Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...

 
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Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Waldzustandsbericht 2019

             NW-FVA
             Nordwestdeutsche
             Forstliche Versuchsanstalt
Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...
Vorwort
                                     Liebe Leserinnen, liebe Leser,
                                     die Auswirkungen des Klimawandels setzen dem Wald in Hessen in einem stärkeren
                                     Ausmaß zu als bislang erwartet. Der Wald zeigt sich in diesem Jahr an vielen Orten
                                     Hessens in einem schlechten Zustand.
                                     Das Vegetationsjahr 2019 war wie das vorherige Jahr zu trocken und zu warm. Som-
                                     merliche Temperaturen bereits an Ostern und Hitzeperioden im Sommer mit Re-
                                     kordtemperaturen von über 40° C in Hessen begünstigten nicht nur die Entwicklung
                                     von Borkenkäfern, sondern führten auch zu einer hohen Anzahl an Waldbränden.
                                     Die Serie von Sturmschäden hat sich in 2019 ebenfalls fortgesetzt.
                                     Für jede Waldbesucherin und jeden Waldbesucher sichtbar zeigen sich Schäden an
                                     einzelnen Bäumen. Lokal sind auch ganze Waldbestände abgestorben. Am stärks-
                                     ten betroffen ist die Fichte, aber auch Buchen, Birken, Eschen und Lärchen leiden in
                                     diesem Jahr.
                                    Die Ergebnisse des aktuellen Waldzustandsberichts zeigen das Ausmaß der Schä-
                                    den und belegen damit den schlechtesten Gesundheitszustand seit dem Beginn der
Erhebungen in 1984. Die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen ist nochmals um 3 %-Punkte auf
27 % angestiegen, dem höchsten Wert seit 1984. Auch die Absterberate und der Anteil starker Schäden weisen höchste
Werte auf.
Neben den Ergebnissen der Waldzustandserhebung sind die anhaltenden Auswirkungen der Dürrejahre 2018 und 2019
sowie die aktuelle Waldschutzsituation weitere Schwerpunkte des vorliegenden Berichtes.
In dieser angespannten Situation gilt unser großer Dank allen Beschäftigten im Wald, die sich seit fast zwei Jahren mit
großem Engagement unermüdlich für den Erhalt des Waldes einsetzen. Ohne gut ausgebildete und engagierte Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter sowie fachlich hervorragende Forstunternehmer hätten wir keine Chance, die aktuelle Katastro-
phe erfolgreich zu bewältigen.
Hessen ist erfreulicherweise ein sehr waldreiches Land. Wesentliche Stütze für eine intakte Umwelt ist daher gerade bei
uns ein gesunder, vielfältiger und klimaresilienter Wald. Die Hessische Landesregierung ist sich Ihrer Verantwortung und
der vor ihr liegenden Aufgaben bewusst.
Die Folgen aus Sturm, Dürre und Borkenkäferkalamität in 2018 und 2019 gilt es über alle Besitzarten hinweg zu bewälti-
gen. Maßnahmen des Waldumbaus und der Wiederbewaldung werden somit in den kommenden Jahren zum zentralen
Kern der forstlichen Förderung werden. Die Fördermittel des Bundes und des Landes sollen dabei für kommunale und
private Waldflächen verwendet werden, in denen klimastabilere und standortgerechte Laub- oder Mischwälder aufgebaut
werden.
Eine landesweite Beratung aller Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer zur Baumartenwahl und künftigen Risiken und An-
passungsmöglichkeiten im Wald unter den Bedingungen des Klimawandels soll durch eine Klimarisikokarte, die im Rah-
men des Inte­grierten Klimaschutzplans Hessen 2025 erstellt wird, ermöglicht werden. Bereits ab dem nächsten Jahr sollen
sich zudem weitere Projekte des Klimaschutzplanes mit den Auswirkungen der extremen Witterung auf die Vitalität und
Produktivität unserer Hauptbaumarten sowie mit möglichen alternativen Baumarten für Hessen beschäftigen.
Angesichts großer Kahlflächen erarbeitet das Land ein Konzept für die Wiederbewaldung und führt in diesem Zusam-
menhang noch in diesem Jahr ein Fachsymposium „Baumarten im Hessischen Wald der Zukunft“ mit Wissenschaft und
Verbänden durch. Die Ergebnisse werden allen Waldbesitzenden zur Verfügung gestellt.
Wir alle sind gefordert, durch unsere Unterstützung im Umwelt- und Klimaschutz auch einen Beitrag zum langfristigen
Erhalt unseres hessischen Waldes zu leisten. Die Möglichkeiten sind vielfältig, sei es durch die Nutzung öffentlicher Ver-
kehrsmittel, energiebewusstes Heizen oder die Verwendung von langlebigen Holzprodukten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre

Priska Hinz
Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Wiesbaden, im November 2019

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Inhaltsverzeichnis
  									                                                                            Seite
  Vorwort								 		                                                                     2
  Inhaltsverzeichnis						                                                   		          3

  Hauptergebnisse					                                                       		          4
  Uwe Paar und Inge Dammann

  Forstliches Umweltmonitoring und Integrierter Klimaschutzplan Hessen 2025              6
  Johannes Eichhorn, Uwe Paar und Inge Dammann

  WZE-Ergebnisse für alle Baumarten				                                      		          9
  Uwe Paar und Inge Dammann
      Buche							                                                           		         11
      Eiche							                                                           		         13
      Fichte							                                                          		         14
      Kiefer							                                                          		         15

  Wald in der Rhein-Main-Ebene					                                          		         16
  Uwe Paar und Inge Dammann

  Witterung und Klima						                                                  		         17
  Johannes Sutmöller

  Auswirkungen der Stürme und der Dürre 2018/2019 auf die Vitalität
  der Wälder in Nordwestdeutschland 						                                              21
  Johannes Eichhorn, Johannes Sutmöller, Birte Scheler, Markus Wagner, Inge Dammann,
  Henning Meesenburg und Uwe Paar

  Insekten und Pilze						                                                   		         32
  Martin Rohde, Rainer Hurling, Gitta Langer, Johanna Bußkamp und Pavel Plašil

  Wiederbewaldung von Schadflächen in Anpassung an den Klimawandel		                    36
  Ralf-Volker Nagel

  Weiß-Tanne (Abies alba) als Baumart im Klimawandel				                                38
  Matthias Paul, Aki Michael Höltken, Samuel Schleich, Matthias Moos
  und Wilfried Steiner

  Stoffeinträge							                                                       		         41
  Birte Scheler

  Literaturverzeichnis								  43

  Impressum							                                                          		          44

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Foto: M. Spielmann
Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...
Hauptergebnisse
Waldzustandserhebung (WZE)
Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume in Hessen
(alle Baumarten) erreicht in 2019 mit 27 % den höchsten
Wert seit Beginn der Zeitreihe in 1984.
Bei den älteren Bäumen ist die Kronenverlichtung von 28 %
(2018) auf 30 % angestiegen. Die mittlere Kronenverlich-
tung der jüngeren Bäume liegt mit 17 % ebenfalls auf dem
höchsten Niveau seit 36 Jahren.
Der Anteil starker Schäden liegt in 2019 mit knapp 7 % dop-
pelt so hoch wie im Mittel der Jahre 1984-2019. Dies ist der
mit Abstand höchste Wert in der Zeitreihe. Die Absterbe­
rate (2,3 %, alle Bäume, alle Alter) hat sich im Vergleich
zum langjährigen Mittel versiebenfacht. Zusätzlich mussten
knapp 6 % der Bestände nach Windwurf und Borkenkäfer-
befall außerplanmäßig genutzt werden.
Die Ergebnisse der Waldzustandsaufnahme in 2019 bele-
gen für den hessischen Wald den schlechtesten Vitalitätszu-
stand seit Beginn der Erhebungen in 1984.
Die Absterberate und die Ausfallrate werden zu 50 % bzw.
72 % von der Baumart Fichte bestimmt.
                                                                   Buchenstamm mit Sonnenbrand                   Foto: J. Weymar
Die Baumarten im Einzelnen
                                                                   bis 1990 deutlich zu trocken und zu warm. Insgesamt waren
Eine deutlich ausgeprägte Verschlechterung des Vitalitäts-
                                                                   von 12 Monaten 11 zu warm und 8 teilweise deutlich zu
zustandes zeigt sich für die Hauptbaumart Fichte.
                                                                   trocken. Neben der Trockenheit wurden die Wälder in Hes-
Die Kronenverlichtung der Hauptbaumart Buche hat sich
                                                                   sen auch in 2019 durch Sturmereignisse, wie dem Sturmtief
ebenfalls verschlechtert. Die der Eiche und Kiefer liegt auf
                                                                   „Eberhard“ am 10. März 2019, zusätzlich geschwächt.
einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr.

Rhein-Main-Ebene                                                   Auswirkungen der Stürme und der Dürre
Die Waldzustandserhebung weist für 2019 eine erneut ver-
                                                                   2018/2019 auf die Vitalität der Wälder in
schlechterte Situation für die Rhein-Main-Ebene nach. Die          Nordwestdeutschland
Absterberate liegt mit 5 % deutlich über dem Mittelwert der        2018 und 2019 waren durch extreme Witterungsbedin-
Zeitreihe.                                                         gungen geprägt. Ein maßgeblicher, sich gegenseitig ver-
                                                                   stärkender Einfluss ging von einer Abfolge von Stürmen,
Witterung und Klima                                                Dürrephasen sowie Borkenkäferbefall aus. Dies hat erheb-
Das Vegetationsjahr 2018/2019 war das zweite Jahr in Fol-          liche Schäden in den Wäldern verursacht. Von den vier
ge, das deutlich zu trocken und zu warm ausfiel. Mit einer         Trägerländern der NW-FVA ist Sachsen-Anhalt besonders
Mitteltemperatur von 10,2 °C (+2,0 K) und einer Nieder-            betroffen, vergleichsweise weniger Störungen finden sich in
schlagssumme von 671 mm (85 % des Niederschlagssolls)              Schleswig-Holstein.
im Flächenmittel des Landes war es im Vergleich zu den             Während die Bäume im Jahr 2018 bis in den Sommer in
langjährigen Mittelwerten der Klimanormalperiode 1961              weiten Teilen ihren Wasserbedarf aus dem ausreichend
                                                                   im Winterhalbjahr 2017/2018 aufgefüllten Bodenwasser­
                                                                   speicher decken konnten, war auf rund 30 % der Wald­fläche
                                                                   der Bodenwasserspeicher im Frühjahr 2019 nur unzurei-
                                                                   chend aufgefüllt. Besonders ungünstig war die Situation in
                                                                   Sachsen-Anhalt, im östlichen und südlichen Niedersachsen
                                                                   und in Südhessen.
                                                                   In beiden Jahren traten in den Wäldern der Trägerländer
                                                                   deutlich erhöhte starke Schäden und Absterberaten auf.
                                                                   Hohe Werte wurden für die Fichte in Hessen, Niedersachsen
                                                                   und Sachsen-Anhalt festgestellt. Die Aufeinanderfolge von
                                                                   zwei Dürrejahren hat bei vielen Baumarten Reaktionen aus-
                                                                   gelöst. Trockenstresssymptome wurden insbesondere auch
                                                                   bei der Buche festgestellt. Abgestorbene Buchen – bisher
                                                                   seltene Ausnahme in der Zeitreihe der Waldzustandserhe-
                                                                   bung – waren 2019 häufiger zu beobachten. Birken, Eschen
                                                                   und Lärchen starben ebenfalls vermehrt ab. Die Ausfallrate
                                                                   der Bäume war in beiden Jahren deutlich erhöht. Räumlich
                                                                   und zeitlich sind klare Zusammenhänge mit der extremen
                                                                   Witterungssituation zu erkennen.
Foto: J. Weymar
                                                               4
Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...
Hauptergebnisse
Wachstumsreaktionen auf Flächen des Intensiven Umwelt-
monitorings zeigten einen deutlichen Zusammenhang zur
Entwicklung der Bodenfeuchte.
Die Erfahrungen aus früheren Dürreperioden legen nahe,
dass auch in den folgenden Jahren mit Spätfolgen zu rech-
nen ist.

Insekten und Pilze
Das Schadensausmaß durch Borkenkäfer an Fichte war seit
Jahrzehnten nicht so hoch wie in den Extremsommern 2018
und 2019. Anhaltende Trockenheit und Wärme schwächten
die Abwehrkraft der Fichte gegen Borkenkäfer und begüns-
tigten den Bruterfolg unter der Rinde. Lärchen waren ähn-
lich stark betroffen. An weiteren Baumarten wie Buche und
Kiefer traten verschiedene Käferarten als zum Teil sekun­däre
Schädlinge in großer Anzahl auf.
                                                                                                                    Foto: M. Spielmann
Auch für stärkere Absterbeerscheinungen durch Pilze war
die besondere Witterungssituation ein auslösender Faktor.           Stoffeinträge
Kiefer, Buche, Eiche, Ahorn, Esche und Hainbuche waren be-
troffen.                                                            Neben dem Eintrag mit dem Niederschlag gelangen durch
                                                                    die Filterwirkung der Baumkronen zusätzlich Nähr- und
                                                                    Schadstoffe aus trockener Deposition (Gase und Partikel) in
Wiederbewaldung von Schadflächen in                                 den Wald.
Anpassung an den Klimawandel                                        In Hessen war 2018 ein besonders niederschlagsarmes Jahr.
In weiten Teilen des Zuständigkeitsbereichs der NW-FVA              Im Hessenmittel betrug die Niederschlagsmenge unter Bu-
sind durch den Sturm „Friederike“ und zwei Dürresommer              che rund 76 % des Mittels der Jahre 2008-2017, unter Fichte
hintereinander in erheblichem Umfang Blößen entstanden.             76 % (Fürth i. Od.) bzw. 79 % (Königstein).
Die Wiederbewaldung dieser Freiflächen stellt die Forstwirt-        Der Sulfatschwefeleintrag betrug 2018 im Hessenmittel un-
schaft vor große Herausforderungen, denn auf Freiflächen            ter Buche nur noch 2,0 kg je Hektar, unter Fichte lag er bei
herrschen extreme klimatische Bedingungen mit starker               3,2 (Königstein) bzw. 3,4 (Fürth i. Od.) kg je Hektar. Hier zeigt
Austrocknung und Verdunstung durch hohe Sonnenein-                  sich deutlich der Erfolg verschiedener Maßnahmen zur Luft-
strahlung und Wind. Eine Klassifizierung des Trockenstress-         reinhaltung, durch die der Schwefeleintrag um rund 90 %
risikos der Baumarten im Anhalt an die Standortswasser­             gesenkt werden konnte.
bilanz unterstützt die Forstbetriebe und Waldbesitzer bei           Die anorganischen Stickstoffeinträge (Ammonium und Nit-
der Baumartenwahl zur Wiederbewaldung. Die Standorts-               rat) haben auf allen untersuchten Flächen ebenfalls signifi-
wasserbilanz berücksichtigt die künftig durch den Klima-            kant abgenommen. Der anorganische Stickstoffeintrag be-
wandel stark gesteigerte Verdunstung, um eine klimaange-            trug 2018 unter Buche 9,2 (Hessenmittel) und unter Fichte
passte, stabile Wiederbewaldung zu erreichen.                       18,2 (Königstein, Fürth i. Od.) kg je Hektar.

Foto: J. Evers
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Forstliches Umweltmonitoring und Integrierter Klimaschutzplan
Hessen 2025
Johannes Eichhorn, Uwe Paar und Inge Dammann                       methodische Vergleichbarkeit über lange Zeiträume und
Die Richtlinie für die Bewirtschaftung des hessischen              über Ländergrenzen. Dies wird konkretisiert durch die Ver-
Staatswaldes (RiBeS 2018) benennt als Gesamtziel, dass             ordnung über Erhebungen zum Forstlichen Umweltmonito-
der Hessische Staatswald als Ökosystem zu erhalten und             ring (ForUmV 2013) und durch das Durchführungskonzept
zu entwickeln ist, um auf dieser Grundlage eine optimale           Forstliches Umweltmonitoring (BMEL 2016).
Kombination seiner Wirkungen für die Gesellschaft zu leis-
ten. Einen Beitrag hierzu leistet auch die Waldökosystem-          Konzept
forschung, für die der Staatswald gemäß der RiBeS 2018 als         Grundsätzlich werden im Forstlichen Umweltmonitoring
ein Zeichen seiner besonderen Gemeinwohlverpflichtung              folgende Kategorien unterschieden:
Waldflächen zur Verfügung stellt.
Wie ist das Ausmaß der Schäden mit Blick auf die Verän-              waldflächenrepräsentative Übersichtserhebungen auf ei-
derungen der Wälder über die Jahre richtig einzuordnen?              nem systematischen Stichprobenraster (Level I),
Worin liegen die Besonderheiten der Witterung in den ex-             die intensive Dauerbeobachtung ausgewählter Waldöko-
tremen Jahren 2018 und 2019? Ist der Wald als Ganzes be-             systeme im Rahmen verschiedener Beobachtungspro-
troffen oder unterscheiden sich Regionen? Reagieren die              gramme (Bodendauerbeobachtungsprogramm (BDF),
Baumarten gleich sensitiv? Antworten auf diese Fragen zu             Level II, Waldökosystemstudie Hessen (WÖSSH)) sowie
geben, ist eine wesentliche Aufgabe des Forstlichen Um-              Experimentalflächen, z. B. Vergleichsflächen zur Boden-
weltmonitorings.                                                     schutzkalkung (Level III).
Die Forstliche Umweltkontrolle berät Verwaltung und Po-
litik auf fachlicher Grundlage und erarbeitet Beiträge für         Die methodischen Instrumente der Ökosystemüberwa-
Entscheidungshilfen der forstlichen Praxis. Die rechtliche         chung sind europaweit harmonisiert nach den Grundsätzen
Grundlage für Walderhebungen in der Forstlichen Umwelt-            des ICP Forests (2016).
kontrolle stellt § 41a des Gesetzes zur Erhaltung des Wal-         Das Stichprobenraster der Waldzustandserhebung ist darauf
des und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswald-             ausgelegt, die gegenwärtige Situation des Waldes landes-
gesetz – BWaldG) dar. Die Rechtsgrundlagen sichern eine            weit repräsentativ abzubilden. Ergebnis ist das Gesamtbild
                                                                   des Waldzustandes eines Bundeslandes. Die Stichprobe der
                                                                   Waldzustandserhebung vermittelt auch ein zahlenmäßiges
                                                                   Bild zu dem Einfluss von Stürmen, Witterungsextremen und
                                                                   Insekten- und Pilzbefall. Lokale Befunde wie sturmgefallene
                                                                   Bäume oder ein extremer Befall der Kiefer durch Pilze kön-
                                                                   nen von dem landesweiten Ergebnis abweichen.
                                                                   Verschiedene Auswertungen belegen eine hohe Repräsen-
                                                                   tativität des Rasternetzes für verschiedene Fragestellungen
                                                                   zu den Wäldern in Hessen.
                                                                   In Hessen umfasst das Level I-Netz 139 Inventurpunkte, das
                                                                   Intensive Forstliche Umweltmonitoring 11 Monitoringflä-
                                                                   chen und 27 Experimentalflächen.

                                                                   Waldzustandserhebung –
                                                                   Methodik und Durchführung
                                                                   Die Waldzustandserhebung ist Teil des Forstlichen Umwelt-
                                                                   monitorings in Hessen. Sie liefert als Übersichtserhebung
                                                                   Informationen zur Vitalität der Waldbäume unter dem Ein-
                                                                   fluss sich ändernder Umweltbedingungen. Die Aufnahmen
                                                                   zur Waldzustandserhebung erfolgten im Juli und August
                                                                   2019. Sie sind mit qualitätssichernden Maßnahmen sorgfäl-
                                                                   tig überprüft.

                                                                   Aufnahmeumfang
                                                                   Die Waldzustandserhebung erfolgt auf mathematisch-sta-
                                                                   tistischer Grundlage. Auf einem systematisch über Hessen
                                                                   verteilten Rasternetz werden seit 1984 an jedem Erhebungs-
                                                                   punkt Stichprobenbäume begutachtet.
                                                                   Die Rasterweite des landesweiten Stichprobennetzes be-
                                                                   trägt 8 km x 8 km, in der Rhein-Main-Ebene werden zusätz-
                                                                   liche Erhebungen im 4 km x 4 km-Raster durchgeführt. Die
                                                                   landesweite Auswertung erfolgte 2019 auf der Basis von 129
                                                                   Punkten, für die Rhein-Main-Ebene wurden insgesamt 48
                                                                   Punkte ausgewertet. Dieser Aufnahmeumfang ermöglicht
Borkenkäferbefall 2019                       Foto: J. Weymar

                                                               6
Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...
Forstliches Umweltmonitoring und Integrierter Klimaschutzplan
Hessen 2025
                                                                          Auswerteeinheiten mit relativ gering streuenden
                                                                          Kronenverlichtungen sind enge Konfidenzinterval-
                                                                          le auch bei einer geringen Stichprobenanzahl sehr
                                                                          viel leichter zu erzielen als für heterogene Auswer-
                                                                          teeinheiten, die sowohl in der Altersstruktur als
                                                                          auch in den Kronenverlichtungswerten ein breites
                                                                          Spektrum umfassen.

                                                                          Aufnahmeparameter
                                                                          Bei der Waldzustandserhebung erfolgt eine visuelle
                                                                          Beurteilung des Kronenzustandes der Waldbäume,
                                                                          denn Bäume reagieren auf Umwelteinflüsse u. a.
                                                                          mit Änderungen in der Belaubungsdichte und der
                                                                          Verzweigungsstruktur. Wichtigstes Merkmal ist die
                                                                          Kronenverlichtung der Waldbäume, deren Grad
                                                                          in 5 %-Stufen für jeden Stichprobenbaum erfasst
                                                                          wird. Die Kronenverlichtung wird unabhängig von
                                                                          den Ursachen bewertet, lediglich mechanische
                                                                          Schäden (z. B. das Abbrechen von Kronenteilen
                                                                          durch Wind) gehen nicht in die Berechnung der Er-
Aufnahmeteam der Waldzustandserhebung                   Foto: J. Weymar   gebnisse der Waldzustandserhebung ein. Die Kro-
                                                                          nenverlichtung ist ein unspezifisches Merkmal, aus
repräsentative Aussagen zum Waldzustand auf Landesebene und               dem nicht unmittelbar auf die Wirkung von ein-
für die Rhein-Main-Ebene. Für den Parameter mittlere Kronenver-           zelnen Stressfaktoren geschlossen werden kann.
lichtung zeigt die Tabelle unten die 95 %-Konfidenzintervalle für die     Sie ist daher geeignet, allgemeine Belastungsfak-
Baum­arten und Altersgruppen der WZE-Stichprobe 2019. Je weiter           toren der Wälder aufzuzeigen. Bei der Bewertung
der Vertrauensbereich, desto unschärfer sind die Aussagen. Die Wei-       der Ergebnisse stehen nicht die absoluten Verlich-
te des Vertrauensbereiches wird im Wesentlichen beeinflusst durch         tungswerte im Vordergrund, sondern die mittel-
die Anzahl der Stichprobenpunkte in der jeweiligen Auswerteeinheit        und langfristigen Trends der Kronenentwicklung.
und die Streuung der Kronenverlichtungswerte. Für relativ homo­gene       Zusätzlich zur Kronenverlichtung werden weitere
                                                                          sichtbare Merkmale an den Probebäumen wie der
95 %-Konfidenzintervalle für die Kronenverlichtung der Baumartengrup-     Vergilbungsgrad der Nadeln und Blätter, die aktu-
pen und Altersstufen der Waldzustandserhebung 2019 in Hessen. Das         elle Fruchtbildung sowie Insekten- und Pilzbefall
95 %-Konfidenzintervall (= Vertrauensbereich) gibt den Bereich an, in
dem der wahre Mittelwert mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % liegt.
                                                                          erfasst.

 Baumarten-     Alters-       Anzahl Anzahl        95%-Konfidenz-
                                            Raster
   gruppe       gruppe        Bäume Plots           intervall (+/-)
                alle Alter     1142     90    8x8 km       3,2
   Buche       bis 60 Jahre     122     20    8x8 km       6,8
              über 60 Jahre    1020     72    8x8 km       3,3
                alle Alter     330      55    8x8 km       4,3
    Eiche      bis 60 Jahre     48      10    8x8 km       4,0
              über 60 Jahre    282      45    8x8 km       4,7
                alle Alter     526      54    8x8 km       5,6
   Fichte      bis 60 Jahre    281      26    8x8 km       5,8
              über 60 Jahre    245      32    8x8 km       6,8
                alle Alter     559      51    8x8 km       3,2
   Kiefer      bis 60 Jahre     30       7    8x8 km       5,3
              über 60 Jahre    529      45    8x8 km       3,1
                alle Alter     293      42    8x8 km       5,9
   andere
               bis 60 Jahre    185      22    8x8 km       7,6
 Laubbäume
              über 60 Jahre    108      22    8x8 km       8,6
                alle Alter     246      42    8x8 km        7,3
  andere
               bis 60 Jahre    129      21    8x8 km       10,3
Nadelbäume
              über 60 Jahre    117      21    8x8 km        8,6
                alle Alter     3096    129    8x8 km       2,1
    alle
               bis 60 Jahre     795     42    8x8 km       3,9
 Baumarten
              über 60 Jahre    2301    101    8x8 km       2,1
                                                                                                                   Foto: J. Evers

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Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...
Forstliches Umweltmonitoring und Integrierter Klimaschutzplan
Hessen 2025
Mittlere Kronenverlichtung
Die mittlere Kronenverlichtung ist der arithmetische Mittel-
wert der in 5 %-Stufen erhobenen Kronenverlichtung der
Einzelbäume.

Starke Schäden
Unter den starken Schäden werden Bäume mit Kronenver-
lichtungen über 60 % (inkl. abgestorbener Bäume) sowie
Bäume mittlerer Verlichtung (30-60 %), die zusätzlich Ver-
gilbungen über 25 % aufweisen, zusammengefasst.

Absterberate
Die Absterberate ergibt sich aus den Bäumen, die zwischen
der Erhebung im Vorjahr und der aktuellen Erhebung abge-
storben sind und noch am Stichprobenpunkt stehen. Durch
Windwurf und Durchforstung ausgefallene Bäume gehen
nicht in die Absterberate, sondern in die Ausfallrate ein.
                                                                                                                  Foto: M. Spielmann
Ausfallrate
                                                                     Integrierter Klimaschutzplan Hessen
Das Inventurverfahren der WZE ist darauf ausgelegt, die
aktuelle Situation der Waldbestände unter realen (Bewirt-            Der Integrierte Klimaschutzplan Hessen 2025 sucht Lö-
schaftungs-) Bedingungen abzubilden. Daher scheidet in               sungsansätze zum Schutz des Klimas und zu Möglichkeiten
jedem Jahr ein Teil der Stichprobenbäume aus dem Aufnah-             der Anpassung in allen Lebensbereichen. Es geht nicht nur
mekollektiv aus. Der Ausfallgrund wird für jeden Stichpro-           um die Analyse der Situation, sondern ganz wesentlich um
benbaum dokumentiert. Gründe für den Ausfall sind u. a.              eine Umsetzung von Maßnahmen und einer einheitlichen
Durchforstungsmaßnahmen, methodische Gründe (z. B.                   Dauerbeobachtung (Monitoring) der weiteren Entwicklun-
wenn der Stichprobenbaum nicht mehr zu den Baumklas-                 gen in Hessen.
sen 1-3 gehört), Sturmschäden oder außerplanmäßige Nut-              Zum Konzept des Klimaschutzplans tragen verschiedene
zung aufgrund von Insektenschäden.                                   forstliche Projekte bei. Eines der als prioritär eingestuften
Dort, wo an den WZE-Punkten Stichprobenbäume ausfal-                 Projekte ist: „Klimarisikokarten Forst – Verbesserte Bera-
len, werden nach objektiven Vorgaben Ersatzbäume ausge-              tungsgrundlagen für neue Herausforderungen an hessi-
wählt. Sind aufgrund großflächigen Ausfalls der Stichpro-            sche Waldbesitzer“. Eine wichtige Herausforderung ist die
benbäume keine geeigneten Ersatzbäume vorhanden, ruht                Baum­artenwahl auf gestörten Waldflächen. Um einen viel-
der WZE-Punkt, bis eine Wiederbewaldung vorhanden ist.               gestaltigen Wald der Zukunft aufbauen zu können, sind
Die im Bericht aufgeführte Ausfallrate ergibt sich aus den           flächendeckend Informationen zu forstlichen Standorten zu
infolge von Sturmschäden, Trockenheit und Insekten- oder             erheben. Dazu werden im Verbund zwischen der NW-FVA,
Pilzbefall (insbesondere durch Borkenkäfer) am Stichpro-             Hessen-Forst und dem Hessischen Waldbesitzerverband in
benpunkt entnommenen Bäumen.                                         der ersten Phase unterschiedliche Informationen zu Wald-
                                                                     böden zusammengeführt und in Karten dargestellt. Auf der
                                                                     Grundlage der Daten sowie bestehender und neuer Modell-
                                                                     entwicklungen der NW-FVA werden Anpassungsstrategien
                                                                     für den Waldbau unter den veränderten Rahmenbedingun-
                                                                     gen entwickelt. Für die Projektion werden die vom ReKliEs-
                                                                     Projekt (Regionale Klimaprojektionen Ensemble) erstellten
                                                                     Klimaszenarien in Form von Ensembles verwendet.
                                                                     Ein weiteres, vorgesehenes Projekt des Integrierten Klima-
                                                                     schutzplans Hessen hat zum Ziel, häufige und weniger häu-
                                                                     fige Baumarten auf ihre Eignung für Wälder im Klimawandel
                                                                     zu überprüfen. Es wird insbesondere Wert auf eine stand-
                                                                     ortsgerechte Baumartenwahl und Bestandesbehandlung
                                                                     unter Berücksichtigung des Standorts-/Leistungsbezuges,
                                                                     aber auch mit Blick auf biotische oder abiotische Risiken ge-
                                                                     legt. Dazu ist eine Analyse der Waldentwicklung in Hessen
                                                                     in den Jahren 2018 und 2019 vorgesehen.
                                                                     Insgesamt haben die Maßnahmen zum Ziel, dazu beizutra-
                                                                     gen, gut durchmischte, artenreiche Wälder langfristig zu
                                                                     sichern, die klimaangepasst und klimaresilient sind. Als Ziel
                                                                     soll ein Entscheidungsunterstützungssystem für Waldbesit-
                                                                     zer aller Besitzarten entwickelt werden.
Edersee 2019                                   Foto: J. Weymar
                                                                 8
Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...
WZE-Ergebnisse für alle Baumarten
Uwe Paar und Inge Dammann
Die Ergebnisse der Waldzustandsaufnahmen in 2019 bele-
gen für den hessischen Wald den schlechtesten Vitalitätszu-
stand seit Beginn der Erhebungen in 1984.

Mittlere Kronenverlichtung
Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume in Hessen
(alle Baumarten) erreicht mit 27 % den höchsten Wert seit
Beginn der Zeitreihe in 1984.
Bei den älteren Bäumen ist die Kronenverlichtung von 28 %
(2018) auf 30 % angestiegen. Die mittlere Kronenverlich-
tung der jüngeren Bäume liegt mit 17 % ebenfalls auf dem
höchsten Niveau seit 36 Jahren.

Anteil starker Schäden
Der Anteil starker Schäden liegt in 2019 mit knapp 7 % mehr
als doppelt so hoch wie im Mittel der Jahre 1984-2019. Dies
ist der mit Abstand höchste Wert in der Zeitreihe.
Mit einer Kronenverlichtung über 60 % sind im Vergleich zu
einer vollbelaubten Baumkrone Begrenzungen der Versor-
gung der Bäume mit Wasser und Energie verbunden. Das
Vermögen der Bäume, sich an wechselnde Bedingungen
anzupassen, wird eingeschränkt.

                                                                                                                             Foto: M. Spielmann
                                                                      Alle Baumarten
                                                                      Mittlere   Kronenverlichtung
                                                                      mittlere Kronenverlichtung in % in %
                                                              40
                                                              35
                                                                                                    über 60 Jahre                               30
                                                              30
                                                              25                                                                                27
                                                                      16              alle Altersstufen
                                                              20                                                                                17
                                                              15
                                                                                  bis 60 Jahre
                                                              10 11
                                                               5
                                                                 5
                                                               0
                                                                      1985     1990        1995           2000      2005   2010    2015

                                                                      Anteil  starkerSchäden
                                                                      Anteil starker   Schäden    (inkl.
                                                                                              (inkl.     abgestorbener
                                                                                                     abgestorbener      Bäume),
                                                                                                                   Bäume),
                                                                      alle Baumarten,    alle Alter
                                                                      alle Baumarten, alle Alter in % in %
                                                                  7
                                                                                                                                          6,9
                                                                  6

                                                                  5

                                                                  4

                                                                  3

                                                                  2

                                                                  1

                                                                  0
                                                                      1985    1990         1995           2000      2005   2010    2015
Foto: M. Spielmann
                                                              9
Waldzustandsbericht 2019 - NW-FVA - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Nordwestdeutsche ...
WZE-Ergebnisse für alle Baumarten
Absterberate                                                             Jährliche  Absterberate
                                                                         Jährliche Absterberate       (stehende
                                                                                                  (stehende     Bäume),
                                                                                                            Bäume),
Die Absterberate (alle Bäume, alle Alter) hat sich im Ver-               alle Baumarten,
                                                                         alle Baumarten, allealle
                                                                                              AlterAlter
                                                                                                     in %in %
gleich zum letzten Jahr versiebenfacht (2,3 %). 50 % der ab- 2,5                                                                                  2,3
gestorbenen Bäume sind Fichten.
                                                                   2,0

Ausfallrate
                                                                   1,5
Die Ausfallrate ist das Ergebnis der infolge von Sturmwurf,
Trockenheit und Borkenkäferbefall außerplanmäßig genutz- 1,0
ten Bäume. Sie liegt 2019 mit 5,9 % auf einem hohen Ni-
veau. 72 % der ausgefallenen Bäume sind Fichten.
                                                            0,5
Nur 2007 (Sturm „Kyrill“), 1990/1991 (Stürme „Vivian“ und
„Wiebke“) und 1988 wurden höhere Ausfallraten festge-
                                                              0
stellt.

                                                                         84-85
                                                                         85-86
                                                                         86-87
                                                                         87-88
                                                                         88-89
                                                                         89-90
                                                                         90-91
                                                                                    91-92
                                                                                    92-93
                                                                                    93-94
                                                                                    94-95
                                                                                    95-96
                                                                                    96-97
                                                                                    97-98
                                                                                    98-99
                                                                                    99-00
                                                                                    00-01
                                                                                    01-02
                                                                                    02-03
                                                                                    03-04
                                                                                    04-05
                                                                                    05-06
                                                                                    06-07
                                                                                    07-08
                                                                                    08-09
                                                                                    09-10
                                                                                    10-11
                                                                                    11-12
                                                                                    12-13
                                                                                    13-14
                                                                                    14-15
                                                                                    15-16
                                                                                    16-17
                                                                                    17-18
                                                                                    18-19
Vergilbungen
                                                                         Jährliche  Ausfallrate
                                                                         Jährliche Ausfallrate (als(als Schadholz
                                                                                                    Schadholz      entnommene
                                                                                                              entnommene Bäume),
Vergilbungen der Nadeln und Blätter sind häufig ein In-
                                                            Bäume),  alle Baumarten,
                                                            alle Baumarten,               alle Alter in %
                                                                            alle Alter in %
diz für Magnesiummangel in der Nährstoffversorgung der
                                                         12
Waldbäume. Mit Ausnahme des Jahres 1985 liegt der An-
teil von Bäumen mit Vergilbungen der Blätter und Nadeln 10
durchgehend auf einem eher geringen Niveau. Seit Mitte
der 1990er Jahre gingen die Vergilbungserscheinungen 8
nochmals deutlich zurück. Die von den Waldbesitzern und                                                                                           5,9
Forstbetrieben durchgeführten Waldkalkungen mit magne- 6
siumhaltigen Kalken und der Rückgang der Schwefelemis-
                                                          4
sionen haben dazu beigetragen, das Auftreten dieser Man-
gelerscheinung zu reduzieren.                             2

Fazit                                                                0
                                                                         84-85
                                                                         85-86
                                                                         86-87
                                                                         87-88
                                                                         88-89
                                                                         89-90
                                                                         90-91
                                                                                    91-92
                                                                                    92-93
                                                                                    93-94
                                                                                    94-95
                                                                                    95-96
                                                                                    96-97
                                                                                    97-98
                                                                                    98-99
                                                                                    99-00
                                                                                    00-01
                                                                                    01-02
                                                                                    02-03
                                                                                    03-04
                                                                                    04-05
                                                                                    05-06
                                                                                    06-07
                                                                                    07-08
                                                                                    08-09
                                                                                    09-10
                                                                                    10-11
                                                                                    11-12
                                                                                    12-13
                                                                                    13-14
                                                                                    14-15
                                                                                    15-16
                                                                                    16-17
                                                                                    17-18
                                                                                    18-19
Die extremen Witterungsbedingungen der letzten beiden
Jahre haben den Wald in Hessen verändert.
Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen 2019 die      Anteil an den Vergilbungsstufen,
seit 1984 höchsten Anteile an stark geschädigten und abge-   alle
                                                             AnteilBaumarten,
                                                                    mittlerer undalle Alter
                                                                                 starker    in % an älteren Eichen in %
                                                                                         Fraßschäden
storbenen Bäumen. Ebenso erreicht die Ausfallrate der als 16
Schadholz entnommenen Bäume 2019 hohe Werte. 2018 14                                         Stufe 1 (11 - 25 % der Nadel-/Blattmasse)
                                                                                                      Stufe 2 (26 - 60 % der Nadel-/Blattmasse)
                                                                    12                                Stufe 3 (über 60 % der Nadel-/Blattmasse)
                                                                    10
                                                                     8
                                                                     6
                                                                     4
                                                                     2
                                                                                                                                                  0,3
                                                                     0
                                                                         1985    1990     1995    2000      2005         2010        2015

                                                                       sind auf 2 % und 2019 auf weiteren 6 % der Waldfläche
                                                                       strukturelle Störungen entstanden. Vielfach haben diese zu
                                                                       Freiflächen, Blößen und Lücken in den Waldbeständen ge-
                                                                       führt.
                                                                       Vieles weist darauf hin, dass sich die ungünstige Entwick-
                                                                       lung 2020 fortsetzen wird. Dies ist wahrscheinlich, wenn der
                                                                       Bodenwasserspeicher im kommenden Winter nur ungenü-
                                                                       gend aufgefüllt wird, wenn die Bäume nur noch sehr wenig
                                                                       Laub oder Nadeln haben und dadurch in der Wasser- und
                                                                       Nährstoffversorgung eingeschränkt sind, wenn Wurzelsys-
                                                                       teme durch Stürme angerissen sind, wenn bereits junge
                                                                       Bäume in ihrer Vitalität beeinträchtigt sind oder wenn wei-
                                                                       terhin die Bedingungen für eine Vermehrung von Insekten
                                                                       und Pilzen günstig sind.
Foto: M. Spielmann
                                                                  10
Buche
                                                                               Buche
Ältere Buche                                                                   mittlere Kronenverlichtung
                                                                               Mittlere                   in % in %
                                                                                          Kronenverlichtung
                                                                       40
Nach dem deutlichen Anstieg der Kronenverlichtung im Zeit-
raum von 1984 bis 1992 und einer Stagnation auf nahezu                 35                                                                       32
gleich bleibendem Niveau in der Zeit bis 1999 sind ab 2000             30
deutliche Schwankungen in der Ausprägung des Kronenzu-                                     über 60 Jahre
                                                                       25
standes der Buche festzustellen. Einen wesentlichen Einfluss
dürften hierbei stärkere Fruktifikationsereignisse haben.              20
                                                                                                                                                16
Die Kronenverlichtung blieb auf ähnlichem Niveau (2018:                15
                                                                               15
31 %; 2019: 32 %); ein Mittelwert im Schwankungsbereich                10
der letzten Jahre. Allerdings tritt 2019 verstärkt eine regio-                                 bis 60 Jahre
nale Differenzierung ein. Insbesondere in der Rhein-Main-                  5 7
Ebene ist eine deutliche Verschlechterung des Kronenzu-                    0
                                                                               1985     1990     1995         2000   2005   2010   2015
standes der Buche festzustellen.

Jüngere Buche                                                                  Anteil  starkerSchäden
                                                                               Anteil starker   Schäden   (inkl.
                                                                                                      (inkl.     abgestorbener
                                                                                                             abgestorbener      Bäume),
                                                                                                                           Bäume),
                                                                               alle Alter
                                                                               alle Alterinin%%
Bei der jüngeren Buche hat sich die mittlere Kronenverlich-
                                                            11
tung gegenüber dem letzten Jahr nahezu verdoppelt (2018:
                                                            10                         Buche
9 %, 2019: 16 %). Der Wert für 2019 ist der höchste seit                               alle Baumarten
                                                             9
1984.                                                        8
                                                                           7                                                              5,4
Starke Schäden                                                             6
Der Anteil der Buchen mit über 60 % Kronenverlichtung er-                  5
reicht 2019 mit 5,4 % einen höheren Wert als 2018 (3 %),                   4
                                                                           3
liegt aber im Niveau vergleichbar mit hohen Werten ande-
                                                                           2
rer Jahre.
                                                                           1
                                                                           0
Absterberate                                                                   1985     1990     1995         2000   2005   2010   2015
Ein Vergleich mit anderen Baumarten in Hessen belegt, dass
die Buche im Mittel der bisherigen Beobachtungsreihe (1984-                    Jährliche Absterberate (stehende Bäume),
2019) eine vergleichsweise geringe Absterberate aufweist.                      alle AlterAbsterberate
                                                                               Jährliche  in %        (stehende Bäume), alle Alter in %
2019 sind in der Stichprobe 0,3 % der Buchen abgestorben;              7
gehäuft in der Rhein-Main-Ebene. Gerade weil in den letzten
                                                                       6                Buche
Jahrzehnten kaum Buchen abgestorben sind, sind die dies-                                alle Baumarten
jährigen Absterbeerscheinungen besonders auffällig.                    5

Ausfallrate                                                            4

Eher gering sind aktuell sturm- und trockenheitsbedingte               3
Ausfälle der Buche in Hessen (1,6 %).                                  2

                                                                       1
                                                                                                                                                0,3
                                                                       0
                                                                               84-85
                                                                               85-86
                                                                               86-87
                                                                               87-88
                                                                               88-89
                                                                               89-90
                                                                               90-91
                                                                                           91-92
                                                                                           92-93
                                                                                           93-94
                                                                                           94-95
                                                                                           95-96
                                                                                           96-97
                                                                                           97-98
                                                                                           98-99
                                                                                           99-00
                                                                                           00-01
                                                                                           01-02
                                                                                           02-03
                                                                                           03-04
                                                                                           04-05
                                                                                           05-06
                                                                                           06-07
                                                                                           07-08
                                                                                           08-09
                                                                                           09-10
                                                                                           10-11
                                                                                           11-12
                                                                                           12-13
                                                                                           13-14
                                                                                           14-15
                                                                                           15-16
                                                                                           16-17
                                                                                           17-18
                                                                                           18-19

                                                                               Jährliche    Ausfallrate
                                                                               Jährliche Ausfallrate (als(als Schadholz
                                                                                                          Schadholz      entnommene
                                                                                                                    entnommene Bäume),
                                                                               Bäume),     alle
                                                                               alle Alter in % Alter in %
                                                                       16
                                                                       14              Buche
                                                                                       alle Baumarten
                                                                       12
                                                                       10
                                                                           8
                                                                           6
                                                                           4
                                                                           2                                                                    1,6

                                                                           0
                                                                               84-85
                                                                               85-86
                                                                               86-87
                                                                               87-88
                                                                               88-89
                                                                               89-90
                                                                               90-91
                                                                                           91-92
                                                                                           92-93
                                                                                           93-94
                                                                                           94-95
                                                                                           95-96
                                                                                           96-97
                                                                                           97-98
                                                                                           98-99
                                                                                           99-00
                                                                                           00-01
                                                                                           01-02
                                                                                           02-03
                                                                                           03-04
                                                                                           04-05
                                                                                           05-06
                                                                                           06-07
                                                                                           07-08
                                                                                           08-09
                                                                                           09-10
                                                                                           10-11
                                                                                           11-12
                                                                                           12-13
                                                                                           13-14
                                                                                           14-15
                                                                                           15-16
                                                                                           16-17
                                                                                           17-18
                                                                                           18-19

2019 bildeten die Buchen häufig kleine Blätter aus   Foto: J. Evers

                                                                      11
Buche
      Fruchtbildung
      In der Regel ist bei der Buche nach einem Jahr mit intensiver
      Fruchtbildung im Folgejahr eine geringe Fruchtbildung zu
      erwarten. Die letzten beiden Jahre zeigen eine Abweichung
      von dieser Regel. 2018 haben 41 % der älteren Buchen mit-
      tel oder stark fruktifiziert, 2019 ist es mit 25 % ein etwas
      geringerer Anteil.
      Die Fruktifikation der Buche ist 2019 im mittleren bis nördli-
      chen Hessen häufiger als in südlichen Landesteilen.

      Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer
      Buchen    in %
      Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer Buchen in %
100

 80

 60

 40
                                                                      25
 20
                                                                                Auffällige Kronenschäden an Altbuchen          Foto: J. Weymar

 0
          1990         1995   2000      2005       2010      2015               Fazit
                                                                                Wichtige Indikatoren belegen für die Buche in Hessen auf
                                                                                großer Fläche eine vergleichsweise gute Stabilität. Die Bu-
                                                                                che nimmt in Hessen einen Anteil von 37 % der Waldfläche
                                                                                ein. Nach den Ergebnissen der Stichprobe Waldzustands­
                                                                                erhebung kommen nur an 14 % der Buchenplots Reinbe-
                                                                                stände der Buche vor. Die Buche erfüllt demnach eine wich-
                                                                                tige Funktion als waldbauliche Grundlage für artenreiche
                                                                                Mischwälder.
                                                                                Auch nach zwei Jahren mit ausgeprägtem Trockenstress
                                                                                zeigt die Buche 2019 keine deutliche Veränderung der Kro-
                                                                                nenverlichtung.
                                                                                Dieses Ergebnis darf aber nicht darüber hinwegtäuschen,
                                                                                dass in der Stichprobe seit Jahren erstmalig vermehrt abge-
                                                                                storbene Buchen aufgetreten sind. Auch weisen ergänzen-
                                                                                de Merkmale für die Buche auf wesentliche Risiken in der
                                                                                Zukunft hin.
                                                                                  2019 wurde ein besonders ausgeprägter Anteil an kleinen
                                                                                  Blättern festgestellt; besonders ausgeprägt im nördlichen
                                                                                  hessischen Schiefergebirge.
                                                                                  Buchen schützen sich vor zu hoher Wasserabgabe durch
                                                                                  eingerollte Blätter. Der Wert für eingerollte Blätter er-
                                                                                  reicht 2019 ein hohes Ergebnis; regional vor allem in den
                                                                                  westlichen Mittelgebirgen Hessens.
                                                                                  In der Rhein-Main-Ebene sind Wälder durch extreme
                                                                                  Witterungsbedingungen besonders betroffen. Auch der
                                                                                  Gesundheitszustand der Buche erscheint hier deutlich
                                                                                  ungünstiger als in anderen Regionen Hessens.
                                                                                Gerade bei der Buche treten Reaktionen zeitlich entkop-
                                                                                pelt zu Witterungsextremen auf. Eine länderübergreifende
                                                                                Betrachtung zur Situation der Buche enthalten die Seiten
                                                                                21-31 (Auswirkungen der Stürme und der Dürre 2018/2019
                                                                                auf die Vitalität der Wälder in Nordwestdeutschland). Es ist
                                                                                davon auszugehen, dass für die Buche wesentliche Nach-
                                                                                wirkungen der Jahre 2018 und 2019 auch in den kommen-
                                                                                den Jahren festzustellen sind.
      Foto: J. Evers
                                                                           12
Eiche
     Ältere Eiche                                                                    Anteil  starkerSchäden
                                                                                     Anteil starker   Schäden   (inkl.
                                                                                                            (inkl.     abgestorbener
                                                                                                                   abgestorbener      Bäume),
                                                                                                                                 Bäume),
     Die Kronenverlichtung der älteren Eiche in 2019 liegt auf                       alle Alterinin%%
                                                                                     alle Alter
                                                               11
     dem Niveau des Vorjahres (26 %).
                                                               10                            Eiche
     Die Entwicklung der Kronenverlichtung der Eiche wird ins-
                                                                9                            alle Baumarten
     gesamt stark durch das unterschiedlich ausgeprägte Vor-
                                                                8
     kommen der Eichenfraßgesellschaft bestimmt. In 2018 und 7
     2019 zeigen nur 2 % bzw. 3 % der älteren Eichen mittlere 6
     oder starke Fraßschäden.                                   5
                                                                                 4                                                                3,9
     Jüngere Eiche                                                               3
     Die Kronenverlichtung der jüngeren Eiche beträgt in 2019                    2
     12 %. Dies ist ein eher niedriger Wert in der Zeitreihe.                    1
     Eiche                                                                       0
                                                                                     1985     1990    1995     2000     2005    2010    2015
     Mittlere   Kronenverlichtung
     mittlere Kronenverlichtung in % in %
40
                                                                                     Jährliche Absterberate (stehende Bäume),
35                                                                                   Jährliche
                                  über 60 Jahre                                      alle AlterAbsterberate
                                                                                                in %        (stehende Bäume), alle Alter in %
30                                                                           7
                                                                       26
25                                                                           6                Eiche
                                                                                              alle Baumarten
20                                                                           5
15
                   bis 60 Jahre                                              4
10 13                                                                  12
                                                                             3
 5 6
                                                                             2
 0                                                                                                                                              0,9
      1985     1990      1995       2000          2005   2010   2015
                                                                             1

                                                                             0
     Starke Schäden
                                                                                     84-85
                                                                                     85-86
                                                                                     86-87
                                                                                     87-88
                                                                                     88-89
                                                                                     89-90
                                                                                     90-91
                                                                                     91-92
                                                                                     92-93
                                                                                     93-94
                                                                                     94-95
                                                                                     95-96
                                                                                     96-97
                                                                                     97-98
                                                                                     98-99
                                                                                     99-00
                                                                                     00-01
                                                                                     01-02
                                                                                     02-03
                                                                                     03-04
                                                                                     04-05
                                                                                     05-06
                                                                                     06-07
                                                                                     07-08
                                                                                     08-09
                                                                                     09-10
                                                                                     10-11
                                                                                     11-12
                                                                                     12-13
                                                                                     13-14
                                                                                     14-15
                                                                                     15-16
                                                                                     16-17
                                                                                     17-18
                                                                                     18-19
     Phasen mit erhöhten Anteilen starker Schäden an Eichen
     stehen in der Regel in Verbindung mit intensivem Insekten-
     fraß. In 2019 liegt der Anteil starker Schäden für die Eiche                    Jährliche    Ausfallrate
                                                                                     Jährliche Ausfallrate (als(als Schadholz
                                                                                                                Schadholz      entnommene
                                                                                                                          entnommene Bäume),
     bei 3,9 %.                                                                      Bäume),     alle
                                                                                     alle Alter in % Alter in %
                                                                             16
     Absterberate                                                            14                        Eiche
                                                                                                       alle Baumarten
     Die Absterberate der Eiche liegt im langjährigen Mittel bei 12
     0,3 %. 2019 sind 0,9 % der Eichen – ausschließlich in Südhes- 10
     sen – abgestorben.
                                                                                 8

     Ausfallrate                                                                 6

     In 2019 sind im WZE-Kollektiv bei der Eiche in Hessen weder                 4
     Ausfälle durch Sturm noch durch Insektenbefall vorgekom-                    2
     men.                                                                        0
                                                                                                                                                      0
                                                                                     84-85
                                                                                     85-86
                                                                                     86-87
                                                                                     87-88
                                                                                     88-89
                                                                                     89-90
                                                                                     90-91
                                                                                                 91-92
                                                                                                 92-93
                                                                                                 93-94
                                                                                                 94-95
                                                                                                 95-96
                                                                                                 96-97
                                                                                                 97-98
                                                                                                 98-99
                                                                                                 99-00
                                                                                                 00-01
                                                                                                 01-02
                                                                                                 02-03
                                                                                                 03-04
                                                                                                 04-05
                                                                                                 05-06
                                                                                                 06-07
                                                                                                 07-08
                                                                                                 08-09
                                                                                                 09-10
                                                                                                 10-11
                                                                                                 11-12
                                                                                                 12-13
                                                                                                 13-14
                                                                                                 14-15
                                                                                                 15-16
                                                                                                 16-17
                                                                                                 17-18
                                                                                                 18-19

                                                                                     Anteil mittlerer und starker Fraßschäden an älteren
                                                                                     Eichen  in % und starker Fraßschäden an älteren Eichen in %
                                                                                     Anteil mittlerer
                                                                             35

                                                                             30

                                                                             25

                                                                             20

                                                                             15

                                                                             10

                                                                                 5                                                                    3
                                                                                 0
                                                                                     1985     1990    1995     2000     2005    2010    2015
     Foto: J. Weymar
                                                                            13
Fichte
                                                                          Fichte
Erhebliche Schäden sind in 2018 und 2019 in den Fichten-                  mittlere Kronenverlichtung
                                                                          Mittlere                   in % in %
                                                                                     Kronenverlichtung
beständen durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäferbefall          40
                                                                                                                                          38
entstanden. 2019 ist die Fichte im Vergleich der Baumarten        35
die am stärksten geschädigte Baumart im hessischen Wald.                                        über 60 Jahre
Dies bezieht sich auf die Mittelwerte der Kronenverlichtung,      30
der starken Schäden wie auch der Absterbe- und Ausfallra-         25
ten.                                                              20                                                                        17
                                                                  15
Ältere Fichte                                                             15
                                                                  10
Bei der älteren Fichte hat sich die mittlere Kronenverlich-                           bis 60 Jahre
                                                                      5 3
tung von 29 % im Vorjahr sprunghaft auf 38 % verschlech-
tert. Dies ist mit Abstand der höchste Wert in der Zeitreihe.         0
                                                                          1985     1990     1995      2000      2005        2010   2015

Jüngere Fichte
Die sprunghafte Veränderung der Fichte ist ebenfalls bei
                                                                          Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
                                                               Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
der jüngeren Fichte (Alter bis 60 Jahre) festzustellen. Die    alle Alterinin%%
                                                               alle Alter
                                                            11
Kronenverlichtung übertrifft aktuell den Wert des letzten                                                                                  10,1
                                                            10           Fichte
Jahres um den Faktor 2 (17 % in 2019 gegenüber 8 % in                    alle Baumarten
                                                             9
2018). Dies ist ebenfalls der höchsten Wert seit Beginn der
                                                             8
Erhebungen in 1984.                                          7
                                                                      6
Starke Schäden                                                        5
Im Mittel aller Erhebungsjahre liegt der Anteil starker Schä-         4
den bei 1,8 %. Aktuell sind dagegen 10,1 % der Fichten stark          3
                                                                      2
geschädigt.
                                                                      1
Insbesondere der starke Borkenkäferbefall Ende der Vege-
                                                                      0
tationszeit 2018 und in 2019 hat zu einer sehr ungünstigen                1985     1990     1995      2000      2005        2010   2015
Vitalitätsentwicklung der Fichte in 2019 geführt.

Absterberate                                                              Jährliche Absterberate (stehende Bäume),
                                                                          alle AlterAbsterberate
                                                                          Jährliche  in %        (stehende Bäume), alle Alter in %
Die Absterberate der Fichte liegt im Mittel der Jahre 1984-           7
2018 bei 0,4 %. Für 2019 liegt der Wert bei 6,7 %. Die bislang                                                                            6,7
                                                                      6            Fichte
höchsten Absterberaten traten 1992-1995 (bis 2 %), 2004                            alle Baumarten
und 2005 (bis 1,4 %) sowie 2008 und 2009 (bis 1,1 %) jeweils          5
nach extremen abiotischen und biotischen Schadereig­nissen
auf. Zu den wesentlichen abiotischen Schadursachen zählen             4
insbesondere Stürme und Trockenheit, zu den biotischen                3
insbesondere Borkenkäfer. Die Daten belegen die Dimen­
sion der Schäden an der Baumart Fichte in diesem Jahr.                2

                                                                      1
Ausfallrate
                                                                      0
2018 und 2019 haben Frühjahrsstürme vor allem Wälder im
                                                                          84-85
                                                                          85-86
                                                                          86-87
                                                                          87-88
                                                                          88-89
                                                                          89-90
                                                                          90-91
                                                                          91-92
                                                                          92-93
                                                                          93-94
                                                                          94-95
                                                                          95-96
                                                                          96-97
                                                                          97-98
                                                                          98-99
                                                                          99-00
                                                                          00-01
                                                                          01-02
                                                                          02-03
                                                                          03-04
                                                                          04-05
                                                                          05-06
                                                                          06-07
                                                                          07-08
                                                                          08-09
                                                                          09-10
                                                                          10-11
                                                                          11-12
                                                                          12-13
                                                                          13-14
                                                                          14-15
                                                                          15-16
                                                                          16-17
                                                                          17-18
                                                                          18-19

Norden des Landes getroffen. Vielerorts sind 2019 Fichten
durch Sturm und Borkenkäferbefall ausgefallen (23 %).
Hervorzuheben ist, dass ein Plot durch Sturmwurf, ein wei-    Jährliche    Ausfallrate
                                                              Jährliche Ausfallrate (als(als Schadholz
                                                                                         Schadholz      entnommene
                                                                                                   entnommene Bäume),
terer durch Sturm und Borkenkäferbefall, sowie drei Plots     Bäume),     alle
                                                              alle Alter in % Alter in %
durch Borkenkäferbefall ausgefallen sind.                  16
                                                                                                                       31                 23
                                                                  14                         Fichte
                                                                                             alle Baumarten
                                                                  12
                                                                  10
                                                                      8
                                                                      6
                                                                      4
                                                                      2
                                                                      0
                                                                          84-85
                                                                          85-86
                                                                          86-87
                                                                          87-88
                                                                          88-89
                                                                          89-90
                                                                          90-91
                                                                                      91-92
                                                                                      92-93
                                                                                      93-94
                                                                                      94-95
                                                                                      95-96
                                                                                      96-97
                                                                                      97-98
                                                                                      98-99
                                                                                      99-00
                                                                                      00-01
                                                                                      01-02
                                                                                      02-03
                                                                                      03-04
                                                                                      04-05
                                                                                      05-06
                                                                                      06-07
                                                                                      07-08
                                                                                      08-09
                                                                                      09-10
                                                                                      10-11
                                                                                      11-12
                                                                                      12-13
                                                                                      13-14
                                                                                      14-15
                                                                                      15-16
                                                                                      16-17
                                                                                      17-18
                                                                                      18-19

Foto: J. Weymar
                                                                 14
Kiefer
                                                                          Kiefer
Da die Kiefer insbesondere durch den Verdunstungsschutz        mittlere Kronenverlichtung
                                                               Mittlere   Kronenverlichtung in % in %
ihrer Nadeln und die Ausformung der Wurzelsysteme an 40
trockenere Bedingungen angepasst ist, erlangt die Baumart 35
eine wichtige Bedeutung vor allem in den Tieflagen von Hes-                          über 60 Jahre
sen.                                                        30                                                                                 27
                                                                  25
Ältere Kiefer                                                     20
                                                                                                                                               24
                                                                          20
Zunächst erscheint die Kiefer auch 2019 landesweit als relativ 15
stabil. Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Kiefer liegt 10 14
mit 24 % auf dem Niveau des Vorjahres. Die aktuellen Werte                                                         bis 60 Jahre
sind sogar etwas geringer als die höheren Vergleichszahlen 5
Mitte der 1990er Jahre.                                          0
                                                                          1985     1990     1995    2000    2005       2010       2015

Jüngere Kiefer
Die mittlere Kronenverlichtung der jüngeren Kiefer erreicht
                                                                          Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
                                                               Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
2019 im Vergleich der Zeitreihe mit 27 % einen relativ ho-     alle Alterinin%%
                                                               alle Alter
                                                            11
hen Wert.
                                                                  10               Kiefer
                                                                   9               alle Baumarten
Starke Schäden                                                     8
                                                                                                                                               6,8
Bei starken Verlichtungen ist von Auswirkungen auf den             7
Stoffhaushalt der Kiefern auszugehen. Die Anfälligkeit ge-         6
genüber Risiken ist erhöht.                                        5
Der Anteil starker Schäden ist bei der Kiefer von 4 % im letz-     4
ten Jahr auf 6,8 % angestiegen. In der bisherigen Zeitreihe        3
lagen die Vergleichswerte weitgehend unter 5 %. In der re-         2
                                                                   1
gionalen Analyse fallen relativ viele schlecht benadelte Kie-
                                                                   0
fern in der Rhein-Main-Ebene, aber auch im westhessischen                 1985     1990     1995    2000    2005       2010       2015
Bergland auf.

Absterberate                                                              Jährliche Absterberate (stehende Bäume),
                                                                          alle AlterAbsterberate
                                                                          Jährliche  in %        (stehende Bäume), alle Alter in %
Auf aktuell erhöhte Risiken für die Baumart Kiefer verweist           7
auch der Anteil aktuell abgestorbener Bäume. Die Absterbe-
                                                                      6            Kiefer
rate der Kiefer (alle Alter) schwankt im Erhebungszeitraum                         alle Baumarten
zwischen 0 und 2 %, der Mittelwert 1984 bis 2018 liegt bei            5
0,5 %. Aktuell wird mit 3,2 % der höchste Wert seit Beginn
der Erhebungen erreicht, der sechsfache Wert des Mittels              4
                                                                                                                                               3,2
vergangener Jahre. Auch hier findet sich eine Häufung in              3
der Rhein-Main-Ebene.
                                                                      2
Ausfallrate                                                           1
Die Ausfallrate der Kiefer ist im Vergleich zu den Vorjahren          0
leicht erhöht (4,3 %).
                                                                          84-85
                                                                          85-86
                                                                          86-87
                                                                          87-88
                                                                          88-89
                                                                          89-90
                                                                          90-91
                                                                                      91-92
                                                                                      92-93
                                                                                      93-94
                                                                                      94-95
                                                                                      95-96
                                                                                      96-97
                                                                                      97-98
                                                                                      98-99
                                                                                      99-00
                                                                                      00-01
                                                                                      01-02
                                                                                      02-03
                                                                                      03-04
                                                                                      04-05
                                                                                      05-06
                                                                                      06-07
                                                                                      07-08
                                                                                      08-09
                                                                                      09-10
                                                                                      10-11
                                                                                      11-12
                                                                                      12-13
                                                                                      13-14
                                                                                      14-15
                                                                                      15-16
                                                                                      16-17
                                                                                      17-18
                                                                                      18-19

                                                                          Jährliche   Ausfallrate
                                                                          Jährliche Ausfallrate (als(als Schadholz
                                                                                                     Schadholz      entnommene
                                                                                                               entnommene Bäume),
                                                                          Bäume),     alle
                                                                          alle Alter in % Alter in %
                                                                  16
                                                                  14               Kiefer
                                                                                   alle Baumarten
                                                                  12
                                                                  10
                                                                      8
                                                                      6                                                                  4,3
                                                                      4
                                                                      2
                                                                      0
                                                                          84-85
                                                                          85-86
                                                                          86-87
                                                                          87-88
                                                                          88-89
                                                                          89-90
                                                                          90-91
                                                                                      91-92
                                                                                      92-93
                                                                                      93-94
                                                                                      94-95
                                                                                      95-96
                                                                                      96-97
                                                                                      97-98
                                                                                      98-99
                                                                                      99-00
                                                                                      00-01
                                                                                      01-02
                                                                                      02-03
                                                                                      03-04
                                                                                      04-05
                                                                                      05-06
                                                                                      06-07
                                                                                      07-08
                                                                                      08-09
                                                                                      09-10
                                                                                      10-11
                                                                                      11-12
                                                                                      12-13
                                                                                      13-14
                                                                                      14-15
                                                                                      15-16
                                                                                      16-17
                                                                                      17-18
                                                                                      18-19

Foto: J. Evers
                                                                 15
Wald in der Rhein-Main-Ebene
Uwe Paar und Inge Dammann                                                 Rhein-Main-Ebene
                                                                          Mittlere    Kronenverlichtung in %
                                                                          Eiche, über
                                                                          Eiche,  über60 Jahre, mittlere Kronenverlichtung in %
                                                                                         60 Jahre
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich in der Rhein-Main-Ebene
                                                                  60
der Kronenzustand der älteren Bäume nochmals deutlich
verschlechtert (2018: 30 %, 2019: 38 %). Die mittlere Kronen-     50                                                                       46
verlichtung der jüngeren Bäume beträgt 2019 21 %. Insbe-
sondere die jüngeren Bäume zeigen in der langen Zeitreihe         40
in der Rhein-Main-Ebene einen schlechteren Kronenzustand
als in Gesamthessen.                                              30
Die Eiche zählt zu den charakteristischen Baumarten die-                                                                                   26
                                                                  20 15
ser Region. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Kronen-
zustand der älteren Eiche sprunghaft verschlechtert (2018:        10 13               Rhein-Main-Ebene
36 %; 2019: 46 %).                                                                    Land Hessen
Die besondere Situation der Eiche in der Rhein-Main-Ebene             0
                                                                           1985     1990     1995      2000     2005     2010      2015
wird im Vergleich zum landesweiten Eichenergebnis deut-
lich. Der Kronenzustand der älteren Eiche in Gesamthessen
erreicht 2019 26 %. Im Vergleich dazu ist die Situation in der            Rhein-Main-Ebene
                                                                          Mittlere Kronenverlichtung in %
Rhein-Main-Ebene um 20 Prozentpunkte ungünstiger. Es ist                  Buche,
                                                                          Buche,über 60 Jahre,
                                                                                  über         mittlere Kronenverlichtung in %
                                                                                         60 Jahre
in der Zeitreihe der bislang größte Abstand des Eichenwertes      60
in der Rhein-Main-Ebene im Vergleich zum Landesergebnis.                           Rhein-Main-Ebene                                         51
Der Kronenzustand der älteren Buche hat sich aktuell eben-        50               Land Hessen
falls erheblich verschlechtert. Die mittlere Kronenverlichtung
                                                                  40
ist von 39 % auf den höchsten Wert seit 1984 angestiegen
(51 %). Die Buche zeigt in der Rhein-Main-Ebene einen deut-       30                                                                       32
lich schlechteren Vitalitätszustand im Vergleich zum Landes-
durchschnitt mit 32 %.                                            20 15
Wie die Eiche zählt auch die Kiefer zu den Baumarten, die
an die ökologischen Bedingungen der Tieflagen besonders           10 12
angepasst ist oder sein sollte. Sorge entsteht 2019 vor al-
                                                                      0
lem aus dem Befund einer deutlich erhöhten Absterberate                    1985     1990     1995      2000     2005     2010      2015
der Kiefer in der Rhein-Main-Ebene und im angrenzenden
Odenwald.
Bereits im Rahmen der ersten Aufnahme zum Mistelbefall an                 Rhein-Main-Ebene
                                                                          Mittlere   Kronenverlichtung in %
                                                                          Kiefer, über
                                                                          Kiefer,      60 Jahre,
                                                                                    über         mittlere Kronenverlichtung in %
                                                                                           60 Jahre
der Kiefer im Jahr 2002 wurde für ca. ein Drittel der Kiefern
in der Rhein-Main-Ebene Mistelbefall festgestellt. Seitdem        60
erhöhte sich der Anteil von Kiefern mit Mistelbefall auf 47 %.                     Rhein-Main-Ebene
                                                                  50               Land Hessen
Misteln profitieren vom Stoffhaushalt der Wirtsbäume. Ihr
Vorkommen verringert die Stabilität der Kiefer gegenüber          40
anderen Schadfaktoren.                                                                                                                     31
Die Waldzustandserhebung weist für 2019 eine erneut ver-          30
                                                                          24
schlechterte Situation für die Rhein-Main-Ebene nach. Auch
                                                                  20                                                                       24
die Absterberate liegt mit 4,7 % deutlich über dem Mittel-                20
wert der Zeitreihe. Eiche, Buche und Kiefer zeichnen ein be-
                                                                  10
sonders ungünstiges Bild; sowohl bei den älteren Bäumen
als auch in der nachfolgenden jüngeren Waldgeneration.                0
Bisher ergriffene Maßnahmen waren nicht in der Lage, die                   1985     1990     1995      2000     2005     2010      2015
Walderhaltung wesentlich zu fördern. Die Stabilisierung der
Wälder in der Rhein-Main-Ebene bleibt eine weiterhin vor-                 Jährliche  Absterberate (stehende Bäume),
                                                                          Jährliche Absterberate
rangige und anspruchsvolle Aufgabe.                                       alle  Baumarten,
                                                                          alle Baumarten, alle alle
                                                                                               AlterAlter
                                                                                                    in % in %
Zu der Rhein-Main-Ebene liegen wissenschaftliche Befun-               5
de vor, die auch im politischen Raum diskutiert werden. Zu                                                                                4,7
nennen ist beispielsweise der Forschungsbericht „Waldent-                         Rhein-Main-Ebene
                                                                      4           Land Hessen
wicklungsszenarien für das Hess. Ried“ (Ahner et al. 2013,
zu beziehen über die NW-FVA). Zusammenfassend wird                    3
dargelegt, dass „die Wälder im Ballungsraum Rhein-Main zu
den forstlichen Brennpunkten in Mitteleuropa gehören. Flä-
                                                                      2
chenverbrauch, Zerschneidung, Stoffeinträge aus der Luft,
steigender Wasserbedarf und biotische sowie abiotische
                                                                      1
Belastungen führen zu einer schleichenden Destabilisierung
der Wälder und damit verbundenen Waldauflösungserschei-
                                                                      0
nungen. Ein geordneter Forstbetrieb ist somit vielerorts nicht
                                                                          84-85
                                                                          85-86
                                                                          86-87
                                                                          87-88
                                                                          88-89
                                                                          89-90
                                                                          90-91
                                                                                       91-92
                                                                                       92-93
                                                                                       93-94
                                                                                       94-95
                                                                                       95-96
                                                                                       96-97
                                                                                       97-98
                                                                                       98-99
                                                                                       99-00
                                                                                       00-01
                                                                                       01-02
                                                                                       02-03
                                                                                       03-04
                                                                                       04-05
                                                                                       05-06
                                                                                       06-07
                                                                                       07-08
                                                                                       08-09
                                                                                       09-10
                                                                                       10-11
                                                                                       11-12
                                                                                       12-13
                                                                                       13-14
                                                                                       14-15
                                                                                       15-16
                                                                                       16-17
                                                                                       17-18
                                                                                       18-19

mehr möglich.“

                                                                 16
Witterung und Klima
Johannes Sutmöller                                                      des pflanzenverfügbaren Bodenwassers (nutzbare Feldkapa-
Das Jahr 2018 war in Deutschland das wärmste Jahr seit Be-              zität, nFK) ermittelt. Im Dezember dominierten Westwetter-
ginn der regelmäßigen Beobachtungen im Jahr 1881 und                    lagen und beendeten die seit acht Monaten andauernden zu
löste damit das Jahr 2014 ab. Gleichzeitig gehört das Jahr              trockenen Niederschlagsverhältnisse. Mit über 110 mm Nie-
2018 zu den niederschlagsärmsten Jahren seit Messbeginn.                derschlag wurde das langjährige Soll um fast 50 % übertrof-
Die extreme Trockenheit des Jahres 2018 wurde durch die                 fen. Die überwiegend milde Witterung führte zu einer deut-
winterlichen Niederschläge kaum gelindert, so dass der                  lich positiven Abweichung der Monatsmitteltemperatur, die
pflanzenverfügbare Bodenwasserspeicher vieler Waldbö-                   mit 3,7 °C um 3,0 K über dem langjährigen Wert lag.
den in Nordwestdeutschland zu Beginn der Vegetationszeit                Zu Beginn des Jahres 2019 setzte sich die unbeständige
2019 nicht aufgefüllt war (Sutmöller et al. 2019). Da sich              Witterung fort. Im Januar fielen im Flächenmittel des Landes
in der Vegetationszeit von Mai bis September 2019 infol-                Hessen rund 80 mm Niederschlag. Dies ist rund ein Drittel
ge überdurchschnittlich hoher Temperaturen und geringer                 mehr als die übliche Niederschlagsmenge. Besonders nass
Niederschläge die Trockenheit fortsetzte, ist das Vegeta­               war es dabei in den Mittelgebirgsregionen von Hessen. Mit
tionsjahr 2018/2019 (Oktober bis September) das zweite                  einer Mitteltemperatur von 0,5 °C war der Monat fast 1 K
Jahr in Folge, das durch eine außergewöhnliche Trockenheit              zu warm. Es folgte ein milder und trockener Februar. Die
gekennzeichnet ist.                                                     Temperaturabweichung zum Klimamittel der Periode 1961-
Um eine flächenhafte Aussage für das Land Hessen tref-                  1990 betrug +3,4 K und mit 25 mm fiel nicht einmal die
fen zu können, werden die klimatologischen Größen Nie-                  Hälfte des Niederschlagssolls. Dies hatte zur Folge, dass die
derschlag und Temperatur anhand der Messstationen des                   Bodenwasservorräte bereits im Februar wieder abnahmen.
Deutschen Wetterdienstes (DWD) ausgewertet, indem die
Messwerte mit einem kombinierten Regionalisierungsver-
fahren (Inverse Distance Weighting, Höhenregression) auf
ein 200 m-Raster interpoliert werden. Die Mitteltempera-
turen werden in Grad Celsius (°C) und die Abweichung in
Kelvin (K, entspricht °C) angegeben.
Im Landesmittel von Hessen betrug die Mitteltemperatur für
das Vegetationsjahr 2018/2019 10,2 °C. Damit war dieses
Jahr etwa ähnlich warm wie das vergangene Vegetations-
jahr. Die gemessene Niederschlagssumme entspricht mit
671 mm im Landesmittel 85 % der langjährig üblichen Nie-
derschlagsmenge und war damit genauso niederschlagsarm
wie das vergangene Vegetationsjahr. Dabei waren sowohl
die Nichtvegetationszeit von Oktober 2018 bis April 2019
als auch die Vegetationszeit von Mai bis September 2019
deutlich zu trocken. Nur in den Monaten Dezember, Januar,
März und Mai fiel mehr Niederschlag als im langjährigen
Mittel der Klimanormalperiode (1961-1990).

Witterungsverlauf von Oktober 2018 bis
September 2019                                                                                                               Foto: M. Spielmann
Zu Beginn des Vegetationsjahres 2018/2019 setzte sich die
extreme Trockenheit der vorausgegangenen Monate fort. Im                Abweichung von Niederschlag und Temperatur vom
Oktober 2018 fielen landesweit in Hessen nur 18 mm Nie-                 Mittel der Klimareferenzperiode 1961-1990 (durch-
derschlag. Dies entspricht 32 % der mittleren Niederschlags-            gezogene schwarze Linie) in Hessen, Monatswerte für
menge (Abb. rechts). Beständige Hochdrucklagen sorgten                  das Vegetationsjahr 2019 (Oktober 2018-September
für einen sonnenscheinreichen Monat. Der Oktober war                    2019)
                                                                                                                                                   %
spätsommerlich und verzeichnete einige Sommertage mit                                                                                             200
                                                                                                                                Niederschlag
Tageshöchsttemperaturen über 25 °C. Die Mitteltemperatur                                                                                          150
betrug 10,5 °C und lag damit 1,7 K über dem langjährigen
Mittelwert. Auch im November dominierte ruhiges durch                                                                                             100
Hochdruckwetterlagen geprägtes Herbstwetter. Während
                                                                                                                                                  50
zu Beginn des Monats noch Tageshöchsttemperaturen von
über 20 °C gemessen wurden, traten in der zweiten Monats-           K                                                                             0
hälfte erste Schneefälle bis ins Tiefland auf. Mit einer Mittel-    5    Temperatur
temperatur von 5,4 °C war der Monat 1,6 K zu warm. Der No-          3
vember war extrem trocken. Die Niederschlagsmenge von
                                                                    1
24 mm lag um 70 % unter dem langjährigen Durchschnitts-
wert von rund 70 mm. Die Bodentrockenheit im Jahr 2018             -1
erreichte damit ihren Höhepunkt. In Teilen von Hessen (Hes-
                                                                   -3
sisches Ried, Nordhessen) wurden teilweise nur um die 30 %               Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai       Jun.     Jul.   Aug. Sep.
                                                                                                 Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach

                                                                   17
Witterung und Klima
     Am 10. März zog Sturmtief „Eberhard“ über die Mitte Deutschlands
     hinweg. Im Bergland wurden verbreitet und im Tiefland vereinzelt Or-
     kanböen gemessen. Besonders Nord- und Mittelhessen waren von
     dem Sturm betroffen. Infolge der unbeständigen Witterung wurde
     das Niederschlagssoll mit 77 mm um 25 % übertroffen. Der pflanzen-
     verfügbare Bodenwasservorrat der meisten Waldstandorte wurde wie-
     der aufgefüllt. Nur auf einigen Standorten in den tieferen Lagen von
     Hessen (Wetterau und Rhein-Main-Gebiet) waren die Böden teilweise
     nicht vollständig aufgefüllt (s. Seite 21: Auswirkungen der Stürme und
     der Dürre 2018/2019 auf die Vitalität der Wälder in Nordwestdeutsch-
     land). Der März war deutlich zu warm. Die Abweichung zum lang-
     jährigen Mittel betrug +3,0 K. Der April 2019 war im Vergleich zur
     Referenz­periode 1961-1990 der dreizehnte zu warme Monat in Folge.
     Bei einer Monatsmitteltemperatur von 9,7 °C lag die Abweichung bei
     knapp +2,2 K. Infolge Hochdruck dominierter Wetterlagen lag das
     Niederschlagsdefizit im landesweiten Mittel bei rund 50 %. Ähnlich
     wie im Vorjahr führte die frühsommerliche Witterung zu einem vor-
     zeitigen Austrieb der Vegetation.
     Zum Start in die forstliche Vegetationsperiode folgte ein kühler und
     nasser Mai in Hessen. Erstmals seit März 2018 lag die Monatsmittel-
     temperatur wieder unter dem langjährigen Vergleichswert. Die Ab-
     weichung betrug -1,3 K. Die mittlere Niederschlagshöhe erreichte mit
     95 mm rund 140 % des langjährigen Solls. Der Juni zeigte sich von
     seiner sonnigen Seite. Durch die beständige Zufuhr subtropischer
     Luftmassen war der Monat einer der wärmsten seit Aufzeichnungs-
     beginn. In Hessen lag die Monatsmitteltemperatur bei 19,4 °C und
     damit 4,2 K über dem langjährigen Durchschnitt. Mit 48 mm im Lan-
     desmittel fielen nur rund 60 % des Niederschlagssolls. Regional sorg-
     ten Starkniederschläge für eine positive Niederschlagsbilanz. Der Juli
     2019 wird durch seine Rekordhitze in Erinnerung bleiben. Besonders
     im Westen Deutschlands wurden die Rekordmarken gleich reihen-
     weise gebrochen, wobei in Lingen (Emsland) mit 42,6 °C ein neuer
     Allzeitrekord für Deutschland gemessen wurde. Ganz so warm war es
     in Hessen nicht, allerdings wurde auch in Frankfurt und Bad Nauheim                                                                                   Foto: M. Spielmann
     die 40 °C-Marke leicht überschritten. Der Monat war mit einer Mit-
                                                                                                                         wärmsten in Hessen seit Messbeginn war. Trotz
     teltemperatur von 18,8 °C wiederum deutlich zu warm (+1,9 K). Die
                                                                                                                         lokal eng begrenzter Starkniederschlagsereignisse
     Trockenheit verschärfte sich im Juli wieder, da landesweit nur rund
                                                                                                                         wurde im Flächenmittel das Niederschlagssoll für
     65 % der mittleren Niederschlagsmenge fiel. Auch im August setzte
                                                                                                                         den Sommer nur zu rund 70 % erfüllt. Zum Ab-
     sich die trocken-warme Witterung fort. Die Mitteltemperatur betrug
                                                                                                                         schluss des Vegetationsjahres 2018/2019 folgte
     18,9 °C (+2,5 K), so dass der Sommer 2019 (Juni bis August) einer der
                                                                                                                         ein etwas zu warmer September (+0,5 K). Mit rund
                                                                                                                         50 mm fielen 88 % der langjährigen mittleren Nie-
     Abweichungen von Niederschlag und Temperatur vom Mittel                                                             derschlagssumme.
     der Klimareferenzperiode         1961-1990
            Abweichungen von Niederschlag             und gleitendes
                                             und Temperatur   vom Mittel der30-jähriges
     Mittel in Hessen, Jahreswerte
       Klimareferenzperiode 1961-1990 und für    das Vegetationsjahr
                                            gleitendes                       (Oktober-
                                                       30jähriges Mittel in Hessen,
                                                                                                                         Temperatur und Niederschlag im
     September) Jahreswerte für das Vegetationsjahr (Oktober-September)
                                                                                                                  mm     langjährigen Verlauf
                                                                                                                  1100
                           Mittel der Klimareferenzperiode 1961–1990                    Niederschlag                     Das Vegetationsjahr 2018/2019 war 2,0 K wärmer
                           gleitendes 30jähriges Mittel                                                           1000
                                                                                                                         als der Mittelwert der Klimanormalperiode 1961-
                                                                                                                  900    1990 und 1,2 K wärmer als die Periode 1981-2010.
                                                                                                                  800    Damit setzt sich der langfristige Erwärmungstrend
                                                                                                                  700    ungehindert fort, wie das gleitende 30-jährige
                                                                                                                  600    Mittel verdeutlicht (gepunktete Linie in der Abb.
°C                                                                                                                       links). In den letzten zehn Jahren (2010 bis 2019)
11 Temperatur                                                                                                            nahm das gleitende Mittel um 0,4 K zu, während
10
                                                                                                                         im Zeitraum von 2000 bis 2009 der Anstieg 0,3 K
                                                                                                                         betrug. Von den zwölf Monaten des Vegetations-
 9                                                                                                                       jahres 2018/2019 waren acht Monate teilweise
 8                                                                                                                       deutlich zu trocken und 11 Monate zu warm im
 7                                                                                                                       Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten. Da-
                                                                                                                         bei fielen ähnlich wie im vorangegangenen Vege-
 6
          1965   1970    1975   1980     1985    1990     1995    2000       2005      2010       2015                   tationsjahr mit 671 mm im Landesmittel nur 85 %
     Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach                Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach

                                                                                                   18
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