Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI

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Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
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                                                                                      Ausgabe 1/2018
Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig:

Wie die Digitalisierung
das Bauen verändert

12                         13                             14
Raketen-Workshop:          Angelina Capelle:             SuJ Braunschweig:

Wir brauchen mehr Schub,   Der Blick zurück nach         Praktika für Uni, Job
Scotty!                    vorn                          und Leben
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
2   iQ-Journal 1/2018

    zur sache

                                                         Professor Dr.-Ing. Norbert Fisch, Dipl.-Ing. Architekt Thomas
                                                            Wilken und Dr.-Ing. Stefan Plesser (von links), Institut für
                                                                   Gebäude- und Solartechnik der TU Braunschweig
     2    editorial

          Zur Sache

                                               Liebe Leserinnen und Leser,

                                               Gebäude haben in den vergangenen dreißig Jahren große Fortschritte ge-
                                               macht – im Hinblick auf Energieeffizienz, Raumklima und Nachhaltigkeit.
                                               Mit der integralen Planung wird die Trennung von Architektur und Fach-
     3    titel                                planung überwunden. Gebäude werden heute als ganzheitliche Systeme
                                               begriffen. Einzelne Technologien wie Hocheffizienzpumpen und LED-
          Solarer Zehnkampf in China           Beleuchtung haben mit Quantensprüngen zur Verbesserung der Energieef-
          So funktioniert Klimaneutralität     fizienz beigetragen. Und die Branche legt keine Pause ein: Die aktuellen
          Big Data in der Baubranche           Schlagwörter sind Smart Home und Building Information Modelling.
          Chancen der Digitalisierung
          Reallabore für die Energiewende      Bei aller Dynamik zeigen Untersuchungen aber auch, dass vieles von dem,
          Start-up: synavision                 was in den Konzepten angedacht wird und durch moderne Technik eigent-
                                               lich möglich ist, in der Praxis nicht ankommt. Integrale Konzepte und au-
                                               tomatisierte Komponenten ermöglichen kein Plug & Play, sondern müssen
                                               mit großer Sorgfalt geplant, errichtet und betrieben werden. Hier liegt die
                                               größte Herausforderung für Gebäude: Wir brauchen Prozesse, mit denen
                                               wir die mögliche Performance auch realisieren können.
    11    inter n
                                               Hierzu erarbeitet auch der VDI wichtige Beiträge. Neue Richtlinien wie die
          Unsere Jahresmitgliederversammlung
                                               VDI 6039 zum Inbetriebnahmemanagement und die VDI 6041 Technisches
          Mehr Schub, Scotty!
                                               Monitoring definieren Prozesse, mit denen die Qualität von Gebäuden ver-
          Der Wert von Technikgeschichte
                                               bessert werden kann. Bund und Länder haben begonnen, entsprechende
                                               Leistungen in ihre Bauprojekte zu integrieren. Ein wichtiger Schlüssel wird
                                               eine erfolgreiche Digitalisierung sein, um die am Bau in der Regel noch sehr
                                               diversen und personalintensiven Prozesse effektiv einführen und skalieren
                                               zu können. Denn die nächsten Herausforderungen stehen bereits vor der
                                               Tür: Im Zuge der Energiewende müssen Energiekonzepte nicht nur auf
    14    suj
                                               Gebäudeebene, sondern für ganze Quartiere entwickelt werden, um ein
          Unser Praktikum ist ein Gewinn       effizientes Energiemanagement zu ermöglichen.

                                               Das Institut für Gebäude- und Solartechnik der TU Braunschweig stellt
                                               sich diesen Herausforderungen gemeinsam mit den Ausgründungen siz
                                               energie+, energydesign braunschweig GmbH und synavision GmbH. An
                                               der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis entwickeln wir Methoden
                                               und Werkzeuge, mit denen Gebäude durch optimierte Prozesse das ganze
    15    termine & gratulationen              Potenzial innovativer Technologie und integraler Konzepte nutzen können.
                                               Es bleibt spannend!
          Unsere neuen Mitglieder
          Herzlichen Glückwunsch
          Nachruf auf Franz Wehrberger
          Veranstaltungen: Hier geht’s hin
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
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                                                                                                                                               titel

                                       Solarer Zehnkampf
                                       In einem Team: Studierende aus Braunschweig und China

                                       Im Sommer kommenden Jahres findet          dern. Die Beurteilung der insgesamt 22       sowie Wirtschafts- und Umweltingeni-
                                       in China der internationale Studen-        Wettbewerbsteilnehmer erfolgt durch          eure, arbeiten am Energiekonzept und
                                       tenwettbewerb Solar Decathlon China        eine internationale Jury in zehn Diszipli-   seiner technischen Umsetzung.
                                       (SDC) statt. Das Institut für Gebäude-     nen, darunter Architektur, Marktfähig-       In Videokonferenzen wurde die Planung
                                       und Solartechnik unter Leitung von         keit, Energie-Performance und Nutzer-        konkretisiert, sodass seit Oktober 2016
                                       Professor Dr.-Ing. Norbert Fisch wurde     Komfort. Erwartet werden innovative,         an der TU der Prototyp eines modular
                                       im Team mit der South-East University      multiplizierbare Vorschläge und intel-       vorgefertigten Technikkerns entwickelt
                                       aus Nanjing in China von einer hoch-       ligente Systemlösungen für Ressour-          und gebaut wird, aus dem heraus die
                                       rangigen chinesischen Kommission zur       ceneffizienz und Klimaschutz.                gesamte Versorgung und Raumkonditi-
                                       Teilnahme ausgewählt.                      Die Entwicklung, Planung und Reali-          onierung erfolgt. Der Technikkern bildet
                                       Die Schwerpunkte im Projekt liegen in      sierung des Wohngebäudes mit einer           das zentrale Element in der Mitte des
                                       der Umsetzung von Technologien im          Fläche von etwa 160 Quadratmetern er-        Gebäudes und integriert Wärme- und
                                       Hinblick auf nachhaltiges, ökologisches    folgt in der Kooperation zwischen den        Kälteerzeugung, die thermische und
                                       und energieeffizientes Bauen. Unter        Teams in Braunschweig und Nanjing. An        elektrische Speicherung und das Lüf-
                                       diesem besonderem Fokus erarbeiten         beiden Universitäten sind Studierende,       tungssystem. Die Wände des Kerns sind
                                       Studenten einen Entwurf und ein tech-      wissenschaftliche Mitarbeiter und Pro-       außenseitig aktiviert und ermöglichen
                                       nisches Konzept für ein Einfamilienhaus    fessoren verschiedener Fachrichtungen        bedarfsabhängig das Heizen und Kühlen
                                       mit Elektromobilität, das ausschließlich   und Disziplinen beteiligt.                   der angrenzenden Räume und Zonen.
                                       durch erneuerbare Energien versorgt                                                     Elektroinstallationen und Grundbe-
                                       wird. Das Exponat der internationalen      Reise nach Nanjing                           leuchtung sind ebenfalls im und am
                                       Ausstellung im Maßstab 1:1 ist der Pro-    Um die Herausforderung gemeinsam             Kern integriert. Konfiguriert und ge-
                                       totyp für ein nahezu klimaneutrales Ge-    angehen zu können, sind die deutschen        steuert wird alles komfortabel über ein
                                       bäude.                                     Studenten nach China gereist und ha-         Tablet. Nach Fertigstellung und inten-
                                       Die besondere Herausforderung liegt        ben mit ihren Kommilitonen gemeinsam         siver Testphase hier in Deutschland wird
                                       dabei im Umgang mit Standortbedin-         erste Entwürfe entwickelt und die Auf-       der Kern nach China verschifft. Damit
                                       gungen, die Lösungen für Heizung und       gaben verteilt. Die deutschen Studenten,     handelsübliche Schiffscontainer für den
                                       Kühlung sowie zur Luftreinigung erfor-     angehende Architekten, Bauingenieure         Versand genutzt werden können, sind
                                                                                                                               die Module inklusive Treppe, Bad und
                                                                                                                               WC sowie die Küche zerlegbar. Auf dem
                                                                                                                               Ausstellungsgelände wird der Kern als
                                                                                                                               Plug-and-Play-Element eingesetzt und
                                                                                                                               kann sofort in Betrieb gehen.
                                                                                                                               Das Vorhaben ist eine hervorragende
                                                                                                                               Plattform zum interkulturellen Aus-
                                                                                                                               tausch zwischen Deutschland und Chi-
                                                                                                                               na und den zukünftigen Ingenieuren.
Foto: IGS; Rendering: Chong Yee Huan

                                                                                                                               Mit industrieller Unterstützung, um-
                                                                                                                               fangreichem Sponsoring und staatlicher
                                                                                                                               Förderung wird das Ziel verfolgt, das
                                                                                                                               nachhaltige und energieeffiziente Bau-
                                                                                                                               en made in Germany an einem realen
                                                                                                                               Projekt nach China zu exportieren.

                                                                                                                                    Dipl.-Ing. Architekt Thomas Wilken
                                                                                                                                  und Dipl.-Ing. Philipp Knöfler, Institut
                                       Der Technikkern, den Studierende aus Braunschweig bauen, versorgt das Haus                       für Gebäude- und Solartechnik
                                       mit Energie. Das Rendering zeigt, welche Form das Gebäude annehmen könnte.                                 der TU Braunschweig
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
4   iQ-Journal 1/2018

    titel

    Vom Gebäude zum Stadtquartier
    Integrale Bauplanung: So ist Klimaneutralität umsetzbar

    Klimaschutz ist für die Gesellschaft eine    energie bis zum Jahr 2020 und einen       schulen prädestiniert, ein Lernlabor für
    enorme Herausforderung und eine der          CO 2-neutralen Campus bis zum Jahr        energieoptimiertes Bauen und Betreiben
    drängendsten Aufgaben auf der poli-          2050 ermöglichen.                         zu bilden. Die bauliche Substanz der Ge-
    tischen Agenda. Immobilienwirtschaft         Dafür arbeiten die TU, das Land Nie-      bäude ist denen eines innerstädtischen
    und -betreiber sind hier besonders ge-       dersachsen und der lokale Energiever-     Quartiers ähnlich. Deshalb lassen sich
    fordert. Den Anstrengungen auf Gebäu-        sorger im Rahmen des Projektes EnEff      im Rahmen des Projekts Methoden und
    deebene sind jedoch Grenzen gesetzt.         Campus 2020 zusammen. Auf der             Werkzeuge zur energetischen Sanie-
    Zwar zeigen Lösungen für Neubauten           Grundlage eines Integralen Energe-        rung entwickeln. Der Gedanke hat das
    und in Teilen auch für die Sanierung,        tischen Masterplans werden bis 2020       Bundesministerium für Wirtschaft und
    dass klimaneutrale Konzepte umsetzbar        ausgewählte Maßnahmen für einen           Energie überzeugt, sodass das Projekt
    sind – jedoch ist ob der global vereinbar-   Großteil der rund 200 Gebäude des         in der Initiative Energieeffiziente Stadt
    ten Ziele eine beschleunigte Umsetzung       Campus umgesetzt. Diese umfassen die      gefördert wird.
    erforderlich. Deshalb muss sich der Fo-      Aufgabenfelder Neubautätigkeit, Sanie-
    kus der Anstrengungen über das ein-          rung und Instandhaltung, erneuerbare      Großes Einsparpotenzial bei
    zelne Gebäude hinaus auf den urbanen         Energieversorgung, Information und        Energie und Kosten
    Kontext richten.                             Motivation der Nutzer und ganzheitliche   Für die Umsetzung hat das Forscherteam
                                                 städtebauliche Entwicklung. Seit dem      unter anderem eine Methode entwi-
    Großes Ziel bis 2020                         Jahr 2012 arbeiten Wissenschaftler aus    ckelt, mit der die dafür erforderlichen
    Mit dem Campus der TU Braunschweig           der Architektur, Psychologie, Informa-    detaillierten Berechnungen für einzelne
    wird ein ganzes Stadtquartier zum            tions- und Elektrotechnik gemeinsam       Gebäudetypen zuverlässig auf eine un-
    Forschungslabor für die energetische         mit Experten aus Gebäudetechnik und       begrenzte Anzahl ähnlicher Gebäude
    Quartierssanierung. Ein umfangreiches        Hochschulleitung sowie in Kooperation     übertragbar ist. Neun Prozent der Primär-
    Sanierungskonzept sowie weitere Maß-         mit BS Energy und weiteren Partnern in    energie-Einspaarung könnten durch die
    nahmen zur Betriebsoptimierung und           dem Projekt zusammen.                     energetische Sanierung der Hüllflächen
    Verbesserung der Flächeneffizienz sollen     Mit ihrem umfangreichen und hetero-       erreicht werden. Maßnahmen, die unter
    eine Einsparung von 40 Prozent Primär-       genen Gebäudebestand sind die Hoch-       wirtschaftlichen Gesichtspunkten kaum

                                                                                                                                       Foto: Institut für Gebäude- und Solartechnik

    In Braunschweig richtet sich der Blick aufs Ganze: Mit dem Campus der TU Braunschweig wird ein Stadtquartier zum
    Forschungslabor.
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
iQ-Journal 1/2018           5

                               Im Südosten Wolfsburgs entsteht ein neues Wohnquartier – die Steimker Gärten.

                               flächendeckend finanzierbar sind. Ein        20.000 Einwohner geschaffen und zu-           Nutzung und der Ausbau der örtlichen
                               höheres Einsparpotenzial von mehr als        kunftsweisende Pilotprojekte umgesetzt        Infrastruktur sowie die Definition des bau-
                               16 Prozent ergibt sich durch die Betriebs-   werden. Energieeffizienz, regenerative        lichen Standards bilden die Grundlage für
                               optimierung von raumlufttechnischen          Energieerzeugung und Vernetzung sind          alle weiteren Entscheidungen. Im Rahmen
                               Anlagen. Mit geringinvestivem Einsatz        die Themen für die integralen Planungs-       des Projekts sind so bereits Werkzeuge zur
                               lassen sich durch die Anpassung von          prozesse, die durch das TU-Institut für Ge-   Bilanzierung entwickelt worden, die es
                               Temperatur und Volumenstrom nach-            bäude- und Solartechnik (IGS) initiiert und   konkret ermöglichen, Konzepte und Lö-
                               weislich erhebliche Reduzierungen von        begleitet werden.                             sungsvorschläge energetisch, ökologisch
                               Wärme- und Stromverbrauch erzielen.                                                        und wirtschaftlich zu bewerten.
                               Bei lüftungsintensiven Forschungsge-         Neuer Maßstab: Das Cluster
                               bäuden konnten die Energiekosten um          macht vieles möglich                          Impulsgeber E-Mobilität
                               rund 180.000 Euro pro Jahr verringert        Aufgrund der gemeinsamen Betrachtung          Mit der Nähe zum VW-Konzern wer-
                               werden. Das Potenzial von erneuerbaren       dreier räumlich aneinander angrenzender       den darüber hinaus erste Pilotprojekte
                               Energien durch die Errichtung von Pho-       Quartiersprojekte ergeben sich allein         innerhalb der einzelnen Quartiere um-
                               tovoltaik-Anlagen und die Installation       durch die Größe und die räumlichen so-        gesetzt, die das Thema regenerative
                               von Blockheizkraftwerken, integriert als     wie zeitlichen Zusammenhänge Mög-             Stromerzeugung und E-Mobilität mitei-
                               dezentrale Versorgungsbausteine der          lichkeiten, die bei separater Betrachtung     nander verbinden. Die Sektorkopplung
                               städtischen Fernwärme, liegt bei 19 Pro-     ausscheiden (Cluster-Ansatz). Durch die       wird an einem Teilareal Realität. Mit
                               zent. Weitere 15 lassen sich durch ein       übergreifende Bearbeitung der Quartiere       Photovoltaik-Anlagen, großen Batterie-
                               verändertes Nutzerverhalten einsparen.       und ihrer infrastrukturellen Verknüpfung      speichern und einem intelligenten Last-
                               Das Ziel könnte sogar übertroffen werden.    wird ein Maßstabssprung bei der Realisie-     management kann erprobt werden, wie
                               Mit dem Real-Life-Lab Campus TU BS als       rung nachhaltiger Konzepte im urbanen         sich Netze verhalten, wenn die Durch-
                               digitale Plattform werden gebäudespezi-      Raum vollzogen. Die Betrachtung der           dringungsdichte von Elektrofahrzeugen
                               fisch Daten zur Optimierung der Perfor-      Gebiete im Cluster soll die Synergien aus     mehr als 50 Prozent ausmacht.
                               mance erfasst. Sie schaffen neben der        den verschiedenen Aktivitäten erschlie-       Bei der Umsetzung einer grünen Infra-
                               Transparenz zur aktuellen Verbrauchssitu-    ßen und dem Gesamtprozess nutzen.             struktur, baulich effizienter Gebäude,
                               ation die Grundlage für die Dokumenta-       Das Projekt bringt die Akteure im Stadt-      einem Ausbau des öffentlichen Nahver-
                               tion der Maßnahmen. Als einer der ersten     planungsprozess, die Stadtverwaltung,         kehrs und der konsequenten Nutzung
                               Hochschulstandorte in Deutschland ist es     Versorgungsunternehmen, die Wohn-             erneuerbarer Energien für Wohnen und
                               möglich, Verbrauchsdaten hochaufgelöst       baugesellschaften, Volkswagen AG              Verkehr kann innerhalb der Bilanzgrenze
                               zu erfassen und konkreten Flächen und        und Wolfsburg AG zusammen, um die             Stadt das Deputat schädlicher CO2-Emis-
                               Nutzungen zuzuordnen, was den Aus-           einzelnen Aspekte frühzeitig in einen         sionen pro Kopf um bis zu 80 Prozent bis
                               blick und die Bedarfsentwicklung planbar     zielgerichteten und großräumigen inte-        2050 reduziert werden. Die Klimaneu-
Rendering: Brederlau + Holik

                               macht. Bedingungen, die in einem inner-      gralen Stadtplanungsprozess zu über-          tralität ist damit umsetzbar.
                               städtischen Quartier mit heterogener Ei-     führen, der eine energetische Transfor-
                               gentumsstruktur noch nicht gegeben sind.     mation der Stadt insgesamt auslösen                Dipl.-Ing. Architekt Thomas Wilken,
                               Der Herausforderung stellt sich die Stadt    kann. Die Entwicklung der Konzepte auf                              Dipl.-Ing. Tanja Beier,
                               Wolfsburg, die sich im Rahmen ihrer ak-      der Quartiersebene unter der besonde-                            Oliver Rosebrock M.Sc.,
                               tuellen Wohnbauoffensive 2020 erheb-         ren Berücksichtigung innovativer Tech-               Sandra Wöhrer MArch. Architekt
                               liche CO2-Einsparungen zum Ziel gesetzt      nologien steht dabei im Vordergrund.                         und Esther Wiglenda M.Sc,
                               hat. Mit der Realisierung neuer Quartiere    Die Festlegung der Bebauungsdichte als                 Institut für Gebäude- und Solar-
                               im Südosten sollen Wohnraum für bis zu       Rahmenbedingung des Städtebaus, die                       technik der TU Braunschweig
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
6   iQ-Journal 1/2018

    titel

    Große Datenmengen,
    große Chancen
    Auch auf Gebäudeebene soll Big Data Erkenntnisse liefern

    Big Data ist in allen Bereichen der Indus-   wicklung und Anwendung von Analy-          schließend in der Praxis an realen Gebäu-
    trie ein viel diskutiertes Thema. Bei den    semethoden für große und komplexe          den und ihren Anlagen erprobt.
    Gebäuden liegt die Aufmerksamkeit ins-       Datenmengen (Big Data), die aus den
    besondere im Bereich des Wohnungs-           Leittechnikrechnern der Gebäude- und       Fülle an Anwendungen
    baus unter dem Titel Smart Home. Aber        Komponentenautomation zur Verfü-           Mögliche Anwendungsszenarien sind
    auch bei Nicht-Wohngebäuden werden           gung stehen oder umfangreich erschlos-     komponenten- und systemspezifische
    die Chancen der Digitalisierung ausge-       sen werden können. Diese Informatio-       Analysen zur Betriebsoptimierung, für
    lotet. Dies ist besonders interessant, da    nen werden heute in der Regel nur für      ein kostenoptimiertes und vorbeugendes
    viele Methoden bereits in anderen Do-        die unmittelbare Betriebsführung der       Wartungsmanagement oder auch zur
    mänen entwickelt, erprobt und ange-          Gebäude und Anlagen genutzt. Ledig-        Identifikation von Qualitätsdefiziten ein-
    wendet werden, sodass umfangreiche           lich ein minimaler Anteil der Daten wird   zelner Produktionschargen. Auch auf
    Erfahrungen vorliegen.                       für Sichtprüfungen, Alarme oder grund-     Quartierebene bieten sich Chancen –
    Das Forschungsprojekt Big Data für die       legende Analysen und Berichte verwen-      etwa zur energetisch und wirtschaftlich
    energetische Betriebsoptimierung hat         det. Die allermeisten Daten werden we-     optimierten Betriebsführung von sekto-
    zum Ziel, das Potenzial eines Transfers      der ausgewertet noch gespeichert.          rübergreifenden Netzen.
    auf die Gebäudeebene zu erkunden und         Mit dem hier verfolgten Ansatz sollen      Die angestrebten Methoden sollen eine
    erfolgversprechende Anwendungen zu           leistungsstarke Methoden zur Daten-        flächendeckende und weitestgehend au-
    entwickeln. Da hier Kompetenzen ur-          analyse systematisch auf Daten aus Ge-     tomatisierte Identifikation von Optimie-
    sprünglich fremder Fachgebiete zusam-        bäudeautomationsanlagen und einzel-        rungspotenzialen im Gebäudebestand
    mengeführt werden müssen, bearbeitet         nen gebäudetechnischen Komponenten         ermöglichen und so die Grundlage für
    das Steinbeis-Innovationszentrum siz         wie Wärmepumpen, Kesselanlagen, Lüf-       eine einfachere, beschleunigte und wirt-
    energie+ an der TU Braunschweig das          tungsgeräten oder Pumpen angewendet        schaftlichere Nutzung dieser Potenziale
    Projekt in einem transdisziplinären Netz-    werden, um die Potenziale der erfassten    bilden. Dabei sollen insbesondere Kom-
    werk – gemeinsam mit Gebäude-Inge-           Parameter zu analysieren und Nutzungs-     ponentenhersteller zur Identifikation von

                                                                                                                                            Abbildung: synavision
    nieuren der TU München, Software-In-         konzepte zu entwickeln. Sowohl synthe-     Dienstleistungen und Geschäftsmodellen
    genieuren der Rheinisch-Westfälischen        tische Daten aus Simulationen als auch     in die Projektbearbeitung eingebunden
    Technischen Hochschule Aachen sowie          echte Daten aus realen Anlagen werden      werden.
    einem Industrievertreter, dem Pumpen-        erfasst, analysiert und bewertet, um
    hersteller Wilo.                             daraus Identifikationsmethoden für die            Dr.-Ing. Stefan Plesser, Dr. rer. nat.
    Der Schwerpunkt des Forschungs- und          oben beschriebenen Anwendungen zu              Dirk Reiß und Jan Mehnert M.Sc., siz
    Entwicklungsprojekts liegt in der Ent-       entwickeln. Die Methoden werden an-               energie+ an der TU Braunschweig
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
iQ-Journal 1/2018          7

                                                                                                                       Titel

            Ganz neue Möglichkeiten
            Digitalisierung bietet Vorteile für Planung, Bau, Betrieb
            Im Fokus von Forschung, Gesetzgebung           und Sensoren und weitere Werte laufend      tionsfunktionen in der Planung digital
            und Normenwesen standen jahrzehnte-            gespeichert werden. Werden Anlagen so-      spezifiziert und im Betrieb automatisiert
            lang innovative Technologien wie Wärme-        gar gewerkeübergreifend in Netzwerken,      geprüft werden – um damit die Menge
            schutzverglasung, Hocheffizienzpumpen          etwa über das sogenannte BACnet-Pro-        der Daten beherrschbar und nutzbar zu
            und LED-Beleuchtung sowie der Ansatz           tokoll, verbunden, können die Daten al-     machen.
            der Integralen Planung. Die integrale Pla-     ler Komponenten des Netzwerks genutzt       Die Digitalisierung bietet weitere Poten-
            nung war die treibende Kraft zur Optimie-      werden. Durch das Internet der Dinge        ziale für die Gebäude der Zukunft: In
            rung von Gebäuden in den vergangenen           werden die Daten von Kesseln, Pumpen,       der Planung können detaillierte digitale
            zwanzig Jahren. Sie hat hocheffiziente         Leuchten und Ventilen demnächst online      Modelle entwickelt werden, die weitaus
            Gebäudekonzepte mit innovativen Pro-           verfügbar sein.                             präzisere Prognosen über die Gebäude
            dukten möglich gemacht, die heute zur                                                      liefern als bisher möglich. So kann der
            Realisierung anspruchsvoller Klimaschutz-      Präziser und schneller                      Baufortschritt präzise und komfortabel in
            ziele zur Verfügung stehen.                    Aus diesen Daten lassen sich neue Dienst-   Verbindung mit digitalen Planunterlagen,
            Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese inte-   leistungen für das Qualitätsmanagement      Foto-, Video- und Audio-Dokumentation
            grierten Gebäude anspruchsvolle Systeme        entwickeln. Naheliegend ist die Nutzung     sowie webbasierter Kommunikation do-
            sind. Deshalb ist die nächste große He-        der Daten im Gebäude selbst. So kann        kumentiert werden. Im Betrieb können
            rausforderung nun die Entwicklung eines        das Gebäudemanagement heute viel prä-       Facility Manager Wartungsleistungen vo-
            effektiven Qualitätsmanagements bei der        ziser und schneller überblicken, was im     rausschauend optimieren.
            Übertragung in die Breite des Gebäudebe-       Gebäude gerade passiert. Alarme und         So sind die neuen digitalen Technologien
            stands. Bei energieeffizienten Gebäuden        Wartungsmeldungen laufen zentral auf        Chance, Herausforderung und Lösung:
            steigen die Anforderungen an die Qualität      und können strukturiert zeitnah verarbei-   Wir können nachhaltigere Gebäude bau-
            in Planung, Errichtung und Betrieb. Es be-     tet werden.                                 en und sind gleichzeitig in der Lage, das
            steht das Risiko, wesentliche Ziele zu Ener-   Eine Innovation hat die synavision GmbH,    Qualitätsmanagement mit ihrer Hilfe in
            gieeffizienz, Nutzerkomfort, Bau- und Be-      Spin-off der TU Braunschweig, entwickelt:   der Praxis umzusetzen.
            triebskosten und Dauerhaftigkeit über die      einen digitalen Prüfstand für die Gebäu-
            Gebäudelebensdauer zu verfehlen.               deperformance. Mit dem Cloud-Service              Dr.-Ing. Stefan Plesser, siz energie+
            Die zunehmende Komplexität der Ge-             können erstmals Anlagen- und Automa-                         an der TU Braunschweig
            bäude verstärkt die Bedeutung der Qua-
            litätssicherung. Forschungsprojekte und
            zahlreiche Fallstudien haben gezeigt, dass
            Gebäude im Betrieb zwischen fünf und
            dreißig Prozent mehr Energie verbrauchen
            als entsprechend ihrer technischen Kon-
            zeption notwendig ist. Die Ursachen sind
            vielfältig und in allen Projektphasen vom
            Konzept bis zum Betrieb und bei allen Be-
            teiligten vom Architekten bis zum Facility
            Manager zu finden.
            Gerade für das Qualitätsmanagement
            bieten die neuen Technologien aber auch
            ganz neue Möglichkeiten. Aus zahlreichen
            technischen Komponenten stehen heu-
            te Daten zur Verfügung, die im Betrieb
            ausgewertet werden können. Üblich ist
            der Einsatz von Gebäudeautomations-
Foto: IGS

            systemen. Im Schaltschrank wird nicht nur      Die Gebäudeautomation ist Hirn und Nervensystem moderner Gebäude. Sie
            gesteuert und geregelt: Nebenbei kön-          ermöglicht nicht nur die optimale Regelung der Anlagen, sondern liefert
            nen auch Daten von zum Beispiel Aktoren        gleichzeitig auch große Datenmengen als Basis für neue Dienstleistungen.
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
8   iQ-Journal 1/2017
               1/2018

    titel

    Reallabore für die Energiewende
    Wie Forscher mehr Nachhaltigkeit in die Stadt bringen

    Im Steinbeis-Innovationszentrum siz en-    beitet und bis zur Umsetzungsreife im        für das umgebende System erzeugt und
    ergie+ entwickelt das Forscherteam um      Maßstab 1:1 entwickelt.                      gleichzeitig Strom aus erneuerbaren
    Professor Norbert Fisch neben Metho-       Die heterogene Siedlungsstruktur des         Quellen vollständig verwertet. So wird
    den zur Betriebsoptimierung und Qua-       Rüsdorfer Kamps bietet ideale Bedin-         vor allem der für den Standort im Norden
    litätssicherung Konzepte zur regenera-     gungen, um Energiekonzepte für unter-        charakteristische Wind durch Elektrolyse,
    tiven Energieversorgung von Gebäuden       schiedliche Anforderungsszenarien ex-        Wasserstoff und Folgeprodukte umge-
    und Quartieren. Beispiele für eine an-     emplarisch zu verwirklichen und damit        wandelt und so speicherfähig gemacht.
    wendungsnahe Forschung mit hohem           eine Leuchtturmfunktion zu überneh-          Ebenso soll in diesem Projekt, gemein-
    Praxis- und Realisierungsbezug im Quar-    men. Das Quartier besteht zu etwa zwei       sam mit den Verbundpartnern, die Inte-
    tierskontext sind die Vorhaben Quar-       Dritteln aus teils historischen Einfamili-   gration von Industrie und Gewerbe in die
    rée100 in Heide in Schleswig-Holstein      enhäusern und Reihenhauszeilen. Mehr-        Gesamtsysteme Berücksichtigung finden.
    und die Neue Weststadt in Esslingen in     familienhäuser sind mit rund 30 Prozent      An der Raffinerie Heide werden bereits
    Baden-Württemberg.                         vertreten. Gewerbeeinheiten und ein          neue Konzepte für eine grüne Wasser-
    Im Forschungsvorhaben Quarrée100           Hotel durchmischen die Struktur ebenso       stoffversorgung des Raffinerieprozesses
    untersucht ein Team von 24 Partnern in     wie zwei große, unbebaute Grünflächen,       verfolgt. Bei einer großskaligen, vollstän-
    einem Umsetzungsprojekt die Möglich-       auf denen mischgenutzte Stadterweite-        digen Wasserstoffversorgung über er-
    keiten, durch die Nutzung erneuerbarer     rungsflächen entstehen sollen. Neben         neuerbare Quellen aus der Region Heide
    Energien ein klimaneutrales Quartier zu    den energetischen Rahmenbedingungen          werden dabei in absehbarer Zeit Was-
    entwickeln. Hierzu wird ein zelluläres     wird für die Bewohner eine Verbesserung      serstoffüberschüsse anfallen, die für die
    und effizientes Strom-, Wärmeerzeu-        der Aufenthaltsqualität und eine hohe        Versorgung des Quartiers genutzt wer-
    gungs- und Versorgungskonzept nach         Alltagstauglichkeit angestrebt.              den können. Optionen dafür sind etwa
    dem Subsidiaritätsprinzip entwickelt,                                                   die Speicherung und der Transport von
    das sowohl zentrale als auch dezentrale    Entwickeln, erproben                         Wasserstoff auf Basis einer flüssigen or-
    regenerative Energiequellen berücksich-    und umsetzen                                 ganischen Wasserstoffträgersubstanz per
    tigt und durch eine intelligente Steue-    Ziel ist die Entwicklung von skalierbaren    Tank sowie eine quartierszentrale Brenn-
    rung auf Quartiersebene das regionale      und übertragbaren Lösungen, die im           stoffzelle als weitere Energiequelle für
    Stromnetz entlastet. Als Stadtteil von     Quartier einen hohen Anteil von er-          Strom und Wärme.
    Heide werden am Areal Rüsdorfer Kamp       neuerbaren Energien in allen Sektoren        Die grüne Wasserstoffversorgung bie-
    die vielfältigen Forschungsaspekte bear-   zulassen. Das Quartier ist dabei in das      tet zudem das Potenzial für ein langfri-
                                               übergeordnete Gesamtenergiesystem            stiges, neues Mobilitätskonzept für die
                                               zu integrieren und soll den lokalen und      Stadt Heide unter Nutzung des parallel
       Buch: EnergiePLUS                       regionalen Akteuren breite Partizipati-      entwickelten multi-hybriden Tankstel-
                                               onsmöglichkeiten bei Gestaltung und          lenkonzepts und der Verwendung von
       Das Buch EnergiePLUS – Gebäu-           Nutzungsverwertung bieten. Dafür sind        Wasserstoff am nahegelegenen Bahn-
       de und Quartiere als erneuer-           innovative Technologien nötig, die auf       hof für den Betrieb von Schienenfahr-
       bare Energiequellen (ISBN: 978-         der Skala von Quartieren und regionalen      zeugen. Die Kopplung der Sektoren
       300391675) von Norbert Fisch,           Verbünden aus Siedlungen, Gewerbe und        wird erstmalig in diesem Maßstab diszi-
       Thomas Wilken und Christina             Industrie zu einer hochgradig flexiblen      plinübergreifend umgesetzt und als ge-
       Stähr setzt die relevanten Pla-         Versorgung mit Energieträgern inklusive      meinsam von den Bundesministerien für
       nungsaspekte der Architektur,           der Kopplung der dazugehörigen Versor-       Wirtschaft und Energie und Bildung und
       Energie- und Gebäudetechnik             gungssysteme beitragen. Diese werden         Forschung in der Initiative Solares Bau-
       für den EnergiePLUS-Standard in         im Vorhaben entwickelt, getestet und im      en/Energieeffiziente Stadt gefördertes
       einen ganzheitlichen Bezug und          Reallabor implementiert. Durch das Zu-       Projekt erprobt. Heide wird damit in den
       zeigt Umsetzungsbeispiele. In-          sammenspiel verschiedener erneuerbarer       kommenden fünf Jahren zum Realbau-
       novativ geplante Gebäude und            Energieträger, Konversionstechnologien       stein der Energiewende.
       Quartiere, so die Autoren, kön-         und Speicher werden im Quartier Fle-         In der bei Stuttgart gelegenen Stadt
       nen mit einem Energieüberschuss         xibilitäten und Energiedienstleistungen      Esslingen am Neckar soll in der Neuen
       einen entscheidenden Beitrag zur
       Energiewende leisten.
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
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                                                                                                                        Titel

                 CO2-neutral und effizient: So sieht das ganzheitliche Energieversorgungskonzept für die Neue Weststadt Esslingen aus.

                 Weststadt das energie- und klimapo-         gen. Durch die überwiegend volatile         oberleitungsgebundene Busse Emissi-
                 litische Ziel der Bundesregierung – ein     Angebotsseite ergeben sich Strom-           onen in der Stadt vermieden.
                 nahezu klimaneutraler Gebäudebestand        überschüsse, gleichzeitig müssen Versor-    Zum Ausbau eines ökologischen öffent-
                 bis 2050 – beispielhaft umgesetzt und er-   gungsengpässe vermieden werden. Die         lichen Personennahverkehres (ÖPNV)
                 probt werden. Das Konzept basiert auf       Umwandlung dieser Überschüsse in ein        gehört der Einsatz von regenerativ er-
                 einer kostenoptimalen Reduzierung des       Brenngas Power-to-Gas (P2G) ermöglicht      zeugtem Strom und die nahezu vollstän-
                 Strom-, Wärme- und Kältebedarfs der mit     eine spätere bedarfsabhängige Rückver-      dige Erschließung des Esslinger Stadtge-
                 Wohnen, Gewerbe, Dienstleistung und         stromung inkl. Abwärmenutzung und           biets mit Elektrobussen. Das Ziel kann
                 Hochschule gemischt genutzten Gebäu-        stellt eine wichtige Technologie für die    für die urbanen Randbereiche nur mit
                           - Deckung durch erneuerbare
                 de bei einer                                Versorgungssicherheit zukünftiger, ganz-    Fahrzeugen erreicht werden, die zusätz-
                 Energien. Der Bau energieeffizienter und    heitlicher Systeme dar.                     lich eine Batterie an Bord haben, sodass
                 energieerzeugender Gebäude stellt an        In Ergänzung zu dem zellularen Ansatz       die Streckenabschnitte ohne Oberlei-
                 Architekten und Planer neue Anforde-        auf Bebauungsblockebene wird eine zen-      tungsnetz autark zurücklegt werden
                 rungen, da die ganzheitlichen Konzepte      trale Versorgunginfrastruktur im Quartier   können. Im Energiekonzept der Neu-
                 über die gewohnten Standards hinaus-        aufgebaut. Zum Kern der Neuen West-         en Weststadt wird die direkte, nahezu
                 gehen. Die Grundlagen und Werkzeuge         stadt gehört eine Energiezentrale mit       verlustfreie Einspeisung von lokalem
                 für diese komplexe Bauaufgabe sowie ein     Elektrolyseur, der überschüssigen Strom     und erneuerbarem Überschussstrom in
                 informatives Kompendium mit Hilfen für      aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen im       das Gleichstrom-Oberleitungsnetz des
                 die Planung, Ausführung und den Betrieb     Quartier, aber auch aus der Region, in      ÖPNV vorbereitet. Auch die temporäre,
                 sind im Buch EnergiePLUS – Gebäude und      Wasserstoff umwandelt. Als Weiterent-       bidirektionale Verwendung der Trakti-
                 Quartiere als erneuerbare Energiequellen    wicklung zu bisher realisierten Anlagen     onsbatterien in den Bussen zur Strom-
                 von Norbert Fisch zusammengefasst.          wird die Abwärmenutzung aus dem Elek-       netzstabilisierung wird im Rahmen des
                                                             trolyseprozess erprobt. Eine Rückverstro-   Projektes untersucht.
                 Balance von Überschüssen                    mung des Wasserstoffs erfolgt in Brenn-
Abbildung: IGS

                 und Engpässen                               stoffzellen bzw. H 2-BHKWs. Auch in                 David Sauss, Dipl.-Ing. Mathias
                 Langfristig soll der Anteil erneuerbarer    Esslingen werden die Sektoren Gebäude             Schlosser und Dipl.-Ing. Architekt
                 Energien an der Stromerzeugung von          und Verkehr miteinander gekoppelt. Be-        Thomas Wilken, Institut für Gebäude-
                 heute 35 auf mehr als 80 Prozent stei-      reits jetzt werden durch strombetriebene     und Solartechnik der TU Braunschweig
Wie die Digitalisierung das Bauen verändert - Smart, vernetzt und ökologisch nachhaltig: VDI
10   iQ-Journal 1/2018

     titel
                                                                                                                       r
                                                                                                  e r, G eschäftsführe
                                                                                               ss
                                                                                     Stefan Ple vision GmbH

     Start-ups
                                                                                             syna

     aus der Ingenieurregion
     Was ist Ihre Geschäftsidee?                                                         Was können Sie jedem Gründer
     Die Anforderungen an Gebäude                                                        nur wärmstens empfehlen?
     sind in den vergangenen zwanzig                                                     Man muss Spannungen aushalten
     Jahren stetig gestiegen. Gleichzei-                                                 können: Immer alles hinterfragen und
     tig hat die technische Komplexität,                                                 trotzdem unbeirrt weitermachen, auch
     insbesondere in Anlagentechnik                                                      bei knappem Kontostand Mut und
     und Automation, stark zugenom-                                                      Ruhe bewahren. Von „Wir sind die
     men. Wir haben eine Software-as-                                                    Größten“ bis „Das wird nichts“ kann
     a-Service-Plattform entwickelt, mit                                                 es hin und her gehen. Jeder Gründer
     der wir effektives digitales Qualitäts-                                             sollte sich bewusstmachen, dass die
     management für Gebäude anbieten.                                                    eigene Firma nicht einfach ein Job ist.
                                                                                         Die Firma fordert, und es gibt we-
     Wie sind Sie auf die-                                                               der Time-out noch Rettungsnetz.
     se Idee gekommen?
     Die Idee entstand aus einem Ge-                                                     Mal angenommen, Sie könnten
     dankenaustausch des Instituts für                                                   die Bundeswirtschaftsministerin
     Gebäude- und Solartechnik der TU                                                    treffen: Was hätten Sie beide
     Braunschweig mit dem Lehrstuhl            Wir wollen die synavision zur Software-   miteinander zu besprechen?
     für Software Engineering der Uni in       Plattform Nummer eins für digitales       Ganz konkret: Bund und Kreditanstalt
     Aachen. Gemeinsam mit Dr. Claas           Qualitätsmanagement für Gebäude           für Wiederaufbau fördern zurzeit
     Pinkernell befasste ich mich mit den      machen. Und da wir bereits Projekte in    überwiegend Technologie, also Hard-
     zunehmenden Qualitätsdefiziten in         ganz Europa bearbeiten und erste Kon-     ware. Oft werden Gebäude dadurch
     Gebäuden. Wir stellten fest, dass für     takte in die USA und nach Asien haben,    sogar überkompliziert, sodass die
     unsere Probleme schon Lösungen in         legen wir die Latte hoch: weltweit.       Anlagen kaum beherrschbar werden.
     anderen Industrien entwickelt worden                                                Die Digitalisierung ermöglicht es jetzt,
     waren. Die Herausforderung war nun,       Wie wollen Sie den Markt von Ihrem        gezielt Performance bzw. Qualitäts-
     diese auf die besonderen Gegeben-         Unternehmen und Ihrer Idee                management, also wirklich erzielte
     heiten der Baubranche zu übertragen.      überzeugen?                               Verbesserung, zu fördern. Um die
                                               Nach zwanzig Jahren Forschung drehen      Beharrungskräfte am Markt möglichst
     Was machen Sie anders als alle            Markt und Politik gerade rechtzei-        schnell zu überwinden, brauchen
     anderen?                                  tig in Richtung Qualität. Es gibt jetzt   wir entsprechende Programme –
     Die Herausforderung liegt in der          offizielle Richtlinien und Normen, die    etwa für das technische Monitoring
     richtigen Modellierung von Gebäu-         genau das fordern, was wir anbieten.      von Gebäuden. Damit wir prüfen
     den und von ihren Anlagen. Diese          Da sind wir mit dem richtigen Angebot     können, ob Gebäude und Anlagen
     muss in vielerlei Richtung zum Bauen      zur richtigen Zeit am richtigen Ort.      wirklich wie geplant funktionieren.
     passen. Sie muss einfach und robust,
     aber gleichzeitig flexibel, transparent   Welche Partner haben Sie bei der          Hand aufs Herz: Über welchen
     und nachvollziehbar sein; sowie mit       Gründung besonders unterstützt?           Erfolg Ihres jungen Unternehmens
     wenig Personaleinsatz massiv skalier-     Wir hatten wertvolle Unterstützung        sind Sie so richtig glücklich?
     bar für Hunderttausende von tech-         durch die Lehrstühle und eine um-         Vor kurzem kam bei einem Workshop
     nischen Anlagen in Gebäuden. Das          fangreiche Forschungsförderlandschaft     einer unserer Kunden auf mich zu und
     kann man nur lösen, wenn man in           im Bereich des energieoptimierten         zeigte mir, wie er unsere Software
     beiden Welten zu Hause ist: im Bau-       Bauens. Als sich dann abzeichnete,        einsetzt. Wir hatten diese Möglich-
     en und im Software Engineering.           dass die Idee trägt, haben wir ge-        keit der Anwendung noch gar nicht
                                               meinsam mit den Lehrstuhlinhabern         erkannt, und das sah richtig cool aus.
                                                                                                                                    Foto: IGS

     Welche Ziele möchten Sie in den           gegründet. Alle Partner hatten damit      Wenn man andere mit dem eigenen
     nächsten Jahren erreichen?                allerdings auch schon Erfahrung.          Produkt begeistert – das tut gut.
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        Einladung zur
        Mitgliederversammlung 2018
        Podiumsdiskussion: Wohin zielt die Ingenieurregion?

        Unsere Jahresmitgliederversammlung ist ein schöner Anlass, sich zu treffen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Und sie
        ist eine gute Gelegenheit, sich ein Bild von der Arbeit unseres Bezirksvereins zu machen. Am Freitag, den 9. März 2018 laden
        wir Sie, liebes Mitglied, herzlich ein. Beginn ist um 17 Uhr im Kongresssaal der IHK Braunschweig.

           Die Tagesordnung lautet:

           1. Begrüßung                                 4. Bericht des Schatzmeisters
           2. Ehrungen                                  5. Bericht der Rechnungsprüfer            7. Vorstandswahlen
           3. Geschäftsbericht des Vorstandes           6. Entlastung des Vorstandes              8. Verschiedenes

        Im Anschluss an den offiziellen Teil beginnt die Podiumsdiskussion. Der Titel: VDI-Initiative ingenieurregion.de – Ingenieure
        zeigen Flagge in der Gestaltung der Metropolregion.

        Um die Veranstaltung planen zu können, bitten wir
        Sie um verbindliche Anmeldung bis 9. Februar
        2018 – entweder per E-Mail an kontakt@vdi-bs.de oder
        mit untenstehender Antwort in einem
        ausreichend frankierten Briefumschlag.

        ✁
          Antwort
                                                               An der Mitgliederversammlung des VDI Braunschweiger Bezirksverein e.V. am
                                                               9. März 2018 um 17 Uhr in der IHK Braunschweig

                                                                    nehme ich teil.
                                                               Ihre Gäste sind uns zu Podiumsdiskussion und Empfang
                                                               um 19 Uhr herzlich willkommen. Anzahl der Gäste

          VDI Braunschweiger                                   Name / Vorname

          Bezirksverein e.V.
                                                               Straße / Nr.
          Brabandtstraße 11
                                                                                                                                           Foto/Grafik: Siemens

          38100 Braunschweig                                   PLZ / Ort

                                                               E-Mail
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                                                               Mitgliedernummer
12   iQ-Journal 1/2018

     intern

     Mehr Schub, Scotty!
     Gymnasiasten bauten Raketen – und das mit großem Erfolg

     Eine Silvesterrakete zu starten, ist ein tolles   Den Berechnungen zufolge sollten die Ra-        gen ein erstaunlich perfektes Flugbild
     Gefühl. Aber haben Sie sich schon mal             keten ungefähr 200 Meter hoch fliegen           – keine ging verloren. Mit dreißig ma-
     gefragt, warum eine Rakete ihre Flug-             und ein Fünftel der Schallgeschwindigkeit       kellosen Starts war eine Einsatzfähigkeit
     richtung stabil hält? Und was bei der             erreichen – dies sind ungefähr 250 km/h.        von hundert Prozent nicht nur gewähr-
     Konstruktion und dem Design einer Ra-             Die maximal berechnete Beschleunigung           leistet, sondern auch bewiesen.
     kete alles zu beachten ist? Diesen Fragen         lag bei 150 m/s2, was ungefähr dem 15-fa-       Sicherlich fragen sich jetzt einige von
     konnten 15 Schülerinnen und Schüler der           chen der Erdbeschleunigung entspricht.          Ihnen, ob das Raketenstarten mitten im
     gymnasialen Oberstufe in Braunschweig             Zum Vergleich: Die aktuelle Rakete der Eu-      Jahr erlaubt ist. Die Antwort ist: Ja. Mit
     nachgehen.                                        ropäischen Weltraumorganisation Ariane          einem geeigneten Start- und Landeplatz
                                                       5 ES besitzt ca. ein Dreißigstel der Startbe-   und der Sperrung des Luftraums über
     Präzise Planung                                   schleunigung unserer leichtgewichtigen          dem Fluggebiet ist das Starten von Ra-
     Der Modellraketen-Workshop Mehr                   Modellraketen, erreicht aber eine Höhe          keten möglich. Die FMK Braunschweig
     Schub Scotty wurde von VDI Braun-                 von 23.000 Kilometer. Außerdem wiegt            hat uns großzügig ihr für diesen Zweck
     schweig, der Bezirksgruppe Braun-                 sie mit etwa 775 Tonnen einiges mehr als        zugelassenes Fluggelände zur Verfü-
     schweig der Deutschen Gesellschaft für            unsere 92-Gramm-Leichtgewichte. Nach            gung gestellt, alle behördlichen Geneh-
     Luft- und Raumfahrt (DGLR) und dem                dem Zusammenbau erhielten die Raketen           migungen eingeholt und uns verständ-
     Institut für Raumfahrtsysteme der TU              ihre individuelle Lackierung.                   nisvoll organisatorisch unterstützt.
     Braunschweig organisiert, von der Stif-                                                           Das Ziel des Workshops war, junge Leu-
     tung NiedersachsenMetall unterstützt              Probe aufs Exempel                              te für die sehr interessanten Themen
     und von Studierenden der Experimental-            Der Raketenmodellflug ist eine eigen-           im Bereich Luft- und Rahmfahrt zu be-
     Raumfahrt-InteressenGemeinschaft e.V.             ständige Disziplin im Weltluftsportver-         geistern. Dieses Anliegen ist den Reso-
     (ERIG) der TU Braunschweig begleitet.             band Fédération Aéronautique Interna-           nanzen der Teilnehmer entsprechend bei
     Die Wissenschaftler und die ERIG-Grup-            tionale (FAI). Unsere Raketen gehören           weitem übertroffen worden. Herzlichen
     pe führten uns praxisnah in die Grund-            zum FAI-Klassenbereich Raketenmodell-           Dank an alle Unterstützer!
     züge von Raketenbau und -flug ein. Für            flug F8 – und sorgten am nächsten Tag           Die FMK hat uns bereits für das kom-
     die konkrete Anwendung musste alles               für den großen Höhepunkt. Auf dem               mende Jahr zu Scotty 2 eingeladen – die
     exakt geplant werden. Mit ein wenig               Modellflugplatz Sickte der Flugmo-              Planung läuft.
     Hilfestellung wurden schnell erste Mo-            dellbau Kameradschaft (FMK) Braun-
     delle und Berechnungen für die eigene             schweig folgte die Probe aufs Exempel.                               Leon Götz VDI und
     Rakete erstellt.                                  Alle Raketen zeigten in zwei Durchgän-                             Alexander Onkes VDI       Foto: Horst Günther

     Gemeinsamer Höhenflug: Teilnehmer, Organisatoren und Unterstützer des Raketen-Workshops. In der hinteren Reihe
     unsere beiden Autoren Alexander Onkes (Dritter von links) und Leon Götz (rechts daneben).
IQ-Journal 1/2018
                                                                                                                                      iQ-Journal 4/2012           13

                                                                                                                          intern

                      Der Blick zurück nach vorn
                      Angelina Capelle über ihr Studium und Technikgeschichte
                                                                                                                 Infektionsforschung über das Georg-
                                                                                                                 Eckert-Institut für internationale Schul-
                                                                                                                 buchforschung bis hin zur Herzog Au-
                                                                                                                 gust Bibliothek Wolfenbüttel. Mein
                                                                                                                 Fokus liegt auf der Geschichte, also den
                                                                                                                 wichtigsten Entwicklungsschritten der
                                                                                                                 ForschungRegion. Und darauf, wie sie
                                                                                                                 mit der Öffentlichkeit kommuniziert.

                                                                                                                 Die Quellenlage für Ihre Arbeit…
                                                                                                                 … ist wirklich sehr übersichtlich, es gibt nur
                                                                                                                 wenige Zeitungsartikel. Ich habe darum
                                                                                                                 einige Interviews geführt mit wichtigen
                                                                                                                 Akteuren, welche die Entwicklung der For-
                                                                                                                 schungRegion begleitet und vorangetrie-
                                                                                                                 ben haben. Darunter Braunschweigs Ober-
                                                                                                                 bürgermeister Ulrich Markurth und sein
                                                                                                                 Vorgänger Dr. Gert Hoffmann, Kultur- und
                                                                                                                 Wissenschaftsdezernentin Dr. Anja Hesse
                      Angelina Capelle.                                                                          und IHK-Geschäftsführer Dr. Bernd Meier.

                      Sie ist Geisteswissenschaftlerin, und         sik. Aus diesem Zusammenspiel erwächst       Was ist Ihnen aus den Gesprächen am
                      doch studiert sie gemeinsam mit Ingeni-       ein bunter Stundenplan.                      stärksten in Erinnerung geblieben?
                      euren; sie hat sich für ihre Masterarbeit                                                  Dass die Begeisterung über den Ge-
                      ein besonderes Thema ausgesucht; und          Aus welchen Richtungen                       winn des Titels Stadt der Wissenschaft
                      sie arbeitet als wissenschaftliche Pro-       kommen die Studierenden?                     bis heute nachwirkt. Wenn der Wettbe-
                      jektassistenz für unseren Bezirksverein.      Aus ganz unterschiedlichen Bachelor-         werb zur Sprache kam, haben die Au-
                      Gute Gründe für die Redaktion des iQ-         Studiengängen. Ich habe Italienisch und      gen meiner Gesprächspartner regelrecht
                      Journals, sich mit Angelina Capelle zum       Englisch in Berlin studiert. Und treffe im   geleuchtet – obwohl das zehn Jahre her
                      Gespräch zu treffen – um über ihren Stu-      Hörsaal unter anderem auf Ingenieure,        ist. Dieser große Erfolg hat wirklich alle
                      diengang und die Bedeutung von Tech-          die Technik von einer anderen Seite ver-     zusammengeschweißt.
                      nikgeschichte zu reden.                       stehen wollen. Wie verändern die Tech-
                                                                    nologien den Menschen? Welche Rolle          Der Blick zurück spielt eine wichtige
                      Frau Capelle, die meisten Studienfächer       spielt Ethik in der Technikentwicklung?      Rolle in Ihrem Studiengang. Warum
                      bilden Spezialisten aus. Ganz anders          Darauf suchen sie Antworten und neh-         sollten Ingenieure die Geschichte von
                      Ihr Masterstudiengang, der sehr               men dafür die geisteswissenschaftliche       Technik nicht aus den Augen verlieren?
                      interdisziplinär aufgestellt ist.             Perspektive ein.                             An den Unis gibt es viele Spezialisie-
                      Was steckt da alles drin?                                                                  rungen, und das ist gut so. Es ist aber
                      Mein Studiengang Kultur der technisch-        In Ihrer Masterarbeit beschäftigen Sie       genauso wichtig, wie mein Studiengang
                      wissenschaftlichen Welt setzt sich zualler-   sich mit der ForschungRegion                 von allen Seiten auf die Dinge zu blicken
                      erst aus vier großen geisteswissenschaft-     Braunschweig – ein Thema, das vor            und dabei auch mal einen Schritt zu-
Foto: Stefan Boysen

                      lichen Fächern zusammen: Germanistik,         Ihnen noch keiner untersucht hat.            rückzutreten. Es ist doch so: Wenn Inge-
                      Anglistik, Geschichte und Philosophie.        Was reizt Sie daran?                         nieure vergessen, was die Menschen vor
                      Darüber hinaus steuern alle Fakultäten        Spannend ist, dass die ForschungRe-          hundert Jahren erfunden haben, dann
                      der TU Braunschweig weitere Kurse bei         gion im Prinzip wie mein Studiengang         fangen sie wieder von vorne an.
                      – also beispielsweise Maschinenbau und        vollkommen verschiedene Institutionen
                      Elektrotechnik, Informationstechnik, Phy-     vereint: vom Helmholtz-Zentrum für                            Interview: Stefan Boysen
14   iQ-Journal 1/2018

     suj

     Johanna Hoppe VDI stu-            Kai Tim Bremermann VDI            Lucas Ilias VDI studiert Luft-   Marten Berlin VDI studiert
     diert Maschinenbau mit            studiert Wirtschaftsingeni-       und Raumfahrttechnik an          Maschinenbau mit der
     der Vertiefung Energie-           eurwesen Maschinenbau             der TU Braunschweig. Er ist      Vertiefung Luft- und
     und Verfahrenstechnik             mit der Vertiefung Kraft-         im ersten Master-Semester.       Raumfahrttechnik an der
     an der TU Braunschweig.           fahrzeugtechnik an der                                             TU Braunschweig. Er ist im
     Aktuell schreibt sie              TU Braunschweig. Er ist im                                         ersten Master-Semester.
     ihre Bachelorarbeit.              fünften Bachelor-Semester.

     Unser Praktikum ist ein Gewinn!
     Vier Studierende im Instituts- und Unternehmenseinsatz

                          Wo haben Sie Ihr       Erfahrung mit. Das ist im Studium bisher     Lucas Ilias: Ich habe neue Freunde ge-
                          Praktikum gemacht?     zu kurz gekommen.                            funden. Geplant ist, dass ich sie dem-
                        Johanna Hoppe: Bei       Kai Tim Bremermann: Eine ganz neue           nächst in ihrem Heimatland besuchen
            der Robert Bosch GmbH am For-        Perspektive. Im Bereich der Oberflächen-     werde: in England und Slowenien.
           schungscampus in Renningen bei        beschichtung kann ich planen und kon-        Marten Berlin: Wie man mit Kollegen
          Stuttgart im Bereich Corporate Re-     struieren – ein Fachgebiet, das ich noch     und Kunden Verabredungen trifft und
         search. Mein Fokus: Feststoff-Lithi-    nicht kannte.                                Vertrauen aufbaut.
          um-Ionen-Batterien – das Thema         Lucas Ilias: Zuallererst die Inhalte für
          meiner Bachelorarbeit.                 meine Bachelorarbeit, die ich über die-      Drei Gründe, warum Ihr Praktikum
          Kai Tim Bremermann: Im Fraunhofer-     ses Thema geschrieben habe. Und die          eine gute Wahl war?
        Institut für Schicht- und Oberflächen-   Gewissheit, dass ich auch im Masterstu-      Johanna Hoppe: Wegen des internati-
      technik in Braunschweig. Ich arbeite an    dium meinen Schwerpunkt auf Aerody-          onalen Umfeldes und der vielen Prakti-
     der Entwicklung eines neuen Prüfstands,     namik und Triebwerke legen möchte.           kanten und Doktoranden. Und wegen
     der vor Inbetriebnahme eine Reihe von       Marten Berlin: Gerade erst hatte ich eine    der spannenden Forschungsthemen,
     Verbesserungsprozessen durchläuft.          Vorlesung über Thermodynamik be-             denen man am Campus begegnet –
     Lucas Ilias: Bei Rolls-Royce Deutschland    sucht. Es war interessant zu sehen, wie      etwa künstliche Intelligenz.
     in Berlin. Hier habe ich mich mit der op-   sich die vereinfachten Berechnungen          Kai Tim Bremermann: Wegen des Er-
     timalen Auslegung von Axialverdichtern      an der Uni von den Ergebnissen in der        fahrungsgewinns, des guten Arbeits-
     beschäftigt – im Hinblick auf Aerodyna-     Praxis unter realen Bedingungen unter-       klimas und der Verbundenheit zur Uni.
     mik und Automatisierung von Prozessen.      scheiden.                                    Lucas Ilias: Weil ich viele Erfahrungen
     Marten Berlin: Bei der TLK-Thermo                                                        gesammelt und interessante Men-
     GmbH in Braunschweig. Hier habe ich         Und fürs Leben?                              schen kennengelernt habe. Und weil
     im Auftrag eines Automobilherstellers       Johanna Hoppe: Ich habe gelernt, dass        Berlin eine tolle Stadt ist.
     getestet, wie sein Wärmetauscher auf        bei der experimentellen Arbeit nicht im-     Marten Berlin: Wegen des guten Ein-
     unterschiedliche Umgebungszustände          mer alles glatt läuft und viel Durchhalte-   blicks in das Wirtschaftsleben, der
     reagiert.                                   vermögen gefordert ist.                      angenehmen Arbeitsatmosphäre und
                                                 Kai Tim Bremermann: Ich teile mir ein        weil ich meiner Vorstellung, welchen
     Was nehmen Sie mit für Ihr Studium?         Büro mit drei HiWis und Praktikanten.        Beruf ich später ausüben möchte, ei-
                                                                                                                                        Fotos: privat

     Johanna Hoppe: Im Labor habe ich Ver-       Darunter Ignacio aus Spanien, mit dem        nen Schritt nähergekommen bin.
     suche durchgeführt und Materialien her-     ich Englisch rede – das ist gut für meine
     gestellt. Ich nehme also viel praktische    Sprachkenntnisse.                                           Interview: Stefan Boysen
iQ-Journal 1/2018                    15

 N e u z u g ä n g e / G r at u l at i o n e n

neuzugänge
Wir begrüßen herzlich unsere neuen Mitglieder (bis 15. November) in unserem Bezirksverein. Schön, dass Sie da sind. Wir wünschen
Ihnen viele neue Kontakte und einen interessanten Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen.

Mohamed Abdelli, Braunschweig                Yiwei Li, Braunschweig
Osman Akinci, Wolfsburg                      Bastian Meister, Braunschweig
Mohammad Azizi, Braunschweig                 Lisa Michelmann, Braunschweig                        gratulationen
Torsten Becker, Braunschweig                 Nadine Mock, Herzberg
Lisa Beckmann, Braunschweig                  Marc Oellrich, Meine                                 januar
Johannes Bergers, Braunschweig               Alexander Onkes, Kissenbrück                         85 Jahre, Ing. Hans Peter Schmitz, Gifhorn •
                                                                                                  85 Jahre, Egmar Lübeck, Braunschweig • 80
Nikunjkumar Bhatt, Wolfsburg                 Stefan Plesser, Braunschweig
                                                                                                  Jahre, Dr.-Ing. Rolf Buchheim, Braunschweig
Michel Bienert, Wolfsburg                    Clemens Plumin, Schwülper
                                                                                                  • 80 Jahre, Dipl.-Ing. Rudolf Münch, Salzgit-
Alexander Bohnsack, Braunschweig             Paul-Ramon Proksch, Herzberg                         ter • 75 Jahre, Dipl.-Ing. Michael Schaller,
Sascha Brandt, Braunschweig                  Tim Rambow, Braunschweig                             Braunschweig • 75 Jahre, Dipl.-Ing. Hartmut
Alexander Brümmer, Braunschweig              Samuel Rischmüller, Braunschweig                     Rusche, Wolfenbüttel • 75 Jahre, Dr.-Ing. Am-
Martin Cieslik, Grasleben                    Christian Rückert, Braunschweig                      ritlal Sawla, Braunschweig • 75 Jahre, Dipl.-
Dario-Vicenzo Di Modica, Braunschweig        Ghazaleh Saberi, Braunschweig                        Ing. Lothar Kirschke, Salzgitter • 70 Jahre,
Andreas Dodinoiu, Braunschweig               Benjamin Sattelmaier, Ribbesbüttel                   Prof. Dr.-Ing. Manfred Peters, Wolfenbüttel •
Jan Drebing, Braunschweig                    Rieka Saucke, Gifhorn                                65 Jahre, Ing. (grad.) Uwe Fischer, Wolfsburg
Gehad Elzeini, Wolfenbüttel                  Dennis Schilling, Braunschweig
Elena Engelhardt, Wolfenbüttel               Kira Schmidt, Wendeburg                              Februar
Mustafa Essou, Braunschweig                  Paul Schmidtke, Braunschweig                         95 Jahre, Dipl.-Ing. Wolfgang Weissbach,
Andreas Faber, Wolfenbüttel                  Daniel Schulz, Wolfsburg                             Braunschweig • 80 Jahre, Prof. Dr.-Ing. Jörg
Maximiliane Fischkorn,                       Erwin Schweigert, Wolfsburg                          Schwedes, Braunschweig • 75 Jahre, Hon.-
Clausthal-Zellerfeld                         Marieke Simon, Braunschweig                          Prof. Klaus Dieter Arndt, Sickte • 70 Jahre,
Nikhil Giridharan, Wolfsburg                 Sebastian Skiba, Cremlingen                          Dipl.-Ing. Thomas H. Bleckwedel, Sassen-
Leon Götz, Wolfenbüttel                      Johannes Maximilian Roman                            burg • 70 Jahre, Dipl.-Ing. Peter Mandel,
René Graf, Edemissen                         Sparn, Braunschweig                                  Helmstedt • 65 Jahre, Dipl.-Ing. Peter Hantel,
Wilhelm Großmann, Wolfsburg                  Julia Sprenger, Braunschweig                         Braunschweig • 65 Jahre, Dipl.-Ing. Helmut
Lars Gutsche, Herzberg                                                                            Illig, Isenbüttel • 65 Jahre, Dipl.-Ing. Günter
                                             Lutz Stein, Peine
                                                                                                  Platon, Denkte • 65 Jahre, Dipl.-Ing. Werner
Matthias Herrmann, Braunschweig              Florian Steinmann, Wolfenbüttel
                                                                                                  Kittel, Salzgitter • 65 Jahre, Prof. Dr.-Ing. Fe-
Dennik Hesse, Braunschweig                   Marvyn Tedsen, Braunschweig                          rit Kücükay, Braunschweig • 65 Jahre, Prof.
Lars Hesse, Braunschweig                     Jan Teuwsen, Jembke                                  Dr.-Ing. Paul Wollschläger, Braunschweig •
Nils Hinrichs, Braunschweig                  Jan Walter, Leiferde                                 65 Jahre, Dr. rer. nat. Angelika Kolb-Telieps,
Pascal Hitschfeld, Salzgitter                Chen Wang, Clausthal-Zellerfeld                      Clausthal-Zellerfeld
Jan Gerrit Hobe, Braunschweig                Simon Wehler, Wolfsburg
Jonas Hoeß, Braunschweig                     Lisa Weiß, Liebenburg                                MÄRZ
Tobias Hünnerkopf, Braunschweig              Philipp Wermser, Cremlingen                          90 Jahre, Dipl.-Ing. Hermann Holland, Gif-
Fanar Ibrahim, Braunschweig                  Thomas Werner, Wolfsburg                             horn • 80 Jahre, Heinz Pohl, Osterode • 80
Jasmin Jülke, Braunschweig                   Jonas Witte, Braunschweig                            Jahre, Ing. Ewald Nolte, Lehre • 80 Jahre, Ing.
Rajesh Kannan, Wolfsburg                     Dennis Wittenberg, Braunschweig                      (grad.) Richard Jordan, Goslar • 80 Jahre, Ing.
Marc Klassen, Calberlah                      Marc Wutscherk, Dettum                               (grad.) Günter Müller, Langelsheim • 65 Jah-
Christian Köhn, Salzgitter                   Zijun Yu, Braunschweig                               re, Dipl.-Ing. Ralf-Dietrich Hoffmann, Det-
Jessica Körner, Braunschweig                 Atmar Yusufzai, Braunschweig                         tum • 65 Jahre, Wilfried Nietschke, Meine •
Alexander Kosinski, Wendeburg                Volker Zepezauer, Cremlingen                         65 Jahre, Dr. Ralf Bergholz, Braunschweig
Jannecke Kreutzer, Wolfenbüttel

                                              Dipl.-Ing. Franz Wehrberger
                                           * 25. Dezember 1911        † 6. September 2017
                           Am 6. September 2017 verstarb Dipl.-Ing. Franz Wehrberger VDI im 106. Lebensjahr. Franz Wehrberger war
                           zwanzig Jahre, von 1972 bis 1992, Vorsitzender der VDI-Ortsgruppe Wolfsburg. Ältere VDI-Mitglieder erinnern
                           sich sicherlich noch gern an ihn, wenn er die damals noch zahlreichen Vorträge und Exkursionen mit kurzen,
                           prägnanten Sätzen einleitete – einige Vorträge hielt er auch selbst. Das war eine Zeit, wo das gesellige Beisam-
                           mensein nach Feierabend noch eine andere Bedeutung hatte als heute. Franz Wehrberger nahm regen Anteil
                           am Geschehen des VDI bis ins hohe Alter.
                           Geboren 1911 in Mährisch-Schönberg (seit 1918 tschechisch), studierte Franz Wehrberger Maschinenbau an
                           der Deutschen Techni­schen Hochschule in Brünn. Nach mehreren leitenden Positionen bei verschiedenen Firmen
                           war er bis zu seiner Pensionierung 16 Jahre bei der Volkswagen AG als Leiter der Energieerzeugung tätig.
                           Der VDI Braunschweiger Bezirksverein und die VDI-Bezirksgruppe Wolfsburg haben Franz Wehrberger viel zu
                           verdanken. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
                                                                                     Dipl.-Ing. Heinz Böger VDI, Bezirksgruppe Wolfsburg
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