Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
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Grußwort Wenn jemand mehr als drei Jahrzehnte die Geschicke der Stadt, in deren Diensten er ununterbrochen stand, maßgeblich mitgestaltet hat, sind die Spuren seines Wirkens überall feststellbar. Als Manfred Schmitz-Gehrmann am 2. Januar 1986 seine neue Tätigkeit als Stadtplaner bei der Stadt Würselen aufnahm, war mit dem Bau des neuen Rathauses gerade eine weitere Lücke im Stadtbild geschlossen worden und der Umbau von einer ehemaligen Bergbaustadt zu einer modernen Dienstleistungsstadt war in vollem Gange. Da kam jemand, der seinen Schwerpunkt beim Studium der Architektur an der RWTH Aachen auf den Städtebau gelegt hatte, gerade recht. In den darauf folgenden mehr als dreißig Jahren war Manfred Schmitz-Gehrmann an der Seite mehrerer Techn. Beigeordneter die konstante Größe bei der Gestaltung Würselens. In dieser Zeit entwickelte sich das Aachener Kreuz zu einem führenden Gewerbestandort in der Region und Würselen selbst zu einem immer attraktiveren Wohnstandort. Dabei war Diversifizierung immer ein wichtiges Schlagwort. Keine Monostrukturen, die den Standort allzu sehr von Nachfrageschwankungen abhängig macht, sondern die Entwicklung der Stadt auf möglichst viele Standbeine zu stellen, war eine wichtige Leitlinie. Dabei hat Manfred Schmitz-Gehrmann nie den ökologischen Wert eines Standortes außer Acht gelassen. Dass der Wert eines Wohnstandortes trotz der in unserer Region vorhandenen hohen Verdichtung auch in einer möglichst intakten Umwelt besteht, war und ist für ihn immer verpflichtend gewesen. Wenn jemand wie Manfred Schmitz-Gehrmann auf den Verlauf seines Berufslebens zurückblickt, ergeben sich viele Erkenntnisse, die für die korrekte Einordnung der städtischen Entwicklung notwendige Hinweise bieten. Dabei waren gesetzliche und politische Rahmenbedingungen sowohl kommunal wie auch über die Grenzen der Region hinaus wechselnd mal Treiber, mal Bremser. Manfred Schmitz-Gehrmanns Rückblick auf 32 Jahre Stadtentwicklung Würselen ist ein interessantes kommunalhistorisches Dokument, aber auch ein Leitfaden für zukünftige Stadtplaner zur Weiterentwicklung einer eigenständigen und selbstbewussten Stadt im direkten Umfeld des Oberzentrums Aachen, von der der ehemalige Präsident des europäischen Parlaments und langjährige Bürgermeister der Stadt Würselen, Martin Schulz, einmal halb scherzhaft sagte, dass sich Aachen in ihrem Schatten gut entwickelt hat. (Arno Nelles) Bürgermeister 2
Vorbemerkung Zweiunddreißig Jahre lang an der Entwicklung der Stadt Würselen mitwirken zu dürfen, ist interessant und zum Teil auch aufregend gewesen, wenn auch nicht immer mit Erfolgserlebnissen verbunden. Vieles wurde konzipiert und ausgearbeitet, das aus finanziellen oder politischen Gründen nicht realisierbar war. Dennoch kön können nen sich die Ergebnisse sehen lassen: Umgestaltung der Stadt- und Ortszentren Würselen, Bardenberg und Broichweiden Sicherung einer wohnortnahen Nahversorgung Bau der Umgehungsstraßen K 1 (Kamper Gracht), K 30 (Willy-Brandt-Ring), K 34 (Osttangente), L 223n (Euchen-Vorweiden) mit Autobahnanschluss Merzbrück Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr Ausbau der Gewerbegebiete Aachener Kreuz und Weiweg/Industriestraße mit der Schaffung von tausenden Arbeitsplätzen Erschließung und Bebauung zahlreicher Wo Wohngebiete, hngebiete, verbunden mit einem Zuwachs von über 4.000 Einwohnern Schaffung und Erhaltung von attraktiven Grünflächen und naturnahen Freiräumen Würselen ist eine als Wohn- und Arbeitsstandort attraktive Stadt in der Städteregion Aachen mit interessanten Kultur-, Schul-, Freizeit- und Naherholungsangeboten. Dies führt dazu, dass die Stadt entgegen dem Bundes- und Landestrend weiteren Einwohnerzuwachs erwarten kann. Dennoch sind die „Grenzen des Wachstums“ hinsichtlich des Landschafts- und Flächenverbrauchs erreicht, wenn die Attraktivität erhalten werden soll. Zukünftige Stadtentwicklung muss sich auf den Innenbereich konzentrieren – Baulücken, Brachflächen und größere Restflächen innerhalb des Bebauungszusammenhangs. Ich würde mich freuen, wenn dieses Heft dazu beiträgt, die Stadtentwicklung Würselens voranzubringen. Dazu ist ein Blick in die Vergangenheit manchmal hilfreich. Ich habe deswegen die zahlreichen Planungsprojekte der vergangenen 32 Jahre von der Regional- und Landesplanung bis zu den einzelnen Bebauungsplänen Revue passieren lassen. Dieser Bericht ist als Nachschlagewerk gedacht. Schauen Sie deswegen im Inhaltsverzeichnis, welche Themen oder Stadtteile Sie besonders interessieren. Neben den verschiedenen Sachgebieten der Stadtplanung finden Sie dort auch Kapitel zu den einzelnen Stadt- und Ortsteilen. Würselen, im April 2019 (Manfred Schmitz-Gehrmann) 3
Inhalt Grußwort..................................................................................................................................... 2 Vorbemerkung ............................................................................................................................ 3 Regional- und Landesplanung ..................................................................................................... 6 Landesentwicklungsplan ..................................................................................................... 6 Regionalplan ....................................................................................................................... 7 Stadtentwicklungskonzept .......................................................................................................... 9 Flächennutzungsplan ................................................................................................................ 10 Sportstätten .............................................................................................................................. 13 Einzelhandel .............................................................................................................................. 15 Verkehr ..................................................................................................................................... 19 Umgehungsstraßen ........................................................................................................... 19 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)....................................................................... 23 Radverkehr ........................................................................................................................ 25 Stadt- und Ortsteilzentren ........................................................................................................ 27 Innenstadt ......................................................................................................................... 27 Bardenberg ....................................................................................................................... 37 Baulandmobilisierung und Flächenverbrauch .......................................................................... 45 Wohngebiete ............................................................................................................................ 50 Morsbach .......................................................................................................................... 52 Schweilbach / Scherberg ................................................................................................... 54 Würselen-Mitte ................................................................................................................. 55 Oppen-Haal ....................................................................................................................... 61 Weiden / St. Jobs .............................................................................................................. 62 Linden-Neusen .................................................................................................................. 65 Euchen............................................................................................................................... 65 Gewerbegebiete ....................................................................................................................... 66 Aachener Kreuz ................................................................................................................. 66 Weiweg / Industriestraße / Neustraße ............................................................................. 71 Merzbrück ......................................................................................................................... 73 Sonstige Gewerbegebiete ................................................................................................. 76 Grün- und Freiflächen ............................................................................................................... 78 Klimaschutz ............................................................................................................................... 84 Planungsbeteiligte .................................................................................................................... 86 Ausblick ..................................................................................................................................... 88 4
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. 89 Abbildungsnachweis ................................................................................................................. 90 Fotodokumentation – Altbaumodernisierung und Neubau 1986 - 2018 ................................. 91 Altbauten .......................................................................................................................... 91 Einfamilienhäuser ............................................................................................................. 92 Mehrfamilienhäuser ......................................................................................................... 93 Betreutes Wohnen ............................................................................................................ 94 Wohn- und Geschäftshäuser ............................................................................................ 95 Gewerbebau und Gemeinbedarf ...................................................................................... 96 5
Regional- und Landesplanung Die Regional- und Landesplanung sind übergeordnete Planungsebenen, die als Vorgaben für die städtische Flächennutzungs- und Bebauungsplanung zu beachten sind. Der Landesentwicklungsplan legt die Ziele und Grundsätze der Raumordnung für die Gesamtentwicklung des Landes NRW fest. Der Regionalplan bezieht sich auf die Ebene des Regierungsbezirkes und wird für den Regierungsbezirk Köln in drei Teilabschnitten für die Regionen Aachen, Bonn und Köln aufgestellt. Bis zur Neufassung des Landesplanungsgesetzes 2005 wurden die Regionalpläne als Gebietsentwicklungspläne bezeichnet. Landesentwicklungsplan Der Landesentwicklungsplan NRW wurde in den 1970er und 1980er Jahren in mehreren sachlichen Teilplänen aufgestellt und 1995 zu einem Planwerk zusammengefasst, dessen Teil A die siedlungsräumliche Grundstruktur mit Gebieten unterschiedlicher Bevölkerungsdichte, Zentrenstruktur und Entwicklungsachsen behandelte, während Teil B Gebiete für flächenintensive Großvorhaben und Kraftwerkstandorte sowie die Freiraumfunktionen festlegte. Würselen ist demnach ein Mittelzentrum in der Ballungsrandzone des Ballungskerns und Oberzentrums Aachen und liegt an der Entwicklungsachse Aachen – Mönchengladbach. Das Wurmtal ist als „Gebiet zum Schutz der Natur“ gekennzeichnet, kleine Teile als „Waldgebiete“ und das sonstige Stadtgebiet außerhalb der Siedlungsflächen als „Freiraum“. Diese Vorgaben sind im Regionalplan (Gebietsentwicklungsplan 2003) konkretisiert worden. 2013 beschloss die Landesregierung, einen neuen Landesentwicklungsplan aufzustellen, dessen Entwurf 2014 zur Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung vorgelegt wurde. Im September 2015 beschloss das Landeskabinett eine überarbeitete Fassung, zu dem eine erneute Öffentlichkeitsbeteiligung stattfand. Dieser Plan formuliert 60 Ziele und 65 Grundsätze der Landesplanung mit folgenden Leitvorstellungen: Natürliche Lebensgrundlagen nachhaltig sichern Ressourcen langfristig sichern Freirauminanspruchnahme verringern Rohstoffversorgung langfristig sichern Klimaschutzziele umsetzen Natur, Landschaft und biologische Vielfalt sichern Regionale Vielfalt und Identität entwickeln Zentrale Orte und Innenstädte stärken Mobilität und Erreichbarkeit gewährleisten Wachstum und Innovation fördern Der neue Landesentwicklungsplan ist im Januar 2017 in Kraft getreten. Die darin formulierten Ziele sind gemäß Bundes-Raumordnungsgesetz bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zu beachten. Viele Städte befürchten eine Einschränkung ihrer Planungshoheit durch den Verzicht auf die Inanspruchnahme des Freiraums für neue Baugebiete. Im Baugesetzbuch von 2004 ist jedoch schon geregelt, dass die Notwendigkeit zur Umwandlung landwirtschaftlich oder als Wald 6
genutzter Flächen begründet werden muss und dass dabei Ermittlungen zu den Möglichkeiten der Innenentwicklung zugrunde gelegt werden müssen. Dies wird auch in Würselen dazu führen, dass Außenentwicklungen im Freiraum – selbst auf im Flächennutzungsplan dargestellten Bauflächen – nur noch in begründeten Ausnahmefällen möglich sind. Nach der Landtagswahl 2017 beschloss die neue Landesregierung, den Landesentwicklungsplan wieder zu ändern. Dabei ist u. a. wieder mehr Flexibilität bei der Flächenausweisung vorgesehen. Erleichtert werden soll insbesondere die Festsetzung von Bauflächen und Baugebieten in kleinen Ortsteilen mit weniger als 2.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der 5 ha-Grundsatz soll gestrichen werden. Er gibt bisher vor, dass das tägliche Wachstum der Siedlungs- und Verkehrsflächen bis zum Jahr 2020 landesweit auf 5 ha und langfristig auf „Netto-Null“ reduziert werden soll. 2018 erfolgte zu den geplanten Änderungen eine Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange. Die notwendige Beschlussfassung durch den Landtag steht noch aus. Regionalplan 1985 leitete der Bezirksplanungsrat beim Regierungspräsidenten in Köln ein Verfahren zur Aufstellung eines neuen Gebietsentwicklungsplanes (GEP) für die kreisfreie Stadt Aachen und den Kreis Aachen ein. Dieser Plan wurde 1991 nach langen Erörterungen mit den Beteiligten beschlossen. Gegenüber dem alten GEP von 1977 enthielt er folgende wesentlichen Änderungen, die den aktuellen Planungen der Stadt Würselen entsprachen: Geringfügige Erweiterungen der Wohnsiedlungsbereiche im Bereich Alter Kaninsberg und St. Jobs Geringfügige Zurücknahme des Gewerbe- und Industrieansiedlungsbereichs im Bereich Birk Aufgabe der A 51 (Wurmtalautobahn) Neue Trasse der L 223 n (Umgehung Euchen/Vorweiden) mit Autobahnanschluss Broichweiden Aufgabe der Bahntrassen Aachen-Nord – Jülich und Würselen – Abzweig Quinx/Stolberg Darstellung des Freiraums zwischen Würselen, Broichweiden, Euchen und Bardenberg als „Naherholungsbereich“ und „Bereich für eine besondere Pflege und Entwicklung der Landschaft“. Bereits 1995 wurde mit dem neuen Landesentwicklungsplan über eine erneute Überarbeitung des GEP für den gesamten Regierungsbezirk Köln nachgedacht. 1999 wurde das Erarbeitungsverfahren für den Teilplan Region Aachen eingeleitet und nach den vorgeschriebenen Beteiligungen und Erörterungen trat der neue GEP 2003 in Kraft. Die Stadt Würselen war vor allem von folgenden Änderungen betroffen: Darstellung des Flugplatzes Merzbrück mit Erweiterungsflächen inklusive dem geplanten Gewerbegebiet Darstellung der Euregiobahntrasse von Aachen-Nord bis Merzbrück mit Haltepunkten Würselen-Markt, Aquana, Hauptstraße, Jens-Otto-Krag-Straße und Merzbrück 7
Erweiterung des Wohnsiedlungsbereiches um das Aquana und den geplanten Euregiobahn-Haltepunkt herum Darstellung der Osttangente (K34) zwischen Gewerbegebiet Aachener Kreuz und Merzbrück Rücknahme des Gewerbe- und Industrieansiedlungsbereiches Weiweg, Industriestraße, Neustraße entsprechend dem geänderten bzw. aufgehobenen Bebauungsplanes 105 Erneute Darstellung der B 57n (früher A 51 „Wurmtalautobahn“) als Bedarfsplanmaßnahme Darstellung des gesamten Freiraums im Stadtgebiet westlich der A 44 als „Regionale Grünzüge“, teilweise überlagert durch „Bereiche zum Schutz der Landschaft und landschaftsorientierten Erholung“ bzw. „Bereiche zum Schutz der Natur“ (Wurmtal). Abbildung 1: Gebietsentwicklungsplan 2003 Die Darstellungen der B 57n und des Flugplatzes Merzbrück entsprachen nicht den Planungen und Vorschlägen der Stadt Würselen. Die B 57n wurde in den Plan aufgenommen, da sie im Bundesfernstraßenbedarfsplan immer noch enthalten war, obwohl das Planfeststellungsverfahren bereits 1987 eingestellt wurde und obwohl die Darstellung der Trasse der Festsetzung des Wurmtales als Naturschutz- und FFH-Gebiet widersprach. Das in Merzbrück geplante Gewerbegebiet wurde entgegen dem Vorschlag der Stadt nicht als Gewerbe- und Industrieansiedlungs- bereich (GIB), sondern als „Flugplatz“ dargestellt. Da jedoch ein regionaler Konsens hinsichtlich des Gewerbegebietes bestand, wurde auf Anregung der Stadt 2005 ein Änderungsverfahren zum GEP durchgeführt und auch der südliche Teil als GIB dargestellt. Diese Fläche ist im Flächennutzungsplan von 2012 als „in Aussicht genommene Planung“ für ein Gewerbegebiet gekennzeichnet (s. Seite 12). Abbildung 2: GEP Merzbrück 2007 8
Im September 2015 legte die Bezirksregierung Köln „Regionale Perspektiven für die Planungsregion Köln“ vor, die als Grundlage für eine Fortschreibung des Regionalplanes dienen sollen. Es soll keine regionalen Teilpläne u. a. für die Region Aachen mehr geben, sondern eine Fortschreibung der regionalen Entwicklungsziele für den gesamten Regierungsbezirk Köln. Die Regionalplanungsbehörde bei der Bezirksregierung Köln hat 2018 mit allen Städte und Gemeinden Abstimmungsgespräche über die in den Flächennutzungsplänen und im alten Regionalplan dargestellten Reserveflächen geführt und zurzeit finden verschiedene Fachkolloquien statt, bevor der erste Entwurf für den neuen Regionalplan erarbeitet und dem Regionalrat vorgelegt wird. Anschließend findet die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden statt. Ein formeller Beschluss des gemäß § 19 Landesplanungsgesetz zuständigen Regionalrates zur Erarbeitung des neuen Regionalplanes ist bis Ende 2018 noch nicht gefasst worden. Stadtentwicklungskonzept In den Jahren 1985 bis 1987 beschäftigte sich der Stadtentwicklungsausschuss in mehreren Sitzungen aufgrund eines vom neuen Baudezernenten Ulrich Bergmann vorgelegten Stadtentwicklungskonzeptes mit den Zielen der Stadtentwicklung. Im Oktober 1987 beschloss der Rat folgende Grundsätze: Räumlich-funktionales Zentrenkonzept a) Stärkung der Innenstadt in ihrer Versorgungsfunktion als Mittelzentrum b) Stärkung der Nahversorgungsfunktion der Nebenzentren Bardenberg und Weiden sowie der Unterzentren Morsbach, Aachener Straße und Linden-Neusen c) Erhaltung der Versorgungsfunktion des Gewerbegebietes Kaninsberg (Aachener Kreuz) als Nebenzentrum im Bereich Adenauer-/Schumanstraße, keine weitere Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben in den Gewerbegebieten d) Ergänzung der Siedlungsbereiche in räumlicher Nähe zu den Stadt- und Ortsteilzentren Wohnbauflächen a) 30 ha Bruttowohnbauland werden für ausreichend gehalten, um den Bedarf in den nächsten 15 Jahren zu decken. b) Überprüfung der noch nicht erschlossenen Baugebiete in Bebauungsplänen bzw. im Flächennutzungsplan c) Erschließung von Wohnbaugebieten anhand einer Prioritätenliste unter Berücksichtigung der Folgekosten Gewerbeflächen a) Erweiterung des Gewerbegebietes Kaninsberg (Aachener Kreuz) b) Erweiterung des Gewerbegebietes Weiweg im Bereich Industriestraße c) Überprüfung der Reserveflächen im Bereich Weiweg/Birk d) Ansiedlung von Betrieben des produzierenden, verarbeitenden bzw. Dienstleistungs-Sektors in den Gewerbegebieten (kein Einzelhandel) Das Stadtentwicklungskonzept wurde 1988 veröffentlicht1 und bildete viele Jahre die Grundlage für die Würselener Stadtentwicklung. 1 Stadt Würselen, Planungsamt: Stadtentwicklungskonzept 1988 9
Flächennutzungsplan Der erste Flächennutzungsplan (FNP) nach der kommunalen Neugliederung war 1977 rechtsverbindlich geworden. Er enthielt noch große Erweiterungsflächen, so ein Wohngebiet Helleter Feldchen West zwischen der Schillerstraße und der Joststraße oder ein Industrie- und Gewerbegebiet, das sich beiderseits der B 57 nördlich von Brückweg und Burgstraße fast bis Birk erstrecken sollte. Insgesamt sollte der FNP einen Einwohnerzuwachs von ca. 34.000 Einwohnern in 1972 auf ca. 48.000 Einwohner bis zum Jahr 2000 ermöglichen. Tatsächlich betrug die Einwohnerzahl am Ende des Jahrtausends ca. 38.000. Bis 2010 wurden 61 Änderungsverfahren zum FNP durchgeführt, die insbesondere die Verkleinerung des Gewerbegebietes an der B 57 (1999), die Ausweisung von Vorrangzonen für Windenergienutzung (1999) und die Änderung des gesamtstädtischen Hauptverkehrsnetzes (2000) beinhalteten. Auch die Wohn- und Gewerbeflächen wurden auf der Grundlage des Stadtentwicklungskonzeptes 1988 (s. oben) und des Grünkonzeptes von 1990 (s. Seite 81) überprüft und teilweise geändert. 2003 beschloss der Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung, einen neuen FNP aufzustellen, da der alte inzwischen völlig überholt war. Das Stadtplanungsamt erarbeitete einen Vorentwurf und stellte diesen 2005 in Ausstellungen und Bürgerversammlungen in Würselen-Mitte, Bardenberg und Broichweiden der Öffentlichkeit vor. 2006 wurde die Beteiligung der Behörden und Stellen, die Träger öffentlicher Belange sind, durchgeführt und der Entwurf anschließend überarbeitet. Das Aachener Planungsbüro BKR erhielt 2007 den Auftrag zur Erstellung des Umweltberichtes, der 2008 und 2009 in mehreren Ausschusssitzungen diskutiert wurde mit den sich daraus ergebenden Planänderungen. Die öffentliche Auslegung des Planentwurfs erfolgte 2011 und nach Abwägung aller Anregungen und Bedenken beschloss der Rat den neuen FNP am 14.02.2012. Die Bezirksregierung genehmigte den Plan mit kleinen Auflagen, denen der Rat am 18.09.2012 folgte, so dass der neue FNP am 26.10.2012 bekannt gemacht wurde und in Kraft trat. Abbildung 3: Flächennutzungsplan 2012 10
Der FNP 2012 ging davon aus, dass die Einwohnerzahl von 37.600 Ende 2007 bis zum Jahr 2025 auf ca. 40.000 wächst. Eine Prognose des Statistischen Landesamtes IT.NRW hielt sogar einen Zuwachs auf ca. 42.000 Einwohner für möglich, wobei der durchschnittliche Zuwachs von 245 Einwohnern pro Jahr aus den Jahren 1990 bis 2007 fortgeschrieben wird. Ende 2018 ist die 40.000 Einwohner-Marke bereits fast erreicht, verursacht durch den Zuzug von Neubürgern in den Neubaugebieten, insbesondere Kapellenfeldchen, aber auch durch die Zuwanderung von Flüchtlingen aus den Krisengebieten im Nahen Osten und in Afrika. Generell hat die Stadt Würselen sehr gute Voraussetzungen, entgegen dem Bundes- und auch dem Landestrend, im nächsten Jahrzehnt weiter zu wachsen. Die Stadt profitiert dabei aus ihrer Lagegunst in der Städteregion Aachen, die insgesamt weiter wachsen soll. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, werden im FNP 2012 als Reserveflächen für die Entwicklung von Baugebieten ca. 36 ha Wohnbauflächen und ca. 6 ha gemischte Bauflächen dargestellt. Dies sind insgesamt ca. 46 ha weniger als im alten FNP. Insbesondere im Bereich Dommerswinkel/Joststraße und Dobacher Straße/Salmanusstraße/Flussweg sind größere Wohnbauflächen zurückgenommen worden, da sie unter Landschaftsschutz stehen. Folgende Flächen werden im FNP 2012 als Wohn- oder Mischbauflächen mit Entwicklungspotenzial (Bauerwartungsland) dargestellt. Ein Teil dieser Flächen ist 2018 bereits bebaut, insbesondere das große Neubaugebiet Kapellenfeldchen. Andere im FNP für den Wohnungsbau vorgesehene Flächen wie die Sportplätze an der Krottstraße wurden für die Errichtung der neuen Gesamtschule in Anspruch genommen. Wohnbauflächen Mischbauflächen Bardenberg Am Kaiser/Im Grötchen 1,5 ha Broichweiden Helleter Feldchen West 4,5 ha Eschweiler Straße 1,0 ha Kapellenfeldchen/Im Kapellenfeldchen 10,9 ha 1,7 ha Kamp Euchen Willibrordstraße 1,2 ha Morsbach Burgstraße 7,2 ha Burgstraße 0,6 ha Morsbacher 4,8 ha Burgstraße/Bahntrasse 2,1 ha Str./Bahntrasse Scherberg Paulinenstraße 1,1 ha Würselen- Ringstraße/Drischer 1,6 ha Pricker Str./Stadtgarten 0,8 ha Mitte Straße Sportplatz Rhenania 1,1 ha Sportplatz VfR 2,2 ha gesamt 42,3 ha 36,1 ha 6,2 ha Gewerbegebiete Sondergebiete Bardenberg Erweiterung Krankenhaus 3,7 ha Broichweiden Nassauer Straße / L 223 3,6 ha Merzbrück 19,2 ha Linden-Neusen Broicher Straße 1,8 ha Morsbach Gouleystraße/Neustraße 2,4 ha Würselen- Hotel und Freizeitanlagen 5,3 ha Mitte am Aquana gesamt 27,0 ha 9,0 ha Abbildung 4: Flächen mit Entwicklungspotenzial im FNP 2012 11
Die im alten FNP und seinen Änderungen dargestellten Gewerbegebiete werden im FNP 2012 übernommen. Gewerbliche Reserveflächen liegen unverändert neben den noch unbebauten Flächen im Gewerbegebiet Aachener Kreuz und Am Weiweg zwischen der L 223 und der Nassauer Straße (3,6 ha, Erweiterung Fa. Kinkartz) und an der Gouleystraße/Neustraße (2,4 ha). Neu dargestellt werden zwei Gebiete: zum einen an der Broicher Straße eine ca. 2 ha große Erweiterungsfläche für die Firma Kronenbrot sowie das ca. 19 ha große geplante Gewerbegebiet am Flugplatz Merzbrück. Dieses lässt sich in dieser Größe nur realisieren, wenn die Start- und Landebahn wie geplant nach Süden verschwenkt wird, was Ende 2018 endlich auch finanziell seitens des Landes NRW gesichert werden konnte (s. Seite 73). Unter Beibehaltung der Start- und Landebahn bliebe nur eine ca. 12 ha große Gewerbefläche einschließlich der ehemals militärischen belgischen Bestandsgebäude, die nicht für den Flugbetrieb benötigt werden. Südlich des Flugplatzes ist eine 60 ha große Fläche für die Landwirtschaft als zukünftiges Gewerbegebiet gekennzeichnet. Dies entspricht der Darstellung im Regionalplan, geht aber über den aktuellen Gewerbeflächenbedarf der Stadt Würselen hinaus. Sofern dieser Bedarf in Zukunft entsteht, ist eine Änderung des FNP erforderlich, um hier Gewerbegebiet auszuweisen. Bei der Aufstellung des neuen Regionalplanes soll dieses Gewerbegebiet interkommunal gesichert werden. Auch die Sondergebiete werden im FNP 2012 aus dem alten FNP und seinen Änderungen übernommen. Neben den bereits bebauten Flächen für großflächigen Einzelhandel, den beiden Krankenhäusern Bardenberg und Marienhöhe, dem Freizeitbad Aquana und dem Gebiet „Wohnen mir Pferden“ am Ravelsberg handelt es sich dabei um zwei Flächen mit Entwicklungspotenzial: Eine 3,7 ha große Fläche ist für evtl. Erweiterungen des Krankenhauses in Bardenberg und eine 5,3 ha große Fläche nördlich des Aquana für Hotel und Freizeitanlagen reserviert. Letzteres entspricht der Darstellung im Regionalplan und steht im Zusammenhang mit dem hier geplanten Haltepunkt an der Euregiobahnstrecke zwischen Aachen-Nord und Merzbrück. Eine Erweiterung des Bardenberger Krankenhauses ist nicht mehr geplant, so dass eine Änderung des Sondergebietes vorgesehen ist. Das Medizinische Zentrum der Städteregion wird auf den Standort in Würselen-Marienhöhe konzentriert und der Standort Bardenberg ist 2018 an das Aachener Schwertbad veräußert worden, das dort eine REHA-Klinik einrichtet. Nachfolge-einrichtungen wie eine Altenpflegeschule und betreutes Seniorenwohnen sind im Gespräch und im Anschluss soll ein neues Wohngebiet entstehen. Diese Pläne sind jedoch noch nicht konkretisiert, so dass die notwendige Änderung des FNP bis Ende 2018 noch nicht eingeleitet wurde. Im FNP 2012 sind vier insgesamt ca. 64 ha große Konzentrationszonen für Windenergie- anlagen dargestellt. Die sieben in diesen Zonen vorhandenen Anlagen haben gemeinsam eine Leistung von 12,2 MW und tragen damit zur umweltfreundlichen und regenerativen Stromerzeugung bei. Zwischen Linden-Neusen und St. Jöris sind 2017 zwei weitere Anlagen errichtet worden. Darüber hinaus können in den vier Zonen kaum noch weitere Windräder entstehen, da die Abstände zu den vorhandenen Anlagen zu gering wären. Es ist aber mit einem „Repowering“ (Erhöhung der Leistung) der alten Anlagen zu rechnen, wenn diese abgeschrieben sind. Weitere Entwicklungspotenziale für die nächsten zwanzig Jahre enthält der FNP 2012 im Bereich der Grün- und ökologischen Ausgleichsflächen: Östlich des Aquana liegt eine große 12
Grünfläche, in der neue Sportanlagen im Zusammenhang mit der geplanten Bebauung der Sportplätze am Lindenplatz und an der Krottstraße vorgesehen sind (s. unten). Auch am Heilig-Geist-Gymnasium wird seit 1988 eine Grünfläche für die Errichtung eines neuen Sportplatzes vorgehalten. Für die Friedhöfe in Bardenberg und Broichweiden sind Erweiterungsflächen reserviert und die ökologischen Ausgleichsflächen der Stadt am Duffesheider Weg sollen noch vergrößert werden. Insgesamt enthält der FNP 2012 genügend Entwicklungsmöglichkeiten für die nächsten zwei Jahrzehnte, wenn auch gegenüber dem alten FNP von 1977 und seinen Änderungen ca. 50 ha weniger neue Bauflächen dargestellt sind. Aufgrund der geplanten Verschwenkung und Vergrößerung des Flugplatzes Merzbrück sowie der Darstellung der Euregiobahntrasse zwischen Kaisersruh und Merzbrück erhöhen sich die Verkehrsflächen allerdings um ca. 18 ha. Die Verringerung der potenziellen neuen Siedlungsflächen um ca. 32 ha entspricht jedenfalls dem Grundsatz der Schonung des Außenbereichs durch Minimierung der Freiflächen-Inanspruchnahme. Auch bei der Entwicklung der im FNP dargestellten Reserveflächen muss gemäß Baugesetzbuch 2004 geprüft werden, ob nicht andere Flächen im Siedlungszusammenhang hierfür zur Verfügung stehen, damit das Stadtgebiet auch in Zukunft als ausgewogener Lebensraum von Menschen, Tier- und Pflanzenwelt erhalten bleibt. Sportstätten Der Flächennutzungsplan 2012 sieht den Erhalt folgender Sportstätten vor: Sportplätze Bardenberg, Zechenstraße/Tannenweg Sportplätze Morsbach, Birkenstraße und Tellebenden Sportplatz Scherberg, Paulinenstraße Sportplätze Weiden, Helleter Feldchen/Parkstraße Sportplatz Linden-Neusen, Lindener Straße/Pützgracht Sportplatz Euchen, Am Berg. Die Sportplätze in Würselen-Mitte am Lindenplatz/Im Winkel sowie am Drischfeld/Krottstraße sollten aufgegeben und einer Wohnbebauung zugeführt werden. Ersatz ist vorgesehen in einem großen neuen Sportzentrum östlich des Aquana. Diese Planungen lösten bei den betroffenen Sportvereinen heftige Diskussionen aus. Sowohl Rhenania als auch der VfR Würselen erklärten, ihre angestammten Sportplätze am Lindenplatz und im Drischfeld nicht aufgeben zu wollen; eine Fusionierung lehnten diese beiden Vereine ab, anders als Sparta Würselen und der SC Bardenberg, die sich 2017 zum SC Sparta Bardenberg zusammenschlossen und weiter ihre beiden Spielstätten an der Zechenstraße/Tannenweg und an der Birkenstraße nutzen. Bereits 2006 verschmolzen die DJK Armada Würselen und die FSG Euchen zur DJK Armada Euchen-Würselen mit den beiden Spielstätten Paulinenstraße und Euchen. Insbesondere die 13
Leichtathletik-Abteilung der Armada forderte bereits seit Jahrzehnten den Bau eines Sportplatzes mit Umlaufbahn. Die planungsrechtlichen Voraussetzungen waren 1997 in dem Bebauungsplan 136B östlich des Aquana geschaffen worden. Für die Realisierung fehlte der Stadt jedoch das Geld, da nicht – wie geplant – durch die Umwandlung von Sportplätzen zu Bauland entsprechende Einnahmen erzielt werden konnten. Die Sportplätze an der Paulinenstraße und in Euchen kamen wegen ihrer Lage im Außenbereich und Landschaftsschutz hierfür nicht in Frage und die Umwandlung der Plätze am Lindenplatz und im Drischfeld scheiterte lange am Widerstand der dort ansässigen Vereine. Durch den Ratsbeschluss von 2015, die neue Gesamtschule auf den Aschenplätzen an der Krottstraße zu bauen, ergab sich die Notwendigkeit, Ersatz für die Nutzer dieser Plätze zu schaffen. Dieser sollte durch den Bau eines neuen Kunstrasenplatzes im BP 136B östlich des Willy-Brandt-Rings hergestellt werden. Der VfR Würselen lehnte dies jedoch ab und forderte die Umwandlung seines Rasenplatzes im Drischfeld zu einem Kunstrasen. Die Weidener Vereine legten 2014 ein Konzept vor, auf dem Aschenplatz an der Parkstraße neben der bestehenden Sporthalle eine neue Dreifach-Sporthalle zu bauen sowie die bestehende Halle zu sanieren und in eine Zweifach-Sporthalle mit multifunktioneller Nutzbarkeit umzuwandeln. Als Ersatz für den wegfallenden Aschenplatz wurde eine Umwandlung des bestehenden Rasenplatzes am Helleter Feldchen in einen Kunstrasenplatz vorgeschlagen. Die kleine, sanierungsbedürftige Turnhalle am Marktplatz könnte dann abgerissen und die Stadt könnte am Markt Baugrundstücke verkaufen, um das Gesamtkonzept finanzieren zu können. Eine Bebauung des Sportplatzes am Helleter Feldchen und den damit verbundenen Umzug zum geplanten neuen Sportzentrum am Aquana lehnte die Teutonia Weiden jedoch ab. Da die langwierigen und kontroversen Diskussionen mit den Sportvereinen nicht zu einem einvernehmlichen Ergebnis führten, legte der für den Sportbereich zuständige Beigeordnete Roger Nießen ein neues Konzept vor, das in wesentlichen Teilen im Juli 2017 vom Rat beschlossen wurde und folgende Punkte umfasst: Bau eines Sportzentrums hinter dem Aquana, bestehend aus einem Rasenplatz mit Umlaufbahnen (vier Bahnen) und sechs 100m-Bahnen, einem Kunstrasenplatz, einem Kleinspielfeld mit Kunstrasen und einem Umkleidegebäude mit Kommunikations- raum, die Umsetzung des „Weidener Konzeptes“ durch die Sanierung der bestehenden Sporthalle und Teilung in eine 2-fach-Halle, den Neubau der Umkleiden und sanitären Nebenräume auf der gegenüberliegenden Seite der bestehenden Halle Parkstraße, den Neubau einer 3-fach-Sporthalle neben den neuen Umkleidekabinen (auf dem heutigen Tennenplatz) und Anlage von Parkplätzen, Umgestaltung des Sportplatzes Linden-Neusen von einem Rasenplatz in einen Kunstrasenplatz, Schließung des Sportplatzes Paulinenstraße und der zugehörigen Gebäude, Rückführung der Unterhaltung der Anlage grundsätzlich auf „Null“ mit der Maßgabe, dass die am Sportplatz bestehenden Parkplätze erhalten bleiben und das 14
Kleinspielfeld (Rasenplatz) den Ortsvereinen (Schützen/Jungenspiel) zur Pacht angeboten wird, Umwandlung des Rasenplatzes des VfR Würselen im Drischfeld in einen Kunstrasenplatz sowie Schaffung eines Kleinspielfeldes in Kunstrasen zwischen dem neu zu schaffenden Kunstrasenplatz und der neu zu errichtenden Gesamtschule auf dem dort noch vorhandenen Gelände, Schließung der Sportanlage Lindenplatz und Verkauf des Geländes und sämtlicher Aufbauten und technischen Anlagen, Schließung der kleinen Sporthalle Helleter Feldchen sowie Veräußerung der Fläche des Marktes Broichweiden einschließlich sämtlicher Aufbauten (u. a. kleine Sporthalle) sowie der Parkflächen Helleter Feldchen/Parkstraße, Bau einer 2-fach oder 3-fach-Sporthalle dem Bedarf entsprechend auf dem Gelände des städtischen Gymnasiums Würselen. Den Vereinen im Würselener Westen wird die Umwandlung eines Sportplatzes in einen Kunstrasenplatz angeboten mit der Maßgabe, dass die Aufgabe und Vermarktung einer der bisherigen Sportflächen an der Birkenstraße oder Zechenstraße zum Zwecke der Mitfinanzierung zu erfolgen hat. Bis Ende 2018 sind nur Bebauungsplanverfahren zur Realisierung des Sportzentrums hinter dem Aquana (B-Plan 219) und zur Bebauung des Sportplatzes am Lindenplatz (B-Plan 224) eingeleitet worden. Um den konkreten Bedarf an Sporthallen quantifizieren zu können, soll ein entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben werden. Einzelhandel Mitte der 1980er Jahre gab es nur wenige Supermärkte im Stadtgebiet: An der Krefelder Straße einen Aldi-Markt in der Nähe der Einmündung Kaiserstraße und den „Bösen Wolf“ im Bereich des heutigen Recker-Parks, in Bardenberg an der Dorfstraße/Heidestraße den Kontra-Markt und in Broichweiden an der Hauptstraße/Luciastraße einen Plus-Markt. Diese Märkte hatten alle nur sehr wenige Parkplätze und waren deswegen nicht zeitgemäß. Zudem standen sie in Konkurrenz zu Standorten auf der „grünen Wiese“ wie dem Gewerbegebiet Kaninsberg (Aachener Kreuz), wo sich Ende der 1960er Jahren bereits mit dem „Globus“ ein SB-Warenhaus mit ca. 7.800 m² Verkaufsfläche, davon ca. ein Drittel im Lebensmittel- Bereich, angesiedelt hatte. Hinzu kam im Gewerbegebiet auch schon in den 1960er Jahren der Cash- und Carry-Großhandel Metro, der zwar nur an Gewerbetreibende mit entsprechender Berechtigung verkauft, diese Berechtigungen werden jedoch an sehr viele Gewerbetreibende und Freiberufler vergeben, die dort auch ihren privaten Bedarf abdecken. Zielsetzung des Stadtentwicklungskonzeptes 1988 (s. Seite 9) war es, die Nahversorgung in den Stadt- und Ortsteilzentren sicherzustellen, um das Verkehrsaufkommen zu reduzieren und auch der nicht motorisierten Bevölkerung ein wohnungsnahes Angebot zu machen. Auf dieser Grundlage entstanden Ende der 1980er Jahre neue Märkte mit entsprechenden Parkplatz-Angeboten: am Morlaixplatz ein Aldi und ein Kaiser’s, ein weiterer Kaiser’s an der Aachener Straße, je ein Plus an der Morsbacher Straße und an der Niederbardenberger 15
Straße und an der Jülicher Straße ein Penny-Markt. Aldi gab den Markt an der Krefelder Straße auf und durfte als Konzession für die Ansiedlung am Morlaixplatz einen weiteren Markt Am alten Kaninsberg bauen, obwohl dies kein integrierter Standort gemäß Stadtentwicklungskonzept war. Die Firma betrieb dort jedoch schon seit den 1960er Jahren ein großes Regionallager. Mitte der 1990er Jahre folgte eine zweite Welle von Neuansiedlungen: Der Plus konnte in Broichweiden in ein neues Gebäude an der Hauptstraße (Auf der Wersch) ziehen, das er 1998 wegen der schwierigen Einfahrtssituation schon wieder verließ und zur Hauptstraße 206 weiterzog, wo schließlich 2016 nach der Umbenennung in Netto die Pforten geschlossen wurden. Diesen Standort hat die niederländische Handelskette „action“ übernommen. Auf der Wersch übernahm ein Getränkemarkt, der 2007 im Zuge der Entwicklung eines Wohngebietes (s. Seite 62 ff) abgerissen wurde. Der Plus in Morsbach zog 1995 von der Morsbacher Straße zur Bardenberger Straße auf das Gouleygelände und nach der Schließung des Kontra-Marktes in Bardenberg eröffnete 1997 ein Rewe-Markt an der Bardenberger Straße zwischen Morsbach und Bardenberg. Gegenüber siedelte sich 2000 ein weiterer Aldi an, nachdem 1998 der Konkurrent Lidl einen Markt Am alten Kaninsberg gegenüber dem Aldi-Regionallager platziert hatte. Weiterhin wurde 1997 ein SB- und Getränkemarkt Am alten Kaninsberg genehmigt. Diese Ausweitung der Verkaufsflächen in den 1990er Jahren führte dazu, dass das SB-Warenhaus Globus im Gewerbegebiet 1998 um ein Drittel verkleinert wurde. In den aufgegebenen Flächen kam die Firma Toys mit ihrem Spielwarensortiment unter, das sie von Globus übernahm. Die Geschäftstätigkeit des „Bösen Wolf“ an der Krefelder Straße endete am Ende der 1990er Jahre und der Versorgungsengpass in diesem Bereich dauerte bis 2008, als der Recker-Park mit einem Edeka- und Plus-Markt sowie mehreren Fachmärkten eröffnete. Zur gleichen Zeit siedelte sich die Firma Rewe in Broichweiden an der Jülicher Straße in der Nähe des zum Rewe-Konzern gehörenden Discounters Penny an. Die Bemühungen, Rewe im Zentrum von Broichweiden am Marktplatz unterzubringen, scheiterten an der Verkehrs- und Parkplatzsituation. Auch der Rewe-Markt an der Bardenberger Straße wurde um diese Zeit erweitert, was dazu führte, dass der Plus auf dem Gouleygelände 2010 endgültig seine Pforten schloss. Auch der nicht mehr zeitgemäße Netto (ehemals Plus) an der Niederbardenberger Straße soll verlagert werden auf eine ehemals landwirtschaftliche Fläche Am Kaiser. Das dafür notwendige Bebauungsplan-Verfahren hat der Stadtentwicklungs- ausschuss Ende 2018 eingeleitet. Am Morlaixplatz schloss Aldi 2006 sein Ladenlokal, nachdem die Parkpalette Klosterstraße durch den Sparkassen-Neubau überbaut worden war. Auch die Firma Kaiser’s hatte am Morlaixplatz unter dem Wegfall der Parkplätze zu leiden, hielt ihr Geschäft aber noch bis 2013 offen. Seitdem ist die Nahversorgung im Zentrum nicht mehr gewährleistet; die nächsten Märkte liegen im Recker-Park und an der Aachener Straße. Ersatz wurde auf dem Singer-Gelände mit einem Rewe-Markt geplant, die Realisierung ist aber nach dem Rückzug des Investors gescheitert (s. Seite 34). Im Jahr 2015 wurde schließlich auch der inzwischen von Toom übernommene Globus im Gewerbegebiet abgerissen und durch einen gleich großen Neubau der Firma Kaufland ersetzt. 16
Seit Inkrafttreten des Bebauungsplanes 143 im Jahr 1990 ist der Einzelhandel mit nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten in den Gewerbegebieten eingeschränkt (s. Seite 65). Im Bereich Adenauerstraße/de-Gasperi-Straße wurde dies jedoch erst mit der 11. Änderung des Bebauungsplanes 143 im Jahr 2011 umgesetzt. Im Zusammenhang mit der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes beschloss der Rat 2012 die Würselener Liste der zentrenrelevanten Sortimente und die Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche. Großflächige Handelsbetriebe mit zentrenrelevanten Sortimenten sollten demnach nur noch im Stadtzentrum, mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten auch in den Ortsteilzentren von Bardenberg und Broichweiden angesiedelt werden. 2005 beschloss die Städteregion Aachen, gemeinsam mit den zehn zu ihr gehörigen Städten und Gemeinden ein Städteregionales Einzelhandelskonzept STRIKT zu erstellen, um das „Wettrüsten“ an städtebaulich ungeeigneten Standorten zu vermeiden und um die Lebensqualität und Attraktivität der Innenstädte zu erhalten und weiter zu fördern. Mit der Bearbeitung wurde die Kölner BBE Unternehmensberatung GmbH beauftragt, begleitet durch eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Fachverwaltungen aller elf Mitgliedskörperschaften der Städteregion. Im Oktober 2005 wurde zunächst eine Erhebung aller Einzelhandelsbetriebe in der Region mit ihren Verkaufsflächen durchgeführt und deren Umsatzleistungen ermittelt. Gleichzeitig wurde das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial der Bevölkerung in der Region geschätzt. Die Kurzfassung des STRIKT2 wurde im März 2007 veröffentlicht und, nachdem die Daten im Juli 2007 aktualisiert wurden, der Abschlussbericht im Oktober 20083. Für Würselen ergab sich eine Anzahl von 288 Einzelhandelsbetrieben mit einer Verkaufsfläche von insgesamt 143.389 m² und 45 leerstehenden Ladenlokalen mit einer Verkaufsfläche von 6.828 m². Davon befanden sich 35 Geschäfte mit einem Verkaufsflächenanteil von ca. 80 % (110.975 m²) im Gewerbegebiet Aachener Kreuz. Das Umsatzvolumen überstieg deutlich das verfügbare einzelhandelsrelevante Kaufkraftvolumen der Stadt Würselen bei einem Zentralitätsindex (Relation von Umsatz und Kaufkraft) von 170 %. Per Saldo wurde ein Zufluss von insgesamt ca. 136 Mio. € generiert. Hohe Kaufkraftzuflüsse von außerhalb Würselens wiesen die Warengruppen Möbel (incl. Bad-, Büro-, Gartenmöbel) mit einem Index von 786 % sowie Teppiche/Gardinen/ Dekorationsartikel mit 376 % auf. Kaufkraftkraftabflüsse waren vor allem in der Warengruppe Zeitungen/Zeitschriften/Bücher (Index 64%) und Bekleidung/Wäsche (Index 75%) zu verzeichnen. Die Kaufkraftzuflüsse resultierten vor allem aus dem großflächigen Einzelhandel im Gewerbegebiet Aachener Kreuz, der im Bereich Möbel, Teppiche, Gardinen, Bettwaren, Spielwaren, Baumarkt- und Gartenbedarf eine regionale Ausstrahlung hatte und auch in den Bereichen Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung, Elektronik erheblich zur Versorgung der Würselener Bevölkerung beitrug. Trotz der Einzelhandelsagglomeration im Gewerbegebiet war die Würselener Innenstadt der zentrale Versorgungsbereich im Stadtgebiet. Von den gesamten 288 Einzelhandelsbetrieben 2 Städteregionales Einzelhandelskonzept STRIKT Aachen, Kurzfassung, Zweckverband StädteRegion Aachen und BBE Unternehmensberatung GmbH, Köln, im März 2007 3 Städteregionales Einzelhandelskonzept STRIKT Aachen, Zweckverband StädteRegion Aachen und BBE Unternehmensberatung GmbH, Köln, im Oktober 2008 17
befanden sich 128 bzw. 44 % in der Innenstadt mit einer Gesamtverkaufsfläche von 18.174 m². Auffällig war, dass 84 % der Betriebe Verkaufsflächen von unter 100 m² hatten. Broichweiden wurde ebenfalls als zentraler Versorgungsbereich angesehen mit 25 Betrieben und einer Verkaufsfläche von 1.620 m², also durchschnittlich 65 m² pro Betrieb. Bardenberg hatte keinen ausreichenden Einzelhandelsbesatz, um als zentraler Versorgungsbereich zu gelten, aber auch hier wurde 2012 im Flächennutzungsplan wie in Broichweiden ein Nahversorgungsbereich ausgewiesen. Nur innerhalb dieser klar abgegrenzten Versorgungsbereiche sollen in Zukunft noch großflächige Handelsbetriebe mit mehr als 800 m² Verkaufsfläche angesiedelt werden, in Bardenberg und Broichweiden nur mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten (vor allem Nahrungs- und Genussmittel), in der Würselener Innenstadt auch mit anderen Sortimenten. Hinsichtlich der wohnungsnahen Grundversorgung stellte das STRIKT fest, dass der überwiegende Teil der Würselener Bevölkerung größere Lebensmittelbetriebe fußläufig (700 m Radius) erreichen konnte. Defizite gab es nur in Pley, Euchen, Linden-Neusen und in Randbereichen von Scherberg und Schweilbach. Inzwischen hat es hier einige Verschiebungen gegeben: Durch die Eröffnung des Rewe-Marktes an der Jülicher Straße werden Teile von Linden-Neusen mitversorgt und die Märkte im Recker-Park versorgen Teile von Morsbach mit. Durch die Schließung des Plus auf dem Gouleygelände ist jedoch eine Versorgungslücke entstanden, ebenso durch die Schließung von Kaiser’s am Morlaixplatz, wodurch die südlichen Teile der Innenstadt nicht mehr im fußläufigen Einzugsbereich eines Nahversorgers liegen. Seit 2008 erfolgt eine Abstimmung aller städteregionsangehörigen Kommunen über die Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe in der mit dem STRIKT gebildeten Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Fachverwaltungen. Dies hat wesentlich dazu beigetragen, dass weitere Ansiedlungen an städtebaulich ungeeigneten Standorten unterblieben sind. Dennoch leidet die Attraktivität der Innenstädte und Ortszentren unter den bestehenden Einzelhandelsstrukturen z. B. im Gewerbegebiet Aachener Kreuz, aber auch unter dem zunehmenden Internet-Handel. Verglichen mit anderen Stadtzentren der Region gab es aber in der Würselener Innenstadt noch relativ wenige leerstehende Ladenlokale, wie der nachfolgende durch das Stadtplanungsamt erstellte Vergleich der Daten von 2006 und 2013 zeigt. Seit 2013 hat jedoch der Leerstand zugenommen und vor allem in der Kaiserstraße ist ein Gegensteuern erforderlich. 2016/17 ist im Auftrag der Städteregion eine Fortschreibung des STRIKT erarbeitet worden und die Stadt Würselen hat aufgrund mehrerer Bauvoranfragen zur Ansiedlung von weiteren Einzelhandelsflächen Am alten Kaninsberg ein Gutachten zur Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche und zu den Auswirkungen der geplanten Verkaufsflächen auf diese in Auftrag gegeben. Die neue Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche hat der Rat 2017 beschlossen, aber zu den Erweiterungen des Einzelhandels Am alten Kaninsberg erteilte die Bezirksregierung nicht die notwendige landesplanerische Zustimmung, da diese Vorhaben den im Landesentwicklungsplan festgeschriebenen Zielen der Landesplanung widersprachen. 18
Stadt Würselen - Fachbereich 3 - September 2013 Entwicklung der Verkaufsflächen im Würselener Stadtgebiet von 2006 bis 2013 2006 2013 Stadtteil VK Leerstand gesamt VK Leerstand gesamt Würselen-Mitte 21.014 1.545 22.559 22.831 3.174 26.005 Oppen-Haal 3.205 0 3.205 3.085 0 3.085 Gewerbegeb. Aach. Kreuz 99.530 2.458 101.988 129.265 3.600 132.865 Broichweiden 2.655 105 2.760 3.925 285 4.210 Morsbach 2.600 0 2.600 1.905 740 2.645 Bardenberg 1.375 75 1.450 1.020 225 1.245 Würselen gesamt 130.379 4.183 134.562 162.031 8.024 170.055 VK Vergleich 2006 - 2013 Leerstand Vergleich 2006 - 2013 Stadtteil Veränd. % pro Jahr Veränd. % pro Jahr Würselen-Mitte 1.817 8,6% 260 1.629 105,4% 233 Oppen-Haal -120 -3,7% -17 0 0,0% 0 Gewerbegeb. Aachen. 29.735 29,9% 4.248 1.142 46,5% 163 Kreuz Broichweiden 1.270 47,8% 181 180 171,4% 26 Morsbach -695 -26,7% -99 740 ---- 106 Bardenberg -355 -25,8% -51 150 200,0% 21 Würselen gesamt 31.652 24,3% 4.522 3.841 91,8% 549 Abbildung 5: Entwicklung der Verkaufsflächen 2006 bis 2013 Verkehr Umgehungsstraßen Das Stadtgebiet von Würselen musste seit jeher mit dem Durchgangsverkehr von Aachen in Richtung Norden und Osten leben. Hauptachsen waren die ehemalige B 1 von Aachen über Broichweiden nach Jülich und Neuss, später als B 264 über Eschweiler und Düren nach Köln, sowie die B 57 von Aachen über Würselen und Alsdorf nach Krefeld. Die Autobahnen A 4 (Köln – Antwerpen) und A 44 (Neuss – Brüssel) brachten zwar Entlastungen, aber in den 1970er Jahren nahmen die Verkehrsströme so sehr zu, dass man über eine A 51 „Wurmtalautobahn“ als Umgehung für die B 57 (Aachener- und Krefelder Straße) nachdachte. Die später auch als B 57n bezeichnete Trasse sollte von der Aachener Straße bei Gut Kaisersruh durch das Naherholungsgebiet bei Scherberg und Schweilbach und weiter zwischen Morsbach und Bardenberg in Richtung Alsdorf geführt werden. Wertvoller Natur- und Erholungsraum wäre dadurch zerstört worden, so dass sich schon bald nach Bekanntwerden der Pläne eine Bürgerinitiative „Rettet das Wurmtal“ bildete. Nach zahlreichen Protesten und jahrelangen Diskussionen wurde das Planfeststellungsverfahren schließlich 1987 eingestellt. 19
Zu dieser Zeit wurde ein neuer „Generalverkehrsplan“ 4 für Würselen erarbeitet und 1986 vom Rat beschlossen, der Alternativen für den Durchgangsverkehr aufzeigte: Statt eine Nord- Süd-Umgehung zu bauen, sollten die Verkehre durch zwei West-Ost-Spangen zur Autobahn geführt werden. Die eine Spange war die K 30 zwischen der B 57 und der Autobahnauffahrt Verlautenheide, die andere die L 223n zwischen der B 57 bei Birk und einer neu geplanten Anschlussstelle an die A 44 bei Merzbrück. Zusätzlich sollte die Wilhelmstraße als Zubringer zur K 30 ausgebaut werden, um die Verkehre aus der Innenstadt herauszuhalten. In Broichweiden war eine West-Umgehung für die Hauptstraße geplant, die durch das Weidener Feld zwischen der K 30 und der L 223n verlaufen sollte, und für Bardenberg war der Ausbau der Kamper Gracht als K 1n zwischen Pley und der L 223 vorgesehen. Schließlich sollte die Behelfsauffahrt auf die A 44 bei Alsdorf-Begau zu einer vollen Anschlussstelle ausgebaut werden, um auch Linden-Neusen zu entlasten. Nachdem ein Planfeststellungsverfahren des Kreises Aachen für den Bau der K 30 in den 1980er Jahren aufgrund von erheblichen Problemen mit Eigentümern und Anwohnern eingestellt wurde, stellte die Stadt Würselen für die Realisierung dieser Kreisstraße Bebauungspläne auf. Dabei versuchte man die Straße weitgehend auf die stillgelegte Bahntrasse zu legen. Insbesondere die Querungen der Hauptstraße und der Elchenrather Straße führten zu intensiven Diskussionen mit den Anwohnern mit dem Ergebnis, dass an beiden Stellen Unterführungen der K 30 geplant wurden. Weitgehende Lärmschutz- maßnahmen und ein landschaftspflegerischer Begleitplan ergaben schließlich einen Konsens über die Trasse, so dass die Bebauungspläne 1992 rechtskräftig wurden. Ein Jahr später wurde auch der Bebauungsplan für die K 1n zwischen Bardenberg und Pley beschlossen, so dass beide Umgehungsstraßen anschließend vom Kreis Aachen gebaut und Mitte der 1990er Jahre fertiggestellt wurden. Damit wurden die Durchgangsverkehre aber nur teilweise aus den Ortskernen herausgehalten. Für Würselen wurde Ende der 1980er Jahre der Ausbau der Friedrich- und Wilhelmstraße auf der alten Bahntrasse diskutiert, um die Durchgangsverkehre auf der Kaiserstraße zu reduzieren und von der Oppener Straße zur K 30 zu leiten. Aufgrund von massiven Anwohnerprotesten wurden diese Varianten nicht weiterverfolgt, so dass auch nach dem Bau der K 30 immer noch ein erheblicher Durchgangsverkehr über die Kaiserstraße floss. Zur Entlastung von Euchen und Broichweiden, aber auch zur besseren Anbindung von Herzogenrath an das Autobahnnetz, war die L 223n zwischen Birk und Merzbrück mit dem Autobahnanschluss an die A 44 konzipiert. Euchen war stark vom Durchgangsverkehr der beiden Landesstraßen L 164 (Euchener Straße) und L 223 (Broicher Straße) belastet. Die Umgehungsstraße L 223n war schon seit den 1970er Jahren im Flächennutzungsplan dargestellt, konnte aber aufgrund von Widerständen aus der Landwirtschaft lange Zeit nicht realisiert werden. Ein in den 1970ern eingeleitetes Planfeststellungsverfahren wurde 1986 eingestellt; stattdessen beschloss die Stadt Würselen 1987, zwei Bebauungspläne für die Umgehung Euchen aufzustellen, und gab eine Umweltverträglichkeitsstudie in Auftrag. Ergebnis war, dass die Trasse um die Obstwiesen und Weiden südlich von Euchen, die im 1990 beschlossenen Landschaftsplan des Kreises Aachen unter Landschaftsschutz gestellt 4 Stadt Würselen: Generalverkehrsplan - Prognose, bbv - Beratergruppe Bau und Verkehr, Würselen 1986/87 20
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