Wie unsere die Welt - TUM Community
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Wie unsere K R E A T I V I T Ä T die Welt verändert. ECHTE PIONIERE Der Präsident besucht Celonis AHA-EFFEKT Nobelpreisträger über Kreativität in der Forschung HERBST WINTER INSPIRATION 21 Alumni und die Rolle der Musik in ihrem Leben Technische Universität München
10 Jahre Deutschlandstipendium an der TUM Ein Stipendium, das Freiraum schafft Wer über den Innenstadtcampus läuft, kann vielerorts das Projekt von Veronica Becker (Masterstudentin Umweltingenieurwesen) sehen. Mit Gemüse-Hochbeeten macht sie mit ihrem Team den Campus nicht nur grüner, sondern auch lebenswerter. Das Deutschlandstipendium gibt ihr dabei die Freiheit, ihre Ideen neben ihrem anspruchsvollen Studium umzusetzen. Mehr zur Jubiläums-Spendenaktion: www.tum.de/deutschlandstipendium
E D I T O R I A L Dr. Sabrina Eisele und Dr. Verena Schmöller von der KontakTUM-Redaktion Liebe Leserin, lieber Leser, jeden Tag beobachten wir die Fantasie unserer Kindergarten- und Schulkinder. Ein Stock wird schnell zum Zauberstab, der Papa im Handumdrehen in einen Säbelzahntiger verwandelt, aus Wasser, Sand und Blättern wird eine Suppe gekocht. Kinder lassen ihrer Kreativität freien Lauf und inspirieren sich und uns mit ihrem fantasievollen Blick auf die Welt. Aber nicht nur für Kinder, für uns alle ist Kreativität heute wichtiger als je zuvor. Wir müssen kreativ sein, um nachhaltige Lösungen beispiels- weise für den Klimawandel zu finden. Vor neuen Herausforde rungen stehend, müssen wir immer wieder den Blick wechseln, um nicht stehen zu bleiben und Innovationen Raum geben zu können. Jeder erfolgreiche Forscher und jede brillante Ingenieurin ist darauf angewiesen, eingefahrene Wege zu verlassen, neue Perspektiven einzunehmen, disruptiv und unkonventionell zu denken, um zu zukunftsfähigen Ergebnissen zu kommen. Jeder von uns ist jeden Tag in vielfältiger Weise kreativ gefordert. Und dieser Herausforderung begegnen wir alle unterschiedlich, je nachdem, aus welchem Fachbereich wir kommen, was wir von unseren Mentorinnen und Mentoren gelernt haben, wie es uns persönlich am besten liegt. Dieser Vielfalt an Kreativität haben wir die aktuelle Ausgabe des Alumni-Magazins gewidmet. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre. Und wenn Sie beim Lesen auf neue Ideen kommen, freuen wir uns, davon zu hören: alumniundcareer@tum.de Ihre KontakTUM-Redaktion
Das KontakTUM Magazin wird 20 Jahre alt. S C H O N ? G E W U S S T KontakTUM wird an 58.000 Adressen weltweit verschickt. Den längsten Weg legt es nach Wellington in Neuseeland zurück. Ein durchschnittlicher Leser benötigt rund 53 Minuten, um diese Ausgabe von KontakTUM von vorne bis hinten durchzulesen. Das am aufwendigsten produzierte Cover war das mit der goldenen Amtskette des Präsidenten. Diese wurde eigens für ein Fotoshooting aus dem Tresor geholt. Es handelt sich um das Herbstheft 2019 anlässlich des Präsidentenwechsels. www.community.tum.de/20-jahre-kontaktum 4
I N H A LT KontakTUM Herbst/Winter 21 Wie unsere K R E A T I V I T Ä T die Welt verändert. IM FOKUS Kreativität im Bild.......................................................................... 6 GEGRÜNDET Der Präsident besucht Celonis...................................................... 8 8 TEAMWORK Tipps für das kreative Arbeiten von Maya Schuldiner.................... 20 AHA-EFFEKT Drei Nobelpreisträger über Kreativität in ihrer Arbeit....................... 28 RUND UM… Kreativität................................................................................... 36 DIE GUTE IDEE Wie Innovatorin Miriam Haerst zu einem Unternehmen kam.......... 38 INNOVATION Freiräume für Forschung mit den TUM Innovation Networks.......... 42 INSPIRATION Alumni erzählen, welche Rolle Musik für ihr Leben spielt............... 46 VERANSTALTUNGEN Veranstaltungen für Alumni an der TUM....................................... 56 ERFOLGE Wer macht was in der TUM Community?..................................... 64 Echte Pioniere. Der Präsident besucht Celonis. 46 Alumni erzählen, welche Rolle Musik für ihr Leben spielt 38 Wie Innovatorin Miriam Haerst zu einem eigenen Unternehmen kam 5
KontakTUM | I M F O K U S Kreativität ist überall Sie ist da, wenn Forschende und Studierende an eine Idee glauben und intensiv daran forschen. Wenn sie alte und neue Probleme anders lösen als bisher. Wenn sie ihren Ideen freien Lauf lassen, mit einer Frage beginnen und auf eine andere eine Antwort finden. Wenn sie einen Versuchsaufbau immer wieder aus neuen Perspektiven betrachten, und wenn sie das traditionelle Verständ- nis ihres Faches sprengen. Gerade bei globalen Herausforde- rungen brauchen wir neue und kre- ative Ansätze – zum Beispiel, wenn wir die Erforschung der Resistenzen gegen Antibiotika vorantreiben. So wie die Labormitarbeiterin hier im Bild, die am TUM-Lehrstuhl für Me- dizinische Mikrobiologie, Immuno- logie und Hygiene Bakterienproben analysiert. 6
Echte Pioniere Der Präsident besucht Celonis Ein Studienprojekt an der TUM brachte sie auf die Idee: Heute ist das Unternehmen der drei TUM Alumni Bastian Nominacher, Martin Klenk und Alexander Rinke 11 Milliarden Dollar wert und damit eines der wertvollsten Start-ups Europas: Celonis. 9
KontakTUM | G E G R Ü N D E T Präsident Thomas F. Hofmann kennt Celonis seit den ersten Anfängen als Gründungsidee von drei jungen Studenten. Nun besuchte er die Münchner Unternehmenszentrale an der Theresienstraße. I m September 2021 besuchte TUM- Präsident Thomas F. Hofmann die Münchner Zentrale des Unternehmens Celonis. Dort sprach er mit TUM Alum- nus, Gründer und Co-CEO Bastian Nominacher über Kreativität, fachliche Kompetenz und Durchhaltevermögen – oder kurz: darüber, wie die Entwicklung von Unternehmensideen funktioniert. 10
Celonis hat mehrere Etagen an Büroräumen an der Theresienstraße angemietet. In die kleinen Telefonzellen können sich Mitarbeiter zurückziehen, wenn sie bei einer Besprechung oder einem Telefonat ungestört sein wollen. Beim Rundgang ließ es sich Präsident Thomas F. Hofmann nicht nehmen, Bastian Nominacher zu einer kleinen Kicker-Runde herauszufordern. Herr Nominacher, welche Rolle spielt Ausdauer bei der Aalst gestoßen, was zur ersten Begegnung mit den Ideen Entwicklung von guten Ideen? des Process Mining (siehe Kasten) und des Workflow- Managements führte. BASTIAN NOMINACHER : Eine sehr große Rolle – auch jetzt noch als Unternehmer. An einem Tag funktioniert alles und NOMINACHER : Als wir über diese bahnbrechenden Ideen stol- der Kunde ist glücklich. Am nächsten Tag ändert sich et- perten, konnten wir eine entscheidende Verbindung her- was und man muss die Technologie anpassen, alles über- stellen. Wir erkannten den Zusammenhang zwischen den denken, nach anderen Wegen suchen. Durchhaltevermö- Prozessdaten, die wir im Rahmen unseres Studienprojekts gen und Beständigkeit zeichnen die meisten Gründer aus. für den Bayerischen Rundfunk untersuchten, und der Mög- Wer eine Vision hat und diese vorantreiben will, der kann lichkeit, sie durch die Entwicklung einer eigenen Process- nie den geradlinigen Weg gehen. Mining-Software zu lösen. Mit anderen Worten: Ohne die Forschung von Wil gäbe es Celonis in der Form wahr- THOMAS F. HOFMANN : Ja, Frustrationstoleranz ist eine ganz scheinlich nicht. wichtige Eigenschaft für erfolgreiche Wissenschafts- wie Gründertalente. Die einfachen Wege sind meistens schon Was war dafür ausschlaggebend, dass Sie in diesem von anderen „ausgetrampelt“; echte Pioniere begeben Moment diese potenzialreiche Verbindung erkannt haben? sich hingegen auf unkartiertes Terrain mit all seinen Hö- NOMINACHER : Ich bin sicher, dass unsere Ausbildung einen hen und Tiefen. Erfolg und Innovation entstehen, wenn großen Anteil daran hatte. Unser Studium hat uns eine wir dem Neuen eine Chance geben und dabei immer wie- breite Wissensbasis vermittelt, von der aus wir weiter- der alternative Ansätze erproben, auch wenn viele davon gehen konnten. Ich glaube, dass eine gute Kenntnis des vielleicht nicht auf Anhieb funktionieren. Neben fachlicher Gebietes, in dem man unterwegs ist, wichtig ist, um auf Kompetenz und Kreativität brauchen wahre Erfinder, Ent- gute und neue Ideen zu kommen. Die Kreativität lag dar- decker und Innovatoren deshalb eine gesunde Portion in zu erkennen, dass der Transfer zwischen den theore- Frustrationstoleranz, und statt der Angst vor dem Schei- tischen Algorithmen des Process Mining und den Daten tern lernen sie aus ihren Fehlern. des Bayerischen Rundfunks möglich ist. Bis heute stellen wir ständig neue Verbindungen zwischen akademischer Die Geschichte der Innovation, auf der Celonis aufbaut, Forschung und der praktischen Anwendung her und ent- beginnt in der TUM Universitätsbibliothek: Auf der Suche wickeln unser Produkt kontinuierlich weiter. nach einer Lösung für Ihr Studienprojekt sind Sie auf ein Buch des niederländischen Professors Wil van der 11
KontakTUM | G E G R Ü N D E T Durch das starke Wachstum ist man bei Celonis stets auf der Suche nach neuen Talenten. Daher tut das Unter- nehmen viel dafür, gerade für junge Fachkräfte attraktiv zu wirken: Ein unternehmenseigenes Studio dient der Aufzeichnung von Podcast-Folgen. Auf mehreren Dachterassen und in so genannten Playrooms kann man eine Auszeit vom Schreibtisch nehmen. HOFMANN : Das kann ich nur unterstreichen. Richtig gute HOFMANN : Unsere gründungsaffinen Studierenden kommen Ideen und potenzialreiche Ansätze fallen nur selten vom zu uns bereits mit größter Motivation. Sie wollen etwas ler- Himmel. Zunehmend materialisieren diese an den Grenz- nen, Neues schaffen und Innovationen in Wirtschaft und flächen der Disziplinen durch das Zusammenspiel unter- Gesellschaft bringen. Dabei unternehmen sie alle Mühen, schiedlicher Kenntnisse, Werkzeuge und Arbeitsmetho- um Lösungen für die sich stellenden Probleme zu finden. den, insbesondere dann, wenn die „Chemie“ zwischen Ihre Motivation sinkt jedoch rasch, wenn sie durch diszi- den Teammitgliedern stimmt. plinäres Silodenken, bürokratische Hürden oder unnöti- ge gesetzliche Überregulierungen ausgebremst werden. Sie sind drei Gründer im Gründerteam. Wie funktioniert Universitäten müssen zu „Enablern“ werden. Sie müssen bei Ihnen der Austausch in der Ideenfindung? Studierenden helfen, ihren Visionen und Motivationen zu NOMINACHER : Wir sind ein sehr komplementäres Team. folgen, dazu längst überholte Gräben zwischen Diszipli- Alexander Rinke ist Mathematiker, Martin Klenk ist Infor- nen überkommen, kreative Teamformate entwickeln und matiker und ich bin eine Mischung aus Finanzinformatiker und Wirtschaftsinformatiker. Für uns ist wichtig, dass jeder seine unterschiedlichen Perspektiven einbringt. Wir sind Process Mining einerseits vom Studienhintergrund verschieden, aber auch in Bezug auf das, was wir erlebt haben, welche beruflichen Celonis ist Weltmarktführer beim so genannten Process Erfahrungen wir mitbringen. Gerade am Anfang, als wir nur Mining, mit dem man die Geschäftsprozesse von Unter- zu dritt waren, hätte es anders nicht funktioniert. Ich kann nehmen analysiert. Hinter allem, was ein Unternehmen mich noch an die ersten drei Monate erinnern, in denen tut, steckt ein Prozess: Kaufen, Verkaufen, Bezahlen, wir uns quasi in meiner Wohnung eingesperrt haben. Es Sammeln, Versenden und vieles mehr. Wenn diese Pro- gab jeden Tag neue Herausforderungen. Manchmal sind zesse besser laufen, läuft in der Regel auch das Unter- wir fast verzweifelt. Aber immer hatte einer von uns die nehmen besser und effektiver. Durch Process Mining rettende Idee. lässt sich eine Art „Röntgenaufnahme“ eines Geschäfts- prozesses erstellen, die dabei hilft, Abläufe transparen- Wie bereitet man Gründer darauf vor, mit diesem Auf und Ab klarzukommen und an einer Idee dranzubleiben allen Widrig- ter zu machen und ineffektive Punkte zu erkennen. Dazu keiten zum Trotz? nützt man Daten, die meist ohnehin bereits im Unterneh- men gesammelt werden. 12
Celonis ist Weltmarktführer beim so genannten Process Mining und expandiert mit seiner Software in die Welt. Bastian Nominacher erklärte dem Präsidenten deren Funktionsweise. für die jungen Talente die besten Bedingungen schaffen, Wie meinen Sie das? ihre Ideen in marktfähige Innovationen umzusetzen. NOMINACHER : Eine Universität mit einem sehr hohen Leis- tungsniveau, wie es die TUM ist, bereitet einen darauf vor, NOMINACHER : Das Netzwerk spielt eine große Rolle. Es war mit komplizierten Problemen umzugehen. Ob es sich um gut, dass wir viele Mentorinnen und Mentoren an der TUM ein komplexes mathematisches Problem handelt oder um hatten, mit denen wir uns austauschen konnten, wenn es die Frage, wie ich als Gründer neue Kunden gewinnen Rückschläge oder neue Herausforderungen gab. kann, ist dabei erst einmal zweitrangig. Es geht darum, eine Situation analytisch zu durchdenken und in einzelne HOFMANN: Grundlage dazu ist es, Spitzenwissenschaft zu Problemkomplexe aufzuteilen. Deshalb legen wir bei unse- fördern, denn aus exzellenter Forschung entspringen stän- ren Bewerbern sehr großen Wert darauf, dass sich da je- dig neue Ansätze für geistreiche Gründer. Dann gilt es, die mand durchbeißen kann und sein Handwerkszeug kennt. jungen Talente entlang des gesamten Gründungsprozes- ses bis hin zur Wachstumsphase kraftvoll zu unterstützen, HOFMANN : Im Zentrum der Ausbildung stehen methodische was wir gemeinsam mit unserem An-Institut Unternehmer- Kompetenzen. Diese sind eine Konstante, auf die man sein TUM sehr systematisch und mit großer Leidenschaft tun. Leben lang zurückgreifen kann. Fachliches Detailwissen Mit unseren Ausgründungen fördern wir den Transfer von ändert sich, wird überholt und ständig erneuert – in Zeiten Technologien oder Dienstleistungen aus unseren Labo- technologischer Sprunginnovationen in nur wenigen Jah- ren, Denk- und Werkstätten in wirtschaftliche oder gesell- ren. Wer aber analytisch zu denken und methodisch zu schaftlich relevante Anwendungen. arbeiten gelernt hat, der kann dies ein Leben lang wirksam zur Anwendung bringen. Das gilt für eine Spitzenwissen- BASTIAN NOMINACHER : In München haben wir gerade durch schaftlerin ebenso wie für ein Vorstandsmitglied oder eine die Gründungsförderung der TUM ein sehr starkes Öko- Gründerin oder einen Gründer. system. Hier kann ich von anderen Gründerinnen und Gründern lernen und mich austauschen. Ich muss nicht Was machen Sie selbst, wenn Sie vor einem Problem stehen, jeden Fehler, den jemand schon einmal gemacht hat, noch das sie nicht lösen können? einmal machen. Und an der Universität lernen wir, wie wir ein Problem anpacken müssen. 13
KontakTUM | G E G R Ü N D E T Lange Zeit fand das Unternehmen keine Investoren, die an die Idee der drei Gründer glaubten. Also bauten die TUM Alumni ihre Firma ohne fremde Hilfe auf. Heute ist Celonis das wertvollste Start-up Deutschlands. HOFMANN : Mich mit anderen austauschen. Das ist für mich Kunden zu helfen. Die Finanzierungsrunden sind nur dazu der erfolgversprechendste Weg. Gute Fragen und neue da, um uns auf diesem Weg zu unterstützen. Wir haben Perspektiven anderer Menschen helfen mir in festgefah- letztes Jahr die sechste Generation unserer Software auf renen Situationen, mal ein, zwei Schritte in meinen Denk- den Markt gebracht – das sogenannte Execution Manage- abläufen zurückzutreten und das Problem aus anderer ment System. Die Nachfrage der Unternehmen danach ist Blickrichtung zu betrachten. Zielorientiert zu bleiben, aber enorm. Daher müssen wir sowohl auf der technologischen andere Lösungswege erproben – dadurch ergeben sich Seite als auch auf der Seite des Kundenservice noch mehr oftmals ganz neue Handlungsmöglichkeiten, die einem investieren. Bisher haben wir weniger als ein Prozent des zuvor nicht offensichtlich waren. verfügbaren Marktes erschlossen. Es gibt also noch viel Potenzial. NOMINACHER : Ich tausche mich gerne mit anderen Unter- nehmern oder in meinem Netzwerk aus. Gerade letztes HOFMANN : Viele Jungunternehmer denken zu früh daran, ihr Wochenende haben wir überlegt, wie wir einen neuen Unternehmen zu veräußern. Haben Sie schon einmal da- Markt erschließen können, und waren ein bisschen fest- ran gedacht, Ihre Anteile am Unternehmen zu verkaufen? gefahren. Wir haben uns mit jemanden aus unserem Ad- visory Board unterhalten und eine neue Perspektive ein- NOMINACHER : Nein. Wir haben nicht den Plan, zu verkau- genommen. Am Ende dachte ich mir: Da hättest du doch fen. Mich persönlich treibt an, dass wir hier bei Celonis die selbst draufkommen können (lacht). Chance haben, eines der größten und wichtigsten Tech- nologieunternehmen weltweit aufzubauen. Das ist span- Seit der letzten Finanzierungsrunde ist Celonis jetzt mehr nend, das macht uns Spaß und deshalb sind wir nach wie als 10 Milliarden Dollar wert und damit ein so genanntes vor mit Begeisterung dabei. Decacorn (siehe Kasten). Was sind die weiteren Entwick- lungsschritte von Celonis? HOFMANN : Das ist eine tolle Einstellung und sollte Vorbild NOMINACHER : Mir ist es wichtig zu betonen, dass es nicht für andere sein. Genau diese Einstellung braucht unser unser Ziel war, ein Decacorn zu werden, sondern dass Wirtschaftsstandort Deutschland, weil auf diese Weise wir eine Mission haben. Wir haben eine Technologie ent- Unternehmen entstehen, die natürlich global aktiv sind, wickelt, mit der wir in der Lage sind, jeden Prozess der aber hier in Deutschland neue Arbeitsplätze schaffen und Welt zu verbessern. Damit helfen wir Unternehmen, ihren Exportkraft sichern. 14
Die besten Ideen kommen im Austausch mit anderen: Darin waren sich Präsident Thomas F. Hofmann und Co-CEO Bastian Nominacher einig. „Erfolg und Innovation entstehen, wenn NOMINACHER : Es heißt, dass ungefähr eines von 100.000 Start-ups ein Unicorn wird. Das bedeutet auch, dass die wir dem Neuen eine anderen 99.999 keine Unicorns werden. Wir werden oft gefragt, warum wir so erfolgreich sind. Ich denke, es liegt Chance geben.“ an unserer Leidenschaft für die Sache. Allein auf einen lu- krativen Verkauf zu schielen, ist wahrscheinlich kein guter Grund, um ein Unternehmen zu gründen. HOFMANN : Wenn man eine wegweisende Technologie ent- wickelt hat, dann muss es doch für einen die größte Moti- Unicorn und Decacorn vation sein, das Unternehmen wachsen und gedeihen zu sehen. Das gilt übrigens auch für meine Arbeit als Präsi- Start-ups, die mit einer Milliarde US-Dollar oder dent: Ich tue alles, damit die TUM noch erfolgreicher wird. mehr bewertet werden, nennt man „Unicorn“, Erfolg lässt sich dabei nicht immer nur an Zahlen messen, also Einhorn. Von ihnen gibt es weltweit ein paar an Publikationen, Patenten oder Start-ups. Mir ist ebenso Hundert. Deutlich seltener sind die Einhörner, wichtig, dass die Universität kein isolierter Elfenbeinturm welche die magische Bewertungsgrenze von zehn der Spitzenklasse ist, sondern ein integraler Partner der Milliarden überschreiten. Diese nennt man dann Gesellschaft wird, mit der Zeit geht und als Katalysator „Decacorn“. Der Begriff setzt sich aus den Wor- wirkt für verantwortungsvolle, vertrauenswürdige und ge- ten „deca“ (lateinisch für „zehn“) und „unicorn“ sellschaftsfähige Innovationen. Nur dann können wir eine zusammen. Entkopplung der Wissenschaft von den Bedürfnissen und Seit einer neuen Investorenrunde Mitte 2021 ist Werten unserer Gesellschaft verhindern. Das motiviert Celonis Deutschlands erstes Decacorn. Unter den mich als Präsident. Und wenn es nicht so wäre, dann wür- de ich es wohl besser lassen. Start-ups, die von TUM Alumni gegründet worden sind, gibt es zudem mehrere Einhörner. Ihre Ge- schichten lesen Sie hier: www.community.tum.de/einhorn 15
KontakTUM | G E G R Ü N D E T Die Geschichte einer Idee, die zündete S O H A B E N D R E I J U N G E T U M A L U M N I C E L O N I S G E G R Ü N D E T Pro Jahr bringt die TUM rund 80 Ausgründungen hervor und unter- stützt ihre Gründerinnen und Grün- der auf vielfältige Weise. Wie aus einem Start-up ein richtig erfolg- reiches Unternehmen wird, zeigt die Geschichte von Celonis. F ast zufällig kamen Bastian No- minacher (Master Finance and Information Management 2011), Martin Klenk (Bachelor Informatik 2010) und Alexander Rinke (Bachelor Mathematik 2010) zu ihrem Unterneh- men: Die drei Gründer engagierten sich während ihres Studiums an der TUM bei einer studentischen Unter- nehmensberatung. Im Rahmen eines Projektes sollten sie den IT-Service für den Bayerischen Rundfunk ver- bessern, doch mit den klassischen Methoden gestaltete sich das äußerst schwierig. Auf der Suche nach einer Neben dem Standort in München betreibt Lösung für das Problem, kamen die Celonis international zahlreiche weitere Büros. Gründer mit einer theoretischen Ab- Ein weiterer Hauptsitz befindet sich in New York. handlung zum Thema Process Mining Das Bild zeigt die Büroräume im One World in Berührung, die den Grundstein für Trade Center, dem sechsthöchsten Gebäude ihr heutiges Unternehmen legte. der Welt. E in wertvoller Schatz „Uns fiel auf, dass das IT-Sys- tem des Bayerischen Rund- funks automatisch Prozessdaten Im November 2019 wurde Celonis speicherte – ein wertvoller Daten- mit dem Deutschen Zukunftspreis schatz, der ständig wuchs“, sagt Bas- von Bundespräsident Frank-Walter tian Nominacher. „Uns war schnell Steinmeier ausgezeichnet. klar, dass darin ein immenser Wert steckt und wir diesem auf die Spur 16
kommen müssen.“ Basierend auf men nicht rund läuft. Der Mehrwert, „Wir bedienen einen nahezu unbe- den Veröffentlichungen des nieder- den wir für unsere Kunden generieren grenzt großen Markt, es gibt eine ländischen Professors Wil van der können, macht unsere Arbeit so un- sehr starke Nachfrage und wir brau- Aalst entwickelten die drei ihre eigene glaublich spannend und aufregend.“ chen gut ausgebildete Talente.“ Über Software. Mit dieser Software konn- 20.000 Bewerbungen gehen bei Celo- U ten sie den IT-Service-Prozess beim nerschrocken nis pro Quartal ein, doch ausgewählt Bayerischen Rundfunk von fünf Tagen in die Gründung werden nur wenige. „Wir sind sehr se- auf nur einen Tag reduzieren. Nach Obwohl alle drei Gründer mit lektiv, aber die TUM bietet uns einen Abschluss dieses Projekts, empfahl ihren Abschlüssen von der TUM auf sehr guten lokalen Talentpool.“ der Bayerische Rundfunk das Team dem Arbeitsmarkt sehr gefragt waren, an den Siemens-Konzern weiter. So- entschieden sie sich für die Gründung. Celonis hat seine Hauptsitze in Mün- mit war der Grundstein gelegt und im Keiner der drei hatte ursprünglich vor- chen und New York und verfügt welt- Juni 2011 gründeten Bastian Nomi- gehabt, als Unternehmensgründer aus weit über 15 Niederlassungen. In den nacher, Alexander Rinke und Martin dem Studium hervorzugehen. „Wir USA hat das Unternehmen mehrere Klenk Celonis. „Am Anfang haben wir hatten einfach die richtigen Zutaten Standorte und erwirtschaftet hier zu dritt in meiner Wohnung gearbeitet zum Gründen“, sagt Bastian Nomina- rund die Hälfte des Umsatzes. Der und sukzessive immer mehr Kunden cher. Dazu gehören für ihn die richtige Sprung über den Atlantik, den man- gewonnen“, so Nominacher. Da schon Idee, der passende Markt, ein tolles che für gewagt hielten, schreckte die früh große Konzerne an Bord waren, Team und das richtige Timing. „Wenn Gründer nicht. „Wir waren überzeugt, konnten wir in den ersten fünf Jahren wir uns fünf Jahre früher auf den Weg dass US-Unternehmen die gleichen komplett ohne externes Investment gemacht hätten, wäre beispielsweise geschäftlichen Herausforderungen auskommen – sehr ungewöhnlich für noch gar nicht die Rechnerleistung bei der Prozessoptimierung haben“, ein Start-up“, so der TUM Alumnus. verfügbar gewesen, um unsere Idee sagt Bastian Nominacher. Außerdem umzusetzen.“ hatte Celonis den Schritt gut vorbe- Bereits 2015 war Celonis das am reitet, indem es sich fünf Jahre nach E schnellsten wachsende Technologie- ine wichtige Rolle bei der der Gründung erstmals Investoren an unternehmen Deutschlands, ein Jahr Gründung spielte auch die Bord holte, die auch Erfahrung mit später erfolgte die Eröffnung der Nie- TUM. Neben der TUM Grün- Internationalisierung hatten. derlassung in New York. Mittlerweile dungsberatung halfen die Lehrstühle nutzt fast die Hälfte der DAX-Unter- für Wirtschaftsinformatik, Industrial Auch für die Zukunft ist weiteres nehmen die Technologie. Damit gilt Design und Entrepreneurship, das Wachstum angesagt. „Ich kann mir Celonis als Weltmarktführer für Pro- Geschäftsmodell und eine Corporate gut vorstellen, dass Celonis in eini- cess Mining (siehe Kasten). Mit dieser Identity zu entwickeln. „Egal ob es gen Jahren ein Unternehmen mit über Technologie können Unternehmen um die Softwarearchitektur oder ein zehntausend Mitarbeiterinnen und sämtliche digitalen Geschäftsprozes- komplexes Finanzmodell geht – wir Mitarbeitern ist“, so Bastian Nomina- se analysieren und auf diese Weise konnten immer auf das Wissen aus cher. Schließlich ist das Unternehmen schnell erkennen, ob es Probleme der Uni zurückgreifen“, sagt Bastian der Marktführer in seinem Bereich in den Abläufen gibt und wo diese Nominacher. „Für uns ist das unglaub- und sieht sich einer großen globalen liegen. Ein Execution Management lich wichtig, schließlich hatten wir ja Nachfrage gegenüber. Einen Börsen- System, das auf der Process Mining bei der Gründung noch keine Berufs- gang schließen die Gründer nicht aus, Technologie aufbaut, hilft dabei, Ge- erfahrung“. einen Verkauf dagegen schon. „Wir schäftsprozesse datenbasiert und haben eine mutige Vision, aber wir T intelligent zu steuern und die Perfor- alente als Erfolgsfaktor sind mit Haut und Haaren dabei“, be- mance von Unternehmen zu verbes- Bis heute ist der Kontakt eng. kräftigt Bastian Nominacher. sern. „Wir haben eine komplett neue Rund ein Viertel der 650 Mit- Kategorie von Software geschaffen arbeiterinnen und Mitarbeiter am und sehen eine enorme Nachfrage Standort München kommt von der Weitere erfolgreiche Gründer- für diese Technologie im Markt“, sagt TUM: „Dass wir unser Büro in Mün- Geschichten aus der TUM- Bastian Nominacher. „Unsere Pro- chen an der Theresienstraße haben, Community lesen Sie unter: cess Mining Lösung funktioniert wie ist kein Zufall“, sagt Bastian Nomi- www.community.tum.de/ eine Art Röntgengerät, das aufzeigt nacher. Tatsächlich sei die Nähe zur alumni-gründen und diagnostiziert, wo es in Unterneh- TUM ein wichtiger Standortfaktor. 17
KontakTUM | G E G R Ü N D E T Entrepreneurship an der TUM D I E T U M U N T E R S T Ü T Z T I H R E G R Ü N D E R I N N E N U N D G R Ü N D E R An der TUM werden jedes Jahr rund 80 technologie Bis zu 30 Teams können Büros im TUM Incubator orientierte Unternehmen gegründet. TUM und Unter nutzen, um sich auf den Start ihres Unternehmens vor nehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Grün zubereiten. UnternehmerTUM investiert mit einem dung, unterstützen Start-ups mit Programmen, die eigenen Venture Capital Fonds in vielversprechende exakt auf die einzelnen Phasen der Gründung zuge Technologieunternehmen und bietet mit dem Maker schnitten sind – von der Konzeption eines Geschäfts Space und der Bio.Kitchen eine 1.500 Quadratmeter modells bis zum Management-Training, vom Markt große Hightech-Werkstatt für den Prototypenbau und eintritt bis zum möglichen Börsengang. Die TUM ein Biotechnologielabor. Diese Förderung ist laut Venture Labs bieten Gründungsteams aus bedeuten „Gründungsradar“ die beste an den großen deutschen den Wissenschaftsfeldern ein ganzes Ökosystem mit Hochschulen. unmittelbarer Anbindung an die Forschung. Für den perfekten Start Die TUM hat es sich zum Ziel gesetzt, eine der erfolgreichsten Gründeruniversitäten Europas zu sein. Deshalb bietet sie ein breites Angebot an Gründungsberatung, For- schung und Qualifizierung sowie ein starkes Netzwerk für Gründerinnen und Gründer. www.tum.de/entrepreneurship G R Ü N D U N G S B E R AT U N G S TA R T- U P M E N TO R I N G GRÜNDUNGEN A – Z Das Start-up Mentoring der TUM Die Vielfalt der Ausgründungen aus Die TUM unterstützt Studierende, unterstützt Gründungen in der Phase der TUM spiegelt die Gründergale- Alumni und Wissenschaftler, die mit des Markteintritts. Gründerinnen und rie wider. Hier finden sich Kurzprofile ihrer Idee oder Technologie ein Unter- Gründer können von der langjährigen von aktuellen und bereits etablierten nehmen gründen wollen – und das in Erfahrung unternehmerischer Per- Spin-offs der TUM. Der Großteil die- allen Phasen des Unternehmensauf- sönlichkeiten profitieren. Geben Sie ser Unternehmen wurde von TUM baus: von der Konzeptentwicklung als Alumna oder Alumnus Ihre eigene Alumni gegründet, wie beispielsweise und Generierung des Geschäftsmo- Erfahrung an junge Gründerinnen und die bereits sehr erfolgreichen Unter- dells über die Beratung zur passenden Gründer weiter und werden Sie Teil nehmen Celonis, Lilium und Personio. Förderung bis hin zur tatsächlichen einer neuen Erfolgsgeschichte. Gründung und dem Markteintritt. www.tum.de/innovation/entrepreneurship/ www.tum.de/innovation/entrepreneurship/ www.tum.de/innovation/entrepreneurship/ gruendungsberatung/ entrepreneurship-netzwerk/start-up-mentoring/ unsere-start-ups/ 18
IdeAward IDEEN, DIE BEGEISTERN 25. November 2021 Jedes Jahr am letzten Donnerstag im November, veranstalten TUM und UnternehmerTUM den jähr- lichen Ideenwettbewerb TUM IdeAward. Zehn Gründerteams präsentieren an diesem Tag ihre aufregenden und innovativen Ideen dem Publikum. Sie wurden aus unzähligen Einsendungen von einer Fachjury vorselektiert und haben es bis in die End- Für TUM-Präsident Thomas F. Hofmann ist es ein wichtiges Anliegen, dass Gründungen an der runde der zehn Finalisten geschafft. Ausgezeichnet TUM von der ersten Idee an gefördert werden. werden am Ende die drei vielversprechendsten Gründungsideen aus der Wissenschaft, die ein gro- ßes Marktpotenzial erwarten lassen, und erhalten Gründer live erleben damit die Chance auf Preisgelder von insgesamt 37.500 Euro. Neben spannenden Ideen-Pitches MEET & TALK wird das Bühnenprogramm jährlich mit Keynote am 03.11.2021 mit Michael Wax Speaker, Start-up Q&A und Preisverleihung be- Das Unternehmen Forto ist das nächste deutsche Einhorn gleitet. und knackte im Juni diesen Jahres die Milliardenbewer- www.tum.de/innovation/entrepreneurship/news-events/tum-ideaward tung. Mitgründer und CEO von Forto ist TUM Alumnus Michael Wax (Master Wirtschaftsingenieurwesen 2015). Er leitet das Forto-Team und ist für die strategische Ausrich- tung des Unternehmens verantwortlich. Er hat eine große Leidenschaft für Innovationen im globalen Handel und E- Commerce und ist häufig auf Konferenzen und in den Me- dien als Redner über die Zukunft der Logistik anzutreffen. Der gebürtige Münchner ist ein leidenschaftlicher Radfah- rer, ein begeisterter Investor und ein starker Verfechter des politischen Engagements. In der Veranstaltungsreihe „TUM Start-ups: Meet & Talk“ von TUM Mentoring und TUMentrepreneurship gewähren TUM Alumni einen Blick hinter die Kulissen. Gemeinsam mit den Gründern können Sie sich über Erfahrungen, Stol- persteine und mögliche erste Schritte zum Thema Grün- TUM Alumna Laura Schütz (Master Industrial Design 2020) dung austauschen. nahm 2020 den ersten Preis für das Unternehmen Stella www.community.tum.de/veranstaltungen Medical entgegen. 19
KontakTUM | T E A M W O R K 20
Wie geht kreative Teamarbeit? Gemeinsam im Team geht vieles leichter, und oft kommen einem hier die richtig guten Ideen. Auf den folgenden Seiten gibt TUM Ambassador Maya Schuldiner Tipps für das kreative Arbeiten im Team. Außerdem erfahren Sie, wie Sie gemeinsam mit der TUM Community noch erfolgreicher werden können. 21
Fünf Tipps KontakTUM | T E A M W O R K 1 4 Hierarchien abbauen Um wirklich kreativ zu sein, sollten sich Teammitglieder sicher fühlen und ihre Meinungen und Ideen äu für kreative Teamarbeit Verrückte Dinge tun 3 ßern, auch wenn sie sich vielleicht als falsch oder uninteressant herausstel Die Teammitglieder sollten in der len. Dafür ist eine Teamkultur wichtig, Lage sein, ihre Kreativität über den in der man sich gegenseitig respek Tag hinweg in verschiedenen Aspek tiert und vertraut, ohne das Gefühl ten auszuleben. Aus diesem Grund zu haben, jemand sei überlegen. Ich versuchen wir, bei vielen Veranstal versuche, ein Umfeld zu schaffen, in tungen im Laufe des Jahres kreativ dem mein Team mich gerne heraus zu sein und diese Fähigkeit zu trai fordern darf und mir sagen kann, wenn ich falsch liege – das führt Work-Life- nieren. Zum Beispiel basteln wir für jedes Labormitglied ein einzigartiges, zu unabhängigem Denken und zu Balance handgefertigtes Geschenk und herstellen 2 Kreativität. erfinden Kostüme für den jährlichen 5 Kostümwettbewerb der Abteilungen. Damit sich Kreativität entfalten kann, sollte man frei von Ängsten und Stress sein. Dies ist meist dann der Fall, wenn Teammitglieder eine gute WorkLifeBalance haben. Sich jede Woche eine Auszeit zu Sich Zeit für nehmen, um Sport zu treiben, sich Gespräche nehmen mit Freunden zu treffen und Hobbys Erfolge nachzugehen, ist ein guter Weg, um sicherzustellen, dass man in feiern Weit verbreitet ist die Vorstellung, Bestform bleibt. Mit einem längeren Kreativität würde sich in „Glüh Der Beruf des Wissenschaftlers ist Urlaub kann man von der Arbeit birnen“Momenten zeigen, in denen hart. Wir scheitern die meiste Zeit abschalten und das Gehirn ruhen einem die „Wahrheit“ in einem plötz und müssen täglich negative Rück lassen. Man kehrt verjüngt, voller lichen Erkenntnisblitz offenbar wird. meldungen hinnehmen. Unsere aufregender, neuer Gedanken und In meinen Augen ist Kreativität, ganz Ideen, selbst die großartigen, sind Ideen zurück. Daher versuche im Gegensatz dazu das Ergebnis meist falsch. Ein gutes Mittel, um ich, mein gesamtes Team dazu eines Hin und Her von Überlegun diese negativen Momente zu über zu ermutigen, gut auf sich selbst gen und Kommunikation. Mit einem stehen, besteht darin, dem Erfolg aufzupassen. offenen Geist und Zeit zum Gespräch mehr Bedeutung beizumessen. Wir kann sich eine mittelmäßige Idee zu sollten in unseren Erfolgen verwei einem erstaunlichen Erfolg entwi len, sie genießen und ihnen erlauben, ckeln, da jede Person ein weiteres unsere inneren Batterien wissen Teil des Puzzles ans Licht bringt. schaftlicher Leidenschaft wieder Dafür braucht man Zeit. Ich sorge aufzufüllen. Deshalb lege ich großen dafür, dass ich alle zwei Wochen Wert darauf, dass wir uns freuen, mindestens eine Stunde geschützte wenn etwas gut läuft – wir feiern zum Zeit habe, um mich mit jedem meiner Beispiel die Einreichung einer Arbeit Labormitglieder zu unterhalten. und nicht nur deren Annahme. 22
S Prof. Dr. chon in jungen Jahren war 2017 bis 2018 war Maya Schuldiner als Maya Schuldiner von Lebe Hans Fischer Senior Fellow am TUM wesen fasziniert. Als Kind ver IAS. 2020 wurde ihr von TUMPräsi brachte sie viele Stunden in den Hügeln bei ihrem Elternhaus und sammelte Blumen, Insekten und kleine Tiere. dent Prof. Dr. Thomas Hofmann der Ehrentitel TUM Ambassador verlie hen. Maya Schuldiner ist Redakteurin Maya Diese Erlebnisse inspirierten sie dazu, im Grundstudium Biologie zu studie zahlreicher Wissenschaftsmagazine und Mitglied aller großen Wissen schaftsgesellschaften ihrer Fachrich Schuldiner TUM Ambassador 2020 ren. 1998 absolvierte sie an der He tung. Zuletzt wurde sie zum Mitglied brew University in Jerusalem in Israel der Leopoldina Nationale Akademie den Bachelor in Biologie. 1999 folgte der Wissenschaften gewählt. Die der Master am Departement für Ge Wissenschaftlerin wurde mehrfach netik. 2003 promovierte sie in Gene ausgezeichnet. 2014 wurde sie von tik. Für ihr Postdoktorandenstudium der renommierten BiologieZeitschrift ging sie an die University of Califor Cell zu einer der vierzig vielverspre nia in San Francisco, USA. Seit 2008 chendsten jungen Wissenschaftler forscht sie am Departement für Mo weltweit gewählt („40 Under 40“). lekulargenetik des Weizmann Institute Wenn Maya Schuldiner mal nicht of Science in Rehovot in Israel. Seit im Labor bei ihrer „zweiten Familie“ 2019 ist sie Inhaberin des Dr. Gilbert ist, liebt sie es, zu backen, zu lesen, Omenn and Martha Darling Lehrstuhls Klavier zu spielen, zu tauchen und mit für Molekulargenetik. Unermüdlich ihrem Mann und den drei Söhnen in engagiert sie sich als Mentorin und der Wüste zu wandern. als Fürsprecherin für Gleichstellung, und setzt sich für die Förderung jun www.community.tum.de/maya-schuldiner ger Forschender ein. Maya Schuldiner Maya Schuldiner plant plant zum zum Ausgleich auch Ausgleich auch zahlreiche zahlreiche kreative Akativitäten kreative mitihrem Aktivitäten mit ihrem Laborteam: Im Laborteam: Im Sommer Sommer 2021 wurden 2021 wurden Zementtöpfe Zementtöpfe für Sukkulenten für Sukkulenten gestaltet. gestaltet. 23
KontakTUM | T E A M W O R K einsam Gemeinsam greich! erfolgreich! nity TUM Community h mehr Im erreichen: Team lässt Wir sich spornen mehruns erreichen: beim Wir spornen uns beim kreativenBrainstorming Ideen an und zu kreativen lernen vonIdeen den an und lernen von den andere gemacht Erfahrungen, haben.die Auf andere diesemgemacht Prin- haben. Auf diesem Prin- entoringzipauf.baut Erfahrene TUM Mentoring Mentorinnen auf. und Erfahrene Mentorinnen und WissenMentoren mit jungenteilen Studierenden, ihr Wissen mit sie jungen ge- Studierenden, sie ge- nd Feedback, ben Ratschläge profitierenund aberFeedback, auch selbst profitieren aber auch selbst on den vom Mentees Austausch. erhaltenVonsieden Impulse Mentees und erhalten sie Impulse und um Nachdenken Fragen, die anregen. sie zumWelche NachdenkenFrage anregen. Welche Frage o auch Sie immerbeschäftigt, Sie sind: wo auch immer Sie sind: nity ist Ihr DieTeam. TUM Probieren Community Sieistes Ihraus! Team. Probieren Sie es aus! www.community.tum.de p Get-Together Meetup Get-Together derinnen und -Gründer für Alumni TUM-Gründerinnen und Studierende und -Gründer für Alumni und Studierende Großraum Stuttgart Großraum Stuttgart Hommel engagiert sich aktiv Gründer Vincent Hommel engagiert sich aktiv tzwerk. Im Meetup bringt er Initiiert im Mentoring-Netzwerk. von Mentorin Dr. ImViktoria Meetup Leonhard bringt er Initiiert von Mentorin Dr. Viktoria Leonhard woch im Monat aufstrebende und jedenMentor letztenKai Mittwoch Olaf-Dammenhain im Monat aufstrebende trifft sich und Mentor Kai Olaf-Dammenhain trifft sich ünderinnen und Gründer zu- die undTUMerfahrene Community Gründerinnen im Großraum und Gründer Stuttgartzu- die TUM Community im Großraum Stuttgart h virtuell zu treffen, Erfahrungen in sammen, regelmäßigen um sichAbständen virtuell zu treffen, virtuell oder Erfahrungen phy- in regelmäßigen Abständen virtuell oder phy- arned auszutauschen, zu disku- sisch, über Lessons um Erfahrungen Learned auszutauschen, und Themen auszutau-zu disku- sisch, um Erfahrungen und Themen auszutau- menzuarbeiten. Die Treffen fin- schen. tieren undDiezusammenzuarbeiten. aktuellen Termine finden Die Sie Treffen hier:fin- schen. Die aktuellen Termine finden Sie hier: tzten Mittwoch im Monat statt. den immer am letzten Mittwoch im Monat statt. 2 go.tum.de/120272 go.tum.de/447612 go.tum.de/120272 24
TUM Mentoring Vorträge Kreative Wege aus einem Konflikt (Mental) Vorbereitet in den Ruhestand am 8. Dezember am 26. Januar mit Marion Kaiser mit Franz Kapsner Erfolgreiche Kommunikation ermöglicht Ihnen Die Anforderungen beim Wechsel vom aktiven wesentlich mehr Zeit, löst Konflikte schneller Berufsleben in den Ruhestand sind vielfältig oder lässt sie erst gar nicht entstehen. Sie und oftmals mit vielen offenen Fragen verbun- führt – kreativ eingesetzt – zu mehr Klarheit, den, denn der Ruhestand betrifft unmittelbar auch in Bezug auf eigene Bedürfnisse. Wie persönliche, soziale, aber auch finanzielle dies gelingen kann, zeigt TUM Alumna Marion Aspekte. Um den neuen Lebensabschnitt Kaiser (Diplom Luft- und Raumfahrt 1992) in vollumfänglich genießen zu können, sind des- ihrem Vortrag: Die TUM Mentorin und Trainerin halb einige Vorkehrungen zu treffen. TUM Men- gibt Einblicke in die Gewaltfreie Kommunika- tor Franz Kapsner (Diplom Mathematik 1977) tion (GFK) nach Dr. M. Rosenberg. Sie erklärt, teilt in seinem Vortrag Möglichkeiten mit, neue wie zwischenmenschliches Miteinander besser Inhalte für den Alltag zu finden, und erklärt kon- gelingen kann, indem man Störungen aufrich- krete Aspekte der Zukunftsgestaltung. Er zeigt tig anspricht und empathisch zuhört. Optionen auf, Talente, Neigungen sowie Fähig- keiten zu erkennen und diese auszuleben, und er hilft, Antworten zu finden auf Fragen wie: www.community.tum.de/veranstaltungen Was habe ich erreicht? Was kann ich? Was ist mir wichtig? Was werde ich jetzt anpacken? TUM Mentoring Stammtisch Freuen Sie sich auf interessante Gespräche sowie einen entspannten Austausch im Mentoring Netzwerk. Die aktuellen Termine finden Sie hier: go.tum.de/120272 Bringen auch Sie TUM MENTORING DISKUSSION In welcher Zukunft möchten wir leben? am 9. November mit Wolfgang Höhl Ihre Ideen ein! Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sind wesentliche Zie- le einer zukunftsfähigen Architektur und Stadtplanung. Sie Möchten Sie das Mentoring-Netzwerk aktiv bieten die Voraussetzung für eine aktive und partizipative mitgestalten? Sich als Mentorin oder Mentor Stadtplanungs- und Bodenpolitik, jenseits einer wachstums- engagieren, eine thematische oder regionale getriebenen und rein marktorientierten Ökonomie. Doch wie Gruppe gründen, als Referentin oder Referent einfach oder komplex sind die Ideen und Lösungen für die zu- Ihre Erfahrungen teilen kunftsfähige Stadt? Wie entsteht eine nachhaltig lebenswerte oder anderweitig den Stadtstruktur zwischen ökonomischen Interessen, sozialen Austausch fördern? Dann Veränderungen, Digitalisierung und der „New Work“? Ent- melden Sie sich bei uns. steht vitale Urbanität bereits durch neue Verkehrsmittel und eine smarte digitale Steuerung? Diese und viele weitere Fra- mentoring@tum.de gen diskutieren wir mit Wolfgang Höhl und weiteren Alumni. 25
KontakTUM | T E A M W O R K Voneinander lernen Karriereevents der TUM Weltweit hoch begehrt! So hört man über Absolventinnen und Absolventen, die ihr berufliches Rüstzeug an der TUM erhalten haben und zu überzeugenden Botschaftern un- serer Universität im In- und Ausland geworden sind. Auch das aktuelle Global University Employability Ranking bestä- tigt der TUM die beste Ausbildungsqualität unter den deut- schen Universitäten. www.community.tum.de/career Online Career Days Abenteuer Führung Kollegialer Austausch Career Day am 11. November 2021 Führungskräfte aus der TUM Community tauschen sich Q&A Job Search untereinan der aus und teilen ihre Themen. Kommen Webinar Karriereplanung Sie dazu und profitieren Sie von der Erfahrung anderer TUM BewerbungsCheck live Alumni. Speed Dating mit Unternehmen Termine: Do. 04.11.2021, 09.12.2021, Career Lounge: 21.01.2022, 17.03.2022, 18:15 – 20:00 Uhr Karriere in der Luft- und Raumfahr t Career Day am 27. Januar 2022 Webinare Q&A Job Interview Webinar Er war tungen an Young Professionals BewerbungsCheck live Arbeitsvertrag und Zeugnis 25. NOVEMBER 2021 Speed Dating mit Unternehmen Career Lounge: Die perfekte Selbstpräsentation 9. DE ZEMBER 2021 Star t-up, Mittelstand oder Großkonzern? Berufliche Veränderungen 1. F E B R U A R 2 0 2 2 XING & LinkedIn Über 70 weitere Webinare und Angebote 2. FEBRUAR 2022 rund um Ihre Karriere finden Sie unter www.community.tum.de/veranstaltungen 26
Dr. Reinhard Ploss führt den Chiphersteller Infineon mit Weitblick und einem Gespür für die Technologietrends der Zukunft. Den Mut für Entscheidungen brachte er aus seiner Studienzeit an der TUM mit. Learning from Leaders am 9. November 2021 mit Reinhard Ploss TUM Alumnus Reinhard Ploss ist Manager des Jahres 2020 des Handelsblattes. Er spricht in der Paneldiskussion unter anderem über die Bedeutung des lebenslangen Lernens und die Relevanz von Technologie für Führungskräfte und die Unternehmensentwicklung. Die Veranstaltungsreihe „Learning from Leaders“ wird vom TUM Institute for LifeLong Learning organisiert. Prof. Dr. Claudia Peus, Vizepräsidentin für Talent Management & Diversity der TUM, wird ebenfalls teilnehmen und neueste Forschungsergebnisse zum Thema Learning und Leadership präsentieren. learningfestival.lll.tum.de/events Die ganze Erfolgsgeschichte von Reinhard Ploss: www.community.tum.de/reinhard-ploss 27
KontakTUM | F O R S C H U N G 28
Weil ihm ein Apfel auf den Kopf fiel, entdeckte Isaac Newton das Gesetz der Schwerkraft. So sagt es zumindest die Legende. Doch wie entstehen die wissenschaftlichen Innovationen, die die Welt bewe- gen, in Wirk- lichkeit? Wir haben drei Nobelpreisträger der TUM gefragt, welche Bedeutung Kreativität für ihre Arbeit hat. 29
KontakTUM | F O R S C H U N G 3 Fragen an Wolfgang Ketterle NO BELP REIS FÜ R PH Y SIK 2 0 0 1 Sie haben den Nobelpreis für die Realisierung der Bose-Einstein-Kondensation erhalten, an der Sie jahrelang geforscht haben : Gab es einen Geistesblitz, der zu dieser Entdeckung geführt hat? Entdeckungen im Labor sind oft plötzlich – hier gibt es den Moment, den man nie ver- gisst. Die Idee, diese Experimente durchzuführen, war eher ein Prozess. Aufgrund von Wissen und Erfahrungen, die ich über viele Jahre angesammelt habe, wurde es in mehreren Schritten klarer und klarer, dass diese Experimente erfolgreich sein könn- ten. Viele neue Ideen sind die Verknüpfung von existierendem Wissen in einer neuen Weise. Ein Schritt erscheint im Nachhinein absolut logisch, aber viele Kolleginnen und Kollegen haben diese Schlussfolgerung eben nicht gezogen. Ich bin der Meinung, Prof. Dr. Wolfgang Ketterle dass in der Mehrzahl der Fälle die geniale Idee nicht wie ein Geistesblitz plötzlich (Diplom Physik 1982) kommt, sondern aus einer tiefen Sachkenntnis entsteht. Wolfgang Ketterle wurde 1957 als Wie würden Sie Kreativität dann definieren? zweites von drei Kindern geboren und wuchs in Eppelheim auf. Nach Kreativität ist ein Prozess und beruht auf harter Arbeit. Kreativität kommt, indem dem Abitur begann er 1976 mit dem man die Ärmel hochkrempelt, sich entweder in Literatur vertieft, Gleichungen löst, Physikstudium an der Ruprecht-Karls- mit Doktoranden arbeitet oder im Labor tätig wird, und plötzlich, weil man sich so Universität Heidelberg. Nach dem intensiv damit beschäftigt, wird einem eine Verknüpfung bewusst, die man vorher Vordiplom wechselte er an die TUM. Er schlug die Richtung der Theoreti- nicht gesehen hat. Daher setzt Kreativität voraus, Wissen zu erlernen, aber dann das schen Physik ein und diplomierte 1982 Wissen so zu analysieren, dass man eine Matrix hat, die bereitsteht für neue Verknüp- über die Spin-Relaxation von unge- fungen. Der Kreativitätssprung sieht deshalb von außen oft größer aus, als ihn der ordneten Materialien. Anschließend wechselte er an das Max-Planck- Wissenschaftler selbst empfindet, der alle diese Indikatoren schon im Kopf hatte und Institut für Quantenoptik in Garching alle Entwicklungsschritte erlebt. Der plötzliche Wow-Effekt ist oft die Perspektive und die Ludwig-Maximilians-Univer von außen. Formen der Kreativität brauchen wir jeden Tag, weil wir immer neue sität in München und wurde 1986 mit der Arbeit Spektroskopie am Probleme lösen und verstehen müssen, oder Heliumhydrid und am dreiatomigen herausfinden müssen, warum ein neues Ex- Wasserstoff-Molekül promoviert. periment nicht funktioniert. Nach seiner Garchinger Zeit wechselte Ketterle wieder nach Heidelberg, um Wie oft kommt es vor, dass Sie ein Prob- am Lehrstuhl von Jürgen Wolfrum Un- lem nicht lösen können? tersuchungen an Verbrennungsmotoren Ich arbeite immer wieder mit meinen Grup- durchzuführen. 1990 siedelte er nach pen an Ideen, von denen wir erwarten, dass Amerika über, um in der Gruppe von David E. Pritchard an Problemen sie funktionieren. Aber die Natur ist eben der Laserkühlung zu arbeiten. 1993 nicht immer kooperativ (lacht). Daher gibt schloss er sich dem Physics-Depart- es immer wieder Rückschläge. Frustration ment des Massachusetts Institute of Technology (MIT) an und hat heute gehört zum Geschäft. Das ist ein wichtiger den John-D.-MacArthur-Lehrstuhl für Lernprozess für die Studierenden. Ich sage Physik inne. dann: Wir müssen zehn gute Ideen verfolgen Wolfgang Ketterle erhielt den Nobel- und wenn eine davon am Ende wirkt, sind preis in Physik 2001 gemeinsam mit wir im Geschäft, dann haben wir einen großen Erfolg. Ausdauer zu haben und zu Eric A. Cornell und Carl E. Wieman wissen, dass man es am Ende doch schaffen kann, ist eine ganz wichtige Einstellung. für die Erzeugung der Bose-Einstein- Daher bedeutet kreativ sein auch nicht, einmal die Idee seines Lebens zu haben. Die Kondensation in verdünnten Gasen aus Alkali-Atomen und für frühe grundsätz- Menschen, die als kreativ gelten, haben wahrscheinlich zehnmal mehr Ideen gehabt liche Studien über die Eigenschaften als von außen sichtbar. der Kondensate. 30
Wolfgang Ketterle blickt durch die Spule einer Magnetfalle, mit der er und sein Team die Bose-Einstein-Kondensation erzeugt haben. 31
KontakTUM | F O R S C H U N G Nobelpreisträger Robert Huber in seinem Büro im Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried. Im Hintergrund fliegt ein Wolpertinger durch das Zimmer. Der deutsche Biochemie-Pionier Nobert Hilschmann fertigte diesen – und einige weitere – nach seiner Emeritierung und vermachte ihn nach seinem Tod an Robert Huber. 32
3 Fragen an Robert Huber NO B ELPR EIS FÜ R C H EM IE 1 9 8 8 Prof. Dr. Robert Huber Wo sehen Sie den Zusammenhang zwischen Kreativität und Wissenschaft? (Diplom Chemie 1960 | Promotion Der lateinische Ursprung des Wortes Kreativität ist ja „creare“, also etwas erschaffen. In 1963 | Habilitation 1968) meinem Fall und in anderen Fächern ist es aber so, dass wir nichts erschaffen, sondern et- Robert Huber legte sein Abitur 1956 was erforschen, das es schon gibt. Wir schauen uns Moleküle an, versuchen ihre Struktur am Humanistischen Karlsgymnasium zu erkennen, aber geschaffen wurden sie von der Natur. Wir haben neue Methoden ge- München-Pasing ab. Anschließend studierte er Chemie an der TUM und funden, um noch besser zu sehen, was die Natur hervorgebracht hat. Die Astronomie zum wandte sich dann in seiner Diplom- Beispiel mit den fantastischen Bildern von den Sternen und Galaxien – unendlich weit und Doktorarbeit bei Walter Hoppe entfernt. Oder die Röntgenkristallografie, die uns die Proteinmoleküle darstellt. Diese am Max-Planck-Institut für Eiweiß- vielen Methoden, die uns zu einem neuen Sehen verholfen haben, sind Zeugnisse unserer und Lederforschung der Kristallo graphie und der Strukturaufklärung Kreativität. Meinen Nobelpreis zusammen mit Johann Deisenhofer und Hartmut Michel organischer Moleküle zu. In der Folge habe ich für eine neue Art des Sehens von membranständigen Proteinen erhalten. löste er insbesondere die Frage nach der atomaren Struktur des Insekten- Wie war für Sie der Weg dorthin? Gab es in Ihrer Forschung einen Verpuppungshormons Ecdyson, wodurch sein Interesse für biologisch entscheidenden Moment des Durchbruchs, an den Sie sich erinnern können? relevante Makromoleküle und die Ent- Während meiner Doktorarbeit fragten mich zwei berühmte Biochemiker, ob ich bei der wicklung kristallographischer Verfahren Untersuchung eines neu entdeckten Insektenhormons helfen wolle. Meine erste Aufgabe geweckt wurde. 1967 machte Huber sich im Rahmen seiner Habilitation bei war die Bestimmung des Molekulargewichts. Mein Ergebnis mittels Röntgenkristallogra- Hoppe an die Strukturaufklärung des fie war aber doppelt so hoch wie das, was man bisher herausgefunden hatte. Daher habe Sauerstoff-bindenden Insektenproteins ich mein Experiment vielfach wiederholt. Plötzlich traf es mich wie ein Blitzschlag: Ich Erythrocruorin, womit er u. a. die Universalität der Globinfaltung bewies. habe recht. Diese Entdeckung war ein Schlüsselerlebnis – ich war in der Lage, etwas zu 1971 wurde Robert Huber Direktor der entdecken, das im Widerspruch zu gängigem Wissen ist. Dieser Moment war der Anstoß, Abteilung für Strukturforschung am überhaupt eine akademische Laufbahn weiterzuverfolgen. Später hat es dann noch eine neu gegründeten Max-Planck-Institut ganze Reihe von Blitzen gegeben (lacht). für Biochemie in Martinsried bei München. 1976 wurde er an die TUM als Professor für Chemie berufen. Er Welche Bedeutung hat dabei der Austausch mit anderen Wissenschaftlern gespielt? ist Mitbegründer von zwei Biotech- Bald nach meiner Berufung an das Max-Planck-Institut für Biochemie haben wir die For- Unternehmen mit Sitz in Martinsried, schungsgruppe aufgebaut. Die Gruppe bestand aus Chemikern, Physikern und Biologen. die Dienstleistungen für die Wirkstoff- forschung und Wirkstoffentwicklung in Wir waren die produktivste Gruppe weltweit und überall sehr angesehen. Viele Projekte, der Medizin (Proteros, 1997) und zur die wir angefasst haben, entstanden aus Diskussionen untereinander und mit anderen Kol- Therapie von Autoimmunerkrankungen legen. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass keine meiner vielen Publikationen ohne die (Suppremol, 2005) anbieten. Seit 2005 ist Robert Huber Emeritus. 2013 wurde Kooperation mit Kollegen möglich gewesen wäre. er von TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann in den Kreis der TUM Emeriti of Excellence aufgenommen. Robert Huber erhielt den Nobelpreis in Chemie 1988 gemeinsam mit seinem ehemaligen Doktoranden TUM Alumnus Johann Deisenhofer und mit Hartmut Michel für seine wesentlichen Beiträge zur Röntgenkris- tallstrukturanalyse und Aufklärung der Raumstruktur des membranständigen Reaktionszentrums der Photosynthese, der biologischen Photozelle. 33
Sie können auch lesen