Werbeanzeige aus stilistischer und translatologischer Sicht.
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Masaryk Universität Philosophische Fakultät Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik Übersetzen der deutschen Sprache Bc. Petra-Susanne Schmauderová Werbeanzeige aus stilistischer und translatologischer Sicht. Dargestellt an Werbetexten der Fluggesellschaft Eurowings. Diplomarbeit Betreuerin: doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc. 2020
Hiermit erkläre ich, dass ich meine Diplomarbeit selbständig verfasst habe und dass ich nur die Literatur, die ich im Literaturverzeichnis angeführt habe, verwendet habe. ................................................................ Bc. Petra-Susanne Schmauderová, 16. 7. 2020
An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei Frau doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc., der Betreuerin meiner Diplomarbeit, für all ihre Zeit, Geduld und wertvolle Hinweise herzlich bedanken. Meinen Dank spreche ich auch meinem Partner David aus, für die typographische Korrektur und seine moralische Unterstützung.
INHALT EINLEITUNG ................................................................................................................. 6 I THEORETISCHER TEIL .......................................................................................... 8 1 WERBESPRACHE .................................................................................................. 8 1.1 Definition und terminologische Abgrenzung des Begriffs ................................. 8 1.2 Definition von Werbesprache ............................................................................. 9 1.2.1 Werbestrategien.......................................................................................... 10 1.2.1.1 Werbestrategie: Argumentation nach JANICH ................................ 10 1.2.1.1.1 Produktbezogene Argumente ...................................................... 11 1.2.1.1.2 Senderbezogene Argumente ........................................................ 12 1.2.1.1.3 Empfängerbezogene Argumente ................................................. 12 1.2.1.2 Werbestrategie: Argumentation nach SOWINSKI .............................. 12 1.2.1.2.1 Produktbezogene Werbestrategie ................................................. 12 1.2.1.2.2 Senderbezogene Werbestrategie .................................................. 13 1.2.1.2.3 Empfängerbezogene Werbestrategie ............................................ 14 1.2.2 AIDA-Formel ................................................................................................ 14 1.3 Definition von Bannerwerbung ......................................................................... 15 1.4 Definition von Werbeanzeige ........................................................................... 15 2 STILISTIK ............................................................................................................. 18 2.1 Stilistik in der Werbesprache ............................................................................ 18 2.2 Stilelemente ....................................................................................................... 19 2.2.1 Graphostilelemente .................................................................................... 19 2.2.1.1 Graphostilistische Gestaltungsmittel .................................................. 20 2.2.1.2 Orthographie und Typographie .......................................................... 21 2.2.1.3 Subtypen der Bildfunktionen ............................................................... 22 2.2.2 Lexikalische Stilelemente .......................................................................... 22 2.2.2.1 Neologismen/Neubildungen (chronologischer Aspekt)....................... 23 2.2.2.3 Jugendsprache (sozialer Aspekt) ........................................................ 24 2.2.2.4 Fachsprache (fachsprachlicher Aspekt) ............................................. 24 2.2.2.5 Anglizismen (fremdsprachlicher Aspekt) ............................................ 24 2.2.2.6 Phraseologie (phraseologischer Aspekt) ............................................ 25 2.2.2.6.1 Modifikation und Variation ......................................................... 25 2.2.2.7 Schlüssel-, Hochwert- und Plastikwörter........................................... 26 2.3.3 Syntaktische Stilelemente .......................................................................... 27 2.3.4 Morphologische Stilelemente..................................................................... 28
2.3.5 Phonetische Stilmittel ................................................................................ 29 2.3 Stilfiguren ........................................................................................................ 30 2.3.1 Tropen ........................................................................................................ 30 2.3.2 Syntaktische Stilfiguren ............................................................................. 31 3 ÜBERSETZUNG (VON WERBETEXTEN)....................................................... 33 3.1 Übersetzbarkeit von Werbeanzeigen und Wortspielen ............................... 33 3.1.1 Vorgehensweise beim Übersetzen von Werbetexten ................................. 34 3.1.2 Vorgehensweise des Übersetzens von Wortspielen ................................... 35 3.2 Kreativität ........................................................................................................ 37 3.3 Skopostheorie .................................................................................................. 38 II PRAKTISCHER TEIL ............................................................................................. 39 1 METHODE DER ANALYSE DER WERBEANZEIGEN................................. 39 2 DAS UNTERNEHMEN EUROWINGS .............................................................. 39 3 KORPUS ................................................................................................................. 40 3.1 Gestaltung der Werbeanzeige ........................................................................ 40 4. METHODE DER ANALYSE DER EINZELNEN WERBEANZEIGEN ....... 40 FAZIT ........................................................................................................................ 81 VERWENDETE ABKÜRZUNGEN ....................................................................... 83 LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................. 84 ABBILDUNGSVERZEICHNIS .............................................................................. 87
EINLEITUNG Werbung ist überall. Seit Internet für werbliche Zwecke genutzt wird, gibt es kaum eine Möglichkeit sich vor Werbung zu verstecken. Grundsätzlich wird Werbung als negativ und störend empfunden. Egal ob Werbespots, Werbeflyer oder Werbeanzeigen, man wird täglich massenhaft mit Werbung konfrontiert. Trotzdem ist sie für Unternehmen heutzutage unersetzbar. Ansprechende und effektive Werbeaktionen sind nur mittels interessanter Werbebotschaften möglich, die mithilfe von Sprachspielen, Redewendungen und Stilfiguren geschaffen werden. Werbemitteilungen, die positive Gefühle auslösen und Aufmerksamkeit erregen, können nämlich den Verkauf des beworbenen Produkts, bzw. der Dienstleistung stark ankurbeln. Die Werbesprache besitzt einen assoziationsreichen und wertenden Charakter und ist teils zielgruppenspezifisch, teils allgemeinverständlich. Dies widerspiegelt sich in der Aussage von BAUMGART (1992:34), sie meint‚ „die Sprache der Werbung ist ein Chamäleon, das sich stets anpasst und immer die richtige Färbung, den treffenden Ton zu finden, bestrebt ist“. Dies lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass Werbung sich schnell an gesellschaftliche Tendenzen und Entwicklungen anpasst, und man dank dessen aktuelle kulturelle Trends, Werte und Wünsche erfahren kann (vgl. Janich, 2010:12). Deshalb wird die Werbung als ein Spiegel des Zeitgeistes (Baumgart, 1992:31) genannt. Für Sprachwissenschaftler ist sie daher ein besonders interessantes Forschungsobjekt und deshalb habe ich es für die vorliegende Diplomarbeit gewählt. Diese Diplomarbeit setzt sich zum Ziel, die Werbeanzeigen der Fluggesellschaft EUROWINGS sprachstilistisch zu untersuchen, bezüglich der graphostilistischen, lexikalischen, morphologischen, syntaktischen und phonetischen Stilmittel, bzw. tropischen oder auch syntaktischen Stilfiguren. Zusätzlich werden die im Korpus gesammelten Anzeigen aus translatologischer Perspektive analysiert. Es werden deshalb jeweils Übersetzungsvorschläge unterbreitet. Um diesem Vorhaben nachkommen zu können, sind noch weitere (siehe unten) theoretische Grundlagen zu erfüllen. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile – in einen theoretischen und einen praktischen. Im Fokus des theoretischen Teils steht die Werbesprache, Stilistik und Übersetzbarkeit der Werbesprache, bzw. Wortspiele. Die Werbesprache wird terminologisch abgegrenzt und näher definiert, außerdem werden die für diese Arbeit grundlegende Werbestrategien nach JANICH und SOWINSKI und die AIDA-Formel vorgestellt. Bedeutend ist sowohl die Beschreibung der Werbeanzeige und ihrer Bausteine, als auch der Bannerwerbung. Das zweite Kapitel wird sich der Stilistik kurz widmen, da sich der Schwerpunkt besonders auf die Stilelemente wie – graphostilistische, lexikalische, morphologische, syntaktische und phonetische Mittel, sowie Stilfiguren legt, die für die Werbesprache charakteristisch sind. Zum Schluss wird die Übersetzbarkeit der Werbesprache und Wortspiele beschrieben, und auch die Vorgehensweise beim Übersetzen mit jeweils anwendbaren Übersetzungsstrategien dargestellt. Nicht zu vergessen sind die 6
Kernbegriffe - Kreativität und Skopostheorie - die den theoretischen Teil abschließen werden. Mithilfe der im theoretischen Teil festgestellten sprachstilistischen Besonderheiten der Werbesprache wird im praktischen Teil eine adäquate sprachstilistische Untersuchung auf unterschiedlichen Sprachebenen (siehe oben) der Werbeanzeigen durchgeführt. Diese werden danach aus der translatologischen Sicht analysiert und mit Vorschlägen einer tschechischen Übersetzung ergänzt. 7
I THEORETISCHER TEIL 1 WERBESPRACHE 1.1 Definition und terminologische Abgrenzung des Begriffs Im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit wird sich das erste Kapitel mit dem umstrittenen Begriff Werbesprache auseinandersetzen. Zur Definierung der Sprache der Werbung 1 ist zunächst eine adäquate Einbettung in die Architektur der Sprache notwendig. In diesem Zusammenhang liefert die Varietätenlinguistik als Grundlage folgende kategoriale Unterteilung in Varietät, Register und Stil (vgl. Efing, in: Janich, 2012:163), die uns zur weiteren Abgrenzung verhelfen wird. Doch diese Bezeichnungen lassen sich voneinander nicht so klar unterscheiden, da es fraglich ist, wie viele und welche Merkmale man braucht, um von einer selbständigen Varietät, einem selbständigen Register oder Stil sprechen zu können (vgl. Hirling, 2004:12). Versteht man unter Varietät ein linguistisches Subsystem 2 einer Sprache, welches über eine gewisse Stabilität und überindividuelle Gültigkeit verfügt (vgl. Linke, Voigt, 1991:12), dann lässt sich ausschließen, dass die Werbesprache eine Sprachvarietät sei. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass sie eine ständig variierende und zu Sprachexperimenten tendierende Kunstsprache ist (vgl. Janich, 2012:166). Auch KICK (2014:10) geht nicht davon aus, dass die Werbesprache eine spezifische Sprache der Werbeleute sei, sondern vielmehr „die Art und Weise der sprachlichen Gestaltung von Werbebotschaften.“ Betrachtet man das Ganze jedoch aus einer anderen Perspektive, aus der Sicht des Registers, bzw. Funktionalstils 3, dann lassen sich begriffsmäßig deutlich mehr Gemeinsamkeiten finden. SOWINSKI (1998:76) bezeichnet die Werbesprache sogar als einen selbständigen Stilbereich im Sinne der Funktionalstilistik, da sie keinem von den fünf bestehenden Funktionalstilen subsumiert werden kann, selbst dem Stil der Presse und Publizistik nicht. Die Begründung dafür ist, dass sich die Werbesprache zu diesem Stil darin unterscheidet, dass sie sich der Sprachmittel mit unterschiedlich sprachlich- kommunikativer Funktion bedient und dem massenmedialen und werblichen Zweck dient (vgl. Janich, 2012:164f.). Im Unterschied zu der Varietät wird der Register durch spezifische Charakterzüge der Kommunikationssituation bestimmt (vgl. Spillner, in: Ammon, Dittmar, 2005:281). Deswegen findet man unterschiedliche Register für bspw. Boulevard- und seriöse Zeitung. Letztens kommt der Stil-Begriff hinzu, der gegenüber dem Register viel individueller gestaltet ist, da er durch soziales Umfeld stark geprägt wird. Der Sprachstil ermöglicht somit, im Gegensatz zu dem Register, gesonderte sprachliche Variationsformen (vgl. Sowinski, 1998:42). In Anbetracht dieser Tatsache lassen sich werbespezifische 1 Werbesprache und Sprache der Werbung werden in dieser Arbeit als Synonyme betrachtet. 2 Subsystem ist laut DUDEN ein Bereich innerhalb eines Systems ist, der selbst Merkmale eines Systems aufweist (duden.de [online]). 3 Register und Funktionalstil werden laut NABRINGS als Synonyme verstanden (In: Janich, 2012:163). 8
Charakteristika bei beiden o. a. Sprachformen feststellen. Demzufolge kommt JANICH (2012:165) zum Ergebnis, dass „die Werbesprache als ein Konglomerat von Stilen aufgefasst werden kann, die eventuell aufgrund ihrer identischen funktionalen und z.T. sprachstrukturellen Ähnlichkeit als so homogen zu betrachten sind, dass sie ein gemeinsames Register bilden“. Genauer gesagt kommt es zu einer Überlappung des Registers und Stils, wodurch sich der Ausdruck Stilregister ergibt und uns teilweise eine begriffliche Klarheit schafft (vgl. eben: 166). Es besteht also ein gewisser Raum für unterschiedliche Stilebenen und Stilfärbungen, aber die Werbetexte müssen dennoch funktionsbedingt und zweckgerichtet gestaltet sein. 1.2 Definition von Werbesprache BAUMGART (1992:34) geht davon aus, dass die Sprache der Werbung „keine Sondersprache im eigentlichen Sinne ist, sondern lediglich eine instrumentalisierte, zweckgerichtete und ausschließlich auf Anwendung konzipierte Sonderform der sprachlichen Verwendung, die naturgemäß eigenen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, aber dennoch aufs engste mit der Alltagssprache verwoben ist“. Hinsichtlich der Feststellung, dass die Werbesprache keine Sondersprache ist, ist JANOS (vgl. 2015:17) der gleichen Meinung. Dies begründet sie damit, dass die Sprache der Werbung zwar einen werbespezifischen Wortschatz (mitunter werbespezifische Sprachvariationen) nutzt, aber dieser im hohen Maße aus dem Wortbestand der bereits vorhandenen Standardsprache stammt. Demnach kommt die Werbesprache nicht den Spezifika der Sondersprache entgegen, indem sie einerseits einen weitreichenden Charakter ausweist. Andererseits steht sie nicht, zur internen Verständigung, nur für eine beschränkte Gruppe zur Verfügung (vgl. Römer, 1976:204). In Folge ständig neuer sprachwissenschaftlicher Studien und Ansätze, meldete sich auch SOWINSKI (1998:89) zu Wort und vertritt eine etwas unterschiedliche Ansicht. Nach ihm ist Werbesprache „eine zweckbestimmte, von der Alltagssprache zumeist abgeho- bene, vorwiegend schriftsprachlich geprägte Sprachauswahl mit beschreibenden, anprei- senden und überredenden Funktionen“. Die Definitionen der Werbesprache stimmen dennoch darin überein, dass die Ausdrucksweise auf einen persuasiv-manipulierenden Charakter hinweist, um nur zum Zweck, eine Wirkung hervorzurufen, künstlich hergestellt wird. Hierbei sollte man jedoch darauf hinweisen, dass sich die Meinungen der o. a. Autoren über die Rolle der Alltagsprache in der Werbung spalten. Da die Werbung vorzugsweise versucht, einen möglichst breiten (jedoch bestimmten) Personenkreis mit einer Werbebotschaft zu erreichen (vgl. Janos, 2015:17), „wählt [sie] ihre sprachlichen Mittel weitgehend aus der Alltagssprache aus, verwendet sie aber so häufig, dass man geneigt ist, sie als werbetypisch aufzufassen“ (Janich, 2003:36). Das Maß der Verflechtung beider Sprachschichten lässt sich also nicht eindeutig bestimmen. An dieser Stelle sollte man nochmals die Zielgruppenorientierung aufgreifen, bei der man annehmen könnte, dass sich die Werbung nicht gezielt auf eine potenzielle Gruppe ausrichtet. Im Gegenteil. Dabei muss diese möglichst homogen zusammenhängen, wie etwa durch Alter, Beruf, Bildung, Einstellungen und weitere Aspekte. 9
1.2.1 Werbestrategien Die Kapitelüberschrift Werbestrategie wurde hier zwar ganz bewusst gewählt, aber auch JANICH (2001:95) gibt zu, dass über diesen Begriff in der Sprachforschung stets Unklarheiten herrschen, da unter einer Werbestrategie vieles verstanden werden kann. „Mal sind es ganz allgemein semantische Strategien, unter die Formen, Inhalte, und Intentionen zusammengefasst werden, mal Überzeugungsstrategien mit der Betonung der zugrunde liegenden Werte, mal Strategien, die sich vor allem durch ihre sprachliche Form unterscheiden“. Darüber hinaus sollte noch die Wichtigkeit solcher Werbestrategien hervorgehoben werden. Hinter jedem Unternehmen, oder zumindest einer Kampagne, sollte eine durchdachte und zielorientierte Strategie stehen, die die Produkte besser aussehen lässt und das Kaufinteresse bei den Konsumenten weckt (vgl. Sowinski, 1998:32). Falls es den Werbenden nämlich gelingt, eine attraktive und fesselnde Textbotschaft - der Werbestrategie gemäß - zu konstruieren, dann kann auch ein scheinbar uninteressantes Produkt ein voller Erfolg werden. 1.2.1.1 Werbestrategie: Argumentation nach JANICH 4 Bevor es um die einzelnen inhaltlichen Argumentationsstrategien nach JANICH (2001:87ff.), genauer gesagt die produkt-, sender- und empfängerbezogenen Argumente in Bezug auf die Werbesprache 5 gehen wird, ist zuerst zu klären, was genau unter dem Begriff Argumentation zu verstehen ist. Die Argumentation bezeichnet im Allgemeinen „eine Rede mit dem Ziel, die Zustimmung oder den Widerspruch wirklicher oder fiktiver Gesprächspartner zu einer Aussage oder Norm (für bzw. gegen deren Wahrheit bzw. Gültigkeit dann argumentiert wird) durch den schrittweisen und lückenlosen Rückgang auf bereits gemeinsam anerkannte Aussagen bzw. Normen zu erreichen“ (Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, in: Janich, 2001:87). Die Rechtfertigung über die Gültigkeit der Werbeaussagen ist zwar in mancher Hinsicht ein wichtiger Aspekt, dennoch nicht ausschlaggebend. Die Werbesprache setzt sich nämlich nicht zum Ziel, die Gültigkeit der veröffentlichten Werbebotschaften plausibel zu begründen, sondern zum größten Teil potentielle Konsumenten von den eigenen beworbenen Produkten zu überzeugen, dass diese hochwertiger und besser als die der Konkurrenz sind. Die (Banner)Werbung, die ausführlicher im Kapitel 1.3 behandelt wird, ist eine einseitige Kommunikationsform und somit ein einseitiges Argumentationsverfahren. Da die monologische Argumentation kein Raum für eine sachliche Diskussion oder Gegenargumentation erlaubt, werden mithilfe einer Strategie mögliche strittige Einwände prophylaktisch ausgeräumt (vgl. ebd.:87f.). Der Rezipient zeigt seine 4 Da sich die vorliegende Masterarbeit vorwiegend auf die Werbesprache und nur ansatzweise auf die Werbung allgemein richten wird, wurden demnach nur die relevantesten Werbestrategien, die nach JANICH und SOWINSKI, ausgewählt, die sich ausschließlich mit der Werbesprache beschäftigen. 5 Zu dem auch die Werbestrategien nach SOWINSKI (1998:32-40). 10
Reaktion auf die vorgebrachten Argumente letztendlich durch sein Kaufverhalten, entweder durch den Kauf oder Nichtkauf des Produktes (vgl. Schubert, 2003:22). Im Folgenden wird nur kurz die Argumentationsstrategie nach JANICH umrissen (2001:95ff), die für die Werbeschaffenden stets als einer der Grundlagen dient. An dieser Stelle sollte man ausdrücklich bemerken, dass dies vornehmlich als eine Orientierungshilfe dienen soll, die sich der ständig erweiternden Werbelandschaft und den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen muss. Dies bestätigt JANICH hiermit: „Die Gliederung […] ist nicht als starre Zuordnung zu sehen, sondern als ein Versuch, etwas Ordnung in die Vielfalt zu bringen“ (ebd.:95). Es sollte außerdem verdeutlicht werden, dass nicht nur einer dieser Argumente zwangsläufig als dominierender Bestandteil der Werbeaussage betrachtet wird, sondern alle drei aufgelisteten Argumente (siehe unten) durchaus gegenseitig kombinierbar sind (vgl. ebd., 2001:95). Beispiele werden erst im praktischen Teil angeführt. Es ist jedoch nicht sicher, ob zu jeder der zu analysierenden Schlagzeile eine der Strategien zuordnet werden kann. 1.2.1.1.1 Produktbezogene Argumente Bei einer produktbezogenen Argumentation findet man zahlreiche Arten der Umsetzung, deshalb werden nur diejenigen ausgewählt, die in einem bestimmten Zusammenhang bedeutsam für die Verkehrsindustrie, bzw. Luftfahrtindustrie sind. 1) Nennung von Produkteigenschaften: leistungsbezogene und technische Angaben eines Produkts 6, sowie sachliche Produktinformationen, die größtenteils nachprüfbar sind. Hierzu sollte ergänzt werden, dass man auch auf expressive Adjektive stoßen kann, die eher dem Empfängerbezug entsprechen. 2) Anführen marktbezogener Argumente: konkurrenzabgrenzende und behauptende Werbeaussagen mit hyperbolischen Adjektiven oftmals im Komparativ oder Superlativ, wie jetzt noch günstiger/schneller/bequemer oder das neueste/beste Produkt. 3) Vergleichende Werbung: Werbeaussagen der Konkurrenz werden zugunsten des eigenen beworbenen Produktes ausgenützt, wobei die Korrektheit der Werbebotschaft nicht im Vordergrund steht. „In diesem Fall ist das einzige inhaltlich fest zu machende Argument, dass das eigene Produkt besser oder billiger als ein ganz bestimmtes Konkurrenzprodukt ist“ (Janich, 2001:96f.). 6 Als Produkt wird in dieser Masterarbeit auch ein Flugticket oder Urlaubsangebot betrachtet. 11
1.2.1.1.2 Senderbezogene Argumente Das einzig unterliegende Argument, der Verweis auf Tradition und Erfahrung, wird in dieser Masterarbeit nicht weiter erläutert, da es nicht auf die Billigfluggesellschaft EUROWINGS, die erst vor 27 Jahren gegründet wurde, zutrifft. Diese Argumentationsstrategie ist eher für etablierte Unternehmen, die ihre traditionelle Strategie im Laufe vieler Jahre bis zur Perfektion ausfeilten. So nach dem Motto je länger auf dem Markt, desto hochwertiger und zuverlässiger. So erst lässt sich mit Erfahrenheit erfolgreich werben (vgl. Janich, 2001:97). 1.2.1.1.3 Empfängerbezogene Argumente Falls sich die Werbeaussage mit voller Aufmerksamkeit auf den Rezipienten richtet, handelt es sich um empfängerbezogene Argumente, mittels zweierlei Strategien, entweder dem Appell an überindividuelle Werte oder die emotionale Aufwertung. 1) Appell an überindividuelle Werte: Die häufig genutzte Argumentation ist teils kulturbedingt, einerseits bezüglich des individuellen Wohlbefindens, der Wert wird z.B. auf Freiheit, Schönheit, Lebensfreude gelegt und tritt außerdem oft in Reisewerbungen auf. Andererseits, Werte, die durch das gemeinschaftliche Bewusstsein hinsichtlich der Sicherheit, Verantwortung oder dem Umweltschutz verbunden sind, finden in der Werbung der Fluganbieter meistens keine Anwendung, da die Umweltfreundlichkeit und Sicherheit eher fraglich ist. 2) Emotionale Aufwertung: Durch den Kauf eines Produkts, welches in der Gesellschaft mit positiven Aspekten in Verbindung gebracht wird, gewinnt der Konsument am gesellschaftlichen Ansehen und Exklusivität. Ein Beispiel wäre eine exotische Reise ins Unbekannte (vgl. Janich, 2001:97f.). 1.2.1.2 Werbestrategie: Argumentation nach SOWINSKI SOWINSKI bietet uns eine etwas unterschiedliche Übersicht dar. Die oben angeführte Unterteilung nach JANICH stellt das Produkt, den Sender und Empfänger in den Vordergrund, die mithilfe von den inhaltlichen Argumentationsstrategien auf kreative und expressive Weise hervorgehoben werden. SOWINSKI hingegen richtet sich vielmehr auf die Art der Text-Bild Darstellung und die Sprachform der Werbeaussagen. Doch zusammenfassend kann man sagen, dass beide Strategiemethoden versuchen, das Produkt auf die bestmöglichste Art zu präsentieren. 1.2.1.2.1 Produktbezogene Werbestrategie Wie bereits im Rahmen der Argumente nach JANICH erwähnt, wird nur auf die für die Fluganbieter werblich relevanten Strategien näher eingegangen. 12
1) Objektive Darstellung: Sachlicher Charakter der Werbeinformation in beschränkter Länge mit einem bloßen Bild lösen beim Rezipienten den Eindruck der Authentizität und Glaubwürdigkeit aus, obwohl das Negative bewusst ausgelassen wird und trotzdem die Vorzüge des Produkts dementsprechend gezeigt werden. „Die Sachlichkeit und vorgebliche Ehrlichkeit sind somit auch das Ergebnis bewusster Überlegung“ (Sowinski, 1998:33). 2) Zuordnung positiver Wertungen zum Werbeobjekt: Im Gegensatz zum marktbezogenen Argument nach JANICH (siehe 1.2.1.1.1) werden superlativische Adjektive wie perfekt, erstklassig (…) gemieden. Es wird vielmehr mit allgemeinen, bescheidenen und positiv wertenden Adjektiven (gut, frisch, echt, natürlich, gesund), Komposita, Vergleichungen, sogar kurzen Aussagen aus Bereichen (Ethik, Hygiene, Erotik, Ästhetik …), gearbeitet, die die emotionale Lage des Rezipienten intensiver ansprechen. Der Text ist mit einem entsprechenden Bild ergänzt. 3) Erfolgs- oder Glückverheißung: Kennen Sie exotische Urlaubsbilder mit weißem Sandstrand, azurblauen klarem Meer und Palmen? Auch diese Blickfangwerbung gehört zur beliebten Werbestrategie der Unternehmen, besonders der Urlaubsagenturen und Fluggesellschaften. Die perfektionierte beigefügte Bilddarstellung wird zusätzlich mit einer Werbebotschaft, mit der Entspannung und Erholung assoziiert wird, vervollständigt. 4) Wortspiele und Sprichwörter: Eine bedeutende Werbestrategie, indem die doppel- und mehrdeutigen sowie kreative Werbebotschaften beim Rezipienten Aufmerksamkeit erregen, Neugier erwecken und Nachdenkeffekt erreichen. Die Sprachspiele bilden außerdem einen der Schwerpunkte dieser Diplomarbeit, deshalb werden diesem Phänomen weitere Kapitel gewidmet. 1.2.1.2.2 Senderbezogene Werbestrategie Wie es der Fall bei den senderbezogenen Argumenten nach JANICH war, auch hier trifft keine der beiden Methoden zu. Das erstgenannte Eigenlob des Werbers trägt zur Imagestärkung des gesamten Unternehmens positiv bei, es stärkt das Kundenvertrauen und hebt besonders die Loyalität hervor, deshalb ist es nicht überraschend, dass diese Werbestrategie besonders von Finanzinstitutionen genützt wird. Das zweite und zugleich letzte ist die Zitatwerbung, diese ist für Werbespots mit bekannten Persönlichkeiten oder Fachleuten unterschiedlicher Branchen, die in einem Zusammenhang mit dem Werbeprodukt stehen. Werbespots stellen keinen Gegenstand dieser Masterarbeit dar, deshalb wird die Strategie nicht weiter behandelt. 13
1.2.1.2.3 Empfängerbezogene Werbestrategie Die zwei unten beschriebenen Strategien sind wesentliche Gestaltungsmethoden der Touristikwerbung, doch diese Behauptung wird erstmals mit dem praktischen Teil der vorliegenden Masterarbeit bestätigt oder bestritten. 1) Imperativ-Werbung: Aufforderung zur (Kauf)Handlung ist in der Werbesprachforschung ein häufig auftretendes Phänomen, doch es wird nicht explizit mit „Kauf das Produkt“ beworben, sondern implizit mit „indirekten und mehr umschreibenden Kaufappellen.“ Ein Bildausschnitt vereinfacht die Interpretation der verschlüsselten Textbotschaft. 2) Fragenwerbung: Der Text besteht aus einer oder mehreren Fragen, die uns als Rezipienten einbeziehen, so dass wir uns selber unbewusst befragen. Klugerweise sind die Fragen so gestellt, dass man sie in den meisten Fällen mit Ja beantwortet. Einige Werbeanzeigen sind sogar so gestaltet, dass ein fiktiver Dialog entspinnt wird und auf die Frage antwortet (vgl. Sowinski, 1998:32ff.). 1.2.2 AIDA-Formel Die AIDA-Formel ist ein sehr vereinfachtes Schema, welches direkt auf das Umfeld der Werbung zielt und die Wirkung der Werbung auf die Menschen darstellt. Dem relativ simpel konzipierten Modell fehlt es laut einigen Kritikern zwar an einer wirklichkeitstreueren Darbietung, wie es auf einem Markt tatsächlich abläuft, trotzdem wird andeutungsweise beschrieben, „welchen Orientierungen die Werbebetreibenden folgen und welche Wirkungen sie hervorrufen wollen (Janich. 2010:34).“ Daher dient die Formel für einige Unternehmen immer noch als eine Art Gebrauchsanleitung, wie man einen Werbetext möglichst effektiv formuliert. Die Abbildung (siehe Abb. 2) skizziert die 4-schrittige Entfaltung der Werbewirkung. Zuerst soll die Werbung bei dem Rezipienten Aufmerksamkeit (A) erregen, so dass sich der potenzielle Käufer für das Bestimmte interessiert. Ist einmal das Interesse (I) für das Produkt da, kommt es zum Wunsch die Ware zu besitzen, das Verlangen (D). Mit dem letzten Schritt sollte es bestenfalls zu einem Kauf kommen, zu einer Kaufhandlung (A). Abbildung1: AIDA-Formel 7 7 Onpulson. Das Businessmagazin für den Mittelstand. [online]. [zit. 19-11-25]. URL: https://www.onpulson.de/lexikon/aida-formel/ 14
1.3 Definition von Bannerwerbung Die (Banner)Werbung ist eine einseitige und beeinflussende Sprachhandlung, bei der teilweise keine (besonders betroffen sind Online- und Selbstbedienungsladen) Interaktion und Kommunikation zwischen dem Käufer und Verkäufer stattfindet, daher muss man „den Konsumenten auch ohne ein mündliches Verkaufsgespräch zum Kauf veranlassen“ (Römer, 1976:28). Hierzu kommen die (Banner)Werbung und ihre Werbeanzeigen ins Spiel, auf die im Kapitel 1.4 detaillierter eingegangen wird. Nach JANICH (vgl. 2010:97) betrachtet man den Werbebanner als einen Meilenstein der Internetwerbung, da diese anklickbare Werbeanzeige bei dem Internetnutzer Interesse wecken kann, und damit er nicht lange suchen muss, wird er per Klick an mehr Informationen weitergeleitet, um eine Kaufhandlung auszulösen (vgl. Terk zit. nach Sterrer, 2000:17). Das könnte eine übliche Anzeigenwerbung nicht gewährleisten. Man sollte an dieser Stelle auch betonen, dass die Interaktivität für die traditionellen Medien bisher nur ein Fremdwort ist, da bislang nur die Internetwerbung Bild, Ton und Text zugleich einbeziehen kann. 1.4 Definition von Werbeanzeige Gegenstand der vorliegenden Diplomarbeit ist das bedeutendste Werbemittel überhaupt, die sog. Werbeanzeige. Eine bezahlte Werbebotschaft in Print- oder Onlinemedien. Die Begründung dafür ist, dass sie weder der Zeit noch dem Ort unterworfen ist. Somit ist sie zu jeder Zeit und von jedem Ort zugänglich, besonders dann die online Anzeige. Dadurch hat sie im Vergleich zu anderen Werbemitteln 8 einen unschätzbaren Vorteil. Es hat sich herausgestellt, dass die Werbeanzeige zwar textgebunden ist, dennoch wird heutzutage aufs Bild höherer Wert gelegt als je zuvor. Es kommen ausnahmsweise auch Bildwerbungen ohne Text vor, aber in solchen dürfen nicht einmal Marken- und Herkunftsangaben hinzugefügt werden, diese betrachtet man in der Sprachforschung auch als Text (vgl. Sowinski, 1998:50). Inwiefern der Text zu dem Bild in einer Werbeanzeige steht, wird näher im Kapitel 1.5.1 behandelt. Die einzelnen Textbausteine einer Werbeanzeige erfüllen unterschiedliche Funktionen – von bloßer Information bis zur Kaufaufforderung, wobei die gewählte Werbestrategie (siehe Kapitel 1.2.1) entscheidet, auf welche Textelemente verzichtet wird und welche wiederrum in den Vordergrund gestellt werden (vgl. Sowinski, 1998:51). Da das Unternehmen EUROWINGS seiner Anzeigenstruktur treu bleibt, wird sich die folgende Beschreibung lediglich auf die Anzeigenelemente (siehe Abbildung 2) beschränken, die tatsächlich in einer für den praktischen Teil zu analysierenden Werbeanzeige vorkommen werden. Den Werbetextelementen, wie etwa Fließtext, Abbinder und Co., wird in dieser Diplomarbeit nicht nachgegangen. 8 Weitere klassische Werbemittel sind Werbeplakate, Werbespots, Prospekte und Werbeartikel. 15
Abbildung 2: Beispielanzeige von EUROWINGS 9 Schlagzeile 10 (1): Das zentrale Werbeelement einer Werbeanzeige vermittelt mithilfe einer prägnanten, überwiegend allein stehenden Textzeile(n) eine lockende Werbeaktion, um tatsächliche Konsumbedürfnisse zu befriedigen oder diese zumindest künstlich hervorzurufen. Dies geschieht nach dem die Schlagzeile die Aufmerksamkeit (siehe AIDA-Formel, S. 14) eines meistens flüchtigen Lesers durch typographische Gestaltungsmittel, Bildelemente oder ihre Platzierung auf sich zieht. Diesbezüglich hilft die äußerliche Gestaltung zur Aufmerksamkeitserweckung und die inhaltliche (siehe Werbestrategien, S. 8-13) steigert den Reiz, weiterzulesen. Das wohl auffälligste Merkmal ist die Kürze der Werbeaussage, wobei der Drang nach Prägnanz ansatzweise logische Zusammenhänge und präzise Formulierungen verhindert. Da es aber vor allem auf die Wirkung der Werbebotschaft ankommt und nicht die Sprachrichtigkeit, kann man die Grammatik ausnahmsweise außer Acht lassen, zumal die rhetorischen und stilistischen Besonderheiten eher im Vordergrund stehen (vgl. Lohse, 2006:10). Die Kürze hat laut SCHIERL (2001:151) noch einen weiteren Vorteil. Er geht davon aus, dass „je kürzer eine Headline ist, umso schneller ist sie auch von einem wenig interessierten Rezipienten erfassbar". Subheadline (2): Falls die Aufmerksamkeit beim Leser geweckt wurde, kann er sich dank der ergänzenden Zeile weitere Auskunft über das Produkt/die Dienstleistung einholen. Die Unterüberschrift verdeutlicht nämlich dem Rezipienten grob, worum es in der Anzeige geht. Die Headline richtet sich eher auf Unterhaltung als Information, da sie in erster Linie zur Aufmerksamkeitserregung und nicht zur Informierung dient (vgl. Schubert, 2003:140). Einklinker (3): Diese Texteinschübe werden für zusätzliche Informationen meistens zu (preislichen) Sonderangeboten, die nur für begrenzte Zeit gelten, genutzt (vgl. Janich, 2001:59). Überwiegend werden die Einklinker bewusst auf eine störende Stelle platziert, damit sie sofort dem Leser ins Auge fallen (vgl. Zielke, 1991:88). 9 a. a. O. (URL: eurowings.de) 10 In der vorliegenden Diplomarbeit werden Schlagzeile und Headline synonymisch betrachtet. 16
Produkt-, Marken- und Firmennamen (4): Der Firmenname 11 weist weitaus nicht so viele Funktionen wie der Produktname aus, da er lediglich zur Identifizierung verwendet wird. Trotzdem zählt man die Firmenangabe zu den wichtigsten Textbausteinen einer Anzeige, denn auch wenn die Werbeanzeige kein Interesse beim Leser wecken konnte, wird er sich zumindest den Namen des werbenden Unternehmens merken (vgl. Zielke, 1991:89). Der Großteil der Anzeigen nutzen Bild/Wort-Logos. Bildelement (5): Für die werbliche Kommunikation haben Bilder eine besondere Bedeutung, deswegen fokussiert sich das Kapitel 3.1 vornehmlich auf die graphische Gestaltung einer Anzeige. Slogan (in der Abb. 2 nicht zu sehen): Obwohl der Slogan nicht in der Beispielanzeige inbegriffen ist, sollte man ihn trotzdem kurz zur Sprache bringen. Der Slogan ist einer der grundlegenden Werbebausteine, da er eine gewisse Verknüpfung zur visuellen und sprachlichen Gestaltung unterschiedlicher Anzeigen herstellt, wodurch sich eine anzeigenübergreifende Funktion 12 bemerkbar macht und zum Wiedererkennungswert des Produkts, bzw. der Dienstleistung, positiv beiträgt (vgl. Sulikan, in: Janich, 2010:60f.). Obwohl die Werbeslogans gezielt ihre potenziellen Käufer ansprechen möchten, erreichen die in dem öffentlichen Raum freigelassenen Botschaften oftmals Bürger, die an einer Motorsäge oder dem neusten Körperpflegemittel kein Interesse zeigen und auch nie zeigen werden (vgl. Römer, 1976:28). Trotzdem spielt der Werbeslogan für die Unternehmen eine wesentliche Rolle, und zwar BAUMGART (1992:323) zufolge „verfügt die Sprache in den Slogans über ausgereifte und raffinierte Techniken, die sie zu einem höchst wirkungsvollem Instrumentarium der Suggestion und Manipulation werden lassen“. Dies bestätigt eben die o. e. Behauptung, dass der Slogan versucht den Käufer zu einer Handlung zu veranlassen, die er nicht vorhatte. 11 In der Beispielanzeige ist kein Produktname oder Markenname vorhanden, deswegen wurde nur der Firmenname erläutert. 12 bzw. kampagnenübergreifende (Janich, 2005:48) 17
2 STILISTIK Schon in der Antike fand man erste schriftliche Belege für stilistische Mittel im Rahmen der traditionellen Rhetorik, doch erst im späten 18. Jahrhundert setzte sich die Stilistik in der heutigen Verwendung im Deutschen durch (vgl. Sowinski, 1999:18f.). Durch den Sprachwissenschaftler ADELUNG 13 löste sie sich aus der Rhetorik, genauer aus dem rhetorischen Teilgebiet elocutio und wurde zur eigenständigen sprachwissenschaftlichen Teildisziplin. Stilistik im heutigen Sinne ist eine „Lehre von der Auswahl und Anordnung sprachlicher und mit der Sprachtätigkeit zusammenhängender Mittel und Verfahren, die im Kommunikationsprozess in Abhängigkeit von der kommunikativen Situation, der Absicht des Textproduzenten, von Ziel, Thema und Funktion der Äußerung eingesetzt werden“ (Malá, 2003:6). Während sich die restlichen Teildisziplinen der Sprachwissenschaft jeweils auf bestimmte strukturelle Einheiten fokussieren, steht bei der Stilistik die Art und Weise der Verwendung dieser Einheit im Mittelpunkt. Daraus ergibt sich, dass sich die Stilistik mit allen Variationen und Erscheinungen eines Sprachstils auseinandersetzt, wie etwa Stilfiguren und Stilelemente (vgl. Sowinski, 1999:19). Es liegen unterschiedlichste Auffassungen über das Phänomen des Stilbegriffs vor, auch im alltäglichen Sprachgebrauch (Architekturstil, Musikstil, Lebensstil, etc.). Dieser Tatsache stimmt auch MALÁ zu, sie merkt an, dass „es verhältnismäßig wenige abstrakte Begriffe im Bereich der Sprach- und Literaturwissenschaft gibt, die einen derart großen Bedeutungsumfang und entsprechend weiten Verwendungsbereich haben“ (2003:6). SANDERS (1977:121) unterteilte den breitgefächerten Begriff in vier Typen, den Funktionalstil, Sprachstil, Textsortenstil und Situationsstil. Doch der folgende Textabschnitt wird sich weitgehend auf das Wesen des Sprachstils beschränken. Sprachstil im Sinne der Gestaltung sprachlicher und schriftlicher Äußerung, um eine Wirkung zu erzielen. 2.1 Stilistik in der Werbesprache Sämtliche lexikalische, grammatische oder rhetorische Besonderheiten beeinflussen die stilistische Textgestaltung der Werbetexte, die sich somit von üblichen Standardtexten unterscheiden. Man muss jedoch anmerken, dass sich bei der Bildung von Werbeanzeigen heutzutage fast keine Grenzen mehr setzen, je kreativere und ausgefallenere Werbebotschaften, desto mehr stechen sie heraus und gewinnen beim Rezipienten Aufmerksamkeit. Doch um einfallsreiches Wortmaterial zu erzeugen, muss man Experimentierfreudigkeit einsetzen und geläufige Bedeutungen in etwas Originelles umwandeln. Im Laufe der Jahre kamen zum Text auch noch graphische Mittel hinzu, welche umso mehr die verschiedenen Wahrnehmungsebenen ansprechen, „sowohl kognitiv als auch emotional […], wobei der emotional appellierende Aspekt dominiert“ (Dahms, 2008:5). Obwohl laut RÖMER (vgl. 1976:23f.) die Sprache noch 13 bzw. durch sein Werk Über den deutschen Stil (1800). 18
ein zentrales Element der Werbebotschaft war, steht diese Aussage zu den neuesten Erkenntnissen der Sprachforschung im Widerspruch. Mehr im Kapitel 2.2.1. Die vorliegende Diplomarbeit stützt sich auf die Feststellung von JANICH (1999:29), dass es fest vorgegeben ist und auf die Werbung zielgruppenspezifisch abgestimmt ist, „wie viel Information die Werbung enthält, wie verständlich sie ist und welche sprachlichen Mittel (Reim, Dialekt, etc.) eingesetzt werden“. Da sich die Werbesprache nicht ausschließlich nur an einen festen und allgemeingültigen Sprachstil hält, sondern vielmehr die Originalität und Fantasie bevorzugt, ändert sich die Werbesprache von Unternehmen zu Unternehmen und von Werbekampagne zur Werbekampagne. Zumal sie sich aktuellen Werbetrends und gesellschaftlichen Tendenzen entsprechend anpassen (vgl. Janich, 2005:36). Deshalb ist es in mancher Hinsicht schwierig werbetypische Merkmale zu verallgemeinern. Doch die Eingängigkeit, leichte Einprägsamkeit und Kürze wurden zu einer Faustregel, nach der sich die meisten Werbeschaffenden richten (vgl. Sowinski, 1983:103). 2.2 Stilelemente Stilelemente sind wirkungsauslösende sprachliche Mittel mit stilistischer Bedeutung, die sie nur übermitteln können, wenn sie textgebunden sind. Falls sich ein Sprachmittel im konkreten Sprachkontext durch ein anderes ersetzten lässt, geht man von einem fakultativen Element aus. SOWINSKI (1991:36) weist darauf hin, dass „so ein entsprechendes Mittel der Rede ein für den Sprecher verfügbares variables Element ist und damit Stilelement“. Diese können von der lexikalischen, grammatischen und phonetischen/phonologischen Ebene betrachtet werden. Im Weiteren gibt es die sog. Stilelementmuster, besser bekannt als Figuren und Tropen, die eine bestimmte Struktur widerspiegeln und einem Muster folgen. 2.2.1 Graphostilelemente Zunächst wird es versucht, einen Einblick in die visuelle Darstellung der Werbeslogans zu geben, da gerade das Bild stark an unsere Emotionen und Bedürfnisse appelliert. Doch die entweder farbefrohen oder schlichten Bilder lösen in uns viel mehr aus als nur Gefühlsausbrüche, diese rufen auch assoziative Vorstellungen hervor und können unsere Stimmung positiv oder negativ beeinflussen. Bei langfristigen und durchdachten Werbekampagnen kann es sogar dazu führen, dass sich Kunden die Marke mit bestimmten bildhaften Wahrnehmungen verbinden und sich innere Bilder im Gedächtnis festhalten, sog. Gedächtnisbilder. Dadurch wird besonders das Vertrauen der Kunden zur Marke gefestigt, wie es eines der Grundprinzipien Vertrauen macht Wirkung bestätigt. Ein klassisches Paradebeispiel ist die lila Kuh des Schokoladenproduzenten Milka (vgl. Janich, 2001:60f.). Dass hinsichtlich der Text-Bild-Beziehung eine langandauernde Zwiespalt zwischen den Sprachwissenschaftlern herrscht, ist längst kein Geheimnis. Diskutiert wird besonders über die Abhängigkeit und Vorrangigkeit zwischen dem sprachlichen oder 19
bildlichen Element in einer Werbeanzeige. Laut JANICH (2001:60) ist das Bild ein wichtiger Blickfang, der die erstmalige Neugier beim potenziellen Kunden erweckt und schneller wahrgenommen wird als die eigentliche textuelle Botschaft. Diese Ansicht führt SCHLÜTER (2007:19) weiter aus, er behauptet, dass Bilder vollständig zur Kenntnis genommen werden, während die schriftlichen Einzelteile vom Rezipienten erst zu einem Ganzen umgeformt werden müssen. Allerdings trägt die oftmals unterschiedliche Herkunft, Bildung, Kultur und Co. der Empfänger auch zur differenzierten Rezeption. Zu guter Letzt wird noch die Meinung von STRASSNER (2002:23) präsentiert, denn er meint, dass die Bildelemente der Anzeigewerbung einen entscheidenden Vorteil verschaffen, und zwar internationale Verständlichkeit, beim Bild selbst entsteht keine sprachliche Barriere. Hinzu kommt, dass die visuelle Botschaft beim Rezipienten intensivere Emotionen freisetzt, Bilder können emotionale Inhalte besser vermitteln, dies bestätigt sogar das Sprichwort Ein Bild sagt mehr als tausend Worte noch obendrauf. Allein die werbefachsprachliche Studie Slogans.de (2007) stellte eine Entwicklung fest, die zeigte, dass die Werbeschaffenden über die letzten Jahre eher zur bildlichen Darstellung als zur inhaltlichen tendieren. Doch man sollte die Rolle des Textes nicht ganz verwerfen, der Text unterstützt immer noch die ganze Werbebotschaft zur richtigen Informationsübermittlung (vgl. ebd.:15). Abschließend sollte die Ansicht von JANICH (2012:251) nicht unerwähnt bleiben, sie meint, falls „nur die sprachliche Seite untersucht wird, besteht die Gefahr, dass Ergebnisse über die Sprache verzerrt werden, denn Sprache und Bild ergänzen sich in der Werbung gegenseitig und sind aufeinander abgestimmt“. 2.2.1.1 Graphostilistische Gestaltungsmittel Die graphische Gestalt der Werbetexte sorgt dafür, dass aus einer Werbeanzeige eine verkaufsfördernde visuelle Botschaft geschaffen wird, die auch in einer Masse von graphisch eintönigen und einfallslosen Produktwerbungen die Blicke der potenziellen Kunden auf sich lenkt (vgl. Janich, 2012:3). Zudem verhelfen Bildelemente zu bestimmten Assoziation und Konnotation, so dass sie leichter im Gedächtnis verbleiben. Im Weiteren werden für die Werbekommunikation charakteristische typographische Stilmittel aufgeführt, die der Sprachnorm entweder entsprechen oder widersprechen: • graphische Assimilation von Fremdwörtern • normdurchbrechende Buchstaben (teils auch Fremdgrapheme), die mit der deutschen Schreibungsnorm im Kontrast stehen – vorausgesetzt, dass der Rezipient den fremden Buchstaben kennt, kann er sich das Produkt mit seiner Herkunft verbinden, die von Hochwertigkeit überzeugt, wodurch das Produkt an Exklusivität gewinnt 20
• anstelle eines erwarteten Graphems eines Lexems wird ein ähnlich klingender (sog. homophonische) Buchstabe(n) verwendet, der bewusst im Zusammenhang mit dem beworbenen Produkt gewählt wurde • zentrale Platzierung eines bestimmten Wortes durch farbliche Unterscheidung (vgl. Janich, 2012:8ff.) 2.2.1.2 Orthographie und Typographie Aufbauend darauf werden weitere aufmerksamkeitserregende orthographische und typographische Teilbereiche genannt, die zur adäquaten visuellen Kommunikation mit dem Rezipienten positiv beitragen. Besonders die Werbetexte bieten einen unbegrenzten Spielraum für unterschiedlichste Varianten. Für einen besseren Überblick, fasste es JANICH folgendermaßen zusammen: „eine Hervorhebung bestimmter Wortbestandteile lässt sich z. B. durch Bindestrichsetzung oder wortinterne Großschreibung (also orthographisch), aber auch durch Wechsel von Schriftfarbe, -größe, -stärke (also typographisch) bewerkstelligen“ (2012:4). Die Groß- und Kleinschreibung ist zwar kein unbekannter Bereich der Orthographie, doch nicht alle auftretenden Verwendungsmöglichkeiten der Groß- und Kleinbuchstaben werden ausschließlich den orthographischen Stilelementen zugeschrieben, aber eher den typographischen. Hinsichtlich der Orthographie stechen normwidrige Variationen der Großschreibung hervor, die zur Hervorhebung und Segmentierung dienen. „Während Majuskelschrift Akzentuierung bewirken, signalisiert durchgehende Kleinschreibung aufgrund ihrer Verbreitung in neu(er)en Medien, wie […] Internet, zusätzlich Merkmale wie Zeitgemäßheit oder Modernität“ (ebd.:11). Beide genannten Schriftarten können beliebig kombiniert werden. Ebenso typisch ist die Getrennt- und Zusammenschreibung, darunter auch der Bindestrich. Diese Bildungstypen sind zum größten Teil normgemäß, doch auch hier treten normwidersprechende Fälle auf, die im Dienste der schon mehrmals erwähnten Hervorhebung sind. Beispiel dafür ist die Verwendung fremder Interpunktionszeichen an Stelle eines Bindestrichs oder absurde Zusammenschreibungen nicht zusammenschreibbarer Wörter. Nicht zu vergessen ist die häufig auftretende Getrenntschreibung, die „besonders bei den von (getrennt zu schreibenden) Wortgruppen deutlich abgehobenen substantivischen Determinativkomposita Aufmerksamkeit erregen“ (Janich, 2012:12). Dadurch wird das jeweilige Produkt oder Unternehmen sichtbarer positioniert (z. B. OLIVENÖL GESCHENKENWELT). Zuletzt wird sich dieses Kapitel mit der Interpunktion beschäftigen, die ein breites Spektrum von Zeichen umfasst, deshalb werden nur die auffälligsten Phänomene der Graphostilistik in diesem Umfeld genannt. Das beliebteste normabweichende Mittel ist der Punkt. Die Begründung dafür ist offensichtlich, es hilft die Textbotschaft übersichtlicher, prägnanter und verständlicher zu gestalten, zudem wird jedem einzelnen 21
Satzbaustein größere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Anschluss daran sollte das Ausrufe- und Fragezeichen genannt werden, auch diese beziehen den Rezipienten aktiv ein. Im Gegensatz dazu steht eine Satzkonstruktion ohne jegliche Binnengliederung (vgl. Janich, 2012:13f.). 2.2.1.3 Subtypen der Bildfunktionen Um den im praktischen Teil zu analysierenden Korpus möglichst komplex untersuchen zu können, sollte man die folgenden Subtypen der Funktionen 14 (GAEDA, 1992:56ff.) des in einer Anzeige vorkommenden Bildes, nicht außer Acht lassen. Zu den jeweils selektierten Subtypen werden keine anschaulichen Beispiele genannt, da sie zumindest einem geringen Teil der Analyse dienen werden. Obwohl man schon von der Bezeichnung vieles ableiten kann, werden sie im Folgenden kurz erläutert: • Ähnlichkeit: Aufgrund einer inhaltlichen oder strukturellen Gemeinsamkeit zwischen dem schriftlichen und visuellen Element wird die Textaussage durch ein Bild umgesetzt. • Gedankenverknüpfung: Aufgrund allgemeinem Wissen, allgemeinen Bedeutungsrelationen und allgemeiner Erfahrung lässt sich die Werbebotschaft durch eine bildliche Assoziation sinngemäß umsetzten. • Teil-für-Ganzes: Das Visuelle stellt nur einen Teil des Geschriebenen dar. • Verfremdung: Dieser Subtyp fordert einen gewissen Interpretationssinn des Rezipienten, da im Bild widersprüchliche oder mehrdeutige Elemente auftreten, indem es unerwartete Komponente beinhaltet oder durch unsinnige Umgestaltungsart gebildet wird. • Symbolisierung: Die symbolhafte Anspielung der Werbebotschaft wird mithilfe des Bildobjekts ergänzt (vgl. Janich, 2001:193ff.). 2.2.2 Lexikalische Stilelemente Die umfangreichste Kategorie der Werbekommunikation aus sprachwissenschaftlicher Perspektive ist die Lexik. Gerade die lexikalisch Besonderheiten und der teils werbespezifische Wortschatz weisen zum überwiegenden Teil auf einen typischen Werbestil hin, der jedoch weiterhin keine begriffliche Verankerung in der Sprachforschung fand 15. Da sich der Stil „nicht nur durch eine Aufzählung von Einzelmerkmalen beschreiben lässt. Oft ist es eine Kombination stilistischer Besonderheiten, eine charakteristische Textanordnung oder ein typischer Text-Bild- Zusammenhang.“ (Krieg-Holz, 2018:305ff.). Dies erfüllt die Werbesprache nur 14 In dieser Diplomarbeit wurden nur die für die spätere Analyse bedeutsamen Subtypen skizziert. 15 Diesbezüglich mehr im Kapitel 1.1. 22
ansatzweise, da gerade die kreative Sprachverwendung in den Werbetexten diesem widerspricht. Die Werbung nutzt vorrangig eine schnelllebige und dynamische Sprache, die eher den aktuellen Trends und gesellschaftlichen Tendenzen nachgeht als einer fest geregelten werbesprachlichen Struktur (vgl. Janich, 1999: 32). Die lexikalischen Stilelemente können unter dem chronologischen, regionalen, sozialen, fachsprachlichen, phraseologischen, sowie fremdsprachlichen Aspekt betrachtet werden. Da sich diese Diplomarbeit mit der Werbesprache, im engeren Sinne mit der Werbeanzeige, auseinandersetzt, wurden entsprechend dazu auch die Stilmittel gewählt. 2.2.2.1 Neologismen/Neubildungen (chronologischer Aspekt) Neologismen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gebildet und schließlich in die jeweilige Sprache einbezogen werden, haben besondere Relevanz für die Beschreibung werbesprachlicher Lexik. Diese gehen Hand in Hand mit der sich kontinuierlich erweiternden mediengeprägten Welt, in der vornehmlich Unternehmen mit möglichst origineller und ansprechender Werbekampagne bestehen bleiben und den Kunden im harten Konkurrenzkampf (der Werbetexte) für sich gewinnen. Da die sprachliche Kreativität der Werbeschaffenden unbegrenzt ist, eignet sich das Wortbildungsmuster der Komposition am besten. Die außerordentlich breite Modellvielfalt und beliebige Erweiterung der Kompositionsglieder (vgl. Ziegler, 2016:3) machen diese Wortbildungsart unersetzbar (vgl. Janich, 2001:105). Diesbezüglich werden neue Wörter geschaffen, o. e. Neologismen, bzw. Okkasionalismen 16, die die Werbebotschaft sprachlich bereichern und ihr besondere stilistische Wirkung verleihen. 2.2.2.2 Dialektismen (regionaler Aspekt) Dialektwörter finden in der Werbesprache keine große Anwendung, der Grund dafür ist einleuchtend. Die Dialektismen gewähren keine bundesweite Verständlichkeit. Doch man stößt auf die sog. umgangssprachliche Misch- oder Kunstform (Janich, 2012:174), mit anderen Worten auf einen nachgeahmten Dialekt, indem zumeist Einzelwörter mit regionalem Anklang (Straßner, in: Janich, 2012:174) in einen hochdeutschen Text eingepasst werden. Die „dialektal“ geprägte Werbebotschaft wird meistens durch eine graphische Darbietung, die aber eher der phonetischen Ebene zuzuschreiben ist, unterstützt. Dialektismen, sowie auch Pseudo-Dialektismen tragen unter andrem zur Authentizität (bei Regionalprodukten, besonders Lebensmitteln ausschlaggebend) bei und spiegeln den Lokalkolorit der jeweiligen Regionen wider (vgl. ebd.:174f.). „Okkasionalismen: Es geht meist um die für einen bestimmten Zweck, Kontext oder eine bestimmte 16 Situation gebildeten Einheiten. Viele der neu entstandenen Wörter verschwinden nach einmaligem oder ganz seltenem Gebrauch“ (Tomášíková, 2008:246). 23
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