Was tragen genetisch informierte Ansätze dazu bei, den Kompetenz- und Bildungserwerb besser zu verstehen? Ergebnisse der TwinLife-Studie

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Was tragen genetisch informierte Ansätze dazu bei, den Kompetenz- und Bildungserwerb besser zu verstehen? Ergebnisse der TwinLife-Studie
Was tragen genetisch informierte Ansätze dazu bei,
den Kompetenz- und Bildungserwerb besser zu verstehen?

             Ergebnisse der TwinLife-Studie
                        Martin Diewald
                          Volker Lang
                       Bastian Mönkediek

      Berlin Interdisciplinary Education Research Network
                        7.3.2019, Potsdam

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Was tragen genetisch informierte Ansätze dazu bei, den Kompetenz- und Bildungserwerb besser zu verstehen? Ergebnisse der TwinLife-Studie
Übersicht

1. Grundlagen: konzeptuelle und begriffliche
   Klärungen
2. Analytisches Potential von TwinLife
   (Überblick über das Design und den Inhalt der Studie)

3. Beispiele aus dem Bereich Bildungs- und
   Kompetenzerwerb: was ist der Gewinn genetisch
   informierter Designs?

4. Schlussfolgerungen und Ausblick
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Was tragen genetisch informierte Ansätze dazu bei, den Kompetenz- und Bildungserwerb besser zu verstehen? Ergebnisse der TwinLife-Studie
Konzeptuelle und begriffliche Klärungen
GRUNDLAGEN

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Was tragen genetisch informierte Ansätze dazu bei, den Kompetenz- und Bildungserwerb besser zu verstehen? Ergebnisse der TwinLife-Studie
Warum genetisch informierte Designs?
ANALYSEPOTENTIALE
ZWILLINGSBASIERTER STUDIEN

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Wozu eine Zwillingsstudie?

•   Zwillinge als „natürliches Experiment“

•   sowohl eineiige, als auch zweieiige Zwillinge teilen einen großen Anteil ihrer
    Umweltbedingungen

•   darüber hinaus besitzen eineiige Zwillinge dasselbe Erbgut

•   Zwillingsstudien sind somit die Methode der Wahl, um den Einfluss von Genen und
    Umwelt sowie ihrer Interaktion auf das Niveau und die Entwicklung von bestimmten
    Charaktermerkmalen zu erforschen

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Zwillinge und andere Geschwister
                              MZ Zwillinge:
    Teilen sich
                              gleiche Gene
    die Familien-
                                                             Gleiches Alter
    umwelt

Eltern haben den                                           Teilen sich häufig
gleichen sozialen                                          auch andere
Status wenn die                                            Umwelten
Kinder geboren                                             (Kindergarten,
wurden                                                     Schule, …)

     Within-sibling approach: Konfundierung durch nicht-geteilte Faktoren
     (Gilman & Loucks 2014)

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ACE-Dekomposition als Arbeitspferd der
              verhaltensgenetischen Forschung
Ausgangspunkt Phänotyp (z.B. Bildung, IQ, Selbstkontrolle, Reichtum)
 inwiefern werden interindividuelle Unterschiede im Phänotyp durch
Unterschiede in der genetischen Ausstattung und durch Unterschiede in
den Umwelterfahrungen bedingt?

 3 Komponenten, die zusammen 100% Varianz „erklären“
    Heritabilität oder Erblichkeit (A)

    Geteilte Umwelt (C) = Umwelten, die Zwillinge ähnlicher machen
    nichtgeteilte Umwelt (E) = Umwelten, die Zwillinge unähnlicher machen
       („diskordant“)
   (sind nicht mit objektiv geteilter Umwelt zu verwechseln!)

    Im Unterschied zu soziologischer Theorie ist C fast nie wichtig!!!
    Ausnahme Bildung!!!
    Unterscheidung zwischen C und E auch interessant, wenn gar nicht an A
     interessiert
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ACE-Dekomposition als Arbeitspferd der
              verhaltensgenetischen Forschung
Was sagen solche Varianzzerlegungen aus?
    Es sind IMMER Populationsparameter, d.h. sie gelten nur für die Population in
     der sie gemessen wurden, und nur für das Merkmal auf das sie sich beziehen –
     da das Ausmaß der Umweltvarianz immer schwankt (z.B. Gini), kann es auch
     keine fixen Werte für den relativen Anteil der Gene geben
    also keine „transzendenten“ Aussagen über die Bedeutung von ‚Natur‘ und
     ‚Gesellschaft‘ o.ä.
    D.h. die Prozentanteile können zwischen Gesellschaften (räumlich und zeitlich),
     relationalen Gruppen innerhalb von Gesellschaften, und je nach
     Stichprobenqualität teils deutlich variieren, und sie verändern sich auch deutlich
     mit dem Alter (Preisfrage: in welche Richtung?)
    Aber:
        Metastudien zeigen schon einen begrenzten Spielraum der Varianzen für
         Gegenwartsgesellschaften bei Kontrolle der anderen Faktoren
        Es war noch in KEINER Studie zu ‚complex traits‘ die genetische Variation irrelevant

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Hype: Zusammenwirken von Genen und Umwelt

• Gen-Umwelt-Korrelation (rGE)
   – Umwelteinflüsse sind selten wirklich exogen sondern durch Gene
     konfundiert, d.h. sie wirken nicht auf alle Individuen gleich
• Gen-Umwelt-Interaktion (GxE)
   – Genetische Veranlagungen entfalten sich unterschiedlich in
     Abhängigkeit von unterschiedlicher Umwelt
   – 4 abstrakt-theoretische Mechanismen (Shanahan & Boardman
     2009)
      •   „Enhancement“ (Förderung)
      •   „Stress-diathesis“ oder „Triggering“
      •   Kontrolle
      •   Kompensation

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Abgesehen vom Basismodell …

• Korrekturen für unrealstische Modellananahmen (assortative
  mating, equal environment assumption)
• Spezifische Kovariaten einfügen: inwiefern verändern sich
  dadurch ACE
• Überlappung von ACE-Komponenten zwischen verschiedenen
  Phänotypen (z.B.: IQ und Bildung)
• Parents-of-twin-Design: Zerlegung von Herkunftseinflüssen in
  einen genetischen und einen Umwelt-Teil

• Molekulargenetik

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Überblick über das Design und den Inhalt der Studie
TWINLIFE

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Design

• Beobachtung von 4000 Zwillingsfamilien
  über eine Zeitspanne von 9 Jahren
• 4 Kohorten, die über den
  Beobachtungszeitraum eine
  Altersspanne von 5 bis 32 Jahre
  umfassen
• Zwillinge sind gleichgeschlechtlich und
  ein- oder zweieiig
• Face-to-face interviews in den
  Haushalten alle zwei Jahre
• In den Zwischenjahren:
  Telefoninterviews
   • Erfassung von zusätzlichen Informationen
   • Erfassung von Änderungen in der
     Haushaltsstruktur

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Mixed-mode design
Welle 1: F2F                 F2F-interview in household                   Alteri
                                                                Fotos /
                                       CASI /                             PAPI /
               CAPI         CASI                     PAPI       Process
                                        PAPI                              CAWI
                                                                 Data
CATI                            Telephone interview

                      CATI: alle Personen ab 10 J. / keine Alteri
Welle 2: F2F                 F2F-interview in household
                                                                Fotos /
               CAPI         CASI        PAPI        Spiel       Process
                                                                 Data
CATI                            Telephone interview

                      CATI: eine Befragungsperson pro Haushalt

Welle 3: F2F
                                                                                   13
     …
Extended twin family design

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Bereiche sozialer Ungleichheit
                               1. Welle, F2F

1. Entwicklung von Fähigkeiten & Bildung   3. Integration und Partizipation
-       Bildungserfolg                     -       Soziale/politische Partizipation
-       Bildungsabschluss                  -       Diskriminierung
-       Intelligenz                        -       Migration & Staatsangehörigkeit
-       Nachhilfe                          -       Soziale Netzwerke
-       kognitive Entwicklung
-       Medienkonsum
-       Motivation                         4. Lebensqualität
-       Selbstwirksamkeit                  - Global and domain-specific life satisfaction
-       Persönlichkeit                     - Satisfaction with sibling relation
-       Selbstbewusstsein

                                           5. Gesundheit
    2. Karriere und Arbeitsmarkt           -       Subjektive Gesundheit
    -   Beschäftigungsstatus               -       Krankheitsdiagnosen
    -   Löhne, Sozialhilfeabhängigkeit     -       Gesundheitsverhalten
    -   Empfundene Jobsicherheit           -       U-Heft
    -   wirtschaftliche Präferenzen

                                               6. Abweichendes Verhalten
                                               -   Internalisierung/Externalisierung
                                               -   straffälliges Verhalten

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Datenzugang: Gesis Datenarchiv

• Gesis Datenarchiv:
  https://dbk.gesis.org/dbksearch/index.asp?db=e
  – Suche über: TwinLife (ZA6701, doi:10.4232/1.13072)

• TwinLife DBK-Seite gibt Informationen zu Inhalt,
  Methodologie, Daten & Dokumente, Errata &
  Versionen, weitere Hinweise und Veröffentlichungen
Bestellformular ausfüllen und an die angegebene
  Adresse schicken
  – Daten werden über GESIS bereitgestellt
    (per download link)

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Datenstruktur (SUF)

• 1 Datensatz im “individuellen Format” (“long”)
   – 1 Zeile pro Person
   – Komplette Erhebungsdaten inkl. Informationen zu Haushalts- und
     Familienstruktur (Bruttohaushaltszusammensetzung inkl. der nicht
     teilnehmenden Haushaltsmitglieder), sozio-demographische Informationen
     und Ergebnisse der Zygotieschätzung
   – Informationen zur Teilnahme an der Studie insgesamt und an einzelnen
     Modulen im speziellen
• 1 Datensatz im “Familienformat” (“wide”)
   – 1 Zeile pro Familie
   – Jede einzelne Information zu jeder teilnehmenden Person in der Familie
     bekommt eine eigene Variable
• 1 Datensatz, der die Zygotieinformationen enthält
• 1 Mode-Datensatz,
  der zu jeder Variable und Person den Erhebungsmodus erfasst
• 1 Datensatz (jeweils) mit generierten Skalen und Residuen im long und wide
  Format                                                                     17
Dokumentation via paneldata.org

• Zugang zur Metadatendokumentation von TwinLife:
                           www.paneldata.org
    Dokumentiert verschiedene deutsche Panelstudien (neben TwinLife z.B.
     auch SOEP und pairfam)
    Dokumentiert Variablen (Variablen- und Wertelabels, Kategorien,
     Häufigkeiten, Erhebungsebene (Person/Haushalt/Familie), Fragen /
     Fragebögen (Wortwahl, Filter)
    Erlaubt den Vergleich von Variablen zwischen verschiedenen
     Erhebungszeitpunkten, aber dokumentiert auch Änderungen in der
     Fragestellung
    Weitere Informationen zu Variablen: Beschreibungen, Quellen
    Deutsch und Englisch

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Zusammenfassung

1. Verhaltensgenetische Modelle, auch komplexere, durch
   ZwillingsFamilien-Design
2. Erweiterung durch Molekulargenetik auf dem Weg (Einfügen
   von „Gen-Variablen“ in klassische sozialwissenschaftliche
   Modelle)

3. Auch wenn nicht an Genetik interessiert:
       –   Unterscheidung zwischen C und E
       –   Überlegene Kontrolle unbeobachteter Heterogenität schon durch Twin-
           Fixed effects-Modelle

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Beispiele aus TwinLife
BILDUNGSERWERB UND KOMPETENZENTWICKLUNG:
GLEICHE PFADE & MECHANISMEN?

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Pathways of Intergenerational Transmission of Advantages during Adolescence:
Social Background, Cognitive Ability, and Educational Attainment
(Journal of Youth and Adolescence 2016)
Wiebke Schulz, Reinhard Schunck, Martin Diewald, Wendy Johnson
+
Can Individual Competence and Motivation Compensate for Social Disadvantage?
The Case of the Transition to Secondary Education in Germany
Martin Diewald, Bastian Mönkediek; under review (Social Forces)
+
Parental background or own ability and effort - what drives educational mobility
and higher school grades?
Martin Diewald, Bastian Mönkediek; to be published in Journal of Youth and
Adolescence

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Was ist wichtiger für den Übergang in die Sekundarstufe –
        soziale Herkunft oder eigene Fähigkeiten?
  • Großes Problem dass nie beide Blöcke komplett erfasst werden
    können, außerdem oft mangelhafte Operationalisierungen
  • Ist der Einfluss der sozialen Herkunft nicht ‚in Wahrheit‘
    Einfluss der elterlichen IQ / der Gene?

  • Fixed-effects-Regressionen Zwillinge + Geschwister:
    – Beide Blöcke haben einen starken und hochsignifikanten Einfluss,
    – Aber: wir haben sehr gute Messungen für IQ, weniger gute für
      andere skills; und wir haben keine Vermögensangaben
    – Der elterliche Einfluss über die Bildung ist zum Teil in der Tat ‚in
      Wahrheit‘ ein Einfluss der elterlichen Intelligenz, aber es gibt einen
      darüber hinausreichenden starken eigenständigen Einfluss von
      elterlicher Bildung

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Was ist wichtiger für den Übergang in die Sekundarstufe –
        soziale Herkunft oder eigene Fähigkeiten?
  Was gewinnen wir zusätzlich durch eine ACE-Dekomposition des
  Übergangs in die Sekundarstufe?

             Absolute Ausnahme: derart hoher Anteil an C im Vergleich zu E
             Deutlich wichtiger als individuelle Eigenschaften des Kindes
              zusammengenommen
             trotz hochsignifikanter Bedeutung des Schüler-IQs
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Wie verändert sich das im Laufe des Bildungsweges?

• Vergleich Übergang Sekundarstufe / Übergang zu
  Universitätsausbildung

                                              Drastische Verschiebung
                                              in der relativen Bedeutung
                                              Von A vs. C!

                                              Auch interessant: Schulnoten im
                                              Sekundarbereich haben Muster
                                              sehr ähnlich zu tertärem Übergang,
                                              NICHT zur Sekundarstufe!

                           www.twin-life.de                                24
Vergleich Übergang Sekundarstufe / Übergang zu
               Universitätsausbildung

Zeigt sich das auch in den phänotpischen Analysen so?
(Genetic sensitive Linear Probability Model, multilevel with ACE variance
decomposition; Rabe-Hesketh et al. 2008)


Nur schwache Abnahme der elterlichen Einflüsse
Nur schwache Zunahme der Bedeutung von IQ und non-cognitive
 skills
Ausmaß der Verschiebung hier nicht sichtbar!
 Schulnoten sind stärker als Übergänge von Schülerjompetenzen
 abhängig – evtl. Transmissionriemen von insbes. kognitiven
 Fähigkeiten für den tertiären Übergang

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Ein Beispiel für Gen-Umwelt-Interaktion
TRIFFT DIE SCARR-ROWE-HYPOTHESE FÜR
DEUTSCHLAND ZU?

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Fragestellung und Ansatz

• Hängt die Ausschöpfung eines gegebenen Potentials für die
  Ausbildung kognitiver Fähigkeiten von der sozialen Herkunft
  ab?
     “The environmental disadvantage hypothesis predicts that IQ scores
     within advantaged groups will show larger proportions of genetic
     variance and smaller proportions of environmental variance than IQ
     scores for disadvantaged groups”

Die soziale Herkunft als Ausgangspunkt jeder Messung von
Chancenungleichheit wird ersetzt durch soziale Herkunft als
Entwicklungsbedingung für genetische Potentiale
=/= additiver Vergleich Gene versus soziale Herkunft
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Relevanz

• IQ wichtigstes einzelnes Merkmal für Bildungs- und
  Berufserfolg sowie Lebenserfolg insgesamt
• Gleichzeitig Merkmal, das unter allen relevanten ‚complex
  traits‘ am stärksten genetisch geprägt ist
• aber durch Interventionen kaum dauerhaft zu beeinflussen ist
  (fading out)
• außerhalb der USA kaum einmal bestätigt bisher („amrican
  exceptionalism“?)

• Methodisch: frei von dem Verdacht dass Einflüsse sozialer
  Herkunft in Wahrheit Einflüsse genetischer Variation sind

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Probleme im Forschungsstand

• Oft schlechte Stichproben (ungenügende Erfassung der Umweltvarianz)
  und schlechte Messungen von IQ (nur Proxies)
• Simplifizierte Erfassung der sozialen Herkunft (‚take whatever is highest‘,
  eindimensional); keine Berücksichtigung von Spezifität von Ressourcen und
  deren Kumulation
• Unrealistische Modellierung als linearer Zusammenhang statt klaren Bezug
  zu den spezifischen Ungleichheitsstrukturen in einer Gesellschaft
  herzustellen

• Möglicherweise zu einseitige Fokussierung auf Ressourcenperspektive;
  Stressperspektive möglicherweise ebenfalls wichtig
   – Innerhalb des Arbeitsverhältnisses: Anriz-Beitrags-Theorie; Resources and
     demands-Ansatz; „stress of higher status hypothesis“  Ressourcenwirkung
     wird konterkariert durch höheren Stress beim Ressourcenerwerb
   – Schlechtes Familienklima, Chaos im Haushalt, bedrohliche Wohnumwelt

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Eigene Untersuchungen

• Die beiden mittleren Kohorten (ca. 12 und 17jährige); für die
  4-5jährigen hat der IQ-Test offensichtliche Probleme; bei den
  ca. 22jährigen sind viele schon aus dem Elternhaushalt
  ausgezogen
• Anwendung des Cultural-Fair-Test (hohe Qualität, geringe
  Konfundierung mit sozialer Herkunft)
• Nicht-lineare Modellierung entlang von wichtigen
  „Demarkationslinien“ aus der etablierten Forschung zur
  Bildungserwerb und Kompetenzentwicklung
• Unterscheidung verschiedener Ressourcen und deren
  Kumulation

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Ergebnisse 1: Ressourcen

1. Unter Einkommen, Bildung und Berufsstatus zeigt sich die
   deutlichste Interaktion mit Bildung und Beruf der Eltern,
   nicht Einkommen
    •   mit der entscheidenden Demarkationslinie der Akademikerkinder bei
        Bildung. Daran ändert sich nichts wenn zusätzlich für Einkommen
        kontrolliert wird
    •   und beim beruflichen Status dem starken Abfallen der erwerbslosen Eltern
        und denjenigen mit sehr niedrigem Status (max. 40 Punkte) vom Rest
    •   Diese Ergebnisse zeigen sich deutlicher für die jüngere der beiden
        Kohorten
2. Kumulation von Ressourcen bedeutsam?
    •   Keine eindeutigen Hinweise in der jüngeren Kohorte
    •   In der älteren Kohorte wird es wichtiger, dass neben hoher Bildung auch
        ein hohes Einkommen vorhanden ist (ältere Kinder sind teurer?)

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Ergebnisse 2: Stress im Arbeitsverhältnis

1. Als berufliche Stressfaktoren einbezogen wurden
   wahrgenommene Jobunsicherheit, befristetes
   Beschäftigungsverhältnis, lange Arbeitszeiten und
   Überstunden, effort-reward-imbalance sowie lange
   Pendeldistanzen
2. Insgesamt geringe Evidenz dafür, dass Genexpression über
   Ressourcen dadurch unterdrückt wird; auch kein
   systematischer Zusammenhang mit Ressourcen
3. Sehr punktuell jedoch schon Einflüsse in Richtung verstärkter
   Benachteiligung
    •   Wenn zu niedriger Bildung und niedrigem Einkommen auch noch
        Jobunsicherheit dazukommt, und auch das nur in der jüngeren Kohorte

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Ergebnisse 3:
    Über welche Mechanismen wird SRI vermittelt?

1. Ressourcenbezogene Kandidaten dafür sind: parenting,
   kulturelles Kapital und Aktivitäten außerhalb der
   Familienbeziehungen
2. Stressbezogene Kandidaten dafür sind: Streit in der Familie,
   Chaos im Haushalt, bedrohliche Wohnumgebung

Noch nicht alle Berechnungen umgesetzt
Aber vor allem in der jüngeren Kohorte und da vor allem für
 die Benachteiligung in der multipel benachteiligten untersten
 Gruppe wesentlich:
 - Aktivitäten außerhalb der Familienbeziehungen
 - Zustand Wohnung und Wohnumgebung

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SCHLUSSFOLGERUNGEN UND AUSBLICK

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Schlussfolgerungen

1.   Die Frage nach genetischen Ursachen von Bildung und Kompetenzen ist in
     mehrfacher Weise eine substantielle Frage auch für Sozialwissenschaftler
       • Relative Bedeutung im Vergleich zu sozialen Ursachen
       • Plastizität im Hinblick auf soziale Formung
       • Gen-Umwelt-Interaktion:
          – was machen unterschiedliche Umwelten mit gleich veranlagten Menschen?
          – wie wirken gleiche Umwelten auf unterschiedlich veranlagte Menschen?
2.   Methodische Ziele
      •    Kontrolle unbeobachteter Heterogenität
      •    Reinere Umwelteinflüsse (rGE)
3.   Gesellschaftspolitische Ziele
      •    Hinweise für effektivere Interventionen
      •    Innerfamiliale Ungleichheiten als Thema
      •    Gerechtigkeitsprinzipien überdenken

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Ausblick

• Vergleich IQ mit anderen Kompetenzen, aber auch Bildung und
  Schulnoten: inwiefern andere oder gleiche Muster?
• Differenzierung nach Geschlecht
• Überprüfung gegensätzlicher Vorhersagen für Scarr-Rowe:
  Enhancement vs. Kulturelles Kapital – wie stark sind sie jeweils,
  überlagern sie sich?

• Molekulargenetische Analysen insbesondere zur Rolle von rGE
• Biomarker und epigenetische Marker zur besseren
  Lokalisierung von Mechanismen von GxE

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Danke fürs Zuhören

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Hypothesis 1: Upper secondary school (wave 1, cohort 2)

                                          CFT always important

                                          Negative effect of
                                          neuroticism

                                          Greater resources
                                          improve chances to
                                          attend the upper
                                          secondary school

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Hypothesis 1: Enrolled in tertiary education (wave 2)

                                             Preliminary results
                                             (based on wave 2 alpha-version)
                                             Sig. effect of CFT or math grades
                                             (as measured in wave 1)
                                              School grades mediate IQ
                                                       r(CFT*math-grade): 0.27***
                                                       r(CFT*German-grade): 0.19***

                                          Differences in the expected direction but
                                          obviously do not capture the remarkable
                                          difference in ACE in total

                       www.twin-life.de                                     40
Cognitive Ability (CFT)
www.twin-life.de/en

                          www.twin-life.de      41
Educational tracking
www.twin-life.de/en      (Gymnasium)

                          www.twin-life.de   42
Research Questions

•   Disentangle the complexity in the intergenerational transmission and interplay of
    (a) cognitive skills, (b) non-cognitive skills, (c) motivation with both parental
    background and genetic variation

• Educational mobility vs. school grades: one pathway, same mechanisms? – The
  level of offspring’s individual development

         Offspring’s Genes  Offspring’s ability and effort
          school grades  educational transitions?

• Distinctiveness and age gradation of educational trajectories: Transition to
  tertiary compared to secondary education: more weight on own ability and
  effort and less of parental resources?

                                     www.twin-life.de                             43
‘Child pathway’: ability and effort, school
 grades, and educational attainment

         Cognitive skills       Child‘s behavior
                                Parental and teachers‘ perceptions and decisions
        Non-cog. Skills: e.g.
            self-efficacy,
Child        Risk-taking                  School grades
 G         Motivation
                                                                            Probability
                                                                             to choose
                                                                        secondary / tertiary
                                                                            education

                                          www.twin-life.de                              44
Parental resources, child’ ability and effort, and school
 grades:
 Additive effects of social origin and offspring’s capacities

                                Child‘s behavior
         Cognitive skills
                                Parental and teachers‘ perceptions and decisions
        Non-cog. Skills: e.g.
Child
            self-efficacy,
             Risk-taking
                                           School grades
 G         Motivation
                                                                                   Probability
           Primary social                                                           to choose
           background effects                                                  secondary / tertiary
                                                                                   education

        Parental resources:
            Education,              Secondary social background effects:
        occupational status,        Relative risk aversion
              money                 Family background associated with differences in parental
                                    educational aspiration and expectation
                                     Higher social classes opting for higher tiers net of child‘s ability
                                    and effort
                                           www.twin-life.de                                         45
Parental resources, child’ ability and effort, and
 school grades:
 Do own ability and effort compensate for low social origin?

                                 Child‘s behavior
          Cognitive skills       Parental and teachers‘ perceptions and decisions
         Non-cog. Skills: e.g.
Child        self-efficacy,                  School grades
              Risk-taking
 G
            Motivation
                                                                                      Probability
           Primary social                            Accentuation                      to choose
           background effects                        compensation                 secondary / tertiary
                                                                                      education

    Parental resources:
        Education,
    occupational status,          Secondary social background effects:
          money                   Relative risk aversion
                                  Family background associated with differences in parental
                                  educational aspiration and expectation
                                   Higher social classes opting for higher tiers net of child‘s ability
                                  and effort www.twin-life.de                                          46
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