Elements43 - Sphingolipide als natürlicher Jungbrunnen Innovation nach Plan Smarte Chemie im Kleinformat - Evonik Industries
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elements43 Quarterly Science Newsletter Ausgabe 2|2013 Kosmetik Sphingolipide als natürlicher Jungbrunnen INNOVATIONSMANAGEMENT Innovation nach Plan Verfahrenstechnik & Engineering Smarte Chemie im Kleinformat
2 Inhalt Titelmotiv 6 Um die Frage, was Innovation gedeihen lässt, geht es in mehreren Beiträgen dieser Ausgabe NEWS 4 Grundsatzvereinbarung für Biolys® Anlage in Russland unterzeichnet 4 Neues Gemeinschaftsunternehmen in Mexiko 5 Neue Anlage für silanmodifizierte Polymere 5 PETRONAS und Evonik planen strategische Partnerschaft in Malaysia Kosmetik 6 Sphingolipide als natürlicher Jungbrunnen 12 NEWS 11 Evonik investiert in Emerald Cleantech Fund III 11 Neues Nachschlagewerk zur UV-Mattierung INNOVATIONSMANAGEMENT 12 Innovation nach Plan: Wie möglichst vielen guten Ideen möglichst viele Türen zum Erfolg geöffnet werden NEWS 19 VESTAKEEP® PEEK erhält Zulassung der FDA 19 TAICROS® bringt Chemikalienbeständigkeit in den Lack 28 Interview 20 Die Innovationskraft von Evonik weiter stärken Agrochemie 22 Custom Manufacturing: Flexibel dem Kundenwunsch entsprechen NEWS 27 Neue Hautpflegeserie von STOKO® Professional Skin Care 27 VESTAMELT®: Hybridbauteil geht in Serienproduktion Verfahrenstechnik & Engineering 28 Smarte Chemie im Kleinformat INNOVATIONSMANAGEMENT 34 Wissensaustausch über Social Media: Erfolgreiches Online-Brainstorming NEWS 38 Evonik Birmingham Laboratories erhält cGMP-Zertifizierung 38 CyPlus erfolgreich zertifiziert 39 Länger toben im neuen Tapirhaus 39 Impressum elements 43 Ausgabe 2|2013
Editorial 3 Borussia Dortmund Zweimal deutscher Meister in Folge, dreimal hintereinander für die Champions League qualifiziert und gegen Real Madrid den Sprung in den Kreis der zwei besten Fußballmannschaften Europas geschafft: Borussia Dortmund hat in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Entwicklung durchlaufen und sich einen festen Platz im Spitzenfußball erobert – national wie auch international. Der BVB ist auch deshalb so erfolgreich, weil Coach, Vereinsmanager und Spieler die gleiche Strategie verfolgen. Sie sind ein Team, in dem jeder eine klare Aufgabe hat und sie mit Begeisterung erfüllt. Die Manager und insbesondere der Coach haben eine schlagkräftige junge Mannschaft geformt. Sie haben den Nachwuchs klug gefördert und mit Umsicht Talente zugekauft. Die Qualität der Patrik Wohlhauser Mannschaft konnte im Viertelfinale der Champions League bewundert werden: Mitglied des Vorstandes der Trotz des schon fast verlorenen Spiels gegen Málaga gab sie nicht auf, kämpfte Evonik Industries AG weiter und schoss sich in einem dramatischen Finish ins Halbfinale. Zwar haben guter Fußball und innovative Spezialchemie inhaltlich nichts gemeinsam, aber es gibt dennoch Parallelen. Auch in der Spezialchemie ist der Erfolg ein Teamerfolg, zu dem F&E, Anwendungstechnik, Management, Vertrieb, Marketing und viele andere gleichermaßen beitragen. Dabei ist es egal, wer das Tor vorbereitet und wer es geschossen hat oder ob eine Innovation von der F&E-Abteilung oder vom Vertrieb initiiert wurde – was zählt, ist das Ergebnis. Dafür muss man schon mal etwas riskieren. Auch auf die Gefahr hin, dass der Ball am Tor vorbeifliegt oder ein Projekt scheitert. In einer erfolgreichen Mann- schaft zählt der Wille zum Sieg – siehe Borussia Dortmund. Wer weiß, dass er auch mal vorbeischießen darf, lässt sich von einem Fehlschuss nicht entmutigen, sondern greift nach der nächsten Chance. Und natürlich spielen Zukäufe auch bei Innovation eine Rolle. Sie ermöglichen es, in vielversprechende Technologien und neue Geschäfte einzusteigen. Wie im Fußball kommt der Führungsmannschaft deshalb auch beim Thema Innovation eine wichtige Rolle zu. Sie muss individuelle Stärken fördern, aber auch die Spieler zusammenschweißen, Anreize setzen und motivieren, Bewährtes stärken und Überholtes durch neue Methoden ersetzen. Sie muss klare Ziele setzen und bereit sein, notfalls etwas zu verändern, auch wenn es unbequem ist. Genau das wollen wir mit unserer Leading Innovation Initiative erreichen, die wir im Herbst 2012 gestartet haben. Peter Nagler, unser Chief Innovation Officer, erläutert die Initiative in diesem Heft (S. 20). Unser Ziel: Wir wollen zu den innova- tivsten Unternehmen der Welt gehören. Oder, um im Bild zu bleiben: Die Leading Innovation Initiative soll für Evonik das sein, was Vereinsmanager und Coach des BVB für die Spieler sind – ein Motivator, der ideale Bedingungen schafft und die Mannschaft an die Spitze führt. elements43 Ausgabe 2|2013
4 Ne ws Grundsatzvereinbarung für Biolys® Anlage in Russland unterzeichnet Evonik und die Regierung der russischen im Tierfutter für Schweine und Geflügel. Die in der Region vorhandenen Rohstoff Weizen. Region Rostov haben ihre Zusammenarbeit neue Anlage soll 2014 in Betrieb gehen und Das produzierte Biolys® wird helfen, Schwei bekräftigt. Im Beisein von Bundeslandwirt eine Jahreskapazität von rund 100.000 nefleisch in Russland effizient und nachhaltig schaftsministerin Ilse Aigner, des russischen Tonnen Biolys® haben. Als Rohstoff kommt zu produzieren, und einen Beitrag leisten, Landwirtschaftsministers, Nikolai Fedorov, Weizen aus der Rostov-Region zum Einsatz, den Fleischbedarf in Russland zu decken.“ sowie Patrik Wohlhauser, Mitglied des den das Joint Venture selbst verarbeiten wird. Evonik sichert durch das Gemeinschafts Vorstandes der Evonik Industries AG, wurde Mit der Grundsatzvereinbarung sagt der unternehmen die Rohstoffversorgung für die eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet. Gouverneur der Region Rostov, Vasily Golu neue Biolys® Anlage, integriert sich rückwärts Es geht um die Errichtung einer Anlage zur bev, dem Joint Venture seine volle Unter und deckt so einen größeren Teil der Wert Produktion von Biolys® in Volgodonsk durch stützung zu. Mitunterzeichner waren Dr. schöpfungskette ab. „Für die Positionierung das Joint Venture OOO DonBioTech. Reiner Beste, Leiter des Evonik-Geschäfts von Evonik im wichtigen russischen Markt ist Operative Partner in dem Joint Venture sind bereichs Health & Nutrition, und der Gene dies von großer Bedeutung“, betonte Wohl Evonik Industries, das die Minderheit hält, raldirektor des Joint Ventures OOO DonBio hauser. und die russische Varshavsky-Gruppe. Tech, Vladimir Kudryashov. Das Joint Venture wird in der neuen „Die neue Biolys® Anlage ist ein Glücksfall Biolys® Anlage die Fermentationstechnologie für unsere Region und die Stadt Volgodonsk“, Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (stehend, 3. von links) wohnte der Unterzeichnung der von Evonik nutzen, um L-Lysin herzustellen. sagte Golubev. „Sie schafft rund 200 hoch Grundsatzvereinbarung zwischen Evonik und der Biolys® gilt als äußerst wirksame Lysinquelle qualifizierte Arbeitsplätze und veredelt den russischen Region Rostov bei Neues Gemeinschaftsunternehmen in Mexiko Grupo Idesa S.A de C.V. (Mexiko) und größte Verbraucher von Cyaniden. Natrium CyPlus GmbH (Deutschland), eine 100-pro- cyanid ist das effizienteste und wirtschaftlich zentige Tochter der Evonik Industries AG, sinnvollste Reagenz zur Extraktion von Gold stehen kurz vor dem Abschluss eines und Silber. Die neue Natriumcyanidanlage Vertrages zur Gründung eines Gemeinschafts des Gemeinschaftsunternehmens wird das unternehmens, das eine Natriumcyanidanlage Wachstum der Bergbauindustrie mit zuver- in Coatzacoalcos (Mexiko) errichten wird. lässigen Lieferungen unterstützen. Die geplante Anlage mit einer Kapazität von Die Anlage in Mexiko wird nach dem 40.000 Tonnen wird auf den modernen International Cyanide Management Code Technologien von Evonik basieren und soll (ICMC) zertifiziert werden. Mit diesem im ersten Quartal 2015 in Betrieb gehen. Kodex verpflichten sich Unternehmen der Die Wirtschaft Mexikos ist in den letzten Goldbergbauindustrie, Hersteller von Cya- Jahren stetig gewachsen. Insbesondere die niden und Logistikunternehmen weltweit, Bergbauindustrie wird auch zukünftig hohe hohe und einheitliche Standards für Sicherheit Wachstumsraten verzeichnen. Die Gold- und Natriumcyanid ist das effizienteste Reagenz und Umweltschutz bei der Anwendung und Silberbergbauindustrie ist der weltweit zur Extraktion von Gold und Silber der Handhabung von Cyaniden einzuhalten. elements 43 Ausgabe 2|2013
Ne ws 5 Neue Anlage für silanmodifizierte Polymere Evonik Industries wird ab dem zweiten Quartal 2013 am Standort „Mit der von Evonik entwickelten neuartigen Technologie können Essen eine neue Klasse silanmodifizierter Polymere produzieren. Polymergerüste individuell nach Anwendungsanforderungen aufge- Die neue Produktlinie wird unter dem Markennamen TEGOPAC® baut werden“, erklärt Dr. Sabine Giessler-Blank, Leiterin Innovations geführt. Hinter TEGOPAC® verbirgt sich eine neue und flexible management des Geschäftsgebiets Interface & Performance. Technologieplattform für silanmodifizierte Polymere. Unter anderem Die Produktlinie TEGOPAC® bietet Formulierern bei der dienen diese umweltfreundlichen Produkte als Bindemittel für viel- Herstellung von hochwertigen Dicht- und Klebstoffanwendungen fältige Kleb- und Dichtanwendungen. eine hohe Variabilität in Bezug auf Festigkeit, Elastizität sowie die Einstellung von Haftungseigenschaften. Durch die Möglichkeit der Herstellung von isocyanat- und methanolfreien Formulierungen ist die neue Technologie eine umweltfreundliche Alternative zu her- kömmlichen Produkten. Die Zusammenführung mit der bereits bestehenden Produktlinie Polymer ST der 2011 akquirierten Evonik Hanse GmbH (ehemals hanse chemie AG) bietet Kunden ein breites Eigenschaftsportfolio für Bau-, Transport- und Montageanwendungen. Die neue Technologie ermöglicht es Kunden, neue Anwendungsfelder zu erschließen. TEGOPAC® wird bei der Herstellung von hochwertigen Dicht- und Klebstoffen eingesetzt PETRONAS und Evonik planen strategische Partnerschaft in Malaysia Evonik Industries und PETRONAS, Kuala Lumpur, planen ein ge- meinsames Projekt in Malaysia. Dazu haben Dr. Dahai Yu, Vorstandsmitglied von Evonik Industries, und Datuk Wan Zulkiflee Wan Ariffin, President Downstream Business, PETRONAS, im Januar einen Letter of Intent (LOI) unterzeichnet. Ziel des potenziellen Joint Ventures ist die Errichtung einer Produktionsplattform in Pengerang (Malaysia). Laut dem LOI planen PETRONAS und Evonik einen neuen Standort innerhalb des von PETRONAS entwickelten Komplexes Refinery & Petrochemical Integrated Development (RAPID) in Pengerang im Bundesstaat Johor. Dort sollen Produktionsanlagen mit einer Kapazität von 220.000 Tonnen Isononanol (INA), 110.000 Tonnen 1-Buten und 250.000 Tonnen Wasserstoffperoxid aufgebaut werden. Mit dem Wasser stoffperoxid soll vor Ort Propylenoxid nach dem lizenzierten umwelt- freundlichen HPPO-Verfahren hergestellt werden, das Evonik gemeinsam mit ThyssenKrupp Uhde entwickelt hat. Die geplanten Anlagen könnten 2016 in Betrieb gehen. „Das Gesamtprojekt kann ein weiterer Meilenstein unserer Strategie werden, mit dem wir unser Wachstum im asiatischen Markt weiter vorantreiben wollen“, erklärte Evonik-Vorstandsmitglied Dr. Dahai Yu. „Dafür streben wir eine nachhaltige starke Zusam menarbeit mit einem strategischen Partner wie PETRONAS an.“ Der Oxoalkohol INA ist ein Vorprodukt des Weichmachers DINP (Di-Isononylphthalat), der bei der Herstellung von Weich-PVC ver- wendet wird. Die wichtigsten Märkte und Endanwendungen sind Folien, Tapeten, Bodenbeläge, aber auch Kabel und Automotive. 1-Buten wird als Comonomer für die Herstellung des Kunststoffs Freude bei den Unterzeichnern des Letters of Intent von Polyethlyen eingesetzt. Wichtigste Wachstumsregionen für 1-Buten Evonik und PETRONAS für eine strategische Partnerschaft sind China, Südostasien, der Mittlere Osten und Europa. Wasserstoff in Malaysia, darunter Evonik-Chef Dr. Klaus Engel (2. von peroxid wird als Bleichmittel in der Papier- und Textilindustrie ein- links) und Vorstandsmitglied Dr. Dahai Yu (ganz links) gesetzt sowie zur umweltfreundlichen Oxidation und Desinfektion. elements43 Ausgabe 2|2013
Kos me tik 7 Sphingolipide Ein altes Sprichwort sagt: Man ist so alt, wie man sich fühlt. Heute scheint zusätzlich zu gelten: Man ist so alt, wie man aus- sieht. Zum jugendlichen Aussehen gehört vor allem eine straffe als natürlicher und glatte Haut, aber nicht jeder geht dafür das Risiko von Operationen oder Injektionen ein. Viel sanfter sind da Cremes, Lotionen und Tinkturen mit Ingredienzen, die Alterungspro- Jungbrunnen zesse der Haut verlangsamen oder deren Symptome abmildern. Ein Blick in die Regale zeigt es: Auf den Anti-Aging-Trend antwortet die moderne Kosmetikindustrie mit einer Vielzahl von Pflegeprodukten. Für ihre Rezepturen benötigt sie chemi- sche Wirkstoffe, deren Funktionalitäten für alternde Haut maß- Vital sein und auch im Alter jung geschneidert werden. Evonik entwickelt im Geschäftsbereich aussehen – das will eigentlich jeder. Consumer Specialties bereits seit Jahren „Efficient Active Ingre- Angesichts steigender Lebens- dients“ auch für Anti-Aging-Produkte in- und ausländischer Her- erwartung steht Anti-Aging in den steller. Der Fokus liegt dabei auf Substanzen, deren Wirkung und Effizienz wissenschaftlich belegt ist, die natürliche Aus- Industrieländern hoch im Kurs. gangsstoffe haben und/oder hautidentisch sind. Für diesen Trend schneidern Experten im Geschäftsbereich Consumer Haut altert nicht nur an der Oberfläche Specialties potente Wirkstoffe nach Die menschliche Haut ist ein komplexes Gebilde unterschied Maß. Hautidentische Sphingolipide licher Schichten, die jeweils ganz bestimmte Aufgaben erfüllen. versprechen dabei besonders gute Wenn Haut altert, betrifft das nahezu alle Schichten und Zell Effekte. typen: Die Epidermis wird dünner, die Kraft des Bindegewebes schwindet, die Haut verliert an Elastizität und Feuchtigkeit. Die [ text Dr. Mike Farwick ] natürliche Regeneration verlangsamt sich, die Versorgung mit Nährstoffen wird schlechter, die Verzahnung zwischen Ober- und Unterhaut flacher. Hautalterung ist nur zum Teil genetisch bedingt, daneben spielen äußere Faktoren wie UV-Strahlung, Rauchen und Ernährung eine große Rolle. Anti-Aging ist keine banale Aufgabe. Wer sich mit Haut und Hautalterung beschäftigt, muss tief blicken: Welche körper eigenen Substanzen verändern sich mit dem Älterwerden der Haut? Mit welchen Wirkstoffen lassen sich Alterungsprozesse verlangsamen oder Symptome abmildern? Gibt es Stoffe, die die Zellerneuerung anregen? Und welches Potenzial birgt die kos- metische Forschung für künftige innovative Wirkstoffe? Das Geheimnis junger, straffer, faltenfreier Haut sind unter anderem ihre Lipide. Dazu gehören insbesondere die membran- bildenden Lipide, die einen hydrophoben und einen hydrophilen Teil besitzen. Durch ihre Amphiphilie sind die Moleküle in der Lage, sich zu kompakten und stabilen Doppelschichten anzuord- nen, die einerseits Feuchtigkeit fest an sich binden, andererseits eine Zelle gegen schädliche äußere Einflüsse abschirmen. 333 elements43 Ausgabe 2|2013
8 Kosme tik Sphingolipide gewährleisten die Schutzwirkung ein und kann weniger Feuchtigkeit binden. Of- Barrierefunktion der Haut fenbar produzieren Zellen der Epidermis mit dem Älterwerden insbesondere langkettige Ceramidtypen nicht mehr oder in nicht In der menschlichen Haut spielen Sphingolipide eine besonders mehr ausreichendem Maße. wichtige Rolle. Das sind lange, kettenförmige Moleküle aus einem ungesättigten Aminoalkohol und einer über eine Amid- Tabelle 1 gruppe gebundenen Fettsäure. Eine Unterklasse der Sphingoli- pide bilden die Ceramide. Sie bestehen aus einer Sphingoidbase Der Ceramidgehalt der Haut nimmt mit Alter Ceramidgehalt (einem Aminoalkohol mit variabler Kettenlänge) und einer dem Alter stark ab Hände 21–30 Jahre 100 % kovalent gebundenen Fettsäure. Je nach Art der Base und je nach 31–40 Jahre 78 % Kettenlänge der Fettsäure gibt es unterschiedliche Ceramid- 41–50 Jahre 63 % typen. Einige davon sind wesentliche Bestandteile der äußeren Gesicht 21–30 Jahre 100 % schützenden Hornschicht unserer Haut, des nur 20 bis 50 Mikro 31–40 Jahre 62 % 41–50 Jahre 37 % meter dünnen Stratum Corneum. Im Stratum Corneum (Abb. 1) sind proteinreiche, kernlose Hornzellen in eine lipidreiche und wasserabweisende Matrix eingebettet. Die Matrix enthält neben Cholesterol und freien Auch klimatische Einflüsse spielen eine Rolle für den Cera- Fettsäuren zu rund 50 Prozent verschiedene Ceramide, die in midgehalt: Im Winter ist er nur halb so hoch wie im Sommer. Doppelschichten angeordnet sind und wesentlich über die Bar- Unabhängig von Alter oder Klima können Gleichgewicht und rierefunktion der Hornschicht bestimmen. Untersuchungen mit Funktion der Lipide gestört sein, was sich negativ auf Feuchtig- Elektronenmikroskopie und Röntgendiffraktometrie haben ge- keitshaushalt und Enzymaktivität auswirkt. Dann kommt es zu zeigt, dass der Aufbau der Ceramiddoppelschichten einem aus- trockener Haut oder gar zu krankhaften Erscheinungen wie Der geklügelten Bauplan aus kristallinen und flüssigen Phasen folgt. matosen, Neurodermitis oder Schuppenflechte. Diese biologische Barriere wirkt verlässlich gegen eindringende Fremdstoffe, verfügt zugleich aber über genügend Durchlässig- Evonik macht hautidentische Wirkstoffe für die keit für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt. Kosmetikindustrie zugänglich Mit zunehmendem Alter schwindet der Gehalt an Sphingo lipiden im Stratum Corneum (Tab. 1). Zwischen 20 und 50 ver- Die Bedeutung der Sphingolipide als hauteigener Jungbrunnen liert beispielsweise Haut an den Händen über ein Drittel, die ist bei Evonik seit Langem bekannt. Das Unternehmen betrach- Gesichtshaut fast zwei Drittel der Ceramide. Die biologische tet sich als führend in der Entwicklung und Herstellung von Barriere wird dünner und durchlässig, die dicht gepackten Sphingolipiden mit der natürlich in der Haut vorkommenden Schichten brechen auf. Die Haut büßt dann einen Teil ihrer stereochemischen Struktur. Abbildung 1 Lipide, die eine Art Mörtel schicht zwischen den Horn- zellen bilden, bestimmen wesentlich die Barrierefunk- tion des Stratum Corneum, der äußeren schützenden Hornschicht unserer Haut Interzellulare Lipide Dicke des Stratum Corneum Größe der Hornzellen Menge an wasserbindenden Substanzen (Filaggrin/ Natural Moisturizing Factor – NMF) elements 43 Ausgabe 2|2013
Kosme tik 9 Sphingolipide sind potente Anti-Aging-Wirkstoffe, weil sie den Die Erweiterung des Produktportfolios Gehalt der Haut an Lipiden erhöhen und geschädigte Barrieren reparieren können. Dank biotechnologischer Verfahren sind setzt vertieftes Wissen voraus heute reine, hautidentische Substanzen für die Kosmetikindus- Diese Tatsache ist schon länger bekannt, aber erst vor wenigen trie zugänglich. Ende der 90er Jahre übernahm die damalige Jahren konnten die biologischen Vorgänge in den Zellen von Goldschmidt AG die niederländische Firma Cosmoferm und mit Wickerhamomyces ciferrii aufgeklärt werden. In Kooperation mit ihr einen patentierten Fermentationsprozess zur Herstellung dem S2B Center Biotechnology und verschiedenen Universitäten eines biologischen Vorprodukts für Sphingolipide. Neben den und gefördert vom Bundesforschungsministerium nahm ein produktgetriebenen Entwicklungsarbeiten innerhalb des Team des Geschäftsbereichs Consumer Specialties die Hefe Geschäftsbereichs Consumer Specialties wurde ein Teil der genau unter die Lupe. Das Genom wurde sequenziert und der prozessrelevanten Forschungsarbeiten im Projekthaus ProFerm komplexe enzymatische Syntheseprozess entschlüsselt. Außer- der Creavis angesiedelt und ab 2007 im Science-to-Business dem haben die Evonik-Wissenschaftler in Kooperation mit (S2B) Center Biotechnology weitergeführt. Hochschulen mittels Metabolic Engineering das allgemeine Die Hauptrolle spielt dabei eine Hefe mit dem Namen Wicker Synthesepotenzial verschiedener Stämme von Wickerhamomy hamomyces ciferrii (früher als Pichia ciferrii bekannt). Die gen- ces ciferrii ausgelotet. technisch nicht modifizierten Hefezellen produzieren in großen Seit einigen Jahren arbeitet das Team intensiv daran, die spe- Fermentern tetraacetyliertes Phytosphingosin (TAPS). TAPS zifischen Eigenschaften der einzelnen Ceramide systematisch wird aus der Fermentationsbrühe isoliert, durch Hydrolyse in zu untersuchen. Heute ist bekannt, dass Kettenlänge, die Phytosphingosin umgewandelt und chemisch mit der jeweiligen Bindungsstärke zwischen den Lipiden, der Gehalt einzelner Fettsäure zum Ceramid gekoppelt. In Zukunft wird es zum che- Ceramidtypen und die physikalischen Eigenschaften der Lipid- mischen Verfahren eine biotechnologische Alternative geben. formationen wesentlich über das Erscheinungsbild der Haut Bei Evonik wurde ein enzymatischer Prozess für die Kopplung bestimmen. Außerdem zeigen in der Regel nur hautidentische von Base und Fettsäure entwickelt. Er spart Energie, erzeugt Ceramide eine optimale Wirkung. Versuche an Zellkulturen weniger Abfallstoffe und kommt ohne chemische Lösemittel aus. belegen, dass Varianten, die in ihrer Stereochemie vom natür Biotechnologie ist für das Gerüst des Ceramids, das Phy lichen Vorbild abweichen, den Aufbau der molekularen Barr iere tosphingosin, bereits die Methode der Wahl: Da das Molekül der Hornschicht sogar stören können. drei optisch aktive Kohlenstoffatome trägt, gibt es theoretisch Evonik verfügt mittlerweile über eine Palette verschiedener acht verschiedene mögliche Stereoisomere (Abb. 2). In der hautidentischer Ceramide, die in großtechnischen Mengen menschlichen Haut aber kommt nur eine bestimmte Form davon hergestellt werden. Die einzelnen Typen unterscheiden sich in vor. Während chemische Synthesen ein Gemisch aller acht Wirkung und Anwendungsbereich. Ceramid NP, AP und EOP Varianten liefern, synthetisieren die Hefezellen genau dasjenige beispielsweise fördern die Erneuerung der Haut, erhöhen deren Isomer, das der natürlichen Form entspricht. Feuchtigkeitsgehalt oder normalisieren die Schuppen 333 Abbildung 2 Phytosphingosin kann in acht verschiedenen Stereoisomeren 2S, 3S, 4R vorkommen. Durch biotechnologische Hautidentisches Herstellung macht Ceramid NP Evonik die natur identische Form zugänglich elements43 Ausgabe 2|2013
10 Kosme tik sucht, wie maßgeschneiderte Sphingolipide die biochemischen Kommunikationsprozesse der Haut positiv beeinflussen. Beispielsweise wurde eine Mischung aus Sphingokinen®, Ceramiden, Cholesterol und einer hautidentischen Fettsäure über mehrere Wochen mit Freiwilligen zwischen 35 und 65 Jah- ren getestet. Die Auswertungen zeigen, dass insbesondere in älterer Haut Enzyme stimuliert werden, die für die Ceramid synthese, die Ausbildung der Lipidbarrieren und die Aktivität der Keratinozyten verantwortlich sind. Die Folge: Feuchtigkeits- Freiwillige Probanden wirken an Sphingokine® NP, das Evonik 2012 auf Versuchen mit neuen Kosmetikwirk den Markt gebracht hat, strafft die gehalt und Elastizität der Haut der Probanden nahmen zu. Diese stoffen mit. Hier eine Messung zur Haut, verbessert die Hautstruktur und Erfolg versprechenden Resultate machen das große Potenzial Feuchtigkeit der Haut reduziert die Faltentiefe. Vor der An deutlich, das Mischungen mit neuen Wirkstoffkombinationen wendung (oben) und zwölf Wochen nach der Anwendung (unten) im Anti-Aging-Markt haben. Ceramide sind anspruchsvoll in ihrer 333 bildung. Zum Portfolio gehören auch Mischungen verschie- Handhabung und Formulierung dener Ceramide und anderer Hautinhaltsstoffe, die sich durch besonders einfache Anwendung und Multi-Purpose-Effekte aus- Evonik als Spezialist für maßgeschneiderte Lösungen liefert nicht zeichnen. Insbesondere Mischungen mit Cholesterol und freien nur die kosmetischen Wirkstoffe allein, sondern auch das not- Fettsäuren revitalisieren die Barrierefunktion der Hornschicht wendige Wissen für ein optimales Handling. Viele körpereigene und zeigen besonders gute Bioverfügbarkeit. Wirkstoffe – dazu zählen auch die Ceramide – sind anspruchs- Ob Einzelstoff oder Mischung – jeder Kandidat durchläuft in voll in ihrer Handhabung und Formulierung. Ceramide beispiels- den Labors von Consumer Specialties einen Parcours aus analy- weise haben eine starke Neigung zur Rekristallisation außerhalb tischen Verfahren und zahlreichen In-vitro- und In-vivo-Versu- der Zelle und müssen daher in einem speziellen Gel aus Emul- chen. Mithilfe der Röntgendiffraktometrie beispielsweise wird gator und Wachsen stabilisiert werden. Je komplexer die Mi- verifiziert, ob es sich um eine hautkompatible Variante handelt schungen, umso größer die Herausforderung, alle Ingredienzen oder nicht. Zum Nachweis von Wirkung und Verträglichkeit in eine für die Haut optimal verfügbare Form zu bringen – we- dienen umfangreiche Tests an Zellkulturen, wie zum Beispiel sentliche Voraussetzung dafür, dass die ersehnte Wirkung auch DNA-Chip-, Protein- und Lipidanalysen zur Messung der biolo- tatsächlich eintritt. gischen Wirkung. Zusätzlich werden Anwendungstests mit frei- Die Entwickler arbeiten daher in enger Kooperation mit ihren willigen Probanden zur Demonstration der kosmetischen Wirk- Kunden intensiv an Fragen zur optimalen Lösung, Mischung und samkeit durchgeführt. Formulierung kosmetischer Inhaltsstoffe. Sie beraten Kunden beim Umgang mit Substanzen und Substanzmischungen und Sphingolipide besitzen auch Signaleigenschaften testen selbst verschiedene Formulierungen auf Stabilität und Verträglichkeit. Denn das Wissen um die chemisch-physika li- Relativ jung ist die Erkenntnis, dass Sphingolipide nicht nur an schen Eigenschaften von hochpotenten Wirkstoffen erweist sich der Oberfläche, sondern auch in tieferen Hautschichten Alte- häufig als nahezu genauso bedeutend wie Entwicklung und Her- rungsprozessen entgegenwirken. In der Dermis älterer Haut stellung der Substanzen an sich. wird beispielsweise weniger Kollagen gebildet, zugleich steigt Die Nachfrage nach Anti-Aging-Produkten wächst stark und der Level bestimmter Proteasen. Beides destabilisiert die Struk- Ansprüche und Erwartungen der Kunden und Verbraucher an tur der Dermis und nimmt ihr ihre Elastizität. Auch übermäßige kosmetische Produkte steigen. Die Hautspezialisten von Consu- UV-Strahlung hat eine ähnliche Wirkung. Untersuchungen mer Specialties arbeiten deshalb kontinuierlich an neuen Wirk- haben gezeigt, dass Moleküle aus Sphingolipiden und Salicyl- stoffen und Problemlösungen für Kunden. 777 säure dem entgegenwirken. Diese „Designer-Sphingolipide“ för- dern die Synthese von Prokollagen in Fibroblasten und festigen Dr. Mike Farwick ist verantwortlich für Innovation die Verbindung der Hautschichten untereinander. Auf diese Management Active Ingredients im Geschäftsbereich Weise reparieren sie fotogeschädigtes Gewebe und regen die Consumer Specialties. Nach dem Studium der Biologie Hauterneuerung an. Falten werden gemildert, die Hautober und anschließender Promotion an der Heinrich-Heine- Universität Düsseldorf stieg er 1998 bei Degussa in fläche erscheint glatter. Halle-Künsebeck als Laborleiter Neue Technologien Vielversprechend sind auch die sogenannten Sphingokine®, ein. 2003 wechselte er als Gruppenleiter Wirkstoffent Vertreter einer neuen Generation von Anti-Aging-Wirkstoffen. wicklung zur Goldschmidt AG nach Essen. Seit 2006 hat er seine heutige Funktion inne. Sphingokine® sind Moleküle, die Wachstum und Differenzierung telefon +49 201 173 2351, mike.farwick@evonik.com von Zellen regulieren. In einem vom Bundesforschungsministe- rium unterstützten Projekt wurde in vivo und in vitro unter- elements 43 Ausgabe 2|2013
Ne ws 11 Evonik investiert in Emerald Cleantech Fund III Evonik Industries stärkt seine Corporate- licht es Evonik, die Entwicklung neuer Venturing-Aktivitäten mit einem Investment Geschäfte zu beschleunigen und zukünftige in den Cleantech Fund III von Emerald Tech Wachstumsfelder zu erschließen. Die jungen nology Ventures mit Hauptsitz in Zürich. Der Technologieunternehmen profitieren im Fonds investiert in junge Technologieunter Gegenzug von den Beziehungen zu Kon nehmen in den Bereichen Energie, Wasser zernen wie Evonik im Hinblick auf die schnel- und neue Materialien mit Fokus auf Europa le Adaption von Technologien, die gemein- und Nordamerika. Evonik erhält mit dieser same Entwicklung von Produkten und Dienst Beteiligung Zugang zu Partnerschaften mit leistungen sowie den Zugang zu internatio- innovativen Technologieunternehmen in nalen Märkten. industrieübergreifenden Segmenten mit den Neben Direktinvestitionen sind die Betei Merkmalen Energie- und Ressourceneffizienz ligungen an spezialisierten Fonds ein wichtiger sowie Nachhaltigkeit. Über Corporate Ven Bestandteil der Evonik-Strategie, die wichtigs turing will Evonik mittelfristig ein Gesamt ten Technologietrends und Regionen weltweit volumen von bis zu 100 Millionen € in viel- abzudecken. 2012 erfolgte bereits der Ein versprechende Start-up-Unternehmen und stieg in den High-Tech Gründerfonds II, der führende spezialisierte Venture-Capital- industrieübergreifend in junge Technologie Fonds investieren. unternehmen investiert, sowie in den nord- „Mit unserer Investition in den Emerald für unsere eigenen Geschäftsaktivitäten“, amerikanischen Pangaea Ventures Fund III, Cleantech Fund III haben wir einen starken erklärt Dr. Bernhard Mohr, Leiter Corporate der auf neue Materialien und Spezialchemie Partner mit einer nachgewiesenen Erfolgs Venturing von Evonik. Die Partnerschaft mit einschließlich neuer Energie- und Umwelt bilanz und gleichzeitig einer hohen Relevanz innovativen Start-up-Unternehmen ermög- technologien spezialisiert ist. Neues Nachschlagewerk zur UV-Mattierung Um Kunden bestmöglich zu informieren und Verdunstung des Lösemittels (emissionsbe- Lackformulierer stehen vor einer Reihe von zu unterstützen, bietet Evonik Industries ein dingte vertikale Filmschrumpfung) leicht Herausforderungen: Um eine zufriedenstel- neues Kompendium zur „Mattierung UV- mattiert werden. Lösemittelfreie Lacke und zu lende Mattierung zu erreichen, müssen sie härtender Lacke“ an. Mit Tabellen und vielen 100 Prozent UV-härtende Lacke hingegen beispielsweise die ungenügende vertikale verständlichen Grafiken und Abbildungen sind schwer mattierbar. Das neue Kom Filmschrumpfung mit geeigneten Mechanis geben die Experten für Mattierungsmittel pendium stellt dar, wie sich durch Auswahl men zur Rauung der Lackoberfläche ausglei- den Formulierern der Lackbranche ein pra- geeigneter Mattierungsmittel, „geschickte“ chen. Die Experten von Evonik erläutern, xisnahes Nachschlagewerk an die Hand. Lackformulierung und gezielte Steuerung wie die richtige Partikelgröße für das Mattie Herkömmliche Lacksysteme mit flüchti- von Härtungs- und Anlagenparametern der rungsmittel ausgewählt wird, die der Schicht gen Bestandteilen wie wasser- und lösemit- Mattgrad der Beschichtung signifikant beein- dicke des Lacks entspricht. Alternativ kann telbasierte UV-härtende Lacke können durch flussen lässt. die Polymerisationsschrumpfung des Lacks, die durch die radikalische Polymerisation von Doppelbindungen der Acrylat-Oligomere und -Monomere verursacht wird, verstärkt wer- den. Dabei ist es wichtig, dass die Mattie rungsmittelmatrix aus Kieselsäurepartikeln, die gleichmäßig in dem flüssigen Lack verteilt sind, beim Härten weniger stark schrumpft als die umgebende Bindemittelmatrix. Das Geschäftsgebiet Silica des Geschäfts bereichs Inorganic Materials von Evonik Industries bietet für den Coatings-Markt vor allem Produkte der zwei Marken AEROSIL® und ACEMATT®. AEROSIL® pyrogene Kiesel säure beinhaltet Additive zur Rheologiesteu erung für Lackformulierungen. ACEMATT® bietet ein umfassendes Portfolio an Mattie rungsmitteln auf Kieselsäurebasis. Mattierende Lacke für Möbel und Parkett sind typische Anwendungen für ACEMATT® Mattierungsmittel elements43 Ausgabe 2|2013
12 INN OVATIONSM ANAGEME NT Innovation nach Plan Wie möglichst vielen guten Ideen möglichst viele Türen zum Erfolg geöffnet werden Über 500 Projekte umfasst die Innovationspipeline von Evonik derzeit, und sie sind so vielfältig wie die Märkte, in denen sich das Spezialchemieunternehmen bewegt. Erzeugt wird diese Vielfalt durch Innovationsstrategien, die auf die jeweiligen Geschäfte ausgerichtet sind. Gesteuert und möglichst erfolgreich an den Markt gebracht wird sie mit Idea-to-Profit (I2P®) – einem integrierten, maßgeschneiderten Innovations- prozess, mit dem sich die Innovationsstrategie praxisnah umsetzen lässt. [ text Dr. Walter Meon, Dr. Felix Müller ] elements 43 Ausgabe 2|2013
I NN OVATIONSM ANAGEMENT 13 Innovation ist für Evonik als Spezialchemie Die beiden mittleren Segmente bestehen aus den unternehmen einer der wichtigsten Treiber für nach- hochgerechneten Ergebnisbeiträgen des aktuellen haltiges und profitables Wachstum. Innovation führt Produktportfolios, aus den hochgerechneten Ergeb- zu werthaltigen Lösungen (Produkte, Anwendungen, nisbeiträgen von kundenspezifischen Projekten oder Prozesse), und genau das erwarten insbesondere von Prozessverbesserungen und aus den hochgerech- große Kunden, mit denen eine enge Partnerschaft neten Ergebnisbeiträgen der aktuellen strategischen besteht. Wer Innovation dem Zufall überlässt, kann Forschungsprojekte. hier auf Dauer nicht bestehen. Das Evonik-Inno vationsmanagement arbeitet deshalb mit einer auf die jeweiligen Märkte abgestimmten Innovat ions strategie in Verbindung mit einem maßgeschnei Innovation Business Case derten Innovationsprozess, der die Strategie exakt verdeutlicht, umsetzt und den operativen Projektanteil – von der Ideengenerierung über die Laborversuche, Analy- was Innovation wert ist sen, Pilotierung und Praxistests bis hin zur Vermark- tung – entsprechend steuert. Die Entwicklung der Innovationsstrategie beginnt Viertes Segment ist die Lücke, die zu einer sinnvollen, mit der Frage, was Innovation eigentlich für das auf Wachstum basierenden Geschäftsentwicklung zukünftige Geschäft leisten soll. Eine Antwort dar- besteht und die in der Regel von zukünftigen Projek- auf gibt der sogenannte Innovation Business Case. Er ten gefüllt werden muss. Die Leistung des Innovation bildet die Geschäftsstrategie ab – einen Weg, den Business Case besteht darin, die Lücke quantifizier- ein Bereich innerhalb der nächsten zehn Jahre zum bar und damit greifbar zu machen. Er bildet somit Erreichen seiner Ziele gehen will (mit allen Ein- auch die quantitative Brücke zwischen den mittel- schränkungen, die eine Prognose über so einen lan- und langfristigen Wachstumszielen und den eher gen Zeitraum beinhaltet) – und zeigt, wie viel Ertrag kurzfristigen Fragestellungen der operativen Budget eine operative Einheit in diesen zehn Jahren durch planung. Innovationen erreichen will. Hieraus wird die Ziel- Eine solche Betrachtung ist exemplarisch in setzung für den zukünftigen Ergebnisbeitrag von der Abbildung 1 dargestellt. Die ersten Jahre entsprechen Innovationspipeline abgeleitet. bei dieser Betrachtung der Mittelfristplanung, die Der Innovation Business Case setzt sich aus vier letzten Jahre sind eine möglichst plausible Schätzung. Segmenten zusammen. Das Basissegment beschreibt Typischerweise kommt ein wichtiger Beitrag die abgeschätzte Entwicklung der Geschäftserosion zu den nachhaltigen Erträgen von den Projekten für den hypothetischen Fall, dass Forschung und in der aktuellen Innovationspipeline, die – je nach Entwicklung eingestellt werden. Geschäftsmodell und Innovationszyklus der 333 Abbildung 1 Innovation Business Case Gewinn ibt es genug Innovations G projekte, um die Mittel- und Langfristziele zu erfüllen? Wie lauten diese? Welchen Beitrag leistet die existierende Innovations pipeline? Wie viel Innovation braucht es, um das Geschäft zu erhalten? Wie entwickelt sich das Geschäft ohne weitere Forschungstätigkeit? 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 elements43 Ausgabe 2|2013
14 INN OVATIONSM ANAGEME NT Abbildung 2 Durch effektives Innovationsmanagement die Innovationsfähigkeit vorantreiben: Eine gezielte Organisation, Innovationsstrategie – umgesetzt durch einen Geschäfts- Kultur, effektiven Innovationsprozess – ist die Basis, strategie* unterstützende Innovations- I2P® Prozess langfristig profitables Wachstum zu sichern. Faktoren strategie Unternehmen profitieren nach der Markteinfüh rung einer Innovation oft zehn Jahre und länger, weil sie auf dieser neuen Plattform kontinuier- lich Wissensvorsprünge gegenüber dem Wett bewerb ausbauen können. Die Strategie sorgt letztendlich dafür, dass die richtigen Ideen zur Erreichung des Innovationsziels identifiziert Innovation Innovations- werden können. Um diese Ideen in konkreten Business Case suchfelder Projekten möglichst effizient und erfolgreich am Markt/ Idee/ Markt/Kunde: Markt umzusetzen, nutzt Evonik den selbst Kunde: Projekt- Markt- entwickelten Idea-to-Profit(I2P®)-Prozess auf Identifizierung management einführung der Basis von Stage Gate® Kompetenz- Innovations- entwicklung portfolioziele * Eines Geschäftsbereichs, Geschäftsgebiets, Produktbereichs, der Creavis oder des Bereichs Verfahrenstechnik & Engineering 333 Kundenindustrie – nach zwei bis zehn Jahren den kommenden Jahren? Kann ich hierzu einen zum Tragen kommen sollen. Das existierende Pro- essenziellen Beitrag leisten? Und bin ich dafür rich- duktportfolio verliert dagegen über die Jahre an tig aufgestellt? Das sind die Fragen, mit denen sich Wert, insbesondere wenn die Produkte sich zu „Com- die Einheit zunächst auseinandersetzen muss. modities“ entwickeln oder gar durch neue Pro- Dazu werden mittels Marktforschung sogenannte duktentwicklungen verdrängt werden. Sein Beitrag Innovationssuchfelder identifiziert und priorisiert. zum Ergebnis ist in der Regel stark rückläufig, falls Sie zeichnen sich durch attraktives Geschäftspo keine Erneuerung und Werterhaltung durch inkre- tenzial aus und werden mittel- bis langfristig durch mentelle Innovation betrieben wird. strategische und inkrementelle Innovationsprojekte Abbildung 1 zeigt so klar die besondere Bedeu- kommerziell erschlossen. Die Innovationssuchfelder tung, die Innovationen für die Unternehmensent- spiegeln die Marktseite wider und beschreiben den wicklung haben. Die wesentliche Herausforderung für Evonik relevanten Teil einer Zielindustrie, zum für die jeweilige operative Einheit – das kann eine Beispiel der Automobil- oder der Kosmetikindustrie. Produktlinie oder ein Geschäftsgebiet sein – besteht Als Basis dient dabei die Unternehmensstrategie. Hier legt Evonik den Fokus auf die Megatrends Gesund- heit, Ernährung, Globalisierung und Ressourceneffi- Die Innovationsstrategie zienz und spiegelt diese mit den relevanten Trends der Kundenindustrien, denn diese sind letztendlich setzt auf der für das zukünftige Geschäft maßgeblich. Geschäftsstrategie auf Die Suchfelder bilden so das strategische Grob- raster, an dem alle Innovationsaktivitäten ausgerich- tet werden. Sind sie richtig gewählt, führen sie in der Regel zu guten Ideen, aus denen die Innovationspro- darin, permanent für Nachschub in der Innovations- jekte abgeleitet werden. Dabei wird auch sichtbar, pipeline zu sorgen und die Lücke zwischen aktuellem welche Kompetenzen in den nächsten Jahren aus Projektportfolio und dem angestrebten Wachstum gebaut oder neu entwickelt werden müssen und wel- mit tragfähigen Projekten zu bestücken. cher Anteil des Geschäftsergebnisses in Innovation Ausgehend von ihrem spezifischen Innovation investiert werden muss. Business Case – er beschreibt das Ziel – muss die Diese Komponenten – Unternehmensstrategie, operative Einheit deshalb im nächsten Schritt ihre Innovation Business Case, Suchfelder, heutige und jeweilige Innovationsstrategie definieren. Idealer- künftig benötigte Kompetenzen – sind die Eckpfeiler weise beginnt sie damit, dass sie die Marktsegmente der Innovationsstrategie (Abb. 2). Sie legen den Ent- für Innovationen festlegt: Was braucht der Markt in scheidungsrahmen fest, innerhalb dessen die opera- elements 43 Ausgabe 2|2013
INN OVATIONSM ANAG EMENT 15 tiven Bereiche, die strategische Forschungseinheit sehr komplex sind – wenn sowohl kleine, schnelle Creavis und auch der ingenieurtechnische Bereich Projekte als auch sehr große, langfristig angelegte ihr Portfolio an Innovationsprojekten weiterent Projekte gleichzeitig und möglichst effizient gesteu- wickeln. ert werden sollen. Hier helfen die jeweils nach den Sind die Innovationsstrategie definiert und Ideen Geschäftsbedürfnissen angepasste Anzahl der benö- für zukunftsträchtige Projekte gefunden, geht es an tigten Gates sowie die maßgeschneiderten Kriteri- die praktische Umsetzung – den eigentlichen Inno- enkataloge für die Gates. vationsprozess. Um diesen Prozess zu handhaben, Zugleich muss es aus Sicht des Konzerns aber auch hatten die Vorgängergesellschaften der Evonik Indus- möglich sein, das gesamte Projektportfolio zu bewer- tries AG bereits vor über zehn Jahren mehr oder ten und aus großer Übersicht zu steuern – angesichts der vielfältigen Geschäfte, die Evonik betreibt, ist dies durchaus eine Herausforderung. Praktische Umsetzung Bei Evonik umfasst der Innovationsprozess die Schritte Ideenerzeugung, -bewertung und -auswahl, braucht flexibles System Produkt- und Prozessentwicklung inklusive der Ent- wicklung neuer Geschäftsmodelle und die professi- onelle Markteinführung der Neuentwicklungen. Um weniger komplexe Projektmanagementsysteme diesen Prozess für jedes einzelne Projekt transparent installiert. Sie basierten auf dem Stage-Gate® Prozess, und handhabbar zu machen, hat Evonik einen neuen, den Prof. Robert Cooper in den USA entwickelt hat: ganzheitlich orientierten Innovationsprozess entwi- Einer Ideenphase folgen eine Projektphase und eine ckelt, der Innovationsstrategie und Laborarbeit zur Phase der betrieblichen Überführung bis zur Pro- Deckung bringt: den I2P® Prozess. Der Name steht duktvorstellung am Markt. In jeder Phase müssen die Projektbeteiligten an einem fest definierten Punkt – am Gate – nachweisen, dass sie die jeweiligen Ziele erreicht haben; gegebenenfalls wird gegengesteuert. Auch I2P® enthält Dieses Konzept gibt einheitliche Gates vor und hat Gates, an denen es sich bei Unternehmen mit sehr komplexen, aber wenigen und untereinander ähnlichen Projekten gut heißt: Go or kill! bewährt; ein Beispiel ist die Automobilindustrie. Die Erfahrung bei Evonik zeigt aber, dass ein allzu starrer Prozess schnell an seine Grenzen kommt, wenn nicht nur die Projekte, sondern auch das Projektportfolio 333 elements43 Ausgabe 2|2013
16 INN OVATIONSM ANAGEME NT Abbildung 3 Der Innovationsprozess I2P® Gate 1 Gate 2 Gate 3 Gate 4 Gate 5 Prüfung Business Case Entwicklung Validierung Markteinführung Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4 Schritt 5 Schritt 6 Ideen und Erstellung Scale-up und Markt Marktbedarf Prüfung Entwicklung Markterfolg Recherchen Business Case Validierung einführung Go or kill Go or kill Go or kill Go or kill Go or kill 333 für Idea to Profit und symbolisiert den Weg von der Idee über das Forschungsprojekt und die Markt- Ideenfindung: vielfältige einführung bis hin zum Markterfolg (Abb. 3). Auch Quellen nutzen er enthält Gates, an denen es heißt: Go or kill! Die Kriterien, nach denen an diesen Gates entschieden wird, leiten sich aus der jeweiligen Innovationsstra- tegie ab. I2P® erlaubt einerseits den Forschern, die opera- Am Anfang des I2P® Prozesses steht eine Idee, die aus tiven Phasen eines Projekts von der Idee bis zur Pro- einem Suchfeld bzw. Marktbedarf abgeleitet wurde. dukteinführung am Markt sinnvoll zu betreuen. An- Die Quellen für neue Ideen sind vielfältig – den dererseits stellt es alle Funktionen zur Verfügung, Anstoß geben kann eine Beobachtung im Labor, ein die das üblicherweise interdisziplinär und bevorzugt Gespräch mit einem Kunden, eine Gesetzesänderung international besetzte Innovationsteam aus F&E, Mar- oder ein neuer verfügbarer Rohstoff. Neben diesen keting und Vertrieb braucht, um seine Entscheidun- klassischen Quellen gewinnen zunehmend auch gen bezüglich des Innovationsportfolios regelmäßig moderne, IT-gestützte Verfahren zur Ideenfindung überprüfen zu können. Die Projekte können so schnell an Bedeutung wie das Crowd Sourcing im Internet und effizient bearbeitet werden und sind gleichzeitig oder Ideation Jams in der internen Scientific Commu- sehr gut dokumentiert. Gehandhabt wird der Prozess nity. Evonik Industries nutzt seit 2012 auch diese Me- mit einer speziellen I2P® Software, die IT-Experten thoden, um zusätzliche Kompetenzen und Erfahrun- von Evonik eigens dafür entwickelt haben. gen in den Prozess der Ideenfindung einzubinden. Ursprünglich als Pilotprojekt im Geschäftsbereich Jede Idee, egal aus welcher Quelle, wird von Consumer Specialties gestartet, ist I2P® jetzt Best einem interdisziplinären Team zeitnah bewertet – Practice bei Evonik und somit seit 2007 Konzernstan- häufig in Absprache mit dem Ideengeber – und auf dard – der Innovationsprozess wird konzernweit bis Validität geprüft. Hierzu bietet das I2P® System die auf wenige Ausnahmen einheitlich angewandt. Aus- Möglichkeit des forcierten Rankings (eines Rankings schlaggebend dafür war die Leistungsfähigkeit des mit besonderer Bewertung von je nach Geschäft Prozesses und der dazugehörigen Software. Sie durchaus unterschiedlichen Erfolgsfaktoren), damit bestätigte sich bei einer Bewertung im Rahmen des die werthaltigsten Ideen gefunden und bevorzugt PROVE-Prozesses, mit dem Evonik die Harmoni bearbeitet werden. Haben die Bewertungsteams eine sierung seiner IT-Welt steuert. Außerdem ist jetzt Idee für gut befunden, wird in Vorbereitung auf für jeden Mitarbeiter im Intranet ein direkter Weg Gate 3 ein Business Case dafür erstellt. Dahinter ver- frei, Ideen für neue Projekte über ein einfaches Tool birgt sich eine vereinfachte kaufmännische Berech- einzugeben. nung, welcher Wert bzw. welcher Profit sich mit dem elements 43 Ausgabe 2|2013
I NN OVATIONSM ANAG EMENT 17 aus der Idee resultierenden Produkt oder Prozessef- Portfoliobewertung als mitgelieferte Standards im fekt in den nächsten zehn Jahren erzeugen lässt. I2P® System integriert. So kann ein Projekt mit Hierbei wird allerdings ab dem zweiten Jahr nicht geringem administrativem Aufwand vorangetrieben mehr der volle Wert betrachtet, sondern ein um die werden. Gleichzeitig sind aber auch viele Kennzah- theoretischen Kapitalkosten reduzierter Wert (NPV, len einfach und schnell verfügbar, die Hinweise auf Net Present Value). Er bewirkt durch den Zinseszins- Erfolge oder auch Probleme bei einem Projekt schnell effekt, dass Ergebnisbeiträge, die erst sehr spät zum sichtbar machen. Unter dem Strich können so Pro- Tragen kommen, realistisch dargestellt werden, aller- jekte optimal gesteuert werden. dings auch recht klein ausfallen. Die für zehn Jahre Hat eine Idee dieses Gate 3 passiert, beginnt die eigentliche Projektarbeit in den Laboren, Technika und am Markt. Auch sie lässt sich komplett im I2P® Realistische System abbilden, da es alle Funktionalitäten für die operative Steuerung eines Projekts enthält. Die Wertbetrachtung Forscher können damit die Daten aus Laborunter- suchungen, Synthesen, Analytik und Anwendungs- technik einfach und sinnvoll erfassen, auswerten und, aufaddierten Werte machen dann den aktuellen Net größtenteils per Knopfdruck, Laborberichte und towert des Projekts aus. Das Vorgehen ist durchaus Ergebnisdokumente zur Bewertung und Kommuni- sinnvoll, da bei langfristigen Forschungsprojekten kation ihres Projekts erstellen. die Verzinsung der Projektkosten und die Inflations- Nachhaltigkeit ist bei der Entwicklung von neuen rate einen erheblichen Einfluss auf die Profitabilität Produkten natürlich ein wesentliches Entscheidungs- haben. kriterium, daher werden entsprechende Daten eben- Da aber in der Spezialchemie nicht jedes Projekt falls festgehalten. Beispielsweise können ökotoxi in einen technischen und kommerziellen Erfolg mün- kologische Untersuchungsergebnisse erfasst werden, det, muss der Nettowert mit entsprechenden Wahr- aber auch Vorteile bei der Rohstoffauswahl oder bei scheinlichkeiten auf einen sinnvollen Schätzwert umweltfreundlicheren Prozessen. Checklisten spie- reduziert werden; dieser wird üblicherweise als ECV geln darüber hinaus die Eigenheiten des jeweiligen (Expected Commercial Value) bezeichnet. Der ECV Geschäfts wider, da viele Anwendungsbereiche und ist für die Projektbewertung eine wichtige Kennzahl, Zielindustrien ein spezielles rechtliches und tech da er normiert den an das Risiko adjustierten Wert nisches Umfeld haben. Mit I2P® lässt sich so die ge- eines Projektvorhabens darstellt. samte Entwicklung eines Projekts bis zur Einführung Evonik hat ganz pragmatisch die Kalkulation der am Markt steuern; alle entsprechenden Checklisten, ECV-Kennzahlen, die Risikobetrachtung und die Kriterienkataloge und weiteren Unterlagen 333 elements43 Ausgabe 2|2013
18 INN OVATIONSM ANAGEME NT 333 entsprechend der Technologie des jeweiligen Bereichs und den Marktanforderungen des Ziel- markts stehen bereit. Seit der Einführung des I2P® Systems bewertet Evonik jedes Jahr rund 500 Projekte bezüglich ihres Beitrags zur Geschäftsentwicklung. Die aggregierten Zahlen als Leistung der einzelnen Forschungseinhei- ten sind als Basis für den strategischen Planungspro- zess von besonderer Bedeutung, um geeignete Maß- nahmen zur Steigerung des Pipelinewerts zu ergrei- fen und damit letztendlich signifikant zum Unterneh- menswachstum beizutragen. Gleichzeitig werden viele Parameter sichtbar, bei- spielsweise wie die Innovationsaktivitäten den stra- tegischen Fokus von Evonik auf die Megatrends Gesundheit, Ernährung, Globalisierung und Ressour- ceneffizienz widerspiegeln. Hier zeigt die Analyse, dass, gemessen am Wert, alle Megatrends im Inno- vationsportfolio gleichmäßig adressiert werden. Dennoch sind die Prognosen natürlich nur so gut wie die Schätzungen, die zu den kalkulierten Daten Dr. Walter Meon leitet im Bereich Corporate Inno führten. In der Literatur wird vielfach berichtet, dass vation Strategy & Management seit 2006 das Bera- terteam für Innovation Management Coaching & die Werte der Portfolios umso kleiner werden, je Consulting. Nach Studium des Maschinenbaus/der näher die Markteinführung rückt, ein Phänomen, das Verfahrenstechnik und Promotion an der TU München auch Evonik schon erlebt hat. Die Erhöhung der Pro- startete er 1989 seine berufliche Karriere bei der ehe- maligen Degussa AG als Entwicklungsingenieur im gnosesicherheit ist deshalb eine wichtige Heraus Bereich Verfahrenstechnik & Engineering. Von dort forderung bei der permanenten Weiterentwicklung wechselte er in den ehemaligen Geschäftsbereich des Prozesses. Fillers & Pigments, wo er in der Anwendungstechnik in verschiedenen Funktionen unterschiedliche Pro Neben ausreichender Kreativität und Flexibilität duktgruppen und Kundenindustrien betreute; unter nutzt Evonik bei seinen Innovationsaktivitäten einen anderem baute er in den USA vier Jahre lang eine systematischen Ansatz: Aufbauend auf der Geschäfts- marktnahe Anwendungstechnik auf. Zuletzt leitete er zwei Jahre lang F&E des früheren Geschäftsbereichs strategie setzen die operativen Bereiche ihre Inno- Plexiglas, bevor er den Auftrag zum Aufbau eines vationsstrategie auf, definieren Suchfelder, erzeugen Beraterteams für Innovationsmanagement in der ehe- Ideen und bauen benötigte Kompetenzen auf, falls maligen MSI Academy übernahm. telefon +49 6181 59-12907, walter.meon@evonik.com noch nicht vorhanden. Anschließend geben sie die Ideen in den I2P® Prozess ein, der schon in einem frühen Stadium dafür sorgt, dass von den guten Ideen Dr. Felix Müller leitet seit Anfang 2011 in der Abtei nur die besten weiterverfolgt werden. Eine wesent- lung Innovation Networks & Communications im liche Stärke des I2P® Prozesses von Evonik liegt auch Bereich Corporate Innovation Strategy & Management die Themen European Research Policy und International darin, dass er individuell auf die Bedürfnisse der ein- Scientific Relations. Außerdem ist er PROVE Officer zelnen Märkte und damit der einzelnen Projekte ein- für Innovation. Felix Müller studierte Chemie an der geht, es zugleich aber erlaubt, die verschiedenen Pro- Universität Münster und wurde dort 1992 promoviert. Nach einer Tätigkeit als Unternehmensberater kam er jekte miteinander zu vergleichen. So macht er den 1993 zur Th. Goldschmidt AG in Essen und war dort in Wert der gesamten Innovationspipeline jederzeit der Anwendungstechnik Tenside und im Innovations sichtbar – eine ideale Voraussetzung, Innovationen management für den heutigen Geschäftsbereich Consu mer Specialties tätig. gezielt voranzutreiben. 777 telefon +49 201 177-4303, felix.mueller@evonik.com Hinweis Literatur Stage Gate® ist ein Warenzeichen von Product Development R. G. Cooper, Winning at New Products, Perseus Books, Cambridge, MA 1993. Institute, Inc. R. G. Cooper, S. J. Edgett, E. J. Kleinschmidt, New Product Portfolio Management, I2P® ist ein Warenzeichen der Evonik Industries AG J. Prod. Innov. Manag. 16, 1999, 333–351. W. Meon, T. Lewe, Nicht auf den Zufall verlassen, Innovationsmanager, 3/2008, 40–42. elements 43 Ausgabe 2|2013
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