Das "Belvedere auf dem Schützenberg" in Donaueschingen
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Schriften des Vereins für Geschichte Band 50 . Seite 5 - 28 und Naturgeschichte der Baar März 2007 Das »Belvedere auf dem Schützenberg« in Donaueschingen von Hermann Sumser Geschichte einer Initiative zur Rettung, Sanierung und künftigen utzung des historischen Baudenkmals Ausgangssituation In einem abgelegenen, von verwildertem Unterwuchs, dichtem Laub- und adel- holz besiedelten Wäldchen a uf dem Schützen berg in Donaueschingen trat vor eini- gen Jahren ein schon seit Ja hrzehnten verlasse nes Gebäude in mittlerweile bekla- genswertem Zustand ans Licht der Donaueschinger Öffentlichkeit. In der ach- barschaft zu diesem Gelände hatte die Stadtverwaltung ein a usgedehntes Gelände von ca. acht Hektar käuflich erworben, um es als neues Wohngebiet der Stadt in diesem und wohl auch kommenden Jahrzelmt a uszuweisen und baulich zu er- schließen. Das abgelegene Wäldche n war Bestandteil der für die "Bebau ung Bühl- straße" erworbenen Gesamtfläche, die zur Disposition stand, nachdem der dort be- nachbarte, a m Ostabhang des Schützenberges zur Fri edrich-Ebert-Straße gelegene landwirtschaftli che Betrieb im Hintergrund der markanten Gründerzeitvillen von sein em Besitzer aufgegeben worden war. Beispielhaft hatte di e Stadtverwa ltung einen Architektenwettbewerb für die Bebauung des gesamten Area ls ausgeschrieben. Aus dem Wettbewerb war ein Kon- zept a ls 1. Preis hervorgegangen, das in dem sanft nach Osten abfa ll enden Hang- gelände eine sogenannte "Quartiersbebauung" vorgeschl agen hatte, ein allmä hlich wieder ins Bewusstsein der Fac hleute eingedrungenes traditionelles städ tebau liches Prinzip aus der Vergangenheit. Das Grünkonzep t dieses Entwurfs sieht mittig zwi- schen fünf geplanten Quartieren eine hangabwärts verlaufende Grünzone vor, die in einer talseitig am östlichen Rand des Bebauungsgebietes verlaufenden ökologi- schen Ausgleich sfläche mündet. Grünzone und ökologische Ausgleichsfläche so llen sich als standortnaher Erholungsbereich mit Fußwegen und einem größeren Teich entw ickeln, in dem sich a ls Überla ufbecken di e in Wassergräben offen geführten Regenabwässer des Bebauungsgebietes sammeln. - Soweit das Konzept des 1. Preis- trägers zur " Bebauung Bühlstraße" aus planerischer Perspektive, an dem der Ver- fasser im Hintergrund a ls Geb urtshelfer beteiligt war. Jenes roma ntische Wäldchen mit dem nicht minder romantischen Gebäude entpuppte sich jetzt a ls di e reizvo ll e Realität des nüchternen Planungsbegriffes "ökologische Ausgleichsfläche" . Das verfallen de Gebä ude in diesem Wäldchen so ll - te nach dem Willen der neuen Eigentümerin, der Stadtverwaltung Donaueschingen, baldmöglichst abgerissen werden, um die ökologische Ausgleichsfläche zu bereini- gen. Indes wurde diesem Ansin nen von der zwischenzeitlich eingeschal teten Denk- malpflegerin, der Konservatorin Frau Loddenkemper vom zuständigen Referat Denkmalpflege in Fre iburg (Denkmalpflege in Baden-Württemberg, achrichten- blatt der Landesdenkmalpflege, 2/2004 ), nach einer Besichtigung njcht sta ttgegeben, 5
Ausga weil die Fachfrau schne ll erkannte, dass e ich bei diesem Gebäude um ein bedeu- tende Baudenkmal in einem al lerdi ngs se hr kriti ehen Bauwstand handelt. Die Stadt war mit dem Erwerb dieses Geländes sp ric hwö rtli ch " wie die Jungfrau wm Kind" in den Besitz eines Baudenkma ls geko mmen mit einer Verpfli chtun g wr Er- haltung und ei ne m für di e Rettung akuten Handlun gs beda rf - an dererseits eines Ge- bäudes in Ge ta lt ein es Einraumhau es, das kaum für irgendeine öffentli che Ver- wendung geeignet sch ien, in einer Situation ohne öffen tli chen utw ngsbedarf und ohne entsprechend verfügbare H ausha ltsmi ttel. Die Verpflichtu ng der Eigentümerin wr Erha ltung wiegt in diesem Fall um so schwerer, weil die Stadtverwa ltung gleich- zeitig Organ der "Unteren Denkmalbehörde" ist und a ls olche eine gewisse Vor- bildfunktion hat. Es begannen eitens dieser Behörde und der ein gescha lteten Konserva tor in erste Erkund igunge n nach frühe ren Eigentümern des Ge lä ndes und der ursprüngli - Gebäudeansicht Ost (Bestandsplan H. Sumser). 6
edere auf dem Schützenber chen Zweck bestim mun g des Ge bä ud es, nachd em deutli ch wurd e, dass es vo n se inem A lter und ein er noch erkennbaren ursprün glichen Ausstattun g her mit Sicherh eit ni cht von se inem letzten Eige ntüm er, ei nem Ko hl enhänd ler a us der Nachba rschaft, er richtet wo rden wa r. Vieles deutete hin gegen a uf ursprünglich fürstl iche Auftragge ber in ein er fe rn eren Verga ngenheit hin . Zur Geschichte und Bedeutung des Baudenkmals All gemei n be ka nnt war, dass di eses Gebäude bis vor zwei J a hrzehnten von der Be- vö lkerung in A llm end shofen, insbeso nd ere von den rühr igen M itgliedern des tra- diti o nsreichen M ännergesangvere in s Allmendshofe n (M GV) a llj ährlich im Ra hmen der scho n legend ä ren Somm erfe te a uf dem "Schützenberg" in jenem Wä ldchen für den Ba rbetr ieb genutzt w urde. Spä ter ha t der Betrieb di eses So mmerfestes sich in di e Ta lebene a uf den dort a ngelegten Festpla tz verl age rt, wo d ie in frastrukturell en Vo ra ussetzu ngen und die Z ufa hrts- und Parkmöglichkeiten günstiger waren. Bei den ä lteren Verein smi tgli edern war jedoc h die Erinnerung a n di e besonder e At- mos phäre d ieser Bergfeste noc h wach. Leider entfielen mit dieser N utzung des Ge- bä ud es a uch jegliche Be mühu ngen, das Hä u chen im W ä ldchen a uf dem Berg ei ni- germaßen in Sta nd zu ha lten, zuma l der Eigentümer erke nnbar keinerl ei eigene Ver- wendung für das Ge bä ude ha tte. Bei den Fes tkundigen und der All mend shofener Bevö lkerung war d as Gebä u- de unter dem Begriff "Schütze nhä usle" bekannt, ein e Beze ichnu ng, di e naheliegt, wenll ma n a n se in e Lage a uf dem Schützenberg denkt. All erdings wei t d as Gebäud e keinerl ei hi stor ische Spuren ein er so lc hen N utzun g a uf, se i es in Gestalt von Schi eßluken, Schi eß bänken oder a nderen cha ra kteristi schen Einrichtungen. Der Lithographie " Residenz des Fürsten von Fürstenberg", 1827 (F. F. Archiv). 7
Z r Gesc des Baudenkmals tra diti onell e Sc hi eßp la tz der D o na uesc hinge r Schützen war nach Au skunft des frü heren Archi var im F. F. Archi v und Kenn ers der D o na uesc hin ge r Verga ngenh eit, Georg Goe rlipp, im Geb iet " Bohrer" in der Ti efzo ne der Brigacha ue vor dem do rt stei l ansteigenden H ügel a nge legt. Der anschli eßend e Umtrunk fand dann traditi o- nell im "Schützen " a n der "Sc hützenbrücke" sta tt. Konkreteres ergab sich jedoc h in den pärlichen Unterlagen zu die em Obj ekt im F. F. Archi v in einer a uf das J a hr] 827 datierten Lith ogra fie, die im Übrigen a l achdru ck a uch das Sekreta ri a t des Stadtba ua mtes und ma nch a nde re H a ush a lte ziert. In di eser D arste llung mit Blick a u f di e repräsenta ti ven Gebäude der Für ten- bergisc hen Res idenz, d as Schl oss, di e Pfa rrkirc he t. J o ha nn , di e Regierungsgebä u- de a n der H a ld en traße, betrachtet von ein em ta ndpunkt na he der Juniperus-Qu el- le ist a m linken Bildrand a u f der Anhö he de chützenberges zweifelsfrei jenes kl ei- ne Gebä ude e rk ennba r, das mit ein em Bestand a us F ichten und La ubbä umen im berg eit igen Hintergru nd und ha nga bwä rts nac h Osten ein en noch weithin freien Ausb li ck a uf Pa rkl a nd sc haft und Resid enz gewä hrt. Unten a m Bergfuß verläuft di e a lte La ndstraße von Hüfinge n her in einer Kurve in Richtun g des a l- ten Stadteinganges über die Kä- ferb rücke nach D ona uesc hin ge n. Auf de r La ndstraße zieht ein e vie rspännige Kutsch e stadta us- wärts, zwe i Reiter nä hern sic h in entgegenge etzter Richtung de r Stadt. An der Juniperu squ ell e im Vordergrund ind zwe i Wäsche- rinnen zuga nge, da hjnter fli eßt in Windungen das von der Junipe- ru quell e ges peiste " Brunnen- bächl e" durc h das a usgede hnte Wiesengelände, vorbei a n ein er we idend en H erde in Richtung Bri- gacha ue vo r dem Schloss, di e sich noch weitgehend mit spä rlic hem Ba umbew uchs p räsentiert, ein ge- fasst durch ein e M a uer gegenüber der offenen Fe ld - und Wi esenflur. Mit einem Blick wird a nge- sichts di eser Szenerie klar, dass das klein e H a us a uf dem Hü ge l ein Auss ichtsgebä ude ist mit vo r- gelagerter Terrasse, Geländer und "G ip fe lsta tion " eines in Serpenti- nen a nsteige nden Zuweges. Kl a r Standort mit Eintragung der Sichtachsen w ird a uch, dass dieses Gebäude (Montage H. Sumser). a uf dem erh ö hten Standort ei n t 8
Bel ere a einen weiten Ausbli ck a uf ein e noch besc ha uliche, ruhige Landschaft und Resid enz bot und ein lo hn en we rtes Zi el fü r ei nen ebenso bescha ulichen Spazierga ng wa r. Wie a uch in a nderen Fä ll en, z. B. beim Badge bäude im Park od er beim Schutzge- bä ude für das Römerbad in Hüfi ngen, hatte der fürstliche Bauherr eine Ansicht des neu errichteten Gebä udes a nfertigen lassen, um es in einer vervielfä ltigbaren Tech- nik unter der ku lturell intere sierten Ö ffe ntlichkeit zu verb reiten. Die Entstehung des Gebä ud es ist somü vo r 1827 a nzu setzen. Es ist die Z eit, in der der Ausba u der sumpfigen Brigach- und Brega ue zu ein em aturpark nach engli sc hem Vorbild be- ginnt mit diffe renzi erten Baumpfl a nzungen, Lichtungen und Wiesenfl äch en, mit ge- wu ndenen Fußwegen und ge kurvten Wasserflächen, mit ba umbesta ndenen Inse ln , bevö lkert von Wasse rvögeln und Pfa uen, mit integrierten Denkma len an besonde- ren Sta ndpunkten, mit verschi edenen utzgebä uden in anspruchsvoller, kl assizisti - sc her Gesta ltung w ie dem Badge bäude für di e Pflege rö mischer Badekultur, wi e dem Fischh aus in Gesta lt eines Kl eintempels nach gri echi schem Vorbild mit kunstvo ll gesta lteten Ammoniten-Ka pitell en. Auch die Res idenzstadt erfährt in di eser Ph ase eine städteba ulich bedeutsa me Erweiterung mit dem Ausbau der Josefstraße als repräsentati ve Stadtac hse a usgehen d vo rn sc hon bestehenden " Kava li ersha us" am Parkeinga ng, dem N ac bba rge bä ud e mit a nspruchsvo ll en Di enstwo hnungen, dem Ge bä ud e der Forstverwa ltung, dem " Ka mmergebä ude ' bis zum gleichfa ll s scho n bestehend en " Karlshof" a m süd lich en Ende. Na ch dem Verlust der po litisch en M acht unter der napoleon ischen H errschaft im J a hre 1806, nach der Bestätigun g der neuen Rechtverhältnisse a uf dem Wiener Kongress 1814/15 und der Übernahm e der Leitun g des H a uses durch Karl Egon II. im Jahre 1819 verlagerte sich der Schwerpunkt der fürstli chen Aktivitä ten auf die Sicherung der eigenwirt chaftli chen Grundl agen des Adelshauses und den Aufba u einer kultu rell bedeutsa men Res idenz. Es war der Vo llzug des Testaments von Historischer Lageplan aus dem Deckblatt zum "Wiesenplan" von 1803 (F. F. Archiv). 9
Zur Geschichte und B Fürstin E li sa beth , di e wä hre nd de r Ze it ihre r Vormund c haft über den n och juge ndlichen Erben Ka r! Egon ]1. di ese kultu re ll e Rev irement in die Wege geleitet ha tte unter tützt und begleitet von gle ichfa ll s kultu re ll und w i senschaftlic h o ri en- ti erten fürstlic hen Beamten w ie Oberl a nd esfo rstm eiste r Fre ih err von La ßberg, Geheim e r Ra t und Obe rba ua mtsdirekto r vo n Auffenberg, Le iba rzt Dr. J. Rehmann und a nd eren, di e ich im J a hre 1805 a ls Gründung mitgli eder der " G e ellschaft der Freund e der va terl ä ndi schen Geschic hte und a turge chi c hte a n den Qu ell en der Dona u ' zusa mmengesch lossen ha tte n. Teil di ese r Ausba uk o nze pti o n der Res id enz und de Parks unter d er anfä ngli - chen Leitung des Oberba udirekto rs vo n Auffenberg wa r sicherlic h die A nl age des Auss ic htsge bä udes, des " Belvede re a uf dem chützenberg", um e inen Begriff a us der Baugeschic hte di eses G ebä udetyps zu ve rwend en . Ein " Belvedere" ist in vielen Fä l- len Besta ndteil bedeutender Pa rka nl agen fe uda ler R esid enzo rte wi e z. B. da Belve- dere im Pa rk " Sa nsso uci" bei Po tsda m ode r da " Belvedere Schö nbrunn " in Wi en, um berühmte Beispiele a nzuführen, di e wegen ihrer Zu ge hö ri g keit zu R es idenzen regierender Häu se r von d a ma ls euro päi c hem R a ng na turge mä ß un vergleichlich g röße r und a ufwe ndi ger gesta ltet wa ren . 1m Übrige n kann ma n davo n a usge hen, dass di eses kl e in e Belvedere - ä hnli ch w ie Pa rk und " Mu seum ge bä ud e" - be i p azie rgä nge n und and eren Anl ässen für di e geho bene bürgerlich e Gese llscha ft wi e a uch für di e für tli c he Bea mtenscha ft Gebäudeansicht Nord (Bestands- und Entwicklungsplan H. Sumser). 10
ützenberg zugä nglich war; dies entsprach dem pa t riarcha lisc hen H errsc haftsstil und der tra- di tionell en M äzena tenro ll e des Fürsten ha uses. Es wa r a uch di e Zeit, in der der Sonntagsspazierga ng von den geho benen Schi chten, die in den Amts tuben und Ko ntoren tätig wa ren, beso nd ers gepflegt w urde. Z ur Sicherung ein er freien Aus- sicht a uf di e Resid enz und di e bürger li che Stadt w urd e sein erze it eine Grund- dienstbarkeit im Lagep lan einget ragen mit der Auflage, die Sichtachse zur Resid enz von jeglichem Bewuc hs und jegli cher Beba uung fre izu ha lten . Ein weitere D o kum ent a us dem E E Archiv, d as H err Dr. Wilts, der Leiter des E E Archi vs, a uf di e Anfrage n der Stadtverwa ltung und der Ko nservatorin präse n- ti eren ko nnte, ist ein historischer Lage pla n des Geländes a m Schützen berg, der do rt a ls Deckbla tt zum oge na nnten " Wi esenpl a n" von 1803 registri ert ist. Di eser Pl a n do kumenti ert in der zu jener Zeit übli chen D a rstellungsart einer aqu a rellierten Fe- derzeic hnu ng di e Lage de betreffen den Ge bä udes übe r dem O sta bh a ng des Schüt- zenberges. D as Gebäu de ha t ein e annä hernd q uad ra ti sc he G rundfo rm. Rü ckwä r- tig zur Bergse ite ist ein e di cht bepfla nzte Bösc hun g dargestellt, die im H a lbrund das Ge bä ude einfass t; pa ra ll el zu r Bö chungsf undung verl ä uft ein Fu ßweg, dahinter a ls Ab chirmun g zu den so bezeichn eten "Allm end shofer Bürge rfeldern " ei ne Allee-Be- pfl anzu ng para ll el zu m H ang in No rd-Süd -Richtung und vor dem Gebäude entl a ng dem Hüge lka mm ein Fu ßweg mit entsprec hender Bepflanzung. Unterhalb dieses Weges in der Achse des Ge bä ud es ist ein kl ein er kreisrunder Pl atz zu sehen, der von sy mbo li sch dargestel lten Fels broc ken bergseiti g eingefasst ist und viell eicht a ls Grotte gesta ltet war. H a nga ufwär ts führt ein Fußweg ta ngentia l und sich verzwei- gend von der Straße her durch da steil ansteigend e Ge lände, so dass di e Anh ö he bequ em zu Fu ß vo n der östlichen Auenl and schaft her und den dort in der Entste- hung begri ffe nen Pa rk anl age n zu erreichen ist. Eine dr itte All ee-Bepfla nzung sä umt den Fu ß des Abh a ngs. D avo r ist di e La nd straße von Hüfingen nach D o na ueschin- ge n eingezeichn et und a uch a ls so lch e bezeichnet. Ö stlich der Straße, do rt wo heu- te das Biederm a nn -Ge länd e a nschließt, das glücklicherweise noch weitgehend a ls naturna he Kulturl a nd sch aft erha lten ist, w ird in der hi stori sch en Ka rte das Gelä n- de nach den dama lige n Be itzverhä lrni sse n a ls "gnädigster H errsch aft Wi es, Gra- se lli s W ies, Sc hu ze ri s Wies und H ofbecken Wi es" bezeichn et. Aufgr und dieser beiden hi storischen Darstellungen kann d ie Entstehungszeit des " Belvedere a uf dem Sc hütze nberg" nac h Auffass ung der Ko nse rva torin Fra u Lo dd enkempe r zw ischen 1803 und 182 7 eingegrenzt werd en . D as " Belvedere a uf dem Sc hütze n berg" stellt somit einen Besta ndteil des denkm a lgeschützten Gesa mt- ensembles der F ürstlichen Residenz da r. Di ese r Zu sammenh ang mit dem Ensembl e der Residenz ist seit la nger Z eit in Vergessenheit geraten und vom Fürstenh a us sch o n Ende des vorletzten Jah rbunderts durch Verka uf a n pri va te Bauh erren recbtlich a uf- ge löst worden, oder in ers ter Lini e wohl , we il die Errungenschaften des Industrie- zeita lters, di e Eisenba hn und spä ter der Autoverkehr, den natürlichen Zu sa mmen- ha ng d es Aussichtspl atea us zum Pa rkge lä nd e d urchtrennt ha ben und das o nntäg- liehe Lu twa nd eln der gehobenen Bürge rscha ft zu die em Ort a llmä hlich an At- tra kti vität ve rl oren hatte. Denn ocb ist der kulturgeschichtliche Zusamm enh ang zum Gesa mtensembl e der ehema ligen Residenz ev ident und unter denkma lpflegerischen Gesichtspunkten von besonderer Bedeutung. 11
Zur Geschichte und Bede Baude als Konzeption und Zustand des Gebäudes In der a ll gemein en Ra tl osigkeit, wa mit dem a us der Vergessenheit plötzlich in d ie ko mmunalpoliti sche Di ku ss io n der Stadt D onau eschin ge n gerückte Ba udenkm al geschehen soll , wurde a uch der Verfasser a ls Mitglied de r " Interesse ngemeinsch aft Baa rem er Ba ukultur " und a ls a uf di e Sanierung hi sto risch er Ba usubstanz speziali- sierter Architekt zunächst un verbind lich ko nta kti ert und für das zwischenzeitlich gegen unbefugte Besuche mit ein em Vorhängesc hl oss gesicherte Gebäude mit einem Schlüssel ausge ta ttet. ä hert man sic h dem Standort he utzutage vo m rückwä rtigen, bergseitige n Gelände her, wo schon in eini ge r Entfernung di e e rsten H ä u erreihen der künftigen "Be ba uung Büh lstraße" von ne uen Architekturtrends künden, ta uc ht ma n mit dem Eintritt in das verwild erte Wäldchen und dem e rsten Blick a uf d as verei nsa mte kl ei- ne Gebäude in eine verga nge ne Zeit ein . Mit ein er gä hnend en Öffnung im grünlich vo n Flechten überzogenen D ac h, mit aufgerissenem Schindelmantel über der fensterlosen Westwand und darunter hervo rsc heinend en a ngefa ulten H o lzba lken, mit steil em, a llse iti g abfa llend em Dach, das w ie eine Mütze auf dem kl einen kubischen Baukörper sitzt, präsenti ert e sich dem se ltenen Bes ucher a ls So li tä r im H albdunkel des dichte n Ba umbestandes - fast wie der Turm von Ra pun ze l im Märchen der Brüder Grimm. Di e feinen, glatten, vo n Flechten und Moos bewachsenen D achp la tten mit ei- ner elega nten Aussc hweifung über der Traufe, di e von keiner ne uzeitlichen Blec h- Gebäu deschnitt Ost-West (Bestands- und Entwicklun gsplan H. Sumser) . 12
Bel edere a em Schützen berg rinne gestört wird, entpuppen sich bei näherer Betrachtung als As bestschi efer- Deckung, di e vor Ja hrzehnten wohl von den Festbetreibern a ufgebracht wurde und das Inn ere sicher la nge Zeit gesc hützt hat. Jetzt drin gt der Regen ungehindert durch di e nach Jahrzehnten des Vergessens und der Vernachlässigung ein gebrochene Öff- nung. Unter dem kleinen Vorsprung dieser Dachpl atten ve rl ä uft ring um ein äußerst fein profiliertes Hol zgesims, das unter der SchadsteHe des D aches a ngefa ult und ge- brochen ist. Dort hat sich a uch der Schindelmantel aufgelöst, und das eindringen- de Regenwasse r ha t das Fachwerkgefüge a us Pfosten, Riege ln und Bac kstein -Aus- ma uerungen zerstört. Die H o lzschwell e di eser bergse itigen Westwand ist fas t durch- ge hend vom Wasser geschädigt, das von ei ner dort angeschl ossenen Betonplatte ge- ge n di e H o lzwa nd spritzt. Diese Beto nplatte wurde einst von den Festbetreibern in Eigenarbeit als bergseitig vorge lagerte Terrasse für den Schankbetrieb a usgeführt; allerdings hat sie di e ursprünglich e Proportion dieser bergseitigen Fassade des Ge- bä ud es etwas beeinträchtigt. Gegenüber dem schon trostlosen Anblick der fe nsterlosen Westwand bietet sich beim Rundgang um das Gebäude ein etwas tröstlicheres Bild. Auf der Nord- seite ist der aus behauenen Sandsteinquadern gefügte Treppenaufgang, der zum er- höhten Eingang in das Gebäude führt, durch eine Senkung auf der Talseite in Schieflage geraten. Die Stufen ha ben sich dadurch etwas verscho ben, die Treppen- wange li egt als geso ndertes Relikt lose und a bgewendet neben dem Aufgang. Auf den StufenoberAächen sind noch Spuren der Befestigung ein es inzw ischen verlore- nen Ge länders sichtbar. Dem Gebäude zu hat sich durch die außenseitige Absen- kung des Treppena ufga nges ein e klaffende Fuge a ufgeta n, durch di e das Rege n- wasser zwischen Aufgang wld Gebäude eingedrungen ist und mittlerweile den Mör- tel und Unterbau a usgewaschen hat. Auch hi er hat im unteren Bereich der Außen- wand Spritzwasser zur Zerstörung des Schindelmantels und der Holzschwell e ge- führt. No tdürfti ge Repa ratu ren und Flickwerk haben ein achsacken der Riegel- wand mit der Backstein-Ausmauerung bislan g verhindert. Oben a uf dem verlän- ge rten Austrittspodest der Treppe führt der einzige Eingang in da s H ochparte rre- Geschoss in Gestalt einer noch funkti onsfä higen nach außen aufgehenden Türe mit Aufdoppelung a us profi lierten, diagona l angeordneten Brettern, die sich jeweils zu ein em auf die Spitze gestellten Qu adrat zusammenfügen, die zusätzlich mit hand- geschmiedeten Breitkopf-Nägeln in a bgestimmter Anordnung fixiert sind. Auf dieser Seite wird auch im Unterschied zur West eite der Aufbau des hölzernen Parterre- Geschosses über einem massiv gema uerten Sockelgeschoss erkennbar, das bergsei- tig in den H a ng ei nge bettet ist und a n den talseitigen Gebäudeecken mit mächtigen Sandsteinqu adern abgemauert ist. Auf der wetterabgewandten Ostseite zeigt sich das Gebäude in einem noch bes- sere n Zustand mit zwei noch weitgehend intakten, symmetrisch angeordneten Fens- teröffn ungen im H olzgeschoss, mit extrem schlanken, aufrecht stehend proportio- ni erten Fensterflügeln, mit kleinteiliger Sprossengliederung und fein profilierten Sprossen, a ußerdem mit noch inta kten, ana log dem Dekor der Einga ngstüre a ufge- doppelten Fensterläden und dem originalen Fixiergestänge sowie mit einigen Res- ten kunstvo ller schmiedeeiserner Feststellerbeschläge. Der Schindelmantel ist hier noc h weitgehend intakt mit den auf natürlich e Weise nach Jahren der Bewitterung 13
Zustand des G bra un grau verfärbten, ha lbrund geschnittenen H o lzschind eln in kleinem Forma t, die wie Fischschuppen die Wandkonstruktion verhüllen, mittl erweil e aber fast bis zur Papi er tä rke a bgem age rt sind. In da ni edrige Socke lgeschoss führt von di e er Ta lseite her ein e ä hnli ch ge- sta ltete Außenüire, zentriert unter den zwe i symmetrisch a ngeordneten Fensteröff- nungen im Hochparterre und mit entsprec hend gestalteter Aufdoppe lung und a- ge lung. Durch di ese Tür ge la ngt man in ein en - gem e sen a n der Au sdehnun g des Gebäudes - überra chend k lein en Innenraum mit grob geka lkten Wänden, einfa- cher H o lzdec ke und eine m Bo den aus breiten Di ele n. Eine einfac he Futterkrippe a us Rundh o lz und Leisten, a bgestimmt a uf di e Größe ein er Ziege, ist an der Rückwand a nge bracht. Vom benachbarten La ndwirt a uf dem Schützenberg wurde der kleine Kell er im Socke lgesc ho s wohl ein e Zeit lang a ls Ziegensta ll genutzt, um das Gras und di e Bü che a uf dem Gelände a ls Futter zu nutzen und für die a llj ä hrli che Fest- nutzung kurz zu halten. Oder ha t mögli c he rweise ein Ziege schon in früheren Zei- ten da s Gra um s " Belvedere" den Som me r über gekü rzt? An de r Inn en seite neben de r Eingangstüre befind et sic h noch di e Pa nzersiche rung in braun em Ba kelit-Gehä u- se, a n der die Strom ver o rg un g und Illumini erun g der hützenbergfeste a nge- sc hl ossen wurde. Hi er a uf de r Ta lse ite wird eine schm a le, ci rca 25 M eter lange Be- ronplatte unter dem Laub sic htba r die a uf ein chotterbett a ufgegossen i t und für di e a n den ommerfesten betri ebene Kege lba hn bestimmt war. uf der - wie die o rd ei te - schma leren Südseite des Gebäudes mit ein er ein - zelnen in der Symmetrieachse a ngeordneten Fensteröffnu ng im Holzge choss in glei- cher Dim ensionierung und Ausformung entspri cht der Zustand der Fa ssa de dem der Ostseite. An den Ecken des H o lzgeschosses li egt a uf di eser Se ite di e Wandkon- struktion jeweil s offen o hn e Schindelverkleidung und oh ne di e darunter a nge- brac hte Holzver c halung, wobei a uffä llt, dass an der Südwest-Ecke die tragende H o lzkonstruktion ich ni cht fo rt etzt und stattd esse n zu ei ner mass iven ufm a ue- rung wechselr. D er Grund hi e rfür wird erst im Inn ere n des Gebäudes erkennbar. ach 25 Jahren de r Vernac hl äss ig un g bietet sich dem intretenden im Hoch- pa rte rre ein a benteuerliches Bild. In dem beinahe quadratischen Innenraum, der das gesa mte Innenvo lum en di ese Geschosses einnimmt, beeindruckt zunäch t di e be- o ndere Ra umh ö he von über drei M etern und ein ra umh o her, weißer, noch weit- gehend inta kter franzö i cher Ka minofen ( heminee) in der Südwestecke, d er den Ra um behe rrsc ht. Di e Reste der noc h haftenden weiße n Putzdecke, daneben di e Un- terko nstruktion a us feine n La tten, wo der Putz schon heruntergefa llen ist, ein e kunstvo ll profili erte, a m Überga ng von der Wand zur Dec ke umlaufend e weiße Stuckvo ute mit neuzeitlich emRo a übertüncht, blau schimmernd e Tapeten auf den Wänden und weiße Putzfl ächen, vo n denen die Tapete in Fetzen herunterhä ngt, sind vo n a ufge ri sse nen und ba umelnden Schil frohrmatten auf Dra htgeflecht verschlei- ert, die ei nst den Barbetri eb a111 Schützenbergfe t ve rsch öne rn sollten. Jetzt hä ngen die e chi lfrohrmatten zu m Teil vo n der Decke heru nter, verl eihen den noch ver- bli e benen a ufgeschra ubten Holzla tten a n denen sie ein st befestigt wurden, den da- rüber und da hinte r befindli c he n Tapeten Wandputzflächen und Deckenputzfl ächen noch ein en letzten H a lt, während herunte rgefa ll ene Fetzen und plitte r den Di elen- boden bel age rn . Über der be rg eiti ge n, fensterlosen Nordwand kl afft da s be reit 14
em Schützen berg erwä hnte Loch im D ach. Do rt ha t sich di e Putzdec ke mitsa mt der Unterkonstruk- ti o n ge löst und gibt den Blick frei a uf fä ulnis befa ll ene nur noch notdürftig ha lten- de Deckenba lken des D achstuhls und a uf a nge fa ulte R a hmen, Pfo ten und Streben in der darunter gerade noc h a u frecht stehenden Mittelzone der Nordwa nd. Gegenüber, a uf der O stse ite, überra c hen die noc h weitgehend intakten, ori- gin alen Fenste r mit k unstvollen Besc hl ägen. Der Schließmech a ni smus, die eisernen mit Rosetten verz ierten H ebe l, die Bä nd er und Kl o ben, die Auskehlung der flü gel- ra hmen, wo sie mittig inei na nder chl agen, die hi sto risc hen Gl asfüllun gen: a lles ist noc h we itgehend inta kt, nicht zu letzt wegen der c hützend en ä ußeren Fensterläden. Wenn ma n di e Fenster und di e Läden öffnet, dr ingt reichli ch Li cht durch di e viel- gli edrigen Sprossenfe nster und ta ucht da Innere des Ra wnes in eine festliche H el- Gebäudegrundriss Hochparte rre (Bestands- und Entwicklungsplan H. Sumser). li gkeit, vermittel t da nn eine Ahnu ng vo n der Wirkung di eses a ufwä ndig ausgestat- teten Auss ic htsra umes, wenn ma n in der Lage ist, vo n den Sc häden a bzusehen und genü gend Ph a ntasie wa lten lässt, um sich die Aus icht a uf die Residenz durch die fr üh er spä rlicher vo rha nde nen Bä ume und Büsche vorzustelle n. Die Sockelzone ist m it einer kas etti e rten, hell grün lacki e rten La mperie ver- kl eidet, a bgestimmt a uf di e Einteilung der Ra umwä nde in Wa nd- und Fensterzo- nen. Di e Fenster sind mit p ro fili erten Bl end en eingefa st, d ie Brüstung i t als vor- springe nd es Gesims a usge bil det und unte rse itig von profi li e rten Ko nsol en gestützt. 15
Konzeption und u nd 5 bäudes Die mit kun tvo ll en M o tiven bedruckte Ta pete gibt dem Ra um ein be o nd eres Ge- p räge. D as Ta petendeko r ist th ema ti sch in unterschi edlic he Z o nen gegliedert. Im un - teren Bereic h ist eine Sockelqu ade rung a u Werksteinen bildli ch da rge teilt, d a rü - ber das fili grane Maßwerk ein es go ti chen Kirc henfenste rs in Ockertönen, das sich vo n ein em himmelbl a uen Hinte rgrund in a bgestufter Helli gkeit eindrucksvoll a b- hebt. Die es ocke rfar ben scha tti e rte Fenstermo ti v a uf bl a uem Grund , der Leitfarbe der R o mantik , i t vielfac h neben- und übereina nder zu einem Mu ter a uf den Wand - fl ächen zusa mmengefü gt und ve rmittelt mit der Sockelqu aderung den Eindruck ei- ner uml a ufend en gotischen Gebä ude- Kuli se, die w irkun g vo ll mit den weißen Stuck- fl ächen, den hellgrünen La mperien, den Fenster- und Türbekleidungen kontrastiert. An den herunterh ä ngenden Fetzen di eser Ta pete ist erkennba r, dass sie a uf a l- tem Z eitungs pa pi er a ufka chi ert i t, wo bei a uf einem Stück di e Ja hresza hJ 1 837 erscheint. Di e Ta pete ist a lso er t nac hträglich a u fge bracht worden. Wa hr ch einlich war sie zu di eser spä teren Z eit der letzte Schrei im exklu siven Tap etena nge bo t der 30er Ja hre des 19. J a hrhunderts, di e vo n einer a llgemeinen Begeisterung für da s Mit- tela lter und di e sp ezifisc h deut che Ba ukunst, Malerei und Literatur erfasst wurden. Auf di ese Weise sroßen in diesem Ra um zwei gä nzli ch unterschied liche Stilelemen- te a us versc hi edena rtigen Epoc hen a ufein a nder: eogotisches D eko r füllt di e W ä n- de eines spä tkl ass izisti sch gesta lteten Ra um es. Der do mina nte, ra umh o he, fra nzö i c he Ka min o fen i t entsprechend reich mit kl ass izisti schem Dekor gegli edert. Der fro ntse itige Unterba u mit der Sockelpl a tte und de r Abdeckpl a tte über de r Ka min öffnun g besteht a us fac hmä nni sch gea rbeite- ten Sa nd stein elem enten, di e im kl assischen Formenk a no n a ls Bas is, ä ul en und Ar- chitrav a usge formt sind mit differenzie rten Profili erunge n und Kassetti erun ge n, di e Füllfl ächen mit a ls Relief herau sgea rbeiteten D ekorelementen. Über de r den Feue- run gs ra um a bdeck end e n, w eiß gefasste n Sa nd steinpl atte erhe bt sich der obere Ofenkörper, der a us gegossenen Terra kotta-Ele menten zu amm engesetzt ist, die a ußen eitig mit GipsstLIck überzogen ind. Den oberen Abschluß bildet auf der H öhe der um la ufenden tuck voute ein kun (Volle Kra nzges ims mit vielfä ltiger Profilierwlg. Der Raum ist wi e di e Fas aden nac h ymmetri c hen Fo rmgesetzen kompo- ni ert: [n der breiteren O stwa nd sind zwei Fensteröffnun ge n a usgebild et, in der schm a le ren Südseite ein e ein ze lne Fen terö ffnung. Gegenüber, in der gleichfa ll s sc hma leren N ordwa nd , ist de r H a uptzuga ng wi e das gegenübe rli egend e Fe nster di - mensio niert und hinter der ä ußeren einflüge ligen Brettertüre, die in der Konstruk- ti o n einem vergrö ßerten Fenste rl aden entspricht, eine inn ere zweiflüge lige, verglaste Fenste rtüre au sge bild et, was noch deutlic h an den Bekleidungen und dort eingelas- senen Kloben a bles ba r ist. Der Ra um ö ffn et sich a uf di ese Weise konsequ ent zu a llen drei Aussichtszonen mit Fenstern und verschli eßt sich gegenüber der Bergse ite, von wo ein ungeliebter, stö render Einblick in da s Lnn ere de Raumes möglich wäre. In dem symmetrisch ko nzipi e rten Ra um überrasc ht di e Stellu ng des Kamin - ofens: er ist in der Südwest-Ecke de Ra umes posti ert - deswegen die erwä hnte mas- sive Au sma uerung in di eser ebä ud eec ke - und nic ht entsprechend den sy mm etri- schen Gesetzmäßigkeiten in der Mitte der fensterl osen Westwa nd. Wa hrsc heinJi ch ha ben hier techni c he und funkti o nelle G ründe di ese Po itioni e rung bewirkt, Lun elll e zu sta rke Hitzea b tra hlung a us dem o ffe nen Kamin im Mittelbe reich des 16
Iv dere ü:z berg Nordfassade, Treppenaufgang rechts (Foto H. Sumser). Innenraum, Deckenzone mit Tapetenrest (Foto H. Sumser) . 17
Konzeption und lust nd de Gebäudes Ra umes zu verm eiden . M ögliche rweise war a ber a uch di e für einen wirksa men Zug erforderliche Lä nge des Schom teins mit entscheid end. De r Ka min ist im darübe r- li egenden D achgeschoss kun stvo ll vo n der Südwestecke bis zum Mittelpunkt des D acha ufba u hin verzogen worden, um nach a ußen hin die Symmetrie zu wahren - wa hrscheinli ch a ber nic ht nur a u Gründen de r Symmetrie, so ndern auc h um den Kam in zu verlä ngern und den Ra ucha bzug da mit zu be c hl eunigen. Der wertvo lle [nn ena usba u lässt era hn en, dass es sic h um ein en für di e An- sprüch e des Adelshauses a nge messenen Aufentha lt raum a ls Z ielort ein e Spa zier- ga nges ha ndelte, in dem wo hl a uch Tee mit Kuch en a m offenen Ka minfeue r einge- nommen w urde, sofe rn die Dienerscha ft ma ngels ein er Kü che das nöti ge Wasser, das Geschirr und den Samowar herbeigesc hafft ha tte. Ko nstrukti v ist der Ra um eingefas t von Fachwerkwänden, di e mit gebra nn - ten Z iegeln a usge ma uert ind. Außen ei tig sind die Ri egelwä nde mit einer Bretter- sc ha lun g aufged oppelt, di e mit kl ein fo rma ti gen Ho lz chindeln beschl agen ist. In - nense itig sind di e Fachwerkwä nd e eben fa ll mit Hol zdi elen a ls Putzträge r versc halt und mit fe inem Gipspu tz überzogen. D er Fußboden ist mit breiten , ursprünglich glatt geschliffenen Dielen über dem Gebä lk belegt. Di e D ec ke des Ra um es ist un- tersei tig mit ein er H o lzlattung a ufge ba ut, a uf di e di e Gip decke a ufgetragen wur- de. Am Übergang zwi sc hen Wa nd und Decke ist uml a ufend das sehr diffe renzie rt profilierte Stuckgesims in Vo lutenfo rm a usgeführt. Über dem repräsentativen Aussichtsraum e rh ebt sich ein Wa lmda ch mit zwei H a uptdachA ächen nach 0 ten und Westen und steil er a nsteige nd en Abwalmungen nach o rden und Si.iden, den sc hm a leren Seiten de Gebäudes. Exa kt im Zentrum des kurzen D achfirsts ist d er Kamin - kopf pl a tziert. Der Hol zdachstuhl dar- unter ba ut sich über dem Erdgeschoss- raum mit Deckenba lken in O st-West- Ric htun g, der ki.irzeren p a nnweite, und Stichbalken in ord-Süd-Rich- tung a uf. All e Deckenba lken sind übe r den Außenwänden mit der sehr fe in pro fili e rten Hol zschwell e ein ge fass t, die nach a uße n ein fein zi eliertes Tra ufges ims bild et und a ls umlaufe n- der Gurt die Schubkräfte aus dem Sparren-Da chstu h Igebi nd e aufni I1lmt. Zwei Bundsp a rrenfelder ne hm en di e Lasten a us den oberen Sparrena uA a- gern der H a uptd achfelde r und d er Wa lm e a uf und übertrage n sie a uf den Pfettenkra nz i.iber den Außenwänden. De r sta rk verzogene Schornstein a u Back teinma u erwerk wird durch ge- schmi edete Eisenbänder a n den unte- Raumecke Südwest (Foto H. Sumser). re n Ka nten sta bili siert. E r ist a uf eine 18
Belvedere auf Di elenfläch e über zwei a nsteigenden Unterlagsbalken aufge legt. Die gesam te Dach- konstruktion mitsa mt der Belast ung durch den verzogenen Kaminschlot steht er- ta LIIlli cherweise gera de noch, obg le ich der unter der Dachöffnung inzwi eh en fast a bgefa ulte D ecken balken, auf dem sich a uc h noc h die tragenden Bund treben ab- stützen, fas t vo llständig a usgefa ult ist. Di e originale D ac hd eck ung ist nicht m ehr vorha nden und durch die vor J a hrze hnte n aufge brachten Faserzementplarten ersetzt worden. Wahrscheinlich war die Dachfläche ursprünglich mit arurschi eferp latten abgedeckt (wie vergleichbare Gebäude im Park), oder möglicherweise a uch mit Hol zsch ind eln. In sofern vermitte ln die in zwisc hen stark vermoosten Zementfaser- pl a tten mit ihren geschi chtete n Schindeln ein durchaus authentisches Bild der ur- sprüng lichen D achdeckung. Insgesa mt wirkt d as Gebäude von a ußen durc h seine Pro portionen, sein e strenge, kompakte Grundform, seinen Aufbau mit Ba isgeschoss, H ochparterre und steil em Walmdach, durch sein e einfac he Ausfo rmun g und differenzierte Detailaus- bildung a ußerord entlich kon sequ ent und ste llt som it eine st iL~e in e, klassizistische Komposition d ar. Die Ko nstrukti o n erwie sich a ls geeignet, den in di eser R egion rauen Witterungsbedingungen und a nh a ltenden Frostperioden sta ndzuh a lten . Alle wesentlichen Teil e des Gebäudes si nd als Ergebnis se ine besonderen Schicksa ls, über Jahrzehnte ver lassen und vergessen worden zu sein und sich für keine wirt- schaftliche utzung zu eignen, noch im Original erha lten - wenn a uch durch das undichte D ach in bedenklichem Zustand. D as Ausbleiben von ac hbes er un gen und nachträg lic hen Ver ä nd er ungen ha r a nde rerseits bewirkt, das der do kumenta- rische Wert ka um beeinträchtigt und somit di e Denkmaleigenschaft nicht nur im Zusammenhang mit dem Parkensem- ble, so nde rn a uch d as Gebäude a ll ein betreffend gege ben ist. D es halb h a t die Landesdenkma Ipflege, ve rtreten durch di e zuständige Konservator in Frau Loddenkemper, unterstützt durch H errn Dr. Laule, den Leiter des Refe- rates D enkm a lpfl ege in Freiburg bi s hin zur La ndeszentrale des amtlichen Denkma lschutzes und Vertretern der Denkm a lstiftung Baden- Wü rttem berg, di ese m Baudenkma l e in besonderes Gewic ht verliehen, da a us d ieser Ze it so g ut wie kein e vergle ichbaren Ge- bäud e überliefert und erha lten sind . ur wenige M eter Luftlini e trenn en di eses Gebäude als Zeuge e in er ver- ga nge nen Epoche von den neuzeitli - chen Fahrzeugen auf der stark befa h- r enen Friedr ich-Ebert-Straße am Fuß des Schützenberge . Detail Fassade (Foto H. Sumser). 19
Konzeption und Zustand des Gebäudes Initiativen und Konzepte zur Rettung des Baudenkmals ac hd em ein er tes von de r Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Gutachten zur Sanierung des Gebäudes von Seiten der D enkma lpflege anl äss lich der e r ten Be- ichti gun g mit Vertretern der Spitzen de Lan de denkm a la mte und der Stiftung Denkm a lschutz a ls zu oberfläch li ch bewe rtet wurde, so llte eine genauere planeri - che und fotografische Be ta nd sa ufn a hme des Gebäudes und seiner Schäden sow ie ei ne differen zierte Kostenschä tzung ein e so lide Grundlage schaffen für die Rettun g des Gebäudes und di e Ermittlung ihres fina nziell en Aufwandes. ach dem di e Stadt- verwa ltung die Beauftragung einer wei teren Untersuchung a bgelehnt ha tte, wurde d ie er Auftrag direkt vo m Refera t D enkm a lpflege des Regierun gspräs idiums Frei- burg an den Verfasser des Artike ls verge ben. All e für di e Erfassung de r Ko nstrukti o n und des Ausba us erforderlichen Bestandsplä ne wurden in ein em gegenüber der üblichen Praxis größeren Maß ta b 1: 25 erstellt, der ein e deta illie rte Darstellung ermöglicht. Für die Kostenschä tzun g wurden in jedem einze ln en Gewerk Fachfirmen oder Resta uratoren einge cha ltet, um ein en realistisch en Kostena nsatz und die notwendige Kosten icherh eit zu ge- währleisten. E in e denkmalgerechte Sanierung mu ss nach der Zie lsetzung verfahren, mög- lichst viel an origi na ler Bau ubstanz zu retten und zu integrieren. Di es erfordert in der Rege l ein en sehr behu t a men Umgang mit den noch vorhandenen hi storischen Bauelementen. So mü en beispielswe ise sc hadh a fte Kon strukti o nsteil e durch pro- thetisc he Anstückungen und ni cht a l ga nze Gli eder ersetzt werden, lose Teile der Wand- und Deckenoberfl ächen in ihrer Lage ges ichert und mit a ufwendigen Ver- fahren wieder krafrschlü s ig sta bili- siert werden . Bei einer derart geschädig- ten Substa nz wie es beim " Belvedere" der Fall ist, bedeutet da z. B. bei den Beschichtungen der Innenwä nde, dass di e Sicherung der noch verblie benen Te il e oft weita us a ufwä ndiger ist a ls di e Ergänzung fe hlend er Teile. Ergä n- zungen und Rekonstruktionen ande- re rseits ind schwierig, wenn die ent- spreche nd e Technik nicht mehr vor- ha nden oder der Rekonstruktionsauf- wand unverh ä ltni smäßig hoch ist. Backsteina usma uerungen in den Ri e- gelfe ld e rn ge chädigter Wandkon- strukti o nen müssen in ihrer Lage vorü- bergehend gesic hert oder ga r au ge- baut, gesä ubert, zwischengelagert und wieder ein gema uert werden. Alle Zu- stä nd e und Rekonstruktion en müssen sorgfä ltig und nachvo llziehbar doku - Detail Kaminofen (Foto H. Sumser). menti ert werden . Rekonstrukti onen 20
Belvedere auf dem 5ch "tzenberg fehlender Teile sind im o rma lfa ll eher unerwünscht, wenn sie nicht durch Befun- de ges ichert und für den Gesamtzusammenhang von Bedeutung sind. Bezüglich der nur noch in Restbestä nden intakten Tapeten wurde z. B. da von a usgega ngen, di e feh lenden Te il e nic ht zu rekonstru ieren, sondern rein maltechni sch in einer angepassten Grundfarbe a uszuführen, wod urch di e origina len Teile als sol- che erkennbar bleiben. Bezüglich der feh lenden Fenstertüre im Eingang wurde von dem mit der Untersuchung beauftragten Architekten ein e Rekonstruktion im Sinne der künfti gen Nutzung und eines klimatisch und optisc h geschlos enen Ra umes empfo hl en. Aus diesem Grund wurde auch von einer Ergänzung der abgefallenen Putzfel der a n Wänden und Decken a usgega ngen. In der ä ußeren Ersc heinung des Gebäudes so llte ein kleiner Teil der originalen Schindelung trotz tarke r Abnützung bewahrt werden. Für di e komplett neu aus- zuführende Dachd eckung w urd e ana log zu den D ächern der Gebäude im Park aus di eser Zeit die Verwendun g vo n aturschieferplatten empfohlen, da eine Ho lz- schindeldeck un g unter den Bäumen zu schnell vermoosen würde. Nach Vorl age des Erge bni sses der Kostenschätzung erklärte sic h di e Stadtver- waltung ni cht gewillt, die Bauherrschaft für die anstehenden Ba umaßnahmen zu übernehmen, obgleich die Denkmalpflege im Verein mit der Denkm a lstiftung die Gewährung eines ange me senen Zu chusses in Aussicht stellte. Dies war der Aus- gangsp unkt für eine Anfrage der Stadtverwaltung und der zuständigen Konserva- wrin an die Interessengemein schaft Baaremer Baukultur, wenn möglich eine Ver- einsiniti a ti ve zur Rettun g des " Belvedere" über ein e Spendensammlung zu starteo. Von Seiten der Stadtverwaltung w urd e für di esen Fall signa li siert, dass von der Stadt a ls Eige ntümer in wenigstens ein Zusch uss gewä hrt wird. Für den Ver- fasser a ls Mitglied der IG Ba ukulrur, als bi sla ng zuständiger Architekt und a l maßgeblicher Betreiber der Initiati- ve sc hi en dies von vornh ere in nur rea- listi ch, wenn es gelänge, noch a nd ere loka le Verein e wie den Baarve rein a ls maßgeb lichen Kultur- und Geschichts- verein in der Region und den MGV Allmendshofen als früheren Betreiber d er Schützenbergfeste " in s Boot " zu ho len. Für di ese n Rettungsweg war es wiederum unerl ässlich, a uch ein Kon- zep t zur utzung und Verwaltung des Gebäude a uszuarbeiten über eine Ko- operati on der Vere ine mit der Eigen- tüm er in Stadtverwaltung bzw. dem Kulturamt und Verkehrsamt der Stad t D ona ue chingen. Es wurden folgende N utzungs- möglichkeiten im R a hmen des To uri- Fenster mit Beschlag (Foto H. Sumser). 21
Initiativen g des Baude als stik - und Kulturprogramms der Stadt Donaue chingen, der Vera nstaltungspro- g ra mme der beteiligten Verein e und des Bi ldungs progra mms der Volkshochschul e vorgesc hl age n. utZLIng des Baudenkm a l • entsprechend se iner ursprüng lich en Be timmung al Au sichtsgebäude und Zielpunkt o der Zwischenstation vo n geführten Spaz iergängen durch das his- torische Ensemble der Res idenzsta dt und Parkanlagen, verbunden mit der Möglichkeit ZLI ein em Umtrunk im Au sichtsra um oder dem geme insa men Ge- nu ss einer heißen uppe a m Ka minfe ue r • fLir Veranstaltungen in kl ein em Krei , z. B. mu ikali che Vorträge, Litera tur- les un ge n, kulturhistorische Vo rträge usw. • a ls Stützpunkt, Infrastrukrureinrichtung und hi sto risc he Kuli se für klein e o mm erfeste mit Ge a ngsvo rträgen des MGV Allmend hofen speziell aus dem romantischen Li edg ut jener Zeit, a ls di eses Ge bä ude und di e ersten bürgerli- c hen Gesangvereine in der Entstehung begr iffen waren als a ttrak ti ve r On in der Naherholungszone des " Bühlstraßen-Wohnge bietes" für kl eine ac hba rsc haft fe te und a ls Ausguck auf d as Pa norama d es Stadtzen trum s. Um di ese utZLIngsm ög li chkeiten im Sinne ein es , ZLlm Leben erweckten Bau- denkmals " ZLI erm ögli chen, wurden Einrichtungen in spar a mem Umfa ng gepl a nt: til ge mäße Möblierung des Ra umes mit e in em großen Rundti sch und pa en- den Stühlen Einba u ei nes ZLlrückha ltend gesta lteten Eckschranke in der ordwestecke des R a umes gegen über dem Kaminofen in der Südwestecke, ausgestattet a ls klei- ner Teeküchensc hra nk Einbau ei ner opti sch ka um wahrnehmbaren Tapetentüre in der gesc hlossenen \X/estwa nd a ls Verbindung ZLI der dort a ngelegten Terra sse, die mit einem Be- lag und ei nem Schutzgeländer in einfac h te r Form a usge ba ut wird • Einba u ei ner kleinen Toilettenanlage im Sockelge chos und H erstellung der non,ve ndi gen tec hni sche n An chlü sse für Strom, Wasse r und Kanal. elbsrve rstä ndli c h so llte sich di e NutZLIng a uf di e Sommerperiode und allen- falls die Übergangszeiten be c hrä nken, um a uf den Aufwand einer dau erhafte Be- he iZLIn g verzichten ZLI kö nn en; nicht ZLll etzt auc h, um di e w ä rm ende Wirkung des französischen Kamin ofen ZLlr Ge ltun g ZLI brin gen. In der Folge wurden ZLlsammen mit Stadtbaumeister H einz Bunse und den in Frage kommenden Vereinen mehrere Be prec hun gen und Vorstellungen des R et- tungskonzeptes über ein ganzes J a hr hinweg durchgefü hrt. Zwi chellZeitlich wur- de a uch de r Gedanke ein er zu gr ündenden D enkm a lstiftung in der Region ZLlsa m- men mit dem in der Initi a ti ve gle ic hfa ll s engagierten Prof. Günther Re iche lt und mit Prof. Friede m ann Maurer vo n der Kun ststiftun g Hohenk a rpfen verfolgt - aber chli eßli c h doch wieder a ls ZLI breit und ZLI lan gfristi g a ngelegte Aktion aufgegeben. ach und nac h wurde deu tli ch, dass di e lok a len ZLl sä tzlich e inbezogenen Kultur- 22
Be vedere au chützenberg verein e di e geplante Akti o n mit nachh a ltiger Skepsis und Bedenken verfolgten, wo- bei sich beim Baarverein a uch die grundsätzliche Frage stellte, ob sich ein solches Engagement mit der Vereinssatzung und dem Selbstverständnis des Vereins verei n- baren ließe. In zw ischen wurde der Verfasser vo n der Konservatorin Frau Loddenkemper gebeten, vorab und im amen der IG Baukultur einen Förderantrag zu ste llen, da- mit die zu gewä hrenden Finanzmittel a ngesichts des dringenden H and lun gsbedar- fes zur Rettung des Gebäudes doch noc h ze itna h gewä hrt werden könnten. Wie- derum vorab als Vorleistung des Verfassers wurde dann der Förderantrag an di e amtli che Denkma lpfl ege und di e Denkm alstiftun g a usgear bei tet und im Namen der lG Baukultur geste llt. Bei ein em aus di esem Anlass anbera umten Ortstermin mit den maßgeblichen Vertretern der am tlichen Denkmalpflege und der Denk malstiftllng, die über di e Fördera nträge zu ent cheiden haben, wurde an läss lich der Demon- stration des vorge chlagenen Rettungsmode ll s plötzlich das Kon zept der Ballherr- schafts-Übern a hm e, der Finanzier ung, der Gebäudenutzung und der Organisation des utzungsbetriebes mitsamt dem Kostena nsa tz gru nd sä tzlich in Frage gestellt. Gleichzeitig wurde ein er heb licher Gesamtzuschuss signa lisiert und nunmehr die Stadtverwaltung gebeten, als Eigentümerin die Bauherrschaft zu übernehmen und damit auch die Funktion des Antragstell ers. Der Antrag wurde dara ufhin vom Verfasser entsprec hend abgeändert und im amen der Stad tverwa ltung Donaueschingen ern eut eingereicht. Mittlerweile war Detail Fenstersims (Foto H. Sumser). 23
"tiativen und Konzepte zur Rettung des Baudenkmals berei ts ein ZLlschu s in beachtli che r G rößenordnung schriftlich angekü ndigt wor- den, der die Entscheidung zur Überna hm e der Bauleitun g durch die Stadtverwa l- tun g e rl eichtern o llte und a uch de utli ch machte, welche Bedeutung der Erha ltun g di ese Ba ud en km a l se itens der La ndes-Denkm a lpflege und Landes-Denkma lstif- wn g beigemesse n wird. Denn och ta t sich der Don a uesc hin ge r Gemeinderat immer noch schwe r mit ein em fin a nzi ell en Engagement für dieses a bgelegene, nutzlose Ge- bäude, wie a uc h in ma nc hem Presse-Ko mm entar ein e so lch e In vestiti o n al frag- würdig beze ichn et wurde. Di e eingescha lteten Ve rein e waren jetzt von der mögli- chen Vera n twortung für das Z usta nd ekommen ein es a nge messenen Fördertopfe entbun den. D enn och ergab sich noch imm er ein e Finanzierungs lücke zwischen dem signa li sierten Zuschu ss, dem Zuschu ss der tadtverwaltung und den errec hn eten In- sta nd setzungs kosten. In di eser Situ a ti on sa h sich di e Land esdenkma lpfl ege zu dem Ver uc h vera nl asst, über ein e Redu zie run g des Kostena nsatzes di e Lück e zu sch li eßen mit folgenden Mitteln: • Abspecken des Sanie rung ko nzeptes durch Ve rzicht a uf jeglic he Ergä nzun g fe hlen der Teil e des Ba udenk ma ls, • Verzicht a uf jegli chen Gedanken eine r utzun g des geretteten Gebä udes, • Bea uftrag ung ein es a nde ren Arc hitekten, de r d ieses Konze pt und die Baukos- tensc hä tzung wunschge mäß he runte rrec hn et a uf das ivea u der gedeckelten Finanzierungsmittel der Beteili gten. D ieser Architekt wurde ge fund en und vom D enkmal a mt mit der weiteren Betreuung beauftragt. Das Probl em der Rettun g des Gebäudes scheint so mit für di e Denkm a lpfleger gelö t und das imme r w ieder a uch im Gemeinderat eingeforderte utzungs kon zept nunm ehr o bsolet zu se in . Die vie lfachen Be mühungen und a uch finanziellen Aufwendungen de Verfassers im Vorfeld der Rettung di eses Baudenk- ma ls werden jetzt a ls dessen Pri va ta ngelege nh eit und fre iwillige Spe nd e betrachtet und behandelt. Die Entwicklung des Residenz-Ensembles und Resümee Da Engagem ent für di e Erh a ltun g und Wi ederbe lebung des " Belvedere a uf d em Schützenberg" steht für den Verfasser dieses Artikel in ein em inh a ltlichen Zu sa m - menhang mit früh eren Initi a ti ve n bez ügli ch des Kultur tandortes Don a ueschingen in Gestalt der ehema ls Fürstli ch Fürstenbergi c hen Res idenz. ach den ersten Ver- kä ufen von Kulturschä tze n aus den Fü rstenbergischen Sam mlungen in den früh en 1980e r Ja hren nac h we iteren Verk a ufsverha ndlun gen in den 90er Jahren wurde vom Verfa e r da ma l ein Ko nze pt entwickelt und in di e Di sku ssion eingebracht, das a ufzeigte, wie di e Verkaufsa bsichten der Fürstenberger zu verei nbar en wä ren mit ein em Ve rbleib der wesentlichen Besta ndteile der Sa mmlun gen am Sta nd o rt Do- naueschingen über ein e konzert ierte Aktion der Landesregierung, des La ndkreises, der Stadt Do na ueschingen und der Einbeziehu ng von Ka pital oder Spenden a us der regio na len Wirtschaft und vo n p ri va ten M äzenen in der Form einer Auffa nggesell - schaft. Es wurde das Modell ei ner umme von Spezialm useen mit zentra lem, akti v ge ta ltetem Vera n ta ltungs betri e b in den zur Dispos iti o n ste hend en, hi torischen 24
Be vedere auf d Schü zenberg Rä umlichk eiten der Residenzstadt und Parkanlagen a ls AußensteIle eines Landes- museums entwickelt das den Kultursta ndort Dona ueschinge n erheb lich a ufgewer- tet hätte, dessen Auswirkungen a uf den Tourismus in der Stadt und die lokale Kul - tur- und Geschäftswelt von großer Tragweite gewesen wären. Das Konzept wurde leid er weder vo m Fürstenhaus noch von der Landesregierung beachtet. Zehn Jahre danach an läss lich ei ner im Ra um stehend en weiteren Verkaufs- we il e wurde das Konzept noch einma l weiterentwickelt und dem Fürstenhaus, dem Regieru ngsp räs idium sow ie dem zustän digen Ministerium der Landesregierung unterbrei tet. Di eses weiterentwickelte Konzept (Text veröffentli cht im Band 46/ 2003 der Schriften der Baar) wurde sowohl vo m früheren Oberbürge rmeister der Stadt D ona ueschingen, H errn Dr. Everke, a ls a uch vo m zuständigen Fachmann im Regierung präsidium Freiburg begrüßt und unterstützt, lei der letztlich ohne Ko n- eq uenzen für das ansc hli eßende Vorgehen. Inzwischen ist, wie allgemein bekannt, der größte Teil der Literatur- und Gemäldesammlung verka uft worden und in der Fo lge a bgewa ndert, zum Teil in die zentralen Archive und Bibli otheken des Landes, zum anderen Teil zerstreut in all e Winde. Wenn man den Aufstand der Kulturwelt vor einigen Wochen a ngesichts des von der Landesregierung mit dem badi sc hen H erzogshaus eingefädelten Deals zur Sanierung des Schlosses in a lem über den Verkauf der H andschriftensa mmlung im Auge hat, wird deutli ch, das es in Stuttgart doch an ein er gewissen Sensibilität im Umga ng mit gesc hlosse nen Ku ltur-Sammlungen mangel t. Die Frage drä ngt sich a uf, o b im Falle der Zerschlagung der Fürstenberg-Sammlungen viell eicht der Protest der kulturell Interessierten zu schwach war und die vornehme Zurückhaltung in der Do- na ueschinger Bevölkerung möglicher- weise kontraproduktiv? Leider ist die- se Chance vertan. Was blei bt, und das ist nicht weni g, sondern imm er noch ein Glücksfall für di e tadt, sind die Gebäude und Parka nl agen der ehema- li gen Res id enz, wenngleich sich a uch hier se it eini ge n Ja hren ein a llm äh li - cher Besitzwechsel und damit a uch di e Zersplitterung des Fürstlichen Kul - turerbes voll zieht. Das klassizistische Badgebäude im Park muti erte scho n vor J a hrzehn - ten noch unter fürstlicher Regie für ei- nige J ahre zu einem Nobe lrestaura nt, spä ter unter der Schirmherrschaft der Erbprin zessin Maximiliane zu ein er beachtlichen Sozialeinrichtung für MS- Krank e mit angegliedertem Resta ura nt und Cafe. Schließlich, nachdem für die Sozialeinrichtung ei n neues Gebäude an anderem Ort erstellt werden konnte, Detail Fenster mit Beschlag (Foto H. Sumser). 25
Die Entwicklung des Residenz-Ensembles und es" mee w urde das Ge bä ude ei ne Zeit lang a ls Resta ura nt und Cafe weiterbetri eben im Zu- sa mmenha ng mit dem Betrieb ei nes mit se in em heterogenen Budenza uber dem kl as- izistischen Gebä ud e wenig a ngemessenen Bierga rtens a uf der O stse ite vor dem Por- tiku s, wo früh er das Becken des fürstlichen Freibade mit Aussicht in di e La nd schaft des Don a uri ede a nge legt wa r. In zw isc hen i t es in priva te Investorenh ä nd e über- gega ngen und wurde ein er neuerli chen Sanierung unterzogen unter Ausdehnung des Resta ura nts a uf d as Gesa mtgebä ud e. Der Biergarten ist noch immer a thmos- phäri eh von den H o lzb ud en und den Blechkarosse n des a nschli eßenden Parkpl at- zes gep rägt, so ll jed och in ein er späteren Bauph ase a ngemessen gestaltet werden . A uf der Westse ite des Gebä ud es, zum Pa rk hin wurde di e Grundstücksgrenze so eng entla ng der Gebäudekante gezogen, da s der dortige Ein ga ng nicht mehr a kti viert werden kann , wodurch di e sc hö nere Pa rk se ite des Gebäudes dem Resta urantpu - blikum verwehrt bl eibt. Das sta ttliche Backsteingebäude, di e " Ka mm er" an der Josefstraße, das gleich- ze iti g den o pti schen Abschluss der " Prinz-Fritzi -A ll ee" bildet, ist vor Monaten in di e H ä nde ein e pri va ten Einri chrungs hauses übergega ngen und bild et nunm ehr das gepfl egte Ambiente für a n pruch svo ll e Schau- und Verka ufsräum e. D as "M u- eum gebä ud e" a m Pa rkeinga ng gege nüber dem Sch loßkompl ex, ein st ge ba ut als Kulturh aus für die Do na ueschinger "Museum sgese ll scha ft ", eine Verei ni gung von ho hen fürstlichen Bea mten und "gehobener " Donau eschin ger Bürgerscha ft, in des- sen kulturhi stor i eh bedeutsa mem "Empire-Saa l" sc hon im 19. Ja hrhund ert Kon - zerte und Bä ll e ve ra nsta ltet wurden und di e Do na ueschinger Musiktage in den frühen 20er J ahren des 19. Ja hrhunderts ihre Geburtsstunde erlebten, wurde eit der Nachkriegszeit bi s in di e jüngste Verga ngenh eit durch den Kino betri eb nur noch elekti v genutzt. Der Empire-Saal lag in der Kin o-Ph ase weitgehend brach. Diese ein st vo n Für t Ka rl -Egon II . der " Muse umsge ell schaft " zur utzung überla sse ne repräsentative Kulturgebä ude a m Pa rkein ga ng, das sich nach Aufgabe des Kino-Be- tri ebes eigentlich her vorragend für eine öffe ntliche städti ehe utzun g a l Kammer- Konzert aa l, Empfa ngssaa l, Vortragssaal und Au stellungszentrum empfohlen hät- te, ist nunm ehr nac h aktu ell en Ze itungs berichten vo n einer Unternehm erfa mili e a us Schwenningen erworben wo rden für di e Präsentation ein er eigenen Samm lung mo- dern er Kunst; das ka nn , ge messen a n den a ll gemeinen Umständen, noch a ls Glücks- fall betrac htet we rd en, zumal a uch da gleichfa lls zum Verkauf stehend e Ba ud enk- ma l "Vill a D o ll y", das ehema li ge " Kava li ers ha u " a us den letzten Ja hren des 18. J ahrhundert , der Garten zwischen beiden Gebäuden und a uch das lan ggestreckte, ebenfalls denkm a lgeschützte benachbarte " Leitgeb'sche Haus" in der Josefstraße a ls Ense mble erworben wurde. Der Erwerb di ese Ensemb les für die signa lisierten ut- zungen eröffnet zumindest di e M öglichk eit für eine zu a mmenhängende, a uch öf- fentliche kulturelle utzung a n diesem bedeutenden Standort. Di e noch im Besitz der Fürstenfa mili e verbliebene, vor Jahren cho n anierte " Ora nge rie" steht bislang leider noch imm er funktion los d a . Am Schl ossgebä ude a ndererse its hat in di esem Ja hr ein e ba uliche Außenrenovierun g bego nnen. Im Ge- bä ud e d er "Fürstenbergi ehen Samm lunge n", d as in den letzten Ja hren ebenfa ll s ei- ner ä uße rli chen Renovierung unter zogen wurde, werden nach dem Exodus der be- deutenden Gemä Idesa mml un g mitrl erwe ile fa mi Iiä re Erbstü cke a us verschiedenen 26
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