Wege zur Zukunftsfähigkeit der Automobilzulieferindustrie in Thüringen
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Wege zur Zukunftsfähigkeit der Automobilzulieferindustrie in Thüringen Trendscouting, Bestandsaufnahme/Tiefenanalyse, Handlungsempfehlungen Paths to sustainability for the automotive supplier industry in Thuringia Trend scouting, survey/in-depth analysis, recommendations for action 1
Kurzfassung einer Studie des Chemnitz Automotive Institute (CATI) in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk automotive thüringen e.V. (at) im Auftrag des Thüringer ClusterManagement (ThCM) in der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG Thüringen) Autoren: Prof. Dr. Werner Olle, Dr. Daniel Plorin (CATI), Rico Chmelik (at) Brief outline of a study by Chemnitz Automotive Institute (CATI) in collaboration with the network automotive thüringen e.V. (at) commissioned by Thuringian ClusterManagement (ThCM) in the State Development Corporation of Thuringia (LEG) Authors: Prof. Dr. Werner Olle, Dr. Daniel Plorin (CATI), Rico Chmelik (at) Die vorliegende Broschüre bietet in Form einer Kurzfassung einen kompakten Überblick über die wichtigsten Studieninhalte und Er- gebnisse. Die Gesamtstudie kann über die folgende Website des Thüringer ClusterManagements kostenlos angefordert werden. Die Langfassung ist ausschließlich in deutscher Sprache verfügbar. This brochure provides a compact overview of the key content and findings of the study. The full version of the study can be requested free of charge via the Thuringia ClusterManagement website (link below). The full version is only available in German. www.cluster-thueringen.de/tiefenanalyse-automotiv 2
Die Thüringer Automobilzulieferindustrie hat die Chance, The Thuringian automotive supplier industry has the op- die positive wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre portunity to continue driving forward the positive econom- auch im nächsten Jahrzehnt fortsetzen zu können. Dies ic development of recent years during the next decade. setzt allerdings fokussiertes und rasches Handeln voraus. However, this will depend on taking swift, focused action. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt die Studie „Tiefenana- This conclusion was reached in the study entitled “An in- lyse zu Möglichkeiten der Zukunftssicherung der Automo- depth analysis of options for safeguarding sustainability bilzulieferindustrie in Thüringen“, die in Abstimmung mit in the automotive supplier industry in Thuringia”, which dem Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft was commissioned by Thuringian ClusterManagement und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) durch das Thüringer (ThCM) in the State Development Corporation of Thuringia ClusterManagement (ThCM) in der Landesentwicklungs- (LEG) in collaboration with the Thuringian Ministry for gesellschaft Thüringen mbH (LEG Thüringen) im Septem- Economic Affairs, Science and Digital Society (TMWWDG) ber 2017 in Auftrag gegeben wurde. in September 2017. Zielsetzung einer „Tiefenanalyse der Objective of an “In-depth analysis of thüringischen Automobilzulieferindustrie“ the automotive supplier industry in Thuringia” Die Automobilindustrie in Thüringen ist unter Berücksichtigung Taking the exchange of supplies with other sectors (intermedi- ihrer Vorleistungsverflechtungen mit anderen Branchen der ate input) into account, the Thuringian automotive supplier in- Industriezweig mit der höchsten Beschäftigtenzahl in der dustry is the branch of industry with the highest employment Region. Sie ist auch eine Wachstumsbranche, deren Umsät- figures in the region. It is also a growth sector, in which turn- ze seit 2010 um 28 Prozent und deren Beschäftigtenzahlen over has increased by 28 percent since 2010, and employment um 17 Prozent gestiegen sind. Sie hält damit Schritt mit dem figures by 17 percent. It is thus keeping pace with the growth Wachstum der deutschen Automobilindustrie insgesamt. Und in the German automotive industry as a whole. And finally, in schließlich ist die Thüringer Automobilindustrie in Ermange- the absence of a wide presence of automobile manufacturers lung einer breit aufgestellten Präsenz von Automobilherstellern (OEM), the Thuringian automotive industry is predominantly an (OEM) weit überwiegend eine Automobilzulieferindustrie. Da- automotive supplier industry. This sums up the three key char- mit sind drei wesentliche Charakteristika dieser für Thüringen acteristics of the sector which is so important for Thuringia. so bedeutenden Branche benannt. If the global automotive industry – as has been widely recog- Wenn der Automobilindustrie – wie allgemein anerkannt – nized – is facing profound structural changes, this raises the weltweit tiefgreifende Strukturveränderungen bevorstehen, urgent question for the economy and politics of the Free State dann drängt sich auch für Wirtschaft und Politik des Freistaats of Thuringia as to Thüringen die Frage auf, ›› whether ›› ob, ›› in what period ›› in welchem Zeitrahmen ›› and to what extent ›› und in welchem Umfang the local supplier industry will be affected by these changes, die lokale Zulieferindustrie von diesen Veränderungen betrof- and what the best way to react to this development is, in the fen sein wird und wie im Interesse einer Zukunftssicherung interest of safeguarding the sustainability of this key sector. dieser Schlüsselbranche bestmöglich auf diese Entwicklung Sweeping assumptions, which predict the loss of up to 20,000 zu reagieren ist. Pauschale Vermutungen, die ohne empiri- jobs in Thuringia solely on the basis of “The rise of the electric sche Fundierung auch für Thüringen Beschäftigungsverluste vehicle” without any empirical basis, are of no help here. 3
Die automotive Agenda der Zukunft The automotive agenda for the future Neue Märkte Neue Wettbewerber Neue Mobilitätsmuster New markets New competitors New mobility patterns Neue Werkstoffe Neue Antriebe (Leichtbau) (Elektro) Connected Car New materials New drive systems Connected car (lightweight construction) (electric) Markt Market Industrie der Zukunft Produkt (Industrie 4.0) Modul-/Plattformstrategie Autonomes Fahren Product Industry of the future Module/platform strategy Self-driving vehicles (Industry 4.0) Prozess Process von bis zu 20.000 Arbeitsplätzen allein durch den „Vormarsch Der gegenwärtige Strukturwandel der Branche ist da- der Elektroautos“ prognostizieren, helfen hier nicht weiter. durch geprägt, dass alle Einflussfaktoren der automobi- Für die zu erarbeitende Tiefenanalyse wurden durch den Auf- len Wertschöpfung Markt – Produkt – Prozess zeitgleich traggeber daher drei Ziele vorgegeben: einem intensiven Veränderungsprozess unterworfen sind. Dies hat es in dieser Ausprägung bislang noch nicht gegeben. Trendanalyse Auf der Marktseite entwickeln sich neue Märkte, entstehen Erfassung der wichtigsten Veränderungsprozesse (Trends), neue Wettbewerber und verändert sich das Nachfragever- von denen die Thüringer Automobilzulieferindustrie aktuell, halten durch neue Mobilitätsmuster. Auf der Produktseite be- aber auch zukünftig betroffen sein wird. stimmen neue Werkstoffe, neue Antriebe, die Vernetzung der Fahrzeuge und die Entwicklungsstufen vom assistierten zum Bestandsaufnahme/Tiefenanalyse autonomen Fahrzeug immer stärker die Automobilentwick- Belastbare Bestandsaufnahme der Thüringer Zulieferindus- lung und -produktion. An der Schnittstelle zwischen Produkt trie, detailliert nach Teilsegmenten und basierend auf unter- und Prozess gewinnen Modul- und Plattformstrategien immer nehmensbezogenen Daten. mehr an Bedeutung. Und die Produktions- und Geschäftspro- zesse werden – wie auch in anderen Branchen – durch die Handlungsempfehlungen Möglichkeiten der Digitalisierung und Internetisierung nach- Auf Basis der ermittelten Daten und Informationen sollen haltig verändert. Chancen und Risiken der einzelnen Teilsegmente der Thürin- Einige wenige Highlights mögen diesen Strukturwandel, der ger Automobilzulieferindustrie bewertet und Handlungsemp- die Branche grundlegend verändern wird, verdeutlichen: fehlungen abgeleitet werden. Neue Märkte Die Studie, die Anfang Juli 2018 fertiggestellt wurde, lie- Die Automobilindustrie bleibt Wachstumsbranche, allerdings fert wichtige Impulse für die „Automotive Agenda Thürin- mit erheblichen regionalen Verschiebungen. 2030 werden 70 gen“ (Arbeitstitel) des Freistaates Thüringen, durch die Prozent des weltweiten Fahrzeugvolumens außerhalb der tra- der Transformationsprozess der Branche begleitet und ditionellen Industrieländer in Emerging Markets produziert. unterstützt werden soll. Neue Wettbewerber Trendanalyse – Märkte, In diesen neuen Wachstumsmärkten entstehen neue Auto- Produkte und Prozesse zeitgleich mobilunternehmen (Emerging OEM) mit beachtlichen Kapa- im Umbruch zitäten, allen voran in China (z. B. SAIC, Geely). Durch neue Antriebstechnologien und neue Fahrzeugkonzepte verringern Die Automobilindustrie befindet sich weltweit in einem tiefgrei- sich bisherige Markteintrittsbarrieren und geben Newcomern fenden Strukturwandel, der die Branche in den nächsten (wie z. B. Tesla, BYD) die Chance, auch ohne lange automobi- 10 bis 15 Jahren grundlegender verändern wird, als dies le Tradition zum Automobilhersteller zu werden. in den letzten 100 Jahren ihrer Entwicklung der Fall war. Transformation, Disruption und Konversion sind daher gängige Neue Mobilitätsmuster Vokabeln geworden, um das Besondere des gegenwärtigen Bei einer jungen technikaffinen Generation in urbanen Zentren Strukturwandels der Automobilindustrie zu charakterisieren. von Berlin bis Shanghai verliert der Besitz eines Autos gegen- Doch worin besteht die Besonderheit der aktuellen Entwick- über den Möglichkeiten einer flexiblen Nutzung an Bedeutung. lung in einer Branche, deren Geschichte stets durch Wandel Hinzu kommt eine Urbanisierungsflut in den Emerging Markets, gekennzeichnet war? die zum infrastrukturellen Kollaps zu werden droht. 4
Ansiedlungsfläche für die Batteriezellen-Fabrik von CATL im Industriege- biet „Erfurter Kreuz“ nahe Arnstadt. For this reason, the commissioning body defined three objec- tives for the in-depth analysis to be carried out: Location area for the CATL battery cell factory in the “Erfurter Kreuz” industrial estate near Arnstadt. Trend analysis Defining the most important change processes (trends) affect- seen before to this extent. ing the Thuringian automotive supplier industry, both now and From the market point of view, new markets are developing, in the future. new competitors are entering the market and demand behavior is changing due to new patterns of mobility. From the prod- Survey/In-depht analysis uct point of view, the nature of automotive development and A reliable survey of the Thuringia supplier industry, detailed ac- production is increasingly being determined by new materi- cording to sub-sectors, and based on data by company. als, new drive systems, connected cars and the development stages from the assisted to the self-driving vehicle. Module and Recommendations for action platform strategies are becoming more and more significant On the basis of the data and information collected, the oppor- at the interface between product and process. And, just as in tunities and risks in the individual sub-sectors of the Thuringian other sectors, production and business processes are being automotive supplier industry will be evaluated, from which rec- changed forever by the opportunities provided by digitalization ommendations for action will be derived. and the spread of the internet. A few highlights might help to clarify the structural change This study, which was completed in early July 2018, pro- which is set to change the sector fundamentally: vides important stimuli for the “Thuringia automotive agenda” (working title) of the Free State of Thuringia, New markets which is intended to guide and support the sector’s trans- The automotive industry will remain a growth sector, although formation process. with considerable regional shifts. In 2030, 70 percent of the worldwide volume of automobiles will be produced in emerg- Trend analysis – markets, ing markets, outside the traditional industrial countries. products and processes undergoing simultaneous radical change New competitors New automobile manufacturers (emerging OEM) with formi- The global automotive industry is undergoing a profound dable capacities are coming into being in these new growth structural change, which in the coming 10 to 15 years is markets, especially in China (e.g. SAIC, Geely). The previous set to change the sector more radically than was ever the barriers to market entry are being lowered by new drive tech- case over the last 100 years of its development. This means nologies and new vehicle concepts, giving newcomers (e.g. that transformation, disruption and conversion have become Tesla, BYD) the chance to become automobile manufacturers, commonplace in describing the extraordinary structural change even without having a long automotive history. currently taking place in the automotive industry. But what is so unusual about the current developments in a sec- New mobility patterns tor whose history has been constantly characterized by change? Among the young technically savvy generation in urban cen- The current structural change in the sector is unusual in ters from Berlin to Shanghai, owning a car is losing significance that all of the influential factors in automotive value cre- in favor of the opportunities offered by flexible use. There is ation – market, product, process – are undergoing a pro- also a flood of urbanization in the emerging markets, which found change process simultaneously. This has never been threatens to bring the infrastructure to the point of collapse. 5
Unser Szenario zur Entwicklung der Elektromobilität bis 2030 beinhaltet drei wesentliche Schlussfolgerungen: ›› Ab 2020 führt die Elektromobilität zu einem neuen Volumen markt für elektrische und elektrifizierte Fahrzeuge. Damit ver bunden sind erhebliche Wertschöpfungszuwächse bei Elek- tromotoren, der Leistungselektronik und Batteriesystemen. ›› Dies führt jedoch aufgrund der Wachstumsdynamik der Weltautomobilindustrie im nächsten Jahrzehnt zu keinen Rückgängen bei Verbrennungsmotoren. Bei einer erwar- teten Produktion von 25 Millionen vollelektrischen Autos wird 2030 nahezu das identische Volumen an Verbrennern produziert wie 2017. Damit bleibt auch die damit verbunde- ne Wertschöpfung erhalten. ›› Gleichzeitig werden Verbrennungsmotoren durch Hybri- disierung und Rekuperation zunehmend elektrifiziert, so dass in diesem Segment die Wertschöpfung sogar weiter zunimmt. Damit sehen wir auf absehbare Zeit auch keinerlei Anlass für dramatische Arbeitsplatzverluste durch Elektromobilität, da die Trendwende zu Elektroautos überlagert wird durch fort- bestehende Wachstumsperspektiven der Branche insgesamt und zusätzliche Wertschöpfungszuwächse durch die Hybridi- sierung bei Verbrennungsmotoren. Connected Car Durch einen direkten Internetzugang über eine fahrzeugeige- Karosseriekomponenten produziert Meleghy Automotive in Thüringen. Das ne Sende-und Empfangseinheit wird das Auto selbst zu einem Unternehmen wird u. a. Strukturbauteile für die neue Generation von VW- Objekt in der digitalen Welt. Diese externe Vernetzung ermög- Elektrofahrzeugen fertigen. licht die Kommunikation mit dem Web, mit anderen Fahrzeu- Meleghy Automotive in Thuringia produces body components. The com- gen und mit Objekten der Infrastruktur. Durch die nahezu in pany will be manufacturing structural components for the new generation of VW electric vehicles. Echtzeit verfügbaren fahrzeug-, kunden- und umfeldbezo- genen Daten und Informationen werden Connected Cars zu „Datensammlern auf Rädern“, die neue Geschäftsfelder er- Eine der Antworten auf diese Entwicklung ist das Auto „on öffnen. Technologieunternehmen von Google und Amazon bis demand“, geteilt mit anderen Nutzern. Diese Möglichkeit Baidu und Tencent drängen in diesen neuen Markt. Es wird bieten diverse Sharing-Modelle (Car- und Ride-Sharing). Bis erwartet, dass 20 Prozent der Automobilumsätze bis 2030 aus 2030 wird erwartet, dass sich der Sharing-Markt gegenüber neuen Services generiert werden können. heute verzwanzigfacht und bis zu zehn Prozent der Neuwagen in Sharing-Diensten genutzt werden. Autonomes Fahren Vom assistierten Fahren (Level 1 der insgesamt fünf Entwick- Neue Werkstoffe lungsstufen des autonomen Fahrens), das heute bereits Re- Der Trend zum Leichtbau nimmt auch künftig weiter zu, unab- alität ist, bis zum autonomen = fahrerlosen Fahren (Level 5) hängig vom künftig zu erwartenden Antriebsmix. Bis 2030 wird ist noch ein weiter Weg mit hohen technologischen, infrastruk- der Anteil der Leichtbau-Teile im Fahrzeug auf 70 Prozent turellen und rechtlichen Hürden. Überwiegend wird eine nen- ansteigen. Für die neue „Leichtigkeit“ künftiger Fahrzeuggene nenswerte Verbreitung fahrerloser Fahrzeuge erst nach rationen reicht reiner Materialleichtbau nicht mehr aus; kon- 2030 erwartet. Dieser Erwartungshorizont hat sich durch die struktiv orientierter Konzeptleichtbau gewinnt erheblich an aktuellen Zwischenfälle mit Tesla- und Volvo-Fahrzeugen al- Bedeutung. lerdings eher noch verlängert. Dennoch werden sich die Zwi- schenstufen des teil-, hoch- und vollautomatisierten Fahrens Neue Antriebe (Level 2 – 4) Schritt für Schritt durchsetzen. Damit verbunden Bislang stellt die Elektromobilität eine Randerscheinung der welt- sind erhebliche Wertschöpfungszuwächse bei Komplett- weiten Automobilnachfrage dar (2017 beträgt der Bestands systemen, Komponenten und Software. anteil von rein elektrischen „Stromern“ weltweit 0,3 Prozent – bei den Neuzulassungen liegt der Elektro-Anteil lediglich bei Modul- und Plattformstrategie 1,4 Prozent). Dennoch ist zu konstatieren, dass seit kurzem Ziel dieser Strategie ist die Reduzierung exorbitant hoher eine ernst zu nehmende Trendwende zur Elektromobilität Komplexitätskosten, die aus der stetig ansteigenden Modell-, eingesetzt hat. Diese ist im Wesentlichen durch regulative Ein- Varianten- und Ausstattungsvielfalt der Fahrzeuge erwachsen. griffe in der EU und in China verursacht, auf die alle Automobil- Alle Automobilhersteller verfügen heute über Fahrzeugarchi- hersteller in ihren Produktplanungen reagieren. tekturen, die modellübergreifend zur Senkung von Stückkosten 6
One of the answers to this development is the “car on ed cars will become “data collectors on wheels”, opening up demand”, shared with other users. Various sharing models new business segments. Technology companies from Google make this possible (car sharing and ride sharing). The sharing and Amazon to Baidu and Tencent are elbowing their way into market is expected to expand to twenty times its current size by this new market. It is expected that, by 2030, 20 percent of 2030, with up to ten percent of new cars being used in sharing the automotive industry turnover could be generated from new services. services. New materials Self-driving vehicles The trend towards lightweight construction is also set to con- It is still a long way from assisted driving (level 1 of a total of five tinue increasing, independent of the mix of drive technology development stages for self-driving vehicles), which nowadays expected in the future. The proportion of lightweight com- is already reality, to self-driving = driverless vehicles (level 5), ponents in cars is going to increase to 70 percent by 2030. with challenging technological, infrastructure and legal hurdles Lightweight material construction alone will not be sufficient for to overcome first. The majority expectation is that driverless the new “lightness” of future car generations; design-oriented vehicles will not become significantly widespread until af- lightweight construction concepts will become increasingly ter 2030. However, this horizon of expectation has actually be- significant. come more distant due to the recent incidents involving Tesla and Volvo cars. Nevertheless, the intermediate levels of par- New drive systems tial, conditional and high automation (levels 2-4) will gradually Until now, electric mobility was a marginal issue in the world- establish themselves. This will be accompanied by consider- wide demand for cars (in 2017 the proportion of fully-electrical able growth in value creation for complete systems, com- “e-cars” worldwide was 0.3 percent – and just 1.4 percent for ponents and software. newly-registered vehicles). Nevertheless, it has to be said that a reversal in trend towards electric mobility has recently Module and platform strategy established itself, which should be taken seriously. This is pre- The aim of this strategy is to reduce the exorbitantly high com- dominantly due to regulatory intervention in the EU and China, plexity costs which derive from the constantly increasing va- to which all automobile manufacturers are responding in their riety of vehicle models, versions and equipment. Nowadays, product planning. all automobile manufacturers have vehicle architectures which can be used throughout the range of models to reduce unit Our scenario depicting the development of electric mobility un- costs. At the same time, the use of common parts for all models til 2030 includes three key conclusions: is becoming more widespread. For the supplier industry, this ›› From 2020 onwards, electric mobility will lead to a new could mean a considerable increase in volume requirements, volume market for electric and electrified vehicles. This is while quality assurance measures become even more impor- associated with considerable growth in value creation for tant due to the increased risk of recalls. electric motors, power electronics and battery systems. ›› However, due to the growth dynamics of the global automo- tive industry, we will not see a decline in combustion en- Weltautomobilproduktion nach Antriebsarten 2017–2030 gines during the next decade. With an anticipated produc- World automobile production according tion volume of 25 million fully-electric cars, in 2030 almost to types of driving technology 2017–2030 exactly the same number of combustion-powered cars will in Mio. Fahrzeugen be produced as in 2017. This means that the associated Cars in millions value creation will be retained. 117,4 ›› At the same time, combustion engines will be increasingly 109,3 electrified by means of hybridization and recuperation, so that value creation will actually continue to increase in this 99,1 92,8 segment. 99,3 This means that for the foreseeable future, we visualize no reason for dramatic job losses caused by electric mobil- 95,6 92,4 91,9 ity, because the reversal in trend towards electric cars will be marked by the ongoing prospects for growth of the industry overall, and by additional growth in value creation due to the hybridization of combustion engines. Connected car Thanks to direct internet access via an on-board transmitter and receiver unit, the car itself will become an object in the digital world. This external connection enables communication with the web, with other vehicles and with objects in the infra- 2017 2020 2025 2030 structure. Using the vehicle, customer and environment data Elektrofahrzeuge Verbrenner/Hybride and information which is available almost in real time, connect- Electric cars Combustion/hybrid 7
Künftiges Branchenmodell der Weltautomobilindustrie Für die OEM verschieben sich nicht nur Märkte, verändert sich Future sector model for the global car industry nicht nur das Produkt und erfahren nicht nur Produktionspro- zesse neue Ausprägungen. Für die OEM ändert sich perspekti visch buchstäblich alles. Das geschlossene produktzentrierte Öko-System zwischen OEM und Zulieferindustrie mit überwie- gend brancheninternem Wettbewerb wird bald der Vergangen- Mobilitäts- dienstleister heit angehören. Die Automobilbranche ist bereits auf dem Weg tier n tier n zu einem offenen kunden- und servicezentrierten Öko-Sys Mobility providers tem mit neuen Wettbewerbern und branchenfremden Akteu tier n OEM ren. Damit stehen bisherige Geschäftsmodelle zur Disposition. Die OEM haben diese Weggabelung durchweg erkannt und OEM tier n setzen durch hohe Eigenanstrengungen sowie Beteiligungen OEM und Kooperationen auf ein Geschäftsmodell, das künftig nicht nur auf Hardware (Auto) basiert, sondern ebenso auf Software (Connected Car/autonomes Fahren) und vielfältigen Mobili- Emerging OEM + Newcomer tätsservices. Digital Player Emerging OEMs + Digital players newcomers Für die „big player“ in der Zulieferindustrie, die selbst global aufgestellte Konzerne sind, eröffnet dieser Wandel der Bran- che immense Chancen für Weiterentwicklungen des eigenen Leistungsangebots und Geschäftsmodells. Für die weit überwiegende Mehrzahl der Zulieferer (insbe- sondere im mittelständischen Bereich) geht es nicht um künf- tige neue Geschäftsmodelle, sondern um die Chancen und Risiken für erarbeitete Produkt- und Fertigungskompetenzen genutzt werden können. Gleichzeitig erfolgt eine Ausweitung sowie vorhandene Kundenbeziehungen. Diese Herausforde- von modellübergreifenden Gleichteilen. Für die Zulieferindus- rung haben die Zulieferer häufig mit begrenzten Ressourcen trie können dadurch Volumenanforderungen erheblich zuneh- zu bewältigen. men sowie qualitätssichernde Maßnahmen aufgrund steigen- Erschwerend kommt hinzu, dass in vielen Produkt- und Tech- der Rückrufrisiken an Bedeutung gewinnen. nologiebereichen noch über Jahre ein Nebeneinander von heutigen, stets zu optimierenden und künftigen, noch wei- Industrie der Zukunft ter zu entwickelnden Produkten, Fertigungsverfahren und Kern einer Industrie 4.0 ist das industriell nutzbare Internet, die Technologien bestimmend sein wird. Diese Anforderung ei- „Internetisierung“ von Produktions- und Geschäftsprozessen. ner Parallelstrategie ist in vielen Fällen sicherlich die größte Dadurch wird die Vernetzung von Personen, Objekten und Ma- Herausforderung. schinen nahezu in Echtzeit möglich. Dieser branchenübergrei- fende Trend spielt auch in der Automobilindustrie eine bedeu- Positionierung der tende Rolle. Prozessbezogen geht es um die Digitalisierung Thüringer Automobilzulieferindustrie der gesamten Wertschöpfungskette von der Konstruktion und Entwicklung über die Produktion bis hin zu Vertrieb Der Thüringer Automobilzulieferindustrie werden eine Reihe und Service. Auch die Fahrzeugmontage in der Automobilpro- von Strukturdefiziten zugeschrieben, die seit den ersten Stu- duktion der Zukunft verändert ihr „Gesicht“ – wird zur Montage dien zur Automobilindustrie in Ostdeutschland Tradition haben ohne Takt und Linie, bei der das Auto zum Material kommt und sich bis in aktuelle Expertisen zur Thüringer Automobilzu- und nicht das Material ans Band. Erste serienfähige Erprobun- lieferindustrie fortschreiben. Diese Strukturdefizite, die in glei- gen finden bereits statt. cher Weise z. B. auch für Sachsen gelten, lauten: ›› geringe Betriebsgrößen („Kleinteiligkeit“) Ein neues Geschäftsmodell der Branche – ›› reine Fertigungsstandorte („verlängerte Werkbänke“) die Automobilindustrie erfindet sich neu ›› hoher Anteil an Betriebsniederlassungen westdeutscher oder internationaler Unternehmen („externe Abhängigkeiten“) Die dargestellten Markt-, Produkt- und Prozesstrends werden ›› weitgehend fehlende eigene F+E („Innovationsschwäche“) die Automobilindustrie insgesamt nachhaltig verändern. Dies ›› vergleichsweise geringe Löhne und Gehälter („Niedrig- ist keine kurzfristig zu erwartende Disruption, sondern ein evo- lohnstrategie“) lutionärer Prozess, der in den nächsten 10 bis 15 Jahren stu- fenweise, aber mit zunehmender Geschwindigkeit zu einem Wir führen diese bekannten Argumente auf, obgleich sich nicht Strukturwandel in der Branche führen wird, den es in dieser alle anhand unserer Analyse statistischer Primärdaten verifi- Dimension bislang noch nicht gegeben hat. zieren lassen. Hinzu kommt, dass trotz einiger dieser struk- Die tiefgreifendsten Strukturveränderungen betreffen da- turellen Defizite in den letzten zwei Jahrzehnten eine außer- bei nicht die Zulieferindustrie trotz ihres überragenden An- ordentlich bemerkenswerte Revitalisierung der thüringi- teils an der automobilen Wertschöpfung – sondern die Au- schen Automobilzulieferindustrie realisiert werden konn- tomobilhersteller selbst. te. Diese hat auch in Thüringen Automobilkompetenzen 8
open customer and service-oriented ecosystem with new competitors and protagonists from outside the sector. This means that previous business models are up for negotiation. OEMs have recognized this parting of the ways in every re- spect and, by means of their own efforts together with partici- pation and cooperation projects, they are focusing on a busi- ness model which will not only be based on hardware (car), but also on software (connected car/self-driving vehicles) and a wide range of mobility services. For the “big players” in the supplier industry, themselves corporations with a global presence, this transformation of the sector opens up huge opportunities for the further development of their own services and business models. For the vast majority of suppliers (especially the SME seg- ment) the future will not be a question of new business models, but rather of the opportunities and risks for the product and production competencies they have developed, and their exist- ing customer relationships. Many suppliers have to meet this Herstellung von Felgen im Flowforming-Verfahren bei der Borbet Thürin- challenge with limited resources. gen GmbH in Bad Langensalza, dem größten europäischen Leichtmetall- Another problem is that in many product categories and areas räder-Werk. of technology, the dominant factor for years to come will Manufacture of wheel rims using the flow-forming process at Borbet be the juxtaposition of current products, production pro- Thüringen GmbH in Bad Langensalza, Europe’s largest alloy wheel plant. cesses and technologies that have to be optimized con- tinuously and those of the future which have to be devel- oped further. In many cases this need for a parallel strategy is Industry of the future certainly the biggest challenge. At the heart of Industry 4.0 is the use of the internet for indus- try, the “internetization” of production and business processes. Positioning of the This will make the networking of people, objects and machines Thuringian automotive supplier industry possible, practically in real time. This cross-sector trend also plays an important role in the automotive industry. In terms of A range of structural deficits have been attributed to the processes, it concerns the digitalization of the whole value Thuringian automotive supplier industry; these have been a creation chain from construction, development and pro- traditional aspect since the first studies on the automotive in- duction to sales and service. Vehicle assembly in the auto- dustry in eastern Germany, and continue to be included in ex- mobile production of the future will also change its “image” – it pert reports on the Thuringian automotive supplier industry to will become assembly without cycle or line, in which the car this day. These structural deficits, which apply equally to Sax- comes to the material and not the material to the conveyor belt. ony for example, are as follows: The first series trials are already taking place. ›› Small company size (“fragmentation”) ›› Production-only locations (“extended work benches”) A new sector business model: ›› Large proportion of operating locations for western German the automotive industry reinvents itself or international companies (“external dependencies”) ›› Widespread lack of in-house R+D (“lack of innovation”) The market, product and process trends will bring about a last- ›› Comparatively low wages and salaries (“low wage strategy”) ing change in the automotive industry as a whole. This is not a disruption to be anticipated in the short term, but rather an evo- We are presenting these well-known arguments, even though lutionary process, which over the next 10 to 15 years, gradually not all of them can be verified according to our analysis of but with increasing speed, will lead to a structural change in the primary statistical data. Furthermore, despite some of these sector which until now has not been seen on this scale. structural deficits, over the past two decades it has been The most profound structural changes will not affect the possible to achieve a quite remarkable revitalization of the supplier industry despite its paramount share in automo- Thuringian automotive supplier industry. In Thuringia too, tive value creation – but rather the automobile manufactur- this has brought about a degree of automotive expertise ers themselves. which is unfortunately less well known than the historical For the OEMs, it is not just the markets that are shifting, not structural deficits. just the product that is changing, not just production processes A few examples of Thuringian automotive expertise underline that are taking on new characteristics: for the OEMs, literally their performance capability and their future potential. everything is changing. The closed, product-focused eco- ›› The largest Daimler motor production location, at which system between OEM and supplier industry with competition around half of all Daimler motors are built, is in Thuringia. predominantly within the sector is soon to become a thing of ›› The largest Bosch location in eastern Germany, where high- the past. The automotive sector is already on the way to an tech sensors are produced, is in Thuringia. 9
Motorenmontage bei der MDC Power GmbH in Kölleda. Motor assembly at MDC Power GmbH in Kölleda. hervorgebracht, die leider weniger bewusst sind als die ›› Auf der einen Seite hat dies zur Folge, dass an den jewei- historisch bedingten strukturellen Defizite. ligen Hauptsitzen dieser Unternehmen außerhalb der Re- Einige wenige Beispiele zur Thüringer Automobilkompetenz un gion Einkaufs-, Entwicklungs-, Planungs- und Steuerungs- terstreichen deren Leistungsfähigkeit und künftiges Potential. funktionen angesiedelt sind, die über vergleichsweise ›› Der größte Motoren-Standort von Daimler, an dem etwa die höhere Anforderungsprofile und damit auch über höher be- Hälfte aller Daimler-Motoren gebaut wird, befindet sich in zahlte Tätigkeiten verfügen. Dieses Gefälle in den Anfor- Thüringen. derungsprofilen wird für die Automobilzulieferindustrie in ›› Der größte Bosch-Standort in Ostdeutschland, an dem High- Statistiken der Bundesagentur für Arbeit etwa dadurch be- Tech-Sensoren produziert werden, ist in Thüringen lokalisiert. legt, dass Thüringen über unterdurchschnittliche Anteile in ›› Strukturteile aus Aluminium für Rolls-Royce Motor Cars und den Anforderungsniveaus „Experte/Spezialist“ (19 Prozent Doppelkupplungen für den Bugatti Veyron werden in Thü- im Vergleich zu 32 Prozent im Bundesdurchschnitt) und ringen gefertigt. über überdurchschnittliche Anteile in dem Anforderungs- ›› Interieur-Module (Türseitenverkleidung, Instrumententafel) niveau „Helfer“ (24 Prozent im Vergleich zu 18 Prozent) ver- für Premium SUV (Lamborghini, Bentley) kommen aus Thü- fügt. ringen. ›› Auf der anderen Seite ist mit der Präsenz dieser Unter- ›› Das größte Leichtmetallräder-Werk in Europa steht in Thü- nehmen eine ganze Reihe von Vorteilen verbunden, da ringen. hierdurch Thüringer Standorten die Einbindung in Unter- ›› Thüringer Standorte sind z. B. Weltmarktführer bei der Her- nehmen mit entsprechender Technologiekompetenz, stellung von Fahrwerksfedern und Ausgleichswellen. globaler Marktpräsenz und entsprechenden Ressour- ›› Technologieführerschaften Thüringer Unternehmen liegen cen ermöglicht wird. Dies sind wesentliche Einflussfaktoren z. B. in der Herstellung von Linsen für Automobilscheinwer- für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. fer, umschaltbaren Sichtschutzfiltern für Fahrzeugdisplays, keramischen Sensoren oder Luftgütesensoren. Thüringens Automobilzulieferindustrie führt also kein isoliertes ›› Prüfsysteme für Vernetzungstests beim Porsche Mission E Eigendasein, sondern entwickelt sich im „Windschatten“ der kommen aus einem Thüringer Unternehmen. deutschen Automobilindustrie weiter, wenn dafür die Standort- ›› Strukturbauteile für die neue Generation von Elektrofahr- qualität erhalten bzw. weiter verbessert werden kann. zeugen von VW wird ein Unternehmen in Thüringen fertigen. ›› Mindestens zehn integrierte Schaltkreise in jedem Fahrzeug Methodik und Datenbasis der „Tiefenanalyse“ kommen von einem Thüringer IC-Hersteller. Um die Auswirkungen produktorientierter Veränderungen auf Dass von den aufgeführten Kompetenzbeispielen sieben von die Automobilzulieferindustrie in Thüringen zu bewerten, sind zehn aus Unternehmen stammen, deren Hauptsitz außer- unternehmensbasierte Daten und Informationen unverzicht- halb Thüringens liegt, ist ein Indiz für die überragende Be- bar, da sich nur auf dieser Ebene Produkt- und Technologie- deutung, die diese Unternehmen für die Entwicklung der felder abbilden lassen. Für den erforderlichen Brückenschlag Thüringer Automobilzulieferindustrie und der Region haben. von produktbezogenen Technologietrends zu Unternehmens- Die damit verbundenen strukturellen Auswirkungen sind aller- daten (das sogenannte „Matching“), haben wir innerhalb der dings durchaus ambivalent: vier relevanten Produktbereiche Antrieb/Fahrwerk, Karosse/ 10
›› Aluminum structural components for Rolls-Royce motor cars and dual clutch systems for the Bugatti Veyron are pro- duced in Thuringia. ›› Interior modules (side door cladding, dashboards) for pre- mium SUVs (Lamborghini, Bentley) come from Thuringia. ›› The largest alloy wheel factory in Europe is located in Thuringia. ›› Sites in Thuringia are, for example, world market leaders in the manufacture of suspension springs and balance shafts. ›› The technical edge of Thuringian companies includes the manufacture of lenses for car headlights, switchable protec- tive visual filters for vehicle displays, ceramic sensors and air quality sensors. ›› Test systems for networking tests for the Porsche Mission E come from a Thuringian company. Test und Bewertung automobiler Funksysteme in der Prüfanlage „Virtuelle Straße“ (VISTA) am Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo) der ›› Structural components for VW’s new generation of electric TU Ilmenau. vehicles are to be produced in Thuringia. ›› At least ten integrated circuits in every car come from a Testing and evaluation of automotive radio systems in the test facility, “virtual street” (VISTA) at the Thuringian Innovation Center for Mobility Thuringian IC manufacturer. (ThIMo) belonging to Ilmenau University of Technology. The fact that seven out of the ten examples of expertise come from companies based outside Thuringia is an in- dication of the overwhelming significance these compa- nies have in the development of the Thuringian automotive supplier industry. However, the associated structural effects are certainly am- bivalent: ›› On the one hand this means that procurement, development, planning and controlling functions are located at the respec- tive headquarters of these companies outside the region, which have comparatively more demanding job profiles and also offer better remuneration. This disparity in job profiles in the automotive supplier industry is reflected in the statis- tics collected by the Federal Employment Agency, in that Thuringia has a below average proportion of “expert/special- ist” job profiles (19 percent compared with an average of 32 percent nationwide), and an above average proportion of System zur automatischen optischen Inspektion mit flexiblen Integrations- “assistant” job profiles (24 percent compared with 18 percent). möglichkeiten der Göpel electronic GmbH, Jena. ›› On the other hand, the presence of these companies brings System for automatic optical inspection with flexible integration options, with it a host of advantages, because it enables Thuringian from Göpel electronic GmbH, Jena. locations to become integrated in companies with appro- priate technological expertise, to attain a global market presence and access to the requisite resources. This are key influential factors for the sustainability of companies. Therefore the Thuringian automotive supplier industry does not live in a world of its own, but rather develops further in the “slipstream” of the German automotive industry, provided the location quality can be maintained or improved upon. Methodology and data base for the “in-depth analysis” In order to evaluate the effects of the product-oriented changes on the automotive supplier industry in Thuringia, company- derived data and information are absolutely vital, as prod- uct areas and fields of technology can only be depicted at this Herstellung von Achsfedern beim Weltmarktführer, der Mubea Fahrwerks- level. To depict the required link between product-related tech- federn GmbH, Werk Weißensee. nological trends and company data (known as “matching”), Manufacture of axle springs at the world market leader, Mubea Fahrwerks- we have undertaken a classification of almost 40 product federn GmbH, Weissensee plant. 11
Das Fraunhofer IOF in Jena konzipiert und realisiert optische 3 D-Mess- systeme für vielfältige Einsatzgebiete, von der Qualitätssicherung in der Automobilindustrie bis zur Medizin. Ergebnisse der Bestandsaufnahme/Tiefenanalyse The Fraunhofer Institute for Applied Optics and Precision Engineering (IOF) in Jena designs and realizes optical 3-D measuring systems for a wide range of applications, from quality assurance in the automotive indus- Die erläuterte Methodik der Zuordnung von unternehmensbe- try to medical technology. zogenen Daten zu ca. 40 Produkt- und Technologiefeldern führt in allen vier Produktbereichen zu einem differenzierten Bild, das Exterieur, Interieur und Elektrik/Elektronik eine Ausdifferen- Stärken und Schwächen des Thüringer Branchenprofils zeigt. zierung nach knapp 40 Produkt- und Technologiemerkma- len vorgenommen. Diesen Produkt- und Technologiemerkma- Produktbereich Karosse/Exterieur len wurden im Fortgang Unternehmensdaten zugeordnet, so Die Entwicklung im Produktbereich Karosse/Exterieur wird dass je Produktbereich Verteilungsmuster/Cluster identifi- in herausragendem Umfang durch den Technologietrend ziert werden konnten, deren Ausprägung mit der Anzahl der „Leichtbau“ bestimmt, mit dem Ziel, den Werkstoffeinsatz zu Beschäftigten je Unternehmen, Produktbereich und Trendka- mindern bzw. leichtere Materialien einzusetzen. tegorie gewichtet wurden. Dem Produktbereich Karosse/Exterieur sind in unserem Die von uns vorgenommene Unternehmensauswahl geht mit Unternehmenssample für die Thüringer Automobilzulie 172 Unternehmen und knapp 40.000 Beschäftigten weit ferindustrie 57 Unternehmen mit einer durchschnittli- über die 57 Zulieferunternehmen hinaus, die in der amtlichen chen Betriebsgröße von 145 Beschäftigten und einer Statistik als Automobilzulieferer „im engeren Sinne“ erfasst Gesamtbeschäftigung von 8.263 Beschäftigten zugeord- sind. Die aus einer Unternehmensbefragung, externen Re- net. cherchen und Expertengesprächen in Unternehmen gewon- Im Gesamtergebnis der Clusteranalyse ergibt sich ein Profil des nene Datenbasis erfüllt alle wesentlichen Anforderungen nach Produktbereichs Karosse/Exterieur, das im Werkstoff-Portfo- Repräsentativität: lio (einschließlich der dazu gehörenden Fertigungskompeten- ›› KMU-Anteil ca. 70 Prozent (120 von 172 Unternehmen, zen) bei hochfesten Stählen, Aluminium und Polymeren nach Anzahl Beschäftigte nur 29 Prozent) zukunftsfähig aufgestellt ist. Lediglich bei den Faserverbund- ›› Betriebsgröße 238 Beschäftigte (statist. Durchschnitt 215) werkstoffen wäre ein weiterer Auf- und Ausbau wünschens- ›› Unternehmen mit Hauptsitz außerhalb Thüringens ca. wert. Handlungsbedarf gibt es beim Multi-Material-Mix als 60 Prozent (nach Beschäftigten 75 Prozent) wichtigem Zukunftstrend im Automobilbau. Diese Material- und ›› dominante Position des Produktbereichs Antrieb/Fahr- Verarbeitungskompetenz ist noch deutlich zu gering ausge- werk (nahezu 50 Prozent der Gesamtbeschäftigung) prägt. Diesem Trend können sich perspektivisch auch lokale ›› Datenaktualität weit überwiegend 2017 Unternehmen mittlerer Betriebsgröße nicht verschließen. Damit ist eine belastbare empirische Grundlage entstanden, Die Modulkompetenz ist in der Thüringer Automobilzuliefer- die es bislang in keiner anderen Studie zur Automobilzuliefer- industrie ebenfalls ein noch wenig erschlossenes Feld, das industrie in Thüringen gegeben hat. allerdings besondere Anforderungen mit sich bringt. 12
and technology features within the four relevant product seg- Findings of the survey/in-depth analysis ments comprising drive system/chassis, auto body/exteriors, interiors, and electric/electronic. During this process, these The methodology described for the assignment of company- product and technology features were assigned to company related data covering approx. 40 product and technology fields data, so that in each product segment distribution patterns/ resulted in a differentiated picture in all four product segments, clusters could be identified, whose manifestation was weight- which depicts the strengths and weaknesses of the sector pro- ed by the number of employees per company, product seg- file in Thuringia. ment and trend category. With 172 companies and almost 40,000 employees, our se- Auto body/exteriors product segment lection of companies goes way beyond the 57 suppliers who Development in the auto body/exteriors product segment is are defined in official statistics as automotive suppliers “in the overwhelmingly determined by the “lightweight construc- strictest sense”. The data base deriving from a company sur- tion” technology trend, with the aim of reducing the use of vey, external research and expert interviews in the companies materials or employing lighter materials. meets all the requirements for representativeness: In our company sample for the Thuringian automo- ›› Proportion of SMEs approx. 70 percent (120 out of 172 tive industry, 57 companies with an average size of 145 companies, based on number of employees only 29 percent) employees and a total of 8,263 employees are assigned to ›› Company size 238 employees (statistical average 215) the auto body/exteriors product segment. ›› Companies based outside Thuringia approx. 60 percent In the overall findings, the cluster analysis depicts a profile of (based on employees 75 percent) the auto body/exteriors product segment that is sustainable in ›› Dominant position of the drive system/chassis product the materials portfolio (including the associated production segment (almost 50 percent of total employment) expertise) for high-tensile steels, aluminum and polymers. ›› Data currency vast majority 2017 Only the fiber composite materials would benefit from develop- This has created a robust empirical basis which has never ment and expansion. There is need for action in the area of been achieved before in any other study of the automotive sup- multi-material mix as an important future trend in car manu- plier industry in Thuringia. facture. This material and processing expertise is still far too Clusteranalyse Produktbereich Karosse/Exterieur Cluster analysis for auto body/exteriors product segment 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 CFRP/GFRP Faserverbund CFK/GFK Fiber composite and Polymere Polymers Aluminium Magnesium Magnesium Aluminum Stahl klassisch Classic steel Stahl hochfest High-tensile steel Naturfaser Natural fibers Multimaterialmix Multimaterial mix Modullieferant Module supplier Stahl Stahl Alu- Magne- Faserverbund Poly- Natur- Multi- Multi- klassisch hochfest minium sium CFK/GFK mere faser materialmix materialmix Classic steel High-tensile Aluminum Magnesium Fiber composite Polymers Natural Multi- Multi- steel and CFRP/GFRP fibers material mix material mix Beschäftigte 2611 1053 2114 0 282 1788 5 500 410 Employees Unternehmen 32 12 22 0 7 31 1 9 8 Companies 13
Produktbereich Antrieb/Fahrwerk Auch wenn der einsetzende Trend zur Elektromobilität nicht Die Entwicklung im Produktbereich Antrieb/Fahrwerk wird in kurz- und mittelfristig zu einer Substitution bei Verbrennungs- herausragendem Umfang durch den Technologietrend „Elek- motoren und damit verbundener Komponenten führen wird, tromobilität“ bestimmt, mit dem Ziel, durch neue Antriebs- muss dennoch zeitnah damit begonnen werden, sich auf die technologien Emissionen zu reduzieren. zunehmende Elektrifizierung der Antriebe vorzubereiten. Dem Produktbereich Antrieb/Fahrwerk sind in unserem Unternehmenssample für die Thüringer Automobilzulie- Produktbereich Interieur ferindustrie 82 Unternehmen mit einer durchschnittlichen Die Entwicklung im Produktbereich Interieur wird durch mehre- Betriebsgröße von 233 Beschäftigten und einer Gesamt- re Technologietrends beeinflusst. beschäftigung von 19.076 Beschäftigten zugeordnet. Dem Produktbereich Interieur sind in unserem Unterneh- Im Gesamtergebnis der Clusteranalyse ergibt sich ein Profil menssample für die Thüringer Automobilzulieferindustrie des Produktbereichs Antrieb/Fahrwerk, das bei heutigen An- 69 Unternehmen mit einer weit unterdurchschnittlichen triebstechnologien qualitativ gut und ausgewogen aufgestellt Betriebsgröße von nur 90 Beschäftigten und einer Ge- ist. Dies gilt für die Herstellung hochwertiger Verbrennungsmo- samtbeschäftigung von 6.221 Beschäftigten zugeordnet. toren, vielfältiger Getriebe- und Antriebskomponenten sowie Im Gesamtergebnis der Clusteranalyse ergibt sich ein Profil Abgas-, Thermo- und Filtersystemen. Lediglich die vorhande- des Produktbereichs Interieur, das gut ausgeprägte Produkt- ne Leichtbau-Kompetenz (insbesondere im Bereich Alumini- und Fertigungskompetenzen im Spritzguss und bei der um) könnte für ein breiteres Produktangebot noch ausgebaut Verarbeitung von Polymeren ausweist. Dies ist auch eine werden. Handlungsbedarf besteht hinsichtlich der bereits be- gute Basis für die Zukunft, da Kunststoffe im Interieur dominie- gonnenen Ablösung von mechanischen durch elektromecha- render Werkstoff sind und auch künftig bleiben. Darauf aufbau- nische Fahrwerkskomponenten, die im Produktsortiment ende und perspektivisch an Bedeutung gewinnende Kompe- Thüringer Zulieferer noch zu wenig präsent ist. Wünschens- tenzen z. B. zur Hybridbauweise oder zur Modulkompetenz wert wäre zudem, dass sich im Zuge dieser Verbindung von sind nur in sehr geringem Umfang meist bei einigen kleineren Mechanik und Elektronik die vorhandenen Lieferantenbeispie- innovativen Unternehmen vorhanden. le einer Modulfertigung weiter erhöhen könnten. Auch die Diversifikation des Werkstoff-Portfolios ist nur Clusteranalyse Produktbereich Antrieb/Fahrwerk Cluster Analysis for drive system/chassis product segment 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 Verbrennungsmoto- ren + Komponenten Combustion engines + components Abgas/Klima/Turbo/Filter conditioning/turbos/ filters konvent. Fahrwerk-Komp. + Lenkungssysteme Convent. chassis com- ponents + steering systems components Elektromotoren Electric motors Batterietechnologie Battery technology Gießereien Castings Getriebetechnologie/ Antriebsstrang technology/powertrain Leichtbau-Komponenten Transmission Exhaust systems/air Lightweight construction Verbrennungs- Getriebe- Abgas/ konvent. Fahrwerk-Leichtbau- Elektromotoren Batterie- Gießereien motoren + technologie/ Klima/Turbo/Komponenten +KomponentenElectric motors technologie KomponentenAntriebsstrang Filter LenkungssystemeLightweight Battery Combustion engines Transmission + Exhaust systems/ Conventional construction technology chassis componentscomponents components technology/ air conditioning/ + powertrain turbos/filterssteering systems Beschäftigte 3613 3083 4041 5920 965 350 90 1014 Employees Unternehmen 22 27 24 54 19 4 2 11 Companies 14
scarce. In terms of perspective, even local mid-sized compa- components, which are still too rare in the Thuringian sup- nies cannot ignore this trend. pliers’ product range. It would also be beneficial if the existing Module expertise is likewise a little-developed field in the sample of suppliers could expand module production further Thuringian automotive industry, however, which is accompa- in the scope of this interconnection of mechanics and electronics. nied by special challenges. Even if the growing trend towards electric mobility will not lead to the substitution of combustion engines and associated com- Drive system/chassis product segment ponents in the short and mid-term, preparations must never- Development in the drive system/chassis product segment is theless swiftly be commenced for the increasing electrifica- overwhelmingly determined by the “electric mobility” tech- tion of drive systems. nology trend, with the aim of reducing emissions with new drive technologies. Interiors product segment In our company sample for the Thuringian automotive in- Development in the interiors product segment is influenced by dustry, 82 companies with an average size of 233 employ- several technological trends. ees and a total of 19,076 employees are assigned to the In our company sample for the Thuringian automotive in- drive system/chassis product segment. dustry, 69 companies with a well below average size of just In the overall findings, the cluster analysis depicts a profile of 90 employees and a total of 6,221 employees are assigned the drive system/chassis product segment which reflects good to the interiors product segment. quality and balanced alignment with current drive technolo- In the overall findings, the cluster analysis depicts a profile of gies. This applies to the manufacture of high quality combus- the interiors product segment which reflects well-developed tion engines, versatile transmission and drive components, product and manufacturing expertise in injection molding together with exhaust, thermo and filter systems. Only the and the processing of polymers. This is a good basis for existing lightweight construction expertise (especially in the the future, as plastics are the dominant material in interiors, area of aluminum) could be expanded further for a wider range and will remain so. Expertise which builds on this and which is of products. There is a need for action regarding the current gaining significance in terms of perspective e.g. in hybrid con- replacement of mechanical with electromechanical chassis struction or module expertise only exists at low level, mostly Clusteranalyse Produktbereich Interieur Cluster analysis for interiors product segment 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 (Stahl, Holz, Leder usw. (steel, wood, leather etc.) Sitzsysteme Seat systems technische Textilien Technical textiles Faserverbund Fiber composites Leichtmetalle Lightweight metals Verkleidungen/ Abdeckungen Claddings/covers Dämmungen/Teppiche/ Dichtungen Insulation/carpets/seals neue Funktions- elemente elements Polymer Polymers Mittelkonsole/ Cockpit Center console/ cockpit konvent. Werkstoffe Convent. materials New functional konvent. Polymer technische Faser- Leicht- Verklei- Dämmungen/Mittelkonsole/ Sitzsysteme neue Werkstoffe Polymers Textilien verbund metalle dungen/ Teppiche/ Cockpit Seat systems Funktions- (Stahl, Holz, Technical Fiber Lightweight abdeckungen DichtungenCenter console/ elemente Leder usw. textiles composites metals Claddings Insulation/ cockpit New functional Conventional materials and covers carpets/seals elements (steel, wood, leather etc.) Beschäftigte 1683 3284 560 366 328 3228 872 1168 853 100 Employees Unternehmen 44 51 15 15 15 49 16 23 16 5 Companies 15
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