Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng

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Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
Der          neu e                                            Ausgabe 1/2021
                                                             Fastenzeit/Ostern

Pfarrbrief
St. Elisabeth in Postbauer-Heng mit Hl. Geist in Ezelsdorf

                                      Wüste(n)
                                       Zeiten?
Wird Kirche noch         2021
verstanden?
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
2
                  Pfarrbrief
                  Ostern 2021

Beispielland der diesjährigen Misereor-Fas-
tenaktion ist Bolivien. Zwei Partnerorganisa-
tionen im Amazonastiefland Boliviens ste-
hen im Mittelpunkt der Fastenaktion: Die So-
zialpastoral-Caritas Reyes arbeitet mit betei-
ligten Familien durch die Arbeit mit Hausgär-
ten und Agroforstsystemen, um eine gesun-
de Ernährung im Einklang mit der Natur zu
sichern; CEJIS unterstützt indigene Völker in
Bolivien bei der Erlangung und Verteidigung
ihrer Rechte und Territorien als Vorausset-
zung für eine selbstbestimmte, ihren kultu-
rellen Traditionen und Zukunftsvorstellun-
gen entsprechende Lebensweise. Beide Part-
ner leisten einen wichtigen Beitrag für den
Erhalt des für uns alle wichtigen Ökosystems
am Amazonas.
Wir bitten um Ihre Gabe für die diesjährige
Aktion, die wir am 5. Fastensonntag im Got-
tesdienst aufgreifen werden.

     IMPRESSUM                                   Gestaltung

     Herausgeber                                 Christoph Härtl

                                                 Druck
     Kath. Pfarrei St. Elisabeth
     Centrum 1                                   Medienwerk 7
     92353 Postbauer-Heng
     Tel.: 09188/903333                          Bildrechte
     Redaktion                                   Pfarrei St. Elisabeth, Open Source
                                                 Bilddatenbanken
     Markus Fiedler (V.i.S.d.P.),
     Renate Seitz, Regina Vogelgesang,           Natur und Umweltschutz
     Ulrike Englert, Anina Englert,
                                                 Für diesen Druck zahlte die Pfarrei
     Stephanie Pielnhofer, David Hink,           einen Umweltausgleich.
     Christoph Härtl
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
EDITORIAL            3
                                                                          Pfarrbrief
                                                                      Ostern 2021

Liebe Leserinnen
    und Leser
als das Redaktionsteam des Pfarr‐
briefs vor einigen Wochen via Zoom
tagte, ging es darum, einen Titel zu
finden für die neue Ausgabe, die Sie
nun in Händen halten. „Wüs‐
te(n)Zeiten?“ war der Titel, auf den
wir uns einigen konnten. Dazu ein
paar Anmerkungen:
Sind es nicht wüste Zeiten, in denen
wir leben? Seit mehr als einem Jahr
beherrscht ein Virus unseren Alltag,
und der Umgang mit den sich stel‐                Markus Fiedler, Pfarrer von St. Elisabeth
lenden Herausforderungen fordert                 Es geht darum, schließlich runder‐
vielen wirklich alles ab. Ob Senio‐              neuert Ostern feiern zu können. In
renheime oder Schulen – was da, in               unserer Pfarrgemeinde St. Elisabeth
den letzten Monaten geleistet wur‐               bieten wir Ihnen hier eine ganze
de, ist unbeschreiblich.                         Reihe von Möglichkeiten an, ange‐
                                                 fangen bei den Exerzitien im Alltag
Und das Wort Wüstenzeiten ist ein                bis hin zum Beichtgespräch und der
Wort, um die österliche Bußzeit 2021             großen Misereor-Fastenaktion.
zu charakterisieren. Die Wüste ist für           Ich wünsche Ihnen viel Freude beim
viele zum einen ein Sehnsuchtsort.               Schmökern im neuen Pfarrbrief. Wir
Wer einmal in der Wüste war, vergisst            haben uns wirklich bemüht, diese
dieses Erlebnis nie mehr. Zum zwei‐              Ausgabe lesenswert zu gestalten
ten ist Wüste ein Ort der Entbehrun‐             und hoffen darauf, dass Sie anre‐
gen, an dem jeder Tropfen Wasser                 gende Inhalte finden und – das ist
unendlich kostbar wird. Und zum                  mir sehr wichtig - dass diese österli‐
dritten ist Wüste der Ort, an den sich           che Bußzeit für Sie eine Gnadenzeit
Jesus zurückzog, um sich auf sein                wird. Ich wünsche Ihnen Ostern 2021
öffentliches Wirken vorzubereiten. 40            als eine große Oasenerfahrung, als
Tage Wüste, eine Kurzfassung der 40              Quelle, um auch die wüstesten Zei‐
Jahre Wüstenzeit des Volkes Israel,              ten gut zu bestehen.
mutet uns die Kirche jedes Jahr als
Vorbereitungszeit auf das Osterfest
zu. Diese Wüstenzeit ist die große               Ihr und Euer Pfarrer
Einladung, durch Verzicht, Gebet
und Werke der Nächstenliebe un‐
sere Beziehung zu uns selbst, zu Gott
und     den     Mitmenschen      einer
gründlichen Revision zu unterziehen.

                             Pfarrei
                                             www.postbauer-heng.bistum-eichstaett.de
                             St. Elisabeth
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
4        INHALTE
         Pfarrbrief
         Ostern 2021

10 Auf einen Kaffee                                      06   FÜR UNSER ARCHIV
                                  Gemeinschaft Emanuel
   mit…                                                       Rückblick
            Paula Ketteler
                                                         35   WUSSTEN SIE SCHON...

    23      KINDERGARTEN ST. ELISABETH
    24      LIVE ON AIR - ST. ELISABETH DIGITAL
    27      FAMILIENSTÜTZPUNKT POSTBAUER-
            HENG
    30      PFARRJUGEND AKTUELL
    31      KINDERSEITE
    32      KINDERGARTEN UNTERM
            HIMMELSZELT
    33      WELTGEBETSTAG DER FRAUEN
    34      AUS DEM LEBEN EINES
            PFARRHUNDES                                                              28
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
INHALTE           5
                                                                                                Pfarrbrief
                                                                                            Ostern 2021

08   DIE FREIHEIT DES FASTENS
12   ZU TISCH IN POSTBAUER-HENG
     Reportage über „Verteilen statt Vernichten“

14   UNSER TITELBILD
15   SPRACHWÜSTEN                                                                    18 Wüste(n)
     Kommentar zu Kirche und Welt
                                                                                          Zeiten
17   GEISTLICHE WORTE
                                                                   Christoph Härtl

                                                                                          Unser Projekt
20   5 FRAGEN AN…
     Rektor Petersen & Frau Kindt

26   WÜSTENMUSIK

                                                              36                     HIGHLIGHTS
                                                              38                     VERANSTALTUNGEN &
                                                                                     GOTTESDIENSTE
                                                              42                     ORTE &
                                                                                     VERANTWORTLICHE

Bauwüsten
    in Ezelsdorf
Neues Leben neben
Hl. Geist
                                             Ulrike Englert
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
6           Für unser Archiv
              Pfarrbrief
              Ostern 2021

                                               Christoph Härtl

                                                                                                                       Christoph Härtl
von Markus Fiedler
Danke für 2015 € an Spenden zugunsten des                                      von Ulrike Englert
Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“, die                      „Lasst uns nach Bethlehem gehen, um das Ereig-
Sie uns in den Tagen nach Weihnachten ha-                        nis zu sehen, das der Herr uns kundgetan hat!“
ben zukommen lassen. Gerne wären unsere                          (Lk 2,15)
Königinnen und Könige von Tür zu Tür gegan-                      Mich persönlich hat die Krippenlandschaft, die
gen. So musste es bei einem virtuellen Be-                       sich in der Adventszeit neben dem Altar nach und
such via Youtube bleiben. Das Sterningerteam                     nach mit vielen Menschen aus unserer Gemeinde
steckt schon mitten in den Planungen für                         bevölkerte, sehr gerührt. Jeder durfte sich selbst
2022.                                                            zur Krippe bringen und sich auf den Weg stellen
                                                                 oder in das weiche Moos setzen. Beim Betrachten
                                                                 gab es viele Details zu entdecken: da gab es Kin-
                                                                 der aus dem Kindergarten, eine lustige bunte Fa-
                                                                 milie mit spitzen Hüten, eine weitere Familie
                                                                 überquerte die Brücke, im Wald waren zwei Rad-
                                                                 ler und Lupi hatte sich auch zur Krippe gesellt. Es
                                                                 gab Figuren aus Pappe, aus Kastanien, aus Model-
                                                                 liermasse und vielem mehr. Auch wenn festliche
                                                                 Weihnachtsgottesdienste nicht möglich waren,
                                                                 konnten wir trotzdem zusammen die Ankunft Got-
                                                                 tes erwarten und feiern.
                                                                 „Menschen kommen zur Krippe“ war auch das
                                                                 Motto der ökumenischen Andachten vor dem Rat-
                                                                 haus mit musikalischer Untermalung. Hier kamen
                                                                 Figuren aus der weihnachtlichen Krippendarstel-
                                                                 lung ins Gespräch mit Menschen aus der Gegen-
                                                                 wart wie zum Beispiel ein Hirte mit einer „Hirtin“
                                                                 in der heutigen Zeit, sprich einer Erzieherin im
                                                                 Kindergarten. Ein neues Format, das Kirche in der
                                                                 Öffentlichkeit stattfinden ließ und wiederholt wer-
                                                                 den sollte.
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
Für unser Archiv                 7
                                                                                            Pfarrbrief
                                                                                        Ostern 2021

von David Hink

Das war das Motto, nachdem Mitte Dezem-
ber klar war, dass wir an Weihnachten auf
große Gottesdienste, auch im Freien, verzich-
ten müssen. In unserer Kirche entstand in
den Tagen vor Weihnachten eine berührende
Andacht mit Musik und sogar einem Krip-
penspiel. Fertig nachbearbeitet stand diese

                                                                                                                    Christoph Härtl
dann am Heiligen Abend zum Ansehen und
mitfeiern auf YouTube bereit. Dass diese
Chance viele Familien genutzt haben, um zu-
hause im Familienkreis Weihnachten zu fei-
ern, zeigen die knapp 1400 Aufrufe der
Onlineandacht. Viele Menschen kamen                                von Renate Seitz
dann auch zum persönlichen Gebet an den                            Für viele Menschen ist der 14. Februar der
Weihnachtstagen noch in die Kirche. Auch                           „Valentinstag“. Da dieser Tag heuer auf einen
die Christmette feierten wir heuer im Live-                        Sonntag fiel, nutzten wir die Gelegenheit, im
stream: Mit 2400 Aufrufen ist sie die der Got-                     Gedenken an den hl. Valentin im Pfarrgottes-
                                                                   dienst speziell sich Liebende anzusprechen.
tesdienst mit den bislang meisten Teilneh-                         In einem Anspiel packte ein Ehepaar einen
mern auf dem YouTube-Kanal der Pfarrei.                            Rucksack mit symbolischen Gegenständen,
                                                                   die sich im Laufe einer Beziehung angesam-
                                                                   melt haben könnten, aus. Es waren z. B.
                                                                   Schuhe dabei, um gemeinsam durch dick
                                                                   und dünn zu gehen, oder ein Kompass, um
                                                                   die Beziehung als Entdeckungsreise zu se-
                                                                   hen – schließlich trägt jedes Paar im übertra-
                                                                   genen Sinn „einen Rucksack“ mit sich her-
                                                                   um. Ehepaare verschiedenen Alters hatten
                                                                   zuhause Fürbitten aufgenommen, die im
                                                                   Livestream eingespielt wurden. Den ganzen
                                                                   Tag über durften sich Paare aus einer Vielzahl
                                                 Christoph Härtl

                                                                   von Überraschungen ein kleines Geschenk
                                                                   mit nach Hause nehmen.
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
8            Fastenzeit 2021
                  Pfarrbrief
                  Ostern 2021

                                                                                                                    Das MISEREOR Hungertuch 2021 „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ von Lilian Moreno
                                                                                                                    Sanchez (C) MISEREOR
Ein neuer                                mindest einseitig. Neben den Ver-
                                         zicht stellt die kirchliche Tradition
                                         auch das Gebet und die Nächsten-
                                                                                 Verwandten nicht zu entziehen.
                                                                                 […] Wenn Du dann rufst, wird der
                                                                                 Herr Dir Antwort geben.” (Jes 58)
Blick                                    liebe. Im Buch Jesaja lesen wir:
                                         „Nein, das ist ein Fasten, wie ich es
                                                                                 Unermüdlich erinnert das Hilfs-
                                                                                 werk Misereor daran, dass der
Wir haben Fastenzeit, und mit Fas-       liebe: die Fesseln des Unrechts zu      Dienst am Nächsten, die Sorge für
tenzeit verbinden viele Menschen         lösen, die Stricke des Jochs zu ent-    Menschen in Not, wesentlicher
in erster Linie Verzicht. Verzicht auf   fernen […] an die Hungrigen dein        Teil der christlichen Botschaft ist.
Süßigkeiten, Verzicht auf Alkohol,       Brot auszuteilen, die obdachlosen
                                         Armen ins Haus aufzunehmen,             Im Mittelpunkt des neuen Misere-
Verzicht auf Fleisch und vieles                                                  or-Hungertuchs, das auch in unse-
mehr Das ist sicherlich nicht falsch     wenn Du einen Nackten siehst,
                                         ihn zu bekleiden und dich deinen        rer Pfarrkirche hängt, steht das
und auch ganz sicher gut aber zu-                                                Röntgenbild eines gebrochenen
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
Fastenzeit 2021                  9
                                                                                         Pfarrbrief
                                                                                     Ostern 2021

Fußes, das vom Fuß eines De-           Pflegedienst hervor, die sich in Kli-   Ein paar Tipps hierzu:
monstrationsteilnehmers in der         niken, Krankenhäusern und ande-
chilenischen Hauptstadt Santiago       ren Einrichtungen voller Liebe en-      1. Die kirchlichen Hilfswerke leis-
                                                                               ten anerkanntermaßen wirklich
de Chile aus dem Oktober 2019.         gagieren und sich oft genug             gute Arbeit, brauchen aber regel-
Der junge Mann war mit vielen          selbst als ausgebeutet erfahren.        mäßig unsere finanzielle Unter-
Anderen auf die Straße gegangen,       Goldene Blumen aus Blattgold auf        stützung, um weiter helfen zu kön-
um für gesellschaftliche Reformen      dem Hungertuch heben einmal             nen.
und mehr Demokratie in Chile zu        mehr hervor: Liebe heilt und hilft
demonstrieren.         Polizeigewalt   wieder auf die Füße. Das Hunger-        2. Auch bei uns in der Pfarrge-
führte zu seinem gebrochenen           tuch trägt als Titel einen Vers aus     meinde gibt es Menschen, die zu
Fuß und zwang ihn lange aufs           Psalm 31. „Du stellst meine Füße        vereinsamen drohen. Wieso nicht
Krankenlager. Die Künstlerin Lili-     auf weiten Raum,“ heißt es da ein-      einfach mal anrufen und Zeit
an Moreno Sánchez weist mit            mal, ein Wort voller Poesie und         schenken?
ihrem Hungertuch hin auf him-          Kraft! Gott erscheint als derjenige,
melschreiende Ungerechtigkeiten        der Menschen aufrichtet und ih-         3. Die Sorge um die (eigene) Zu-
                                                                               kunft treibt viele um. Einstehen
immer da, wo Menschenrechte im         nen Mut gibt, aufrecht durchs Le-       für eine Welt, in der alle leben
wahrsten Sinne des Wortes buch-        ben zu gehen. In Wüstenzeiten           können.
stäblich mit Füßen getreten wer-       aber auch in wüsten Zeiten steht
den, wo kein Respekt für die Wür-      Gott zur Seite, oft genug durch         4. Diese Welt ist von Gott geliebt.
de des Menschen da ist. Der ge-        Menschen mit Herz.                      Legen Sie jeden Tag ihm Men-
brochene Fuß des chilenischen                                                  schen ans Herz, die bedrückt und
Demonstranten wird zum Bild: Er        In unserer Pfarrgemeinde kenne          arm an Hoffnung sind.
steht plötzlich für Augenblicke, in    ich viele solche Menschen mit
denen wir sagen „Da ist etwas in       Herz. Da sind jene, die ganz selbst-    Ich bin davon überzeugt: So kön-
mir zerbrochen.“ Er steht für ge-      verständlich für die Seniorin ne-       nen wir an Ostern den Aufstand
brochene Biographien, für Stürze       benan im Winter der Schnee räu-         des Lebens feiern, dann siegt Wei-
auf dem Lebensweg. Er steht für        men, das sind die Frauen und            te über Enge, Hoffnung über
Gewalt, die Menschen brechen           Männer der Ökumenischen Nach-           Angst, Freude über Klage, dann
will. Und er steht für das dreimali-   barschaftshilfe, die Fahrdienste        beginnen die Wüsten des Lebens
ge Fallen Jesu auf seinem Kreuz-       leisten und Lebensmittel vertei-        zu blühen.
weg, das sich widerspiegelt in den     len; da sind jene, bei denen ich
Kreuzwegen, die Menschen heute         mein Herz einmal ausschütten
gehen müssen.                          kann und die mir geduldig zuhö-
                                       ren; da sind jene, die helfen, ohne
Was in der Wüste Oasen sind, das       sich lang anbetteln zu lassen. So
sind für gebrochene Menschen           viel Gold, das doch so leicht über-
Zeichen der Liebe. Es hat schon        sehen wird!
seinen Grund, warum Lilian More-
no Sánchez das Original des Hun-       Ich bitte Sie darum, in dieser ös-
gertuchs unter anderem auf das         terlichen Bußzeit in einer nicht
Laken eines Klinikbettes malte.        nur pandemiegeplagten Welt be-
Damit hob sie den Dienst von so        sonders den Gedanken der Solida-
                                       rität in den Mittelpunkt zu stellen.
vielen Männern und Frauen im                                                     Pfarrer von St. Elisabeth
Pfarrbrief Der - Wüste(n) Zeiten? - Pfarrei Postbauer-Heng
10           Auf einen Kaffee mit...
                      Pfarrbrief
                      Ostern 2021

                                                                    Paula Ketteler
                                                                    Das klingt nach einem Abenteuer – wie sind Sie
                                                                    denn dazu gekommen?

                                                                    Ich muss zugeben, ich fand Wüstenlandschaften urlaubs-
                                                                    mäßig immer ziemlich unattraktiv. Und wenn ich mir mal
Unterwegs in der Weißen Wüste in Ägypten                            eine geistliche Auszeit genommen habe, dann irgendwo
                                                                    in einem Kloster mit einem richtigen Bett und guter Kü-
                                                                    che. Ich konnte nicht nachvollziehen, was die Leute daran
                                                                    finden, in die Wüste zu fahren. Bis ich einmal meiner Mit-
       Paula Ketteler ist Theologin, arbei-                         bewohnerin zuliebe die Fotos von ihren Wüstenexerzitien
       tet und lebt in München. In den                              mitangeschaut habe. Da hat es mich plötzlich gepackt
                                                                    und ich wusste, ich muss dahin! Und ich würde jederzeit
       Jahren 2009, 2010 und 2014 hat                               wieder hinfahren.
       sie an den Wüstenexerzitien der Ge-
       meinschaft Emmanuel teilgenom-                               Was können wir uns denn unter Wüstenexerziti-
                                                                    en vorstellen?
       men. Für diese Ausgabe des Pfarr-
       briefs habe ich ausführlich mit ihr                          Hm, da könnte ich Ihnen jetzt viele Fakten erzählen, und
                                                                    es bliebe immer nur ein Abklatsch von dem, was wirklich
       telefoniert:                                                 passiert. Äußere und innere Dimension bedingen einan-
                                                                    der. Man ist knapp zwei Wochen in einer Gruppe von ca.
                                                                    30 Personen in der Wüste unterwegs, schläft unter einem
                                                                    prachtvollen Sternenhimmel, nachts ist es kalt und tags-
       Hallo Frau Ketteler, eigentlich heißt dieses Inter-          über heiß und windig. Man ist der Natur praktisch ausge-
       view „Auf einen Kaffee mit…“. Ein Treffen ist coro-          liefert und kann sogar mal in einen kleinen Sandsturm
       nabedingt leider gerade nicht möglich. Daher                 geraten. Am Morgen packt man seinen Rucksack, hat kei-
       steigen wir doch gleich ins Thema ein – haben Sie            ne Ahnung, was einen an diesem Tag erwartet und zieht
       schon in der Wüste Kaffee getrunken?                         mit der Gruppe weiter.
                                                                    Neben den Zeiten des Wanderns gibt es ein geistliches
       Nein, aber köstlichen Tee! Wir waren bei Beduinen zu         Programm in der Spiritualität der Gemeinschaft Emma-
       Gast, die für uns jeden Morgen sehr süßen schwarzen Tee      nuel – zum Beispiel beginnen wir den Tag mit einem Lob-
       mit Salbei frisch auf dem Lagerfeuer gekocht haben.          preisgebet und feiern täglich die Messe. Es gibt Zeiten
                                                                    des Schweigens, die Möglichkeit zur Beichte und geistli-
       Jetzt sind wir ja schon mittendrin in den „Wüsten-           che Impulse, die das Vorbereitungsteam einbringt.
       zeiten“. Aber vielleicht fangen wir doch einmal              Innerlich geht es vor allem darum, mich wirklich auf die-
       von vorne an. Sie können uns von Exerzitien in               se Sehnsucht einzulassen. Schon in dem Moment, in
       der Wüste berichten?                                         dem ich mich für diese Reise entscheide. Was zieht mich
                                                                    da, warum klopft mein Herz? Was hat Gott – falls ich denn
       Richtig, ich war bei Wüstenexerzitien mit der katholischen   gläubig bin – mit mir vor? Dann gibt es ein Vorberei-
       Gemeinschaft Emmanuel dabei. Zweimal waren wir in            tungsgespräch mit jemandem vom Team, in dem ge-
       Ägypten auf dem Sinai, als das noch möglich war, später      meinsam geschaut wird, ob diese Exerzitien für mich das
       dann in Jordanien. Wie das Volk Israel auf dem Weg ins       Richtige sind. Nach der definitiven Anmeldung ein Tref-
       gelobte Land sind wir jeden Tag neu aufgebrochen, sind       fen mit der ganzen Gruppe. Und wenn es dann losgeht
       zu Fuß durch Sand und Stein gewandert und haben am           und wir im Flugzeug sitzen, ist schon ganz viel in einem
       Abend unser Lager an einem neuen Ort aufgeschlagen.          passiert.
Auf einen Kaffee mit...                             11
                                                                                                     Pfarrbrief
                                                                                                 Ostern 2021

                                                                Die Wüste kann auch einfach mal mittendrin anfangen zu
Das klingt also dann neben dem Abenteuer Wüste                  blühen.
auch nach einem Abenteuer mit Gott?                             Vielleicht kann die Fastenzeit unter diesem Motto eine
                                                                Gelegenheit sein, um mal die Wüstenlandschaft im
Genau! Für mich ist im Moment des Aufbruchs in die              eigenen Leben zu meditieren. Und Gott mal ganz
Wüste eigentlich immer so ein Fenster zum Himmel oder           konkret zu fragen, ob man denn da wirklich alleine
zur Ewigkeit aufgegangen. Alles, was mein Leben sonst           durchmuss oder ob Er mitgeht.
gerade so ausmacht, spielt erstmal keine Rolle mehr. Ich
habe das Zeitgefühl jedes Mal verloren, man hat ja auch
keine Uhr dabei und auch kein Handy. Es war für mich
eine sehr intime Zeit mit Gott, die ich gar nicht richtig in
Worte fassen kann und die vielleicht nur jemand nach-
spüren kann, der auch schon mal an diesem Ort war. Die-
se widrigen äußeren Bedingungen – die wichtigste Sorge
ist ja eigentlich, ob die Wasserflasche gut gefüllt ist –
drängen einen hin zu Gott. Mitten in dieser lebensfeindli-
chen Umgebung findet man zum Wesentlichen, zur ei-
gentlichen Quelle.

Das macht wirklich neugierig, Sie klingen begeis-
tert von diesen Wüstenerlebnissen. Auch wenn
man vielleicht nicht alles hat, beschreiben Sie das
als eine sehr reiche Zeit.
Gibt es eigentlich Voraussetzungen um mitzufah-
ren – muss man Mitglied in der Gemeinschaft Em-
manuel sein?

Nein – die einzige Voraussetzung ist die richtige Motivati-
on, diese Sehnsucht. Und natürlich, dass man dieser Reise                           Heilige Messe an einem natürlichen Altar
körperlich gewachsen ist, aber dafür reicht eigentlich eine
durchschnittliche Gesundheit. Die Gruppe ist immer sehr
gemischt: Die eine ist vielleicht eine im Glauben verwur-
zelte Katholikin und fährt mit dem ganz konkreten Ziel in
die Wüste „Ich will Gott dort begegnen!“ Ein anderer ist
vielleicht gar nicht getauft, spürt aber in sich eine Sehn-
sucht nach mehr. Die Spiritualität, in der die Exerzitien ge-
lebt werden, ist ein Angebot, in das man einfach mal ein-
tauchen kann. Sie wird gewährleistet vom jeweiligen Lei-
tungsteam: Die organisatorische Leitung wird von zwei
früheren Teilnehmern übernommen, meistens Singles,
die dafür auch die Zeit übrighaben. Die geistliche Leitung
liegt bei einem Priester der Gemeinschaft Emmanuel,
meist unterstützt von einem zweiten Priester, einem Ehe-
paar und einer gottgeweihte Schwester.                                                                 Allein mit Gott in der Wüste
Vielleicht haben Sie ja auch einmal Lust –
unter www.wuestenexerzitien.de gibt es die Termine für          Frau Ketteler, ich bedanke mich ganz herzlich für die sehr
das kommende Jahr.                                              persönlichen Einblicke in Ihre Erfahrungen in der Wüste
                                                                und die ausführlichen Berichte. Auch Ihnen eine
Unsere Pfarrei hat sich ja bereits – zumindest sym-             gesegnete Fastenzeit!
bolisch – auf den Weg in die Wüste gemacht. Was
möchten Sie uns für diese Reise mitgeben?

Das Wichtigste ist das Vertrauen. Das brauchen wir für un-
ser ganzes Leben und das können wir in solchen Wüsten-
zeiten – die ja eigentlich eher unangenehm und anstren-
gend sind – einüben. Wenn man mal in der äußeren Wüs-
te war, dann kann man auch die inneren Wüsten im ganz
normalen Alltag, die manchmal ganz schön lange dauern                   DAVID HINK
können, viel besser durchstehen. Und das Schönste ist:                  Pfarrgemeinderatsmitglied

                                                                           Die Bilder stammen von einer Reisegruppe der Gemeinschaf Emmanuel.
12         Reportage Verteilen statt Vernichten
           Pfarrbrief
           Ostern 2021

                                                                                                       Anina Englert

Samstag, ab 14.45 Uhr. Wo manch andere sich           Die ordnen in Windeseile grüne Bananen, Brot
längst der Couch verschrieben haben, dem Wo-          und noch mehr Brötchen auf den riesigen Tischen
chenend langen Tiefschlaf und dem Auskosten           an – die sind nachher verschwunden. Nur ein riesi-
von Belanglosigkeiten und dem ein oder anderen        ges Meer aus Joghurt ist zu erkennen. „Joghurt,
– oder auch mehreren Krapfen, gleicht das Pfarr-      überall ist Joghurt und dabei habe ich doch gera-
heim einem Staffellauf. Wie jede Woche wird heu-      de erst wieder welchen in den Keller getragen!“
te die Tafel organisiert, wie jeden Samstag seit 21   Cornelia Pröpster hat die Lage zwar erfasst, aber
Jahren. Vom Parkplatz in den Fließensaal hinein
werden ganze Burgen aus Krapfen getragen, eine        die Türme aus Joghurt wollen sie jetzt erstmal
Flut aus Milch, Saft und vor allem – Joghurt über-    nicht anfassen. Es gleicht schon einer Sandburg,
schwemmt die freiwilligen Sportskanonen dort.
Reportage Verteilen statt Vernichten                               13
                                                                                          Pfarrbrief
                                                                                      Ostern 2021

die unzählig aufgestapelten Türme – ähnlich stabil      en – wir sind sehr verwirrt. Wer nimmt denn frei-
allerdings leider auch. Alle lachen.                    willig rote Beete, wenn daneben genauso viel an
                                                        Tomaten, Gurken, Lauch, Kohlrabi, Kartoffeln …
Erste Staffel also schon geschafft – oder vielmehr:     liegt? Wir müssen lachen – und lernen ganz ne-
miteinander verbracht. Ich lerne die Helfer ken-        benbei unterschiedliche Obst und Gemüsesorten
nen, Damen von jung bis jung geblieben, sowie           kennen. Ich zumindest kann jetzt endlich einmal
eine Sechzehnjährige, gut gelaunte Fahrer. Mit-         Fenchel und Lauch auseinanderhalten – es war mir
einander, gemeinsam haben sie alle viel zu la-          davor ein großes Rätsel.
chen. Einen gemütlichen Kaffee zwischendurch
und ein breites Grinsen – was sie nicht vermissen       Nach zahlreichen Bergen an vollgepackten Tüten
sind ihre Leute, die sie samstags beglücken kön-        und einer endlich wieder zu erkennender Größe
nen – vergessen das Sofa. Allerdings haben die          an Tisch, ist es dann geschafft: Abgabe der Staffel.
noch ein paar Minuten vor dem Pfarrheim zu war-         Übrig gebliebene Milch schaffen wir in den Keller,
ten, Vorrang haben erstmal die, die es dorthin          viel mehr müssen wir gar nicht aufräumen. Es wur-
nicht schaffen konnten – Sonderwünsche inklusi-         de wirklich wortwörtlich alles dankbar „wegge-
ve. Und natürlich auch Neujahrsgrüße: „diese Fa-        putzt“. Den nächsten Samstag, dieselbe Uhrzeit,
milie bekommt noch so ein kleines Marzipan-             unterschiedliche Freiwillige, die gleichen Familien
schwein“, meint Frau Pröpster lächelnd und steckt       geht es weiter mit dem Staffellauf. Der nicht funk-
gleich noch einmal zwei weitere in die bereits          tionieren würde, gäbe es diese Supermärkte, Bä-
rundum gefüllte Tüte. Die alleinerziehende Mutter       ckereien, Metzgereien nicht. Es würde nicht funkti-
hat alle Hände voll zu tun – sprichwörtlich mit drei    onieren , wenn diese hier nicht ihre ausgezeichne-
kleinen Kindern, da gibt es schon einmal Liefer-        ten, aber eben aussortierten Lebensmittel zur Ver-
dienst bis an die Tür – und Süßigkeit für jedes ein-    fügung stellen würden, mit einer Selbstverständ-
zelne Kind. Und auch ältere Herren und Damen er-        lichkeit, die uns allen hilft. Überall hier in Postbau-
halten ihre Wünsche trotz Schnee und eigener            er Heng, überall hier in Deutschland kann die Tafel
Schwierigkeiten – der Lieferdienst macht`s mög-         so dazu beitragen, Familien Sorgen abzunehmen,
lich.                                                   indem Sie etwas geben können, für gerade einmal
                                                        zwei Euro. Und dabei ganz nebenbei noch der Um-
Nun aber zweite Runde, Weitergabe der Staffel: ab       welt unnötigen Abfall ersparen, unser unnötiges
vier ist Full House. Mehr oder weniger. Die aktuel-     Vergeuden verhindern.Nur mit den Freiwilligen,
le Situation verlangt maximal eine Person an der        für die das ein praktikabler Lauf ist, kein unnötiges
Lebensmittelausgabe, weswegen die sich erheb-           Kistenschleppen, Aufräumen und Sortieren, ist die
lich in die Länge des Samstags dehnt. „Aber wir         Aktion durchführbar. Für sie ist es Austauschen,
sind unsagbar dankbar, das überhaupt noch ma-           Zusammensein, das Selbstverständliche einer Ge-
chen zu können, trotz Corona. Für Menschen, die         meinschaft. So viel mehr gebend als ein verschlin-
Unterstützung benötigen, wäre das sonst noch ein        gendes Sofa zuhause.
weiterer Schlag ins Gesicht.“ erklären die Freiwilli-
gen mir. Im ersten Lockdown fiel die Tafel erstmal
aus – und damit eine sichere und leicht finanzier-
bare Quelle an Lebensmitteln für die Familien, die
vor dem Pfarrheim geduldig warten. Ich persön-
lich warte mit dem sympathischen Mädchen in
meinem Alter hinter dem Gemüse nur darauf, das
loszuwerden. So viel Kohl, Süßkartoffeln und - rote
Beete. Um die bitten doch tatsächliche alle Famili-              Ministrantin in Hl. Geist
14    Unser Titelbild
         Pfarrbrief
         Ostern 2021

         Pfarrer von St. Elisabeth
                                                                       Fußspuren
                                                          das Leben spüren
                                     Kostbarkeit des Lebens schätzen
                   Du stellst meine Füße auf weiten Raum
                                             Weite der Wüste
                   Weite gegen die Enge, gegen die Angst
    Du führst mich durch die Wüste
                Wasserlöcher und Grün
    Durch   andere getragen werden.
                       Wieder Fuß fassen
Wüste(n) Zeiten –
Fußspuren führen zur Oase
                                           Pfarrgemeinderatsmitglied
Kommentar zu Kirche und Welt                                 15
                                                                                            Pfarrbrief
                                                                                        Ostern 2021

Wenn ich in der Presse die Worte „Katholische Kir-       Entwicklung wider, denn wer nicht auch schon eine
che“ lese oder höre, dann bekomme ich es regelmä-        andere persönliche und positive Kirche kennen ge-
ßig mit der Angst zu tun. „Was ist nun wieder gesche-    lernt hat, der nimmt die Katholische Kirche einzig
hen, welche, wie auch immer geartete Aussage eines       und allein über die negativen Schlagzeilen in der öf-
prominenten Kirchenvertreters steht nun wieder in        fentlichen Diskussion wahr und dem fällt es selbst-
der Diskussion?“, ist hier oft mein erster Gedanke.      verständlich viel leichter, dieser Institution mit ihren
Dass es zur Abwechslung mal eine positive Meldung        allzu menschlichen Fehlern den Rücken zu kehren.
sein könnte, diese Illusion ist mir schon vor längerer
Zeit abhanden gekommen. Das Themenspektrum ist           Was mich hingegen noch an den aktuellen Entwick-
                                                         lungen im Erzbistum Köln überraschen konnte, ist,
stattdessen sehr übersichtlich: Es geht um ungeklär-     dass nicht nur Menschen ihren Kirchenaustritt erklä-
te Machtfragen, eine als überholt wahrgenommene          ren, die so eh schon nur noch dem Papier nach zur
Sexualmoral und die fehlende Transparenz bei den         Gemeinde gerechnet wurden. Nein, auch immer
Finanzen und der Aufklärung von sexuellem Miss-          mehr Menschen, die im besten Sinne katholisch so-
brauch. Die massiven Austrittszahlen spiegeln diese      zialisiert sind, fühlen sich mehr oder weniger ge-
16          Kommentar zu Kirche und Welt
            Pfarrbrief
            Ostern 2021

zwungen, diesen Weg zu beschreiten. Zu oft kann            sen der Kirche an die immer kleiner werdenden Ge-
oder will die Kirche nicht mit sich reden lassen, stellt   meinden ist eine andere: Wenn es nicht gelingt
dies oder jenes zaghaft in Aussicht, um es dann doch       Menschen für unser „Produkt“ zu begeistern, dann
wieder zurückzunehmen oder einfach nicht anzuge-           liegt dies nach Argumentation von weiten Teilen der
hen. Die Begründungen haben dabei leider zu oft ei-        Kirchenleitung an den Menschen. Zu schlimm und
nen eher fadenscheinigen Anstrich. Bei dieser Ge-          verkommen sind die aktuellen Zeiten, eine Überle-
mengelage aus zu oft zerplatzten Hoffnungen und            gung, die sich aber irgendwie auch durch alle Epo-
einer tiefsitzenden Enttäuschung über eine Instituti-      chen zurückverfolgen lässt. Diese Fehlersuche einzig
on, die an vielen Stellen höchste, ja manchmal auch        und allein auf Seiten des „Kunden“ ist herrlich ein-
geradezu unmenschliche Ansprüche stellt, kann              fach, schließlich schließe ich damit jede mögliche
auch bei gläubigen Menschen der Gedanke nach ei-           Verantwortung auf der eigenen Seite von vornherein
nem Abschied, zumindest von der Organisation, auf-         aus. Hat Glaube als „Produkt“ also ausgedient?
kommen.                                                    Braucht es ihn schlicht und einfach nicht mehr bzw.
Dies wirft zwangsläufig die Frage auf, wie es soweit       wurde er durch andere Dinge einfach ersetzt? Meine
kommen konnte, dass die Institution, die sich selbst       ganz persönliche Antwort auf diese Fragen lautet:
in direkter Nachfolge des Evangeliums sieht, nun ge-       Nein!
radezu gegenteilig zum eigenen Ursprung verhält.           Aber woran liegt es denn nun, wenn nicht allein am
Das gesamte Neue Testament liest sich doch fast aus-       „Kunden“ und schon gar nicht am „Produkt“? Die
schließlich als eine lange Beziehungsgeschichte Got-       dritte Komponente in dieser Verkaufsanalogie ist das
tes mit den Menschen. Dieser Jesus versteht es mit         „Marketing“ bzw. der „Verkäufer“. Ich bin kein Freund
ihnen zu sprechen, er bietet den Frauen und Män-           davon, hier ganz einfach und schnell das Problem
nern einen Weg an. In gelungenen Sprachbildern             auszumachen, zumindest nicht, wenn dies heißt,
gibt der nahbare Jesus den Menschen eine verständ-         dass es allein die Amtsträger unserer Kirche sind.
liche Richtschnur an die Hand und oft vermittelt die-      Vielmehr möchte ich den Blick auf einen kleinen,
se den Eindruck: Gebote, statt Verbote! Der Gedanke        aber feinen Teilbereich dieses Handelsvergleiches
an eine gewisse Opposition zu einem Glauben, der           lenken: Das „ehrliche und unmittelbare Verkaufsge-
einzig und allein auf das Befolgen von Vorschriften        spräch“. Ja, so etwas gibt es im analogen Leben
ausgerichtet ist, zwängt sich hier fast auf. Eine An-      durchaus noch, in einem Fachgeschäft, in dem sich
nahme, die wohl auch maßgeblich zur Kreuzigung             der Verkäufer auskennt, das Produkt selbst nutzt und
geführt hat, wenn wir einmal die Motivationen hin-         mir ehrlich und kompetent die Vorteile eben jenes
ter der zuvor ausgesprochenen Verurteilung untersu-        schildert. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch ich mich
chen.                                                      dann für dieses Produkt entscheide, die ist ziemlich
Je länger ich hierüber nachdenke, desto mehr Paral-        hoch.
lelen kann ich zu unserer heutigen Zeit erkennen: Je-      Genau bei diesem Vorgang scheitert meines Erach-
sus war kein radikaler Revolutionär, wohl sehr zum         tens heute oftmals die Glaubensvermittlung. Wir als
Leidwesen des Apostels Judas Iscariot, er geht im          Kirche schaffen es nicht mehr, mit den Vorteilen un-
Evangelium keinen einfachen Weg und entledigt              seres „Produkts“ zu überzeugen. Es fehlen die Worte,
sich einfach der unbequemen Dinge. Stattdessen             um zu beschreiben, was für ein persönlicher Gewinn
versteht er es vielmehr, eine Aktualisierung des           daraus gewonnen werden kann. Es ist vielerorts eher
Glaubens vorzunehmen, er spricht die Sprache der           so, als wenn ich auf der Suche nach einem Smart-
Zeit und verdeutlicht umso mehr den eigentlichen           phone in einem in die Jahre gekommenen Geschäft
Kern der Botschaft. Die Quintessenz dazu ist wohl das      stehe und von einem älteren, mitunter sehr bemüh-
Doppelgebot der Liebe, geradezu als prägnante Zu-          ten Verkäufer einen Telefonapparat mit Wählscheibe
sammenfassung der zehn Gebote. Mit dieser Hand-            angeboten bekomme. Klar, ich kann damit die
lung tastet Jesus aber die Aussage nicht an, die Ver-      Grundfunktion ausüben, eine tragfähige Lösung für
änderung bedeutet hier ja geradezu keine Abkehr,           das 21. Jahrhundert ist dies aber
sondern vielmehr eine Hinwendung zum eigentli-             dennoch nicht.
chen Kern.
Dies wünsche ich mir auch von unserer Kirche in der
heutigen Zeit. Statt immer nur zu thematisieren, was
alles nicht möglich ist, sollte vielmehr die Kraft, die
der Glaube hervorbringt und inne hat, in den Blick            Pfarrgemeinderatsmitglied
genommen werden. Die aktuellen Herangehenswei-
Geistliche Worte                17
                                                                                    Pfarrbrief
                                                                                Ostern 2021

Das hebräische alttestamentliche Wort für Wüs-
te lautet ‫ רָּבְדִמ‬midbar. Damit sind Wüsten- und
Steppengebiete gemeint, die für Landwirtschaft
und Besiedelung aufgrund von Wassermangel
ungeeignet sind. Das Griechische ἔρημος ere-
mos mit dem im Neuen Testament die Wüste
bezeichnet wird, geht in die gleiche Richtung.
Der biblische Begriff „Wüste“ umfasst also
durchaus auch Gebiete, die belebt sind, die bei-
spielsweise von Ziegen abgeweidet werden, die
im Besitz von Halbnomaden sind.
Im biblischen Kontext erscheint die Wüste zu-
nächst einmal als ein lebensfeindlicher
Raum, den man als anständiger Mensch tun-            Wüste Juda
lichst zu meiden hat. In der Wüste wohnen nicht
nur die Dämonen sondern auch gefährliche Tie-
re und Menschen, denen man besser aus dem            Und schließlich gibt es ja noch die prophetische
Weg geht. Die Erzählung vom barmherzigen Sa-         Verheißung, dass in messianischer Zeit die
mariter, die Jesus erzählt, schildert das sehr an-   Wüste zu blühen beginnt und Wasser da ist,
schaulich: Räuber wohnen in der Wüste und            damit Leben sich entfalten kann.
sind eine echte Bedrohung für Durchreisende.
Wüste ist aber auch Zufluchtsort für Verfolg-        Sie sehen es: „Wüste“ ist ein total schillernder
te. So versteckte sich beispielsweise David vor      Begriff in der Welt der Bibel. Eines aber verbin-
König Saul mit seinen Anhängern in der Wüste         det alle Facetten von Wüste: Wo Gott nahe ist, da
und führte eine Art Guerillakrieg gegen den Kö-      geschieht Großes, da passiert Bekehrung, da
nig.                                                 wird klar, was Wesentlich ist und was nur Neben-
                                                     sache. Da erlebt sich der Mensch verletzlich und
Die Bibel wäre aber nicht die Bibel, wenn sie es     klein und deshalb offen für die Wirklichkeit Got-
bei diesen beiden Bedeutungen von „Wüste“            tes.
beließe. Wüste erscheint nämlich auch als Ort
der Gottesnähe. Die Erscheinung Gottes vor
Mose im brennenden Dornbusch geschieht in
der Wüste. Der Weg des Volkes Israel in die Frei-
heit ist untrennbar mit Wüstenerfahrungen ver-
bunden. Und: Jesus geht in die Wüste, um Gott,
seinem Vater, nahe zu sein, ohne alle Ablenkung
und Störung.                                            Pfarrer von St. Elisabeth
18        Wüste(n) Zeiten
          Pfarrbrief
          Ostern 2021

                                                                                                   Christoph Härtl
Warum eigentlich das Bild der Wüste? Die-           das Thema Wüste, nicht in einer direkten Anleh-
se Frage kann einem momentan in unserer             nung an den biblischen Text, sondern weil Wüs-
Pfarrkirche St. Elisabeth in den Sinn kommen.       tenerfahrungen so herrlich konträr sein können.
Schließlich ist hier eine große Wüstenlandschaft    Reisende sprechen nach einem kurzen Abste-
aufgebaut und das mitten im Kirchenraum.            cher begeistert über diese Erfahrung, wie gut es
Natürlich erinnern die 40 Tage der Fastenzeit, in   gelingen kann, Abstand zum eigenen Alltag zu
der wir uns gerade befinden, an die 40 Tage         gewinnen, wie schön die endlose Weite und wie
Jesu in der Wüste, eine Textstelle aus dem Mat-     faszinierend das Übernachten in einem Wüsten-
thäusevangelium, welches wir auch am 1. Fas-        camp mit vollkommener Stille ist. Dies ist die
tensonntag gehört haben. Was liegt also näher,      eine Seite der Wüste, die erfährt, wer sich mit
sich als Fastenprojekt mit dem Thema Wüste          kundigen Führern auf den Weg macht. Die An-
auseinanderzusetzten? Eine Rolle soll diese bib-    dere, von der können wohl eher die Einheimi-
lische Erzählung sicherlich auch bei Wüs-           schen berichten, von den schwierigen Bedin-
te(n)Zeiten spielen, das Herangehen an die Fas-     gungen, die ihr Leben so mit sich bringt, von
tenzeit 2021 war aber ein Anderes.                  den Entbehrungen, die diese karge Landschaft
                                                    seit jeher abverlangt, dies ist die zweite Seite
Auf der Suche nach einem Bild für unsere ge-        von Wüste: die bedrohliche. Beide Pole gehören
genwärtige Lebenssituation stießen wir vom Ar-      zusammen.
beitskreis Ostern in einer digitalen Sitzung auf
Wüste(n) Zeiten                19
                                                                                   Pfarrbrief
                                                                               Ostern 2021

In dieser Widersprüchlichkeit finden viele wohl      abwechslungsreiche Gespräche über persönli-
auch aktuell ihr Leben wieder, da ist einerseits     che Wüstenerfahrungen, aktuelle berufliche
mehr Zeit mit der Familie, viele nutzten die Gele-   Herausforderungen und besondere Projekte,
genheit im ersten Lockdown, um gründlich aus-        lassen Sie sich hier einfach Woche für Woche
zumisten, entdecken neue Hobbys oder lesen           überraschen.
fleißig Bücher. Aber andererseits nervt diese Zeit
auch gehörig, Gefühle wie Einsamkeit, Monoto-        Den Abschluss unseres Projektes bilden dann
nie oder eben auch Sorgen um Gesundheit und          die Osterfeierlichkeiten. Auch diese werden wir
berufliche Perspektiven kommen auf und belas-        selbstverständlich im Livestream übertragen
ten. Diese unterschiedlichen Pole möchten wir        und werfen in diesem Jahr einen besonderen
in die Fastenaktion 2021 einbinden, verbunden        Fokus auf die szenische Darstellung der Hand-
durch das Bild der Wüstenlandschaft in St. Elisa-    lungen. Diese verbleiben auch nach den Gottes-
beth.                                                diensten in St. Elisabeth stehen. Sie können sie
Neben einer individuellen Begehung dieser Ku-        während der gewohnten Öffnungszeiten be-
lissen laden wir Sie besonders zu unseren Sonn-      trachten.
tagsgottesdiensten ein, die wir alle im Live-
stream übertragen. Diese werfen jede Woche ei-       Weitere Programmpunkte entnehmen Sie bitte
nen anderen Blick auf unser Thema und laden          dem Flyer oder unserer Home-
im Anschluss auch unter der Woche zum Mitma-         page.
chen in unserer Wüstenlandschaft ein.
Neben Vorträgen, die Sie auf Wüstenreisen mit-
nehmen, erscheint jeden Dienstag ein eigener
Podcast auf Spotify, Apple Podcasts und unserer
Homepage. Mit wechselnden Gästen führen wir             Pfarrgemeinderatsmitglied
20         5 Fragen An...
                 Pfarrbrief
                 Ostern 2021

                              G S E zelsdo                    rf
                    e k t o r
Her   r Petersen, R
      Ich bin 56 Jahre alt und seit August                    unter Unterbeschäftigung gelitten haben,
      2019 der neue Schulleiter an der                        auch wenn in den Medien oft von mehr Ruhe
                                                              und Zeit für alles Mögliche die Rede war?
      Grundschule Ezelsdorf. Trotz Corona
      hatte ich hier schon viele wertvolle                    In der Tat gab und gibt es in Corona-Zeiten viel mehr
      Begegnungen mit Menschen, die alle                      zu tun, was aber weit weniger erfüllend ist als das Ar-
      irgendwie mit der Schule verbunden                      beiten mit den Kindern.
      sind. Das hat mir den Anfang nach acht
      wunderbaren Jahren als Rektor im                        4 „Die Wüste blüht…“ Ich kenne diesen Natur-
                                                              film noch aus meiner Kindheit. Tatsächlich ist
      Hammerbachtal sehr erleichtert.                         in einer richtigen Wüste nicht immer alles
      Einfach toll! Einziges Manko an der                     öde, dürr und lebensfeindlich – und Oasen
      neuen Stelle: auch mein zweites Jahr                    gibt es ja auch noch. Was sind so Oasen in
      ist ein Corona-Schuljahr! Und                           Ihrem Leben?
      Unterricht unter Corona-Bedingungen
                                                              Oh! Da gibt es vieles. Ich arbeite gerne und lang,
      ist weit entfernt vom eigentlichen                      aber ich habe auch noch sechs Kinder, die jetzt schon
      Grundschulunterricht.                                   alle volljährig sind. Zudem bin ich bereits dreifa-
                                                              cher Opa und Ehemann. Da ist immer was los.
                                                              Und wenn noch Zeit und schönes Wetter
      Für unseren Pfarrbrief haben wir mit Herrn Petersen     ist, fahre ich - nicht ganz klimaneutral -
      ein kurzes Interview zur Vorstellung geführt in unse-   meine Vespa oder meine Harley aus.
      rem neuen Format: „5 Fragen an…“
                                                              5 Oasen gibt es in diesen widri-
                                                              gen Zeiten auch im Schulleben.
      1 Herr Petersen, das Thema unseres Pfarr-               Welche fallen Ihnen da ein?
      briefs lautet diesmal „Wüste(n) Zeiten. Waren
      Sie schon einmal in einer richtigen Wüste?              Das sehe ich anders. Natürlich ist es
                                                              zurzeit schlimm und viele Widrigkei-
      Nein, das war ich noch nie. Allerdings auf der Wan-
      derdüne Dune du Pilat an der Atlantikküste bei Arca-
                                                              ten stellen sich uns in den Weg. Mir
                                                              bereitet dennoch die Schule viel Freu-                    zw
                                                                                                                   Pers
      chon in Frankreich. Die ist 110 Meter hoch, 500 Me-     de, was an der Vielzahl von Menschen
      ter breit und gute 2,5 Kilometer lang. Das hatte et-    liegt, mit denen ich auch in Coronazeiten zu
      was Ähnlichkeit mit einer Wüste.                        tun habe: Schülerinnen und Schüler, Eltern,
                                                              Kolleg*innen, Mitarbeiter, Erzieherinnen und
      2 Was geht Ihnen so durch den Kopf, wenn                Schulbegleiter. Das sind die Oasen. Und davon gibt
      wieder einmal zur Unzeit mehrseitige Anhän-             es viele! Es sind also die Menschen, die den Unter-
      ge aus dem Kultusministerium eintreffen, die            schied ausmachen. Ich bin also zuversichtlich und
      am besten schon vorgestern umgesetzt hät-               habe das nötige Gottvertrauen, dass es auch wieder
      ten werden müssen?                                      besser wird. Und da stören die Wüstengebiete nur
                                                              kurz.
      Fangfrage! Ich denke, dass sich auch bei denen eine
      Unmenge Arbeit anhäuft. Und wer arbeitet, macht         Vielen Dank, Herr Petersen!
      Fehler. Nur wer nicht arbeitet, macht keine Fehler,
      was aber wiederum wohl ein Fehler ist.

      3 Ich nehme jetzt schwer an, dass auch Sie
      nicht zu denen gehören, die im letzten Jahr
                                                                        Gemeindereferentin
5 Fragen an...                  21
                                                                                             Pfarrbrief
                                                                                         Ostern 2021

                                          F rau Kindt, Leite
                                                                      rin Novita Senior
                                                                                                          enzentrum
                                                               Liebe Pfarrgemeindemitglieder!
       Wüste(n) Zeiten erleben wir alle in unserem Leben.      Seit 3 Jahren leite ich nun das NOVITA
       In Zeiten der Pandemie sind sie in Seniorenheimen
       von besonderer Bedeutung. Wir stellen unsere 5 Fra-     Seniorenzentrum Postbauer-Heng.
       gen an…. diesmal an Frau Karola Kindt.                  Mein Name lautet Karola Kindt. Ich bin
                                                               53 Jahre "jung", mit meinem Mann
       1. Frau Kindt, unser nächster Pfarrbrief, der
       im März erscheint, hat zum Leitthema „Wüs-              seit 30 Jahren verheiratet und wir ha-
       te(n) Zeiten“. Woran denken Sie bei diesem              ben zwei, inzwischen erwachsene
       Thema?                                                  Töchter. Die Ältere davon steht kurz
                                                               vor der Entbindung, so dass wir dem-
       Zu allererst denke ich an Dürrezeiten und Entbehrun-
       gen, aber auch an die Faszination, die von Wüsten       nächst Großeltern werden. In meiner
       ausgeht. Ich denke, dass jeder von uns seine Heraus-    Kindheit wuchs ich neben einem Al-
       forderungen im Leben bekommt, um daran zu wach-         tenheim auf. So nannte man vor über
       sen und zu reifen. Diese Haltung, ja dieses Vertrauen   40 Jahren Pflegeeinrichtungen. Schon
       hat mir bisher im Leben immer geholfen, durch
           "Wüste(n) Zeiten" gestärkt hervorzugehen.           damals entstand der Wunsch, irgend-
                                                               wann ein Pflegeheim zu leiten. Nach
               2. Die Corna-Zeit ist in vieler Hinsicht        der Ausbildung zur Krankenschwester
                auch eine Wüstenzeit. Wie erleben
                 Sie diese Zeit in Ihrer Einrichtung?          wechselte ich nach wenigen Jahren in
                                                               die Altenpflege und entwickelte mich
                    Waren die Herausforderungen in der Al-     stetig weiter. So wagte ich im Dezem-
                    tenpflege schon vor Corona immens, so      ber 2017 den Schritt, die Pflegedienst-
                    sind wir mit der Pandemie schlichtweg      und Einrichtungsleitung für das Senio-
                    überrollt worden. Anfangs war viel Unsi-
                                                               renzentrum hier in Postbauer-Heng zu
wei
                   cherheit vorhanden, auch fehlte das nöti-
                  ge Schutzmaterial. Ganz schlimm war auch     übernehmen. Anfangs war der Ort für
           n
spektive
                die ständige Angst, jemand könne Corona        mich noch fremd, doch inzwischen füh-
              ins Haus bringen und unsere Senioren infizie-    le ich mich sehr wohl hier.
           ren. Es fühlte sich an, als säße man auf einem
       hochexplosiven Pulverfass. Inzwischen hat man ge-
       lernt damit zu leben, die Testmöglichkeiten vermit-
       teln einem zusätzliche Sicherheit, auch wenn wir wis-   Umsetzung immer mit dem Blick auf die Be-
       sen, dass es keine 100%ige Sicherheit gibt. Ein Groß-   wohner und Bewohnerinnen?
       teil der Bewohner hat schon ihre erste Impfung er-
       halten. Auch da hoffen wir, dass bei einem Ausbruch      Was anfangs sehr schlimm für alle war, dass wir ganz
       im Heim schwerere Verläufe ausbleiben.                  anders als bisher, Gemeinschaft nicht mehr pflegen
                                                               durften. Nicht nur, dass die Bewohner im ersten Lock-
       3.Die vielen Einschränkungen in der Pande-              down keine Besuche von außen empfangen durften,
       mie, die besonders auch den Alten- und Pfle-            sollten sie auch im Heim auf Abstand gehen. Die Be-
       geheimen auferlegt sind, erschweren Ihre Ar-            treuung, durfte keine Gruppenangebote mehr an-
       beit sicher sehr. Wie geht es Ihnen und Ihren           bieten, auch die Angebote der Ehrenamtlichen blie-
       Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit den               ben aus. Anfangs hat es sich sehr still angefühlt, in-
       strengen Auflagen und wie gelingt Ihnen die             zwischen versuchen wir etwas Normalität zu finden,
22          5 Fragen an... | Nachbarschaftshilfe
                 Pfarrbrief
                 Ostern 2021
      indem wir wieder Angebote in Kleingruppen anbie-         Gemeinschaft eingebunden zu sein, gemeinsame
      ten. Das Tragen der Masken ist natürlich für alle Mit-   Erlebnisse und Freundschaften auch innerhalb der
      arbeiter belastend, aber auch die Umsetzung von im-      Einrichtung zu pflegen. Lichtblicke waren auch im-
      mer wieder neuen Vorgaben hat schon sehr an den          mer wieder kleine Aufmerksamkeiten, die verschie-
      Nerven gezehrt. Die Mitarbeiter versuchen aber           denste Gruppen für unsere Bewohner, aber auch
      trotzdem, die Bewohner dies nicht spüren zu lassen.      Mitarbeiter vorbei gebracht haben. Manchmal sind
      Oft bekomme ich von Bewohnern gesagt, dass die           es aber auch kleine Gesten, ein freundliches Wort
      Mtarbeiter so freundlich und gut sind. Das erfüllt       oder ein herzliches Lachen.
      mich sehr mit Stolz und dafür verdienen die Mitar-
      beiter einen besonderen Dank!
                                                               Frau Kindt, ich danke Ihnen ganz herzlich für
      4. Auch in Wüsten gibt es nicht nur Dürre und            dieses Gespräch und wünsche Ihnen, Ihren Mit-
      Ödnis, es gibt auch Oasen, die Erfrischung
      bieten und Leben zum Blühen bringen. Was                 arbeiterinnen und Mitarbeitern und den Bewoh-
      sind solche Oasen in Ihrem Leben?                        nerinnen und Bewohnern des Seniorenzen-
      Die Familie und Freunde spielen da eine ganz wichti-     trums viel Kraft, Mut und Zuversicht in diesen
      ge Rolle. Die Liebe zu meinem Mann und unseren           Wüsten Zeiten und immer wieder auch Oasen
      zwei Töchtern, zu denen wir ein sehr gutes Verhältnis    der Hoffnung und der Erholung.
      haben, aber auch gute Freunde, die einen durch Kri-
      sen begleiten sind solche Oasen. Klar gibt es noch ei-
      nige andere Dinge aufzuzählen. Unter anderem die
      Bewegung in der Natur, egal beim Wandern oder
      Fahrradfahren, ein gutes Buch zu lesen, fremde Län-
      der zu bereisen oder mit dem Motorrad unterwegs
      zu sein. Manchmal ist es aber einfach auch die Stille,
      zur Ruhe kommen, um wieder aufzutanken.

      5. Oasen gibt es sicherlich auch für die Be-
      wohnerinnen und Bewohner Ihrer Einrich-
      tung. Was sind solche Oasen im Alltag?
      Für viele Bewohner sind das die Besuche Ihrer Ange-          Pfarrgemeinderatsvorsitzende
      hörigen. Für viele ist es aber auch das Gefühl, in der

                                                               Verteilen statt Vernichten:

                                                               Die Nachbarschaftshilfe und das Team von „Verteilen statt
Wir bieten flexible, unbürokratische und kostenlose Hil-       Vernichten“ möchte sich bei allen Geschäften für die gute
                                                               Zusammenarbeit und die Spenden von Lebensmitteln im
fe für jeden, in Postbauer-Heng mit allen Ortsteilen,          vergangenen Jahr 2020 bedanken.
Ezelsdorf, Oberferrieden, Unterferrieden und Lindelburg
                                                               Dies sind in Postbauer-Heng: Bäckerei Plank, Bäckerei
   - Begleitung zu Ärzten und Ämtern                           Feihl, Der Krausenbäck, Metzgerei Stiegler,
   - Begleitung zum Einkaufen                                  Verbrauchermarkt Netto, Rewe Dein Markt und Blumen
   - Verteilung von Lebensmitteln jeden Samstag um             Nägelein, Drogeriemakt Roßmann
     16.00 Uhr im Pfarrheim St. Elisabeth                      Oberferrieden: Metzgerei Reinhard, Verbrauchermarkt Aldi
      Wir bitten um die Einhaltung der aktuellen Abstands-     Pavelsbach: Bäckerei Mederer
      und Hygieneregeln!                                       Pyrbaum: Nahkauf
   -Unterstützung beim Ausfüllen des Formulars/Antrags         Pfeifferhütte: Bäckerei Gmelch und die Tafel Feucht
     zur Corona-Schutzimpfung
   - Fahrten/Begleitung zum Impfzentrum Neumarkt               Herzlichen Dank an die Bürgerstiftung Neumarkt für die
                                                               Sterntaler – (für Jugendliche) und Schneeflocken – (für
  Telefon: 09188/905150                                        Senioren) Geschenk Aktion.
                                                               HerzlichenDank!

Herzlichen Dank für alle Spenden zugunsten der                 Ihre Nachbarscha�shilfe
Nachbarschaftshilfe Postbauer-Heng.
Kindergarten St. Elisabeth                       23
                                                                                           Pfarrbrief
                                                                                       Ostern 2021

„Oh du schöne Faschingszeit“- „Helau“ -- es war bei       dern ein paar schöne unbeschwerte Stunden im Kin-
uns wieder soweit.                                        dergarten mit Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken.
Trotz der aktuellen Situation mit der Notbetreuung        Als Highlight in diesem Jahr gestalteten die pädago-
im Kindergarten ließen wir uns die Freude am Fa-          gischen Mitarbeiter für die Faschingszeit eine „Fa-
sching nicht nehmen. Um die 40 Kinder in den fünf         sching to go“ -Tüte. Da haben wir Spiele, Bastelsa-
Gruppen verbrachten ein paar Tage mit lustigen            chen, Konfetti, Süßigkeiten und ein paar aufmun-
Spielen, Tanz zur lauten coolen Musik und süßen Le-       ternde Worte eingepackt.
ckereien.                                                 Die Freude war groß bei Kinder und Eltern. Die Tüten
Eine süße Freude machte uns auch der „Verein              konnten im Kindergarten abgeholt werden.
Freunde des Kindergartens e.V.“ indem er uns zum          Wir freuen uns, wenn bald wieder viele Kinder zu
Unsinnigen Donnerstag die leckeren Krapfen spen-          uns in den Kindergarten St. Elisabeth zurückkehren.
dierte. Vielen Dank, es hat uns allen sehr gut ge-        Wir machen uns auf den Weg durch die Fastenzeit
schmeckt.                                                 mit tollen verschiedenen Themen zur Frühlings- und
Es war sehr schön, so viele strahlende Kindergesich-      Osterzeit.
ter zu sehen. Auch die Kindergartenkinder spüren,
dass uns Erwachsenen diese Corona Zeit zu schaffen        Viele Grüße aus dem
macht. Eine „Wüste“-Zeit liegt bereits hinter uns. Im-    Kindergarten St. Elisabeth
mer wieder findet nur eine Notbetreuung statt, be-
sondere Hygieneauflagen, Kindergruppen sollen
nicht gemischt und besucht werden, keine großen
Feste und Feiern mit Gästen und allen Kindern im
Kindergarten, kein Ausflug mit dem Bus,…
Deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen, den Kin-         Leiterin Kindergarten St. Elisabeth
24        Live on air – St. Elisabeth digital
          Pfarrbrief
          Ostern 2021

                                                                                                      Christoph Härtl

In den 10 Minuten vor 10 Uhr wird es fast je-    auch schon einige Probleme und Ausfälle,
den Sonntag vor dem Laptop dann doch etwas       dann wurde das „eigentlich müsste es doch
stressig (in diesem Pfarrbrief müsste man fast   funktionieren“ schon zum geflügelten Satz
sagen „wüst“) und die Anspannung steigt –        im Livestream-Team.
auch trotz der Erfahrungen nach nun fast ei-
nem Jahr. Der Ton aus den Mikrofonen muss        Seit Ende März 2020 gibt es nun Livestreams aus un-
passend zusammengemischt werden, die Ka-         serer Pfarrkirche an den Sonntagen und Feiertagen,
meras sich mit dem Netzwerk verbinden, Ein-      dazu einige aufgezeichnete Videoangebote, bei-
blendungen noch vorbereitet werden... Meis-      spielsweise für den Heiligen Abend. Die Lösung wur-
tens klappt es dann und in der Gottesdienst      de bereits eine Woche nach dem Verbot von öffentli-
kommt live über das Internet zu vielen Men-      chen Gottesdiensten im ersten Lockdown kurzfristig
schen auch nach Hause. Manchmal gab es           geschaffen. Damals stand alle Technik – eilig von ver-
Live on air – St. Elisabeth digital                                   25
                                                                                                            Pfarrbrief
                                                                                                        Ostern 2021

                                                                      Die Aufzeichnungen waren für mich im Alltag
                                                                     und in der Zeit meiner Genesung eine wunderba-
    Ich bin sehr dankbar für das Streamingangebot der Pfar-          re Gelegenheit, dann Gottesdienst zu feiern,
  rei St. Elisabeth /Postbauer Heng, da so in schwierigen Zei-       wenn ich es gut und vor allem ohne Stress
  ten der Kontakt zur Gemeinde vor Ort aufrecht erhalten             schaffen konnte. Auch manch eine Predigt hat
  wird. Wobei natürlich das hohe Niveau der                                                   mich sehr bewegt. Es
  Inhalte und die kreativen Ideen, diese Got-                                                 ist wunderbar, wenn
  tesdienste zu einem wahren Genuss in                                                        man sich wohltuende
  Pandemiezeiten machen.                                                                      Worte mehrfach anhö-
                                                                                              ren/ ansehen kann.

 Es ist so chillig, wenn man
im Schlafanzug in eine Decke
eingekuschelt Gottesdienst                          Trotz der Entfernung können wir so mit der Pfarrei St. Elisabeth, die unserer Tochter mit
feiern kann. Da müssen wir                        ihren Kindern so viel Halt und Geborgenheit gegeben hat in den schweren letzten Jah-
wenigstens nicht frieren und                      ren, verbunden bleiben. Ein großes Lob auch an die Technik der Aufzeichnungen, einfach
können länger schlafen ;-)                        ans ganze Pfarreiteam. Auch wenn die Zeiten eine große Herausforderung darstellen,
                                                  fühlt man sich nicht alleingelassen

         schiedenen Leuten zusammengetragen - noch im Mit-                 legt werden müssen. Der Ton wird mittlerweile di-
         telgang der Kirche, denn weitere Gottesdienstteilneh-             rekt von der Verstärkeranlage in der Kirche abge-
         mer waren nicht erlaubt. Seitdem haben wir viel auspro-           nommen. Und nachdem wir bereits im Herbst W-
         biert und wollen hier einen kurzen Einblick geben.                LAN bis in die Kirche verlegt haben, soll die
                                                                           Streamqualität bis Ostern besser werden, wenn
         Viele Menschen aus der Pfarrei, aber auch aus anderen             die Pfarrei einen schnelleren Internetanschluss
         Orten, schätzen das Angebot: Den Gottesdienst aus der             erhält. Aber auch hier bleiben wir mal vorsichtig
         bekannten Kirche auch während Ausgangsbeschrän-                   mit großen Ankündigungen - das häufige „ei-
         kungen und ohne Infektionsrisiko besuchen zu können,              gentlich sollte es doch funktionieren“ haben wir
         war und ist für viele ein Anker in dieser Wüstenzeit, in          im Hinterkopf, denn immer wieder gibt es doch
         der man manchmal den Horizont nicht mehr sieht.                   irgendetwas, das mal nicht läuft.

         Seit dem Sommer feiern wir die Gottesdienste nun mit              Wichtig ist aber vor allem eines: Dass die Men-
         einem Hygienekonzept quasi „hybrid“ – die Menschen                schen zusammen Gottesdienst feiern können und
         in der Kirche vor Ort und zuhause verbunden. Dies ist             wir so einen Weg gefunden haben, die frohe Bot-
         auch ein wichtiges Anliegen des Teams: Wir möchten                schaft auch in Corona-Zeiten zu verbreiten. Wir
         nicht einfach nur einen Gottesdienst abfilmen fürs Ar-            freuen uns, wenn wir dann Bilder erhalten, wie Fa-
         chiv, sondern auch die Menschen vor den Bildschirmen              milien zuhause eine Kerze anzünden und den
         zum Mitfeiern einladen und anregen. Oft gibt es daher             Gottesdienst am Fernseher im Wohnzimmer mit-
         nun auch „Mitmachaktionen“, die zu einem Spazier-                 feiern.
         gang am Sonntagnachmittag in die Kirche einladen
         oder es werden Impulse oder Fürbitten als Video einge-            Nachdem das ehrenamtliche Team weder aus aus-
         spielt. Gerade zu Advent und Weihnachten wurden so                gebildeten Kameraleuten, Regisseuren oder To-
         hunderte Menschen erreicht.                                       nexperten besteht, sind wir natürlich für Tipps im-
                                                                           mer offen. Oder haben Sie eine Idee für ein spezi-
         Technisch lief der Live-Stream bisher mit Smartphoneka-           elles Angebot im Livestream? – Dann sprechen
         meras. Diese senden das Bild kabellos zu einem Laptop             Sie uns einfach an.
         auf der Empore und dort, in der „Regie“ wählen wir aus,
         welches Bild gesendet wird. Die Funk-Technik ist zwar
         flexibel, führte aber immer wieder zu stockenden Bil-
         dern. Nachdem auch im Winter 2021 weiter viele Men-
         schen sonntags einschalten, haben wir nochmals inves-
         tiert: Zur Fastenzeit 2021 wurden zwei neue Kameras                     DAVID HINK
         mit Zoom inkl. benötigter Technik angeschafft – auch                    Pfarrgemeinderatsmitglied
         wenn das bedeutet, dass jede Woche wieder Kabel ver-
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