WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
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Mitteilungsblatt der Ärztekammer Westfalen-Lippe Ausgabe 12.20 W E S T F Ä L I S C H E S Ä R Z T E B L AT T 12 In der zweiten Welle _ Ärztekammer fordert Landes-Pandemierat 20 Weiterbildung _ Anrechnung nur mit Approbation? 23 Serie Junge Ärzte _ Gute Weiterbildung und das gelebte Vorbild 28 Pilotprojekt _ Telemedizin im Strafvollzug 30 Borkumwoche 2021 _ Programm an Pandemiezeit angepasst
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EDITORIAL • IMPRESSUM 03 Besser vorbereitet als im Frühjahr Zweite Welle in der Pandemie offenbart Versäumnisse des Sommers Herausgeber: T iefrot war im November die beherrschen- de Farbe auf der Corona-Deutschlandkarte des RKI. Mit ganz wenigen Ausnahmen Ärztekammer wurden auch in Westfalen-Lippe dauerhaft Westfalen-Lippe Sieben-Tages-Inzidenzen weit jenseits der 100 Gartenstraße 210—214 48147 Münster gemeldet, nach vielen vergleichsweise ruhigen Tel. 0251 929-0 Sommerwochen waren nicht nur die Kapazitäten E-Mail: posteingang@aekwl.de der Testlabore, sondern vor allem die Zahl frei- Internet: www.aekwl.de er Betten und die Verfügbarkeit von Ärzten und Redaktionsausschuss: Pflegepersonal auf den Intensivstationen wieder Thema in den Nachrichten. Die zweite Welle traf Dr. Hans-Albert Gehle, Gelsenkirchen (verantw.) das Gesundheitswesen zwar besser vorbereitet als Dr. Michael Schwarzenau, Münster die erste — doch die Versäumnisse des Sommers zeigen sich nun deutlich. Dr. Hans-Albert Gehle, Redaktion: Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe Ärztekammer Westfalen-Lippe Die Zeit der Provisorien muss beendet werden: Klaus Dercks Postfach 4067 Zelte und Plastikfolien als Raumtrenner sind ihre Forderung bekräftigt: Wir brauchen einen 48022 Münster Notbehelfe — Krankenhäuser und auch die am- „Pandemie-Rat“, der die Versorgung der Pande- Tel. 0251 929-2102/-2103 bulante Versorgung brauchen von Bund und Land mie-Patienten koordiniert! Fax 0251 929-2149 Mail: kommunikation@aekwl.de die nötigen Mittel, um sich dauerhaft für die An- forderungen des Infektionsgeschehens mit Qua- Die Behandlung von COVID-19-Patienten erfor- Verlag und Druck: rantäne- und Isolationsbereichen zu rüsten und dert sowohl im ambulanten als auch im stationä- IVD GmbH & Co. KG Behandlungsmöglichkeiten zu schaffen. ren Bereich mehr Zeit und mehr Struktur. Zudem Wilhelmstraße 240 sind wichtige Versorgungsfragen nach wie vor 49475 Ibbenbüren Zu begrüßen ist der Wandel der Teststrategie, der ungelöst: Was soll beispielsweise mit Patien- Tel. 05451 933-450 Fax 05451 933-195 Anfang November eingeläutet wurde: Der Vor- tinnen und Patienten geschehen, die nach einer E-Mail: verlag@ivd.de schlag, Reiserückkehrer aus Risikogebieten zu- COVID-19-Behandlung im Krankenhaus noch Internet: www.ivd.de Geschäftsführer: nächst in Quarantäne und erst nach fünf Tagen pflegerische Unterstützung benötigen? COVID-19 Klaus Rieping, Alfred Strootmann testen zu lassen, stand bereits lange im Raum ist keine einfache Bronchitis, die Krankheit stellt Anzeigenverwaltung: Elke Adick — nun wird er endlich umgesetzt. Flächende- Anforderungen an Personal und materielle Aus- ISSN-0340-5257 ckendes „Einfach-drauf-los-Testen“ kann sich das stattung, die im Normalbetrieb von Pflegeein- Der Bezugspreis ist durch den deutsche Gesundheitswesen in der gegenwärti- richtungen kaum abzubilden ist — Reha-Kliniken Mitgliedsbeitrag abgegolten. gen Phase der Pandemie nicht mehr leisten, La- könnten mit Kapazitäten und Kompetenzen helfen. Für Nichtmitglieder beträgt der jährliche Bezugspreis 81,00 € borkapazitäten müssen für tatsächlich indizierte einschließlich Mehrwertsteuer Tests sinnvoll genutzt werden. Kaum jemand im Während sich die Hoffnungen auf die baldige und Zustellgebühr. Gesundheitswesen konnte im Spätsommer ver- Verfügbarkeit von Impfstoffen richten, wird im- Das Westfälische Ärzteblatt erscheint monatlich. stehen, warum Lehrerinnen und Lehrer recht mer deutlicher offenbar, dass auch eine Corona- schnell und regelmäßig Zugang zu Corona-Tests Impfkampagne nicht aus dem Ärmel zu schütteln Redaktionsschluss ist am 5. jedes Vormonats. Für unverlangt ein- erhielten, Ärztinnen und Ärzte, Pflege- und Pra- sein wird. NRW-Gesundheitsminister Laumann gesandte Manuskripte, Bespre- xispersonal aber nicht. Mittlerweile verfügbare weist schon jetzt darauf hin, dass Ärztinnen und chungsexemplare usw. wird keine Schnelltests können die Situation entspannen Ärzte, die am Riesenprojekt „Massenimpfung“ Verantwortung übernommen. Vom Autor gekennzeichnete Artikel und mit vergleichsweise geringem Aufwand zum teilnehmen, andernorts fehlen werden. Und: Imp- geben nicht unbedingt die Meinung Schutz von vulnerablen Gruppen — beispielsweise fen allein reicht nicht! Auf absehbare Zeit sind des Herausgebers wieder. den Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen — Ärztinnen und Ärzte vor allem bei der Behandlung Titelbild: beitragen. von COVID-19-Patienten gefragt. Wie ist die Be- mauritius images/Andreas Körner handlung im Krankenhaus, aber auch in der am- Doch nach wie vor fehlt es an Koordinations- bulanten Versorgung, in Zukunft zu optimieren? strukturen für schnelles, abgestimmtes Handeln Hier gibt es nach wie vor großen Bedarf an inner aller am Infektionsschutz Beteiligten. Ein „Ver- ärztlichem, fachlichen Austausch. Die Ärztekam- sorgungsverbund Infektionskrankheiten“, wie ihn mer trägt dazu ihren Teil mit Angeboten wie dem der Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe „Corona-Konsil“ auf www.aekwl.de und Fortbil- bereits im Frühjahr gefordert hat, kam bis jetzt dungsangeboten der Akademie für medizinische nicht zustande — er wäre in der zweiten Welle Fortbildung bei. eine große Hilfe. Die Ärztekammer hat deshalb WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 12|20
04 INHALT Inhalt Themen dieser Ausgabe TITELTHEMA In der Zweiten Welle 12 Ärztekammer fordert Landes-Pandemierat Ressourcen für die Behandlung infektiöser Patienten müssen gegenfinanziert werden 14 „Da kommt noch etwas auf uns zu” Krankenhäuser profitieren von Erfahrungen aus der ersten Pandemie-Welle 14 16 „Wir wissen heute einfach mehr über das Virus” Kalte Jahreszeit bringt weitere Herausforderungen für nieder- gelassene Ärztinnen und Ärzte 18 Trotz Unterstützung Überstunden und Überlastung Unvollständige Daten kosten Gesundheitsämter viel Zeit bei der Kontaktnachverfolgung 19 Medizinstudierende noch oft im Homeoffice Medizinische Fakultäten setzen auf digitale Lehrangebote KAMMER AKTIV 20 Weiterbildung: Anrechnung nur mit Approbation? Probleme bei der Prüfungszulassung vermeiden 23 „Der Chef ist einer von uns” Serie Junge Ärzte: Gute ärztliche Weiterbildung 16 und das gelebte Vorbild 25 Mehr als nur Basisversorgung Serie Verwaltungsbezirke der ÄKWL 26 Für eine sichere und rationale Arzneimitteltherapie Anwendung für den elektronischen Heilberufsausweis: der elektronische Medikationsplan 28 Bessere medizinische Versorgung für Inhaftierte Pilotprojekt „Telemedizin im Vollzug” FORTBILDUNG 30 75. Fort- und Weiterbildungswoche in geändertem Format Programm an Pandemiezeit angepasst 28 VARIA 32 Krankenhaus-Investitionen aus Steuergeldern zahlen Nach der Pandemie rücken Digitalisierung und Finanzierungs- fragen wieder stärker in den Blick Borkum 2021 Programm der 75. Fort- und Weiterbildungswoche der Akademie für medizinische Fortbildung INFO der ÄKWL und der KVWL 05 Info aktuell 33 Leserbriefe 34 Persönliches 31 Ankündigungen der Akademie für medizinische Fortbildung der ÄKWL und der KVWL 58 55 Bekanntmachungen der ÄKWL 12|20 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
INFO AKTUELL 05 ROTE HAND AKTUELL Mit „Rote-Hand-Briefen“ informieren pharmazeutische Unternehmen über neu erkannte, bedeutende Arzneimittelrisiken und Maßnahmen zu ihrer Minderung. Einen Überblick über aktuelle Rote-Hand- Briefe bietet die Homepage der Arzneimit- telkommission der Deut- schen Ärzteschaft. Unter http://www.akdae.de/ Arzneimittelsicherheit/ RHB/index.html ist aktu- ell neu eingestellt: Systematisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone: Falls aufgrund des Infektionsgeschehens für MFA-Auszubildende kein Präsenzunterricht in den Berufskollegs stattfinden kann, Risiko einer Herzklappenregurgitation/- wird auf digitale Lehrangebote umgestellt. Foto: ©damircudic— istockphoto.com insuffizienz ANGEPASSTER SCHULBETRIEB IN CORONA-ZEITEN Esbriet® (Pirfenidon): Wichtiges Si- cherheitsupdate und neue Empfehlungen MFA-Ausbildung bei Schulschließungen online zur Prävention arzneimittelinduzierter Le- berschäden Mit Blick auf das aktuelle Infektionsgesche- zu beteiligen, die erforderlichen Arbeiten an- Ondexxya® (Andexanet alfa): Anwen- hen ist es nicht unwahrscheinlich, dass der zufertigen und die Hausaufgaben zu erledigen. dungen von Andexanet vor einer Heparini- Präsenzunterricht am Berufskolleg für MFA- Die Teilnahme ist verpflichtend und erbrachte sierung vermeiden Auszubildende phasenweise ausfallen muss. Leistungen werden bewertet. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe teilt in die- Tecfidera® (Dimethylfumarat): Aktua- sem Zusammenhang mit, dass der Unterricht in Insgesamt gilt: Auszubildende sollen zu den üb- lisierte Empfehlungen im Zusammenhang diesem Fall an den sonst üblichen Berufsschul- lichen Unterrichtszeiten von der betrieblichen mit Fällen von progressiver multifokaler tagen digital durchgeführt wird. Zum einen Ausbildung freigestellt werden, auch wenn Leukenzephalopathie (PML) bei leichter werden Aufgaben über die entsprechende Lern- der Präsenzunterricht entfällt. Und: Sie soll- Lymphopenie plattform bereitgestellt, zum anderen finden ten nicht vom Präsenzunterricht ferngehalten auch Video-/und oder Audiokonferenzen statt. werden. Eigens initiierte Schutzmaßnahmen, Gilenya® (Fingolimod): Aktualisierte wie z. B. die Auszubildenden vom Präsenzun- Empfehlungen, um das Risiko arzneimit- Des Weiteren sind MFA-Auszubildende auch terricht zu befreien, sind verfassungsrechtlich telinduzierter Leberschäden („drug-indu- bei angeordneter häuslicher Quarantäne ver- nicht geboten und werden kammerseitig nicht ced liver injury“, DILI) zu minimieren pflichtet, sich auf den Unterricht vorzubereiten, befürwortet. sich aktiv an digitalen Beschulungsangeboten bulanten Versorgung sowie Impfungen zur HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN DES APS Infektionsprophylaxe in der hausärztlichen Versorgung sind Themenfelder, für die jeweils Maßnahmen zur Infektionsprävention mit praxisnahen Beispielen Infektionsrisiken identifiziert werden. Checklisten und Tipps helfen, Strategien zur Infektionsprävention im Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) In fünf Handlungsbereichen listet die Emp- Praxisalltag umzusetzen. hat eine neue Handlungsempfehlung mit dem fehlung Maßnahmen zur Infektionsprävention Thema Infektionsprävention in der ambulan- auf. Händehygiene und Händedesinfektion, Die Handlungsempfehlung kann unter https:// ten Versorgung für Ärztinnen und Ärzte und Hygienische Sicherheit bei Infusionen, In- www.aps-ev.de/wp-content/uploads/2020/09/ medizinisches Personal herausgegeben. Dabei jektionen und Punktionen, Aufbereitung von APS_IPAV_Webversion_neu.pdf von der APS- wurden neue Erkenntnisse aus der SARS-CoV- Medizinprodukten in der Arztpraxis, Umgang Homepage heruntergeladen werden. 2-Pandemie in die Darstellung einbezogen, die mit Patienten mit multiresistenten Bakterien notwendige Hygienemaßnahmen vermittelt. oder virusbedingten Infektionen in der am- WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 12|20
06 INFO AKTUELL DEUTSCHER ÄRZTINNENBUND 10.000 EURO WISSENSCHAFTSPREIS Preis für Forschung Preis für mit Gender-Aspekt junge Forscherinnen Noch bis zum 1. Februar 2021 läuft die Be- Bis 31. Mai 2021 können sich junge Forsche- werbungsfrist für den mit 4000 Euro dotier- rinnen (bis 40 Jahre), die auf dem Gebiet der ten Wissenschaftspreis des Deutschen Ärztin- Grundlagenforschung der klinischen Medizin nenbundes, der an eine jüngere Ärztin oder oder der ärztlichen Psychotherapie arbeiten, Zahnärztin aus Klinik, Praxis oder Forschung mit einer richtungweisenden, wissenschaftli- verliehen wird. chen Originalarbeit für den Ingrid zu Solms- Wissenschaftspreis bewerben. Der Preis ist Foto: ©Dusanpetkovic1—stock.adobe .com Eingereichte Arbeiten, so der Ärztinnenbund, verbunden mit einer Dotation von 10.000 Euro sollen die biologischen und/oder soziokultu- und die Preisträgerinnen werden automatisch rellen Unterschiede zwischen den Geschlech- Die Arbeit soll einer Publikation nach interna- Mitglied der Ingrid zu Solms-Fellowship, einem tern mit Relevanz zur Prävention, Diagnostik tionalen Peer-Review-Kriterien entsprechen. berufs -und karriereorientierten Netzwerk von und/oder medizinischen Versorgung in Klinik Bewerbungen mit Lebenslauf, ggf. Publikati- wissenschaftlich hochqualifizierten Preisträge- oder Niederlassung thematisieren. Aktuelle onsliste und einem einseitigem Abstract sind rinnen. Forschungsergebnisse mit dem Gender-As- bis zum 01.02.2021 elektronisch zu senden pekt aus den Bereichen Pandemie/Virologie/ an die Geschäftsstelle des Ärztinnenbundes: Die Bewerbungen sind elektronisch bis zum Hygiene, Umweltmedizin, Public Health/Glo- gsdaeb@aerztinnenbund.de. 31.05.2021 an den Beirat der Ingrid zu Solms- bal Health sowie aus der medizinischen Leh- Stiftung zu richten. Weitere Informationen und re sollten ebenfalls eingereicht werden. Eine Weitere Informationen und Details zu Details zu den Bewerbungsmodalitäten unter Mitgliedschaft im Deutschen Ärztinnenbund den Bewerbungsmodalitäten gibt es unter https://ingrid-zu-solms-stiftung.de/Medizin. ist dafür nicht Voraussetzung. www.aerztinnenbund.de. html. DISKRIMINIERUNG VON MENSCHEN MIT HIV Infobroschüre: HIV in der Praxis Menschen mit HIV erfahren trotz erheblicher schem Team und den Patientinnen therapeutischer Fortschritte und einer guten und Patienten. Dafür ist es hilf- medizinischen Versorgungslage in Deutschland reich, dass alle an der Versorgung aufgrund ihrer Infektion auch im Gesundheits- Beteiligten über wesentliche Punk- wesen Diskriminierung. Dabei geht es nicht te rund um HIV/Aids informiert nur um Erfahrungen wie zum Beispiel eine sind und sich im Umgang mit den verweigerte Behandlung, auch unnötige Hygi- Patientinnen und Patienten sicher enemaßnahmen oder die — zum Teil auch un- fühlen. bedachte — Preisgabe sensibler Informationen, zum Beispiel auf Überweisungen, können als In diesem Zusammenhang haben diskriminierend empfunden werden. Die Grün- die Deutsche Aidshilfe und die de für Diskrimierung sind unterschiedlich. Zum Bundesärztekammer unter Mitar- einen können Vorurteile die Ursache sein, zum beit der Ärztekammer Westfalen- anderen dürften Furcht vor Ansteckung oder Lippe die Broschüre „Informatio- Unsicherheiten zu ungewollter Diskriminierung nen zu HIV für die medizinische führen. Praxis“ erstellt. Sie führt wichtige Informationen rund um das Thema Weltweit erinnern am Welt-Aids-Tag am 1. Dezember Organisationen an das Solche erlebten oder befürchteten negativen HIV und Aids zusammen. Des Wei- Thema AIDS und rufen dazu auf, aktiv zu werden und Solidarität mit HIV- Infizierten zu zeigen. Foto: ©rclassenlayouts—istockphoto .com Reaktionen können dazu führen, dass Men- teren bietet die Broschüre Tipps schen sich nicht auf HIV testen lassen und dass aus der Beratungspraxis, um Men- Infizierte nicht offen und selbstbewusst mit schen mit HIV sowie mit vielfältigen sexuellen, Die Broschüre ist über die Deutsche Aidshilfe ihrer Infektion umgehen. Zu einer erfolgrei- sprachlichen und kulturellen Hintergründen kostenlos bestellbar oder steht auf der Website chen Behandlung von HIV gehört aber auch ein bedürfnisgerecht und diskriminierungsfrei zu https://www.aidshilfe.de zum Download bereit. vertrauensvolles Verhältnis zwischen medizini- begegnen. 12|20 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
INFO AKTUELL 07 DEMENZSPRECHSTUNDE Die Demenzbeauftragte der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Stefanie Oberfeld, steht Ärztinnen und Ärzten im Rahmen einer wöchentlichen Telefon sprechstunde je- weils mittwochs von 12 bis 13 Uhr unter Tel. 0251 5202-27610 als Ansprechpartnerin zum Thema Demenz Vor allem an der Schnittstelle zwischen ambulantem und stationärem Sektor stellen Versorgungsbrüche eine wesentliche zur Verfügung. Schwachstelle des deutschen Gesundheitssystems dar. Der Lohfert-Preis prämiert daher auch im Jahr 2021 praxiserprobte und nachhaltige Konzepte, die zu einer Qualitätssteigerung der medizinischen Versorgung führen. Foto: ©Bertram Solcher—Christoph Lohfert Stiftung CHRISTOPH LOFERT STIFTUNG tigung der Corona-Krise leisten, sind ausdrück- lich erwünscht, jedoch keine Voraussetzung. Preis für nachhaltige Therapiekonzepte Bewerben können sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Krankenversorgung im deutschsprachigen Raum sowie Management- Patient im Mittelpunkt: Integrierte Therapie- Mittelpunkt rücken. Gesucht werden Best- und Beratungsgesellschaften oder Kranken- konzepte und Versorgungsformen der Zukunft Practice-Projekte, die bereits in der Versor- kassen. Bewerbungen werden online bis zum — so lautet das Ausschreibungsthema für den gung implementiert sind und deren Nutzen 28.02.2021 entgegengenommen. Lohfert-Preis im Jahr 2021, der mit 20.000 Euro wissenschaftlich evaluiert wurde. Das Konzept dotiert ist. soll grundlegend neue Ansätze und patienten Das Online-Bewerbungsportal sowie weite- orientierte, qualitätsverbessernde Impulse be- re Informationen und Details zu den Bewer- Prämiert werden praxiserprobte und nach- inhalten sowie idealerweise einen Bezug zur bungsmodalitäten sind zu finden unter https:// haltige Konzepte, die Patientinnen und Pati- stationären Versorgung aufweisen. Entspre- christophlohfert-stiftung.de/lohfert-preis/aus- enten, ihre Bedürfnisse und Interessen in den chende Projekte, die einen Beitrag zur Bewäl- schreibung-2021 Eine Liste auditierter Zentren und Standorte in REZERTIFIZIERUNGSAUDIT Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E NRW ist auch unter www.aekwl.de abrufbar. PERINATALZENTREN DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE DIN EN ISO 9001 Perinatalzentrum Detmold 19.10.2020 Im Monat Oktober haben folgende Kliniken/ - Klinikum Lippe GmbH Detmold Praxen ein erfolgreiches Audit absolviert: REZERTIFIZIERUNGSAUDIT Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 BRUSTZENTREN Informationen zu den Zertifizierungsver- im Gesundheitswesen Düsseldorf II 08.10.2020 fahren gibt die Zertifizierungsstelle der - Marien-Hospital Ärztekammer Westfalen-Lippe: Zertifizierung nach dem KPQM- Düsseldorf I 26.10. u. 27.10.2020 System der KVWL - Uniklinik Düsseldorf Dr. Andrea Gilles Tel. 0251 929-2982 - Sana Klinikum Gerresheim Dr. Hans-Joachim Zertifizierung von Perinatalzentren Bücker-Nott Tel. 0251 929-2980 Level I und II nach G-BA-Richtlinie ÜBERWACHUNGSAUDIT Brustzentren: Jutta Beckemeyer BRUSTZENTREN ALS REMOTE-AUDIT Tel. 0251 929-2981 Zertifizierung der NRW-Brustzent- Gummersbach-Oberberg06.10.2020 Perinatalzentren: Uta Wanner ren - Kreiskrankenhaus Gummersbach Tel. 0251 929-2983 Niederrhein07.10.2020 DIN 9001/KPQM: Wiebke Wagener Zertifizierung von Kooperations - Johanniter GmbH Mönchengladbach Tel. 0251 929-2981 praxen der NRW-Brustzentren Rhein-Kreis Neuss 07.10.2020 - Kreiskrankenhaus Grevenbroich WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 12|20
08 INFO AKTUELL MEHR WERTSCHÄTZUNG FÜR MFA Tarifverhandlungen auf gutem Weg Bei der ersten Tarifrunde der niedergelassenen bei beiden Tarifparteien gro- Ärztinnen und Ärzten (AAA) und der Medizini- ße Enttäuschung und Unzu- schen Fachangestellten (Verband medizinischer friedenheit über die oftmals Fachberufe e. V) wurden erste Eckpunkte der mangelnde Anerkennung der Verhandlungen festgelegt, sowie Forderungen engagierten Arbeit der Be- der MFA-Vertreter und Angebote der ärztlichen schäftigten in der ambulan- Seite ausgetauscht. Beide Seiten erklärten, dass ten Versorgung von Teilen der sie den Spagat zwischen der minimalen Stei- Politik sowie der gesetzlichen gerung der Vergütung im vertragsärztlichen Krankenversicherung. Bereich und der Wertschätzung für die Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter in den Arztpraxen, „Erster Ansprechpartner in Medizinische Fachangestellte sind zumeist die ersten Ansprechpartner in den Pra- die wichtig und unverzichtbar sind, bewältigen den Praxen und am Telefon xen und müssen gerade in der Corona-Krise unter erschwerten Bedingungen arbei- wollen. sind die MFA, sie müssen sich ten. Foto: ©Tashi-Delek—istockphoto.com genauso wie Ärztinnen und Gerade angesichts der großen Herausfor- Ärzte mit fast täglich wechselnden Vorgaben Bodendieck, Vorsitzender der AAA. Dass sie sich derungen bei der Bewältigung der COVID- auseinandersetzen und der verunsicherten dennoch mit viel Kraft und Leidenschaft ihren 19-Pandemie kommt es auf jede Mitarbeite- Bevölkerung Halt bieten. Insbesondere sie be- Aufgaben widmen, sei gerade in diesen schwie- rin, jeden Mitarbeiter im ambulanten Bereich kommen in der Corona-Krise als erste die Frus- rigen Zeiten besonders hervorzuheben. an. Es herrscht in dieser schwierigen Situation tration vieler Menschen zu spüren“, erklärt Erik ONLINE-UMFRAGE Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE Klimaschutz in Praxen DIN EN ISO 9001 Wie bewerten Ärztinnen und Ärzte mögli- sammentragen. Handlungsmöglichkeiten in che Klimaschutzmaßnahmen in Arztpraxen? diesem Bereich, so das Forschungsteam, er- Das möchte mit einer Online-Umfrage unter geben sich z. B. durch direkte Klimaschutz- niedergelassenen und angestellten Kolle- maßnahmen in der Praxis, Aufklärungs- ©Andres Rodriguez, vege — fotolia.com; Espendiller + Gnegel ginnen und Kollegen ein Forschungsteam arbeit über Klimawandel und Gesundheit, der Arbeitsgruppe Global Health der Uni- aber auch Beratung zu klimafreundlichem versität Halle-Wittenberg herausfinden. In und gleichzeitig gesundheitsbewusstem ihrer Studie wollen die Forscherinnen und Verhalten. Forscher erste Daten zu Klimaschutz und ambulanter Versorgung in Deutschland zu- Unterstützt wird die Studie vom Umwelt- bundesamt, dem Virchowbund und der Deutschen Allianz Klimawandel und Ge- 1 sundheit e. V. (KLUG). Die Initiatoren des O 900 Projekts, Marlene Thöne und Nikolaus DIN IS M KPQ tren Mezger, forschen zur klimafreundlichen talzen Transformation des Gesundheitswesens. Sie Perina laden interessierte Kolleginnen und Kolle- gen zur Online-Teilnahme an der Befragung ein, die ca. zehn Minuten Zeit in Anspruch Die Zertifizierungsstelle nimmt. Die Umfrage ist erreichbar unter www.medizin.uni-halle.de/klimapraxen, der Ärztekammer Westfalen-Lippe weitere Informationen zum Thema gibt es für das Gesundheitswesen unter https://www.klimawandel-gesund- heit.de/umfrage-arztpraxen Foto: ©Momius—stock.adobe.com Tel. 0251 929-2601| info@aekzert.de 12|20 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
INFO AKTUELL 09 ÜBER 3300 APPS IM ÜBERBLICK Informationsportal für Gesundheits-Apps Das Zentralinstitut für kassenärztliche Versor- daten einzugehen. In einer weiteren Ausbau- gung (Zi) hat sein neues Informationsportal für stufe wird das Zi-Portal auch für Patientinnen Gesundheits-Apps online gestellt. Das Web- und Patienten geöffnet. Portal www.kvappradar.de bietet registrierten Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeu- Aktuell sind über 3300 Gesundheits-Apps in tinnen und Psychotherapeuten zunächst im der Datenbank des KV-App-Radar katalogi- Testbetrieb die Möglichkeit, sich über sämtliche siert. Dabei spiegeln diese die gesamte Viel- verfügbaren Gesundheits-Apps einen Überblick falt der Anwendungen wider. So sind etwa zu verschaffen. Lifestyle-Applikationen wie Ernährungs-Apps, serviceorientierte Apps (z. B. Medikamentener- Nutzerinnen und Nutzer können zudem aus- innerung) oder medizinische Anwendungen mit führliche Gutachten zu den jeweiligen Anwen- Medizinproduktzulassung zur Behandlung von Gesundheits-Apps gibt es in großer Vielfalt: Ein neues Ange- dungen erfragen und sich gegenseitig über Er- Patienten, etwa zur Auswertung von Blutdruck- bot des Zi schafft Überblick. fahrungen sowie Vor- und Nachteile der Apps werten, in das Portal aufgenommen. Auch alle Bild: ©Lesia_G—istockphoto.com austauschen. Das ermöglicht der Ärzteschaft, Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) auf die Wünsche ihrer Patientinnen und Patien- sind hier zu finden. ken der Prävention und Gesundheitsförderung ten nach mehr Beratung zu Gesundheits-Apps Insgesamt zeichnet sich ab, dass der Gebrauch bestimmt ist und eher weniger zur direkten und einer professionellen, medizinischen Ein- von Gesundheits-Apps primär vom Gedan- Krankheitsbehandlung eingesetzt wird. schätzung zu mobil gesammelten Gesundheits- DSO-JAHRESKONGRESS Organspendezahlen bleiben konstant Ein Schwerpunkt des Jahreskongresses der relativ konstant weitergeführt werden. Dies Deutschen Stiftung Organtransplantation, der liegt insbesondere an dem andauernden Enga- in diesem Jahr vom 3. bis 5. November virtu- gement in den Kliniken, trotz der Krise an die ell stattfand, lag auf den Auswirkungen der Organspende zu denken. Die weitere Entwick- Corona-Virus-Pandemie auf die Organspende lung in der zweiten Pandemie-Welle ist aller- und das Transplantationswesen in Deutschland. dings noch abzuwarten. Die Stiftung teilt mit, dass sich bisher statis- Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die Organspendezahlen bislang kaum tisch gesehen keine nachweisbare Korrelation Bundesweit gab es in den ersten zehn Monaten beeinflusst.Foto: ©aydinmutlu — istockphoto.com/de zwischen der Zahl der COVID-19-Infektionen des Jahres mit 793 postmortalen Organspen- und der Zahl der Organspenden ergibt. Im Ge- dern eine leichte Steigerung von 2,3 Prozent postmortale Organspender, was im Vergleich gensatz zu Spanien und Italien konnten Organ- im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Nord- zum Vorjahr einem Minus von acht Prozent spenden und Transplantationen hierzulande rhein-Westfalen gab es in diesem Zeitraum 140 entspricht. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe informiert Sie auch auf @aekwl_kom @aekwl_kom facebook.com/aekwl Weil wir etwas zu sagen haben. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 12|20
10 INFO AKTUELL SUCHTPRÄVENTION IM ALTER Informationsbroschüre zum Umgang mit Alkohol und Medikamenten „Frida, 8 Jahre im Einklang mit sich selbst“ ist ihnen Nahestehende: So beschreibt die In- Die Broschüre „Frida, 8 Jahre im Einklang mit eine Informationsbroschüre zum Umgang mit fobroschüre nicht nur Möglichkeiten für ältere sich selbst“ kann kostenlos bestellt werden Alkohol und Medikamenten beim Älterwerden, Menschen, in Zeiten der persönlichen Verände- beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und die nun in einer neuen Druckauflage verfügbar rung stark zu bleiben und ein Leben ohne Sucht Soziales unter www.mags.nrw/broschuerenser- ist. Die Gemeinschaftsinitiative Nordrhein- zu führen. Auch nahestehende Personen finden vice und ist dort auch kostenlos als PDF-Down- Westfalens „Sucht hat immer eine Geschichte“ Hinweise für den Umgang mit Alkoholsucht load verfügbar. wendet sich damit an ältere Menschen und oder Medikamentenproblemen. ARCHIV-WEBINAR FÜR ÄRZTINNEN UND ÄRZTE UND INTERESSIERTE Erstellung von Gutachten bei Vorwürfen ärztlicher Behandlungsfehler gbar Laufzeit: bis Do., 31. Dezember 2020 o n l i n e verfü 0 Dauer: 3 Unterrichtseinheiten Jetzt 31.12. 202 Veranstaltungsort: Archiv-Webinar bis zum auf der ILIAS-Lernplattform Begrüßung Zu den anspruchs- Dr. med. Johannes Albert Gehle, Präsi- Hinweise: vollsten Aufgaben dent der Ärztekammer Westfalen-Lippe Die Fortbildungsveranstaltung schließt mit des medizinischen Anforderungen an den Gutachter aus einer Lernerfolgskontrolle über die ILIAS- Sachverständigen rechtlicher Sicht Lernplattform ab. gehört die Begutachtung von Behandlungs- Reinhard Baur, Vorsitzender Richter am fehlervorwürfen. Diese Gutachten haben für OLG Hamm a. D. und langjähriges Ju- Die Veranstaltung ist im Rahmen der Zertifi- den Verlauf und den Ausgang einer stritti- ristisches Mitglied der Gutachterkom- zierung der ärztlichen Fortbildung der ÄKWL gen Auseinandersetzung entscheidende Be- mission für Arzthaftpflichtfragen der mit 3 Punkten (Kategorie D) anrechenbar. deutung. Überzeugende Gutachten setzen ÄKWL dabei neben der medizinisch-fachlichen Anforderungen an den Gutachter aus Schriftliche Anmeldung erforderlich Kompetenz des Gutachters eine formale medizinisch-fachlicher Sicht (E-Mail: olube@aekwl.de). Nach der Anmel- Gutachtenkompetenz und Kenntnisse der Prof. Dr. med. Thomas Schwenzer, Di- dung erhalten die Teilnehmerinnen und Teil- Grundlagen des Arzthaftungsrechts voraus. rektor der Frauenklinik, Klinikum Dort- nehmer weitere Informationen sowie die Zu- In diesem Rahmen hat es sich die Gutach- mund gGmbH und Ärztliches Mitglied gangsdaten zum Archiv-Webinar per E-Mail. terkommission für Arzthaftpflichtfragen der der Gutachterkommission für Arzthaft- Ärztekammer Westfalen-Lippe zusammen pflichtfragen der ÄKWL Information: mit der Akademie für medizinische Fortbil- Austausch mit den Referenten Akademie für medizinische dung der ÄKWL und KVWL zur Aufgabe ge- Fortbildung der ÄKWL und macht, regelmäßige Fortbildungsveranstal- Moderation der KVWL, Parisia Olube, Post- tungen zu diesem Thema durchzuführen. Die Dr. med. Christiane Weining, Ärztliche fach 40 67, 48022 Münster, Fortbildungsveranstaltung richtet sich dabei Leiterin der Gutachterkommission für Tel.: 0251 929-2243 an alle Ärztinnen und Ärzte, die als Gutach- Arzthaftpflichtfragen der ÄKWL ter in Arzthaftungssachen tätig sind oder zu- künftig tätig werden möchten, mit dem Ziel Teilnehmergebühren: Bitte beachten Sie, dass die Teilnahme die gutachterliche Kompetenz von Ärztinnen Mitglieder der Akademie: € 39,00 an dem Archiv-Webinar und Ärzten zu fördern und zu stärken. Nichtmitglieder der Akademie: € 49,00 eine stabile Internetverbindung, Gutachter der Gutachterkommission den Browser Mozilla Firefox oder Das Mitte August 2020 stattgefun- für Arzthaftpflichtfragen der ÄKWL:€ 29,00 Google Chrome, Safari bei iOS, dene Webinar steht ab sofort bis zum Andere Zielgruppen: € 49,00 ein funktionierendes Audiosystem 31.12.2020 allen Interessierten als Ar- Arbeitslos/Elternzeit: € 39,00 (z. B. Kopfhörer) chiv-Webinar zur Verfügung. voraussetzt. 12|20 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
RUBRIK 11 In der zweiten Welle Alltag in der Pandemie Lockdown light und Rekordzahlen bei Neuinfektionen, aber auch hoffnungsvolle Nachrichten aus der Impfstoff-Entwicklung: Nach einem vergleichsweise ruhigen Sommer erreichte das Nachrich- ten-Stakkato zur Corona-Pandemie im November einen neuen Höhepunkt. Wie treten Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe den Herausforderungen der zweiten Pandemie-Welle in ihrer tägli- chen Arbeit gegenüber? Und welche Konsequenzen müssen aus dem gegenwärtigen Geschehen für die Versorgungsstrukturen der Zukunft gezogen werden? Im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe wirft das Westfälische Ärzteblatt schlaglichtartig einen Blick auf ambulante und stationäre Versor- gung, aber auch auf den Öffentlichen Gesundheitsdienst und die Situation an den Medizinischen Fakultäten. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 12|20
12 TITELTHEMA Ärztekammer fordert Landes-Pandemierat Ressourcen für die Behandlung infektiöser Patienten müssen gegenfinanziert werden von Volker Heiliger, ÄKWL D ie Ankündigungen, dass es gegebe- nenfalls bald Corona-Impfstoffe geben wird, darf uns nicht zur Sorglosigkeit der ÄKWL sowie der Vorstand der Kammer da- für ausgesprochen, die Strukturen des Infekti- onsschutzes in NRW neu aufzustellen. Sicherheit und Perspektive für Krankenhäuser gefordert im Umgang mit dem Virus verleiten“, warnte Gerade in Pandemie-Zeiten benötigen die der Präsident der Ärztekammer Westfalen- Regionale Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen zudem Lippe (ÄKWL), Dr. Hans-Albert Gehle, als im Versorgungsverbünde nach Ansicht der Ärztekammer Westfalen- November Erfolgsmeldungen über die Produk- Lippe finanzielle Sicherheit und strukturelle tion eines Impfstoffes unter Beteiligung eines Nun wiederholt die ÄKWL ihre Forderung: Für Perspektive. Kammerpräsident Dr. Hans-Albert deutschen Unternehmens durch die Medien außergewöhnliche infektiologische Ereignisse Gehle fordert ein „Ende der derzeitigen Be- gingen. Vielmehr sei es notwendig, in Nord- müsse auf Landesebene ein Pandemierat als helfsstrukturen“. Die Zeit von Plastikzelten vor rhein-Westfalen neue Strukturen zu den Kliniken für die Patientenver- schaffen, um die Patientenversorgung sorgung und Plastikwänden in den in Pandemie-Zeiten langfristig sicher- Häusern, um Normalstationen von zustellen. „Unser Ziel ist es, zukünftig Infektionsbereichen abzuschirmen, eine Pandemie schnell eindämmen und müsse vorbei sein. „Was wir brau- beherrschen zu können“, so der ÄKWL- chen, sind nachhaltige Hilfen für die Präsident. „Dazu brauchen wir einen Krankenhäuser sowie eine sofortige Pandemierat als zentrales Gremium, Budgetgarantie für die Kliniken, das bei der Bekämpfung von Infekti- die COVID-19-Patienten versorgen. onswellen leitlinienähnliche Vorgaben Die entsprechenden Fördermittel machen kann, die dann konzeptionell müssen schnell und unbürokratisch in regionalen Versorgungsverbünden fließen.“ In diesem Zusammenhang angepasst und umgesetzt werden.“ sei es begrüßenswert, dass NRW die Mittel für die Krankenhausinvestiti- „Fahren auf Sicht” reicht nicht aus onen um eine Milliarde aufgestockt habe. Damit sollten die Kliniken bei Unter der immensen Beanspruchung dem notwendigen Um- oder Aus- der Krankenhäuser bei der Versorgung bau von bestehenden Stationen zu Für außergewöhnliche infektiologische Ereignisse muss ein Pandemierat auf Lan- von COVID-19-Patienten leide die Be- desebene geschaffen werden, fordert die Ärztekammer Westfalen-Lippe. Infektions-, Abklärungs- und Qua- handlung von Patienten mit anderen Foto: Eick rantäneeinheiten unterstützt wer- Erkrankungen derzeit stark. „Wir benö- den. „Hier kann das Land finanzielle tigen eine Neuorientierung des Gesundheits- zentrales und koordinierendes Management- Mittel zur Verfügung stellen, um die Patienten systems, da uns Infektionskrankheiten auch Organ geschaffen werden. Diesem Pandemie- und das Personal aus den bestehenden Pro- nach Corona begleiten werden. Ein Fahren auf rat sollen neben Vertretern der Ärzteschaft visorien zu befreien.“ Auch müsse über die Sicht wird auf Dauer nicht ausreichen“, for- und der Gesundheitsfachberufe auch Ver- Wiedereinführung einer Freihaltepauschale dert Gehle. Eine strukturelle Neuaufstellung treter der Kliniken und Krankenkassen, des für die Krankenhäuser dringend nachgedacht muss nach Meinung der ÄKWL spätestens Öffentlichen Gesundheitsdienstes sowie der werden. jetzt beginnen und entsprechend finanziell Landes- und Kommunalpolitik angehören. Bei unterstützt werden. deren Arbeit stünden die organisatorischen Gehle verweist auf den deutlich erhöhten Abläufe, die Einleitung erster Schritte im Aus- Personal- und auch Materialaufwand im sta- Infektiöse Patienten nicht bruchsfall, die Koordinierung der Maßnahmen tionären Sektor, der sich während einer Pan- „quasi nebenbei” behandeln mit allen Beteiligten und die Krisenkommu- demie nicht nur auf den Intensivstationen nikation im Vordergrund. In den regionalen und bei der Intensivpflege, sondern auch im Die Behandlung infektiöser Patienten sei Versorgungsverbünden soll die Pandemie- Normalbetrieb niederschlage. Die Auslastung schon zu lange „quasi nebenbei“ passiert. Sie Versorgung zwischen Ärztekammern und der Intensivbetten steige stark und die Be- erfordere aber zusätzliche räumliche und per- Kassenärztlichen Vereinigungen, Öffentlichem lastung der Kliniken werde in absehbarer Zeit sonelle Ressourcen, die gegenfinanziert sein Gesundheitsdienst, Universitätsklinika, Kran- das Limit des Leistbaren erreichen. Der Prä- müssten, denn die Behandlung dieser Patien- kenkassen, Bezirksregierungen und Land- sident der ÄKWL zählt auf: Für die Intensiv- ten sei sowohl ambulant als auch stationär schaftsverbänden dann auf Basis der Vorga- versorgung von COVID-19-Patienten sei eine hoch aufwendig. Schon im März und April des ben des Pandemierats regional abgesprochen pflegerische 1:1- sowie eine ärztliche 2:1-Be- Jahres hatten sich die Kammerversammlung und realisiert werden. handlung erforderlich. Normalstationen wür- 12|20 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
TITELTHEMA 13 den aktuell in der Epidemie quasi zu Stationen der Intensivüberwachungspflege mit hohem ÄRZTEKAMMER KRITISIERT FALSCHE BERICHTERSTATTUNG pflegerischen Aufwand umfunktioniert, dafür erforderliches Personal aus anderen Bereichen der Kliniken abgezogen und diese Stationen Gehle: „Wir stellen Maskengegnern wiederum heruntergefahren. Dort stünden dann weniger Betten für die normale Leis- keine Freibriefe aus“ tungserbringung zur Verfügung, was wiede- rum erhebliche Einnahmeverluste nach sich ziehe. Screening, Testung und Schutzmaß- Die Ärztekammer Westfalen-Lippe kritisiert wiesen. Wir werden berufsrechtlich tätig, nahmen in Ambulanzen, Notaufnahmen und falsche Berichterstattung über ihren Um- wenn hinreichend bestimmte Sachverhalte Eingangsbereichen erforderten zusätzliches gang mit Ärzten, die sich gegen Corona- zur berufsrechtlichen Prüfung feststellbar Personal. Und: Durch die Schutzkleidung wer- Schutzmaßnahmen wenden. In ihrer Online- sind. In der jüngsten Vergangenheit sind de die Arbeit zeitaufwendiger. Ausgabe vom 18. November berichteten die wir aktiv gegen Ärztinnen und Ärzte wegen Ruhr-Nachrichten unter dem Titel „Ärzte- Beschwerden im Zusammenhang mit dem Aufwendige Behandlungen werden nicht kammer Westfalen-Lippe toleriert Masken- Nichttragen des Mund-Nasen-Schutzes durch DRG-System abgebildet Gegner unter den Ärzten“ über das „großzü- in der Arztpraxis oder der Ausstellung von gige“ Vorgehen der ÄKWL. Hierzu erklärt der Attesten zur Befreiung des Mund-Nasen- „Die Corona-Pandemie zeigt die Bedeutung Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe Schutzes vorgegangen und werden dies auch der Intensivmedizin und der Infektiologie auf. (ÄKWL), Dr. Hans-Albert Gehle: weiterhin konsequent tun. Die grundgesetz- Diese klinischen Bereiche müssen dringend lich verbriefte Meinungsfreiheit gilt zwar mittels einer entsprechenden Krankenhausin- „Die Berichterstattung — und hier ganz be- auch für Ärztinnen und Ärzte, doch dürfen vestitionsfinanzierung und durch eine Reform sonders die Überschrift — vermittelt ein fal- Patientinnen und Patienten aufgrund der des DRG-Systems in der Krankenhausvergü- sches Bild und suggeriert, dass die Kammer persönlichen Weltanschauungen des Arztes tung gestärkt werden.“ Die Behandlung von als Aufsichtsbehörde Corona-Leugnern und keinesfalls Schaden erleiden, zum Beispiel COVID-19 und anderen aufwendigen Infek- Masken-Kritikern einen Freibrief ausstellt. durch Ablehnung anerkannter Hygiene- und tionserkrankungen würden nämlich nicht Das ist nicht der Fall. Wiederholt haben sich Schutzmaßnahmen seitens des Arztes. So- durch das DRG-System abgebildet. Daher die Gremien der ÄKWL eindeutig dafür aus- fern Ärztinnen und Ärzte bei der Ausstellung sollte allen Krankenhäusern, die aufgrund der gesprochen, die Corona-Regeln strikt zu be- von Attesten nicht sorgfältig verfahren, wird Behandlung von COVID-19-Patienten ihre achten, um die Pandemie möglichst schnell dies Gegenstand berufsrechtlicher Maßnah- sonstigen Kapazitäten einschränken müssen, einzudämmen. Die Berufsordnung verlangt men sein.“ eine Jahresbudgetgarantie gegeben werden. von den Ärztinnen und Ärzten die gewissen- „Dauerhaft muss hier eine gerechte Vergü- hafte Berufsausübung, wozu auch die Ein- Abschließend weist Kammerpräsident Gehle tungssystematik hinterlegt werden, die den haltung von Verordnungen wie der Corona- darauf hin, dass sich Patientinnen und Pa- Aufwand dieser Infektionserkrankungen refi- Schutzverordnung zählt. Die ÄKWL ist, um tienten in der Rechtsabteilung der ÄKWL nanziert“, fordert Gehle. im Falle eines vermuteten berufsrechtlichen oder bei der Patientenberatung von ÄKWL Fehlverhaltens tätig werden zu können, ne- und Kassenärztlicher Vereinigung Westfa- Gesundheitssystem nicht an die Grenzen ben öffentlich zugänglichen, verlässlichen len-Lippe melden können, wenn ihnen Fälle der Belastbarkeit kommen lassen Quellen auf Informationen Dritter, z. B. von bekannt sind, in denen Ärztinnen und Ärzte anderen Ärzten oder Patienten, bzw. auf die gegen die Corona-Regeln verstoßen. Ende Oktober hatte die Ärztekammer Westfa- Mitteilung der Staatsanwaltschaften ange- len-Lippe die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung verabschiedeten Corona-Re- geln begrüßt: „Wir müssen die Bevölkerung vor dem Virus schützen und dazu sind eben vom Land Nordrhein-Westfalen beschlosse- wieder umfangreiche Maßnahmen wie eben nen Maßnahmen die richtigen, notwendigen erhebliche Kontaktbeschränkungen notwen- und angemessenen. dig“, erklärte Kammerpräsident Dr. Hans-Al- bert Gehle. „Auch wenn einzelne Maßnahmen Unverständnis zeigte Gehle hingegen für die vielleicht diskussionswürdig sind: Das Ge- Kritik anderer ärztlicher Körperschaften und samtpaket stimmt.“ Verbände an den Corona-Maßnahmen. Der Ärzteschaft komme schließlich bei der Pan- Es gelte, die Zahl der Neuinfektionen zu re- demie-Bewältigung eine verantwortungsvolle duzieren und insbesondere die Risikogruppen Rolle zu. „Die Zahlen sprechen eine eindeutige im Land zu schützen. „Vor allem müssen wir Sprache: Um eine explosionsartige Verbrei- auch dafür Sorge tragen, dass unser Gesund- tung des Virus zu verhindern, müssen wir mit heitssystem nicht erneut an die Grenzen der starken Gegenmaßnahmen reagieren.“ Belastbarkeit gerät“, so Gehle. Dafür seien die WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 12|20
14 TITELTHEMA „Da kommt noch etwas auf uns zu” Krankenhäuser profitieren von Erfahrungen aus der ersten Pandemie-Welle von Klaus Dercks, ÄKWL E ine neue Station für Infektionspatien- ten, noch flexiblerer Personaleinsatz und eine Abkehr vom „Schwarz-Weiß- Konzept“: Im Herbst 2020 reagieren die Kran- kenhäuser in Westfalen-Lippe auf vielfältige Weise auf die zweite Pandemie-Welle und profitieren von den Erfahrungen aus der ers- ten. Doch die Infektions- und Patientenzahlen im Land übertrafen schon im November die Spitzenwerte des Frühjahrs. Wie gehen die Kliniken die neuerliche Bewährungsprobe an? Das Westfälische Ärzteblatt fragte in Münster und Olpe nach: „Wir müssen jetzt nicht mehr so sehr um Material kämpfen“, sieht PD Dr. Frank van Buuren, Chefarzt der Medizinischen Klinik am St. Martinus-Hospital in Olpe, den augenfäl- Das Universitätsklinikum Münster versorgt auch in der zweiten Pandemie-Welle wieder COVID-19-Patienten aus dem Aus- ligsten Unterschied zur Ausgangssituation zu land. Am 3. November traf der erste Patient mit dem Hubschrauber aus Belgien in Münster ein. Foto: UKM Beginn der ersten Pandemie-Welle. Die habe unter den rund 130.000 Einwohnern des süd- westfälischen Kreises Olpe im Frühjahr bereits wurde ein Televisiten-Wagen aus Aachen auf schließen.“ Vieles könne über hausinternes sehr zeitig hohe Infektionszahlen gebracht, die Intensivstation in Olpe gebracht. „Eine tol- Umsetzen von Kräften ausgeglichen werden; schon früh seien die Patientenzahlen in die le Sache“, bewertet Dr. van Buuren die Koope- auch ein gemeinsamer Personalpool, den das Höhe geschnellt. „Die Betten auf unserer In- ration, die seither im Rahmen des „Virtuellen St. Martinus-Hospital im ärztlichen Dienst mit tensivstation Krankenhauses“ dem St. Josefs-Hospital Lennestadt innerhalb reichten zeitwei- gemeinsame der Katholischen Hospitalgesellschaft Süd- se nicht mehr Televisiten bei westfalen gebildet hat, erweise sich als Vor- aus, alle Patien- COVID-19-Pa- teil. ten adäquat zu tienten ermög- versorgen, sodass licht. Von der Schwarz-Weiß-Einteilung hat ausgedient wir auch OPs als Zusammenarbeit Beatmungsplätze profitierten Pa- In der zweiten Pandemie-Welle sollen zudem genutzt haben.“ tientinnen und veränderte Organisationsstrukturen in der Patienten, aber Versorgung der Patienten greifen. „Wir ha- PD Dr. Frank van Buuren Dr. Matthias Danz Erfahrung auf auch Ärztinnen ben die Einsatzstrategie geändert“, erläutert der Habenseite und Ärzte auf Dr. Danz: Eine Trennung in „schwarze“ und beiden Seiten lernten voneinander, ist van „weiße“ Bereiche bzw. Krankenhäuser habe Neben der besseren Ausstattung stand zu Be- Buuren überzeugt. sich nicht als praktikabel erwiesen. „Statt das ginn der zweiten Pandemie-Welle die seit März Personal wandern zu lassen oder Patienten zu gesammelte Erfahrung bei der Behandlung Personal als limitierende Ressource verlegen, kann man die Patienten besser dort von COVID-19-Patienten auf der Habenseite. behandeln, wo sie zuerst ankommen.“ Es sei So konnten Dr. van Buuren und der Chefarzt Wie hat sich die Olper Intensivstation für den sinnvoller, COVID-19-Patienten zu isolieren, des Instituts für Anästhesie am St. Martinus- Spätherbst aufgestellt? „Auch bei uns wird persönliche Schutzmaßnahmen für das Per- Hospital, Dr. Matthias Danz, auf ein im Früh- eher das Personal als das Material die limitie- sonal einzuhalten – „und dann arbeiten wie jahr entwickeltes Konzept für ein vereinheit- rende Ressource sein“, erwartet Dr. Matthias bei einer ,normalen‘ Infektion und ohne den lichtes Beatmungsregime auf der gemeinsam Danz. Während es generell eher schwierig sei, Weltuntergangs-Status, den die Corona-In- geleiteten Intensivstation zurückgreifen. Zur ärztlichen Berufsnachwuchs nach Südwest- fektion lange hatte“. neuen Routine wurde zudem rasch der täg- falen zu locken, stehe die Region pflegerisch liche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sehr gut da. „Wir mussten noch nie Inten- Schwierigkeiten entstünden in der zweiten des Universitätsklinikums Aachen. Kurzfristig sivbetten wegen Mangel an Pflegepersonal Welle bislang eher außerhalb des Kranken- 12|20 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
TITELTHEMA 15 hauses, berichtet Dr. Danz. „Man kämpft nicht Leiter der Internistischen Intensivmedizin, die für die Behandlung sei gerade bei Patienten, für sich allein. Es hakt meist an Dingen, die wir Situation am Universitätsklinikum Münster. die beatmet werden müssen, sehr hoch, kons- auf unserer Seite nicht klären können“, nennt Zur Vorbereitung auf die zweite Pandemie- tatiert Dr. Sackarnd. Auch die Überwachungs- der Chefarzt als Beispiel die unterschiedlichen Welle sei am Klinikum nicht nur geplant und station erfordere eine Vielzahl von Ärzten und Anforderungen von Gesundheitsämtern an organisiert, sondern auch umgebaut worden. Pflegekräften. Doch erhöhter Personalbedarf Testungen und Isolierung, bevor Mitarbeiter „Wir haben eine ganze Station zur Überwa- trifft im Herbst auf ein geringeres Perso- nach Corona-Kontakten wieder ihren Dienst chungsstation nalangebot — nicht nur Corona-Infektionen, aufnehmen können. Zwar sei die lokale Zu- (IMC) für 21 sondern z. B. auch Schulschließungen können sammenarbeit der Akteure im Kreis Olpe sehr COVID-19-Pati- Ärzte und Pflegekräfte vorübergehend außer gut. „Doch schon wenn es über die Kreisgren- enten umgerüs- Gefecht setzen. „Unter Pandemie-Bedingun- ze hinausgeht, wird es uneinheitlich“, ärgert tet” erläutert Dr. gen kann der Betrieb nicht wie gewohnt wei- sich Danz etwa über mangelnde Unterstüt- Sackarnd. Das terlaufen. Einige Bereiche müssen reduziert zung durch die Bezirksregierung. Die Arbeit in Klinikum hat zu- werden. Man muss den betroffenen Abteilun- der Pandemie bedinge zudem bürokratischen dem in weitere gen allerdings Kompensationsmöglichkeiten Mehraufwand. Täglich müsse beispielsweise Baumaßnahmen bieten“, ist Dr. Sackarnd überzeugt. die Zahl freier Intensivbetten in nicht we- und Medizinge- Dr. Jan Sackarnd niger als drei Systeme eingepflegt werden. räte investiert, Im Frühjahr war das Freihalten ganzer Stati- Und zwar pünktlich: Schon wenige Minuten um für die er- onen für die erwarteten COVID-19-Patienten Zeitverzug führten zu empfindlichen Abzügen wartete zweite Pandemie-Welle noch besser von der Politik per Erlass gefordert und auch bei der Freihaltepauschale, hat man in Olpe gerüstet zu sein. Doch das sei nur ein Zwi- finanziell abgesichert. So eindeutig sei die erfahren. schenschritt: Ziel des UKM ist der Neubau ei- Lage in der zweiten Pandemie-Welle nicht. ner Infektionsstation, der im Laufe des kom- „Wir müssen auch an Nicht-COVID-19-Pati- „Alle werfen sich in die Bresche und geben menden Jahres fertig werden soll. enten denken, die ebenfalls einen Anspruch richtig Gas“, beschreibt Dr. Frank van Buu- auf Behandlung haben“, findet Dr. Sackarnd. ren die Motivation von Ärztinnen, Ärzten und Patienten aus dem Ausland aufgenommen „Man muss sehen, wie man diesen Spagat Pflegepersonal. „Aber die Kraft ist endlich. Im hinbekommt.“ Frühjahr hatten wir sechs, acht schwere Wo- Zwar bildete die Stadt Münster Mitte Novem- chen. Doch wenn die zweite Welle lange an- ber mit Sieben-Tage-Inzidenzen unter 100 die Der Zustrom an COVID-19-Patienten auf die hält, müssen wir sehen, wie wir das schaffen, Ausnahme im Vergleich der nordrhein-west- Intensivstationen werde anhalten, erwartet ob der Atem bis Februar oder März reicht.“ fälischen Großstädte. Doch das UKM versorgt Dr. Sackarnd. „Selbst wenn es rein zahlen- Mitte November sei es noch einigermaßen ru- Patientinnen und Patienten aus seinem an- mäßig gar nicht viele Patienten sein sollten: hig gewesen. „Aber da kommt noch etwas auf gestammten Einzugsbereich. Und wie schon COVID-19-Patienten sind lange auf der Inten- uns zu, da bin ich mir sicher.“ im Frühjahr nahm das Klinikum auch einige sivstation, zwei, drei Wochen sind nicht unge- COVID-19-Patienten aus dem Ausland auf, wöhnlich.“ Der „normale“ Zyklus der Belegun- Neue Infektionsstation diesmal aus den Niederlanden, Belgien und gen sei unterbrochen, die Belegung bleibe auf Frankreich. hohem Niveau. „Wer als COVID-19-Patient „Wir sind schon jetzt über der Spitze vom jetzt auf der Intensivstation liegt, wird wohl Frühjahr und die Zahlen steigen noch“, be- Mit steigenden Patientenzahlen geht auch ein auch nächste Woche noch dort sein.“ schrieb Mitte November Dr. Jan Sackarnd, Mehrbedarf an Personal einher: Der Aufwand KOLLEGIALER AUSTAUSCH IN ZEITEN DER PANDEMIE Corona-Konsil der ÄKWL: digitale Plattform Albert Gehle dazu: „Erfahrungen aus Ihrer Arbeit können für Kolleginnen und Kollegen für aktuelle Studien und Praxis-Tipps wertvoll sein. Gerade in der jetzigen Zeit kann ein kollegialer Austausch sinnvoll und Beinahe täglich wird das medizinische Wis- bietet. Unter www.aekwl.de/corona-konsil hilfreich sein.“ Medizinerinnen und Medizi- sen in der SARS-CoV-2-Pandemie um wei- finden sich zudem Best-Practice-Beispiele ner, die nützliche Informationen weitergeben tere Informationen ergänzt. Deshalb hat die und kreative Lösungen für Klinik und Praxis. möchten, können eine E-Mail Ärztekammer Westfalen-Lippe ein „Corona- an corona-konsil@aekwl.de Konsil“ auf ihrer Webseite eingerichtet, das Die ÄKWL bittet Ärztinnen und Ärzte, das senden. Die ÄKWL wird diese eine aktuelle und übersichtliche Sammlung Corona-Konsil auch als Austauschplattform bei Eignung zeitnah im Corona- empfehlenswerter Studien und Fachliteratur zu verstehen. Kammerpräsident Dr. Hans- Konsil zur Verfügung stellen. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 12|20
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