Werkrealschule2022 Mittlerer Abschluss Baden-Württemberg - Lösungen Musterprüfung IV
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pauker. Werkrealschule2022 Mittlerer Abschluss Baden-Württemberg Lösungen Musterprüfung IV Deutsch 10
Deutsch-Musterprüfung IV Pflichtteil – Teil A A1 – Sachtext „Straßenkinder & junge Obdachlose in Deutschland“ Textverständnis 1. Vier Zukunftshoffnungen von Minder- und Volljährigen nennen Junge Obdachlose wünschen sich ein normales Leben in einer Familie. Sie möchten sich geborgen fühlen, solange sie noch jung sind und zur Schule gehen. Danach planen sie, eine Berufsausbildung zu machen, die ihnen die Möglichkeit gibt, einem Beruf nachzugehen und ein eigenständiges Leben zu führen. 2. Aussage erklären In einem kleinen Ort auf dem Land kennt in der Regel jeder jeden. Eine Großstadt bietet die Möglichkeit, in der Masse von Menschen unterzutauchen. Es gibt mehr Verstecke und die Wahrscheinlichkeit, dass sich andere nicht darum kümmern, warum die Jugendlichen alleine unterwegs sind, ist deutlich größer. 3. Drei Gründe aufzählen, die zur Flucht auf die Straße führen Gründe für die Flucht auf die Straße finden sich vor allem im privaten Bereich. Viele der Kinder und Jugendlichen erleben in ihren Familien Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch. Finanzielle oder schulische Schwierigkeiten sind eher zweitrangige Ursachen. 4. Erläutern, was Sofa-Hopper sind „Sofa-Hopper“ sind Menschen, die von einem Sofa zum nächsten „hüpfen“, um dort ihre Nächte zu verbringen. Die „Sofa Hopper“ im vorliegenden Text übernachten abwechselnd bei Freund/-innen, um von zu Hause zu flüchten. Sprachgebrauch 1. Zugehörige Adjektive notieren a) normal b) geborgen 2. Nominalisierungen begründen a) E in bestimmter Artikel vor dem Adjektiv führt zur Großschreibung: von (von den) Betroffenen b) Der unbestimmte Artikel begründet die Nominalisierung: ein Vielfaches Prüfungen c) Eine Präposition vor dem Adjektiv weist auf Großschreibung hin: als Minderjährige 2
Deutsch-Musterprüfung IV 3. a) Kommasetzung erklären In den Hauptsatz „Jugendliche zählen nicht dazu“ wird ein Nebensatz eingebettet, der beschreibt, welche Jugendlichen gemeint sind (Relativsatz). Diesen erkennt man am Relativpronomen „die“, das als Signalwort dient. Das dritte Komma steht vor dem Wort „da“, mit dem ein Kausalsatz eingeleitet wird. In diesem Nebensatz wird eine Ursache angegeben. b) Fehlende Kommas setzen Sie sind von zuhause rausgeflogen, abgehauen oder aus Pflegefamilien oder Jugendhilfe einrichtungen abgängig. 4. Doppelkonsonanten erläutern Vermisstenstatistik: Die Verdoppelung des Buchstabens s ist notwendig, da der vorausge- hende Vokal i kurz gesprochen wird. (Im Vergleich dazu hat das Wort mit langem Vokal eine andere Bedeutung: vermisst – vermiest.) unauffällig: Der Doppelkonsonant f kommt zustande, weil das Adjektiv zur Wort familie „fallen“ gehört. Die Vorsilbe (das Präfix) „auf-“ endet auf f und das Verb „fallen“ wiederum beginnt mit f. Die Verdoppelung des l im gleichen Wort ist auf die Aussprache zurück- zuführen, weil der Vokal ä kurz gesprochen wird. Darauf folgt immer ein doppelter Konsonant. 5. Zeitformen bestimmen a) Präsens b) Plusquamperfekt 6. a) Satzgefüge bilden Straßenkinder müssen ihr Überleben sichern, indem sie betteln, Kleindiebstähle begehen oder sich prostituieren. b) Satzgefüge bestimmen Temporalsatz 7. Synonyme finden offizielle = amtliche temporär = zeitweise Anonymität = Unbekanntheit primär = zuerst Prüfungen 3
Deutsch-Musterprüfung IV A2 – Lektüre „Sein Reich“ (Martin Schäuble) 1. Juris Familienverhältnisse beschreiben Der 15-jährige Juri lebt mit seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten Hauke in Stuttgart. Hauke ist Alkoholiker. Juris Mutter versucht, diese Tatsache zu verheimlichen, aber Juri lässt sich nicht täuschen. Die große Fürsorglichkeit seiner Mutter nervt ihn sehr. Er fühlt sich von ihr bevormundet und kritisiert. Sie leben in einfachen Verhältnissen, sodass für Urlaub kein Geld übrig ist. Als am letzten Schultag vor den Sommerferien besprochen wird, wer wohin reisen wird, möchte auch Juri gerne Urlaub machen. Er beschließt, seinen Vater, den er seit zehn Jahren nicht gesehen hat, im Schwarzwald zu besuchen. 2. Erläutern, warum Juris Vater einen Bunker gebaut hat J uris Vater glaubt daran, dass in naher Zukunft ein Atomkrieg stattfinden könnte. Daher hat er zusammen mit seinen Freunden einen großen Schutzbunker im Wald gebaut. Dieser ist gemütlich eingerichtet und enthält so viele Lebensmittel, dass sich bis zu zehn Personen einen Monat lang versorgen können. Medikamente gibt es ebenfalls. 3. Gesinnung von Juris Vater und seinen Freunden beschreiben und erklären Juris Vater und seine Freunde lehnen den Rechtsstaat ab und sind überzeugt, dass Deutschland eine Firma sei. Sie glauben an verschiedene Verschwörungstheorien, z. B., dass die Menschen durch Chemtrails vergiftet werden und dass es bald zu einem Atomkrieg kommt, auf den sie sich vorbereiten, indem sie sich selbst versorgen, im Wald leben und einen Bunker bauen. Ebenfalls wird angedeutet, dass die Männer eine rechtsradikale Gesinnung haben und gewalt- bereit sind. 4. Rede gegen Rechtsradikalismus verfassen Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern! Immer öfter kommt es in diesen Zeiten zu Meldungen über brennende Flüchtlingsheime, Gewalt gegen Geflüchtete, Anschläge auf Synagogen oder Attentate auf Migrant/-innen und People of Color. Viele Menschen fühlen sich in unserem Land längst nicht mehr sicher. Rechtsradikale hetzen scheinbar unbemerkt im Internet und rassistisches Gedankengut ver- breitet sich in immer mehr Köpfen. Rechte Parteien ziehen in den Bundestag und immer öfter hört man den Spruch: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ Ich spreche heute zu euch, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Bitte hört den Betroffenen zu, wenn sie euch von Vorfällen aus ihrem Alltag berichten. Nehmt ihre Sorgen ernst und schaut nicht weg, wenn Menschen diskriminiert oder gequält werden. Gewalt ent- steht im Kleinen und schon Worte können gefährlich sein – ob sie als vermeintlich harmlose Witze auf dem Schulhof erzählt werden oder als Hassreden im Netz auftauchen. Macht euch gegen rechte Gewalt stark! Schaut hin und seid laut! Gebt Nazis keine Chance! Prüfungen 4
Deutsch-Musterprüfung IV Wahlteil – Teil B 1. Erörterung Verpflichtendes Soziales Jahr / Gesellschaftsjahr Junge Menschen, die nach ihrer Schulzeit noch nicht wissen, was sie machen sollen, melden sich gerne für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Dennoch bleiben viele Stellen unbesetzt, weshalb sich die Frage stellt, ob dieses verpflichtend für alle eingeführt werden soll. Beim Sozialen Jahr leistet man einen Dienst für das Gemeinwohl unserer Gesellschaft, was wie- derum für ein positives Selbstwertgefühl unerlässlich ist. Dadurch erweitert ein junger Mensch seinen Horizont erheblich. Laut einer Umfrage befürworten 45 % der Bevölkerung sogar ein verpflichtendes Soziales Jahr (vgl. M2). Das Elternhaus und die Schule schaffen einen gewissen Rahmen, in dem wir groß werden, der allerdings begrenzt ist. Ein Freiwilliges Soziales Jahr bietet die Möglichkeit, viel Neues kennenzulernen, worauf man sich normalerweise vielleicht nicht ein- gelassen hätte. Man lernt ältere oder jüngere Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen kennen oder kann es als Gelegenheit nutzen, in ein bestimmtes Berufsfeld reinzuschnuppern. So lassen sich Entscheidungen für den eigenen Lebensweg vielleicht leichter treffen. Auf der anderen Seite kann ein aufgezwungener Dienst die soziale Einstellung nicht beeinflussen. Menschen, die kein Interesse daran haben, etwas für die Gemeinschaft zu leisten, werden durch den Zwang nicht überzeugt. Müssen diese dann noch in Bereichen wie der Altenpflege oder Versorgung von kleinen Kindern arbeiten, wird es besonders schwierig. Jene Gruppen sind auf echte Fürsorge angewiesen. Etwa 40 % der Befragten bei einer Meinungserhebung meinten, dass eine Verpflichtung falsch sei, weil nicht jeder Mensch für solch eine Tätigkeit geeignet ist (vgl. M2). Ein besonders schwerwiegendes Argument gegen den verpflichtenden Freiwilligendienst ist die Tatsache, dass die von der Politik verursachten Missstände im sozialen Bereich noch weiter auf die Schultern der Bürger/-innen geladen werden. Die Ursache für den chronischen Personalmangel in den entsprechenden Berufen ist in den schlechten Arbeitsbedingungen und der schlechten Bezahlung zu suchen. Dadurch wird die Schere zwischen Arm und Reich immer größer, die Wertschätzung für diese Bereiche immer kleiner. In meinen Augen gibt genau diese Tatsache, dass junge Menschen dazu verpflichtet werden müssten, in sozialen Bereichen zu arbeiten, Herrn Metschies, der sich dagegen ausspricht, in seiner Einschätzung Recht. Wenn die sozialen Berufe das Ansehen erhalten würden, das sie verdienen, würde auch die Bereitschaft, dort für ein Jahr freiwillig mitzuarbeiten, enorm steigen. Dass jeder, der die Schule verlässt und sich auf den Weg in sein Erwachsenenleben begibt davon profitiert, einmal im sozialen Bereich zu arbeiten, steht außer Frage. Es böte in der Tat ein „gutes Fundament“ wie Frau Gramm es nennt (vgl. M1, Z. 7). Prüfungen 5
Deutsch-Musterprüfung IV Textbeschreibung 2. Lyrik „SAGE NEIN!“ (Konstantin Wecker & Hannes Wader) Das Lied „SAGE NEIN!“ von Konstantin Wecker und Hannes Wader ist ein Aufruf an die Gesellschaft, sich rechtsextremem Gedankengut entgegenzustellen. Der Song hat sechs Strophen, die zwischen sieben und zehn Versen lang sind. Es beginnt mit einer langen Strophe, gefolgt von einer kürzeren. Die dritte Strophe stellt den Refrain dar und wiederholt sich als Strophe sechs. Die vierte Strophe ist wieder zehn Verse lang, gefolgt von einer etwas kürzeren. Gleich zu Beginn des Liedes erfährt die Leserschaft, dass es um den Widerstand gegen Nazis und deren Einstellung geht. Es folgen verschiedene Beispiele, in welchen Situationen diese Einstellung zum Vorschein kommen kann, verbunden mit der Aufforderung, sich dagegen zu wehren und „Nein!“ zu sagen. Hierbei macht es weder einen Unterschied, welcher Berufsgruppe oder gesell- schaftlichen Schicht man angehört, noch, ob man alt oder jung ist (vgl. V. 18 – 22). Das Lied enthält durchgängig Paarreime und wirkt dadurch sehr eingängig. Jede Strophe endet mit dem Ausruf „Sage nein!“, der durch ein Ausrufezeichen bekräftigt wird (V. 10, V. 17, V. 25, V. 35, V. 43, V. 51). Die Worte sind zum Teil bewusst derb gewählt, umgangssprachlich und lassen keinen Zweifel an der Einstellung der Autoren gegenüber Rechtsextremen. Ihre Verachtung schwingt in allen Zeilen mit, in denen Nazis dargestellt werden: Ob diese nun „saufend ihrer Dummheit frönen“ (V. 6), „von der Ausschwitzlüge“ (V. 13) faseln, „prahlen von der Alten“ (V. 30) oder über Schwule hetzen (vgl. V. 37), jedes Beispiel ist bewusst abstoßend formuliert. Die Strophe fünf richtet sich ausdrücklich an junge Menschen, die sich mit der Geschichte noch auseinandersetzen müssen. Dort ist die Schule als möglicher Widerstandsort genannt. In Vers 40 f. heißt es: „Lehrer, anstatt auszusterben, Deutschland wieder braun verfärben“. Die Farbe Braun in dieser Metapher steht politisch für rechtes Gedankengut, das möglicherweise in Schulen an Jugendliche weitergegeben wird, anstatt „auszusterben“. Konstantin Wecker und Hannes Wader fordern bereits in ihrer Überschrift, dass man sich gegen Rechte auflehnen soll: „Sage nein!“ Verstärkt wird dies durch die Großbuchstaben in der Überschrift, die man mit Schreien verbindet. Der Ausruf zielt nicht auf ein Gespräch oder einen Austausch ab, sondern ihnen geht es um ganz klare Abgrenzung. Ich persönlich finde die Verse 38 und 39 am wichtigsten. Alltagsrassismus ist auch heute noch an der Tagesordnung und trifft besonders junge Menschen hart. Kinder können sich gegen solche Anfeindungen nicht zur Wehr setzen und werden schwer verletzt. Deshalb sollte sich jeder dagegen stark machen und „NEIN“ sagen! Prüfungen 6
Deutsch-Musterprüfung IV 3. Prosa „Keine Menschenfresser, bitte!“ (H.C. Artmann) In der Kurzgeschichte „Keine Menschenfresser, bitte!“ von Hans Carl Artmann geht es um Rassismus im Alltag. Zu Beginn lernen die Leser/-innen Frau Amtsrat Reißfleisch kennen, die ein Zimmer an einen Studenten vermieten möchte. Sie hat eine Anzeige beim Studentenwerk aufgege- ben und wartet nun auf Bewerber. Melanie Reißfleisch legt Wert auf Pünktlichkeit und ist besorgt darüber, was die Nachbar/-innen von ihr denken. Diese Ungewissheit, die die Zimmervermietung mit sich bringt, macht Frau Reißfleisch nervös. Das Zimmer, das sie anbietet, ist in ihren Augen von gehobener Klasse und sie empfindet sich mit ihrer verlangten Miete als großzügig. Im Haus der Reißfleischs ist der Schein wichtiger als das Sein, was sich daran zeigt, dass ein Abstellraum als „Vorzimmer“ bezeichnet wird. Diese Frau hat eigentlich vor allem Unbekannten Angst. An dem Nachmittag, als die Zimmerbewerber kommen, hat Frau Reißfleisch daher ihre Freundin Adele zur Unterstützung zu Besuch. Am liebsten möchte sie das Zimmer an einen wei- ßen Amerikaner vermieten und so weist sie drei Bewerber ab, die aus Kroatien, Griechenland und Indien kommen. Sie bittet daraufhin telefonisch extra darum, einen amerikanischen Studenten zu schicken. Eine halbe Stunde später steht James Eisenhover vor ihrer Tür. Er ist ein dunkelhäutiger Gentleman und Frau Amtsrat stellt fest, dass ihre Befürchtung eingetroffen ist und man ihr einen dunkelhäutigen Herrn geschickt hat (vgl. Z. 7 f.). Die Geschichte verdeutlicht anschaulich, wie Frau Reißfleisch von ihren Vorurteilen eingeholt wird. Die Kurzgeschichte selbst besteht aus einer Rahmengeschichte, die dazu dient, die Person Melanie Reißfleisch vorzustellen. Sie sitzt mit ihrer Freundin beim Kaffeetrinken und äußert dabei ihre wahren Gedanken. Die beiden Frauen sind sich einig, dass viele Ausländer nicht vertrauens- würdig sind, vor allem jene, die keine weiße Hautfarbe haben. Den anderen Teil der Geschichte stellt die Zimmervermietung dar. Hier erfahren die Leser/-innen, welche Männer sich vorstellen und wie die Vermieterin mit ihnen umgeht. Die Strategie, die sich Frau Reißfleisch zurechtgelegt hat, ist verlogen. Sie fragt den kroatischen und den griechischen Studenten, ob sie denn der Amerikaner seien, dem sie das Zimmer angeblich versprochen hat. So muss sie ihre wahren Gründe für die Ablehnung nicht nennen und die Männer merken nicht, dass sie diskriminiert werden. Der indische Student wird von ihr sogar nur noch durch das Guckloch begutachtet und gleich abgewiesen. Als am Ende der lang ersehnte Amerikaner pünktlich kommt, der in der Vorstellung der Frauen solide, reich und weiß sein muss, platzt die Blase der Vorurteile mit einem lauten Knall: James Eisenhover ist „kohlschwarz[]“ (Z. 74). Der Autor setzt sich in seiner Geschichte mit rassistischen Vorurteilen auseinander. Er führt der Leserschaft vor Augen, wie wenig begründet viele Annahmen sind, die manche über andere Länder haben. Warum sollten nur Amerikaner pünktlich, fleißig, solide und reich sein? Jeder Mensch auf dieser Erde kann diese Eigenschaften besitzen. Sie sind nicht von der Herkunft abhän- gig. Die Figur Frau Reißfleisch zeigt, wie sich Rassismus auch in geschickt verpackten kleinen Lügen darstellen kann. Somit regt die Geschichte dazu an, über die eigene Einstellung nachzuden- ken und zu überlegen, wie man selbst mit seinen Mitmenschen umgehen möchte. Darüber hinaus verdeutlicht die Geschichte noch mal mehr, dass man Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe oder Herkunft beurteilen darf. Prüfungen 7
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