100 Jahre Raiffeisenbank Kremsmünster - www.raiffeisen-ooe.at
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Text: Mag. Siegfried Kristöfl Fotos: Archiv Marktgemeinde Kremsmünster Günther Oberndorfer Gestaltung und Satz: Günther Oberndorfer Druck: GDL GmbH © 2008 Raiffeisenbank Kremsmünster reg. Genossenschaft m.b.H.
Vorwort 100 Jahre Raiffeisenbank Kremsmünster – 100 Jahre Erfolgsgeschichte „Tut etwas, unternehmt etwas, gestaltet und verantwortet!“ Diesem Leitsatz von Friedrich Wilhelm Raiffeisen fühlt sich die Raiffeisenbankengruppe Oberö- sterreich auch im dritten Jahrtausend verpflichtet. Beinahe 150 Jahre nach der Gründung des ersten Darlehenskassen-Vereins zur Abhilfe der Not der ländlichen Bevölkerung sowie auch der städtischen Handwerker und Arbeiter ist Raiffeisen Oberösterreich die stärkste regionale Bankengruppe. Raiffeisenbanken unterscheiden sich grundsätzlich von anderen Banken, denn unser Handeln basiert auf Grundsätzen. Eine Geschäftsbeziehung hat bei Raiffeisen Oberösterreich zwei Dimensionen: eine fachspezifische, rein ziffernmäßige und eine persönliche, emotionale und solidarische Dimension. Und dementsprechend stellt Raiffeisen OÖ den Menschen, die Gemeinschaft, die örtliche Verantwortung, das solidarische Verhalten und die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund. Privatkunden und Unternehmen werden ideenreiche Finanzie- rungen zur Verfügung gestellt. Es ist uns bei Raiffeisen OÖ ein großes Anliegen, gemeinsam mit unseren Kunden Chancen zu erkennen und Möglichkeiten zu realisieren. Denn nur wenn unsere Kunden Erfolg haben, ist auch Raiffeisen in Oberösterreich erfolgreich. Die Raiffeisenbank Kremsmünster ist ein wertvoller Teil der stärksten regio- nalen Bankengruppe Österreichs. Sie ist der wichtigste finanzielle Nahversorger sowie ein verantwortungsvoller, sicherer und seriöser Partner für Unternehmer und Landwirtschaft. Seit 100 Jahren trägt sie damit wesentliche Verantwortung in der Region. Ich möchte deshalb nicht nur sehr herzlich zum 100-Jahr-Jubiläum gratulieren, sondern auch persönlich allen Kunden, Mitinhabern und Mitarbeitern für ihre Treue und ihre Einsatzfreude im Dienste der Ideen Friedrich Wilhelm Raiffeisens und im Dienste unseres Landes, der Unternehmen und unserer Menschen danken. Herzliche Gratulation und weiterhin viel Erfolg! Dr. Ludwig Scharinger Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktiengesellschaft 3
Vorwort Die Raiffeisenbank Kremsmünster - als Regionalbank erfolgreich und zukunftsfähig Ein Jahrhundert harter und erfolgreicher Arbeit findet ihren stolzen und sichtbaren Ausdruck im 100-jährigen Bestandsjubiläum der Raiffeisenbank Kremsmünster. Die am 8.11.1908 gegründete Raiffeisenbank trägt seither den wechselnden Notwendigkeiten und Bedürfnissen der Menschen in der Region Rechnung. In diesen 100 Jahren vollzog sich Hand in Hand mit dem tiefgreifenden Wandel unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systems auch die Veränderung in der Aufgabenstellung der Raiffeisenbank. Ursprünglich vom bäuer- lichen Element getragen hat es die Raiffeisenbank Kremsmünster verstanden, alle Berufsgruppen anzusprechen, und erfreut sich heute des Vertrauens aller Bevölkerungsschichten. Als wichtiger Dienstleister in der Region hat die Raiffeisenbank auch den wirtschaftlichen Wandel und Entwicklung der Marktgemeinde Kremsmünster wesentlich mitgeprägt. Das Konzept der Raiffeisenbank als genossenschaftliches Unternehmen hat sich in diesen 100 Jahren eindrucksvoll entwickelt und der Nutzen für Mitinhaber und Kunden war immer augenscheinlich! Die Raiffeisenbank Kremsmünster ist erfolgreich und zukunftsfähig. In diesem Sinne gratuliere ich herzlich zum 100-jährigen Bestandsjubiläum und wünsche der Raiffeisenbank, dass sie auch in Zukunft den genossenschaftlichen Förderungs- auftrag gegenüber ihren Mitinhabern und Kunden weiterhin bestens erfüllt. Dr. Rudolf Binder Verbandsdirektor Raiffeisenverband Oberösterreich 4
Vorwort Die Raiffeisenbank Kremsmünster - fester Bestandteil von Kremsmünster Unsere Raiffeisenbank Kremsmünster wird im wahrsten Sinne des Wortes 100 Jahre jung. Wenn man die steile geschäftliche Aufwärtsentwicklung dieser mit der Region sehr stark verwurzelten Regionalbank betrachtet, dann kann man mit ruhigem Gewissen die Aussage treffen, dass diese Bank ein fester Bestandteil von Kremsmünster überhaupt ist. Es ist unübersehbar, dass Raiffeisen als Begrün- der dieser Bank mit Kremsmünster seine helle Freude hätte, zumal sie seinem Gründungsgedanken auf weiter Ebene voll und ganz gerecht wird. Die ursprünglich überwiegende bäuerliche Kundenstruktur hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr weit aufgefächert, sodass der größte Teil der Kunden eigentlich schon andere Berufsgruppen bekleidet, ohne das bäuerliche Kundenklientel auch nur im geringsten zu vernachlässigen. Unsere Marktgemeinde Kremsmünster ist ebenfalls höchstzufriedener Kunde dieses zuverlässigen Bankinstitutes, wobei auch das Sicherheitsdenken durch die mehrfach abgesicherte Bankenstruktur ebenfalls sehr wohl bei der Gemeinde als auch bei den zahlreichen Kunden eine ganz wesentliche Rolle spielt. Ich bedanke mich auch an dieser Stelle einmal mehr bei den Verantwort- lichen der Raiffeisenbank Kremsmünster ganz herzlich für die ganz vorbildliche Sponsorentätigkeit für die örtlichen Vereine und Institutionen, sichere der Raiffeisenbank Kremsmünster auch für die Zukunft die Kundentreue der Marktgemeinde Kremsmünster zu und gratuliere zum 100. Bestandsjubiläum ganz herzlich. Franz Fellinger Bürgermeister Marktgemeinde Kremsmünster 5
Vorwort Die Raiffeisenbank Kremsmünster - Gründungsauftrag überzeugend weiterführen Bereits einige Jahre nach der Jahrhundertwende haben sich in der damals wirtschaftlich schwierigen Zeit weitblickende Persönlichkeiten gefunden, die ehrenamtlich und uneigennützig nach dem Vorbild von Friedrich Wilhelm Raiffeisen eine genossenschaftliche Selbsthilfeeinrichtung gründeten. Federführend dabei war P. Adalbero Huemer, Professor am Stiftsgymnasium Kremsmünster. Mit der Gründung des Vorschusskassenvereins für die Gemeinde Kremsmün- ster Land am 8. November 1908 war der Grundstein für unsere heutige, moderne Raiffeisenbank gelegt. Auch wenn sich im vergangenen Jahrhundert das wirtschaftliche und gesell- schaftliche System tiefgreifend geändert hat, die Genossenschaftsidee nach dem System Raiffeisen hat auch im 21. Jahrhundert absolute Gültigkeit. Das Jubiläum ist uns Ansporn und Verpflichtung zugleich, uns zu bemühen, Entscheidungen mit Weitblick zum Wohle unserer Mitinhaber und Kunden zu fällen und den Gründungsauftrag im Sinne von Friedrich Wilhelm Raiffeisen überzeu- gend weiter zu führen: 100 Jahre Raiffeisenbank Kremsmünster wäre nicht möglich ohne - treue Kunden - einsatzbereite Mitarbeiter - ehrenamtliche Funktionäre Ein willkommener Anlass, all jenen zu danken, die sich in diesen 100 Jahren mit aller Kraft für unsere Bewegung eingesetzt haben, mit der Bitte, die Zukunft gemeinsam partnerschaftlich zu gestalten. Franz Striegl Obmann der Raiffeisenbank Kremsmünster reg. Genossenschaft m.b.H. 6
Obmänner Obmänner Josef Weigerstorfer Johann Dutzler Besitzer des Großschacher- Besitzer des Jungbauern- bauerngutes gutes Obmann von 1908 - 1918 Obmann von 1948 - 1958 Franz Bergmair Josef Ölsinger Besitzer des Bachmairgutes Besitzer des Oberabtermair- Obmann von 1918 - 1938 gutes Obmann von 1958 - 1977 Franz Brunnmayr Josef Lederhilger Besitzer des Mair zu Edtgutes Besitzer des Achleitnergutes Obmann von 1938 - 1945 Obmann von 1977 - 1992 Franz Soringauer Franz Striegl Besitzer des Schachlgutes Besitzer des Hadinger- Obmann von 1945 - 1948 bauerngutes Obmann seit 1992 7
Funktionäre Unsere Funktionäre Vorstand v.l.n.r. Franz Lechenauer, Alois Riedler, Obmann Franz Striegl, Obmann Stv. Gerhard Winkler-Ebner, Peter Ahrens 8
Funktionäre Unsere Funktionäre Aufsichtsrat v.l.n.r. Friedrich Huber, Aufsichtsrats-Vors. Stv. Walter Lederhilger, Aufsichtsrats-Vorsitzende Ing. Otto Ettinger, Dr. Wolfgang Oberhuber, Hermann Bürtlmair 9
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik 100 Jahre Raiffeisenbank Kremsmünster Wenn man von Kremsmünster erzählt und dabei in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg schweift, müssen sich die Leser oder Zuhörer immer vor Augen halten, dass es damals zwei Kremsmünster gab: Eine Gemeinde namens Kremsmünster-Land und eine Gemeinde namens Kremsmünster- Markt. Was heute eins ist, war damals verdoppelt: Zwei Rathäuser, zwei Bürgermeister, zwei Verwaltungen. Die Grenzen zwischen den Gemeinden waren selbstverständlich nicht streng gezogen, aber die Unterschiede sehr wohl augenfällig und markant. In der einen Gemeinde, der flächenmäßig sehr großen, dominierten die Bauern. In der anderen, bei weitem kleineren, wahrten die Bürger des Marktes ihre Interessen. Ein Versuch, eine gemeinsame Gemeindevertretung zu schaffen, schlug im 19. Jahrhundert fehl. So hatte man sich wieder getrennt und beließ es jahrzehntelang bei einem Verhältnis der guten Nachbarschaft. Das Stift gehörte übrigens zu Kremsmünster-Land. Der Bahnhof an der Pyhrnbahn als letztes Gebäude gerade noch zum Markt. 1900 Kremsmünster-Markt besaß am Anfang des 20. Jahrhunderts eine dominierende Bürgermeister- Persönlichkeit: Den Kupferschmied und Mundart- dichter Franz Hönig. An seine Amtskollegen, die Gemeindevorsteher der Landgemeinde, erinnert man sich nicht mehr so gut: Johann Obermayr, Josef Pfaffenwimmer, Josef Mayr, Franz Weinbergmair. Diese Männer waren Bauern. Sie waren besser bekannt als Obergastberger, Oberbauer, Ober- ehrnstorfer und als Unterbauer. Nur nach Josef Lederhilger wurde auch eine Straße benannt. Er musste 1938 sein Amt nieder legen, bekam es aber 1945 wieder übertragen und war der erste gewählte Bürgermeister der vereinten Gemeinde Kremsmünster. 1908 1908, ein Jahr bevor Franz Hönig im Markt Bürgermeister wurde, konstituierte sich in der Gemeinde Kremsmünster-Land ein sogenannter „Vorschusskassen- verein nach System Raiffeisen“. Friedrich Wilhelm Raiffeisen war Beamter in 10
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik der preußischen Verwaltung. Er war in seiner Karriere Amtsvorsteher diverser Gemeinden in Rheinland-Pfalz. Mitte des 19. Jahrhunderts zeigten sich die Erfolge seiner Bemühungen, die Landbevölkerung vor Verarmung und Ruin zu schützen. So begann er, die Idee der Genossenschaften und seine praktischen Erfahrungen weiter zu geben und mit Erfolg zu verbreiten. Er hatte im lokalen Rahmen Hilfsvereine gegründet, die durch Anleihen Geldmittel beschafften, um sie den Menschen zu günstigen Bedingungen als Kredite zur Verfügung zu stellen. Der Zweck der Darlehen sollten gezielte Verbesserungen des eigenen Betriebs sein: der Ankauf von Vieh oder Arbeitsgeräten, die Verbesserung des Bodens oder die Investition in neues Saatgut und eine neue Bepflanzung der Felder. Die Idee der Selbsthilfe war es, einen Geldkreislauf in Stand zu set- zen, der die desolaten wirtschaftlichen Verhältnisse der Agrarbevöl- kerung verbessern könnte. Der Zugang zu Krediten mit vernünftigen Konditionen, war für Raiffeisen der Schlüssel. Das Feindbild bei der Gründung der Vereine waren die Kapitalisten, die als Wucherer verschrien waren. Ihren maßlosen Forderungen, die sich bis dato die Bauern ausgesetzt gefühlt hatten, wollte er leistbare Kredite mit modera- ten Zinsen entgegen halten. Was wir heute als Raiffeisenbank kennen, begann seinerzeit in kleinen Dimensionen auf Vereinsbasis. Bei der Gründungsversammlung 1908 wurde Josef Weigerstorfer, Besitzer des Großschacherbauerngutes, zum ersten Obmann gewählt. Als Impulsgeber für die Gründung des Kremsmünsterer Vorschuss- kassenvereins wird in der Chronik vor allem P. Adalbero Huemer genannt. Zu dem Zeitpunkt war er genau 40 Jahre alt. Er unterrich- tete Latein und Griechisch im Stiftsgymnasium, nachdem er in Wien sein Studium abgeschlossen hatte. Nebenbei, oder gar als Ausgleich, kümmerte er sich aktiv um kommunale Dinge. P. Adalbero vertrat das Stift im Gemeinde- Ausschuss von Kremsmünster-Land, war sogar zehn Jahre lang Vizebürger- meister dieser Gemeinde, wirkte als Obmann des Verschönerungsvereins und im Vorstand der Lagerhausgenossenschaft Neuhofen, gründete die Weidegenossenschaft Kremsmünster und engagierte sich auch im Bezirks- straßen-Ausschuss. 1931 erhielt er für seine umfangreichen Tätigkeiten das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik. Bereits 1910 wurde er, 11
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik gemeinsam mit dem damaligen Abt Leander Czerny, Ehrenbürger von Krems- münster-Land: Es sieht so aus, als ob die Gründung des Vorschusskassenver- eines damit etwas zu tun haben könnte. Die Amtsgeschäfte übernahm ein Maurer namens Franz Friedl. Er wurde zum Buch- und Kassenführer bestellt. Nebenberuflich, wie es die Ursprungs-Idee im Raiffeisen-System vorsah. Der Verein sollte möglichst geringe Fixkosten haben. Entsprechend den Idealen wird Friedl ein „Mann von zuverlässigem Charakter“ gewesen sein, der „das allgemeine Vertrauen“ genoss. Jahrzehntelang genügte dieser Personalstand. Der Sitz befand sich im Gasthof Ahorner, am Fuße des Sonntagbergs: Geldge- schäfte in einem Hinterzimmer abzuwickeln, hatte damals aber keinen schlechten Beigeschmack, stellte es doch immerhin das Vereinslokal dar. Die Kontrolle der Tätigkeit übernahm nicht nur der Vorstand und der Aufsichtsrat intern, sondern die Vereine unterstanden auch der Revision durch die Landesregierung. Der Zeitpunkt der Gründung erfolgte eigentlich relativ spät. Die ersten Spar- und Darlehensvereine bzw. Kreditgenossenschaften nach dem System Friedrich W. Raiffeisen wurden in Österreich Mitte der 1880er Jahre gegründet. Eine Förderungswelle von öffentlicher Seite setzte damals ein. Staat und Land unterstützten die Bildung solcher Bankvereine. Friedrich Wilhelm Raiffeisen konnte diesen Erfolg nicht mehr erleben. Er starb siebzigjährig 1888. Wenn es in Kremsmünster relativ spät zu einer Gründung kam, kann das bedeuten, dass der Bedarf für die hiesigen Landwirte nach geliehenem Geld nicht sehr groß war. Zweifel an dem Funktionieren des Systems waren es sicher nicht, die die Schaffung so einer Einrichtung verzögert hatten. 1905 gab es immerhin schon 226 verschiedene Darlehensvereine im Land. Im Markt gab es eine Bank (eine Sparkasse) bereits seit 1887. Der Impuls für deren Gründung ging von der Gemeindevertretung aus, die als Sicherstellung ihre sämtlichen Grundstücke und Häuser, darunter auch das Rathaus, einge- setzt hatten. Ebendort, im zweiten Stock, schuf man auch deren Amtsräume. 12
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik Ab 1908 gab es nun zwei Einrichtungen in Kremsmünster, die sich mit dem Geldwesen beschäftigten und damit an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung anknüpften bzw. einen notwendigen Modernisierungsschritt setzten. Das Gebaren des jungen ‚Vorschusskassenvereins’ und damit die wirtschaft- liche Entwicklung der frühen ‚Raiffeisenkasse’ zu ergründen, muss Aufgabe einer detailreichen, akademischen Arbeit sein. Nachvollziehbar bleiben Rück- schläge, die sich aus der allgemeinen historischen Entwicklung ergeben. Das zehnjährige Bestandsjubiläum fiel mit der Niederlage nach einem vier Jahre dauerndem Weltkrieg zusammen. Jubel war nicht angebracht. Der Erste Welt- krieg und seine Folgen zerstörten jegliche wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung. Österreich, also die Bundesländer, die von der großen Habsburger-Monarchie als Verliererstaat, übrig blieben, litt Not. Es gab eine Inflation, die das Vermögen mancher zerstörte. Das Vertrauen in Banken bzw. Vorschusskassenvereine war erschüttert. Erst die Sanierung der Währung schuf die Voraussetzungen zur Trendumkehr bzw. zu einem Aufschwung. 1924 Ab Dezember 1924 wechselte man 10 000 Kronen in einen Schilling um. Damit war die Inflation endgültig beendet. Zwei Jahre später, 1926, beendete auch der erprobte Buch- und Kassenführer aus Altersgründen seine Tätigkeit und eine Näherin, Frau Grete Gittenberger, übernahm seine Funktion. Noch immer war das Bankwesen weit von den heutigen Dimensionen ent- fernt. Und vermutlich wurde auch der zwanzigste Geburtstag weiterhin bloß im kleinen Kreis, vereinsintern, im Gasthof Kaiser Max gefeiert. Erst in den 1930er Jahren gab es eine größere Weiterentwicklung. Die Funktionäre des Vorschusskassenvereins trafen den Entschluss, ein eigenes Geschäftsgebäude zu errichten. Als Standwort wählte man den Garten des Gasthofs zum „Kaiser Max“, wo ja bis dato das Vereinslokal untergebracht war. Im September 1937 setzten die Hand- werker den Dachstuhl auf den Neubau. Abt Ignatius Schachermair übernahm den Ehrenschutz bei der Eröff- nung. Zum einen stand das Haus unmittelbar vor dem Eichentor des Stiftes – es trug die Adresse Unterburgfried 35 (heute: Ursprung 2), zum anderen gehörte der junge Pater Ignatius seinerzeit zu den Gründungs- 13
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik mitgliedern des Vereins. Der Herbst 1937 sah außerdem eine Turmrenovierung von Kirchberg – Kupferblech ersetzte die Holzschindeln – und das große Begräbnis des Marktbürgermeisters Franz Hönig. 1938 Das Frühjahr 1938 machte radikal vieles anders: Frau Gittenberger, die Kassenführerin, wechselte z.B. für jeden Kunden 1,50 Altschilling in eine Reichsmark, die neue Währung, um. Es dauerte nicht lange nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, dass die zwei Kremsmünsterer Gemeinden zusammengelegt wurden. Der letzte Land-Bürgermeister nach der Absetzung von Josef Lederhilger, Franz Brunnmayr, hatte die Obmann- stelle im Vorschusskassenverein übernommen. Ob er eine 30-Jahr-Feier des Vereins abhielt, ist nicht überliefert: Eine Rückschau auf alte Zeiten war damals angesichts der propagandistischen Phrasen für eine bessere Zukunft wertlos. Jedenfalls änderte unter ihm die Vollversammlung 1942 dessen Namen in die Firmenbezeichnung „Raiffeisenkasse für die Ortsgemeinde Kremsmünster Markt und Umgebung reg. Gen. m. u. H.“. Ein Schritt, den wohl alle traditio- nellen Kassenvereine im Gau Oberdonau in dem Zeitraum vollzogen haben. 1945 Der Name blieb, auch nach Ende des Krieges bzw. nach der Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse in der Republik Österreich. Der Bürgermeister Josef Lederhilger persönlich führte im Oktober 1945 den Vorsitz, unter dem Franz Soringauer, Besitzer des Schachlgutes in Schürzendorf 10, zum neuen Obmann der Raiffeisenkasse gewählt wurde. Seine Nachfolger Johann Dutzler und Josef Ölsinger entsprachen weiterhin der Tradition, die Obmannstelle mit einem Vertreter der Bauernschaft zu besetzen. Herr Dutzler war Besitzer des Jungbauerngutes in Helmberg 3; mit ihm begann die Kassa 1948 ihr fünftes Jahrzehnt. 1955 1955 wurde der Tagesverkehr eingeführt. Frau Gittenberger schied aus gesundheitlichen Gründen nach fast dreißigjähriger verdienstvoller Tätigkeit aus dem Dienstverhältnis mit der Raiffeisenkasse aus. Fräulein Christina Dutzler, Helmberg 3, wurde als neue Buch- und Kassenführerin aufgenommen. Vom Oberabteimairgut in Dirnberg stammte Herr Ölsinger, der nach dem Tod seines Vorgängers 1958 in der herbstlichen Vollversammlung zum Obmann gewählt wurde. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit galt es, eine zukunftsweisende Entscheidung zu treffen: das Geschäftslokal vor dem 14
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik Eichentor, mittlerweile auch schon mehr als 20 Jahre alt, wurde zu klein. Auch die Lage hat sich mittlerweile als längst nicht mehr ideal erwiesen. Eine Verlegung des Standortes hinunter in den Markt war sinnvoll. Aufgrund der Bemühungen des Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Herrn Josef Wimmer, Besitzer des Hendorfergutes und des Aufsichtsratsmitgliedes Rudolf Schickmayr, Fuhr- werksunternehmer, kam es zum Ankauf des Hauses Markt Nr. 40. Das am unteren Marktplatz, unmittelbar bei der Kremsbrücke gelegene Objekt wurde dann in den Jahren 1959 und 1960 umgebaut. Dieser Schritt in eine neue Zukunft machte auch die Aufnahme eines zweiten Mitarbeiters notwendig und so trat am 1. Juni 1960 Herr Josef Obermayr in ein Dienstverhältnis mit der Raiffeisenkasse ein. 1960 Die Einweihung des neuen Kassengebäudes am 12. Juni 1960 war gleichzeitig der Anlass für die Feier des 50jährigen Bestandes. Und noch einmal konnte der Abt Ignatius Schachermeier persönlich die Räumlichkeiten einweihen. Ein großes Sgraffito über zwei Stockwerke an der Nordwand des Hauses symbolisierte den Anspruch, mit dem die Raiffeisenkasse in die 1960er Jahre ging. Rund um einen Bankbeamten, korrekt an einem Pult sitzend, gruppieren sich Vertreter der angesprochenen gesellschaftlichen Zielgruppen: Arbeiter und Angestellte als wirtschaftliche Aufsteiger, dazu eine junge Mut- ter mit zwei Kindern, die sparsame und effiziente Haushaltsführung an- sprechend, und selbstverständlich ein Bauer und eine Bäuerin, - arbeitsam dargestellt bei der händischen Erntearbeit, obwohl damals auch in Kremsmünster bereits schon die ersten Traktoren mit 15 oder 30 PS fuhren und Mähdrescher zogen. „Ich für dich, du für mich“ lautete die vielversprechende Devise, die einen idealen Kreislauf des Geldes mit der Raiffeisen-Kasse versprach und gleichzei- tig das Selbstbild der Bank als objektive Vermittlerin zwischen Arbeitseifer und Wohlstandsvermehrung zeigte. Der moderne Schalterraum des neuen Kassengebäudes sah für die nun zwei Angestellten Schreibmaschinen, eine Rechenmaschine, einen Stehkalender und eine Wanduhr vor. Garant für Sicherheit war ein zentraler Panzerschrank an der Wand, geschmückt mit einer 15
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik Zimmerpflanze. Die Kunden traten im offenen Geschäfts- lokal mit zwei, drei Schritten sofort an den tresenartigen Schalter. Diskretion musste noch nicht geschaffen werden, sondern wurde noch voraus gesetzt. Nebenbei sei erwähnt, dass auch die Sparkasse ein Jahr zuvor neue Räume bezogen hatte, und die Feuerwehr im gleichen Jahr ein neues Zeughaus erhielt. Der Markt blühte durch Neubauten auf. Die Veränderungen im Bankwesen und sicher auch die posi- tive wirtschaftliche Entwicklung im Land machten die 1960er Jahre zum boomenden Jahrzehnt. Die Zahl der Mitglieder ver- doppelte sich, die Spareinlagen stiegen ums Sechsfache und die vergebene Kreditsumme sogar um das Zehnfache. Der in kurzer Zeit stark gestiegene Geschäftsumfang machte trotz der technischen Erleichterungen die Aufnahme von weiteren Angestellten notwendig, sodass sich die zur Verfügung stehenden Räume als nicht mehr ausreichend erwiesen. 1969 In einer gemeinsamen Sitzung des Vorstandes und Aufsichtsrates am 26. September 1969 wurde beschlossen, das eigentlich noch junge Kassengebäude abzutragen und ein neues, größeres und moderneres zu errichten. Mittlerweile hatten sich auch die Straßenbezeich- nungen in Kremsmünster geändert: aus Markt 40 ist Marktplatz 8 geworden. Dass darüber hinaus dem gesamten Markt im gleichen Jahr ebenso einiges zu eng wurde, sei nur nebenbei erwähnt bzw. als zeitgeschichtliches Pendant angemerkt: Der Fleischhackerbach wurde 1971 abgedeckt, was die Schaffung einer neuen Straße bedeutete, und die Hüthmayr-Enge durch den Abbruch mehrerer Häuser erweitert. Am 18. Juli 1971 wurde das neue Gebäude nach 16
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik 1971 einem guten Jahr Bauzeit in einem Festakt seiner Bestimmung übergeben, die der Obmann Josef Ölsinger in der publizierten Festschrift auf den Punkt brachte: „... zum Nutzen und Wohle der Bevölkerung zu wirken“. Das Serviceangebot der Raiffeisenkasse erreichte eine Bandbreite, wie sie der seiner- zeitige Vorschusskassenverein nie erahnen konnte: Es reichte weiterhin von der Gewährung von Krediten und der richtigen Anlageberatung, über die Erledigung von Zahlungen bis zur Vermitt- lung von Bausparverträgen und -darlehen. Und auch die Zeit der Lohnsäckchen ging zu Ende. Der psychologische Ersatz für das gute Gefühl, am Monatsende in seiner Hand das Gewicht seiner Arbeitsleistung in Schillingen zu wiegen, war die Möglich- keit, sein Gehaltskonto bei finanziellen Engpässen überziehen zu können. Gleichzeitig lockte immer mehr Fernweh und der Urlaub am Meer. Die Beschaffung von Devisen (passenden Reisezahlungsmitteln) gehörte ebenfalls zum Servicepaket einer kundenorientierten Bank. Auch die folgenden 1970er Jahre standen weiter ganz im Zeichen des Wachs- tums und der Weiterentwicklung: weitere 8 Angestellte wurden zur Bewältigung des gestiegenen Geschäftsumfanges neu aufgenommen. Und wieder musste man sich mit einer Erweiterung der Räumlichkeiten beschäftigen. 1980, knapp nach dem Weltspartag, eröffnete der Obmann Josef Lederhilger einen Zubau mit einem modernen Schalter und mehr Platz für die Buchhaltung. 1987 1987, kurz vor dem 80. Gründungjubiläum, beendete Dir. Josef Obermayr seine erfolgreiche Dienstzeit. Er begann 1960 als zweiter Angestellter, damals als das umgebaute Gebäude am Marktplatz bezogen wurde. Unter seiner Führung schaffte die Raiffeisenkasse den Durchbruch zur allseits anerkannten Universalbank im Stiftsort. Sein Nachfolger als Geschäftsleiter wurde Peter Martin. 1992 kam es auch zu einem Wechsel im Vorstand. Neuer Obmann – und er blieb es bis heute – wurde Franz Striegl. 17
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik 1994 Wer dachte, dass mit der Erweiterung durch den Zubau die Bautätigkeit im 20. Jahrhundert ein Ende gehabt haben könnte, täuschte sich. 1994 verän- derte das Haus sein Aussehen. In einer Bauzeit von nur 5 Monaten wurde das Gebäude umgebaut, moderni- siert, mit einer neuer Fassade dem Ortsbild angepasst und durch die Schaffung neuer Parkplätze und einer wesentlich vergrößerten Selbstbedienungszone noch kundenfreundlicher gestaltet. 2002 Im Jahr 2001 ging die langjährige Vorbereitung der Bank auf die Währungsumstellung zu Ende. Mit 1. Jänner 2002 wurde in Österreich der Euro einge- führt. Die Mitarbeiter betreuten die Kunden bei dieser großen Änderung, war doch ein Großteil von ihnen ein Leben lang nur mit dem Schilling-System (Schillingen und Groschen) vertraut gewesen (Konten wurden umgestellt, Bargeld wurde umgetauscht). Der nächste Schritt in der Entwicklung war der Ausbau zu einer ‚Raiffeisen-Servicebank’. Für die individuelle Beratung und Betreuung durch die Mitarbeiter wurden einerseits mehr diskrete Zonen bzw. Beratungsräume geschaffen und andererseits der Selbstbedienungsbereich noch weiter ausgebaut. Im Erdgeschoß wurden dafür die notwendigen baulichen und technischen Voraussetzungen geschaffen und am 30. Juni 2002 mit einem Tag der offenen Tür attraktiv eröffnet. Die Freude über die neue Einrichtungs- bzw. Service- qualität währte aber nur eine kurze Zeit. Genauer ge- sagt bloß sechs Wochen. Denn der 12. August 2002 bleibt in Kremsmünster als Tag des Katastrophen- Hochwassers in Erinnerung. Zum erstenmal erwies sich die Lage der Bank direkt am Ufer der Krems als Nachteil. Die Wasser stiegen, und die Krems 18
Chronik Raiffeisenbank Kremsmünster Chronik trat über die Ufer, überschwemmte den Marktplatz und damit die Räumlichkeiten der angrenzenden Gebäu- de. Der Keller der Raiffeisenbank war voll, und einen halben Meter hoch stand der neu gestaltete und eben ein- geweihte Schalterraum unter Wasser. Bis in den Herbst hinein dauerten die Aufräum- und Wiederinstandsset- zungsarbeiten. Der Bankbetrieb war in dieser Zeit aber selbstverständlich aufrecht zu erhalten. An einem Schalter konnte man bereits am nächsten Tag wieder Geschäfte erledigen. 2008 Die 100 Jahre, auf die die Raiffeisenbank Kremsmünster heuer zurück schauen kann, sind die Geschichte eines konsequenten Erfolgs. Eine positive Entwicklung, die auch auf die örtliche Bevölkerung und Wirtschaft ausstrahlt. Die Raiffeisenbank Kremsmünster engagiert sich nach- drücklich im Ortsgeschehen und fördert und unterstützt maßgebend die örtlichen Vereine, Kunst und Kultur. Und sie hat mit dem Kauf des „Grabnerhauses“ und der in den Jahren 2005 bis 2006 (gemeinsam mit der Raiffeisenlandesbank OÖ., als Projekt- partner) erfolgten Neuerrichtung eines Wohn- und Geschäftshauses am Marktplatz 14 einen wichtigen Beitrag für die Nahversorgung und Entwicklung des Ortskerns geleistet. Mit der ständigen Ausrichtung der Bank auf die Bedürfnisse der Mitinhaber und Kunden unter Be- rücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten, soll die Idee Friedrich W. Raiffeisens in Zukunft weiter gelebt und umgesetzt werden. 19
Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Kremsmünster Geschäftsleiter 100 Jahre Raiffeisenbank sind ein Grund zum Feiern Diese Festschrift soll die ständige Aufwärtsentwicklung unserer Bank und die enge Verbundenheit mit der örtlichen Bevölkerung und Wirtschaft zum Ausdruck bringen. Generationen von Mitarbeitern, Funktionären und treuen Kunden haben im Laufe der letzten 100 Jahre das Bild der Raiffeisenbank in Kremsmünster geprägt. Und wenn sich auch das äußere Erscheinungsbild in Form der verschie- denen Gebäude und Einrichtungen bedingt durch die gute Entwicklung mehrmals verändert hat; das Giebelkreuz wurde zum Symbol für Sicherheit, Ehrlichkeit, örtliche Verbundenheit, Fleiß und Erfolg. Wir sind für Sie vor Ort. Mit uns als Partner setzen unsere Kunden auf kurze, direkte Entscheidungswege mit Entscheidungskompetenz vor Ort. Unsere Mitarbeiter kennen die Region und deren Menschen. Sie wissen Bescheid über ihre Sorgen und Wünsche und leben die Kundennähe. Eine permanente Weiterbildung garantiert optimale Beratungs- qualität mit Herz, Weitblick und Leidenschaft. Dir. Peter Martin Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Mit Elan und Zuversicht in die Zukunft Unsere Mitarbeiter sind nicht nur die Säule unseres langjährigen Erfolges, sondern sie sehen ihre Aufgabe vor allem in der Schaffung und Erhaltung des für den einzelnen Kunden so wichtigen finanziellen Spielraums. Durch Einsatz modernster, zukunftorientierter Banktechnologien bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, ihre Standardbankgeschäfte unabhängig von Ort und Zeit selbst abzuwickeln und schaffen damit gleichzeitig Freiraum für noch mehr individuelle und persönliche Beratung. All das sind beste Voraussetzungen für eine weiterhin gute Entwicklung sowohl der Raiffeisenbank als auch unserer Kunden. Mag. Karl Glinsner Geschäftsleiter der Raiffeisenbank 20
Mitarbeiter der Raiffeisenbank Kremsmünster Mitarbeiter Geschäftsleitung Servicebankberater(innen) Dir. Peter Martin, Prok. Gertrude Hofer, Mag. Karl Glinsner v.l.n.r. Ernestine Striegl, Sabine Huemer, Renate Kiennast, Rudolf Kautny, Johann Maurer, Martina Wiener 21
Mitarbeiter der Raiffeisenbank Kremsmünster Mitarbeiter Kundenberater Sekretariat Wolfgang Doppringer, Harald Schödl, Josef Fürli Buchhaltung Silvia Krenn-Pospichal, Gabriele Lindinger, Günther Oberndorfer Josef Dutzler, Brigitta Mair 22
Mitarbeiter der Raiffeisenbank Kremsmünster Mitarbeiter 23
Raiffeisenbank Kremsmünster Marktplatz 8 4550 Kremsmünster Tel.: +43(0)7583/5355-0 Fax.: +43(0)7583/6373 E-Mail: kremsmuenster@ooe.raiffeisen.at www.raiffeisen-ooe.at/kremsmuenster
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