen und weitere Sicherheitserweiterungen etablieren ➢ Zahlreiche Straßenbauprojekte umsetzen: Ausbau Bonnstraße, Rheinquerung bei Wes- seling, L93n Pulheim, K6 Pulheim, Bahnquerung Pulheim-West, Ortsumgehung Leche- 535 nich, besserer Verkehrsfluss am Autobahnkreuz Kerpen und Autobahndreieck Erfttal ➢ Den Logistikstandort Rhein-Erft durch das Projekt Mobilitätshafen Kerpen, eine Beteili- gung am Flughafen Köln-Bonn und mehr Lkw-Parkplätze an Autobahnen stärken ➢ Das verkehrsplanerische Regionale Mobilitäts- und Verkehrskonzept (ReMoVe) politisch besser verankern und updaten 540
- 21 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft 5. Nachhaltigkeit und Umwelt Wir können unseren Rhein-Erft-Kreis nur als liebens- und lebenswerte Heimat bewahren, wenn wir ihn als nachhaltige Region für unsere Kinder erhalten. Im Einklang mit der Natur zu leben und zu wirtschaften ist kein und darf kein Selbstzweck sein, sondern ermöglicht uns Menschen, 545 unsere Kommune, unsere Heimat und unseren Planeten für die nachkommenden Generationen zu bewahren. Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist daher Teil einer guten Lebensqualität im Rhein-Erft-Kreis. Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist eine Querschnittsaufgabe für alle Politik- felder. Wir glauben daran, dass der Schutz von Umwelt und Natur am besten aus der eigenen Über- 550 zeugung eines jeden Einzelnen gelingt. Verbote und Zwang sind letztlich schlechter für die Na- tur, als wenn in einem jeden von uns die freie Überzeugung zum Schutz von Umwelt und Natur heranwächst. Wir wollen bei allen öffentlichen Maßnahmen der Nachhaltigkeit und des Um- weltschutzes daher unbürokratische Anreizstrukturen etablieren und auf Zwang weitestgehend verzichten. 555 Im von der Braunkohle und dem kommenden Strukturwandel geprägten Kreis findet Umwelt- schutz vor allem durch Rekultivierung der früheren Tagebaue statt. Wir wollen diese Rekultivie- rung aktiv betreiben. Die Wiedergewinnung von Ackerland ist wichtig, Rekultivierung kann aber mehr bedeuten. Wir sind deshalb offen für stärker landschaftsgestalterische, energiewirtschaft- liche und stadtplanerische Rekultivierungsansätze wie wir sie sowohl für die Fläche des frühe- 560 ren Tagebaus Fortuna (Bergheim), als auch für das gigantische und generationenübergreifende Unterfangen der Rekultivierung des Tagebau Hambachs (Kerpen und Elsdorf) sehen. Eine besondere und in Teilen zwiespältige Rolle kommt beim Umwelt- und Naturschutz den Windenergieanlagen zu. Wir brauchen sie einerseits, um unser Ziel der Energiewende zu errei- chen, andererseits ist durch einige Projekte weder der Landschaftsschutz noch ein Naturschutz 565 gegeben. Windkraftanlagen in Waldgebieten oder mit zu naher optischer oder subjektiver Be- lastung für Anwohnerinnen und Anwohner sind für uns deshalb nicht tragbar. Ein negatives Beispiel hierfür ist etwa die Errichtung von Anlagen auf der Fischbachhöhe bei Quadrath- Ichendorf, welche einen gravierenden Einschnitt für die dortige Landschaft darstellen. Wir spre- chen uns deshalb für die konsequente Ausweitung von Konzentrationszonen aus. Auch und 570 gerade die Nutzung des Tagebau Hambachs zur Aufstellung von Windenergieanlagen ist eine gute Möglichkeit hierfür. Letztlich müssen vorhandene und akzeptierte Windkraftzonen weiter genutzt werden und frühzeitig für den Ersatz durch modernere und effizientere Anlagen vorge- sehen werden. Als zentrales Projekt des Umwelt- und Naturschutzes im Kreis wollen wir die Grünvernetzung 575 von Manheim-alt über die Ville nach Köln beginnen (siehe Seite X). Während westlich von Köln
- 22 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft viele Nord-Süd-Grünachsen bereits etabliert sind, fehlt ein West-Ost-Korridor bislang. Wir wol- len einen solchen West-Ost-Grünkorridor etablieren und knüpfen damit an eine vorhandene Idee aus der Bürgerschaft im Kreis an. Auch muss es uns gelingen den Flächenverbrauch zu verringern. Für uns als Freie Demokraten 580 ist zwar unstrittig, dass wir neue Gewerbegebiete brauchen, gleichzeitig wollen wir aber auch vorhandene Flächen neu- und weiternutzen. Beispiele hierfür sind nicht nur die Kraftwerks- standorte im Kreis und die weiteren Standorte, die durch das Ende des Braunkohlestandorts nicht mehr ihrer bisherigen Bestimmung nach genutzt werden können, sondern auch unkon- ventionell weiternutzbare Flächen, wie die Boelcke-Kaserne, die Fläche von Manheim-alt oder 585 der früheren Zuckerfabrik. Wir glauben, dass eine moderne Nutzung solcher Flächen durchaus Wohnen oder Wirtschaften im Einklang mit der Natur bedeuten kann. Wo möglich wollen wir die Umwelt und Nachhaltigkeit auch durch ergänzende Maßnahmen stärken. Hierzu gehören beispielsweise die stärkere Wiederherstellung insektenfreundlicher Natur (Stichwort: Bienenwiesen und -highways), ein allgemeingesellschaftliches Angebot zur 590 Erlangung von mehr Energiekompetenz (Stichwort: Energie-Kompetenz-Zentrum) oder die Minderung des Emissionsausstoßes des kreiseigenen Fuhrparks. Auch als Rhein-Erft-Kreis sehen wir uns verpflichtet die von Deutschland vereinbarten völkerrechtlichen Emissionsminderungs- ziele einzuhalten und wollen dies jeweils frühzeitig schaffen. Ein Teil unserer Umwelt, der zu oft vergessen wird, ist das Wasser. Wie schon in Frechen erfolg- 595 reich erreicht, werden wir Freie Demokraten im Rhein-Erft-Kreis auch in den anderen neun Städten für eine sehr gute Wasserqualität kämpfen. Einsparungen zu Lasten der Wasserqualität und des sehr hohen Trinkwasserstandards wird es mit uns nicht geben. Daneben wollen wir auch die wasserwirtschaftlichen und -ökologischen Veränderungen durch das Ende des Tage- bau Hambachs frühzeitig angehen und steuern. Dazu gehört unter anderem die Renaturierung 600 der Erft, die nun schneller erfolgen dürfte. Die FDP im Rhein-Erft-Kreis will deshalb: ➢ In allen Politikbereichen nachhaltig handeln ➢ Für die Rekultivierung der Tagebaue (besonders des Tagebau Hambachs) stärker land- schaftsgestalterische, energiewirtschaftliche und stadtplanerische Ansätze verfolgen, 605 die dennoch im Einklang mit Natur und Umwelt stehen können ➢ Windenergieanlagen auf sogenannte Konzentrationszonen beschränken, damit ein Schutz von Wohngebieten und Landschaften gewahrt bleibt, sowie bereits vorhandene Anlagenstandorte konsequent durch moderne Anlagentypen weiternutzen ➢ Die Grünvernetzung im Kreis ausbauen, wozu ganz besonders der West-Ost-Korridor 610 von Manheim-alt in die Ville gehört
- 23 – FDP-Kreisverband Rhein-Erft ➢ Einen Flächenverbrauch behutsam vornehmen beispielsweise indem vorhandene Flä- chen anders und stärker im Einklang mit der Natur genutzt werden, ohne dabei neue Gewerbe- und Wohngebiete unmöglich zu machen ➢ Den Rahmen für eine nachhaltigere Gesellschaft gestalten und hierfür eine insekten- 615 freundlichere Natur schaffen, Angebote der Energiekompetenzerlangung intensivieren (beispielsweise im gleichnamigen Zentrum in Kerpen-Horrem), und die kreiseigenen Emissionen senken (beispielsweise im Fuhrpark) ➢ Die Qualität unseres Trinkwassers und unserer Gewässer erhalten und dabei für eine schnelle Renaturierung der Erft im Zuge des Endes der Braunkohletagebau sorgen 620
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