Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie

Die Seite wird erstellt Sarah Schrader
 
WEITER LESEN
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
Forstwirtschaft

                  Waldschutzbericht 2019
                  Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde
                  Fachbereich Waldschutz und Wildökologie

                                                            1
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
Impressum
    Herausgeber:         Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und
                         Klimaschutz des Landes Brandenburg (MLUK)
    Redaktion:           Landesbetrieb Forst Brandenburg
                         Landeskompetenzzentrum Eberswalde
                         Alfred-Möller-Straße 1
                         16225 Eberswalde
                         Tel.: 03334 2759-203
                         Fax: 03334 2759-201
                         E-Mail: lfe@lfb.brandenburg.de
                         www.forst.brandenburg.de
    Gesamtherstellung:   Schiller Design
    Titelfotos:          K. Möller; F. Pastowski

    September 2020

    Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums für Ländliche Entwicklung,
    Umwelt und Klimaschutz (MLUK) des Landes Brandenburg kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf
    bestimmt.
    Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern während des Wahlkampfes zum Zwecke der
    Wahlwerbung ver­wendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen.
    Missbräuchlich sind insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen von
    Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen und Werbemittel.
    Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann,
    auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch
    ohne zeitlichen Be­zug zu einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der
    Landesregierung Brandenburgs zugunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte.

2
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde

Waldschutzbericht 2019
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde
Fachbereich Waldschutz und Wildökologie

                                          3
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
Inhalt

    1		        Waldschutzsituation 2019 in Brandenburg und Berlin............................................. 6

        1.1 Witterung 2019............................................................................................................... 6

        1.2 Ergebnisse des Monatlichen Waldschutzmeldedienstes im Überblick........................... 7

       1.3 Abiotische Schäden........................................................................................................ 9
           1.3.1 Waldbrände.......................................................................................................... 9
       		  1.3.2 Dürre.................................................................................................................. 11
       		  1.3.3 Spätfröste........................................................................................................... 12
       		  1.3.4 Hagel.................................................................................................................. 12

       1.4 Blatt- und nadelfressende Bestandesschädlinge.......................................................... 12
       		  1.4.1 Nadelfressende Bestandesschädlinge der Kiefer.............................................. 12
       		  1.4.2 Blattfressende Bestandesschädlinge der Eiche................................................. 21

     1.5 Holz- und rindenbrütende Insekten............................................................................... 23
     		  1.5.1 Befallssituation bei den holz- und rindenbrütenden Käfern............................... 23
     		  1.5.2 Beratung zu Sanitärhieben zur Eindämmung des Befalls durch
    			         holz- und rindenbrütende Insekten an Nadelbäumen nach intensivem
    			         Fraß der Raupen der Nonne.............................................................................. 25

       1.6     Pilzliche Schaderreger.................................................................................................. 27
       		      1.6.1 Klimaveränderungen und die Auswirkungen auf pilzliche Schaderreger........... 27
       		      1.6.2 Diplodia-Triebsterben......................................................................................... 28
       		      1.6.3 Brandlorchel oder Wellige Wurzellorchel........................................................... 29
       		      1.6.4 Holzfäuleerreger................................................................................................ 30

       1.7     Komplexe Schadereignisse.......................................................................................... 31
       		      1.7.1 Flächiges Absterben in Kiefernbeständen......................................................... 31
       		      1.7.2 Vitalitätseinschränkungen der Rotbuche........................................................... 32
       		      1.7.3 Absterbeerscheinungen an Erle......................................................................... 34

        1.8 Mäuse........................................................................................................................... 34

        1.9 Schwarzwild.................................................................................................................. 36

        1.10 Unionsquarantäneschädlinge....................................................................................... 36

    2 Beratung und Dienstleistungen für die Forstpraxis........................................................ 36

        2.1 Ergebnisse der Diagnosearbeiten für die Forstpraxis................................................... 36

        2.2 Aktuelle Waldschutzinformationen................................................................................ 38

        2.3 Sicherung und Weiterentwicklung der IT-Fachverfahren.............................................. 38

4      WALDSCHUTZBERICHT 2019
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
3 Forschungsleistungen........................................................................................................ 40

    3.1 Drittmittelforschung....................................................................................................... 40
    		  3.1.1 RIMA-Wald......................................................................................................... 40
    		  3.1.2 ARTEMIS........................................................................................................... 43

  3.2 Untersuchungen zur Regeneration von Kiefern nach Kahlfraß
		    durch Kiefernspinner..................................................................................................... 44

4 Öffentlichkeitsarbeit........................................................................................................... 46

    4.1 Mitarbeit in überregionalen Gremien............................................................................ 46

    4.2 Publikationen................................................................................................................ 46
    		  4.2.1 Fachinformationen, Infomaterial........................................................................ 46
    		  4.2.2 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften............................................................. 47

    4.3 Vorträge........................................................................................................................ 48

    4.4 Schulungen, Seminare, Exkursionen............................................................................ 49

    4.5 Praktikumsbetreuung.................................................................................................... 49

                                                                                                    WALDSCHUTZBERICHT 2019                    5
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
1      Waldschutzsituation 2019 in Brandenburg und Berlin
           1.1    Witterung 2019

           Das Jahr 2019 war erheblich zu warm und wesentlich zu trocken. Mit einer Durchschnittstem­
           peratur von 10,2 °C war das Jahr 2019 das drittwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
           vor über 140 Jahren. Abgesehen vom Mai fielen alle Monate überdurchschnittlich warm aus
           (Abb. 1). An 52 Tagen stieg die Temperatur im Landesmittel auf über 25 °C. Das sind 17 Tage
           mehr als bisher im Durchschnitt. Über 30 °C heiß war es landesweit im Schnitt an 17 Tagen –
           im Mittel waren es bisher 7 Tage. Am auffälligsten war der Juni. Mit Temperaturabweichungen
           zwischen 5,4 und 6,0 Kelvin ging der Monat als wärmster Juni seit 1881 in die regel­mäßigen
           Wetteraufzeichnungen ein. Am 26. Juni gab es mit bis zu 38,6 °C neue Temperaturrekorde
           im Land Brandenburg. Auch die Monate Februar, März, August und Dezember waren deutlich
           zu warm. Hinzu kamen gravierende Niederschlagsdefizite. Im Vergleich zum Vorjahr fiel 2019
           etwas mehr Niederschlag, die Summe blieb aber auch 2019 unter dem langjährigen Mittel
           (Abb. 2). Von April bis August, der Haupt­vegetationszeit, regnete es in den meisten Gebieten
           Brandenburgs bemerkenswert wenig (August: örtlich nur 11 %). Mit über 1.800 Sonnenstunden
           gehört 2019 zu den sonnigsten der vergangenen 30 Jahre.

           Niederschlagsmangel, hohe Lufttemperaturen, Strahlung und Wind führten 2019, wie schon im
           Jahr 2018, zu einer stark negativen klimatischen Wasserbilanz. Die Bodenwassergehalte san-
           ken rapide ab, so dass in den tieferen Schichten für die Vegetation kein Wasser mehr zur Ver-
           fügung stand.

         Kelvin
7
                                                6,0
6
5
4                                                                                             3,3
3                  2,7                                          2,5
                          2,4    1,7                                                  1,9
2                                                                              1,6
1          07
           0,7                                          06
                                                        0,6            06
                                                                       0,6
0
‐1
‐2
                                        ‐1,9
‐3
           Jan     Feb    Mär    Apr    Mai     Jun     Jul    Aug     Sep    Okt     Nov     Dez

           Abbildung 1: Abweichung der Lufttemperatur 2019 vom langjährigen Monatsmittel
           (Quelle: Witterungsreport des Deutschen Wetterdienstes DWD Wetterstation Cottbus)

     6         WALDSCHUTZBERICHT 2019
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
Prozent
      80
            59
      60

      40
                            17                                                           21
      20

       0

   ‐20               ‐15                     ‐18                                 ‐17
   ‐40
                                                                                                         ‐37
   ‐60                            ‐51
                                                                     ‐57                        ‐64
                                                             ‐64
   ‐80                                               ‐71
            Jan      Feb   Mär    Apr        Mai     Jun     Jul    Aug      Sep         Okt    Nov      Dez

Abbildung 2: Abweichung des Niederschlages 2019 vom langjährigen Monatsmittel 9
(Quelle: Witterungsreport des Deutschen Wetterdienstes DWD Wetterstation Cottbus)

1.2    Ergebnisse des Monatlichen Waldschutzmeldedienstes im Überblick

Der digitale Monatliche Waldschutzmeldedienst dient der Erfassung von Schaderregern und
Schäden in neun Berichtszeiträumen pro Jahr für alle Reviere und Landeswaldreviere. In Ta-
belle 1 sind wichtige Daten zusammengestellt. Die Ergebnisse fließen in die „Aktuellen Wald-
schutzinformationen“ und damit die Praxisberatung ein.

Tabelle 1: Auftreten ausgewählter Forstinsekten, pilzlicher Pathogene und weiterer
Waldschäden in Brandenburg in den letzten 5 Jahren (Quelle: Monatlicher Meldedienst)

                                              2015         2016     2017           2018        2019

Abiotische Schäden

Bruch- und Wurfholz durch Sturm         m³ 216.170 27.636          1.009.954      313.924       38.548

Dürreschäden                            ha     1.067        882             75         2.814     3.033

Frostschäden                            ha         89        11            135          144      4.136

Rindenbrütende Käfer

Buchdrucker*                            m³     5.775       5.427     29.476        27.585      223.560

Blaue Kiefernprachtkäfer*               m³     5.152       7.339      8.919            7.400    65.249

                                                                        WALDSCHUTZBERICHT 2019            7
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
2015       2016      2017        2018       2019

    Lärchenborkenkäfer*                 m³       974        520       480        439       9.227

    Großer & Kleiner Waldgärtner        m³     1.161        568     1.060       6.258     10.001

    Zwölfzähniger Kiefernborkenkäfer    m³       645        437       336       5.254     19.865

    Sechszähniger Kiefernborkenkäfer    m³        48          1           15     976      10.299

    Sonstige Borkenkäfer an Kiefer      m³                                                62.263

    Holzbrütende Borkenkäfer

    Laubnutzholzborkenkäfer             m³       330        520       605       1.110       740

    Nadelnutzholzborkenkäfer            m³     3.303       1.357    2.875      13.445      2.220

    Nadelfresser an Kiefer (Fraß)

    Forleule, merklich                  ha           0        0           0     3.714       290

    Forleule, stark                     ha           0        0           0     1.300        30

    Forleule, kahl                      ha           0        0           0       40             0

    Kiefernbuschhornblattwespe, merkl. ha         40 11.700               1       40       4.230

    Kiefernbuschhornblattwespe, stark   ha           0 10.044             0           0          0

    Kiefernbuschhornblattwespe, kahl    ha           0     1.460          0           0          0

    Kiefernspanner, merklich            ha           0        0           0           0          0

    Kiefernspanner, stark               ha           0        0           0           0          0

    Kiefernspinner, merklich            ha        21          0           0      256         10

    Kiefernspinner, stark               ha        31          0           0      250             0

    Kiefernspinner, kahl                ha           0        0           0           0          0

    Nonne, merklich                     ha        50          0           0     1.800        30

    Nonne, stark                        ha        20          0           0      200             0

    Nonne, kahl                         ha           0        0           0           0          0

    Blattfresser an Eiche
    (Fraß, z. B. Eichenprozessionsspinner, Frostspanner)

    leichter Fraß                       ha     1.137        325       737        604        376

    merklicher Fraß                     ha       301        133       104        114        204

8     WALDSCHUTZBERICHT 2019
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
starker Fraß                                ha      177        16            37          32          17

 Kahlfraß                                    ha         4         3           24            0           4

 Fraßschäden an Kulturen und Jungwüchsen

 Großer Brauner Rüsselkäfer                  ha         7       10            14          41            7

 Schäden durch Mäuse                         ha      438       172            55          49         115

 Pilzliche Pathogene

 Kiefernschütte in Kulturen                  ha       41        42           173         127            7

 Kiefernschütte in
                                             ha       58       216           267         261          50
 Naturverjüngungen

 Kieferndrehrost                             ha     k. A.       15            42          74        k. A.

 Rotfäule an Fichte                          m³    2.070     2.145         2.648       4.180       7.894

                                             m³   11.726 17.949           13.956      11.987      11.153
 Kiefernbaumschwamm
                                             ha    6.310     4.111         4.383       7.366       7.720

                                             m³    1.115       605           802         550         520
 Ackersterbe
                                             ha      118       113            64          32          38

 Kiefernrindenblasenrost
                                             m³    4.646     3.066         5.096       4.555       3.044
 (Kienzopf)

 Douglasienschütte                           ha      152        75            59         127          26

 Komplexkrankheiten

 Buchen-Rindennekrose                        m³      311        75           265          95         215

 Eichensterben                               m³      837     1.759         2.242       2.090       7.098

                                             m³      675     1.018           397         838       1.977
 Eschen-Triebsterben
                                             ha       96        51            39         104         128

* Angaben zu Blauen Kiefernprachtkäfern, Buchdrucker und Lärchenborkenkäfer beziehen sich auf das Käferjahr
(01.06. des Jahres bis 31.05. des Folgejahres).

1.3     Abiotische Schäden

1.3.1. Waldbrände

414 Waldbrände wurden 2019 registriert und verursachten insgesamt Schäden an 1.352,68 ha
Wald (inklusive Kleinstbrände < 0,01 ha) (Abb. 3). Damit gehört nach dem Ausnahmejahr 2018
auch 2019 zu den auffälligen Waldbrandjahren (Abb. 4)

                                                                             WALDSCHUTZBERICHT 2019           9
Waldschutzbericht 2019 - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fachbereich Waldschutz und Wildökologie
Fläche (ha)                                                                           Anzahl
                                                                                                                          180
1050
                                                                                                                          160
        900
                                                                                                                          140

        750                                                                                                               120

        600                                                                                                               100

                                                                                                                          80
        450
                                                                                                                          60
        300
                                                                                                                          40

        150
                                                                                                                          20

                       0                                                                                                  0
                           Jan.-März     April     Mai        Juni      Juli   August    Sept.     Okt.    Nov./Dez.

                                         Fläche 2019          Fläche 2018      Anzahl 2019         Anzahl 2018

                           Abbildung 3: Waldbrandbilanz Januar bis Oktober 2019 – Vergleich mit 2018

                       1750                                                                                               3,5

                       1500                                                                                               3

                       1250                                                                                               2,5
Fläche in ha/ Anzahl

                                                                                                                                mittlere Fläche in ha

                       1000                                                                                               2

                        750                                                                                               1,5

                        500                                                                                               1
                                                                                                                                m
F

                        250                                                                                               0,5

                           0                                                                                              0

                                                         Fläche       Anzahl      mittlere Fäche

                           Abbildung 4: Waldbrandstatistik Brandenburg 2009–2019

           10                  WALDSCHUTZBERICHT 2019
1.3.2 Dürre

Bis September summierten sich die Meldungen über Dürreschäden in Jungwüchsen und Kul-
turen auf insgesamt 3.027 ha (Abb. 5). Damit wurde ein neuer Negativ-Rekord erreicht. Beson-
ders betroffen sind neben der Wald-Kiefer Eichen und Douglasie.

   3.500
              Fläche (ha)

                                                                                                3026,6
                                                                                    2806,8
   3.000

   2.500

   2.000

   1.500                                                   66,5
                                                         106

                                                                  881,5
   1.000
              446,5

     500
                                       109,0
                        99,9

                                                                           74,8
                               55,5

                                                54,0

       0
            2010       2011    2012    2013     2014     2015     2016     2017     2018     2019

Abbildung 5: Summe der Dürreschäden im Wald (Jungwüchse und Kulturen) –
Land Brandenburg 2010–2019

Die anhaltende Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 hat aber auch in Altholzbeständen zu deut-
lichen Schäden geführt. Für die insbesondere in Südbrandenburg betroffenen Kiefern wird als
Verursacher ein Schadfaktorenkomplex und die seit mehreren Jahren fehlende Möglichkeit der
Regeneration der Bäume angesehen (siehe auch Punkt 1.6).

An den deutlichen Vitalitätsverlusten der Rot-Buchenbestände sind neben der anhaltenden
Trockenheit u. a. Kleiner Buchenborkenkäfer und Holzfäuleerreger beteiligt.
(siehe Punkt 1.5.1 und 1.6.4; siehe auch Waldzustandsbericht 2019 des Landes Brandenburg:
https://mluk.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/Waldzustandsbericht_2019_Land_
Brandenburg.pdf)

                                                                   WALDSCHUTZBERICHT 2019           11
1.3.3 Spätfröste

           Anfang Mai 2019 führten Spätfröste lokal zu auffälligen Schäden an Kulturen, Voranbauten und
           Dickungen. Die Meldungen beliefen sich auf insgesamt 4.095 ha und liegen damit deutlich über
           denen der Vorjahre (Abb. 6).

10.000
            Fläche (ha)
                               8943

 8.000

 6.000

                                                                                             4095
 4.000

 2.000
                                                     740
              398

                                       371
                       334

                                                                                     144
                                                                             135
                                                             89
                                              10

                                                                     11

       0
             2009     2010    2011    2012   2013   2014    2015    2016    2017    2018    2019

           Abbildung 6: Spätfrostschäden (Jungwüchse und Kulturen) – Land Brandenburg 2009–2019

           1.3.4 Hagel

           2019 ereigneten sich Hagelschäden auf 803 ha, eine im Vergleich der Jahre überdurchschnitt-
           lich große Fläche.

           1.4      Blatt- und nadelfressende Bestandesschädlinge

           1.4.1 Nadelfressende Bestandesschädlinge der Kiefer

           Im Mittelpunkt des Waldschutzgeschehens bei den Phyllophagen standen 2019 Nonne und
           Forleule. Als bewährtes Standardverfahren zur Überwachung der Kiefernbestandesschäd-
           linge gibt die Winterbodensuche relativ früh die Möglichkeit der Schadprognose für Kiefern-
           spinner, Forleule, Kiefernspanner und mehrere Kiefernbuschhornblattwespen-Arten. Im Winter
           2018/19 wurde in den Kiefernforsten des Landes auf insgesamt 2.496 Suchflächen – damit
           10.258 m2 Waldboden – nach den überwinternden Stadien dieser Schadinsekten und deren
           natürlicher Gegenspieler gesucht (Abb. 7). Gleichzeitig werden die sogenannten „Absprünge“
           der Waldgärtner erfasst (siehe auch Punkt 1.5.1).

  12         WALDSCHUTZBERICHT 2019
Abbildung 7: Winterbodensuchflächen mit Angabe der Prognose einer Gefährdung
durch die erfassten Kieferngroßschädlinge (mit Berücksichtigung der im Labor
ermittelten Vitalität)

Bei den Winterbodensuchen 2018/19 wurde nur für die Forleule der Schwellenwert überschritten
und dementsprechend die Folgeüberwachung mit Probefällungen zur Eisuche intensiviert. Die
insgesamt als auffällig registrierte Anzahl von Suchflächen lag mit 46 nur wenig unter der des
Vorjahres (Abb. 8). Betroffen waren teilweise wieder Reviere in den Befallsgebieten der Gemei-
nen Kiefernbuschhornblattwespe aus 2016.

Für die identifizierten Befallsgebiete wurden bei Laboruntersuchungen am LFE überwiegend
mittlere bis hohe Parasitierungsraten für die Forleulen-Puppen ermittelt, damit verminderte sich
die Fraßgefährdung zumeist deutlich. Diese Einschätzung wurde durch zahlreiche Funde von
Banchus-Kokons – diese Schlupfwespen sind artspezifische Gegenspieler der Forleule – unter-
stützt.

                                                                     WALDSCHUTZBERICHT 2019        13
180.000
               Fläche (ha)
160.000

140.000

120.000

100.000

 80.000

 60.000

 40.000

 20.000

         0
              2008/09    2009/10   2010/11       2011/12     2012/13     2013/14   2014/15   2015/16     2016/17       2017/18   2018/19

                                             Befallsflächen ≥ 0,2 P/m²                       Befallsflächen ≥ 1 P/m²

     Abbildung 8: Fläche (Hochrechnung aus den Winterbodensuchen) mit erhöhten Dichten
     von Puppen der Forleule, Land Brandenburg, 2009–2019

45.000
              Fläche (ha)
40.000

35.000

30.000

25.000

20.000

15.000

10.000

 5.000

     0
             2008/09    2009/10    2010/11      2011/12      2012/13     2013/14   2014/15   2015/16      2016/17      2017/18   2018/19

                                       Befallsfläche ≥ 0,6 R/m²                          Befallsfläche ≥ 10 R/m²

     Abbildung 9: Fläche (Hochrechnung aus den Winterbodensuchen) mit erhöhten Dichten von
     Raupen des Kiefernspinners, Land Brandenburg, 2009–2019

14           WALDSCHUTZBERICHT 2019
Durch Überwachung des Falterfluges mit Pheromonfallen konnte in den Befallsgebieten der
günstigste Zeitpunkt für Eisuchen ermittelt werden. Erste Falter wurden bereits Ende Februar
gefangen. Auf Grund der unkritischen Ei-Funde bei Probefällungen konnte die konkrete Planung
von Waldschutzmaßnahmen gegen die Forleule aber im April beendet werden. Nur kleinflächig
war die Prognose maximal merklicher Fraßschäden gestellt worden.

Für Kiefernspinner (Abb. 9) und Kiefernbuschhornblattwespen hatten die Ergebnisse der Winter-
bodensuchen eine leicht steigende Gefährdung gezeigt, für den Kiefernspanner hingegen eine
deutlich fallende Tendenz.

Waldschutzschwerpunkt blieb somit die Nonne. Es war schon 2018 deutlich, dass sich - auch im
Zusammenhang mit der sehr warmen Witterung im Spätsommer - die Populationsentwicklung
der Nonne weiter in Richtung eines neuen Gradationshöhepunktes bewegt, nach einer so nicht
zu erwartenden, nur kurzen Latenzphase (5–6 Jahre). Merkliche bis starke Fraßschäden der
Nonne waren im Juli 2018 in vielen Landesteilen dokumentiert worden.

Die Ei-Funde vom Herbst 2018 lagen vielfach sehr deutlich über den kritischen Zahlen und wie-
sen auf die sehr hohe Gefährdung der Kiefernbestände hin. Im Labor des LFE erfolgte der Nach-
weis einer ausschließlich hohen Vitalität der Eiräupchen in den Eiern (Abb. 10).

Abbildung 10: Prognose der Gefährdung durch die Nonne – Gefährdungsziffer (GZ) auf Basis
von Eizahl, Eivitalität, Baumalter, Bonität und Vorschäden

Nicht nur für schon 2018 stark befressene Kiefern bedeutete die Prognose Kahlfraß durch die
Nonnenraupen - teilweise in Fraßgemeinschaft mit Kiefernspinner und Forleule – gleichzeitig die
Prognose flächiger Bestandesverluste. Sowohl die anhaltende Trockenheit als auch das große
Potenzial der Folgeschädlinge (holz- und rindenbrütende Insekten, Diplodia-Triebsterben; siehe
Pkt. 1.5 und 1.6.2) musste bei der Gefährdungsbeurteilung mit einkalkuliert werden. Es wurde
davon ausgegangen, dass sich die Nonnenpopulationen in den Oberförstereien Dippmannsdorf,
Lehnin, Baruth und Potsdam auf den Höhepunkt einer Massenvermehrung zubewegen.

                                                                    WALDSCHUTZBERICHT 2019        15
In den vorgeschädigten und vor allem durch Nonnenfraß bedrohten Wäldern erfolgte für 7.514
     ha die Planung des Einsatzes von Insektiziden per Hubschrauberapplikation. Auf der Internet-
     seite des Landesforstbetriebes wurde dem großen medialen Interesse und unzähligen privaten,
     teils leider sehr unsachlichen Anfragen bis hin zu verbalen Angriffen, mit einem Frage-Antwort-
     Angebot Rechnung getragen: (https://forst.brandenburg.de/lfb/de/lfe/waldschutzinforma-
     tionen/waldschutzmassnahmen-gegen-nonnenraupen/)

     Der Pflanzenschutzmitteleinsatz (Karate Forst flüssig per Hubschrauber) wurde am 13.05.2019
     begonnen. Auf Beschwerde des NABU Brandenburg hin hat das Oberverwaltungsgericht (OVG)
     Berlin-Brandenburg am 18.05.2019 die Waldschutzmaßnahmen gestoppt. Das Verwaltungsge-
     richt Potsdam hatte einen Eilantrag des NABU vorher abgelehnt. So blieben ca. 2.441 ha Wald-
     fläche trotz der Prognose Kahlfraß und des sehr hohen Befallsdrucks durch Sekundärschädlinge
     unbehandelt (Abb. 11).

     Abbildung 11: Planung und Durchführung der Waldschutzmaßnahmen zur Verhinderung
     von Bestandesverlusten durch Nonnenfraßschäden 2019; mit Karate Forst flüssig
     behandelte Kiefernbestände (GPS-Dokumentation der Flugbahnen, grau) und in Folge
     der Entscheidung des OVG unbehandelt gebliebene Fläche (rot-orange schraffiert)
     (WebOffice Waldschutz, LFB)

     Die aus Satellitendaten abgeleitete Fraßkartierung stand als GIS-Layer im WebOffice-Projekt
     Waldschutz wieder allen Revierförstern zur Verfügung. Die Aufnahmen belegen, dass die Be-
     fallsgebiete präzise vorhergesagt wurden. Gleichzeitig wird die positive Wirkung auf den Re-
     generationsprozess der 2018 stark befressenen und 2019 in die Insektizidmaßnahmen einbe­
     zogenen Kiefernbestände deutlich (Abb. 12).

16     WALDSCHUTZBERICHT 2019
Abbildung 12: Fraßschäden durch die Nonne 2019, die Darstellung laut Satellitenauswertung
der Nadelmasse (Legende) im Juli 2019 dokumentiert die positive Wirkung auf den
Regenerationsprozess der 2018 stark befressenen und 2019 in die Insektizidmaßnahmen
einbezogenen Kiefernbestände (vergleiche Abb. 11, graue Fläche links) im Vergleich
zu der in Folge der Entscheidung des OVG unbehandelt gebliebenen Fläche
(Abb. 11, rot-orange schraffiert)

Die Entwicklung der Nonnenraupen hat sich 2019 über einen ungewöhnlich langen Zeitraum
hingezogen. Die Witterung während der Entwicklungszeit der Raupen war durch eine Folge von
Extremen gekennzeichnet. Einem frühen Schlupf der Raupen nach einem sehr warmen April
folgten Frosttage Anfang Mai, wenig später lokal intensive Schauer und dann ungewöhnlich
hohe Temperaturen. Insbesondere die extremen Hitzespitzen Ende Juni (39 °C im Schatten)
verhinderten zumeist eine normale Entwicklung der Nonnenraupen. Selbst für wärmeliebende
Insekten liegen Temperaturen von über 40 °C, insbesondere für die Larven, im Hitzestressbe-
reich. Vielfach zog sich die Larvenentwicklung über einen ungewöhnlich langen Zeitraum, bis
über 3 Monate. Viele Larven erreichten das letzte Stadium – das mit dem deutlich größten Nah-
rungsbedarf – nicht. Somit blieb das Ausmaß der Fraßschäden zumeist unter der Prognose. Im
unbehandelt gebliebenem Befallsgebiet waren die Kiefern dementsprechend vorwiegend von
starkem Fraß bis lokal kleinflächig von Kahlfraß betroffen (Abb. 13). Merkliche Fraßschäden
wurden auch in weiter südlichen Landesteilen mit Hilfe der Satellitenrasterdaten (Stand Juli
2019) – als kompakte Befallsflächen – dokumentiert.

Die aus Satellitenfotos abgeleitete Kartierung der Fraßschäden kann nicht nur Grundlage der
Einschätzung der Wirksamkeit der Insektizidmaßnahmen und der Bewertung der Fraß-Progno-
sen sein, sondern ist so auch Hilfe bei der Beratung der Waldbesitzer im Hinblick auf die Fest­
legung der Schwerpunktbereiche für Folgemaßnahmen (Sanitärhiebe, siehe Punkt 1.5.2).

In einigen Fraßbeständen der Nonne waren im Spätsommer trotz deren verzögerter Entwick-
lung erneut viele Puppenhülsen auffällig. Ein großer Teil zeigte die typische Ausschlupföffnung
der Falter (Abb. 14). Nur an wenigen waren die – meist kleineren – Ausschlupföffnungen von
Para­sitoiden zu erkennen. Somit war lokal mit einer nächsten Generation zu rechnen und dem-
entsprechend wurden im Herbst wieder Eisuchen durchgeführt. Da lokal sehr differenziert auch
Kiefernspinner und Forleule am Fraßgeschehen beteiligt waren, erfolgte auch für diese Nadel-
fresser in den betroffenen Bereichen ein intensiviertes Monitoring.

                                                                    WALDSCHUTZBERICHT 2019        17
Abbildung 13: Kiefern mit intensiven Nadelverlusten durch den Fraß der Nonnenraupen.
     Dieser Bestand war für den Insektizideinsatz vorgesehen, wurde aber nach der Entscheidung
     des OVG nicht mehr behandelt. (Foto: C. Desselberger)

     Abbildung 14: Typische Ausschlupföffnung – von einem Falter verlassene Puppenhülse
     der Nonne (Foto: K. Möller)

18     WALDSCHUTZBERICHT 2019
Abbildung 15: Ergebnisse der Zählung der weiblichen Falter an den Zählstammgruppen
(ZSTG) in den gefährdeten Gebieten (rote Dreiecke, Überschreitung des Schwellenwertes
von 8 Weibchen)

Es ist davon auszugehen, dass sich die Massenvermehrung der Nonne 2020 lokal fortsetzt. Vor
allem in den Kiefernbeständen in der Obf. Potsdam, wo als Folge der Entscheidung des OVG
die geplanten Waldschutzmaßnahmen im Mai nicht umgesetzt werden konnten, sind an Zähl-
stammgruppen wieder über dem Schwellenwert liegende Zahlen weiblicher Falter beobachtet
worden (Abb. 15).
Neue Befallsherde waren in mehreren Landesteilen auffällig.

Die Fangzahlen der Männchen in den Pheromonfallen sind im Sommer 2019 zurückgegangen.
Nur in 6 % der Bestände wurden die Schwellenwerte überschritten. Dieser Trend weist auf eine
abnehmende Gefährdung in den Folgejahren hin (Abb. 16).

                                                                  WALDSCHUTZBERICHT 2019       19
Abbildung 16: Summe Männchen der Nonne anhand der Pheromonfallenfänge 2019
     im Landesbetrieb Forst Brandenburg (ohne Bundesforst)

     Der Kiefernspinner blieb 2019 nur sehr lokal auffällig. Für 10 ha wurden deutlicher Flug und
     merklicher Fraß registriert.

     Bei Probefällungen im April/Mai war in den Nonnenschadgebieten lokal auch ein auffälliges
     Auftreten der Larven der Gemeinen Kiefernbuschhornblattwespe zu beobachten. Aufgrund
     der für die Ausbildung einer 2. Generation günstigen Witterung im Frühsommer 2019 war
     empfohlen worden, stichprobeweise zu kontrollieren, ob ein Einspinnen der Larven in der
     Krone stattfindet.

     Im Süden Brandenburgs kam es erneut zur Entwicklung einer zweiten Generation der Gemei-
     nen Kiefernbuschhornblatt­wespe. Die Fraßschäden (maximal merklicher Fraß) im Herbst 2019
     betrafen 4.230 ha (Abb. 17).

20     WALDSCHUTZBERICHT 2019
Vor allem im Bereich des Landkreises Elbe-Elster traf mit dem Herbstfraß der Kiefernbuschhorn-
blattwespen (Abb. 17) ein weiterer Schadfaktor auf die bereits 2016 zum Teil durch Blattwespen
entnadelten und in der Folge durch Sekundärschädlinge (rindenbrütende Käfer, Diplodia, siehe
Punkt 1.5. und 1.6.2) sowie die lange Trockenheit stark beeinflussten Kiefernbestände. Von
einer Beteiligung der Forleule an den Schäden ist auszugehen.

Für den Kiefernprozessionsspinner häuften sich auch 2019 die Meldungen. Auf insgesamt
10 ha wurde die Art beobachtet, mit aber nur sehr geringem Ausmaß der Fraßschäden.

   20.000
            Fläche (ha)
   18.000

   16.000

   14.000

   12.000

   10.000

    8.000

    6.000

    4.000

    2.000

       0
            2009      2010   2011    2012          2013      2014      2015     2016    2017   2018    2019

                                     merkl. Fraß      starker Fraß   kahl

Abbildung 17: Fraßschäden im Herbst durch die Larven der Kiefernbuschhornblattwespen,
Land Brandenburg, 2009–2019

1.4.2 Blattfressende Bestandesschädlinge der Eiche

Auch 2019 blieb das durch den Eichenprozessionsspinner verursachte Schadgeschehen in den
Wäldern Brandenburgs relativ moderat. Es wird davon ausgegangen, dass sich mit der Zulas-
sung von Dipel ES als Biozid im Jahr 2013 die Möglichkeiten, den Eichenprozessionsspinner
insbesondere an Waldrändern und in Siedlungsgebieten effektiv zu bekämpfen, deutlich verbes-
serten. 2019 fand erstmalig seit 2008 gegen den Eichenprozessionsspinner in Brandenburgs
Wäldern kein Insektizid-Einsatz aus Gründen des Pflanzenschutzes statt.

Bei günstigen Witterungsverhältnissen im Frühjahr 2019 kam es wieder mit Anfang April zu
einem sehr zeitigen Schlupf der Eiräupchen des Eichenprozessionsspinners. Die erste Be­
obachtung erfolgte am 4. April.

Die Auswertung der Fraßkartierung für das Land zeigt, dass sich Befallsfläche und -intensität
2019 auf überwiegend niedrigem Niveau bewegten. Populationsdichten und Fraßschäden sind
wie in den beiden Vorjahren mit der Situation 2008 und 2009 vergleichbar (Abb. 18).

                                                                              WALDSCHUTZBERICHT 2019    21
14000

     12000

     10000

     8000
ha

     6000

     4000

     2000

         0
              2008   2009   2010      2011    2012    2013      2014      2015    2016   2017   2018   2019

                                   kahl      stark   merklich    leicht     PSM     Biozid

        Abbildung 18: Eichenprozessionsspinner in den Wäldern des Landes Brandenburg –
        Ergebnis der Fraßkartierung in Eichenbeständen und Umfang der Insektizidmaßnahmen
        als Luftapplikation (Hubschraubereinsatz, Dipel ES)

        Die Erfassung der terrestrischen Fraßkartierung durch die Revierförster erfolgte wie in den Vor-
        jahren verortet im WebOffice (Abb. 19). Zumeist wurden nur Laubverluste unter 30 % registriert.
        Mit Schwerpunkt im Nordwesten des Landes entstanden durch den Eichenprozessionsspinner
        Fraßschäden auf ca. 837,54 ha. Durch die Eichen-Frühjahrsfraßgemeinschaft wurden zusätz-
        lich 245,32 ha geschädigt. Betroffen sind wie bisher zumeist Trauben- und Stiel-Eiche.

        Abbildung 19: Übersicht der 2019 in den Revieren erfolgten Kartierung der Fraßschäden
        durch Eichenprozessionsspinner und Eichen-Frühjahrsfraßgesellschaft

 22          WALDSCHUTZBERICHT 2019
Die Überwachung von Großem und Kleinem Frostspanner an Leimringen wies auch für 2019
nicht auf ansteigende Populationsdichten hin (Abb. 20).

   4.000
             Fläche (ha)
   3.500

   3.000

   2.500

   2.000

   1.500

   1.000

      500

        0

                                       merkl. Flug         starker Flug

Abbildung 20: Fläche mit kritischen Weibchen-Zahlen von Großem und Kleinem Frostspanner
(Leimring-Überwachung), Land Brandenburg

1.5     Holz- und rindenbrütende Insekten

1.5.1 Befallssituation bei den holz- und rindenbrütenden Käfern

Die Jahre 2014 bis 2019 zählten in Deutschland bzw. Brandenburg zu den sehr warmen und
z. T. auch wärmsten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die vergleichsweise gerin-
gen Niederschläge der Jahre 2018 und 2019 führten in Verbindung mit den hohen Temperaturen
für viele Baumarten zu Trockenstress. Daneben haben die Stürme der Jahre 2017 und 2018
in Brandenburg über 1,25 Mio. m3 Bruch- und Wurfholz und damit potenzielles Brutsubstrat für
holz- und rindenbrütende Insektenarten verursacht. Außerdem haben nadelfressende Insekten,
Hagel und Waldbrände flächig absterbende oder in Regeneration befindliche und damit anfällige
Kiefern hinterlassen. 2019 bot so für holz- und rindenbrütende Insekten sowohl günstigste klima-
tische Bedingungen als auch ein umfangreiches Brutraumangebot.

In Kiefernbeständen sind im Kalenderjahr 2019 die durch Borkenkäfer verursachten Schadholz-
mengen besorgniserregend angewachsen. In Brandenburg waren das 62.263 m3 durch sonstige
(nicht genau zuzuordnende Schäden) Borkenkäfer an Kiefer, 19.865 m3 durch Zwölfzähnigen
Kiefernborkenkäfer, 10.299 m3 durch Scharf- oder Sechszähnigen Kiefern­borkenkäfer und
10.001 m3 durch Großen und Kleinen Waldgärtner. Aus Berlin wurden auffällige Schadholzmen-
gen z. B. für den Kleinen Waldgärtner mit 76 m3 und für den Kupferstecher mit 21 m3 gemeldet.
Im vergangenen „Käferjahr“ von Anfang Juni 2018 bis Ende Mai 2019 wurden aus Brandenburg
65.249 m³ und aus Berlin 197 m³ Schadholz durch Blaue Kiefernprachtkäfer gemeldet. Für
Brandenburg liegt dieser Wert etwa beim Achtfachen der durchschnittlichen Schadholzmenge
der vorangegangenen 10 Jahre.

                                                                          WALDSCHUTZBERICHT 2019   23
Die im Rahmen der Winterbodensuchen ermittelten Suchflächen mit 1–3 durch Waldgärtner
       verursachten Absprünge sind gegenüber dem Vorjahr stark angestiegen. Für mehr als 3 Wald-
       gärtnerabsprünge pro m2 ist die Anzahl leicht angestiegen (Abb. 21). Das entspricht der allge-
       mein steigenden Tendenz der Populationsdichten bei den holz- und rindenbrütenden Käfern als
       Folge der extremen Witterung 2018 und dem vielfach hohen Brutraumangebot.

10
       Flächenanteil (%)

 8

 6

 4

 2

 0
      2008/09   2009/10   2010/11     2011/12     2012/13   2013/14   2014/15   2015/16       2016/17   2017/18   2018/19

                                    1-3 Absprünge/m²                        >3 Absprünge/m²

        Abbildung 21: Anteile der Suchflächen mit Kronenverschnitt durch Waldgärtner
        (Winterbodensuchen 2018/19)

       Schadholz durch Buchdrucker fiel im vergangenen „Käferjahr“ von Anfang Juni 2018 bis Ende
       Mai 2019 in Brandenburg mit 223.560 m³ und in Berlin mit 1.767 m³ an. Der Trend im aktuell lau-
       fenden, noch nicht abgeschlossenen Käferjahr zeigt eine weitere Zunahme der extrem hohen
       Schadholzmengen in Brandenburg und Berlin. In Brandenburg hat der Buchdrucker seit minde-
       stens 25 Jahren nicht mehr so umfangreiche Schadholzmengen verursacht.

       Auch der Kupferstecher hat mit einer im Kalenderjahr 2019 gemeldeten Schadholzmenge von
       8.551 m3 in Brandenburg ein Niveau erreicht, das über dem Dreifachen der vorjährigen Schad-
       holzmenge liegt. Trotzdem ist für diesen kleinen Kronenbesiedler auch noch von einem großen
       Übersehfehler auszugehen.

       Durch Lärchenborkenkäfer verursachtes Schadholz fiel im vergangenen „Käferjahr“ 2018/19
       im Umfang von 9.227 m³ in Brandenburg und mit 448 m³ in Berlin an. Für Brandenburg liegt
       dieser Wert über dem Zwanzigfachen der Vorjahresmenge. In Berlin, wo es auch Jahre ohne
       Nachweis von Lärchenborkenkäfer-Schadholz gibt, wurde ebenfalls fast das Zwanzigfache des
       Maxi­mums der letzten Jahre erreicht. Der Trend im aktuell laufenden Käferjahr zeigt erwartungs­
       gemäß einen weiteren extremen Anstieg.

 24        WALDSCHUTZBERICHT 2019
Im Herbst wurden erstmals für Brandenburg auffällige Vorkommen des Kleinen Buchenbor-
kenkäfers in Altbeständen der Rot-Buche nachgewiesen (Abb. 22). Sehr problematisch ist der
erst sehr spät im unteren Stammbereich und generell schwer nachweisbare Befall durch diesen
sehr kleinen und zumeist in der Krone mit der Besiedlung beginnenden Borkenkäfer (Ausbohr-
löcher nur ca. 1 mm). Auch der Buchenprachtkäfer ist an den Absterbeerscheinungen beteiligt
(siehe auch Punkt 1.7.2).

                          Abbildung 22: Kleiner Buchenborkenkäfer
                                    (Foto: Pascal Ebert)

1.5.2 Beratung zu Sanitärhieben zur Eindämmung des Befalls durch holz- und
      rindenbrütende Insekten an Nadelbäumen nach intensivem Fraß der Raupen
      der Nonne

Für Bestände mit intensivem Fraß durch Raupen der Nonne wurden Empfehlungen zur Be-
standesbehandlung/Durchführung von Sanitärhieben gegeben (Tab. 2). Mit der Anleitung wurde
auch der Waldschutzordner ergänzt (Wenk & Pastowski 2019).

Ziele der Maßnahmen sind:
       • der weitest gehende Erhalt der Bestandesstruktur
       • und die Minimierung der Holzverluste.

Diese sollen u. a. durch die kontinuierliche Überwachung der holz- und rindenbrütenden Insek-
ten als Verursacher möglicher Folgeschäden erreicht werden.

                                                                    WALDSCHUTZBERICHT 2019      25
Tabelle 2: Zeitplan für Kontrollen und Sanitärhiebe in fraßgeschädigen Beständen,
     die Handlungsempfehlungen sind fortlaufend in zeitlichem Bezug zum Fraßereignis
     aufgeführt. Die Priorität der zu berücksichtigenden Bestände richtet sich nach der Intensität
     der Fraßschäden.

                    Priorität nach Nadelmasseverlusten im Bestand

      Zeitschiene A                             B                          C

                    Kahlfraß                    starker Fraß               merklicher Fraß
                    Restbenadelung              Restbenadelung             Restbenadelung
      Zustand       0–9 %                       10–49 %                    50–70 %
      direkt nach   totaler Verlust der         deutlicher Verlust der     geringer Altnadelverlust
      dem Fraß      Altnadeln                   Altnadeln
                    Maitriebe in Resten         Maitriebe in der Regel
                    vorhanden                   wenig geschädigt
                    Beobachtung des Regenerationsprozesses                 Keine intensivierte
      Juli/August   („Nachwachsen“ der Nadelreste, Nachschieben/           Beobachtung
      2019          Entfaltung der verbliebenen Maitriebe, Entwicklung     notwendig, Bestände
      (Fraßjahr)    von Nottrieben aus schlafenden Knospen).               können normal
                                                                           bewirtschaftet werden.
                    In kahl gefressenen         Auch Kiefern mit einer     Nach merklichem
                    Kiefernbeständen ist        Restbenadelung             Fraß sind keine
                    aufgrund der hohen          zwischen 10 und 19 %       nennenswerten Baum-
                    Nadelverluste mit einer     sind bis zu 2 Jahre nach   verluste in Folge von
                    geringen Vitalität und      dem Fraßgeschehen          Vitalitätseinbußen
                    damit einer stärkeren       gefährdet.                 und/oder Käferbefall
                    Anfälligkeit gegenüber      Auch bei Kiefern mit       bekannt.
                    holz- und rindenbrüten­     einer Restbenadelung
                    den Insekten zu rechnen     zwischen 20 und 49 %
                    (bis zu 3 Jahre).           kann im Einzelfall
                    Die aktuell sehr hohen      Stehendbefall auftreten.
                    Dichten holz- und
                    rinden­brütender
      ab            Käferarten erhöhen
      September     die Gefährdung.
      2019
                    Sanitärhieb durch Ent- Bei einer Restbenade-
                    nahme der < 10 % bena- lung zwischen 10–19 %
                    delten Kiefern.        und fehlender sichtbarer
                                           Regeneration (siehe
                    Vorrangig in über 60
                                           Zeile Juli/August)
                    Jahre alten Beständen
                                           Vorgehensweise wie
                    wegen des drohenden
                                           unter A.
                    Wertverlustes,
                    nachrangig in 41–60    Bei einer Restbenade-
                    Jahre alten Beständen. lung von 20–49 % sind
                                           Sanitärhiebe vorerst
                                           nicht notwendig, aber
                                           laufende Beurteilung der
                                           forstsanitären Situation.

26     WALDSCHUTZBERICHT 2019
Kontrolle von Kiefern mit wenigen, kurzen oder
 Januar/       verfärbten Nadeln in der Krone oder Specht­
 Februar       abschlägen am Stamm auf Besiedlung durch
 2020          holz- und rindenbrütende Insekten, Sanitärhieb
               besiedelter Bäume.
               Holzpolter einschließlich der Abfuhrreste sind bis
               Ende März abzufahren.
               Beginn Schwarmflug durch den Großen
               Waldgärtner, Kontrolle auf Stehendbefall und
 ab März       Polterbesiedelung.
 2020          Hiebsruhe für Frischeinschlag von März bis
               Mitte August ist einzuhalten: Vermeidung von
               Angebot an zusätzlichem Brutraum für holz- und
               rinden­brütende Insekten (Polter, Hiebsreste);
               Stehendbefallskontrollen und ggf. Sanitärhiebe.

               Der Maitrieb zeigt die Lebensfähigkeit des Einzelbaumes an.

               Kontrolle auf nicht austreibende Bäume und           Kiefern treiben nach
 ab Mai bis    Stehendbefall, ggf. Sanitärhiebe.                    maximal merklichem
 Ende Juli                                                          Fraß in der Regel
 2020                                                               normal aus.
                                                                    Dann sind keine
                                                                    weiteren Maßnahmen
                                                                    erforderlich.
               Sanitärhiebe
 ab August
               Im Winterhalbjahr 2020/21 sind sanierte Bestände
 2020 bis
               erneut auf Stehendbefall zu kontrollieren und
 Februar
               dieser ist bei Bedarf zu räumen.
 2021
               Spätwinter: Kontrolle auf Prachtkäferbefall

1.6   Pilzliche Schaderreger

1.6.1 Klimaveränderungen und die Auswirkungen auf pilzliche Schaderreger

Bedingt durch die fortschreitenden klimatischen Veränderungen mit der immer stärkeren Zu-
nahme von Witterungsextremen (u. a. Hitze, Trockenheit und milde Winter), wird sich auch das
Auftreten forstpathologisch relevanter pilzlicher Pathogene verändern.
Die vergangenen zwei Extremjahre machten bereits jetzt deutlich, dass einige bisher unauf­
fällige, wenig bedeutsame Pilzarten heute imstande sind, umfangreiche Schäden an Bäumen
zu verursachen. Dabei wirken sich die Folgen des Klimawandels nicht nur direkt auf die Aggres-
sivität einzelner Pilze aus. Auch die indirekten Folgen durch das verminderte Abwehrvermögen
der Wirtsbäume begünstigten das Auftreten wärmeliebender (thermophiler) Krankheitserreger.
Als Beispiele seien hier das Diplodia-Triebsterben (Sphaeropsis sapinea) und die Dothistroma-
Nadelbräune (Dothistroma septosporum) genannt.

                                                                    WALDSCHUTZBERICHT 2019       27
Abbildung 23: Schadbild eines Kiefernbestandes, verursacht durch das Diplodia-Triebsterben
     und die Besiedlung durch andere sekundäre Schadorganismen wie z. B. Waldgärtner, Revier
     Pausin (Foto: A. Wenning)

     1.6.2 Diplodia-Triebsterben

     Wie bereits in den vergangenen Jahren lag ein besonderer Arbeitsschwerpunkt im Rahmen
     der Waldschutzdiagnostik bei Untersuchungen zum Diplodia-Triebsterben. Der pilzliche Schad­
     erreger Sphaeropsis sapinea gilt als wärmeliebender Pilz, welcher als Saprobiont und En-
     dophyt in lebenden Kiefern vorkommt. Ist die Vitalität der Bäume durch z. B. Trockenstress
     herab­gesetzt, tritt der Pilz als Bläueerreger und Schwächeparasit in Erscheinung und verur­
     sacht an geschwächten Bäumen das massive Auftreten von Trieb- und Rindenschäden.

     Gravierende Schäden traten anfangs besonders an Schwarz-Kiefer (Pinus nigra) auf. In den ver-
     gangenen Jahren wurden verstärkt Schäden an der Gemeinen Kiefer (Pinus sylvestris) beobach-
     tet. Darüber hinaus sind auch weitere Koniferen zum Teil stark betroffen. Der Erreger konnte
     an verschiedenen Proben aus Nadelholzbeständen nachgewiesen werden, darunter Douglasie
     (Pseudotsuga menziesii), Gemeine Fichte (Picea abies), Küstentanne (Abies grandis) und Euro-
     päische Lärche (Larix decidua).

     Da S. sapinea neben der parasitischen Lebensweise als Saprobiont (z. B. an toten Ästen, Stäm-
     men und Zapfen) auftritt, sind die Möglichkeiten der Schadensprävention stark begrenzt. Ent-
     scheidend für den Befall (pathogenes Auftreten) sind die Witterungsbedingungen und somit die
     Prädisposition der Bestände.

     Starke Schäden durch das Diplodia-Triebsterben wurden aus allen Landesteilen gemeldet. Be-
     sonders gravierend sind die Schäden an der Gemeinen Kiefer in Südbrandenburg. Hier kommt
     es durch den massiven Befall zum Absterben ganzer Bestände.

28     WALDSCHUTZBERICHT 2019
Die Vitalität der Kiefern wurde durch die langanhaltende Trockenheit in Verbindung mit über-
durchschnittlich hohen Temperaturen in den vergangenen zwei Jahren deutlich herabgesetzt.
Daraus resultiert, neben den deutlichen Dürreschäden, die erhöhte Anfälligkeit der Bäume ge-
genüber dem Krankheitserreger.

Eine direkte Bekämpfung des Krankheitserregers ist nicht möglich. Der Baum ist jedoch in der
Lage, durch Bildung eines Wundperiderms die Ausbreitung des Erregers zu begrenzen bzw.
durch die Aktivierung von Seitenknospen zu kompensieren. Entscheidend ist die stark von der
Witterung abhängige Vitalität und damit Reaktionsfähigkeit des Baumes. Der Pilz profitiert in be-
sonderem Maße von der eingeschränkten Vitalität der Bäume (Wassermangel) und von milden
Wintern, feuchtwarmer Frühjahrswitterung und nachfolgend trockenen Sommern. Der Erreger
des Diplodia-Triebsterben kann sich unter diesen Witterungsbedingungen optimal reproduzie-
ren. Setzt sich der Klimawandel im gegenwärtig anzunehmenden Trend fort, ist mit einer mas-
siven Zunahme der durch S. sapinea verursachten Schäden in den Brandenburger Kiefern­
beständen zu rechnen.

1.6.3 Brandlorchel oder Wellige Wurzellorchel

In den durch Großbrände 2018 entwaldeten Gebieten bei Treuenbrietzen kam es zu massivem
Auftreten der Welligen Wurzellorchel (Rhizina undulata). Der zu den Schlauchpilzen (Asco-
mycota) gehörende Erreger ist als spezifischer Wurzelparasit in der Lage, viele verschiedene
Koniferen-Arten – darunter Kiefer (Pinus) – zu befallen. Für die Sporenkeimung von R. undu-
lata werden Bodentemperaturen von 35 °C bis 45 °C benötigt (Jalauddin, 1967). Diese öko-
logische Besonderheit bedingt die enge Bindung an Feuerstellen, von wo die Verbreitung des

Abbildung 24: Fruchtkörper der Wurzellorchel (Rhicina undulata) auf Waldbrandflächen
bei Treuenbrietzen (Foto: A. Wenning)

                                                                      WALDSCHUTZBERICHT 2019        29
Pilzes ihren Ausgangspunkt nimmt. Ein Befall wird durch das verkürzte Triebwachstum deutlich,
                                    die Nadeln verfärben sich gelblich und der Baum stirbt ab. Es entstehen kreisförmige Sterbe-
                                    lücken, man spricht von einer Ringfäule. Erkrankte Bäume zeigen dann gelbliche Myzelstränge
                                    im Wurzelbereich.

                                    An den Kiefernsämlingen, die im Herbst 2018 bzw. im Frühjahr 2019 auf den entstandenen
                                    Waldbrandflächen gepflanzt wurden, konnte mittels phytopathologischer Untersuchung kein Be-
                                    fall der Wurzel durch R. undulata nachgewiesen werden.

                                    Das massive Absterben der gepflanzten Kiefern ist vielmehr auf die abiotischen Bedingungen
                                    im Zusammenhang mit Insektenfraß (Kiefernkulturgespinstblattwespe) zurückzuführen. Die im
                                    Sommer 2019 stark aufkommende Kiefernnaturverjüngung gilt laut Literatur als deutlich weniger
                                    anfällig für Infektionen durch die Wurzellorchel.

                                    1.6.4 Holzfäuleerreger

                                    Auch 2019 wurde zur Abwehr des Kiefern-Wurzelschwammes (Heterobasidion annosum) in der
                                    Bergbaufolgelandschaft Südbrandenburgs auf Stubben vollautomatisch per Harvester Harnstoff
                                    appliziert. Die prophylaktische Stubbenbehandlung wird im Landeswald seit 2008 routinemäßig
                                    durchgeführt – in den ersten Jahren unter Verwendung eines Biopräparates.

                             1200

                             1000
  mme Schadholzmenge in m³

                              800

                              600

                              400
Sum

                              200

                                0
                                       2012       2013         2014         2015           2016         2017   2018    2019
                                                                                   Jahrl

                                                             Summe Schadholzmenge in m³       Summe in ha

                                    Abbildung 25: Schäden durch den Kiefern-Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum)
                                    in den Jahren 2012 bis 2019, Quelle: Monatlicher Waldschutzmeldedienst

                             30       WALDSCHUTZBERICHT 2019
1.7    Komplexe Schadereignisse

1.7.1 Flächiges Absterben in Kiefernbeständen

2019 war in Brandenburg das zweite gleichzeitig überdurchschnittlich warme und trockene Jahr
in Folge. Absterbeerscheinungen wurden 2019 besonders deutlich und erreichten z. T. extrem
hohe Werte. Die größte Flächensumme von Beständen mit Absterbeerscheinungen erreichte
Brandenburgs Hauptbaumart die Wald-Kiefer mit 19.137 ha. Diese Bestände liegen zum größten
Teil im Südwesten Brandenburgs.

Als Ursache wird ein Schadfaktorenkomplex und die seit mehreren Jahren fehlende Möglichkeit
der Regeneration der Bäume angesehen. Flächigen Schäden durch Herbstfraß einer zweiten
Generation der Gemeinen Kiefernbuschhornblattwespe im Herbst 2016 folgten Sturmschäden
2017 und 2018, lokale Hagelschlagereignisse im Spätsommer 2018 und eine stetige Zu­nahme
des Befalls der entsprechend prädisponierten Kiefern durch in der Regel auch von Wärme und
Trockenheit profitierenden holz- und rindenbrütenden Käfern. Mit dem Diplodia-Triebsterben
wurde seit 2018 ein weiterer, den Absterbeprozess fördernder Einflussfaktor nachgewiesen.

Abbildung 26: Diplodia-Triebsterben als Mitverursacher flächiger Absterbeprozesse
von Kiefernbeständen in der Oberförsterei Hohenleipisch (Foto: F. Pastowski)

Für die von den Folgen der Dürre besonders betroffenen Oberförstereien im Landkreis Elbe-
Elster wurden im WebOffice Satellitenrasterdaten mit einer Vitalitätseinschätzung der Kiefern­
bestände (Stand September 2019) und ein Editierthema zur Erfassung der Schäden bereit-
gestellt. Ziel war vor allem die Identifizierung der Flächen, für die dringender forstsanitärer
Handlungsbedarf besteht.

                                                                    WALDSCHUTZBERICHT 2019        31
1.7.2 Vitalitätseinschränkungen der Rotbuche

     Die im Bundesland Brandenburg in großem Ausmaß auftretenden komplexen Schäden der Rot-
     buche gehen auf die witterungsbedingte Schwächung der Bäume zurück. Im besonderen Aus-
     maß betroffen sind Altbuchen, Schäden treten aber auch in jüngeren Beständen auf. Vorrangig
     zeigen Buchen an Standorten mit starkem Rückgang der Wasserversorgung (z. B. an Gewäs-
     sern) und in Bereichen mit starken Grundwasserschwankungen Vitalitätseinbußen bis hin zu
     massiven Absterbeerscheinungen. Auch geschlossene Bestände an in der Regel gut wasser-
     versorgten Standorten weisen starke Schäden auf. 2019 wurden für Rotbuche 1.253 ha von
     Absterbe­erscheinungen betroffene Bestände gemeldet (max. 10 ha in den Vorjahren). Bereits im
     Juni wurde lokal ein zum Teil sehr rasches Vertrocknen von Altbuchen beobachtet, die noch im
     Mai frisch ausgetrieben hatten. Im Laufe des Sommers wurde eine deutliche Vitalitätsschwäche
     der Buchen auffällig, gekennzeichnet durch Kleinblättrigkeit und Braunwerden der Blätter sowie
     vorzeitigen Blattfall, teils auch grüner Blätter (Abb. 27).

     Abbildung 27: Abwerfen von grünem Laub unter Altbuchen im August 2019 (Foto: U. Selk)

     Im Herbst zeigten Altbuchen vielerorts relativ ähnliche Symptome: eine rasant vergilbende Ober-
     krone und das beginnende Ablösen von Rindenteilen (Abb. 28). Am komplexen Krankheitsge-
     schehen sind neben der anhaltenden Trockenheit, als wahrscheinlich auslösender Faktor, häufig
     Kleiner Buchenborkenkäfer, Buchenprachtkäfer und pilzliche Schaderreger beteiligt.

     Die Schwächung der Bäume und der damit verbundene Vitalitätsverlust führte zu günstigen Be-
     dingungen für pilzliche Pathogene. Die auftretenden Absterbeerscheinungen werden erheblich
     durch bisher an Buchen wenig bedeutsame Endophyten mit beeinflusst. Am teils sehr raschen
     Schadensfortschritt sind in Brandenburg häufig Holzfäule verursachende Pilze beteiligt, welche
     eigentlich als Saprobionten an totem Buchenholz bekannt sind, in der aktuellen Situation jedoch

32     WALDSCHUTZBERICHT 2019
Abbildung 28: Rindenablösungen am Buchenstamm nach starker Sonneneinstrahlung
(Foto: A. Wenning)

starke Schäden an lebenden Bäumen verursachen. Auffällig ist z. B. der Münzenförmige Rin-
denkugelpilz (Biscogniauxia nummularia) (Abb. 29). Dieser wärmeliebende Pilz kommt endo-
phytisch in Rotbuchen vor, kann aber bei vitalitätsbeeinträchtigten Bäumen in eine parasitische
Phase übergehen. Dann verursacht der Pilz ein Aufplatzen und Ablösen der Rinde und schafft
so Eintrittspforten für weitere Erreger.

                                                                    WALDSCHUTZBERICHT 2019        33
Abbildung 29: Münzen­
                                                                      förmiger Rindenkugelpilz
                                                                      (Biscogniauxia nummularia)
                                                                      an geschwächter Rotbuche

     Andere im Zusammenhang mit den Absterbeerscheinungen nachgewiesene, die Rinde befal-
     lende pilzliche Schaderreger sind Neonectria coccinea und Eutypella quaternata. Starker Befall
     durch diese Arten verursacht erhebliche Rindenschäden. Der voranschreitende Vitalitätsverlust
     der Buchen führt zu sekundärem Befall mit rindenbrütenden Käfern und pilzlichen Saprobionten.
     Dabei kommt es zur starken Holzentwertung durch Verfärbung und Weißfäule, auch im unteren
     Stammbereich. Holzfäulen - besonders in der Oberkrone - führen zum Absterben von Ästen- und
     Stammteilen, somit zur Gefährdung der Stabilität und letztlich zum Absterben der Bäume.

     1.7.3 Absterbeerscheinungen an Erle

     Auffällige Absterbeerscheinungen zeigte 2019 auch die Erle, mit insgesamt 1.582 ha betroffener
     Fläche. Schon 2018 war eine deutliche Zunahme geschädigter Erlenbestände zu verzeichnen.

     1.8   Mäuse

     Im Herbst 2018 wurden 131 Kontrollen zur Ermittlung des Mäusebesatzes durchgeführt. Das
     Ergebnis der Auswertungen zeigte einen leichten Rückgang für die Kurzschwanzmaus-Popula-
     tionen, auf 3,65 KSM/100 FN (Abb. 30, gestrichelte Linie). Damit lag die Besatzdichte deutlich
     unter der des langjährigen Mittels (1988-2018) von 4,28 KSM/100 FN. Ursache für den Rück-
     gang 2018 ist vermutlich die langanhaltende Sommertrockenheit und das geringere und qualita-
     tiv schlechtere Nahrungsangebot.

34     WALDSCHUTZBERICHT 2019
Probefänge Mäuse (Land Brandenburg)

                                            Schadfläche (Winter)

                    1600                    Schadfläche (Sommer)                                                                                                                                                                                               9
                                            Mittelwert Rötelmaus/100 FN

                    1400                    Mittelwert Erd-u. Feldmaus/100 FN                                                                                                                                                                                  8
                                            KSM/100FN
                                                                                                                                                                                                                                                               7
                    1200

                                                                                                                                                                                                                                                               6

                                                                                                                                                                                                                                                                            nzahl/100 FN
                    1000
 Schadfläche (ha)

                                                                                                                                                                                                                                                               5
                     800
                                                                                                                                                                                                                                                               4

                                                                                                                                                                                                                                                                    Individen
                     600
                                                                                                                                                                                                                                                               3

                     400
                                                                                                                                                                                                                                                               2

                     200                                                                                                                                                                                                                                       1

                       0                                                                                                                                                                                                                                       0
                           1987   1988   1989   1990   1991   1992   1993   1994   1995   1996   1997   1998   1999   2000   2001   2002   2003   2004   2005   2006   2007   2008   2009   2010   2011   2012   2013   2014   2015   2016   2017    2018
                                                                                                                                                                                                                                                    Frühjahr

                                                                                                                                      Jahr

Abbildung 30: Mittlere Populationsdichten von Erd-, Feld- und Rötelmaus und Sommer- und
Winterschäden.

Trotz der allgemein niedrigen Mäusedichten wurden lokal, für 18 Kontrollflächen (17,9 ha), Be-
kämpfungsmaßnahmen empfohlen (Abb. 31). In 12 Fällen entschieden sich die Revierleiter für
einen Rodentizid-Einsatz.

Der witterungsbedingte Rückgang der Populationsdichten der Kurzschwanzmäuse ließ relativ
geringe Nageschäden im Winterhalbjahr erwarten. Die gemeldeten Schäden betrugen 73,8 ha
und waren somit geringfügig höher als im Vorjahr. Davon waren 19,5 ha durch die Schermaus
geschädigt.

Abbildung 31: Übersicht der durchgeführten Kurzschwanzmaus-Kontrollen und der erteilten
Empfehlungen für einen Rodentizideinsatz (2008–2018).

                                                                                                                                                                               WALDSCHUTZBERICHT 2019                                                          35
Sie können auch lesen