#WirfuerStudierende - Das Jubiläums- Heft! Das Magazin des Deutschen Studentenwerks - Deutsches Studentenwerk
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www.studentenwerke.de 4/2021 Das Magazin des Deutschen Studentenwerks 100 Das Jubiläum Heft! s - #WirfuerStudierende
Unser Credo lautet: Ein Studium muss möglich sein, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern, unabhängig vom sozialen Status. Wir stehen für Chancengleichheit, für Bildungsauf- stieg und soziale Mobilität. Diese Werte machen die 100 Jahre alten Studierendenwerke und ihren politischen Verband so modern, so aktuell, so systemrelevant
EDITORIAL #WIRFUER D STUDIERENDE ieses DSW-Journal kommt anders daher als sonst. Der Grund: Wir begehen so 100 Jahre Deutsches Studenten- werk. #WIRFUERSTUDIERENDE: Am 19. Februar 1921 wurde in Tübingen die „Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e. V.“ ins Leben ge- rufen, mit Sitz in Dresden, als Dach- re alten Studierendenwerke und ihren politischen Verband so verband der zuvor ab 1919 unter an- modern, so aktuell, so systemrelevant. Wir freuen uns sehr, derem in Dresden, Bonn oder Mün- dass das auch unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier chen gegründeten, von Studierenden so sieht_S. 6 und Lehrenden getragenen „Studen- Die Studierendenwerke sind seit 100 Jahren das soziale tenhilfen“. Aus diesen Hilfen wurden Rückgrat des deutschen Hochschulsystems. Das deutsche die Studenten- und Studierenden- „Modell Studierendenwerk“ hat sich in der institutionellen Ar- werke, aus der „Wirtschaftshilfe“ das beitsteilung mit den Hochschulen absolut bewährt. Zahlreiche Deutsche Studentenwerk. Partnerinnen und Partner aus Politik und Wissenschaft wür- Von Selbsthilfeinitiativen zu den digen das, unter ihnen der grüne Bundestagsabgeordnete Kai sozialen Dienstleistungsunterneh- Gehring. Er schreibt: „Studium ohne Studierendenwerke wä- men des öffentlichen Bildungssek- re wie Nudeln ohne Pesto, WG-Küche ohne Putzplan, Bahn- tors, die die Studenten- und Studie- fahren ohne Semesterticket, BAföG ohne Neustart“_S. 38 rendenwerke heute sind: Diesen his- #WIRFUERSTUDIERENDE: Die Studierendenwerke dienen torischen Bogen spannen wir mit dem Wohl der Studierenden, aber auch dem Wohl der Hoch- dieser Ausgabe DSW-Journal. Der schulen, der Hochschul-Städte – und letztlich auch dem Wohl Bildungsjournalist Armin Himmel- unserer Gesellschaft. Diese wird durch die Pandemie zu einem rath hat für uns Highlights aus unse- „Lernprozess wider Willen“ gezwungen und muss „soziale Kri- rer 100-jährigen Geschichte festge- senkompetenz“ entwickeln, schreibt der Sozialpsychologe halten; in einer großen Foto-Strecke Harald Welzer in seinem Gastbeitrag_S. 40 vergleichen wir gestern und heute, Wir blicken in diesem DSW-Journal auch nach vorne – in und drei ehemalige DSW-Präsiden- eine nahe Zukunft, die sich neben der Pandemie der Heraus- ten und DSW-Generalsekretäre zie- forderung Erderwärmung stellen muss. Die Meeres- und Kli- hen politische Bilanz_S. 12 mafolgen-Forscherin Antje Boetius sieht auch das Hoch- Studierende und Lehrende, die schulsystem in der Pflicht, dem Klimawandel zu begegnen. gemeinsam mit Bürgerinnen und Sie sagt im Interview: „Wir alle benötigen mehr Wissen über Bürgern anpacken, gegen Hunger, unsere Umwelt und die Auswirkungen unseres Handels auf gegen Wohnungsnot, und die zu- das globale Klima. Die Hochschulen (…) eignen sich hervorra- sammenarbeiten, damit Studieren gend als Orte für die Debatte und den Entwurf von gelingt: Das ist gleichsam die Ge- Zukunftsvisionen“_S.42 burtsstunde der Studierendenwerks- Bewegung. Unser Credo seitdem: Ein Eine anregende Lektüre dieser besonderen Ausgabe Studium muss möglich sein, unab- DSW-Journal wünscht Ihnen hängig vom Geldbeutel der Eltern, Ihr Foto: Kay Herschelmann unabhängig vom sozialen Status. #WIRFUERSTUDIERENDE: Wir Matthias Anbuhl stehen für Chancengleichheit, für Matthias Anbuhl Bildungsaufstieg und soziale Mobili- Generalsekretär/Vorstand des Deutschen Studentenwerks tät. Diese Werte machen die 100 Jah- matthias.anbuhl@studentenwerke.de DSW JOURNAL 4/20213
Das Magazin des Deutschen Studentenwerks Heft 4 Dezember 2021 #WirfuerStudierende »Es ist das große Verdienst der Studierendenwerke, dass sie sich einmischen und Studierenden eine 16 Stimme geben« Von Selbsthilfeinitiativen zu sozia- len Dienstleistungsunternehmen: Schlaglichter aus 100 Jahren Studierendenwerke 6 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratuliert Fotos: picture alliance | ullstein-bild | DSW | Kay Herschelmann 24 12 Zeitzeugen: Drei Ex-Präsidenten und drei Ex-Generalsekretäre ziehen Bilanz Mensa früher, Mensa heute Geschichte in Bildern 4 DSW JOURNAL 4/2021
INHALT INTERVIEW »Es ist für uns nicht wirklich vorstellbar, wie sich das Leben und Studieren in einer 3-Grad-Welt anfühlt – die enorm krisengeschüttelt sein wird« 42 Die Meeres- und Klimafolgen-Forscherin Antje Boetius verteidigt das 1,5-Grad-Ziel als »ein ethisches Ziel der Völkergemeinschaft auf Basis der Menschenrechte« »Der dringende Wunsch, Fotos: Alfred-Wegener-Institut/Kerstin Rolfes I Jens Steingässer | Kay Herschelmann dass so schnell wie möglich alles bitte bitte wieder normal sein möge, löst nichts, sondern verlängert die Krise permanent« 46 40 Zukunftsfähige Studieren- Harald Welzer: Der Soziologe und Sozialpsychologe denwerke: Warum DSW- findet, dass unserer politischen Klasse jede Krisenkom- Präsident Rolf-Dieter Postlep petenz fehlt optimistisch ist DSW JOURNAL 4/20215
100 JAHRE DSW Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im April 2021 bei einer Rede vor Studierenden in der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin 6 DSW JOURNAL 4/2021
100 JAHRE DSW »Lebensnahe Dienstleister für Studierende« FRANK-WALTER STEINMEIER Der Bundespräsident gratuliert den Studenten- und Studierendenwerken zu ihrem 100-jährigen Bestehen – und betont, wie wichtig ihre Räume für ein E „Klima des Miteinanders“ sind. s soll ja Studierende geben, die morgens schon ganz früh zum Lernen in die Uni-Bibliothek fahren, um dann an einem Tag gleich zweimal in der Mensa essen gehen zu können. So hat es vor einigen Wochen jedenfalls ein Student in der Frankfurter Allgemeinen zu Protokoll gegeben, und ich finde, die Anekdote ist ein schönes Beispiel dafür, dass die Angebote der Studierendenwerke längst nicht nur für eine kostengünstige Grundver- sorgung stehen, sondern für ein studentisches Lebensgefühl. Als vor hundert Jahren, in der jungen Weimarer Republik, die ersten studenti- schen Selbsthilfevereine gegründet wurden, ging es in erster Linie darum, die Le- benssituation der Studierenden in der von wirtschaftlicher Not gezeichneten Nachkriegsgesellschaft zu verbessern. Die Vereine wollten jungen Menschen, die unter Armut, Hunger oder Krankheiten litten, die „geistige Arbeit“ eines Studiums überhaupt erst ermöglichen. Sie halfen mit Zuwendungen, richteten Studentenkü- chen ein, kümmerten sich um die medizinische Versorgung. Unter dem Dach der „Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft“ schlossen sich die regionalen Selbsthilfeeinrichtungen 1921 zusammen – und legten damit den Grundstein für das Deutsche Studentenwerk. Heute ist Studieren etwas ganz anderes als vor hundert Jahren. Deutschland ist eines der reichsten Länder mit einer der am höchsten entwickelten Hochschul- landschaften weltweit. Die Studierendenzahlen sind immens gewachsen, und der Zugang für alle sozialen Schichten ist viel breiter geworden. Dazu hat nicht zuletzt die Einführung des BAföG am 1. Oktober vor 50 Jahren beigetragen – ein weiteres herausragendes Jubiläum in diesem Jahr. Auch die studentische Selbsthilfe hat sich verändert und ist längst ein modernes Dienstleistungsunternehmen gewor- den. Aber der Auftrag, für das soziale, wirtschaftliche, gesundheitliche und kultu- relle Wohl der Studierenden zu sorgen, sie im Studienalltag zu betreuen und zu begleiten, dieser Auftrag prägt die Arbeit des Deutschen Studentenwerks und der Studierendenwerke heute wie vor hundert Jahren. Foto: Bundesregierung/Sandra Steins Günstiges und gesundes Essen, bezahlbarer Wohnraum, Kinderbetreuung, Sozi- al- und Rechtsberatung, Hilfe bei psychischen Problemen, Betreuung von ausländi- schen Studierenden, Kultur- und Sport – all diese Angebote tragen mit dazu bei, dass junge Menschen in unserem Land ein Studium aufnehmen und erfolgreich ab- schließen können, unabhängig von ihrer Herkunft, dem Einkommen ihrer Eltern oder ihrer familiären Situation. Die Studierendenwerke leisten damit einen wich- tigen, einen unverzichtbaren Beitrag, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu verwirk- lichen. DSW JOURNAL 4/20217
100 JAHRE DSW Mensen, Cafeterien und Wohnheime ste- dass Studierende sich an ihrer Alma Mater fen. Sie hat aber auch viele Mitarbeiterinnen hen dabei nicht einfach nur für kostengüns- wohlfühlen. Und sie stärken in Instituten, und Mitarbeiter der Studierendenwerke er- tige Verpflegung und Unterkunft. Sie sind Fachbereichen und Hochschulen das Ge- finderisch gemacht. Mensen haben Essen „to auch Räume, in denen sich gemeinsames meinschaftsgefühl. Ich bin überzeugt: Es go“ angeboten oder Imbisswagen mit Eintopf studentisches Leben entfalten kann. Hier be- braucht gerade dieses Klima des Miteinan- zu den Wohnheimen geschickt, Beratungen gegnen sich Studierende aus unterschiedli- ders, damit Studieren gelingt! fanden online statt oder mit Abstand am of- chen Teilen unseres Landes und aus der gan- Wie wichtig die Räume studentischen fenen Fenster. Auch mit der Auszahlung der zen Welt, diskutieren beim Kaffee oder beim Lebens sind, das ist vielen Studierenden in Corona-Überbrückungshilfe konnten die immer öfter auch vegetarischen oder vega- der Zeit der Pandemie noch einmal beson- Studierendwerke vielen Studierenden, die ih- nen Essen über Politik, finden über die Gren- ders bewusst geworden, als nicht nur Hörsäle ren Job verloren haben und in finanzielle Not zen ihrer Studienfächer zusammen. Hier und Seminarräume, sondern auch Cafeterien geraten sind, ganz konkret und spürbar hel- werden Ideen für Seminararbeiten geboren, und Mensen geschlossen waren und Kultur- fen. Auch wenn die Voraussetzungen, an die studentische Initiativen geplant, Freund- und Sportveranstaltungen nicht stattfinden diese Hilfen geknüpft waren, und die Art ih- schaften geschlossen. Und auch mancher konnten. Aus vielen Gesprächen weiß ich: rer Umsetzung nicht unumstritten waren: Bund fürs Leben nimmt hier seinen Anfang. Viele Studierende haben es schmerzhaft ver- Für viele Studierende waren sie ein Rettungs- Ich zum Beispiel habe meine spätere Frau misst, täglich mit ihren Kommilitoninnen anker in der Krise. während des Jurastudiums in Gießen ken- und Kommilitonen zusammenzukommen, Je mehr wir uns von den Einschränkun- nengelernt, nicht zuletzt bei vielen gemein- um sich auszutauschen, zu feiern oder ge- gen, die der Kampf gegen das Virus nötig ge- samen Mensabesuchen. meinsam zu engagieren. macht hat, befreien können – hoffentlich Die Studierendenwerke tragen mit ihren Die Corona-Krise hat viele Studierende auch bald wieder umfassend an allen Hoch- Angeboten seit vielen Jahrzehnten dazu bei, und auch die Studierendenwerke hart getrof- schulen –, desto mehr werden andere drän- 8 DSW JOURNAL 4/2021
100 JAHRE DSW »Ich habe meine spätere Frau während des Jurastudiums in Gießen kennengelernt, nicht zuletzt bei vielen gemeinsamen Mensabesuchen« gende Themen der Bildungs- und Hoch- Gerade in einer Zeit, in der wir als Gesell- solventinnen und Absolventen gern an ihre schulpolitik wieder in den Vordergrund rü- schaft große Transformationen wagen und Studienzeit erinnern, an eine Zeit, die oft das cken. Ich bin dem Deutschen Studentenwerk gestalten müssen, um den Klimawandel zu ganze Leben prägt. Ich danke allen Mitarbei- dankbar, dass es diese Themen in den vergan- stoppen und den jungen und künftigen Gene- terinnen und Mitarbeitern der Studieren- genen Monaten nicht aus den Augen verloren rationen ein gutes Leben auf unserem Plane- denwerke, den ehrenamtlichen und den und immer wieder auf die Agenda gesetzt hat ten zu ermöglichen, gerade in dieser Zeit brau- hauptberuflichen, für ihr Engagement. Und – sei es das Problem, dass viele Studierende chen wir viele kluge Köpfe und Pioniere des ich wünsche dem Deutschen Studentenwerk auch unabhängig von Corona auf finanzielle Wandels, die Ideen und Innovationen in die weiterhin viel Erfolg im Dienst für die Stu- Unterstützung angewiesen waren und sind, Praxis umsetzen können. Mehr denn je gilt dierenden. oder die Tatsache, dass die Zahl der Studie- heute: In gute Bildungschancen zu investie- renden zuletzt schneller gewachsen ist als ren, heißt in eine gute Zukunft zu investieren. Alles Gute zum Hundertsten! die der Wohnheimplätze. Das Deutsche Studentenwerk und die Das Deutsche Studentenwerk und die Studierendenwerke tragen mit ihren Ange- Studierendenwerke sind eben nicht nur le- boten dazu bei, dass Studieren gelingt. Ihnen bensnahe Dienstleister für Studierende. Sie ist es zu verdanken, dass sich unzählige Ab- erfüllen auch eine wichtige Scharnierfunkti- on: Sie bringen einerseits staatlich finanzier- te Leistungen zu den Studierenden, und sie vertreten andererseits die Interessen der Stu- dierenden und bringen ihre Forderungen in die politische Debatte ein. Es ist das große Verdienst der Studierendenwerke, dass sie sich einmischen und Studierenden eine Stimme geben. Seit Jahrzehnten kämpfen sie unermüdlich für eine bessere soziale Absi- cherung, für Integration und Inklusion an den Hochschulen, vor allem aber für mehr Chancengerechtigkeit. Mit den früheren Erhebungen zur sozia- len und wirtschaftlichen Lage und dem aktu- ellen Durchgang der bislang größten Studie- rendenbefragung liefert das Deutsche Stu- »Es ist das große Verdienst dentenwerk zugleich auch wichtige Daten für die hochschulpolitische Debatte. Gerade der Studierendenwerke, jetzt, wenn es darum geht, die Wunden zu dass sie sich einmischen heilen, die die Pandemie geschlagen hat, sind wir auf Zahlen und Fakten besonders ange- und Studierenden eine wiesen. Auch deshalb bin ich gespannt auf die Ergebnisse der Umfrage aus diesem Jahr, Stimme geben« die 2022 veröffentlicht werden sollen. Fotos: Bundesregierung/Sandra Steins | picture alliance Es bleibt eine große Aufgabe, noch mehr jungen Menschen in unserem Land den Weg ins Studium zu ebnen und ihnen einen guten Weg durch das Studium zu ermöglichen, un- abhängig von ihrer Herkunft und vom Bil- dungs- oder Vermögensstand ihrer Eltern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir in Politik und Gesellschaft an vielen verschie- denen Stellschrauben drehen und noch mehr Angebote schaffen. Die Dienste der Studie- rendenwerke sind und bleiben dabei von zen- traler Bedeutung. DSW JOURNAL 4/20219
10 100 JAHRE DSW - STANDORT Studenten- und Studierendenwerke – 57 damit Studieren gelingt! Kiel 195.897 Rostock Greifswald 18.796 Wohnheimplätze Beschäftigte Hamburg Oldenburg Bremen Berlin Braunschweig Osnabrück Frankfurt (Oder) Bielefeld Hannover Potsdam 2.498.022 Münster Paderborn Magdeburg Studierende im WS 958 x Dortmund DSW JOURNAL 4/2021 2020/2021 Bochum Hochschulgastronomie Essen Göttingen (Mensen & Cafeterien) Kassel Halle Düsseldorf Wuppertal Leipzig Dresden
Köln Jena Dhemnitz Marburg Freiberg Siegen Aachen Bonn Gießen Koblenz Frankfurt am Main Mainz Bayreuth Trier Würzburg Darmstadt Kaiserslautern Mannheim Erlangen 262,98 € Saarbrücken 209 Durchschnittliche Landau Heidelberg Kitas Miete im Wohnheim Karlsruhe Regensburg Stuttgart Augsburg Tübingen Ulm München Freiburg Konstanz 78.471 9.106 Sozialberatungen Kita-Plätze BAföG Überbrückungs- 105.748 hilfe Psychologische 2.058.719.587 € BAföG an Studierende Beratungskontakte im WS 2020/2021 Zahl der eingereichten Anträge: 619.255 Zahl der bisher bewilligten Anträge: 432.683 DSW JOURNAL 4/202111 insgesamt ausgezahlte Summe an Ü-Hilfe: bisher 195.721.900 € www.studentenwerke.de
100 JAHRE DSW Auf ein Wort, Herr Präsident! VERBANDSSPITZE Dienen, kämpfen, lernen, Politik machen: Was für die drei ehemaligen DSW-Präsidenten Hans-Dieter Rinkens, Rolf Dobischat und Dieter Timmermann prägend war. Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens Seine elfjährige Präsidentschaft sei von einem „Alleinstellungsmerkmal“ gekenn- zeichnet, schreibt Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens, DSW-Präsident in den Jahren 1996 bis 2006. Er habe „unter drei Gene- ralsekretären“ dem DSW gedient: unter „Horst Bachmann, Meister-Regisseur, der mich in meine neue Rolle einführte; Die- ter Schäferbarthold, Genie im Öffnen von Türen“, und „Achim Meyer auf der Heyde, Stratege im verbandspolitischen Netz- werk“. Zweites wichtiges Thema sei der Umzug der DSW-Geschäftsstelle von Bonn nach Berlin gewesen, erinnert sich Rinkens: „Nach der Wiedervereinigung verlagerte sich in den 1990er-Jahren das (verbands-) politische Leben von Bonn nach Berlin. Wir zogen die Konsequenz und 2002 aus der Bonner Villa in der Weberstraße auf den Monbijouplatz in Berlin.“ Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens (79) ist Mathematiker und Mathematik-Didaktiker. Er lehrte an der Universität Paderborn; dort war er in den Jahren 1976 bis 1983 Prorektor für Struktur- und Haushaltsfragen, dann von 1987 bis 1991 Rektor. »Unter drei Generalsekretären gedient« 12 DSW JOURNAL 4/2021
100 JAHRE DSW „Für die Studierenden eintreten: Das musste ich in meiner Prof. Dr. Rolf Dobischat Amtszeit sehr laut tun, und sehr intensiv“, so beginnt Prof. Dr. Rolf Dobischat seine Erinnerung an seine Amtszeit als DSW- Präsident in den Jahren 2006 bis 2011. Dobischat schrieb diese Zeilen wenige Tage vor seinem Tod am 29. Oktober 2021, mitten in der Produktion die- ser Ausgabe des DSW-Journals. Es ist der letzte Text, den er für uns geschrieben hat; er liest sich nun wie ein politisches Vermächtnis: „Die Studiengänge wurden stümperhaft auf Bachelor/Master umgestellt, ohne Rücksicht auf Verluste oder die soziale Wirk- lichkeit der Studierenden. Ich musste öffentlich die ‚Studier- barkeit von Studiengängen‘ einfordern: was für ein Irrsinn!“ „Der zweite Irrsinn waren Allgemeine Studiengebühren. Die politische Schlacht dagegen habe ich noch lauter geführt – und gewonnen.“ Prof. Dr. Rolf Dobischat, *1950 †2021, war von 1991 bis 2017 Profes- sor für Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt „Beruflich-Betrieb- »Was für ein Irrsinn!« liche Aus- und Weiterbildung“ an die Universität Duisburg-Essen. Prof. Dr. Dieter Timmermann „Als DSW-Präsident musste ich lernen, was die Studentenwer- ke und ihr Verband alles tun, und wie intensiv beide miteinan- der agieren“, beginnt Prof. Dr. Dieter Timmermann, Präsi- dent in den Jahren 2012 bis 2018, seine Erinnerung an die Zeit an der Spitze des Deutschen Studentenwerks. Timmermann zeigt sich beeindruckt von den Menschen, die sich in den Studenten- und Studierendenwerken und in ihrem Verband engagieren: „Ich habe viele engagierte, kluge, sich ihrer Sache hingebende Menschen kennengelernt, im großen Netzwerk des DSW, das sich dem unermüdlichen Netzwerken von Achim Meyer auf der Heyde verdankt.“ Zwei Dinge haben Timmermann besonders beeindruckt: „das ‚Hikikomori-Syndrom‘ des einsamen Mensa-Essers bei einem DSW-Besuch in Japan 2013, und 2012 ‚best‘, die erste Studie zur Lage beeinträchtigter Studierender.“ »Ich habe viele engagierte Menschen Fotos: Kay Herschelmann kennengelernt« Prof. Dr. Dieter Timmermann (78) ist Bildungsökonom und lehrte von 1979 bis 2004 an der Universität Bielefeld, deren Rektor er in den Jahren 2001 bis 2004 war. DSW JOURNAL 4/202113
100 JAHRE DSW Meine politische Bilanz VERBANDSFÜHRUNG Drei DSW-Generalsekretäre, ein halbes Jahrhundert DSW-Geschichte: Horst Bachmann, Dieter Schäferbarthold und Achim Meyer auf der Heyde ziehen ihre politische Bilanz. Horst Bachmann Generalsekretär von 1974 bis 1997 Auf das „Wir-Gefühl“, ein Klima der Zusammenarbeit zwischen dem DSW und den örtlichen Studentenwerken, bin ich besonders stolz. Das Erreichte ist nicht die Tat eines Einzelnen. Es ist das Ergebnis ei- ner zielorientierten Gemeinschaft, des Teams im DSW, der Ge- schäftsführer der Studentenwerke (und ihrer Mitarbeitenden), von denen sich einige besonders Tatkräftige als die „Hofsänger des Gene- ralsekretärs“ belächeln lassen mussten. Für alle war aber immer die Studentenwerksarbeit nicht nur ein Job, sondern eine Aufgabe, für die sich Engagement lohnte. Erhaltet Euch dieses „Wir-Gefühl“, denn nur gemeinsam ist das DSW stark! »ENDE DER 1960ER-JAHRE STAND Unsere Erfolge: DAS DSW KURZ VOR DEM AUS« ▶ die Krankenversicherung der Studierenden durch Einbezie- hung in die gesetzliche Krankenversicherung sicherzustellen F ür eine Bewertung meiner Amtszeit muss ich die prekäre Aus- ▶ die Förderung der Wohnraumbeschaffung für die Studieren- gangslage schildern: Ende der 1960er-Jahre stand das Deutsche den durch Bund und Länder zu verstärken Studentenwerk (DSW) kurz vor dem Aus. Bund und Länder stell- ▶ eine gesetzliche Ausbildungsförderung, das BAföG, politisch ten Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe ans DSW zu durchzusetzen und den Vollzug des Gesetzes den Studenten- dessen Inkasso der nach dem Honnefer Modell gewährten Darlehen werken zu erhalten an Studierende. Das DSW wiederum verlangte nicht gezahlte Verwal- ▶ die Studentenwerke in Landesanstalten öffentlichen Rechts zu tungskosten von der Bundesregierung. Hinzu kam ein politischer überführen und damit auch die Anerkennung ihrer Arbeit als Streit mit der Westdeutschen Rektorenkonferenz (WRK) und dem unverzichtbar für den Hochschulbereich zu festigen Verband Deutscher Studentenschaften (VDS), die beide mehr Ein- ▶ die Beauftragung des DSW durch Bund und Länder mit der fluss forderten. Vorstand und Kuratorium traten zurück – und rund Beratungsstelle für behinderte Studienbewerber und Studie- die Hälfte der Studentenwerke aus dem DSW aus. rende (heute: Informations- und Beratungsstelle Studium und Es grenzt fast an ein Wunder, dass es einem neuen Vorstand und der Behinderung) erreicht zu haben neuen Geschäftsführung gelang, einvernehmlich eine neue Satzung ▶ die enge Zusammenarbeit mit dem CNOUS und den französi- durchzusetzen und über die Forderungen des Bundes und der Länder schen CROUS initiiert und durch Partnerschaften, Studieren- einen Vergleich zu schließen; er sicherte das Überleben des DSW. den- und Mitarbeiter-Austausch ausgebaut zu haben Hinzu kam ein Geschäftsbesorgungsvertrag mit Bund und Ländern ▶ die Zuständigkeit der Studentenwerke für die kulturelle über das Darlehensinkasso der Studienförderung, der viele Jahre spä- Förderung der Studierenden erreicht zu haben ter als vom DSW erfüllt beendet wurde. Mühsam, aber erfolgreich ge- ▶ den Aufbau der Studentenwerke in den neuen Bundesländern lang es, sowohl alle ausgetretenen als auch alle neu gegründeten Stu- herbeigeführt und die neuen Kollegen so integriert zu haben, dentenwerke als Mitglieder zu gewinnen. Das DSW wurde wieder ein als wären sie schon immer dabei gewesen. geschlossener, leistungsfähiger Verband. 14 DSW JOURNAL 4/2021
100 JAHRE DSW Dieter Schäferbarthold Achim Meyer auf der Heyde Generalsekretär von 1998 bis 2003 Generalsekretär von 2003 bis 2021 I T m Jahr 1999 erfolgte der Umzug der Bundesregierung nach Berlin hemen in meiner Amtszeit waren u. a. Studienfinanzierung, Stu- und im Anschluss die Entscheidung des DSW für den Wechsel. Die diengebühren, Wohnraum für Studierende, Hochschulautono- Suche nach einer geeigneten Immobilie und deren Finanzierung mie und Sichtbarkeit der Studentenwerke. sowie der Austausch des Personals standen für längere Zeit oben Das BAföG wurde nicht hinreichend erhöht, wie unsere Studien auf der Tagesordnung. Mit einer Spende der Max-Kade-Stiftung zum studentischen Bedarf ab 2017 zeigen. In der Anhörung des Bun- konnte zusätzlich ein Tagungsraum finanziert werden. Das DSW ist desverfassungsgerichts 2005 zu Studiengebühren blieben wir unge- jetzt am Monbijouplatz sichtbar in Berlin vertreten. hört, aber am Ende waren sie nur von kurzer Dauer. Neue Modelle der Studienfinanzierung in Deutschland und Europa konnten nicht umgesetzt werden »UNSERE ONLINE-ÜBERBRÜCKUNGS- Ein Drei-Körbe-Modell mit einem Sockelbetrag unabhängig vom HILFE KÖNNTE ALS BLAUPAUSE Einkommen der Eltern scheiterte nach unseren Informationen an DIENEN FÜR EIN DIGITALES BAFÖG« Bedenken des damaligen Bundeskanzlers. Vielleicht ändert sich jetzt doch etwas mit der neuen Bundesregierung. Auf die Forderung nach mehr Wohnheimplätzen, artikuliert über Durch das ERASMUS Programm rückten die sozialen Fragen der Stu- unsere Kampagne "Kopf braucht Dach", reagierten die Länder zum dierenden in den Blickpunkt. Das DSW wurde um Unterstützung ge- Teil, der Bund ab 2015 mit dem „Vario-Programm“. beten. Es folgte die Gründung des EUROPEAN COUNCIL FOR STU- Die autonomen Hochschulen wollten eigene Serviceangebote für DENT AFFAIRS in enger Abstimmung mit dem CNOUS in Frank- Studierende; über Symposien und vor allem den 2004 neu eingerich- reich. teten Arbeitskreis Kanzler*innen/Geschäftsführer*innen hat sich die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Studentenwerken »UNSER DREI-KÖRBE-MODELL nachhaltig verbessert. Heute fordern Hochschulrektorenkonferenz SCHEITERTE AM DAMALIGEN BUN- und DSW gemeinsam den Ausbau der sozialen Infrastruktur der Hochschulen. DESKANZLER GERHARD SCHRÖDER« Aus dem Konjunkturpaket II zur Bewältigung der Finanzkrise flos- sen nach intensiver Lobbyarbeit des DSW von 2009 bis 2011 rund 226 Ich übernahm neben meiner Tätigkeit im DSW die Funktion des Millionen Euro an die Studentenwerke für Wohnheim- und Mensa- Gründungsdirektors. Um die Mobilität zu fördern, erarbeitete ich sanierung. Grundzüge eines europäischen Bildungskredits unter Einschaltung Das neu geschaffene Verbandsmagazin DSW-Journal hat ab 2006 die der Europäischen Investitionsbank (EIB). Dieses Projekt konnte Sichtbarkeit der Studentenwerke spürbar verbessert. Ebenso die im nicht abgeschlossen werden. Frühjahr 2020 kurzfristig entwickelte Online-Überbrückungshilfe, mit über 430.000 Förderzusagen im Volumen von rund 200 Millionen Fotos: DSW I Kay Herschelmann Das Jahr 2001 war von zwei Jubiläen geprägt: Euro an über 110.000 Studierende. Sie sollte als Blaupause für ein di- 10 Jahre Studentenwerke in den neuen Bundesländern mit einem gitales BAföG dienen. glanzvollen und erfolgreichen Rückblick in Potsdam und der 80. Mehrere Verbandsentwicklungsprozesse führten zu einer neuen Gründungstag des DSW in Berlin mit einem Grußwort des Bundes- Organstruktur ab 2020. kanzlers. DSW JOURNAL 4/202115
100 JAHRE DSW #WirfuerStudierende 100 JAHRE DEUTSCHES STUDENTENWERK Von der Selbsthilfe-Initiative von Studierenden und Lehrenden nach dem Ersten Weltkrieg zu den sozialen Dienstleistungsunternehmen von heute: Schlaglichter aus 100 Jahren Studenten- und Studierendenwerke, aufgeschrieben von Armin Himmelrath AB 1921: GRÜNDUNGSPHASE Der verhee- Es sind Überlebende und Gezeichnete – und hilfe“ sei das Gebot der Stunde. Und es geht, rende Krieg, das millionenfache Sterben, das gleichzeitig diejenigen, die eine neue Gesell- ganz selbstverständlich, auch um eine politi- Grauen der Schlachtfelder ist gerade erst ein schaft aufbauen wollen und sollen. Wenn das sche Rolle der Studentenschaft. paar Jahre her. Die „Blüte der deutschen Stu- gelingen soll, dann muss etwas passieren: bei Was das konkret heißen kann, zeigt sich dentenschaft“, schreibt das Berliner Tage- der Gesundheitsversorgung und der Ernäh- schnell: 1922 wird die „Darlehenskasse der blatt im Februar 1921, sei in diesem Krieg rung, beim Lebensunterhalt und beim Deutschen Studentenschaft“ gegründet, ein „hingeopfert“ worden und liege jetzt irgend- Wohnraum. Und tatsächlich passiert etwas: Jahr später eine Sozialstatistik erstellt. Erste wo in Massengräbern verscharrt. Klar, es gibt Im April 1921 wird von Studierenden und Studentenhäuser mit Mensen entstehen in noch Studenten, aber: „Immerfort humpeln Lehrenden und als Akt der Selbsthilfe die Bonn, Aachen, Dresden und München. 1925 Einbeinige dazwischen, schlottern lose Är- „Wirtschaftshilfe der deutschen Studenten- initiiert der Vorstand der Wirtschaftshilfe die mel, decken schwarze Binden zerstörte Au- schaft e. V.“ mit Sitz in Dresden gegründet – „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ für gen und Nasen.Am erschreckendsten aber ist die Vorläuferin des Deutschen Studenten- besonders Begabte, es folgen ein „Amerika- der allgemeine körperliche Verfall: was für werks. Beim 4. Deutschen Studententag 1921 Werkstudentendienst“ (mit Außenstelle in abgezehrte Gestalten, was für dünnes glanz- in Erlangen geht es viel um den Blick nach New York) und 1927 die „Deutsche Akademi- loses Haar, was für großadrige, ausgedörrte vorne, und in den Debatten schwingt auch sche Auslandsstelle“, die ein paar Jahre Hände, was für zugleich kindliche und grei- einiges an Pathos mit: Da wird eine „Werkge- später mit dem zuvor in Heidelberg gegrün- senhaft verrunzelte, an Embryos erinnernde meinschaft zur Sicherung des jetzigen und deten „Akademischen Austauschdienst“ Gesichter, grünbleich, aus den nervös geröte- späteren Lebens der Studentenschaft“ be- zum „Deutschen Akademischen Austausch- te Lieder brennen.“ schworen. „Nicht Almosen, sondern Selbst- dienst“ vereinigt wird. Ab 1929 heißt die 1919/1920 1921 1923/24 Die Studentenhilfen schließen In Bonn, Dresden, sich in Tübingen zur Aachen München „Wirtschaftshilfe der Deutschen gründen Studierende Studentenschaft e. V.“ (ab 1929: und Lehrende Selbst- Deutsches Studentenwerk) hilfen, die Vorläufer zusammen, mit Sitz in Dresden. der heutigen Studen- Sie wird getragen von Studieren- ten- und Studieren- den, Lehrenden und Persönlich- In Bonn, Aachen, Dresden, Karlsruhe und denwerke. keiten aus Politik, Öffentlichkeit München werden die ersten Studenten- und Wirtschaft. Das Erlanger häuser gebaut, integrierte Häuser für Fotos: DSW Programm wird verabschiedet. Mensa und studentische Kultur. 16 DSW JOURNAL 4/2021
100 JAHRE DSW 1921 1921 Gründung der Selbsthilfeorganisation „Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e. V.“ in Tübingen, mit Sitz in Dresden. Innerhalb eines Jahrzehnts ist eine studentische Infrastruktur entstanden, die bis heute Bestand hat 1952 1958/1961/1962 Die erste Sozialerhebung des Deutschen 1958: Düsseldorfer Wohnheimplan: Mindestens der 30 % Studentenwerks wird veröffentlicht, Studierenden sollen in Wohnheimen untergebracht werden. konzipiert und durchgeführt von Gerhard Kath, Geschäftsführer des Studenten- 1961: Kieler Studentenhausplan: Bund und Länder werden um finan- werks Frankfurt am Main. Die Sozialer- zielle Unterstützung beim Bau von Studentenhäusern an allen Hoch- hebungen des Deutschen Studenten- schulen gebeten. In studentischer Selbstverwaltung sollen in den werks zur wirtschaftlichen und sozialen Räumen dieser Studentenhäuser gesellige, kulturelle und politische Lage der Studierenden sind seitdem die Veranstaltungen ermöglicht werden. wichtigste Datengrundlage für Politik, Hochschulen und Studierendenwerke. 1962: Bochumer Mensaplan: Verbilligung des Mensaessens durch Foto: DSW öffentliche Zuschüsse und Verbesserung des Nährwerts. DSW JOURNAL 4/202117
1933 100 JAHRE DSW Wirtschaftshilfe ganz offiziell „Deutsches Studentenwerk e. V.“. Innerhalb eines Jahrzehnts ist damit eine studentische Infrastruktur entstanden, die bis heute Bestand hat. „Die Geschichte des Studentenwerks, seiner Aufgaben und Leis- tungen, wie sie in der Demokratie geboren und erfunden wurden, ist für mich eine Ge- schichte über Student und Studium, studen- tische Lebensform und den Zusammenhang von Universität und Bildung in der Demokra- tie“, sagte 2011 Heinz-Elmar Tenorth, Profes- sor für historische Erziehungswissenschaf- ten an der Humboldt-Universität zu Berlin. Diese Historie, so der Bildungshistoriker, sei insgesamt „eine sehr deutsche Geschichte, national und kulturell geprägt“. Was eben auch bedeutet: In der Diktatur werden die Studentenwerke widerstandslos gleichge- schaltet. AB 1933: VERRATENE IDEALE Als ab 1931 die Nationalsozialisten auch an den Hochschu- len und im akademischen Umfeld immer of- fensiver auftreten, ist das Deutsche Studen- Am 10. Mai 1933 verbrannten nationalsozialistische Studenten die Werke missliebiger Autorinnen und Autoren. 1971 1982 1990 Einführung des BAföG, die Studentenwerke Einrichtung der vom Deutschen werden mit der Durchführung betraut und wer- Bundestag beschlossenen und vom den Landesanstalten des öffentlichen Rechts. Bundesminister für Bildung und Wissenschaft finanzierten Beratungs- stelle für behinderte Studienbewerber Partnerschaften zwischen den Studentenwer- und Studenten (heute: Informations- ken in der Bundesrepublik Deutschland und Fotos: ullstein bild I picture alliance und Beratungsstelle Studium und den in Entstehung begriffenen Studentenwer- Behinderung, IBS) beim Deutschen ken in der DDR; Verabschiedung einer Studen- Studentenwerk. tenwerksverordnung durch den Ministerrat der DDR zur Errichtung von Studentenwerken in den neuen Bundesländern. 18 DSW JOURNAL 4/2021
100 JAHRE DSW tenwerk kein Ort des Widerstands. Es habe sich in der Weimarer Zeit primär als Wirt- schaftshilfe verstanden, sagt Heinz-Elmar Tenorth: „Die Organisation ist selbst poli- tisch neutral“, das Studentenwerk wollte die Lage der Studierenden allenfalls „wissen- schaftlich“ beobachten – eine fatale Haltung. Joseph Goebbels empfängt im November 1940 im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda in Berlin-Mitte „Spätestens ab 1931, als die Weltwirtschafts- Vertreter der Deutschen Studentenschaft. krise auf das deutsche Geschehen durch- schlägt, beginnen Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund und NSDAP ziel- gerichtet, die lokalen Wirtschaftskörper an den Universitäten des Reichs zu unterwan- dern“, stellt der Historiker Christian Schölzel fest – und sie stoßen auf wenig Widerstand. Die ganze studentische In einer Studie hat Schölzel – im Auftrag des DSW – die NS-Verstrickungen des Verbands Förderung wird militarisiert dokumentiert. 1933 wird das Deutsche Stu- dentenwerk gleichgeschaltet, die rechtlich selbstständigen örtlichen Werke werden auf- und an der nationalsozialistischen gelöst, dann erfolgt 1934 die Überführung ins „Reichsstudentenwerk“. „Personelle ‚Säube- rungen‘ sind nachweisbar; aktiver Wider- Rassenideologie ausgerichtet stand lässt sich kaum feststellen“, stellt Schölzel fest – und beschreibt ein politisiertes ab 1993 1995 2002 Im Zuge der Internationalisierung Das Deutsche Studentenwerk legt ein neues Foto: akg-images / Sammlung Berliner Verlag / Archiv des Studienstandorts Deutschland Modell der Ausbildungsförderung vor: „Drei- wird beim DSW die Servicestelle Körbe-Modell für eine Ausbildungsförderung im Interkulturelle Kompetenz einge- Rahmen eines einheitlichen Familienlastenaus- richtet, gefördert vom Bundesmi- gleichs“. Es scheitert am späteren Bundeskanz- nisterium für Bildung und For- ler Gerhard Schröder (SPD). schung (BMBF). Studierendenwerk Thüringen Sonderprogramm von Bund und Ländern zur Sanierung/Modernisierung der Studenten- wohnheime in den neuen Bundesländern. DSW JOURNAL 4/202119
1945 100 JAHRE DSW beispielsweise alte Röntgenfilme ab, um dar- aus Ersatzfenster für die zerstörten Glas- scheiben in den Hörsälen zu bauen. In Bonn, erinnert sich die damalige Studentin Elisa- beth Seidler, habe sie in einer nicht beheizba- ren Dachkammer gehaust, „wo ich im Winter mit dem Mantel geschlafen habe“. Die Ret- tung sei die Wohnung des Studentenpfarrers Dr. Steinberg gewesen: „Der wohnte mit sei- nen drei Tanten zusammen – und er konnte heizen!“ Umstände, die wiederum nach Selbsthilfe verlangen. Zwischen 1945 und 1949 gründen Verständnis von Wissenschaftsförderung, sich etliche Studentenwerke an den west- „welches mit herkömmlichen Forschungs- deutschen Unis und in Westberlin neu. idealen immer weniger zu tun hat. Die NS- Braunschweig und Kiel, Bonn und Aachen Rassenideologie wird mit dem Ausschluss sind die Vorreiter. Und schnell entsteht da- von Juden aus der Studienförderung massiv bei auch der Wunsch, enger zusammenzu- handlungsleitend.“ arbeiten: 1950 gründet sich in Marburg der Gleiches gelte für den Gesundheitsdienst im „Verband Deutscher Studentenwerke“, zwei Reichsstudentenwerk, der sich den tödlichen Jahre danach gibt es dessen erste Sozialer- Idealen der NS-Erbgesundheitspolitik ver- hebung zur wirtschaftlichen Lage der Stu- pflichtet weiß. Die ganze studentische Förde- dierenden, und eine Wohnheimberatungs- rung wird militarisiert und an der national- stelle. 1956 gibt sich der Verband wieder den sozialistischen Rassenideologie ausgerichtet. alten Namen; das Deutsche Studentenwerk Kein Wunder, dass die studentische Sozial- sitzt fortan erst einmal in Bonn und küm- fürsorge nach dem Ende der NS-Diktatur erst mert sich um die Hochschulen in der BRD. einmal restlos diskreditiert ist. Und das in In der DDR werden Mensen und Wohnhei- einer Situation, in der die Studierenden ab me dagegen zur Aufgabe der Hochschulen 1945 der Fürsorge umso mehr bedürfen. selbst. In der Nachkriegszeit habe es für die Studen- AB 1945: NEUSTART Zerstörte Hörsäle, zer- tenwerke die Essens- und Wohnraumversor- störte Städte, verwüstete Seelen: Trotzdem gung als „Alltagsgeschäft“ gegeben, sagt nahmen bereits im Herbst 1945 die ersten Heinz-Elmar Tenorth. Darüber hinaus aber Universitäten wieder ihren Lehrbetrieb auf. wird immer wieder diskutiert, ob man nicht Aber was heißt schon Lehrbetrieb: Erst ein- weiteren Einfluss nehmen könne: „Studen- mal mussten die Studierenden 100 Stunden Wiederaufbau des Universitäts-Hauptgebäudes, Bonn tenhäuser sollen zu Orten politischer Bil- Sozialarbeit leisten. In Berlin wuschen sie 1945. dung der Eliten werden, durch ihre Lebens- 2004 2005 2006 Hochschulautonomie, „entfesselte Hochschule“: Gemeinsam mit dem Nach einer Entscheidung des Centrum für Hochschulentwicklung Bundesverfassungsgerichts, (CHE) veranstaltet das DSW das dass Allgemeine Studiengebüh- Symposium „… damit Studieren ren in Deutschland rechtens Fotos: Universität Bonn | Rainer Lück gelingt! Perspektiven für das Zu- seien, führen einige Länder sammenwirken von Hochschule diese Gebühren ein; die und Studentenwerk“. Ein weiteres Studierendenwerke und das CHE/DSW-Symposium folgt im DSW sprechen sich dagegen Die erste Ausgabe des DSW-Journal Jahr 2011: „Hochschulprofilierung aus. Bis zum Jahr 2016 sind erscheint: das neue hochschul- und und Studentenwerke“. sie wieder abgeschafft. bildungspolitische Magazin des Deutschen Studentenwerks. 20 DSW JOURNAL 4/2021
1960 100 JAHRE DSW form sollen die Studierenden nicht nur einen turellen und politischen Aktivitäten der Stu- Planck-Instituts für Ernährungsphysiologie, Platz in der Universität, sondern auch ihre dierenden erscheinen, finanziert von Bund was in ein gesundes Essen für junge Men- Rolle und Funktion in Staat und Gesellschaft und Ländern. Das findet auch der gerade neu schen gehöre. „Wir waren darin mit den Stu- finden, einüben und festigen – im Studenten- gegründete Wissenschaftsrat gut, der 1962 dentenwerken sehr einig, allerdings nicht werk als einer Schule der Demokratie.“ So seine Pläne öffentlich macht: Hier heißen die mit jenem Geschäftsführer, der meinte, für dachte man damals wirklich und verabschie- Wohnheime „Kollegienhäuser“ und haben Kalorien könne er sorgen, indem er jedem ei- dete 1952 in Tübingen die „Richtlinien für die Willy Brandt: »Wir dürfen keine Gesellschaft der Arbeit der Studentenwerke“. Eine der Vorga- ben: Die Werke sollten „an der Erfüllung der erzieherischen Aufgabe der Hochschule mit- wirken“ – was damals nicht funktionierte – zum Glück, sagt Tenorth. Die Studierenden verkümmerten Talente werden« selbst stellen sich quer: „Sie sehen hier eine Erziehungsambition, der sie sich nicht un- das Ziel, „die Studienanfänger in die akade- ne Flasche Bier mit aufs Tablett stelle“, er- terwerfen wollen.“ mische Gemeinschaft hineinwachsen zu las- zählt Krappmann: „Uns war es wahrhaftig sen“. nicht nur um Kalorien gegangen, sondern AB 1960: WOHN- UND MENSA-OFFENSIVE Den Studierenden war die tägliche Unter- um die Qualität der für viele Studenten einzi- Trotzdem gibt sich das Deutsche Studenten- stützung wichtiger. „Studentenwerk – das be- gen warmen Mahlzeit am Tag.“ Einig ist man werk weiter ambitioniert und programma- deutete Mensa und bedeutete die tägliche sich in der Forderung nach preiswerterem tisch. Schon 1958 hatte es gefordert, dass min- warme Mahlzeit für viele Studierende“, erin- Mensaessen. destens 30 Prozent der Studierenden in nerte sich 2001 der Bildungsforscher Lothar Und es folgen weitere Meilensteine wie die Wohnheimen untergebracht werden sollen – Krappmann, der Anfang der 1960er-Jahre als Gründung der „Deutschen Studenten-Kran- ein Ziel, das nie erreicht wurde. 1961 legt es studentischer Vertreter dem DSW-Vorstand kenversorgung VVaG (DSKV)“ in Berlin und einen „Studentenhausplan“ vor, in dem die angehörte. Und dieser Vorstand diskutierte 1969 das erste deutsch-französische Kolloqui- Wohnheime als Zentren der geselligen, kul- beispielsweise mit Fachleuten des Max- um der Studentenwerke in Berlin – der Beginn 2009 2010 2012 Infolge der weltweiten Finanzkrise Das DSW legt die Studie „beeinträchtigt initiiert Bundesministerin Annette studieren“ (best1) vor, die erste bundesweite Schavan (CDU) ein Konjunkturpaket Studierenden-Befragung zur Lage von Studie- II für Institutionen im Bildungsbe- renden mit Behinderung oder chronischer reich; nach zähen Verhandlungen Krankheit; die zweite folgt 2016/2017. des DSW können auch die Studen- ten- und Studierendenwerke geför- Gemeinsam mit der Hochschulrektorenkonfe- dert werden; bis 2011 erhalten Foto: Kay Herschelmann renz (HRK) und dem Deutschen Städtetag sie rund 226 Millionen Euro aus veranstaltet das DSW in Jena die Konferenz diesem Paket. „Die Hochschulstadt“, mit mehr als 250 Teilnehmer/-innen aus Hochschulen, Städten, Studierendenwerken und mit Studierenden. DSW JOURNAL 4/202121
1971 100 JAHRE DSW einer intensiven Zusammenarbeit des DSW mit den französischen CROUS. AB 1971: BAFÖG Bereits 1957 war das DSW beauftragt worden, das zwei Jahre zuvor von der Westdeutschen Hochschulkonferenz ver- abschiedete Honnefer Modell umzusetzen, eine Art BAföG-Vorläufer, allerdings ohne Rechtsanspruch und in der Spitze mit nicht einmal jedem fünften Studierenden als Empfänger/-in. Erst mit der Ära von Willy Brandt wurde Bildungsgerechtigkeit wirk- lich zum Thema – und das BAföG möglich, zunächst sogar als Vollzuschuss. „Wir dürfen keine Gesellschaft der verkümmerten Talen- te werden“, hatte der SPD-Kanzler gesagt: „Je- der muss seine Fähigkeiten entwickeln kön- nen.“ Bildungsfinanzierung und der breite Ausbau der Hochschulen, sie gingen Hand in Hand. Ab 1971 gab es den Anspruch auf BAföG, kurz danach wurden fast jeder zweite Student und jede zweite Studentin gefördert – ein histori- scher Höchststand. „Ein Meilenstein und ein Die große Koalition unter Kanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU, rechts) und Willy Brandt (SPD) machte 1969 den Weg frei für eine Studienförderung für jedermann, phantastisches Instrument“, sagt Achim nicht nur für Hochbegabte. Meyer auf der Heyde, DSW-Generalsekretär 2014 2020 2021 Corona-Pandemie: Auf Bitte des Bundesministeriums für Bildung Einrichtung der Servicestelle und Forschung (BMBF) entwickelt das DSW eine Online-Zuschuss- Die Hochschulrektorenkonferenz Familienfreundliches Studium (SFS) Überbrückungshilfe für Studierende in pandemiebedingter Notlage; (HRK) und das DSW fordern in des Deutschen Studentenwerks, die Studenten- und Studierendenwerke organisieren sie. Zunächst einer gemeinsamen Erklärung, der gefördert vom Bundesministerium auf drei Monate angelegt, wird sie bis September 2021 verlängert. Bund-Länder-„Zukunftsvertrag für Bildung und Forschung (BMBF). Studium und Lehre stärken“ Überbrückungs- müsse jährlich um drei bis fünf hilfe Prozent für die Studierendenwerke ergänzt werden. 619.255 Foto: akg-images / AP Zahl der eingereichten Anträge: Zahl der bisher bewilligten Anträge: 432.683 insgesamt ausgezahlte Summe an Ü-Hilfe: bisher 195.721.900 € 22 DSW JOURNAL 4/2021
1989 100 JAHRE DSW lichen“, so Meyer auf der Heyde. So sei etwa ein organisatorischer und finanzieller Aus- gleich möglich zwischen einer kleinen Men- sa mit 250 Essen am Tag und einer Großmen- sa mit mehreren Tausend Gästen pro Tag. Was auch ein gutes Argument dafür war, in der Liberalisierungsdebatte der 1990er-Jahre zur „entfesselten Hochschule“ die Eigenstän- digkeit der Studentenwerke zu behaupten. Die wurden dann auch selbst entfesselt, er- hielten klare Kompetenzen und durften und konnten fortan unternehmerischer handeln. von 2003 bis 2021. Und erinnert daran, dass Schattendasein geführt, konnte aber – auch „Ein Gewinn“, sagt Meyer auf der Heyde rück- die Frage der auskömmlichen Studienfinan- mit Hilfe des DSW – aus der Nische geholt blickend, „wir wurden von Behörden zu Un- zierung immer auch ein politischer Kampf werden. „Heute sind die Studentenwerke ternehmen.“ Was andererseits auch nötig war und ist: „Was als staatliche Ausbildungs- Full-Service-Provider, wir liefern alles für die war, weil die Politik sich mehr und mehr aus förderung mit breitem Anspruch begann, Studierenden aus einer Hand“, sagt Meyer auf der Verantwortung stahl: 1992 hatte der Zu- wurde immer wieder umgebaut – und be- der Heyde. Kultur und Kitas, Wohnen und Es- schuss der Bundesländer zu den Studenten- schnitten.“ Zu den einschränkenden Maß- sen, dazu die Studienfinanzierung und mit werkshaushalten noch bei 24 Prozent gele- gen, heute ist er auf 9 Prozent abgesackt. Achim Meyer auf der Heyde: »Heute sind die Mit umso mehr Energie erweiterte das DSW seinen Aktionsrahmen, streckt seine Fühler etwa nach Frankreich und Polen aus, fordert Studentenwerke Full-Service-Provider« vehement den Blick auf die soziale Dimensi- on im Bologna-Prozess, kämpfte erfolgreich gegen Allgemeine Studiengebühren, schalte- nahmen gehörten die Einführung eines Dar- der DSW-Sozialerhebung und weiteren Stu- te sich in die Debatten um die Hochschul- lehensanteils 1974 oder der sogenannte dien auch Daten für politische Entscheidun- pakte und den Ausbau der Studienplatzkapa- BAföG-Kahlschlag in den 1980er-Jahren un- gen. zitäten ein. Und ist – regional, national und ter Helmut Kohl. international – längst ein unverzichtbarer Doch das viele Hin und Her und die jahrelan- AB 1989: ZUSAMMENWACHSEN UND Player der Hochschulpolitik und, falls es so ge fehlende Anpassung der Förderung sorg- INTERNATIONALISIERUNG Der Fall der Mau- etwas gibt, das institutionalisierte soziale Ge- ten dafür, dass der Anteil der BAföG- er war auch für das DSW ein epochales Ereig- wissen des deutschen Hochschulsystems. Empfänger/-innen unter den Studierenden nis. Jetzt sollten auch in der DDR nicht mehr Oder, kurz: eine „Erfolgsgeschichte“, wie seit der Einführung deutlich gesunken ist. die Hochschulen selbst, sondern neu gegrün- Heinz-Elmar Tenorth schon vor zehn Jahren 1981 lag der Anteil noch bei 33 Prozent. 1989, dete Studentenwerke fürs Soziale zuständig feststellte. nach dem Kahlschlag und der Umstellung sein – und das von vorneherein unter starker auf ein Volldarlehen, wurden nur noch 18 Einbeziehung der Studierenden. Die Aufnah- Prozent der Studierenden unterstützt. Heute me der örtlichen Studentenwerke ins DSW sind es noch knapp über 16 Prozent. habe einen großen Vorteil gebracht: „Als DER AUTOR Dachverband können wir verhältnismäßig Armin Himmelrath ist freier Bildungs- und AB 1981: BERATUNG UND KULTUR Nicht al- gleichmäßige Bedingungen an unterschied- Wissenschaftsjournalist in Köln les, was das DSW einmal angefangen hat, lichen Hochschulen und Standorten ermög- hatte Bestand. Als die Studierenden in die ge- setzliche Krankenversicherung aufgenom- men wurden, konnte die Studentische Kran- IMPRESSUM kenversorgung eingestellt werden – ein Er- DSW-Journal, Das Magazin des Grafik: BlazekGrafik Redaktionsanschrift: Deutschen Studentenwerks (DSW) www.blazekgrafik.de Deutsches Studentenwerk e. V. folg. Als sich die Bundesregierung 1981 voll- Ausgabe 4/2021, 16. Jahrgang Druck: Köllen Druck+Verlag GmbH Redaktion DSW-Journal ständig aus dem Wohnheimbau zurückzog, Das DSW-Journal erscheint viermal im Jahr www.koellen.de Monbijouplatz 11, 10178 Berlin wurde die Wohnheimberatungsstelle aufge- Herausgeber: Deutsches Studentenwerk e. V., Beratung: Helmut Ortner Tel.: +49 (0)30 29 77 27-20 Monbijouplatz 11, 10178 Berlin www.ortner-concept.de Fax: +49 (0)30 29 77 27-99 löst – kein Erfolg. Dafür kamen anderen Auf- E-Mail: dswjournal@studentenwerke.de Verantwortlich: Matthias Anbuhl, Anzeigen: Internet: www.studentenwerke.de gaben: Ab 1982 die Beratung von Studieren- Generalsekretär dswjournal-anzeigen@studentenwerke.de Nachdruck und Wiedergabe von den mit Behinderung, ab 1983 Kulturarbeit, Redaktionsleitung: Stefan Grob (sg.), Es gilt die Anzeigenpreisliste vom Beiträgen aus dem DSW-Journal sind stefan.grob@studentenwerke.de 1. Januar 2021 nur mit ausdrücklicher Genehmigung ab 1984 der Bundeswettbewerb für Kunststu- Foto: Kay Herschelmann Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: der Redaktion erlaubt. Der Bezugspreis dierende und seit 1986 der Plakatwettbewerb Horst Bachmann, Armin Himmelrath, Marijke Lass, ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. für Design-Studierende. „Jede Hochschule Achim Meyer auf der Heyde, Rolf-Dieter Postlep, Christine Prußky, Dieter Schäferbarthold, hat drei Bühnen“, sagt Achim Meyer auf der Frank-Walter Steinmeier, Harald Welzer Heyde: „Forschung, Lehre und studentische Hinweis zum Datenschutz: Wir verwenden Ihre Daten auf dem Adressaufkleber ausschließlich dafür, Ihnen das DSW-Journal per Post zuzustellen. Wenn Sie das DSW-Journal nicht mehr erhalten möchten, schreiben Sie dies bitte in einer E-Mail an: dswjournal@studentenwerke.de Angelegenheiten.“ Letztere hätte lange ein DSW JOURNAL 4/202123
100 JAHRE DSW FRÜHER-HEUTE Von Masse zu Klasse MENSA HOCHSCHULGASTRONOMIE In den 1920er-Jahren ging es vor allem darum, kriegsheimkehrende Studierende mit einer warmen Mahlzeit am Tag satt zu bekommen. So ent- standen die ersten öffentlichen Studentenspeisungen. Dabei ging es noch nicht um Nährwerte. Das Thema kam, ebenso wie die Diskussion über finanzielle öffentliche Zuschüsse, in den 1960er-Jahren mit dem „Bochumer Mensaplan“ auf den Tisch. Heute können Studierende in mehr als 400 Mensen und rund 500 Cafeterien, Restaurants, Bistros und Kaffeebars der Studenten- und Studierendenwerke zwischen vielen verschie- denen Gerichten wählen: gesund, lecker und frisch – dazu campusnah; zu günstigen Preisen und in stilvoller Atmosphä- re. Die Hochschulgastronomie hat sich die Regionalität der Produkte, Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf ihre Fahnen geschrieben. Die gastronomische Versorgung der Studierenden hat sich in zehn Jahrzehnten sehr verändert: von 1932 in der Mensa des damaligen Studentenwerks Berlin in der Johannisstraße (links) bis heute in der Carl Zeiss Mensa in Jena des Studie- rendenwerks Thüringen (rechts). 24 DSW JOURNAL 4/2021
DSW JOURNAL 4/202125 100 JAHRE DSW Fotos: ullstein-bild | Kay Herschelmann
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