"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
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Ausgabe 275 2/21 „Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!“ Oskar Kokoschka Gemeindebrief der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef, Böbingen/Rems
Inhalt Impressum SPIRALE ist die Pfarrfamilien zeitung der katholischen Grußwort 3 Kirchengemeinde St. Josef in Aus der Gemeinde Böbingen. Sie erscheint vier Mal jährlich und wird kostenlos Vertraut den neuen Wegen! 6 an alle Familien der Kirchenge- Was macht eigentlich... Pfarrer Hans Drescher? 7 meinde ausgeteilt Aktionen zum Jahresthema 2021 8 Auflage 1.450 Exemplare Gedanken zum Wettersegen 11 Jede und jeder ist eingeladen, Gedanken zur Kräuterweihe 12 mit Berichten und anderen Gottesdienst unter „offenem Himmel“ 14 Beiträgen die SPIRALE mit zu gestalten. Abgabe von Beiträgen Der Jugendtag aus Untermarchtal kam zu uns! 15 im Pfarramt oder per E-Mail an Blumenteppichaktion 16 spirale@st-josef-boebingen.de Drive-In Kuchenverkauf statt Mini-Fest 17 Herausgeber Erstkommunion 18 Katholische Kirchengemeinde Ein neues Gesicht: Patrick Stähle 19 Böbingen, Kirchberg 9 Spirale zu Gast bei… Pater Joji Mathews CST 22 Redaktions-Team Joachim Brenner, Dr. Egon Dick, Beate Fauser, Annette Feix, Gott und die Welt Michael Hohler Kardinal Marx bietet Amtsverzicht an 25 Layout Vision von Kirche 30 Dr. Egon Dick „Tukolere Wamu“ in Böbingen 33 Titelgestaltung Marcus Mantel Kreuz und quer - Infos Druck Gemeindebriefdruckerei, Neues aus dem Kirchengemeinderat 34 Groß Oesingen Kinderkirche TO GO 35 Die nächste SPIRALE Ferienlager 2021 36 erscheint im Oktober 2021 Redaktionsschluss für Schwarzhorn-Zeltlager im Allgäu 36 SPIRALE 276: 10.09.2021 Lesetipp 37 Konten der Kirchengemeinde Termine 38 Raiba Rosenstein - IBAN: DE20 61361722 0075270005 KSK Ostalb - IBAN: DE64 61450050 0440068530 Stiftung St. Josef Umschlagmotive: KSK Ostalb - IBAN: „Gott segne die Felder, die Gärten und den Wald und DE43 61450050 1000450130 schenke euch die Früchte der Erde.“ Homepage d. Kirchengemeinde: (siehe auch Gedanken zum Wettersegen auf S. 11) www.st-josef-boebingen.de
Grußwort Liebe Gemeindemitglieder! Vor ziemlich genau 25 Jahren, am 06. Juli 1996 wurden in Ulm-Wiblingen in der großen, spätbarocken Martinsbasilika 19 Diakone zu Priestern geweiht. Unter jenen 19 Männern waren auch Hans Drescher aus Böbingen und ich. Gerne erinnere ich mich an einen besonderen Gottesdienst, auch an die gute halbe Stunde, während wir auf dem Steinboden knieten und rund 200 Priester der Generationen vor uns an uns vorbeizogen und jedem zum Gebet die Hände auflegten. Schon damals standen am Ausgang der Kirche Menschen, die uns mit einer Rose gratulierten, aber darauf hinwie- sen, dass es auch Frauen gegeben haben könnte, die dieselbe Berufung haben. Im Jahr 2015 wurden in der Basilika in Ellwangen fünf Männer unserer Diözese zu Priestern geweiht. Darunter war auch Peter Hohler aus Böbingen. Sein Aufwachsen in einer großen Familie hier in Böbingen, auch hier in der Kirchengemeinde mit Ministran- tendienst, Zeltlager und der Band „Donnersöhne“ ist der Wurzelboden dafür gewesen, dass er sich nach dem Abitur auf den Weg begeben hat, Priester zu werden. Zur Prä- gung durch den Glauben kommt bei ihm noch dazu, dass er ein „heller Kopf“ ist. Ich habe seine Zeit des Studiums dadurch mitbekommen, dass er mich und andere immer wieder an seiner Auseinandersetzung mit theologischen Themen teilhaben ließ. Und wenn ich eine theologische Frage hatte, konnte ich mich darauf verlassen, dass Peter mir eine differenzierte und ausgewogene Expertise geben würde. Nun hat er den Dienst in der Diözese, aber nicht die Kirche verlassen. Nach fünfein- halb Jahren Priesterseins, in denen er – wo immer er war – mit ganzem Herzen Got-
Grußwort Aus der Gemeinde tesdienste gefeiert, den Glauben verkündet und sich den Menschen zugewandt hat. Im Internet hat er seinen Abschied öffentlich gemacht und mit einer scharfen Kritik an den kirchlichen Umständen begründet. In der Remszeitung wurde diese Positionierung ohne seine direkte Zustimmung veröffentlicht und der festlichen Stimmung seiner Pri- miz vor sechs Jahren gegenübergestellt. Da hat wohl die Suche nach der Schlagzeile über den Anstand gesiegt. Auch für mich stellt sich immer wieder die Frage: Ist das, was ich als Priester heute tun kann, sinnvoll und richtig? Und ist die Kirche auch der richtige Ort für diesen Ein- satz? Auch während meines Studiums habe ich immer wieder erleben müssen, dass die Kirche sich für einen Weg entscheidet, den ich so nicht gewählt hätte. Doch die pastorale Prägung durch mein Elternhaus, durch die Heimatgemeinde und nicht zuletzt durch die Jugendarbeit der Schönstatt-Mannesjugend, die von Böbingen aus auch nach Aalen-Hofen ausgestrahlt hat, haben mich dazu gebracht, trotz so manchem, was nicht reinpasst, Priester zu werden und zu bleiben. Viele Veröffentlichungen von Prof. Hubert Wolf, der aus der Gemeinde Wört bei Ellwangen stammt und in Münster Kirchengeschichte lehrt, geben mir in der Sichtweise recht, dass die derzeitige Kirchenverfassung nicht gottgegeben ist, sondern sich aus der Geschichte seit der Französischen Revolution entwickelt hat. Es geht also nicht darum, die Kirche an sich, den Glauben an sich in Frage zu stellen. Es geht darum zu fragen, was sich ändern muss, damit wir wieder eine echte Zeitgenossenschaft haben, damit die Menschen von heute uns verstehen und nachvollziehen können, welche Po- sition wir zu den Fragen dieser Zeit einnehmen. Es geht nicht darum, zu allem „Ja“ und „Amen“ zu sagen, sondern für das Leben und das Heil der Menschen einzutreten. Peter Hohler hat aus dem, was er erlebt und erfahren hat, die Konsequenz gezo- gen, dass die Kirche keine berufliche Zukunft für ihn sein kann. Er würde so viele Posi- tionen mittragen und damit stärken, denen er seiner Überzeugung nach entgegentreten müsste. Das schmerzt viele aus der Gemeinde, das schmerzt auch mich. Dieser Schmerz resultiert sicher daraus, weil viele von uns die Kirche, wie wir sie in unserer Kindheit und Jugend hier vor Ort auch mit ihm erfahren haben, als einen wert-
Grußwort Aus der Gemeinde vollen Teil unserer Biographie ansehen können. Aber auf diese Verbundenheit legt sich mit so manchem, was wir gerade erfahren, dunkler Schatten der Enttäuschung. Mich schmerzt diese Entscheidung auch deswegen sehr, weil ich mit Peter Hohler freund- schaftlich verbunden bin, weil es in den vergangenen 25 Jahren meines Priesterseins schön war, zu sehen, was für ein nachdenklicher, aktiver und kreativer Jugendlicher zu einem wirklich kompetenten Theologen und Seelsorger heranwachsen konnte. Ich empfinde auch den Schmerz über die zerbrochenen Hoffnungen mit, den so eine le- bensverändernde Entscheidung mit sich bringen mag. Immer wieder in meiner Zeit als Priester, so stellt sich für mich auch jetzt die Frage, warum ich bleibe. Es braucht immer wieder die Überprüfung, dass die Kompromisse mit dem Unabänderlichen noch verantwortbar sind. Ich habe mich nie als so messer- scharf analysierende prophetische Stimme gesehen, wie ich sie aus den Äußerungen von Peter herausgehört habe und durchaus bewundere. Mein Lebensprojekt war im- mer Gemeindepastoral, es ging immer darum, vor Ort umzusetzen, was mein theologi- scher Grundsatz immer schon war: „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch.“ Wenn ich an solchen Basisvollzügen dran bin, fühle ich mich richtig am Platz. Wenn ich etwa Gottesdienste mit Menschen jeden Alters und in jeglicher Lebenssituation feiere, wenn ich Gespräche führe, wenn ich ehrenamtliche MitarbeiterInnen unterstüt- zen kann, dann sind das solche Situationen. Vermutlich lasse ich auch die eine oder andere kirchliche Richtlinie in der Schublade, weil sie nicht dem Leben dient. Auch auf dem Gebiet der Höllenpredigt und der strengen Konsequenz für alle, die aus der Reihe tanzen, fühle ich mich nicht kompetent. Wie sieht da ein Priesterjubiläum aus? Die vergangenen 25 Jahre als Priester sind fast die Hälfte meines Lebens. Da gibt es viel Grund zur Dankbarkeit Gott und meinen Mitmenschen gegenüber. Und es gibt auch jetzt nichts, was grundsätzlich zu bereuen wäre. Es waren viele Menschen, denen ich da am Weg stehen und hoffentlich auch zeitweise ein guter Begleiter sein durfte. Schmerzlich ist es oft gewesen, wenn diese Wege wieder auseinander führen, aber das ist das Wesen der Seelsorge. Ich glaube, für ein großes Jubelfest reicht es nicht, aber den Platz für einen Dankgottesdienst aus diesem Anlass werde ich sicher noch finden, auch dafür, einen Weg aus so mancher schwierigen Situation doch noch gefunden zu haben. Ich wünsche unserem Peter Hohler eine gesegnete Zukunft als kundiger Begleiter für Menschen, die ihn brauchen und in allem „Shalom“! Ich wünsche Ihnen allen einen erholsamen Sommer und freue mich, wenn wir auch im kommenden Schuljahr an den richtigen Stellen entweder die richtigen Kompromisse machen oder auch konsequente Wege gehen, als Kirchengemeinde, als Kirche vor Ort. Bernhard Weiß
Aus der Gemeinde Vertraut den neuen Wegen! Liebe Mitchristinnen und Mitchristen in letzten Jahren immer schwerer möglich Böbingen! und ich sehe leider auch in der Zukunft keinen Platz für mich in der Institution, Im vergangenen Herbst wurde bekannt, an dem ich nicht hauptsächlich für die dass ich den Dienst als Bischofssekretär Verwaltung von sterbenden Strukturen beende und zur Promotion freigestellt verheizt werde. Der Widerstand der kirch- würde. In Wirklichkeit verbirgt sich hinter lichen Hierarchie gegen jegliche Reform, meinem Weggang natürlich mehr: bereits das Ausbluten unserer Seelsorgerinnen im September letzten Jahres habe ich um und Seelsorger, die kaputte „Betriebs- Entlassung aus dem Klerikerstand („Lai- kultur“ und die Verweigerung, sich den sierung“) gebeten. Das eigentlichen Fragen der bedeutet praktisch, dass Menschen unserer Zeit zu ich nicht mehr als Priester stellen, haben mich die arbeite oder kirchlicher Hoffnung verlieren lassen, in Seelsorger bin, sehr wohl der Amtskirche noch etwas aber in der katholischen für das Reich Gottes tun zu Kirche bleibe. können. Zu viel bremst und Gründe für meinen stört und hindert eine echte Weggang habe ich viele. Mission, an der ich teilha- Auf facebook habe ich die- ben kann und möchte. Für se ausführlich dargelegt; mich endet damit ein – in in der Remszeitung wurde großen Teilen auch schöner das dann weitgehend zi- – Weg im kirchlichen Amt. tiert. Ich wollte nicht – wie Was für mich nicht endet, das am bequemsten wäre ist meine Berufung – ich bin – still und ohne Erklärung für diejenigen, gespannt, wo der Heilige Geist mich nun die mit mir verbunden sind, verschwinden. brauchen wird. Andererseits habe ich nicht die Absicht, Danke allen Böbingerinnen und Böbin- zum Kirchenkritiker oder Reformator zu gern, die mich im Gebet und in Gesprä- werden. chen unterstützt und begleitet haben und Es sind Gewissensgründe, die mir in die an vielen Stellen in der Gemeinde das den letzten Jahren immer klarer gemacht Evangelium leben! Mit Ihnen hat das haben, dass ich das, für was ich als ka- Christentum Zukunft in Europa – wenn tholischer Priester aktuell stehen müsste, auch anders, als wir erwarten. An vielen nicht länger vertreten kann. Sie haben kleinen Stellen beginnt schon Neues. mich kennen gelernt als fortschrittsoffenen Ebenso ist meine Berufung nicht vorbei. Menschen, dem an der lebensnahen Ver- Die führt mich hinaus – ins Weite. kündigung liegt. Für mich war das in den Peter Hohler
Aus der Gemeinde Was macht eigentlich... Pfarrer Hans Drescher? Der Anlass zu diesem Besuch ist die Hauptstraße, auf dem Dachboden wieder- 25 jährige Priesterweihe von Pfarrer Dre- endeckt haben und so wieder eine Station scher. Zumindest einige Böbinger erinnern bei der Familie Enßle und auf dem Kirch- sich noch an ihn und platz (Haus Krämer) seine Familie. Er ist aufstellen konnten. hier aufgewachsen, zur Gerne denke ich Schule gegangen, war auch an den großen Ministrant und einige Zusammenhalt und das Zeit im Kirchengemein- große Engagement derat. Er war gerne Vieler in der Kirchen- bereit unsere Fragen gemeinde St. Josef in zu beantworten. Böbingen zurück. Gerne denke ich Spirale: Lieber Hans, auch an die Zeltlager was waren die Statio- im Schwarzwald und im nen Deines Wirkens Allgäu zurück, an de- während den letzten 25 nen ich die Möglichkeit Jahre? hatte teilzunehmen. Pfr. Drescher: Nach Ein besonderes Er- der Priesterweihe am lebnis waren für mich 06.07.1996 folgten zwei die großen Wallfahrten, Jahre als Vikar in der die sich auch über die Kirchengemeinde Lieb- Gemeindegrenze von frauen in Ravensburg. Böbingen hinweg an Von 1998-2000 war Beliebtheit erfreuten ich für zwei Jahre Vikar in der Kirchenge- und die Teilnehmer einen Reisebus bis auf meinde Heilig Geist in Schorndorf. Seit den letzten Platz füllten. September 2000 bin ich Pfarrer in den Kirchengemeinden Besigheim, Bönnig- Spirale: Beschreibe doch kurz Deine heim und Gemmrigheim bzw. der Gesamt- jetzige Arbeit in der SE Besigheim, wel- kirchengemeinde Mittlerer Neckar-unterm che Besonderheiten gibt es, was ist eher Michaelsberg. schwierig? Pfr. Drescher: Unsere Gesamtkirchen- Spirale: Gibt es ein Böbinger Erlebnis gemeinde setzt sich aus drei Kirchenge- oder eine Geschichte, an die Du Dich meinden zusammen mit 10 Teilorten und auch heute noch erinnerst? knapp 10.000 Katholiken. In den neun Pfr. Drescher: Gerne denke ich an Kirchen feiern wir normalerweise Gottes- die Zeiten im Kirchengemeinderat in dienst. Da jede Kirchengemeinde Teil- Böbingen zurück. So zum Beispiel, dass oder Filialort ist, ist keine von diesen mit wir einen Ausschuss „Tradition und Böbingen vergleichbar. Brauchtum“ gegründet haben und für die Unsere Kirchengemeinden sind weni- Fronleichnamsprozession zwei Holzaltä- ger eine sozial gewachsene Größe. Durch re der Familie Enßle und Schurr, beide den Mittleren Neckarraum mit den vielen
Aus der Gemeinde großen Arbeitgebern setzen sich unsere Kirche ist nicht nur „Amtskirche“ Papst- Kirchengemeinden aus vielen zugezoge- Bischof-Pfarrer. Deshalb setze ich in den nen Familien zusammen. Das ermöglicht synodalen Prozess in den deutschen Diö- zukunftsorientierte Kirche vor Ort in den zesen meine große Hoffnung für die Zu- Blick zu nehmen und zu gestalten. kunft, und dass Gottes Geist in unserem Klar ist uns heute, dass unsere Ge- Handeln wirkt. samtkirchengemeinde in 20 Jahren keine neun Kirchen und Gemeindezentren mehr Spirale: Dann würde uns noch inter- haben wird. essieren, ob Du noch Verbindungen zu Böbingen hast, z. B. bekommst Du die Spirale: In unserer Kirche sind gerade Spirale zum Lesen? verschiedene Strömungen im Aufbruch Pfr. Drescher: Herzlich danken möchte und viele wünschen sich Veränderungen. ich, dass ich seit dem Studium (1990) die Was wünscht Du Dir für die Zukunft unse- Spirale bekomme und so immer wieder re Kirche? von Böbingen lesen darf. Danken möchte Pfr. Drescher: Ich wünsche mir, dass ich auch für die lieben BöbingerInnen, die wenn wir von Kirche sprechen auch eine mir zu Weihnachten liebe Zeilen, Grüße Verantwortung durch Taufe und Firmung und Wünsche schreiben. Danke auch für wahrgenommen wird und wir bei unserer das Gebet für die Priester. Kritik daran denken, dass immer drei Fin- ger auch auf einen selber zeigen. Spirale: Vielen Dank für die Beantwor- Gott ist Mensch geworden, damit seine tung unserer Fragen. Wir wünschen Dir Liebe ein Gesicht, ein Herz, Hände und für die Zukunft alles Gute und vielleicht Füße in dieser Welt bekommt in Jesus, ergibt sich doch einmal ein Wiedersehen seinem Sohn. in deiner früheren Heimat Böbingen. Das Gespräch führte Beate Fauser „Gesegnet bist du, Segen sollst du sein“ Sich regen bringt Segen – Aktionen thematischer Gottesdienst zum Patrozinium am 1. Mai zum Jahresthema 2021 Sich regen bringt Segen sagt ein Unser Jahresthema – wie es der Name Sprichwort. Es verbindet den Tag der Ar- ja sagt – ist ein Gedanke, der uns ein Jahr beit und das Fest des Hl. Josef am 1. Mai lang einen bestimmten Aspekt unseres mit unserem Jahresthema. Es sagt aus, Glaubens aus verschiedenen Blickrich- dass Arbeit nicht nur Mühe und Last ist tungen nahebringt. „Gesegnet bist du – sie ist zugleich auch segensreich, weil – Segen sollst Du sein“ wurde im Mai auf sie uns hilft, gut zu leben und unsere Welt verschiedene Weise entfaltet. Gleich am zu gestalten. Der französische Philosoph Anfang in einem Gottesdienst zum Patro- Voltaire formulierte das so: „Arbeit hält zinium, der sogar live übertragen wurde 3 große Übel fern: Die Langeweile, das und in einem Corona-gemäßen Gebets- Laster und die Not.“ – Welch ein Segen! text für eine Maiandacht. Das passt gut zum Heiligen Josef, dem
Aus der Gemeinde Mann für die Werk- hat das tage in unserem Bonifatius- Leben. werk, eine Wo die Arbeit Faltkarte allerdings Men- heraus- schen erdrückt gegeben. und ausbeutet, wo Diese keine freie Zeit für Karte ist Ruhe, Erholung, vierfach Beziehungen bleibt aufklapp- und wo ihr Ertrag bar und nicht gerecht ver- enthält auf teilt wird oder nicht jeder Seite zum Leben reicht, Segenstexte, die beide Aspekte, das Ge- gereicht Arbeit nicht segnet-Sein und das Zum-Segen-Werden zum Segen. Da ist beleuchten. es gut und wichtig, Die Karte dürfen Sie kostenlos als spie- für Arbeitsbedin- lerische Erinnerung an unser Jahresthema gungen einzutreten hinten in der Kirche abholen / mitnehmen. und zu kämpfen, Vielleicht hilft sie uns das Jahr über, im- die in einer sich mer wieder mal daran zu denken, wie wir rasch wandelnden von Gott geliebt und gesegnet sind und Arbeitswelt die Menschen und ihre Be- wie wir selbst für andere zum Segen wer- dürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Daran den können. erinnern am Tag der Arbeit auch Gewerk- schaften und Arbeitnehmerverbände. Segne du Maria – Text zur Maiandacht Der Heilige Josef als Patron der Arbeit- Gedanken zur persönlichen Maiandacht nehmer steht auch für gerechte Arbeitsbe- entlang eines Tophits der Marienlieder dingungen, gesegnete Arbeit. Jesus wird heute im Evangelium als Auch im hierzulande vielleicht beliebte- „Sohn des Zimmermanns“ bezeichnet, sten, stets zu Herzen gehenden und tra- was die Vermutung nahelegt, dass Josefs ditionell mit viel Leidenschaft gesungenen Art und Arbeit Jesus stark geprägt ha- Marienlied „Segne Du, Maria, segne mich, ben. Josef steht uns also als Handwerker Dein Kind“ geht es um Segen. Segen, den oder Baumeister vor Augen, der in Treue ich von Maria, der Mutter Jesu, für mich, seiner Arbeit nachgegangen ist und mit für mein Leben und Sterben und für alle dem Werk seiner Hände die heilige Fa- meine Lieben erbitte und erhoffe. milie ernährt hat. Sein Vorbild und seine Mit einem Text zu einer Maiandacht Fürsprache können uns ermutigen, so unter dem Titel „Segne du Maria“ gab es zu leben und die Arbeitsbedingungen zu in dieser Zeit der Pandemie, in der keine gestalten, dass unsere Arbeit, unser „sich großen gemeinsamen Maiandachten mög- regen“ Segen bringt. lich sind, ein Angebot trotzdem für sich oder im ganz kleinen Kreis mit den notwe- Faltkarte Gesegnet – Segen sein nigen Hygienemaßnahmen zu Gebet und Meditation zum Bild der Gottesmutter zu Passend zu unserem Jahresthema kommen. „Gesegnet bist du – Segen sollst du Sein“
Aus der Gemeinde Gottes Segen – was ist das eigentlich? „Der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Lei- bes.“ Mit diesen Worten kündigt der Erzengel Gabriel Maria die Geburt ihres Sohnes an. (Lukas, 1, 28) „Gebenedeit“ (von lat. benedice- re, „gutsagen“) kann auch mit „gesegnet“ „Gesegnet bist du mehr als alle anderen übersetzt werden. „Gesegnet“ könnte Frauen, und gesegnet ist die Frucht dei- heißen: nes Leibes…“ (Lukas 1,42-43) Maria, für • der Herr ist mit Dir. Du bist mit Gott in die Gottes Segen in dieser Situation mit Verbindung. Händen zu greifen ist, stimmt als Antwort • du bist von Gott so, wie du bist, ange- den Lobpreis Gottes an, das „Magnificat“: nommen. Ganz persönlich geliebt. Gut- Meine Seele preist die Größe des geheißen. Getragen. Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, • du bist OK. Auch wenn Du nicht alles meinen Retter. richtig gemacht hast und auch in Zu- Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat kunft Fehler machen wirst. er geschaut. Siehe, von nun an preisen • du brauchst keine Angst zu haben. mich selig alle Geschlechter. • du sollst auch selber zu Dir Ja sagen. Denn der Mächtige hat Großes an mir ge- Du bist wertvoll, egal was andere über tan, und sein Name ist heilig… Er nimmt dich denken oder was du gerade in Dei- sich seines Knechtes Israel an und denkt nem Leben nicht auf die Reihe kriegst. an sein Erbarmen, das er unseren Vätern • du kannst deiner Kraft und den Talen- verheißen hat, Abraham und seinen Nach- ten, die Dir geschenkt sind, vertrauen. kommen auf ewig. • du darfst auch nach dir selber schauen. Maria kann das Magnificat singen, weil Das Gutes und die Hilfe, die man dir sie das Leben mit jugendlicher Leichtigkeit anbietet, dankbar annehmen. und großem Urvertrauen positiv und opti- • verliere den positiven Blick aufs Leben mistisch sieht. Und weil sie sich im Glau- nicht, die vielen schönen Dinge und den ben an Gottes Treue gehalten fühlt, z.B. Glauben, dass am Ende alles gut wird. durch die Zusage an Abraham, die unser Jahresthema aufgreift. Das ist Segen. Segenserfahrung Maria hätte auch ein Klagelied über ihre ungewisse Situation… anstimmen können Vom Heiligen Geist erfüllt ruft Elisabeth und Elisabeth vorjammern, wie schwierig beim Kommen ihrer Verwandten Maria: alles für sie geworden ist… 10
Aus der Gemeinde Segen sein nische Konzil wandte sich der Blick weg vom Schutz vor Unheil und ging hin zu der Die positive, hoffnungsvolle Sichtweise Segensbitte um gutes Wachstum und eine des Magnificat auf Gottes Wirken, das reichhaltige Ernte. Gute und Schöne in der Welt lässt Men- Gespendet wird der Wettersegen, schen auch zum Segen für andere wer- abhängig von regionalen Unterschieden, den. So, wie es im 2. Teil unseres Themas meist ab dem Markustag (25. April) oder heißt: Segen sollst du sein: ab Anfang Mai, also im Frühjahr, wenn • Sie hilft mir, empathisch dafür zu sein, mit der Aussaat die Keime für die Früchte wie es meinem Gegenüber geht. gelegt werden, die dann langsam heran- • Ich sehe, wo ich mit Worten aufmuntern reifen können und auf gedeihliches Wetter und trösten oder mit Liebe, Rat und Tat angewiesen sind. Als letzter Termin gilt in helfen kann. der Regel das Fest der Kreuzerhöhung • Ich strahle positive Energie aus. (gefeiert am 14. September). • Maria ist mir ein Beispiel In einer ursprünglich bäuerlich gepräg- ten Glaubensgemeinschaft hatte er eine Michael Hohler eminente Bedeutung, da die Menschen von Missernten existentiell betroffen wa- Gedanken zum ren: sie führten zu einer harten Winterszeit oder zu Hungersnöten. Durch den Wandel Wettersegen zu einer Industriegesellschaft geht der unmittelbare Bezug zum Anbau un- Gemäß dem Jahresthema „Ge- serer Nahrungsmittel immer mehr segnet bist – Segen sollst du verloren – der weltweite Handel sein!“ wollen wir uns in die- und unsere Supermärkte sem Kirchenjahr mit einigen scheinen unerschöpflich zu Facetten zum Thema sein. „Segen“ befassen. Der gebräuchlich- Eine bis in das ste Text für den Wet- Mittelalter zurückrei- tersegen lautet: chende Tradition in der „Gott, der allmächti- katholischen Kirche ist der ge Vater, segne euch und WETTERSEGEN. In früheren schenke euch gedeihliches Zeiten ging es im Volksglau- Wetter; er halte Blitz, Hagel ben um die Vertreibung dämoni- und jedes Unheil von euch fern. scher Mächte, die für Wetterunbil- Er segne die Felder, die Gärten den verantwortlich gemacht wurden. und den Wald und schenke euch die So war es teilweise Brauch, bei Früchte der Erde. aufziehendem Gewitter die Kirchen- Er begleite eure Arbeit, damit ihr in glocken zu läuten (das Wetterläuten), Dankbarkeit und Freude gebraucht, Weihwasser zu verspritzen oder was durch die Kräfte der Natur sogenannte Schauerkerzen und die Mühe des Menschen anzuzünden, aus Wachsre- gewachsen ist. sten hergestellte schwarze Das gewähre euch der drei- Kerzen. Mit der Liturgiere- einige Gott, der Vater und der form durch das Zweite Vatika- Sohn und der Heilige Geist.“ 11
Aus der Gemeinde Damit kommt zum Ausdruck, dass es verarbeiten. Nach der Weihe finden die nicht allein um fruchtbares Wetter geht; Büschel ihren Platz im Haus oder im Stall. eine Intention, die durch den Klimawandel In unserer Region bildet die Königsker- und Wetterextreme wieder an Aktualität ze, als Zeichen für Maria, den Mittelpunkt gewinnt. Thematisiert wird auch, dass die des Kräuterbüschels. Eine Rose für Maria Früchte der Felder nicht nur das Ergebnis und eine Lilie für Josef ist ebenso möglich. menschlicher Arbeit mit Aussaat, Pflege Auch andere Kräuter, die im Garten und und Ernte sind, sondern auch ein Ge- auf Feld und Flur wachsen, können den schenk von Gottes guter Schöpfung. Dies Strauß schmücken: Arnika, Spitzwegerich, soll zudem unseren Blick dafür schärfen, Salbei, Johanniskraut, Kamille, Rosmarin, ehrfürchtig und achtsam mit unseren Le- Wermut, Minze, Lavendel, Ringelblume, bensmitteln umzugehen. Getreide, Schafgarbe, Basilikum und Zum Abschluss der Heiligen Messe Kümmel. Alle diese Heilpflanzen verspre- wird der Wettersegen feierlich mit der chen uns ein ganzheitliches Heilwerden, Monstranz zelebriert, unter dem Klingeln was auch an Maria besonders deutlich der Altarschellen – und soll uns innerlich geworden ist. angerührt in den Alltag entlassen. Warum ist die Kräuterweihe mit Ma- ria Himmelfahrt verbunden? Quellen u.a.: katholisch.de; Wikipedia. Der griechische Kirchenlehrer Johan- Walter Stahl nes von Damaskus schildert in einer Ma- rienlegende, dass Maria im Alter von 72 Gedanken zur Jahren gestorben war. Die Jünger hatten Kräuterweihe sie begraben, nur einer fehlte: Thomas. Sein Weg aus Indien war zu weit, so dass an Mariä Himmelfahrt er zum Begräbnis zu spät kam. Er wollte Maria noch einmal sehen. Die Jünger Auch in Böbingen ist es Tradition um Jesu gingen zum Grab, rollten den Stein den 15. August herum, Kräuterbüschel zu beiseite und fanden keinen Leib Marias binden und im Gottesdienst segnen zu mehr. Im Grab aber lagen viele Kräuter lassen. und Blumen. Als die Jünger die Blumen Pflanzen, Bäume und Blumen wurden zählten, waren es 72, so viele wie der bereits in der Bibel ganz selbstverständ- Herr Jünger ausgesandt hatte. lich mit dem Schöpfergott in Verbindung Geschichtlich ist der Brauch ab dem gebracht. Man verstand sie als Ausdruck 10. Jahrhundert im deutschsprachigen seines umfassenden Schöpferwillens. Raum fassbar. Dass Kräuter gerade an Beim Binden des Kräuterstraußes Maria Himmelfahrt eine derart besondere ist einiges zu beachten. Die Zahl der Rolle spielen, hat wohl vor allem prak- Kräuter soll symbolisch sein: mindestens tische Gründe: Im Hochsommer stehen sieben Kräuter sollen eingebunden wer- die meisten Heilkräuter in voller Blüte und den. Sieben als Zahl der Wochen- bzw. Pracht. Die Heilkraft der Kräuter soll auf Schöpfungstage, der Sakramente oder die Fürbitte der Kirche dem ganzen Men- der Gaben des Hl. Geistes. Aber auch schen zum Heil dienen. * 9, (3 mal Dreifaltigkeit); oder * 12, als Des Weiteren führt uns diese Frage Zahl der Apostel; oder *14, als Zahl für zurück in das 5. Jahrhundert. Das Fest die 14 Nothelfer oder gar * 72, als Zahl für ‚Maria Aufnahme in den Himmel‘, das die Jünger Jesu können die Bastler*innen durch Bischof Kyrill von Alexandrien 12
Aus der Gemeinde nischen Kräuterweihen wurden zuerst um das Jahr 745 n. Chr. verboten. Später wurde dieses Tun in die kirchliche Liturgie als Kräu- terweihe an Maria, die als ‚Königin der Blumen, der Blume des Feldes, die Lilie der Täler‘ verehrt wird, übernommen. Dadurch wurde dieser alte germanische Brauch christianisiert. Das Segensgebet der Kräu- terweihe aus dem Benediktionale (Segensbuch der kath. Kirche): Lasst uns beten, Herr, unser Gott, du hast Maria über alle Ge- schöpfe erhoben und sie in den Himmel aufgenommen. An ihrem Fest danken wir dir für alle Wunder (375/80 – 444) zuerst in Jerusalem ein- deiner Schöpfung. Durch die Heilkräuter geführt wurde, zählt mit zu den ältesten und Blumen schenkst du uns Gesundheit Marienfesten, das die Westkirche etwa und Freude. Segne diese Kräuter und Blu- seit dem 7. Jahrhundert feiert. Das Datum men. Sie erinnern uns an deine Herrlich- für dieses frühchristliche Fest steht wohl in keit und an den Reichtum deines Lebens. Zusammenhang mit einem alten syrischen Schenke uns auf die Fürsprache Mariens Erntedankfest. dein Heil. Lass uns zur ewigen Gemein- Eine weitere Vermutung für die Kräu- schaft mit dir gelangen und dereinst terweihe war das feste Brauchtum der einstimmen in das Lob der ganzen Schöp- Germanen, zu denen das Sammeln von fung, die dich preist durch deinen Sohn Heilkräutern, verbunden mit besonderen Jesus Christus in alle Ewigkeit. Amen. Weiheritualen, gehörte. Solche heid- Kornelia Wasserer Segnen heisst, Gottes Segen komme über dich. die Hand auf etwas legen und sagen: Wir haben Gottes Segen empfangen du gehörst trotz allem Gott. im Glück und im Leiden. So tun wir es mit der Welt, Wer aber selbst gesegnet wurde, die uns solches Leiden zufügt. der kann nicht mehr anders, Wir verlassen sie nicht, als diesen Segen weitergeben, wir verwerfen, verachten, verdammen ja, er muss dort, wo er ist, sie nicht, ein Segen sein. sondern wir rufen sie zu Gott. Nur aus dem Unmöglichen Wir geben ihr Hoffnung, kann die Welt erneuert werden. wir legen die Hand auf sie und sagen: Dieses Unmögliche ist der Segen Gottes. Dietrich Bonhoeffer am 8.6.1944 13
Aus der Gemeinde Gottesdienst an eine Schola des Kirchenchores Böbin- Christi Himmelfahrt gen, von Thomas Schäfer auf der Gitarre unter begleitet. Auch wenn die Gemeinde an diesem Tag noch nicht mitsingen durfte, „offenem Himmel“ wurde der Gesang der Schola durch einen vielstimmigen Vogelchor aus dem angren- Die Wetterprognosen zu Beginn der zenden Wald verstärkt. Woche waren alles andere als verhei- Pfr. Weiß entfaltete unter den Stich- ßungsvoll. Aber zum Glück behielten die worten „Begegnung“ und „Augenblick“ Verantwortlichen des Kirchengemeinde- seine Gedanken zu dem, was den Himmel rats die Nerven und sahen von einer vor- ausmachen kann. Der Gottesdienst wurde schnellen Absage bzw. Verlegung in die vom Übertragungsteam unter Florian Kuf- Kirche ab. So konnten die katholischen ner aufgezeichnet, für eine Betrachtung Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit kann unter www.se-rosenstein.de der Link Rosenstein am Feiertag Christi Him- dazu gefunden werden. melfahrt bei der Barnbergkapelle einen wunderbaren Gottesdienst bei schönstem Einen besonderen Dank richtete Wetter feiern. Pfr. Weiß an die Schönstatt-Regio Geleitet wurde der Gottesdienst von Barnberg, die für die Kapelle und den Pfr. Bernhard Weiß und Pater Joji Ma- wunderbaren Gottesdienstplatz verant- thew. Die musikalische Gestaltung hatte wortlich ist. 14
Aus der Gemeinde Der Jugendtag Augenblick“ kleine Jugendtage abzuhalten aus Untermarchtal und dorthin zu einer „Sternchenwallfahrt“ einzuladen. kam zu uns! Natürlich haben wir zu dieser Aktion nicht „Nein“ gesagt und feierten deshalb „Gehe mutig von Augenblick zu am Sonntag, den 30. Mai den, von dem Augenblick“ – Unter diesem Motto stand Jugendtagsteam organisierten, Jugend- der diesjährige Jugendtaggottesdienst, gottesdienst an der Barnbergkapelle, wel- welcher in diesem Jahr auf Grund der cher zum Glück von der warmen Sonne Pandemie nicht im Kloster Untermarchtal begleitet wurde. direkt gefeiert werden konnte. Deshalb Die Einführung in das Thema handelte kam der Jugendtag einfach zu uns in die von einem Brief, welcher von Luise von Seelsorgeeinheit Rosenstein und zu vie- Marillac verfasst wurde. Luise war eine len anderen Gemeinden. Mitgründerin der Vinzentinerinnen und Traditionsgemäß ist es seit vielen Jah- schrieb über ihr Leben und wie es dazu ren so, dass sich viele Jugendliche zu Fuß kam, dass sie nach dem diesjährigen Ju- oder mit den Fahrrädern, wie auch wir, auf gendtagsmotto gelebt hat. den Weg nach Untermarchtal machen. Nach der Lesung, welche durch eine Dort angekommen treffen viele Gruppen Phantasiereise, in der man durch die aus unterschiedlichen Richtungen auf Natur GEHT, ersetzt wurde, kam das dem Klostergelände zusammen, um ein Evangelium zu dem Thema „MUTIG sein“ großes Fest des Glaubens an Jesus und die Predigt, bei der es um schöne Christus zu feiern. Marmeladenglasmomente ging, wobei Da diese Großveranstaltung letztes jeder einen schönen AUGENBLICK, in und dieses Jahr leider nicht möglich war, Begleitung zu dem passenden Lied von hat sich das Vorbereitungsteam dafür Kerstin Ott, auf ein Zettel schreiben durfte, entschieden, an verschiedenen Orten der um diesen daheim in ein Marmeladenglas Diözese Rottenburg-Stuttgart unter dem zu stecken. Am Ende hatten wir dann alle Motto „Gehe mutig von Augenblick zu Begriffe, welche in dem Motto inbegriffen 15
Aus der Gemeinde waren und die Jugendlichen bekamen der Vinzentinerinnen war und ihr Leben zu jedem Wort eine kleine Aufgabe für genau nach diesem Motto gelebt hat und den Nachhauseweg. Diese waren zum nie aufgegeben hat. Beispiel beim nächsten SpazierenGEHEN Für den diesjährigen etwas ausgefalle- einen Müllbeutel mitzunehmen, um die nen Blumenteppich wurde das Motiv von Natur, welche von Gott geschaffen wurde, den Oberministranten in 20 Teile aufge- von dem Müll befreien zu können oder auf teilt, welche, zusammen mit einem Karton, dem Weg einen MUTmacher, was bei- an die Minis verteilt wurden. Jeder konnte spielsweise ein zu Hause sein Puzzlestück nach Lust Stein sein könn- und Laune gestalten. Mit Blumen, Erde, te, zu suchen. Blätter, Steinen, Linsen, Haferflocken,... Die ganze es gab keine Grenzen der Kreativität. Am Eucharistiefeier Ende wurden die viele Teile dann von den wurde von der OMIs zusammengesetzt, woraus ein gro- Band „Donner- ßer, schöner, einzigartiger Blumenteppich söhne“ aus Bö- entstanden ist. bingen begleitet Ein herzliches Vergelt´s Gott an alle und allerspätes- Beteiligten, die an dieser Aktion mitgewirkt tens beim Abschlusslied, nämlich dem haben. Vinzenzlied, kam bei allen Besuchern das Louisa Marton Jugendtagsfeeling auf. Vielen Dank an alle helfenden Hände, welche mitgewirkt haben, damit auch dieses Jahr der etwas andere Jugendtag stattfinden konnte und natürlich ein gro- ßes Dankeschön an alle Besucher, die mitgefeiert haben! Bis nächstes Jahr, hoffentlich dann wieder in Untermarchtal. Louisa Marton Fronleichnam Blumenteppichaktion Auch in diesem Jahr war es für uns Minis nicht möglich, gemeinsam einen Blumenteppich zu Fronleichnam zu ge- stalten. Deshalb haben wir uns, so wie im vergangenen Jahr, eine Alternative über- legt, um das diesjährige Jugendtagsmotto aus Untermarchtal anhand eines Blumen- teppichs zu verbildlichen. Das Motto lautet „Gehe mutig von Augenblick zu Augen- blick“ und stammt von der Schwester Lui- se von Marillac, welche eine Mitgründerin 16
Aus der Gemeinde Drive-In Kuchenver- kauf statt Mini-Fest Trotz den aktuellen Pandemiebe- dingungen wollten wir Ministranten aus Böbingen unser traditionelles Ministran- tenfest an Fronleichnam mit dem Kuchen- verkauf nicht erneut, wie im vergangenen Jahr, ausfallen lassen. Deshalb haben wir auf dem Kirchplatz ein Einbahnstraßen-System aufgebaut, durch das die Autofahrer zu dem Kuchen- verkauf geleitet wurden. Im Vorfeld hatten die Eltern unserer Minis zirka 35 Kuchen und Torten verschiedener Sorten gebac- ken, weshalb wir eine große Auswahl vor Ort hatten. Der Verkauf lief sehr gut und der Erlös dieser Aktion kommt unserer Ministrantenkasse zugute. Vielen lieben Dank an alle Helfer und Bäcker, ohne diese die Aktion nicht mög- lich gewesen wäre... Bis nächstes Jahr! Hoffentlich wieder alle vereint auf dem Kirchplatz und nicht nur aus dem Auto heraus! Louisa Marton 17
Aus der Gemeinde Erstkommunion „Deine Farbe – Gemeinschaft mit Jesus – ein buntes Bild“ Die Kommunionkinder des Jahrgangs 2020 feierten am 12. Juni gemeinsam ihre Erstkommu- nion. Nach eineinhalb Jahren der Vorbereitung und vor allem auch des Wartens war es nun endlich so weit. Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde die Erstkom- munion gefeiert. Diese lange Zeit gewartet haben: Simon Vitus Schnackig – Jonah Theresa Sophie Achatz – Hanna Baur – Schneider – Benedikt Schumacher – Alessis Friedel Espirito Santo – Bastian Stempfle – Josephine Salome von Maximilian Koch – Ida Krieg – Vida Entress-Fürsteneck – Paulina Wamsler Kucharczyk – Xenia Mecker - Jan Müller – – Mina Weidenbacher – Marie Werner Fabian Nagel – Lennard Pöschko – – Lasse Widmann „Vertrau mir, ich bin da!“ Unter diesem Motto sind die Erst- gemeinsam unterwegs. Bedingt durch die kommunionkinder des Jahrgangs 2021 Pandemie konnten keine Gruppenstunden und so die klassi- sche und bekannte Vorbereitung auf die Erstkommunion nicht stattfinden. Die Vorbereitung wurde, soweit das neben der Schule und der dafür nö- tigen Motivation und Konzentration möglich war, in die Familien gelegt. Unterstützend dazu gab es thematische Gottesdienste die einige Aspekte der Kommunionvorbe- reitung in den Blick genommen haben. 18
Aus der Gemeinde Am Wochenende 19./20. Juni haben Im Namen der Kirchengemeinde wün- die Kinder dann gemeinsam ihre feierliche sche ich den Kindern und deren Familien Erstkommunion gefeiert. Mit dabei waren: alles Gute, sowie gewinnbringende Erfah- Paula Apprich – Nele Baur – Lisa Buck rungen im Glauben und dem Miteinander. – Mandy Ciupa – Noah Dlask – Celine GR Patrick Grazer Fahr – Luisa Gatzka – Levin Gold – Hellen Grimm – Thea Junkert – Tom Kölbl – Lu- Hinweis der Redaktion: Die Termine der kas Lein – Gianna-Ina Mücke – Isabella Erstkommunion-Gottesdienste lagen nach Rauh – Lina Rieg – Mika Rieg – Charlotte dem Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Seitzer – Alexis Theophanelis – Lukas Uhl Bilder werden wir in der nächsten – Lukas Wagner – Ylvi Weller – Leona Ausgabe noch nachreichen. Widmann – Florian Wiedersich Ein neues Gesicht in unserer Gemeinde: Patrick Stähle Über meine Arbeit in der Wohnungslosenhilfe Mein Name ist Patrick Stähle, ich bin Kinderbibelwoche war, entschied ich mich am 11.08.1998 in Göppingen geboren und dazu einen kirchlichen Beruf zu ergrei- in Heiningen aufgewachsen. Nach mei- fen. So entschied ich mich nach Freiburg nem Realschulabschluss habe ich eine zu ziehen um dort an der Katholischen Ausbildung zum Hochschule im Studi- Erzieher gemacht. engang „Angewandte Mir war aber relativ Theologie und Religi- schnell klar, dass onspädagogik“ mei- ich diesen Beruf nem Berufsweg eine nicht mein Leben neue Perspektive zu lang ausüben möch- verleihen. te. Ich entschied Dieser Studien- mich dazu, parallel gang ermöglicht es zur Ausbildung mir, nach meinem meine Fachhoch- Bachelor in Theologie schulreife zu ma- einen Bachelor in chen. Da ich immer Soziale Arbeit in nur schon kirchlich drei Semestern nach- engagiert war, und zumachen. Bedeutet oftmals der alleinige allerdings, dass wir Vertreter der katho- auch schon jetzt eini- lischen Gemeinde ge Vorlesungen des bei ökumenischen Studiengangs „Sozi- Veranstaltungen ale Arbeit“ besuchen. wie zum Beispiel Zusätzlich besteht 19
Aus der Gemeinde das Praxissemester, in dem ich mich mo- anderen Vorschriften dieses Buches oder mentan befinde, zu fünfzig Prozent aus des Achten Buches gedeckt wird, gehen der Arbeit in der Kirchengemeinde. Hier diese der Leistungen nach Satz 1 vor“. begleite ich meinen Mentor, welcher mich Alle Personen, die mindestens 18 Jahre in die Arbeiten, die in einer Kirchenge- alt sind und ohne festen Wohnsitz, sind meinde getätigt werden, einführt. Dazu berechtigt bei uns aufgenommen und gehören Dinge wie Kommunionvorberei- betreut zu werden. Hier trifft man auf die tung, Gottesdienstvorbereitung wie Durch- unterschiedlichsten Menschen mit den führung, Anleitung und Planung verschie- unterschiedlichsten Lebensgeschichten. denster Angebote der Kirchengemeinde, Man trifft auf ältere Menschen, die einen usw. Die anderen fünfzig Prozent arbeite harten Schicksalsschlag erlitten haben ich in der Wohnungslosenhilfe (WLH) in oder auf ganz junge Menschen, die aus Schwäbisch-Gmünd. Hier besteht das verschiedensten Gründen auf der Stra- Team aus vier Sozialarbeiter*innen, einem ße gelandet sind. So unterschiedlich die Hausmeister und einer Haus- Geschichten der Menschen hälterin, der noch einige Eu- sind, Wohnungslosigkeit rojobber und Menschen nach entsteht meist aus sehr ähn- § 16 i SGB XII unterstellt sind. lichen Gründen. Oft ist es Die WLH wird vom Caritasver- ein entscheidender Schick- band der Diözese Rottenburg- salsschlag, wie zum Beispiel Stuttgart getragen. Da mein der Tod eines geliebten Men- Beitrag sich schwerpunktmä- schen oder der Verlust der Ar- ßig um meine Arbeit in der beitsstelle. Oft führen solche WLH drehen soll, werde ich Fälle zu Depressionen und darauf etwas näher eingehen. somit zur Vernachlässigung Da die WLH wie schon des eigenen Lebens. Durch erwähnt zum Caritasverband gehört, und diese Vernachlässigung wie unterlassene „Caritas“ bekanntermaßen mit „Näch- Mietzahlung verlieren die Menschen ihren stenliebe“ übersetzt wird, steht wie der Wohnraum und sind schließlich woh- Name schon sagt, die Hilfsbedürftigkeit nungslos. Das ist eine von vielen Mög- des Nächsten im Vordergrund. Dabei ist lichkeiten wie es ablaufen kann. Ab und es komplett egal welcher Konfession, zu wird das noch zusätzlich unterstützt welcher ethnischen Zugehörigkeit, wel- von Drogensucht oder Alkoholerkrankung. chem Geschlecht oder welcher staatlichen Damit versuchen die Menschen ihre und sozialen Zugehörigkeit der Mensch Sorgen zu unterdrücken, was schließlich angehört. Das Ganze steht auch schon schnell in einer Abhängigkeit enden kann. so in der Bibel, und zwar im Gleichnis Die Ziele der Wohnungslosenhilfe liegen vom barmherzigen Samariter (LK 10, 30 in der Verhinderung von Verschlechterung ff). Die Zielgruppe, für die die WLH ver- von Lebenslagen und im besten Fall in der antwortlich ist, ist im SGB XII, § 67-69 Verbesserung von Lebenslagen. Da viele festgehalten. § 67 besagt: „Personen, bei Klienten bereits in der untersten Schicht denen besondere Lebensverhältnisse mit der Gesellschaft angekommen sind, set- sozialen Schwierigkeiten verbunden sind, zen wir unsere Ziele nicht zu hoch, um sind Leistungen zur Überwindung dieser keinen zu überfordern. Bei der Betreuung Schwierigkeiten zu erbringen, wenn sie der Klienten orientieren wir uns immer an aus eigener Kraft hierzu nicht fähig sind. der Lebenswelt. Hier orientieren wir uns Soweit der Bedarf durch Leistungen nach an vier Grundprinzipien. 20
Aus der Gemeinde Sozialraumorientierung / Partizipation Bedarfsorientierung Wir beziehen die Menschen stetig in Hier orientieren wir uns an den Bedürf- den Hilfeprozess mit ein. Das sorgt dafür, nissen der Menschen. Orientierungspunkt dass Menschen wieder Erfolgserlebnisse ist die Lebenslage sowie die soziale, haben und ihnen das Wertschätzung, wirtschaftliche und weltanschauliche Aus- Selbstachtung und Selbstwertgefühl richtung des Individuums. Wir bieten also vermittelt. Die Menschen werden bei der Hilfe in Verbindung mit den Angeboten Abklärung der Bedarfe, der Planung des des Sozialraums an, mit dem Ziel, diesen Hilfeprozesses und der Umsetzung der mit den Menschen aktiv zu gestalten. Hilfe zu jedem Zeitpunkt beteiligt. Ressourcenorientierung Empowerment Die angebotene Hilfe muss sich an den Ziel jeder Hilfe ist es, eine weitest- persönlichen Ressourcen wie Fähigkeiten gehende Unabhängigkeit von jeglichen und Fertigkeiten der Menschen orientieren Hilfemaßnahmen sowie eine selbständi- und ansetzen. Diese soll man möglichst ge Lebensführung zu erreichen. Eigene mit den Angeboten fördern und weiterent- Stärken sollen entdeckt werden. Das hilft wickeln. Das beinhaltet auch mit möglichst ihnen bei der Entwicklung von Lebensau- wenig Druck zu arbeiten, da Druck in tonomie und Selbstbestimmung. Form von zum Beispiel festen Terminen Von der Struktur ist es so, dass es meist eher eine zusätzliche Hürde dar- verschiedene Möglichkeiten der Hilfe gibt. stellt. Es gibt die Kurzübernachtung (KÜ). Hier 21
Aus der Gemeinde haben die Menschen die Möglichkeit für gearbeitet habe und mich auch schon im- bis zu drei Wochen der Straße zu ent- mer sozial engagiert habe, fühle ich mich kommen. Sie bekommen die Möglichkeit dort in meiner Rolle sehr wohl. Bis Ende für diese Zeit in einem Mehrbettzimmer Juli habe ich noch das Vergnügen dort im unterzukommen. Bedingung ist, dass die Rahmen meines Praktikums arbeiten zu Person nirgendwo fest gemeldet ist. Dann dürfen. Aber das bedeutet keineswegs ein gibt es die Maßnahme Aufnahmehaus Lebewohl. Ich werde auch in Zukunft alles (AH). Hier werden die Menschen für bis zu daran setzen sozial engagiert zu bleiben einem Jahr aufgenommen und bekommen und das auch in meinem Beruf zu verwirk- ein Einzelzimmer. Jetzt dürfen sie sich lichen. auf der Adresse der WLH anmelden. Das Patrick Stähle dient vor allem zur Hilfe der Wiedereinglie- derung. Zusätzlich gibt es die Maßnahme Quelle: betreutes Wohnen (BW). Hier leben die Rahmenkonzeption Menschen schon wieder in eigenen Woh- des Caritasverbandes nungen, werden allerdings noch von den der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. Sozialarbeitern betreut, um einen Rückfall zu vermeiden. Ich bin sehr positiv von meiner Arbeit mit dieser Gesellschaftsklasse überrascht. Da ich schon immer gerne mit Menschen Spirale zu Gast bei … Pater Joji Mathews CST Seit 2015 ist P. Joji hier in Böbingen, sehr langer, kalter Frühling, der Sommer wohnt oben im Pfarrhaus und ist ein fester wird kurz sein. Bestandteil unserer Gemeinde geworden durch seine fröhliche Art und Präsenz. Spirale: Und doch sehen viele aus der Zurzeit können wir ihn vor allem in und Gemeinde Sie oft beim Laufen, egal bei nach den Gottesdiensten und beim Lau- welchem Wetter :) fen auf seinen Runden durch Böbingen P. Joji: Mir tut das Laufen und die Natur sehen. Viele andere Möglichkeiten sind sehr gut. Bevor ich nach Böbingen kam, derzeit, Ende Mai, nur sehr eingeschränkt war ich im Südschwarzwald in einer In- möglich. Deshalb freuen wir uns sehr, nenstadtgemeinde. Als ich dann hierher dass sich P. Joji zu einem Gespräch mit kam, freute ich mich sehr in ein Dorf zu der Spiraleredaktion bereit erklärt hat. kommen. Dazu noch mit viel grüner Natur, die ich leicht erreichen kann. Spirale: P. Joji, herzlich willkommen an Ich bin das Leben mit und in der Natur einem der ersten wärmeren Tage hier im von Kind auf gewohnt: Mein Vater hatte Garten, mit Abstand und Maske. Vielen immer zwei oder drei Kühe. Während Dank, dass Sie sich Zeit genommen ha- mein Vater die Kühe molk, haben wir Kin- ben für ein Gespräch mit der Spirale! der das Gras für die Kühe geschnitten. P. Joji: Ich freue mich. Ja, es war ein Dann hatten wir einen dreiviertelstündigen 22
Aus der Gemeinde Schulweg, um von zehn bis sechzehn Uhr nicht alles behandeln können und nicht in der Schule zu sein. alles in unseren Händen ist. Meine Eltern waren tagsüber auf dem Und auch hier gab und gibt es ja viele Feld und haben Gemüse angebaut, nach Einschränkungen: Ich durfte keine Be- der Schule haben wir ihnen dabei gehol- suche machen in der ersten Welle, das fen. Es war immer viel war nicht gut für die Arbeit, nur am Samstag Menschen. Ich bekam war keine Schule, da viele Anrufe mit der waren wir alle auf dem Bitte ‚Beten Sie für Feld und am Sonntag mich‘ – das hab ich war Gottesdienst. gerne gemacht. Ich brauche auch hier Es gab weniger das Laufen, weil es mich Gottesdienste, leere in der Natur sein lässt. Kirchen. Ein Priester ohne Gemeinde ist Spirale: Dürfen wir alleine, auch wenn ich fragen, was Sie beim mit Pfr. Weiß in der Laufen tun? Schlosskapelle Got- P. Joji: Manche Men- tesdienst feiern und schen laufen ja mit Musik für die Gemeindemit- im Ohr. Ich laufe wegen glieder beten konnte. der frischen Luft, ich mag die verschiedenen Ge- Spirale: Wir hoffen rüche auf meinem Weg. ja, dass die Corona- Und ich mag, dass die Situation hier langsam frische Luft auch frische wieder besser wird… Gedanken bringt. P. Joji: ...dann Während ich gehe, werden die Menschen bete ich den barmher- vielleicht weniger zigen Rosenkranz – so Sorge haben vor einer wie ich jeden Tag den Rosenkranz bete. Ansteckung durch die anderen im Got- Manchmal bin ich traurig, da hilft mir das tesdienst und wieder in die Kirche gehen Beten des Rosenkranzes sehr. können... Oft treffe ich auf meinem Weg auch Menschen, die mich grüßen, da beginnt Spirale: ...damit unsere Gemeinde dann ein kurzes Gespräch mit einem hier vor Ort wieder sichtbarer und leben- „Grüß Gott“. diger wird. A propos Kirche – können Sie beschreiben welches Bild von Kirche Sie Spirale: Solch zufällige und wohltuende haben? Gespräche fehlen in dieser Zeit mit den P. Joji: Kirche ist für mich Weltkirche, Einschränkungen wegen Corona vielen das Christentum umfasst die ganze Welt. Menschen – und die Situation in Ihrem Heimatland Indien ist ja gerade um ein Spirale: Zurzeit ringen viele Christinnen vielfaches schlimmer als hier. und Christen z.B. mit dem Wissen um den P. Joji: Ja, dort ist es schlimm. Zwei geschehenen Missbrauch in der Kirche. junge Mitbrüder meines Ordens sind an Was denken Sie, wird sich unsere Kirche Covid gestorben. Da merken wir, dass wir in Zukunft verändern (müssen)? Und wie? 23
Aus der Gemeinde P. Joji: Ja, das ist sehr schlimm. Das fast am Ende unseres Gespräches – darf wird schwer wieder Vertrauen fassen zu ich noch fragen, für welche drei Dinge in können. Ihrem Leben Sie am dankbarsten sind? Und wir müssen „renovieren“, denke P. Joji: Dass ich einer guten Gemein- ich. Wenn ich die Gesellschaft und die Kir- de wie Böbingen leben und Priester sein che mit Indien vergleiche, fällt mir vor al- kann. Dass ich Akzeptanz spüre. Und lem auf, dass die Kinder und Jugendlichen dass ich gerade beim Spazieren gehen fehlen. Das bin ich ganz anders gewohnt. viele Begegnungen habe, die mit ‚Grüß Und ich weiß auch nicht, was eine Lösung Gott‘ beginnen. dafür sein könnte: Jugendgottesdienste, zum Beispiel, damit die jungen Menschen Spirale: Und wenn Sie eine Sache auf ihre Rolle in unserer Gemeinschaft finden der Welt verändern dürften, was wäre können. Ministranten, Zeltlager und natür- das? lich das gemeinsame Erleben und Prakti- P. Joji überlegt intensiv: Frieden. zieren des Glaubens in der Familie. Wir Erwachsene müssen Vorbild im Spirale: Vielen herzlichen Dank für das Glauben sein und die Jungen motivieren. Gespräch! Annette Feix Spirale: Das wird eine gemeinsame Aufgabe für die Zukunft sein. – Wir sind 24
Gott und die Welt Kardinal Marx bietet Papst Franziskus Amtsverzicht an Eines der kirchlichen Top-Themen der letzten Wochen war mit Sicherheit der Amts- verzicht des Münchner Erzbischofs und früheren Vorsitzenden der Deutschen Bi- schofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Das Schreiben datiert ursprünglich auf den 23. Mai, am 4, Juni machte er diesen Schritt öffentlich. Für viele Beobachter komplett unerwartet reagierte Papst Franziskus ungewöhn- lich schnell und antwortete bereits eine knappe Woche später mit einem Brief an den Münchner Kardinal. Damit Sie die beiden Schreiben im Wortlaut bzw. der offiziellen deutschen Übersetzung nachlesen können, haben wir uns entschlossen, sie in dieser Ausgabe der Spirale abzudrucken. Das komplette Schreiben zum Amtsverzicht auf der Website des Erzbistums München-Freising: 21. Mai 2021 Seiner Heiligkeit ausführen muss. Aber die Krise ist auch Papst Franziskus verursacht durch unser eigenes Versagen, persönlich und vertraulich durch unsere Schuld. Das wird mir immer klarer im Blick auf die katholische Kirche Heiliger Vater, insgesamt, nicht nur heute, sondern auch ohne Zweifel geht die Kirche in in den vergangenen Jahrzehnten. Wir sind Deutschland durch krisenhafte Zeiten. – so mein Eindruck – an einem gewissen Natürlich gibt es dafür – auch über „toten Punkt“, der aber auch, das ist mei- Deutschland hinaus weltweit – viele ne österliche Hoffnung, zu einem „Wen- Gründe, die ich hier nicht im Einzelnen depunkt“ werden kann. Der „österliche 25
Gott und die Welt Glaube“ gilt doch auch für uns Bischöfe der säkularen Wahrnehmung gesunken, ja in unserer Hirtensorge: Wer sein Leben möglicherweise an einem Tiefpunkt ange- gewinnen will, wird es verlieren; wer es kommen ist. Um Verantwortung zu über- verliert, wird es gewinnen! nehmen reicht es aus meiner Sicht des- Seit dem letzten Jahr denke ich intensi- halb nicht aus, erst und nur dann zu rea- ver darüber nach, was das auch für mich gieren, wenn einzelnen Verantwortlichen persönlich bedeutet und bin – durch die aus den Akten Fehler und Versäumnisse Osterzeit ermutigt – zu dem Entschluss nachgewiesen werden, sondern deutlich gekommen, Sie zu bitten, meinen Verzicht zu machen, dass wir als Bischöfe auch für auf das Amt des Erzbischofs von Mün- die Institution Kirche als Ganze stehen. chen und Freising anzunehmen. Es geht auch nicht an, einfach die Im Kern geht es für mich darum, Mit- Missstände weitgehend mit der Ver- verantwortung zu tragen für die Katastro- gangenheit und den Amtsträgern der phe des sexuellen Missbrauchs durch damaligen Zeit zu verbinden und so zu Amtsträger der Kirche in den vergangenen „begraben“. Ich empfinde jedenfalls meine Jahrzehnten. Die Untersuchungen und persönliche Schuld und Mitverantwortung Gutachten der letzten zehn Jahre zeigen auch durch Schweigen, Versäumnisse für mich durchgängig, dass es viel per- und zu starke Konzentration auf das An- sönliches Versagen und administrative sehen der Institution. Erst nach 2002 und Fehler gab, aber eben auch institutionelles dann verstärkt seit 2010 sind die Betroffe- oder „systemisches“ Versagen. Die Dis- nen sexuellen Missbrauchs konsequenter kussionen der letzten Zeit haben gezeigt, ins Blickfeld gerückt, und dieser Perspek- dass manche in der Kirche gerade dieses tivwechsel ist noch nicht am Ziel. Das Element der Mitverantwortung und damit Übersehen und Missachten der Opfer ist auch Mitschuld der Institution nicht wahr- sicher unsere größte Schuld in der Ver- haben wollen und deshalb jedem Reform- gangenheit gewesen. und Erneuerungsdialog im Zusammen- Nach der von der Deutschen Bischofs- hang mit der Missbrauchskrise ablehnend konferenz beauftragten MHG-Studie habe gegenüberstehen. ich in München im Dom gesagt, dass wir Ich sehe das dezidiert anders. Beides versagt haben. Aber wer ist dieses „Wir“? muss im Blick bleiben: persönlich zu ver- Dazu gehöre ich doch auch. Und das antwortende Fehler und das institutionelle bedeutet dann, dass ich auch persönliche Versagen, das zu Veränderungen und Konsequenzen daraus ziehen muss. Das zur Reform der Kirche herausfordert. Ein wird mir immer klarer. Wendepunkt aus dieser Krise kann aus Ich glaube, eine Möglichkeit, diese meiner Sicht nur ein „synodaler Weg“ Bereitschaft zur Verantwortung zum Aus- sein, ein Weg, der wirklich die „Unter- druck zu bringen, ist mein Amtsverzicht. scheidung der Geister“ ermöglicht, wie Sie So kann von mir vielleicht ein persönliches es ja immer wieder betonen und in Ihrem Zeichen gesetzt werden für neue Anfän- Brief an die Kirche in Deutschland unter- ge, für einen neuen Aufbruch der Kirche, strichen haben. nicht nur in Deutschland. Ich will zeigen, Ich bin seit zweiundvierzig Jahren dass nicht das Amt im Vordergrund steht, Priester und fast fünfundzwanzig Jahre sondern der Auftrag des Evangeliums. Bischof, davon zwanzig Jahre Ordinarius Auch das ist Teil der Hirtensorge. Ich bitte eines jeweils großen Bistums. Und ich Sie deshalb sehr, diesen Verzicht anzu- empfinde schmerzhaft, wie sehr das Anse- nehmen. Ich bin weiterhin gerne Priester hen der Bischöfe in der kirchlichen und in und Bischof dieser Kirche und werde mich 26
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