Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten - TRENDSTUDIE Das Omnichannel -Management der Zukunft
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TRENDSTUDIE Das Omnichannel -Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten Michael Carl Kai Enzweiler In Kooperation mit:
INHALTSVERZEICHNIS 03 Editorial 05 Grußwort KPMG 06 Grußwort SAS 07 Management Summary Das Omnichannel-Management der Zukunft 09 Die Studie Trendcycle-Analyse statt Mega-Trends 10 Die Methoden Delphi und qualitative Experteninterviews 11 The Big Picture Wie Technologie die Lebenswelten Ihrer Kunden bis 2025 verändert 15 Das Omnichannel-Management der Zukunft Die 6 wichtigsten Trendfelder der Versicherer 16 1. Der Kundendialog der Zukunft 20 2. Wie der Omnichannel-Ansatz unser Erleben von Versicherungsunternehmen verändern wird 23 3. Wie Versicherer ein Omnichannel-Management zukunftssicher gestalten 26 4. Wie sich Tätigkeitsprofile durch das Omnichannel-Management verändern werden 31 5. Incentivierung – Modelle der Erfolgsbeteiligung 32 6. Produktchancen 35 Strategieempfehlungen So machen Sie Ihr Unternehmen zukunftssicher 38 Die Autoren Wissenschaftler, Trendforscher, Strategieberater 39 Die Experten Investitionsentscheider, Strategiechefs, Zukunftsexperten 40 Places of Inspiration Literatur, Studien, Artikel 41 Glossar 43 Die Kooperationspartner 44 Impressum Urheber, Kontakt, Lizenz Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 2
EDITORIAL Sehr geehrte Damen und Herren, Ihre Branche, die Versicherungswirtschaft, befindet sich am Beginn einer tief greifenden Umbruchphase. Die technologische Entwicklung verändert die Lebenswelten Ihrer Kunden in allen Bereichen. Allein schon die Allprä- senz des mobilen und stationären Internets führt zu einem gewandelten Kundenverhalten und zu neuen Bedürf- nissen der Kunden an den Dialog mit Versicherern. Neue, digitale Akteure besetzen wichtige strategische Kundenschnittstellen. Branchenübergreifend stehen der- zeit alle Unternehmen, deren Geschäft im Massensegment auf dem strategischen Zugriff auf die Kundenschnitt- stellen zu den Endkunden beruht, vor einer gewaltigen Herausforderung. Diese Unternehmen sehen sich ganz neuen Anforderungen an Flexibilität und Agilität ausgesetzt. Viele Unternehmen stellen ihren Kunden längst eine große Zahl von Kommunikationskanälen bereit. Dieser Schritt zu einem Multichanneling war notwendig, reicht aber perspektivisch nicht aus. Versicherungsunterneh- men stehen vor der Herausforderung, die Kommunikation über alle Kanäle, über alle Sparten und über alle Phasen des Vertriebs und der Kundenbetreuung hin zu koordinieren und zu integrieren. Dieses Omnichannel-Manage- ment, zu Ende gedacht, verändert daher weit mehr als nur die unmittelbare Interaktion in Ihrer Kundenbetreu- ung. Omnichannel-Management bedeutet nicht weniger, als den Kunden auf neue Weise in den Mittelpunkt der Kommunikation und des gesamten Geschäftsmodells zu rücken. Heute legen wir Ihnen unsere neue Studie „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ vor. Sie nimmt unsere Trendstudie „Versicherungen 2020“ zur Grundlage und geht einen Schritt weiter. Sie zeigt auf, wie der Omnichannel-Ansatz das Erleben des Kundendialogs in Zu- kunft verändern wird, wie Versicherer ein zukunftssicheres Omnichannel-Management aufbauen können, wel- che organisatorischen und strukturellen Konsequenzen dies hat und wie auf diese Weise neue Produktchancen für die Versicherungsbranche entstehen. Die Versicherung hat eine große Zukunft – wenngleich diese anders aussieht als die Vergangenheit. Unsere hier vorliegende Studie benennt die wesentlichen strategischen Treiber für die Zukunft Ihrer Branche. Sie erläutert, welche Akteure welchen Trend treiben und aus welchem Grund. Aus den Roadmaps, Plänen und Erwartungen der trendprägenden Akteure zeichnet sie ein Zukunftsbild Ihrer Branche in den kommenden fünf bis zehn Jah- ren. Und sie zeigt anhand konkreter Strategieoptionen auf, welche Schritte Versicherer gehen müssen, um das Omnichannel-Management der Zukunft aufzubauen. Die in dieser Studie beschriebenen Trends sind als längerfristige strategische Orientierungshilfen zu verstehen. Seien Sie skeptisch bei Trendstudien, die prognostizieren, dass sich Ihre Branche von heute auf morgen vollstän- dig verändert. Dies ist schlicht Unsinn. Die meisten Versicherer und Makler können ihre bisherigen Geschäfte noch jahrelang fortführen. Zwar mit ständig sinkenden Umsätzen, aber immerhin. Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 3
EDITORIAL Diese Studie ist eine Anleitung zum Zukunft-Gestalten. Sie ist eine Einladung an die Branche, parallel zum lang- sam niedergehenden klassischen Geschäft, in überschaubaren Pilotprojekten neue Zukunftsansätze zu entwi- ckeln und damit Schritt für Schritt mehr Umsatz zu generieren, als im etablierten Geschäft wegbricht. Ob Ihnen das gelingt, wird darüber entscheiden, ob Sie 2020 zu den Gewinnern oder Verlierern der heutigen Trends zählen werden. Aufgrund unserer Kooperation mit der KPMG sowie dem Technologiepartner SAS Institute ist diese Studie für Sie kostenlos. Bitte scheuen Sie sich nicht, mit uns und den Kooperationspartnern in Kontakt zu treten, wenn Sie die Ergebnisse der Studie zur Überprüfung Ihrer Strategien nutzen möchten. Wir stehen Ihnen gern zur Verfügung. Ausdrücklich danken wir den beiden Kooperationspartnern für die jederzeit konstruktive und freundschaftliche Zusammenarbeit. Sie haben uns Wissenschaftlern ermöglicht, eine unabhängige und unbeeinflusste Analyse der Zukunftstrends vorzunehmen. Wir wünschen uns und allen Lesern dieser Studie, dass Sie an die Heraus- forderungen der Branche ähnlich aufgeschlossen herangehen und ihre eigene Zukunft im Bewusstsein planen: Den Wandel kann nur beeinflussen, wer ihn aktiv gestaltet. Machen Sie Ihr Unternehmen zukunftssicher! Wir freuen uns, wenn wir mit dieser Studie dazu beitragen können. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre … und: Eine große Zukunft! Michael Carl Kai Enzweiler Director Analysis & Studies Trendforscher 2b AHEAD ThinkTank 2b AHEAD ThinkTank Leipzig, 26. Februar 2015 Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 4
GRUSSWORT Liebe Leserinnen und Leser, alles scheint im Umbruch, auch die Versicherungsbranche: Online, offline, mobile – wie erreicht man die Kunden am besten? Was wir heute sehen, ist jedoch erst die Spitze des Eisbergs. Die Digitalisierung stellt ganze Geschäftsmodelle infrage und setzt Unternehmen unter Innovations- druck. Der Handel ist revolutioniert worden, die Telekommunikations- und Medienwelt ebenfalls – viele weitere wichtige Branchen stehen noch vor dieser Veränderung oder sind gerade mittendrin. Die Verschmelzung der Vertriebs- und Marketingkanäle ist in vollem Gange. Dazu kommt: Die wachsenden Anforderungen der Kunden setzen den Vertrieb zunehmend unter Druck. In einer digital vernetzten Welt müssen Dienstleistungen übergreifend, allgegenwärtig, individuell und vor allem authentisch sein. Der Service der Zukunft stellt sich auf die spezifischen Bedürfnisse des Einzelnen ein, funktioniert dabei aber ganzheitlich – und zwar unabhängig von Zeit, Raum, Kanälen und Endgeräten. Wer künf- tig nah am Kunden sein will, muss sich auf mehr Vertriebs- und Kommunikationswege einlassen – und diese adäquat orchestrieren. Die Lösung: Omni-Channeling. Echtes Omnichannel-Management integriert Prozesse und Entscheidungen zugunsten eines individuellen und intelligenten Auftritts in allen erdenklichen Schritten der Kundeninteraktion. Dabei verschmelzen die Kanäle zu einem Markenauftritt. Ein zukunftssicheres Geschäftsmodell wird mehr denn je davon geprägt sein, wie gut sich Versicherer mit ihren Produkten und Services um die Schnittstellen der digitalen Identität ihrer Kunden kümmern. Diese Frage ist nur vordergründig technologischer Art: Neben smarter Datenanalyse und IT-Know-how bedarf es adaptionsfähiger Strukturen, Strategien und einer entsprechenden Führungskultur. Die in der vorliegenden Studie formulierten Handlungsempfehlungen sollen Versicherungen helfen, ein profes- sionelles Omnichannel-Management zu etablieren. Unternehmen, die diesen Weg erfolgreich gehen und dabei die Chancen zur Differenzierung nutzen, werden vom Kunden belohnt – und zwar mit Loyalität und Vertrauen. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre. Dr. Frank Ellenbürger Partner, Bereichsvorstand Insurance KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 5
GRUSSWORT Sehr geehrte Damen und Herren, Digitalisierung treibt den Wandel in der Geschäftswelt voran – und nicht zuletzt auch die Art, wie Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren. Das haben Branchen wie Publishing, Telekom- munikation oder der Einzelhandel bereits früh erkannt. Andere stehen noch am Anfang, wenn es darum geht, das digitale Potenzial in der Kundenkommunikation auszuschöpfen. Die tiefgreifen- den Veränderungen, mit denen sich Versicherer und Makler in den nächsten Jahren auseinander- setzen müssen, wurden bereits an anderer Stelle postuliert. Die Trendstudie „Das Omnichannel- Management der Zukunft“ stellt nun die Frage, wie diese Veränderungen aussehen und welche Herausforderungen eine Assekuranz meistern muss. Am Ende stehen konkrete Handlungsemp- fehlungen, die Versicherungen helfen, ihren Kundendialog zukunftssicher zu machen. Einen wichtigen Anteil an der digitalen Transformation hat das Prinzip der ganzheitlichen Kom- munikation. Die Verknüpfung verschiedener Kanäle und Kontaktpunkte ist Grundvoraussetzung für eine wirksame Kundenansprache. Im Unternehmen müssen Abteilungen zusammenarbeiten, um Einzelaktivitäten in einer Gesamtstrategie zu bündeln. Ein weiterer Punkt ist das Markenverständnis: Versicherer sind nicht mehr Vertreter einzelner Leistungen, sondern treten als Anbieter von Sicherheit für persön- lich prägende Lebensabschnitte wie Berufseinstieg oder Renteneintritt auf. Die Entwicklung geht also weg vom produktorientierten hin zum kundenzentrierten Unternehmen. Am anderen Ende steht die Personalisierung, die den Kunden als individuelles Wesen begreift. Das heißt, Versicherer adressieren ZielKUNDEN statt ZielGRUPPEN. Warum SAS sich des Themas in einer Trendstudie annimmt? Wir haben zum einen Expertise aus mehr als 30 Jah- ren Zusammenarbeit mit der Versicherungsbranche. Zum anderen verfügt SAS über die wohl leistungsfähigste analytische Infrastruktur, die genau diese Orchestrierung der verschiedenen Kanäle und Kontaktpunkte ermög- licht. Mit dem Konzept des sogenannten „Customer Decision Hub“ als Instanz, bei der sämtliche Kundeninter- aktionen, Regelwerke und Entscheidungsszenarien über alle Kundenkontaktpunkte hinweg zusammenlaufen, sind Versicherer in der Lage, ihre Kunden mit einer Stimme und in Echtzeit anzusprechen. Dies ermöglicht eine Kommunikation auf Augenhöhe, bei der der Kunde mit auf seine ganz persönliche Situation zugeschnittenen, adaptiven und situativen Produkten angesprochen wird. Herkömmliches CRM reicht also nicht mehr aus. Benötigt wird eine umfassende strategische Steuerung, bei der das Channel-Management des Marketings mit dem Channel-Management des Vertriebs zusammenwächst. Mit einem Geschäftsmodell, das auf diese Weise die Customer Experience in den Mittelpunkt stellt, sind Versicherer auf die Herausforderung des digitalen Wandels vorbereitet – und erschließen sich erhebliche Geschäftspoten- ziale. Gerne lade ich Sie ein, diese Argumentation anhand der Trendstudie auf den Prüfstand zu stellen. Wolf Lichtenstein, Geschäftsführer SAS Institute GmbH Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 6
MANAGEMENT SUMMARY Das Omnichannel-Management der Zukunft Wie alle Unternehmen stehen Versicherer derzeit vor Die vorliegende qualitative Studie untersucht die einer gewaltigen Herausforderung in der Kunden- Auswirkungen der technologischen Entwicklungen kommunikation: Wie werden Kunden und Unterneh- und sich wandelnden Kundenerwartungen auf die men in Zukunft interagieren, vor, während und nach Geschäftsmodelle und Organisationsprinzipien von einem Abschluss? Befördert durch die fortschreitende Versicherungsunternehmen. Basis der Untersuchung Digitalisierung aller Lebensbereiche, die umfassende sind Interviews mit Experten, Akteuren und Innovato- Vernetzung mobiler und stationärer Alltagsgegen- ren der Branche. stände und Technologien wie intelligente Sensorik und smarte Prognostik entstehen laufend neue Kom- Für ein effektives Ommnichannel-Management munikationskanäle, Kontaktpunkte und Datenarten; werden Versicherungen zu neuen Formen der Zusam- etliche weitere werden folgen. Das Kundenvertrauen menarbeit finden müssen. Tätigkeitsprofile werden verschiebt sich in großen Segmenten auf digitale As- sich grundlegend wandeln, der Verkaufsprozess selbst sistenzsysteme. Das Management dieser Kanäle und wird sich verändern. Der Omnichannel-Ansatz wird Kontaktpunkte wird zukünftig entscheidend für den sich zudem auf die Incentivierung auswirken; die Erfolg eines Unternehmens sein, Geschäftsmodelle, Studie schlägt vor, hier die Entwicklung des langfristi- Organisation und Produkte verändern und prägen. gen Kundenwerts als Grundlage zu nehmen. Dies trifft auch auf die Versicherungsbranche zu. Schließlich werden die intelligente Verknüpfung von Daten und die Technologien der smarten Prognostik Die unterschiedlichen Kanäle und Daten intelligent völlig neue Chancen der Produktentwicklung und miteinander zu verknüpfen und so den Kundendialog Leistungserbringung eröffnen. Digitale Assistenz- zu optimieren, ist das Ziel des Omnichannel-Ansatzes. systeme verstehen auf Basis von situativen Daten, Der Kunde wird es zukünftig selbstverständlich erwar- wie sich von Moment zu Moment die Bedürfnisse ten, sich in einem Umfeld bewegen zu können, das ihres individuellen Nutzers verändern. Hierfür die pas- ihm erlaubt, jederzeit über einen Kanal seiner Wahl in senden adaptiven Produkte anbieten zu können, wird den Dialog mit einem Unternehmen einzusteigen. der neue Standard auch in der Versicherungsbranche. Das ist der wirkliche Anspruch eines kanal- und kontaktpunktübergreifenden Omnichannel-Manage- Die Studie schließt mit Strategieempfehlungen zur ments: Der Kundendialog soll vollständig über alle Umsetzung eines zukunftssicheren Omnichannel- Kontaktpunkte und ihren gesamten Verlauf stimmig Managements in Ihrem Versicherungsunternehmen. begleitet und gestaltet werden. Die Akteure der Versi- cherungsbranche, die sich nicht auf diese veränderte Kundenerwartung einlassen, werden zukünftig einen Nachteil haben. Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 7
MANAGEMENT SUMMARY Message House Omnichannel-Management stellt die Kundenbeziehung auf eine neue Grundlage. Versicherungen, die ihre Kundenkommunikation heute schon über alle Berührungspunkte integrieren und vernetzen, stellen sich zukunftssicher auf. Dies bietet entscheidende Vorteile – für Ihre Wettbewerber oder für Sie! Kunden erwarten zukünftig Der Omnichannel-Ansatz Der Omnichannel-Ansatz eine Omnichannel-Erfahrung! führt zu neuen Berufsbildern eröffnet neue Produkt- Diese neue Form des und verändert Tätigkeits- chancen für alle Kundendialogs wird unsere profile im Kern Ihres Marktteilnehmer. Lebenswelten prägen – Unternehmens! Auf diese Veränderungen und damit auch die müssen Sie reagieren. Erwartungen von Kunden Grundlage dieser neuen an die Versicherung ihres Produkte ist das Vertrauen Vertrauens. der Kunden in Sie und Ihre digitalen Assistenzsysteme! #1: Schaffen Sie Datentransparenz. Datenschutz wird #6: Positionieren Sie Ihre Marke so, dass Kunden wichtiger, aber anders. Datenschutz der Zukunft heißt, Sie als Anbieter von Sicherheit für Lebensabschnitte dass der Bürger mit einem Klick die über ihn gespei- wahrnehmen und nicht mehr nur als Anbieter von cherten Daten ansehen, verändern und löschen kann. Policen! #2: Schaffen Sie die technologischen Voraussetzun- #7: Der Wert eines Kunden bestimmt sich langfristig, gen und vernetzen Sie die Kommunikationswege, nicht nur durch den aktuellen Abschluss. damit Kunden jederzeit am Kontaktpunkt ihrer Wahl #8: Bilden Sie mit Hilfe neuer Technologien intern mit Ihnen in den Dialog treten können! ab, wer welchen Anteil am langfristigen Kundenwert #3: Um ein effektives Omnichannel-Management hat, und machen Sie dies zur Grundlage der Incen- einzuführen, müssen Sie Ihre Abteilungen durchläs- tivierung! siger machen und zu neuen Formen der Zusammen- #9: Mit Ihren digitalen Assistenten zeigen Sie Ihren arbeit finden! Brechen Sie Ihre Sparten auf! Kunden, wie genau Sie konkrete Kundenbedürfnisse #4: Vertrieb, Marketing, Entwicklung, Innovation: verstehen. Auf dieser Basis wächst das Vertrauen Ihrer Definieren Sie neue Funktionen für Ihre bisherigen Kunden nachhaltig. Abteilungen! #10: Der Omnichannel-Ansatz führt zu Produkten, die #5: Sie müssen sich als Arbeitgeber neu positionie- individuell auf einen Kunden zugeschnitten sind und ren: Werden Sie zu einem attraktiven Arbeitgeber für situativ wechselnde Bedürfnisse integrieren können. innovative Köpfe! Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 8
DIE STUDIE Trendcycle-Analyse statt Mega-Trends Das Wichtigste vorab: Dies ist keine Studie über Man kann versuchen ihre Gründe und Zwänge zu Megatrends. Denn wer mit Megatrends operiert, setzt verstehen. Man kann ihre Erwartungen und Roadmaps voraus, dass es eine begrenzte Anzahl von Treibern der kommenden Jahre in Erfahrung bringen. In der gibt, die auf alle Geschäftsfelder gleichermaßen Schnittmenge dieser Akteure, sehen wir dann jene einwirken. Doch das stimmt nicht. Trends gibt es nur, Trends die am stärksten getrieben werden ebenso wie weil Entwicklungen von jenen Menschen getrieben Blockaden. Dies ist die realistischste Prognose für die oder blockiert werden, welche die Autorität oder die Zukunft der Versicherungsbranche, die Forscher Ihnen Ressourcen haben, dass andere ihnen folgen. anbieten können. Sie finden sie auf den folgenden Seiten. Das Handeln von Menschen, und damit auch deren Entscheidungen für Investitionen, folgt immer spezifi- Das Trendforschungsinstitut „2b AHEAD Think Tank“ schen Interessen, Wünschen und Zwängen. Diese sind ist spezialisiert auf das Erkennen von Treibern und je nach Branche und Industriezweig unterschiedlich. Blockaden, die Analyse von Chancen und Risiken sowie Wir Trendforscher können dieses Verhalten der Ent- das Konzipieren und Umsetzen von Geschäftsmodellen scheidungsträger beobachten, wir können sie versu- der Zukunft – jeweils individuell für den Trendcycle chen zu verstehen, wir können Treiber und Blockaden eines Unternehmens. Denn jene Akteure, die entschei- analysieren und wir können Prognosen erstellen, wo- denden Einfluss auf das Geschäft einer Firma haben, hin dieses Handeln der Akteure führt. In der Wissen- sind von Unternehmen zu Unternehmen verschieden. schaft nennen wir das: Die qualitative Forschung. Auf Damit sind auch die Trendtreiber und Blockaden sowie diesem Ansatz basiert die vorliegende Studie. die Chancen und die Risiken von Unternehmen zu Unternehmen verschieden - sogar innerhalb der glei- Im Vergleich zu anderen Branchenstudien werden Sie chen Branche. in auf den folgenden Seiten vergeblich nach Prozent- zahlen suchen. Wir Zukunftsforscher wissen, dass man Wer verantwortungsbewusst mit seiner Zukunft die Zukunft weder messen noch zählen kann … denn umgeht, der wird nicht den „One-fits-all“-Megatrends sie ist noch nicht geschehen. Für eine möglichst treff- angeblicher Trendgurus nachlaufen, sondern seine sichere Prognose dessen, was in der Versicherungs- Strategien auf der Basis der Ziele und Roadmaps der branche in den kommenden Jahren geschehen wird, Angreifer und Verteidiger in seinem Markt entwickeln. hilft keine noch so große repräsentative Befragung von Kunden oder angeblichen Experten. Denn wie Dies ist unsere Mission. Wir würden uns freuen, wenn viele sie auch befragen … diese wissen auch nicht, was wir Ihnen mit dieser Studie dabei helfen. geschehen wird. Die einzige Möglichkeit nahe an die noch entstehende Wirklichkeit heranzukommen ist es, jene trendprägen- den Unternehmen und Akteure zu befragen, die mit ihren heutigen Entscheidungen bereits jene Techno- logien und Trends treiben, die in Zukunft auf uns alle zukommen. Mit diesen Akteuren kann man reden. Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 9
DIE METHODEN Delphi und qualitative Experteninterviews Bei der hier vorliegenden Studie handelt sich um eine Überblick über seine Akteursgruppe zu geben. Bei den qualitative, empirische Trendstudie auf Basis der Experten handelt es sich über die Partner der Studie Delphi-Methode. Dies ist eine nach dem antiken hinaus um Akteure aus der Versicherungswirtschaft, Orakel benannte Methode der Zukunftsforschung. Technologieanbieter sowie Angreifern außerhalb der Sie wurde Mitte des letzten Jahrhunderts in den USA klassischen Branche. entwickelt und wird zur Ermittlung von Prognosen verwendet. Da in den heutigen, komplexen Zeiten In den beiden Befragungswellen wurden dann die kaum noch ein einzelner Experte in der Lage ist, meh- Investitionsentscheidungen, Geschäftserwartungen rere sich beeinflussende Expertisenfelder zu überbli- und Trendaussagen von Experten auf Basis von leit- cken, werden in einer Delphi-Studie mehrere Fachleute fadengestützten Experteninterviews analysiert und mit spezialisiertem Wissen um ihre Einschätzungen ausgewertet. Die Experten wurden jeweils in Einzel- gebeten. Die Befragung läuft über einen zweistufigen gesprächen mit Thesen konfrontiert und zu ihren Prozess. Einschätzungen der Zukunftsentwicklungen befragt. In der Folge wurden die Expertenaussagen einer qua- Während in der ersten Befragungswelle die Experten litativen Analyse unterzogen und in sechs Trendfelder einzeln und individuell um ihre Einschätzung zu be- strukturiert. Die Trendfelder verdichten die wesentli- stimmten Thesen entlang eines leitfadengestützten chen Aussagen der Experten in Zukunftsszenarien für Experteninterviews gebeten werden, bekommen sie die Versicherungswirtschaft bis zum Jahr 2020. in der zweiten Befragungsrunde die aggregierten Ergebnisse der vorhergehenden Runde mitgeteilt. Zum Abschluss der Studie wurden aus den Trendfel- Den Experten ist freigestellt, ob sie bei ihren erneuten dern Strategieoptionen für Versicherungsunterneh- Einschätzungen des Sachverhaltes die Ergebnisse der men abgeleitet. Diese Empfehlungen basieren auf ei- vorhergegangenen Welle mit in die eigenen, neuen ner Synthese der Trendfeldexploration, der Aussagen Einschätzungen einfließen lassen, oder ob sie bei ihrer der Experten, der darauf aufbauenden Zukunftsszena- Einschätzung aus der ersten Welle bleiben. rien sowie der Expertise des 2b AHEAD Think Tanks in Strategien des Innovationsmanagements. Von besonderer Wichtigkeit bei diesem wissenschaft- lichen Herangehen ist die Auswahl der Experten. Aus diesem Grund wurde nach einem ausführlichen Desk- research der bereits vorliegenden Vorgängerstudien in einem Workshopformat zunächst der sogenannte „Trendcycle“ erarbeitet, also eine Aufstellung all jener Unternehmen innerhalb und außerhalb der Branche, die so ressourcenstark sind, dass ihre heutigen strate- gischen Entscheidungen einen wesentlichen Einfluss auf die Zukunft der Branche haben … entweder weil andere Akteure ihnen folgen werden … oder weil sie mit ihrer Marktmacht ihre Geschäftsmodelle durch- drücken können. Aus jeder relevanten Akteursgruppe wurde ein Experte ausgewählt, der nicht nur über sein Unternehmen sprach, sondern in der Lage war, einen Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 10
THE BIG PICTURE Wie Technologie die Lebenswelten Ihrer Kunden bis 2025 verändert Die Lebenswelten der Kunden des Jahres 2025 werden hat einen Job. Und nicht nur das: Der Headhunter durch viele Facetten geprägt. So steigt die durch- klingelt nahezu täglich, denn es gibt etwa 3-4 Millio- schnittliche Lebenserwartung der Deutschen über nen unbesetzte Stellen in deutschen Unternehmen. 85 Jahre hinaus und geht in Richtung 90. Der 100. Die Unternehmen empfinden dies als Katastrophe. Geburtstag der Großeltern wird in vielen Familien eine Die Mitarbeiter nicht: Sie sitzen zum ersten Mal seit Normalität geworden sein. Und auch in den anderen Jahrzehnten am längeren Hebel und können sich ihre Familien steht die Frage im Raum, was die Menschen Jobs aussuchen. Dies treibt die Löhne nach oben, sorgt eigentlich im Alter zwischen 60-85 Jahren tun wollen. aber vor allem dafür, dass etwa 40% der arbeitenden Urlaub? Arbeit? Die meisten werden wohl zwischen Menschen als „Projektarbeiter“ aller 2-3 Jahre das 50-60 nochmals eine Art Neustart in das dritte aktive Projekt und das Unternehmen wechseln. Die Perso- Drittel ihres Lebens vollführen. Neustart ist wörtlich nalknappheit wird auch Versicherer dazu nötigen, ihre gemeint: Neuer Job, neues Heim, neue Beziehung ... Attraktivität als Arbeitgeber neu zu entwickeln und zu das aktive Leben geht weiter. Der Eintritt der Renten- kommunizieren. Phase mit geringerer Aktivität und Mobilität ver- schiebt sich nach hinten. Halb werden die Menschen Vor diesem Hintergrund definieren sich einige der we- dies WOLLEN, um 30 Jahre sinnvoll zu verbringen, sentlichen Grundwerte unseres Zusammenlebens um: halb werden sie es MÜSSEN, um die sonst drohende Sicherheit bleibt wichtig, wird aber vor dem Hinter- Altersarmut zu vermeiden. Hier entsteht eine neue grund der immer verfügbaren Jobs durch andere As- Zielgruppe für Versicherer, die nach spezifischen Absi- pekte bestimmt. Für Versicherer ein ideales Spielfeld: cherungsprodukten für diesen verlängerten Lebensab- Sie müssen diese Chance mit passenden Produktlö- schnitt sucht. sungen nutzen. Produkte werden sich flexibler an die Bedürfnisse von Kunden anpassen, die mehr und mehr Die Weltwirtschaft wird mehr und mehr von chinesi- nach Selbstverwirklichung streben und dabei auch schen Akteuren dominiert sein, nicht nur im Bereich ungewöhnliche Wege gehen. Vertrauen bleibt wichtig, der Produktionsarbeit, sondern auch im Bereich der wird aber in Zeiten größtmöglicher Transparenz nicht Innovation und Konzeption. Allmählich wird Asien mehr an große Marken abgegeben, sondern muss aus der Rolle der Billiglohnregion hinaus wachsen und ständig neu bewiesen werden. Umso wichtiger wird seine verlängerten Werkbänke wiederum in Afrika für Versicherer ein kontinuierlicher Kontakt mit ihren suchen, zuerst in Nord- und Südafrika, Jahre später Versicherten, der weit über die auch Zentralafrika. Somit werden Asien und Afrika mit heute wenigen Kontaktpunkte pro Jahr hinausgeht. steigendem Wohlstand als Märkte für Versicherungs- Nähe bleibt wichtig, wird aber nicht mehr nur in produkte weiter wachsen. Hier werden insbesondere Metern gemessen, sondern auch und vor allem in Smart Devices als Vertriebskanal eine Rolle spielen. Zuneigung und Interaktionen. Nicht nur global, sondern auch in Deutschland Als größten Luxus werden die Menschen die eigene strömen die Menschen vom Land in die Metropolen. Gesundheit erleben. Denn durch Body-Enhancement Mietpreise in den boomenden Großstädten steigen, aller Art wird Gesundheit mehr und mehr zum während ländliche Gebiete langsam verwaisen. kaufbaren Konsumgut: Medizinische Nahrung sorgt Deutschland hat inzwischen eine lange angekündigte dafür, dass wir kaum noch krank werden. Brainfood Veränderung erfahren. Wir leben in einer Ära der Voll- verspricht, auch unsere Hirnfunktionen bei Bedarf zu beschäftigung. Jede halbwegs ausgebildete Person optimieren. Und der beginnende Einsatz von mensch- Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 11
THE BIG PICTURE lichen Ersatzteil-Organen führt im Luxussegment zu für die die reine Daten-Transportleistung künftig zur weiterer Lebensverlängerung. Lebens- und Kranken- Nebensache wird. Sie wird so günstig wie möglich versicherern eröffnen sich hier ganz neue Produkt- angeboten, damit die Geschäftsmodelle mit Apps und chancen, sowohl für bestehende Produkte als auch für Mobile Commerce boomen. Versicherer und Makler innovative Gesundheitslösungen. müssen darauf einstellen, dass sowohl sie als auch ihre Kunden den Service des Internets permanent und Doch für den größten Wandel auf dem Weg ins Jahr überall verfügbar haben. Damit wird jeder Touchpoint 2020 sorgt die weiter um sich greifende Digitalisie- zum Point of Sale. Dies ist Chance und Risiko zugleich. rung. Sie wird künftig alle Lebensbereiche mit Infor- mations- und Kommunikationstechnologien durch- Die Technologie kennt den Kunden dringen. Spätestens in zehn Jahren werden mehr als 95 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutsch- Doch die neu entstandenen Internetgeräte (Spiegel, land, Europa und den USA regelmäßig das Internet Tische, Autos, Wände, Fenster) werden damit nicht zu nutzen. Markant ist in dieser Hinsicht, dass bereits ab Computern, wie wir sie kennen. Denn zugleich ent- 2015 mehr Menschen das Internet über mobile End- wickeln sich neue, nutzerfreundliche Bedienkonzepte geräte als über stationäre Systeme nutzen werden. und neue Mensch-Maschine-Schnittstellen. iPhone In den kommenden Jahren wird sich die Anzahl der und iPad haben die Touch-Steuerung eingeführt. Als Smartphone-Besitzer rasant steigern bis hin in eine nächster Schritt wurde vor allem durch Microsoft die Situation, in der kein Handy ohne Internetanschluss Gestensteuerung vorgestellt, die nicht einmal mehr mehr verkauft werden wird. eine Berührung des Gerätes erfordert. Apple- und Google-Entwickler legen zurzeit etwas mehr Wert- Doch strategisch geht es schon lange nicht mehr um schätzung in Sprachsteuerungssysteme. Gesten- und Computer und Smartphones. Die Nachfolger von Sprachsteuerung werden 2020 normaler Alltag sein. iPad & Co. heißen: iTable, iWallpaper, iMirror, iCar, Nach dem Jahr 2020 werden diese neuen Steue- iSchaufensterscheibe, iRegal, i-ICE-Sitz und so weiter. rungsarten ergänzt durch die heute noch futuristisch Alle Gegenstände, die dadurch einen neuen Nutzen anmutende Gedankensteuerung (Brainwave-Recogni- erhalten, werden nach und nach zu Internetgeräten tion). Sie ist inzwischen dem Science-Fiction-Stadium werden. Zukunftsexperten sprechen in diesem Zu- konsequent entwachsen und wird in den kommenden sammenhang vom „Internet der Dinge“. Sie umfasst Jahren mit wachsender Selbstverständlichkeit unter in Zukunft nicht nur ein Haus, sondern die ganze Stadt anderem Teil medizinischer Assistenzsysteme werden. und die ganze Welt. Jeder Gegenstand erhält eine IP- Adresse. Mit den damit verbundenen neuen Daten- Schon zeitiger als die Gedankensteuerung wird die flüssen eröffnen sich für Versicherer neue Möglichkei- Emotionserkennung in unsere Geräte Einzug halten. ten im Underwriting, Pricing, Claims, Handling und in Dies bedeutet: Geräte erkennen die Emotionen ihrer der Betrugsaufdeckung. Benutzer und können darauf adäquat reagieren. Ein Auto würde entsprechend ein anderes Fahrverhalten Der Informationsfluss und das Synchronisieren der zeigen, wenn sein Fahrer angespannt und müde ist, als stationären und mobilen Gegenstände werden wenn er ausgeruht und entspannt am Lenkrad sitzt. nahtlos und die Steuerung passt sich durch Sensorik Experten rechnen mit einem Eintritt in den Premium- und Gestensteuerung mehr und mehr den zwischen- markt um 2015 und einer schnellen Ausbreitung in den menschlichen Kommunikationsarten an. Versicherer Massenmarkt. Die Schnelligkeit und Dynamik gewinnt werden in Zukunft Wege finden müssen, um diese diese Entwicklung aus dem nach wie vor gültigem neue Interaktion in der Kundenkommunikation für Moorschen Gesetz, nach dem sich weiterhin die Re- ihr Geschäft zu nutzen. Der Zukunftsexperte eines chenleistung der Chips aller 18 Monate verdoppelt und großen Mobilfunkkonzerns sagt: „Wenn ich heutzuta- dem starken Preisverfall der Sensortechnik, die dafür ge in ein Hotelzimmer gehe, habe ich einen Bildschirm sorgt, dass jegliche Sensoren in gigantischen Stück- an der Wand, Telefon, Internetzugang. In 4-5 Jahren zahlen massenmarktfähig werden. Die technologi- bekomme ich kein Zimmerschlüssel mehr, sondern schen Hürden für eine automatisierte und individuelle einen Code, der wird auf mein Telefon gespielt. In Kundenansprache entfallen weitgehend. dem Moment, wenn ich die Tür öffne, erkennt das Zimmer mein Gerät verbindet sich mit dem Internet Versicherer und Makler müssen sich darauf einstellen, mit sämtlichen Möglichkeiten der Kommunikation.“ dass elektronische Geräte nicht nur den einzelnen Bereits heute im Einsatz: Biometrische Verfahren. Kunden erkennen, sondern auch seine augenblickli- Venenscanner erstellen auf Basis der individuellen chen Emotionen. Kunden werden sich daran gewöh- Venenstruktur der Hand einen sicheren und nicht nen, mit Geräten auf „menschliche Art“ zu kommu- kopierbaren Schlüssel. nizieren … durch Sprache, Mimik, Gesten und später Gedanken. Kunden werden sich daran gewöhnen, dass Zugleich sorgen Flatrate-Tarife dafür, dass die Verbrei- sich die Technologie binnen Sekundenbruchteilen auf tung der umfassenden Vernetzung stark zunimmt. ihre individuelle Situation einstellt und adäquat re- Treiber sind die Telekommunikationsunternehmen, agiert. Geräte werden auf diese Weise „menschlicher“ Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 12
THE BIG PICTURE als Verkäufer, denn sie wissen mehr über ihr Gegen- aktives Eingreifen und Steuern des Nutzers erfordern. über als herkömmliche! Dies birgt ein hohes Risiko für Die Folge: Selbst wenn die Masse der Nutzer inzwi- menschliche Verkäufer, aber auch eine große Chance, schen Geräte besitzt, die Apps haben, werden diese wenn man die Technologie souverän nutzt. noch lange nicht genutzt. Systeme sind besser als Verkäufer ... Sie erinnern sich Ein wesentlicher Zukunftsmarkt sind deshalb Systeme, die unabhängig von aktiver Steuerung ihrer Nutzer Doch der zusätzliche Nutzen der vernetzten Geräte arbeiten. Sie „beobachten“ ihre Besitzer bei deren der Zukunft entsteht nicht durch Daten, so wie wir Alltagstätigkeiten, analysieren die Daten, erstellen da- Sie bisher kennen: jene statischen Datenberge, die raus Bedürfnisprofile und filtern auf Grundlage dieser heute in den Datenbanken liegen. Unsere bisherige Profile permanent die Umgebung des Besitzers. Sie Vorstellung von Daten wird sich verändern. Es kommt gewinnen ihre „Intelligenz“ durch den automatisier- das Erfassen und Auswerten von Bewegungsdaten ten Datenaustausch mit anderen, in der Nähe befindli- des Nutzers hinzu. Objekterkennung, Bilderkennung chen Geräten. Auf diese Weise spielen sie (ungefragt) und beobachtende Interfaces sorgen künftig dafür, Empfehlungen in das Blickfeld des Nutzers ein, wenn dass Alltagsgegenstände das Verhalten ihrer Benutzer dieser sich in einer Alltagssituation befindet, in der beobachten, diese Realwelt-Daten über die Cloud mit eine Entscheidung ansteht. Technologie-Lieferanten den abgelegten statischen Informationen kombinie- beschreiben diese Assistenten nicht als ein Programm, ren und über maschinelle Algorithmen oder Business sondern als Konglomerat vieler Einzelprogramme. Analytics Systeme jeweils sekundengenau individuelle Viele der benötigten Daten werden aus dem Bewe- und situationsbezogene Prognosen über das mo- gungsmuster der Anwender gewonnen, wobei das mentane Bedürfnis des Nutzers erstellen. Offen ist, Bewegungsmuster neben den lokalen Standorten z. B. inwieweit diese Geräte dafür einer eigenen Intelligenz das Verhalten im Internet berücksichtigt. bedürfen oder diese als Teil eines „Smart Grid“ funk- tionieren, über den sie situativ, aber zentral gesteuert Wir werden intelligente Assistenten haben, werden. In jedem Fall geht es im Jahr 2020 nicht mehr die ihre Intelligenz aus den Daten des normalen um Daten nach unserem bisherigen Verständnis. Es Alltags der Kunden gewinnen. geht um die Bedürfniserkennung des Nutzers … das Prognostizieren seiner Wünsche, bevor er sie ausge- Zugleich erleben wir einen Paradigmenwechsel im sprochen hat. Datenschutz. All diese Prognosen treten natürlich nur dann ein, wenn die Menschen ihre persönlichen Daten Versicherer und Makler müssen sich darauf einstellen, und Nutzungsdaten für eine solche alltägliche Analyse dass Geräte und Systeme eine Eigenschaft bekom- und Prognostik freigeben. Dies ist hochwahrschein- men, die den menschlichen Verkäufern im Massen- lich. Denn die gleichen Muster und Strategien erleben markt abhandengekommen ist: Sie können sich an wir heute bereits, wenn wir uns in der Computerwelt den Kunden erinnern. Ein vernetztes Gerät wird im des Internets bewegen. Unser Datenschutz durchläuft Jahr 2020 nicht nur den Kunden erkennen, sondern dabei einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Die binnen Sekundenbruchteilen wissen, was dieser Kun- Annahme, dass Bürger Ihre Daten nicht freigeben wol- de am letzten Touchpoint gesucht hat, was er zuletzt len, ist die Denke der 80er Jahre. Teile der Bevölkerung gekauft hat, was das Unternehmen zuletzt mit diesem leben bereits in einer anderen Welt. Sie wollen ihre Kunden besprochen hat usw. Mit diesem Vermögen Daten nicht verheimlichen, sondern freigeben. Daten- werden elektronische Assistenzsysteme den Kunden schutz ist auch ihnen eminent wichtig, aber anders. im Jahr 2020 vielfach bessere, individuellere und Datenschutz in diesem Sinne heißt, dass der Bürger situativ angepasste Antworten geben können, als es mit einem Klick die über ihn gespeicherten Daten menschliche Verkäufer vermögen. Makler müssen ansehen, verändern und löschen kann. Es wird ein Sys- einen kompetenten Weg finden, wie sie diese Geräte tem geben, dass dies sicherstellt. Unternehmen, die und Systeme als Assistenten nutzen und dennoch als Trust-Center das Vertrauen der Kunden genießen, einen „menschlichen Mehrwert“ anbieten. haben strategisch die größten Chancen. Kein Unter- nehmen will ernsthaft seine Kunden nerven mit Mas- Smartphones als intelligente Assistenten ... sen-Streuwerbung, die 90% der Empfänger abschreckt Die kommende Ampelgesellschaft und nur für 10% nützlich ist. Um aber diese 10% herauszufiltern, müssen Unternehmen Kundendaten Trotz der rasanten Verbreitung von Smartphones aller auswerten. Und dafür benötigen sie das Vertrauen der Art und der damit einhergehenden Möglichkeit für Kunden. Die Kunden haben dafür großes Verständnis, Smartphone-Besitzer, damit alle neuartigen Anwen- denn es macht das Leben deutlich angenehmer, wenn dungen zu nutzen, darf eine Grundwahrheit der Tech- man nur passende Werbung erhält. nik- und Mediennutzung nicht vergessen werden: Nur eine kleine Minderheit unter uns sind aktive User, Versicherer und Makler müssen sich darauf einstellen, die neue Anwendungen aktiv suchen, ausprobieren dass wir im Jahr 2020 in einer „Ampelgesellschaft“ und nutzen. Die weitaus meisten Menschen bleiben leben. Ihre Kunden haben sich daran gewöhnt, dass sie konsumierende Couch Potatoes. Dies führt immer für alle Lebenslagen einen elektronischen Assistenten dort zu Problemen, wo heutige App-Anwendungen ein auf dem Smartphone haben, der passende Ratschläge, Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 13
THE BIG PICTURE Bewertungen und Hinweise in jegliche Alltagssitua- die vermutlich entstehenden Payment-Koalitionen tionen einspielt. Doch diese virtuellen Informationen einzubringen, um bei der Neuverteilung der Markt- wollen Kunden nicht als Zahlenkolonne oder Text- segmente beteiligt zu sein. wüste haben. Sie wollen wissen: Passt das Produkt zu mir oder nicht? Ihr Kunde wird seinem Smartphone Bedeutungsverlust der Verkäufer ... im Jahr 2020 in den meisten Fällen mehr vertrauen als Die Devaluation des Expertentums dem menschlichen Verkäufer. Und das ist gut so. Denn das Smartphone gibt ihm bessere Antworten! Der Wir müssen nicht drum herum reden: Neben den kompetente Verkäufer der Zukunft wird dafür sorgen Chancen dieser Digitalisierungstrends gibt es für müssen, dass sein Produkt sehr weit oben und sehr heutige Unternehmen auch große Risiken. Wenn wir grün in der Ampel seiner Kunden erscheint. im Jahr 2020 auf die vergangenen Jahre zurückblicken, wird es neben den Gewinnern auch eine Menge Verlie- Neue Akteure gewinnen Macht rer gegeben haben. Denn was tun Verkäufer, wenn der Kunde dank Barcodescanner und Amazon viel besser Es gibt noch einen Technologietrend, der die Zukunft weiß, ob das Produkt zu ihm passt, wie es andere Kun- wohl stärker als jeder andere prägen wird: In den den bewertet haben, und ob es um die Ecke oder on- kommenden Jahren wird der Durchbruch des mobilen line billiger zu haben ist? Vom Experten zum Kassierer! Payments erwartet. Das bedeutet: Das Smartphone wird zum Zahlungsmittel! Es löst Schritt für Schritt Das gilt im Übrigen nicht nur für Verkäufer. Was tun das Bargeld, aber auch die Debit- und Kreditkarten etwa Lehrer, wenn ihre Schüler per Ebook immer mehr ab. Verschiedene Technologien des Mobile Payments wissen, als das Ministerium vorschreibt? Vom Exper- von verschiedenen Anbietern werden nebeneinander ten zum Vorleser! Was tun Handwerker, wenn Häusle- existieren. Diese strategische Macht wird bei jenem bauer sich keine Heizung für ihr Haus mehr empfehlen Unternehmen liegen, das die Herrschaft über die tech- lassen, sondern den Handwerker beauftragen jene nologische Schnittstelle hat, über die das Payment bestimmte Heizung XY einzubauen, die angeblich läuft. Derzeit sind drei sich entwickelnde Haupttech- die beste sein soll … sagt das Internet. Vom Experten nologien erkennbar: Einerseits sogenannte Smartcards, zum Handlanger! Was tun Touristenführer, wenn in die Nachfolger von Kreditkarten, die durch einen der Reisegruppe immer einer ist, der per Smartphone Aufsatz auf das Smartphone gezogen werden und per mehr über die Geschichte von Häusern zu berichten App bezahlen. Sie belassen die Macht über die Daten weiß, als der Führer jemals auswendig lernen kann? beim Kreditkartenunternehmen. Andererseits arbei- Vom Experten zum Schirmwedler! Was tun Makler, ten Telekommunikationsanbieter an eigenen mobilen wenn dem Wohnungssuchenden die für ihn individu- Paymentverfahren, die über die Mobilfunkrechnung ell passende Immobilie Wohnung beim Gang über die abgerechnet werden. Hier liegt die Datenmacht bei Straße automatisch in die Brille eingeblendet wird? den Telekommunikationsunternehmen. Und zum Vom Experten zum Türaufschließer! Dritten werden inzwischen NFC-Chips in Smartpho- nes eingebaut. Sie bringen die Macht über die Daten Wir werden in den kommenden Jahren eine Devalua- potenziell in die Hände des Smartphoneherstellers. tion (Bedeutungsverlust) des Expertentums erleben, die große Teile unserer Wirtschaft radikal ändert und Versicherer und Makler müssen sich darauf einstellen, neue Märkte entstehen lässt. Denn all jene Experten, dass auf diese Weise Intermediäre einen wesentlichen die heute unsere Welt prägen, müssen sich fragen Teil der Finanztransaktionen der Kunden übernehmen. lassen, ob ihre Expertise künftig nicht schneller und All diese neuen Shopping- und Payment-Anbieter sind individueller durch eine Software angeboten werden kein Teil der klassischen Verkaufsprozesse, sondern kann. Verkäufer, die ihren Job allein dadurch betrei- schieben sich zwischen Verkäufer und Kunden. Sie ben, dass sie Informationen sammeln, zusammenstel- treten als Vermittler auf, als „wissende Dritte“, die len und weitergeben, werden ihre Marktanteile an die Kauftipps geben und den günstigsten Anbieter, die elektronischen Assistenten verlieren. vertrauenswürdigste Versicherung benennen. Inter- mediäre erhalten dafür einen Teil der Ersparnis zum Doch dies ist kein Grund, jammernd den Kopf in den ursprünglichen Shop-Preis. Es ist hochwahrschein- Sand zu stecken. Im Gegenteil. Wer aktiv mit diesem lich, dass auf diese Weise nicht nur elektronische Trend umgeht, für den werden sich neue Chancen Finanzassistenten auf den Smartphones der Kunden eröffnen. Die besseren Verkäufer, die die Fähigkeiten entstehen, sondern zugleich „Risikoassistenten“. Dies der digitalen Systeme und Geräte für sich selbst als ist eine Software auf den Devices des Kunden, die elektronische Assistenten benutzen und den Kunden automatisch aus den Bewegungsdaten das Risikoprofil zugleich Leistungen anbieten, die Geräte nicht des Kunden erhebt, ihn warnt und Zusatzangebote zur erbringen können, werden einen zukunftsentschei- Abdeckung von Lücken machen. Für Versicherer denden Vorteil gewinnen. Wer die Kundenkommuni- und Makler ergibt sich die Herausforderung, ent- kation über alle Berührungspunkte integrieren und weder selbst zum Intermediär zu werden, also in vernetzen kann, eben ein echtes Omnichannel-Ma- entsprechende eigene intelligente Assistenzsyste- nagement aufbaut, stellt sich heute schon zukunfts- me zu investieren, oder sich zeitig und intensiv in sicher auf. Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 14
DAS OMNICHANNEL-MANAGMENT DER ZUKUNFT 2015 2025-2030: Kunden erhalten im Alltag in Situationen, in denen sie mit Finanzthemen befasst sind, automatisiert abgestimmte Push-Mitteilun- – gen zu Finanz- und Versicherungsthemen auf ihren mobilen Endgeräten oder auf digitalen Plakaten 2030 2025: Der Großteil der Versicherer hat die Schadens- sachbearbeitung weitgehend automatisiert und virtualisiert 2023: Adaptive Produkte sind so weit entwickelt, dass sie es Versicherern ermöglichen, Risikoeinschätzungen in Echtzeit in Tarifen abzubilden 2018-2020: 2020: Erste Alltagsgegenstände mit einem Wert Offline-Kontaktpunkte sind vollständig digital zwischen 30 und 100 Euro sind vernetzt. dokumentiert // Eine Reihe innovativer Produkte im Die Selbstverständlichkeit der Daten- Bereich der Absicherung kommen auf den Markt // weitergabe wächst. Gleichzeitig wird in Erste Mobilitätsversicherungen entstehen // Teilen der Bevölkerung die Sensibilität Die ersten Versicherer automatisieren ihre Schadens- bezüglich Datensicherheit weiter sachbearbeitung // Erste versicherungsunabhängige zunehmen; es wird zu einer Gegen- digitale Assistenzsysteme entstehen bewegung kommen, für welche die Frage nach der informationellen Selbstbestimmung, also der Hoheit über die eigenen Daten, 2019: weiter an Bedeutung gewinnt Versicherer bieten verstärkt Produkte an, die automa- tisiert Daten an den Versicherer senden; Vorreiter sind Kranken- (Wearables) und Kraftfahrtversicherungen (sijox AppDrive); dadurch kommt es zu individuellen Produkten und Tarifen 2018: Apps spielen eine entscheidende Rolle als Brücke zwischen Anbie- tern und Kunden. Diese Entwicklung treibt die Digitalisierung der Prozesse weiter voran; Papier verliert kontinuierlich an Bedeutung // Apps von Versicherern beginnen, sich mit anderen Apps auszu- tauschen // Es gibt eine Reihe situativer Produkte, beginnend im Bereich der Sharing Economy // Erste adaptive Produkte entstehen, z. B. Auslandsreisekrankenversicherungen, die sich automatisch „ein- und ausschalten“ 2015: Die erste Vermittler-App ist verfügbar und über- trägt die Vorteile eines Direktversicherers auf den Vermittler Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 15
DAS OMNICHANNEL-MANAGEMENT DER ZUKUNFT Die 6 wichtigsten Trendfelder der Versicherer 1. Der Kundendialog der Zukunft „Die Bereitschaft zu gestalten und die Herausforderung des digitalen Wandels anzunehmen ist bei traditionellen Versicherern bislang sehr unterschiedlich ausgeprägt. Insgesamt dynamischer agieren, begünstigt durch ihre agileren Strukturen, Direktversicherer, die häufig auch als Impulsgeber des Marktes bzw. Vorreiter in ihrer Unternehmensgruppe gelten.“ Roland Brezina, SAS Branchenübergreifend stehen derzeit alle diejenigen In der Konsequenz werden die Versicherungsunter- Unternehmen vor einer gewaltigen Herausforderung, nehmen gefordert sein, ihre Omnichannel-Fähigkeiten deren Geschäft im Massensegment auf dem stra- zu verbessern. Hier ist die Vernetzung und Koordina- tegischen Zugriff auf die Kundenschnittstellen zum tion der Kontaktpunkte vom Kunden her gedacht und Endkunden beruht. Ob in Handel, Versicherungen strukturiert. Er erlebt die Marke immer und an jedem oder Tourismus – überall hat ein rasanter Wandel der Kontaktpunkt gleichermaßen intelligent und mit der Kundenbedürfnisse über alle Etappen des Kundendia- gleichen Experience. Die Kontaktpunkte sind mitein- logs hinweg eingesetzt. Von der Verkaufsanbahnung ander verbunden, alle Kommunikation und Interaktion bis zur Kundenbetreuung nach dem Erstabschluss sind führt zu einer stimmigen Markenwahrnehmung durch durch die digitale Entwicklung zahlreiche neue Kanäle den Kunden, die kontinuierlich zu einer konsistenten entstanden, welche die Kommunikation verändert ha- Customer Experience beiträgt. ben. Natürlich ist das nicht das Ende der Entwicklung. Die Innovationsgeschwindigkeit nimmt eher zu als ab! Mittlerweile haben sich die einschlägigen Techno- Zwar sind derzeit einige Konsolidierungen in den Social logieanbieter auf die veränderten Anforderungen Media Kanälen, bedingt durch Übernahmen oder die eingestellt und bieten heute Lösungen, die tendenziell Einstellung einzelner Dienste, zu offener (d.h. weniger proprietär) und integrationsfä- Wir beschreiben den Alltag im Leben erwarten, doch zugleich entstehen higer aufgebaut sowie auf die schnelle Verarbeitung von Christian Ghorbani, Lara Riedl, durch neue Sensorik an anderer großer Datenmengen ausgerichtet sind. Auch haben Benedikt Thielen und Steffi Zimmer- Stelle neue Datenarten und neue sich hier mittlerweile viele Spezialanbieter etabliert, mann. Lara und Steffi sind Jugend- freundinnen, die beide ihre Ausbil- Kanäle. Sie führen in der Konse- die sich auf dezidierte Dienste oder funktionale Teilbe- dung zur Kauffrau für Versicherungen quenz zu neuen Datenströmen reiche des Omnichannel-Managements fokussieren. und Finanzen durchlaufen haben. und der Anforderung einer noch Doch auch die Versicherer sind nicht untätig. Sowohl Lara ist anschließend bei einem intelligenteren Datenanalyse. Auch die Allianz als auch die Axa haben vor einiger Zeit Versicherungsunternehmen in den wenn die Formate heute noch Digital Accelerator Teams gegründet, die helfen sollen, Vertrieb eingestiegen und berät 2020 Kunden des Versicherers, während nicht abschätzbar sind, wird die neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu imple- Steffi als unabhängige Maklerin ihr Dynamik, mit der sich neue Kon- mentieren. Doch damit wird es nicht getan sein: Der Glück versucht. Christian ist Laras Vor- taktpunkte herausbilden, weiter Omnichannel-Ansatz geht sehr viel tiefer. Er erfordert gesetzter und verantwortlich für das zunehmen und ein hohes Maß an das Aufbrechen der traditionellen Sparten, neue For- Omnichannel-Management in Laras Flexibilität erfordert, um zukünfti- men der Zusammenarbeit und eine kundenzentrische Unternehmen. Benedikt beendete vor kurzem seinen Master und beschäftigt ge Veränderungen schnell adaptie- Unternehmenssteuerung. sich als Berufseinsteiger zum ersten ren zu können. Mal mit Versicherungsthemen. Davor haben das seine Eltern für ihn übernommen. Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 16
DAS OMNICHANNEL-MANAGEMENT DER ZUKUNFT Trends und Entwicklungen weise erfolgen. Gegenwärtige Startups werden hier Entwicklungshilfe leisten und als externe Dienstleister Die Welt wird in den nächsten Jahren zunehmend den Versicherungsunternehmen neutrale Plattformen mobil. Bereits heute laufen in den USA über 50% des anbieten, über die Versicherer mit dem Kunden über Internet Traffics über mobile Endgeräte. Das mobile alle Kommunikationskanäle kommunizieren können. Internet und die zugehörigen Endgeräte werden sich Dieser Trend kann dazu führen, dass Versicherer sich für uns zu einem „digitalen siebten Sinn“ 1 entwickeln. langfristig mehr und mehr zu reinen Produktgebern Auch in Deutschland wird die Nutzung von Laptops entwickeln werden und damit ihre führende Rolle und Desktop-PCs zugunsten mobiler Smart Devices in Produktgestaltung und Vermarktung aufgeben weiter abnehmen. Technologische Möglichkeiten wie müssen. Augmented Reality und Mobile Learning treiben dies, sowohl auf Kundenseite als auch von der Anwen- Dank Wearables und dem Internet der Dinge wird das dungsentwicklung her. Damit wird die Menge der Gesundheitsmonitoring in Echtzeit ebenso möglich ortsbezogenen Daten weiter zunehmen und über alle wie das Smart Home Alltag wird. Dies sind nur Bei- Branchen hinweg die Produktentwicklung beeinflus- spiele, die Versicherungsprodukte verändern werden sen. (vgl. unten). Kunden werden viel stärker als heute ent- scheiden müssen, wie wichtig ihnen der Schutz ihrer Auch die Beziehung zwischen Unternehmen und Daten ist, bzw. unter welchen Umständen sie bereit Kunden wird zunehmend digitalisiert werden: sind, diese Daten preiszugeben. Das wird zu einer Dis- Online-Kontaktpunkte werden immer wichtiger. Für kussion darüber führen, wie wir mit Daten umgehen den Versicherungsmarkt bedeutet dies: Der Marke wollen. Gleichzeitig wächst heute die Gen Z heran, eines Versicherers wird zusammen mit Tech-Enabled die moderne Technologien nahtlos in ihr Leben über- Solutions wie digitalen Assistenzsystemen und nommen hat und vielfach eine veränderte Auffassung Finanzcoachs in den kommenden Jahren die zentrale über die Privatheit ihrer Daten zeigt. Datentranspa- Rolle für die Kundenbeziehung im Versicherungsmarkt renz steht hier sehr viel stärker im Vordergrund als spielen. Dazu wird es notwendig sein, dass der Kunde Datenbeschränkung. Serviceerlebnis und Markenversprechen besser mit den jeweiligen Versicherungsunternehmen verbinden Die größten Veränderungen werden aber das Internet kann, als dies gegenwärtig der Fall ist. der Dinge, also die umfassende Vernetzung von All- tagsgegenständen, und die Kommunikation zwischen Diese Entwicklung wird beschleunigt, da durch Apps, Gegenständen, die so genannte Machine-to-Machine- Wearables und das Internet der Dinge in den kom- Kommunikation (M2M), bringen. Alltagsgegenstände menden Jahren eine Vielzahl neuer Kontaktpunkte entstehen und den Versi- Benedikt Thielen hat sich schnell an die Möglichkeiten gewöhnt, die ihm das cherungsmarkt grundlegend Internet der Dinge bietet. Vor wenigen Wochen hat er ein Auto bestellt und verändern werden. Kun- kann nun vor seinem Bildschirm in Echtzeit verfolgen, wie weit der Wagen im den werden es zukünftig Produktionsprozess bereits fortgeschritten ist – genau wie er bei Amazon sehen gewohnt sein, über eine kann, in welchem Verteilzentrum seine Bestellung sich gerade befindet. Vielzahl von Kontaktpunkten und Kommunikationska- Sein erster Kontakt mit Gegenständen, die selbständig kommunizieren, liegt nälen mit Unternehmen inzwischen vier Jahre zurück. Damals hatte er sich ein Fitnessarmband gekauft. interagieren zu können. Eine Smart Watch wäre ihm zwar lieber gewesen, aber es gab dieses Angebot Auch im Versicherungsmarkt eines Versicherers, der den Krankenversicherungsbeitrag anhand des Gesund- wird es keinen linearen heitsverhaltens anpasst. 2016 war er noch Student und diese unverhoffte Mög- Kaufprozess zwischen Kunde lichkeit, jeden Monat bis zu 70 Euro zu sparen, kam ihm gerade recht. Vor allem, und Vermittler mehr geben, da er zu der Zeit ohnehin mit Runtastic für den Unilauf trainierte. sondern Kunden, die eine Vielzahl unterschiedlicher Ein Fitnessarmband schien ihm nur der nächste logische Schritt. Heute ist es 2020 Kontaktpunkte und Kanäle normal, dass er dank seines Smart Device in einem Geschäft erkannt und an nutzen. Das ist die zukünfti- ein Regal mit potentiell interessanten Angeboten geführt wird. Manchmal ge Customer Journey. klappt das, aber oft scheinen noch Klischees vorzuherrschen – vor allem bei den Einzelhändlern, die erst spät damit begonnen haben, ihre Filialen entsprechend In 3 bis 5 Jahren wird es in aufzurüsten. Das sind die Momente, in denen er sich einen Spaß daraus macht, der Versicherungsindustrie dass Smart Device mit seiner Freundin zu tauschen. Dann freut er sich für den Kunden eine funk- darüber, zu sehen, welches Paar Schuhe ihm diesmal angeboten werden… tionierende Omnichannel- Erfahrung geben. Diese Entwicklung wird schritt- 1 Dr. Paul Jacobs, Qualcomm, zit. nach Knop 2015 Trendstudie: „Das Omnichannel-Management der Zukunft: Wie Versicherer ihren Kundendialog zukunftssicher gestalten“ 17
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