Wer bin ich, und wenn ja, warum? - Hans Christian Jurceka
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T H E R A P I E P R A X I S Hans Christian Jurceka Wer bin ich, und wenn ja, warum? Die Generation Y in der psycho- therapeutischen Praxis EINLEITUNG: WARUM EIN ARTIKEL Ich bin nun seit über zwei Jahren als Psychotherapeut ÜBER DIE GENERATION Y? (anfangs in Ausbildung unter Supervision) in eigener Praxis tätig und habe dabei viel mit Klient*innen zu A ls Generation Y oder auch Millennials tun, die man als Millennials bezeichnen könnte. In der wird die Altersgruppe der zwischen 1980 Arbeit mit diesen Menschen habe ich viele wertvolle und 2000 geborenen Menschen bezeich- Erfahrungen gesammelt und hoffentlich hilfreiche net. Diese Generation ist in der öffentli- therapeutische Prozesse gestalten können. Dabei habe chen Diskussion seit Jahren stark präsent ich bei aller Individualität persönlicher Lebensge- und so gibt es auch eine Menge an medialen Beiträgen schichten auch manche Gemeinsamkeiten feststellen und Literatur zu den aktuell 20- bis 40-Jährigen. können, die im Kontext einer Psychotherapie als hilf- Aus den unterschiedlichsten Perspektiven, wie bei- reiche Leitlinien dienen könnten. spielsweise der Verhaltenspsychologie oder der Perso- Somit ist mein Gedanke, dass auch durch die Zusam- nalführung, erklären uns diverse Autor*innen die Be- menfassung und Verkürzung einiger meiner Erfahrun- sonderheiten dieser Alterskohorte und, daraus abge- gen ein Erkenntnisgewinn und Diskussionsbeitrag leitet, Ideen über den ‚richtigen Umgang‘ mit dieser entstehen kann. Als solcher möge der vorliegende Ar- Generation. Die Fülle von Material, die sich dazu vor tikel verstanden werden. Dabei möchte ich auch im- allem online findet, bestätigt auch schon das erste Kli- mer bewusst eine Gegenposition im systemisch-konst- schee über die Generation Y: Ihre offensichtliche Ein- ruktivistischen Sinne mitdenken, denn „es könnte im- zigartigkeit und besondere Unterschiedlichkeit, die ei- mer auch ganz anders sein“. nen individuellen Zugang zu dieser speziellen Gruppe Die Altersgruppe der (jungen) Erwachsenen zwischen notwendig erscheinen lässt. 20 und 40 Jahren weist einerseits beträchtliche Unter- Und dabei muss natürlich – gerade in einem systemi- schiede auf, was ihre Position im Familienlebenszyk- schen therapeutischen Kontext – vor Verallgemeine- lus sowie individuellen Werthaltungen und Lebens- rungen gewarnt werden: Jeder Mensch und jedes Welt- konzepte betrifft. Dennoch soll andererseits die Frage bild sind einzigartig und jede Zusammenfassung von erlaubt sein, ob und wie sich einige der Charakteristi- Charakteristika ist somit eine Verkürzung, die per se ka, die der Generation Y zugeschrieben werden, in der vieles auslassen wird. psychotherapeutischen Arbeit zeigen und wie diese Was also ist die Idee bzw. Motivation hinter diesem hilfreich utilisiert werden könnten. Zielsetzung ist so- Beitrag? mit, den Blick auf die Generation Y zu schärfen und zu 12 S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0
überprüfen, wo einerseits übergeordnete Bilder und kann man zum Beispiel bei der Namensgebung begin- Konzepte über Millennials nützlich sein können und nen: wo andererseits Verallgemeinerungen einem hilfrei- Millennials ist zunächst eine simple deskriptive Refe- chen Arbeiten vielleicht im Wege stehen. renz auf die Zeit, in der diese Menschen geboren wur- den und aufgewachsen sind, nämlich vor der Jahrtau- UM WEN SOLL ES HIER GEHEN? sendwende. Wenn man sich einige Jahre zurückerin- EINE ANNÄHERUNG AN DIE GENERATION Y nert, dann fällt auf, dass der Zeitenwende rund um das Jahr 2000 in der öffentlichen Diskussion eine große Die Ausprägung von Unterschieden zwischen einzel- Bedeutung zugeschrieben wurde. Zum einen gab es nen Generationen bzw. Alterskohorten, die sich psy- IT-Spezialist*innen und Technologieskeptiker*innen, chologisch und soziologisch feststellen lassen, ist die sich vor einem Zusammenbruch von technischen durch eine Vielzahl von Effekten begründet. Zu diesen Systemen aufgrund eines Y2K-Bugs fürchteten. Auch zählen: in esoterischen Zirkeln schien der Wechsel vom Jahr ■ Soziale, gesellschaftliche und politische Rahmen- 1999 auf das Jahr 2000 mit einer – je nach Lesart – be- bedingungen, in denen die untersuchte Generation deutsamen oder auch dunklen Vorahnung erfüllt zu aufwächst. sein. ■ Eine Auseinandersetzung mit und eine Abgren- Heute wissen wir, dass es aufgrund des Millenniums zung von der Vorgängergeneration. zu keinen größeren Katastrophen gekommen ist und ■ Die Zusammenfassung von Charakteristika von dennoch scheint das Konzept eines Zeitenwandels Hunderttausenden oder gar Millionen Individuen, eine Bedeutung zu besitzen. Wir stellen also fest: Die die Gemeinsamkeiten sichtbar macht, dabei aber Millennials sind die letzten Menschen, die noch in immer auch statistisch verkürzt. den 1900er-Jahren geboren wurden. ■ Besonderes Augenmerk gebührt in diesem Zusam- Generation Y ist die andere übliche Bezeichnung für menhang den prägenden Jahren zwischen 11 bis 15 diese Alterskohorte. Der Name stammt zunächst aus Jahren, in denen Menschen den Übergang von der der Logik der Generationenfolge: Nach ihren Vorgän- Kindheit zum Erwachsenwerden vollziehen. In die- gern, der Generation X, folgen alphabetisch die Ys. Bei sen Jahren entwickeln sich persönliche Eigenschaf- der Erforschung typischer Charakteristika wurde die ten und Werthaltungen. Mitglieder einer Generati- Namensgebung dann mit einer zweiten Bedeutung er- on teilen dadurch ein kollektives Erleben innerhalb füllt: Lautmalerisch wird der Buchstabe Y im Engli- bestimmter gesellschaftlicher-sozialer-politischer schen wie das Wort why ausgesprochen und dies Rahmenbedingungen. scheint gut zu einer Generation zu passen, die sich die Die einfachste Art sich der Generation Y zu nähern, ist Frage nach dem Why, dem Warum, in vielen Lebensla- jene der Namensgebung. In der Literatur wird die Al- gen stellt. Auf dieser Lesart beruht auch die paradoxe terskohorte als „Generation Y“ bezeichnet, weil sie auf Frage im Titel dieses Beitrags, die natürlich eine Ab- die zuvor definierte Generation X gefolgt ist. Die zweite wandlung des bekannten Buchtitels von Richard Da- verbreitete Bezeichnung „Millennials“ bezieht sich auf vid Precht „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ dar- die Tatsache, dass diese Menschen noch vor dem neu- stellt (vgl. Precht, 2007). en Millennium geboren wurden. Mit diesen beiden Die beiden Bezeichnungen Millennials und Generati- Charakteristika stellen wir somit fest, dass es um die on Y werden in der Folge abwechselnd und synonym Geburtenjahrgänge 1980 bis 1999 geht. Manchmal wird verwendet. dieser Zeitraum auch von 1980 bis 1995 defi- niert, doch für diesen Artikel sollen die AUSGEWÄHLTES UND WEGGELASSE- Jahrgänge 1980 bis 1999 betrachtet werden, NES: DIE CHARAKTERISIERUNG VON da mir diese Generationseinteilung stimmi- MERKMALEN – EIN SYSTEMISCH- ger erscheint. Die betroffenen Menschen KONSTRUKTIVISTISCHER HINWEIS sind somit zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes (2020) zwischen 21 und 40 In den folgenden Abschnitten geht es um Jahre alt (vgl. Mangelsdorf, 2015, S. 13–14). charakteristische Eigenschaften, Haltungen und Verhaltensausprägungen, die der Gene- WHAT’S IN A NAME? EINE MAG. HANS CHRIS- ration Y zugeschrieben werden. Aus Grün- TIAN JURCEKA ist ANNÄHERUNG AN BENENNUNGEN Psychotherapeut (SF) den der Lesbarkeit beschreibe ich diese als und Coach in eigener deskriptive, phänomenologische Zuschrei- Will man sich einer Beschreibung der Gene- Praxis in Wien. bungen in der Gegenwart. Da dies der Kom- ration Y bzw. der Millennials annähern, so Kontakt: www.wie- plexität von individuellen Lebensentwürfen nercoaching.at S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0 13
H A N S C H R I S T I A N J U R C E K A natürlich nicht gerecht werden kann, möchte ich zu zur Reflexion und eine Lust an der Beschäftigung mit Beginn Folgendes vorausschicken: Wir betrachten Zu- der persönlichen Weiterentwicklung. Eigene Lebens- sammenfassungen, statistische Auffälligkeiten und entwürfe werden gerne kritisch hinterfragt und verän- Auslassungen, die in Summe ein Bild einer Generation dert. zeichnen. Dieses beruht zum Teil auf soziologischen Studien, zum Teil auf medialen Diskussionen oder – EINFLÜSSE DER ERZIEHUNG auch auf Selbstbeschreibungen von Millennials. Nicht Die Eltern der Millennials haben in ihrer eigenen zuletzt fließen auch meine persönlichen Erfahrungen Kindheit oftmals abwesende Eltern erlebt. Sie haben mit ein. In jedem Fall haben wir es mit individuellen dadurch sowohl Aufmerksamkeit als auch Zeit ver- Perspektiven und Bedeutungs-Zuschreibungen zu tun. misst. Bei den eigenen Kindern sollte dies anders wer- An dieser Stelle sei noch eine kulturelle Einschrän- den und so wurden Millennials oft mit sehr viel Auf- kung erwähnt, die den Beobachter-Bias auch prägt: merksamkeit bedacht. In vielen Medien wurde in den Die Studien und Diskussionsbeiträge, die sich im letzten Jahren das Phänomen der Helikoptereltern be- deutsch- und englischsprachigen Raum finden, bezie- sprochen: Die eigenen Kinder werden als Erfolgspro- hen sich in den meisten Fällen auf Untersuchungen jekt betrachtet und benötigen umfassenden Schutz aus ebendiesen Kulturkreisen, d.h. sie sind geprägt und intensive Förderung. Einerseits, um sie vor einer von einer nordamerikanischen oder westeuropäischen Umwelt zu bewahren, die voller Gefahren steckt, ande- Perspektive. Meine daran angeschlossene praktische rerseits, um sie fit für den Überlebens- und Karriere- Erfahrung bezieht sich in den überwiegenden Fällen kampf in einer volatilen Zukunft zu machen. auf österreichische Klient*innen aus meiner Praxis in So finden sich Erziehungskonzepte, in denen Genera- Wien. tion Y-Kids helikoptergleich umschwärmt, betreut und Aus den genannten Gründen möchte ich vorweg noch- gefördert wurden. Teilweise wurden sie auch von klein mals diesen Hinweis geben: Die folgenden Beschrei- auf wie Erwachsene auf Augenhöhe in den familiären bungen sind immer im systemisch-konstruktivisti- Diskurs einbezogen. Als Folge wird Millennials oft schen Sinne zu verstehen. Das heißt, sie stammen von nachgesagt, dass sie ein überhöhtes Konzept ihrer Ein- Beobachter*innen, die in ihre Beobachtungen immer zigartigkeit sowie einen unerschütterlichen Glauben auch ihre eigenen Haltungen und Verhaltensweisen an vielfältige optimistische Zukunftsmöglichkeiten mit einbringen. Dabei ist jede Beobachtung grundsätz- entwickelten. Wenn beides auf dem weiteren Lebens- lich eine Einschränkung: Dort, wo zugeschrieben und weg auf den Prüfstand gestellt wird, kann dies ein ho- ausgewählt wird, wird immer auch weggelassen. So- hes Maß an Verunsicherung und Frustration hervorru- mit möchte ich diesen Artikel mit systemischer Ambi- fen. Psychodynamische Ansätze würden hier feststel- valenz und einem kritischen Beobachter-Abstand ver- len, dass offenbar eine narzisstische Störung entstan- standen wissen: Es könnten sich darin nützliche und den ist. Auch wenn ich als Systemiker dies nicht so sinnstiftende Informationen befinden – es könnte je- ausdrücken würde, so kann es doch sinnvoll sein, das doch im Einzelfall immer auch ganz anders sein! in solchen Situationen vorhandene Potenzial für tiefe Kränkungen mitzudenken (vgl. Miller, 1979, S. 20; RELEVANTE BESCHREIBENDE MERKMALE Mangelsdorf, 2015, S. 27–28). DER GENERATION Y – FOKUS AUF FEEDBACK – DIE FRAGE NACH DEM WARUM Wie erwähnt, genossen viele Millennials eine partner- Wie erwähnt, stellen Millennials die Frage nach dem schaftliche Erziehung auf Augenhöhe, in der ein er- Warum besonders laut und klar. Sie sind es gewohnt, wachsener Diskurs und permanente Feedbackschlei- die Welt erklärt zu bekommen – egal ob im familiären fen eine wichtige Rolle spielten. Durch einen intensi- Bereich oder durch eine immer unüberschaubarer ven kommunikativen Austausch in der Familie erleb- werdende Zahl an Meinungsführer*innen in (sozia- ten sie eine starke Wirksamkeit mit viel Mitbestim- len) Medien. Dazu gehört auch, Dinge verstehen zu mung im Familienleben. Ebenso wurden dadurch die wollen und kritisch zu hinterfragen. Nicht alles wird Diskursfähigkeit und die Orientierung auf Feedback gleich akzeptiert, wenn sich die tiefere Bedeutung und Außenwirkung geschult. In Familie und Peer nicht erschließt oder wenn neue Informationen nicht Group wird diese Erfahrung oftmals weiterhin erfüllt, in bisherige Zusammenhänge passen. Dies gilt sowohl nicht jedoch in anderen sozialen Kontexten. Vor allem für Meinungen und Haltungen wie auch für Verhal- die Arbeitswelt ist hier als eine Umgebung zu nennen, tensweisen: Es muss einen Sinn ergeben, sonst lohnt in der Ansprüche an Feedbackkultur und Mitbestim- sich die Beschäftigung damit nicht. In vielen Fällen mung nicht immer eingelöst werden – auch wenn es zeigen Millennials auch eine ausgeprägte Fähigkeit hier in den letzten Jahren zu einem Umdenken in vie- 14 S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0
len Organisationen kommt (vgl. Mangelsdorf, 2015, S. habe, wirklich gut genug?“ Oder wie Millenials es sa- 53-54). gen würden: „Fear of Missing Out“, d. h. die Angst, et- was (Besseres) zu versäumen. – SCHNELLLEBIGKEIT UND HOHE ERWARTUNGEN Diese Frage kann Stress und große (Selbst-)Zweifel in In der Zeit, in der die Generation Y geprägt wurde, hat allen Lebensbereichen verursachen, die sich in Refle- sich der technologische Fortschritt enorm beschleu- xionen wie diesen aus meiner therapeutischen Praxis nigt. Vor allem Entwicklungen im Bereich der Digitali- äußern: sierung haben das Alltagsleben stark verändert. Dies – Habe ich den richtigen Job oder kann ich noch er- hat auf der einen Seite zu einer extrem raschen Verfüg- folgreicher werden? barkeit von Informationen, Waren und Dienstleistun- – Sollte ich bei der Arbeit noch mehr Spaß haben / gen geführt. Eine Lieferkultur ist entstanden, die noch mehr Sinn erleben? höchste Ansprüche erzeugte: Wenn Amazon Prime das – Ist meine Partner*in attraktiv genug oder kann ich bestellte Paket einmal nicht gleich am nächsten Tag eine*n bessere*n finden – das Angebot auf Tinder liefert oder bei der Mjam-Essensbestellung die sieht doch recht verlockend aus? Asia-Noodles in der Packung verrutschen, reagieren – Mache ich genug Sport oder sind mir die Influen- Millennials schnell mit negativen Bewertungen im In- cer auf Instagram schon wieder voraus? ternet oder erbosten Anrufen beim Customer Service. – Bin ich noch ein guter Mensch, wenn ich mich Auf der anderen Seite hat diese Schnelllebigkeit auch nicht vegan ernähre wie der Rest meiner Peer zu der (unterschwelligen) Verpflichtung geführt, Group? selbst immer rasch reagieren zu müssen. Egal ob es (vgl. Rosa, 2017, S. 10–11; Heinzlmaier und Ikrath, sich um die Antwort auf ein berufliches E-Mail oder 2013, S. 76–77). einen WhatsApp-Chat unter Freunden handelt: Die Idee, immer online zu sein und Kommunikation – WETTBEWERB IN ARBEITSWELT UND PRIVATLEBEN schnellstmöglich erledigen zu müssen, erzeugt bei Ein geflügeltes Wort aus der Werbung war einst: „Der Millennials viel Stress. Dieser wirkt sich nicht nur im Vergleich macht Sie sicher!“ Im Fall der Millennials beruflichen Kontext, sondern auch privat aus. In dem gilt oft das Gegenteil: Der Vergleich im permanenten Maß, in dem Informationen schneller verfügbar wer- Wettbewerb macht sehr unsicher. Die typische Vertre- den und man dadurch „Zeit spart“, steigt der eigene An- spruch, diese Zeit bestmöglich nutzen zu müssen und immer Wenn alles möglich ist, dann steigt der weiter zu optimieren. Gleich- zeitig wird es durch die Viel- Druck, dass auch immer das Bestmögliche zahl an Möglichkeiten quasi verwirklicht werden muss. Ein permanenter unmöglich, in einem einzigen Leben alles, was sinnerfüllend Optimierungszwang, der sich in der Frage oder auch nur interessant widerspiegelt: „Ist das, was ich gerade ver- wäre, jemals auszuschöpfen. Durch das zwangsläufige wirklicht habe, wirklich gut genug?“ Scheitern an diesem Anspruch richtet sich der Fokus auf einen schnellen Wechsel ter*in der Generation Y ist jeden Tag auf den sozialen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Der Geist Medien mit unzähligen perfekt in Szene gesetzten schafft es immer weniger, im Hier und Jetzt präsent zu Traumkörpern (junger) Influencer konfrontiert, die sein. als digitale Nomaden um die Welt reisen und dabei Die Belastung, die hier entstehen kann, wird durch ei- scheinbar mühelos Geld verdienen, schöne Menschen nen paradoxen Widerspruch weiter verstärkt: Es ist kennenlernen und Cocktails schlürfen. zwar scheinbar alles jederzeit und überall verfügbar, Gleichzeitig ist das Tempo in der Arbeitswelt in den doch durch die volatile Umgebung ist es äußerst unsi- letzten Jahren weiter gestiegen. Der Wettbewerb ist so- cher, dass ich auch wirklich das bekomme, was ich mir mit nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch im erträume – sei es beruflich oder privat. Zudem, wenn Bereich Karriere hart geworden. Und der Arbeitsmarkt alles möglich ist, dann steigt der Druck, dass auch im- wird härter. Millennials reagieren ambivalent auf die- mer das Bestmögliche verwirklicht werden muss. Ein sen Belastungsfaktor: Einerseits sind sie bereit, Leis- permanenter Optimierungszwang, der sich in der Fra- tung zu erbringen, andererseits ist der Erfolg um jeden ge widerspiegelt: „Ist das, was ich gerade verwirklicht Preis nicht mehr attraktiv. Sinn und Selbstverwirkli- S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0 15
H A N S C H R I S T I A N J U R C E K A chung werden deutlich höher bewertet als in den Ge- von Kindesbeinen an mit digitalen Technologien und nerationen zuvor. Nur wenn eine tiefere Bedeutung in dem Internet vertraut geworden. Dadurch haben sich einer Tätigkeit erkennbar ist, will die Generation Y im viele ihrer Interaktionen in die virtuelle Welt verla- Job die extra Meile gehen. Denn sie hat auch erfahren, gert. Gleichzeitig treffen sie die Unterscheidung zwi- dass überdurchschnittlicher Einsatz gerade im beruf- schen äußerer Welt und Online-Umgebungen weniger lichen Kontext nicht immer belohnt wird. So optimie- strikt als ältere Zeitgenossen. Es geht nicht um ein ren Millennials ihre persönliche Work-Life-Balance Entweder-Oder, sondern das Virtuelle ist eine selbst- bewusster als die vorigen Generationen, was aber nicht verständliche Erweiterung der physischen Realität, in heißt, dass es keinen Einsatz bis zum Burnout mehr der sich Millennials mit Leichtigkeit bewegen. Immer online zu sein und das Smart- phone als Überlebenswerkzeug in allen Lebenslagen zu benut- Während es in ihrer Elterngeneration zen, ist eine Selbstverständlich- noch üblich war, viele Jahre bei einem keit. Millennials geben an, dass sie Unternehmen tätig zu sein, ist die Arbeits- eher auf Sex, Alkohol und welt nun von deutlich höherer Fluktuation Fleisch als auf ihr Smartphone verzichten würden und checken geprägt. Häufige Jobwechsel sind für die ihr Handy 50 bis 80 Mal pro Tag. Generation Y selbstverständlich und von Bei aller Nützlichkeit bietet die- ser Umgang mit Technologie na- langfristiger Planung haben sich viele türlich auch neue Herausforde- Millennials verabschiedet. rungen: Cybermobbing ist zum Beispiel ein Thema, das bekann- te soziale Probleme verschärft gibt. Gerade im wachsenden Segment der Start-Up-Un- hat. Virtuelle Welten und digitale Tools weisen ein ge- ternehmer finden sich viele Selbstständige, die beim wisses Suchtpotential auf. Auch der soziale Druck, Arbeitseinsatz langfristig über ihre Grenzen hinausge- permanent mit Technologie interagieren zu müssen, hen – mit negativen Folgen für die physische und psy- kann Belastungen hervorrufen. Phänomene wie digi- chische Gesundheit. tale Desinformationskampagnen, Fake News und ein- Dass die Zukunft insgesamt volatiler wird, bekommen geschränkte Informationsblasen sind über die Gene- die Millennials ebenso im Arbeitsleben zu spüren: ration Y im Mainstream unserer Gesellschaft ange- Während es in ihrer Elterngeneration noch üblich war, kommen (vgl. Kobza, Chang, Schwabl, 2018, S. 39–40, viele Jahre bei einem Unternehmen tätig zu sein, ist 51). die Arbeitswelt nun von deutlich höherer Fluktuation geprägt. Häufige Jobwechsel sind für die Generation Y – SELBSTVERWIRKLICHUNG selbstverständlich und von langfristiger Planung ha- Einige der folgenden Punkte wurden bereits angespro- ben sich viele Millennials verabschiedet. Flexibilität chen, sollen aber hier nochmals vertieft werden, weil lautet die Devise und diese wird durchaus optimis- dieses Thema für die Generation Y besonders wichtig tisch und freudvoll gelebt. Frühere Generationen mö- zu sein scheint. Millennials sind in vielen Fällen von gen sich noch Sorgen über Lücken oder Brüche im Le- einem Wunsch nach Verstehen und Sinnstiftung ange- benslauf gemacht haben, für die Generation Y ist es trieben, der sich durch alle Lebensbereiche zieht. Dazu durchaus üblich, zwischen Anstellung und Selbststän- gehört die Idee, sich selbst in seinem Sein und Tun zu digkeit hin und her zu wechseln, dazwischen auf eine verwirklichen, seine persönliche Vorstellung von sechsmonatige Weltreise zu gehen oder das Berufsfeld Glück zu realisieren und durch fortwährende Weiter- mehrmals im Leben zu wechseln. Die sozialen Fakto- entwicklung seine Möglichkeiten maximal auszu- ren einer Tätigkeit und die Möglichkeit zur Sinnstif- schöpfen. Dies äußert sich durch eine große Offenheit tung sind wichtiger geworden als langfristige Stabili- gegenüber Weiterbildungs- und Selbstreflexionsange- tät oder steile Karriereversprechen (vgl. Heinzlmaier boten. Egal ob Coaching und Seminare im beruflichen und Ikrath, 2013, S. 67–70; Kobza, Chang, Schwabl, Kontext oder Selbsterfahrung, Psychotherapie und 2018, S. 32-33; Huber und Rauch, 2013, S. 22). verwandte Angebote im privaten Umfeld – persönliche Entwicklung steht hoch im Kurs. Manchmal kann die- – UMGANG MIT TECHNOLOGIE se jedoch auch zu Desorientierung oder Stressbelas- Die Generation Y ist als erste Generation überhaupt tung führen. Wenn die Idee, zur besten Version seiner 16 S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0
Selbst zu werden, starken Leistungsdruck erzeugt, zu haben sind, stellt sich die Frage nach dem Wie und führt der Weiterentwicklungsimpuls im Extremfall in Warum einer festen Beziehung. So zeigt es sich, dass ein Burnout. Millennials schielen auf Mitglieder ihrer romantische Beziehungen zunehmend wie ökonomi- sozialen Referenzgruppen (die heutzutage durch die sche Austauschprozesse wahrgenommen und bewertet Digitalisierung weltweite Communities umfassen), werden (vgl. Heinzlmaier und Ikrath, 2013, S. 44–45). vergleichen sich mit anderen und erleben oft Gefühle „Fear of Missing Out“ ist ein Begriff für das Gefühl der von Konkurrenz oder Unzulänglichkeit (vgl. Heinzlm- Millennials, immer auf der Suche nach dem Nächst- aier und Ikrath, 2013, S. 78–80). besseren zu sein, weil man Angst hat, etwas zu versäu- Ebenso kann der hohe persönliche Anspruch beim men. Das wirkt sich auch auf Partnerschaften aus: Die- Streben nach Glück eine Belastung darstellen, frei se werden häufig schnell angebahnt, aber bei Kompli- nach John Stuart Mill: „Frage dich selbst, ob du glück- kationen auch schnell wieder losgelassen. Das führt lich bist, und du hörst auf, es zu sein“ (vgl. Watt Smith, bei Betroffenen zu Unsicherheit und Frustration. 2017, S. 136–137). Durch den permanenten Wettbewerb auf Social Media entsteht oft das Gefühl, dass es andere besser machen – FLEXIBILITÄT UND FREIHEIT als man selbst und dass die nächste noch attraktivere Diese beiden Grundwerte stehen bei Millennials hoch Partner*in nur einen Click entfernt ist. Als Folge die- im Kurs und machen einen wichtigen Teil ihres Selbst- ser Wettbewerbssituation zeigt sich zum Beispiel, dass verständnisses aus. „Leben und leben lassen“ als Ideo- Störungen der Sexualität häufiger als früher und bei logie der zuvor angesprochenen Selbstverwirklichung immer jüngeren Menschen auftreten. ist das Motto. Dazu gehört in vielen Fällen die Äch- tung jeder Form von Diskriminierung. – SOZIALE GRUNDWERTE Auch in wirtschaftlicher Hinsicht spielen Flexibilität Neben der beschriebenen Oberflächlichkeit in der vir- und Freiheit eine große Rolle. Statussymbole voriger tuellen Welt und bei manchen Beziehungen gibt es in Generationen, wie zum Beispiel ein eigenes Auto zu der Generation Y aber auch den starken Wunsch nach besitzen, wurden abgelöst von der Idee der Sharing tiefgehendem sozialen Austausch. Die Stabilität und Economy. Das Konzept, Güter flexibel und smart zu das Vertrauen, welche Millennials oft in der Her- nutzen, hat eigenen Besitz als attraktive Idee in vielen kunftsfamilie erfahren haben, wollen sie auch in Bereichen abgelöst. In einer Welt, die zunehmend un- Freundschaften verwirklichen. Dabei sind Verantwor- sicher ist und sich immer rascher verändert, ist das tung füreinander und Integrität wichtige Kriterien. In Festhalten an etablierten Sichtweisen oder auch physi- dem Maß, in dem die Welt und ihre Zukunftsaussich- schen Gegenständen unpraktisch und nicht mehr op- ten unsicherer werden, suchen junge Menschen ver- portun. stärkt Halt in ihrer Peer Group und bauen dort stabile Gleichzeitig stellt sich bei großer Freiheit und Flexibi- soziale Netzwerke auf. Diese dienen oft auch als Fami- lität für viele junge Menschen die Frage nach etablier- lien- oder Partnerschafts-Ersatz, während man noch ten Grundwerten, an denen man sich festhalten kann. auf der Suche nach der oder dem Richtigen ist (vgl. Wenn alles frei und flexibel ist, kann dies natürlich Huber und Rauch, 2013, S. 15, 18). auch große Unsicherheit hervorrufen. Einerseits fallen die Orientierung und auch die Auswahl schwer, wenn AUSWIRKUNGEN AUF DIE zu viele Optionen offen stehen, andererseits stellt sich PSYCHOTHERAPEUTISCHE PRAXIS die Frage nach der langfristigen Gültigkeit und Stabili- tät von Werten (vgl. Williams, 2018; Heinzlmaier und Zusammenfassend kann man sagen, dass gewisse Di- Ikrath, 2013, S. 16; Huber und Rauch, 2013, S. 15). chotomien das Erleben der Generation Y prägen. Diese Gegensatzpaare finden sich wohl in vielen Lebensge- – DATING, SEXUALITÄT UND BEZIEHUNGEN schichten, scheinen aber bei jungen Erwachsenen die- Der allgemeine Trend zur Selbstoptimierung wirkt ser Generation besonders stark ausgeprägt zu sein: sich auch auf Beziehungen aus. Millennials sehen sich ■ Nähe vs. Distanz beim Dating und bei der Anbahnung von partner- ■ Sicherheit vs. Volatilität schaftlichen Beziehungen oft unter Druck gesetzt. ■ Chancen vs. Desorientierung durch viele Optionen Eine schier endlose Auswahl an potenziellen Part- ■ Wunsch nach Flexibilität und Freiheit vs. Bedürfnis ner*innen und Dating-Apps wie Tinder, die schnell, nach Eindeutigkeit und festen Wertestrukturen unverbindlich und nach den Regeln eines einfachen Ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit zeigt auch Austausches funktionieren, haben Liebesbeziehungen Auswirkungen bei psychischen Leidenszuständen. In verkompliziert. Wenn sexuelle Kontakte in einer über- den USA wurde der Begriff der „Millennial Anxiety“ sexualisierten Gesellschaft rasch und unkompliziert geprägt, denn es zeigte sich bei Untersuchungen unter S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0 17
H A N S C H R I S T I A N J U R C E K A amerikanischen Student*innen, dass Angststörungen grundlegenden Lebensthemen und Fragen dar, denen gemeinsam mit depressiven Episoden die meistge- sich die Klient*innen in meiner Praxis häufig konfron- stellten klinischen Diagnosen sind. Im Unterschied zu tiert sehen. Diese zeigen sich bei einzelnen Generatio- einer Generation davor, wo Depressionen noch deut- nen meist sehr unterschiedlich. lich häufiger als Ängste aufgetreten sind. In diesem Zusammenfassend zeigt sich aus meiner Erfahrung, Zusammenhang weisen einige Autor*innen auch dar- dass Angehörige der älteren Generationen oft an der auf hin, dass die „Millennial Anxiety“ auf Einsamkeit Vergangenheit leiden, das heißt, an Lebensthemen, die und Entfremdung wie auch auf einem Gefühl der Des- zu einem früheren Zeitpunkt entstanden sind: Etwas orientierung durch zu viel Auswahl beruhen kann Ungünstiges ist passiert oder etwas Günstiges ist nicht (vgl. Watt Smith, 2017, S. 34, 40-41; Scheffler et al., passiert. Das Leiden der Generation Y stammt hinge- 2018). gen zum überwiegenden Ausmaß aus Quellen, die in Im therapeutischen Kontakt zeigt sich, dass Mitglieder der Zukunft liegen. Das können oft Lebensbereiche der Generation Y besonders therapieaffin sind. Sie sein, die (noch) unsicher sind und/oder Themen, die kommen häufig ohne konkretes Anliegen, dafür je- Angst machen. doch mit einer generellen Unzufriedenheit und großer In der Literatur ist oft von „Nachreifung“ die Rede, das Veränderungsbereitschaft. Was kann dies nun für die heißt, dass bei jungen Erwachsenen ein Bedarf be- psychotherapeutische Arbeit mit Klient*innen dieser steht, nach der Pubertät und dem Eintritt ins Erwach- Generation bedeuten? senenleben gewisse Themen und Ressourcen noch weiter zu entwickeln. Ich mag diesen Begriff nicht be- EINE HYPOTHESE: DER AKTUELLE GENERATION sonders, weil er die Idee von einem Defizit mittrans- GAP IN DER THERAPEUTISCHEN PRAXIS portiert. Gleichzeitig erlebe ich aber bei vielen jungen Menschen doch den Wunsch, an diesem Punkt in ih- Auf Basis der erwähnten Erkenntnisse über die Gene- rem Leben wichtige Fragestellungen genauer zu be- ration Y und meiner persönlichen Erfahrungen aus leuchten. Dabei besteht die Vorstellung, danach er- mehreren hundert Therapiesitzungen mit jungen Kli- leichtert und gerüstet für die nächsten Entwicklungs- ent*innen möchte ich eine Hypothese zur Diskussion schritte zu sein. stellen. Natürlich gilt auch hier wieder, dass jedes Er- Die Unterschiedlichkeit der Themen aus der sich der leben und somit auch jedes Geworden-Sein von Men- Generation Gap ergibt, ist zu einem gewissen Grad na- schen gänzlich individuell ist und jede Zusammenfas- türlich auch durch das durchschnittliche Alter der sung immer nur eine Möglichkeit darstellt, die auch beiden Gruppen begründet. Wenn man von einer vieles – bewusst und unbewusst – auslässt. durchschnittlichen Lebenserwartung ausgeht, haben In meiner persönlichen Praxis hat sich gezeigt, dass es Millennials einen kleineren Teil ihrer Lebenszeit einen grundlegenden Generationsunterschied zwi- schon gelebt und einen größeren noch vor sich. Somit schen Millennials und älteren Generationen gibt, der ist es nachvollziehbar, dass sie sich mehr auf das kon- zu einer hilfreichen Unterscheidung beitragen kann. zentrieren, was noch vor ihnen liegt. Klient*innen aus Ich möchte diesen als Generation Gap bezeichnen und der Generation X und darüber haben im Durchschnitt in der Tabelle unten verdeutlichen. Sie stellt die mehr als die Hälfte ihres Lebens schon gelebt und der Generation Gap – Grundlegende Lebensthemen und Fragen, die sich in meiner Praxis häufig unterschiedlich bei Millennials vs. älteren Generationen zeigen MILLENNIALS ÄLTERE GENERATIONEN ■ Weite und Endlosigkeit ■ Vergänglichkeit und Endlichkeit ■ Freiheit und Sinnfrage ■ Engstellen von früher schränken ein ■ Zu viele Optionen machen Angst ■ Zu wenige Optionen machen depressiv ■ Was soll ich tun? ■ Was ist geschehen? ■ Worauf darf ich hoffen? ■ Was hat gefehlt? ■ Welche Versprechen wurden noch nicht eingelöst? ■ Was kam zu kurz? ■ Was könnte mir entgehen? ■ Was wurde verletzt? ■ Was habe ich versäumt? > Leiden an der Zukunft > Leiden an der Vergangenheit 18 S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0
noch zu lebende Teil wird statistisch gesehen immer FALLVIGNETTE 1: ANGELIKA kleiner. Da mag es nachvollziehbar sein, dass es eine Die Klientin ist 24 Jahre alt und absolviert ein Studium größere Anzahl an Themen in der Vergangenheit gibt, im künstlerischen Bereich. Sie hat als Künstlerin ei- die schwer wiegen und somit in der Therapie bearbei- nen sehr erfolgreichen Instagram-Auftritt und jobbt tet werden. nebenbei als Model. Der kreative Ausdruck ist ihr sehr Ich möchte den ausgeprägten Generation Gap dennoch wichtig, gleichzeitig ist sie unsicher, wie sie in diesem als Arbeitshypothese hier vorschlagen, weil ich – auch Bereich weitermachen will. Der Erfolg, den sie bisher aufgrund der zuvor erwähnten Erkenntnisse aus Lite- hatte, erscheint ihr schal und bedeutungslos. ratur und Medien – der Meinung bin, dass Millennials Sie beschriebt gute Beziehungen zu ihren Eltern und in einem größeren Ausmaß „an der Zukunft leiden“. einen großen Freundeskreis, mit dem sie viel unter- Dies auch im Vergleich zu dem „Zukunftsleid“, das die Generationen, die vor ih- nen kamen, in ihrer eige- Diese unsichere Perspektive betrifft in der nen Jugend erlebt haben. Die zunehmende Volatilität Generation Y Menschen, die meist mit gro- von Zukunftsaussichten ßen Erwartungen und einer engen familiären (die derzeitigen Effekte der COVID-19-Pandemie sind Fürsorge aufgewachsen sind. Gerade weil hier das aktuellste Beispiel dieser Altersgruppe alle Wahlmöglichkeiten in einer langen Reihe) be- lastet Millennials ganz be- offenstehen, leidet sie oftmals durch die sonders. Denn diese unsi- Vielzahl ebendieser Optionen unter Gefühlen chere Perspektive betrifft in der Generation Y Men- von Desorientierung und Angst. schen, die meist mit gro- ßen Erwartungen und einer engen familiären Fürsorge nimmt. Seit ca. 2 Jahren ist sie in einer On-Off-Bezie- aufgewachsen sind. Gerade weil dieser Altersgruppe hung mit einem Studienfreund, die als angenehm, alle Wahlmöglichkeiten offenstehen, leidet sie oftmals aber nicht sehr tiefgehend geschildert wird. durch die Vielzahl ebendieser Optionen unter Gefüh- Die Klientin leidet in den letzten Monaten unter len von Desorientierung und Angst. Schlaflosigkeit, Gedankenkreisen und einer diffusen Zukunftsangst. Sie ist sich nicht klar, wie es privat FALLVIGNETTEN AUS DER und mit dem Studium bzw. ihrer künstlerischen Tätig- THERAPEUTISCHEN PRAXIS keit weitergehen soll und das macht sie sehr unsicher und traurig. Das positive äußere Feedback, das sie von Ich möchte zum Abschluss meine zuvor entwickelte vielen Menschen zu ihrem scheinbar perfekten Leben Hypothese mit drei kommentierten Fallbeispielen aus bekommt, bedeutet ihr nichts mehr und verstärkt nur der eigenen therapeutischen Praxis illustrieren. Diese den Leidensdruck ihrer eigenen Gefühle von Sinnlo- sollen als Diskussionsgrundlage dienen und zeigen, sigkeit und Desorientierung. was aus meiner Sicht hilfreich gewesen sein könnte Sie möchte für sich Klarheit erreichen, wie es in ihrem und welche Erkenntnisse sich daraus für die psycho- beruflichen und privaten Leben weitergehen soll und therapeutische Arbeit mit jungen Erwachsenen ziehen dabei wieder zu mehr Lebensfreude und Motivation lassen. finden. Alle Beispiele wurden anonymisiert bzw. wurden ein- In den ersten Therapiestunden arbeiten wir vor allem zelne nicht fallrelevante Details verändert, um die Ver- an der Unterschiedsbildung bezogen auf konkrete all- schwiegenheit und Anonymität sicherzustellen. Ich tägliche Situationen, in denen die Klientin belastende erwähne hier bewusst keine klinischen Diagnosen, Gefühle und Gedanken erlebt. Es zeigt sich, dass diese weil mir der systemisch-konstruktivistische Zugang viel mit sozialem Druck zu tun haben. Die wahrge- wichtig ist. Es geht mir um Erlebnisinhalte und Verän- nommenen Erwartungen ihrer Umwelt verstärken ihre derungswünsche in Bezug auf Denken, Fühlen und eigenen perfektionistischen Anteile. Die Angst, bezüg- Verhalten und deren Entwicklung im psychotherapeu- lich ihrer Zukunft eine falsche Entscheidung zu tref- tischen Prozess im Gegensatz zu einer präzisen wis- fen, verstellt den Blick auf vorhandene Ressourcen senschaftlichen Einordnung im Kontext von Diagno- und lähmt ihre Entscheidungskraft. Über die Arbeit se-Etiketten. mit inneren Anteilen kann die Klientin zu der bisher S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0 19
H A N S C H R I S T I A N J U R C E K A dominierenden Idee von Perfektionismus andere An- Bindung nicht erfüllen können. Die enge Bindung und teile dazustellen: Ihre kreative Seite, die gerne neue die liebevolle Verbundenheit, die sie in ihrer Her- Möglichkeiten erforscht sowie den sozialen Anteil, kunftsfamilie immer erlebt hat, scheint ihr zuneh- der im Austausch mit anderen Menschen auf neue mend als ein Ideal, das sie in Paarbeziehungen nicht Ideen kommt und sich gerne mehr zeigen möchte. erreichen kann. Die Klientin nutzt bereitwillig den Vorschlag, ihre kre- Dadurch leidet sie unter starken Selbstzweifeln und ative Seite in den Therapieprozess einzubringen und einer großen Traurigkeit, begleitet von der Angst, dass schreibt zwischen den Sitzungen viel über ihre Erleb- Sie nicht mehr den Mann fürs Leben finden wird und nisse. Diese Notizen verdichten wir dann zu einer al- sich dadurch ihr Wunsch nach einer eigenen Familie ternativen Erzählung ihres Lebens. Sie fokussiert dar- nicht erfüllen kann. Sie fühlt sich immer mehr mut- auf, ihrer eigenen Intuition zu vertrauen, im Unter- und antriebslos und in sozialen Situationen zuneh- schied zu Rückmeldungen aus ihrem Umfeld, die bis- mend unsicher sowie von Selbstzweifeln geplagt. Ihre her viele Entscheidungen im Leben der Klientin be- Herkunftsfamilie gibt ihr viel Rückhalt, doch außer- stimmt haben. Zusammen mit der Stärkung der bisher halb dieser engen sozialen Bezüge erlebt sie sich als wenig kompetent und zieht sich immer weiter zurück. Die- se Dynamik beschreibt sie als Es stellt sich im Leben eine Herausforde- Teufelskreis: Dadurch, dass sie rung, welche die derzeitigen Kräfte und immer weniger unternimmt, wird sie auch immer unsiche- Lösungsmöglichkeiten übersteigt. Diese rer. Belastungssituation ist meist mit einer Wir beginnen mit einem vor- sichtigen Verhandlungsprozess gewissen Desorientierung und Gefühlen darüber, wozu die Therapie die- von Angst, was die Perspektive für die nen kann. Das vordergründige Ziel „einen guten Partner zu Zukunft betrifft, verbunden. Symptoma- finden“ kann vom Therapeuten tisch zeigen sich Anzeichen einer depres- nicht wörtlich angenommen werden. Die Klientin formuliert siven Verstimmung oder Angststörung. daraufhin den Wunsch, sich selbst besser kennenzulernen weniger genutzten Anteile erreicht die Klientin damit und sich in sozialen Situationen weiterzuentwickeln, eine neue Perspektive: Ihre bisherige Lebenserzäh- um tiefere Beziehungen mit Menschen eingehen zu lung, die sie „Die perfekte Prinzessin“ nennt, wird zu können. Daneben scheint auch die Balance zwischen einem neuen Narrativ, nämlich „Meine Abenteuerrei- Beruf und Privatleben wichtig zu sein. se“. Dieser andere Blick auf ihren Lebensweg ermög- Zu Beginn der Therapie explorieren wir das System licht einen besseren Zugang zu vielen Ressourcen und Herkunftsfamilie genauer: Es zeigt sich, dass die Kli- einen konstruktiven Umgang mit der Unsicherheit, entin die Familie als einen starken Rückhalt erlebt, der die in der Zukunft liegt. Am Ende eines offenbar hilf- auch mit vielen Verpflichtungen verbunden ist. Als reichen Therapieprozesses sieht sich die Klientin in jüngste von drei Geschwistern, die alle bereits ausge- einer guten Balance zwischen ihren weiterhin hohen zogen sind und ihr eigenes Leben führen, fühlt sie Ansprüchen und einer neuen Lust am Ausprobieren sich dafür verantwortlich, die Familie zusammenzu- unterschiedlicher Erfahrungen. halten. Konkret bedeutet dies, dass sie Zusammen- künfte organisiert und ihren Eltern und den beiden äl- FALLVIGNETTE 2: SABINE teren Schwestern bei Sorgen mit Rat und Tat zur Seite Die Klientin ist 28 Jahre alt und arbeitet als Managerin steht. Bei der Exploration dieser Zusammenhänge mit in einem großen Konzern. Sie beschreibt sich selbst dem Familienbrett entwickelt die Klientin eine neue als besonders karriereorientiert und nimmt ihren Job Perspektive: Das vertraute System beginnt nun, allzu sehr ernst, was auch einiges an Stress verursacht. Sie eng zu wirken und sie nimmt sich vor, sich in Zukunft ist seit ca. 5 Jahren Single und findet einfach nicht mehr abzugrenzen, Zuständigkeiten für andere abzu- den richtigen Mann, obwohl sie sehr aktiv sucht. geben und verstärkt auf ihre Autonomie zu achten. Durch ihren Freundeskreis und Online-Kontakte erge- Dies führt in der Folge zu Konflikten: Da die Klientin ben sich regelmäßig kurze Affären, die aber ihr Be- gewohnte Aufgaben nicht übernimmt, fühlen sich vor dürfnis nach Sicherheit, Beziehung und langfristiger allem ihre Schwestern mit manchen Herausforderun- 20 S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0
gen allein gelassen und auch die Eltern sehen bisheri- überrascht wie sie. Durch die zirkuläre Reflexion die- ge Erwartungen an die Tochter nicht mehr erfüllt. Wir ses Unterschiedes gewinnt die Klientin neue Perspek- arbeiten in dieser Phase viel mit dem Gefühl der Am- tiven und formuliert für sich ein neues Ziel: Wie kann bivalenz. Einerseits spürt die Klientin eine Entlastung eine erwachsene Beziehung zu ihren Eltern aussehen, und die neu gewonnene Autonomie macht Lust auf in der wieder eine wertschätzende Kommunikation mehr, andererseits hat sie ein schlechtes Gewissen, möglich wird, aber bei der sie zunehmend auf eine er- weil sie ihre bisherige Rolle in der Familie nicht mehr wachsene Abgrenzung zu ihnen achtet? wie gewohnt ausfüllen will. In diesem Prozess arbeiten wir viel mit zirkulären Fra- Soziale Kontakte außerhalb der Familie intensivieren gen und Perspektivwechseln sowie Rollenübungen. sich in dieser Phase und dies hilft der Klientin, eine Diese helfen der Klientin, einen ganzheitlicheren Blick gute Balance zwischen den Familienkontakten und Er- auf die neue Familienkonstellation zu gewinnen und fahrungen im Freundeskreis und mit neuen Bekannt- ihre Rolle als erwachsene Tochter für sich zu definie- schaften zu finden. Sie beendet die Therapie nach 8 ren. Sitzungen mit dem persönlichen Resümee, dass sie In der Abschlussphase der Therapie geht es vor allem sich nun befreit fühlt, neue Wege zu gehen und wieder um den gelingenden kommunikativen Austausch: Die Vertrauen in eine lebenswerte, aufregende Zukunft ge- Klientin hat bewusst weniger Kontakt zu ihren Eltern wonnen hat. als vor der Trennung und beschreibt diesen als zuneh- mend gut passend. Wir besprechen viele der aktuellen FALLVIGNETTE 3: ASTRID familiären Gesprächs- und Konflikt-Situationen und Die Klientin ist 33 Jahre alt und lebt mit ihrem Partner arbeiten dabei mit dem Modell der Gewaltfreien Kom- in Wien. Die Partnerschaft wird als sehr harmonisch munikation nach Rosenberg, welches die Klientin als beschrieben. Sie arbeitet als Projektleiterin in einem sehr hilfreich empfindet. Sie nimmt sich zum Ab- Technikunternehmen, ist erfolgreich und mag ihren schluss der Therapie vor, die bisherige Balance von Job. Ihre Herkunftsfamilie lebt im Burgenland, wo sie Nähe und Distanz in der Beziehung zu ihrer Her- auch aufgewachsen ist. Die Eltern haben sich vor kur- kunftsfamilie weiterhin gut zu pflegen und dabei auf zem überraschend getrennt und leben beide bereits ihr Wohlbefinden zu achten. bei neuen Partnern. Durch die Trennung ist es in der Familie zu starken Konflikten gekommen. CONCLUSIO Die Klientin fühlt sich durch die überraschende Tren- nung ihrer Eltern, zu der es aus ihrer Sicht keine be- In meiner Arbeit mit Mitgliedern der Generation Y, die friedigende Erklärung gibt, überrumpelt. Es kommt hier beispielhaft durch drei Fallvignetten illustriert dadurch zu ständigen Konflikten und vertauschten wird, zeigen sich viele individuelle Effekte. Gleichzei- Rollen, da sie die Eltern in ihrem Verhalten sehr re- tig gibt es jedoch Gemeinsamkeiten, die mir bedeut- gressiv erlebt. Sie möchte die neuen Partner ihrer El- sam scheinen. tern nicht kennenlernen und dadurch hat sich das Die Ausgangssituation der Psychotherapie ist oft ge- vormals enge und harmonische Familienleben in ein prägt durch die starke Zukunftsorientierung dieser permanentes Konfliktfeld verwandelt. Sie ist darüber Gruppe von Klient*innen: Es stellt sich im Leben eine sehr traurig und verwirrt und klagt über Schlaflosig- Herausforderung, welche die derzeitigen Kräfte und keit und generelle Unzufriedenheit. Dies beginnt auch Lösungsmöglichkeiten übersteigt. Diese Belastungssi- die bisher sehr schöne Beziehung zu ihrem Partner zu tuation ist meist mit einer gewissen Desorientierung beeinträchtigen. Ziel der Klientin ist es, diese aktuell und Gefühlen von Angst, was die Perspektive für die sehr belastende Situation für sich gut zu verarbeiten Zukunft betrifft, verbunden. Symptomatisch zeigen und wieder eine bessere Kommunikation mit ihren El- sich Anzeichen einer depressiven Verstimmung oder tern im Kontext der neuen Patchwork-Familie herzu- Angststörung. Klient*innen stellen sich oft die Frage stellen. „Wie soll es nur weitergehen?“ und bringen damit ihre Um das Familiensystem, das sich ja in den letzten Mo- aktuellen Gefühle von Hilflosigkeit oder Verzweiflung naten radikal verändert hat, besser kennenzulernen, auf den Punkt. arbeiten wir zu Beginn intensiv mit dem Familien- Der von mir zuvor beschriebene Generation Gap zeigt brett. Es zeigt sich, dass bis vor wenigen Monaten eine sich somit vor allem beim Einstieg in die Therapie. Für sehr enge Beziehung zwischen der Klientin und ihren die Fragen und Nöte, mit denen Klient*innen zu mir Eltern sowie den beiden älteren Geschwistern bestan- in die Praxis kommen, scheint es einen bedeutsamen den hat (regelmäßige Besuche, viele Telefonate). Die Unterschied zwischen „Leiden an der Vergangenheit“ Geschwister zeigen aktuell mehr Verständnis für die auf der einen Seite und „Leiden an der Zukunft“ auf Trennung als die Klientin und waren auch nicht so der anderen Seite zu geben. 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H A N S C H R I S T I A N J U R C E K A Im therapeutischen Prozess ist der Unterschied zwi- neration-z-babyboomer-unterschiede-chancen/#Hauptmerkma- schen den Generationen dann weniger bedeutsam, le_der_Generation_Z (abgerufen am 06.07.2020). Miller, Alice. Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach wobei es bei der Generation Y doch einige Merkmale dem wahren Selbst. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1979. gibt, die auffallen. Es zeigt sich oft eine große Flexibi- Precht, Richard David. Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? lität der Millennials und eine Vertrautheit mit einer München: Wilhelm Goldmann, 2007. systemischen Denkweise: Klient*innen sind gerne be- Rosa, Hartmut. Beschleunigung: Die Veränderung der Zeitstruktu- reit, familiäre und andere soziale Einflüsse zu be- ren in der Moderne. Berlin: Suhrkamp, 2017. Scheffler, Richard et al. The Anxious Generation: Causes and leuchten. Sie lassen sich bereitwillig auf die Reise zwi- Consequences of Anxiety Disorder Among Young Americans. schen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein, Berkeley: Berkeley Institute for the Future of Young Americans, wenn es darum geht, die eigene Geschichte zu erfor- 2018. schen, zu verstehen und neu zu schreiben. Bei vielen Scholz, Christian. Generation Z. Wie sie tickt, was sie verändert Millennials öffnen sich schnell neue Perspektiven und und warum sie uns alle ansteckt. Weinheim: Wiley, 2014. Watt Smith, Tiffany. Das Buch der Gefühle. München: dtv, 2017. Vergangenes wird ebenso wie Zukünftiges für die Ar- Williams, Robert. Forrester: Millennials boost growth of sharing beit in der Gegenwart bedeutsam. economy, 2018, unter: www.mobilemarketer.com/news/ Wesentlich scheint mir auch die Bereitschaft von Mil- forrester-millennials-boost-growth-of-sharing-economy/515851/ lennials, sich den Lebensfragen im Hier und Jetzt zu (abgerufen am 30.06.2020). stellen. Ich habe viele Klient*innen aus der Generation Y kennengelernt, die mutig und entschlossen auf ihre seelische Not blicken und sich auf die therapeutische Reise einlassen. Diese Menschen kommen häufig mit einem grundlegenden Vorwissen über Psychologie, Psychotherapie oder lebensgeschichtliche Entwick- lungstheorien. Dazu kommt eine große Lust an der Re- flexion und eine gewisse Erfahrung in der Beschäfti- gung mit der eigenen Persönlichkeit und Lebensge- schichte. Beides hilft oft bei einem schnellen Einstieg in den therapeutischen Prozess. Gleichzeitig kann bei- des jedoch auch hinderlich sein, wenn ein allzu star- ker Leistungs- oder Optimierungsgedanke in die The- rapie eingebracht wird. In diesem Spannungsfeld sehe ich den Schwerpunkt meiner Arbeit vor allem mit jungen Erwachsenen. Es scheint mir wichtig, auf die Balance zwischen einer fokussierten und manchmal auch schnellen Lösungs- orientierung und einer konstruktivistischen Langsam- keit zu achten. Erstere ist hilfreich, um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Letztere schafft durch be- wusstes Nicht-Wissen genügend Zeit und Raum für Reflexion und neue Wirklichkeitskonstruktionen. LITERATUR Heinzlmaier, Bernhard und Ikrath, Philipp. Generation Ego. Die Werte der Jugend im 21. Jahrhundert. Wien: Promedia, 2013. Huber, Thomas und Rauch, Christian. Generation Y. Das Selbstver- ständnis der Manager von morgen. Düsseldorf: Signium Inter- national, 2013. Kobza, Rudi. Chang, Kaitlyn. Schwabl, Thomas. Austrian Millennial Report 2018. Wien: Kobza and the Hungry Eyes & Marketagent, 2018. Mangelsdorf, Martina. 30 Minuten Generation Y. Offenbach: Gabal, 2015. Mihovilovic, Julia und Knebel, Kassandra. Generation Y, Generation X, Generation Z – Unterschiede & Chancen, 2017, unter: www.berlinerteam.de/magazin/generation-y-generation-x-ge- 22 S Y S T E M I S C H E N O T I Z E N 0 3 / 2 0
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