Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...

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Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Fairness            Transparenz            Vertrauen

        Wir machen
   die Verbraucher stark!

                     X
Verbraucher-Journal 2010/11
       Informationen zur Verbraucherpolitik
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Impressum
Editorial

                  Impressum

                  Verbraucher-Journal 2010/11
                  des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR)
                  mit Beiträgen
                  ■ des Staatsministeriums (StM),
                  ■ des Innenministeriums (IM),
                  ■ des Justizministeriums (JM),
                  ■ des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren (SM),
                  ■ des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft (MFW).
                  ■ des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport (KM) und
                  ■ des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft (UM)

                  Herausgeber
                  Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR)
                  Abteilung Verbraucherschutz und Ernährung
                  Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart
                  Telefon 0711/126-0
                  poststelle@mlr.bwl.de
                  www.mlr.baden-wuerttemberg.de

                  Koordination und Redaktion
                  Monika Radke (MLR)

                  Redaktion und Gestaltung
                  Mechthild Fendrich, Peter Fendrich (verantwortl.), Stefan Kriz u. Peter Streiff
                  EcoText International – Fendrich, Kriz, Streiff & Partner (PartG)
                  Hermannstraße 5, 70178 Stuttgart
                  www.ecotext.eu

                  Titelbilder
                  Imagery Majestic, D. Heinemann, Wavebreak Mediamicro, Y. Arcurs, Contrastwerkstatt (alle Fotolia)

                  Druck
                  Steinkopf Druck
                  Hermannstr. 5a, 70178 Stuttgart
                  www.steinkopf.de
                  Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier

                  Bezugsquelle
                  Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

                  Erscheinungsweise
                  Das Verbraucher-Journal erscheint alle zwei Jahre.

                  Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landes­regierung ­Baden-Württemberg her-
                  ausgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwer-
                  bern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies
                  gilt für Landtags-, Bundestags‑, Kommunal- und ­Europawahlen.
                  Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien
                  sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel.
                  Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen
                  ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden,
                  die als Parteinahme der Landesregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden wird.

                  © 2011 Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
                    Drucknummer: MLR 8-2011-37

              2      Verbraucher-journal 2010/11
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Inhalt

Editorial                                                                4   Weniger Verbrauch – mehr Erneuerbare                                  40
Verbraucherminister Alexander Bonde                                          Qualität bei Planung und Ausführung entscheidet über Energieeffizienz
Wir machen die Verbraucher stark                                         5   Kompetenz vor Ort                                                    42
Verbraucherpolitik setzt auf Schutz, Bildung und Beteiligung                 Regionale Energieagenturen in Baden-Württemberg
   Gesundheit                                                                Überblick im Förderdschungel                                         43
                                                                             Umweltministerium hilft bei der energetischen Modernisierung
Aufmachung bemängelt                                                     8
Lebensmittelüberwachung auch bei Kosmetika aktiv                             Nachhaltigkeit konkret machen                                        44
Sind Tattoos auch Kosmetika?                                                 Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg
Recht auf Auskunft                                                      11   Sicherheit steht an erster Stelle                                    47
Erste Erfahrungen mit dem Verbraucherinformationsgesetz                      Marktüberwachung schützt vor unsicheren Produkten
Aktuelle Warnhinweise                                                   12   Unvorstellbar klein                                                  49
Lebensmittel- und Produktwarnungen für die Öffentlichkeit                    Nanotechnologie – ein zunehmend wichtiges Verbraucherthema
Global kontrollieren – lokal handeln                                    13   Standortfaktor schnelles Internet                                    51
Europäische Schnellwarnsysteme zur Lebensmittelüberwachung                   Breitbandinitiative für den Ländlichen Raum
Dioxin: Vom Tierfutter in unser Essen?                                  15   Lernen im Weinberg                                                   52
Vorsicht ist geboten – trotz deutlich gesunkener Belastungen                 Schülerfirmen fördern ökonomische Bildung
Original oder Fälschung?                                                16      Recht
Lebensmittelimitate: Gratwanderung zwischen Innovation und Betrug
                                                                             Sicher auf dem Finanzparkett                                         54
Lebensmittel mit Stammbaum                                              18   Verbraucherschutz bei Finanzdienstleistungen
Geschützte geographische Angaben und Ursprungsbezeichnungen
                                                                             Erben und vererben in Europa                                        56
Nichts zu lachen für den Smiley                                         21   Änderungen der bislang unbefriedigenden Rechtslage sind zu erwarten
Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen sollen für jeden erkennbar sein
                                                                             Sehen und gesehen werden                                             57
Patientensouveränität                                                   22   Datenschutz bei Straßenpanoramaansichten wie Google Street View
Verbesserung von Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen
                                                                             Unscheinbare Giganten                                                58
Wegweiser in Sachen Gesundheit                                          23   Auskunfteien handeln mit Millionen personenbezogener Daten
Patientenberatung – unabhängig und umfassend
                                                                             Die Alternative zum Rechtsweg                                        60
Eltern den Rücken stärken                                               24   Schlichtungstellen können Verbrauchern den Gang vor Gericht ersparen
STÄRKE – Landesprogramm zur Förderung von Elternkompetenzen
                                                                             Aus Pflicht wird Kür                                                 61
Durch den Dschungel der Altersvorsorge                                  26   Kennzeichnung von Grundstücksgrenzen seit kurzem freiwillig
PROSA – Landesinitiative zur Lebensstandardsicherung im Alter
                                                                                Medien
   Ernährung                                                                 Training für junge Verbraucher                                       62
BeKi als Bildungspartner                                                27   Medienpakete „Money & Kids“ und „Konsumieren mit Köpfchen“
Unterstützung für Ernährungspädagogik und Qualitätssicherung                 Kinder auf Esspedition                                               63
BeKi-Zertifikat für Kindergärten                                   28        Arbeitsmaterial zur Ernährungserziehung in Kindergarten und Schule
Neues Angebot der Landesinitiative Bewusste Kinderernährung (BeKi)           Stärkung der Medienkompetenz                                         64
Auf den Geschmack gekommen                                              29   Sicher unterwegs im „Kindermedienland Baden-Württemberg“
Schulmensen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit                            Logbuch fürs Internet                                            66
Fruchtig fit – wir machen mit!                                          31   Online-Handbuch für Verbraucherrechte und Gefahrenabwehr im Netz
Das EU-Schulfruchtprogramm in Baden-Württemberg                              Internet-Portale des MLR                                             67
Komm in Form                                                            32   Verbraucherportal und Ernährungsportal Baden-Württemberg
Initiative zur Verbesserung der Ernährung von Heranwachsenden                Digitale Fachinformationen                                           68
Fun statt Vollrausch                                                    34   Der Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum
Jugendliche zeigen Alternativen zum übermäßigen Alkoholkonsum                   Institutionen
Was steckt in den „coolen Drinks“?                                      35
                                                                             Ideenfabrik für die Verbraucherpolitik                             70
Schüler nehmen Trendgetränke auseinander
                                                                             In der Verbraucherkommission bringen sich unabhängige Experten ein
Appetit auf Bewegung                                                    36
                                                                             Ernährungszentren als Ideenschmiede                                  72
Angebote des „Forums ernähren, bewegen, bilden“
                                                                             Ernährungswissen + Essen mit allen Sinnen = Freude am Genießen
Ist private Vorratshaltung von gestern?                                 37
                                                                             Schutz und Aufklärung vor Ort                                        74
Von der Notwendigkeit einer allzeit gefüllten Speisekammer
                                                                             Verbrauchernahe Initiativen der Landratsämter
   Wirtschaft                                                                Die Interessenvertretung                                             76
Wettbewerb bei Strom und Gas                                            38   Anbieterunabhängige Beratung als Kernaufgabe der Verbraucherzentrale
Stärkung des Verbraucherschutzes im Energiebereich                           Verbraucherschutz in Europa                                          78
Regelungen für den Ausbau                                               39   Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz hilft über Grenzen hinweg
Integration der Erneuerbaren Energien in die Stromversorgungsnetze           Ansprechpartner im Überblick                                         80

                                                                                         Verbraucher-journal 2010/11             3
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Editorial
Editorial

                                     Liebe Verbraucherinnen und Verbraucher,

                                     dieses Verbraucher-Journal befasst sich mit      Das Wissen und die Erfahrungen der Bürge-
                                     einer großen Palette aktueller Themen. Mehr      rinnen und Bürger sowie der Vertreterinnen
                                     als fünfzig Experten aus acht Ministerien in-    und Vertreter von Interessengruppen wollen
                                     formieren Sie über die Lebensmittelüberwa-       wir konsequent nutzen. Eine stärkere Teilha-
                                     chung, die Produktsicherheit und die Kenn-       be und Zusammenarbeit bewirken nicht nur
                                     zeichnung von Lebensmitteln und anderen          ein größeres Vertrauen in politische Entschei-
                                     Waren, über die Aktivitäten rund um gesund-      dungen, sondern stärken auch die Verbrau-
                                     heitsfördernde Ernährung und nachhaltigen        cherorganisationen als Interessenvertretung
                                     Konsum, über Energieeffizienz und Verbrau-       der Konsumenten. Ihre Arbeit ist für uns ganz
                                     cherrechte. Erstmals wird den Medien ein         besonders wichtig. Wir werden auch intensiv
                                     eigenes Kapitel gewidmet. Wir machen da-         mit der Verbraucherkommission Baden-Würt-
                                     mit deutlich, wie wichtig Medienkompetenz        temberg zusammenarbeiten.
                                     heute bei Kindern, Jugendlichen und Erwach-
                                     senen ist, um die Möglichkeiten der Medien       Eine landesweite Plattform für den Dialog
                                     zu nutzen, aber auch Kritikfähigkeit im Um-      ist der Verbrauchertag, den wir in zweijähri-
                                     gang damit zu entwickeln. Außerdem stellen       gem Rhythmus weiterführen werden. Aber
                                     wir Ihnen das umfangreiche Internetangebot       es gibt auch andere Beispiele, wie Verbrau-
      Alexander Bonde
      Minister für Ländlichen Raum
                                     zum Verbraucherschutz vor – zu Ergebnissen       cher einbezogen werden: In einem Experten-
      und Verbraucherschutz          der Lebensmittelüberwachung über Informa-        workshop zur Nanotechnologie wurde über
                                     tionen rund um Essen und Trinken bis zu Fra-     Chancen und Risiken dieser neuen Techno-
                                     gen des Verbraucherschutzes und Ihrer Rech-      logie diskutiert. Dabei wurden auch Maßnah-
                                     te im Internet.                                  men beschlossen, um Verbraucher und Multi-
                                                                                      plikatoren frühzeitig zu beteiligen und zu in-
                                     Wir wollen den Verbraucherschutz in Baden-       formieren. Dies wird bei einer Veranstaltung
                                     Württemberg ausbauen und neue Akzente            im Winter 2011 erfolgen. In einem Energiedia-
                                     setzen. Dazu gilt es insbesonders die Verbrau-   log werden wir die Themen Bezahlbare Ener-
                                     cherinnen und Verbraucher noch stärker als       gie und Intelligente Energieverbrauchsmesser
                                     bisher auf diesem Weg mitzunehmen und in         mit Vertretern der Verbraucherverbände, der
                                     die Gestaltung unserer Verbraucherpolitik mit    Wirtschaft, Politik und Wissenschaft erörtern.
                                     einzubeziehen. Damit wollen wir dem An-          Im Ernährungsbereich unterstützen wir eine
                                     spruch der mündigen und kompetenten Ver-         Vielzahl von Vernetzungsmodellen mit direk-
                                     braucher gerecht werden.                         ter Verbraucherbeteiligung.

                                     „Die Stärkung der Mitwirkung und Teilha-         Ich lade Sie dazu ein, diesen Weg mit mir zu
                                     be der Menschen soll ein Wesensmerkmal der       gehen und den neuen Politikstil gemeinsam
                                     neuen politischen Kultur in Baden-Württem-       und durch konstruktive Auseinandersetzun-
                                     berg werden.“ Dieses grundlegende Ziel haben     gen zu gestalten.
                                     wir bereits im Koalitionsvertrag formuliert.
                                     Wir werden auch in der Verbraucherpolitik        Ihr Verbraucherminister
                                     neue Wege der Beteiligung und des Dialogs
                                     gehen. Darüber hinaus wollen wir die Ver-
                                     braucherbildung – insbesondere bei Kindern
                                     und Jugendlichen – stärken. Denn sie ist der     Alexander Bonde
                                     Schlüssel für eine soziale und ökonomische
                                     Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die
                                     Grundlage dafür, sich selbstbestimmt und ver-
                                     antwortungsvoll im Konsumalltag zu bewegen.

                       4       Verbraucher-journal 2010/11
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Einführung

Wir machen die Verbraucher stark
Verbraucherpolitik für Jung und Alt setzt auf Schutz, Bildung und Beteiligung

Der gut informierte Verbraucher ist das Leitbild moderner Verbraucherpolitik. Mit seinen
Kaufentscheidungen bestimmt er das Angebot auf den Märkten mit und gibt Impulse für
Neuerungen. Aber er braucht auch den Schutz durch Politik und Verwaltung. Sie garantieren
zum Beispiel die Lebensmittelsicherheit und schaffen gesetzliche Rahmenbedingungen,
um Fairness und Transparenz zwischen den Marktpartnern zu fördern.

I  m täglichen Leben sind in im-
   mer schnellerem Wechsel Ent-
scheidungen notwendig. Das gilt
                                       zialer Netzwerke oder gegenüber
                                       Geoinformationsdiensten, die mit
                                       ihren Bildern in die Privatsphäre
                                                                              produkts die wichtigste Säule der
                                                                              nationalen Wirtschaftsleistung.
                                                                                                                      Web-Links
                                                                              Lebensmittelsicherheit
für Einkäufe genauso wie für           der Verbraucher eindringen. Die                                                www.mlr.badenwuerttemberg.de
Dienstleistungen, für die Auswahl      Landesregierung setzt sich für ein     hat Vorrang                             www.verbraucherschutzminis­
                                                                                                                      terkon­ferenz.de
von Telefontarifen und Finanz-         hohes Verbraucherschutzniveau ein      Insbesondere bei der Lebensmit-         www.verbraucherkommission.de
produkten oder die Nutzung von         und fordert zum Beispiel ein gesetz-   telsicherheit ist Verbraucherschutz     www.verbraucherportalbw.de

Energiequellen. Verbraucher sol-       liches Verbot von Telefon-Abzocke      im engsten Sinne unverzichtbar.         www.ernaehrungsportalbw.de
                                                                                                                      www.uabw.de
len darüber hinaus auch auf nach-      und Abonnement-Fallen im Inter-        Die staatliche Lebensmittelüberwa-      www.servicebw.de
haltigen Konsum achten. Eine fast      net. Auch auf europäischer Ebe-        chung des Landes setzt mit wirksa-      www.bwvoice.de
unüberschaubare Informationsfül-       ne dringt sie darauf, dass das hohe    men Betriebskontrollen und Pro-
le macht all diese Entscheidungen      Niveau unseres Verbraucherschut-       benuntersuchungen auf hohem wis-
nicht einfacher.                       zes erhalten bleibt, auch wenn die     senschaftlichem Niveau die strengen
Verbraucherpolitik ist deshalb dy-     Europäische Union viele rechtliche     Sicherheitsstandards des Lebensmit-
namisch: Sie muss gesetzliche Be-      Bestimmungen vereinheitlichen          telrechts durch. Aufgrund des wach-
stimmungen ständig an neue He-         will. Diese Bemühungen um Fair-        senden Warenangebots und neuer
rausforderungen anpassen, um die       ness und Transparenz wirken sich       verbraucherfreundlicher Kennzeich-
wirtschaftlichen und rechtlichen In-   auch positiv auf die Wirtschaft aus.   nungen nehmen die Aufgaben kon-
teressen der Verbraucher zu sichern.   Denn gut informierte Verbraucher       tinuierlich zu. Transparenz und Of-
Hierzu gehören der Schutz beim Ab-     schätzen Qualität und geben durch      fenheit gerade im Lebensmittelbe-
schluss von Finanzdienstleistungen     ihre Nachfrage den Anbietern auch      reich sind zentrale Anliegen des Mi-
und beim Wechsel des Energiean-        Impulse für Innovationen. Die pri-     nisteriums für Ländlichen Raum und      Minister Alexander Bonde mit
                                                                                                                      jungen Konsumenten und zu
bieters genauso wie die Sicherung      vaten Konsumausgaben sind mit          Verbraucherschutz (MLR). Die amt-       Besuch im CVUA Stuttgart
des Datenschutzes beim Nutzen so-      fast 60 Prozent des Bruttoinlands-     liche Lebensmittelkontrolle soll des-   Bilder: MLR

                                                                                Verbraucher-journal 2010/11           5
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Einführung
Editorial                             KapitelRubrik

                Regionale Konferenzen
                                                                         halb personell gestärkt werden. Die     wachsenen und Fachkräften in Bil-
                                                                         Landesregierung wird sich außer-        dungseinrichtungen. Spezielle Ange-
                                                                         dem bei der Novellierung des Ver-       bote für Familien mit Migrationshin-
                                                                         braucherinformationsgesetzes sowie      tergrund und sozial Benachteiligte
                                                                         bei der praktischen Umsetzung des       werden entwickelt. Neben Ernäh-
                                                                         sogenannten Hygienebarometers           rungserziehung und -empfehlungen
                                                                         einbringen, ein System, das die Er-     will das MLR bei allen Aktivitäten
                                                                         gebnisse der amtlichen Kontrollen       künftig noch mehr darauf hinwirken,
                                                                         noch transparenter machen wird.         dass der Wert der Lebensmittel mehr
                                                                         Schon heute können sich die Ver-        geschätzt und die regional erzeugten
                                                                         braucherinnen und Verbraucher im        Lebensmittel der Jahreszeit bewusst
                                                                         Informationsdienst der Chemischen       bevorzugt werden.
                                                                         Veterinär- und Untersuchungsämter,
                                                                                                                 Bildungsangebote für alle
                                                                         im Jahresbericht der Lebensmittel-
                                                                         und Futtermittelüberwachung und         Konsumkompetenz ist für alle Bevöl-
    Bild: MLR

                                                                         im Ökomonitoring-Bericht ausführ-       kerungsgruppen wichtig, besonders
                                                                         lich informieren.                       jedoch für diejenigen, die besonde-
                                                                                                                 ren Schutz und/oder Unterstützung
                                                                         Information und Bildung
                Surftipps für Senioren zur                                                                       benötigen. Junge Verbraucher sind
                Sicherheit im Internet                                   Informationen und Bildung sind Vor­     oft noch unerfahren beim Einkauf
                                                                         aussetzungen, um im Alltag selbst-      und bei der Nutzung von Dienstleis-
                Das Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten ist
                                                                         bestimmte und verantwortungsvol-        tungen, auch wenn sie bereits über
                aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Ob
                zur Informationssuche, für Einkäufe oder Bankgeschäf­    le Entscheidungen fällen zu kön-        erhebliche Geldmittel verfügen. Sie
                te sind immer mehr ältere Verbraucher „im Internet       nen. Die Angebote müssen auf die        nutzen die neuen Medien intensiv
                unterwegs“ und pflegen auch persönliche Kontakte         Zielgruppe abgestimmt und leicht        und sind besonders gefährdet gegen-
                mit Familienmitgliedern und Freunden.                    erreichbar sein, am besten im direk-    über unlauteren Geschäftsmethoden
                Die neue Freiheit birgt jedoch auch Gefahren: Schwach­   ten Lebensumfeld oder im Internet.      und Missbrauch ihrer persönlichen
                stellen in der Datensicherheit und als Gratis-Angebote
                                                                         Das gilt im wirtschaftlichen wie im     Daten. Der beste Schutz davor ist
                getarnte kostenpflichtige Abonnements sind nur einige
                Stolperfallen des Internets.                             gesundheitlichen Bereich, hier ins-     mehr Wissen rund um Geld und Fi-
                Beim Surfen tauchen viele Fragen auf: Wie kann man       besondere bei der Ernährung als         nanzen. Kinder und Jugendliche al-
                sich sicher im Netz bewegen? Wie findet man die          Teil eines gesundheitsfördernden        ler sozialen Schichten und Einkom-
                richtige Information? Antworten darauf geben die         Lebensstils.                            mensgruppen sind am besten über
                regionalen Konferenzen „Verbraucher 60plus – Sicher      Die umfangreichen Landesinitiati-       die Schule zu erreichen, zum Beispiel
                im Internet“, die das baden-württembergische Ver­
                                                                         ven auf dem Gebiet der Ernährung        mit unseren Medienpaketen „Money
                braucherministerium in Kooperation mit den örtlichen
                Seniorenvertretungen und der Verbraucherinitiative       (s. S. 27ff.) arbeiten in Baden-Würt-   & Kids“ für die Grundschule und
                durchführt.                                              temberg schon seit langem erfolg-       „Konsumieren mit Köpfchen“ für die
                Die Veranstaltungen informieren über die Grundlagen      reich. Sie waren Wegbereiter für Ak-    weiterführenden Schulen. Lehrkräfte
                der Internetnutzung, das Einkaufen und die Daten­        tivitäten wie sie jetzt auch europa-    können damit aktuelle Verbraucher-
                sicherheit im Netz. Denn der Verbraucher muss seine      weit mit dem EU-Weißbuch „Ernäh-        themen im Unterricht aufgreifen, die
                Rechte und Pflichten kennen, um die Möglichkeiten
                                                                         rung, Übergewicht, Adipositas: Eine     Schüler aller Schulformen interessie-
                und Angebote des Internets sicher nutzen zu können.
                Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen deshalb der    Strategie für Europa“ und bundes-       ren. Dazu gehört auch das Thema
                verantwortliche Umgang mit den verschiedenen Nut­        weit mit dem Aktionsplan IN FORM        Nachhaltiger Konsum, denn gerade
                zungsmöglichkeiten des Internets und die Diskussion      der Bundesministerien für Gesund-       bei Jugendlichen soll das Bewusst-
                mit fachkundigen Referenten.                             heit sowie für Ernährung, Land-         sein für soziale und Umweltaspekte
                Zum Nachlesen hat das Ministerium eine kostenlose        wirtschaft und Verbraucherschutz        früh geschaffen werden.
                Broschüre herausgegeben. Sie kann angefordert
                                                                         beschrieben sind. Gemeinsam mit         Die Vermittlung von Informationen
                werden beim Ministerium für Ländlichen Raum und
                Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Kernerplatz         den Landratsämtern und den Ernäh-       über soziale Netzwerke könnte ein
                10, 70178 Stuttgart, Tel.: 0711/ 126-2173. Außerdem      rungszentren bietet das MLR Infor-      weiterer erfolgversprechender Weg
                steht sie zum Herunterladen zur Verfügung unter www.     mations- und Bildungsangebote für       sein, junge Konsumenten – die Digi-
                verbraucherportal-bw.de. Dort gibt es auch weitere       alle Altersgruppen, angefangen von      tal Natives – zu erreichen. Diese Mög-
                Informationen, Orte und Termine der Veranstaltungen.     Kindern ab 6 Monaten über Schul-        lichkeit testen wir mit der Facebook-
                                                Barbara Thoma, MLR
                                                                         kinder und Jugendliche bis zu Er-       Fanseite „shoppen, surfen, simsen“.

                              6       Verbraucher-journal 2010/11
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Einführung

            Die meisten Senioren kennen sich           Verbraucherzentrale Baden-Würt-            Verbrauchermonitor
            im Gegensatz zu den jungen Ver-            temberg (VZ BW) und das Zentrum
            brauchern aufgrund ihrer Lebens-           für Europäischen Verbraucherschutz
            erfahrung im Geschäftsleben aus.           (ZEV). Die Verbraucherkommission
            Doch das Schlagwort „lebenslan-            unterstützt die Landesregierung als
            ges Lernen“ gilt auch für sie ange-        unabhängiges Expertengremium
            sichts der neuen Medien und einer          und gibt Denkanstöße und Emp-
            Vielfalt an Waren, Dienstleistungen        fehlungen über das Regierungspro-
            und schnell wechselnden Informa-           gramm hinaus.
            tionen. Das MLR hat mit regiona-           Die VZ BW hat durch ihre Bera-

                                                                                                                                                                     Bild: GFK
            len Verbraucherkonferenzen einen           tungen zu Altersvorsorge, Versi-
            erfolgreichen Weg gefunden, Senio-         cherungen, Gesundheit, Finanzpro-
            ren zu informieren. Die erste Staf-        dukten oder Baufinanzierung ihr            Gemeinsame Studie zur
            fel über Gesundheitsdienstleistun-         Ohr am Puls der Verbraucher und            Internet- und Handynutzung
            gen und Patientenrechte war eben-          gibt dem MLR wichtige Hinweise
                                                                                                  Die erstmals gemeinsam von Baden-Württemberg
            so gut besucht wie die zweite Reihe        für Verbesserungen. Das ZEV ist
                                                                                                  und Bayern in Auftrag gegebene Studie zum Ver­
            zu Rechten beim Einkauf im Inter-          mit seiner grenzüberschreitenden           braucherschutz, der Süddeutsche Verbrauchermonitor
            net (s. Kasten). Diese verbraucher-        Tätigkeit für die Landesregierung          2010, zeigt die Ergebnisse einer direkten Verbraucher­
            nahen Angebote werden wir fort-            und europäische Insti­tutionen ein         befragung nach deren Bedürfnissen, Vorlieben, Be­
            entwickeln, um auch weitere Ziel-          wichtiger Gesprächspartner. Die-           fürchtungen und Problemen und nach ihrem Verhalten
            gruppen zu erreichen.                      sem Netzwerk von Beratungsorga-            als Verbraucher. Die Gesellschaft für Konsumforschung
                                                                                                  (GfK) hat im Herbst 2010 rund 1.400 Verbraucher in den
                                                       nisationen werden wir neben der
            Netzwerk von Unterstützern                                                            beiden Bundesländern zu Themenfeldern des digitalen
                                                       direkten Einbeziehung von Ver-             Verbraucherschutzes befragt.
            Unterstützung in der Verbraucher-          brauchern in Zukunft noch stär-
                                                                                                  Gratisangebote im Netz und Klingeltöne mit Tücken
            politik erhält das Ministerium durch       kere Bedeutung zumessen.
            die Verbraucherkommission, die                          Wolfgang Reimer, MLR          Immer wieder locken zahlreiche Firmen im Internet
                                                                                                  mit vermeintlichen Gratisangeboten, die sich später
                                                                                                  als teure Kostenfallen entpuppen. Rund einem Drittel
                                                                                                  der befragten Internetnutzer ist bereits mindestens
                                                                                                  einmal ein vordergründig als kostenlos beworbenes
                                                                                                  Internetangebot im Anschluss berechnet worden.
                                                                                                  Schätzungen zufolge werden in der Internetbranche
                                                                                                  mit vermeintlichen Gratisangeboten jährlich dreistellige
                                                                                                  Millionenbeträge zu Lasten gutgläubiger Verbraucher
                                                                                                  verdient.
                                                                                                  Auch das Mobiltelefon wird von zahlreichen und über­
                                                                                                  wiegend jugendlichen Nutzern mit wirtschaftlichen
                                                                                                  Unwägbarkeiten in Verbindung gebracht. Knapp 60
                                                                                                  Prozent der 14- bis 29-jährigen Nutzer von Mobiltele­
                                                                                                  fonen sehen finanzielle Risiken. Durch das kosten­
                                                                                                  pflichtige Herunterladen von Klingeltönen, Musik- und
                                                                                                  Videodateien übersteigt die Handyrechnung in vielen
                                                                                                  Fällen die finanziellen Möglichkeiten. Junge Men­
                                                                                                  schen verlieren im Monatsverlauf häufig den Überblick
                                                                                                  über die eingegangenen finanziellen Verpflichtungen.

                                                                                                  Internethandel immer wieder problembehaftet
                                                                                                  Die Umfrage zeigt, dass etwa 80 Prozent der Befragten
                                                                                                  schon einmal im Internet eingekauft haben. Immerhin
                                                                                                  ein Viertel hatte schon einmal Probleme mit dem Inter­
                                                                                                  nethändler. Das Ministerium für Ländlichen Raum und
                                                                                                  Verbraucherschutz Baden-Württemberg wird weitere
                                                                                                  Verbraucherumfragen durchführen, um verbraucher­
Bild: MLR

                                                                                                  politische Maßnahmen auf empirische Daten stützen
                                                                                                  zu können.		                       Sigrid Waibel, MLR
            Ministerialdirektor Wolfgang Reimer beim Kampagnenstart der Landesinitiative Blick­   www.verbraucherportal-bw.de Rubrik Verbraucherforschung/Umfragen
            punkt Ernährung zum Thema „Obst – der bunte Genuss“.

                                                                                                  Verbraucher-journal 2010/11                 7
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Gesundheit                    Lebensmittelüberwachung

                                    Aufmachung bemängelt
                                    Lebensmittelüberwachung auch bei Kosmetika aktiv

                                    Die amtliche Lebensmittelüberwachung kontrolliert auch, ob die Vorschriften für kosmetische
                                    Mittel eingehalten werden. Sachverständige mussten rund ein Viertel der in Baden-Württemberg
                                    gezogenen Proben von Kosmetika beanstanden – meistens wegen fehlerhafter Kennzeichnung.

                                    D     ie amtliche Lebensmittelüber-
                                          wachung kontrolliert nicht nur
                                    Lebensmittel und Bedarfsgegen-
                                                                           Karlsruhe. Überwacht werden alle
                                                                           Hersteller und Händler von kosme-
                                                                           tischen Mitteln.
                                                                                                                  

                                                                                                                  
                                                                                                                      dekorative Kosmetika (z. B. Lip-
                                                                                                                      penstift, Nagellack),
                                                                                                                      Düfte (z. B. Parfum, Deo),
                  Web-Links         stände, sondern auch Kosmetika.                                                  Zahn- und Mundpflegemittel
                                    Sie prüft, ob die gesetzlichen Vor-    Was sind kosmetische Mittel?               (z. B. Zahnpasta, Mundwasser).
                www.uabw.de
           www.service-bw.de        schriften für die Mittel zur Haut-     Unter Kosmetika werden alle Pro-
www.mlr.baden-wuerttemberg.de
                                    und Haarpflege eingehalten werden      dukte zusammengefasst, die äußer-      Sind kosmetische Mittel
                                    und überwacht die Herstellung und      lich oder in der Mundhöhle ange-       ­sicher?
                                    den Handel mit Kosmetika in Ba-        wendet werden und der Reinigung        Zum Schutz der Verbraucher wer-
                                    den-Württemberg. Dies dient dem        oder dem Schutz, der Parfümierung      den Kosmetika vom Hersteller re-
                                                                                                                  gelmäßig auf Verträglichkeit und
                                                                                                                  Wirkung überprüft, und zwar auf
                                                                                                                  allen Herstellungsstufen: von den
                                                                                                                  verwendeten Rohstoffen bis zum
                                                                                                                  fertigen Produkt. Jeder Herstel-
                                                                                                                  ler muss für jedes Produkt in ei-
                                                                                                                  ner Sicherheitsbewertung nachwei-
                                                                                                                  sen, dass sein Produkt bei bestim-
                                                                                                                  mungsgemäßer und vorhersehbarer
                                                                                                                  Anwendung für den Verbraucher
                                                                                                                  sicher ist. Die amtliche Kosmetik-
                                                                                                                  überwachung kontrolliert, ob die
                                                                                                                  zum Schutz der Verbraucher erlas-
                                                                                                                  senen Rechtsvorschriften auch tat-
                                                                                                                  sächlich eingehalten werden, und
                                                                                                                  überprüft, ob die Eigenkontrollsys­
                                                                                                                  teme funktionieren („Kontrolle der
                                                                                                                  Kontrolle“).
                                                                                                                  Für kosmetische Mittel gibt es be-
                                                                                                                  reits umfangreiche Regelungen, die
                                                                                                                  auf europäischem Gemeinschafts-
  Untersuchung von Tätowier­        Schutz des Verbrauchers vor Ge-        oder der Veränderung des Ausse-        recht beruhen. Mit der europä-
   mitteln im CVUA Karlsruhe
             Bild: CVUA Karlsruhe
                                    sundheitsschäden und vor Täu-          hens beziehungsweise des Körper-       ischen Verordnung Nr. 1223/2009
                                    schung oder Irreführung, sowie dem     geruchs dienen. Folgende Gruppen       über kosmetische Mittel, deren
                                    Schutz der redlichen Unternehmer       werden unterschieden:                  Vorschriften überwiegend ab 2013
                                    vor unseriöser Konkurrenz.              Hautreinigungsmittel (z. B. Seife,   anzuwenden sind, wird die Pro-
                                    Neben den zuständigen Lebensmit-          Duschgel),                          duktsicherheit bei diesen Erzeug-
                                    telüberwachungsbehörden in den          Hautpflegemittel (z. B. Haut-        nissen weiter erhöht.
                                    Land- und Stadtkreisen gibt es in         creme),                             Für Verbraucher gibt es darin einige
                                    Baden-Württemberg zwei Schwer-          Hautschutzmittel (z. B. Sonnen-      rechtliche Regelungen, die wichtige
                                    punktlaboratorien bei den Chemi-          creme),                             Informationen für den Alltag liefern:
                                    schen und Veterinäruntersuchungs-       Haarpflegemittel (z. B. Shampoo,      Viele Kosmetika enthalten In-

                                    ämtern (CVUAs) Freiburg und               Haarspray),                            haltsstoffe, die beim Menschen

                               8      Verbraucher-journal 2010/11
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Lebensmittelüberwachung                             Gesundheit

    allergische Reaktionen auslösen          kosmetischen, sondern vielmehr        Erfreulicherweise müssen auch bei
    können. Damit Allergiker schon           Arzneimittel.                         kosmetischen Mitteln nur ganz ver-
    vor Gebrauch des Produkts er-                                                  einzelt Proben als gesundheitsschäd-
    kennen, ob ein für sie problema-      Beanstandungen                           lich beanstandet werden. Häu­fig
    tischer Stoff enthalten ist, müssen   Bei kosmetischen Mitteln werden          handelt es sich hier um Beschwer-
    alle Bestandteile auf der Verpa-      jährlich knapp 2000 Proben in den        deproben, die von Verbrauchern
    ckung angegeben werden.               CVUAs Freiburg und Karlsruhe             wegen gesundheitlicher Probleme
   Für den Menschen gefährliche          untersucht. Rund ein Viertel die-        bei der zuständigen Behörde abge-
    oder gesundheitsschädliche Stof-      ser gezielt ausgewählten Proben          geben werden.
    fe wie beispielsweise Quecksil-       entsprechen nicht den Rechtsvor-         Was können Verbraucher tun, wenn
    ber oder Blei dürfen in kosmeti-      schriften und werden von den Prü-        sie während oder nach dem Einkauf
    schen Produkten nicht enthalten       fern beanstandet (vgl. Tabelle). Der     eines Kosmetikums feststellen, dass
    sein. Dasselbe gilt auch für Pflan-   weitaus überwiegende Teil der Be-        die Ware Anlass zur Beschwerde gibt?
    zen, die Gifte enthalten oder ver-    anstandungen betrifft bei kosme-         Im Online-Portal www.service-bw.de
    mehrt zu Allergien führen kön-        tischen Mitteln die Aufmachung.          wird unter „Verfahrensbeschreibung“,
    nen.                                  In den letzten Jahren betrug der         Stichwort Lebensmittelüberwachung,
   Zusätzlich müssen Angaben zu          Anteil dieser Mängel zwischen 80         erläutert, wie man vorgeht und wo-
    Herkunft (Hersteller, Impor-          und 90 Prozent der beanstande-           hin man sich wenden kann.
    teur), Verwendungszweck, Halt-        ten Proben.                                               Birgit Bienzle, MLR
    barkeits- und Lagerbedingungen
    gemacht werden.                               Organisation  der
                                                      Organisation derLebensmittelüberwachung
                                                                       Lebensmittelüberwachung
   Bei sachgemäßer und vorherseh-
    barer Anwendung dürfen Kos-                         Oberste Lebensmittelüberwachungsbehörde
    metika keine gesundheitsschädli-                        Ministerium für Ländlichen Raum und
                                                        Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR)                                   Bericht
    chen Wirkungen haben. Manche
    Arten von Kosmetika können je-
    doch bei unbeabsichtigter An-               4 Höhere Lebensmittelüberwachungsbehörden                                       Weisung
    wendung (z. B. wenn Haarfärbe-         Regierungspräsidien Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, Tübingen
    mittel in die Augen oder in den
    Mund gelangt) zu gesundheitli-
    chen Problemen führen. Bei sol-                                                    4 Untersuchungsämter (CVUA)
    chen Produkten müssen auf der                                               Stuttgart – Karlsruhe – Freiburg – Sigmaringen
                                                                              (Kosmetika: Schwerpunkt Karlsruhe und Freiburg)
    Verpackung zusätzlich Anwen-
    dungs- und Warnhinweise ange-                                             Gutachten                 Proben

                                                                                                                                                     Graphik: B. Bienzle
    bracht werden (z. B. „außerhalb
    der Reichweite von Kindern auf-                 44 Untere Lebensmittelüberwachungsbehörden
    bewahren“, „bei Augenkontakt                            35 Landkreise und 9 Stadtkreise
    sofort mit Wasser ausspülen“,
                                          Graphik: Birgit Bienzle, MLR
    „nur zur äußeren Anwendung                                  Gründe zur Beanstandung von Kosmetika
    geeignet“).                             Kosmetika                                       2010       2009       2008       2007             2006
   Um Verbraucher nicht zu täu-            Gesamtzahl der Proben                            1588      1918       1874       1798             2041
    schen, ist es verboten, irrefüh-        Zahl der beanstandeten Proben                    514        470        436       498              422
    rende Aussagen in der Werbung           Beanstandungsquote                              32 %       25 %       23 %       28 %             21 %
    oder auf Kosmetikprodukten              Beanstandungsgründe:
    zu machen, beispielsweise mit           ■ gesundheitsschädliche Eigenschaften *           24         3          3           0              1
    Wirkungen zu werben, die nicht          ■ sonst. Zusammensetzung, Beschaffenheit *        66        73         44         60               90
    nachgewiesen sind.                        Anteil der Beanstandungen aufgrund Zu­
                                                                                             16 %      13 %        9%        9%               18 %
   Ferner dürfen kosmetische Mittel          sammensetzung bzw. Beschaffenheit (in %)
                                            ■ Kennzeichnung, Aufmachung *                    476        496        490        574             412
    keine Angaben zu krankheitslin-
    dernden Wirkungen haben. Pro-             Anteil der Beanstandungen aufgrund
                                                                                            84 %       87 %       91 %       91 %             82 %
                                              Kennzeichnung/Aufmachung (in %)
    dukte zur Linderung und Verhü-          *) Durch Zusammentreffen mehrerer Beanstandungsgründe bei einer Probe kann die Anzahl der Beanstan­
    tung von Krankheiten sind keine            dungsgründe höher sein als die der beanstandeten Proben.

                                                                                      Verbraucher-journal 2010/11           9
Wir machen die Verbraucher stark! - Verbraucher-Journal 2010/11 X inFormationen zur Verbraucherpolitik - Ministerium für Ländlichen ...
Gesundheit                    Lebensmittelüberwachung

                            Sind Tattoos auch Kosmetika?
                            Untersuchungen zeigen: Verbraucherschutz unzureichend

                            Zum Schutz der Gesundheit von Verbrauchern führte die amtliche Lebensmittelüber­
                            wachung eine Untersuchung von Tätowierfarben durch. Die erschreckende Bilanz:
                            Nur fünf Prozent der Proben waren ohne Mangel.

                            D      ie Chemischen und Vete-
                                   rinäruntersuchungsämter
                            (CVUAs) Freiburg und Karlsruhe ha-
                                                                   dekorative Kosmetika der Verschö-
                                                                   nerung der Haut, aber sie werden
                                                                   nicht – wie es die Definition für kos-
                                                                                                            Regelungen bezieht. Zum Beispiel
                                                                                                            dürfen Stoffe, die nach der Kos-
                                                                                                            metikverordnung für kosmetische
         Web-Links          ben 2010 ein Untersuchungsprojekt      metische Mittel vorsieht – äußerlich     Mittel verboten sind, nicht einge-
        www.uabw.de        „Täto­wierfarben rot, orange, gelb“    auf die Haut aufgebracht, sondern        setzt werden. Zudem gibt es eine
       > Tätowiermittel
                            durchgeführt und 38 Proben von Tä-     in tiefe Hautschichten gestochen.        Liste verbotener Farbstoffe. So ist
                            towierfarben analysiert. Die Bilanz                                             der Einsatz von Azofarbstoffen, die
                            war erschreckend – auch angesichts     Vorschriften unzureichend                krebserzeugende Amine abspalten,
                            des starken Modetrends „Tattoo“: Ein   Allerdings gelten in Deutschland         untersagt.
                            Drittel der untersuchten Farben ent-   die für kosmetische Mittel betref-       Die Rechtsvorschriften auf dem
                            hielt nicht erlaubte Substanzen, die   fenden Vorschriften des Lebens-          Gebiet der Tätowiermittel sind für
                            Hälfte hiervon gesundheitsschäd-       mittel- und Futtermittelgesetzbuchs      einen wirksamen Verbraucherschutz
                            liche Stoffe (aromatische Amine,       (LFGB) auch für Mittel zum Täto-         weder national noch auf europäi-
                            Nitrosamine, Phenol). Technische       wieren und Permanent-Make-up.            scher Ebene ausreichend. Baden-
                            Farben, die beispielsweise in Auto-    Das heißt, sie dürfen die Gesund-        Württemberg hat aufgrund der ak-
                            lacken verwendet werden, waren in      heit der Verbraucher nicht gefähr-       tuellen Untersuchungsergebnisse
                            zwei Drittel der Tätowierfarben ent-   den und sie dürfen die Verbraucher       eine Initiative beim Bundesrat zur
                            halten. Die Kennzeichnung war bei      nicht täuschen. Die Kosmetikver-         Verbesserung dieser unbefriedigen-
                            zwei Drittel der Proben unvollstän-    ordnung, die die Details im Hin-         den Situation gestartet. Die Über-
                            dig. Nur zwei der 38 untersuchten      blick auf stoffliche Zusammenset-        wachungsbehörden und Untersu-
                            Proben (entspricht fünf Prozent) wa-   zung und Kennzeichnung regelt,           chungsämter werden die Problema-
                            ren korrekt gekennzeichnet und oh-     ist aber für diese Produkte nicht        tik auch in den kommenden Jahren
                            ne nachgewiesene gesundheitlich        anwendbar. Für diese Produkte gilt       weiterverfolgen.
     „Arbeitsplatz“ in
 einem Tattoo-Studio.       bedenkliche Bestandteile!              seit dem 1. Mai 2009 die Tätowier-       Die CVUAs haben eine Leitlinie für
  Tattoos werden mit        Tätowierfarben sind nach rechtli-      mittelverordnung, die sich an der        Betreiber von Tattoo- und PMU-
Nadeln unter die Haut
   gestochen (rechts)
                            cher Definition keine kosmetischen     Kosmetikverordnung orientiert            Studios auf ihrer Website veröffent-
   Bilder: CVUA Karlsruhe   Mittel. Sie dienen zwar ebenso wie     bzw. sich auf einige der dortigen        licht.          Birgit Bienzle, MLR

                     10       Verbraucher-journal 2010/11
Lebensmittelüberwachung                                 Gesundheit

Recht auf Auskunft
Erste Erfahrungen mit dem Verbraucherinformationsgesetz

Meldungen über Gammelfleisch oder krebserregende Stoffe in Bedarfsgegenständen
­sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Verbraucher, die wissen möchten, welche ­Produkte
 betroffen sind oder wer die Anbieter der Waren sind, haben mit dem Verbraucher­
 informationsgesetz (VIG) ein Recht auf Auskunft.

Z     um 1. Mai 2008 trat das umstrit-
      tene Verbraucherinformations-
gesetz (VIG) in Kraft. Damit hat nun
                                          nach dem Lebensmittel- und Futter-
                                          mittelgesetz (LFGB) kostenfrei. Bei
                                          allen anderen Auskünften sind kos-
                                                                                   die lange Bearbeitungszeit vonsei-
                                                                                   ten der Behörden kritisierten.
                                                                                                                              Web-Links
erstmals jedermann einen Rechtsan-        tendeckende Gebühren und Aus-            Neuer Gesetzesentwurf
                                                                                                                              www.vigwirkt.de
spruch auf Informationen zu Lebens-       lagen fällig, die sich auf 30 bis 250    Im Mai 2010 erfolgte die Evaluierung
mitteln und Futtermitteln sowie zu        Euro belaufen – in Einzelfällen aber     des Gesetzes. Die Folgerungen dar-
Gegenständen des täglichen Bedarfs        auch mehr. Die Erhebung von Ge-          aus und der Anfang Januar 2011 von
– beispielsweise Spielwaren, Klei-        bühren war bisher die Ausnahme.          Bundesministerin Ilse Aigner vor-
dung oder Reinigungsmittel. Mit           In der täglichen Verwaltungs- und        gestellte Aktionsplan „Verbraucher-
dem VIG soll eine höhere Transpa-         Vollzugspraxis zeigte sich die prak-     schutz in der Futtermittelkette“ so-
renz und Lebensmittelsicherheit er-       tische Umsetzung der sechs Paragra-      wie die gemeinsame Erklärung der
reicht werden. Die Behörden haben         phen des VIG teilweise als schwie-       Sonderkonferenz der Verbraucher-
jedoch keine „Informationsbeschaf-        rig. So können von der Antragstel-       schutzminister- und Agrarminister-
fungspflicht“, das VIG ist bildlich ge-   lung bis zur Informationsheraus-         konferenz vom 18. Januar 2011 wur-
sprochen eher der „Schlüssel“ zu den      gabe mehrere Monate vergehen,            den in einen neuen Gesetzesentwurf
bei Behörden bereits vorliegenden         mitunter wurden im Rahmen eines          eingearbeitet. Ziel ist, damit die akti-
Informationen.                            Verfahrens bis zu einhundert Drit-       ve Information der Öffentlichkeit zu
                                          te beteiligt. Das VIG in seiner jetzi-   verbessern, die Bürgerfreundlichkeit
Schriftlicher Antrag                      gen Fassung wird von privaten Ver-       bei der Bearbeitung individueller
In den vier baden-württembergi-           brauchern kaum genutzt. Die meis-        Anfragen zu erhöhen und die Ver-
schen Chemischen- und Veteri-             ten Anträge mit umfangreichen und        waltungsverfahren zu straffen. Au-
näruntersuchungsämtern (CVUA)             dezidierten Fragestellungen reichten     ßerdem ist vorgesehen, den Anwen-
Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und        bisher Verbraucherschutzorganisa-        dungsbereich künftig auf alle Ver-
Sigmaringen gingen seit Inkrafttre-       tionen oder Journalisten ein, die        braucherprodukte – wie beispiels-
ten des Gesetzes insgesamt 78 An-         danach oft die Gebührenfrage oder        weise Elektrogeräte – zu erweitern.
fragen nach dem VIG ein.                                                                  Daniela Bolay, CVUA Stuttgart
Will ein Verbraucher Informatio-
nen erhalten, hat er bislang einen
schriftlichen Antrag zu stellen, der
in der Regel innerhalb eines Monats
bearbeitet sein muss. Bei Anhörung
eines Dritten, wenn beispielswei-
se personenbezogene Daten oder
Betriebs- und Geschäftsgeheim-
nisse eines Lebensmittelunterneh-
mers berührt sind, verlängert sich
die Frist auf zwei Monate. In Aus-
nahmefällen schränkt das VIG die
Heraus­gabe von Informationen an
Verbraucher ein.                                                                                                              Website des Bundes­
                                                                                                                              ministeriums für Ernährung,
Nach dem derzeitigen VIG sind le-                                                                                             Landwirtschaft und Ver­
diglich Auskünfte über Verstöße                                                                                               braucherschutz

                                                                                     Verbraucher-journal 2010/11              11
Gesundheit                 Lebensmittelmittelüberwachung

                                 Aktuelle Warnhinweise
                                 Lebensmittel- und Produktwarnungen für die Öffentlichkeit

                                 Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz veröffentlicht auf seiner Web-
                                 seite regelmäßig aktuelle Informationen oder öffentliche Warnungen zu beanstandeten und
                                 risikobehafteten Lebensmitteln und Produkten, die sich in Baden-Württemberg auf dem
                                 Markt befinden und bereits an Verbraucher abgegeben wurden.

                   Web-Links
                                 T     rotz aller Kontrollen bleibt ein
                                       Restrisiko, dass Lebensmittel,
                                 Futtermittel, Bedarfsgegenstände
                                                                             Es besteht der hinreichende Ver-
                                                                              dacht, dass ein Gesundheitsrisi-
                                                                              ko bestehen kann oder gegen le-
                                                                                                                    In diesen Fällen ist eine Information
                                                                                                                    der Öffentlichkeit nur zulässig, nach-
                                                                                                                    dem die Belange der Betroffenen
            www.service-bw.de    oder kosmetische Mittel in den Han-          bensmittelrechtliche Vorschriften     mit den Interessen der Verbraucher
www.mlr.baden-wuerttemberg.de    del gelangen, die die Gesundheit             verstoßen wurde, die dem Schutz       an der Veröffentlichung abgewogen
     > Aktuelles/Warnhinweise
www.mlr.baden-wuerttemberg.de    oder die Sicherheit der Verbraucher          der Verbraucher vor Täuschung         wurden. Außerdem darf die Behörde
     > Alle Warnhinweise (PDF)   gefährden. Wenn ein solches Pro-             dienen und der Verstoß nicht un-      die Öffentlichkeit nur informieren,
   www.lebensmittelwarnung.de
             (noch im Aufbau)    dukt auf dem Markt ist und bereits           erheblich ist.                        wenn andere ebenso wirksame Maß-
                                 an die Verbraucher abgegeben wur-           Es liegen im Einzelfall hinreichen-   nahmen nicht oder nicht rechtzeitig
                                 de, bleibt neben der Rückrufaktion           de Anhaltspunkte dafür vor, dass      getroffen werden können oder die
                                 des Herstellers nur noch die unver-          von einem Erzeugnis eine Gefähr-      Verbraucher nicht erreichen.
                                 zügliche öffentliche Warnung. Die            dung für Sicherheit und Gesund-
                                 auf der Webseite veröffentlichten In-        heit ausgeht oder ausgegangen ist.    Zeitlich befristet
                                 formationen stammen daher sowohl            Ein nicht gesundheitsschädliches,     Sobald das Produkt nicht mehr in
                                 von den Unternehmen als auch von             aber zum Verzehr ungeeignetes,        den Verkehr gelangt und nach der
                                 der amtlichen Lebens- und Futter-            insbesondere ekelerregendes Le-       Lebenserfahrung davon auszuge-
                                 mittelüberwachung und haben über-            bensmittel ist in größeren Men-       hen ist, dass es zwischenzeitlich ver-
                                 regionale Bedeutung.                         gen oder über einen längeren          braucht ist, dürfen keine Warnungen
                                                                              Zeitraum in geringeren Mengen         mehr veröffentlicht werden. Daher
                                 Gründe für die ­Veröffentlichung             in den Verkehr gelangt.               löschen die Sachbearbeiter des Mi-
                                 Eine Information der Öffentlich-            Es ist anzunehmen, dass redliche      nisteriums die entsprechenden Ein-
                                 keit durch die Behörden darf ge-             Hersteller oder Vertreiber gleich-    träge auf der Internetseite nach Ab-
                                 mäß dem Lebensmittel- und Fut-               artiger Erzeugnisse ohne Informa-     lauf des Mindesthaltbarkeitsdatums
                                 termittelgesetzbuch (LFGB, § 40)             tion über das beanstandete Er-        und unter Berücksichtigung eines Si-
                                 insbesondere nur in folgenden Fäl-           zeugnis erhebliche Nachteile er-      cherheitszeitraums aus der Tabelle.
                                 len erfolgen:                                leiden können.                                         Birgit Bienzle, MLR

              Internet

                    Neue Plattform geplant
            Die Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz
            (LAV) hat umfangreiche Maßnahmen erarbeitet, um
            die Verbraucher zukünftig noch besser vor beanstan­
            deten und risikobehafteten Lebensmitteln zu infor­
            mieren und zu warnen. Der im Rahmen des Dioxin-
            Skandals erarbeitete Aktionsplan „Verbraucherschutz
            in der Futtermittel-Kette“ greift den LAV-Beschluss
            vom Juni 2010 auf, für alle Länder ein gemeinsames
            Internetportal www.Lebensmittelwarnung.de ein­
            zurichten. Das neue Portal soll noch im Laufe des
            Jahres 2011 bereitgestellt werden und die bisherigen
            Warnungen vor unsicheren Lebensmitteln zusätzlich
                                                                                                                                                             Bild: MLR

            bundesweit bündeln.

                          12        Verbraucher-journal 2010/11
Lebensmittelmittelüberwachung                                 Gesundheit

Global kontrollieren – lokal handeln
Europäische Schnellwarnsysteme zur Lebensmittelüberwachung

Angesichts der zunehmenden Warenströme in der eng vernetzten Welt ist es für die amt-
liche Lebensmittelüberwachung kaum noch möglich, ohne globale Sicht lokal erfolgreich zu
arbeiten. Zwei europäische Schnellwarnsysteme haben sich als Hilfsmittel bewährt.

W        enn Futtermittel, Lebens-
         mittel oder Lebensmittelbe-
darfsgegenstände verunreinigt sind
                                         Besteht der Verdacht, dass Lebens-
                                         oder Futtermittel, von denen ge-
                                         sundheitliche Risiken ausgehen
                                                                                  nicht auf den Markt gelangt oder
                                                                                  nicht mehr in Verkehr ist.
                                                                                Grenzzurückweisungen, wenn            Web-Links
oder andere gesundheitliche Risi-        können, auch nach Baden-Würt-            bei einer Grenzkontrolle ein Ri-     Für Lebens- und Futtermittel:
ken für den Verbraucher von ihnen        temberg geliefert wurden, infor-         siko festgestellt wurde und die      www.bvl.bund.de > Europäische
                                                                                                                       Schnellwarnsysteme > RASFF
ausgehen können, müssen die be-          miert das BVL unverzüglich die zu-       betroffene Lieferung in das Her-     www.ec.europa.eu/food
troffenen Behörden Informationen         ständige baden-württembergische          kunftsland zurückgesendet oder       (RASFF/ publications)

unverzüglich öffentlich machen, um       Kontaktstelle. Und weil Schnell-         an Ort und Stelle vernichtet wird.   Für Verbraucherprodukte:
                                                                                                                       www.baua.de > Geräte- und
den Schutz der Verbraucher sicher-       warnungen tagesaktuell bearbeitet      Die nach Eingang einer Original-      ­Produktsicherheit
zustellen. Für viele Behörden ist es     werden, können betroffene Erzeug-        meldung ergriffenen Maßnahmen        www.ec.europa.eu/consumers
                                                                                                                       (RAPEX > Latest Product War­
daher wichtig, schnell die notwendi-     nisse wenn nötig umgehend sicher-        oder weitere Informationen wer-      nings
gen Informationen zu erhalten, um        gestellt werden. Auch Rückrufaktio-      den als Folgemeldungen ins Sys-
darüber entscheiden zu können, ob        nen seitens der Wirtschaft werden        tem eingegeben.
und gegebenenfalls welche Maßnah-        durch die örtlich zuständigen Be-     Die Zahl aller Meldungen stieg von
men vor Ort zur Gewährleistung der       hörden überwacht.                     1998 mit 304 Meldungen bis 2010
Lebensmittelsicherheit und Gesund-       Je nach Gefahr und Dringlichkeit      auf über 7000 Meldungen kräftig
heit des Verbrauchers zu treffen sind.   sind unterschiedliche Arten von       an. Baden-Württemberg meldete
                                         Meldungen im Gebrauch:                2010 in 131 Fällen Gefährdungen der
RASFF für                                 Warnmeldungen, wenn die Le-         Lebensmittelsicherheit an das EU-
Lebens- und Futtermittel                    bens- bzw. Futtermittel, von       Schnellwarnsystem RASFF, davon
Innerhalb der Europäischen Union            denen eine Gefahr ausgeht, auf     57 Originalmeldungen und 74 Fol-
sorgt das Schnellwarnsystem RASFF           dem Markt sind.                    gemeldungen. Damit stellte Baden-       Organigramm für RASFF-Mel­
                                                                                                                       dungen zu Lebensmitteln und
(Rapid Alert System Food and Feed)        Informationsmeldungen, wenn         Württemberg mit 14 Prozent bun-         Futtermitteln in Europa
für Lebensmittel und Futtermittel           das gefährliche Produkt noch       desweit die zweitmeisten RASFF-         Bild: RASFF-Jahresbericht 2009

für die schnelle Weitergabe von In-
formationen: Wenn beispielswei-
se im Rahmen der amtlichen Kon-
trolle im Land ein Risiko für die
menschliche Gesundheit ermittelt
wird, erstellt die örtliche Kontroll-
behörde eine RASFF-Meldung über
den Sachverhalt und die ergriffe-
nen Maßnahmen und übermittelt
diese an die baden-württembergi-
sche Kontaktstelle im Ministerium
für Ländlichen Raum und Verbrau-
cherschutz. Die Meldung wird von
der Kontaktstelle des Landes an das
Bundesamt für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit (BVL)
weitergeleitet und von da an die
EU übermittelt. (Beispiel Dioxin,
vgl. Kasten S. 14)

                                                                                 Verbraucher-journal 2010/11           13
Gesundheit             Lebensmittelüberwachung

  Beispiele

 RASFF und RAPEX in der Praxis
 RASFF – „Dioxin-Skandal“ in Deutschland
 Die EU-Kommission hat Deutschland ausdrücklich für
 seine Informationspolitik beim Dioxin-Skandal gelobt.

                                                                                                                                              Bild: F. Wöhrlin
 Die deutschen Behörden informierten die zuständige
 EU-Behörde bereits am 27. Dezember 2010. Einen Tag
 später ging die Warnung von den verunreinigten Futter­
 mitteln an alle EU-Mitgliedstaaten. Die EU-Dienststel­
                                                          Untersuchungen in Eiern ergaben: keine erhöhte Belastung durch Dioxine
 len und die deutschen Behörden waren in ständigem
 Kontakt. Deutschland hat täglich den Sachstand an        Meldungen. Dies zeigt, dass die           tem, die Bundesanstalt für Arbeits-
 das RASFF übermittelt. Das Schnellwarnsystem für         Le­bensmittelüberwachung in Ba-           schutz und Arbeitsmedizin (BAuA),
 Lebens- und Futtermittel (RASFF) wie auch die Rück­      den-Württemberg dieses Informa-           weiter. Die BAuA veröffentlicht
 verfolgbarkeitsmechanismen auf EU-Ebene haben ihre       tionsinstrument konsequent nutzt.         diese Meldungen wöchentlich auf
 Wirksamkeit bewiesen.
                                                                                                    ihrer Internet-Seite und tauscht die
 RAPEX – schädliches Haarglättungsmittel                  RAPEX für                                 Daten mit der EU-Kommission aus.
                                                          Verbraucher­produkte                      Die örtlichen Behörden für Lebens-
 Die Überwachungsbehörden des Landes sind durch
 RAPEX-Meldungen aus Irland auf Haarglättungsmittel       Als zweites EU-Schnellwarnsystem          mittelüberwachung in Baden-Würt-
 aufmerksam geworden, die 2010 als Neuheit über das       existiert das RAPEX (System for the       temberg entnehmen Proben und
 Internet vertrieben wurden, aber auch in manchen
                                                          RAPid EXchange of information)            untersuchen Kosmetika, Gegenstän-
 Friseursalons Anwendung fanden. Eigene Recherchen
 ergaben, dass die Produkte aus Brasilien und den USA
                                                          für alle gefährlichen Verbraucher-        de des täglichen Bedarfs sowie Kin-
 stammen und mit Begriffen wie „aus Brasilien“ oder       produkte, ausgenommen Nahrungs-           derspielzeug auf chemische Gefah-
 „mit Kreatin“ in Verbindung mit einem „Haarglättungs­    und Arzneimittel sowie medizini-          ren (vgl. Kasten). Seit Einführung
 effekt“ beworben wurden.                                 sche Geräte. Unter Verbraucherpro-        dieses Informationssystems 2004
 Nachdem auch in einzelnen                                dukten sind Fahrzeuge, Geräte wie         stieg die Zahl der jährlich als gefähr-
 Verdachtsproben Formalde­
                                                          Bohrmaschinen, aber auch Kosmeti-         lich eingestuften Produkte ständig
 hydgehalte von rund zwei
 Promille bestimmt werden
                                                          ka sowie Gegenstände des täglichen        an. Der Trend der vergangenen Jahre
 konnten, warnte das Minis­                               Bedarfs wie Textilien, Haarbürsten        setzt sich fort: Mit aktuell 1959 Pro-
 terium für Ländlichen Raum                               und Kinderspielzeug zu verstehen.         duktwarnungen auf der RAPEX-Wo-
 und Verbraucherschutz im                                 RAPEX ermöglicht einen schnellen          chenliste der Europäischen Kom-
 Oktober 2010 die Öffentlich­                             Informationsaustausch zwischen Mit-       mission für das Jahr 2010 zeigt sich
 keit vor derartigen Produk­
                                                          gliedstaaten und Kommission über          im Vergleich zum Vorjahr ein deut-
 ten. Sie können die Gesund­
 heit schädigen und wurden
                                                          jene Maßnahmen, die zur Vermei-           licher Anstieg von knapp 17 Prozent.
 deshalb vom Markt genom­                                 dung oder Einschränkung der Ver-
                                                          marktung oder Verwendung von ge-          Fazit
 men. Selbstverständlich
 erhielten die Behörden der                               fährlichen Produkten getroffen wur-       Die Zunahme der Meldungen lässt
 anderen Mitgliedstaaten die                              den. Dabei erfasst RAPEX sowohl           vermuten, dass deutlich mehr ge-
 baden-württembergischen
                                                          Maßnahmen der einzelstaatlichen           fährliche Lebensmittel und Ver-
 Ergebnisse als RAPEX-Mel­
 dungen und sie wurden
                                                          Behörden als auch freiwillige Maß-        brauchsgüter auf die europäischen
 auf der RAPEX-Seite der                                  nahmen der Hersteller und Händler.        Märkte gelangt sind. Es kann aber
 Europäischen Kommission                                  RAPEX-Meldungen betreffen nur             auch ein Hinweis dafür sein, dass die
 veröffentlicht.                                          in einigen Fällen die Lebensmittel-       beiden Schnellwarnsysteme immer
 Eine Überprüfung des Markt­ Dieses Haarglättungsmittel   überwachung, etwa bei der mikro-          besser funktionieren: Strengere Kon-
 angebots im Januar 2011 erwies sich als gesund­
                                                          biologischen Kontamination von            trollen, zielgerichtete Marktstudien
 zeigte ein erfreuliches Er­ heitsschädlich und wurde
 gebnis: Die Untersuchungs­
                                vom Markt genommen.       kosmetischen Produkten oder bei           zu bestimmten Produkten, ein ge-
                                Bild: CVUA Karlsruhe
 ämter fanden in den hiesigen                             überhöhten Bleigehalten in Spiel-         stiegenes Problembewusstsein und
 Friseursalons keine gefährlichen Produkte mit erhöhten   zeug. Das BVL nimmt solche Mel-           erhöhte Anforderungen durch die
 Formaldehydgehalten mehr. Das Beispiel zeigt: Die In­    dungen der obersten Lebensmittel-         Rechtslage sorgen dafür, dass immer
 formationssysteme zwischen den Behörden in Europa        überwachungsbehörden entgegen             mehr unsichere Produkte als solche
 funktionieren und die Überwachung zeigt Wirkung!
                                                          und leitet diese an die deutsche          erkannt und beanstandet werden.
                                   Birgit Bienzle, MLR
                                                          Kontaktstelle für das RAPEX-Sys-                            Birgit Bienzle, MLR

             14        Verbraucher-journal 2010/11
Lebensmittelüberwachung                           Gesundheit

Dioxin: Vom Tierfutter in unser Essen?
Vorsicht ist geboten – trotz deutlich gesunkener Belastungen

Jeder einzelne Dioxinskandal überlagert eine erfreuliche langfristige Entwicklung:
Die ­Belastung des Menschen mit Dioxinen und Polychlorierten Biphenylen (PCB) ist in den
­letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Doch was sind Dioxine, wo kommen
 sie her und wie wirken sie sich im menschlichen Körper aus?

U      m 80 Prozent ist die Dioxinbe-
       lastung der Frauenmilch – sie
gilt als Indikator für die Belastung
                                         tel, die in größeren Mengen verzehrt
                                         werden, auch bei geringer Dioxinbe-
                                         lastung eine Bedeutung. Aus dem
                                                                                gen nach sich ziehen. In Baden-
                                                                                Württemberg werden umfangreiche
                                                                                Untersuchungen von Lebensmitteln      Web-Links
des Menschen – seit 1985 zurück-         Verzehrverhalten und der Belastung     und Futtermitteln durchgeführt und    www.ua-bw.de
gegangen. Das hat das Bundesin-          verschiedener Lebensmittelgruppen      über www.ua-bw.de veröffentlicht.     www.bfr.bund.de

stitut für Risikobewertung jüngst        ergibt sich, dass Milchprodukte am     Um die Belastung des Menschen zu
festgestellt. Grund ist die Verringe-    meisten zur Belastung beitragen, ge-   minimieren, muss der Eintrag der
rung der Umweltbelastung mit den         folgt von Fleisch und Fischen. Ge-     Schadstoffe in die Nahrungskette
schädlichen Stoffen seit den 1990er-     sundheitsfolgen können Störungen       möglichst gering gehalten werden.
Jahren. Dioxine fallen ungewollt         der Reproduktionsfunktion, des Im-     Da etwa 90 Prozent der Dioxine und
bei chemischen Prozessen oder bei        mun- und Nervensystems sowie des       PCB über Lebensmittel tierischer
der Verbrennung chlorhaltiger Ver-       Hormonhaushalts sein. Einige Di-       Herkunft aufgenommen werden,
bindungen an. Sie sind ebenso wie        oxinverbindungen gelten als Tumor-     sind Futtermittel ein wichtiger An-
PCB sehr schwer abbaubar und gut         promotoren. Das sind Substanzen,       satzpunkt. Ins Futter können erhöh-
fettlöslich. Dadurch reichern sie sich   die – ohne selbst krebsauslösend zu    te Dioxinmengen über Altfette und
in der Nahrungskette über die Fet-       sein – die Krebshäufigkeit erhöhen,    technische Fette, Bindemittel wie
te in tierischen Lebensmitteln bis       wenn ein Organismus krebserregen-      Kaolinit-Ton oder Trocknungspro-
zum menschlichen Organismus an.          den Substanzen ausgesetzt ist.         zesse gelangen. Untersuchungen auf
Als besonders dioxin- und PCB-be-                                               Dioxine in Futtermitteln werden im
lastet gelten Schafleber, Lebertran,     Kontrolle der Nahrungskette            Land seit rund zehn Jahren durchge-
Dorschleber, Wild oder Wildgeflü-        EU-weit gelten einheitliche Dioxin-    führt. Die etwa 120 Proben pro Jahr
gel. Da diese Produkte nur in gerin-     Höchstgehalte für Lebensmittel und     ergeben nur sehr selten Höchstwert­
gen Mengen verzehrt werden, ist ihr      Futtermittel. Unterhalb der Höchst-    überschreitungen – von 2007 bis       Umweltgifte können über
                                                                                                                      Futtermittel in die Nah­
Beitrag zur Gesamtbelastung eher ge-     werte gibt es „Auslösewerte“, de-      2010 wurden gar keine festgestellt.   rungskette gelangen.
ring. Umgekehrt haben Lebensmit-         ren Überschreitung Nachforschun-                 Bernhard Eckstein, MLR      Bild: DBtale/Fotolia

   Spektrum

     Entwarnung bei Dioxin in Futterfetten
 In Schleswig-Holstein wurden im Dezember 2010 Dioxin-Verunreinigun­
 gen von pflanzlichem Futterfett festgestellt. Technische Fette mit hohem
 Dioxingehalt waren in pflanzliche Futterfette eingemischt worden. Die
 damit hergestellten Futtermittel gelangten in Geflügel-, Schweinemast-,
 Legehennen- und Milcherzeugerbetriebe. Die Überwachungsbehörden
 der Bundesländer untersuchten aus betroffenen Betrieben Produktproben
 auf Dioxin. Ergebnis: Die Dioxinwerte von Fleisch von Schweinen und
 Legehennen sowie von Eiern lagen nur bei wenigen Proben über den
 EU-Höchstgehalten. Bei Milch und Fleisch von Mastgeflügel gab es kei­
 ne Überschreitungen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung erwartet
 weder eine unmittelbare noch eine langfristige gesundheitliche Beein­
 trächtigung für die Verbraucher – selbst wenn Eier oder Fleisch mit den
 höchsten gemessenen Dioxinwerten über längere Zeit verzehrt würden.
 Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

                                                                                  Verbraucher-journal 2010/11         15
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