"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein

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"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Ausgabe 275 2/21
„Wer noch Staunen kann,
wird auf Schritt und Tritt
beschenkt!“        Oskar Kokoschka

                                     Gemeindebrief der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef, Böbingen/Rems
"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Inhalt                                             Impressum
                                                   SPIRALE ist die Pfarrfamilien­
                                                   zeitung der katholischen
  Grußwort                                       3
                                                   Kirchengemeinde St. Josef in
Aus der Gemeinde                                   Böbingen. Sie erscheint vier
                                                   Mal jährlich und wird kostenlos
  Vertraut den neuen Wegen!                      6 an alle Familien der Kirchenge-
  Was macht eigentlich... Pfarrer Hans Drescher? 7 meinde ausgeteilt
  Aktionen zum Jahresthema 2021                  8 Auflage
                                                   1.450 Exemplare
  Gedanken zum Wettersegen                      11 Jede und jeder ist eingeladen,
  Gedanken zur Kräuterweihe                     12 mit Berichten und anderen
  Gottesdienst unter „offenem Himmel“           14 Beiträgen die SPIRALE mit zu
                                                   gestalten. Abgabe von Beiträgen
  Der Jugendtag aus Untermarchtal kam zu uns! 15
                                                   im Pfarramt oder per E-Mail an
  Blumenteppichaktion                           16 spirale@st-josef-boebingen.de
  Drive-In Kuchenverkauf statt Mini-Fest        17 Herausgeber
    Erstkommunion                              18 Katholische Kirchengemeinde
    Ein neues Gesicht: Patrick Stähle          19 Böbingen, Kirchberg 9
  Spirale zu Gast bei… Pater Joji Mathews CST 22 Redaktions-Team
                                                 Joachim Brenner, Dr. Egon Dick,
                                                 Beate Fauser, Annette Feix,
Gott und die Welt
                                                 Michael Hohler
    Kardinal Marx bietet Amtsverzicht an       25 Layout
    Vision von Kirche                          30 Dr. Egon Dick
    „Tukolere Wamu“ in Böbingen                33 Titelgestaltung
                                                  Marcus Mantel
Kreuz und quer - Infos                            Druck
                                                  Gemeindebriefdruckerei,
    Neues aus dem Kirchengemeinderat           34 Groß Oesingen
    Kinderkirche TO GO                           35 Die nächste SPIRALE
  Ferienlager 2021                               36 erscheint im Oktober 2021
                                                    Redaktionsschluss für
  Schwarzhorn-Zeltlager im Allgäu                36
                                                    SPIRALE 276: 10.09.2021
  Lesetipp                                       37
                                                    Konten der Kirchengemeinde
  Termine                                        38 Raiba Rosenstein - IBAN:
                                                    DE20 61361722 0075270005
                                                    KSK Ostalb - IBAN:
                                                    DE64 61450050 0440068530
                                                    Stiftung St. Josef
Umschlagmotive:                                     KSK Ostalb - IBAN:
„Gott segne die Felder, die Gärten und den Wald und DE43 61450050 1000450130
schenke euch die Früchte der Erde.“                Homepage d. Kirchengemeinde:
(siehe auch Gedanken zum Wettersegen auf S. 11)    www.st-josef-boebingen.de


"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Grußwort

  Liebe Gemeindemitglieder!

   Vor ziemlich genau 25 Jahren, am 06. Juli 1996 wurden in Ulm-Wiblingen in der
großen, spätbarocken Martinsbasilika 19 Diakone zu Priestern geweiht. Unter jenen
19 Männern waren auch Hans Drescher aus Böbingen und ich. Gerne erinnere ich
mich an einen besonderen Gottesdienst, auch an die gute halbe Stunde, während wir
auf dem Steinboden knieten und rund 200 Priester der Generationen vor uns an uns
vorbeizogen und jedem zum Gebet die Hände auflegten. Schon damals standen am
Ausgang der Kirche Menschen, die uns mit einer Rose gratulierten, aber darauf hinwie-
sen, dass es auch Frauen gegeben haben könnte, die dieselbe Berufung haben.
   Im Jahr 2015 wurden in der Basilika in Ellwangen fünf Männer unserer Diözese zu
Priestern geweiht. Darunter war auch Peter Hohler aus Böbingen. Sein Aufwachsen in
einer großen Familie hier in Böbingen, auch hier in der Kirchengemeinde mit Ministran-
tendienst, Zeltlager und der Band „Donnersöhne“ ist der Wurzelboden dafür gewesen,
dass er sich nach dem Abitur auf den Weg begeben hat, Priester zu werden. Zur Prä-
gung durch den Glauben kommt bei ihm noch dazu, dass er ein „heller Kopf“ ist. Ich
habe seine Zeit des Studiums dadurch mitbekommen, dass er mich und andere immer
wieder an seiner Auseinandersetzung mit theologischen Themen teilhaben ließ. Und
wenn ich eine theologische Frage hatte, konnte ich mich darauf verlassen, dass Peter
mir eine differenzierte und ausgewogene Expertise geben würde.
   Nun hat er den Dienst in der Diözese, aber nicht die Kirche verlassen. Nach fünfein-
halb Jahren Priesterseins, in denen er – wo immer er war – mit ganzem Herzen Got-

                                                                                     
"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Grußwort
Aus der Gemeinde

tesdienste gefeiert, den Glauben verkündet und sich den Menschen zugewandt hat.
Im Internet hat er seinen Abschied öffentlich gemacht und mit einer scharfen Kritik an
den kirchlichen Umständen begründet. In der Remszeitung wurde diese Positionierung
ohne seine direkte Zustimmung veröffentlicht und der festlichen Stimmung seiner Pri-
miz vor sechs Jahren gegenübergestellt. Da hat wohl die Suche nach der Schlagzeile
über den Anstand gesiegt.
   Auch für mich stellt sich immer wieder die Frage: Ist das, was ich als Priester heute
tun kann, sinnvoll und richtig? Und ist die Kirche auch der richtige Ort für diesen Ein-
satz? Auch während meines Studiums habe ich immer wieder erleben müssen, dass
die Kirche sich für einen Weg entscheidet, den ich so nicht gewählt hätte. Doch die
pastorale Prägung durch mein Elternhaus, durch die Heimatgemeinde und nicht zuletzt
durch die Jugendarbeit der Schönstatt-Mannesjugend, die von Böbingen aus auch
nach Aalen-Hofen ausgestrahlt hat, haben mich dazu gebracht, trotz so manchem, was
nicht reinpasst, Priester zu werden und zu bleiben.
    Viele Veröffentlichungen von Prof. Hubert Wolf, der aus der Gemeinde Wört bei
Ellwangen stammt und in Münster Kirchengeschichte lehrt, geben mir in der Sichtweise
recht, dass die derzeitige Kirchenverfassung nicht gottgegeben ist, sondern sich aus
der Geschichte seit der Französischen Revolution entwickelt hat. Es geht also nicht
darum, die Kirche an sich, den Glauben an sich in Frage zu stellen. Es geht darum zu
fragen, was sich ändern muss, damit wir wieder eine echte Zeitgenossenschaft haben,
damit die Menschen von heute uns verstehen und nachvollziehen können, welche Po-
sition wir zu den Fragen dieser Zeit einnehmen. Es geht nicht darum, zu allem „Ja“ und
„Amen“ zu sagen, sondern für das Leben und das Heil der Menschen einzutreten.
   Peter Hohler hat aus dem, was er erlebt und erfahren hat, die Konsequenz gezo-
gen, dass die Kirche keine berufliche Zukunft für ihn sein kann. Er würde so viele Posi-
tionen mittragen und damit stärken, denen er seiner Überzeugung nach entgegentreten
müsste. Das schmerzt viele aus der Gemeinde, das schmerzt auch mich.
  Dieser Schmerz resultiert sicher daraus, weil viele von uns die Kirche, wie wir sie in
unserer Kindheit und Jugend hier vor Ort auch mit ihm erfahren haben, als einen wert-


"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Grußwort
                                                            Aus der Gemeinde
vollen Teil unserer Biographie ansehen können. Aber auf diese Verbundenheit legt sich
mit so manchem, was wir gerade erfahren, dunkler Schatten der Enttäuschung. Mich
schmerzt diese Entscheidung auch deswegen sehr, weil ich mit Peter Hohler freund-
schaftlich verbunden bin, weil es in den vergangenen 25 Jahren meines Priesterseins
schön war, zu sehen, was für ein nachdenklicher, aktiver und kreativer Jugendlicher
zu einem wirklich kompetenten Theologen und Seelsorger heranwachsen konnte. Ich
empfinde auch den Schmerz über die zerbrochenen Hoffnungen mit, den so eine le-
bensverändernde Entscheidung mit sich bringen mag.
   Immer wieder in meiner Zeit als Priester, so stellt sich für mich auch jetzt die Frage,
warum ich bleibe. Es braucht immer wieder die Überprüfung, dass die Kompromisse
mit dem Unabänderlichen noch verantwortbar sind. Ich habe mich nie als so messer-
scharf analysierende prophetische Stimme gesehen, wie ich sie aus den Äußerungen
von Peter herausgehört habe und durchaus bewundere. Mein Lebensprojekt war im-
mer Gemeindepastoral, es ging immer darum, vor Ort umzusetzen, was mein theologi-
scher Grundsatz immer schon war: „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch.“
   Wenn ich an solchen Basisvollzügen dran bin, fühle ich mich richtig am Platz. Wenn
ich etwa Gottesdienste mit Menschen jeden Alters und in jeglicher Lebenssituation
feiere, wenn ich Gespräche führe, wenn ich ehrenamtliche MitarbeiterInnen unterstüt-
zen kann, dann sind das solche Situationen. Vermutlich lasse ich auch die eine oder
andere kirchliche Richtlinie in der Schublade, weil sie nicht dem Leben dient. Auch auf
dem Gebiet der Höllenpredigt und der strengen Konsequenz für alle, die aus der Reihe
tanzen, fühle ich mich nicht kompetent.
   Wie sieht da ein Priesterjubiläum aus? Die vergangenen 25 Jahre als Priester sind
fast die Hälfte meines Lebens. Da gibt es viel Grund zur Dankbarkeit Gott und meinen
Mitmenschen gegenüber. Und es gibt auch jetzt nichts, was grundsätzlich zu bereuen
wäre. Es waren viele Menschen, denen ich da am Weg stehen und hoffentlich auch
zeitweise ein guter Begleiter sein durfte. Schmerzlich ist es oft gewesen, wenn diese
Wege wieder auseinander führen, aber das ist das Wesen der Seelsorge. Ich glaube,
für ein großes Jubelfest reicht es nicht, aber den Platz für einen Dankgottesdienst aus
diesem Anlass werde ich sicher noch finden, auch dafür, einen Weg aus so mancher
schwierigen Situation doch noch gefunden zu haben.
   Ich wünsche unserem Peter Hohler eine gesegnete Zukunft als kundiger Begleiter
für Menschen, die ihn brauchen und in allem „Shalom“!
   Ich wünsche Ihnen allen einen erholsamen Sommer und freue mich, wenn wir auch
im kommenden Schuljahr an den richtigen Stellen entweder die richtigen Kompromisse
machen oder auch konsequente Wege gehen, als Kirchengemeinde, als Kirche vor
Ort.

                                                                 Bernhard Weiß

                                                                                        
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Aus der Gemeinde

             Vertraut den neuen Wegen!
  Liebe Mitchristinnen und Mitchristen in   letzten Jahren immer schwerer möglich
Böbingen!                                   und ich sehe leider auch in der Zukunft
                                            keinen Platz für mich in der Institution,
    Im vergangenen Herbst wurde bekannt, an dem ich nicht hauptsächlich für die
dass ich den Dienst als Bischofssekretär    Verwaltung von sterbenden Strukturen
beende und zur Promotion freigestellt       verheizt werde. Der Widerstand der kirch-
würde. In Wirklichkeit verbirgt sich hinter lichen Hierarchie gegen jegliche Reform,
meinem Weggang natürlich mehr: bereits      das Ausbluten unserer Seelsorgerinnen
im September letzten Jahres habe ich um und Seelsorger, die kaputte „Betriebs-
Entlassung aus dem Klerikerstand („Lai-     kultur“ und die Verweigerung, sich den
sierung“) gebeten. Das                                     eigentlichen Fragen der
bedeutet praktisch, dass                                   Menschen unserer Zeit zu
ich nicht mehr als Priester                                stellen, haben mich die
arbeite oder kirchlicher                                   Hoffnung verlieren lassen, in
Seelsorger bin, sehr wohl                                  der Amtskirche noch etwas
aber in der katholischen                                   für das Reich Gottes tun zu
Kirche bleibe.                                             können. Zu viel bremst und
    Gründe für meinen                                      stört und hindert eine echte
Weggang habe ich viele.                                    Mission, an der ich teilha-
Auf facebook habe ich die-                                 ben kann und möchte. Für
se ausführlich dargelegt;                                  mich endet damit ein – in
in der Remszeitung wurde                                   großen Teilen auch schöner
das dann weitgehend zi-                                    – Weg im kirchlichen Amt.
tiert. Ich wollte nicht – wie                              Was für mich nicht endet,
das am bequemsten wäre                                     ist meine Berufung – ich bin
– still und ohne Erklärung für diejenigen,  gespannt, wo der Heilige Geist mich nun
die mit mir verbunden sind, verschwinden. brauchen wird.
Andererseits habe ich nicht die Absicht,        Danke allen Böbingerinnen und Böbin-
zum Kirchenkritiker oder Reformator zu      gern, die mich im Gebet und in Gesprä-
werden.                                     chen unterstützt und begleitet haben und
    Es sind Gewissensgründe, die mir in     die an vielen Stellen in der Gemeinde das
den letzten Jahren immer klarer gemacht     Evangelium leben! Mit Ihnen hat das
haben, dass ich das, für was ich als ka-    Christentum Zukunft in Europa – wenn
tholischer Priester aktuell stehen müsste,  auch anders, als wir erwarten. An vielen
nicht länger vertreten kann. Sie haben      kleinen Stellen beginnt schon Neues.
mich kennen gelernt als fortschrittsoffenen Ebenso ist meine Berufung nicht vorbei.
Menschen, dem an der lebensnahen Ver- Die führt mich hinaus – ins Weite.
kündigung liegt. Für mich war das in den
                                                                           Peter Hohler


"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Aus der Gemeinde
                Was macht eigentlich...
                 Pfarrer Hans Drescher?
   Der Anlass zu diesem Besuch ist die     Hauptstraße, auf dem Dachboden wieder-
25 jährige Priesterweihe von Pfarrer Dre-  endeckt haben und so wieder eine Station
scher. Zumindest einige Böbinger erinnern bei der Familie Enßle und auf dem Kirch-
sich noch an ihn und                                             platz (Haus Krämer)
seine Familie. Er ist                                            aufstellen konnten.
hier aufgewachsen, zur                                               Gerne denke ich
Schule gegangen, war                                             auch an den großen
Ministrant und einige                                            Zusammenhalt und das
Zeit im Kirchengemein-                                           große Engagement
derat. Er war gerne                                              Vieler in der Kirchen-
bereit unsere Fragen                                             gemeinde St. Josef in
zu beantworten.                                                  Böbingen zurück.
                                                                     Gerne denke ich
   Spirale: Lieber Hans,                                         auch an die Zeltlager
was waren die Statio-                                            im Schwarzwald und im
nen Deines Wirkens                                               Allgäu zurück, an de-
während den letzten 25                                           nen ich die Möglichkeit
Jahre?                                                           hatte teilzunehmen.
   Pfr. Drescher: Nach                                               Ein besonderes Er-
der Priesterweihe am                                             lebnis waren für mich
06.07.1996 folgten zwei                                          die großen Wallfahrten,
Jahre als Vikar in der                                           die sich auch über die
Kirchengemeinde Lieb-                                            Gemeindegrenze von
frauen in Ravensburg.                                            Böbingen hinweg an
Von 1998-2000 war                                                Beliebtheit erfreuten
ich für zwei Jahre Vikar in der Kirchenge- und die Teilnehmer einen Reisebus bis auf
meinde Heilig Geist in Schorndorf. Seit    den letzten Platz füllten.
September 2000 bin ich Pfarrer in den
Kirchengemeinden Besigheim, Bönnig-           Spirale: Beschreibe doch kurz Deine
heim und Gemmrigheim bzw. der Gesamt- jetzige Arbeit in der SE Besigheim, wel-
kirchengemeinde Mittlerer Neckar-unterm che Besonderheiten gibt es, was ist eher
Michaelsberg.                              schwierig?
                                              Pfr. Drescher: Unsere Gesamtkirchen-
   Spirale: Gibt es ein Böbinger Erlebnis  gemeinde setzt sich aus drei Kirchenge-
oder eine Geschichte, an die Du Dich       meinden zusammen mit  10 Teilorten und
auch heute noch erinnerst?                 knapp 10.000 Katholiken. In den neun
   Pfr. Drescher: Gerne denke ich an       Kirchen feiern wir normalerweise Gottes-
die Zeiten im Kirchengemeinderat in        dienst. Da jede Kirchengemeinde Teil-
Böbingen zurück. So zum Beispiel, dass     oder Filialort ist, ist keine von diesen mit
wir einen Ausschuss „Tradition und         Böbingen vergleichbar.
Brauchtum“ gegründet haben und für die        Unsere Kirchengemeinden sind weni-
Fronleichnamsprozession zwei Holzaltä-     ger eine sozial gewachsene Größe. Durch
re der Familie Enßle und Schurr, beide     den Mittleren Neckarraum mit den vielen

                                                                                     
"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Aus der Gemeinde
großen Arbeitgebern setzen sich unsere           Kirche ist nicht nur „Amtskirche“ Papst-
Kirchengemeinden aus vielen zugezoge-         Bischof-Pfarrer. Deshalb setze ich in den
nen Familien zusammen. Das ermöglicht         synodalen Prozess in den deutschen Diö-
zukunftsorientierte Kirche vor Ort in den     zesen meine große Hoffnung für die Zu-
Blick zu nehmen und zu gestalten.             kunft, und dass Gottes Geist in unserem
   Klar ist uns heute, dass unsere Ge-        Handeln wirkt.
samtkirchengemeinde in 20 Jahren keine
neun Kirchen und Gemeindezentren mehr            Spirale: Dann würde uns noch inter-
haben wird.                                   essieren, ob Du noch Verbindungen zu
                                              Böbingen hast, z. B. bekommst Du die
   Spirale: In unserer Kirche sind gerade     Spirale zum Lesen?
verschiedene Strömungen im Aufbruch              Pfr. Drescher: Herzlich danken möchte
und viele wünschen sich Veränderungen.        ich, dass ich seit dem Studium (1990) die
Was wünscht Du Dir für die Zukunft unse-      Spirale bekomme und so immer wieder
re Kirche?                                    von Böbingen lesen darf. Danken möchte
   Pfr. Drescher: Ich wünsche mir, dass       ich auch für die lieben BöbingerInnen, die
wenn wir von Kirche sprechen auch eine        mir zu Weihnachten liebe Zeilen, Grüße
Verantwortung durch Taufe und Firmung         und Wünsche schreiben. Danke auch für
wahrgenommen wird und wir bei unserer         das Gebet für die Priester.
Kritik daran denken, dass immer drei Fin-
ger auch auf einen selber zeigen.                Spirale: Vielen Dank für die Beantwor-
   Gott ist Mensch geworden, damit seine      tung unserer Fragen. Wir wünschen Dir
Liebe ein Gesicht, ein Herz, Hände und        für die Zukunft alles Gute und vielleicht
Füße in dieser Welt bekommt in Jesus,         ergibt sich doch einmal ein Wiedersehen
seinem Sohn.                                  in deiner früheren Heimat Böbingen.

                                                                    Das Gespräch führte
                                                                          Beate Fauser

„Gesegnet bist du, Segen sollst du sein“      Sich regen bringt Segen –
Aktionen                                      thematischer Gottesdienst
                                              zum Patrozinium am 1. Mai
zum Jahresthema 2021
                                                 Sich regen bringt Segen sagt ein
   Unser Jahresthema – wie es der Name        Sprichwort. Es verbindet den Tag der Ar-
ja sagt – ist ein Gedanke, der uns ein Jahr   beit und das Fest des Hl. Josef am 1. Mai
lang einen bestimmten Aspekt unseres          mit unserem Jahresthema. Es sagt aus,
Glaubens aus verschiedenen Blickrich-         dass Arbeit nicht nur Mühe und Last ist
tungen nahebringt. „Gesegnet bist du          – sie ist zugleich auch segensreich, weil
– Segen sollst Du sein“ wurde im Mai auf      sie uns hilft, gut zu leben und unsere Welt
verschiedene Weise entfaltet. Gleich am       zu gestalten. Der französische Philosoph
Anfang in einem Gottesdienst zum Patro-       Voltaire formulierte das so: „Arbeit hält
zinium, der sogar live übertragen wurde       3 große Übel fern: Die Langeweile, das
und in einem Corona-gemäßen Gebets-           Laster und die Not.“ – Welch ein Segen!
text für eine Maiandacht.                        Das passt gut zum Heiligen Josef, dem


"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Aus der Gemeinde
                        Mann für die Werk-      hat das
                        tage in unserem         Bonifatius-
                        Leben.                  werk, eine
                            Wo die Arbeit       Faltkarte
                        allerdings Men-         heraus-
                        schen erdrückt          gegeben.
                        und ausbeutet, wo       Diese
                        keine freie Zeit für    Karte ist
                        Ruhe, Erholung,         vierfach
                        Beziehungen bleibt      aufklapp-
                        und wo ihr Ertrag       bar und
                        nicht gerecht ver-      enthält auf
                        teilt wird oder nicht   jeder Seite
                        zum Leben reicht,       Segenstexte, die beide Aspekte, das Ge-
                        gereicht Arbeit nicht   segnet-Sein und das Zum-Segen-Werden
                        zum Segen. Da ist       beleuchten.
                        es gut und wichtig,         Die Karte dürfen Sie kostenlos als spie-
                        für Arbeitsbedin-       lerische Erinnerung an unser Jahresthema
                        gungen einzutreten      hinten in der Kirche abholen / mitnehmen.
                        und zu kämpfen,         Vielleicht hilft sie uns das Jahr über, im-
                        die in einer sich       mer wieder mal daran zu denken, wie wir
                        rasch wandelnden        von Gott geliebt und gesegnet sind und
Arbeitswelt die Menschen und ihre Be-           wie wir selbst für andere zum Segen wer-
dürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Daran     den können.
erinnern am Tag der Arbeit auch Gewerk-
schaften und Arbeitnehmerverbände.              Segne du Maria – Text zur Maiandacht
   Der Heilige Josef als Patron der Arbeit-     Gedanken zur persönlichen Maiandacht
nehmer steht auch für gerechte Arbeitsbe-       entlang eines Tophits der Marienlieder
dingungen, gesegnete Arbeit.
   Jesus wird heute im Evangelium als               Auch im hierzulande vielleicht beliebte-
„Sohn des Zimmermanns“ bezeichnet,              sten, stets zu Herzen gehenden und tra-
was die Vermutung nahelegt, dass Josefs         ditionell mit viel Leidenschaft gesungenen
Art und Arbeit Jesus stark geprägt ha-          Marienlied „Segne Du, Maria, segne mich,
ben. Josef steht uns also als Handwerker        Dein Kind“ geht es um Segen. Segen, den
oder Baumeister vor Augen, der in Treue         ich von Maria, der Mutter Jesu, für mich,
seiner Arbeit nachgegangen ist und mit          für mein Leben und Sterben und für alle
dem Werk seiner Hände die heilige Fa-           meine Lieben erbitte und erhoffe.
milie ernährt hat. Sein Vorbild und seine           Mit einem Text zu einer Maiandacht
Fürsprache können uns ermutigen, so             unter dem Titel „Segne du Maria“ gab es
zu leben und die Arbeitsbedingungen zu          in dieser Zeit der Pandemie, in der keine
gestalten, dass unsere Arbeit, unser „sich      großen gemeinsamen Maiandachten mög-
regen“ Segen bringt.                            lich sind, ein Angebot trotzdem für sich
                                                oder im ganz kleinen Kreis mit den notwe-
Faltkarte Gesegnet – Segen sein                 nigen Hygienemaßnahmen zu Gebet und
                                                Meditation zum Bild der Gottesmutter zu
  Passend zu unserem Jahresthema                kommen.
„Gesegnet bist du – Segen sollst du Sein“

                                                                                         
"Wer noch Staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt!" - Ausgabe 275 2/21 - Seelsorgeeinheit Rosenstein
Aus der Gemeinde
Gottes Segen
– was ist das
eigentlich?

    „Der Herr ist
mit dir. Du bist
gebenedeit unter
den Frauen, und
gebenedeit ist die
Frucht deines Lei-
bes.“ Mit diesen
Worten kündigt der
Erzengel Gabriel
Maria die Geburt
ihres Sohnes an.
(Lukas, 1, 28)
    „Gebenedeit“
(von lat. benedice-
re, „gutsagen“) kann auch mit „gesegnet“       „Gesegnet bist du mehr als alle anderen
übersetzt werden. „Gesegnet“ könnte            Frauen, und gesegnet ist die Frucht dei-
heißen:                                        nes Leibes…“ (Lukas 1,42-43) Maria, für
 • der Herr ist mit Dir. Du bist mit Gott in   die Gottes Segen in dieser Situation mit
   Verbindung.                                 Händen zu greifen ist, stimmt als Antwort
 • du bist von Gott so, wie du bist, ange-     den Lobpreis Gottes an, das „Magnificat“:
   nommen. Ganz persönlich geliebt. Gut-          Meine Seele preist die Größe des
   geheißen. Getragen.                         Herrn, und mein Geist jubelt über Gott,
 • du bist OK. Auch wenn Du nicht alles        meinen Retter.
   richtig gemacht hast und auch in Zu-        Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat
   kunft Fehler machen wirst.                  er geschaut. Siehe, von nun an preisen
 • du brauchst keine Angst zu haben.           mich selig alle Geschlechter.
 • du sollst auch selber zu Dir Ja sagen.      Denn der Mächtige hat Großes an mir ge-
   Du bist wertvoll, egal was andere über      tan, und sein Name ist heilig… Er nimmt
   dich denken oder was du gerade in Dei-      sich seines Knechtes Israel an und denkt
   nem Leben nicht auf die Reihe kriegst.      an sein Erbarmen, das er unseren Vätern
 • du kannst deiner Kraft und den Talen-       verheißen hat, Abraham und seinen Nach-
   ten, die Dir geschenkt sind, vertrauen.     kommen auf ewig.
 • du darfst auch nach dir selber schauen.        Maria kann das Magnificat singen, weil
   Das Gutes und die Hilfe, die man dir        sie das Leben mit jugendlicher Leichtigkeit
   anbietet, dankbar annehmen.                 und großem Urvertrauen positiv und opti-
 • verliere den positiven Blick aufs Leben     mistisch sieht. Und weil sie sich im Glau-
   nicht, die vielen schönen Dinge und den     ben an Gottes Treue gehalten fühlt, z.B.
   Glauben, dass am Ende alles gut wird.       durch die Zusage an Abraham, die unser
                                               Jahresthema aufgreift. Das ist Segen.
Segenserfahrung                                Maria hätte auch ein Klagelied über ihre
                                               ungewisse Situation… anstimmen können
   Vom Heiligen Geist erfüllt ruft Elisabeth   und Elisabeth vorjammern, wie schwierig
beim Kommen ihrer Verwandten Maria:            alles für sie geworden ist…

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Aus der Gemeinde
Segen sein                                    nische Konzil wandte sich der Blick weg
                                              vom Schutz vor Unheil und ging hin zu der
    Die positive, hoffnungsvolle Sichtweise Segensbitte um gutes Wachstum und eine
des Magnificat auf Gottes Wirken, das         reichhaltige Ernte.
Gute und Schöne in der Welt lässt Men-           Gespendet wird der Wettersegen,
schen auch zum Segen für andere wer-          abhängig von regionalen Unterschieden,
den. So, wie es im 2. Teil unseres Themas meist ab dem Markustag (25. April) oder
heißt: Segen sollst du sein:                  ab Anfang Mai, also im Frühjahr, wenn
  • Sie hilft mir, empathisch dafür zu sein,  mit der Aussaat die Keime für die Früchte
    wie es meinem Gegenüber geht.             gelegt werden, die dann langsam heran-
  • Ich sehe, wo ich mit Worten aufmuntern reifen können und auf gedeihliches Wetter
    und trösten oder mit Liebe, Rat und Tat angewiesen sind. Als letzter Termin gilt in
    helfen kann.                              der Regel das Fest der Kreuzerhöhung
  • Ich strahle positive Energie aus.         (gefeiert am 14. September).
  • Maria ist mir ein Beispiel                   In einer ursprünglich bäuerlich gepräg-
                                              ten Glaubensgemeinschaft hatte er eine
                               Michael Hohler
                                              eminente Bedeutung, da die Menschen
                                              von Missernten existentiell betroffen wa-
Gedanken zum                                  ren: sie führten zu einer harten Winterszeit
                                              oder zu Hungersnöten. Durch den Wandel
Wettersegen                                     zu einer Industriegesellschaft geht der
                                                   unmittelbare Bezug zum Anbau un-
    Gemäß dem Jahresthema „Ge-                        serer Nahrungsmittel immer mehr
segnet bist – Segen sollst du                         verloren – der weltweite Handel
sein!“  wollen wir uns in die-                              und unsere Supermärkte
sem Kirchenjahr mit einigen                                  scheinen unerschöpflich zu
Facetten zum Thema                                              sein.
„Segen“ befassen.
                                                                         Der gebräuchlich-
    Eine bis in das                                                   ste Text für den Wet-
Mittelalter zurückrei-                                                tersegen lautet:
chende Tradition in der                                                 „Gott, der allmächti-
katholischen Kirche ist der                                     ge Vater, segne euch und
WETTERSEGEN. In früheren                                    schenke euch gedeihliches
Zeiten ging es im Volksglau-                               Wetter; er halte Blitz, Hagel
ben um die Vertreibung dämoni-                       und jedes Unheil von euch fern.
scher Mächte, die für Wetterunbil-                      Er segne die Felder, die Gärten
den verantwortlich gemacht wurden.                 und den Wald und schenke euch die
So war es teilweise Brauch, bei                    Früchte der Erde.
aufziehendem Gewitter die Kirchen-                   Er begleite eure Arbeit, damit ihr in
glocken zu läuten (das Wetterläuten),             Dankbarkeit und Freude gebraucht,
Weihwasser zu verspritzen oder                        was durch die Kräfte der Natur
sogenannte Schauerkerzen                                 und die Mühe des Menschen
anzuzünden, aus Wachsre-                                  gewachsen ist.
sten hergestellte schwarze                                    Das gewähre euch der drei-
Kerzen. Mit der Liturgiere-                                einige Gott, der Vater und der
form durch das Zweite Vatika-                            Sohn und der Heilige Geist.“

                                                                                        11
Aus der Gemeinde
   Damit kommt zum Ausdruck, dass es          verarbeiten. Nach der Weihe finden die
nicht allein um fruchtbares Wetter geht;      Büschel ihren Platz im Haus oder im Stall.
eine Intention, die durch den Klimawandel        In unserer Region bildet die Königsker-
und Wetterextreme wieder an Aktualität        ze, als Zeichen für Maria, den Mittelpunkt
gewinnt. Thematisiert wird auch, dass die     des Kräuterbüschels. Eine Rose für Maria
Früchte der Felder nicht nur das Ergebnis     und eine Lilie für Josef ist ebenso möglich.
menschlicher Arbeit mit Aussaat, Pflege       Auch andere Kräuter, die im Garten und
und Ernte sind, sondern auch ein Ge-          auf Feld und Flur wachsen, können den
schenk von Gottes guter Schöpfung. Dies       Strauß schmücken: Arnika, Spitzwegerich,
soll zudem unseren Blick dafür schärfen,      Salbei, Johanniskraut, Kamille, Rosmarin,
ehrfürchtig und achtsam mit unseren Le-       Wermut, Minze, Lavendel, Ringelblume,
bensmitteln umzugehen.                        Getreide, Schafgarbe, Basilikum und
   Zum Abschluss der Heiligen Messe           Kümmel. Alle diese Heilpflanzen verspre-
wird der Wettersegen feierlich mit der        chen uns ein ganzheitliches Heilwerden,
Monstranz zelebriert, unter dem Klingeln      was auch an Maria besonders deutlich
der Altarschellen – und soll uns innerlich    geworden ist.
angerührt in den Alltag entlassen.               Warum ist die Kräuterweihe mit Ma-
                                              ria Himmelfahrt verbunden?
    Quellen u.a.: katholisch.de; Wikipedia.
                                                   Der griechische Kirchenlehrer Johan-
                                  Walter Stahl nes von Damaskus schildert in einer Ma-
                                               rienlegende, dass Maria im Alter von 72
Gedanken zur                                   Jahren gestorben war. Die Jünger hatten
Kräuterweihe                                   sie begraben, nur einer fehlte: Thomas.
                                               Sein Weg aus Indien war zu weit, so dass
an Mariä Himmelfahrt                           er zum Begräbnis zu spät kam. Er wollte
                                               Maria noch einmal sehen. Die Jünger
    Auch in Böbingen ist es Tradition um       Jesu gingen zum Grab, rollten den Stein
den 15. August herum, Kräuterbüschel zu beiseite und fanden keinen Leib Marias
binden und im Gottesdienst segnen zu           mehr. Im Grab aber lagen viele Kräuter
lassen.                                        und Blumen. Als die Jünger die Blumen
    Pflanzen, Bäume und Blumen wurden          zählten, waren es 72, so viele wie der
bereits in der Bibel ganz selbstverständ-      Herr Jünger ausgesandt hatte.
lich mit dem Schöpfergott in Verbindung            Geschichtlich ist der Brauch ab dem
gebracht. Man verstand sie als Ausdruck        10. Jahrhundert im deutschsprachigen
seines umfassenden Schöpferwillens.            Raum fassbar. Dass Kräuter gerade an
    Beim Binden des Kräuterstraußes            Maria Himmelfahrt eine derart besondere
ist einiges zu beachten. Die Zahl der          Rolle spielen, hat wohl vor allem prak-
Kräuter soll symbolisch sein: mindestens       tische Gründe: Im Hochsommer stehen
sieben Kräuter sollen eingebunden wer-         die meisten Heilkräuter in voller Blüte und
den. Sieben als Zahl der Wochen- bzw.          Pracht. Die Heilkraft der Kräuter soll auf
Schöpfungstage, der Sakramente oder            die Fürbitte der Kirche dem ganzen Men-
der Gaben des Hl. Geistes. Aber auch           schen zum Heil dienen.
* 9, (3 mal Dreifaltigkeit); oder * 12, als        Des Weiteren führt uns diese Frage
Zahl der Apostel; oder  *14, als Zahl für      zurück in das 5. Jahrhundert. Das Fest
die 14 Nothelfer oder gar * 72, als Zahl für ‚Maria Aufnahme in den Himmel‘, das
die Jünger Jesu können die Bastler*innen durch Bischof Kyrill von Alexandrien

12
Aus der Gemeinde
                                                    nischen Kräuterweihen wurden
                                                    zuerst um das Jahr 745 n. Chr.
                                                    verboten. Später wurde dieses Tun
                                                    in die kirchliche Liturgie als Kräu-
                                                    terweihe an Maria, die als ‚Königin
                                                    der Blumen, der Blume des Feldes,
                                                    die Lilie der Täler‘ verehrt wird,
                                                    übernommen. Dadurch wurde
                                                    dieser alte germanische Brauch
                                                    christianisiert.

                                                         Das Segensgebet der Kräu-
                                                     terweihe aus dem Benediktionale
                                                     (Segensbuch der kath. Kirche):
                                                         Lasst uns beten, Herr, unser
                                                     Gott, du hast Maria über alle Ge-
                                                     schöpfe erhoben und sie in den
                                                     Himmel aufgenommen. An ihrem
                                                     Fest danken wir dir für alle Wunder
(375/80 – 444) zuerst in Jerusalem ein-
                                              deiner Schöpfung. Durch die Heilkräuter
geführt wurde, zählt mit zu den ältesten
                                              und Blumen schenkst du uns Gesundheit
Marienfesten, das die Westkirche etwa
                                              und Freude. Segne diese Kräuter und Blu-
seit dem 7. Jahrhundert feiert. Das Datum
                                              men. Sie erinnern uns an deine Herrlich-
für dieses frühchristliche Fest steht wohl in
                                              keit und an den Reichtum deines Lebens.
Zusammenhang mit einem alten syrischen
                                              Schenke uns auf die Fürsprache Mariens
Erntedankfest.
                                              dein Heil. Lass uns zur ewigen Gemein-
   Eine weitere Vermutung für die Kräu-
                                              schaft mit dir gelangen und dereinst
terweihe war das feste Brauchtum der
                                              einstimmen in das Lob der ganzen Schöp-
Germanen, zu denen das Sammeln von
                                              fung, die dich preist durch deinen Sohn
Heilkräutern, verbunden mit besonderen
                                              Jesus Christus in alle Ewigkeit. Amen.
Weiheritualen, gehörte. Solche heid-
                                                                       Kornelia Wasserer

                          Segnen heisst,      Gottes Segen komme über dich.
  die Hand auf etwas legen und sagen:         Wir haben Gottes Segen empfangen
             du gehörst trotz allem Gott.     im Glück und im Leiden.
              So tun wir es mit der Welt,     Wer aber selbst gesegnet wurde,
          die uns solches Leiden zufügt.      der kann nicht mehr anders,
                 Wir verlassen sie nicht,     als diesen Segen weitergeben,
  wir verwerfen, verachten, verdammen         ja, er muss dort, wo er ist,
                                sie nicht,    ein Segen sein.
           sondern wir rufen sie zu Gott.     Nur aus dem Unmöglichen
                Wir geben ihr Hoffnung,       kann die Welt erneuert werden.
  wir legen die Hand auf sie und sagen:       Dieses Unmögliche ist der Segen Gottes.

                                                        Dietrich Bonhoeffer am 8.6.1944

                                                                                    13
Aus der Gemeinde

Gottesdienst an                            eine Schola des Kirchenchores Böbin-
Christi Himmelfahrt                        gen, von Thomas Schäfer auf der Gitarre
unter                                      begleitet. Auch wenn die Gemeinde an
                                           diesem Tag noch nicht mitsingen durfte,
„offenem Himmel“                           wurde der Gesang der Schola durch einen
                                           vielstimmigen Vogelchor aus dem angren-
   Die Wetterprognosen zu Beginn der       zenden Wald verstärkt.
Woche waren alles andere als verhei-          Pfr. Weiß entfaltete unter den Stich-
ßungsvoll. Aber zum Glück behielten die    worten „Begegnung“ und „Augenblick“
Verantwortlichen des Kirchengemeinde-      seine Gedanken zu dem, was den Himmel
rats die Nerven und sahen von einer vor-   ausmachen kann. Der Gottesdienst wurde
schnellen Absage bzw. Verlegung in die     vom Übertragungsteam unter Florian Kuf-
Kirche ab. So konnten die katholischen     ner aufgezeichnet, für eine Betrachtung
Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit      kann unter www.se-rosenstein.de der Link
Rosenstein am Feiertag Christi Him-        dazu gefunden werden.
melfahrt bei der Barnbergkapelle einen
wunderbaren Gottesdienst bei schönstem        Einen besonderen Dank richtete
Wetter feiern.                             Pfr. Weiß an die Schönstatt-Regio
   Geleitet wurde der Gottesdienst von     Barnberg, die für die Kapelle und den
Pfr. Bernhard Weiß und Pater Joji Ma-      wunderbaren Gottesdienstplatz verant-
thew. Die musikalische Gestaltung hatte    wortlich ist.

14
Aus der Gemeinde

Der Jugendtag                              Augenblick“ kleine Jugendtage abzuhalten
aus Untermarchtal                          und dorthin zu einer „Sternchenwallfahrt“
                                           einzuladen.
kam zu uns!                                   Natürlich haben wir zu dieser Aktion
                                           nicht „Nein“ gesagt und  feierten deshalb
   „Gehe mutig von Augenblick zu           am Sonntag, den 30. Mai den, von dem
Augenblick“ – Unter diesem Motto stand Jugendtagsteam organisierten, Jugend-
der diesjährige Jugendtaggottesdienst,     gottesdienst an der Barnbergkapelle, wel-
welcher in diesem Jahr auf Grund der       cher zum Glück von der warmen Sonne
Pandemie nicht im Kloster Untermarchtal    begleitet wurde.
direkt gefeiert werden konnte. Deshalb        Die Einführung in das Thema handelte
kam der Jugendtag einfach zu uns in die    von einem Brief, welcher von Luise von
Seelsorgeeinheit Rosenstein und zu vie-    Marillac verfasst wurde. Luise war eine
len anderen Gemeinden.                     Mitgründerin der Vinzentinerinnen und
   Traditionsgemäß ist es seit vielen Jah- schrieb über ihr Leben und wie es dazu
ren so, dass sich viele Jugendliche zu Fuß kam, dass sie nach dem diesjährigen Ju-
oder mit den Fahrrädern, wie auch wir, auf gendtagsmotto gelebt hat.
den Weg nach Untermarchtal machen.            Nach der Lesung, welche durch eine
Dort angekommen treffen viele Gruppen      Phantasiereise, in der man durch die
aus unterschiedlichen Richtungen auf       Natur GEHT, ersetzt wurde, kam das
dem Klostergelände zusammen, um ein        Evangelium zu dem Thema „MUTIG sein“
großes Fest des Glaubens an Jesus          und die Predigt, bei der es um schöne
Christus zu feiern.                        Marmeladenglasmomente ging, wobei
   Da diese Großveranstaltung letztes      jeder einen schönen AUGENBLICK, in
und dieses Jahr leider nicht möglich war,  Begleitung zu dem passenden Lied von
hat sich das Vorbereitungsteam dafür       Kerstin Ott, auf ein Zettel schreiben durfte,
entschieden, an verschiedenen Orten der um diesen daheim in ein Marmeladenglas
Diözese Rottenburg-Stuttgart  unter dem    zu stecken. Am Ende hatten wir dann alle
Motto „Gehe mutig von Augenblick zu        Begriffe, welche in dem Motto inbegriffen

                                                                                   15
Aus der Gemeinde
waren und die Jugendlichen bekamen            der Vinzentinerinnen war und ihr Leben
zu jedem Wort eine kleine Aufgabe für         genau nach diesem Motto gelebt hat und
den Nachhauseweg. Diese waren zum             nie aufgegeben hat.
Beispiel beim nächsten SpazierenGEHEN             Für den diesjährigen etwas ausgefalle-
einen Müllbeutel mitzunehmen, um die          nen Blumenteppich wurde das Motiv von
Natur, welche von Gott geschaffen wurde,      den Oberministranten in 20 Teile aufge-
von dem Müll befreien zu können oder auf      teilt, welche, zusammen mit einem Karton,
dem Weg einen MUTmacher, was bei-             an die Minis verteilt wurden. Jeder konnte
spielsweise ein                               zu Hause sein Puzzlestück nach Lust
Stein sein könn-                              und Laune gestalten. Mit Blumen, Erde,
te, zu suchen.                                Blätter, Steinen, Linsen, Haferflocken,...
    Die ganze                                 es gab keine Grenzen der Kreativität. Am
Eucharistiefeier                              Ende wurden die viele Teile dann von den
wurde von der                                 OMIs zusammengesetzt, woraus ein gro-
Band „Donner-                                 ßer, schöner, einzigartiger Blumenteppich
söhne“ aus Bö-                                entstanden ist.
bingen begleitet                                  Ein herzliches Vergelt´s Gott an alle
und allerspätes-                              Beteiligten, die an dieser Aktion mitgewirkt
tens beim Abschlusslied, nämlich dem          haben.
Vinzenzlied, kam bei allen Besuchern das                                    Louisa Marton
Jugendtagsfeeling auf.
    Vielen Dank an alle helfenden Hände,
welche mitgewirkt haben, damit auch
dieses Jahr der etwas andere Jugendtag
stattfinden konnte und natürlich ein gro-
ßes Dankeschön an alle Besucher, die
mitgefeiert haben!
    Bis nächstes Jahr, hoffentlich dann
wieder in Untermarchtal.

                            Louisa Marton

Fronleichnam
Blumenteppichaktion
    Auch in diesem Jahr war es für uns
Minis nicht möglich, gemeinsam einen
Blumenteppich zu Fronleichnam zu ge-
stalten. Deshalb haben wir uns, so wie im
vergangenen Jahr, eine Alternative über-
legt, um das diesjährige Jugendtagsmotto
aus Untermarchtal anhand eines Blumen-
teppichs zu verbildlichen. Das Motto lautet
„Gehe mutig von Augenblick zu Augen-
blick“ und stammt von der Schwester Lui-
se von Marillac, welche eine Mitgründerin

16
Aus der Gemeinde

Drive-In Kuchenver-
kauf statt Mini-Fest
    Trotz den aktuellen Pandemiebe-
dingungen wollten wir Ministranten aus
Böbingen unser traditionelles Ministran-
tenfest an Fronleichnam mit dem Kuchen-
verkauf nicht erneut, wie im vergangenen
Jahr, ausfallen lassen.
    Deshalb haben wir auf dem Kirchplatz
ein Einbahnstraßen-System aufgebaut,
durch das die Autofahrer zu dem Kuchen-
verkauf geleitet wurden. Im Vorfeld hatten
die Eltern unserer Minis zirka 35 Kuchen
und Torten verschiedener Sorten gebac-
ken, weshalb wir eine große Auswahl vor
Ort hatten. Der Verkauf lief sehr gut und
der Erlös dieser Aktion kommt unserer
Ministrantenkasse zugute.
    Vielen lieben Dank an alle Helfer und
Bäcker, ohne diese die Aktion nicht mög-
lich gewesen wäre... Bis nächstes Jahr!
Hoffentlich wieder alle vereint auf dem
Kirchplatz und nicht nur aus dem Auto
heraus!
                              Louisa Marton

                                                           17
Aus der Gemeinde
Erstkommunion
„Deine Farbe –
Gemeinschaft mit Jesus –
ein buntes Bild“

   Die Kommunionkinder des
Jahrgangs 2020 feierten am 12.
Juni gemeinsam ihre Erstkommu-
nion. Nach eineinhalb Jahren der
Vorbereitung und vor allem auch
des Wartens war es nun endlich
so weit. Mit einem feierlichen
Gottesdienst wurde die Erstkom-
munion gefeiert.
   Diese lange Zeit gewartet haben:        Simon Vitus Schnackig – Jonah
Theresa Sophie Achatz – Hanna Baur –       Schneider – Benedikt Schumacher –
Alessis Friedel Espirito Santo –           Bastian Stempfle – Josephine Salome von
Maximilian Koch – Ida Krieg – Vida         Entress-Fürsteneck – Paulina Wamsler
Kucharczyk – Xenia Mecker - Jan Müller –   – Mina Weidenbacher – Marie Werner
Fabian Nagel – Lennard Pöschko –           – Lasse Widmann

„Vertrau mir, ich bin da!“

  Unter diesem Motto sind die Erst-        gemeinsam unterwegs. Bedingt durch die
kommunionkinder des Jahrgangs 2021         Pandemie konnten keine Gruppenstunden
                                                               und so die klassi-
                                                               sche und bekannte
                                                               Vorbereitung auf
                                                               die Erstkommunion
                                                               nicht stattfinden.
                                                               Die Vorbereitung
                                                               wurde, soweit das
                                                               neben der Schule
                                                               und der dafür nö-
                                                               tigen Motivation
                                                               und Konzentration
                                                               möglich war, in die
                                                               Familien gelegt.
                                                               Unterstützend dazu
                                                               gab es thematische
                                                               Gottesdienste die
                                                               einige Aspekte der
                                                               Kommunionvorbe-
                                                               reitung in den Blick
                                                               genommen haben.

18
Aus der Gemeinde
   Am Wochenende 19./20. Juni haben            Im Namen der Kirchengemeinde wün-
die Kinder dann gemeinsam ihre feierliche   sche ich den Kindern und deren Familien
Erstkommunion gefeiert. Mit dabei waren:    alles Gute, sowie gewinnbringende Erfah-
   Paula Apprich – Nele Baur – Lisa Buck    rungen im Glauben und dem Miteinander.
– Mandy Ciupa – Noah Dlask – Celine
                                                                    GR Patrick Grazer
Fahr – Luisa Gatzka – Levin Gold – Hellen
Grimm – Thea Junkert – Tom Kölbl – Lu-
                                              Hinweis der Redaktion: Die Termine der
kas Lein – Gianna-Ina Mücke – Isabella
                                            Erstkommunion-Gottesdienste lagen nach
Rauh – Lina Rieg – Mika Rieg – Charlotte
                                             dem Redaktionsschluss dieser Ausgabe.
Seitzer – Alexis Theophanelis – Lukas Uhl
                                                   Bilder werden wir in der nächsten
– Lukas Wagner – Ylvi Weller – Leona
                                                         Ausgabe noch nachreichen.
Widmann – Florian Wiedersich

          Ein neues Gesicht
 in unserer Gemeinde: Patrick Stähle
Über meine Arbeit in der Wohnungslosenhilfe

    Mein Name ist Patrick Stähle, ich bin   Kinderbibelwoche war, entschied ich mich
am 11.08.1998 in Göppingen geboren und      dazu einen kirchlichen Beruf zu ergrei-
in Heiningen aufgewachsen. Nach mei-        fen. So entschied ich mich nach Freiburg
nem Realschulabschluss habe ich eine        zu ziehen um dort an der Katholischen
Ausbildung zum                                                   Hochschule im Studi-
Erzieher gemacht.                                                engang „Angewandte
Mir war aber relativ                                             Theologie und Religi-
schnell klar, dass                                               onspädagogik“ mei-
ich diesen Beruf                                                 nem Berufsweg eine
nicht mein Leben                                                 neue Perspektive zu
lang ausüben möch-                                               verleihen.
te. Ich entschied                                                   Dieser Studien-
mich dazu, parallel                                              gang ermöglicht es
zur Ausbildung                                                   mir, nach meinem
meine Fachhoch-                                                  Bachelor in Theologie
schulreife zu ma-                                                einen Bachelor in
chen. Da ich immer                                               Soziale Arbeit in nur
schon kirchlich                                                  drei Semestern nach-
engagiert war, und                                               zumachen. Bedeutet
oftmals der alleinige                                            allerdings, dass wir
Vertreter der katho-                                             auch schon jetzt eini-
lischen Gemeinde                                                 ge Vorlesungen des
bei ökumenischen                                                 Studiengangs „Sozi-
Veranstaltungen                                                  ale Arbeit“ besuchen.
wie zum Beispiel                                                 Zusätzlich besteht

                                                                                  19
Aus der Gemeinde
das Praxissemester, in dem ich mich mo-      anderen Vorschriften dieses Buches oder
mentan befinde, zu fünfzig Prozent aus       des Achten Buches gedeckt wird, gehen
der Arbeit in der Kirchengemeinde. Hier      diese der Leistungen nach Satz 1 vor“.
begleite ich meinen Mentor, welcher mich        Alle Personen, die mindestens 18 Jahre
in die Arbeiten, die in einer Kirchenge-     alt sind und ohne festen Wohnsitz, sind
meinde getätigt werden, einführt. Dazu       berechtigt bei uns aufgenommen und
gehören Dinge wie Kommunionvorberei-         betreut zu werden. Hier trifft man auf die
tung, Gottesdienstvorbereitung wie Durch-    unterschiedlichsten Menschen mit den
führung, Anleitung und Planung verschie-     unterschiedlichsten Lebensgeschichten.
denster Angebote der Kirchengemeinde,        Man trifft auf ältere Menschen, die einen
usw. Die anderen fünfzig Prozent arbeite     harten Schicksalsschlag erlitten haben
ich in der Wohnungslosenhilfe (WLH) in       oder auf ganz junge Menschen, die aus
Schwäbisch-Gmünd. Hier besteht das           verschiedensten Gründen auf der Stra-
Team aus vier Sozialarbeiter*innen, einem    ße gelandet sind. So unterschiedlich die
Hausmeister und einer Haus-                                Geschichten der Menschen
hälterin, der noch einige Eu-                              sind, Wohnungslosigkeit
rojobber und Menschen nach                                 entsteht meist aus sehr ähn-
§ 16 i SGB XII unterstellt sind.                           lichen Gründen. Oft ist es
Die WLH wird vom Caritasver-                               ein entscheidender Schick-
band der Diözese Rottenburg-                               salsschlag, wie zum Beispiel
Stuttgart getragen. Da mein                                der Tod eines geliebten Men-
Beitrag sich schwerpunktmä-                                schen oder der Verlust der Ar-
ßig um meine Arbeit in der                                 beitsstelle. Oft führen solche
WLH drehen soll, werde ich                                 Fälle zu Depressionen und
darauf etwas näher eingehen.                               somit zur Vernachlässigung
    Da die WLH wie schon                                   des eigenen Lebens. Durch
erwähnt zum Caritasverband gehört, und       diese Vernachlässigung wie unterlassene
„Caritas“ bekanntermaßen mit „Näch-          Mietzahlung verlieren die Menschen ihren
stenliebe“ übersetzt wird, steht wie der     Wohnraum und sind schließlich woh-
Name schon sagt, die Hilfsbedürftigkeit      nungslos. Das ist eine von vielen Mög-
des Nächsten im Vordergrund. Dabei ist       lichkeiten wie es ablaufen kann. Ab und
es komplett egal welcher Konfession,         zu wird das noch zusätzlich unterstützt
welcher ethnischen Zugehörigkeit, wel-       von Drogensucht oder Alkoholerkrankung.
chem Geschlecht oder welcher staatlichen     Damit versuchen die Menschen ihre
und sozialen Zugehörigkeit der Mensch        Sorgen zu unterdrücken, was schließlich
angehört. Das Ganze steht auch schon         schnell in einer Abhängigkeit enden kann.
so in der Bibel, und zwar im Gleichnis       Die Ziele der Wohnungslosenhilfe liegen
vom barmherzigen Samariter (LK 10, 30        in der Verhinderung von Verschlechterung
ff). Die Zielgruppe, für die die WLH ver-    von Lebenslagen und im besten Fall in der
antwortlich ist, ist im SGB XII, § 67-69     Verbesserung von Lebenslagen. Da viele
festgehalten. § 67 besagt: „Personen, bei    Klienten bereits in der untersten Schicht
denen besondere Lebensverhältnisse mit       der Gesellschaft angekommen sind, set-
sozialen Schwierigkeiten verbunden sind,     zen wir unsere Ziele nicht zu hoch, um
sind Leistungen zur Überwindung dieser       keinen zu überfordern. Bei der Betreuung
Schwierigkeiten zu erbringen, wenn sie       der Klienten orientieren wir uns immer an
aus eigener Kraft hierzu nicht fähig sind.   der Lebenswelt. Hier orientieren wir uns
Soweit der Bedarf durch Leistungen nach      an vier Grundprinzipien.

20
Aus der Gemeinde

Sozialraumorientierung /                      Partizipation
Bedarfsorientierung                              Wir beziehen die Menschen stetig in
    Hier orientieren wir uns an den Bedürf-   den Hilfeprozess mit ein. Das sorgt dafür,
nissen der Menschen. Orientierungspunkt       dass Menschen wieder Erfolgserlebnisse
ist die Lebenslage sowie die soziale,         haben und ihnen das Wertschätzung,
wirtschaftliche und weltanschauliche Aus-     Selbstachtung und Selbstwertgefühl
richtung des Individuums. Wir bieten also     vermittelt. Die Menschen werden bei der
Hilfe in Verbindung mit den Angeboten         Abklärung der Bedarfe, der Planung des
des Sozialraums an, mit dem Ziel, diesen      Hilfeprozesses und der Umsetzung der
mit den Menschen aktiv zu gestalten.          Hilfe zu jedem Zeitpunkt beteiligt.

Ressourcenorientierung                        Empowerment
   Die angebotene Hilfe muss sich an den         Ziel jeder Hilfe ist es, eine weitest-
persönlichen Ressourcen wie Fähigkeiten       gehende Unabhängigkeit von jeglichen
und Fertigkeiten der Menschen orientieren     Hilfemaßnahmen sowie eine selbständi-
und ansetzen. Diese soll man möglichst        ge Lebensführung zu erreichen. Eigene
mit den Angeboten fördern und weiterent-      Stärken sollen entdeckt werden. Das hilft
wickeln. Das beinhaltet auch mit möglichst    ihnen bei der Entwicklung von Lebensau-
wenig Druck zu arbeiten, da Druck in          tonomie und Selbstbestimmung.
Form von zum Beispiel festen Terminen            Von der Struktur ist es so, dass es
meist eher eine zusätzliche Hürde dar-        verschiedene Möglichkeiten der Hilfe gibt.
stellt.                                       Es gibt die Kurzübernachtung (KÜ). Hier

                                                                                    21
Aus der Gemeinde
haben die Menschen die Möglichkeit für         gearbeitet habe und mich auch schon im-
bis zu drei Wochen der Straße zu ent-          mer sozial engagiert habe, fühle ich mich
kommen. Sie bekommen die Möglichkeit           dort in meiner Rolle sehr wohl. Bis Ende
für diese Zeit in einem Mehrbettzimmer         Juli habe ich noch das Vergnügen dort im
unterzukommen. Bedingung ist, dass die         Rahmen meines Praktikums arbeiten zu
Person nirgendwo fest gemeldet ist. Dann       dürfen. Aber das bedeutet keineswegs ein
gibt es die Maßnahme Aufnahmehaus              Lebewohl. Ich werde auch in Zukunft alles
(AH). Hier werden die Menschen für bis zu      daran setzen sozial engagiert zu bleiben
einem Jahr aufgenommen und bekommen            und das auch in meinem Beruf zu verwirk-
ein Einzelzimmer. Jetzt dürfen sie sich        lichen.
auf der Adresse der WLH anmelden. Das                                       Patrick Stähle
dient vor allem zur Hilfe der Wiedereinglie-
derung. Zusätzlich gibt es die Maßnahme                                          Quelle:
betreutes Wohnen (BW). Hier leben die                                Rahmenkonzeption
Menschen schon wieder in eigenen Woh-                             des Caritasverbandes
nungen, werden allerdings noch von den              der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V.
Sozialarbeitern betreut, um einen Rückfall
zu vermeiden.
   Ich bin sehr positiv von meiner Arbeit
mit dieser Gesellschaftsklasse überrascht.
Da ich schon immer gerne mit Menschen

                  Spirale zu Gast bei …
                 Pater Joji Mathews CST
   Seit 2015 ist P. Joji hier in Böbingen,     sehr langer, kalter Frühling, der Sommer
wohnt oben im Pfarrhaus und ist ein fester     wird kurz sein.
Bestandteil unserer Gemeinde geworden
durch seine fröhliche Art und Präsenz.            Spirale: Und doch sehen viele aus der
   Zurzeit können wir ihn vor allem in und     Gemeinde Sie oft beim Laufen, egal bei
nach den Gottesdiensten und beim Lau-          welchem Wetter :)
fen auf seinen Runden durch Böbingen              P. Joji: Mir tut das Laufen und die Natur
sehen. Viele andere Möglichkeiten sind         sehr gut. Bevor ich nach Böbingen kam,
derzeit, Ende Mai, nur sehr eingeschränkt      war ich im Südschwarzwald in einer In-
möglich. Deshalb freuen wir uns sehr,          nenstadtgemeinde. Als ich dann hierher
dass sich P. Joji zu einem Gespräch mit        kam, freute ich mich sehr in ein Dorf zu
der Spiraleredaktion bereit erklärt hat.       kommen. Dazu noch mit viel grüner Natur,
                                               die ich leicht erreichen kann.
   Spirale: P. Joji, herzlich willkommen an       Ich bin das Leben mit und in der Natur
einem der ersten wärmeren Tage  hier im        von Kind auf gewohnt: Mein Vater hatte
Garten, mit Abstand und Maske. Vielen          immer zwei oder drei Kühe. Während
Dank, dass Sie sich Zeit genommen ha-          mein Vater die Kühe molk, haben wir Kin-
ben für ein Gespräch mit der Spirale!          der das Gras für die Kühe geschnitten.
   P. Joji: Ich freue mich. Ja, es war ein     Dann hatten wir einen dreiviertelstündigen

22
Aus der Gemeinde
Schulweg, um von zehn bis sechzehn Uhr       nicht alles behandeln können und nicht
in der Schule zu sein.                       alles in unseren Händen ist.
   Meine Eltern waren tagsüber auf dem          Und auch hier gab und gibt es ja viele
Feld und haben Gemüse angebaut, nach         Einschränkungen: Ich durfte keine Be-
der Schule haben wir ihnen dabei gehol-      suche machen in der ersten Welle, das
fen. Es war immer viel                                           war nicht gut für die
Arbeit, nur am Samstag                                           Menschen. Ich bekam
war keine Schule, da                                             viele Anrufe mit der
waren wir alle auf dem                                           Bitte ‚Beten Sie für
Feld und am Sonntag                                              mich‘ – das hab ich
war Gottesdienst.                                                gerne gemacht.
   Ich brauche auch hier                                            Es gab weniger
das Laufen, weil es mich                                         Gottesdienste, leere
in der Natur sein lässt.                                         Kirchen. Ein Priester
                                                                 ohne Gemeinde ist
    Spirale: Dürfen wir                                          alleine, auch wenn ich
fragen, was Sie beim                                             mit Pfr. Weiß in der
Laufen tun?                                                      Schlosskapelle Got-
    P. Joji: Manche Men-                                         tesdienst feiern und
schen laufen ja mit Musik                                        für die Gemeindemit-
im Ohr. Ich laufe wegen                                          glieder beten konnte.
der frischen Luft, ich mag
die verschiedenen Ge-                                               Spirale: Wir hoffen
rüche auf meinem Weg.                                           ja, dass die Corona-
Und ich mag, dass die                                           Situation hier langsam
frische Luft auch frische                                       wieder besser wird…
Gedanken bringt.                                                    P. Joji: ...dann
    Während ich gehe,                                           werden die Menschen
bete ich den barmher-                                           vielleicht weniger
zigen Rosenkranz – so                                           Sorge haben vor einer
wie ich jeden Tag den Rosenkranz bete.       Ansteckung durch die anderen im Got-
Manchmal bin ich traurig, da hilft mir das   tesdienst und wieder in die Kirche gehen
Beten des Rosenkranzes sehr.                 können...
    Oft treffe ich auf meinem Weg auch
Menschen, die mich grüßen, da beginnt           Spirale:  ...damit unsere Gemeinde
dann ein kurzes Gespräch mit einem           hier vor Ort wieder sichtbarer und leben-
„Grüß Gott“.                                 diger wird.  A propos Kirche – können Sie
                                             beschreiben welches Bild von Kirche Sie
   Spirale: Solch zufällige und wohltuende   haben?
Gespräche fehlen in dieser Zeit mit den         P. Joji: Kirche ist für mich Weltkirche,
Einschränkungen wegen Corona vielen          das Christentum umfasst die ganze Welt.
Menschen – und die Situation in Ihrem
Heimatland Indien ist ja gerade um ein          Spirale: Zurzeit ringen viele Christinnen
vielfaches schlimmer als hier.               und Christen z.B. mit dem Wissen um den
   P. Joji: Ja, dort ist es schlimm. Zwei    geschehenen Missbrauch in der Kirche.
junge Mitbrüder meines Ordens sind an        Was denken Sie, wird sich unsere Kirche
Covid gestorben. Da merken wir, dass wir     in Zukunft verändern (müssen)? Und wie?

                                                                                    23
Aus der Gemeinde

    P. Joji: Ja, das ist sehr schlimm. Das     fast am Ende unseres Gespräches – darf
wird schwer wieder Vertrauen fassen zu         ich noch fragen, für welche drei Dinge in
können.                                        Ihrem Leben Sie am dankbarsten sind?
    Und wir müssen „renovieren“, denke            P. Joji: Dass ich einer guten Gemein-
ich. Wenn ich die Gesellschaft und die Kir-    de wie Böbingen leben und Priester sein
che mit Indien vergleiche, fällt mir vor al-   kann. Dass ich Akzeptanz spüre. Und
lem auf, dass die Kinder und Jugendlichen      dass ich gerade beim Spazieren gehen
fehlen. Das bin ich ganz anders gewohnt.       viele Begegnungen habe, die mit ‚Grüß
Und ich weiß auch nicht, was eine Lösung       Gott‘ beginnen.
dafür sein könnte: Jugendgottesdienste,
zum Beispiel, damit die jungen Menschen          Spirale: Und wenn Sie eine Sache auf
ihre Rolle in unserer Gemeinschaft finden      der Welt verändern dürften, was wäre
können. Ministranten, Zeltlager und natür-     das?
lich das gemeinsame Erleben und Prakti-          P. Joji überlegt intensiv: Frieden.
zieren des Glaubens in der Familie.
    Wir Erwachsene müssen Vorbild im             Spirale: Vielen herzlichen Dank für das
Glauben sein und die Jungen motivieren.        Gespräch!
                                                                            Annette Feix
  Spirale: Das wird eine gemeinsame
Aufgabe für die Zukunft sein. –  Wir sind

24
Gott und die Welt

           Kardinal Marx bietet
     Papst Franziskus Amtsverzicht an
    Eines der kirchlichen Top-Themen der letzten Wochen war mit Sicherheit der Amts-
verzicht des Münchner Erzbischofs und früheren Vorsitzenden der Deutschen Bi-
schofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Das Schreiben datiert ursprünglich auf den
23. Mai, am 4, Juni machte er diesen Schritt öffentlich.
    Für viele Beobachter komplett unerwartet reagierte Papst Franziskus ungewöhn-
lich schnell und antwortete bereits eine knappe Woche später mit einem Brief an den
Münchner Kardinal. Damit Sie die beiden Schreiben im Wortlaut bzw. der offiziellen
deutschen Übersetzung nachlesen können, haben wir uns entschlossen, sie in dieser
Ausgabe der Spirale abzudrucken.

Das komplette Schreiben zum Amtsverzicht auf der Website des Erzbistums
München-Freising:
                               21. Mai 2021
  Seiner Heiligkeit                           ausführen muss. Aber die Krise ist auch
  Papst Franziskus                            verursacht durch unser eigenes Versagen,
  persönlich und vertraulich                  durch unsere Schuld. Das wird mir immer
                                              klarer im Blick auf die katholische Kirche
  Heiliger Vater,                             insgesamt, nicht nur heute, sondern auch
  ohne Zweifel geht die Kirche in             in den vergangenen Jahrzehnten. Wir sind
Deutschland durch krisenhafte Zeiten.         – so mein Eindruck – an einem gewissen
Natürlich gibt es dafür – auch über           „toten Punkt“, der aber auch, das ist mei-
Deutschland hinaus weltweit – viele           ne österliche Hoffnung, zu einem „Wen-
Gründe, die ich hier nicht im Einzelnen       depunkt“ werden kann. Der „österliche

                                                                                   25
Gott und die Welt
Glaube“ gilt doch auch für uns Bischöfe        der säkularen Wahrnehmung gesunken, ja
in unserer Hirtensorge: Wer sein Leben         möglicherweise an einem Tiefpunkt ange-
gewinnen will, wird es verlieren; wer es       kommen ist. Um Verantwortung zu über-
verliert, wird es gewinnen!                    nehmen reicht es aus meiner Sicht des-
    Seit dem letzten Jahr denke ich intensi-   halb nicht aus, erst und nur dann zu rea-
ver darüber nach, was das auch für mich        gieren, wenn einzelnen Verantwortlichen
persönlich bedeutet und bin – durch die        aus den Akten Fehler und Versäumnisse
Osterzeit ermutigt – zu dem Entschluss         nachgewiesen werden, sondern deutlich
gekommen, Sie zu bitten, meinen Verzicht       zu machen, dass wir als Bischöfe auch für
auf das Amt des Erzbischofs von Mün-           die Institution Kirche als Ganze stehen.
chen und Freising anzunehmen.                     Es geht auch nicht an, einfach die
    Im Kern geht es für mich darum, Mit-       Missstände weitgehend mit der Ver-
verantwortung zu tragen für die Katastro-      gangenheit und den Amtsträgern der
phe des sexuellen Missbrauchs durch            damaligen Zeit zu verbinden und so zu
Amtsträger der Kirche in den vergangenen       „begraben“. Ich empfinde jedenfalls meine
Jahrzehnten. Die Untersuchungen und            persönliche Schuld und Mitverantwortung
Gutachten der letzten zehn Jahre zeigen        auch durch Schweigen, Versäumnisse
für mich durchgängig, dass es viel per-        und zu starke Konzentration auf das An-
sönliches Versagen und administrative          sehen der Institution. Erst nach 2002 und
Fehler gab, aber eben auch institutionelles    dann verstärkt seit 2010 sind die Betroffe-
oder „systemisches“ Versagen. Die Dis-         nen sexuellen Missbrauchs konsequenter
kussionen der letzten Zeit haben gezeigt,      ins Blickfeld gerückt, und dieser Perspek-
dass manche in der Kirche gerade dieses        tivwechsel ist noch nicht am Ziel. Das
Element der Mitverantwortung und damit         Übersehen und Missachten der Opfer ist
auch Mitschuld der Institution nicht wahr-     sicher unsere größte Schuld in der Ver-
haben wollen und deshalb jedem Reform-         gangenheit gewesen.
und Erneuerungsdialog im Zusammen-                Nach der von der Deutschen Bischofs-
hang mit der Missbrauchskrise ablehnend        konferenz beauftragten MHG-Studie habe
gegenüberstehen.                               ich in München im Dom gesagt, dass wir
    Ich sehe das dezidiert anders. Beides      versagt haben. Aber wer ist dieses „Wir“?
muss im Blick bleiben: persönlich zu ver-      Dazu gehöre ich doch auch. Und das
antwortende Fehler und das institutionelle     bedeutet dann, dass ich auch persönliche
Versagen, das zu Veränderungen und             Konsequenzen daraus ziehen muss. Das
zur Reform der Kirche herausfordert. Ein       wird mir immer klarer.
Wendepunkt aus dieser Krise kann aus              Ich glaube, eine Möglichkeit, diese
meiner Sicht nur ein „synodaler Weg“           Bereitschaft zur Verantwortung zum Aus-
sein, ein Weg, der wirklich die „Unter-        druck zu bringen, ist mein Amtsverzicht.
scheidung der Geister“ ermöglicht, wie Sie     So kann von mir vielleicht ein persönliches
es ja immer wieder betonen und in Ihrem        Zeichen gesetzt werden für neue Anfän-
Brief an die Kirche in Deutschland unter-      ge, für einen neuen Aufbruch der Kirche,
strichen haben.                                nicht nur in Deutschland. Ich will zeigen,
    Ich bin seit zweiundvierzig Jahren         dass nicht das Amt im Vordergrund steht,
Priester und fast fünfundzwanzig Jahre         sondern der Auftrag des Evangeliums.
Bischof, davon zwanzig Jahre Ordinarius        Auch das ist Teil der Hirtensorge. Ich bitte
eines jeweils großen Bistums. Und ich          Sie deshalb sehr, diesen Verzicht anzu-
empfinde schmerzhaft, wie sehr das Anse-       nehmen. Ich bin weiterhin gerne Priester
hen der Bischöfe in der kirchlichen und in     und Bischof dieser Kirche und werde mich

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