Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann

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Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
Manfred Schmitz-Gehrmann

Würselen 1986 bis 2018
   32 Jahre Stadtentwicklung

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Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
Hrsg.: Stadtoberbaurat Dipl. Ing. Manfred Schmitz-Gehrmann

Druck: Stadt Würselen

April 2019

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Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
Grußwort
Wenn jemand mehr als drei Jahrzehnte die Geschicke der Stadt, in deren Diensten er
ununterbrochen stand, maßgeblich mitgestaltet hat, sind die Spuren seines Wirkens überall
feststellbar. Als Manfred Schmitz-Gehrmann am 2. Januar 1986 seine neue Tätigkeit als
Stadtplaner bei der Stadt Würselen aufnahm, war mit dem Bau des neuen Rathauses gerade
eine weitere Lücke im Stadtbild geschlossen worden und der Umbau von einer ehemaligen
Bergbaustadt zu einer modernen Dienstleistungsstadt war in vollem Gange. Da kam jemand,
der seinen Schwerpunkt beim Studium der Architektur an der RWTH Aachen auf den
Städtebau gelegt hatte, gerade recht. In den darauf folgenden mehr als dreißig Jahren war
Manfred Schmitz-Gehrmann an der Seite mehrerer Techn. Beigeordneter die konstante
Größe bei der Gestaltung Würselens. In dieser Zeit entwickelte sich das Aachener Kreuz zu
einem führenden Gewerbestandort in der Region und Würselen selbst zu einem immer
attraktiveren Wohnstandort. Dabei war Diversifizierung immer ein wichtiges Schlagwort.
Keine Monostrukturen, die den Standort allzu sehr von Nachfrageschwankungen abhängig
macht, sondern die Entwicklung der Stadt auf möglichst viele Standbeine zu stellen, war eine
wichtige Leitlinie. Dabei hat Manfred Schmitz-Gehrmann nie den ökologischen Wert eines
Standortes außer Acht gelassen. Dass der Wert eines Wohnstandortes trotz der in unserer
Region vorhandenen hohen Verdichtung auch in einer möglichst intakten Umwelt besteht,
war und ist für ihn immer verpflichtend gewesen.

Wenn jemand wie Manfred Schmitz-Gehrmann auf den Verlauf seines Berufslebens
zurückblickt, ergeben sich viele Erkenntnisse, die für die korrekte Einordnung der städtischen
Entwicklung notwendige Hinweise bieten. Dabei waren gesetzliche und politische
Rahmenbedingungen sowohl kommunal wie auch über die Grenzen der Region hinaus
wechselnd mal Treiber, mal Bremser.

Manfred Schmitz-Gehrmanns Rückblick auf 32 Jahre Stadtentwicklung Würselen ist ein
interessantes kommunalhistorisches Dokument, aber auch ein Leitfaden für zukünftige
Stadtplaner zur Weiterentwicklung einer eigenständigen und selbstbewussten Stadt im
direkten Umfeld des Oberzentrums Aachen, von der der ehemalige Präsident des
europäischen Parlaments und langjährige Bürgermeister der Stadt Würselen, Martin Schulz,
einmal halb scherzhaft sagte, dass sich Aachen in ihrem Schatten gut entwickelt hat.

                                              (Arno Nelles)

                                             Bürgermeister

                                                                                             2
Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
Vorbemerkung
Zweiunddreißig Jahre lang an der Entwicklung der Stadt Würselen mitwirken zu dürfen, ist
interessant und zum Teil auch aufregend gewesen, wenn auch nicht immer mit
Erfolgserlebnissen verbunden. Vieles wurde konzipiert und ausgearbeitet, das aus
finanziellen oder politischen Gründen nicht realisierbar war. Dennoch kön
                                                                      können
                                                                          nen sich die
Ergebnisse sehen lassen:

       Umgestaltung der Stadt- und Ortszentren Würselen, Bardenberg und Broichweiden
       Sicherung einer wohnortnahen Nahversorgung
       Bau der Umgehungsstraßen K 1 (Kamper Gracht), K 30 (Willy-Brandt-Ring), K 34
        (Osttangente), L 223n (Euchen-Vorweiden) mit Autobahnanschluss Merzbrück
       Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr
       Ausbau der Gewerbegebiete Aachener Kreuz und Weiweg/Industriestraße mit der
        Schaffung von tausenden Arbeitsplätzen
       Erschließung und Bebauung zahlreicher Wo
                                               Wohngebiete,
                                                  hngebiete, verbunden mit einem
        Zuwachs von über 4.000 Einwohnern
       Schaffung und Erhaltung von attraktiven Grünflächen und naturnahen Freiräumen

Würselen ist eine als Wohn- und Arbeitsstandort attraktive Stadt in der Städteregion Aachen
mit interessanten Kultur-, Schul-, Freizeit- und Naherholungsangeboten. Dies führt dazu, dass
die Stadt entgegen dem Bundes- und Landestrend weiteren Einwohnerzuwachs erwarten
kann. Dennoch sind die „Grenzen des Wachstums“ hinsichtlich des Landschafts- und
Flächenverbrauchs erreicht, wenn die Attraktivität erhalten werden soll. Zukünftige
Stadtentwicklung muss sich auf den Innenbereich konzentrieren – Baulücken, Brachflächen
und größere Restflächen innerhalb des Bebauungszusammenhangs.

Ich würde mich freuen, wenn dieses Heft dazu beiträgt, die Stadtentwicklung Würselens
voranzubringen. Dazu ist ein Blick in die Vergangenheit manchmal hilfreich. Ich habe
deswegen die zahlreichen Planungsprojekte der vergangenen 32 Jahre von der Regional- und
Landesplanung bis zu den einzelnen Bebauungsplänen Revue passieren lassen. Dieser Bericht
ist als Nachschlagewerk gedacht. Schauen Sie deswegen im Inhaltsverzeichnis, welche
Themen oder Stadtteile Sie besonders interessieren. Neben den verschiedenen Sachgebieten
der Stadtplanung finden Sie dort auch Kapitel zu den einzelnen Stadt- und Ortsteilen.

                                         Würselen, im April 2019

                                         (Manfred Schmitz-Gehrmann)

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Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
Inhalt
Grußwort..................................................................................................................................... 2
Vorbemerkung ............................................................................................................................ 3
Regional- und Landesplanung ..................................................................................................... 6
       Landesentwicklungsplan ..................................................................................................... 6
       Regionalplan ....................................................................................................................... 7
Stadtentwicklungskonzept .......................................................................................................... 9
Flächennutzungsplan ................................................................................................................ 10
Sportstätten .............................................................................................................................. 13
Einzelhandel .............................................................................................................................. 15
Verkehr ..................................................................................................................................... 19
       Umgehungsstraßen ........................................................................................................... 19
       Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)....................................................................... 23
       Radverkehr ........................................................................................................................ 25
Stadt- und Ortsteilzentren ........................................................................................................ 27
       Innenstadt ......................................................................................................................... 27
       Bardenberg ....................................................................................................................... 37
Baulandmobilisierung und Flächenverbrauch .......................................................................... 45
Wohngebiete ............................................................................................................................ 50
       Morsbach .......................................................................................................................... 52
       Schweilbach / Scherberg ................................................................................................... 54
       Würselen-Mitte ................................................................................................................. 55
       Oppen-Haal ....................................................................................................................... 61
       Weiden / St. Jobs .............................................................................................................. 62
       Linden-Neusen .................................................................................................................. 65
       Euchen............................................................................................................................... 65
Gewerbegebiete ....................................................................................................................... 66
       Aachener Kreuz ................................................................................................................. 66
       Weiweg / Industriestraße / Neustraße ............................................................................. 71
       Merzbrück ......................................................................................................................... 73
       Sonstige Gewerbegebiete ................................................................................................. 76
Grün- und Freiflächen ............................................................................................................... 78
Klimaschutz ............................................................................................................................... 84
Planungsbeteiligte .................................................................................................................... 86
Ausblick ..................................................................................................................................... 88

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Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. 89
Abbildungsnachweis ................................................................................................................. 90
Fotodokumentation – Altbaumodernisierung und Neubau 1986 - 2018 ................................. 91
       Altbauten .......................................................................................................................... 91
       Einfamilienhäuser ............................................................................................................. 92
       Mehrfamilienhäuser ......................................................................................................... 93
       Betreutes Wohnen ............................................................................................................ 94
       Wohn- und Geschäftshäuser ............................................................................................ 95
       Gewerbebau und Gemeinbedarf ...................................................................................... 96

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Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
Regional- und Landesplanung
Die Regional- und Landesplanung sind übergeordnete Planungsebenen, die als Vorgaben für
die städtische Flächennutzungs- und Bebauungsplanung zu beachten sind. Der
Landesentwicklungsplan legt die Ziele und Grundsätze der Raumordnung für die
Gesamtentwicklung des Landes NRW fest. Der Regionalplan bezieht sich auf die Ebene des
Regierungsbezirkes und wird für den Regierungsbezirk Köln in drei Teilabschnitten für die
Regionen Aachen, Bonn und Köln aufgestellt. Bis zur Neufassung des Landesplanungsgesetzes
2005 wurden die Regionalpläne als Gebietsentwicklungspläne bezeichnet.

Landesentwicklungsplan
Der Landesentwicklungsplan NRW wurde in den 1970er und 1980er Jahren in mehreren
sachlichen Teilplänen aufgestellt und 1995 zu einem Planwerk zusammengefasst, dessen Teil
A die siedlungsräumliche Grundstruktur mit Gebieten unterschiedlicher Bevölkerungsdichte,
Zentrenstruktur und Entwicklungsachsen behandelte, während Teil B Gebiete für
flächenintensive Großvorhaben und Kraftwerkstandorte sowie die Freiraumfunktionen
festlegte. Würselen ist demnach ein Mittelzentrum in der Ballungsrandzone des
Ballungskerns und Oberzentrums Aachen und liegt an der Entwicklungsachse Aachen –
Mönchengladbach. Das Wurmtal ist als „Gebiet zum Schutz der Natur“ gekennzeichnet,
kleine Teile als „Waldgebiete“ und das sonstige Stadtgebiet außerhalb der Siedlungsflächen
als „Freiraum“. Diese Vorgaben sind im Regionalplan (Gebietsentwicklungsplan 2003)
konkretisiert worden.

2013 beschloss die Landesregierung, einen neuen Landesentwicklungsplan aufzustellen,
dessen Entwurf 2014 zur Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung vorgelegt wurde. Im
September 2015 beschloss das Landeskabinett eine überarbeitete Fassung, zu dem eine
erneute Öffentlichkeitsbeteiligung stattfand. Dieser Plan formuliert 60 Ziele und 65
Grundsätze der Landesplanung mit folgenden Leitvorstellungen:
     Natürliche Lebensgrundlagen nachhaltig sichern
     Ressourcen langfristig sichern
     Freirauminanspruchnahme verringern
     Rohstoffversorgung langfristig sichern
     Klimaschutzziele umsetzen
     Natur, Landschaft und biologische Vielfalt sichern
     Regionale Vielfalt und Identität entwickeln
     Zentrale Orte und Innenstädte stärken
     Mobilität und Erreichbarkeit gewährleisten
     Wachstum und Innovation fördern
Der neue Landesentwicklungsplan ist im Januar 2017 in Kraft getreten. Die darin formulierten
Ziele sind gemäß Bundes-Raumordnungsgesetz bei raumbedeutsamen Planungen und
Maßnahmen zu beachten.

Viele Städte befürchten eine Einschränkung ihrer Planungshoheit durch den Verzicht auf die
Inanspruchnahme des Freiraums für neue Baugebiete. Im Baugesetzbuch von 2004 ist jedoch
schon geregelt, dass die Notwendigkeit zur Umwandlung landwirtschaftlich oder als Wald

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Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
genutzter Flächen begründet werden muss und dass dabei Ermittlungen zu den
Möglichkeiten der Innenentwicklung zugrunde gelegt werden müssen. Dies wird auch in
Würselen dazu führen, dass Außenentwicklungen im Freiraum – selbst auf im
Flächennutzungsplan dargestellten Bauflächen – nur noch in begründeten Ausnahmefällen
möglich sind.

Nach der Landtagswahl 2017 beschloss die neue Landesregierung, den
Landesentwicklungsplan wieder zu ändern. Dabei ist u. a. wieder mehr Flexibilität bei der
Flächenausweisung vorgesehen. Erleichtert werden soll insbesondere die Festsetzung von
Bauflächen und Baugebieten in kleinen Ortsteilen mit weniger als 2.000 Einwohnerinnen und
Einwohnern. Der 5 ha-Grundsatz soll gestrichen werden. Er gibt bisher vor, dass das tägliche
Wachstum der Siedlungs- und Verkehrsflächen bis zum Jahr 2020 landesweit auf 5 ha und
langfristig auf „Netto-Null“ reduziert werden soll. 2018 erfolgte zu den geplanten
Änderungen eine Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange. Die
notwendige Beschlussfassung durch den Landtag steht noch aus.

Regionalplan
1985 leitete der Bezirksplanungsrat beim Regierungspräsidenten in Köln ein Verfahren zur
Aufstellung eines neuen Gebietsentwicklungsplanes (GEP) für die kreisfreie Stadt Aachen und
den Kreis Aachen ein. Dieser Plan wurde 1991 nach langen Erörterungen mit den Beteiligten
beschlossen. Gegenüber dem alten GEP von 1977 enthielt er folgende wesentlichen
Änderungen, die den aktuellen Planungen der Stadt Würselen entsprachen:
     Geringfügige Erweiterungen der Wohnsiedlungsbereiche im Bereich Alter Kaninsberg
        und St. Jobs
     Geringfügige Zurücknahme des Gewerbe- und Industrieansiedlungsbereichs im
        Bereich Birk
     Aufgabe der A 51 (Wurmtalautobahn)
     Neue Trasse der L 223 n (Umgehung Euchen/Vorweiden) mit Autobahnanschluss
        Broichweiden
     Aufgabe der Bahntrassen Aachen-Nord – Jülich und Würselen – Abzweig
        Quinx/Stolberg
     Darstellung des Freiraums zwischen Würselen, Broichweiden, Euchen und
        Bardenberg als „Naherholungsbereich“ und „Bereich für eine besondere Pflege und
        Entwicklung der Landschaft“.
Bereits 1995 wurde mit dem neuen Landesentwicklungsplan über eine erneute
Überarbeitung des GEP für den gesamten Regierungsbezirk Köln nachgedacht. 1999 wurde
das Erarbeitungsverfahren für den Teilplan Region Aachen eingeleitet und nach den
vorgeschriebenen Beteiligungen und Erörterungen trat der neue GEP 2003 in Kraft. Die Stadt
Würselen war vor allem von folgenden Änderungen betroffen:
     Darstellung des Flugplatzes Merzbrück mit Erweiterungsflächen inklusive dem
        geplanten Gewerbegebiet
     Darstellung der Euregiobahntrasse von Aachen-Nord bis Merzbrück mit Haltepunkten
        Würselen-Markt, Aquana, Hauptstraße, Jens-Otto-Krag-Straße und Merzbrück

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Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
    Erweiterung des Wohnsiedlungsbereiches um das Aquana und den geplanten
         Euregiobahn-Haltepunkt herum
        Darstellung der Osttangente (K34) zwischen Gewerbegebiet Aachener Kreuz und
         Merzbrück
        Rücknahme des Gewerbe- und Industrieansiedlungsbereiches Weiweg,
         Industriestraße, Neustraße entsprechend dem geänderten bzw. aufgehobenen
         Bebauungsplanes 105
        Erneute Darstellung der B 57n (früher A 51 „Wurmtalautobahn“) als
         Bedarfsplanmaßnahme
        Darstellung des gesamten Freiraums im Stadtgebiet westlich der A 44 als „Regionale
         Grünzüge“, teilweise überlagert durch „Bereiche zum Schutz der Landschaft und
         landschaftsorientierten Erholung“ bzw. „Bereiche zum Schutz der Natur“ (Wurmtal).

Abbildung 1: Gebietsentwicklungsplan 2003

Die Darstellungen der B 57n und des Flugplatzes Merzbrück entsprachen nicht den
Planungen und Vorschlägen der Stadt Würselen. Die B 57n wurde in den Plan aufgenommen,
da sie im Bundesfernstraßenbedarfsplan immer noch enthalten war, obwohl das
Planfeststellungsverfahren bereits 1987 eingestellt wurde und obwohl die Darstellung der
Trasse der Festsetzung des Wurmtales als Naturschutz- und FFH-Gebiet widersprach.
Das in Merzbrück geplante Gewerbegebiet wurde entgegen dem
Vorschlag der Stadt nicht als Gewerbe- und Industrieansiedlungs-
bereich (GIB), sondern als „Flugplatz“ dargestellt. Da jedoch ein
regionaler Konsens hinsichtlich des Gewerbegebietes bestand,
wurde auf Anregung der Stadt 2005 ein Änderungsverfahren zum
GEP durchgeführt und auch der südliche Teil als GIB dargestellt.
Diese Fläche ist im Flächennutzungsplan von 2012 als „in Aussicht
genommene Planung“ für ein Gewerbegebiet gekennzeichnet
(s. Seite 12).                                                    Abbildung 2: GEP Merzbrück 2007

                                                                                               8
Würselen 1986 bis 2018 - 32 Jahre Stadtentwicklung Manfred Schmitz-Gehrmann
Im September 2015 legte die Bezirksregierung Köln „Regionale Perspektiven für die
Planungsregion Köln“ vor, die als Grundlage für eine Fortschreibung des Regionalplanes
dienen sollen. Es soll keine regionalen Teilpläne u. a. für die Region Aachen mehr geben,
sondern eine Fortschreibung der regionalen Entwicklungsziele für den gesamten
Regierungsbezirk Köln. Die Regionalplanungsbehörde bei der Bezirksregierung Köln hat 2018
mit allen Städte und Gemeinden Abstimmungsgespräche über die in den
Flächennutzungsplänen und im alten Regionalplan dargestellten Reserveflächen geführt und
zurzeit finden verschiedene Fachkolloquien statt, bevor der erste Entwurf für den neuen
Regionalplan erarbeitet und dem Regionalrat vorgelegt wird. Anschließend findet die
Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden statt. Ein formeller Beschluss des gemäß
 § 19 Landesplanungsgesetz zuständigen Regionalrates zur Erarbeitung des neuen
Regionalplanes ist bis Ende 2018 noch nicht gefasst worden.

Stadtentwicklungskonzept
In den Jahren 1985 bis 1987 beschäftigte sich der Stadtentwicklungsausschuss in mehreren
Sitzungen aufgrund eines vom neuen Baudezernenten Ulrich Bergmann vorgelegten
Stadtentwicklungskonzeptes mit den Zielen der Stadtentwicklung. Im Oktober 1987
beschloss der Rat folgende Grundsätze:
               Räumlich-funktionales Zentrenkonzept
           a)   Stärkung der Innenstadt in ihrer Versorgungsfunktion als Mittelzentrum
           b)   Stärkung der Nahversorgungsfunktion der Nebenzentren Bardenberg und
                Weiden sowie der Unterzentren Morsbach, Aachener Straße und Linden-Neusen
           c)   Erhaltung der Versorgungsfunktion des Gewerbegebietes Kaninsberg (Aachener
                Kreuz) als Nebenzentrum im Bereich Adenauer-/Schumanstraße, keine weitere
                Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben in den Gewerbegebieten
           d)   Ergänzung der Siedlungsbereiche in räumlicher Nähe zu den Stadt- und
                Ortsteilzentren
             Wohnbauflächen
           a) 30 ha Bruttowohnbauland werden für ausreichend gehalten, um den Bedarf in
              den nächsten 15 Jahren zu decken.
           b) Überprüfung der noch nicht erschlossenen Baugebiete in Bebauungsplänen bzw.
              im Flächennutzungsplan
           c) Erschließung von Wohnbaugebieten anhand einer Prioritätenliste unter
              Berücksichtigung der Folgekosten
               Gewerbeflächen
           a)   Erweiterung des Gewerbegebietes Kaninsberg (Aachener Kreuz)
           b)   Erweiterung des Gewerbegebietes Weiweg im Bereich Industriestraße
           c)   Überprüfung der Reserveflächen im Bereich Weiweg/Birk
           d)   Ansiedlung von Betrieben des produzierenden, verarbeitenden bzw.
                Dienstleistungs-Sektors in den Gewerbegebieten (kein Einzelhandel)

Das Stadtentwicklungskonzept wurde 1988 veröffentlicht1 und bildete viele Jahre die
Grundlage für die Würselener Stadtentwicklung.

1
    Stadt Würselen, Planungsamt: Stadtentwicklungskonzept 1988

9
Flächennutzungsplan
Der erste Flächennutzungsplan (FNP) nach der kommunalen Neugliederung war 1977
rechtsverbindlich geworden. Er enthielt noch große Erweiterungsflächen, so ein Wohngebiet
Helleter Feldchen West zwischen der Schillerstraße und der Joststraße oder ein Industrie-
und Gewerbegebiet, das sich beiderseits der B 57 nördlich von Brückweg und Burgstraße fast
bis Birk erstrecken sollte. Insgesamt sollte der FNP einen Einwohnerzuwachs von ca. 34.000
Einwohnern in 1972 auf ca. 48.000 Einwohner bis zum Jahr 2000 ermöglichen. Tatsächlich
betrug die Einwohnerzahl am Ende des Jahrtausends ca. 38.000. Bis 2010 wurden 61
Änderungsverfahren zum FNP durchgeführt, die insbesondere die Verkleinerung des
Gewerbegebietes an der B 57 (1999), die Ausweisung von Vorrangzonen für
Windenergienutzung (1999) und die Änderung des gesamtstädtischen Hauptverkehrsnetzes
(2000) beinhalteten. Auch die Wohn- und Gewerbeflächen wurden auf der Grundlage des
Stadtentwicklungskonzeptes 1988 (s. oben) und des Grünkonzeptes von 1990 (s. Seite 81)
überprüft und teilweise geändert.

2003 beschloss der Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung, einen neuen FNP
aufzustellen, da der alte inzwischen völlig überholt war. Das Stadtplanungsamt erarbeitete
einen Vorentwurf und stellte diesen 2005 in Ausstellungen und Bürgerversammlungen in
Würselen-Mitte, Bardenberg und Broichweiden der Öffentlichkeit vor. 2006 wurde die
Beteiligung der Behörden und Stellen, die Träger öffentlicher Belange sind, durchgeführt und
der Entwurf anschließend überarbeitet. Das Aachener Planungsbüro BKR erhielt 2007 den
Auftrag zur Erstellung des Umweltberichtes, der 2008 und 2009 in mehreren
Ausschusssitzungen diskutiert wurde mit den sich daraus ergebenden Planänderungen. Die
öffentliche Auslegung des Planentwurfs erfolgte 2011 und nach Abwägung aller Anregungen
und Bedenken beschloss der Rat den neuen FNP am 14.02.2012. Die Bezirksregierung
genehmigte den Plan mit kleinen Auflagen, denen der Rat am 18.09.2012 folgte, so dass der
neue FNP am 26.10.2012 bekannt gemacht wurde und in Kraft trat.

Abbildung 3: Flächennutzungsplan 2012

                                                                                          10
Der FNP 2012 ging davon aus, dass die Einwohnerzahl von 37.600 Ende 2007 bis zum Jahr
2025 auf ca. 40.000 wächst. Eine Prognose des Statistischen Landesamtes IT.NRW hielt sogar
einen Zuwachs auf ca. 42.000 Einwohner für möglich, wobei der durchschnittliche Zuwachs
von 245 Einwohnern pro Jahr aus den Jahren 1990 bis 2007 fortgeschrieben wird. Ende 2018
ist die 40.000 Einwohner-Marke bereits fast erreicht, verursacht durch den Zuzug von
Neubürgern in den Neubaugebieten, insbesondere Kapellenfeldchen, aber auch durch die
Zuwanderung von Flüchtlingen aus den Krisengebieten im Nahen Osten und in Afrika.
Generell hat die Stadt Würselen sehr gute Voraussetzungen, entgegen dem Bundes- und
auch dem Landestrend, im nächsten Jahrzehnt weiter zu wachsen. Die Stadt profitiert dabei
aus ihrer Lagegunst in der Städteregion Aachen, die insgesamt weiter wachsen soll.

Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, werden im FNP 2012 als Reserveflächen für die
Entwicklung von Baugebieten ca. 36 ha Wohnbauflächen und ca. 6 ha gemischte Bauflächen
dargestellt. Dies sind insgesamt ca. 46 ha weniger als im alten FNP. Insbesondere im Bereich
Dommerswinkel/Joststraße und Dobacher Straße/Salmanusstraße/Flussweg sind größere
Wohnbauflächen zurückgenommen worden, da sie unter Landschaftsschutz stehen. Folgende
Flächen werden im FNP 2012 als Wohn- oder Mischbauflächen mit Entwicklungspotenzial
(Bauerwartungsland) dargestellt. Ein Teil dieser Flächen ist 2018 bereits bebaut,
insbesondere das große Neubaugebiet Kapellenfeldchen. Andere im FNP für den
Wohnungsbau vorgesehene Flächen wie die Sportplätze an der Krottstraße wurden für die
Errichtung der neuen Gesamtschule in Anspruch genommen.

                                  Wohnbauflächen                                  Mischbauflächen
 Bardenberg           Am Kaiser/Im Grötchen                   1,5 ha
 Broichweiden         Helleter Feldchen West                  4,5 ha Eschweiler Straße              1,0 ha
                                                                     Kapellenfeldchen/Im
                      Kapellenfeldchen                       10,9 ha                                1,7 ha
                                                                     Kamp
 Euchen               Willibrordstraße                        1,2 ha
 Morsbach             Burgstraße                              7,2 ha Burgstraße                     0,6 ha
                      Morsbacher
                                                              4,8 ha Burgstraße/Bahntrasse          2,1 ha
                      Str./Bahntrasse
 Scherberg            Paulinenstraße                          1,1 ha
 Würselen-            Ringstraße/Drischer
                                                              1,6 ha Pricker Str./Stadtgarten       0,8 ha
 Mitte                Straße
                      Sportplatz Rhenania                     1,1 ha
                      Sportplatz VfR                          2,2 ha
 gesamt 42,3 ha                                          36,1 ha                                    6,2 ha
                                  Gewerbegebiete                                   Sondergebiete
 Bardenberg                                                            Erweiterung Krankenhaus      3,7 ha
 Broichweiden         Nassauer Straße / L 223                 3,6 ha
                      Merzbrück                              19,2 ha
 Linden-Neusen        Broicher Straße                         1,8 ha
 Morsbach             Gouleystraße/Neustraße                  2,4 ha
 Würselen-                                                             Hotel und Freizeitanlagen
                                                                                                    5,3 ha
 Mitte                                                                 am Aquana
 gesamt                                                  27,0 ha                                    9,0 ha
Abbildung 4: Flächen mit Entwicklungspotenzial im FNP 2012

11
Die im alten FNP und seinen Änderungen dargestellten Gewerbegebiete werden im FNP 2012
übernommen. Gewerbliche Reserveflächen liegen unverändert neben den noch unbebauten
Flächen im Gewerbegebiet Aachener Kreuz und Am Weiweg zwischen der L 223 und der
Nassauer Straße (3,6 ha, Erweiterung Fa. Kinkartz) und an der Gouleystraße/Neustraße (2,4
ha). Neu dargestellt werden zwei Gebiete: zum einen an der Broicher Straße eine ca. 2 ha
große Erweiterungsfläche für die Firma Kronenbrot sowie das ca. 19 ha große geplante
Gewerbegebiet am Flugplatz Merzbrück. Dieses lässt sich in dieser Größe nur realisieren,
wenn die Start- und Landebahn wie geplant nach Süden verschwenkt wird, was Ende 2018
endlich auch finanziell seitens des Landes NRW gesichert werden konnte (s. Seite 73).

Unter Beibehaltung der Start- und Landebahn bliebe nur eine ca. 12 ha große Gewerbefläche
einschließlich der ehemals militärischen belgischen Bestandsgebäude, die nicht für den
Flugbetrieb benötigt werden. Südlich des Flugplatzes ist eine 60 ha große Fläche für die
Landwirtschaft als zukünftiges Gewerbegebiet gekennzeichnet. Dies entspricht der
Darstellung im Regionalplan, geht aber über den aktuellen Gewerbeflächenbedarf der Stadt
Würselen hinaus. Sofern dieser Bedarf in Zukunft entsteht, ist eine Änderung des FNP
erforderlich, um hier Gewerbegebiet auszuweisen. Bei der Aufstellung des neuen
Regionalplanes soll dieses Gewerbegebiet interkommunal gesichert werden.

Auch die Sondergebiete werden im FNP 2012 aus dem alten FNP und seinen Änderungen
übernommen. Neben den bereits bebauten Flächen für großflächigen Einzelhandel, den
beiden Krankenhäusern Bardenberg und Marienhöhe, dem Freizeitbad Aquana und dem
Gebiet „Wohnen mir Pferden“ am Ravelsberg handelt es sich dabei um zwei Flächen mit
Entwicklungspotenzial: Eine 3,7 ha große Fläche ist für evtl. Erweiterungen des
Krankenhauses in Bardenberg und eine 5,3 ha große Fläche nördlich des Aquana für Hotel
und Freizeitanlagen reserviert. Letzteres entspricht der Darstellung im Regionalplan und
steht im Zusammenhang mit dem hier geplanten Haltepunkt an der Euregiobahnstrecke
zwischen Aachen-Nord und Merzbrück. Eine Erweiterung des Bardenberger Krankenhauses
ist nicht mehr geplant, so dass eine Änderung des Sondergebietes vorgesehen ist. Das
Medizinische Zentrum der Städteregion wird auf den Standort in Würselen-Marienhöhe
konzentriert und der Standort Bardenberg ist 2018 an das Aachener Schwertbad veräußert
worden, das dort eine REHA-Klinik einrichtet. Nachfolge-einrichtungen wie eine
Altenpflegeschule und betreutes Seniorenwohnen sind im Gespräch und im Anschluss soll ein
neues Wohngebiet entstehen. Diese Pläne sind jedoch noch nicht konkretisiert, so dass die
notwendige Änderung des FNP bis Ende 2018 noch nicht eingeleitet wurde.

Im FNP 2012 sind vier insgesamt ca. 64 ha große Konzentrationszonen für Windenergie-
anlagen dargestellt. Die sieben in diesen Zonen vorhandenen Anlagen haben gemeinsam eine
Leistung von 12,2 MW und tragen damit zur umweltfreundlichen und regenerativen
Stromerzeugung bei. Zwischen Linden-Neusen und St. Jöris sind 2017 zwei weitere Anlagen
errichtet worden. Darüber hinaus können in den vier Zonen kaum noch weitere Windräder
entstehen, da die Abstände zu den vorhandenen Anlagen zu gering wären. Es ist aber mit
einem „Repowering“ (Erhöhung der Leistung) der alten Anlagen zu rechnen, wenn diese
abgeschrieben sind.

Weitere Entwicklungspotenziale für die nächsten zwanzig Jahre enthält der FNP 2012 im
Bereich der Grün- und ökologischen Ausgleichsflächen: Östlich des Aquana liegt eine große

                                                                                            12
Grünfläche, in der neue Sportanlagen im Zusammenhang mit der geplanten Bebauung der
Sportplätze am Lindenplatz und an der Krottstraße vorgesehen sind (s. unten). Auch am
Heilig-Geist-Gymnasium wird seit 1988 eine Grünfläche für die Errichtung eines neuen
Sportplatzes vorgehalten. Für die Friedhöfe in Bardenberg und Broichweiden sind
Erweiterungsflächen reserviert und die ökologischen Ausgleichsflächen der Stadt am
Duffesheider Weg sollen noch vergrößert werden.

Insgesamt enthält der FNP 2012 genügend Entwicklungsmöglichkeiten für die nächsten zwei
Jahrzehnte, wenn auch gegenüber dem alten FNP von 1977 und seinen Änderungen ca. 50 ha
weniger neue Bauflächen dargestellt sind. Aufgrund der geplanten Verschwenkung und
Vergrößerung des Flugplatzes Merzbrück sowie der Darstellung der Euregiobahntrasse
zwischen Kaisersruh und Merzbrück erhöhen sich die Verkehrsflächen allerdings um ca. 18
ha. Die Verringerung der potenziellen neuen Siedlungsflächen um ca. 32 ha entspricht
jedenfalls dem Grundsatz der Schonung des Außenbereichs durch Minimierung der
Freiflächen-Inanspruchnahme. Auch bei der Entwicklung der im FNP dargestellten
Reserveflächen muss gemäß Baugesetzbuch 2004 geprüft werden, ob nicht andere Flächen
im Siedlungszusammenhang hierfür zur Verfügung stehen, damit das Stadtgebiet auch in
Zukunft als ausgewogener Lebensraum von Menschen, Tier- und Pflanzenwelt erhalten
bleibt.

Sportstätten
Der Flächennutzungsplan 2012 sieht den Erhalt folgender Sportstätten vor:

          Sportplätze Bardenberg, Zechenstraße/Tannenweg
          Sportplätze Morsbach, Birkenstraße und Tellebenden
          Sportplatz Scherberg, Paulinenstraße
          Sportplätze Weiden, Helleter Feldchen/Parkstraße
          Sportplatz Linden-Neusen, Lindener Straße/Pützgracht
          Sportplatz Euchen, Am Berg.

Die Sportplätze in Würselen-Mitte am Lindenplatz/Im Winkel sowie am
Drischfeld/Krottstraße sollten aufgegeben und einer Wohnbebauung zugeführt werden.
Ersatz ist vorgesehen in einem großen neuen Sportzentrum östlich des Aquana.

Diese Planungen lösten bei den betroffenen Sportvereinen heftige Diskussionen aus. Sowohl
Rhenania als auch der VfR Würselen erklärten, ihre angestammten Sportplätze am
Lindenplatz und im Drischfeld nicht aufgeben zu wollen; eine Fusionierung lehnten diese
beiden Vereine ab, anders als Sparta Würselen und der SC Bardenberg, die sich 2017 zum SC
Sparta Bardenberg zusammenschlossen und weiter ihre beiden Spielstätten an der
Zechenstraße/Tannenweg und an der Birkenstraße nutzen.

Bereits 2006 verschmolzen die DJK Armada Würselen und die FSG Euchen zur DJK Armada
Euchen-Würselen mit den beiden Spielstätten Paulinenstraße und Euchen. Insbesondere die

13
Leichtathletik-Abteilung der Armada forderte bereits seit Jahrzehnten den Bau eines
Sportplatzes mit Umlaufbahn. Die planungsrechtlichen Voraussetzungen waren 1997 in dem
Bebauungsplan 136B östlich des Aquana geschaffen worden. Für die Realisierung fehlte der
Stadt jedoch das Geld, da nicht – wie geplant – durch die Umwandlung von Sportplätzen zu
Bauland entsprechende Einnahmen erzielt werden konnten. Die Sportplätze an der
Paulinenstraße und in Euchen kamen wegen ihrer Lage im Außenbereich und
Landschaftsschutz hierfür nicht in Frage und die Umwandlung der Plätze am Lindenplatz und
im Drischfeld scheiterte lange am Widerstand der dort ansässigen Vereine.

Durch den Ratsbeschluss von 2015, die neue Gesamtschule auf den Aschenplätzen an der
Krottstraße zu bauen, ergab sich die Notwendigkeit, Ersatz für die Nutzer dieser Plätze zu
schaffen. Dieser sollte durch den Bau eines neuen Kunstrasenplatzes im BP 136B östlich des
Willy-Brandt-Rings hergestellt werden. Der VfR Würselen lehnte dies jedoch ab und forderte
die Umwandlung seines Rasenplatzes im Drischfeld zu einem Kunstrasen.

Die Weidener Vereine legten 2014 ein Konzept vor, auf dem Aschenplatz an der Parkstraße
neben der bestehenden Sporthalle eine neue Dreifach-Sporthalle zu bauen sowie die
bestehende Halle zu sanieren und in eine Zweifach-Sporthalle mit multifunktioneller
Nutzbarkeit umzuwandeln. Als Ersatz für den wegfallenden Aschenplatz wurde eine
Umwandlung des bestehenden Rasenplatzes am Helleter Feldchen in einen Kunstrasenplatz
vorgeschlagen. Die kleine, sanierungsbedürftige Turnhalle am Marktplatz könnte dann
abgerissen und die Stadt könnte am Markt Baugrundstücke verkaufen, um das
Gesamtkonzept finanzieren zu können. Eine Bebauung des Sportplatzes am Helleter Feldchen
und den damit verbundenen Umzug zum geplanten neuen Sportzentrum am Aquana lehnte
die Teutonia Weiden jedoch ab.

Da die langwierigen und kontroversen Diskussionen mit den Sportvereinen nicht zu einem
einvernehmlichen Ergebnis führten, legte der für den Sportbereich zuständige Beigeordnete
Roger Nießen ein neues Konzept vor, das in wesentlichen Teilen im Juli 2017 vom Rat
beschlossen wurde und folgende Punkte umfasst:

      Bau eines Sportzentrums hinter dem Aquana, bestehend aus einem Rasenplatz mit
       Umlaufbahnen (vier Bahnen) und sechs 100m-Bahnen, einem Kunstrasenplatz, einem
       Kleinspielfeld mit Kunstrasen und einem Umkleidegebäude mit Kommunikations-
       raum,
      die Umsetzung des „Weidener Konzeptes“ durch die Sanierung der bestehenden
       Sporthalle und Teilung in eine 2-fach-Halle, den Neubau der Umkleiden und
       sanitären Nebenräume auf der gegenüberliegenden Seite der bestehenden Halle
       Parkstraße, den Neubau einer 3-fach-Sporthalle neben den neuen Umkleidekabinen
       (auf dem heutigen Tennenplatz) und Anlage von Parkplätzen,
      Umgestaltung des Sportplatzes Linden-Neusen von einem Rasenplatz in einen
       Kunstrasenplatz,
      Schließung des Sportplatzes Paulinenstraße und der zugehörigen Gebäude,
       Rückführung der Unterhaltung der Anlage grundsätzlich auf „Null“ mit der Maßgabe,
       dass die am Sportplatz bestehenden Parkplätze erhalten bleiben und das

                                                                                        14
Kleinspielfeld (Rasenplatz) den Ortsvereinen (Schützen/Jungenspiel) zur Pacht
         angeboten wird,
        Umwandlung des Rasenplatzes des VfR Würselen im Drischfeld in einen
         Kunstrasenplatz sowie Schaffung eines Kleinspielfeldes in Kunstrasen zwischen dem
         neu zu schaffenden Kunstrasenplatz und der neu zu errichtenden Gesamtschule auf
         dem dort noch vorhandenen Gelände,
        Schließung der Sportanlage Lindenplatz und Verkauf des Geländes und sämtlicher
         Aufbauten und technischen Anlagen,
        Schließung der kleinen Sporthalle Helleter Feldchen sowie Veräußerung der Fläche
         des Marktes Broichweiden einschließlich sämtlicher Aufbauten (u. a. kleine
         Sporthalle) sowie der Parkflächen Helleter Feldchen/Parkstraße,
        Bau einer 2-fach oder 3-fach-Sporthalle dem Bedarf entsprechend auf dem Gelände
         des städtischen Gymnasiums Würselen.
        Den Vereinen im Würselener Westen wird die Umwandlung eines Sportplatzes in
         einen Kunstrasenplatz angeboten mit der Maßgabe, dass die Aufgabe und
         Vermarktung einer der bisherigen Sportflächen an der Birkenstraße oder
         Zechenstraße zum Zwecke der Mitfinanzierung zu erfolgen hat.

Bis Ende 2018 sind nur Bebauungsplanverfahren zur Realisierung des Sportzentrums hinter
dem Aquana (B-Plan 219) und zur Bebauung des Sportplatzes am Lindenplatz (B-Plan 224)
eingeleitet worden. Um den konkreten Bedarf an Sporthallen quantifizieren zu können, soll
ein entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben werden.

Einzelhandel
Mitte der 1980er Jahre gab es nur wenige Supermärkte im Stadtgebiet: An der Krefelder
Straße einen Aldi-Markt in der Nähe der Einmündung Kaiserstraße und den „Bösen Wolf“ im
Bereich des heutigen Recker-Parks, in Bardenberg an der Dorfstraße/Heidestraße den
Kontra-Markt und in Broichweiden an der Hauptstraße/Luciastraße einen Plus-Markt. Diese
Märkte hatten alle nur sehr wenige Parkplätze und waren deswegen nicht zeitgemäß. Zudem
standen sie in Konkurrenz zu Standorten auf der „grünen Wiese“ wie dem Gewerbegebiet
Kaninsberg (Aachener Kreuz), wo sich Ende der 1960er Jahren bereits mit dem „Globus“ ein
SB-Warenhaus mit ca. 7.800 m² Verkaufsfläche, davon ca. ein Drittel im Lebensmittel-
Bereich, angesiedelt hatte. Hinzu kam im Gewerbegebiet auch schon in den 1960er Jahren
der Cash- und Carry-Großhandel Metro, der zwar nur an Gewerbetreibende mit
entsprechender Berechtigung verkauft, diese Berechtigungen werden jedoch an sehr viele
Gewerbetreibende und Freiberufler vergeben, die dort auch ihren privaten Bedarf abdecken.

Zielsetzung des Stadtentwicklungskonzeptes 1988 (s. Seite 9) war es, die Nahversorgung in
den Stadt- und Ortsteilzentren sicherzustellen, um das Verkehrsaufkommen zu reduzieren
und auch der nicht motorisierten Bevölkerung ein wohnungsnahes Angebot zu machen. Auf
dieser Grundlage entstanden Ende der 1980er Jahre neue Märkte mit entsprechenden
Parkplatz-Angeboten: am Morlaixplatz ein Aldi und ein Kaiser’s, ein weiterer Kaiser’s an der
Aachener Straße, je ein Plus an der Morsbacher Straße und an der Niederbardenberger

15
Straße und an der Jülicher Straße ein Penny-Markt. Aldi gab den Markt an der Krefelder
Straße auf und durfte als Konzession für die Ansiedlung am Morlaixplatz einen weiteren
Markt Am alten Kaninsberg bauen, obwohl dies kein integrierter Standort gemäß
Stadtentwicklungskonzept war. Die Firma betrieb dort jedoch schon seit den 1960er Jahren
ein großes Regionallager.

Mitte der 1990er Jahre folgte eine zweite Welle von Neuansiedlungen: Der Plus konnte in
Broichweiden in ein neues Gebäude an der Hauptstraße (Auf der Wersch) ziehen, das er 1998
wegen der schwierigen Einfahrtssituation schon wieder verließ und zur Hauptstraße 206
weiterzog, wo schließlich 2016 nach der Umbenennung in Netto die Pforten geschlossen
wurden. Diesen Standort hat die niederländische Handelskette „action“ übernommen. Auf
der Wersch übernahm ein Getränkemarkt, der 2007 im Zuge der Entwicklung eines
Wohngebietes (s. Seite 62 ff) abgerissen wurde. Der Plus in Morsbach zog 1995 von der
Morsbacher Straße zur Bardenberger Straße auf das Gouleygelände und nach der Schließung
des Kontra-Marktes in Bardenberg eröffnete 1997 ein Rewe-Markt an der Bardenberger
Straße zwischen Morsbach und Bardenberg. Gegenüber siedelte sich 2000 ein weiterer Aldi
an, nachdem 1998 der Konkurrent Lidl einen Markt Am alten Kaninsberg gegenüber dem
Aldi-Regionallager platziert hatte. Weiterhin wurde 1997 ein SB- und Getränkemarkt Am
alten Kaninsberg genehmigt. Diese Ausweitung der Verkaufsflächen in den 1990er Jahren
führte dazu, dass das SB-Warenhaus Globus im Gewerbegebiet 1998 um ein Drittel
verkleinert wurde. In den aufgegebenen Flächen kam die Firma Toys mit ihrem
Spielwarensortiment unter, das sie von Globus übernahm.

Die Geschäftstätigkeit des „Bösen Wolf“ an der Krefelder Straße endete am Ende der 1990er
Jahre und der Versorgungsengpass in diesem Bereich dauerte bis 2008, als der Recker-Park
mit einem Edeka- und Plus-Markt sowie mehreren Fachmärkten eröffnete. Zur gleichen Zeit
siedelte sich die Firma Rewe in Broichweiden an der Jülicher Straße in der Nähe des zum
Rewe-Konzern gehörenden Discounters Penny an. Die Bemühungen, Rewe im Zentrum von
Broichweiden am Marktplatz unterzubringen, scheiterten an der Verkehrs- und
Parkplatzsituation. Auch der Rewe-Markt an der Bardenberger Straße wurde um diese Zeit
erweitert, was dazu führte, dass der Plus auf dem Gouleygelände 2010 endgültig seine
Pforten schloss. Auch der nicht mehr zeitgemäße Netto (ehemals Plus) an der
Niederbardenberger Straße soll verlagert werden auf eine ehemals landwirtschaftliche Fläche
Am Kaiser. Das dafür notwendige Bebauungsplan-Verfahren hat der Stadtentwicklungs-
ausschuss Ende 2018 eingeleitet.

Am Morlaixplatz schloss Aldi 2006 sein Ladenlokal, nachdem die Parkpalette Klosterstraße
durch den Sparkassen-Neubau überbaut worden war. Auch die Firma Kaiser’s hatte am
Morlaixplatz unter dem Wegfall der Parkplätze zu leiden, hielt ihr Geschäft aber noch bis
2013 offen. Seitdem ist die Nahversorgung im Zentrum nicht mehr gewährleistet; die
nächsten Märkte liegen im Recker-Park und an der Aachener Straße. Ersatz wurde auf dem
Singer-Gelände mit einem Rewe-Markt geplant, die Realisierung ist aber nach dem Rückzug
des Investors gescheitert (s. Seite 34). Im Jahr 2015 wurde schließlich auch der inzwischen
von Toom übernommene Globus im Gewerbegebiet abgerissen und durch einen gleich
großen Neubau der Firma Kaufland ersetzt.

                                                                                          16
Seit Inkrafttreten des Bebauungsplanes 143 im Jahr 1990 ist der Einzelhandel mit
nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten in den Gewerbegebieten eingeschränkt
(s. Seite 65). Im Bereich Adenauerstraße/de-Gasperi-Straße wurde dies jedoch erst mit der
11. Änderung des Bebauungsplanes 143 im Jahr 2011 umgesetzt. Im Zusammenhang mit der
Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes beschloss der Rat 2012 die Würselener Liste der
zentrenrelevanten Sortimente und die Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche.
Großflächige Handelsbetriebe mit zentrenrelevanten Sortimenten sollten demnach nur noch
im Stadtzentrum, mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten auch in den Ortsteilzentren
von Bardenberg und Broichweiden angesiedelt werden.

2005 beschloss die Städteregion Aachen, gemeinsam mit den zehn zu ihr gehörigen Städten
und Gemeinden ein Städteregionales Einzelhandelskonzept STRIKT zu erstellen, um das
„Wettrüsten“ an städtebaulich ungeeigneten Standorten zu vermeiden und um die
Lebensqualität und Attraktivität der Innenstädte zu erhalten und weiter zu fördern. Mit der
Bearbeitung wurde die Kölner BBE Unternehmensberatung GmbH beauftragt, begleitet
durch eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Fachverwaltungen aller elf
Mitgliedskörperschaften der Städteregion. Im Oktober 2005 wurde zunächst eine Erhebung
aller Einzelhandelsbetriebe in der Region mit ihren Verkaufsflächen durchgeführt und deren
Umsatzleistungen ermittelt. Gleichzeitig wurde das einzelhandelsrelevante
Kaufkraftpotenzial der Bevölkerung in der Region geschätzt. Die Kurzfassung des STRIKT2
wurde im März 2007 veröffentlicht und, nachdem die Daten im Juli 2007 aktualisiert wurden,
der Abschlussbericht im Oktober 20083.

Für Würselen ergab sich eine Anzahl von 288 Einzelhandelsbetrieben mit einer
Verkaufsfläche von insgesamt 143.389 m² und 45 leerstehenden Ladenlokalen mit einer
Verkaufsfläche von 6.828 m². Davon befanden sich 35 Geschäfte mit einem
Verkaufsflächenanteil von ca. 80 % (110.975 m²) im Gewerbegebiet Aachener Kreuz. Das
Umsatzvolumen überstieg deutlich das verfügbare einzelhandelsrelevante Kaufkraftvolumen
der Stadt Würselen bei einem Zentralitätsindex (Relation von Umsatz und Kaufkraft) von 170
%. Per Saldo wurde ein Zufluss von insgesamt ca. 136 Mio. € generiert. Hohe
Kaufkraftzuflüsse von außerhalb Würselens wiesen die Warengruppen Möbel (incl. Bad-,
Büro-, Gartenmöbel) mit einem Index von 786 % sowie Teppiche/Gardinen/
Dekorationsartikel mit 376 % auf. Kaufkraftkraftabflüsse waren vor allem in der
Warengruppe Zeitungen/Zeitschriften/Bücher (Index 64%) und Bekleidung/Wäsche (Index
75%) zu verzeichnen. Die Kaufkraftzuflüsse resultierten vor allem aus dem großflächigen
Einzelhandel im Gewerbegebiet Aachener Kreuz, der im Bereich Möbel, Teppiche, Gardinen,
Bettwaren, Spielwaren, Baumarkt- und Gartenbedarf eine regionale Ausstrahlung hatte und
auch in den Bereichen Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung, Elektronik erheblich zur
Versorgung der Würselener Bevölkerung beitrug.

Trotz der Einzelhandelsagglomeration im Gewerbegebiet war die Würselener Innenstadt der
zentrale Versorgungsbereich im Stadtgebiet. Von den gesamten 288 Einzelhandelsbetrieben

2
  Städteregionales Einzelhandelskonzept STRIKT Aachen, Kurzfassung, Zweckverband StädteRegion
Aachen und BBE Unternehmensberatung GmbH, Köln, im März 2007
3
  Städteregionales Einzelhandelskonzept STRIKT Aachen, Zweckverband StädteRegion Aachen und BBE
Unternehmensberatung GmbH, Köln, im Oktober 2008

17
befanden sich 128 bzw. 44 % in der Innenstadt mit einer Gesamtverkaufsfläche von 18.174
m². Auffällig war, dass 84 % der Betriebe Verkaufsflächen von unter 100 m² hatten.
Broichweiden wurde ebenfalls als zentraler Versorgungsbereich angesehen mit 25 Betrieben
und einer Verkaufsfläche von 1.620 m², also durchschnittlich 65 m² pro Betrieb. Bardenberg
hatte keinen ausreichenden Einzelhandelsbesatz, um als zentraler Versorgungsbereich zu
gelten, aber auch hier wurde 2012 im Flächennutzungsplan wie in Broichweiden ein
Nahversorgungsbereich ausgewiesen. Nur innerhalb dieser klar abgegrenzten
Versorgungsbereiche sollen in Zukunft noch großflächige Handelsbetriebe mit mehr als 800
m² Verkaufsfläche angesiedelt werden, in Bardenberg und Broichweiden nur mit
nahversorgungsrelevanten Sortimenten (vor allem Nahrungs- und Genussmittel), in der
Würselener Innenstadt auch mit anderen Sortimenten. Hinsichtlich der wohnungsnahen
Grundversorgung stellte das STRIKT fest, dass der überwiegende Teil der Würselener
Bevölkerung größere Lebensmittelbetriebe fußläufig (700 m Radius) erreichen konnte.
Defizite gab es nur in Pley, Euchen, Linden-Neusen und in Randbereichen von Scherberg und
Schweilbach. Inzwischen hat es hier einige Verschiebungen gegeben: Durch die Eröffnung des
Rewe-Marktes an der Jülicher Straße werden Teile von Linden-Neusen mitversorgt und die
Märkte im Recker-Park versorgen Teile von Morsbach mit. Durch die Schließung des Plus auf
dem Gouleygelände ist jedoch eine Versorgungslücke entstanden, ebenso durch die
Schließung von Kaiser’s am Morlaixplatz, wodurch die südlichen Teile der Innenstadt nicht
mehr im fußläufigen Einzugsbereich eines Nahversorgers liegen.

Seit 2008 erfolgt eine Abstimmung aller städteregionsangehörigen Kommunen über die
Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe in der mit dem STRIKT gebildeten
Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Fachverwaltungen. Dies hat wesentlich dazu beigetragen,
dass weitere Ansiedlungen an städtebaulich ungeeigneten Standorten unterblieben sind.
Dennoch leidet die Attraktivität der Innenstädte und Ortszentren unter den bestehenden
Einzelhandelsstrukturen z. B. im Gewerbegebiet Aachener Kreuz, aber auch unter dem
zunehmenden Internet-Handel. Verglichen mit anderen Stadtzentren der Region gab es aber
in der Würselener Innenstadt noch relativ wenige leerstehende Ladenlokale, wie der
nachfolgende durch das Stadtplanungsamt erstellte Vergleich der Daten von 2006 und 2013
zeigt. Seit 2013 hat jedoch der Leerstand zugenommen und vor allem in der Kaiserstraße ist
ein Gegensteuern erforderlich.

2016/17 ist im Auftrag der Städteregion eine Fortschreibung des STRIKT erarbeitet worden
und die Stadt Würselen hat aufgrund mehrerer Bauvoranfragen zur Ansiedlung von weiteren
Einzelhandelsflächen Am alten Kaninsberg ein Gutachten zur Abgrenzung der zentralen
Versorgungsbereiche und zu den Auswirkungen der geplanten Verkaufsflächen auf diese in
Auftrag gegeben. Die neue Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche hat der Rat 2017
beschlossen, aber zu den Erweiterungen des Einzelhandels Am alten Kaninsberg erteilte die
Bezirksregierung nicht die notwendige landesplanerische Zustimmung, da diese Vorhaben
den im Landesentwicklungsplan festgeschriebenen Zielen der Landesplanung widersprachen.

                                                                                        18
Stadt Würselen - Fachbereich 3 - September 2013

Entwicklung der Verkaufsflächen im Würselener Stadtgebiet von 2006 bis 2013
                                                    2006                                2013
Stadtteil                                 VK       Leerstand    gesamt         VK   Leerstand      gesamt
Würselen-Mitte                        21.014           1.545     22.559    22.831       3.174       26.005
Oppen-Haal                             3.205               0      3.205     3.085           0        3.085
Gewerbegeb. Aach. Kreuz               99.530           2.458   101.988    129.265       3.600     132.865
Broichweiden                           2.655             105      2.760     3.925         285        4.210
Morsbach                               2.600               0      2.600     1.905         740        2.645
Bardenberg                             1.375              75      1.450     1.020         225        1.245
Würselen gesamt                      130.379           4.183   134.562    162.031       8.024     170.055

                                        VK Vergleich 2006 - 2013          Leerstand Vergleich 2006 - 2013
Stadtteil                          Veränd.              %      pro Jahr   Veränd.          %      pro Jahr
Würselen-Mitte                       1.817           8,6%           260     1.629     105,4%           233
Oppen-Haal                            -120          -3,7%           -17         0       0,0%             0
Gewerbegeb. Aachen.                 29.735          29,9%        4.248      1.142      46,5%           163
Kreuz
Broichweiden                          1.270         47,8%          181        180     171,4%           26
Morsbach                               -695        -26,7%          -99        740       ----          106
Bardenberg                             -355        -25,8%          -51        150     200,0%           21
Würselen gesamt                      31.652         24,3%        4.522      3.841      91,8%          549

Abbildung 5: Entwicklung der Verkaufsflächen 2006 bis 2013

Verkehr
Umgehungsstraßen
Das Stadtgebiet von Würselen musste seit jeher mit dem Durchgangsverkehr von Aachen in
Richtung Norden und Osten leben. Hauptachsen waren die ehemalige B 1 von Aachen über
Broichweiden nach Jülich und Neuss, später als B 264 über Eschweiler und Düren nach Köln,
sowie die B 57 von Aachen über Würselen und Alsdorf nach Krefeld. Die Autobahnen A 4
(Köln – Antwerpen) und A 44 (Neuss – Brüssel) brachten zwar Entlastungen, aber in den
1970er Jahren nahmen die Verkehrsströme so sehr zu, dass man über eine A 51
„Wurmtalautobahn“ als Umgehung für die B 57 (Aachener- und Krefelder Straße)
nachdachte. Die später auch als B 57n bezeichnete Trasse sollte von der Aachener Straße bei
Gut Kaisersruh durch das Naherholungsgebiet bei Scherberg und Schweilbach und weiter
zwischen Morsbach und Bardenberg in Richtung Alsdorf geführt werden. Wertvoller Natur-
und Erholungsraum wäre dadurch zerstört worden, so dass sich schon bald nach
Bekanntwerden der Pläne eine Bürgerinitiative „Rettet das Wurmtal“ bildete. Nach
zahlreichen Protesten und jahrelangen Diskussionen wurde das Planfeststellungsverfahren
schließlich 1987 eingestellt.

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Zu dieser Zeit wurde ein neuer „Generalverkehrsplan“ 4 für Würselen erarbeitet und 1986
vom Rat beschlossen, der Alternativen für den Durchgangsverkehr aufzeigte: Statt eine Nord-
Süd-Umgehung zu bauen, sollten die Verkehre durch zwei West-Ost-Spangen zur Autobahn
geführt werden. Die eine Spange war die K 30 zwischen der B 57 und der Autobahnauffahrt
Verlautenheide, die andere die L 223n zwischen der B 57 bei Birk und einer neu geplanten
Anschlussstelle an die A 44 bei Merzbrück. Zusätzlich sollte die Wilhelmstraße als Zubringer
zur K 30 ausgebaut werden, um die Verkehre aus der Innenstadt herauszuhalten. In
Broichweiden war eine West-Umgehung für die Hauptstraße geplant, die durch das
Weidener Feld zwischen der K 30 und der L 223n verlaufen sollte, und für Bardenberg war
der Ausbau der Kamper Gracht als K 1n zwischen Pley und der L 223 vorgesehen. Schließlich
sollte die Behelfsauffahrt auf die A 44 bei Alsdorf-Begau zu einer vollen Anschlussstelle
ausgebaut werden, um auch Linden-Neusen zu entlasten.

Nachdem ein Planfeststellungsverfahren des Kreises Aachen für den Bau der K 30 in den
1980er Jahren aufgrund von erheblichen Problemen mit Eigentümern und Anwohnern
eingestellt wurde, stellte die Stadt Würselen für die Realisierung dieser Kreisstraße
Bebauungspläne auf. Dabei versuchte man die Straße weitgehend auf die stillgelegte
Bahntrasse zu legen. Insbesondere die Querungen der Hauptstraße und der Elchenrather
Straße führten zu intensiven Diskussionen mit den Anwohnern mit dem Ergebnis, dass an
beiden Stellen Unterführungen der K 30 geplant wurden. Weitgehende Lärmschutz-
maßnahmen und ein landschaftspflegerischer Begleitplan ergaben schließlich einen Konsens
über die Trasse, so dass die Bebauungspläne 1992 rechtskräftig wurden. Ein Jahr später
wurde auch der Bebauungsplan für die K 1n zwischen Bardenberg und Pley beschlossen, so
dass beide Umgehungsstraßen anschließend vom Kreis Aachen gebaut und Mitte der 1990er
Jahre fertiggestellt wurden.
Damit wurden die Durchgangsverkehre aber nur teilweise aus den Ortskernen
herausgehalten. Für Würselen wurde Ende der 1980er Jahre der Ausbau der Friedrich- und
Wilhelmstraße auf der alten Bahntrasse diskutiert, um die Durchgangsverkehre auf der
Kaiserstraße zu reduzieren und von der Oppener Straße zur K 30 zu leiten. Aufgrund von
massiven Anwohnerprotesten wurden diese Varianten nicht weiterverfolgt, so dass auch
nach dem Bau der K 30 immer noch ein erheblicher Durchgangsverkehr über die Kaiserstraße
floss.

Zur Entlastung von Euchen und Broichweiden, aber auch zur besseren Anbindung von
Herzogenrath an das Autobahnnetz, war die L 223n zwischen Birk und Merzbrück mit dem
Autobahnanschluss an die A 44 konzipiert. Euchen war stark vom Durchgangsverkehr der
beiden Landesstraßen L 164 (Euchener Straße) und L 223 (Broicher Straße) belastet. Die
Umgehungsstraße L 223n war schon seit den 1970er Jahren im Flächennutzungsplan
dargestellt, konnte aber aufgrund von Widerständen aus der Landwirtschaft lange Zeit nicht
realisiert werden. Ein in den 1970ern eingeleitetes Planfeststellungsverfahren wurde 1986
eingestellt; stattdessen beschloss die Stadt Würselen 1987, zwei Bebauungspläne für die
Umgehung Euchen aufzustellen, und gab eine Umweltverträglichkeitsstudie in Auftrag.
Ergebnis war, dass die Trasse um die Obstwiesen und Weiden südlich von Euchen, die im
1990 beschlossenen Landschaftsplan des Kreises Aachen unter Landschaftsschutz gestellt

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    Stadt Würselen: Generalverkehrsplan - Prognose, bbv - Beratergruppe Bau und Verkehr, Würselen 1986/87

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